Wir wollen heute Abend mit dem Studium des ersten Buches Samuel beginnen. Ich lese die ersten Verse aus Kapitel eins:
„Und es war ein Mann aus Ramataim Zophim vom Gebirge Ephraim, und sein Name war Elkanah, der Sohn Jerochams, des Sohnes Elihus, des Sohnes Dochus, des Sohnes Zufs, ein Ephratiter. Er hatte zwei Frauen. Der Name der einen war Hanna, und der Name der anderen Penina. Penina hatte Kinder, aber Hanna hatte keine.“
„Dieser Mann ging Jahr für Jahr aus seiner Stadt hinauf, um den Herrn der Hirscharen anzubeten und ihm in Shiloh zu opfern. Dort waren die beiden Söhne Elis, Hofni und Binehas, Priester des Herrn.“
„Es geschah an dem Tag, als Elkanah opferte: Er gab seiner Frau Penina und allen ihren Söhnen und Töchtern Stücke. Aber Hanna gab er ein doppeltes Stück, denn er liebte sie. Doch der Herr hatte ihren Mutterleib verschlossen. Ihre Widersacherin kränkte sie mit vielerlei Kränkung, um sie aufzuregen, weil der Herr ihren Mutterleib verschlossen hatte.“
„So, wie er es Jahr für Jahr tat, so kränkte sie sie, so oft sie zum Haus des Herrn hinaufzog. Sie weinte und aß nicht.“
„Elkana, ihr Mann, sprach zu ihr: ‚Hanna, warum weinst du, und warum isst du nicht? Und warum ist dein Herz betrübt? Bin ich dir nicht besser als zehn Söhne?‘“
Wir lesen bis hierher.
Es ist sehr wichtig, wenn wir ein Bibelbuch betrachten – und wir müssen ja davon ausgehen, wie hier auf dem Bild angedeutet –, dass die Bibel eine ganze Bibliothek ist. Sie besteht aus den Büchern des Alten Testaments und den Büchern des Neuen Testaments.
Wenn man ein solches Buch aus der Bibliothek der Bibel nimmt und studiert, ist es wichtig, sich einige Fragen zu stellen: Wer hat das Buch geschrieben? Zu welcher Zeit wurde das Buch verfasst? Von welcher Zeit spricht das Buch? Was war der zeitgeschichtliche Hintergrund?
Außerdem sollten wir uns fragen: Was ist eigentlich die Botschaft, die Hauptbotschaft eines Bibelbuches? Wie ist das Bibelbuch aufgebaut, in welche Teile zerfällt es?
Denn all diese Fragen helfen dabei, die einzelnen Verse besser verstehen zu können.
Wir müssen uns auch fragen, wo innerhalb der Bibliothek des Alten Testaments das Buch, das wir jetzt gerade studieren, eingeordnet ist und angesiedelt wird.
Wir wenden uns dem Alten Testament zu und fragen uns, wann die Sammlung der Bücher, die vor dem Kommen von Jesus Christus verfasst wurden, entstanden ist.
Die Antwort lautet: Die ältesten Bücher – wie der Erste Mose, Zweite Mose und weitere – wurden von Mose geschrieben. Dies geschah ab der Zeit des Auszugs aus Ägypten. Nach einer strengen biblischen Chronologie, bei der alle Zahlen der Bibel ernst genommen und nicht verändert werden, ergibt sich ein geschlossenes mathematisches System. Es ist keine Anpassung der Zahlen notwendig.
Diese strikte Chronologie setzt den Auszug aus Ägypten sehr früh an, nämlich auf das Jahr 1606 v. Chr. Ein Nebeneffekt dieser Datierung ist, dass sie mit der Archäologie übereinstimmt. Viele Bibelkritiker behaupten, dass man aus der Zeit des Auszugs aus Ägypten und der Landnahme unter Josua keine Spuren in Ägypten oder Kanaan in den entsprechenden archäologischen Schichten findet.
Natürlich findet man keine Spuren, wenn man am falschen Ort sucht. Wenn man zum Beispiel in den Archiven der Reformation des 16. Jahrhunderts nach Belegen für eine Person namens Bismarck sucht, wird man zu dem Schluss kommen, dass diese Person ein Märchen sein muss und nie gelebt hat. Denn in diesen Archiven findet man nichts über Bismarck.
Sucht man jedoch an der richtigen Stelle, etwa in den Archiven des 19. Jahrhunderts, wird man feststellen, dass Bismarck tatsächlich existierte und eine bedeutsame Rolle in Deutschland und darüber hinaus spielte.
So verhält es sich auch mit den archäologischen Funden zur Zeit des Auszugs aus Ägypten. Die ältesten Bücher des Alten Testaments datieren ab 1606 v. Chr., und das letzte Buch dieser Sammlung wurde vom Propheten Maleachi um circa 400 bis 420 v. Chr. verfasst.
Nun interessieren wir uns für das Buch Samuel. Es wurde vom Propheten Samuel geschrieben, zumindest ein bedeutender Teil davon, nämlich 1. Samuel 1 bis 24. In Kapitel 25 wird dann sein Tod beschrieben. Über seinen Tod hinaus hat er nicht geschrieben.
Wir können kurz nachschlagen: In Kapitel 25, Vers 1 lesen wir: „Und Samuel starb, und ganz Israel versammelte sich, klagte um ihn und begrub ihn in seinem Haus in Rama.“
Woher wissen wir, dass der Prophet Samuel das erste Buch Samuel verfasst hat? Diese Informationen stammen aus dem Judentum. Im Judentum wurden viele Überlieferungen bewahrt, die wichtig waren, um in alttestamentlicher Zeit zu wissen, welche Bücher von wirklich von Gott anerkannten Propheten geschrieben wurden.
Jeder Prophet, also jeder Bibelschreiber, musste den Prophetentest bestehen. Er durfte als Prophet niemals eine falsche Voraussage machen. Eine falsche Voraussage bedeutete gemäß 5. Mose 18, dass man ihn als falschen Propheten verurteilen musste. Darum durfte ein Prophet nicht nur über die ferne Zukunft prophezeien, sondern musste auch Kurzzeitprophetie vorweisen.
Anhand der erfüllten Prophetie, und zwar von jedem Punkt, konnte man erkennen, dass es sich um einen Propheten Gottes handelte. Nach 5. Mose 13 war es außerdem wichtig, dass ein Prophet keine falschen Lehren brachte. Er musste in Übereinstimmung mit den ersten Büchern der Bibel sein, nämlich 1. bis 5. Mose, der Tora.
Mose war auf ganz außergewöhnliche Weise von Gott als wahrer Prophet bestätigt worden, nämlich in Ägypten durch zahlreiche Zeichen und Wunder sowie die zehn Plagen. Auch während der gesamten Wüstenwanderung wurde er bestätigt – durch erfüllte Prophetie und mächtige Zeichen und Wunder.
So musste jeder biblische Prophet, der ein Buch oder einen Teil eines Bibelbuches schrieb, als echter Prophet bestätigt werden. Diese Bestätigung wurde im Judentum weitergegeben. So lesen wir im babylonischen Talmud, dem wichtigsten rabbinischen Werk im Judentum (nicht die Bibel, aber das wichtigste rabbinische Werk), im Traktat Baba Batra 14b, dass diese Informationen mitgeteilt werden.
Dort finden wir auch wichtige, wertvolle Informationen über andere Bibelschreiber. Außerdem erfahren wir in 1. Samuel 10, Vers 25, dass Samuel selbst ein Schreiber war. Er konnte Hebräisch schreiben und hat dies auch getan.
Im Traktat Baba Batra wird außerdem erklärt, dass das Buch Richter ebenfalls von Samuel verfasst wurde, ebenso wie das Buch Rut und ein Teil von 1. Samuel, nämlich die Kapitel 1 bis 24.
In der Bibel haben wir die fünf Bücher Mose, die klar bestätigt sind. Danach kam Josua, der das nächste Buch, das Buch Josua, schrieb. Er war von Mose anerkannt. Darum ist es sehr wichtig, dass in 5. Mose 34 Mose seine Hände auf den Kopf Josuas legte, als Zeichen der Identifikation. So zeigte Mose, der von Gott gegebene Gesetzgeber, dass er den nächsten Propheten anerkannt hatte.
Gott selbst hatte Josua als Nachfolger eingesetzt. Damit war klar: Das Buch Josua gehört ebenfalls zur Bibel.
Dann kam Samuel, der das Buch Richter, das Buch Rut und einen Teil von Samuel schrieb. Ich muss noch hinzufügen, dass Baba Batra auch erklärt, dass Mose das Buch Hiob dem Volk Israel übergeben hatte.
Dieses Buch war sehr wichtig, weil es von einem Mann handelt, der vor der Entstehung des Volkes Israel lebte. Hiob war ein außergewöhnlicher, gottesfürchtiger Mann.
Dieses Buch war wichtig für Israel, damit sie nicht dachten, dass nur Israeliten vor Gott gelten könnten. Die Lektion war: Es geht nicht darum, dass Israel das auserwählte Volk ist – das hat eine wichtige Bedeutung –, aber grundsätzlich hat das nichts mit unserer Stellung vor Gott zu tun.
Hiob war kein Israelit, doch er war ein einzigartiger, treuer Mann.
Weiter ist zu sagen, dass 1. Chronik 29,29 uns auch Klarheit gibt, dass weitere Autoren beteiligt waren, nämlich die Propheten Gad und Nathan. Diese konnten dann ebenfalls Beiträge hinzufügen.
So gab es eine spätere Endredaktion des gesamten Buches in der Zeit der Könige. Dazu liest man auch in 1. Samuel 27,6.
Hilfreich ist auch noch folgende Information: Ursprünglich waren die Bücher Erste und Zweite Samuel ein einziges Buch. Die Aufteilung in zwei Bücher ist eine spätere Erscheinung.
In der ältesten Bibelübersetzung des Alten Testaments auf Griechisch, der sogenannten Septuaginta, die im dritten Jahrhundert v. Chr. in Alexandria, Ägypten, von jüdischen Gelehrten angefertigt wurde, hat man die Bücher bereits aufgeteilt. Übrigens war auch das Buch Könige ursprünglich ein einziges Buch, das man später in Erste und Zweite Könige aufteilte. Ebenso war Chroniker ein Buch, das in Erste und Zweite Chroniker aufgeteilt wurde. Das muss man einfach wissen.
Diese Tatsache finden wir auch bestätigt in Bezug auf Samuel. In Qumran, in den Höhlen am Toten Meer, hat man in den Jahren 1947 bis 1956 in insgesamt elf Höhlen Manuskripte des Alten Testaments gefunden. Praktisch alle Bücher des Alten Testaments sind dort belegt, neben außerbiblischen Büchern wie Kommentaren, Liedern und Gedichten.
Dort hat man auch Überreste einer Rolle gefunden, die man auf etwa 50 v. Chr. datiert. Jede Rolle bekommt ein spezielles Siegel in der Ordnungsliste. So nennt man dieses Fragment oder diese Überreste „4QSamA“ – das bedeutet: vierte Höhle, Q für Qumran, Sam für Samuel und klein a für die erste von verschiedenen Samuel-Handschriften, die man gefunden hat.
Man sieht daran deutlich, dass Erste und Zweite Samuel ursprünglich eine Rolle waren. Insgesamt hat man in Qumran Überreste von vier Manuskripten gefunden. Dazu gehören Überreste einer Rolle in Höhle 1, der ersten entdeckten Höhle. Diese Entdeckung gelang einem siebzehnjährigen Beduinen namens Muhammad Edwiv.
Der Überlieferung nach war er auf der Suche nach einer verlorenen Ziege, die er in einer der Höhlen vermutete. Er schoss einen Stein hinein, es klirrte, und dann ging er hinein und entdeckte die Qumran-Rollen. Eine andere, weniger romantische Version besagt, dass der Stamm der Tamire Schmuggler waren. Wenn die jordanische Polizei kam, war es ihnen wichtig, das Schmuggelgut in den Höhlen zu verstecken. Dabei wurden die Rollen gefunden.
Das Erstaunliche an diesem Fund von Qumran ist, dass er einer der bedeutendsten Belege dafür ist, wie genau die Bibel überliefert worden ist. Im Islam wird gelehrt, dass Christen und Juden die Bibel abgeändert hätten. Doch ausgerechnet ein Muhammad liefert einen der größten Beweise für die Präzision der Überlieferung der Bibel. Er zeigt, dass es überhaupt nicht stimmt, dass die Bibel abgeändert wurde und dass man nicht mehr die richtige Bibel hat.
In Höhle 1 fand man nicht nur die vollständige Jesajerolle, sondern auch Überreste von Samuel. In Höhle 4 entdeckte man drei Manuskripte.
Jetzt wollen wir uns mit der Zeit beschäftigen, die in den Samuelbüchern behandelt wird. Auf dem Zeitstrahl sehen wir die Zeit ab dem Auszug aus Ägypten nach der strengen Chronologie: sechzehnhundertsechs vor Christus. Darauf folgte die Wüstenwanderung von vierzig Jahren, danach die Landnahme unter Joshua.
Zuerst erfolgte die Eroberung von Jericho, die im Jahr fünfzehnhundertsechsundsechzig stattfand. Bei den Ausgrabungen in Jericho kann man eine sehr massive Mauer sehen. Allerdings ist davon nur der unterste Teil erhalten geblieben, denn diese Mauer war viel höher. Auf den massiven Steinen, die für diese Mauer verwendet wurden, spricht man von einer Zyklopenmauer. Solche Mauern wirken so, als könnten sie nur von Riesen errichtet worden sein, wegen der großen Steine.
Auf dieser Zyklopenmauer befand sich eine Ziegelmauer, die nach außen heruntergefallen ist und eine Rampe bildete. Die Palästinenser in Jericho haben dort seit einiger Zeit eine Tafel mit der Datierung circa 1550 v. Chr. angebracht. Wenn man dort einen Flyer über Jericho bekommt, erfährt man oft, dass die Bibel nicht stimmt und dass die biblische Chronologie nicht passt – zumindest wenn man von der falschen Chronologie ausgeht.
Nimmt man jedoch die biblischen Zahlen ernst, kommt man auf das Jahr 566. Damit ist die Datierung circa 1550 v. Chr. gar nicht so schlecht. Besonders erstaunlich ist, dass die Mauern nach außen heruntergefallen sind. Normalerweise fallen Mauern bei der Eroberung einer Stadt nach innen. Das ist gefährlich für die Angreifer, also die Soldaten. Die Bibel sagt jedoch, dass Gott die Mauern von Jericho erschüttert hat und sie zu einer Rampe herunterfielen. So konnte jeder Israelit, der im Zug hinter den Posaunen rund um die Stadt zog, die Rampe hinaufsteigen.
Man hat dort auch Brandspuren gefunden, die sehr deutlich sind. Die Zeit von 1566 bis 1560 umfasst also die sechs Jahre der Eroberung des verheißenen Landes unter Joshua, wie ausführlich im Buch Joshua berichtet wird.
Von da an vergingen vierzehn Jahre bis zum ersten Richter. Diese Zeit war traurig, denn das Buch der Richter berichtet, wie die Israeliten begannen, sich mit den heidnischen Völkern zu mischen und ihre Götter zu verehren. In dieser elenden Zeit berief Gott den ersten Richter, Othniel.
In Apostelgeschichte 13,20 lesen wir, dass die Zeit der Richter vierhundertfünfzig Jahre dauerte. Ich lese kurz vor Apostelgeschichte 13,20, um den Zusammenhang zu verdeutlichen. Paulus spricht in der Synagoge und fasst die Heilsgeschichte kurz zusammen, so wie ich es auch versucht habe.
Vers 16: Paulus aber stand auf, winkte mit der Hand und sprach: „Männer von Israel, die ihr Gott fürchtet, hört! Der Gott dieses Volkes Israel erwählte unsere Väter und erhöhte das Volk in der Fremdenschaft im Land Ägypten. Mit erhobenem Arm führte er sie von dort heraus. Während einer Zeit von vierzig Jahren – genau vierzig Jahre – pflegte er sie in der Wüste. Nachdem er sieben Nationen im Land Kanaan vertilgt hatte, ließ er sie deren Land erben.“ Das sind diese sechs Jahre.
Dann sagt Paulus weiter, dass er ihnen während 450 Jahren Richter gab, bis auf Samuel den Propheten. Falls in Ihrer Bibel das ein bisschen anders steht, dann ist das falsch. Es gibt nämlich ein Problem mit dem Nestle-Aland-Text, der vollkommen falsch und verwirrt ist. Dort werden die historischen Angaben durcheinandergebracht. Im Mehrheitstext hingegen steht es richtig: Die 450 Jahre beziehen sich auf die Zeit der Richter.
Im Nestle-Aland-Text heißt es wörtlich, dass 450 Jahre vergangen seien, und dann habe Gott ihnen Richter gegeben. Das zeigt, dass dieser Text falsch ist. Der Mehrheitstext macht jedoch klar, dass Gott ihnen während 450 Jahren Richter gab, bis auf Samuel den Propheten.
Wenn man alle Zahlen zusammenrechnet – im Buch der Richter und in den ersten Kapiteln von 1. Samuel, wo die letzten zwei Richter erwähnt werden – ergibt sich folgendes: Im Buch der Richter sind 414 Jahre angegeben, im ersten Samuel kommt Eli, der Hohepriester, der 40 Jahre Richter war. Dann bleiben noch 20 Jahre, um die 450 Jahre Richterzeit zu vervollständigen. Diese 20 Jahre sind die Richterzeit von Samuel.
Diese Zeitspanne reicht also von 1506 bis 1096 vor Christus. Danach verlangte das Volk, keine Richter mehr zu haben. Sie wollten nicht mehr, dass Gott ihr König ist. Sie wollten so sein wie die anderen Völker und einen König haben wie diese.
Damit war Gott als Herrscher verworfen. Das wird uns ganz dramatisch in den ersten Kapiteln von 1. Samuel gezeigt. So endet die Zeit der Theokratie vom Auszug aus Ägypten bis zu Samuel.
Das Wort Theokratie bedeutet Gottesherrschaft. Wir leben zwar nicht ganz, aber ungefähr in einer Demokratie. Demos heißt Volk, also herrscht das Volk. In der Schweiz ist das noch ausgeprägter; hier gibt es mehr Demokratie als in Deutschland. Das ist einfach so. Perfekt ist das System allerdings nicht. Dennoch herrscht das Volk.
Wenn das Volk unzufrieden ist, kann es ein Referendum initiieren und eine Abstimmung durchführen. So kann das Volk zum Beispiel sagen, dass es eine bestimmte Sache nicht mehr möchte. Das ist Demokratie. Nicht in allen Demokratien ist das möglich, aber in der Schweiz funktioniert es so.
Hier haben wir jedoch eine Theokratie, also eine Gottesherrschaft. Gott regiert. Er wollte Israel durch die Bibel, durch das Gesetz Mose, regieren. Die Richter waren keine kleinen Könige, sondern Menschen, die anhand der Bibel, sobald Unklarheiten oder Rechtsfragen auftauchten, entscheiden sollten, was die Tora, also die Bibel, dazu sagt. So wollte Gott durch die Bibel herrschen.
Das funktioniert aber nur, wenn sich alle der Bibel unterwerfen. Das ist die schönste Herrschaftsform, die man sich vorstellen kann. Doch es funktioniert nur, wenn alle mitmachen. Das Buch der Richter zeigt uns, dass die meisten nicht mehr mitmachten. So wurde die Zeit schwierig.
Schließlich sagte das Volk zu Samuel, dem letzten Richter: „Wir möchten nicht mehr, es reicht uns. Wir wollen auch einen König haben wie alle anderen.“ Daraufhin bekamen sie Saul. Zu diesem Thema später mehr.
Wir sehen also den groben Zeitrahmen im Buch Samuel. Es ist die Zeit von 1156 v. Chr., dem Beginn der Richterzeit mit Eli, bis zum Tod von David, also dem Ende seines Lebens, das wäre 1016 v. Chr. Dieser Zeitraum gibt uns den Rahmen, in den wir die Samuelbücher beziehungsweise das Buch Samuel einordnen können.
Dieses Buch ist sehr dramatisch, weil es uns den Übergang zeigt von der Richterzeit, in der Gott noch der König war, zum Königtum Israels mit Saul. Dieser führte Israel in eine Katastrophe, die ebenfalls in Samuel beschrieben wird. Der Plan des Volkes ging also nicht auf, was zu einer Katastrophe führte. Auch dazu später mehr.
Das Buch ist weiterhin dramatisch, weil es den Übergang von der Epoche der Stiftshütte zum ersten Tempel, dem Salomontempel, beschreibt.
Nach dem Auszug aus Ägypten hat Gott Israel beauftragt, ein Heiligtum zu bauen. Im Buch 2. Mose Kapitel 25 wird uns der detaillierte Bauplan der Stiftshütte vorgestellt. Der Schlüsselvers 25,8 lautet: „Und sie sollen mir ein Heiligtum machen, dass ich in ihrer Mitte wohne.“ Gott wollte also mitten im Volk Israel wohnen. Deshalb sollten sie einen Tempel bauen, ein Haus für Gott, das auch das Zentrum des Gottesdienstes sein sollte.
Dieser Bauplan in 2. Mose Kapitel 25 bis 40 beschreibt einen Elementbau. Das ist beeindruckend, denn vor dreieinhalbtausend Jahren gab es bereits einen solchen Bau. Er war so konzipiert, dass man den Tempel immer wieder abbrechen und an einem neuen Ort wieder aufbauen konnte. Dieses Prinzip war ideal für die vierzig Jahre der Wüstenwanderung von Ägypten nach Kanaan.
Als Josua das Volk ins verheißene Land führte, ließ er die Stiftshütte in Shiloh aufbauen, im Land. In Josua Kapitel 18 Vers 1 heißt es: „Und die ganze Gemeinde der Kinder Israel versammelte sich nach Shiloh, und sie schlugen dort das Zelt der Zusammenkunft auf, und das Land war vor ihnen unterjocht.“
Das bedeutet, dass die Stiftshütte nach der Wüstenwanderung, als das Volk nicht mehr von Ort zu Ort zog und die Stiftshütte immer wieder abgebaut und aufgebaut werden musste, schließlich an einem festen Ort im Land aufgestellt wurde. Dort blieb sie dann für Jahrhunderte in Shiloh.
In dem Buch, das wir betrachten, wird gezeigt, wie es zur Ablösung der Stiftshütte hin zum ersten Tempel aus Stein in Jerusalem kam. Auf diesem Weg spielte die Richterzeit mit ihren etwa 450 Jahren eine bedeutende Rolle. Danach kam König Saul, der vierzig Jahre regierte, gefolgt von David, der ebenfalls vierzig Jahre herrschte. David sammelte bereits viele Materialien für den Bau des ersten Tempels. Sein Sohn Salomo begann im vierten Jahr seiner Regierung mit dem Bau des Tempels.
Das Buch Samuel zeigt uns den Übergang von der Stiftshütte zum ersten Tempel in Jerusalem. Die Richterzeit ist dabei eine sehr wichtige Epoche mit ihren 450 Jahren. Ein besonderes Kennzeichen dieser Zeit finden wir im Buch der Richter als Refrain: In Richter 17,6; 18,1; 19,1 und 21,25 heißt es immer wieder: „Ein jeder tat, was recht war in seinen Augen.“
Das bedeutet, dass die Bibel in dieser Zeit nicht als Maßstab betrachtet wurde. Deshalb funktionierte die Theokratie nicht. Jeder handelte individuell. Es war eine Zeit des Relativismus, in der man sagte: „Absolute Wahrheit? Wenn das für dich gut ist, ist es okay, aber ich sehe das anders.“
Dies war vor vielen Jahrtausenden so, und doch denken heute manche, wir seien modern, wenn wir sagen, es gibt keine absolute Wahrheit, sondern nur deine Wahrheit und meine Wahrheit. Eine absolute Wahrheit gebe es nicht. Aber das ist nicht modern – das ist Schnee von gestern. Das war damals so.
Die Richterzeit war daher auch eine Zeit des moralischen und religiösen Zerfalls. Die Werte, besonders in Bezug auf Ehe und Familie, brachen damals zusammen, weil man sich von der Bibel abwandte. In unserer Kultur ist Ähnliches geschehen, besonders in den vergangenen Jahrzehnten seit etwa 1960. Die biblischen Werte wurden über Bord geworfen, und man sagte, alles sei relativ und es gebe keine absolute Wahrheit.
Heute erleben wir das daraus resultierende moralische Chaos und den Sumpf, in dem viele Menschen in unserer Gesellschaft stecken und nicht wissen, wie sie da herauskommen. Anstatt ihnen zu helfen, werden sie oft noch tiefer hineingestoßen – etwa durch die Gender-Lehre.
Das zeigt uns, wie aktuell diese Zeit ist. Wenn wir dann in 1. Samuel über die letzten Jahrzehnte der Richterzeit lesen, finden wir hochaktuelle Situationen, die sich sehr einfach auf unsere heutige Lage übertragen lassen. Dabei erhalten wir sowohl ernste Belehrungen als auch viele ermutigende Hinweise.
Wie sollen wir denn leben? Das ist der Titel eines Buches von Francis Schäffer, einem christlichen Denker der vergangenen Jahrzehnte. Er hat diesen Titel jedoch nicht selbst erfunden, sondern aus Ezechiel 33 übernommen.
Können wir das kurz aufschlagen? Die Antwort auf diese Frage finden wir gerade im ersten Buch Samuel, denn dort gibt es viele konkrete Hinweise dazu.
In Vers 10 lesen wir: „Und du, Menschensohn, sprich zum Haus Israel: So spricht ihr und sagt: Unsere Übertretungen und unsere Sünden sind auf uns, und in ihnen schwinden wir hin.“
Wie können wir denn leben? Oder: Wie sollen wir denn leben? Das kann man auch so übersetzen. Hier spricht ein Volk, das merkt, dass ihr Lebensstil und ihre Unmoral sie selbst zerstören.
Die Antwort darauf wird in Vers 11 zusammengefasst, was wir dann im Buch Samuel ausführlich entdecken werden. Dort heißt es: „So wahr ich lebe, spricht der Herr, der Ewige, ich habe kein Gefallen am Tod des Gottlosen, sondern dass der Gottlose von seinem Weg umkehre und lebe. Kehrt um, kehrt um von euren bösen Wegen, denn warum wollt ihr sterben, Haus Israel?“
An dieser Stelle wollen wir eine kurze Pause machen und gemeinsam ein Lied singen.
Wir fahren jetzt mit der Einleitung zum ersten Buch Samuel fort. Dieses Buch ist wichtig, um mehr über die weitere Geschichte der Stiftshütte zu erfahren. Die Stiftshütte hat nämlich noch eine weitere Reise gemacht.
Nach der langen Zeit in Shiloh, die mehrere Jahrhunderte dauerte, war sie das Zentralheiligtum für das zwölfstämmige Volk Israel. Diese Rolle spielt in den ersten Kapiteln von 1. Samuel eine ganz zentrale und wichtige Rolle.
In der Zeit von Saul gab es jedoch eine Veränderung: Die Stiftshütte wurde aus Shiloh evakuiert. Wir werden noch sehen, dass dies eine Zeit war, in der die Philister als Militärmacht im Nahen Osten sehr bedeutend wurden. Zu Beginn der Richterzeit liest man noch nicht viel von den Philistern, doch am Ende der Richterzeit, besonders in der Zeit Simsons, gewinnen sie große Bedeutung. Auch unter Eli, Samuel und Saul spielen die Philister eine wichtige Rolle.
Schließlich konnten die Philister Shiloh zerstören und verwüsten. Dies geschah im Zusammenhang mit dem letzten Krieg, in dem Saul sein Leben verlor. Weil die Zerstörung von Shiloh als Ort des Gottesdienstes abzusehen war, wurde die Stiftshütte evakuiert. In 1. Samuel 21 finden wir sie in Nob. Später kam sie nach Gibeon, auf die Höhe von Gibeon (1. Chronik 16,39).
Während der Herrschaft von König Salomo brachte er die Stiftshütte von Gibeon nach Jerusalem und baute dann den Tempel. Aus der jüdischen Überlieferung wissen wir, dass die Stiftshütte zerlegt und im Tempelberg eingelagert wurde. So gab es einen nahtlosen Übergang von der Stiftshütte zum ersten Tempel.
Das ist sehr hilfreich, wenn man den Hebräerbrief im Neuen Testament liest. Dort wird über den damals noch bestehenden Opferdienst in Jerusalem gesprochen. Hebräer 10 sagt: „Jeder Priester steht täglich da“ – in der Gegenwartsform – „und bringt oft dieselben Schlachtopfer dar, die niemals Sünden hinwegnehmen können.“ Dann wird erklärt: „Aber der Herr Jesus hat durch sein einziges Opfer die Sünde für immer abgeschafft.“
Dennoch wird weiterhin von den Opfern gesprochen. Über den Tod Christi hinaus waren die Opfer bis ins Jahr 70 n. Chr. weiterhin da. Der Hebräerbrief macht also klar, dass die Bedeutung dieser Opfer im Tempel nur Hinweise auf das wahre Opfer des Herrn Jesus sind. Diese Opfer existierten weiterhin, denn der Hebräerbrief wurde im Jahr 62 verfasst.
Nun ist das Erstaunliche: Wenn man Hebräer 9,10 liest, wird über den Tempel als eine Stiftshütte gesprochen. Die Ausdrücke der Stiftshütte werden verwendet. Man fragt sich, warum das so ist.
Der Grund ist folgender: Der Hebräerbrief versetzt die Leser in die Zeit der Wüstenwanderung und erklärt: So wie damals das Volk Israel aus Ägypten auszog, und alle sich als gläubig betrachteten, waren viele doch keine echten Gläubigen. Der Hebräerbrief zeigt, wie viele wegen Unglaubens das Ziel nicht erreichten und nicht ins Land kamen.
Der Hebräerbrief ist an die Hebräer geschrieben, also an Juden, die sagen: „Ich bin gläubig und glaube an den Messias Jesus.“ Doch unter ihnen waren nicht nur echte Gläubige, sondern auch Bekenner.
Darum ist der Hebräerbrief sehr ernst. Er zeigt die Gefahr, dass jemand, der nur ein Bekenner ist, schließlich ein Feind des Evangeliums wird. Er verwirft Jesus Christus bewusst und endgültig, tritt den Sohn Gottes mit Füßen. Und dann gibt es kein Opfer mehr.
Der Brief versetzt also in die Zeit der Wüstenwanderung zurück und zeigt: Wir sind auf unserem Lebensweg als Gläubige in einer gefährlichen Welt, die der Wüste gleicht. In der Wüste war die Stiftshütte. Deshalb wird der Tempel zur Zeit des Hebräerbriefes mit den Ausdrücken der Stiftshütte beschrieben.
Um jetzt der langen Rede kurzer Sinn: Wir können das gut verstehen, denn im jüdischen Denken gibt es zwischen der Stiftshütte und dem Tempel einen nahtlosen Übergang.
Die Stiftshütte begleitete die Israeliten von den Stationen der Wüstenwanderung am Sinai über viele Orte bis nach Shiloh. Von dort ging es weiter nach Nof, Gibeon und schließlich nach Jerusalem, wo sie im Untergeschoss des Tempels ihren Platz fand.
Wir erfahren dabei auch viel über die Reise der Bundeslade, die eine bewegte Geschichte hat. In 1. Samuel 4,4 sehen wir, dass die Bundeslade in Shiloh, in der Stiftshütte, aufbewahrt wurde. Später erfahren wir, wie die Bundeslade auf Reisen geht: Sie wird von den Philistern im Krieg gestohlen. Die Lade gelangt nach Aschdod, dann nach Gath und Ekron – das sind Städte in der Gegend des heutigen Gazastreifens (1. Samuel 5). Schließlich wird die Bundeslade zurückgegeben und kommt nach Bezek.
Wenn man vom Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv auf der Autobahn Nummer eins nach Jerusalem fährt, muss man auf die Ausschilderung Bet Shemesh achten. Das ist der Ort, an dem die Bundeslade stationiert war. Danach kam sie nach Kirjat Jearim, wo sie lange Zeit blieb (1. Samuel 7). Auch dieser Ort ist gut zu erreichen: Wenn man auf der Autobahn Nummer eins weiter in Richtung Jerusalem fährt, findet man wenige Kilometer vor der Stadt die Ausfahrt nach Kirjat Jearim, die an der gleichen Straße liegt wie Bet Shemesh.
Wir gehen hier nicht auf die Details ein, wie es zu diesen Stationen kam. Eine weitere Station war Peretz Ussa, beschrieben in 2. Samuel 6,8. Erst einige Zeit später bringt David die Bundeslade nach Jerusalem (2. Samuel 6). Dort richtet David ein Zelt für die Lade ein, direkt bei seinem Palast.
In den vergangenen Jahrzehnten hat man in der Davidstadt, also der Altstadt von Jerusalem auf dem Südabhang des Tempelbergs, archäologisch gegraben und wenige Überreste von Davids Palast ans Licht gebracht. Oberhalb der Steinaufschüttung, genannt Millo, befand sich dieser Palast. Dort stand auch das Zelt mit der Bundeslade.
Später baute Salomo den Tempel auf der Bergeshöhe. Er richtete extra einen Ort im Allerheiligsten ein, um die Bundeslade dort unterzubringen. Diese Vertiefung kann man heute noch auf dem Felsen im Felsendom auf dem Tempelplatz sehen. Ich habe das selbst gesehen; die Ausmessung ist beeindruckend, denn sie passt genau dazu.
So war dies die letzte Station der Bundeslade. Das ist ein interessantes Thema: die Reise der Bundeslade, bis sie schließlich gewissermaßen zur Ruhe kommt – in Jerusalem, im ersten Tempel.
Darum ist der Übergang von der Stiftshütte in Shiloh zum Tempel in Jerusalem so bedeutsam.
Hier möchte ich noch etwas zum Aufbau des Buches Samuel sagen. Eine gute Einteilung hilft uns, die Details besser zu verstehen. Man kann das erste Buch Samuel in drei große Blöcke aufteilen. Das zweite Buch lassen wir zunächst noch beiseite, obwohl beide eine Einheit bilden.
Der erste Block heißt Samuel, Kapitel 1 bis 7. Der zweite Block Saul, Kapitel 8 bis 15. Der dritte Block David, Kapitel 16 bis 31.
Der Block Samuel kann weiter überschrieben werden mit „Von Gott erwählt und von Menschen verworfen“. Das war sehr bitter für Samuel, als am Ende seiner zwanzigjährigen Richterzeit, die er mit Hingabe und Treue dem Herrn diente, das Volk sagte: „Wir möchten einen König. Wir haben genug von der Richterzeit.“ Gott muss ihm dann sagen, dass er das nicht persönlich nehmen soll. Nicht dich haben sie verworfen, sondern mich. Sie haben mich verworfen, dass ich nicht mehr König über sie sei.
Samuel wurde abgelehnt, aber die Ablehnung war noch schlimmer, weil sie auch eine Ablehnung Gottes bedeutete. Indem man ihn als Richter ablehnte, lehnte man Gott als König ab.
Darum: von Gott erwählt. Die ersten Kapitel zeigen das auf so liebliche und eindrückliche Weise, wie dieser Samuel als Kind heranwächst – ein Kind aus Gottes Hand. Das ist zunächst unser Thema: von Gott erwählt und von Menschen verworfen.
Dann kommt der Kontrast mit Saul: von Menschen erwählt und von Gott verworfen. Das drückt die Dramatik genau aus. Saul war der Mann nach dem Herzen der Menschen. Die Menschen dachten: „Wenn wir einen König haben, dann haben wir es gut. Wir müssen nicht mehr selbst denken und uns fragen, was die Bibel zu dem Thema sagt. Der König wird uns sagen, was wir tun müssen, und dann folgen wir ihm.“
So sieht man das auch in der Geschichte der Völker. Manchmal gab es Völker, die sagten: „Wir lassen lieber den Leiter denken, und wir können einfach stramm hinterhergehen.“ Aber das ist etwas ganz Gefährliches. Genau das wollte Israel. Israel hat das gemacht. Sie haben Saul erwählt und sich gedacht, der König löst unsere Probleme.
Tatsächlich war Saul ein Kopf größer als alle anderen. Er war wirklich der Mann, der die großen Probleme angehen konnte. Das konnte man schon physisch sehen, wie er mit einem Kopf das übliche Volk überragte.
Aber das ist die Pointe, wenn wir das erste Buch Samuel lesen: Das geht gut, bis einer kommt, der noch größer ist. Und das ist die Pointe in 1. Samuel 16. Dieser Mann aus Gad, sechs Ellen und eine Spanne groß, fast drei Meter, da war Saul nichts mehr. Und er hatte Angst, genauso wie das Volk.
Wenn wir irgendeinen starken Mann suchen, geht das nur so lange gut, bis noch Stärkere kommen.
Saul erweist sich als untreu gegenüber Gott und wird von Gott verworfen.
Danach kommt die Geschichte mit David. Dieser Mann ist von Gott erwählt zum König. Das Thema Königtum geht nun in eine ganz andere Richtung. Gott sagt, David soll der Vorfahre sein von dem König, den Gott schon vor Grundlegung der Welt geplant hat – der Erlöser der Welt, der Messias.
David war von Gott erwählt, aber wir sehen in diesen Kapiteln, dass er von Menschen verworfen wurde. Er wurde über lange Zeit von König Saul verfolgt, von der Armee Israels gejagt, und er war ständig auf der Flucht.
Alle, die Probleme hatten, schlossen sich diesem verworfenen König an, weil sie wussten: Einmal wird er König sein. Wenn wir die Verwerfung mit ihm teilen, werden wir auch einmal die Ehre auf seiner Seite teilen.
Das ist ein wunderbarer Hinweis auf den Messias, der als großer Sohn Davids kommen sollte, aber von den Menschen verworfen wurde. Alle, die erkannten, dass sie große Probleme hatten und der wahre Sohn Davids ihnen helfen kann, stellten sich auf die Seite des Verworfenen.
Sie wussten, dass er einmal König über die ganze Welt sein würde. Dann würden sie die Herrlichkeit mit ihm teilen. Wenn wir mit ihm leiden, werden wir auch mit ihm verherrlicht werden (2. Timotheus 2).
So sehen wir einen wunderbaren göttlichen Plan in diesem Buch.
Weiter können wir das Buch so einteilen:
Im ersten Block, Samuel, haben wir die Kindheitsgeschichte in Kapitel 1 bis 3. Dort ist das Thema „Ein Kind aus Gottes Hand“.
Dann folgt ein weiterer Block: die Geschichte der Bundeslade in Kapitel 4 bis 6. Die Bundeslade wandert von Shiloh aus über verschiedene Stationen.
Schließlich beschreibt Kapitel 7 Samuels Richteramt. Der als Kind Erwählte leistet als Erwachsener treuen Dienst.
Dann kommt der Abschnitt Saul. Dieser lässt sich wiederum unterteilen:
Kapitel 8: Israel will einen König und verwirft Samuel und Gott.
Kapitel 9 und 10: Sauls Berufung und Salbung.
Kapitel 11 bis 15: Sauls Erfolge und Torheiten sowie seine Verwerfung durch Gott.
Der Block über David beginnt mit seiner Erwählung, Berufung und Salbung in Kapitel 16.
Dann folgt die bewegende Geschichte von David und Goliath. Dieser Mann, der viel größer ist als der übergroße Saul, wird von dem jüngsten und verachtetsten Sohn der Familie Isai ohne militärische Rüstung nur mit einer Schleuder und seinem eigenen Schwert besiegt.
Weiter haben wir Kapitel 18 bis 19: David am Hof des Königs Saul.
Dann die dramatischen Kapitel 19 bis 31: Saul jagt David, bis Saul schließlich durch Selbstmord stirbt.
Das Thema Selbstmord in der Bibel ist auch heute sehr wichtig. Es ist eine größere Problematik geworden als früher.
Jetzt wollen wir versuchen, das Buch Samuel innerhalb der Bibel einzuordnen, genauer gesagt innerhalb der biblischen Bibliothek.
Das Alte Testament wird in der hebräischen Bibel eingeteilt. Das ist in jeder hebräischen Bibel ganz normal. Da beginnt das Buch nicht vorne, sondern hinten, weil Hebräisch von rechts nach links geschrieben wird. Der erste Teil ist die Tora. Die Tora heißt Gesetz, das Gesetz Mose, und besteht aus den fünf Büchern Moses.
Dann folgt der zweite Teil, genannt die Propheten, auf Hebräisch Nevi'im. „Navi“ bedeutet Prophet, die Mehrzahl ist Nevi'im. Dieser Teil wird nochmals in zwei Abschnitte eingeteilt: die vorderen Propheten und die hinteren Propheten.
Zu den vorderen Propheten gehören die Bücher Josua, Richter, Samuel und Könige. Ich schreibe hier bewusst nicht „Erste“ und „Zweite Samuel“, weil Samuel eigentlich ein einziges Buch ist. Gleiches gilt für Könige, das ebenfalls ein Buch ist, nicht „Erste“ und „Zweite Könige“.
Die hinteren Propheten sind die Bücher, die wir heute als Prophetenbücher kennen, nämlich Jesaja, Jeremia, Ezechiel und die zwölf kleinen Propheten.
Dann gibt es einen dritten Teil, der Schriften heißt. Auf Hebräisch nennt man diesen Teil meist Ketuvim. In Qumran wird dieser Teil auch Psalmen genannt, weil die Psalmen das erste Buch des dritten Teils sind. Psalmen steht also für den dritten Teil.
Wenn wir in Lukas 24 nachschlagen, wo Jesus das gesamte Alte Testament heranzieht, um zu zeigen, wie es auf ihn als Erlöser und Messias hinweist, lesen wir in Kapitel 24, Vers 44: Der Auferstandene spricht zu den Aposteln: „Dies sind meine Worte, die ich zu euch redete, als ich noch bei euch war, dass alles erfüllt werden muss, was über mich geschrieben steht im Gesetz Moses und den Propheten und Psalmen.“ Das sind die drei Teile: Tora, Nevi'im, Ketuvim.
Man weiß vielleicht, dass das Alte Testament im Judentum üblicherweise Tanach genannt wird. Dieses Wort ist zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben der drei Teile: Gesetz (Tora), Propheten (Nevi'im) und Schriften (Ketuvim). Im Hebräischen schreibt man meist nur die Konsonanten, daher T (für Tora), N (für Nevi'im) und K (für Ketuvim). Um ein aussprechbares Wort zu bilden, werden die Vokale „a“ eingefügt, so entsteht „Tanach“. Man spricht es „Tanach“, weil der Buchstabe K weich ausgesprochen wird, wenn vorher ein Vokal steht.
Es hilft übrigens, wenn man mit Juden spricht, die nicht messiasgläubig sind, aus Rücksicht nicht den Ausdruck „Altes Testament“ zu verwenden. Sie könnten denken, dass damit die Bibel abgewertet wird und als veraltet gilt. Wenn man dann „Altes Testament“ sagt, entsteht oft eine Blockade. Besser sagt man „im Tanach steht“. Nun weiß man, was Tanach bedeutet.
Man kann auch „Mikra“ sagen, was „Bibel“ bedeutet. Dabei ist nicht einmal klar, ob damit nur das Alte Testament oder auch das Neue Testament gemeint ist. Auf Hebräisch heißt „Mikra“ einfach „Bibel“ für beide Testamente.
Soviel zum Tanach. Später kann man dann erklären, dass im Jeremia im Tanach im Kapitel 31 steht, dass Gott einmal einen neuen Bund mit Israel schließen wird. Wenn er von einem neuen Bund spricht, also einem neuen Testament, ist klar, dass der alte Bund alt gemacht wird.
Darum ist „Altes Testament“ keine Abwertung. Der Tanach selbst sagt, dass der Bund vom Sinai im Vergleich zum Neuen Bund alt ist. Deshalb ist der Begriff „Altes Testament“ angemessen. So argumentiert auch der Apostel Paulus in 2. Korinther 3. Er war ja ein Schüler von Gamaliel.
Nun möchte ich noch etwas zu den Schriften erklären. Die Schriften bestehen aus Psalmen als erstem Buch, dann Hiob, Sprüche, Ruth, Hoheslied, Prediger, Klagelieder, Esther, Esra-Nehemia (ursprünglich ein Buch, daher mit Binnenstrich verbunden) und Chronik. Ich sage bewusst nicht „Erste“ oder „Zweite Chronik“, denn es war ja ein Buch.
Es gibt hier noch ein kleines Problem: Ich habe Daniel in Klammern bei den Ketuvim eingeordnet. So ist das in jeder hebräischen Bibel heute. Aber wir haben Hinweise, dass das ursprünglich nicht so war.
Gerade in Qumran, in den Schriften, die bis in die vorchristliche Zeit zurückreichen, gibt es das Manuskript 4Q174. Man hat es in der vierten Höhle gefunden und es ist die Handschrift Nummer 174. Dort wird Daniel als Prophet bezeichnet, genauso wie Jesus über ihn spricht in Matthäus 24,15: „Wie durch Daniel den Propheten geredet ist, der Gräuel der Verwüstung.“
Jesus und die Qumran-Schrift nennen Daniel „den Propheten“. Das weist darauf hin, dass Daniel ursprünglich zu den Propheten gehörte. Nachchristlich haben die Rabbiner Daniel in die Ketuvim versetzt, weil dieser Teil im Judentum viel weniger beachtet wird.
Im Leseverlauf werden die fünf Bücher Mose und ausgewählte Stellen aus den Propheten gelesen. Der dritte Teil, die Ketuvim, ist bei der gewöhnlichen Sabbatlesung nicht vertreten. So kann man ein Buch besser „verstecken“.
Das Buch Daniel hat nämlich sehr genau vorausgesagt, wann der Messias kommen sollte. Im Judentum konnte man das nachrechnen. Mosche ben Maimon, ein Rabbiner im Mittelalter, schreibt, dass Daniel uns die Wissenschaft der Zahlen der Endzeit mitgeteilt hat, die wir aber nicht verstehen. Man solle diese Zahlen nicht nachrechnen, weil man sonst feststellt oder den einfachen Leuten eine Falle stellt, wenn sie merken, dass diese Zeiten abgelaufen sind und der Messias nicht gekommen ist.
Die Jahrwochen sind abgelaufen, nämlich im Jahr 32 nach Christus. Da ist der Herr Jesus als Fürst nach Jerusalem gekommen, wie es dort steht, „bis auf den Messias, den Fürsten“. Also sind die Zeiten abgelaufen, und der Messias ist nicht gekommen. So wollte man das Buch verstecken und hat es deshalb verschoben.
Durch diese Verschiebung ist die ganze Struktur des Alten Testaments in ihrer Zahlenordnung zerstört worden. Wenn wir Daniel wieder in die Propheten zurücksetzen und aus den Schriften herausnehmen, dann besteht das Gesetz Mose aus fünf Büchern, die Propheten aus zwanzig Büchern und die Schriften aus zehn Büchern.
Wenn Daniel falsch eingeordnet wird, entstehen gebrochene Zahlenverhältnisse. Sonst gibt es eine klare Zahlenordnung: immer Vielfache von fünf Büchern – fünf Bücher, viermal fünf Bücher und zweimal fünf Bücher.
Interessant ist, dass das Alte Testament so abgeschlossen ist mit sieben mal sieben mal fünf Büchern – der Zahl der Vollkommenheit.
Nun verstehen wir, dass das Buch Samuel zu den Prophetenbüchern gehört, aber zu den vorderen Propheten. Diese Propheten beschreiben, wie Gott in der Heilsgeschichte gehandelt hat, wie er übernatürlich in der Geschichte gewirkt hat.
Die hinteren Propheten zeigen, wie Gott, derselbe Gott, der in der Vergangenheit nachweislich so gewirkt hat, auch in der Zukunft in der Geschichte handeln und übernatürlich eingreifen wird.
Darum geben diese Propheten die Basis mit dem Hauptgewicht auf die Zukunft.
Nun haben wir am Anfang in 1. Samuel gelesen, dass wir uns in der Endzeit der Richterzeit befinden, einer Zeit, in der es ständig nur abwärts ging. Das Buch der Richter zeigt dies sehr eindrücklich. Ich erinnere an die Bibelwoche, die man auf dem Livestream nachhören kann, über das Buch der Richter – es geht immer weiter bergab.
Jetzt sind wir hier also über die Zeit von Samson hinaus, in der Zeit von Eli. Wir sind ganz unten angelangt. In dieser Zeit wird uns eine Familie beschrieben, zunächst ein Mann aus Ramataim Zophim. Ramataim bedeutet eigentlich „doppeltes Rama“, Zophim heißt „Aussicht“ oder „Aussichthabende“, also die, die von den zwei Höhen herabschauen. Diese Ortschaft Ramataim Zophim wird dann auch einfach Rama genannt, wie in Kapitel 2, Vers 11 erwähnt, was „Höhe“ bedeutet. Es wird klar gesagt, dass sich dieser Ort im Gebirge von Ephraim befindet.
Auf der Karte sehen wir Israel heute und das umstrittene Gebiet, das sogenannte Westjordanland. In Israel nennt man es Samaria im Norden und Judäa im Süden. Samaria, der obere Teil, ist Ephraim, und dort befindet sich auch Shiloh. Nicht weit von Shiloh entfernt lag eben dieses Rama oder Ramataim Zophim.
Werfen wir einen Blick auf das Bergland von Ephraim. Früher, in biblischer Zeit, war es wunderbar bewaldet. Die Bibel sagt jedoch, dass alles verwüstet werden sollte. Deshalb sieht es heute so aus. Nach und nach wird das Gebiet wieder bewaldet, denn mit dem Sechstagekrieg hat Israel das Westjordanland, also Samaria und Judäa, erobert. Israel bemüht sich nun, das Land wieder aufzuforsten und landwirtschaftlich zu nutzen.
Wir befinden uns bei den Ruinen von Shiloh und schauen hinüber auf die lieblichen Hügel von Ephraim. In 1. Samuel lesen wir, dass diese Familie von Elkana jährlich die Stiftshütte in Shiloh besucht. Sie gehen jedes Jahr hinauf. Doch es gibt schon ein Problem, einen „Wurm“ in der Sache.
Wir befinden uns in einer Zeit des Niedergangs. Im Gesetz Mose, in der Tora, steht dreimal erwähnt, dass alle Israeliten dreimal im Jahr zum auserwählten Ort der Opfer gehen müssen. Dies ist in 2. Mose 23,17 und 5. Mose 16,16 festgelegt. Nicht einmal, sondern dreimal jährlich.
Die Familie, die eigentlich bemüht ist, die Bibel auszuleben, hält sich also doch nicht ganz genau daran. Auffällig ist auch, dass es vorgeschrieben war, zu den Festen Pessach, Pfingsten (Schawott) und Laubhütten zu gehen. Alle sollten kommen! Aber wir stellen nicht fest, dass sich das ganze Volk in Shiloh versammelt. Es war nur ein Überrest, der noch dorthin ging.
In einer Zeit, in der „jeder tat, was recht war in seinen Augen“, war es nicht mehr selbstverständlich, nach Shiloh zu gehen. Doch die Familie Elkana ging Jahr für Jahr hinauf. Dort in Shiloh befanden sich neben Eli auch seine gottlosen Söhne als Priester, Hofni und Penehas.
Auf all diese Dinge werden wir morgen eingehen, ebenso auf Elkanas Eheprobleme und den Fluch der Polygamie. In dieser Familie gibt es viel Streit. Wir können genau erklären, warum dieser Streit entstand.
Auf der Karte sehen wir noch einmal, wo Shiloh genau liegt. Ganz unten ist Beerscheba, und weiter südlich beginnt die Negevwüste. Das hauptsächlich bewohnte Gebiet Israels erstreckte sich von Beerscheba bis nach Dan im Norden. Der mittlere Bereich war der am dichtesten besiedelte.
Shiloh lag genau in diesem mittleren Bereich, sodass möglichst alle zwölf Stämme gut den Ort der Stiftshütte erreichen konnten. Auf der heutigen Karte sehen wir das sogenannte besetzte oder umstrittene Westjordanland, die sogenannte Westbank, mit Shiloh etwas südlich von Nablus.
Im 19. Jahrhundert wusste niemand genau, wo Shiloh lag. Mr. Robinson, ein englischer Gelehrter, der das Land Israel erforschen wollte und biblische Bezüge herstellen wollte, kam auch nach Shiloh. Die Beduinen sagten ihm, dass der Ort „Ceylun“ auf Arabisch heiße. Interessant ist, dass im Arabischen oft ein „S“ im Hebräischen zu einem „Sch“ wird. So wird aus „Seilun“ „Seilo“ oder „Shilo“.
In Richter 21,19 wird Shiloh erwähnt: „Sie sprachen: Siehe, ein festes Herr ist von Jahr zu Jahr zu Shiloh, das nördlich von Bethel, östlich von der Landstraße, die von Bethel nach Sichem hinaufgeht, und südlich von Lebona liegt.“
Hier im Bild stehe ich in Shiloh und schaue nach Westen. Man sieht die Straße, die heute vorbei führt, hinauf nach Nablus, dem früheren Sichem. Diese Straße folgt dem Verlauf des Tals und war schon zur Zeit des Buches der Richter die Landstraße.
Shiloh liegt nördlich von Bethel. Wenn man auf dieser Straße nach Sichem fährt und dann links zurück nach Bethel, befindet man sich tatsächlich nördlich von Bethel. Wir stehen hier auf der Ostseite dieser Straße, die von Bethel nach Sichem hinaufführt, südlich von Lebona, wo sich die Ortschaft Levona befindet.
So kann man durch genaues Bibellesen Ortschaften neu lokalisieren. Nach Robinson wurde die Ortschaft ausgegraben, und man fand sogar eine Inschrift, die bestätigte, dass wir hier in Shiloh sind.
Hier ein Blick vom alten Standort des biblischen Shiloh hinüber zur Siedlung des heutigen Shiloh. Nach dem Sechstagekrieg sagte die damalige linke Regierung: „Geht ins Westjordanland, denn wir werden mit den Palästinensern verhandeln. Wenn sie Frieden schließen, geben wir ihnen Land, aber wir werden nie alles zurückgeben, weil das militärisch Selbstmord wäre.“
Aus strategischen Gründen, um überleben zu können gegen Nachbarn, die die Vernichtung Israels wollen, muss Israel hier einen Brückenkopf haben. Deshalb wurden Siedlungen im Westjordanland gegründet. So entstand 1978 die Siedlung Shiloh.
Wir schauen von dem Hügel des biblischen Shiloh hinunter. Gerade außerhalb der alten Stadtmauern, die man ausgegraben hat, befindet sich ein Bezirk, der mit einer Mauer umgeben war – der heilige Bezirk der Stiftshütte.
Ich habe hier eingezeichnet, wie die Mauern gebaut sind. Es ist ein langer Bezirk, ummauert von Westen nach Osten. Interessant ist, dass die Stiftshütte immer von Westen nach Osten ausgerichtet war, was hier gut passt.
Der Bezirk erstreckt sich ein Stück auf die Höhe, ungefähr an der Stelle, wo die Stiftshütte damals in Shiloh stand. Die Stiftshütte war laut Bibel hundert Ellen lang und 50 Ellen breit, umgerechnet 52,5 Meter lang und 26,25 Meter breit.
Wir haben die Mauern ausgemessen; von Mauer zu Mauer sind es 28 bis 30 Meter. Das passt genau, um die Stiftshütte dort einzufügen. In Shiloh stellte man die Stiftshütte auf, baute aber noch zusätzliche Mauern, um sie gegen Angriffe zu schützen.
Was noch besonders ist: Der Vorhof mit den zusätzlichen Mauern erstreckt sich weiter nach Westen und Osten. Warum? So konnte man die kleine Stiftshütte, die nur einen Vorhof hatte, bereits um weitere Vorhöfe erweitern.
Denn das ganze Volk sollte zu den großen Festen nach Shiloh kommen, damit dort genug Platz war, um zum Beispiel die Friedensopfer in den Vorhöfen der Stiftshütte zu essen.
Das ist schon eine Art Fortsetzung dessen, was wir später beim Tempel finden. Der Tempel in Jerusalem hatte nicht nur einen inneren Vorhof, sondern weitere Vorhöfe, um Platz für alle Besucher zu schaffen.
Beim Lesen von 1. Samuel werden wir sehen, wie der kleine Samuel in Shiloh am Morgen die Türflügel des Tempels öffnet. Manche fragen sich, wie das möglich ist, da die Stiftshütte doch nur Vorhänge hatte und es von Türflügeln heißt.
Die Stiftshütte war ein Tempel, daher ist das Wort „Tempel“ hier ganz normal. Die Türflügel waren innerhalb der Mauern des heiligen Bezirks. Die Stiftshütte selbst war weiterhin mit Vorhängen versehen. So versteht man das besser.
Der Ort Shiloh kommt 32 Mal in der Bibel vor. Im Alten Testament gibt es fünf Stellen, an denen auch der Ausdruck „Schiloniter“ vorkommt, also jemand von Shiloh. Ein weiteres Mal wird das Wort „Shiloh“ als Bezeichnung für den Messias verwendet.
In 1. Mose 49,10 nennt Jakob den Erlöser „Shiloh“, was Frieden, Friedensbringer oder Ruhebringer bedeutet. So war Shiloh mit der Stiftshütte der Ort der Ruhe und des Friedens.
Morgen werden wir noch mehr dazu hören. Wir werden sehen, wie eine gottesfürchtige Frau, die sehr traurig und innerlich aufgewühlt war, mit unglaublichen Familien- und Eheproblemen, in Shiloh, dem Ort, der vom Herrn Jesus spricht, zur Ruhe kommt – durch die Gemeinschaft mit dem Herrn und durch das Gebet.
Das sind wunderbare Lektionen für morgen.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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