Einführung und Überblick über das Thema
Guten Tag, meine Damen und Herren. Ich möchte Sie alle ganz herzlich zu diesem Nachmittagsvortrag begrüßen, der insgesamt etwa 90 Minuten dauert. Es gibt einen kleinen musikalischen Unterbruch, der die Zeit gut verkraftbar macht.
Unser Thema lautet: Ist Gott eine Projektion des Gehirns?
Zunächst möchte ich kurz den Aufbau meines Referats erläutern. Nach einigen einführenden Bemerkungen nähern wir uns erstens der Frage: Was ist das Gehirn?
Anschließend kommen wir zum eigentlichen Thema des Nachmittags, und zwar zuerst mit Persingers Gotthelm. Danach widmen wir uns Andrew Newberg und dem Thema Meditation.
Unter viertens betrachten wir die Forschungsergebnisse von Hoser und Pisciainen zum Thema Gehirn und Ethik.
Einen fünften Teil füge ich hinzu, der diejenigen, die in letzter Zeit viel über das Thema „Gott sei eine Projektion“ gesprochen haben, möglicherweise in Verlegenheit bringen könnte. Es geht um Wilder Penfield, der in der aktuellen Diskussion kaum erwähnt wurde. Sein Thema lautet: Gehirn und Geist.
Schließlich schließe ich mit dem prophetisch-mathematischen Gottesbeweis ab.
Neurotheologie und die Frage nach Gott und Gehirn
Besonders seit den 1980er Jahren haben einige Wissenschaftler begonnen, intensiv den Zusammenhang zwischen Gehirn und Glauben zu erforschen. Solche Versuche gab es zwar schon früher, bereits Jahrzehnte zuvor, doch richtig in Gang kam diese neue Forschungsrichtung erst seit den 1980er Jahren.
Inzwischen hat man diesem Forschungsgebiet einen neuen Namen gegeben: Neurotheologie. Dabei handelt es sich um Neurologen und Neurophysiologen, die sich auch mit theologischen Fragen beschäftigen. Ebenso sind Psychologen beteiligt, die sich mit Neurologie und Theologie auseinandersetzen. All diese Fachrichtungen werden unter dem Begriff Neurotheologie zusammengefasst.
Seit 2001, im Zuge der Ereignisse des 11. September, tritt die Bewegung der sogenannten „neuen Atheisten“ sehr aggressiv auf. Dabei ist zu betonen, dass nicht alle Atheisten aggressiv sind. Die neuen Atheisten jedoch zeigen sich in ihrer Haltung besonders kämpferisch.
Anhand der Neurotheologie möchten diese Atheisten gerne beweisen, dass Gott lediglich eine Projektion des Gehirns sei. Dies führt uns zur Frage: Wer ist Gott? Gleichzeitig müssen wir uns auch mit der Frage auseinandersetzen, ob Gott Wirklichkeit ist oder nur eine Projektion.
In diesem Zusammenhang stellt sich nicht nur die Frage, wer Gott ist, sondern auch: Was ist das Gehirn? Deshalb möchte ich im ersten Teil einige grundlegende Dinge zur Anatomie des Gehirns erläutern. Dies dient als kleine Einführung in die Neurologie.
Die Komplexität und Leistungsfähigkeit des Gehirns
Das menschliche Gehirn ist die komplexeste uns bekannte materielle Struktur im gesamten Universum. Es existiert in einem Universum mit einem beobachteten Radius von etwa 15 Milliarden Lichtjahren. Das zeigt schon, wie beeindruckend das ist, was wir oberhalb des Halses mit uns herumtragen.
Das menschliche Gehirn übertrifft in Komplexität und Leistung alle Supercomputer der Welt, die durch höchste menschliche Intelligenz entwickelt wurden. Dabei spreche ich nicht von Ihrem Laptop zu Hause – das ist eine ganz andere Kategorie. Es geht um diese riesigen Supercomputer, die heute typischerweise etwa 700 Millionen Dollar kosten.
Das Gehirn besteht aus circa hundert Milliarden Neuronen, also 10 hoch 11 – das ist eine Eins mit elf Nullen. Neuronen sind auch als Nervenzellen bekannt. Jedes Neuron besitzt bis zu zehntausend Verbindungen zu anderen Neuronen. Diese Verbindungen nennt man Synapsen. Daraus folgt, dass der Mensch etwa eine Billiarde Synapsen besitzt, also 10 hoch 15, eine Eins mit fünfzehn Nullen.
Würde man all diese neuronalen Leitungen aneinanderhängen, in eine Richtung als eine einzige Schnur, ergäbe das eine Neuronenleitung von 1,5 Millionen Kilometern. Das ist ein Vielfaches der Distanz zwischen Erde und Mond.
Unser Gehirn vollbringt in Sachen Rechenleistung bis zu 10 hoch 18 Rechenoperationen pro Sekunde, also eine Eins mit achtzehn Nullen. Dabei beträgt die erforderliche Leistung lediglich etwa zwanzig Watt. Sie wissen, auch schon kleine Computer sind Stromfresser, und erst recht solche Supercomputer. Unser Gehirn leistet diese gewaltigen Aufgaben mit nur zwanzig Watt – unglaublich, aber wahr.
Fragen Sie sich, ob wir ständig mit diesen 10 hoch 18 Rechenoperationen rechnen? Ja, wir sind ständig am Rechnen. Unser Auge liefert bis zu zehn Millionen Impulse pro Sekunde ins Gehirn. Diese werden in Echtzeit verarbeitet, sodass Sie sie sofort nutzen können, wenn Sie gehen, springen, Auto fahren, Flugzeug fliegen oder andere Tätigkeiten ausüben.
Das Ohr vermittelt bis zu etwa hunderttausend Impulse pro Sekunde, die Haut bis zu einer Million Impulse pro Sekunde. Unser Geschmackssinn ist aktuell vielleicht nicht besonders aktiv, aber er kann bis zu tausend Impulse pro Sekunde senden. All diese Informationen müssen in Echtzeit verarbeitet werden – und wir merken kaum, was da alles in unserem Gehirn abläuft.
Grundlegende Struktur und Funktionen des Gehirns
Eine ganz kurze Einführung in den Aufbau
Die Struktur des Gehirns
Das Großhirn wird in verschiedene Regionen aufgeteilt. Ganz vorne befindet sich der Frontallappen, auch Stirnlappen genannt. Dort sind Funktionen wie Selbstkontrolle, Disziplin, Motivation, Planen und Organisieren angesiedelt. Außerdem kann man dort auch das Unterscheiden, zum Beispiel zwischen Gut und Böse, differenzieren.
Auch die Ausführung bewusster Bewegungen wird dort besonders verarbeitet. Die Sprachproduktion befindet sich ebenfalls in diesem Bereich. Dieser Teil ist bei mir im Moment sehr aktiv, bei Ihnen nicht, aber nachher dann wieder. Zudem ist das Langzeitgedächtnis dort angesiedelt.
Im Temporallappen, der seitlich liegt und auch Schläfenlappen genannt wird, befindet sich unser Höhrzentrum. Das ist verständlich, denn über die Ohren gelangen die ersten Impulse ins Gehirn. Dort liegt auch das Wernicke-Zentrum, das für das Sprachverständnis zuständig ist. Dieses arbeitet bei Ihnen im Moment im Temporallappen.
Wenn Sie jetzt zusammenzählen würden, wie schnell ich Vokale und Konsonanten hintereinander ausspreche, könnten Sie das alles richtig analysieren. Sie verarbeiten sogar die gesamte Syntax im Deutschen und wissen genau, was das alles bedeutet. Es ist unglaublich, was gerade bei Ihnen im Gang ist. All das ist dort angesiedelt, ebenso das Kurzzeitgedächtnis sowie Warn- und Abwehrreaktionen.
Früher nahm man an, das Sprachzentrum und das Sprachverständniszentrum seien klar getrennt. Heute weiß man, dass dies nur Akzente sind. Das Sprachzentrum und das Sprachverständniszentrum sind zwar lokalisierbar, arbeiten aber gleichzeitig mit anderen Gebieten des Gehirns interaktiv zusammen.
Das Ganze ist viel komplexer, als man noch vor einiger Zeit angenommen hat. Es handelt sich nicht um einen einzigen Prozessor wie bei einem Laptop, sondern um viele Prozessoren, die miteinander verschaltet sind. Sie ergänzen sich interaktiv und tauschen Informationen aus.
Gehen wir weiter etwas nach hinten im Gehirn, so finden wir den Parietallappen, auch Scheitellappen genannt. Dort ist die räumliche Wahrnehmung angesiedelt. Dieser Teil ist aktiv, wenn Sie sich im Raum orientieren und den Unterschied zwischen Ihrem Körper und dem äußeren Raum wahrnehmen.
Es gibt Menschen, die durch einen Unfall oder eine Verletzung hier einen Schaden erlitten haben. Solche Menschen haben große Mühe, sich im Raum zu bewegen. Sie finden zum Beispiel ihr Bett im Haus kaum. Wenn man sie ans Bett führt, fällt es ihnen schwer, sich aufs Bett zu legen.
Wenn ein Bereich ausfällt, merkt man plötzlich, was man eigentlich gehabt hat. Auch die Wahrnehmung von Körperberührungen wird besonders über diesen Bereich verarbeitet. Rechnen und Lesen sind ebenfalls dort speziell angesiedelt.
Noch weiter hinten liegt der Occipitallappen, auch Hinterhauptlappen genannt. Das ist das Sehzentrum. Allerdings ist nicht das gesamte Sehen dort angesiedelt, sondern insbesondere die Unterscheidung von Formen.
Das ist bei Ihnen gerade sehr aktiv, denn Sie sehen diese PowerPoint-Präsentation und können die unterschiedlichen Formen wahrnehmen und richtig interpretieren. Auch Farben, Linien und Kontraste in den visuellen Sinneseindrücken werden dort speziell verarbeitet.
Unterhalb des Großhirns, das wir bisher betrachtet haben, liegt das Kleinhirn. Dort sind insbesondere die Motorik, Reflexe und automatisierte Bewegungen angesiedelt. Das ist für Musiker sehr wichtig. Wenn man eine Chopin-Etüde spielen soll, die etwa fünf Minuten dauert und ungefähr zwölf Töne pro Sekunde umfasst, kann man nicht in Echtzeit überlegen, welche Töne gespielt werden sollen.
Das muss im Kleinhirn automatisiert werden. Man lernt das, indem man einen Bewegungsablauf langsam macht, zum Beispiel am Klavier oder auf der Geige, dreimal hintereinander. Dann beginnt das bereits, gespeichert zu werden.
Als Klavierlehrer habe ich meinen Schülern immer wieder gezeigt, dass sie eigentlich nie Fehler machen sollten. Jeder Fehler, den man macht, wird nämlich ebenfalls gelernt. Im Prinzip sollte man langsam, aber genau richtig spielen. Nach dreimal wird das gespeichert, und man kann das Tempo dann steigern – typischerweise bis zu zwölf Tönen pro Sekunde. Das ist möglich.
Das Kleinhirn ist also für die Motorik zuständig, aber das ist nicht nur in der Musik wichtig. Es spielt in vielen Bereichen des Lebens eine Rolle. Auch gewisse Aspekte des Lernens sind dort mit angesiedelt.
Wenn man sich nur ein bisschen mit dem Gehirn beschäftigt, muss man einfach staunen, was das Gehirn überhaupt ist.
Persingers Gotthelm und die neurophysiologischen Experimente
Jetzt kommen wir zur eigentlichen Neurotheologie, und zwar mit Persingers Gotthelm. Der Psychologe Michael A. Persinger, der in den 1980er Jahren an der Laurentian University in Sudbury, Ontario, Kanada tätig war, hat bestimmte Versuche unternommen.
Er arbeitete zunächst mit tausend Versuchspersonen, die in einem schalldichten Raum einen umgebauten Motorradhelm oder etwas Ähnliches tragen mussten. Persinger stimulierte dabei mit transkranieller Magnetstimulation (TMS) den Temporallappen, also den Schläfenlappen auf der Seite des Gehirns. Den Probanden erklärte er, dass eine Entspannungsübung durchgeführt werde. Sie wussten nicht genau, worum es wirklich ging.
Die Ergebnisse waren interessant: 80 Prozent der untersuchten Probanden berichteten von einem Gefühl des Schwebens. Andere spürten die Anwesenheit eines Engels oder Dämons, und wieder andere sagten, sie seien Gott begegnet. Auch Atheisten, die mitmachten, berichteten, sie hätten sich mit dem Universum verbunden und eins gefühlt. Auffällig ist dabei die Verbindung von Gotteserfahrung und dem Gefühl, mit dem Universum eins zu sein.
Diese Ergebnisse führten Persinger zu verschiedenen Schlussfolgerungen. Er behauptete, dass Gott eigentlich eine Illusion des Gehirns sei. Es gebe im Scheitellappen offenbar ein spezielles Modul, das bei Stimulation das Gefühl der Existenz Gottes hervorrufe. Dieses Gefühl sei jedoch nur subjektiv. Als Evolutionist vertrat er die Ansicht, dass sich durch zufällige Evolution im Temporallappen eine bestimmte Region gebildet habe, das sogenannte Gottesmodul, das eben das Gefühl von Gott vermitteln könne.
Diese Ideen wurden über die Massenmedien weit verbreitet. Wenn man heute ins Internet geht und verschiedene Online-Zeitungen durchsucht, findet man noch zahlreiche Artikel, die schon vor längerer Zeit veröffentlicht wurden. Gibt man zum Beispiel „Persinger Gotthelm“ oder „Gotteshelm“ ein, stößt man auf viele Berichte, die diese Theorien mit viel Enthusiasmus, aber auch mit einer gewissen kritischen Distanz vorstellen.
Übrigens gibt es einen besonderen Grund, warum Persinger gerade den Scheitellappen stimulierte und nicht etwa den Frontallappen oder Parietallappen. Man kennt nämlich bestimmte seltene Formen von Epilepsie, bei denen Patienten berichten, während eines Anfalls religiöse Erfahrungen zu machen. Diese Form der Epilepsie ist jedoch nur bei einer kleinen Minderheit der Epilepsie-Patienten zu beobachten.
Ein bekanntes historisches Beispiel ist Jeanne d’Arc, die Visionärin, die immer dann Visionen und Stimmen hörte, wenn sie Kirchenglocken läuteten. Einige Neurologen schlossen daraus, dass sie vermutlich eine musikogene Epilepsie gehabt habe. Diese Form der Epilepsie wird durch Musik ausgelöst, in diesem Fall durch das Läuten von Kirchenglocken.
Musikogene Epilepsie gibt es auch heute noch. Manche Patienten bekommen einen Anfall, wenn sie einen bestimmten Komponisten hören. Dabei kann es sein, dass sie andere Komponisten wie Mendelssohn oder Tschaikowski problemlos hören können, aber sobald der „auslösende“ Komponist erklingt, kommt es zu einem Anfall.
Persinger hatte wohl den Gedanken, dass die gesamte Religiosität des Menschen mit Epilepsie zusammenhängen könnte, genauer gesagt mit einer Form von Epilepsie im Mikrobereich, die kaum nachweisbar ist. Er vermutete, dass bei gewissen Menschen, die zur Religion neigen, genau dadurch das Gefühl der Existenz Gottes entsteht.
Kritik an Persingers Experimenten und die Grenzen neurophysiologischer Erklärungen
Einige Jahre später äußerte der Psychologe Peer Granquist von der Universität Uppsala Kritik an der Arbeit von Persinger. Etwa zwanzig Jahre nach den ursprünglichen Experimenten wollte er die gleichen Versuchsanordnungen wiederholen – sowohl mit als auch ohne transkranielle Magnetstimulation (TMS).
Er verkündete daraufhin, dass er dieselben Ergebnisse erhalten habe, unabhängig davon, ob die TMS am Helm eingeschaltet war oder nicht. Das deutet darauf hin, dass die Resultate nicht von der TMS abhängig waren. Persinger zeigte sich mit Granquists Kritik jedoch nicht zufrieden. Im Internet findet man auch heute noch zahlreiche Diskussionen zu diesem Thema. Persinger bemängelte, dass die Kommunikation mit den Forschern aus Uppsala stets schwierig gewesen sei.
Er sagte, dass man eigentlich erwarten sollte, dass die Zusammenarbeit unter Wissenschaftlern heutzutage besser funktioniert. Trotzdem seien E-Mails unbeantwortet geblieben – ein Problem, das vielen bekannt ist. So sind beide Seiten nicht zufrieden miteinander. Persinger argumentierte zudem, dass Granquist eine andere Software verwendet habe und man daher nicht sagen könne, dass er die gleichen Versuchsbedingungen wiederholt habe.
Persinger bleibt von seiner Arbeit überzeugt, ebenso wie Granquist von seiner. Letztlich handelt es sich dabei nicht um eine grundsätzliche Kritik, sondern zeigt lediglich, dass die Ergebnisse nicht unbedingt von der TMS abhängen. Vielmehr scheinen die Effekte auch dann aufzutreten, wenn sich die Probanden in einem Zustand von Passivität und Entspannung befinden.
Persinger könnte daher weiterhin behaupten, dass die Gottesidee eine Einbildung des Gehirns sei – unabhängig davon, ob TMS eingesetzt wurde oder nicht. Das erscheint ihm nur eine nebensächliche Frage. Mich hat jedoch erstaunt, dass in den vielen Diskussionen der vergangenen Jahre kaum jemand das Problem wirklich an der Wurzel packt.
Ich möchte dies anhand eines Beispiels verdeutlichen.
Wilder Penfield und die Grenzen neurologischer Lokalisation
Der Neurologe Wilder Penfield stimulierte vor Jahren das Gehirn einer Patientin an einer ganz bestimmten Stelle. Er führte hunderte von Operationen am offenen Schädel durch, während die Patienten im Wachzustand waren. Das funktioniert also nur mit örtlicher Betäubung, örtlicher Anästhesie.
Das Gehirn selbst ist gefühllos. Man kann es also schneiden und operieren, ohne dass der Patient Schmerzen empfindet. Doch bevor man schneidet, sollte man ganz genau wissen, wo beim einzelnen Patienten das Sprachproduktionszentrum liegt. Nur so kann man vermeiden, dass der Patient nach der Operation nicht mehr sprechen kann.
Ebenso muss genau bekannt sein, wo sich das Zentrum befindet, das die Fingerbewegungen steuert oder die Oberlippe bewegt. Das ist wichtig, damit man am richtigen Ort schneidet und keine wichtigen Funktionen beeinträchtigt.
Ein Fall, der weltberühmt wurde, ist der einer Patientin, die von Persinger untersucht wurde. Im Internet findet man sogar einen kleinen Film, in dem das Ganze dargestellt wird. Diese Patientin bekam immer wieder Epilepsieanfälle in dem Moment, in dem sie das Gefühl hatte, den Geschmack von verbranntem Toast zu schmecken.
In dem Film sieht man die Frau zu Hause, wie sie gerade das Essen auf den Tisch bringt. Der Mann sitzt am Tisch und liest die Zeitung. Während die Frau hantiert, könnte er mit ihr sprechen. Plötzlich sagt sie: "I can smell the taste of burnt toast." Kurz darauf bricht die Frau zusammen, verkrampft sich – es folgt ein epileptischer Anfall.
Penfield hatte die Frau im Operationssaal und stimulierte mit einer Elektrode eine bestimmte Stelle des Gehirns. Daraufhin sagte die Frau wieder: "I can smell the taste of burnt toast." Was kann man daraus ableiten? Damit lässt sich doch beweisen, dass es den verbrannten Toast nicht wirklich gibt. Die Frau wurde am Gehirn stimuliert und spürte den Geschmack von verbranntem Toast – das war aber nur eine Illusion des Gehirns. Folglich gibt es keinen verbrannten Toast.
Das ist genau die Logik von Persinger. Er sagt, es gibt ein Modul im Gehirn, das, wenn es aktiviert wird, dem Menschen das Gefühl gibt, Gott sei da. Aber das sei nur Einbildung, folglich gebe es Gott nicht. Das ist ein Mangel an Logik. Man kann sagen, dieses Gefühl sei Einbildung. Doch ob Gott objektiv existiert oder nicht, hängt nicht davon ab.
Genauso muss man bei Penfields Patientin sagen: Objektiv war da kein verbrannter Toast. Aber es gibt durchaus verbrannten Toast, wenn man nicht aufpasst. Das wissen wir eigentlich schon längst durch Erfahrungen mit Alkohol, Drogen oder Hyperventilation. Wenn man zu stark atmet, oder durch Sauerstoffmangel, Erschöpfung oder Salzverlust, können Halluzinationen entstehen.
Menschen können plötzlich Dinge sehen oder hören, die objektiv gar nicht da sind. Ich war einmal in der Wüste völlig verdurstet und ausgesalzen. Plötzlich sah ich vorne eine Quelle und ging darauf zu. Doch es war keine Halluzination im Sinne einer physikalischen Täuschung wie eine Fata Morgana, sondern eine Einbildung.
Die Schlussfolgerung, weil man sich eine Quelle einbilden kann, gebe es folglich keine Quellen, ist ein Denkfehler. Oder denken Sie an einen schweren Alkoholiker mit Delirium tremens. Er sieht überall weiße Mäuse. Für ihn ist das eine schreckliche Realität, doch objektiv sind keine Mäuse da. Das Gehirn täuscht ihn.
Aber daraus zu folgern, weiße Mäuse seien Einbildung und es gäbe keine weißen Mäuse, ist falsch. Es gibt natürlich viele braune Mäuse, aber auch weiße Mäuse. Das wissen wir.
Ein befreundeter Polizist, der früher im Gefängnis arbeitete, erzählte mir von einem Alkoholiker im Delirium tremens. Der sah überall Käfer – schreckliche Käfer. Der Polizist gab ihm einen Wischer, eine kleine Schaufel, und sagte, er solle alles zusammenwischen. So machte er das und der Polizist fegte die Käfer zusammen.
Doch daraus abzuleiten, dass es wegen dieser schlimmen Halluzinationen keine Käfer in der Realität gibt, ist ein Denkfehler. Wir haben uns verstanden.
Biblische Perspektive auf Projektionen und Götzendienst
Aber jetzt müssen wir noch Folgendes angehen: Die Bibel verbietet die Verehrung einer Projektion. Das ist sogar nach der Bibel eine sehr ernste und schlimme Sache, wenn man eine Projektion des Gehirns göttlich verehrt.
So sagte Mose in seiner Abschiedsrede vor dem Volk Israel in den Gefilden Moabs, gerade vor der Landnahme unter Joshua, in 5. Mose 4,15:
„So hütet eure Seelen sehr, denn ihr habt keinerlei Gestalt gesehen, an einem Tage, da der Herr am Horeb mitten aus dem Feuer zu euch redete, dass ihr euch nicht verderbet und euch ein geschnitztes Bild macht, das Gleichnis irgendeines Bildes, das Abbild eines männlichen oder eines weiblichen Wesens, das Abbild irgendeines Tieres, das auf Erden ist, das Abbild irgendeines geflügelten Vogels, die am Himmel fliegt, das Abbild von irgendetwas, das sich auf dem Erdboden regt, das Abbild irgendeines Fisches, die im Wasser unterhalb der Erde ist; und dass du deine Augen nicht zum Himmel erhebst und die Sonne und den Mond und die Sterne, das ganze Heer des Himmels siehst und verleitet wirst und dich vor ihnen bückst und ihnen dienst.“
Also darf der Mensch nicht ein Bild projizieren und das als Gott verehren. Das wird ernst und ganz deutlich verurteilt.
Die Zehn Gebote sind ja eigentlich eine Verurteilung aller Religionen der Welt. Da steht: „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Und im zweiten Gebot steht, dass man kein Bild herstellen soll, das man dann göttlich verehrt.
Aber man sieht in allen möglichen Religionen der Welt, wie solche Bilder verehrt werden: Statuen und zweidimensionale Bilder im Buddhismus, Hinduismus, in den Stammesreligionen in Afrika, bei den Indianern – überall in der ganzen Welt ist das so. Sogar in die Christenheit hinein kam das. Man denke an den ganzen Bilderkult in der katholischen Kirche, in der griechisch-orthodoxen Kirche, russisch-orthodoxen und so weiter. Das steht aber ganz grundsätzlich im Widerspruch zu dem, was die Bibel sagt.
Nun, falls man sagt, das war altes Testament, im Neuen Testament ist es genau gleich. Der Apostel Paulus war auf seiner Missionsreise nach Europa in Athen (Apostelgeschichte 17). Dort hielt er seine berühmte Rede vor dem Areopag.
Athen war eine Stadt, die voll war von künstlerischen Darstellungen der alten Griechen, die viel von dreidimensionaler Bildhauerei verstanden. Wir haben das Zeugnis aus der Antike, dass es einfacher war, in Athen einem Gott zu begegnen als einem Menschen. Die Stadt war also von Bildern erfüllt.
Und nun spricht Paulus vor dem Areopag, dem Gerichtshof in Athen. In Apostelgeschichte 17,29 sagt er:
„Da wir nun Gottes Geschlecht sind, so sollen wir nicht meinen, dass das Göttliche dem Golde oder Silber oder Stein, einem Gebilde der Kunst und der Erfindung des Menschen, gleich sei.“
Er sagt also, das könnt ihr alles vergessen, das hat mit Gott nichts zu tun. Gott ist ganz anders.
Der Gott der Bibel ist keine Projektion des Menschen, sondern er offenbart sich von außen her und teilt sich dem Menschen mit. Das kommt nicht aus dem Innern des Menschen heraus.
Feuerbachs Philosophie und biblische Religionskritik
Eigentlich ist die sogenannte moderne Neurotheologie nichts anderes als eine Neuauflage von Feuerbachs Gedanken. Feuerbach war einer der bedeutenden Philosophen im Deutschland des 19. Jahrhunderts. Bekannt wurde er durch die Idee, dass Gott eine Projektion des Menschen sei. Zwar hat Feuerbach selbst den Begriff „Projektion“ nie verwendet, doch in der Philosophiegeschichte wird seine Position oft so beschrieben, was im Grunde auch zutreffend ist.
Er meinte, der Mensch entwickle die Idee Gottes aus seinen inneren Gefühlen und Empfindungen. Objektiv existiere Gott jedoch nicht. Dabei muss man Folgendes beachten: Feuerbach kopierte die biblische Religionskritik. Er hatte zunächst Theologie und später Philosophie studiert. Seine Religionskritik entnahm er der Bibel und wandte sie – was damals neu war – auf den biblischen Glauben und den Gott der Bibel selbst an. Auch er sagte, der Gott der Bibel sei nur eine Projektion aus dem Innern des Menschen.
Ich möchte kurz erläutern, was die Religionskritik der Bibel ist. Sie wird besonders schön zusammengefasst im Römerbrief. Der Apostel Paulus schreibt im Jahr 54 nach Christus an die christliche Gemeinde in Rom. In der Eröffnung seines Briefes, ab Kapitel 1, Vers 18, beschreibt er zunächst die Völker dieser Welt, die keine Bibel haben. Dennoch könnten sie durch das Zeugnis der Natur mit ihrem Verstand erkennen, dass ein Schöpfergott hinter der Natur existieren muss.
Ich lese vor: „Denn es wird offenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit in Ungerechtigkeit besitzen, weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen offenbart. Denn das Unsichtbare von ihm, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, die von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten mit dem Verstand ganz klar wahrgenommen werden, wird geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien. Weil sie Gott kennend ihn weder als Gott verherrlichten noch ihm Dank darbrachten, sondern in ihren Überlegungen in Torheit verfielen und ihr unverständiges Herz verfinstert wurde. Indem sie sich für Weise ausgaben, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unverweslichen Gottes ausgetauscht mit dem Gleichnis eines Bildes von einem verweslichen Menschen und von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren. Darum hat Gott sie auch dahingegeben, in den Gelüsten ihrer Herzen, in Unreinigkeit ihre Leiber untereinander zu schänden, welche die Wahrheit Gottes mit der Lüge ausgetauscht und dem Geschöpf mehr Verehrung und Dienst dargebracht haben als dem Schöpfer, welcher gepriesen ist in Ewigkeit. Amen!“
Das ist eine harte Botschaft, nicht wahr? Aber was sagt Paulus hier aus? Die Völker der Welt, die die Bibel nicht kennen, könnten mit ihrem Verstand erkennen: Hinter der komplexen Ordnung der Natur muss ein Ordner stehen. Alle Menschen wissen aus dem alltäglichen Leben, dass höhere Ordnung niemals zufällig entsteht, sondern immer Planung voraussetzt. Diese unfassbare Ordnung hat der Mensch nicht schaffen können. Deshalb muss dahinter jemand stehen, der größer ist als das Universum.
Doch anstatt diesen Schöpfer zu verehren, haben die Menschen das ausgetauscht: Sie verehren die Natur anstelle Gottes. Sie haben dem Geschöpf mehr Verehrung und Dienst dargebracht als dem Schöpfer. Paulus sagt hier, dass die Religionen der Welt kosmische Kräfte verehren – Sonnengott, Regengott, Berggott, Quellengott und so weiter. Damit verehren sie die Natur anstelle des Schöpfers. Das nennt die Bibel Götzendienst.
Die Verehrung der Natur anstelle des Schöpfers ist eine Projektion des Gehirns auf die Natur. Im Buch Jeremia, Kapitel 2, Vers 27, wird über Israeliten gesprochen, die die Bibel kannten, aber sich von Gott abwandten. Sie wollten wie die anderen Völker Naturgötter verehren. Dort heißt es: „Die zum Holz sprechen: Du bist mein Vater, und zum Stein: Du hast mich geboren, denn sie haben mir den Rücken zugekehrt und nicht das Angesicht.“
Hier wird die Natur anstelle des Schöpfers verehrt. Man projiziert auf den Stein die Idee, dass er der Urheber sei, aus dem die Menschen entstanden sind. Das ist eine Projektion in den Stein hinein.
Damit können wir gleich sagen: Die heutige Evolutionslehre, die das westliche Denken stark beeinflusst, vertritt eine ähnliche Sicht. Sie geht davon aus, dass das Leben zufällig aus toter Materie entstanden ist. Der Urknall, bei dem Materie und Energie aus dem Nichts in einem Punkt konzentriert entstanden und sich dann der Raum ausgedehnt habe, ist die Grundlage dieser Lehre.
Das bedeutet: Die Materie erzeugte das Leben, nicht ein Schöpfer. Man sagt also zum Stein: „Du hast mich geboren.“ Oder beim Urknall, wenn man annimmt, dass zuerst das Nichts war und vor etwa 13,7 Milliarden Jahren Materie und Energie entstanden, wird das Nichts als Urheber aller Dinge verehrt.
Man projiziert also die Schöpferidee auf das Nichts. Das Nichts und die Materie nehmen damit die Stellung Gottes ein.
Stephen Hawking und die moderne Schöpfungsdebatte
Nun, Sie kennen ihn: Stephen Hawking, geboren 1942. Er ist nach wie vor einer der größten Astrophysiker der Welt. Übrigens besetzte er den Lehrstuhl in England, den früher Newton innehatte – dieser große gläubige Physiker und Grundleger wichtiger Aspekte der modernen Physik.
Stephen Hawking hat im September 2010 ein neues Buch herausgegeben, das Sie bestimmt in den Medien wahrgenommen haben. In der deutschen Übersetzung heißt das Buch „Der große Entwurf – eine neue Erklärung des Universums“.
Und das sagt dieser führende Spezialist in Fragen des Urknalls: Das Universum habe sich selbst aus dem Nichts erschaffen. Der Grund, warum es statt dem Nichts doch etwas gibt, sei spontane Schöpfung. Spontan bedeutet hier: von selbst, ohne Grund ist es plötzlich entstanden.
Das ist natürlich eine sehr schwerwiegende Aussage. Sie wurde in den Medien groß kolportiert, doch kaum habe ich Kritik dazu gefunden. Dabei handelt es sich um einen grundlegenden Logikfehler. Wenn man sagt, das Universum habe sich selbst aus dem Nichts erschaffen, dann vereint man Ursache und Wirkung, Erschaffer und Geschaffenes. Das ist nicht möglich!
Von klein auf lernen wir, Ursache und Wirkung zu unterscheiden. Auch wenn wir das nicht immer mit diesen Begriffen tun, ist das Prinzip klar: Ursache und Wirkung sind nicht dasselbe. Das ist das ABC der Logik.
Wie kann es sein, dass ein so intelligenter Mann diesen Unterschied nicht erkennt, sobald es um diese Frage geht? Das Universum habe sich selbst aus dem Nichts erschaffen – das ist doch genau dasselbe, was man auch in der altägyptischen Religion findet.
Wenn ich meinen Studenten im Zusammenhang mit Umwelt und Archäologie Israels die Religionen im Umfeld des alten Israels erkläre – Ägypten, Sumerien, Babylonien, Assyrien, Kanaan –, komme ich natürlich auf die ägyptische Schöpfungsauffassung zu sprechen.
Im ägyptischen Schöpfungsmythos von Heliopolis beginnt alles mit Atum, dem Sonnengott, der sich selbst erschaffen haben soll. Darum nannten die alten Ägypter Atum auch Chepre, was im Altägyptischen „der von selbst entstandene“ bedeutet. Das ist grandios.
Diese Parallele meine ich zu Stephen Hawking: Auch hier wird Ursache mit Wirkung verwechselt. Man kann nicht gleichzeitig Ursache und Wirkung sein. Das ist absurd!
Im ägyptischen Mythos von Hermopolis erfahren wir noch mehr über die ägyptische Schöpfungsgeschichte. Dort ist nicht nur Atum der Sonnengott, der das Licht personifiziert. Nein, es gibt verschiedene Götterpaare – jeweils ein Männchen und ein Weibchen.
Niau und Niaut sind das Götterpaar, das das Nichts darstellt. Sie haben richtig gehört: Das Nichts ist in Ägypten ein Götterpaar. Dann gibt es Kuk und Kauket, die Vergottung der Finsternis, also der Abwesenheit von Licht.
Hu und Hauhet sind das Götterpaar, das Raum und Zeit repräsentiert. Und Nun und Naunet stellen die Urmaterie dar.
Sie sehen: Im alten Ägypten wurde gerade das Nichts und die Materie als Gott oder als göttlich verehrt und als Ursprung der Dinge angesehen. Das finden Sie genau so in der Evolutionslehre wieder.
Auch dort gibt es eine Vergötterung des Nichts, denn aus ihm sei alles entstanden – spontan sowie Raum, Zeit und Materie. So habe alles sich selbst hervorgebracht. Der Raum habe sich aufgespannt, die Zeit habe begonnen zu laufen und mit viel Zeit habe sich die Materie immer von selbst weiterentwickelt, bis zum menschlichen Gehirn – der höchsten bekannten materiellen Struktur des Universums.
Ethik und Moral im Spiegel der Neurowissenschaften
Es gibt nicht nur die Religionskritik in der Bibel, sondern auch eine sehr harte Kritik am Atheismus. König David schreibt vor dreitausend Jahren im Psalm 14: „Der Tor spricht in seinem Herzen: Es gibt keinen Gott.“
Man sieht daran, dass der Atheismus nicht neu ist. Er ist nicht im 19. Jahrhundert entstanden, etwa mit Leuten wie Feuerbach oder Nietzsche, sondern es hat ihn schon immer gegeben. In der Bibel wird der Atheist als „Nawall“ bezeichnet. Das bedeutet nicht, dass jemand schwach oder dumm ist, wie man es vielleicht aus der Schule kennt. Vielmehr trägt „Nawall“ die Nebenbedeutung einer Abneigung oder Aversion gegen Gott.
In Römer 1,22 heißt es: „Indem sie sich für Weise ausgaben, sind sie zu Narren geworden.“ Dieser Vers bezieht sich auf Menschen, die die Natur anbeten, statt den Schöpfer zu ehren.
Andrew Newberg und die neurotheologische Sicht auf Meditation
Nun kommen wir drittens zu Andrew Newberg im Zusammenhang mit dem Thema Meditation. Newberg ist ein weiterer wichtiger Neurotheologe von der Universität Pennsylvania. Er untersuchte mit SPECT – das ist ein bildgebendes Verfahren, mit dem das Gehirn sichtbar gemacht und fotografiert werden kann. Man sieht dann mit unterschiedlichen Farben, welche Regionen aktiv sind und welche passiv, also ruhen oder sich erholen.
SPECT ist die Abkürzung für Single Photon Emission Computertomographie. Mit diesem Verfahren hat Newberg das Gehirn von Meditierenden, zum Beispiel buddhistischen Mönchen, im Moment der höchsten meditativen Versenkung fotografiert. Dabei stellte er fest, dass man auf den Bildern eine ganz deutliche Deaktivierung des Orientierungsfeldes im oberen Scheitellappen, dem Parietallappen, erkennen kann.
Ich habe ja schon erklärt, dass dieser Bereich uns hilft, uns im Raum zurechtzufinden und zwischen dem Ich und meinem Körper sowie dem, was um mich herum ist, zu unterscheiden. Genau dieser Bereich wurde bei der Meditation deaktiviert. Dieses Feld ist auch wichtig, um Zeit – also das Zeitgefühl – und Raum wahrzunehmen, sowie die Grenze zwischen dem Ich und der Umwelt zu definieren.
Das führte natürlich zu Schlussfolgerungen wie: Das Empfinden der Aufhebung des Selbst, des Ich in der Meditation, ist eine Täuschung, die durch reduzierte Hirnaktivität erzeugt wird. Das Gefühl einer Einheit mit dem Göttlichen oder mit dem Universum ist demnach nicht objektiv, sondern entsteht durch diese Hirnzustände. Im Hinduismus ist das Universum das Göttliche. Der Hinduismus kennt keinen Gott jenseits der Natur, keinen transzendenten Gott. Das Göttliche ist im Hinduismus immer immanent, identisch mit allem.
Darum sagt man: Alles ist Gott, und auch der einzelne Hindu ist Gott – jeder Mann, jeder Mensch sei Gott, ebenso wie Ratten oder Kühe. Diese Einheit mit dem Universum wird also durch die Täuschung des Gehirns ausgelöst, durch reduzierte Hirnaktivität im Parietallappen. Auch das Gefühl, plötzlich in der Ewigkeit zu sein, dass die Zeit wegfällt, entsteht durch diesen Bereich, der uns hilft, uns zeitlich im Raum wahrzunehmen.
Ich möchte Newberg an dieser Stelle nicht kritisieren, sondern würdigen. Er belegt, dass Meditation – und damit meine ich passive Versenkung, wie sie im Hinduismus und Buddhismus üblich ist – tatsächlich solche Effekte im Gehirn hervorruft. Solche Techniken wurden übrigens auch schon sehr früh in die Christenheit eingeführt. Gerade die Versenkungspraktiken in der katholischen Kirche oder im sogenannten Jahr der Stille wurden auch in evangelikale Kreise hineingetragen.
Diese passive Versenkung erklärt Newberg als einen Selbstbetrug. Man gibt sich der Passivität hin, nicht wahr? Das haben ja auch die Beatles in ihrem Song „Let it be“ angepriesen. „Let it be“ heißt nicht „Sei ein bisschen cool und nimm das Leben locker“. Es bedeutet vielmehr: „Lass dich gehen in der passiven Versenkung der hinduistischen Meditation“. Die Beatles lernten Transzendentale Meditation (TM) bei Maharishi Mahesh Yogi. Im Text wird gesungen: „Whisper words of wisdom“ – das heißt nicht einfach, flüstere schöne Worte, sondern es sind die Mantras gemeint, die man ständig wiederholen muss, ohne unbedingt zu wissen, was sie bedeuten, um sich in den Zustand der Passivität zu versetzen.
Newberg zeigt, dass die angebliche Bestätigung der Lehre des Hinduismus und Buddhismus – „Alles ist eins, alles ist göttlich“ – ein Betrug ist. Die Meditation ist keine Bestätigung, dass dies objektiv wahr wäre. Dabei machen wir aber nicht denselben Fehler wie Persinger. Es geht nur darum: Wenn jemand sagt, Meditation sei ein Beweis, dass alles eins ist, muss man sagen: Nein, Meditation ist kein Beweis, dass alles eins ist. Denn wenn man bei der Meditation das Gefühl von Einheit mit dem Universum oder dem Göttlichen hat, dann ist das ganz klar die Ausschaltung bestimmter Gehirnregionen.
Man beachte die Parallelen: Durch Drogen entstehen ähnliche Gefühle, ebenso durch ekstatische Musik, bei der der Rhythmus immer gleich bleibt. Das darf in klassischer Musik nie der Fall sein. Dort muss man ständig das Tempo entsprechend der Atmung oder den Phrasen anpassen – anziehen, zurückschrauben, wieder anziehen – das geht schön in Wellen. Darum drückt klassische Musik eine so tiefe Ruhe aus.
Wenn jedoch der Grundschlag immer genau gleich ist, wie bei computergenerierter Musik, führt das dazu, dass das Gehirn passiv wird. Man weiß sofort, wie es in zehn Sekunden klingen wird – immer noch genau gleich. Wenn man weiß, was alles kommt, wird der Geist passiv. Das kann dazu führen, dass man „ausflippt“. Auch durch ekstatische Tänze kann man diesen Zustand erreichen.
Wenn die Musik so strukturiert ist, dass sie ständig von Überraschungen lebt – hören Sie zum Beispiel die Chromatische Fantasie und Fuge von Bach – gibt es ständig Überraschungen. Sie können nicht vorausplanen, was als Nächstes kommt. Das aktiviert das Gehirn, speziell den Frontallappen, der nicht deaktiviert wird.
Durch Drogen und Meditation werden Hirnareale ausgeschaltet, wie der Frontallappen mit Aufmerksamkeit, Planung und Selbstkontrolle, der Temporallappen mit Gedächtnis, Wahn und Abwehrreaktionen sowie der Parietallappen mit der Wahrnehmung von Körper, Raum und Zeit. Das hat uns Newberg gezeigt.
Wir müssen ihn jedoch auch kritisieren: Newberg ging mit seinen Ergebnissen über das Eigentliche hinaus. Er wollte mit seinen Beispielen zeigen, dass Glauben im Allgemeinen mit Selbsttäuschung des Gehirns in Beziehung steht. Dabei sollte er beachten, dass die Bibel – im Gegensatz zum Beispiel zum Hinduismus, Buddhismus oder Animismus, das eine Stammesreligion ist – Meditation und Selbstversenkung ablehnt und verbietet.
Im Neuen Testament finden sich vierzehnmal Aufrufe an die Gläubigen, wachsam zu sein (wachet, Matthäus 26,41). Elfmal finden sich Aufrufe zur Nüchternheit, also zur vollen Kontrolle über sich selbst. Ich habe hier alle Stellen angeführt, von 1. Korinther 15,34 bis 1. Petrus 5,8.
Speziell möchte ich 2. Timotheus 4,5 erwähnen, wo Paulus seinem Mitarbeiter Timotheus sagt: „Du aber sei nüchtern in allem.“ Nüchtern sein ist hier im Griechischen „nepho“. Das bedeutet gemäß dem Standardwörterbuch zum Griechischen des Neuen Testaments von Walter Bauer folgendes: „Nepho“ gleich Abwesenheit jeglicher geistiger und seelischer Trunkenheit, Exaltiertheit und Verwirrnis.
Die Bibel verbietet somit das Ekstatische im Glauben, also die Erfahrung, die man bei Meditation hat. Jetzt verstehen Sie, warum es Christen gibt, die sagen: „Meine Kinder machen in der Schule keine Traumreisen.“ Das sind alles meditative Übungen, die heute ins Schulwesen hineingebracht werden. Wenn man sich damit beschäftigt, weiß man auch, wie gefährlich diese Dinge sein können.
Es gibt christliche Eltern, die sagen: „Nein, ich möchte nicht, dass meine Kinder Mandalas ausmalen.“ Wenn man weiß, was das ist, dann ist das nicht einfach eine Malübung. Das sind meditative Übungen des Buddhismus, die heute verbreitet und systematisch in die Schulen gebracht werden.
Der Heilige Geist ist nach der Bibel ein Geist der Selbstbeherrschung und des gesunden Denkens, der Besonnenheit. In 2. Timotheus 1,7 steht: „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft, der Liebe und der Selbstbeherrschung.“ Das griechische Wort dafür ist „Sophronismos“. „Sophronismos“ bedeutet Selbstbeherrschung, gesundes Denken und Besonnenheit.
Der Heilige Geist führt den Menschen also dazu, dass er sich selbst kontrolliert, auch seine Triebe und sein ganzes Sein. Der Frontallappen wird aktiviert, nicht deaktiviert. Die Deaktivierung des Frontallappens ist nach der Bibel immer ein Werk, das nicht von Gott, nicht vom Geist Gottes stammt.
Die Bibel verbietet auch den Gebrauch von Drogen zur Veränderung des Bewusstseins. Ich muss sagen, die Veränderung des Bewusstseins durch Drogen ist immer eine Einengung des Bewusstseins. In den sechziger Jahren empfahlen Timothy Leary und andere Drogen, besonders LSD, um aus dem „spießigen“ Denken des Bürgertums auszubrechen. Um die neomarxistische Revolution durchzuführen, sollte man angeblich das Bewusstsein mit Drogen erweitern. Doch es ist immer eine Einengung.
Ich habe in den vergangenen Jahren immer wieder Gespräche mit Hans Richter geführt, einem der großen Neurochirurgen in der Schweiz. Er betonte mir gegenüber immer wieder, dass es keine Bewusstseinserweiterung gibt, sondern immer eine Verengung.
In Galater 5,19 wird Drogenmissbrauch im Griechischen „Pharmakaia“ genannt. Wir kennen das Wort „Pharmazie“, das heute eine andere Bedeutung hat, doch „Pharmakaia“ bedeutet ursprünglich Missbrauch von Drogen und als Nebenbedeutung auch alle Arten von Okkultismus, Aberglauben und Esoterik.
In Galater 5,19 schreibt Paulus: „Offenbar aber sind die Werke des Fleisches, welche sind Unzucht, Unreinigkeit, Ausschweifung, Götzendienst, Drogenmissbrauch (Pharmakaia), Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Sekten, Neid, Totschlag, Trunkenheit, Gelage und dergleichen, von denen ich euch vorhersage, gleich wie ich auch vorhergesagt habe, dass die, die solches tun, das Reich Gottes nicht ererben werden.“
Sie sehen also, mit welcher Härte in der Bibel gegen Drogenmissbrauch gesprochen wird. Das Reich Gottes werden solche Menschen nicht ererben. Nach der Bibel ist es also nicht möglich, wie bei den Indianern mit Pilzdrogen sich mit der höheren Welt zu verbinden. Das ist ein Betrug!
Forschung zu Gehirn und Ethik
Ja, jetzt kommt die angekündigte kurze Unterbrechung. Wir kommen zu viertens: Gehirn und Ethik. Hier geht es um eine Arbeit von Ilka Pisjainen, Religionswissenschaftlerin, Doktorin der Theologie, aber offensichtlich ohne Glauben an den Gott der Bibel, von der Universität Helsinki, zusammen mit Mark Hoser, einem Psychologen der Harvard University.
Sie haben Tausende von Probanden mit moralischen Entscheidungssituationen konfrontiert. Diese mussten kurze Geschichten lesen und dann beurteilen – wirklich nur ein paar Zeilen. Diese Untersuchungen werden weitergeführt. Im Internet finden Sie den Test, den Sie selbst machen können.
In der Art frei erfunden: Elisabeth und Martha kochen zusammen. Elisabeth ist sehr zornig auf Martha und schüttet absichtlich von der heißen Suppe etwas aus, wodurch Martha sich sehr schwer an der Hand verbrennt. Dann werden Sie gefragt: Was würden Sie sagen, wie sollte man mit Elisabeth verfahren? Sie können ankreuzen oder markieren: sehr schwer bestrafen, ziemlich schwer oder nicht so sehr bis gar nicht.
Anschließend kommt die nächste Geschichte. Sie müssen sie kurz durchlesen. Es handelt sich wieder um eine Alltagssituation, also eine Situation, die im Alltag geschehen könnte. Sie müssen sich entscheiden, was richtig und was falsch ist.
Die Situationen wurden bewusst so gewählt, dass es den Leuten, die zum Beispiel einen christlichen Hintergrund haben, nicht leicht gemacht wird. Sie sollten nicht sofort denken: „Ah, da gilt dieser und jener Bibelvers.“ Die Entscheidung sollte ihnen schwerfallen.
Nun, bei diesen Tausenden von Probanden kam folgendes Ergebnis heraus: Es zeigten sich keine deutlichen Unterschiede zwischen den Urteilen von religiösen Menschen und Atheisten. Ganz erstaunlich wurde allgemein gleich bewertet und beurteilt.
Die Schlussfolgerung aus der Arbeit lautet: Der Mensch habe offensichtlich eine Art angeborene moralische Grammatik, die einfach im Menschen angelegt ist – das Empfinden für Recht und Unrecht. Es gebe einen groben Raster der moralischen Entscheidungsfindung, der durch die Gene vorgegeben sei. Nur Details seien kulturell und religiös geprägt.
Damit wollten die Forscher sagen, dass Kultur und Religion eigentlich gar nicht nötig sind. Es gebe einfach eine universelle Ethik, die vorhanden ist. Religion sei nur ein separates Nebenprodukt der Evolution, aber für das Zusammenleben gar nicht notwendig.
Ich habe vor einiger Zeit den Vortrag einer Freidenkerin in der Schweiz gelesen, die sehr aktiv mitarbeitet. Sie ist Neurologin, Oberärztin im Wallis. In ihrem Vortrag über die Gottidee als Projektion des Gehirns brachte sie nicht nur Pursinger und Andrew Newberg, sondern auch diese Untersuchung. Damit wollte sie zeigen, dass Religion völlig überflüssig sei. Der Mensch habe ja dieses angeborene Rechtsempfinden. Darum könne man die ganze christliche Auffassung, es brauche eine Bibel, um zu wissen, was Recht und Unrecht ist, gewissermaßen vergessen.
Eigentlich sollte ich mit ihr ein öffentliches Podiumsgespräch über dieses Thema am 8. Januar in der Reithalle Winterthur führen. Inzwischen sagt sie jedoch, dass sie an diesem Thema nicht mehr so sehr interessiert sei. Jetzt möchte sie ein anderes Thema mehr behandeln, nämlich „Ethik und Moral – ein Geschenk der Religionen oder der Genetik“.
Gut, mache ich das. Aber ich muss sagen, ich hätte mich sehr gefreut, wenn sie jetzt dieses Thema gebracht hätte. Dann hätte ich meine Bibel gezückt und aus Römer 2,14 vorgelesen, was der Apostel Paulus über die Völker schreibt, die keine Bibel haben und anstatt Gott die Natur verehren.
Dort heißt es: „Denn wenn Heiden – Ethnos im Griechischen bedeutet Nationen, die nicht zu Israel gehören und eben keine Bibel haben – von Natur die Dinge des Gesetzes ausüben, so sind diese, die kein Gesetz haben, sich selbst ein Gesetz. Dieses Werk des Gesetzes ist in ihrem Herzen geschrieben, indem ihr Gewissen mitzeugt und ihre Gedanken sich untereinander anklagen oder auch entschuldigen.“
Was sagt dieser Text? Paulus sagt, dass jeder Mensch in aller Welt, ob er eine Bibel hat oder nicht, ein Rechtsempfinden besitzt, das der Schöpfer universell in ihn hineingelegt hat.
Darum wussten Eingeborene in Afrika, bevor sie irgendeinen Bezug zur Bibel und zum Christentum hatten, dass es Unrecht ist, die Eltern zu beschimpfen – ohne dass sie die Zehn Gebote kannten, die sagen: „Du sollst Vater und Mutter ehren.“
Wieso wussten sie, dass Lügen Unrecht ist? Das wissen wir alle auch. Aber das Erstaunliche ist, dass wir alle schon gelogen haben – und nicht nur einmal. Es ist ja komisch: Wir haben diesen Raster der moralischen Entscheidungsempfindung, aber wir verstoßen dagegen.
Und warum ist es auch bei eingeborenen Völkern so, dass sie wissen, dass man heiraten muss, wenn man eine Frau haben will? Man kann sie nicht einfach so haben. Warum heiraten sie?
„Ich habe noch nie die Zehn Gebote gelesen, insbesondere nicht ‚Du sollst nicht Ehe brechen‘, also die Ehe als geschützten Rahmen der Beziehung von Mann und Frau und der Sexualität. Warum wissen sie das?“
Mir hat ein Afrikaner, als ich in Togo war, gesagt: „Diese moralischen Dinge waren ganz klar bei uns in den Stammesgemeinschaften. Aber mit dem Radio und mit der ganzen modernen Kultur von Europa und Amerika ist die ganze Moral bei unseren jungen Leuten kaputt gemacht worden.“
Sie wussten es also. Nun sagt Paulus hier, dass Gott dem Menschen das hineingelegt hat.
Also ist die Arbeit von Hoser und Pisjainen kein Problem für den christlichen Glauben. Sie bestätigt vielmehr, was die Bibel schon immer gesagt hat.
Wilder Penfield und die Erforschung von Geist und Gehirn
Aber jetzt kommen wir zu Walter Penfield (1891–1976). Das ist ein wichtiger Punkt: Im Vortrag von Dr. Meier-Strasser, einer Neurologin und Freidenkerin, wurde Walter Penfield mit keiner Silbe erwähnt. Da musste ich sagen: „Oh, sie ist Neurologin. Wenn das ein Psychologe gemacht hätte, würde ich ein Auge zudrücken, aber nicht bei einer Neurologin. Wieso erwähnt sie Walter Penfield nicht?“
Sind Sie auch schockiert? Penfield wurde zu Lebzeiten im Internet als „The Greatest Canadian of His Lifetime“, also als der größte Kanadier seiner Zeit, bezeichnet. Penfield war Neurochirurg und hat durch seine Forschungen die gesamte Neurologie bahnbrechend erneuert. Ich will erklären, wie.
Sie wissen ja bereits: Er hat Hunderte von Patienten im Wachzustand am offenen Gehirn behandelt. Um zu wissen, wo er schneiden musste, machte er zuerst eine Abklärung. Aber das hat er systematisch ausgenutzt, denn es ist an sich nichts Besonderes, wenn man mal ins Gehirn schauen und ausprobieren kann.
Er stimulierte also eine bestimmte Region. Wenn sich beispielsweise ein Finger bewegte, etwa der Zeigefinger, diktierte der Sekretär sofort, und die Stelle wurde ganz exakt auf einer Gehirnkarte eingetragen. Bewegte sich die Oberlippe, wurde auch diese Stelle genau vermerkt. So konnte Penfield erstmals eine sehr detaillierte Gehirnkarte erstellen. Nicht mehr nur grob, wie etwa Temporallappen oder Frontallappen, sondern wirklich im Detail, wo genau etwas lokalisiert ist.
Dieser Mann hat 1975 ein Buch geschrieben: „The Mystery of the Mind“ – „Das Geheimnis des Geistes“. Das ist sehr interessant. Er konnte alle möglichen Funktionen des Menschen im Gehirn lokalisieren: Bewegung von Körperteilen, Fühlen, Sprache, Sehen, Gedächtnis. Er konnte sogar Träume bei wachen Patienten erzeugen.
Er stimulierte bestimmte Regionen, und dabei kamen Traumbilder hervor – das ist fantastisch. Zum Beispiel legte er eine Elektrode an eine Region und fragte den Patienten: „Spüren Sie etwas?“ Zunächst bei 0,5 Volt keine Reaktion, dann bei einem Volt: „Ja.“ An einer anderen Stelle bewegte der Patient den rechten Daumen. Penfield fragte: „Warum bewegen Sie den rechten Daumen?“ Die Antwort: „Ich habe das nicht gemacht, das haben Sie getan.“
Oder an einer anderen Stelle erzeugte der Patient einen Ton, zum Beispiel „A“. Penfield fragte: „Warum haben Sie jetzt ‚A‘ gesagt?“ Der Patient antwortete: „Ich habe diesen Laut nicht gemacht, Sie haben ihn bei mir rausgedrückt.“ An einer anderen Stelle sagte der Patient: „My right thumb is tickling.“ Penfield zeigte ein Bild mit einem Schmetterling, ging mit der Elektrode darauf, und fragte: „Was sehen Sie?“ Der Patient wurde etwas mürrisch und sagte: „Ein Schmetterling, aber ich konnte das Wort einfach nicht finden.“ Dann sagte er „Motte“, aber auch dieses Wort konnte er nicht aussprechen. So konnte Penfield das Sprachzentrum paralysieren, und die Leute konnten die Wörter nicht mehr finden, waren aber am Suchen.
Dann kam die Antwort: „Meine Zunge war wie gelähmt.“ Er konnte sogar vergessene Erinnerungen aus dem Gedächtnis hervorholen. Der Patient sagte: „Oh, ich wusste gar nicht, dass ich das noch wusste.“ Penfield konnte Geschmack erzeugen. Das bekannte Beispiel ist: „I smell the taste of burnt toast.“ Er konnte Halluzinationen auslösen. Er erlebte auch, dass jemand Musik hörte – das war keine eingebildete Musik, der Patient hörte wirklich Musik, einfach durch die Stimulierung.
Er konnte auch das Sehzentrum beeinflussen. Dann sagte der Patient: „Der Körper da vorne wird immer größer, jetzt wird er kleiner.“ Aber er hatte keine Angst, dass etwas über ihn kommt. Er sagte einfach: „Sie ist viel größer, jetzt kleiner.“ Das ist schon sehr speziell.
Walter Penfield sagt aber, obwohl er das Gehirn so gründlich erforscht hat: „Ich kann mich nirgends im Gehirn lokalisieren.“ Es gibt keine Gehirnzentren, wo man sagen könnte: „Das ist der Wille“, „das ist der Glaube“ oder „das Selbst“ lokalisiert. Er sagt, all diese hunderten Operationen und weitere 1.500 Operationen, die nicht er selbst durchgeführt hat, haben gezeigt: Da ist etwas Nichtmaterielles da. Dieses arbeitet mit dem Gehirn, das Denken arbeitet mit dem Gehirn, holt die Gedanken hier und dort und die Erinnerungen hervor, aber das Selbst findet man nicht.
Natürlich konnten Kritiker damals, 1976, noch sagen: „Ja gut, aber Penfield hat ja nur im oberen Bereich des Gehirns gesucht. Es gibt ja auch Tiefenregionen, da konnte er mit der Elektrode gar nicht hinkommen.“ Aber schon damals konnte Penfield argumentieren: „Wir kennen Epilepsieanfälle in allen möglichen Regionen des Gehirns, auch in den tiefen Regionen.“ Aufgrund von Epilepsie kann man auf ganz bestimmte Regionen schließen, welche Funktion sie haben.
Seit etwa 2000 ist das sowieso kein Problem mehr. Heute kann man mit Elektroden ganz tief ins Gehirn hineingehen. Es ist also möglich, tief durch die Gehirnschichten hindurchzugehen. Man macht das natürlich sehr sorgfältig. Man weiß genau, wo bei einem bestimmten Patienten die Blutgefäße verlaufen, und geht daran vorbei, um möglichst wenige Blutgefäße zu verletzen.
Das ist heute sehr wichtig, zum Beispiel bei der Parkinson-Behandlung. Dort gibt man eine Elektrode ins Gehirn und macht eine Verschaltung. Am Körper hat der Patient dann die Energiezufuhr, und der Patient wird ständig stimuliert. Plötzlich werden die Bewegungen ruhig, das vorher schlimme Zittern verschwindet. Das ist fantastisch!
Also heute kann man in die tiefen Gehirnregionen vordringen. Nirgends hat man das Ich, das Selbst gefunden. Es ist einfach da, immateriell, und arbeitet mit dem Gehirn, so wie wir am Laptop oder Computer sitzen. Es ist nicht der Computer, der denkt, sondern wir arbeiten mit dem Computer und machen das, was wir wollen. Wir holen diesen Text raus, wir holen dieses Bild raus, wir fügen das zusammen – das machen wir. Wir sind gewissermaßen wie der Geist, und der Laptop ist die Materie des Gehirns, nur ein bisschen komplizierter.
Auch der Neurophysiologe und Nobelpreisträger seiner Zeit, Sir John Eccles (1903–1997), der noch nicht so lange gestorben ist, kam durch seine Forschungsarbeit zum gleichen Schluss wie Walter Penfield: Der Geist ist nicht das Gehirn.
Übrigens spricht Penfield über „mind“, das ist ein grobes Wort im Englischen, aber er benutzt auch das Wort „Spirit“. Geist und Gehirn müssen unterschieden werden.
Das ist genau das, was die Bibel lehrt. In Prediger 12 beschreibt König Salomo den Tod des Menschen. In Vers 7 steht: „Und der Staub kehrt zur Erde zurück, wie er gewesen ist, und der Geist kehrt zu Gott zurück, der ihn gegeben hat.“
Hier wird ganz klar zwischen Materie und Geist unterschieden. Der Körper verwest nach dem Tod und kehrt zum Staub der Erde zurück. Aber der Geist ist unabhängig davon.
Der mathematisch prophetische Gottesbeweis
Ich kürze hier ein bisschen ab und komme jetzt zu sechstens: dem mathematisch prophetischen Gottesbeweis.
Wir haben gesehen, dass die atheistischen Argumente nicht funktionieren. Aber wenn Gott tatsächlich eine Realität ist, die nicht durch das Gehirn ausgelöst wird, kann man wirklich belegen, dass Gott existiert. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das zu tun, aber eine davon ist der mathematisch prophetische Gottesbeweis.
Was hat das mit der Ameise zu tun? Sie sehen hier Portugal, eine Weltkugel und eine mathematische Formel: 1 durch 2 hoch N. Das werden Sie gleich verstehen.
In der Bibel finden sich unzählige Prophezeiungen, die sich Jahrtausende später exakt erfüllt haben. Zum Beispiel die messianische Prophetie, also die Prophetie auf Jesus Christus hin, die wir gerade in der Bibelklasse fortlaufend miteinander untersuchen. Momentan sind wir im Buch Jesaja. Jesus Christus erfüllt durch sein Kommen vor zweitausend Jahren über dreihundert Prophezeiungen aus dem Alten Testament über den Messias, den verheißenden Erlöser für Israel und alle Völker der Welt.
Als Jugendlicher habe ich ein Buch von amerikanischen Juden von John Moldau gelesen, das sich mit diesen vielen Prophezeiungen beschäftigt. Leider behandelte es nur einen Teil davon. Deshalb habe ich für mich eine Liste erstellt und das ganze Alte Testament durchgearbeitet. Jedes Mal, wenn ich eine Prophetie fand, die sich in Jesus Christus erfüllt hatte, trug ich sie ein. So entstand eine Aufzählung: eins, zwei, drei, vier und schließlich kam ich auf zweihundertneunzig, dreihundert, dreihunderteins, dreihundertzwei und so weiter.
Sie können sich vorstellen, wie sehr mich das als Jugendlichen im Glauben bestärkt hat. Wenn Lehrer, typischerweise ein Deutschlehrer, abschätzige Bemerkungen über den christlichen Glauben machten, brachte ich diese Argumente vor. Ich habe immer erlebt, dass niemand widersprechen konnte. Das war ein wunderbarer Grund, um Deutsch zu lieben. Es gab natürlich noch andere Gründe.
Diese Prophezeiungen sind sehr konkret. Zum Beispiel wurde vorausgesagt, dass der Messias ein Nachkomme von König David sein würde. Das konnte man anhand von Geschlechtsregistern beweisen, die bis zum Jahr 70 in Jerusalem aufbewahrt wurden. Er sollte in Bethlehem geboren werden. Gemäß den Jahrwochen von Daniel sollte er im Jahr 32 nach Christus als Fürst auftreten, aber dann von seinem Volk als Messias abgelehnt und gekreuzigt werden, mit Händen und Füßen durchbohrt.
In der Folge sollten Jerusalem und der Tempel zerstört werden, was im Jahr 70 nach Christus, kurz nach der Kreuzigung Jesu, geschah. Danach sollten die Juden unter alle Völker der Welt zerstreut werden und ständig Verfolgung leiden – ein Zustand, der von 70 bis heute anhält. So konkret sind diese Prophezeiungen.
Eine zweite Liste betrifft Prophezeiungen über die Weltgeschichte. Ich habe ein Buch geschrieben, das nicht nur die messianische Prophetie behandelt, sondern speziell das Buch Daniel: Weltgeschichte im Visier des Propheten Daniel. Darin behandle ich über zweihundert Prophezeiungen, die sich erfüllt haben, über Babylon, Persien, Griechenland, Rom, Syrien, Ägypten und Israel.
Man kann wirklich beweisen, dass das Buch Daniel im sechsten Jahrhundert vor Christus geschrieben wurde. Wir wissen heute genau, wie Hebräisch im sechsten Jahrhundert klang – wie die Syntax und der Wortschatz damals waren. Wir wissen auch, wie Hebräisch im zweiten Jahrhundert vor Christus oder im ersten und zweiten Jahrhundert nach Christus geklungen hat. Das Buch Daniel ist in der Sprache verfasst, die genau zu dieser Zeit passt, nämlich dem sechsten Jahrhundert vor Christus.
Teile des Buches, Kapitel zwei bis sieben, sind sogar in Aramäisch geschrieben. Auch hier wissen wir heute, wie Aramäisch im sechsten Jahrhundert vor Christus, im zweiten Jahrhundert und später geklungen hat. Wir kennen auch das heutige Aramäisch, das noch von Minderheiten in der Türkei und Syrien gesprochen wird. Somit können wir sagen, dass das Buch Daniel genau das Aramäisch des sechsten Jahrhunderts vor Christus verwendet. Es wurde also vorher geschrieben und hat sich so erfüllt.
Ich habe all diese Prophezeiungen für mich konkret ausgezählt.
Ein drittes Beispiel betrifft Prophezeiungen über die Endzeit. Ich schreibe gerade ein Buch, das bald fertig ist, mit mehr als 160 erfüllten Prophezeiungen über die Endzeit. Diese Zeit ist in der Bibel die Phase, in der das jüdische Volk aus der weltweiten Zerstreuung zurückkehrt in das Land der Vorfahren und den Staat Israel wieder gründet.
Dieser Prozess der Rückführung begann 1882 und bis heute sind über 160 Einzelaussagen erfüllt worden. Wenn Sie all diese Prophezeiungen zusammennehmen, kommen Sie auf ungefähr 700. Das sind konkrete Dinge wie die Rückkehr der Juden aus aller Welt ins Land der Vorfahren, die Staatsgründung, das Aufblühen der Wüste, das Wiedererwachen alttestamentlicher Städte zu modernen Städten, das Hebräisch als gesprochene Sprache, die umliegenden Völker, die Israel ausrotten wollen, und der Tempelberg in Ostjerusalem, der dramatisch befreit werden soll – alles wurde vorausgesagt.
Nun, was hat das mit Ameisen zu tun? Nehmen wir an, die Wahrscheinlichkeit, dass eine Prophetie zufällig erfüllt wird, liegt bei 50 Prozent, also 1 zu 2. Das ist wie bei einer Münze – Zahl oder Kopf, jeweils 50 Prozent.
Wenn Sie sagen, die nächsten zwei Male wird es Zahl sein, ist die Wahrscheinlichkeit schon kleiner. Sie können das so berechnen: 1 zu 2 ist 50 Prozent, 1 zu 2 hoch N. Für zweimal Zahl ist N gleich 2, also 1 durch 2 hoch 2, was 1 durch 4 ergibt, also 25 Prozent.
Wenn Sie sagen, 50 Mal Zahl, wird es schon schwieriger. Dann rechnen Sie 2 hoch 50.
Jetzt überlegen wir: Wenn 65 Prophezeiungen von 700 zufällig erfüllt worden wären, entspricht das der Wahrscheinlichkeit von folgendem Beispiel:
Portugal, ein Land mit 92 Quadratkilometern. Stellen Sie sich vor, das Land ist bis an die Grenzen fünf Meter hoch mit schwarzen Ameisen bedeckt. Überall nur schwarze Ameisen. Aber irgendwo ist eine rote Ameise versteckt.
Wenn Sie versuchen, die rote Ameise herauszugreifen, ist das genau die gleiche Wahrscheinlichkeit wie 65 zufällig erfüllte Prophezeiungen bei 1 zu 2.
Können Sie sich vorstellen, dass Sie es schaffen?
Nun schauen Sie sich die Weltkugel an, die ganze Erde, bedeckt mit schwarzen Ameisen, zehn Meter hoch. Das wären ungefähr 510 Millionen Quadratkilometer – Sie können das zu Hause nachrechnen. Das umfasst Festland und Ozeane, alles zehn Meter bedeckt.
Jetzt verstecke ich eine rote Ameise. Ich sage Ihnen nicht, wo.
Sie nehmen ein Flugzeug und fliegen zum Beispiel nach Tadschikistan, nach Duschanbe. Sie steigen dort aus und greifen hinter dem Flughafen in die Ameisen. Oh, schwarz! Natürlich, ich hatte die rote Ameise in Jerusalem versteckt – aber nicht in Ostjerusalem, sondern in Westjerusalem, damit es weniger politisch ist, bei der Prophetenstraße, dort hinter der messianischen Gemeinde.
Das wäre die Wahrscheinlichkeit für 78 erfüllte Prophezeiungen.
Meine Damen und Herren, es ist klar: Die biblische Prophetie kann nie zufällig in Erfüllung gehen.
Das Phänomenale ist: Es gibt keine Religion der Welt, die so etwas vorweisen kann. Wenn jemand sagt, doch, dann fordern Sie ihn auf, 600 Prophezeiungen vorzulegen. Sagen Sie einem Buddhisten: „Bring 600 Prophezeiungen, ich möchte die Liste sehen.“ Oder einem Moslem: „Wir haben das auch, bring 600 Prophezeiungen, ich möchte die Liste sehen.“
Machen Sie das, und Sie werden nie eine Liste bekommen.
Aber Sie können allein mein Buch über Daniel nehmen – da haben Sie die zweihundert Prophezeiungen schon beisammen – und bald die 160 aus dem neuen Buch.
Das zeigt ganz klar: Da muss jemand sein, der nicht Raum und Zeit unterworfen ist, jemand, der darüber steht. Das ist der ewige Gott, und die biblische Prophetie belegt das.
Im Buch Ezechiel finden Sie 77 Mal den Refrain: Es wird etwas vorausgesagt, und dann wird gesagt: „Wenn das in Erfüllung geht, werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin.“
Durch die erfüllte Prophetie können wir erkennen, dass Gott ist. Aber wir können noch mehr wissen: Wir können wissen, dass Gott der Herr ist. Das heißt, der Gott der Bibel ist der wahre Gott.
Die Bibel erklärt uns, dass wir diesen Gott persönlich kennenlernen können. Sie sagt nämlich: Wir alle haben gegen unser Gewissen verstoßen, und das beweist, dass wir vor Gott schuldig sind.
Aber wenn wir unsere Schuld ganz bewusst im Gebet Gott bekennen, bereuen und ihn um Vergebung bitten, und ihm danken, dass er Jesus Christus stellvertretend für uns sterben ließ, damit er uns vergeben kann in Gerechtigkeit – wenn Sie das ganz bewusst in Anspruch nehmen, dann löscht Gott die ganze Schuld Ihres Lebens aus.
Dann hat das Gewissen eine sehr gute Funktion erfüllt, weil es uns zu dem führt, der uns unsere aufgehäufte Schuld wirklich vergeben kann.
Das wünsche ich jedem.
Vielen Dank fürs Kommen.
Abschluss und Diskussion
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Sie bestätigen also, dass im Koran keine islamische Prophetie bekannt ist. Weiter? Ich hoffe, ich habe Sie damit nicht überfordert. Ich gehe davon aus, dass unsere Gehirnleistung außergewöhnlich ist. Gibt es jemanden, der etwas sagen möchte? Ja, da hinten, wunderbar!
Ich wiederhole die Frage für diejenigen, die dort hinten ohne Mikrofon nichts gehört haben: Watchman Nee, ein chinesischer Bibelausleger, hat ein sehr systematisches Schema entwickelt, in dem er zwischen Geist, Seele und Körper unterscheidet und jedem Bereich bestimmte Funktionen zuweist. Man muss bei ihm jedoch etwas kritisch sein. Obwohl er ein guter Mann war, ging er in seiner Systematik zu weit und entwickelte eine Lehre, die über die biblische Aussage hinausgeht.
In der Bibel wird häufig vom Körper und der Seele gesprochen, ohne dass der Geist erwähnt wird. An anderen Stellen wird vom Körper und Geist gesprochen, und es gibt auch Passagen, in denen Körper, Seele und Geist genannt werden. Man muss bei jeder Stelle genau hinschauen, was gemeint ist.
Die Seele ist manchmal einfach der nicht-materielle Aspekt des Menschen, während der Körper klar der materielle Teil ist. Manchmal wird das noch differenzierter ausgedrückt, wenn Seele im Gegensatz zum Geist steht. Der Geist ist jener Teil des Menschen, der Gott erkennen kann – etwas, das Tieren fehlt. Tiere haben zwar Gefühle, wie wir eindrücklich bei Hunden sehen, aber den Geist, mit dem man Gott erkennen kann, besitzen sie nicht.
So differenziert die Bibel. Die Seele ist oft der Sitz des Ichs, der Persönlichkeit und der Gefühle. Das Denken wird ebenfalls mit der Seele in Verbindung gebracht. Wenn Seele und Geist gemeinsam erwähnt werden, ist der Geist eher das Verstehen, Begreifen und Erfassen, während die Seele das Ich und das Empfinden ist.
Gibt es noch etwas? Ja, bitte?
Wenn ein Mensch geboren wird, kann er mit seinen fünf Sinnen seine Umwelt wahrnehmen. Kann man sagen, dass Gott von außen zusätzlich irgendwie in ihn hinein spricht?
In der Bibel sehen wir, dass Gott ganz konkret zu Menschen gesprochen hat – durch Visionen und Offenbarungen. Heute, da wir die Bibel vollständig haben, zeigt uns die Schrift, dass Christen nicht unbedingt damit rechnen sollen, durch Visionen geleitet zu werden. Paulus sagt, wir wandeln nicht durch Schauen, sondern durch Glauben.
Gott kann das aber und hat es immer wieder getan: Er hat sich von außen Menschen offenbart und zu ihnen gesprochen. Habe ich die Frage richtig verstanden?
Wenn ein Mensch zum Glauben kommt, hat er das oft durch seine fünf Sinne getan, indem er beispielsweise die Bibel mit den Augen gelesen und dadurch Gotteserkenntnis erlangt hat. Gott hat von außen eingegriffen und ihn durch den Heiligen Geist geleitet.
Das ist richtig. Man kann es nicht auf die fünf Sinne beschränken. Der Geist Gottes wirkt an allen Menschen, ob Christen oder Nichtchristen. Er kann auch in unsere Gedankenwelt hineinwirken. Deshalb steht in Römer 8, dass diejenigen, die durch den Geist Gottes geleitet werden, Söhne Gottes sind.
Es ist völlig normal, dass der Geist Gottes über die Sinne hinaus den gläubigen Menschen leitet und ihm innere Sicherheit und Gewissheit schenkt. In Römer 8 heißt es auch, dass der Geist unserem Geist bezeugt, dass wir Kinder Gottes sind. Das ist die Wirklichkeit des christlichen Glaubens.
Dieses Wirken Gottes geschieht auch bei Nichtchristen, indem der Geist Gottes das Innere eines Menschen öffnet und empfänglich macht. Das wird schön in der Apostelgeschichte 16 beschrieben: Auf einer Missionsreise von Paulus kam die erste Europäerin, Lydia, zum Glauben. Dort steht: „Der Herr tat ihr Herz auf.“ Paulus hätte noch so gut predigen können, doch ohne das Wirken Gottes wäre sie nicht zum Glauben gekommen. Es braucht das Wirken Gottes im Innern des Menschen.
Gibt es noch etwas?
Es wird gesagt, dass Menschen danach beurteilt werden, ob sie den Geist angenommen haben und die Botschaft verstanden haben. Am Pfingsten kam der Geist Gottes, um in den gläubigen Menschen zu wohnen – und zwar dauerhaft.
Im Alten Testament war es bei den Propheten so, dass der Geist Gottes kam, oft wieder ging und dann erneut kam. Aber der Geist Gottes wirkte auch vor Pfingsten weltweit, denn Gott ist allgegenwärtig und hat gewirkt.
Was bedeutet es, dass der Heilige Geist jetzt auf der Erde wohnt? Wohnen bedeutet, dass Gott sich an dem Ort, an dem er wohnt, auf besondere Weise dem Menschen mitteilt. Seit Pfingsten geschieht Gottes Offenbarung auf eine ganz spezielle und ungewöhnliche Weise. Das Wirken des Geistes Gottes war jedoch auch vorher schon da und öffnete den Menschen das Verständnis.
In Hiob 33 steht, dass Gott dem Menschen das Verständnis öffnet und ihn mindestens dreimal im Leben anspricht, um ihn vom Verderben abzuhalten.
Vielleicht noch eine letzte Frage?
Kinesiologie gibt sich sehr wissenschaftlich und will die beiden Hirnhälften durch Übungen verbinden. Das Ganze ist jedoch Pseudowissenschaft. Dabei spielt die Idee von Lebensströmen eine wichtige Rolle. Der Begriff „Lebensströme“ ist kennzeichnend für abergläubische und okkulte Systeme. Immer tauchen diese Lebens- oder Energieströme auf – mit verschiedenen Variationen.
Auch bei der Homöopathie ist das so. Homöopathie ist nicht einfach Pflanzenheilkunde, was ja eine gute Sache wäre. Pflanzen können durchaus als Medikamente verwendet werden. Homöopathie beruht jedoch auf der systematischen Verdünnung von Wirkstoffen. Man sagt, je stärker die Verdünnung, desto größer wird die geistige Kraft der Pflanze freigesetzt. Das ist esoterischer Aberglaube.
Man glaubt an Kräfte in der Natur, die durch bestimmte Rituale freigesetzt werden müssen – hier durch Verdünnung. Bei den Anthroposophen kommt zusätzlich noch das Schütteln dazu. Das ist reine Esoterik.
Gut, vielen Dank für Ihr Interesse!