
Gebete am Rande der Verzweiflung – das ist der Titel meiner seelsorgerlichen Predigtreihe, die aus sieben Predigten besteht. Das Thema der heutigen Predigt lautet: Wenn die Angst dich packt.
Das Thema Angst ist wirklich sehr aktuell. Das bestätigen auch medizinische Statistiken. Diese zeigen, dass jeder dritte Bürger unseres Landes im Laufe seines Lebens von einer sogenannten Angststörung betroffen ist. Das heißt, jede dritte Person in Deutschland erlebt zumindest eine Phase in ihrem Leben, in der Ängste besonders massiv, fast schon krankhaft sind.
Überhaupt sind sogenannte Angststörungen die häufigste psychische Erkrankung. Nach meinem subjektiven Empfinden als Seelsorger haben die Angstprobleme in der Seelsorge in den letzten Jahren massiv zugenommen. Besonders bei jungen Leuten, die mit Ängsten und Panikattacken zu kämpfen haben.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir heute über Angst reden. Ich bin mir bewusst, dass das Reden über Angst bei ängstlichen Personen selbst Ängste hervorrufen kann. Wenn man über Panikattacken spricht, besteht die Gefahr, dass dies ein Trigger ist, der eine Person, die solche Erfahrungen kennt, wieder in Angst versetzt.
Das ist jedoch überhaupt nicht meine Absicht. Im Gegenteil: Ich möchte – und das will ich vorweg sagen – mit dieser Predigt vor allem ängstliche Menschen zutiefst ermutigen. Denn es gibt einen Weg aus der Angst.
Das Thema Angst ist in erster Linie ein Thema der Bibel. Ich weiß nicht, wie wir dazu gekommen sind, aber in christlichen Kreisen besteht die Auffassung, dass Menschen mit Angstproblemen direkt zu sogenannten Profis, also Psychiatern, geschickt werden müssen und mit Medikamenten behandelt werden sollten.
Die Bibel jedoch spricht 366 Mal die Aufforderung „Fürchtet euch nicht“ aus. Das ist die häufigste Ermahnung, die wir in der Bibel finden. Deshalb glaube ich, dass das Thema Angst vor allem ein Bereich ist, in dem wir die Bibel und das Gebet nutzen sollten.
Damit ihr mich nicht falsch versteht: Ich möchte nicht behaupten, dass es keine Fälle geben kann, in denen wir als Seelsorger mit Psychiatern zusammenarbeiten sollten. Natürlich gibt es auch Situationen, in denen es hilfreich sein kann, Medikamente begleitend und vorübergehend einzunehmen.
Dennoch glaube ich, dass für einen wiedergeborenen Christen in erster Linie die Bibel und die Gemeinschaft mit dem Herrn entscheidend sind, um Ängste zu überwinden. Darin liegt eine große Ermutigung.
Wir wollen uns heute Psalm 56 anschauen. Ich möchte diesen Psalm einmal am Stück vorlesen.
Dem Chorleiter. Nach der Taube der fernen Inseln. Von David, ein Migdam, als die Philister ihn zu Gad ergriffen.
Sei mir gnädig, Gott, denn Menschen stellen mir nach. Den ganzen Tag bedrängt mich ein Streitender. Meine Feinde verfolgen mich unaufhörlich. Ja, viele bekämpfen mich von oben herab.
An dem Tag, da ich mich fürchte, vertraue ich auf dich.
Auf Gott rühme ich sein Wort. Auf Gott vertraue ich, ich werde mich nicht fürchten. Was sollte Fleisch mir tun?
Den ganzen Tag tadeln sie meine Worte. All ihre Gedanken sind gegen mich zum Bösen. Sie greifen an und verstecken sich. Sie beobachten meine Schritte, weil sie meiner Seele auflauern.
Sollte es bei ihrer Bosheit Rettung für sie geben? Im Zorn stürze die Völker nieder, Gott! Meine Heimatlosigkeit hast du abgemessen.
Gieße meine Tränen in deinen Schlauch! Stehen sie nicht in deinem Verzeichnis?
Dann werden meine Feinde ablassen an dem Tag, da ich rufe.
Dieses habe ich erkannt: Gott ist für mich.
Auf Gott rühme ich sein Wort, auf den Herrn rühme ich sein Wort. Auf Gott vertraue ich, ich werde mich nicht fürchten. Was kann ein Mensch mir tun?
Gott, deine Gelübde liegen auf mir. Ich werde dir Dankopfer einlösen, denn du hast meine Seele vom Tode gerettet, ja meine Füße vom Sturz, damit ich wandle vor dem Angesicht Gottes im Licht der Lebendigen.
Psalm 56 ist in einer Angstsituation entstanden, in einer Zeit, in der David Angst hatte.
Ich möchte euch ganz kurz den Aufbau dieses Psalms aufzeigen.
Nach der Einleitung schildert David in den ersten Versen die Notsituation, die in ihm die Angst hervorruft.
Dann besiegt er die Angst durch Vertrauen in den Versen vier und fünf.
Aber dann kippt die Stimmung des Psalms noch einmal. Das ist so realitätsnah.
Da denkst du, jetzt habe ich die Angst besiegt, und sie kommt zurück. Er fällt zurück in den Versen sechs bis acht.
Der Fokus liegt wieder auf der Notsituation.
Es wird hin und her geworfen zwischen Angst und Vertrauen.
Da finden wir uns wieder, ihr Lieben, da finden wir uns doch wieder.
Aber das Wunderbare ist: Am Ende siegt das Vertrauen und die Zuversicht.
Ich habe die wiederkehrenden Elemente dieses Psalms thematisch zusammengefasst. Deshalb hat meine Predigt heute zwei Punkte.
Der erste Punkt lautet: der Anlass für die Angst. Der zweite Punkt lautet: der Ausweg aus der Angst.
Wir kommen nun zum ersten Punkt, dem Anlass für die Angst.
In Vers 1 heißt es: Dem Chorleiter nach „Die Taube der fernen Inseln“, von David, ein Migdam, als die Philister ihn zu Gad ergriffen.
Dieser Psalm ist ein Gebet Davids, aber zugleich auch ein Lied. Er ist ja für den Chorleiter geschrieben worden.
Außerdem finden wir hier eine Randnotiz, die lautet: „nach Die Taube der fernen Inseln“. Wahrscheinlich ist das eine Angabe, nach welcher Melodie dieser Psalm gesungen werden soll. So, als hätten wir heute ein unbekanntes Lied, und es stünde dort „nach der Weise Amazing Grace“. Dann wüssten wir, um welche Melodie es sich handelt.
Für das Verständnis dieses Psalms ist vor allem die historische Situation wichtig. Dort steht: „Als die Philister ihn zu Gad ergriffen.“
Nun schauen wir kurz in das Buch Erste Samuel, um die Situation zu verstehen. In Kapitel 21, Vers 11 heißt es: „Und David machte sich auf und floh an diesem Tag vor Saul und kam zu Achisch, dem König von Gad. Und die Knechte des Achisch sagten zu ihm: ‚Ist das nicht David, der König des Landes? Haben sie nicht von ihm bei Reigentänzen gesungen: Saul hat seine Tausende erschlagen, David aber seine Zehntausende?‘“
Im Vers 13 steht: „David nahm sich diese Worte zu Herzen und fürchtete sich sehr vor Achisch, dem König von Gad.“
Das ist eine sehr heftige Situation: Saul ist hinter ihm her und will ihn umbringen. David sucht Schutz bei Achisch, doch dieser durchschaut ihn. David versucht, sich aus der Lage zu retten, indem er sich wahnsinnig stellt.
Dieser Psalm ist wahrscheinlich genau in dieser Situation entstanden, in der es von David heißt, dass er sich sehr fürchtete.
Und dementsprechend betet David hier in Psalm 56: Sei mir gnädig, Gott, denn Menschen stellen mir nach. Den ganzen Tag bedrängt mich ein Streitender. Meine Feinde stellen mir den ganzen Tag nach, ja, viele bekämpfen mich von oben herab.
David schildert hier seine Notsituation sehr eindringlich: Menschen haben es auf ihn abgesehen. Ich weiß nicht, ob du jemals genau in so einer Situation warst. Es ist eine heftige Lage.
Was bei David aber noch hinzukommt, ist, dass es nicht nur eine kurze Phase ist. Hier steht zweimal „den ganzen Tag“. Das bedeutet, es ist eine andauernde Gefahr, in der sich David befindet. Ich glaube, wir können uns vorstellen, dass gerade das Andauernde ein sehr hohes Stresslevel mit sich bringt. Ständig könnte etwas passieren.
Dementsprechend spricht David in Vers 4 von seiner Angst: „An dem Tag, da ich mich fürchte...“ Zum Vertrauen kommen wir gleich noch. Aber hier sehen wir, dass der große David, der zuvor Goliath erledigt hat, in die Angst fällt. Er hat Angst, wirklich Angst.
Dann geht er in den Versen 4 und 5 zum Vertrauen über. Doch die Stimmung kippt erneut in den Versen 6 bis 8: „Den ganzen Tag tadeln sie meine Worte, all ihre Gedanken sind gegen mich zum Bösen. Sie greifen an, verstecken sich, sie beobachten meine Schritte, weil sie meiner Seele auflauern. Sollte es bei ihrer Bosheit Rettung für sie geben? Im Zorn stürze die Völker nieder, o Gott!“
Davids Verfolger haben ihn genau im Visier. Sie beobachten ihn, sie verfolgen ihn, wo er auch hingeht. Sie beobachten seine Fersen. Sie wollen ihn umbringen, sie wollen sein Leben.
David hat Angst vor Menschen, eine solche Angst, dass er Gott darum bittet, diese Menschen aus dem Weg zu räumen.
Ich weiß nicht, wie es dir geht, wenn du von dieser Situation hörst. Vielleicht denkst du: „Oh ja, altes Testament, viele tausend Jahre her, das betrifft mich heute jetzt nicht.“ Ist das wirklich so?
Ich glaube, dass Menschen uns auch heute auf unterschiedliche Weise Angst machen können. Vor einigen Wochen bekam ich eine WhatsApp von einer alleinerziehenden Mutter, die mir schrieb: „Andre, ich habe solche Angst vor dem Vater meines Kindes.“
Ich denke an den Mann, der über Jahre hinweg Mobbing auf der Arbeit erlebt hat – im Prinzip das, was der Psalm hier sagt: „Sie tadeln meine Worte den ganzen Tag.“ Er hat Angst, zur Arbeit zu gehen, Angst, den Menschen zu begegnen, die gegen ihn sind.
Ich denke an die Ehefrau, die mir vor einigen Wochen gesagt hat: „Ich fühle mich von meinem Mann bedroht, er lauert mir auf.“
Ich denke an eine typische Situation auf dem Schulhof, wo ein Schüler von einem älteren Schüler bedroht wird mit den Worten: „Nach dem Schulschluss warte ich auf dich. Wir sehen uns an der Bushaltestelle.“ Und es entsteht Angst.
Plötzlich stellen wir fest, wie aktuell Psalm 56 in unserer Zeit spricht. Die Angst vor Menschen ist ehrlich gesagt viel stärker verbreitet, als wir meinen.
Es muss nicht immer bedeuten, dass wir Panik bekommen – nicht immer, manchmal auch. Aber schon alleine, wenn wir Angst haben vor Ablehnung von Menschen und ihnen alles recht machen, quasi Menschen dienen, weil sie so groß sind, weil wir uns fürchten, dass sie etwas gegen uns sagen – das ist doch Menschenfurcht.
Das ist auch eine Form von Angst vor Menschen, Angst, sie könnten uns ablehnen. Und wir merken, dass das eigentlich ein Thema ist, das uns auf ganz vielen Ebenen begegnet – mal stärker, mal schwächer ausgeprägt.
Und dann gibt es natürlich auch viele andere Ängste, unter denen wir leiden. Ed Welch hat das Buch „Im Griff der Angst“ geschrieben. Es ist im 3L Verlag erschienen. Ich empfehle das Buch wärmstens, wenn man in der Seelsorge tätig ist oder selbst mit Ängsten zu kämpfen hat.
Ed Welch ist nicht nur Neuropsychologe und hat darin promoviert, er ist vor allem ein biblischer Seelsorger – und das ist etwas Wunderbares. Das Buch ist sehr hoffnungsvoll. Darin listet er einige Ängste auf, mit denen wir zu kämpfen haben.
Menschen haben Angst vor großen Höhen – die Höhenangst gibt es. Es gibt Angst, sich an Papier zu schneiden, Angst vor dem Ersticken, Angst, nicht genug Luft zu bekommen, Angst vor Mäusen, Angst vor Schlangen, Angst vor Fett, Angst davor zu fliegen, Angst vor Autofahren bei schlechtem Wetter, Angst vor Dunkelheit und Angst vor Brücken. Manche Menschen bekommen sogar eine Panikattacke, wenn sie auf einer Brücke sind.
Unser Gehirn speichert diese Erfahrungen ab. Beim nächsten Mal meiden sie vielleicht Brücken, um diese Angsterfahrung zu vermeiden. Außerdem gibt es Angst vor Nadeln, Angst vor Krebs, Angst vor Terrorismus, Angst vor Insekten, Angst davor, eine Glatze zu bekommen, Angst vor Keimen, Angst vor dem Erbrechen, Angst vor dem Ertrinken, Angst vor Zahnärzten und Angst vor Menschenmengen.
Wenn man selbst damit nichts zu tun hat, kann man das oft nicht nachvollziehen. Aber es gibt Menschen, die schon Angst bekommen, wenn sie in einen vollen Raum wie diesen kommen. Das ist ebenfalls ein Leiden. Hier könnte man auch noch die Platzangst hinzufügen.
Der Angst sind keine Grenzen gesetzt. Es gibt hunderte Phobien. Ich kann mir vorstellen, dass sich der eine oder andere in dieser Liste wiedergefunden hat. Angst ist ein Thema, das wir alle in unterschiedlichen Ausprägungen kennen.
Wenn wir das Thema Angst durch die biblische Brille betrachten, müssen wir zunächst festhalten: Angst ist eine zutiefst menschliche Erfahrung in einer gefallenen Welt. Im Garten Eden gab es noch keine Angst. Erst nach dem Sündenfall, als die Welt zerbrochen war und im Argen lag, kam die Angst in diese Welt.
Im Garten Eden gab es keine Angst, und im Himmel wird es sie nicht mehr geben. Doch wir leben in dieser Zwischenzeit. In dieser Welt haben wir Angst.
Auch große Persönlichkeiten in der Bibel kannten Angst. Jesus selbst hatte Angst im Garten Gethsemane. Wenn du Angst hast, kann er mitfühlen, denn er kennt Angst.
David, der große David, schreibt von seiner Angst im Psalm 56 und berichtet im Psalm 55 von einer Panikattacke. Wusstest du, dass David Panikattacken hatte? Was ist das anderes als das, was in Psalm 55, Verse 5 und 6 beschrieben wird?
„Mein Herz bebte in meinem Inneren, und Todesschrecken haben mich befallen. Furcht und Zittern kamen über mich, und Schauder bedeckte mich.“
David kannte panische Ängste.
Auch der Apostel Paulus kannte Ängste. In 2. Korinther 7, Vers 5 schreibt er: „Denn auch als wir nach Mazedonien kamen, hatte unser Fleisch keine Ruhe, sondern in allem waren wir bedrängt, von außen Kämpfe, von innen Ängste.“
Angst ist eine zutiefst menschliche Erfahrung in einer gefallenen Welt.
Ed Welch, der Autor eines Buches, das ich gerade empfohlen habe, sagt: „Wir sitzen alle im selben Boot, also gibt es keinen Grund, unsere zahlreichen Ängste und Sorgen unter Verschluss zu halten.“
Weißt du, was ich dir heute sagen möchte? Wenn du mit Ängsten zu kämpfen hast, bist du nicht alleine.
Vielleicht sitzen rechts und links von dir Menschen, die ebenfalls Ängste kennen – vielleicht in unterschiedlichem Ausmaß, vielleicht nicht aktuell, aber aus der Vergangenheit.
Ihr Lieben, mir ist es wichtig zu sagen: Du darfst dich in der Gemeinde mit deinen Ängsten öffnen. Das ist oft ein schambehaftetes Thema, und du denkst vielleicht: Bin nur ich so verrückt, dass ich wegen jeder Kleinigkeit solche Angst habe? Bin nur ich derjenige, der mit Panik zu kämpfen hat?
Nein, du bist nicht alleine.
Für mich ist es wichtig, dass Gemeinde ein Ort ist, an dem man sich mit seinen Ängsten öffnen darf. Sonst spielen wir nur Gemeinde, wir spielen hier nur etwas vor.
Wo, wenn nicht in der Gemeinde, darf man sich mit seinen Ängsten öffnen und seine Geschwister bitten: „Ich habe wirklich zu kämpfen“?
Wenn du heute zu kämpfen hast, lade ich dich jetzt schon ein: Komm gerne im Anschluss an den Gottesdienst, sprich aus, was dir Angst macht, und wir wollen gerne mit dir beten.
Eine weitere Wahrheit, die wir in Bezug auf Ängste festhalten müssen, ist: Die Angst ist eine Reaktion unseres Herzens.
In 1. Samuel 28,5 sehen wir ein Beispiel für Angst bei Saul. Dort steht: „Und als Saul das Heer der Philister sah, fürchtete er sich, und sein Herz verzagte sehr.“ Das bedeutet, König Saul hatte Angst vor einem Heer. Aber wo hatte er die Angst? Wo sitzt die Angst? In seinem Herzen, nicht im Heer. Das Heer ist das Objekt der Angst, aber die Angst selbst ist in ihm.
Das ist sehr wichtig festzuhalten: Die Angst ist eine Reaktion unseres Herzens. Es ist also nicht in erster Linie das Objekt der Angst schuld, sondern wie unser Herz darauf reagiert. Damit hängt es zusammen.
Ich möchte euch das an einem weiteren Beispiel belegen. David befindet sich in Psalm 27 vor einer ähnlichen Situation. Dort heißt es in Psalm 27,3: „Wenn sich ein Heer gegen mich lagert, so fürchtet sich mein Herz nicht.“
Moment mal: Saul sieht ein Heer, David sieht ein Heer, Saul fürchtet sich, David nicht. Das bedeutet, der eigentliche Grund liegt nicht im Objekt, nicht im Heer, sondern im Herzen.
Ich nehme mal das Beispiel Flugangst. Es gibt Menschen, die haben panische Angst zu fliegen und würden sich nie in ein Flugzeug setzen. Andererseits gibt es Menschen, die steigen jede Woche mehrmals in ein Flugzeug. Wenn die Angst im Flugzeug läge, müssten ja alle Menschen Angst haben, richtig? Aber die Angst liegt nicht im Flugzeug, sondern in uns, in unserem Herzen.
Ein weiser Seelsorgelehrer hat einmal gesagt: Angst kommt nicht vom Gegenstand selbst, sondern von dem, was unser Herz daraus macht.
Und weißt du was? Das ist eigentlich eine ermutigende Nachricht. Denn wenn die Angst immer nur von unseren Umständen käme, von den Gegenständen oder unserer Lebenssituation, was wäre dann unsere Lösung? Wir müssten uns von all dem abschotten, was uns Angst macht. Das wäre ziemlich einschränkend, denn es gibt viele Ängste.
Wenn aber die Lösung darin liegt, dass mein Herz verändert wird und ich der Angst deswegen begegnen kann, dann gibt es jede Menge Hoffnung. Denn der Herr kann dein Herz verändern und stärken.
Deshalb ist das eigentlich eine sehr ermutigende Nachricht.
Und es gibt noch eine weitere Sache, die wir über Ängste wissen müssen: Die Angst zeigt uns etwas, Ängste sprechen zu uns. Edwalsch sagt einmal, Ängste zeigen uns, was wir lieben. Immer wenn wir das Schicksal dessen, was wir wollen oder lieben, nicht kontrollieren können, verspüren wir Angst und Unruhe, weil wir diese Dinge verlieren könnten.
Das heißt, Ängste entstehen da, wo uns etwas zu entgleiten droht, das wir lieben. Ängste entstehen dort, wo wir die Kontrolle über etwas verlieren, von dem wir uns Leben erhoffen. Und deswegen kann Angst – ich sage kann, ich sage nicht muss – manchmal sogar mit einem Götzendienst in unserem Herzen zusammenhängen.
Ich möchte euch das mal anhand von Saul illustrieren, 1. Samuel 18,12 und 29. In Vers 12 heißt es: „Und Saul fürchtete sich vor David.“ In Vers 29 steigert sich die Angst. Das ist das Wesen der Angst, Angst ist dynamisch. Da fürchtete sich Saul noch mehr vor David, und Saul wurde für immer Davids Feind.
Moment, Saul hat Angst vor David? Eine Frage: Ging von David eine Gefahr für Saul aus, eine Lebensgefahr? Auf gar keinen Fall. David war einer der loyalsten Diener. Warum hatte Saul panische Angst vor David? Weil David an Beliebtheit gewann. Saul klammerte sich an sein Königtum. Sein Götze war seine Macht.
Seine Identität lag nicht in seiner Beziehung zu Gott, sondern darin: Ich bin König, ich bin beliebt. Und da, wo die Leute singen „David hat Zehntausende in die Flucht geschlagen“, da bekommt er Angst. Warum? Weil sein Herz unbedingt an der Beliebtheit festhalten will. Das ist sein Götze.
Versteht ihr, wie Angst funktionieren kann? Wenn Geld dein Götze ist, bekommst du Angst, wenn eine Wirtschaftskrise angekündigt wird. Wenn du deine Identität und deinen Halt im Leben aus deiner Stellung im Beruf herleitest, bekommst du plötzlich Angst, wenn dein Chef dich kritisiert.
Du denkst die Sache durch: Was ist, wenn ich den Job verliere? Dann bin ich nicht mehr Geschäftsführer xy. Und das rührt daher, weil du deine Identität darin suchst. Wenn deine körperliche Attraktivität dein Götze ist und du die Anerkennung daraus bekommst, hast du Angst zuzunehmen und bekommst Panik.
Aber es hängt immer mit dem zusammen, was wir nicht verlieren wollen, wovon wir uns Leben erhoffen. Und weißt du, da hilft es überhaupt nicht, wenn die Psychologie sagt, jemand habe eine Angststörung entwickelt. Das Problem bei Saul war ein ganz anderes: Er hatte Götzendienst im Herzen. Er hat seinen Halt nicht in Gott gesucht, sondern in seiner Macht.
Weißt du, wenn dich dieses Thema betrifft, dann stell dir zunächst einmal die Frage: Was ist eigentlich das, wovor ich jetzt Angst habe zu verlieren? Ist mein Halt wirklich in Gott?
Ich möchte noch mal betonen: Nicht jede Angst ist sündig, nicht hinter jeder Angst steckt ein Götze. Aber jede Angst zeigt uns auch unsere Abhängigkeit von Gott. Und das ist das Zweite, was die Angst dir sagt.
Die Angst zeigt uns: Ich bin in Gefahr, ich bin verletzlich. Ich brauche Schutz und Sicherheit. Das sind keine götzendienerischen Ängste, wie hier auch bei David in Psalm 56. Du brauchst Schutz, du brauchst Einhalt, du brauchst Sicherheit in deinem Leben. Und die richtige Antwort ist, diese Dinge beim Herrn zu suchen.
Ich habe mit Ängsten zu kämpfen in meinem Leben. Noch vor ein paar Jahren hatte ich starke Ängste. Diese Ängste haben mich auf Gott geworfen. Ich habe festgestellt: Auch wenn es nicht der Wille Gottes ist, dass wir Angst haben – Gott sagt ja immer: Fürchtet euch nicht – hat Gott diese Angst gebraucht, damit ich mich nicht überhebe.
Er hat mich geerdet und mir gezeigt: Du bist so schwach, du bist so von mir abhängig. Und das ist eigentlich eine gute Lektion, denn wir sind vom Herrn abhängig. Das ist das, was uns die Angst auch sagt.
Wir haben uns jetzt im ersten Teil der Predigt mit dem Anlass für die Angst beschäftigt.
Im zweiten Teil sehen wir nun, welche Entscheidungen David getroffen hat, um gegen die Angst anzukämpfen. Angst kann besiegt werden, ihr Lieben, Angst kann wirklich besiegt werden.
Hier zeigen sich im zweiten Teil Wege aus der Angst. Ich möchte einige praktische Schritte mitgeben, die dir helfen können, wenn du mit Ängsten zu kämpfen hast.
Das Erste, was ich dir mitgeben möchte, ist: Geh ins Gebet, geh ins Gebet, wenn du Angst hast. Damit beginnt der Psalm in Vers 2. Er startet direkt mit Gebet. David sagt: Sei mir gnädig, Gott, denn Menschen stellen mir nach.
Aus der Angst heraus rennt David nicht in erster Linie zu irgendeinem Heiler. Er rennt in erster Linie zu Gott und sagt: Herr, ich brauche dich jetzt mehr als je zuvor, sei mir gnädig. Die erste Reaktion auf Angst im Leben eines Christen sollte immer das Gebet sein – immerhin zum Herrn, wohin denn sonst? Immer in erster Linie zum Herrn.
In der Frühzeit der Luftfahrt gab es einen Zwischenfall, der fast zu einem sehr, sehr tragischen Unglück geführt hat. Ein Pilot war mit seinem Flugzeug alleine unterwegs zu einer längeren Reise. Damals sahen die Flugzeuge noch anders aus.
Als der Pilot schon etwas länger in der Luft war, hörte er hinter sich ein Geräusch im Flugzeug. Er drehte sich um und sah eine Ratte – also er und die Ratte alleine hoch oben im Flieger. Die Ratte knabberte an einem wichtigen Kabel, an einem ganz, ganz wichtigen Kabel.
Er erkannte: Wenn sie dieses Kabel durchbeißt, stürze ich ab. Und er kam nicht an die Ratte ran, das war das Problem. Er konnte nicht notlanden, er war mitten über dem Meer. Der Pilot dachte angestrengt darüber nach, wie er aus dieser Notsituation herauskommen könnte.
Da fiel ihm plötzlich ein: Ratten sind ja Tiere, die in großer Höhe nicht überleben können. Die Luft ist dort zu dünn. Was dieser Pilot in dem Moment machte, war, dass er hochzog und immer höher flog, immer höher und höher. Das Geräusch der Ratte wurde leiser, bis sie schließlich starb.
Weißt du, Ängste und Sorgen in deinem Leben sind wie Ratten. Sie kriechen in dir hoch und nagen an deinen Gedanken. Aber ich möchte dir eines sagen: Das nächste Mal, wenn die Angst kommt, zieh hoch, zieh hoch – geh ins Gebet. Das ist das Beste, was du tun kannst.
In der Gegenwart Gottes ersticken die Ängste. In der Gegenwart Gottes ersticken die Ängste. Zieh hoch, geh ins Gebet!
In einem bekannten Lied, das wir singen, heißt es: Wenn des Feindes Macht uns drohet und manch Sturmwind um uns weht, brauchen wir uns nicht zu fürchten, stehen wir gläubig im Gebet.
Das ist der Punkt, ihr Lieben. Und wenn wir in diesem Jahr sagen: Herr, lehre uns beten, dann möchte ich dich ermutigen, geh ins Gebet in deine Angst. Manchmal braucht es Stunden im Gebet, und die Angst erstickt.
Ich habe diese Erfahrung schon häufig gemacht. Ich hoffe, du auch.
David hat das verstanden. Er geht direkt mit seiner Angst zum Herrn.
Wir kommen zum zweiten Schritt: Vertraue auf Gott. Nachdem David in den ersten Versen seine Notsituation geschildert hat, wird in den Versen 4 und 5 sein Vertrauen sichtbar. Er sagt: „An dem Tag, da ich mich fürchte, ich, ich vertraue auf dich, auf Gott. Sein Wort rühme ich, auf Gott vertraue ich, ich werde mich nicht fürchten. Was sollte Fleisch mir tun?“
Schaut mal: Am Anfang von Vers 4 spricht David von seiner Angst – „an dem Tag, wo ich Angst habe“ – und er hat Angst. Am Ende von Vers 5 sagt er: „Ich werde mich nicht fürchten.“ Wie ist er von A nach B gekommen? Dazwischen spricht er zweimal von einem felsenfesten Vertrauen.
Ängste verschwinden dort, wo Vertrauen wächst. Ängste schwinden dort, wo Vertrauen wächst. Auch in Vers 12 sagt er es noch einmal: „Auf Gott vertraue ich, ich werde mich nicht fürchten, was könnte ein Mensch mir tun?“
Vielleicht sagst du jetzt: „Ja, Andre, das ist Theorie. Du kennst mich nicht, du kennst meine Situation nicht.“ Ich weiß, dass es in der Theorie heißt, ja, ich sollte vertrauen, aber wenn ich mittendrin stecke, fällt es mir schwer.
Das wirft die Frage auf: Wie kommen wir zu diesem Vertrauen? Wie kommen wir zum Vertrauen?
Ich möchte euch anhand des Psalms einige Schritte mitgeben, wie wir zu diesem Vertrauen kommen.
Erstens: Glaube daran, dass Gott deine Not sieht und versteht.
In Vers 9 sagt David: „Meine Heimatlosigkeit hast du abgemessen, gieße meine Tränen in deinen Schlauch. Stehen sie nicht in deinem Verzeichnis?“
David weiß, dass Gott in der Angst nicht abwesend ist. Er sagt: „Ich habe Angst, aber Gott füllt alle meine Tränen.“ Das ist hier bildlich gesprochen, als ob Gott die Tränen in ein Gefäß fängt.
Weißt du, wenn du in einer Panikattacke steckst und viele Tränen vergisst, sollst du wissen, dass Gott alle deine Tränen auffängt. Er ist da, er ist mittendrin, wenn du Angst hast.
Er weiß um jede Schweißperle auf deiner Stirn. Er kennt jede schlaflose Stunde in der Nacht, wenn du wach im Bett liegst und Angst hast. Gott weiß es, er ist da, er ist nicht abwesend – er ist da.
Glaube daran, dass Gott für dich ist.
Vers 10: Dann werden meine Feinde ablassen an dem Tag, da ich rufe. Dieses habe ich erkannt: dass Gott für mich ist.
Schau mal, Gott ist nicht nur anwesend in deiner Angst, Gott ist für dich in deiner Angst. Wenn David das schon im Alten Testament sagen konnte – „Gott ist für mich“ –, liebes Gotteskind, kannst du es jetzt erst recht sagen.
Vielleicht denkt Paulus in Römer 8 gerade an diesen Psalm, wenn er sagt: „Wenn Gott für mich ist, wer kann gegen mich sein?“ Weißt du, was das bedeutet, dass Gott für dich ist als Gotteskind? Dass er beständig für dich kämpft und deinen Glauben bewahrt.
Schau mal, wenn du in Christus bist, sieht Gott dich durch Christus. Gott ist immer für seinen Sohn. Er ist immer für seinen Sohn, und er ist für dich.
Es gibt Christen, die mit Heilsgewissheit zu kämpfen haben und manchmal den Eindruck gewinnen, Gott habe sich von ihnen abgewendet. Glaub nicht dieser Lüge! Glaub nicht dieser Lüge! Gott ist für dich und erhält dich in seiner Liebe.
Im ersten Johannesbrief heißt es: „Die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus.“ Wenn du mit Ängsten zu kämpfen hast, erkenne, wie sehr Gott dich liebt. Sei dir dessen bewusst: In Römer 8 steht, dass nicht einmal Angst uns von der Liebe Gottes trennen kann.
Die Liebe umhüllt dich. Je mehr du weißt, dass du geliebt bist und das verstehst, desto mehr wird die Angst weichen. Das beste Mittel gegen die Angst ist das Evangelium.
Ein weiterer Punkt: Stelle das Objekt der Angst in das richtige Verhältnis zu Gott.
In Vers 5 sagt David am Ende: „Ich werde mich nicht fürchten, was sollte Fleisch mir tun?“ Und dann sagt er noch einmal in Vers 12 dasselbe: „Ich werde mich nicht fürchten, was könnte ein Mensch mir tun?“ Davids Objekt der Angst waren ja Menschen.
Jetzt denkt er das Ganze durch und setzt die Menschen ins Verhältnis zu Gott: „Wenn Gott für mich ist, was können Menschen mehr tun?“ Hier wird sogar noch das hebräische Wort für Fleisch verwendet, das besonders den Menschen als ein schwaches, vergängliches Wesen darstellt.
Ich meine, das Schlimmste, was Menschen tun könnten, ist uns umzubringen. Das ist das Schlimmste. Aber wenn Gott für dich ist, geht es danach erst richtig los im Himmel. Was sollen Menschen dir ultimativ antun? Stelle das Objekt der Angst in das richtige Verhältnis zu Gott.
Ich habe euch eine Grafik mitgebracht. Schaut mal, was meistens in der Angst passiert. Wir sehen das Objekt der Angst – und ich weiß nicht, was es in deinem Leben ist: Menschenmengen, Spinnen, was auch immer, füll da dein Objekt der Angst mal rein.
In der Angst sehen wir meistens das Objekt der Angst ganz groß. Unser Problem ist dann, dass wir kaum noch die Sicht auf Gott haben. Wozu ich dich heute ermutigen will, ist: Dreh das Ganze mal um. Wenn du Gott groß siehst, in allem, wie Gott ist, dann wird das Objekt der Angst sehr, sehr klein in deinem Leben.
Deswegen kann David im Psalm 27 sagen: Er hat Gott vor Augen, „Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Zuflucht, vor wem sollte ich mich erschrecken?“ Er hat Gott in seiner Größe vor Augen.
Und dann sagt David vollmundig im Psalm 3, Vers 7: „Ich fürchte mich nicht vor zehntausenden Kriegsvolks, die rings um mich belagern.“ Er hat Gott vor Augen, das ist der Punkt.
Ich möchte dir heute einiges zusprechen. Ich möchte dir zusprechen: Gott ist größer als deine Arbeitskollegen, die dich mobben. Gott ist größer als der Krebs, vor dem du dich fürchtest. Gott ist größer als dein Versagen, vor dem du Angst hast.
Gott ist größer als der Jobverlust, vor dem du dich fürchtest. Gott ist größer als deine Einsamkeit. Gott ist größer als die unsichtbare Welt. Gott ist größer als deine Albträume. Gott ist größer als deine Prüfungen. Gott ist größer als deine Platzangst.
Und das Beste kommt noch: Gott ist größer als der Tod! Jesus sagt: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?
Ihr Lieben, der Tod ist tot, das ist das Wunderbare, und darin kannst du Ruhe finden. Je größer du Christus siehst, desto kleiner wird deine Angst.
Einen weiteren Schritt, den ich dir mitgeben möchte: Klammer dich an konkrete Bibelworte.
In Vers 5 heißt es: „Auf Gott, sein Wort rühme ich.“ Und dann in Vers 11 nochmals: „Auf Gott, sein Wort rühme ich, auf den Herrn, sein Wort rühme ich.“
Eine Frage stellt sich: Warum rühmt David das Wort Gottes? Weil David die Erfahrung gemacht hat, dass dort, wo er Angst bekam, genau das, was ihm Trost gab, Gottes Wort war. Eine Zusage aus dem Wort Gottes.
Das, was du brauchst, ist der richtige Bibelvers für deine Angst. Gerade wenn Angst da ist und die Gefühle in dir durchdrehen, kannst du nicht immer rational denken. Dann brauchst du einfach eine Wahrheit, die schwarz auf weiß dasteht, an die du dich klammern kannst.
Das ist keine Theorie. Ich hatte vor einiger Zeit mit Ängsten zu kämpfen. Ich werde hier in der Öffentlichkeit nicht zu sehr ins Detail gehen, aber bei mir war es eine Angst vor Begegnungen mit Dämonen. Diese Angst hatte ich schon als Kind, aber sie kam jetzt noch einmal hoch durch einen Seelsorgefall. Eine Person erzählte mir sehr heftige Dinge, die ich hier nicht im Detail erwähnen werde. Sie war sehr detailliert, nannte sogar Uhrzeiten in der Nacht.
Und wisst ihr, was in den nächsten Nächten passierte? Ich wachte genau zu diesen Uhrzeiten auf. Dann liegst du nachts wach im Bett, und die Gedanken rattern und rattern und rattern. Wenn du sie nicht stoppst, führt das in Panik über.
Der Herr hat mir Bibelworte gegeben, die mir geholfen haben. Zum Beispiel Matthäus 28: „Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden.“ Und Kolosser 2: „Christus hat die Mächte entwaffnet, er hat über sie triumphiert.“
Diese Verse musst du auswendig kennen. Du musst Bibelverse auswendig lernen, damit du immer bewaffnet bist, wenn die Angst kommt. Ich habe diese Gedanken gefangen genommen und bin ruhig eingeschlafen. Ruhig eingeschlafen, gerade auch zu diesen Uhrzeiten.
Denke, wenn du Angst hast, mal den Worst Case durch: Was wäre, wenn das wirklich eintrifft? Dann brauchst du einen Bibelvers, der diesen Worst Case zerschießt. Diesen Vers musst du parat haben. Suche ihn dir sehr gezielt aus und predige deiner Angst Gottes Wort.
Ich möchte mit einem letzten Punkt schließen: Rechne fest mit Gottes Eingreifen.
David schließt mit den Worten: „Auf mir liegen, Gott, deine Gelübde; ich werde dir Dankopfer einlösen.“ Das heißt, Psalm 56 endet nicht mit Angst, sondern mit Vertrauen und Zuversicht. David sagt: „Ich habe dir ein Gelübde abgelegt, ich habe dir ein Versprechen gemacht. Wenn du mich hier aus der Angst rausholst, will ich dir das opfern.“
Dieser Vers ist, denke ich, noch nicht eingetroffen, aber David ist so voller Zuversicht, dass er sagt: „Denn du hast meine Seele vom Tode gerettet, ja, meine Füße vom Sturz, dass ich wandle vor dem Angesicht Gottes im Lichte der Lebendigen.“
Ihr Lieben, Gott kann uns auf sehr unterschiedliche Weise aus der Angst herausholen. Manchmal geschieht es von jetzt auf gleich, sodass die Angst einfach weg ist. Manchmal befreit er dich, indem er dich aus den Umständen herausführt, die dir Angst machen. Manchmal gibt Gott dir einen Bibelvers für die jeweilige Situation.
Manchmal ist das aber auch ein längerer Prozess, der vielleicht auch seelsorgerlich begleitet werden sollte. Ein Prozess, in dem du nach und nach lernst, dich deinen Ängsten zu stellen. Ängste werden in der Regel nicht besiegt durch Flucht. Ängste werden in der Regel besiegt, indem du dich der Angst stellst – mit Gottes Hilfe.
Ich möchte euch ermutigen und zwei Beispiele geben. Ich könnte viel mehr erzählen, aber das, was ich hier weitergebe, ist so real erfahrbar.
Ich war in der Seelsorge tätig und habe eine Frau begleitet. Wenn ich eine Frau begleite, nehme ich immer noch eine dritte Person dazu. Wir waren also zu zweit und haben einer Frau geholfen, die große Ängste hatte. Gott hat Mächtiges an ihrem Herzen getan durch sein Wort. Er hat Dinge aufgedeckt, die zeigten, woher die Angst herrührt.
Bei dieser Frau war es so, dass sie vier Jahre lang kein Auto mehr gefahren ist – wegen der Angst in ihrem Leben. Die Ängste hingen mit dem Autofahren zusammen. Nicht von jetzt auf gleich, um die Person nicht zu überfordern, sondern Schritt für Schritt. Als die Frau Erkenntnisse im Wort Gottes gewonnen hatte, sagten wir zu ihr: „So, jetzt ist der nächste Schritt: Stell dich der Angst.“
Wir setzten uns zu dritt ins Auto. Das haben wir hier vorne auf dem Hof gemacht. Wir sind zusammen runtergegangen, bewaffnet mit Bibelversen, wie David, der gegen Goliath mit fünf Steinen kämpfte. So stellten wir uns der Angst. Und wir setzten uns ins Auto, ihr Lieben.
Nach vier Jahren fuhr sie wieder Auto. Autofahren kann ein Akt der Anbetung sein, ihr Lieben. Autofahren kann eine Akt-Anbetung sein. Wir sind gefahren, und alles hat wunderbar geklappt. Wisst ihr was? Am gleichen Abend schickte sie mir ein Selfie von sich und ihrem Mann, wie sie auf der Autobahn fährt.
Das ist der Herr. Das will ich euch mitgeben: Dieser Gott kann dich aus deinen Ängsten befreien.
Ein weiteres Beispiel: Wir haben einen jungen Mann in unserer Gemeinde, der elf Jahre lang versklavt war durch Menschenfurcht. Er hat sich elf Jahre lang, vor seiner Bekehrung, in sein Zimmer eingeschlossen.
Dann kam Christus in sein Leben, und er fand plötzlich Halt. Das Evangelium macht frei. Er hat hin und wieder immer noch mit Menschenfurcht zu kämpfen – ich glaube, das haben wir alle ein Stück weit. Aber wisst ihr, welchen Dienst er jetzt in der Gemeinde macht?
Nicht irgendwo alleine in einer Grünanlage, sondern er ist in der Gästebegrüßung tätig, wo er ständig Menschen begegnet.
Ihr Lieben, das kann der Herr. Und das möchte ich euch zusprechen: Gott kann dich aus deiner Angst herausholen. Ich möchte dir Mut machen.
Wir möchten jetzt als Antwort auf diese Predigt ein fröhliches Lied singen. Der Titel des Liedes lautet „Der Sieg gehört dir allein“. Im Refrain heißt es: „Und jede Angst leg ich vor dich hin, durch die Nacht singe ich dir: ‚Mein Gott, der Sieg gehört dir allein.‘“
Ich lade dich ein, wenn du möchtest, während des Liedes nach vorne zum Kreuz zu kommen. Dort kannst du mit den Worten „Herr, meine Angst lege ich vor dich hin“ deine Angst vor Gott ablegen. Du kannst diesen Moment ganz persönlich zwischen dir und Gott gestalten.
Ich werde ebenfalls dort stehen. Wenn du möchtest, dass wir zusammen beten, während du deine Angst aussprichst, machen wir das gerne.
Lasst uns nun aufstehen und dieses Lied als Antwort auf die Predigt singen.