Einst kam ein reicher, sehr angesehener und einflussreicher Mann zu Jesus. Er stellte ihm in ehrerbietiger Weise eine wichtige Frage: Was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?
Jesus antwortete ihm und sagte, dass er die Gebote halten solle. Dabei nannte er einige der Gebote. Der junge Mann erwiderte ernsthaft, dass er alle diese Gebote von Jugend an gehalten habe.
Dann sah Jesus ihn an und forderte ihn heraus. Er fragte konkret: Wie steht es mit dem ersten Gebot, „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“? Dabei sagte er: Gib deinen ganzen Reichtum weg und komm, folge mir nach.
Der reiche Jüngling war überführt. Er konnte diesen Götzen nicht loslassen und ging deshalb traurig davon.
Die Jünger waren schockiert. Sie fragten: Wer kann denn überhaupt gerettet werden, wenn so ein ehrwürdiger und guter junger Mann nicht gerettet werden kann?
Jesu Antwort darauf war zugleich desillusionierend und doch sehr hoffnungsfroh. Er sagte: Bei den Menschen ist es unmöglich. Aber nicht bei Gott, denn bei Gott sind alle Dinge möglich.
Nun, wenn man das hört, stellt sich die Frage: Wozu dann die Gebote, wozu die zehn Gebote, wenn sie uns doch nicht retten können und wir letztendlich doch kapitulieren müssen?
In unserer Predigtserie durch das zweite Buch Mose kommen wir heute zu den zehn Geboten. Wir betrachten Exodus, das zweite Buch Mose, Kapitel 20. Dort sehen wir, dass Gott, nachdem er sich in Kapitel 19 – wie wir letzte Woche gesehen haben – in seiner ganzen Heiligkeit offenbart hatte, nun seinem Volk sein heiliges Wort, ja die heiligen Gebote, offenbart.
Wir lesen diesen Text und sehen dabei in den ersten siebzehn Versen die zehn Gebote. Anschließend wollen wir betrachten, wie das ganze Volk in den Versen 18 bis 21 auf das Geben der Gebote reagiert. Schließlich wird in den Versen 22 bis 26 kurz gezeigt, wie diese Gebote weiter ausgeführt werden. Darauf werden wir nur ganz kurz eingehen, denn das wird Gegenstand der Predigten der nächsten Wochen sein.
Das sind die drei Punkte bei der Textbetrachtung. Ein vierter Punkt ist jedoch ganz wichtig: Wir wollen schließlich darüber nachdenken, was das alles mit uns hier und heute zu tun hat. Gottes Wort nimmt für sich selbst in Anspruch, dass es geschrieben ist – ja, dass alles geschrieben ist, damit wir zum Glauben an Jesus Christus finden und auch zugerüstet sind, um so zu leben, wie es Gott gefällt, und zu jedem guten Werk ausgerüstet zu sein.
So möchte ich für uns beten, dass wir nicht nur einen Text betrachten, der zu den Menschen damals sprach, sondern dass diese Worte wirklich zu uns hier und heute sprechen.
Himmlischer Vater, das ist unser Gebet: Dass dein Wort heute Morgen zu uns sprechen möge, dass du uns dein Wort aufschließt, damit wir erkennen, was du damals vor langer Zeit deinem Volk Israel gesagt hast und auch, was das mit uns hier und heute zu tun hat. Mach unsere Herzen bereit, damit schon unser Hören auf dein Wort und deine Gebote und dann das Leben danach ein Akt der Anbetung sein möge. Das bitten wir durch Jesus Christus, unseren Retter und Herrn. Amen.
Zu Beginn, in den ersten siebzehn Versen, sehen wir die zehn Gebote oder anders ausgedrückt, die zehn Worte, die Gott spricht. Im weiteren Verlauf werden diese häufiger als die zehn Gebote beschrieben denn als die zehn Worte.
Die zehn Gebote beginnen mit einer kurzen Einführung. Diese erinnert an das, was wir letzte Woche betrachtet haben: Gott sagt seinem Volk zunächst deutlich, wer er ist und was er für sie getan hat. Das zeigt sich in den ersten beiden Versen, wo es heißt: „Und Gott redete alle diese Worte: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt hat.“
Der Herr, Gott, tut hier gleich zu Beginn zwei Dinge. Erstens identifiziert er sich selbst noch einmal als den Großen „Ich bin“ oder „Ich werde sein“. Zweitens macht er deutlich, dass er ein Rettergott ist – er hat das Volk bereits gerettet.
Es ist sehr wichtig, dass wir das erkennen. Wie wir bereits in der Einführung gehört haben, sind die zehn Gebote nicht gegeben worden, damit das Volk Israel durch das Halten der Gebote gerettet wird. Hätten sie das bewirken sollen, dann hätten die zehn Gebote schon gegeben werden müssen, als Mose das erste Mal von Gott hörte – an diesem Berg, am Berg Sinai, in Kapitel 3 –, bevor er nach Ägypten ging, um das Volk zu retten.
Doch nein, Gott hatte Mose beauftragt, das Volk zu retten. Er hatte große Wunder getan, um die Rettung zu ermöglichen. Das Volk war von Gott bereits gerettet worden. Gott hatte dieses Volk als sein Eigentum benannt. Jetzt gibt er seinem angenommenen und geretteten Volk seine Gebote.
Bevor wir uns die Gebote im Detail anschauen, möchte ich drei kurze Hinweise zur Gesamtstruktur geben. Ich denke, diese sind weitestgehend bekannt, sage sie aber sicherheitshalber trotzdem.
Die zehn Gebote lassen sich relativ leicht in zwei Teile aufteilen. Die ersten vier Gebote regeln die Beziehung von Gott zu den Menschen, also wie wir Menschen vor Gott und mit Gott leben sollen. Die Gebote fünf bis zehn beschreiben dagegen, wie Menschen im Miteinander leben sollen und was Gott dabei gefällt. Das ist der erste Punkt, den wir bedenken sollten.
Der zweite Punkt betrifft die Formulierung der Gebote. Für viele klingen sie oft sehr negativ. Immer wieder wird gefragt, warum die Gebote überwiegend in Negativform formuliert sind, also was wir nicht dürfen oder nicht sollen. Warum könnte man das nicht positiv ausdrücken? Manche erklären das damit, dass es einfacher und kürzer ist, zu sagen, was nicht erlaubt ist, anstatt genau zu beschreiben, was man tun sollte. Das habe ich bei vielen Kommentatoren gelesen, aber wirklich überzeugt hat mich diese Erklärung nicht.
Jesus fasst die zehn Gebote später kürzer und positiv zusammen. Er sagt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften.“ Und dann das andere: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Das ist sehr positiv und kurz. Es geht also durchaus positiv und knapp.
Ich glaube aber, dass die Negativformulierung der Gebote uns hilft, klarer zu erkennen, wo wir die Gesetze brechen. Sie zeigt uns deutlicher auf, was wir nicht tun sollen. Das ist der zweite Punkt, den wir bedenken sollten.
Der dritte Punkt ist, dass diese Gebote nicht nur Handlungen ansprechen, also Dinge, die wir nicht tun oder tun sollten. Tatsächlich beginnen und enden die zehn Gebote jeweils mit einem Gebot, das sehr stark unser Inneres anspricht – unsere Gedanken und unser Herz.
Es geht darum, dass wir keine anderen Götter haben sollen. Das ist eine Frage des Herzens, eine Frage der inneren Einstellung. Und es endet damit, dass wir nicht begehren sollen. Auch das ist etwas, das sehr klar im Herzen verankert ist.
Wir werden also sehen, dass das erste und das letzte Gebot sich mit unserem Herzen und unseren Gedanken beschäftigen. Es gibt Gebote, die sich auf unsere Worte beziehen. Konkret sind das zwei Gebote: den Namen des Herrn nicht missbrauchen, dabei geht es um das Sprechen, und das Gebot, nicht falsch Zeugnis zu reden, auch das betrifft unsere Worte.
Die übrigen Gebote sprechen dann konkrete Handlungen an.
Damit kommen wir nun zum ersten Gebot.
Das erste Gebot in Vers drei lautet: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Mit anderen Worten: Gott duldet keine Konkurrenz. Er ist Gott und sonst niemand. Niemand steht neben ihm, alles andere steht unter ihm. Er ist der Gott über allen Dingen.
Das musste Israel gesagt werden, denn sie lebten unter Völkern, in denen es viele Götter gab. Das war ganz normal – viel Götterei. Die Gefahr bestand darin, dass man diesen einen Gott einfach mit dazu nahm und sagte: „Klar, der ist auch irgendwie cool, dann nehmen wir den, und dann haben wir noch ein paar andere.“ Oder man hatte diesen einen Gott, und wenn man zu anderen Völkern kam, sagten diese: „Wir haben noch viele andere Götter.“ Dann meinte man vielleicht: „Na gut, lasst uns zusammentun. Wir behalten unseren Gott und nehmt euren mit dazu, und ihr nehmt unseren mit dazu, dann sind wir uns einig.“ Das war die große Gefahr.
Diese Gefahr ist sehr real – bis zum heutigen Tag. Es wirkt extrem intolerant und rechthaberisch zu sagen: Nein, nur unser Gott ist der eine wahre Gott, alle anderen sind es nicht. Deshalb war die Versuchung damals groß und ist wahrscheinlich auch heute noch groß, einfach nonchalant zu sagen: „Na ja, jeder hat so seinen Gott“ oder „Wir können uns doch darauf einigen, dass alle Götter irgendwie gut sind.“ Viele Wege führen nach Rom und wahrscheinlich auch in den Himmel.
Gott sagt jedoch: Nein, positionier dich. Ich bin der einzig wahre Gott.
Im zweiten Gebot knüpft Gott direkt daran an. Er sagt nicht nur, dass er der eine wahre Gott ist, der angebetet werden will und exklusiv angebetet werden sollte. Er erklärt auch, wie er angebetet werden will.
Darum geht es in dem Abschnitt ab Vers vier: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht, denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen. Aber Barmherzigkeit erweise ich an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.“
Bei diesem Bildergebot stecken zwei Teile drin. Zum einen ist es eine Fortführung des ersten Gebots: keine anderen Götter, auch keine, die man aus irgendetwas macht. Zum anderen besteht die Gefahr, dass man sich Bilder von Gott macht – also Vorstellungen von ihm mit Dingen, die geschaffen sind.
Es geht hier wohl weniger darum, dass wir kein Bild von Jesus in der Kinderbibel haben sollen. Das ist nicht das Thema. Worum es geht, ist, dass wir keine Bilder oder Abbilder von Objekten zu einem Objekt der Anbetung machen sollen.
Manchmal machen sich Menschen erst einmal Bilder von etwas, um eine Hilfe darin zu haben, Gott anzubeten. Das kennen wir aus bestimmten Zweigen der christlichen Tradition. Dort macht man sich Bildnisse und betet diese nicht direkt an, sondern eigentlich Gott durch sie. Doch die Gefahr ist, dass man letztendlich diese Dinge anbetet.
Diese Dinge können uns nicht helfen. Gott sagt: Nein, betet nur mich an. Macht euch keine Bilder. Ich bin das Objekt der Anbetung, und ich bin ein unsichtbarer Gott. Betet mich an.
Und dann, ab Vers sieben, lesen wir das dritte Gebot: Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen, denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.
Nun, ich habe in der letzten Woche ein bisschen Tennis gespielt. Auf dem Nebenplatz stand ein Herr, der nicht seinen besten Tag auf dem Tennisplatz hatte. Das war nicht mein Gegner, sondern jemand auf dem Nebenplatz. Die, die gegen mich spielen, haben oft ziemlich gute Tage in letzter Zeit. Dieser Herr verschlug einfache Bälle, und irgendwann hörte ich, wie er rief: „Mein Gott, mein Gott!“
Ich dachte für einen Moment, ich könnte ihm sagen, ich weiß, wie das weitergeht. Habe ich aber nicht getan. Ich merkte, das ist wahrscheinlich nicht der richtige Moment, um zu evangelisieren.
Nun, ich glaube, das, was er getan hat, war nicht zwingend das, was das dritte Gebot meint. Wenngleich ich uns raten würde, den Namen Gottes auch so nicht zu benutzen, geht es hier darum, dass die, die Gott kennen – und er kannte Gott –, seinen Namen nicht instrumentalisieren, nicht missbrauchen sollen.
Das kann zum Beispiel geschehen, wenn Menschen einem Versprechen, das sie geben, besonderes Gewicht verleihen wollen, indem sie im Namen Gottes schwören: „Ich schwöre bei Gott.“ Damit instrumentalisiert man Gott. Man meint nämlich, dass Gott dem, was man selber sagt, Gewicht verleiht. Man bringt sich in eine bessere Position.
Die große Gefahr dabei ist erstens, dass Gott nicht instrumentalisiert werden darf. Gott ist Gott und nicht irgendwie ein Hilfsmittel, das wir heranziehen. Zum anderen besteht die Gefahr, dass wir letztendlich das, was wir versprechen, doch nicht halten können, weil wir oft viel weniger vermögen, als wir meinen zu können.
Dann haben wir dem Namen Gottes keine Ehre gemacht. Wir haben seinen Namen nicht nur missbraucht, wir haben letztendlich dafür gesorgt, dass sein Ansehen leidet. Und das duldet Gott nicht. Wir sollen seinen Namen nicht missbrauchen.
Schließlich kommen wir zur ersten Tafel des Gesetzes, wie es manchmal genannt wird, also zur Beziehung Gott-Mensch. Das vierte Gebot ist sicherlich das schwierigste, gerade in der Anwendung für uns heute. Dazu sage ich später noch ein paar Worte.
Ab Vers 8 lesen wir das Sabbatgebot: Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun, aber am siebenten Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Du sollst keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt.
Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darin ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn.
Ja, also erst einmal eigentlich relativ klar: Das Volk Israel soll sechs Tage lang arbeiten. Eine Vier-Tage-Woche war damals noch kein Thema. Sechs Tage arbeiten und dann einen Tag ganz Gott widmen.
Darum ging es nicht nur einfach um Ruhe. Es ist der Sabbat des Herrn. Aber ja, es ist auch ein Tag für den Menschen. Der Mensch soll Ruhe finden. Der Mensch sehnt sich nach Ruhe, er braucht Ruhe. Und Gott sagt: Dieser siebte Tag ist für euch, um Ruhe zu finden – und zwar bei mir, am Sabbat des Herrn.
Wir sehen hier also schon: Diese Gebote sind nicht einfach irgendwelche Gebote. Sie sind Gebote, die von einem guten Gott seinem Volk gegeben sind, um ihm Gutes zu tun.
Wir werden hingewiesen auf den einen Gott, der wirklich helfen kann, damit wir uns nicht verrennen bei anderen Göttern, die uns nicht helfen können. Uns wird gesagt, dass wir diesen siebten Tag heiligen sollen, und es ist gut für uns.
Alles, was Gott uns sagt, ist gut.
Das sehen wir auch in den Geboten fünf bis zehn, in denen es nun um das Miteinander unter den Menschen geht. Dabei beginnt es mit der guten Ordnung in der Familie.
Es ist interessant, dass als fünftes Gebot nun „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebst in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, geben wird“ steht. Wir haben über dieses Gebot vor kurzem in einer ganzen Predigt nachgedacht, als wir im Epheserbrief, Kapitel 6, Verse 1-4, waren. Dort greift Paulus genau dieses Gebot auf und wendet es auf die Gemeinde an.
Deshalb werde ich hier nicht viel dazu sagen, aber ich hoffe, euch Jugendlichen ist klar, dass ihr hier zuallererst angesprochen werdet. Es geht darum, die Ordnung, die Gott gegeben hat, zu achten: Vater und Mutter zu ehren, und darauf liegt Segen. Es ist auch gut, denn so funktioniert Gesellschaft. Wenn Jugendliche, wenn junge Menschen zu Hause die Eltern respektieren und sich unterordnen, ist das förderlich.
Doch hier erkennen wir auch – anders als in Epheser 6, wo es wirklich nur um die Kinder und Jugendlichen geht –, dass dieses Gebot sicherlich nicht aufhört, wenn wir aus dem Elternhaus ausziehen. Auch diejenigen unter uns, die Eltern haben, die vielleicht etwas älter geworden sind, oder die nicht mehr unter dem Dach der Eltern wohnen, sind herausgefordert, ihre Eltern weiterhin zu ehren.
Das sieht dann etwas anders aus, wenn wir älter werden. Das heißt nicht, dass wir unseren Eltern in allen Dingen gehorchen müssen. Unsere Eltern bestimmen nicht, wen wir heiraten, was wir arbeiten oder wohin wir ziehen. Aber wir sollten eine Ehrerweisung dadurch zum Ausdruck bringen, dass wir zum Beispiel den Kontakt pflegen. Wenn unsere Eltern älter werden, sollten wir schauen, wie wir ihnen zur Seite stehen können. Gott möchte unser Miteinander so ordnen.
Das sehen wir auch in den Geboten sechs bis acht, die eigentlich keine große Erklärung brauchen. Dort heißt es: „Du sollst nicht töten.“ Das ist eindeutig. Es tut keiner Gesellschaft gut, wenn dagegen gehandelt wird. Ebenso heißt es: „Du sollst nicht Ehe brechen“ und „Du sollst nicht stehlen.“
Es ist interessant, dass das Gebot „Du sollst nicht Ehe brechen“ zwischen „Du sollst nicht töten“ und „Du sollst nicht stehlen“ steht. Heute sind sich alle einig, dass Töten und Stehlen falsch ist. Beim Ehebruch jedoch wird uns zumindest aus Hollywood oft suggeriert, dass das eigentlich auch ganz schön sein kann, wenn man jemand anderen mehr liebt.
Gott sagt dagegen klar: Nein! Die Ehe ist schützenswert. Die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau ist Gottes Idee gewesen. Zwei Menschen sollen zusammenkommen und ein Fleisch sein. Das zu brechen ist nicht gut für die Menschen, und es gefällt Gott nicht.
Von daher sind diese drei Gebote ganz klar: Nicht töten, nicht Ehe brechen, nicht stehlen.
Dann kommt das neunte Gebot, das ein bisschen so ist wie das dritte. Hier geht es nämlich nicht so sehr um das, was wir tun, sondern um unsere Worte. Im dritten Gebot hieß es, dass man den Namen des Herrn nicht missbrauchen soll. Hier heißt es nun: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“
Das bezieht sich sicher erst einmal auf spezifische Falschaussagen über andere Personen, vielleicht vor Gericht, oder auf lästerliches, falsches Reden und Lügen über andere Menschen. Das geht gar nicht. Gott sagt, das ist eines der Gebote: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
Ich glaube, es ist eine Herausforderung in einer Kultur, in der Lästern, Verspotten und Mobben viel Raum eingenommen haben, zu sagen: Gott sagt sehr klar, dass das so zerstörerisch ist, nicht gut für euch und ihm nicht gefällt. Lasst das sein!
Deshalb ist es sicherlich legitim, dieses Gebot auch weiter so zu verstehen, dass wir grundsätzlich wahrhaftig sein sollen in dem, was wir sagen. Wir sollen nicht lügen. Das heißt, wir sollen nichts mit unseren Worten tun, was Gottes Namen in Verruf bringt. Und wir sollen auch nichts tun, was Geschöpfe Gottes in Verruf bringt.
Dann schließe ich mit dem zehnten Gebot. Wir haben schon darüber nachgedacht, dass die zehn Gebote wirklich mit einer Frage des Herzens anfangen und enden. Hier heißt es: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.“
Das ist klar: Die Dinge, die wir nicht tun sollen, sind irgendwie leicht nachweisbar. Das Begehren im Herzen ist nicht so leicht nachweisbar. Aber Gott sagt: Mich interessiert, woran ihr euer Herz hängt, wo eure Gedanken hingehen. Tut das nicht! Ich gebe euch, was ihr braucht. Begehrt nicht das andere.
Das sind die zehn Gebote, die Gott seinem Volk gibt. Ich hoffe, wir sehen, dass das wirklich gute Gebote sind. Wir haben einen guten Gott, der uns sagt, wie wir ein gutes, gesegnetes Leben führen können. Er sagt seinem Volk hier, wie sie das Leben gestalten sollen.
Man kann sich fragen: Erkennst du das an? Kannst du mit frohem Herzen sagen: Ja, das sind gute Gebote, gute Gebote von einem guten Gott? Oder: Bist du dankbar für diese Wegweisung?
Ab Vers 18 lesen wir, wie das Volk Israel auf das Geben der Zehn Gebote und auf das Sprechen Gottes reagiert. Dort heißt es: „Und alles Volk wurde Zeuge von dem Donner und Blitz und dem Ton der Posaune und dem Rauchen des Berges.“
Als sie diese Erscheinungen sahen, flohen sie und blieben in der Ferne stehen. Sie sprachen zu Mose: „Rede du mit uns, wir wollen hören, aber lass Gott nicht mit uns reden, wir könnten sonst sterben.“ Mose aber sprach zum Volk: „Fürchtet euch nicht, denn Gott ist gekommen, um euch zu versuchen, damit ihr vor Augen habt, wie er zu fürchten sei und ihr nicht sündigt.“ So stand das Volk von fern, aber Mose trat dem Dunkel, in dem Gott war, näher.
Wir haben letzte Woche in Kapitel 19 von diesen Phänomenen gelesen, die damit einhergingen, dass die Heiligkeit Gottes auf den Berg kam. Diese Phänomene waren Donner und Blitze, der Ton der Posaune, das Rauchen des Berges und das Beben des Berges. Diese Erscheinungen werden hier nicht noch einmal aufgegriffen. Wir hatten bereits gesehen, dass das Volk Gottes zu diesem Zeitpunkt noch im Lager war und sich sehr erschrak.
Im weiteren Verlauf haben wir gelesen, dass Mose das Volk aus dem Lager heranführte zum Fuß des Berges. Dort stehen sie jetzt und hören die Stimme Gottes. Dabei bekommen sie noch mehr Angst vor dem heiligen Gott. Als Gott nun hörbar zu Mose und nicht nur zu Mose, sondern zum ganzen Volk spricht, geraten die Menschen in Panik. Sie rennen weg und versuchen, Gottes Heiligkeit zu entkommen. Sie bleiben erst wieder stehen, wenn sie meinen, in sicherer Entfernung zu sein.
Gottes Stimme und all die damit verbundenen Erscheinungen sind so furchteinflößend, dass die Menschen nicht Gott bitten, noch mehr zu ihm zu reden, sondern sagen zu Mose: „Sag Gott, dass er nicht mehr reden soll. Geh du, red du mit ihm, aber wir wollen da wegbleiben. Du kannst uns dann ja sagen, was er zu sagen hat.“
Das ist die Situation, die sie vor der Heiligkeit Gottes haben. Noch einmal am Rande bemerkt: Das klingt ganz anders als das, was ich manchmal höre, wenn Leute mir erklären wollen, was sie gerade tun dürfen, obwohl es eigentlich im Widerspruch zur Bibel steht, weil Gott es ihnen gesagt hat.
Echt? Man sollte nachdenken, wenn wir meinen, dass wir es bräuchten, dass Gott auch mal zu uns persönlich spricht. Die Menschen geraten in Panik, wenn Gott zu ihnen spricht. Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer, er ist zu fürchten – das sehen wir hier klar und deutlich.
Doch dann sagt Mose Worte zum Volk, die erst einmal ziemlich widersprüchlich klingen. Ich lese noch einmal Vers 20: „Fürchtet euch nicht, denn Gott ist gekommen, euch zu versuchen, damit ihr vor Augen habt, wie er zu fürchten sei und ihr nicht sündigt.“
Okay, Mose sagt also: Fürchtet euch nicht, sondern fürchtet euch.
Ich habe letzte Woche von einer Gotteserfahrung erzählt, die ich vor gut 25 Jahren hatte. Dabei erlebte ich die Heiligkeit Gottes und merkte, wie ich in Panik geriet und Angst hatte, mich zu bewegen. Ich kann sehr gut nachvollziehen, warum Israel erst einmal weggelaufen ist. Das ist, denke ich, auch die natürliche und angemessene Reaktion sündiger Menschen in der Gegenwart des heiligen Gottes.
Fast immer in der Bibel, wenn Gott sich dem Menschen zu erkennen gibt – entweder direkt oder durch Engelserscheinungen –, haben die Menschen dieselbe Reaktion: Sie geraten in Panik, weil sie etwas von der Heiligkeit Gottes sehen. Doch fast immer hören wir in solchen Fällen tröstliche und wunderbare Worte. Welche Worte hören wir da? „Fürchtet euch nicht“ – das ist es, was Mose hier sagt.
Dann erklärt er ihnen: Ihr müsst keine Angst haben vor Gott im Sinne von Panik und Weglaufen. Was ihr braucht, ist keine Panik, denn Gott ist in diesem Sinne nicht zu fürchten als ein tollwütiger, blindwütiger Gott, der um sich schlägt und vor dem man nur weit weg sein will. Solche Leute gibt es, aber so ist Gott nicht.
Gott ist zu fürchten im Sinne von Ehrfurcht. Wir sollten ihn ernst nehmen. Und genau das erklärt Gott hier durch Mose. Das Volk soll vor Augen haben, wie heilig, wie ernst zu nehmen und wie mächtig Gott ist. Deshalb zeigt er sich in seiner ganzen Heiligkeit und Majestät, damit das Volk sieht, wie Gott zu fürchten ist.
Das Ziel dieser Ehrfurcht ist, dass das Volk nicht sündigt. Wenn ich wirklichen Respekt und Ehrfurcht vor jemandem habe, dann handle ich nicht leichtfertig gegen das, was er sagt. Das wissen wir doch alle. Kinder zu Hause, ihr wisst, wenn eure Eltern in der Nähe sind und gesagt haben: „Das tust du nicht!“ Wenn die Eltern weit weg sind und nicht gucken, na ja, vielleicht. Aber wenn du danebenstehst und es eindrücklich gesagt hast, machen die Kinder in der Regel einen großen Bogen um das, was verboten wurde.
Oder als Arbeitnehmer: Du kennst das auch. Wenn der Chef sagt, du sollst das tun und das lassen, und er schaut dir über die Schulter, dann bist du sehr darauf bedacht, das zu tun, was er gesagt hat, und das zu lassen, was er verboten hat.
Wenn wir wissen, dass Gott gegenwärtig ist und Gott sich hier in seiner Gegenwart zeigt, wenn wir erkennen, dass er ernst zu nehmen ist, dann macht das etwas mit uns. Deshalb war es von Gott genau so gedacht: Sie sollen ihn erleben in seiner ganzen Heiligkeit und Majestät, damit sie Ehrfurcht vor ihm haben, ihn ernst nehmen und respektieren, damit sie nicht sündigen.
Wohlgemerkt, sie sollen auch nicht sündigen, weil es einfach nicht gut für sie wäre. Es ist also auch Ausdruck von Gottes Güte, Barmherzigkeit, Gnade und Liebe für das Volk. Er will dem Volk helfen, das Gute und Richtige zu tun, indem er ihnen hilft, eine angemessene Ehrfurcht zu haben. Das ist das, was wir hier sehen.
Dann folgen die Verse 22 bis 26. Ich habe bereits erwähnt, dass wir im nächsten Kapitel viele weitere Ausführungen zu den Zehn Geboten lesen werden. Die Zehn Gebote sind gewissermaßen nur eine kurze Zusammenfassung des Gesetzes.
Manchmal gibt es in wissenschaftlichen Artikeln am Anfang eine Art Executive Summary. So kann man die Zehn Gebote ebenfalls verstehen: als eine kurze Zusammenfassung, die dann weiter ausgeführt wird. Hier beginnt nun, wenn man so will, der eigentliche Artikel mit weiteren Ausführungen.
Wie gesagt, wir werden in den nächsten Wochen viel darüber nachdenken. Deshalb spreche ich hier nur kurz einige Punkte an. Ich lese uns die Verse 22 bis 26 vor. Wir werden gleich sehen, dass es um weitere Ausführungen der ersten beiden Gebote geht. Auch diese ersten beiden Gebote werden noch sehr viel ausführlicher behandelt – bis hin zum dritten Buch Mose im ersten Kapitel.
Dort heißt es: „Und der Herr sprach zu ihm: So sollst du den Israeliten sagen.“ Jetzt spricht Gott zu Mose, der sich auf dem Berg befindet. „Ihr habt gesehen, dass ich mit euch vom Himmel geredet habe. Darum sollt ihr euch keine anderen Götter neben mir machen, weder silberne noch goldene. Einen Altar von Erde sollst du mir machen, auf dem du deine Brandopfer und Dankopfer, deine Schafe und Rinder opferst. An jedem Ort, wo ich meines Namens gedenken lasse, will ich zu dir kommen und dich segnen. Wenn du mir einen Steinaltar machen willst, so sollst du ihn nicht von behauenen Steinen bauen, denn wenn du mit deinem Eisen darüber kommst, wirst du ihn entweihen. Du sollst auch nicht auf Stufen zu meinem Altar hinaufsteigen, damit nicht deine Blöße vor ihm aufgedeckt wird.“
Diese Anweisungen werfen viele Fragen auf, die ich jetzt nicht beantworten werde. Eine Sache ist aber klar, und darum geht es: Wir sollen Gott nicht einfach irgendwie anbeten, so wie es uns gerade gefällt oder gut erscheint. Gott sagt ganz klar, wie er angebetet werden will.
Er wird dazu noch sehr viel mehr sagen. Manche dieser Dinge werden im Fortgang weiter erklärt und machen dann auch für uns wahrscheinlich mehr Sinn. Einige Zeit später, immer noch am Fuße dieses Berges, brachten die Söhne Aarons, Nadab und Abihu, Gott Opfer. Sie brachten sie jedoch auf eine Art und Weise dar, die Gott nicht angeordnet hatte.
Gott wird im Fortgang genauer erklären, wie diese verschiedenen Opfer – hier Brandopfer und Dankopfer – zu bringen sind. Nadab und Abihu sagten: „Lasst uns Gott ehren, lasst uns ihm ein Opfer bringen.“ Und sie machten es so, wie sie es für richtig hielten. Das Ergebnis lesen wir im dritten Buch Mose, Kapitel 10, Vers 2: „Da fuhr ein Feuer vom Herrn aus und verzehrte sie, sodass sie vor dem Herrn starben.“
Das ist heftig, aber ohne Zweifel will Gott uns damit klar machen: Ich werde angebetet, so wie ich es sage – nicht so, wie ihr gerade denkt. Ich habe mir etwas dabei gedacht. Deshalb sollt ihr euch darauf konzentrieren, mich so anzubeten, wie ich es will.
Auch das ist für uns heute sehr relevant. Bei der Anbetung höre ich oft, was Menschen wollen oder was ihnen gefällt. Sehr selten höre ich, dass Menschen fragen, was Gott eigentlich gefällt. Es ist selten, dass man darüber nachdenkt, ob die Lieder, die gerade gesungen werden, wirklich die Lieder sind, die Gott angeordnet hat und die ihm gefallen.
Singen wir biblische Wahrheiten oder nur etwas, das ein bisschen nach biblischer Wahrheit klingt, aber nicht ganz zutrifft? Schüren wir Emotionen losgelöst von Wahrheit? Manchmal höre ich auch von Menschen, die sagen: „Ich will sehr anwendungsorientierte Predigten, gib mir ein paar Dinge, die ich in der Woche umsetzen kann, nicht so viel Theologie.“
Ist das wirklich das, was Gott will? Andere sagen: „Ich kann Gottesdienst auch zu Hause feiern, der Livestream reicht mir, ich bin in einer Online-Gemeinde und nicht Teil einer Gemeinde.“
Okay, aber ist das wirklich das, was Gott will? Es geht nicht darum, ob es für dich passt oder dir gefällt. Die Frage ist: Ist es das, was Gott angeordnet hat? Bist du bereit darauf zu vertrauen, dass Gott das angeordnet hat, was wirklich gut ist und was wir wirklich brauchen?
Gott weiß besser, was gut ist – auch für uns in unserer Anbetung. Auch dazu werden wir in den nächsten Wochen sicherlich noch viel mehr hören.
Ich möchte mit uns hier noch etwas konkreter über die Bedeutung der Zehn Gebote für uns nachdenken. Das ist der letzte Punkt dieser Predigt.
Das Erste, was die Zehn Gebote den Menschen zeigen sollten, ist, dass wir Sünder sind. Genauso wenig wie Israel damals schaffen wir es heute, die Zehn Gebote zu halten. Das heißt: Wo die Zehn Gebote mit Nachdruck eingefordert werden – also wenn wir sie unten im Foyer auf einem großen Banner hängen würden –, kann ich dir sagen, was die typische Konsequenz ist: Scheinheiligkeit. Weil wir es nicht schaffen, tun wir so, als ob wir es schaffen.
Damit entsteht eine Atmosphäre, in der jeder, der dazukommt, wieder das Gefühl hat: Ich bin der Eine, der versagt. Wir wollen aktiv dagegen anarbeiten und Gott ehren, auch indem wir eingestehen, dass wir es nicht schaffen, die Zehn Gebote zu halten. Das ist der Grund, warum wir in fast jedem Gottesdienst hier vorne miteinander ein Sündenbekenntnis gebetet haben. Wir stehen öffentlich ein, alle miteinander: Wir brauchen Gottes Vergebung, wir sind abhängig von seiner Gnade.
Die Zehn Gebote zeigen uns, dass wir es nicht schaffen. Deshalb sind gerade die Gebote, die das Herz ansprechen, so hilfreich. Denn letztendlich kommt alle Sünde aus dem Herzen. Jede Tat beginnt im Herzen. Wir haben die Tatsünden gelesen, wo es heißt: Du sollst nicht töten oder du sollst nicht Ehe brechen. Und wir haben in der Textlesung aus der Bergpredigt schon gehört, wie Jesus deutlich macht, dass das übrigens auch im Herzen beginnt.
Schon mit dem lüsternen Blick brichst du die Ehe, schon mit dem Zürnen gegen jemanden beginnst du das Töten. Johannes Calvin hat es sehr gut zusammengefasst, als er sagte, dass das menschliche Herz eine ständige Götzenfabrik ist. In allen Dingen handeln wir gegen Gott.
Also möchte ich das ganz deutlich sagen: Wenn du heute hier bist und versuchst, noch durch die Zehn Gebote, durch gute Werke, durch das, was du tust, vor Gott zu bestehen, dann hör bitte damit auf. Wenn du heute hier bist und noch durch die Zehn Gebote, durch gute Werke, durch das, was du tust, vor Gott bestehen willst, dann lügst du dir selbst etwas vor. Du lügst Gott etwas vor, oder du wirst früher oder später einfach frustriert aufgeben.
Nein, wir sollten bewusst anerkennen: Wir brauchen Hilfe. Jesus selbst hat gesagt, dass alles erfüllt werden muss, was von ihm geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und im Psalm.
Nun stellt man sich die Frage: Wie ist das gemeint, dass alles erfüllt werden muss, was im Gesetz des Mose steht – durch Jesus? Wie zeugt das denn von ihm? Jesus ist der Gesetzeserfüller. Er ist der, der gekommen ist, um für uns das zu tun, was wir nicht können.
Deshalb können wir unsere Sünden vor Gott bekennen und uns Jesus zuwenden und sagen: Jesus, du musst für uns tun, was wir nicht tun können. Und genau das hat Jesus getan. Er hat es selbst angekündigt, wie wir in der Textlesung gehört haben. Er sagte: Ihr sollt nicht meinen, ich sei gekommen, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen.
Er ist gekommen, das Gesetz zu erfüllen. Wenn ihr dann weiter lest, merkt ihr, dass die nächsten Verse, die wir vorhin auch gehört haben, wirklich verwirrend sind. Jesus erklärt, wer der Größte und wer der Kleinste im Himmelreich ist. Er sagt, wer Gebote bricht und andere auch noch sagt, sie sollen das tun, der wird der Kleinste im Himmelreich sein – also ein Gesetzesbrecher, der auch noch Falsches lehrt, wird der Kleinste im Himmelreich sein.
Dann sagt er aber auch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht größer ist als die der Pharisäer und der Schriftgelehrten, dann kommt ihr nicht ins Himmelreich. Wie ist das jetzt zu verstehen? Jesus macht damit deutlich: Die Gerechtigkeit, die er braucht, liegt nicht im bloßen Halten der Gebote. Die Gerechtigkeit, die er braucht, ist seine eigene Gerechtigkeit. Deshalb ist der Weg der Pharisäer und der Schriftgelehrten der falsche Weg.
Wenn ihr zu mir kommt und meine Gerechtigkeit für euch in Anspruch nehmen könnt, dann sollt ihr immer noch nach den Geboten leben. Das hat Konsequenzen. Aber die Gerechtigkeit, die wir brauchen, muss von ihm kommen. Denn er hat das Gesetz erfüllt.
Und er hat noch mehr getan, als nur das Gesetz zu erfüllen. Er hat auch unsere Schuld für den Gesetzesbruch, die gerechte Strafe für unseren Gesetzesbruch, auf sich genommen. So kommt es zu einem großen Tausch: Jesus erfüllt das Gesetz und bietet seine perfekte Gerechtigkeit jedem an, der sich ihm im Glauben zuwendet. Zugleich nimmt er die Schuld jedes Menschen, der sich ihm zuwendet, auf sich und bezahlt sie am Kreuz.
Die Bibelstelle, die das am besten zusammenfasst, möchte ich nicht mit meinen eigenen Worten erklären, sondern mit den Worten aus Römer 3,21-26. Nachdem Paulus gezeigt hat, dass wir alle Gesetzesbrecher und Sünder sind, sagt er:
"Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus, zu allen, die glauben. Denn es ist hier kein Unterschied: Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. Den hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, dass er selbst gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus."
Halleluja, Amen!
Also hat Jesus für uns die Zehn Gebote erfüllt. Die Zehn Gebote zeigen uns, dass wir Jesus brauchen, und sie zeigen uns, wie Jesus gelebt hat. Wer an ihn glaubt, der hat Leben – Leben in Fülle für alle Ewigkeit.
Denn Gott, der Vater, rechnet jedem, der an ihn glaubt, seine Sünden nicht mehr zu, sondern Jesu perfekte Gerechtigkeit. Ich möchte das ganz bewusst sagen: Wenn du heute hier bist und bisher irgendwie gedacht hast, du müsstest durch deine Werke, durch deine Leistung vor Gott bestehen, wenn du so bist wie der reiche Jüngling, über den wir am Anfang gesprochen haben – jemand, der vielleicht ein sehr ehrwürdiges, gutes Leben führt, viel schafft und viel für Gott tut, aber letztendlich darauf vertraut, dass das, was du tust, dich in den Himmel bringt, dir ewiges Leben gibt und dich rettet –, dann höre diese Worte:
Nimm dir die Zehn Gebote als Spiegel und erkenne darin, dass du sie nicht hältst und dass du eine bessere Gerechtigkeit brauchst. Diese Gerechtigkeit muss anders zu dir kommen als durch deine Werke.
Die Bibel sagt dir: Komm zu Jesus, bitte ihn, dir zu vergeben, wo du versagt hast, und er wird dir vergeben. Er wird deine Schuld von dir nehmen und dir seine perfekte Gerechtigkeit zurechnen, denn er allein hat die Gebote gehalten.
Wenn du Fragen dazu hast, dann komm gerne auf mich zu. Ich stehe nachher vorne an der Tür und möchte gerne mit dir darüber reden, wie du vollkommen gerecht vor Gott stehen kannst.
Nun, was bleibt dann noch für uns als Christen? Welche Rolle spielt das Gesetz überhaupt noch für die, die aufgrund von Gottes Gnade allein durch den Glauben an Jesus Christus gerettet und gerechtfertigt sind?
Ich denke, das Gesetz zeigt uns, wie wir unseren Herrn und Retter ehren und ihm nachfolgen können. Die zehn Gebote sind die Anordnung für ein Leben, das Lobpreis ist – ein Leben der Anbetung.
Nicht weil Jesus eine Person des einen wahren Gottes ist, verdient er unsere Anbetung. Wir sollen keine anderen Götter neben ihm haben. Weil Jesus das Ebenbild des unsichtbaren Gottes ist, sollen wir uns kein Bildnis machen und es anbeten. Gott hat uns ein Bildnis gemacht in Jesus Christus; er ist der sichtbar gewordene Gott.
Weil Jesu Name heilig ist und jeden rettet, der daran glaubt, sollen wir den Namen des Herrn nicht missbrauchen.
Weil Jesus uns sagt: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir! Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.“ (Matthäus 11,28-29)
Deswegen sollten wir den Tag des Herrn heiligen, indem wir von ihm lernen und bei ihm die Ruhe finden. Diese Ruhe bekommen wir nicht dadurch, dass wir uns einfach mal einen Tag aufs Bett legen.
Weil Jesus uns den Vater gezeigt hat, durch den wir – und nur durch ihn – zum Vater kommen können, sollen wir unsere Väter und Mütter ehren. Sie sind Abbilder des himmlischen Vaters.
Weil Jesus nicht nur der Weg und die Wahrheit, sondern auch das Leben ist und weil wir durch ihn ewiges Leben haben, sollen wir nicht töten.
Weil Jesus der vollkommene Bräutigam ist, der eines Tages kommen wird, um seine Braut zu sich zu nehmen, sollen wir die Institution der Ehe ehren und sie nicht brechen.
Weil Jesus der Geber aller guten Gaben ist, sollen wir nicht stehlen, sondern uns auf ihn verlassen.
Weil Jesus die Wahrheit ist, sollen wir kein falsches Zeugnis reden.
Weil Jesus derjenige ist, in dem und durch den wir alles haben, was wir für dieses Leben und für die Ewigkeit brauchen, sollen wir nicht begehren, was wir nicht haben.
Seht ihr, wie diese zehn Gebote wirklich der Weg sind und den Weg weisen zu einem Leben der Anbetung dessen, der alle unsere Anbetung verdient?
Wir sollen das nicht nur tun, wir können es auch tun. Denn als Christen hat der Herr etwas Großes in uns gewirkt. Er hat uns neue Herzen gegeben, die jetzt anfangen, das Richtige zu wollen. Er hat uns seinen Geist gegeben, durch den er uns befähigt, mehr und mehr so zu sein wie er.
Wisst ihr, was eines Tages sein wird? Wenn wir beim Herrn sein werden, dann wirst du – und dann werde ich – dann werden wir alle die zehn Gebote perfekt halten. Es wird vollkommene Anbetung sein.
Bis dahin helfen uns die zehn Gebote, unseren Herrn zu ehren und ihn anzubeten.
Ich bete mit uns:
Himmlischer Vater, das ist unser Gebet, dass du uns hilfst, mehr und mehr so zu leben, wie es dir gefällt und wie es gut für uns ist. Danke, dass du uns in diesen Geboten nicht eine Last auferlegst, die wir nicht tragen können, denn du hast sie für uns getragen. Danke, dass du uns daran zeigst, dass wir einen Retter brauchen, und uns dann den Weg zeigst, den wir gehen dürfen, um dich zu ehren. So wollen wir dich bitten, dass du uns durch deinen Geist mehr und mehr ausrüstest zu einem Leben der Anbetung. Amen.