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Die zweite Tempelreinigung

Das Matthäusevangelium mit Roger Liebi, Teil 45/90
08.05.2022Matthäus 21,12-17
SERIE - Teil 45 / 90Das Matthäusevangelium mit Roger Liebi

Guten Tag, ich begrüße alle herzlich zu dieser Bibelklasse, Folge 46, über das Matthäusevangelium. Wir befinden uns in Matthäus 21 und kommen heute zu Vers 12.

Um den Zusammenhang besser zu verstehen, lesen wir jedoch in Matthäus 21 ab Vers 1. Die eigentliche Betrachtung beginnt dann mit Vers 12. Darf ich bitten?

Der Einzug Jesu in Jerusalem als Erfüllung der Prophetie

Und als sie sich Jerusalem näherten und nach Bethphage kamen, an den Ölberg, sandte Jesus zwei Jünger und sprach zu ihnen: „Geht hin in das Dorf, das euch gegenüberliegt. Dort werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr. Bindet sie los und führt sie zu mir.

Und wenn jemand etwas zu euch sagt, so sollt ihr antworten: ‚Der Herr braucht sie, und zugleich wird er sie wieder zurückschicken.‘“

Dies aber geschah, damit erfüllt würde, was durch den Propheten gesagt ist, der spricht: „Sagt der Tochter Zion, siehe, dein König kommt zu dir, sanftmütig und auf einer Eselin reitend, und zwar auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers.“

Als die Jünger hingegangen waren und getan hatten, wie Jesus ihnen aufgetragen hatte, brachten sie die Eselin und das Fohlen und legten ihre Kleider auf sie. Jesus setzte sich darauf.

Eine sehr große Volksmenge breitete ihre Kleider auf dem Weg aus, andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg.

Die Volksmengen, die vor ihm hergingen und nachfolgten, riefen und sprachen: „Hosanna dem Sohn Davids! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!“

Als er in Jerusalem einzog, kam die ganze Stadt in Bewegung und fragte: „Wer ist dieser?“

Die Volksmengen aber antworteten: „Dieser ist Jesus, der Prophet, der von Nazareth in Galiläa kommt.“

Jesu Reinigung des Tempels und Heilungen

Und Jesus trat in den Tempel ein und trieb alle hinaus, die im Tempel verkauften und kauften. Die Tische der Wechsler und die Sitze der Taubenverkäufer stieß er um.

Dann sprach er zu ihnen: „Es steht geschrieben: Mein Haus wird ein Bethaus genannt werden. Ihr aber macht es zu einer Räuberhöhle.“

Blinde und Lahme traten im Tempel zu ihm, und er heilte sie.

Als aber die Hohenpriester und die Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und die Kinder, die im Tempel schrien und sagten: „Hosanna dem Sohn Davids!“, wurden sie unwillig. Sie sprachen zu ihm: „Hörst du, was diese sagen?“

Jesus aber antwortete ihnen: „Ja, habt ihr nie gelesen: Aus dem Mund der Unmündigen und Zeuglinge hast du dir Lob bereitet?“

Dann verließ er sie, ging aus der Stadt hinaus nach Bethanien und übernachtete dort.

Das Gleichnis vom Feigenbaum und die Bedeutung des Glaubens

Des Morgens früh, als er in die Stadt zurückkehrte, hungerte ihn. Als er einen Feigenbaum am Weg sah, ging er auf ihn zu. Doch er fand an ihm nichts als nur Blätter.

Da sprach er zu ihm: „Nie mehr komme Frucht von dir in Ewigkeit!“ Und sogleich verdorrte der Feigenbaum.

Als die Jünger das sahen, verwunderten sie sich und sprachen: „Wie ist der Feigenbaum so gleich verdorrt?“

Jesus antwortete ihnen: „Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt, so werdet ihr nicht allein das mit dem Feigenbaum Geschehene tun. Wenn ihr auch zu diesem Berg sagt: ‚Hebe dich empor und wirf dich ins Meer!‘, so wird es geschehen.

Und alles, was immer ihr im Gebet glaubend begehrt, werdet ihr empfangen.“

Die Frage nach der Vollmacht Jesu

Und als Jesus in den Tempel kam und lehrte, traten die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes zu ihm und fragten: „In welcher Vollmacht tust du diese Dinge? Und wer hat dir diese Vollmacht gegeben?“

Jesus antwortete ihnen: „Auch ich will euch eine Frage stellen. Wenn ihr sie mir beantwortet, werde ich euch sagen, in welcher Vollmacht ich diese Dinge tue. Woher war die Taufe des Johannes? Vom Himmel oder von Menschen?“

Sie überlegten bei sich selbst und sagten: „Wenn wir sagen, vom Himmel, wird er fragen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt? Wenn wir aber sagen, von Menschen, müssen wir die Volksmenge fürchten, denn alle halten Johannes für einen Propheten.“

Daraufhin antworteten sie Jesus: „Wir wissen es nicht.“ Da sagte er zu ihnen: „So sage auch ich euch nicht, in welcher Vollmacht ich diese Dinge tue.“

Rückblick auf den Einzug Jesu und die prophetische Bedeutung

Wir haben beim letzten Mal den Einzug des Herrn Jesus nach Jerusalem betrachtet (Matthäus 21,1-11). Dabei haben wir gesehen, dass es ein ganz besonderer Tag war. Jesus trat hier als Fürst in Israel auf. Dieser Tag war in den Propheten sehr präzise angekündigt worden.

Zur Wiederholung: Zacharja 9,9 sagt, Jerusalem solle jauchzen: „Siehe, dein König kommt auf einem Esel reitend.“ Zugleich wurde die Prophetie aus Daniel 9 erfüllt. Dort heißt es, dass am 173.088. Tag nach dem Erlass zum Wiederaufbau Jerusalems der Messias als Fürst kommen sollte.

Wir haben diese Stelle bereits erwähnt und erläutert. Schlagen wir nun noch einmal Daniel 9 auf, die berühmte Prophetie über die Jahrwochen. Dort lesen wir in Daniel 9, Vers 25:

„So sollst du denn erkennen und verstehen: Von dem Zeitpunkt an, als das Wort erging, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis zu einem Gesalbten, einem Fürsten, sind es sieben Wochen, und 62 Wochen lang werden Platz und Stadtgraben wiederhergestellt und gebaut sein, und zwar in der Bedrängnis der Zeiten.“

Weiter heißt es: „Nach den 62 Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet werden und wird keine Hilfe finden. Und das Volk eines kommenden ...“

Herr, das reicht schon mal.

Die Bedeutung des Befehls zum Verstehen der Prophetie

Wir haben hier einen Befehl, den wir beim letzten Mal nicht betrachtet haben. Es handelt sich also nicht um eine Wiederholung. In Vers 25 steht der Befehl: "Wisse, verstehe". Dieser Befehl gilt auch uns. Die Dinge, die dort genannt werden, müssen wir wissen und begreifen.

Es wird ein Zeitpunkt angegeben, an dem die Zeitrechnung beginnt, und ein Zeitpunkt, an dem sie endet – vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen. In der gelesenen Version, die zwar Elberfelder war, aber aus dem Brockhaus stammt, lautet es etwas anders. Wenn man nochmals liest, heißt es nämlich: "von dem Zeitpunkt an, als das Wort erging, (in Klammern) Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen". Das reicht aus.

In dieser Version wird dargestellt, dass das Wort bereits ergangen ist. Im britischen Text steht das jedoch nicht so. Dort heißt es: „Min moza davar“ – vom Ausgehen des Wortes „Lehaschiv“, wieder aufzubauen, „Lehaschiv u Livnot“, also um wiederum aufzubauen. Da steht nichts davon, dass das schon geschehen ist. Es ist also der Moment gemeint, in dem ein Wort ausgeht, dass Jerusalem wieder gebaut werden soll.

Zur Zeit von Daniel 9 war das während der babylonischen Gefangenschaft. Ganz am Ende derselben war Jerusalem ein Steinhaufen, zerstört durch die babylonische Armee – eine Art Mariupol. Dann wird hier gesagt: Von dem Moment an, wo ein Erlass ausgehen wird, Jerusalem wieder aufzubauen, kann man rechnen.

Ich lese jetzt aus der Elberfelder Version, die auch die alte Ausgabe so hatte: „Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten, sind sieben Wochen und zweiundsechzig Wochen.“ Also vom Ausgehen des Wortes bis zum Kommen des Messias als Fürst liegen sieben und zweiundsechzig Wochen, also neunundsechzig Wochen.

In der sogenannten Mikra'ot Gedolot, einer Bibelausgabe in mehreren Bänden, findet man den hebräischen Text in großen Buchstaben, daneben die aramäische Übersetzung in kleineren Buchstaben und noch kleinere Kommentare berühmter alter Rabbiner sowie weitere Kommentare weniger bekannter Rabbiner. So entsteht eine ganze Bibliothek nebeneinander.

In jeder Rabbinerbibel steht dann im Kommentar: „Bei Wochen (Chavua) bedeutet Woche (Chavua) Jahre, also Wochen von Jahren.“ Jeder im Judentum weiß, dass es hier nicht um 62 Wochen zu je sieben Tagen geht, sondern um Jahrwochen. Eine Woche bedeutet sieben Jahre, nicht sieben Tage.

Deshalb kann man umrechnen: 7 und 62 Wochen bedeuten 69 mal sieben Jahre. Nun kommt noch etwas dazu: Die prophetischen Jahre der Bibel sind immer Jahre von 360 Tagen, nicht 365 Tagen. Das hängt damit zusammen, dass der biblische Kalender eine Mischung aus Mondjahr und Sonnenjahr ist.

Deshalb müssen immer wieder Schaltmonate eingefügt werden, damit das Mondjahr an das Sonnenjahr angepasst wird. Für die Prophetie ist das etwas kompliziert, weil nicht klar ist, nach welchem Schlüssel die Schaltmonate berechnet wurden. Denn das hat sich in der Geschichte geändert.

Gott gibt in den prophetischen Jahren grundsätzlich Jahre von 360 Tagen an.

Die prophetische Zeitspanne in der Offenbarung

Wir können kurz in der Offenbarung nachschauen. Dort geht es nämlich um die siebzigste Jahrwoche. Wir haben gerade von der 69. gesprochen, aber es gibt noch eine siebzigste, die für die Endzeit bestimmt ist. Diese wird in zwei Abschnitte von jeweils dreieinhalb Jahren eingeteilt.

Wenn wir nun in Offenbarung 11 nachsehen, wie darüber gesprochen wird, heißt es in Vers 2: „Und der Hof, der außerhalb des Tempels ist, lass aus und miss ihn nicht, denn er ist den Nationen gegeben worden, und sie werden die heilige Stadt zertreten zweiundvierzig Monate.“

In Vers 3 steht: „Und ich werde meinen zwei Zeugen Vollmacht geben, und sie werden zwölfhundertsechzig Tage weissagen, mit Sacktuch begleitet. Diese sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen.“

In Vers 2 wird also von den letzten dreieinhalb Jahren gesprochen, in denen der Tempel zertreten wird. Diese Periode umfasst zweiundvierzig Monate. Das sind 42 Monate, also dreieinhalb Jahre: zwölf, zwölf, zwölf plus sechs, ergibt 42.

Vers 3 beschreibt die ersten dreieinhalb Jahre, die mit 1260 Tagen gleichgesetzt werden. Heute braucht man dafür einen Taschenrechner, früher konnte man das noch anders berechnen. Wenn wir 1260 durch 3,5 teilen, erhalten wir 360. Das kann man zu Hause nachprüfen. Die 360 Tage entsprechen genau der Mitte zwischen Mond- und Sonnenjahr.

Das Mondjahr umfasst etwa 345 Tage, das Sonnenjahr etwa 365 Tage. Die Mitte davon sind 360 Tage. Zum Beispiel gibt es in Jeremia 25 eine Prophetie, dass die Herrschaftszeit von Babylon siebzig Jahre dauern sollte. Am Ende dieser Zeit würde Babylon von Gott gerichtet werden.

Diese Zeitspanne kann man tatsächlich berechnen. Die Babylonier hatten damals, zur Zeit Daniels, das assyrische Reich besiegt. Die Hauptstadt Ninive fiel 612 v. Chr., und es gab weitere Kriege bis 609 v. Chr. Ich habe vor Kurzem Belege gefunden, dass noch einige Kämpfe bis 608 v. Chr. stattfanden. Danach war das assyrische Weltreich vollständig durch das babylonische ersetzt.

Die Perser und Meder eroberten Babylon in der Nacht, als Belsazar am Ende seiner Party durch einen Schwertstreich getötet wurde. Das war im Herbst 539 v. Chr. Die Zeitspanne von 608 bis Herbst 539 umfasst genau siebzig Jahre, allerdings gerechnet mit 360 Tagen pro Jahr. Nur so ergibt die Rechnung Sinn.

In Jeremia heißt es übrigens nicht, dass die Juden siebzig Jahre in Babylon sein würden. Tatsächlich waren es nur siebenundsechzig Jahre, von 606 v. Chr., dem Zeitpunkt der Wegführung Daniels (Daniel 1,1), bis 539 v. Chr. In Jeremia wird die Herrschaftszeit Babylons über die Völker des Nahen Ostens mit siebzig Jahren angegeben. Diese siebzig Jahre sind ebenfalls auf 360-Tage-Jahre bezogen.

So haben wir auch in der Offenbarung die letzten sieben Jahre, bevor Jesus Christus als König und Richter der Welt kommen wird. Diese Periode umfasst sieben Jahre zu je 360 Tagen.

Daniel spricht hingegen über die 69 Jahrwochen, beginnend mit dem Ausgehen des Befehls, Jerusalem wiederherzustellen. Dies erfüllte sich in den Tagen Nehemias, im Jahr 445 v. Chr., als der persische König Artaxerxes Nehemia die Erlaubnis gab, ins Land zurückzukehren und Jerusalem wieder aufzubauen.

Dies wird im zwanzigsten Jahr von Artaxerxes’ Regierung angegeben, also 445 v. Chr., im Monat Nisan. Das entspricht bei uns März oder April, dem Passamonat.

Von diesem Zeitpunkt an gerechnet, 69 mal 7 mal 360 Tage, kommt man genau auf den Apriltag im Jahr 32 n. Chr., als Jesus Christus als Fürst und Messias nach Jerusalem einzog.

Die Bedeutung des Einzugs Jesu am 10. Nisan

Das ist eine Wiederholung. Letztes Mal habe ich noch die Stelle im Lukas-Evangelium angegeben, wo der Herr Jesus beim Einzug sagt: „Oh, hättest du doch Jerusalem an diesem deinem Tag erkannt, was zu deinem Heil dient.“ Er sagt also, dieser Tag war der Tag Jerusalems.

Ja, natürlich, denn es war der hundertdreißigtausendachtzigste Tag nach dem Erlass zum Wiederaufbau von Jerusalem, und dann kam der Messias als Fürst. So ist er eingeritten.

Wenn wir jetzt noch weiter darüber nachdenken, stellt sich die Frage: Warum heißt es dann sieben und zweiundsechzig Wochen? Warum steht nicht neunundsechzig Wochen?

Die Antwort ist: Wenn man es weiß, ist es einfach. Aber es ist so wie in der Mathematik. Wenn man jemandem stundenlang etwas erklärt, versteht er es manchmal erst ganz schnell. Plötzlich ist alles klar. Aber man muss lange erklären, und das ist hier genauso.

Es wird nämlich in Vers 25 am Schluss gesagt, dass Straßen und Gräben wiederhergestellt und gebaut werden, und zwar im Drangsal der Zeiten. Jerusalem – da gab es den Erlass, die Stadt wieder aufzubauen. Nehemia ging hin, baute zuerst die Stadtmauern auf, und dann wurden die Häuser und alles in der Stadt wieder aufgebaut. Das erstreckte sich über neunundvierzig Jahre.

Nach diesen sieben Jahrwochen war die Stadt wieder vollkommen. Die Zahl sieben ist ja die Zahl der Vollkommenheit, also hat sie symbolisch eine Bedeutung und auch eine wörtliche. Manche denken, symbolisch und wörtlich müsse immer das Gegenteil sein. Nein, es kann etwas wörtlich und symbolisch zugleich sein.

Die sieben Schöpfungstage sind auch wörtlich sieben Schöpfungstage gewesen, aber das bedeutet symbolisch, dass alles vollkommen erschaffen wurde. Am siebten Tag stand alles vollkommen da.

Und eben diese sieben Jahrwochen dienten dazu, die Stadt wiederherzustellen. Das sollte eine schwierige Zeit sein. Israel war damals ständig militärisch bedroht.

Im Anschluss kamen die 62 Jahrwochen. Lies dazu nochmals, nein, nicht nochmals, sondern den zweiten Vers 26: „Und nach den 62 Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet werden und wird keine Hilfe finden.“ Und „das Volk eines kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören, und sein Ende ist in einer Überflutung, und bis zum Ende ist Krieg, fest beschlossene Verwüstungen.“

Danke!

Die prophetische Abfolge von Wiederaufbau, Messias und Zerstörung

Es heißt, Straßen und Gräben werden wieder aufgebaut, und das geschieht während sieben Jahrwochen, also 49 Jahren. Dann kommt das Jahr 62, und es heißt, dass nach den 62 Wochen der Messias weggetan oder ausgerottet werden wird und nichts haben wird.

Übrigens mag sich jemand fragen, warum in meiner Übersetzung „der Messias“ steht, und auch schon in Vers 25 „bis auf den Messias, den Fürsten“. In der Übersetzung wurde „ein Fürst“ oder „ein Messias“ übersetzt. Im Hebräischen steht hier das Wort „Maschiach“, das der Titel für den verheißenden Erlöser ist. Aber ohne Artikel steht hier nicht „Ha Maschiach“, was „der Messias“ bedeutet.

Im Hebräischen ist es so, dass man manchmal „Maschiach“ mit Artikel und manchmal ohne Artikel verwendet. Im Englischen ist das genau gleich. Auf Deutsch sagen wir immer „der Messias“. Im Englischen sagt man zum Beispiel „When Messiah will enter Jerusalem“. Wir sagen nicht unbedingt „when the Messiah will enter“, sondern „when Messiah“, und es ist klar, dass der Messias Jesus gemeint ist. Von einer Sprache zur anderen ist der Gebrauch des Artikels nicht gleich, im Englischen ist er oft anders. Dort wird der Artikel oft nicht verwendet, während wir ihn im Deutschen verwenden müssten.

Deshalb steht hier „Maschiach Nagit“. Das ist nicht irgendein Gesalbter, sondern es ist, im Englischen würde man sagen, „Messiah, the Prince“. Es ist klar, wer Messiah ist, wer der Messias ist. Das Fehlen des Artikels bedeutet also nicht, dass es unbestimmt ist, sondern „Maschiach“ meint einfach den bekannten verheißenden Erlöser.

Wir haben gesehen, dass es heißt „bis auf den Messias, den Fürsten“ (Vers 25). Also 173 Tage, und an diesem Tag, von dem wir in Matthäus 21 gelesen haben, kam der Herr Jesus nach Jerusalem. Danach lesen wir in Vers 26: „Und nach den 62 Jahrwochen wird der Messias weggetan werden.“ Zuerst die sieben, dann die zweiundsechzig, und jetzt wird nicht gesagt, wie lange danach, einfach in der Folge.

Wenn wir Matthäus 21, 22, 23 usw. studieren, sehen wir, dass fünf Tage danach der Messias ausgerottet, weggetan wurde. Also sagt Daniel, dass der Messias als Fürst kommt, aber in der Folge ermordet wird.

Dann lesen wir noch: „Und nichts haben.“ Was heißt das? Im Hebräischen „we'en lo“, also „und nichts wird ihm sein“, ganz wörtlich: Er wird nichts haben. Er wird kein Friedensreich haben, kein Königreich, in dem er über die ganze Welt regiert, und die ganze Welt ihm unterworfen ist. Das ist sehr wichtig.

Wenn man mit orthodoxen Juden spricht, kommt oft das Argument, Jesus könne nicht der Messias gewesen sein. Warum? Sonst müsste es seit zweitausend Jahren Frieden geben. Aber wir haben bis heute Krieg. Ich habe einmal erklärt, dass, wenn es seit zweitausend Jahren Frieden gäbe, Jesus nicht der Messias sein könnte. Denn hier steht, er wird ermordet werden und nichts haben, also kein Friedensreich. Das muss so sein, sonst wäre er nicht der Messias, weil diese Prophezeiung sonst nicht erfüllt wäre.

Man kann das Argument also umdrehen. Ich habe erlebt, dass ein orthodoxer Jude dadurch überzeugt wurde, dass Jesus der Messias sein muss. Das ist fantastisch, diese Prophetie beweist wirklich, dass Jesus Christus der Messias ist.

Weiter heißt es: Der Messias wird weggetan, ausgerottet werden und nichts haben. Dann folgt: „Und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören.“ Es wird nicht gesagt, wie viel später, aber es ist klar, dass ein Volk kommen wird, das die Stadt Jerusalem zerstört. Das „und“ deutet auf ein Ereignis in der Folge hin.

Also wird ein Volk kommen, das die Stadt und das Heiligtum zerstört. Die Prophetie sagt, dass vom Ausgehen des Wortes an Jerusalem wieder aufgebaut wird, also aus dem Zustand eines zerstörten Ortes wie Mariupol erhoben wird, um dann zu warten, bis der Messias kommt und die Stadt besucht.

Danach soll ein Volk kommen und alles dem Erdboden gleichmachen: die Stadt und das Heiligtum. Genau das geschah nach der Kreuzigung. Im Jahr 70 kamen die Römer, zerstörten Jerusalem und den zweiten Tempel. Er wurde bis heute nicht wieder aufgebaut.

Diese dramatische Abfolge zeigt den Zusammenhang: Die Ermordung des Messias, dass er weggetan wird, führt zum Untergang Jerusalems und des Tempels. Es gibt einen ganz direkten Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen.

Die Bedeutung des Palmsonntags und der Palmenwedel

Und wenn man das so vor Augen hat, wird Palmsonntag zu etwas ganz Besonderem. Am zehnten Nissan, also fünf Tage vor der Kreuzigung, kam der Herr Jesus nach Jerusalem. Wir haben beim letzten Mal gesehen, dass dies gerade vor dem Passafest geschah. Doch die Volksmenge tat etwas ganz Ungewöhnliches.

Was hat die Volksmenge gemacht? Das ist die entscheidende Frage. Was haben wir gelesen? Die Menschen breiteten Kleider aus und streuten Zweige von den Bäumen auf den Weg. In den Parallelstellen erfährt man sogar, dass es sich insbesondere um Palmenwedel handelte.

Das ist nicht typisch für das Passafest. Palmenwedel verwendet man normalerweise am Laubhüttenfest, also Sukkot, das im Herbst gefeiert wird, nicht am Passafest im Frühjahr.

Ganz wichtig ist: Das Laubhüttenfest weist auf das tausendjährige Friedensreich hin. Darum steht in Sacharja 14, wenn beschrieben wird, dass der Messias in Macht und Herrlichkeit als Richter der Welt auf dem Ölberg stehen wird und König sein wird, dann heißt es, dass alle Völker, die dann noch überleben, jedes Jahr zum Laubhüttenfest nach Jerusalem kommen müssen.

Warum? Das machen wir heute nicht, natürlich nicht, denn wir sind nicht im tausendjährigen Reich. Aber im tausendjährigen Reich wird es so sein, dass nicht nur Israel, sondern auch die Völker das Laubhüttenfest feiern. Sie kommen nach Jerusalem, weil das Laubhüttenfest immer ein Hinweis auf den König war, der einmal kommen wird, um zu regieren.

Und da kam der König nach Jerusalem. Sie nahmen die Palmenwedel, obwohl es nicht Laubhüttenfest war, sondern Passafest. Er sollte als das Lamm Gottes nach Jerusalem kommen.

Das Passalamm und die Bedeutung des 10. Nisan

Sonntag, 10. Nisan – das ist genau vier Tage vor dem Tag, an dem das Passalamm geschlachtet werden musste. Schauen wir uns dazu 2. Mose 12 an, wo das erste Passa beschrieben wird. Gott sagt in 2. Mose 12, Verse 1 bis 6:

„Und der Herr sprach zu Mose und Aaron im Land Ägypten: Dieser Monat soll für euch der Anfangsmonat sein, er sei der erste von den Monaten des Jahres. Redet zur ganzen Gemeinde Israel und sagt: Am zehnten dieses Monats nehmt euch jeder ein Lamm für ein Vaterhaus, je ein Lamm für das Haus. Wenn aber das Haus für ein Lamm nicht zahlreich genug ist, dann nehme er es mit seinem Nachbarn, der sein Haus am nächsten wohnt, nach der Zahl der Seelen. Nach dem Maß dessen, was jeder isst, sollt ihr es auf das Lamm anrechnen. Ein Lamm ohne Fehler, ein männliches Einjähriges soll es für euch sein, von den Schafen oder von den Ziegen sollt ihr es nehmen. Und ihr sollt es bis zum vierzehnten Tag dieses Monats aufbewahren. Dann soll es die ganze Versammlung der Gemeinde Israel zwischen den zwei Abenden schlachten.“

Jawohl, und dann, wie gesagt, sollen sie das Blut des Lammes an die Pfosten und an den Türsturz tun.

Am zehnten Nisan wurde das Passalamm in Verwahrung genommen. Ganz Israel nahm das Passalamm in die Häuser. Das war eine Zeit, in der die Kinder mit dem Lamm zu Hause spielen durften. Man muss sich vorstellen: Ein Lamm im Wohnzimmer! Die Kinder hatten große Freude daran, und es entstand eine emotionale Beziehung zu diesem wunderbaren Tier.

Aber dann, am 14. Nisan, musste der Vater das Lamm schlachten. Das war für die Kinder ganz schlimm. Doch sie mussten lernen, wie schlimm es ist, wenn der Messias kommen sollte und für unsere Sünden geschlachtet werden müsste, sein Blut geben sollte.

Nun sehen wir: Am 10. Nisan kommt der Herr Jesus nach Jerusalem, als Fürst gefeiert. Das Lamm wird in Verwahrung genommen, um dann schließlich vor den Toren Jerusalems als Passalamm zu sterben.

Diese Bedeutung muss man vor Augen haben: Genau an diesem Tag musste dieser Einzug geschehen – eben vier Tage vor dem Schlachten der Passalämmer, am 138.088. Tag nach dem Erlass, Jerusalem wieder aufzubauen. Und es musste an einem Sonntag geschehen.

Die Bedeutung des Sonntags in der biblischen Schöpfungsgeschichte

Warum? Ich habe ja letztes Mal aus dem Talmud vorgelesen, diesen kurzen Abschnitt aus dem Traktat Tamid, in dem erzählt wird, welche Psalmen im Tempel jeweils an welchem Wochentag gesungen wurden. Das war die Wiederholung vom letzten Mal.

Wir haben gesehen, dass am Sonntag immer Psalm 24 gesungen wurde, am Montag Psalm 48 und so weiter. Es sind ganz bestimmte Psalmen, die für die Wochentage festgelegt sind. Letztes Mal haben wir Psalm 24 gelesen, und dort heißt es: „Wer ist dieser König der Herrlichkeit?“

Weiter heißt es: „Ihr Tore Jerusalems, hebt eure Häupter, das Einziehen des Königs der Herrlichkeit!“ Und die Antwort lautet: „Wer ist dieser König der Herrlichkeit? Der Herr der Heerscharen, er ist der König der Herrlichkeit!“

Genau an diesem Sonntag wurde, wie an jedem Sonntag, gesungen: „Erhebt eure Häupter, ihr Tore, ihr alten Tore von Jerusalem, damit der König einziehe!“ Und das ist genau so geschehen. Das ist sensationell, diese Übereinstimmung, nicht wahr?

Was man auch im Judentum bis zur Zerstörung des Tempels gemacht hat, war ganz normal: Man hat in den Synagogen im Land immer an jedem Wochentag die Abschnitte der Schöpfungstage gelesen.

Also, an diesem Sonntag, dem 10. Nisan, wurde 1. Mose ab Vers 1 gelesen. Können wir aufschlagen? Wir lesen 1. Mose 1,1-5.

Die Schöpfung und das Licht als Symbol für Jesus

Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag über der Tiefe. Der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Dann sprach Gott: „Es werde Licht!“ Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Er schied das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag, die Finsternis aber Nacht. Es wurde Abend, und es wurde Morgen – der erste Tag.

So beginnt die Bibel also mit dem Sonntag. Viele Menschen haben eine innere Abneigung gegen den Sonntag. Wenn man im Internet sucht, findet man zahlreiche Seiten, auf denen diese Aversion gegen den Sonntag und den Gottesdienst am Sonntag zum Ausdruck kommt. Dabei ist der Sonntag der Beginn der Bibel.

Am Sonntag hat Gott die Welt erschaffen. In der Bibel steht natürlich nicht „Sonntag“, sondern „Yom Rishon“ oder „Yom Echad“, was „erster Tag“ bedeutet. Wie sagt man eigentlich Sonntagsschule auf Hebräisch? Sonntag heißt „Yom Rishon“. Die Sonntagsschule heißt „Bet Sefer Yom Rishon“, also „Haus des Buchs des ersten Tages“. Ja, Yom Rishon ist der Sonntag, und damit beginnt die Bibel.

In Vers 2 wird die Erde beschrieben: Sie ist von Finsternis umhüllt, die Tiefe ist dunkel, und Unruhe liegt über der Tiefe. Das hebräische Wort „Tehom“ bezeichnet, wie die Elberfelder Bibel in der Fußnote anmerkt, eine tiefe, rauschende Wassermenge. Die Erde ist also in Finsternis gehüllt und von Unruhe geprägt.

Dann spricht Gott: „Jehi Or“, es werde Licht, „Vayehi Or“, und es ward Licht. Das Licht dringt in die Dunkelheit hinein.

Der Herr Jesus kam vom Ölberg, der in Jerusalem liegt. In welcher Himmelsrichtung? Im Osten. Wer die Karte nicht kennt, erfährt es aus der Bibel. In Sacharja 14 heißt es, dass der Herr auf dem Ölberg kommen wird. Der Ölberg liegt im Osten Jerusalems, dort, wo jeden Tag die Sonne über dem Horizont aufgeht.

Dort kam der Herr Jesus, das Licht der Welt. Er sagt in Johannes 8,12: „Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln.“ Das Licht kommt also vom Ölberg in die Dunkelheit Jerusalems.

Natürlich jubelte die Menge an jenem Tag begeistert. Doch fünf Tage später stand eine Volksmenge vor Pilatus und rief: „Er soll gekreuzigt werden! Er soll gekreuzigt werden!“ Die Stadt war von Unruhe erfüllt, und die Führung in Jerusalem hatte bereits beschlossen: Dieser Mann muss weg. Das ist die Dunkelheit Jerusalems, und dennoch kommt Jesus als das Licht der Welt genau am ersten Tag hinein.

Die Evangelien und die Bedeutung der Leidenswoche

Und das Wunderbare ist: Ich habe beim letzten Mal schon gesagt, dass die Evangelien 30 Prozent ihres Textes nur für diese eine Woche verwenden. Das heißt also, der totale Fokus der Evangelien liegt in der letzten Woche, der Leidenswoche ab Palmsonntag. Die Evangelien beschreiben jeden Tag: Sonntag, dann Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Schabbat und schließlich den ersten Tag der Woche, an dem der Herr Jesus auch verstanden wird.

Jedes Mal passt das, was an dem jeweiligen Tag geschehen ist, genau zum Tagespsalm. Nicht nur einmal, wie bei Psalm 24, als Zufallstreffer, sondern auch später am Montag mit Psalm 48 – genau so. Die Psalmen stimmen immer genau mit dem Geschehen überein. Wie ich gesagt habe, wurde in der Synagoge am Montag der Abschnitt mit dem zweiten Schöpfungstag gelesen. Das passt genau zum Montag in der Passionswoche. Und der dritte Tag passt genau zum dritten Tag in der Passionswoche.

Darum ist es ganz wichtig, die Evangelien genau zu lesen und die chronologische Reihenfolge der Tage genau zu beachten. Das wird oft nicht gemacht. Es gibt Leute, die sagen: „Ach was, ihr glaubt doch an Karfreitag, das ist doch eine Erfindung der katholischen Kirche. Jesus Christus ist nicht an Karfreitag gestorben.“ Denn dann wären es ja nicht dreimal vierundzwanzig Stunden – von Karfreitag über den Sabbat bis zum ersten Tag der Woche, dem Tag der Auferstehung.

Diese Leute sagen, die Chronologie müsse ganz anders gesehen werden. Sie machen alles kaputt. Die ganze Ordnung mit den Tagespsalmen und den Schöpfungstagen wird zerstört, und sie gehen einfach über den Bibeltext hinweg.

Die Tempelreinigung am Montag und die Methode der unbestimmten Zeitangabe

Jetzt haben wir doch ab Vers zwölf gelesen, Matthäus 21,12. Nochmals, nur Vers zwölf: „Und Jesus trat in den Tempel ein und trieb alle hinaus, die im Tempel verkauften und kauften.“

Wann ist das geschehen? An welchem Tag? Montag? Aber da steht ja nichts. Es heißt einfach, dass der Herr nach Jerusalem eingezogen ist (Verse 1 bis 11), und dann heißt es: „Und Jesus trat in den Tempel.“

Markus, Markus 11. Es ist eben so, wir haben vier Evangelien, und zwei Evangelien haben das besondere Anliegen, die Dinge in der zeitlichen Reihenfolge darzustellen. Zwei Evangelien sind grundsätzlich in zeitlicher Reihenfolge, in dem Sinn, dass die Geburt Jesu zum Beispiel am Anfang steht und die Passion am Schluss.

Natürlich, aber oft werden die Erzählungen nach inhaltlichen Kriterien geordnet, um so einen inhaltlichen Zusammenhang herzustellen. Markus und Johannes sind ganz wichtig für die Chronologie, für die genaue Abfolge der Zeit. Matthäus und Lukas hingegen haben oft die Themen thematisch zusammengestellt, ohne unbedingt eine spezifische Zeitangabe zu machen.

Was wir hier haben in Vers 12 – und das ist sehr wichtig, das muss man sich merken – ist die Methode der unbestimmten Zeitangabe. Die Methode der unbestimmten Zeitangabe ist ganz wichtig, auch später für die Auferstehungsberichte.

Es gibt Leute, die sagen: „Ich habe versucht, die Auferstehungsberichte der Evangelien zusammenzubringen. Geht überhaupt nicht! Unmöglich, die Bibel ist falsch!“ Als ich ein Kantonsschüler war, war ich in der Bibelgruppe, und dann sagte ein Physiklehrer, der da war: „Ich habe versucht, die Auferstehungsberichte zusammenzubringen, und es ist mir nicht gelungen.“ Aber er hat schon zum Ausdruck gebracht, dass man das zusammenbringen können müsse. Er bringt es aber nicht zusammen.

Da bin ich zu ihm gegangen und habe gesagt, ich könne ihm die Zusammenstellung geben. Die hat er nicht selbst erfunden. Kaupp hatte das schon in einem Buch „Biblische Fragen“, einem alten Buch, wunderbar behandelt. Das war übrigens ein Bäcker, kein Physiker. Er hat selbst Hebräisch und Griechisch gelernt, und zwar so: Er ging mit dem Kinderwagen spazieren – das gehört sich für seinen Vater, der helfen muss – und hat dabei ein Lehrbuch gelernt.

Solche Leute sind fantastisch, die das Wort Gottes lieben, und die können Erkenntnis haben. Das hat wenigstens ein Intellektueller nicht. Ja, und dann habe ich ihm das so sagen können. Es gibt noch mehr Literatur. Es geht zusammen, aber unter anderem ist ganz wichtig, dass man wissen muss: Es gibt die Methode der unbestimmten Zeitangabe. In gewissen Evangelien wird also nicht genau spezifiziert, wie das zeitlich genau ist, anderswo aber schon. Dann muss man alles zusammennehmen. Schluss! Passt alles zusammen wie ein Puzzle. Wunderbar!

Also hier betont Matthäus eben, der König kommt, und er macht Ordnung in Jerusalem. Aber die Betonung liegt nicht darauf, wann das genau war. Peter hat uns gesagt, wir müssen Markus aufschlagen. Und zwar Markus 11, Verse 1 bis 11. Dort haben wir den Einzug des Herrn Jesus nach Jerusalem, die genaue Parallelstelle. Dort dürfen wir hören, in den Versen 10 und 11, dass die Leute rufen: „Gepriesen sei das kommende Reich unseres Vaters David! Hosanna in der Höhe!“ Und er zog in Jerusalem ein, in den Tempel.

Als er über alles umhergeblickt hatte, ging er, da es schon spät war, mit den Zwölfen nach Bethanien hinaus. Ah, es war zu spät für die Tempelreinigung, keine Zeit mehr. Der Tempel wurde bald geschlossen. Nachts konnte man nicht mehr den Tempel besuchen. Es wurde alles geschlossen, und die Wächter mussten ihre Plätze an den Toren einnehmen.

Der Herr Jesus ging also nach diesem Einzug in den Tempel und schaute ihn nochmals an. Er liebte den Tempel. Er nennt ihn ja bei der ersten Tempelreinigung in Johannes 2 „das Haus meines Vaters“: „Macht das Haus meines Vaters nicht zu einem Kaufhaus.“ Er liebte den Tempel.

Da sehen wir, er ging in den Tempel, und als er über alles umhergeblickt hatte, ging er nochmals die verschiedenen Gebäude ab: König der Säulenhalle, das Tempelhaus, das mit Gold überzogen war, die Säulenhalle Salomos, das Tor der Erstgeborenen, das Wassertor und das Tor des Feuerherz, dort, wo die Priester schliefen – all die Gebäude schaute er sich an. Dann ging er.

Er hat gesehen: Das geht nicht, der Tempel ist unrein, Jerusalem ist in Finsternis gehüllt. Aber dann geht er nach Bethanien, in das Haus von Lazarus, Maria und Martha. Dort war er willkommen, dort war die Tür offen für ihn.

Und dann sagt eben Vers zwölf: „Und als sie am folgenden Tag von Bethanien weggegangen waren, hungerte ihn.“ Jawohl, und dann kommt das mit dem Feigenbaum.

In Vers fünfzehn heißt es: „Und sie kommen nach Jerusalem, und er trat in den Tempel und begann, die hinauszutreiben, die im Tempel verkauften und kauften, und die Tische der Wechsler und die Sitze der Taubenverkäufer stieß er um.“

Danke, jetzt ist klar: Das war am nächsten Tag, am Montag. Das wird uns nach der Pause hilfreich sein, um weiterzugehen.

Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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