Klärung eines Textfehlers und Bedeutung der Bezeichnung „Erstgeborener der Toten“
Die Pause ist sehr nützlich, weil dabei manche Dinge geklärt werden können.
Noch einmal zum Thema „der Erstgeborene der Toten“. Auf dem Blatt steht unter „Besonderheiten“, zweiter Punkt, zweite Linie, dritte Linie: „der Erstgeborene der Toten“. Es sollte jedoch korrekt heißen: „der Erstgeborene aus den Toten“ (Kolosser 1,18). In der Fußnote verweisen wir auf Offenbarung 1,5. Dort sollte es ebenfalls „der Erstgeborene der Toten“ heißen. Dies sollte einfach ausgetauscht werden.
Was die Bedeutung betrifft, habe ich das bereits erklärt. Um die Verwirrung noch etwas zu vergrößern: In der Schlachterversion 2000 wird der Textus Receptus verwendet. Der Textus Receptus ist eigentlich ein Mehrheitstext, weist aber gewisse Nuancen und Unterschiede im Vergleich zum Mehrheitstext auf. Das ist ein wichtiger Unterschied.
In der Schlachterübersetzung steht in Offenbarung 1,5 „der Erstgeborene aus den Toten“. Durch die Fülle der vorhandenen Handschriften wird jedoch nahegelegt, dass es hier „der Erstgeborene der Toten“ heißen muss.
Diese Unterscheidung ist nur für diejenigen von Bedeutung, denen solche Details etwas bringen. Die anderen sollten sich davon nicht verwirren lassen.
Umgang mit Fluch und Belastung im Glaubensleben
Gut, und dann noch etwas: Eine gute Frage wurde mir gestellt, ja, und zwar im Zusammenhang mit Fluch und Belastung.
Wenn sich jemand bekehrt hat, aber zuvor okkulte Dinge oder Ähnliches getan hat und diese noch nicht vor Gott geordnet hat, dann muss er das natürlich tun, sobald ihm das bewusst wird. Er muss diese Dinge ordnen und die Vergebung sowie Befreiung in Anspruch nehmen.
Doch das, was ich selbst getan habe, ist entscheidend. Nirgends wird uns im Neuen Testament gelehrt, dass wir die Schuld unserer Vorfahren als Last vor Gott tragen sollten.
Natürlich gibt es in Daniel 9, Nehemia 9 und Esra Gebete, in denen auch die Schuld der Vorfahren bekannt wird. Aber dort geht es um das auserwählte Volk Gottes, und die Betenden machen sich eins mit diesem Volk.
Wenn wir zum Beispiel, um es praktisch und konkret zu machen, in einer örtlichen Gemeinde einen Fall haben, bei dem jemand unter Gemeindezucht gestellt werden muss, dann muss sich die ganze Gemeinde vor Gott beugen. Denn es besteht in gewisser Weise eine Mitschuld, weil wir nicht früher geholfen oder beigestanden haben oder kein Beispiel waren, sodass es überhaupt so weit kommen konnte.
Darum wird den Korinthern in 2. Korinther 7 und 1. Korinther 5 vorgeworfen, dass sie überhaupt kein Leid getragen haben, obwohl ein schwerer Fall von Unzucht in der Gemeinde geschehen ist.
In solchen Fällen muss man sich mit der Gemeinde eins machen. Aber wir müssen uns nicht mit den Vorfahren eins machen, die ihren Weg in der Gottlosigkeit gegangen sind, denn als Erlöste sind wir herausgerufen.
Die Gemeinde heißt Ekklesia, die Herausgerufene. So sind wir aus den Heidenvölkern oder auch aus dem jüdischen Volk durch die Bekehrung herausgenommen. Die Vorfahren werden uns nicht mehr angerechnet.
Um das noch etwas präziser zu sagen, damit keine Verwirrung entsteht: Wir tragen nicht die Schuld unserer Vorfahren, sondern sind als Erlöste neu gestellt vor Gott.
Die Erneuerung der Schöpfung und die Verwandlung der Gläubigen
Wir waren bei Hebräer 1, Vers 10, wo es heißt, dass das Universum ein Ende haben wird. Es wird zusammengewickelt wie ein Gewand. Das entspricht 2. Petrus 3, wo beschrieben wird, dass die Elemente aufgelöst und alles im Feuer zerschmolzen wird.
Aber was geschieht danach? Es ist nicht so, dass Gott alles ins Nichts auflöst. Vielmehr heißt es hier: „Und sie werden verwandelt werden“ (Hebräer 1,12, Elberfelder). Das Wort „verwandeln“ wird auch im Sinne von austauschen, umtauschen oder auswechseln verwendet, zum Beispiel beim Geldwechsel oder beim Wechseln von Kleidern.
Wenn wir nun zu Kolosser 1 zurückkehren, finden wir dort die Versöhnung aller Dinge. Was bedeutet „versöhnen“ im Griechischen? Apokatalasso. Dieses Wort enthält ebenfalls „alasso“, was umwandeln bedeutet, verstärkt durch die Vorsilbe „apo“, die eine Trennung oder Entfernung anzeigt. Versöhnen bedeutet also nichts anderes als eine Umwandlung. Versöhnen heißt, Feinde in Freunde verwandeln, so wie man Geld von einer Währung in eine andere wechselt.
Die Versöhnung aller Dinge bezieht sich hier nicht auf Feinde, sondern auf die Schöpfung, die in eine neue Schöpfung umgewandelt wird. 2. Petrus 3 spricht daher nicht nur von der Auflösung, sondern auch von den verheißenden neuen Himmel und der neuen Erde.
Gott wird die gesamte Materie umwandeln. Diese Erneuerung der Schöpfung geschieht auf Grundlage des Erlösungswerks Jesu Christi. Die ganze Natur wird neu werden. Das ist eine wichtige Botschaft, auch für diejenigen, die sich für Umweltfragen einsetzen. Wir sollten uns immer fragen, wo wir in unserer Kultur Anknüpfungspunkte finden. Paulus fand in Athen einen Altar für den unbekannten Gott, und auch wir müssen suchen, wo wir ansetzen können.
Die Bibel beantwortet die Frage, was mit der zerstörten Schöpfung geschieht: Sie wird vollkommen neu gemacht, von Grund auf erneuert.
Ein weiteres schönes Beispiel findet sich in 1. Korinther 15, wo es um die Auferstehung und die Verwandlung des Körpers bei der Entrückung geht. Dort heißt es in Vers 51: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune. Denn die Posaune wird erschallen, und die Toten werden unverweslich auferweckt werden, und wir werden verwandelt werden.“
Dieses Verwandeln ist ebenfalls „alasso“. Das bedeutet, dass die Gläubigen, die bis zur Entrückung leben, ihren Körper verwandelt bekommen. Ihre materielle Substanz wird umgewandelt zum neuen, auferstandenen Körper.
Auch die bereits Verstorbenen erhalten ihren neuen Körper. Die Atome, aus denen ihr Körper bestand, sind nicht verloren gegangen – selbst wenn sie verbrannt wurden, etwa bei einem Unfall. Gott kann die Atome wieder sammeln. Bei Verbrennung geht kein einziges Atom verloren, auch wenn vieles in die Luft oder ins Wasser gelangt. Wasser besteht zu etwa 70 Prozent aus Wasserstoff und Sauerstoff, und bei Verdampfung entweicht es, aber kein Atom geht verloren.
Der Herr der Atome sammelt alles, was benötigt wird, und formt daraus den neuen Körper aus der Grundmaterie des Alten. Es wird verwandelt.
Das bedeutet, dass bei der Entrückung mit den Erlösten körperlich und materiell dasselbe geschieht, was mit der gesamten Schöpfung einmal geschehen wird. Diese beiden Vorgänge hängen zusammen mit der Versöhnung aller Dinge.
Abgrenzung gegenüber Allversöhnern und Versöhnung von Menschen
Wir weisen die Lehre der Allversöhner zurück, die Kolosser 1 so auslegen, dass die Versöhnung aller Dinge bedeute, dass alle Menschen versöhnt werden – einschließlich Satan und seiner Engel.
Nein, es geht bei der Versöhnung aller Dinge darum, dass die geschaffenen Dinge von Grund auf erneuert werden. Diese Erneuerung basiert auf dem Erlösungswerk Christi.
In Vers 21 von Kolosser 1 geht es dann weiter: Hier richtet sich der Blick auf Personen. Zuvor sprach der Text von allen Dingen, die auf der Erde und im Himmel sind.
Der Vers lautet: „Auch euch, die ihr einst entfremdet und feindlich gesinnt wart in den bösen Werken, hat er nun versöhnt in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und tadellos und unverklagbar darzustellen vor seinem Angesicht.“
Hier geht es um die Versöhnung von Menschen. Paulus sagt den Kolossern, dass sie sich bekehrt haben und dadurch mit Gott versöhnt sind. Aus Feinden Gottes sind Freunde geworden.
Erkennungszeichen des echten Glaubens und der Wiedergeburt
Aber wie kann man erkennen, ob der Glaube, ob die Bekehrung echt ist? Das wird weiter ausgeführt in Vers 23: Wenn ihr nämlich im Glauben gegründet und fest bleibt und euch nicht abbringen lasst von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt – das verkündigt worden ist in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, und dessen Diener ich, Paulus, geworden bin.
Also zeigt sich die wahre Bekehrung und Wiedergeburt daran, dass ein Gläubiger seinen Glauben bis zum Ende festhält. Im Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld finden wir verschiedene Böden. Es gibt nur einen guten Boden, die gute Erde. Der Herr erklärt in Lukas 8, dass der Same, der auf die gute Erde fällt, wirklich Frucht bringt.
Der Same kann aber auch auf das Steinige fallen. Dort lesen wir, dass der Same auf dem Steinigen aufgeht, aber keine Wurzel hat. Sie glauben für eine Zeit, doch wenn dann Verfolgung kommt, ärgern sie sich und fallen wieder ab. Es hat keine Wurzel. Es war nur ein enthusiastisches Aufnehmen, aber sie haben geglaubt. Das ist jedoch nicht die Wiedergeburt.
In Johannes 8 finden wir Menschen, die gläubig geworden sind. Johannes 8, Vers 31: Jesus sprach nun zu den Juden, welche ihm geglaubt hatten: „Wenn ihr in meinem Wort bleibet, so seid ihr wahrhaft meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.“ Sie haben geglaubt, sie sind Gläubige. Und der Herr sagt: Wenn ihr in meinem Wort bleibt, dann seid ihr wahrhaftige Jünger. Wenn sie nicht bleiben, waren sie nicht wahrhaftige Jünger.
Diesen gleichen Leuten sagt er dann in Vers 44: „Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun.“ Das sind Kinder des Teufels, keine Kinder Gottes. Die Menschheit wird in der Bibel mit dem scharfen Schwert in Kinder Gottes und Kinder des Teufels eingeteilt.
Wir finden noch eine weitere Stelle dazu, 1. Johannes 3, Vers 8: „Wer die Sünde tut, ist aus dem Teufel, denn der Teufel sündigt von Anfang an. Hierzu ist der Sohn Gottes geoffenbart worden, auf dass er die Werke des Teufels vernichte.“ Jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt in ihm. Er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist.
Hieran sind offenbar die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels zu erkennen. Also wird hier geschieden zwischen Kindern Gottes und Kindern des Teufels. Man kann also ein Kind des Teufels sein und dennoch an Christus glauben. Johannes 8,31-44 und 1. Johannes 3,8 verdeutlichen diese Unterscheidung.
Unterscheidung zwischen Kindern Gottes und Kindern des Teufels
Und nun, wie kann man das unterscheiden? Gott weiß es ganz genau. Wie können Menschen den Unterschied erkennen? Hier wird erklärt, woran man offenbar die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels erkennt.
Woran? In Vers 8 heißt es: Wer die Sünde tut, ist aus dem Teufel. Da erschrickt doch jeder. Ja, wo sind die Christen, die nicht sündigen? Nun, es ist ganz einfach. Johannes hat auf Griechisch geschrieben, und die griechischen Verben haben die Besonderheit, dass sie den Verlauf der Taten beschreiben.
Es gibt eine Form, die die Tat als etwas Fortdauerndes oder ständig Wiederholtes beschreibt. Es gibt eine andere Form, die die Tat als eine Aktion, eine punktuelle Handlung bezeichnet. Und eine dritte Form ist der Resultativ. Diese Form beschreibt eine Handlung in der Vergangenheit, deren Resultat bis jetzt anhält. Zum Beispiel, wenn es heißt in 1. Korinther 15: „Christus ist auferstanden“. Ja, er ist an einem bestimmten Punkt, am dritten Tag, auferstanden, und jetzt lebt er und ist heute immer noch der Lebendige. Das ist der Resultativ.
Dann haben wir den Punktual und dann den Durativ, das ist das Fortdauernde. Hier ist es so: Wer fortdauernd Sünde tut, also in der Sünde lebt, ist aus dem Teufel, denn der Teufel sündigt von Anfang an.
Und dann Vers 9: Jeder, der aus Gott geboren ist, als vollendete Tatsache, die jetzt da ist, heißt es, tut nicht fortdauernd Sünde. Denn sein Same bleibt in ihm, und er kann nicht fortdauernd sündigen, weil er aus Gott geboren ist.
Also geht es darum: Wenn jemand in der Sünde verharrt und nicht bereit ist, umzukehren, dann haben wir keinen Grund mehr anzunehmen, dass er jemals wiedergeboren war. Denn der Wiedergeborene hasst die Sünde. Er kann aber Sünde begehen, und das ist auch die Realität.
Das lesen wir im 1. Johannes 2,1: Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt – das heißt, damit ihr nicht Sünde begeht als punktuelle Handlung.
Weiter heißt es: Und wenn jemand sündigt, also punktuell Sünde begeht, als Gläubiger, dann haben wir einen Sachwalter beim Vater, Jesus Christus, den Gerechten. Er ist die Sühnung für unsere Sünden.
Also begeht der Gläubige, der wiedergeborene Gläubige, durchaus Sünde. Doch er lebt nicht in der Sünde, sondern ist bereit, umzukehren. Und das ist das Entscheidende: dass wir bußfertig sind, bereit, umzukehren, wieder aufzustehen und uns ganz neu auf das Wort Gottes auszurichten.
Die Gabe des Beharrens und das Festhalten im Glauben bis zum Ende
Aber wie schaffen wir das bis zum Schluss? Dabei ist es wichtig zu wissen: Diejenigen, die wiedergeboren sind, erhalten von Gott die Gabe des Beharrens.
1. Petrus 1,3 sagt: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten.“ Hier geht es ganz klar um Wiedergeborene. Der Text sagt ausdrücklich, dass wir nicht nur gläubig sind, sondern wiedergeboren – zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten.
Weiter heißt es: „zu einem unverweslichen, unbefleckten und unverwelklichen Erbteil, welches in den Himmeln aufbewahrt ist für euch, die ihr durch Gottes Macht, durch Glauben oder mittels des Glaubens bewahrt werdet zur Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit geoffenbart zu werden.“ Die Wiedergeborenen dürfen wissen, dass Gottes Macht da ist und uns bewahrt, damit wir das Ende auch erreichen.
In Kolosser 1 sehen wir die wahren Gläubigen. Sie erweisen sich darin, dass sie versöhnt worden sind und bleiben (Vers 22). Vers 23 sagt: „wenn ihr nämlich im Glauben gegründet und fest bleibt und euch nicht abbringen lasst von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt, das verkündigt worden ist in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, und dessen Diener ich, Paulus, geworden bin.“
Ein weiterer wichtiger Punkt steht in Hebräer 3,14: „Denn wir sind Genossen des Christus geworden, wenn wir wirklich den Anfang der Zuversicht bis zum Ende standhaft festhalten.“ Wann sind wir Genossen des Christus geworden? In der Vergangenheit. Wir sind es geworden, wenn wir die Zuversicht des Glaubens bis zum Ende standhaft festhalten. Wenn wir es nicht bis zum Ende tun, dann waren wir nie Genossen des Christus. Das ist die Logik des Textes. Es heißt nicht, dass wir Genossen des Christus sind und es verlieren können. Nein, wenn wir nicht bis zum Ende festhalten, dann waren wir es nie.
Wer noch mehr Beweis möchte, kann Hebräer 3,6 hinzuziehen: „Christus aber als Sohn über sein Haus, dessen Haus wir sind.“ Christus ist der Sohn über das Tempelhaus der Gemeinde, über sein Haus. Wir Gläubige sind sein Haus. Der Text fährt fort: „Wenn wir wirklich die Freimütigkeit und den Ruhm der Hoffnung bis zum Ende standhaft festhalten.“ Wenn wir das nicht bis zum Ende tun, dann sind wir nicht sein Haus. Wir sind nur sein Haus, wenn wir den Glauben bis zum Schluss festhalten. Nicht etwa: Wir sind sein Haus, und wenn wir nicht bis zum Ende festhalten, dann sind wir es nicht mehr – nein, dann waren wir nie sein Haus. Das ist die Logik des Textes.
Das ist wunderbar, denn es ist Gottes Macht, die den Wiedergeborenen bewahrt. Sonst müssten wir verzweifeln, denn wir sind so unbeständig und wankelmütig. Aber wenn wir wiedergeboren sind – und das hat auch schon Augustinus gut gelehrt, obwohl er manche falsche Dinge gelehrt hat –, dann gibt Gott die Gabe des Beharrens. Diese Gabe erhalten die wirklich Wiedergeborenen.
Übrigens, wer denkt: „Vielleicht bin ich wiedergeboren, aber in zehn Jahren hört mein Glaube auf und ich gehe wieder verloren, weil ich mich in zehn Jahren anders entscheiden kann“, der irrt. Man könnte sagen: „Jetzt will ich nicht mehr.“ Aber wie sieht es dann in zehntausend Jahren aus? Es gibt das schöne Lied „Amazing Grace“ (Erstaunliche Gnade), und darin heißt es ungewöhnlich: „Und wenn dann zehntausend Jahre vergangen sind.“ Es wird über die Ewigkeit gesprochen.
Wir glauben nicht, dass es immer wieder einen Abfall geben wird und dass die Erlösten immer wieder in die Hölle kommen können, nach einer Million Jahre oder nach zwei Milliarden Jahren. Diese Vorstellung ist grauenhaft und nimmt jede Gewissheit des Heils. Denn dann könnte ich in zwei Milliarden Jahren doch noch abfallen, weil ich ja immer noch meinen Willen habe. Oder hört der Wille in der Ewigkeit auf? Wir haben nur jetzt.
Gott will nicht von Marionetten angebetet werden, sondern von Menschen, die sich wirklich unter Gottes Willen gebeugt haben, weil sie Gott dienen und ihm gehören wollen. Es ist also einzig die bewahrende Macht Gottes, die uns im Leben heute und in alle Ewigkeit festhält in der Rettung.
Überblick über den weiteren Verlauf des Kolosserbriefs
So, das zu Kolosser 1. Wir gehen zurück zum Text. Bis Vers 23 haben wir die Erhabenheit Christi als Gott und Mensch, als Schöpfer, Erhalter und auch als Erlöser und Versöhner behandelt.
Nun folgt ein neuer Unterabschnitt: Der Dienst des Apostels Paulus, Kolosser 1,24 bis 2,3.
In Vers 24 heißt es: „Jetzt freue ich mich in meinen Leiden, die ich um eueretwillen erleide, und ich erfülle meinerseits in meinem Fleisch, was noch an Bedrängnissen des Christus aussteht, um seines Leibes willen, welcher die Gemeinde ist.“
Das hat also nichts mit dem Fegefeuer zu tun. Diese Stelle wird oft als Kronzeuge für die Lehre vom Fegefeuer in der katholischen Kirche herangezogen. Paulus muss jetzt noch Leiden ergänzen, und das gehört quasi mit zur Erlösung – was noch an Bedrängnissen oder Leiden des Christus um seines Leibes willen aussteht.
Aber das bedeutet nichts anderes, als dass Paulus als Gläubiger im Dienst leiden muss. Gott hat für seine Gemeinde hier auf Erden ein ganz bestimmtes Maß an Leiden festgelegt, das nie überschritten werden kann. Paulus hat einen Teil dieses Maßes persönlich an Leiden durchmachen müssen im Dienst für Christus.
Das hat jedoch nichts mit Miterlöserschaft zu tun, also nicht, dass der Mensch irgendwie Anteil am Leiden Christi hat und deshalb leiden müsste in der Erlösung.
In Vers 25 heißt es: „Es geht um die Gemeinde, deren Diener ich geworden bin gemäß der Haushalterschaft, die mir von Gott für euch gegeben ist, dass ich das Wort Gottes vollenden soll.“
In der alten Elberfelder Bibel gibt es hierzu eine Fußnote: „das Vollmaß bringen soll“, nämlich das Geheimnis, das verborgen war seit Weltzeiten und Geschlechtern, nun aber seinen Heiligen offenbart worden ist.
Ihnen wollte Gott bekannt machen, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Heiden ist, nämlich Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.
„Ihn verkündigen wir, indem wir jeden Menschen ermahnen und lehren in aller Weisheit, um jeden Menschen vollkommen in Christus Jesus darzustellen.“
Dafür arbeite und ringe ich auch gemäß seiner wirksamen Kraft, die in mir wirkt mit Macht.
Ich will aber, dass ihr wisst, welch großen Kampf ich habe um euch und um die in Laodizea und um alle, die mich nicht von Angesicht gesehen haben, damit ihre Herzen ermahnt, in Liebe zusammengeschlossen und mit völliger Gewissheit im Verständnis bereichert werden, zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, des Vaters und des Christus, in welchem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen sind.
Paulus spricht hier über seinen Dienst und sagt, dass es in diesem Dienst darum geht, das Wort Gottes zum Vollmaß zu bringen. Er hatte also den Auftrag, ganz wesentlich an der Vollendung des geschriebenen Wortes beizutragen.
Paulus hat im Neuen Testament 14 Briefe geschrieben, wenn man den Hebräerbrief dazuzählt. In diesen Briefen schreibt er über das Thema „Geheimnis“.
Das Geheimnis „Christus in euch“ und die Offenbarung der Geheimnisse im Neuen Testament
Auf Seite zwei, unter den Besonderheiten, finden wir im viertletzten Punkt das Geheimnis Christus in euch, Kolosser 1,27: „Und in diesem Geheimnis Gottes und des Christus sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen.“
Ich habe hier eine Fußnote bei „das Geheimnis“. Was ist ein Geheimnis? Es ist eine Wahrheit, die im Alten Testament verborgen war und erst im Neuen Testament offenbart wurde.
In Kolosser 1,27 heißt es: „Dieses Geheimnis war in den früheren Zeitaltern und in den früheren Generationen verborgen, und jetzt ist es offenbart worden.“ Geheimnisse im Neuen Testament sind also Wahrheiten, die wir im Alten Testament vergeblich suchen, weil Gott sie geheim gehalten hat. Erst im Neuen Testament, mit dem Kommen des Erlösers und der Ausgießung des Heiligen Geistes, hat Gott diese Geheimnisse offenbart.
Paulus hat in seinen Briefen ganze acht Geheimnisse mitgeteilt. In Fußnote 9 habe ich diese acht zusammengestellt:
Erstens, das Geheimnis der Vollzahl aus den Nationen, Römer 11,25.
Zweitens, das Geheimnis der Verwandlung, 1. Korinther 15,51.
Drittens, das Geheimnis seines Willens, Epheser 1,9.
Viertens, das Geheimnis der Einverleibung der Nationen, Epheser 3,4.
Fünftens, das Geheimnis der Frau des Christus, Epheser 5,32.
Sechstens, das Geheimnis Christus in euch, Kolosser 1,25-26.
Siebtens, das Geheimnis der Gottseligkeit, 1. Timotheus 3,16.
Und achtens, das Geheimnis der Gesetzlosigkeit, 2. Thessalonicher 2,7.
Das ist ein geheimnisvolles Thema. Diese Dinge waren im Alten Testament verborgen und sind jetzt offenbart worden. Paulus hat am meisten von diesen Geheimnissen im Neuen Testament in seinen Briefen offenbart. So hat er das Wort Gottes ganz wesentlich aufs Vollmaß gebracht. Nach ihm kam dann noch wenig dazu, zum Beispiel der Judasbrief und die Offenbarung, die später geschrieben wurden. Aber Paulus hat die Offenbarung Gottes ganz wesentlich aufs Vollmaß gebracht.
Nun ist die Bibel mit Offenbarung 22 abgeschlossen. Wer da noch etwas hinzufügt, dem wird Gott von den Plagen hinzufügen; wer wegnimmt, dem wird Gott seinen Teil wegnehmen.
Warum diese Betonung der Geheimnisse? Es gab Irrlehren, die mystisch waren und den Kolossern beigebracht wurden. Es hieß: „Es ist gut, dass ihr bekehrt seid, aber jetzt müsst ihr in eine höhere Sphäre gelangen. Jetzt müsst ihr noch in weitere Dinge eingeweiht werden, von denen ihr vorher nichts wusstet.“
Paulus sagt darauf: „Was erzählen die von Geheimnissen? Wir haben schon längst die Geheimnisse Gottes. Sie sind offenbart und für die Gläubigen, die Heiligen, zugänglich.“ Früher waren sie verborgen, aber wir wissen schon längst die Geheimnisse Gottes. Wir müssen nicht noch in eine höhere Sphäre kommen oder höhere Erfahrungen machen. Wir haben alles durch die Offenbarung im geschriebenen Wort Gottes.
Was uns vielleicht auffällt: Im Kolosserbrief wird die falsche Lehre nicht so ausführlich beschrieben. Vielmehr enthält der Brief Anspielungen auf die falsche Lehre, doch der Akzent liegt auf dem Richtigen. Das ist eine wichtige Belehrung: Die Hauptsache unserer Verkündigung ist nicht das Ausführen, Erklären oder Vorstellen des Irrtums. Das ist zwar wichtig, aber die Hauptsache muss sein, das Richtige darzustellen, sodass der Irrtum dadurch erschlagen wird.
So zeigt Paulus, dass wir das nicht brauchen. Wir haben all die Geheimnisse schon längst. In diesen Geheimnissen sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen. Wenn wir diese Geheimnisse wirklich erfassen, dann erfassen wir das Alte und das Neue Testament im richtigen Vollmaß.
Denn diese Geheimnisse waren im Alten Testament nicht enthalten. Deshalb kann ein Jude mit dem Alten Testament allein nie den Ratschluss Gottes erfassen, weil ihm diese Geheimnisse fehlen. Aber wir haben sie neutestamentlich. So kommen wir zur vollen Offenbarung Gottes in der Heiligen Schrift.
Warnung vor Verführungen und äußere Ordnung der Gemeinde
Paulus fährt nun in Kolosser 2,4 fort: „Ich sage euch dies, damit euch niemand durch überredende Worte verführe. Denn wenn ich auch dem Fleisch nach abwesend bin, so bin ich doch im Geist bei euch, mich erfreuend und sehend eure Ordnung und die Festigkeit eures Glaubens an Christus.“
Er betont, dass er über diese Dinge spricht, um die Gemeinde vor denen zu warnen, die sie verführen wollen. Sein Ziel ist, dass sie nicht darauf hereinfallen.
Was dabei besonders auffällt, ist, dass Paulus im Geist die Ordnung in der Gemeinde in Kolossä sieht, obwohl sie äußerlich sehr ordentlich erscheint. Trotzdem war die Gemeinde in Gefahr, katastrophal verführt zu werden. Das zeigt uns: Eine chaotische Gemeinde ist natürlich anfällig für Verführung. Aber es kann auch sehr geordnet zugehen und dennoch besteht die Gefahr, verführt zu werden.
Die äußere Ordnung allein ist keine Garantie dafür, dass man nicht in Verführung gerät. Das ist kein Wort gegen Ordnung, denn Gott ist kein Gott der Unordnung, wie wir in 1. Korinther 14 lernen. Dennoch schützt selbst äußerliche Ordnung nicht automatisch vor Irrtum.
Nun wollen wir im Text weitergehen.
Einleitung zur Widerlegung der Irrlehre in Kolosser 2
Nun sehen wir auf unserem Strukturplan: Jetzt kommt der letzte Teil im ersten großen Abschnitt, die Lehre von der Erhabenheit des Sohnes Gottes (1–2), nämlich die Widerlegung der Irrlehre in Kolosser 2,4–23.
In diesen weiteren Versen finden wir mehr Details über diese Irrlehre. Interessant ist, dass Paulus nicht mit der Darstellung des Irrtums begann. Er startete im ersten Kapitel mit der Darstellung der Wahrheit: Wer ist Jesus Christus, wer ist dieser Erlöser und was beinhaltet unsere Erlösung?
Jetzt geht er auf den Irrtum ein und sagt in Kolosser 2,8: „Seht zu, dass nicht jemand euch als Beute wegführe durch die Philosophie und durch eitlen Betrug nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt und nicht nach Christus.“ Hier wird über Philosophie gesprochen, und das zeigt, dass diese Irrlehre griechisch-philosophische Elemente enthielt. Wir werden das noch genauer sehen. Gleichzeitig war sie aber auch sehr jüdisch.
Geht das zusammen? Jawohl, es geht zusammen. Die Handschriften von Qumran am Toten Meer haben eine jüdische Gemeinschaft ans Licht gebracht, die sehr streng gesetzestreu lebte, aber gleichzeitig viele verschiedene mystische Elemente aus der griechischen Philosophie enthielt. Das hängt damit zusammen, dass im zweiten Jahrhundert vor Christus Antiochus Epiphanes, dieser syrische König griechischer Kultur, in Israel gewütet hat. Er brachte einen starken Einfluss griechischer Ideen nach Israel.
Das wirkte sich in der Qumran-Gemeinschaft aus, die sich in dieser Zeit vom übrigen Judentum abgesondert hatte und sich am Toten Meer niederließ. Sie nahmen viele dieser griechisch-mystischen Elemente mit. Später geschieht Ähnliches im Christentum. In den frühen Jahrhunderten der Christenheit kamen sehr starke philosophische Elemente, besonders aus der Lehre Platons, ins Christentum hinein.
Dazu gehörten die Verachtung des Irdischen und der Materie. Nur das Geistige, das Höhere galt als gut, das Körperliche – damit auch die Ehe – wurde als minderwertig angesehen. All diese Gedanken führten zum Mönchtum, zum Einsiedlertum und so weiter.
Diese Einflüsse wirkten aber schon früher im Judentum, und darum wurden die Qumranleute ab dem zweiten Jahrhundert vor Christus solche Mönchsleute. Es war also eine Mischung aus Philosophie und jüdischen Gesetzen.
Und da wird ganz eindringlich gewarnt: Das ist eitler Betrug. Es geht auf die Überlieferung der Menschen zurück, nach den Elementen oder Denkgrundsätzen der Welt, und ist nicht Christus gemäß.
Dann wird der Gegensatz gemacht: Denn in ihm, dem Sohn Gottes, wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und ihr seid vollendet in ihm. In Christus haben wir alles. Ihr, die an ihn geglaubt und euch bekehrt habt, seid vollendet in ihm. Ihr braucht keine höhere Einführung in eine höhere Stufe. Das ist bereits abgeschlossen, das ist Vergangenheit: Ihr seid vollendet.
In ihm, in Christus, haben wir alles. Wir brauchen keine Einführung in höhere Stufen. Dieser kurze Satz in Vers 9 nimmt das Ganze, was wir in Kapitel 1 gelernt haben, wieder auf. Jetzt wissen wir, wer er ist. Und in ihm haben wir alles, nicht in uns.
So wird wieder gezeigt, was der Tod Christi für uns bedeutet. Ich lese noch Vers 14, wir machen ja eine Einführung in den Kolosserbrief, keine Vers-für-Vers-Auslegung bis zum Schluss: „Indem er uns alle Vergehungen vergeben hat, als er die uns entgegenstehende Handschrift mit ihren Satzungen, die gegen uns war, ausgetilgt hat, hat er sie aus der Mitte weggenommen und ans Kreuz genagelt.“
Da wird gesagt: Als Christus am Kreuz angenagelt war, hat Gott uns alle Vergehungen der Vergangenheit vergeben. Jetzt verstehe ich etwas ganz Entscheidendes: Am Kreuz auf Golgatha hat der Herr Jesus unsere Schuld getragen. Wie viel von unserer Schuld? Ja, alle Schuld. Nicht nur bis zur Bekehrung, nein, alle Schuld. Wir hatten ja damals noch nicht gelebt.
Gott hat in seiner Allwissenheit unsere konkrete Schuld unseres Lebens, unserer Vergehungen, auf seinen Sohn gelegt und ihn so zu Sünde gemacht. Er hat die Schuld unseres ganzen Lebens getragen, also die Schuld bis zur Bekehrung und auch die Vergehungen nach der Bekehrung bis zum Schluss – alle.
Wenn hier also steht, dass alle Vergehungen vergeben sind, ist es wichtig zu verstehen, was „alle“ bedeutet. Ich habe das schon einmal in einem anderen Zusammenhang erklärt, aber es ist ein schönes Beispiel: In einem amerikanischen Gerichtsprozess musste das Wort „all“ definiert werden.
Man erklärte: „The word all includes everything but excludes nothing.“ Das Wort „alle“ schließt jedes Ding ein und schließt kein Ding aus. Das heißt, der Herr Jesus ist am Kreuz für jede Sünde meines ganzen Lebens von 1950 bis zu meinem Tod gestorben und hat die Strafe dafür getragen.
Jetzt weiß ich, dass Gott mich nicht mehr richten wird. Denn Gott wird ja nach Offenbarung 20 die Menschen nach ihren Taten richten. Aber Gott ist gerecht; er bestraft keine Tat zweimal – nicht an seinem Sohn und dann auch noch an mir.
Man könnte einwenden: „Aber halt, es werden doch Menschen verloren gehen.“ Natürlich, die Bibel bezeugt die ewige Pein, das ewige Gericht ohne Ende! Ja, aber Christus hat doch die Sünden aller Menschen getragen. Wieso kann Gott diese Menschen dann in der Ewigkeit noch nach ihren Taten richten?
Wo steht in der Bibel, dass der Herr Jesus die Sünden aller Menschen getragen hat? Das steht gar nicht. In Hebräer 9,28 heißt es: „Also wird auch Christus, nachdem er einmal geopfert worden ist, um vieler Sünden zu tragen, zum zweiten Mal denen, die ihn erwarten, ohne Sünde erscheinen zur Seligkeit.“
Da steht „vieler Sünden zu tragen“, nicht „aller“. In Jesaja 53, in diesem fundamentalen Kapitel über den verheißenden Erlöser im Alten Testament, steht am Schluss, Jesaja 53,12: „Er hat die Sünde vieler getragen und für die Übertreter Fürbitte getan.“ Wieder „vieler“, nicht „aller“.
Nun, Gott will, dass alle Menschen gerettet werden (1. Timotheus 2,4), und Gott hat die Welt geliebt und seinen Sohn gegeben (Johannes 3,16). Gott hat seinen Sohn in diese Welt geschickt im Blick auf jeden Menschen und wollte das Heil für jeden.
Aber als Jesus am Kreuz in den drei Stunden der Finsternis konkret von Gott mit fremder Schuld beladen wurde, hat Gott in seiner Allwissenheit – weil er Raum und Zeit nicht unterworfen ist – die Sünden all derer, die im Alten Testament zur wahren Bekehrung gekommen sind, und von allen, die es werden würden, auf seinen Sohn gelegt und ihn dafür gerichtet.
So hat er die Sünden vieler getragen. Nun gilt: Entweder hat der Herr alle meine Schuld getragen und ich bin ewig errettet, oder er hat keine Schuld getragen und ich gehe verloren. Dann bin ich selbst schuld, denn Gott zieht jeden Menschen nach Römer 2,4 zu sich.
Nach unserer eigenen Sturheit laden wir uns Gottes Zorn im Moment noch mehr auf. Gottes Liebe gilt allen Menschen, aber in Gottes Allwissenheit sind die Sünden nur derer, die erlöst werden, auf Christus gelegt worden in den drei Stunden der Finsternis.
Der wirklich Bekehrte darf jetzt wissen: Indem er alle unsere Vergehungen vergeben hat, ist vor fast zweitausend Jahren die Schuld meines Lebens ausgetilgt worden.
Wenn ich das jetzt weiß, bringt mich das nicht dazu, zu sagen: „Jetzt lebe ich so, wie ich will.“ Das will ich gar nicht. Ein Wiedergeborener sagt so etwas nicht. Ein Wiedergeborener hasst die Sünde und weiß, was das für Christus bedeutet hat, als er von Gott getrennt war. Das ist so verwerflich und übel.
Diese Erkenntnis wird oft in einer Sprache ausgedrückt, die hart klingt, aber wenn ich das sehe, muss ich nie mehr Depressionen im Blick auf meine Schuld bekommen.
Wird man wirklich im Gewissen vollkommen frei? Alle Vergehungen sind vergeben, damals, als gewissermaßen das Gesetz, das gegen mich stand, diese Handschrift, ans Kreuz genagelt wurde.
Da hat Christus in seinem Werk alle finsteren Mächte besiegt. In Kolosser 2,15 heißt es: „Als er die Fürstentümer und die Gewalten völlig entwaffnet hatte, stellte er sie öffentlich zur Schau, indem er durch dasselbe über sie einen Triumph hielt.“
Gottes Triumph in der Erlösung: Alle Vergehungen sind vergeben, und alle finsteren Mächte sind total besiegt und zur Schau gestellt worden. So völlig ist der Sieg Christi.
Freiheit von jüdischen Speise- und Festgeboten
Jetzt gehen wir weiter zu Kolosser 2, Vers 16:
"So lasst euch von niemand richten wegen Speise oder Trank oder wegen bestimmter Feiertage, oder Neumondfeste oder Sabbate, die doch nur ein Schatten der Dinge sind, die kommen sollen, wovon aber Christus das Wesen hat."
Hier wird gesagt: Wenn jemand zu euch kommt und behauptet, ihr müsst jüdische Feste und den Sabbat halten, und wenn ihr das nicht tut, sagen sie, ihr macht etwas falsch, denn das seien Feste Gottes – ja, Feste Gottes für Israel, aber nicht für die Gemeinde.
Warum sagt der Kolosserbrief: Lasst euch von niemandem verurteilen im Blick auf Speise? Wenn ihr zum Beispiel Schweinefleisch esst – ob das gesund ist oder nicht, ist eine andere Frage. Aber aus religiösen Gründen Schweinefleisch nicht zu essen, ist nicht mehr nötig. Niemand kann euch wegen der Speisegebote, die Israel gegeben wurden, verurteilen.
Dasselbe gilt für Trank, bestimmte Feiertage, Neumondfeste und Sabbate. Das Neue Testament lehrt nichts vom Sabbat-Halten für die Gemeinde. Der Sabbat war ein Zeichen Gottes in Verbindung mit Israel.
Ja, der Apostel Paulus hat diese Feste gefeiert und wollte sogar zum Pfingstfest nach Jerusalem gehen. Er hat Timotheus beschnitten, wie er in 1. Korinther 9 erklärt. Dort heißt es in Vers 19:
"Denn wiewohl ich von allen frei bin, habe ich mich allen zum Sklaven gemacht, damit ich so viele wie möglich gewinne. Ich bin ein Jude geworden wie ein Jude, auf dass ich die Juden gewinne; denen, die unter Gesetz sind, wie unter Gesetz, wiewohl ich selbst nicht unter Gesetz bin, auf dass ich die, welche unter Gesetz sind, gewinne; denen, die ohne Gesetz sind, wie ohne Gesetz, wiewohl ich nicht ohne Gesetz vor Gott bin, so Christus gesetzmäßig unterworfen, auf dass ich die, welche ohne Gesetz sind, gewinne; denn Schwachen bin ich geworden, um die Schwachen zu gewinnen usw. Ich tue aber alles um des Evangeliums willen, auf dass ich mit ihm teilhaben möge."
Paulus hat also als Jude weiterhin die Gebote des Gesetzes von Sinai befolgt und solche Feste gefeiert, weil er Jude war. Das war kein Problem. Er tat dies, um die Juden für das Evangelium zu gewinnen.
Das muss man wissen, wenn man mit Juden zu tun hat: Die größte Angst eines Juden, wenn man mit ihm über das Evangelium spricht, ist, dass er seine Identität verlieren könnte. Diese Angst sitzt tief.
Wenn nun messianische Juden in Israel jüdische Feste feiern, um ihren Volksgenossen die Angst zu nehmen, dass sie durch den Glauben an Christus den Glauben ihrer Vorfahren einfach aufgeben müssten – denn sie kommen ja zur Erfüllung des Glaubens ihrer Vorfahren – dann kann das eine Hilfe sein.
Aber die Gemeinde steht nicht unter dem Gesetz von Sinai. Wenn messianische Juden das tun im Blick auf die noch nicht erretteten Juden, dann ist das eine Sache.
Der Galaterbrief macht aber ganz klar: Wehe, wenn man Menschen ohne jüdischen Hintergrund hineinzieht. Da muss man diesen schärfsten Brief von Paulus lesen. Das geht nicht. Hier müssen wir ganz klar die Linie ziehen. Dabei hilft auch der Kolosserbrief, der das deutlich macht.
Kritik an der Irrlehre und deren Merkmale
Und dann wird eben diese Irrlehre noch weiter beschrieben. In Vers 18 heißt es: Lasst euch niemand um den Kampfpreis bringen, der seinen eigenen Willen tut, in Niedrigkeit oder in Demut und Anbetung der Engel, indem er auf Dinge eingeht, die er nicht gesehen hat, eitlerweise aufgeblasen.
Also, sie wollten mit der unsichtbaren Welt zu tun haben. Herr Paulus sagt, sie haben sie ja nicht einmal gesehen. Und sie tun so, als wären sie demütig, aber in Wirklichkeit sind sie tief aufgeblasen und meinen, sie wüssten mehr als die anderen.
Wenn ihr mit Christus den Elementen der Welt gestorben seid, was unterwerft ihr euch Satzungen, als lebt ihr noch in der Welt? Jetzt zitiert er diese Irrlehre und ihre Leitsätze: Berühre nicht, koste nicht, betaste nicht.
Sie wollten auch solche Verunreinigungsgesetze aus dem Alten Testament den Christen auferlegen, die nur für Israel galten. „Berühre nicht, koste nicht, betaste nicht Dinge, welche alle zur Zerstörung bestimmt sind durch den Gebrauch, nach den Geboten und Lehren der Menschen, welche zwar einen Schein von Weisheit haben in eigenwilligem Gottesdienst und in Demut und im Nichtverschonen des Leibes, also als Käse und nicht in einer gewissen Ehre zur Befriedigung des Fleisches.“
Paulus nimmt diese Lehren auf und sagt: Was habt ihr eigentlich mit dem alles noch zu tun? Ihr seid doch mit Christus gestorben.
Was heißt das? Wenn ich wirklich glaube, der Herr ist für mich und die Schuld meines Lebens gestorben, dann bin ich eigentlich vor Gott ein Gestorbener. Das ganze alte Leben ist vorbei. Ich bin auch mit Christus auferweckt – das ist eine andere Seite –, aber ich bin gestorben.
Nun ja, wenn ich gestorben bin und jetzt kommen die mit diesen Irrlehren und Philosophien und judaisierenden gesetzlichen Lehren – wenn ich gestorben bin, wie reagiere ich darauf? Gar nicht.
Es ist wie, wenn man eine Flasche Whisky auf das Grab eines ehemaligen Alkoholikers legt: Der reagiert kein bisschen. Wir sind tot, mit dem haben wir nichts mehr zu tun. Tschüss – und nicht mal Tschüss, gar nichts.
Das neue Leben des Christen und praktische Lebensanweisungen
Und nun kommen wir zur Schlussfolgerung in Kapitel 3: „Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, so sucht, was droben ist.“
Wir können nun abschließen. Die Verse 1 bis 17 beschreiben das neue Leben des Christen mit ganz konkreten Befehlen. Es heißt nicht „du sollst“, sondern „suchet“, „tötet“, „legt ab“.
Dann folgen in Kapitel 3, Vers 18 bis Kapitel 4, Vers 1, Hinweise zum Leben des Christen in Ehe, Familie und Arbeit. Hier sind keine entrückten Menschen gemeint, die in höhere Sphären entrückt sind, sondern ganz konkrete Menschen, die mit Gottes Hilfe eine Ehe führen möchten, die Gott ehrt, eine Familie haben möchten, die Gott ehrt, und auch in der Arbeit so handeln wollen, dass sie Gott ehren.
Der letzte Punkt sind die abschließenden Ermahnungen und Grüße in Kapitel 4, Vers 2 bis 18. Das klingt zunächst wenig aussagekräftig, doch diese Grüße sind eine wahre Fundgrube.
Ich möchte noch eine große Überraschung aus diesem Brief zeigen, da wir zeitlich eigentlich durch sind. Vielleicht noch eine kleine Perle daraus: Vers 14 – „Es grüßt euch Lukas, der geliebte Arzt.“ Lukas war Arzt, aber nicht, um eine Karriere zu machen oder zu seiner eigenen Ehre. Jeder soll in dem, wozu Gott ihn berufen hat, treu sein. Er war der geliebte Arzt. Das genügt. So sollen auch wir in dem, was wir sind, Geliebte sein. Ein wunderbares Beispiel ist Lukas.
Stellen Sie sich vor, der Brief wurde in Kolossä vorgelesen, alle hören in der Gemeinde zu, und plötzlich kommt am Schluss, in Vers 16 und 17, der Hinweis: „Und wenn der Brief bei euch gelesen ist, so sorgt dafür, dass er auch in der Versammlung der Laodizäer gelesen werde, und dass auch ihr den aus Laodizäa lest.“
Dann folgt ein ganz persönlicher Aufruf an Archippus: „Siehe auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst.“ Archippus wird wohl zusammengezuckt sein, plötzlich kommt sein Name! Aus allen Kolosse noch eine spezielle Ermahnung. Du hast eine Aufgabe, jetzt musst du schauen, dass du sie zu Ende bringst.
Dann folgt der Gruß mit „meiner Hand“, also in Vers 18 hat Paulus nicht mehr diktiert, sondern eigenhändig geschrieben. Ich habe das auf dem Blatt bei den Besonderheiten am Schluss aufgeführt. Das war das Zeichen in allen seinen Briefen, nach 2. Thessalonicher 3,17, dass der Brief als echter Paulusbrief erkannt werden konnte. Es gab nämlich auch Fälschungen, die kursierten.
Zum Schluss noch diese Überraschung: Archippus, ein ganz persönlicher Aufruf, den jeder für sich persönlich leben kann. So endet der Brief mit dem Aufruf, dem Herrn treu zu dienen bis zum Schluss.
Damit sind wir für heute am Ende.