Wir stehen heute bei unserer Betrachtung der Offenbarung bei Kapitel 15, Vers 5, und lesen dazu gleich noch das ganze Kapitel 16. Es ist hilfreich, das zu Beginn einmal deutlich vorzulesen.
Offenbarung 15,5:
„Und nach diesem sah ich, und der Tempel der Hütte des Zeugnisses im Himmel wurde geöffnet.
Und die sieben Engel, die die sieben Plagen hatten, kamen aus dem Tempel hervor, angetan mit reinem, glänzendem Leinen und um die Brust gegürtet mit goldenen Gürteln.
Und eins von den vier lebendigen Wesen gab den sieben Engeln sieben goldene Schalen voll des Zornes Gottes, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Und der Tempel wurde mit Rauch gefüllt von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Macht, und niemand konnte in den Tempel eintreten, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet waren.“
Kapitel 16:
„Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Tempel zu den sieben Engeln sagen: Geht hin und gießt die sieben Schalen des Zornes Gottes auf die Erde aus!
Und der Erste ging hin und goss seine Schale auf die Erde aus, und es kam ein böses und schlimmes Geschwür an die Menschen, die das Malzeichen des Tieres hatten und die sein Bild anbeteten.
Und der Zweite goss seine Schale auf das Meer aus, und es wurde zu Blut wie von einem Toten, und jede lebendige Seele starb, alles, was im Meer war.
Und der Dritte goss seine Schale auf die Ströme und auf die Wasserquellen aus, und sie wurden zu Blut.
Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: Du bist gerecht, der da ist und der da war, der Heilige, dass du so gerichtet hast. Denn Blut von Heiligen und Propheten haben sie vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben, sie sind es wert.
Und ich hörte den Altar sagen: Ja, Herr Gott, Allmächtiger, wahrhaftig und gerecht sind deine Gerichte.
Und der Vierte goss seine Schale auf die Sonne aus, und es wurde ihr gegeben, die Menschen mit Feuer zu versengen.
Und die Menschen wurden von großer Hitze versengt, und sie lästerten den Namen Gottes, der die Gewalt über diese Plagen hat, und taten nicht Buße, ihm Ehre zu geben.
Und der Fünfte goss seine Schale auf den Thron des Tieres aus, und sein Reich wurde verfinstert, und sie zerbissen ihre Zungen wegen der Qual, und sie lästerten den Gott des Himmels wegen ihrer Qualen und wegen ihrer Geschwüre, und sie taten nicht Buße von ihren Werken.
Und der Sechste goss seine Schale auf den großen Strom, den Euphrat, aus, und sein Wasser versiegte, damit der Weg der Könige bereitet würde, die von Sonnenaufgang herkommen.
Und ich sah aus dem Mund des Drachen und aus dem Mund des Tieres und aus dem Mund des falschen Propheten drei unreine Geister kommen wie Frösche.
Denn es sind Geister von Dämonen, die Zeichen tun, die zu den Königen des ganzen Erdkreises ausgehen, um sie zu versammeln zu dem Krieg des großen Tages Gottes des Allmächtigen.
Siehe, ich komme wie ein Dieb! Glückselig, der wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt einhergehe und man seine Schande sehe!
Und er versammelte sie an den Ort, der auf Hebräisch Harmagedon heißt.
Und der Siebte goss seine Schale in die Luft aus, und es kam eine laute Stimme aus dem Tempel hervor, von dem Thron her, die sprach: Es ist geschehen!
Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner, und ein großes Erdbeben geschah, wie es nicht geschehen ist, seitdem die Menschen auf der Erde waren, solch ein Erdbeben, so groß.
Und die große Stadt wurde in drei Teile geteilt, und die Städte der Nationen fielen, und Babylon, die Große, kam ins Gedächtnis vor Gott, dass ihr der Kelch des Weines des Zornes seines Grimmes gegeben werde.
Und jede Insel entfloh, und Berge wurden nicht gefunden, und große Hagelsteine wie ein Talentschwer fielen aus dem Himmel auf die Menschen herab.
Und die Menschen lästerten Gott wegen der Plage des Hagels, denn seine Plage ist sehr groß.“
Danke, bis hierhin.
Als Zusammenfassung und Einleitung für diejenigen, die heute zum ersten Mal dabei sind, möchte ich nochmals darauf hinweisen: Wir haben gesehen, dass in Offenbarung 2 und 3, also nach der Einleitung in Kapitel 1, in den sieben Sendschreiben an sieben Gemeinden eine Prophetie der ganzen Kirchengeschichte enthalten ist. Diese Prophetie teilt die gesamte Kirchengeschichte von der Zeit der Apostel bis heute in sieben verschiedene Zeitalter ein. Dabei haben wir festgestellt, dass alles erfüllt ist und wir heute eigentlich im letzten Zeitalter leben, Laodizea.
Dann folgt in Kapitel 4, Vers 1 die Entrückung des Johannes. Er wird in den Himmel entrückt und sieht dort die 24 Ältesten mit goldenen Kronen und weißen Priestergewändern. Diese 24 Ältesten repräsentieren die gesamte Gemeinde, die, wie wir in Offenbarung 1, Vers 5 gesehen haben, ein Königtum ist und zu Priestern für Gott, den Vater, gemacht wurde.
Es ist bemerkenswert, dass Johannes im Himmel die 24 Ältesten sieht. In 1. Chronik 24 im Alten Testament sehen wir, dass David die Priesterschaft Israels in 24 Klassen aufgeteilt hat, wobei jeder Klasse ein Ältester vorstand. Normalerweise diente im Tempel zu Jerusalem jeweils nur ein Ältester mit seiner Priesterklasse, zweimal im Jahr, sodass 48 Wochen abgedeckt waren. Aber bei den großen Festen wie Passa, Wochenfest (Pfingsten) und Laubhüttenfest mussten alle 24 Ältesten mit ihren Priesterklassen anwesend sein. Diese drei Feste waren obligatorisch für alle Israeliten, die nach Jerusalem kommen mussten.
Johannes hat das damals erlebt, als der Tempel noch existierte bis zum Jahr 70 nach Christus. Immer wenn alle 24 Ältesten zusammenkamen, wusste man: Das ganze Volk Gottes ist versammelt. Das ist die Pointe: In Offenbarung 4 wird Johannes in den Himmel entrückt und sieht dort die 24 Ältesten um den Thron Gottes. Das bedeutet, das ganze König-Priestervolk ist versammelt, also die gesamte Gemeinde. Damit wird klar, dass die Entrückung des Johannes in Offenbarung 4, Vers 1, symbolisch für die Entrückung der Gemeinde steht.
Wir hatten in der Einleitung zu Offenbarung 1 gesehen, dass die Sprache der Offenbarung andeutungsweise zeichenhaft ist. Ich lese nochmals: Offenbarung 1, „Offenbarung Jesu Christi, welche Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss. Und durch seinen Engel sendend hat er es seinem Knecht Johannes gezeigt.“ Das Wort „gezeigt“ (griechisch semaino) bedeutet, mit Zeichen kundtun, bezeichnen mit Zeichen.
So ist die Offenbarung eine Zeichensprache. Johannes wird entrückt und repräsentiert als Apostel die Gemeinde, die entrückt wird. In Offenbarung 4 und 5 symbolisieren die 24 Ältesten als Zeichen die ganze Gemeinde im Himmel.
Damit ist die Frage beantwortet: Muss die Gemeinde durch die große Drangsalzeit gehen? Muss sie diese apokalyptischen Gerichte erleiden? Nein, die Gemeinde wird vorher entrückt.
Im Himmel sieht Johannes, wie die Gemeinde, die 24 Ältesten, Jesus Christus als Lamm Gottes anbeten, weil er würdig ist, das Buch mit den sieben Siegeln zu öffnen. Dieses Buch enthält die Ratschlüsse Gottes, die die Gerichte über die Welt umfassen, beginnend nach der Entrückung der Gemeinde bis zu Jesu Rückkehr als Richter der Welt.
In Kapitel 6 beginnt das Lamm, die Siegel zu öffnen. Das erste Siegel ist das Kommen des Antichristen, dargestellt als Reiter auf einem weißen Pferd mit einer Krone. Er gleicht Jesus Christus, der am Ende in Kapitel 19, Vers 11, auf einem weißen Pferd mit vielen Diademen erscheint, ist es aber nicht. Er ist der Antichrist – der, der gegen Christus ist oder sich an seine Stelle setzt („anti“ bedeutet im Griechischen „gegen“ und „an Stelle von“).
Die weiteren Gerichte folgen. Insgesamt sind es sieben Siegel. Mit dem siebten Siegel beginnt etwas Besonderes: die allerschlimmsten Gerichte, die Gerichte der großen Drangsal, die dreieinhalb Jahre dauern, bis Jesus Christus mit der Gemeinde in Macht und Herrlichkeit zurückkehrt.
Als wir das siebte Siegel in Kapitel 8, Vers 1, betrachteten, waren wir erstaunt, denn im Gegensatz zu den früheren Siegeln, bei denen sofort ein Gericht geschah, geschieht zunächst nichts – eine halbe Stunde herrscht Schweigen im Himmel. Danach bereiten sich sieben Engel vor, die sieben Posaunen blasen, und in den Kapiteln 8 und 9 kommen die Gerichte in großer Schärfe über die Erde.
Auch bei der siebten Posaune in Kapitel 11, Vers 15, passiert zunächst nichts, anders als bei den vorangegangenen Posaungerichten. Doch die Gemeinde im Himmel, die 24 Ältesten, fallen nieder und beten an: „Jetzt kommt das Reich Gottes!“
Später, in Kapitel 15, Vers 5, sehen wir, wie sieben Engel sich bereitmachen und ihre goldenen Schalen auf die Erde ausschütten. Mit jeder Schale kommen furchtbare Plagen über die Erde.
Die gesamten Gerichte sind im Buch mit den sieben Siegeln aufgeschrieben. Das siebte Siegel ist das Besondere, denn es umfasst die Zeit der großen Drangsal, von der Jesus in Matthäus 24 sagt, sie werde so schrecklich sein wie nie zuvor seit Menschengedenken.
Dieses siebte Siegel besteht aus sieben Posaunengerichten, und die siebte Posaune wiederum aus sieben Schalengerichten. In Kapitel 19 erscheint dann der Herr Jesus.
Die Offenbarung zeigt eine strenge zeitliche Abfolge: sieben Siegel, sieben Posaunen, sieben Schalen. Diese Abfolge wird jedoch durch Einschübe unterbrochen, die Erklärungen und Hintergrundinformationen liefern. Solche Einschübe finden sich vor Nummer eins und zwischen Nummer sechs und sieben. Insgesamt gibt es sieben Einschübe in das Gefüge der Siegel, Posaunen und Schalen. Das ist ein literarisches Gebilde, das mathematisch aufgebaut ist.
Manche theologische Kommentare behaupten, die Offenbarung sei chaotisch aufgebaut. Das ist jedoch nicht richtig. Gottes Wort ist nie chaotisch. Ähnlich wie ein Naturforscher, der die Welt der Atome untersucht und darin Ordnung, Zahlen, Mathematik und Planung entdeckt, sehen wir auch im Wort Gottes eine solche Struktur.
Wir leben im Zwischenbereich zwischen dem Makro- und Mikrokosmos. Überall sehen wir Design und Ordnung, und so ist auch Gottes Wort strukturiert. Wenn man die Ordnung nicht versteht, liegt das daran, dass man die Bibel noch nicht richtig gelesen oder verstanden hat.
Nun kommen wir zu den letzten, schwersten Gerichten, den Gerichten der Schalen. Diese Posaunen und Schalen haben direkt mit dem himmlischen Tempel zu tun.
In Offenbarung 15,5 heißt es: „Und nach diesem sah ich, und der Tempel der Hütte des Zeugnisses im Himmel wurde geöffnet.“ Hier wird klar gesagt, dass es im Himmel einen Tempel gibt. Das ist keine Überraschung mehr, denn wir haben das in vorherigen Bibelstunden mehrfach gesehen, zum Beispiel Offenbarung 11, Vers 19: „Der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet, und die Lade seines Bundes wurde in seinem Tempel gesehen, und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und ein Erdbeben und ein großer Hagel.“
Der himmlische Tempel ist das Original, das Urbild der irdischen Abbilder wie der Stiftshütte und den späteren Tempeln Salomos und des zweiten Tempels.
Als Mose die Stiftshütte bauen musste, zeigte Gott ihm auf dem Berg Sinai eine Vorlage, nach der alles genau gebaut werden musste, auch die Tempelgeräte. Die Stiftshütte war eine stark reduzierte Abbildung des himmlischen Tempels, da sie transportabel sein sollte.
Hebräer 8 und 9 sagt uns, dass die Stiftshütte ein Schatten des himmlischen Tempels ist. Ein Schatten ist nicht das Ebenbild, sondern eine reduzierte Abbildung. Zum Beispiel ist der Schatten zweidimensional, der Körper dreidimensional.
Der Salomonische Tempel und der zweite Tempel waren ausführlichere Abbilder des himmlischen Tempels, mit mehreren Vorhöfen und mehr Details.
Jetzt verstehen wir den Ausdruck in Offenbarung 15,5 viel besser: Der Tempel der Hütte des Zeugnisses im Himmel wurde geöffnet. Die Hütte des Zeugnisses ist eine Bezeichnung für die Stiftshütte im Alten Testament. Es ist also der himmlische Stiftshüttentempel, das Original, das geöffnet wird.
Aus diesem Tempel kommt das Gericht über die Welt. Das ist schockierend, wenn man bedenkt, dass die Stiftshütte Gott dem Volk Israel gegeben wurde, zusammen mit den Zehn Geboten, die als Zeugnis bezeichnet werden. Dieses Zeugnis wurde in die Bundeslade gelegt.
Gott gab Hunderte von Geboten in den fünf Büchern Mose, der Tora, und mit diesen Geboten auch die Stiftshütte. Doch der Mensch war unfähig, die Gebote zu halten, und geriet unter den Fluch. 5. Mose 27 sagt: Wer in einem Gebot strauchelt, kommt unter den Fluch.
So kam das Volk Israel unter den Fluch Gottes. Gott wusste das im Voraus und wollte zeigen, dass der Mensch Sünder ist und Vergebung braucht. Darum gab er die Stiftshütte mit dem Altar und den Opfern, um zu zeigen, dass Menschen nicht gottgemäß leben können, sondern Vergebung brauchen.
Die Stiftshütte und der Tempel zeigen, dass Gott weiß, dass wir Sünder sind und nicht aus eigener Kraft zu ihm kommen können. Er möchte, dass wir auf Grundlage des Opfers zu ihm kommen. Alle Opfer wiesen prophetisch auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz hin.
Die Stiftshütte und ihre Geräte sprechen von Gottes Gnade für uns Menschen. Doch in der Offenbarung wird gezeigt, dass diejenigen, die Gottes Gnade und das Opfer Jesu ablehnen, selbst zum Schlachtopfer werden.
Wir haben viele Hinweise auf diesen Tempel und seine Details gefunden: den siebenarmigen Leuchter im Himmel, den goldenen Räucheraltar, den Brandopferaltar im Vorhof. Die sieben Posaunen waren Johannes aus dem Tempeldienst in Jerusalem vertraut, wo Priester zu sieben Gelegenheiten silberne Posaunen bliesen.
So war der Begriff der sieben Posaunen bekannt und wurde mit dem Opferdienst in Verbindung gebracht. Das spricht von Gnade. Doch in der Offenbarung werden diese Posaunen, die von Vergebung sprechen, zu Gerichtsposaunen – der Mensch wird zum Opfer.
Hier haben wir das Gericht Gottes aus dem Himmel, dem Ort der Gnade, über die Menschen, die die Gnade verschmäht haben.
Nun zu den Engeln, die aus dem Tempel hervorkommen: Sie sind bekleidet mit reinem, weißem Leinen und um die Brust gegürtet mit goldenen Gürteln. Das sind Priesterengel im himmlischen Tempel.
Die Brustgürtel waren bei den Priestern in Jerusalem lange Gürtel von etwa 30 Metern Länge, die eng um die Brust geschnürt wurden. Dieser Druck erinnerte die Priester daran, ihren Dienst mit Aufmerksamkeit und höchster Konzentration auszuüben.
Die goldenen Gürtel waren mit Goldfäden durchwirkt, ähnlich wie die hohenpriesterlichen Kleider, die aus weißen, blauen, roten Purpurfarben und Karmesin mit Goldfäden bestanden. Im Judentum werden diese Kleider in der rabbinischen Literatur als goldene Kleider bezeichnet – nicht, weil sie ganz aus Gold sind, sondern wegen der Goldfäden.
So sind diese Engel perfekte Priester im Himmel. Engel tragen jedoch keine goldenen Kronen, denn sie sind keine Könige, sondern Diener (Hebräer 1). Die 24 Ältesten in Offenbarung 4 haben goldene Kronen und weiße Priestergewänder und werden von den Engeln unterschieden.
In Offenbarung 4 wird der Thron Gottes in der Bundeslade beschrieben, umgeben von vier Cherubim mit sechs Flügeln. Dann kommen die 24 Ältesten, und um diese herum noch ein Kreis mit Hunderten von Millionen Engeln. Die Engelwelt wird klar von den Ältesten unterschieden.
Engel können Priester sein, jedoch nicht Könige.
Die vier lebendigen Wesen (Thronengel) geben den sieben Engeln sieben goldene Schalen. Diese Schalen sind Tempelgeräte, die in der jüdischen Tradition beim Opfern verwendet wurden. Beim Schlachten von Tieren mussten Priester das Blut in goldenen oder silbernen Schalen auffangen und zum Altar bringen, wo es in eine Öffnung am Fuß des Brandopferaltars gegossen wurde. Das Blut floss dann ins Kidrontal.
Diese goldenen Schalen waren besonders für Jom Kippur, den wichtigsten Opfertag, vorgesehen. Sie symbolisieren prophetisch die Vergebung durch den Messias, der alle Schuld an einem Tag wegtun wird (Sacharja 3).
In der Offenbarung jedoch werden diese Schalen zum Gericht. Die Engel gießen sie aus, aber nicht ins Kidrontal, sondern aus dem Himmel auf die Erde.
Was geschieht, wenn die Engel die Schalen entgegennehmen? Der Tempel wird mit Rauch gefüllt – der Herrlichkeit Gottes.
Die Herrlichkeit Gottes, im Alten Testament als Schechina bezeichnet, zeigt an, wo Gott wohnt. Wenn die Schechina sichtbar ist, erscheint sie als lichte Wolke am Tag und als Feuersäule in der Nacht über der Stiftshütte oder dem Tempel.
Im Jahr 586 v. Chr. verließen die Babyloniers Jerusalem und zerstörten den Salomonischen Tempel. Kurz vorher verschwand die Schechina, wie Hesekiel 8–11 beschreibt. Sie verließ den Tempel durch das Osttor, das heute zugemauert ist.
Zur Zeit Jesu war die Schechina nicht mehr im Tempel, aber im himmlischen Tempel ist sie weiterhin präsent.
Der Rauch, der den Tempel erfüllt, ist also die weiße Wolke der Schechina, die Herrlichkeit Gottes, die den ganzen Tempel ausfüllt. Niemand kann in den Tempel eintreten, bis die Gerichte vorbei sind.
Das erinnert an die Einweihung des Salomonischen Tempels, wo die Wolke das Haus erfüllte und die Priester wegen der Wolke nicht stehen konnten (1. Könige 8,10-11).
Im Himmel geschieht das unmittelbar, bevor die letzten Schläge auf die Erde kommen. Niemand kann mehr in den Tempel eintreten, erfüllt von der Herrlichkeit Gottes.
Diese Stelle zeigt Gottes Herrlichkeit, die sichtbar wird in seiner Vergebung für jeden Sünder, der umkehrt, wie im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lukas 15). Gott vergibt jede Schuld, die bekennt wird (1. Johannes 1,9).
Doch wenn Gott richtet, wird er auch darin verherrlicht, denn sein Gericht ist absolut gerecht. Niemand kann sagen, es sei übertrieben oder ungerecht.
Hiob 9 sagt: „Auf tausend kannst du ihm nicht eines antworten.“ Gott ist erhaben und hat mit dem Bösen nichts zu tun (1. Johannes 1,5).
Manche kritisieren die Bibel wegen angeblicher Ungerechtigkeit. Doch wenn sie Gottes Herrlichkeit im Gericht erleben, werden sie erkennen, dass Gott das letzte Wort hat und es vollkommen gerecht ist.
Wir Menschen müssen uns entscheiden. Jesus sagt in Matthäus 23, dass er die Menschen versammeln wollte, sie aber nicht wollten. Das Gericht entsteht aus der Ablehnung Gottes, nicht weil Gott nicht will.
Darum ist es wichtig, sich nicht zu schämen, wenn man über Gottes Gerechtigkeit und Gericht spricht. Es ist ebenso erhaben wie Gottes Gnade.
Eine Parallele finden wir bei Jesaja 6, wo der Tempel auch mit Rauch erfüllt wird. Ich lese Jesaja 6,1-5:
„Im Todesjahr des Königs Usija sah ich den Herrn sitzen auf hohem und erhabenem Thron, und seine Schleppen füllten den Tempel.
Seraphim standen über ihm, jeder von ihnen hatte sechs Flügel: mit zweien bedeckte er sein Angesicht, mit zweien bedeckte er seine Füße und mit zweien flog er.
Und einer rief dem anderen zu und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen; die ganze Erde ist voll seiner Herrlichkeit!
Und es erbebten die Grundfesten der Schwellen von der Stimme der Rufenden, und das Haus wurde mit Rauch erfüllt.
Und ich sprach: Wehe mir, denn ich bin verloren; denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen, und inmitten eines Volkes mit unreinen Lippen wohne ich; denn meine Augen haben den König, den Herrn der Heerscharen, gesehen.
Und einer der Seraphim flog zu mir, und in seiner Hand war eine glühende Kohle, die er mit der Zange vom Altar genommen hatte, und er berührte meinen Mund damit und sprach: Siehe, dies hat deine Lippen berührt, und so ist deine Ungerechtigkeit gewichen und deine Sünde gesühnt.“
Hier wurde der Tempel mit Rauch erfüllt – dem weißen Rauch der Schechina, der Herrlichkeit Gottes.
Jesaja sah wohl den Salomonischen Tempel, wo der Herr auf hohem Thron sitzt. Die Bundeslade bildet den Fußschemel des Thrones, mit den Cherubim auf dem Deckel.
Der Salomonische Tempel war so gebaut, dass das Allerheiligste auf einem Felsen lag, der heute im Felsendom zu sehen ist. Dort sind noch die originalen Türpfosten des Osttors erhalten.
Die Bundeslade stand auf einem Podium etwa 3,15 Meter über dem Niveau, auf dem die Priester den Dienst verrichteten.
So ist der Herr auf einem hohen und erhabenen Thron.
Nun gehen wir weiter zu Kapitel 16.
Vorher noch eine Frage: In Hebräer 9 wird gesagt, dass auch der himmlische Tempel gereinigt wurde. Warum kommt jetzt das Gericht aus dem Tempel? Die Rebellion begann mit Satan, der Zugang zum Thron Gottes hatte.
In Offenbarung 12 sehen wir, dass Satan kurz vor Beginn der letzten dreieinhalb Jahre von Michael endgültig aus dem Himmel geworfen wird. Ab dieser Zeit hat er keinen Zugang mehr zum himmlischen Heiligtum.
Jetzt, am Ende der dreieinhalb Jahre, kommen die letzten Plagen, und Satan hat keinen Zugang mehr zum Tempel. Das Erfüllen der Herrlichkeit Gottes zeigt, dass Gottes Gerechtigkeit triumphiert.
Nach den sieben Schalen wird Satan gebunden und für tausend Jahre in den Abgrund geworfen, dann kommt die ewige Verdammnis.
So trifft die Gerechtigkeit Gottes sowohl die Engelwelt als auch die Menschheit.
Nun zu Kapitel 16, Vers 1. Die Engel sollen die Schalen ausgießen. Vers 2:
„Und er goss seine Schale aus auf die Erde, und es entstand ein böses und schlimmes Geschwür an den Menschen, die das Malzeichen des Tieres hatten und sein Bild anbeteten.“
Die erste Schale betrifft speziell das Abendland, den Herrschaftsbereich des Tieres. Das wiederhergestellte vereinigte Europa und seine assoziierten Staaten werden einen Diktator haben, der das Malzeichen an die rechte Hand oder Stirn annimmt und als göttlichen Führer verehrt.
Dieser Schlag zeigt, wie hässlich das einst christliche Abendland geworden ist, das das Evangelium und den Gott der Bibel verworfen hat. Die EU hat klargestellt, dass in ihrer Verfassung kein Bezug zu Gott gemacht wird.
Der Diktator wird göttlich verehrt, und die Verdorbenheit zeigt sich durch das Ausbrechen dieser Geschwüre.
Das erinnert an die zehn Plagen Ägyptens, wo die Obermagier Jannes und Jambres Mose widerstanden und Zeichen nachmachten. Als die Plage der Geschwüre kam, brachen diese an den Priestern aus, und sie konnten nicht mehr vor dem Pharao stehen.
Paulus sagt in 2. Timotheus 3, dass in der Endzeit Menschen der Wahrheit Gottes widerstehen werden wie Jannes und Jambres.
Die Geschwüre offenbaren die Torheit des Abendlandes, das die Bibel und Gott verworfen hat.
Die Schläge werden noch härter.
Die zweite Schale betrifft das Meer, das zu Blut wird. Das erinnert an die erste Plage Ägyptens, als der Nil zu Blut wurde.
Die dritte Schale betrifft Ströme und Wasserquellen, die ebenfalls zu Blut werden.
Die vierte Schale betrifft die Sonne, die die Menschen mit großer Hitze versengt.
Wir sehen, dass die Gerichte Design und Ordnung zeigen. Die Posaunengerichte hatten eine ähnliche Reihenfolge: Erde, Meer, Ströme/Wasserquellen, Sonne.
Die fünfte Schale betrifft den Thron des Tieres, das Reich wird verfinstert. Der Diktator des widerstandenen römischen Reiches wird direkt betroffen.
In Offenbarung 13 wird gesagt, dass Satan diesem Mann, dem Tier aus dem Meer, seinen Thron gibt – den Thron Satans.
Die sechste Schale betrifft den großen Strom Euphrat, der austrocknet, um den Weg für die Könige von Sonnenaufgang zu bereiten.
Der Euphrat war in der Antike die Grenze zwischen Nahost und Fernost.
Die Verse 13–16 bilden einen Einschub, der erklärt, warum die Könige von Sonnenaufgang Interesse haben, in den Nahen Osten einzugreifen. Es geht um Harmagedon.
Die siebte Schale wird dann ausgegossen, und es geschieht ein gewaltiges Erdbeben, das größte in der Menschheitsgeschichte.
Die große Stadt wird in drei Teile geteilt, die Städte der Nationen fallen, Babylon die Große wird gerichtet.
Jede Insel flieht, Berge verschwinden, und große Hagelsteine fallen vom Himmel.
Die Menschen lästern Gott wegen der Plage des Hagels, denn seine Plage ist sehr groß.
Nach der Pause wollen wir weitere Details anschauen.
Ein kurzer Nachtrag: Ich hatte gesagt, dass Gott jede Sünde vergibt, wenn sie bekannt und bereut wird. In der Pause fragte jemand, was mit der Lästerung des Geistes sei, die Jesus in Matthäus 12 als unvergebbar nennt.
Die Lästerung des Geistes ist die bewusste, endgültige Verwerfung des Herrn und des Geistes der Gnade. Das ist die endgültige Ablehnung, nach der keine Buße mehr möglich ist (siehe Hebräer 6 und 10).
Das macht der Tatsache keinen Abbruch, dass jede andere Sünde vergeben wird, die bekennt und bereut wird.
Ich habe das in der Seelsorge erlebt: Ein Mann, der in seiner Jugend den Glauben verworfen und gelästert hatte, bekehrte sich später. Er fürchtete, er sei für die unvergebbare Sünde verloren. Nach Gesprächen und Bibelstellen wie Hebräer 6, die sagen, dass diese Gruppe keine Buße mehr tun kann, wurde ihm klar, dass er nicht zu dieser Gruppe gehört, da er Buße tut.
Der Mensch kann von sich aus nicht zur Buße kommen; Gott muss ziehen (Römer 3,9). Wer seine Sünden bekennt, erhält Vergebung.
Zurück zu Offenbarung 16: Die Schalen sind Schalen und keine Flaschen. Beim Ausgießen einer Flasche kommt der Inhalt in einem langen Strom heraus, beim Ausgießen einer Schale kommt alles auf einen Schlag heraus.
Diese sieben Schalen bringen die Welt zum Einsturz. Bei der siebten Schale fallen alle Städte der Nationen.
Das Gericht über Ninive im Buch Nahum zeigt ein ähnliches Bild, aber mit einem Unterschied: Das Gericht über Ninive dauerte zwei Jahre und endete mit dem Fall der Stadt.
Nahum 2,6-11 beschreibt die Belagerung Ninives, die Tore werden geöffnet, und die Stadt wird verwüstet. Der Text spielt mit Wortklängen, die an „Flasche“ erinnern, aber es ist nicht dasselbe wie das Schalengericht in Offenbarung 16.
Zurück zu Offenbarung 16, Verse 4-5: „Der Dritte goss seine Schale aus auf die Ströme und Wasserquellen, und sie wurden zu Blut. Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: Du bist gerecht, der da ist und der da war, der Heilige, dass du so gerichtet hast.“
Hier sehen wir, dass das Gericht zur Anbetung führt. Ein Engel betet Gott an – ähnlich wie Gnade zur Anbetung führt, führt Gottes Herrlichkeit im Gericht ebenfalls zur Anbetung.
Der Engel der Wasser ist ein Engel mit Gewalt über Wasser. Wasser ist ein Element von großer Kraft, wie die Wasserfälle von Iguazú zeigen.
Engel sind intelligente Wesen, die in bestimmten Bereichen Macht haben, die Menschen übersteigt.
Hebräer 1,14 sagt: „Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst, um derer willen, die das Heil erben sollen?“
Engel sind Geister, keine Materie, und haben besondere Aufgaben gegenüber den Menschen.
Hebräer 1,7 sagt: „Er macht seine Engel zu Winden und seine Diener zu Feuerflammen.“
Engel können sich als Wind oder Feuer manifestieren.
In der Geschichte Hiobs zerstörte ein Sturmwind das Haus seiner Kinder. Der Satan hatte die Erlaubnis dazu und ist ein Cherub, ein Thronengel (Hesekiel 28).
Engel haben unterschiedliche Kräfte, z.B. Gewalt über Feuer oder Wasser.
Die Frage, warum Satan bis heute Zugang zum Thron Gottes hat, obwohl er rebellierte, wird beantwortet: Gott erlaubt es bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, nämlich bis zum Beginn der großen Drangsal.
Dann wird Satan endgültig aus dem Himmel geworfen (Offenbarung 12).
Engel und Menschen sind der Zeit unterworfen, Gott nicht (2. Petrus 3).
Gott ist allgegenwärtig und weiß alles, was in der Zukunft geschieht.
Engel haben Bewegungsmöglichkeiten im Kosmos, sind aber limitiert.
In Daniel 10 betet Daniel drei Wochen, bis ein Engel zu ihm kommt, der wegen Widerstand von einem dämonischen Engel verzögert wurde. Engel können also auch verspätet kommen.
Der Satan weiß nicht alles, sondern nur, was Gott ihm erlaubt.
In Offenbarung 16, Vers 13–16, wird erklärt, warum die Könige von Sonnenaufgang kommen: Drei unreine Geister – aus dem Mund des Drachen (Satan), des Tieres (Diktator Europas) und des falschen Propheten (falscher Messias) – versammeln die Könige der Oikumenä (des bewohnten Erdkreises) zum Krieg.
Diese zehn Könige bilden eine Kommission, die zusammen mit dem Diktator die Macht ausüben.
Die Armeen aus dem fernen Osten kommen, nachdem der Euphrat ausgetrocknet ist, um den Weg frei zu machen.
Harmagedon ist eine Ebene in Nordisrael, auch Ebene Jesreel genannt, etwa 740 km² groß, im Hinterland von Haifa.
Dort versammeln sich die Armeen. Heute befindet sich dort der größte Militärhafen Israels.
Der Einschub erklärt, warum die Könige von Sonnenaufgang interessiert sind, in den Nahen Osten einzugreifen.
Die Bibel nennt nur „Könige von Sonnenaufgang“, ohne weitere Details. Man kann spekulieren, dass es China oder andere Mächte sein könnten.
Die siebte Schale bringt das größte Erdbeben der Menschheitsgeschichte, bei dem alle Städte fallen.
In Kapitel 17, Vers 12–14 lesen wir:
„Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, sind zehn Könige, die noch kein Königreich empfangen haben, aber mit dem Tier eine Stunde Macht wie Könige empfangen.
Diese haben einen Sinn und geben ihre Kraft und Macht dem Tier.
Diese werden mit dem Lamm Krieg führen, und das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr der Herren und König der Könige, und die, die mit ihm sind, sind Berufene, Auserwählte und Treue.“
Diese zehn Könige sind keine Staatschefs, sondern eine obere Kommission von zehn Männern, die mit dem Diktator zusammenarbeiten.
Der Herr Jesus wird plötzlich in Harmagedon erscheinen. Das widerstandene römische Reich wird gegen ihn Krieg führen, doch das Lamm wird sie überwinden.
Die Gemeinde, die entrückt wurde, wird mit Jesus in Herrlichkeit zurückkehren.
Wer sich jetzt zu Jesus stellt, teilt seine Schwachheit, aber wird später seine Herrlichkeit teilen.
Zum Schluss eine Frage zur Schöpfung und zum Geist des Menschen: Gott schuf den Menschen zu seinem Bild und hauchte ihm den Hauch des Lebens ein (Neshamah), aber nicht den Heiligen Geist wie heute den Gläubigen.
Im Koran wird die göttliche Ähnlichkeit des Menschen geleugnet.
Warum kam so viel Böses durch die Menschen, dass Gott die Schöpfung von Adam bis Noah vernichtete?
Die Antwort liegt in Prediger 7,29:
„Allein siehe, dies habe ich gefunden, dass Gott den Menschen aufrichtig geschaffen hat, sie aber viele Ränke suchten.“
Gott hat den Menschen nicht mit einem Konstruktionsfehler geschaffen; er war sehr gut. Aber der Mensch hat die Freiheit, „Nein“ zu sagen, was zum Sündenfall führte.
Auch die Engel wurden als vollkommene Personen geschaffen, konnten sich aber entscheiden und rebellierten.
„Nein“ zu Gott bedeutet, das Licht abzulehnen. Gott ist Licht, und Finsternis ist die Abwesenheit von Licht.
Das Böse ist nichts, sondern die Ablehnung des Lichts.
Die Sünde ist Rebellion gegen Gott und die Ablehnung dessen, was er Gutes gibt.
Wer die Bibel kritisiert, liegt immer im Irrtum. Wenn wir Gottes Wort sagen, haben wir Recht, nicht um uns zu erhöhen, sondern weil Gott immer Recht hat.
Wollen wir zum Schluss beten?
Unser Gott und Vater, wir danken dir, dass du uns dein Wort gegeben hast, das so vollkommen ist. Du gibst uns Licht und Verständnis für unsere Zeit und zeigst uns, wer der Mensch ist, und den Weg des Heils durch deinen Sohn Jesus Christus.
Wir sehen deine Herrlichkeit darin, dass du uns allen durch Jesus dein Heil und deine Vergebung anbietest.
Wir danken dir, dass wir heute deine Herrlichkeit sehen durften, auch im Gericht.
Du bist der heilige Gott, der durch nichts aufzuhalten ist. Du wirst das letzte Wort haben, das immer Wahrheit und Gerechtigkeit ist.
So wollen wir dich anbeten – in deiner Herrlichkeit, Gnade und Gerechtigkeit.
Komm mit uns und halte deine gute Hand über jeden von uns. Amen.
Überblick über die Offenbarung und die Kirchengeschichte
Als Zusammenfassung und Einleitung für diejenigen, die heute zum ersten Mal dabei sind, möchte ich nochmals darauf hinweisen:
Wir haben gesehen, dass in Offenbarung 2 und 3, also nach der Einleitung in Kapitel 1, in den sieben Sendschreiben an sieben Gemeinden eine Prophetie der gesamten Kirchengeschichte enthalten ist. Diese Prophetie teilt die Kirchengeschichte von der Zeit der Apostel bis heute in sieben verschiedene Zeitalter ein. Dabei haben wir festgestellt, dass alles erfüllt ist und wir heute im letzten Zeitalter leben, dem Zeitalter von Laodizea.
Dann folgt in Kapitel 4, Vers 1, die Entrückung des Johannes. Er wird in den Himmel entrückt und sieht dort die 24 Ältesten mit goldenen Kronen und weißen Priestergewändern. Diese 24 Ältesten repräsentieren die gesamte Gemeinde, die ja, wie wir in Offenbarung 1, Vers 5 gesehen haben, ein Königtum ist und zu Priestern für Gott, den Vater, gemacht wurde.
Es ist etwas Besonderes, dass Johannes im Himmel die 24 Ältesten sieht. Im Alten Testament, genauer in 1. Chronik 24, sehen wir, dass David die Priesterschaft Israels in 24 Klassen aufgeteilt hat. An der Spitze jeder Klasse stand ein Ältester. Üblicherweise diente während des Jahres immer nur ein Ältester mit seiner Priesterklasse im Tempel zu Jerusalem. Diese Klassen mussten zweimal im Jahr Dienst tun, sodass 48 Wochen abgedeckt waren. Da das Jahr etwas länger ist, mussten alle 24 Ältesten bei den großen Festen – Passa, Wochenfest (Pfingsten) und Laubhüttenfest – anwesend sein. Diese drei Feste waren die obligatorischen Feste der Tora, den fünf Büchern Mose. Alle Israeliten mussten zu diesen Zeiten nach Jerusalem kommen. Im Tempel gab es so viel Arbeit, dass alle 24 Ältesten anwesend sein mussten.
Das bedeutet, Johannes hat das damals, als er noch in jüngeren Jahren im zweiten Tempel lebte, regelmäßig erlebt. Der Tempel existierte bis ins Jahr 70 nach Christus. Immer wenn alle 24 Ältesten zusammenkamen, wusste man: Das ganze Volk Gottes ist versammelt.
Das ist die Pointe: In Offenbarung 4 wird Johannes in den Himmel entrückt und sieht dort die 24 Ältesten um den Thron Gottes. Das bedeutet, das ganze König-Priestervolk ist versammelt, also die gesamte Gemeinde. Damit wird klar: Offenbarung 4, Vers 1, die Entrückung des Johannes, symbolisiert tatsächlich die Entrückung der Gemeinde.
Wir hatten bereits in der Einleitung in Offenbarung 1 gesehen, dass die Sprache der Offenbarung andeutungsweise und zeichenhaft ist. Ich lese nochmals: „Offenbarung Jesu Christi, welche Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss. Und durch seinen Engel sandte er es seinem Knecht Johannes, um es ihm zu zeigen.“ Das Wort „zeigen“ bedeutet im Griechischen „semaino“, also mit Zeichen kundtun, bezeichnen.
So ist die Offenbarung eine Zeichensprache. Johannes wird entrückt und repräsentiert als Apostel die Gemeinde, die entrückt wird. In Offenbarung 4 und 5 symbolisieren dann die 24 Ältesten durch Zeichen die gesamte Gemeinde im Himmel.
Damit ist die Frage beantwortet, ob die Gemeinde durch die große Drangsal gehen muss, also durch die apokalyptischen Gerichte der Offenbarung. Muss die Gemeinde diese Gerichte durchlaufen? Nein, sie wird vorher entrückt.
Im Himmel sieht Johannes, wie die Gemeinde, dargestellt durch die 24 Ältesten, Jesus Christus als Lamm Gottes anbetet, weil er würdig ist, das Buch mit den sieben Siegeln zu öffnen.
Wir haben gesehen, dass das Buch mit den sieben Siegeln das Buch der Ratschlüsse Gottes ist. Es umfasst alle Gerichte über die Welt, die ab der Zeit nach der Entrückung der Gemeinde stattfinden, bis Jesus Christus mit der Gemeinde als Richter der Welt zurückkehrt.
In Kapitel 6 beginnt das Lamm Gottes, der Herr Jesus, das erste Siegel zu öffnen. Das erste Siegel symbolisiert das Kommen des Antichristen. Der Reiter auf dem weißen Pferd mit einer Krone ähnelt Jesus Christus, der am Ende in Kapitel 19, Vers 11, aus dem Himmel kommt, auf einem weißen Pferd und gekrönt mit vielen Diademen. Doch dieser Reiter ist nur ähnlich, er ist nicht Jesus, sondern der Antichrist.
Der Begriff „Antichrist“ bedeutet „der, der gegen Christus ist“ oder „der, der sich an die Stelle Christi setzt“. „Anti“ heißt auf Griechisch „gegen“ und „an Stelle von“. So ist der Antichrist.
Dann folgen weitere Gerichte. Insgesamt sind es sieben Siegel. Mit dem siebten Siegel beginnt etwas ganz Besonderes: Die allerschlimmsten Gerichte, nämlich die Gerichte der großen Drangsal, die dreieinhalb Jahre dauern, bis der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit mit der Gemeinde zurückkehrt.
Als wir das siebte Siegel in Kapitel 8, Vers 1, betrachteten, waren wir vielleicht erstaunt. Im Gegensatz zu den vorherigen Siegeln, bei denen sofort ein Gericht geschah, geschieht zunächst nichts. Es herrscht eine halbe Stunde lang Schweigen im Himmel.
Doch gleich danach bereiten sich sieben Engel vor, die sieben Posaunen blasen. In Kapitel 8 und 9 folgen dann Gerichte in großer Schärfe über die Erde.
Als wir zur siebten Posaune in Kapitel 11, Vers 15, kamen, waren wir vielleicht wieder erstaunt. Im Gegensatz zu den vorherigen Posaungerichten, bei denen sofort nach dem Signal ein Schlag erfolgte, geschieht bei der siebten Posaune zunächst nichts.
Aber die Gemeinde im Himmel, die 24 Ältesten, fallen vor Gott und dem Lamm nieder und beten an. Sie rufen aus: „Jetzt kommt das Reich, hiermit kommt das Reich Gottes.“
Später erfahren wir nach vielen weiteren Erklärungen in Kapitel 15, Vers 5, wie sich sieben Engel bereitmachen. Diese sieben Engel gießen ihre goldenen Schalen auf die Erde aus. Mit jeder Schale kommen furchtbare Plagen über die Erde.
Die Struktur der Gerichte in der Offenbarung
Nun folgt daraus: Die gesamten Gerichte sind in diesem Buch mit sieben Siegeln aufgeschrieben. Das siebte Siegel ist dabei das Besonderste. Es umfasst die Zeit der Großen Drangsalzeit, von der der Herr Jesus in Matthäus 24 sagt, sie werde so schrecklich sein, wie es nie gewesen ist, seitdem es Menschen gibt.
Dieses siebte Siegel besteht aus sieben Posaunengerichten. Die siebte Posaune wiederum besteht inhaltlich aus sieben Schalengerichten. Dann, in Kapitel neunzehn, erscheint der Herr Jesus.
Wir haben in der Offenbarung also eine strenge zeitliche Abfolge dieser sieben Siegel. Das siebte Siegel besteht aus sieben Posaunen, und die siebte Posaune aus sieben Schalengerichten. Dieser strenge Ablauf wird jedoch durch Erklärungen und Ausführungen über den Hintergrund dieser Zeit unterbrochen.
Dabei wird teilweise weit in die Vergangenheit zurückgeblendet, und es wird sogar voraus in die Zukunft geblickt. Diese Einschübe, diese Einblendungen unterschiedlicher Länge, sind genau nach einem Schema aufgebaut. Sie kommen immer vor Nummer eins und zwischen Nummer sechs und sieben.
Damit ergeben sich für den ganzen Verlauf sieben Einschübe in diese sieben Siegel, sieben Posaunen und sieben Schalen. Es ist wirklich ein literarisches Gebilde, das mathematisch aufgebaut ist. Das ist wunderbar zu sehen.
Ich habe zum Beispiel einen theologischen Kommentar zuhause, sehr gebildet, mit vielen griechischen Erklärungen. Dort steht, die Offenbarung sei chaotisch aufgebaut. Wie bitte? Das Wort Gottes ist nie chaotisch.
Es ist etwa so, wie wenn ein Forscher die Natur untersucht und sagt: „Ja, also die Welt der Atome ist chaotisch.“ Da muss er ein bisschen weiter schauen. Überall sehen wir Ordnung, Zahlen, Mathematik, Design und Planung – überall. Ob im Großen, im Weltall, oder im Kleinen, im atomaren Bereich, überall herrscht Ordnung.
Oder im Zwischenbereich, in dem wir leben – ja, wir leben genau im Zwischenbereich. Wenn man vom Meter ausgeht, mit dem wir im Alltag messen, so reichen die Bereiche im Atomaren genauso weit zurück wie die Maßstäbe im Weltall zu den entferntesten noch sichtbaren Galaxien.
Das heißt, wir sind wirklich vom Schöpfer in den Mittelbereich zwischen Makro- und Mikrokosmos hineingesetzt. Und auch da, im Mittelbereich, sehen wir Design, Ordnung und Zahlen. Dort kann man alles in der Naturwissenschaft mathematisch beschreiben.
Darum überrascht es nicht, dass das Wort Gottes ebenfalls so strukturiert ist. Wir sehen Planungen, selbst dort, wo der Mensch im ersten Moment sagen will: „Ja, ich sehe nur Chaos.“ Aber dann hat er das Wort Gottes eben nicht verstanden.
Man muss demütig sein und sagen: „Ich verstehe die Ordnung nicht, aber vielleicht gibt es andere, die das einmal entdecken.“ Oder: „Oh, die haben das schon entdeckt, nur habe ich die guten Bücher nie gelesen.“ Das ist doch der Punkt.
Die Bedeutung des himmlischen Tempels und der sieben Schalen
Jetzt kommen wir zu den letzten und schwersten Gerichten, den Gerichten der Schalen. Dabei möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass diese Posaunen und Schalen direkt mit dem himmlischen Tempel zu tun haben.
In Kapitel 15, Vers 5 lesen wir: „Und nach diesem sah ich, und der Tempel des Zeltes des Zeugnisses im Himmel wurde geöffnet.“ Hier wird ganz klar gesagt, dass es im Himmel einen Tempel gibt. Das ist für uns keine Überraschung mehr, denn in den vergangenen Bibelklassen haben wir das immer wieder gesehen. Zum Beispiel können wir auch in Kapitel 11, Vers 19 lesen: „Der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet, und die Lade seines Bundes wurde in seinem Tempel gesehen, und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und ein Erdbeben und ein großer Hagel.“ Auch hier wird deutlich vom Tempel Gottes im Himmel gesprochen.
Es gibt also einen originalen Tempel im Himmel. Als Mose die Stiftshütte bauen musste, nach dem Auszug aus Ägypten, wurde ihm auf dem Berg Sinai eine Vorlage gezeigt. Er musste alles genau nach dieser Vorlage anfertigen, auch die Tempelgeräte. Ihm wurde gewissermaßen das Muster des himmlischen Tempels gezeigt. Die Stiftshütte war eine stark reduzierte Abbildung davon.
Die Stiftshütte ist tatsächlich die einfachste Reduktion des himmlischen Tempels, denn sie sollte ja ein transportabler Tempel sein. Doch Hebräer 8 und 9 sagt uns, dass sie ein Abbild des himmlischen Tempels war. Dort wird sie als ein Schatten bezeichnet. Ein Schatten ist nicht eine genaue Reproduktion des Körpers, der ihn wirft. Der Schatten meiner Hand ist nicht ganz dasselbe wie die wirkliche Hand. Je nachdem, wie ich die Hand ins Licht halte, kann der Schatten verzerrt sein. Trotzdem erkennt man klar die Beziehung zwischen Schatten und Original.
So ist die Stiftshütte nicht das Ebenbild des himmlischen Tempels, sondern eine reduzierte Abbildung. Zum Beispiel ist der Schatten nur zweidimensional, der Körper aber dreidimensional. Das ist ein wesentlicher Unterschied.
Später wurde der Salomontempel gebaut, und nach der Rückkehr der Juden aus Babylon auch der zweite Tempel. Diese waren ebenfalls Abbildungen des himmlischen Tempels, allerdings mit viel mehr Ausführungen und Details. Es gab nicht nur einen Vorhof, sondern mehrere Vorhöfe, die das Himmlische noch genauer abbildeten.
Jetzt verstehen wir den Ausdruck aus Offenbarung 15,5 viel besser: „Und nach diesem sah ich, und der Tempel der Hütte des Zeugnisses im Himmel wurde geöffnet.“ Die Hütte des Zeugnisses ist eine Bezeichnung für die Stiftshütte im Alten Testament. Der Tempel der Hütte des Zeugnisses bedeutet also der Stiftshüttentempel im Himmel. Das ist das Original, das Urbild der irdischen Abbilder: Stiftshütte, erster, zweiter und später sogar dritter Tempel (Hesekiel 40 bis 48).
Aus diesem Tempel heraus kommt das Gericht über die Welt. Das ist sehr schockierend, wenn man darüber nachdenkt. Die Stiftshütte hatte Gott dem Volk Israel gegeben, zusammen mit den zehn Geboten, die er das Zeugnis nannte. Dieses Zeugnis wurde in die Bundeslade gelegt. Doch Gott gab ihnen auch Hunderte von Geboten in den fünf Büchern Mose, der Tora. Mit diesen Geboten gab er auch die Stiftshütte.
Es zeigte sich jedoch, dass der Mensch nicht fähig war, die Gebote einzuhalten. So kam er unter den Fluch, denn die Tora sagt: „Wer in einem Gebot strauchelt, kommt unter den Fluch.“ Das steht ganz klar in 5. Mose 27. Damit kam das ganze Volk Israel unter den Fluch Gottes.
Gott wusste das im Voraus. Er wollte damit zeigen, dass der Mensch ein Sünder ist und Vergebung braucht. Darum gab Gott die Stiftshütte mit dem Altar und den Opfern, um zu zeigen: Wir Menschen sind nicht fähig, gottgemäß zu leben. Wir sind Sünder, aber wir brauchen Vergebung. Gott möchte uns diese Vergebung schenken und gibt einen Weg zurück zu ihm.
So konnte der Mensch in die Stiftshütte kommen, in den Vorhof, zum Altar. Ein Opfer musste als unschuldiger Stellvertreter für den Sünder sterben, damit der Mensch zu Gott kommen konnte, der im Allerheiligsten wohnte, und Gemeinschaft mit ihm haben konnte.
Die Stiftshütte und auch der Tempel sprechen davon, dass Gott ein Gott ist, der weiß, dass wir Sünder sind und nicht aus eigener Kraft zu ihm kommen können. Aber er möchte, dass wir zu ihm kommen – auf der Grundlage des Opfers. All diese Opfer wiesen auf das Opfer des Herrn Jesus am Kreuz hin.
So sprechen die Stiftshütte, der Tempel und all die Geräte in der Stiftshütte von Gottes Gnade für uns Menschen. Doch in der Offenbarung wird gezeigt, dass die Menschen, die die Gnade Gottes nicht annehmen und das Opfer von Jesus Christus ablehnen, selbst zum Schlachtopfer werden.
Das ist der Punkt. Wir haben ja schon viele Hinweise auf diesen Tempel und Details darin gefunden. Wir haben den siebenarmigen Leuchter im Himmel gesehen, den goldenen Räucheraltar und den Brandopferaltar im Vorhof – alles im Himmel.
Diese sieben Posaunen kannte Johannes natürlich auch aus dem Tempeldienst in Jerusalem. Jeden Tag mussten Priester zu sieben Gelegenheiten silberne Posaunen blasen, im Zusammenhang mit den Opfern auf dem Altar. So war der Begriff der sieben Posaunen ein bekannter Begriff im Zusammenhang mit dem Opferdienst. Das spricht wiederum von Gnade.
In der Offenbarung jedoch werden diese Posaunen, die von Vergebung und Gnade sprechen, in Verbindung mit dem Opfer, zu Gerichtsposaunen. Der Mensch wird zum Opfer.
Das ist der eigentliche Punkt in der Offenbarung: Hier sehen wir das Gericht Gottes aus dem Himmel – dem Ort der Gnade – über die Menschen, die die Gnade verschmäht haben.
Die Bedeutung der Hütte des Zeugnisses und der Engel
Und jetzt betrachten wir noch mehr Details. Der Ausdruck in Offenbarung 15,5 lautet: „Der Tempel der Hütte des Zeugnisses“. Warum heißt es „die Hütte des Zeugnisses“? Ich habe es eigentlich schon verraten, aber das war jetzt ein Test. Wie? Also, was bedeutet das Wort „das Zeugnis“? Es sind die Zehn Gebote, genau.
Ich gebe die Stelle an: 2. Mose 25. Dort wird die Bundeslade beschrieben. Gott sagt in Kapitel 25, Vers 21: „Und lege den Deckel oben über die Lade, und in die Lade sollst du das Zeugnis legen, das ich dir geben werde.“ Das Zeugnis sind die zwei Tafeln mit den Geboten.
Wenn es hier also heißt „der Tempel, der Hütte des Zeugnisses“, dann wird hier der Tempel im Himmel geöffnet, in dem die Tafeln enthalten sind. Und zwar die originalen himmlischen Tafeln der Zehn Gebote. Die Zehn Gebote sind ja der Beweis, dass der Mensch Sünder ist. Wenn der Mensch das aber nicht akzeptieren will, dass er ein Sünder ist, dann wird er gerichtet werden. Das wird uns im Weiteren gezeigt.
Wie sind diese Engel beschrieben, die aus dem Tempel hervorkommen? Können wir das zusammentragen? Sie sind bekleidet mit reinem weißen Leinen. Genau. Was sind das für Kleider? Das sind Engel, Priesterengel im himmlischen Tempel.
Erfahren wir noch mehr über ihre Kleidung? Ja, sie tragen einen Brustgürtel, also sind sie um die Brust gegürtet mit goldenen Gürteln. Ich muss sagen, meinen Gürtel trage ich immer ein bisschen weiter unten. Aber wer trägt einen Gürtel um die Brust? Die Priester in Jerusalem. Diese Gürtel waren sehr lang, etwa dreißig Meter. Sie wurden sehr eng um die Brust geschnürt.
Das sollte die Priester daran erinnern, ihren Dienst mit Aufmerksamkeit und höchster Konzentration auszuüben. Der Druck auf die Brust, die Herzgegend, sollte die ernste Aufgabe und die Wichtigkeit der Konzentration zum Ausdruck bringen.
Dieser Gürtel wird noch weiter beschrieben: Er ist ein goldener Gürtel. Nun ist es so, dass die Priestergürtel aus den Farben Weiß, roter Purpur, blauer Purpur, Weiß und Karmesin (das ist Scharlach) hergestellt wurden, mit zusätzlich eingearbeiteten Goldfäden. Die hohenpriesterlichen Kleider bestanden aus verschiedenen Farben, und es gab auch Teile, die aus diesen vier Farben plus Goldfäden gefertigt waren.
Im Judentum werden die Kleider des Hohen Priesters in der rabbinischen Literatur als „goldene Kleider“ bezeichnet. Das bedeutet aber nicht, dass alles aus Gold war, sondern dass Gold eingearbeitet war. Auch diese Gürtel, die als goldene Gürtel bezeichnet werden, sind nicht komplett aus Gold, sondern enthalten Goldfäden.
So sind diese Engel also wirklich perfekte Priester im Himmel. Was aber zum Beispiel nie gesagt wird bei Engeln, ist, dass sie goldene Kronen tragen. Sie sind keine Könige. Engel sind Diener, sagt der Hebräerbrief 1, dienstbare Geister. Aber Engel werden nie Könige genannt.
Das ist ein wichtiger Unterschied zu den 24 Ältesten in Offenbarung 4. Diese haben goldene Kronen und weiße Priestergewänder. Sie werden ganz klar von den Engeln unterschieden.
In Offenbarung 4 wird der Thron Gottes und die Bundeslade beschrieben. Rundherum sind vier Cherubimengel mit je sechs Flügeln. Dann kommen die 24 Ältesten. Um die 24 Ältesten herum ist noch einmal ein Kreis mit, wie wir gesehen haben, Hunderten von Millionen Engeln.
Die Engelwelt wird in Offenbarung 4 also ganz klar unterschieden von den Ältesten, die ein Königtum und Priesterschaft innehaben. Engel können Priester sein, aber nicht Könige.
Dann sehen wir, dass diese Engel etwas von den vier lebendigen Wesen erhalten. Diese vier lebendigen Wesen sind die Thronengel, die Cherubim, die vier mit den sechs Flügeln um den Thron. Sie geben diesen sieben Engeln etwas. Was? Goldene Schalen.
Was haben wir unter diesen Schalen zu verstehen? Es sind goldene Schalen, ein Tempelgerät. Die Geräte des Tempels werden heute wiederhergestellt für den nächsten Tempel, den dritten Tempel in Jerusalem. Man kann zum Beispiel auf templeinstitute.org gehen oder in Google „Temple Institute“ eingeben. Dort findet man schöne Bilder von den wiederhergestellten Tempelgeräten.
Dort sieht man unter anderem nicht nur den Schaubrotisch, den goldenen Leuchter und den goldenen Räucheraltar, sondern auch goldene und silberne Opferschalen. Diese Schalen haben die Funktion, beim Schlachten von Tieren das Blut aufzufangen. Ein Priester muss das Blut sofort in goldenen oder silbernen Schalen auffangen und zum Altar bringen.
Am Fuß des Brandopferaltars im innersten Vorhof gibt es eine Stelle mit einem Loch. Dort wird das Blut hineingegossen. Zur Zeit des Herrn Jesus kam Wasser aus dem Tempelberg, das das Blut ins Kidrontal hinabfließen ließ.
Jetzt haben wir also diese Engel, die diese goldenen Schalen nehmen. Die goldenen Schalen waren ganz speziell für Jom Kippur, den wichtigsten Opfertag, das große Opfer am Jom Kippur. Dieses Opfer sollte prophetisch darauf hinweisen, dass der Messias, wenn er kommt, an einem Tag alle Schuld wegnehmen wird, wie es in Sacharja 3 steht: „An einem Tag werde ich alle Schulden wegtun.“
Die goldenen Schalen sprechen also von ganz besonderer Gnade. Aber hier werden sie zum Gericht verwendet. Die Engel gießen sie aus, doch das fließt nicht ins Kidrontal, sondern aus dem Himmel auf die Erde.
Die Fülle der Herrlichkeit Gottes im Tempel
Bevor wir das noch näher betrachten, ein Detail: Was geschieht in dem Moment, in dem diese Engel die Schalen entgegennehmen? Der Tempel wurde mit Rauch gefüllt. Jawohl, aber was ist das für ein Rauch? Oder wie steht es hier? Von der Herrlichkeit Gottes.
Der Ausdruck „die Herrlichkeit Gottes“ ist im Alten Testament stets eine Bezeichnung für die Schechina. Wer kann erklären, was das ist? Diese Schechina zeigt an, wo Gott wohnt. Aber was hat man gesehen, wenn man die Schechina gesehen hat? Es war eine Wolke. Genau, am Tag erschien sie als eine lichte Wolke, also eine herrliche, schöne Wolke, nicht schwarz, im Normalfall weiß, und nachts als Feuersäule.
Das war übrigens immer über der Stiftshütte zu sehen und später auch über dem Salomontempel, allerdings nur bis kurz vor der Zerstörung. Im Jahr 586 v. Chr. haben die Babylonier unter der Leitung von König Nebukadnezar den Salomontempel zerstört. Kurz vorher ging die Herrlichkeit Gottes weg. Das wird beschrieben in Hesekiel 8 bis 11. Dort sieht man diese Herrlichkeit Gottes, die Schechina genannt wird, leuchten. Dann geht sie vom Tempelhaus weg zum Osttor.
Das ist genau der Ort, an dem heute das zugemauerte goldene Tor in Jerusalem steht. Es befindet sich an der Stelle des einstigen Osttors des Tempels. Man findet in diesem Bau noch die originalen Türpfosten. Das ist ein dreieinhalb Meter hoher Monolith, also ein Stück Stein, und auf der anderen Seite ein viereinhalb Meter hoher Stein, die noch vorhanden sind. Das war das Osttor.
Dort ging die Schechina hinaus, über das Kidrontal auf den Ölberg, und dann verschwand sie. Die Schechina kam nie mehr zurück, als die Juden später, nach ihrer Rückkehr aus Babylon, den Tempel wieder aufgebaut hatten. Zur Zeit des Herrn Jesus gab es keine Schechina im Tempel, aber im himmlischen Tempel war sie vorhanden.
Nun wird hier gesagt: Dieser Rauch – man muss sich vorstellen, das ist das Weiß der Wolke, das alles, wirklich alles ausfüllt, den ganzen Tempel. Er wurde erfüllt von der Herrlichkeit Gottes und seiner Macht. Niemand konnte in den Tempel eintreten, bis diese Gerichte vorbei waren.
Das erinnert uns an die Einweihung des Salomontempels. Können wir das kurz lesen? Nachdem Salomo den Tempel gebaut hatte, lesen wir in 1. Könige 8, die Verse 10 und 11: „Und es geschah, als die Priester aus dem Heiligen hinausgingen, da erfüllte die Wolke das Haus des Herrn, und die Priester konnten wegen der Wolke nicht dastehen, um den Dienst zu verrichten, denn die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus des Herrn.“
Hier sehen wir genau die Parallele: Der Tempel wird erfüllt, und zwar von der Wolke und gleichzeitig von der Herrlichkeit des Herrn. Es wird klar, dass die Wolke die Herrlichkeit des Herrn ist, die alles erfüllt. Kein Priester konnte für eine gewisse Zeit dastehen. Später konnten sie wieder eintreten und den Priesterdienst vollziehen.
Das wird nun hier im Himmel beschrieben. Unmittelbar bevor die letzten Plagen über die Erde kommen, kann kein Engel mehr in das Tempelhaus eintreten. Überhaupt niemand kann eintreten, weil es von der Herrlichkeit Gottes erfüllt ist. Das ist eine ganz wichtige Stelle.
Sie zeigt uns Gott, der verherrlicht wird, indem er jedem Sünder alle Schuld seines Lebens völlig vergibt, wenn er umkehrt – wie der verlorene Sohn, der in Lukas 15 sagt: „Ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen.“ Und dann wird dem verlorenen Sohn alles vergeben.
Dieser Vater, der dem verlorenen Sohn alles vergibt, stellt im Gleichnis Gott dar. Gottes Herrlichkeit wird darin sichtbar, dass er jedem Sünder vergibt. Es gibt keine Schuld, die zu groß wäre, als dass Gott sie vergeben könnte.
Manche Menschen in der Seelsorge sagen: „Das ist zu schlimm, das geht bestimmt nicht.“ Doch jeder, der seine Schuld bekennt, hat die Zusage nach 1. Johannes 1,9: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist das laut...“ Aber das müssen auch die Menschen hören, die diese CD hören. So ist Gott treu und gerecht und vergibt uns alle unsere Schuld.
Das ist die Zusage: Gott ist treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. Aber jetzt ist es ganz wichtig: Wenn Gott einmal richten wird, dann wird er diejenigen richten, die seine Gnade abgelehnt haben.
In diesem Gericht wird Gott ebenfalls verherrlicht, denn er handelt absolut gerecht. Es gibt keinen Punkt, an dem der Mensch sagen könnte: „Das ist übertrieben“ oder „Das ist nicht ganz gerecht.“
In Hiob 9 lesen wir: „Auf tausend kannst du ihm nicht eines antworten.“ Gott ist absolut erhaben und hat mit dem Bösen überhaupt nichts zu tun. Johannes sagt in 1. Johannes 1,5, dass Gott Licht ist und keine Finsternis in ihm ist.
Es gibt ja Atheisten, die heute Bücher schreiben und sagen, die Bibel sei ein schreckliches Buch mit so viel Ungerechtigkeit. Wenn sie einmal das erleben, wird im Himmel die Schechina, die Herrlichkeit Gottes, den himmlischen Tempel erfüllen. Dann wird Gott das letzte Wort über diese Welt sprechen. Was er tut, ist absolut vollkommen gerecht.
Gott wird auch im Gericht verherrlicht, nicht nur in der Gnade. Wir Menschen müssen uns entscheiden. Der Herr Jesus sagt in Matthäus 23 zu der Stadt Jerusalem: „Wie oft habe ich euch versammeln wollen, ihr aber habt nicht gewollt.“
Das Gericht des Menschen über den Menschen hängt damit zusammen, dass er nicht will – nicht weil Gott es nicht wollte oder keinen Platz für ihn gehabt hätte in seinem Ratschluss. Nein, Gott will die Gnade für alle, aber wer sie ablehnt, wird Gottes Herrlichkeit im Gericht erleben.
Darum ist diese Stelle sehr, sehr wichtig. Christen brauchen sich nicht zu schämen, wenn sie über die Gerechtigkeit und das Gericht Gottes sprechen. Das ist erhaben, genauso wie wir uns nicht schämen, wenn wir über die Gnade sprechen, die für jeden da ist, der kommen will.
Es gibt noch eine Parallele bei Jesaja 6, wo der Tempel auch mit Rauch erfüllt wird. Schlagen wir das doch auf und lesen bitte die Verse bis 4 oder auch die Reaktion von Jesaja vor. Sehr gut.
Jesajas Vision der Herrlichkeit Gottes im Tempel
Im Todesjahr des Königs Usia sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron, und seine Schleppen füllten den Tempel. Seraphim standen über ihm; jeder von ihnen hatte sechs Flügel. Mit zweien bedeckte er sein Angesicht, mit zweien bedeckte er seine Füße, und mit zweien flog er. Einer rief dem anderen zu und sprach: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen, die ganze Erde ist voll seiner Herrlichkeit!“ Die Grundfesten der Schwellen erbebten von der Stimme der Rufenden, und das Haus wurde mit Rauch erfüllt.
Ich sprach: „Wehe mir, denn ich bin verloren, denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen, und inmitten eines Volkes mit unreinen Lippen wohne ich; denn meine Augen haben den König, den Herrn der Heerscharen, gesehen.“ Einer der Seraphim flog zu mir. In seiner Hand hielt er eine glühende Kohle, die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte. Er berührte damit meinen Mund und sprach: „Siehe, dies hat deine Lippen berührt, und so ist deine Ungerechtigkeit gewichen und deine Sünde gesühnt.“
Das Haus, das Tempelhaus, wurde mit Rauch erfüllt. Dabei handelt es sich nicht um irgendeinen Rauch vom Feuer des Altars, sondern um den weißen Rauch der Schechina, der Wolke der Herrlichkeit.
Hat Jesaja hier in den Himmel gesehen oder in den salomonischen Tempel? Hier hat er wohl den salomonischen Tempel gesehen. Er sieht den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron. Man könnte denken: „Wieso ein hoher und erhabener Thron? Die Bundeslade bildet ja quasi den Fußschemel des Thrones Gottes, und auf dem Deckel tragen die Cherubim den Thron.“ Aber warum heißt es hier, dass der Thron hoch und erhaben ist? So hoch ist das Ganze nicht.
Im Salomonischen Tempel war das Allerheiligste genau auf einem Felsen gebaut, dem riesigen Felsen, der heute im Felsendom zu sehen ist. Man sieht dort übrigens heute noch – ich habe es selbst gesehen – die Vertiefung, die Salomo gemacht hatte, um die Bundeslade genau im Zentrum des Allerheiligsten zu platzieren.
Dieser Fels hat eine natürliche Rampe nach Osten, die nach unten führt. Das Felsniveau hat eine flache Oberfläche, die drei Meter fünfzehn tiefer liegt als das Niveau des Felsens. Der Salomonische Tempel war so gebaut: das Allerheiligste lag auf dem Felsen oben, und im Bereich des Scheidevorhangs führt die Rampe hinunter zum Heiligen. Dort befanden sich der goldene Räucheraltar, der siebenarmige Leuchter und der Schaubrot-Tisch. Dieses Heilige lag also drei Meter fünfzehn tiefer.
Wenn Jesaja sagt, er sah den Herrn auf einem hohen und erhabenen Thron sitzen, muss man sich vorstellen, dass die Bundeslade mit den Engeln auf diesem Podium, gewissermaßen auf dem Felsen, drei Meter fünfzehn über dem Niveau lag, auf dem die Priester jeden Tag im Tempel ihren Dienst verrichteten.
Vielen Dank, das ist eine schöne Parallele. Nun gehen wir weiter zu Kapitel 16.
Darf ich vorher noch eine Frage stellen? Ja, gerne.
Im Hebräerbrief Kapitel 9 wird gesagt, dass auch das Original im Himmel gereinigt wurde. Das hängt wahrscheinlich mit der Frage zusammen, warum das Gericht vom Tempel her kommt. Die Rebellion ist ja nicht nur die Rebellion der Menschen, sondern begann eigentlich mit der Rebellion Satans, der Zugang zum Thron Gottes hatte. Ist das richtig?
Genau. Wir haben bereits in Offenbarung 12 gesehen, dass Satan unmittelbar bevor die letzten dreieinhalb Jahre beginnen, von Michael endgültig aus dem Himmel hinausgeworfen wird. Ab dieser Zeit hat er keinen Zugang mehr zum Himmel. Hier sind wir jetzt ganz am Schluss der dreieinhalb Jahre, wo die letzten Schläge kommen. Zu diesem Zeitpunkt hat Satan überhaupt keinen Zugang mehr zum himmlischen Heiligtum.
Dieses Erfüllen der Herrlichkeit Gottes zeigt, dass Gottes Gerechtigkeit absolut triumphiert. Nun kommt das Gericht über diese Erde. Satan selbst wird unmittelbar nach den sieben Schalen gebunden werden, wie wir sehen werden, im Abgrund für tausend Jahre. Danach kommt er in die Hölle und wird von Gott ewig gerichtet. So trifft die Gerechtigkeit Gottes alle: die Engelwelt ebenso wie die Menschheit.
Das ist die Antwort. Gut, jetzt gehen wir weiter zu Kapitel 16, Vers 1. Dort wird gerufen, dass die Engel die Schalen ausgießen müssen. Liest noch jemand einmal Vers 2?
„Und goss seine Schale aus auf die Erde, und es entstand ein böses und schlimmes Geschwür an den Menschen, die das Malzeichen des Tieres hatten und sein Bild anbeteten.“
Jawohl. Die erste Schale betrifft ganz speziell das Abendland, und zwar den Herrschaftsbereich des Tieres. Das haben wir in den früheren Mittelschichten gesehen: das wiederhergestellte, vereinigte Europa und alles, was damit assoziiert wird. Dort wird ein Diktator herrschen, und die Menschen werden das Malzeichen annehmen – an die rechte Hand oder an die Stirn – als Ausdruck, dass sie den Führer göttlich verehren.
Man könnte denken, dieser Schlag sei nicht so schlimm: Alle bekommen ein Geschwür. Doch das drückt aus, wie hässlich dieses einst christliche Abendland geworden ist, das das Evangelium und den Gott der Bibel verworfen hat. Wir wissen auch, dass die EU klar gemacht hat, dass in einer Verfassung kein Bezug zu Gott gemacht werden soll. Dennoch werden sie den Diktator göttlich verehren. Diese Verdorbenheit zeigt sich im Ausbruch der Geschwüre.
Das erinnert an die zehn Plagen Ägyptens. Dort spielten zuerst die Zauberer des Pharao, Jannes und Jambres, eine wichtige Rolle, da sie Mose Widerstand leisteten und Zeichen und Wunder nachmachten. Als die Plage der Geschwüre kam, brachen die Geschwüre an den Priestern aus, und sie konnten nicht mehr vor dem Pharao stehen.
In Ägypten war die Reinheit der Haut sehr wichtig, besonders für die Priester. Schon kleine Pickel waren schlimm. Das erinnert uns an unsere Kultur: „Wehe, irgendwelche Pickel!“ Für die Priester war das schändlich und schlimm, sodass sie sich zurückzogen. Paulus sagt in 2. Timotheus 3, dass Menschen in der Endzeit der Wahrheit Gottes widerstehen werden, wie Jannes und Jambres Mose widerstanden – doch ihr Unverstand wurde offenbar.
Der Unverstand dieser Priester wurde offenbart, als die Geschwüre ausbrachen. Hier wird klar: Man muss sich vorstellen, dass das ganze Abendland voller Geschwüre ist. Es wird offenbar, wie dumm es war zu glauben, dass das, was aus der Aufklärung kam, so gescheit sei. Der Mensch müsse selbst denken und brauche weder die Bibel noch Gott.
Deshalb hat dieses Gericht mit den Geschwüren eine besondere Bedeutung. Doch die Schläge werden noch härter.
Die zweite Schale betrifft das Meer, das zu Blut wird. Das erinnert uns wieder an die zehn Plagen Ägyptens: Die erste Plage war, dass der Nil und alle Gewässer zu Blut wurden, sodass niemand mehr trinken konnte.
Wir sehen hier den direkten Zusammenhang zu den goldenen Schalen, die Blutschalen, die ausgegossen werden. Alles wird zu Blut.
Die dritte Schale betrifft einen anderen ökologischen Sektor der Erde: die Flüsse und Quellen, die ebenfalls zu Blut werden. Die vierte Schale betrifft die Sonne.
Auch hier zeigt sich im Gericht Design, Planung und Ordnung. Wir hatten die sieben Posaunengerichte bereits studiert. Dort wurde in Kapitel 8 bei der ersten Posaune die Erde, das Festland, betroffen. Die zweite Posaune warf einen großen, brennenden Berg ins Meer. Die dritte Posaune betraf Ströme und Wasserquellen, die durch einen großen Stern – einen Meteor – vergiftet wurden. Die vierte Posaune betraf Sonne, Mond und Sterne, hier die Sonne.
Es gibt also eine klare Parallele: Erde, Erde; Meer, Meer; Ströme, Wasserquellen, Ströme, Wasserquellen; Sonne, Sonne. Die sieben Gerichte sind immer in vier und drei aufgeteilt. Das hatten wir auch bei den Siebensentschreiben gesehen.
Die fünfte Schale betrifft den Thron des Tieres. Im Klartext bedeutet das, dass der Thron des Tieres und das ganze Reich verfinstert werden. Der Diktator des widerstandenen römischen Reiches des Westens wird direkt betroffen.
Wir müssen daran denken, dass in Offenbarung 13 beschrieben wird, wie Satan selbst dem Mann, der als das Tier aus dem Meer bezeichnet wird, seinen Thron gibt – den Thron Satans. Dieser wird durch diesen Schlag betroffen.
Die sechste Schale betrifft den großen Strom Euphrat, der dadurch vertrocknet. Dieses besondere Gericht bereitet den Weg für die Könige von Sonnenaufgang her.
In der Antike war der Euphrat quasi der Grenzfluss zwischen dem Nahen und Mittleren Osten und dem Fernen Osten. Durch diesen Schlag kommen die Könige aus dem fernen Osten.
Wir machen das jetzt einfach in der Übersicht; auf die Details kommen wir später zurück. Die Verse 13 bis 16 stellen einen Einschub dar. Nach der Regel wird zwischen Nummer sechs und sieben ein Einschub gemacht. Er ist hier ziemlich kurz und erklärt, warum diese Könige von Sonnenaufgang ein Interesse haben, den Orient zu verlassen und in die Hauptregion des Konflikts im Nahen Osten einzugreifen. Das führt uns dann zum Thema Harmagedon.
Doch dazu später mehr. Dann folgt die siebte Schale, und danach machen wir Pause.
Was geschieht bei der siebten Schale? Der Engel gießt seine Schale in die Luft aus. Nur als Zusammenfassung: Der eigentliche Schlag besteht aus Blitzen, Stimmen, Donnern und Erdbeben. Es ist ein sehr spezielles Erdbeben – das größte, das die Menschheitsgeschichte je gesehen hat. Schlimmer als alles, was vorher war, sogar schlimmer als die Sintflut, die die Erde deutlich zerrissen hat.
Dieses Erdbeben wird das schlimmste sein. Der Satz dazu ist kurz, aber inhaltsschwer: „Und die Städte der Nationen fielen.“ Alle Städte, alle Kulturen und Strukturen werden bei dieser letzten Schale dem Erdboden gleichgemacht.
Nachher folgen Kapitel 17 und 18, der letzte Einschub. Immer nach Nummer sieben kommt ein Einschub oder vor eins. Jetzt ist das der letzte Einschub: Kapitel 17 und 18 über Babylon. Das ist der siebte Einschub.
In Kapitel 19 wird dann die Wiederkunft Christi als König der Welt beschrieben.
So haben wir eine Übersicht. Nach der Pause wollen wir noch einige Details anschauen.
Nachtrag zur Vergebung und Lästerung des Geistes
Ein kurzer Nachtrag: Ich hatte ja im Brustton der Überzeugung gesagt, in der ersten Hälfte, dass Gott jede Sünde vergibt, dass kein Sünder Angst haben muss, es gäbe eine Sünde, die Gott nicht vergibt, wenn er umkehrt und sie bekennt.
In der Pause fragte mich jemand: „Aber was ist denn mit der Lästerung des Geistes?“ Von der sagte der Herr Jesus in Matthäus 12, dass diese Sünde in Ewigkeit nicht vergeben wird. Ja, dann gibt es also doch eine Sünde. Aber wir müssen eben gut verstehen, was die Lästerung des Geistes ist. Das ist die bewusste, definitive Verwerfung des Herrn, bei der der Geist der Gnade eben geschmäht wird. Davon sprechen auch Hebräer 6 und Hebräer 10. Und da geht es eben darum, dass der Mensch bewusst und definitiv die Gnade Gottes verwirft, und damit ist die Gnadenzeit für ihn vorbei. Aber er will auch gar nicht mehr.
Das ist die definitive Verwerfung, und darum sagt der Herr, dass wir in Ewigkeit nicht vergeben werden. Das macht also überhaupt keinen Abbruch an der Tatsache, dass der Herr jede Sünde, die ein Sünder bekennt und bereut, eben auch vergibt. Es ist ja auch sehr wichtig für die Seelsorge. Ich habe das erlebt: Jemand, der in seiner Jugendzeit den Glauben, den er von seinen Eltern auch gelehrt bekommen hatte, ganz massiv verworfen hat und gelästert hat. Später hat er Philosophie studiert, um eben wirklich einen ganz anderen Weg gehen zu können als seine Eltern, die da jeden Sonntag in die Gemeinde gingen und Bibel lasen.
Aber dann hat er sich auch noch interessiert: „Ich könnte eigentlich noch Griechisch lernen bei den Theologen, und dann verstehe ich die Bibel sowieso aus einer höheren Warte als diese dummen Gemeindeleute.“ Das war eine liberale Fakultät, und da haben sie den Römerbrief gelesen, und er hat seine Verdorbenheit darin erkannt und hat sich bekehrt.
Später kam dann das Problem: „Oh, aber ich hatte ja damals alles so gewusst und habe so gelästert. Da trifft auf mich Hebräer 6 und 10 zu.“ Und alle haben gesagt: „Nein, doch, nein, doch!“ Und er hat so lange „doch“ gesagt, bis er auch in der Klinik landete. Ich habe ihn dann auch in der Klinik besucht und ihm gesagt: „Schau mal, in Hebräer 6 heißt es, dass die nicht mehr zur Buße erneuern können. Hast du deine Sünde bereut und bekannt?“ – „Natürlich, und nicht nur einmal, immer wieder.“
„Siehst du, du kannst gar nicht zu dieser Gruppe gehören, denn die können gar nicht mehr Buße tun.“ Nicht wahr, der Mensch kann ja von sich aus gar nicht zur Buße kommen, Gott muss ziehen. In Römer 3, Vers 9 heißt es: „Da ist keiner, der Gott sucht.“ Wir würden Gott nie suchen, und wenn wir suchen und schließlich auch zur Buße kommen und Gott unsere Schuld bekennen – nicht wie Judas, der hat einfach den Priestern die Sünde bekannt. Das ist nicht das Gleiche, nicht einfach das Gleiche. Aber wichtig ist eben, dass man es Gott bekennt. Und er hat es wirklich Gott bekannt, und da konnte ich ihm beweisen: Du gehörst nicht zu dieser Gruppe, die gar nicht mehr umkehren, die auch keine Reue haben, die nicht umkehren wollen.
Aber es gilt, dass eben jede Sünde vergeben wird, die ein Mensch bereut und die er Gott bekennt.
Ja, jetzt gehen wir zurück zu Offenbarung 16, diesen sieben Schalen, und noch etwas möchte ich zeigen. Es sind ja Schalen und nicht Flaschen. Der Unterschied ist: Wenn man eine Flasche ausgießt, dann macht sie das dauernd. Darum heißt es auf Hebräisch Flasche „Bakbuk“, weil es so klingt beim Ausgießen: Bakbuk, Bakbuk, Bakbuk... Und da kommt der Inhalt auf einen Schlag heraus. Und so sehen wir: Diese sieben Schalen machen wirklich die Welt platt.
Wir haben gelesen, bei der siebten Schale schließlich: Die Städte der Nationen fallen alle, alle Städte – Singen inklusive! Singen ist nicht so groß wie Beijing, Moskau, New York, Kairo oder Buenos Aires. Alle Städte, die großen und die kleinen, alle fallen. Ein Erdbeben so groß, wie es nie gewesen ist, seitdem es Menschen gibt. Und das ist eben der Punkt mit den Schalen: Das sind die letzten harten Schläge.
Übrigens, das Gericht über Ninive im Propheten Nahum können wir mal kurz aufschlagen. Das war ja das Gericht, das im Jahr 612 v. Chr. durch die Babylonier, die Meder und die Skythen ausgeführt wurde. Das war vorausgesagt im Buch Nahum. Jetzt wird es wahrscheinlich ziemlich rascheln, bis alle Nahum gefunden haben. Und wenn es raschelt, dann muss man wissen: Man sollte mehr kleine Propheten lesen. Es lohnt sich, es sind so viele Schätze darin.
Nun, dieses Gericht über Ninive, die Hauptstadt der Assyrer, wird in Kapitel 2 unter anderem so beschrieben. Kann jemand mal von Vers 6 bis 9 lesen? Er bietet seine Mächtigen auf... Nein, Nahum 2? Ach so, ihr habt natürlich eine andere Zählung als ich, das ist es, das ist ein Problem.
Wie sieht es aus? „Sie sehen aus wie Fackeln.“ Aha, ja, gerade nach den Fackeln. Das ist Vers 6: „Er bietet seine Mächtigen auf.“ Dann ist es verschoben um etwa einen Vers. Gut, lese ab Vers 6:
„Er bietet seine Mächtigen auf, sie straucheln auf ihren Wegen, sie eilen zu ihrer Mauer, schon ist das Schutzdach aufgerichtet, die Flusstore sind geöffnet und der Palast ist verzagt. Es steht fest, sie wird entblößt, sie wird weggeführt, ihre Mägde stöhnen wie die Stimme der Tauben, wobei sie an ihre Brust lagen. Ninive war ja von jeher ein Wasserteich. Und doch fliehen sie. Bleibt stehen, bleibt stehen, aber keiner sieht sich um. Plündert Silber, plündert Gold, denn unendlich ist der Vorrat, der Reichtum an allen möglichen kostbaren Geräten. Leere, Entleerung, Verheerung, das Herz zerfließt und die Knie wanken, beben in allen Hüften, und alle ihre Gesichter glühen.“
Jawohl, das war Vers 10 bei dir, „Leere, Entleerung“? Nee, elf. Aha, es sind zwei Verse verschoben. Gut.
Und sieht man also in Vers 8 in eurer Zählung: „Die Tore an den Strömen sind geöffnet.“ Ninive galt ja als uneinnehmbare Stadt. Und die Feinde haben die Stadt zwei Jahre belagert. Und plötzlich kam eine Überschwemmung des Tigris. Diese Überschwemmung wird übrigens auch schon in Kapitel 1 von Nahum prophezeit, und sie hat die Mauer zerstört. Durch diese zerstörten Öffnungen konnten dann die Feinde eindringen und die Stadt verwüsten.
Aber das war nicht so ein Schlag wie bei der siebten Schale, wo alle Städte auf einen Schlag zusammenbrechen. Nun wird das Gericht über Ninive beschrieben in Vers 11 am Schluss: „Leere und Entleerung und Auslehrung.“ Auslehrung ist besser als Verheerung, hat es bei dir geheißen. „Leere und Entleerung und Auslehrung“ auf Hebräisch „Bukka um Bukka um Bulaka“. Also ein bisschen schneller gesagt: „Buka, Buka, Buleka.“ Manchmal muss man Hebräisch schnell lesen, damit man das Wortspiel mitbekommt.
Das ist natürlich eine Anspielung auf Flasche, „Bakbuk, Bakbuk, Bakbuk, Buka, Buka, Buleka.“ Aber die Wörter sind nicht verwandt mit „Bakbuk“, mit Flasche. Der Geist Gottes hat Nahum so geführt, Wörter zu wählen, die genau diesen Klang wiedergeben.
So eine Flasche – das ging zwei Jahre, und dann eben die Mauern gingen auf, und dann drangen die Feinde ein, und schließlich brach die Stadt zusammen. Aber ebenso ein Flaschengericht, und das ist nicht das Gleiche wie ein Schalengericht, das wir eben in Offenbarung 16 haben.
Und noch einen Teil möchte ich hervorheben in Kapitel Offenbarung 16, bei der dritten Schale. Kann das nochmals jemand lesen, Verse 4 und 5?
„Und der Dritte goss seine Schale aus auf die Ströme und die Wasserquellen, und es wurde zu Blut. Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: ‚Du bist gerecht, der ist und der war, der Heilige, dass du so gerichtet hast.‘“
Jawohl, also wir sehen: Das Gericht führt zur Anbetung. Ein Engel betet Gott an. Genau so, wie die Gnade Gottes zur Anbetung führt, führt eben auch Gottes Herrlichkeit im Gericht schließlich zur Anbetung. Das Gericht ist gerecht.
Aber das ist so ein Beispiel, um zu zeigen, wie schnell wir in der Bibel irgendetwas überlesen. Man achte mal darauf, was ist das für ein Engel, der das sagt? Der Engel der Wasserquellen. Oder einfach wörtlich: der Engel der Wasser. Was heißt das, der Engel der Wasser? Das überliest man einfach so. Ein Wasserengel – was bedeutet das?
Nun, wir hatten das auch ja überlesen. In Kapitel 14, als wir das letzte Mal angeschaut haben, da haben wir insbesondere die zwei Abschnitte, Verse 14 bis 16 und dann 17 bis 20, angeschaut. Dort haben wir gesehen, in den Versen 14 bis 16 wird das Gericht Gottes beschrieben als eine Ernte, eine Getreideernte. Der Herr Jesus kommt auf einer weißen Wolke, das ist übrigens die Tschechina, die weiße Wolke. Er kommt als der Menschensohn auf der Wolke und mit seiner scharfen Sichel erntet er die Erde ab.
Da haben wir gesehen: Diese Getreideernte zeigt, dass das Gericht, das der Herr Jesus ausführen wird über diese ganze Erde, vergleichbar ist mit einer Getreideernte, wo ein Teil gesammelt wird, das Getreide, und alle Spreu und alles Unbrauchbare verbrannt wird. Also das Gericht Gottes wird eine Scheidung ausmachen aus denen, die unter das Gericht kommen.
Aber es gibt ja diesen Überrest aus Israel und den Völkern, die sich bekehren werden nach der Entrückung, die das Evangelium noch nicht gehört hatten, und die werden dann gesammelt werden für das Tausendjährige Reich.
Aber dann hatten wir auch noch gesehen, das Gericht ab Vers 17 im Bild einer Traubenernte und einer Traubenpresse. Da geht es weniger um den Gedanken, dass eine Scheidung gemacht wird zwischen dem Guten und dem Schlechten, sondern da geht es um das Bild, dass in der Traubenkälte die Trauben alle zertreten werden und das Blut herausfließt. Das drückt die Totalität des Gerichts aus.
Wir haben dort gesehen, dass diese Kelter, in Vers 14, Vers 20, außerhalb der Stadt – das ist Jerusalem – getreten wird, und das Blut geht aus der Kelter hervor bis an die Gewässer der Pferde, 1600 Stadien weit. Ein Stadion in der Zeit der Römer mal 1600 gibt über 300 Kilometer.
Das ist genau die Distanz des Landes Israel vom obersten Punkt von Tel Dan oder der äußersten Grenze zum Libanon dort, über Jerusalem, über die Höhe von Beerscheba, runter in die Wüste, und das endet noch vor Mitzpe Ramon.
Mitzpe Ramon ist diese schöne Wüstenstadt im Negev, am Rande des Kraters Mitzpe Ramon, der aussieht wie eine Mondlandschaft. Das sind alles geologische Schichten, die herabgesackt sind. Mitzpe Ramon ist da schön oben am Rand des Kraters, und eben diese 1600 Stadien enden noch davor. Also diese 1600 Stadien sind eigentlich das ganze Gebiet des weitgehend bevölkerten Landes Israel.
Und jetzt, im Zusammenhang mit diesem Gericht, hatten wir Vers 18 noch gelesen. Wer liest? Vers 14, Vers 18?
„Und ein anderer Engel, der Gewalt über das Feuer hatte, kam aus dem Altar hervor, und er rief mit lauter Stimme: ‚Wehe, wehe, die Schafe sitzen!‘“
Jawohl, also hier wird der Altar – das ist der Brandopferaltar im Himmel – erwähnt, und dieser Engel, der da etwas zu tun hat mit diesem Brandopferaltar im Himmel, wird genannt ein Engel, der Gewalt hat über das Feuer.
Also in der Engelwelt sind die Kräfte verschieden verteilt, aber das ist ein Engel, der spezialisiert ist auf Feuer und eine besondere Gewalt hat über das Feuer. Und wenn wir lesen, eben Offenbarung 16, Vers 4, den Engel der Wasser, dann ist es ein Engel, der speziell über H2O Gewalt hat. Und das ist ja ein Element, das unglaubliche Kraft entwickeln kann, wenn man zum Beispiel an die Wasserfälle von Iguazu an der Grenze von Argentinien zu Brasilien denkt.
Wenn man das einmal sieht, dann kann man nur noch singen: „Wie groß ist mein Gott!“ Ja, also wirklich, es ist gewaltig, weil über drei Kilometer hinweg stürzt das Wasser ab.
Also unglaubliche Gewalt. Und da sehen wir: Es gibt einen Engel, der hat Gewalt über Wasser. Und das zeigt uns eben, Engel sind wirklich intelligente Wesen von ganz anderer Beschaffenheit als die Menschen, und sie haben in gewissen Bereichen auch eine Gewalt, die die Gewalt der Menschen übersteigt.
Wir können noch dazu lesen aus Hebräer 1. Ja, gleich, ich komme gerade dazu. Aber einfach, damit der Gedankengang nicht unterbrochen wird, möchte ich das noch schnell fertig führen.
Und zwar lesen wir in Vers 14 allgemein, was eben Engel sind. Kann das jemand vorlesen, möglichst am Mikrofon?
„Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst, um derer willen, die das Heil erben sollen?“
Jawohl, also hier wird klargemacht – bleib nur, du musst noch mehr lesen, falls du so freundlich bist. Hier wird also gesagt: Engel sind Geister, das heißt, sie sind nicht Materie, sie sind Geister, und zwar dienstbare Geister. Sie haben eine besondere Aufgabe im Blick auf die Menschen, die gerettet werden sollen. Aber in Offenbarung 16 sehen wir, dass sie auch eine Funktion in Verbindung mit dem Gericht über die Menschen haben.
Und dann in Vers 7 von Hebräer 1 heißt es:
„Und von den Engeln zwar spricht er: ‚Der seine Engel zu Winden macht und seine Diener zu einer Feuerflamme.‘“
Ja, danke. Also hier wird gesagt, dass Gott seine Engel zu Winden machen kann und auch zu Feuerflammen. Das heißt also, Engel können sich in Form von Wind manifestieren.
Wenn wir zum Beispiel an die Geschichte von Hiob denken, der Satan war vor dem Thron Gottes und hat herausgefordert: Hiob ist ja nur fromm, weil es ihm so gut geht. Gott erlaubt bis zu einem gewissen Grad, seinen Besitz und sogar seine Kinder anzutasten.
Er erzählt das Buch Hiob, wie seine zehn Kinder wieder einmal einen Geburtstag feierten. Sie waren zusammen im Haus eines der Kinder, und dann kam von der Wüste her ein Wind und zerstörte dieses Haus.
Ja, es war ein Wind, aber eben der Satan hatte die Erlaubnis bekommen, und er ist ja ein Cherub, so sagt es Hesekiel 28. Das war also ein solcher Thronengel, wie wir es gesehen haben, diese vier um den Thron Gottes herum, die vier lebendigen Wesen. Und nachher kommt dieser Wind.
Also da können wir einen Zusammenhang machen. Gott erlaubte ihm, mit diesem Wind dieses Haus zu zerstören.
Und eben diese Stelle in Hebräer 1 macht auch klar, dass diese Diener auch zu einer Feuerflamme gemacht werden können, dass sie in Form von Feuer erscheinen können.
Ja, jetzt die Frage da hinten. Nochmals: Der Herr Jesus ist... Ach so, ja, also es ist zu sagen: Im Alten Testament der „Engel des Herrn“, niemals „ein Engel des Herrn“, sondern „der Engel des Herrn“, das ist immer wieder eine Bezeichnung für Gotteserscheinungen im Alten Testament, wo der Sohn Gottes erscheint.
Das beginnt in 1. Mose 16, wo der Malach Adonai Hagar erscheint. Warum sage ich das auf Hebräisch: Malach Adonai? Ich muss eben erklären: Das Wort Engel auf Hebräisch „Malach“ heißt einfach Bote. „Malach“ wird in der Bibel verwendet für Boten eines Königs. Zum Beispiel im Zweiten Könige 1: Die Boten des Königs werden „Malach“ genannt, also das sind keine Engel, das sind richtige Menschen.
Das Wort „Malach“ ist ein weit gefasstes Wort, das Bote bedeuten kann; ein Mensch wird so genannt und auch die Engel werden so genannt. Und das sind dann eben diese gesandten dienstbaren Geister, ausgesandt um derer willen, welche die Seligkeit ererben sollen, Hebräer 1, Vers 14.
Aber eben, wenn der Sohn Gottes genannt wird „Malach Adonai“, Engel des Herrn, wäre es vielleicht besser, wenn man dort übersetzen würde: „Bote des Herrn“, dann wäre es auf Deutsch ganz klar, dass man ja keinen Bezug macht zu den Engeln. Man macht ja bei den Boten des Königs im Zweiten Könige einst auch keinen Bezug zu Engeln.
Ja, man übersetzt ja dort auch einfach „Bote“, also der Bote des Herrn, das ist der Sohn Gottes, gesandt vom Vater, vom Alten Testament her.
Und natürlich der Sohn, er ist Gott, gepriesen in Ewigkeit, sagt Römer 9, und er ist ja auch der Schöpfer aller Dinge. Natürlich, er hat Macht über das ganze Universum. Nach Johannes 1, Vers 3: „Alle Dinge sind durch das Wort gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.“ Natürlich.
Aber Engel sind im Kontrast, und mit Engel meine ich eben dienstbare Geister, geschaffene Wesen. Aber wir sehen, dass Gott die Engel ganz verschieden ausgestattet hat und eben auch da Gewalt gibt. Der eine hat Gewalt über das Feuer, der andere ist ein Engel der Wasser, und dann Michael in Offenbarung 12. Der ist stärker als Satan, denn wir haben ja damals gesehen bei der Betrachtung von Kapitel 12, dass Michael in der Lage ist, Satan aus dem Himmel zu werfen.
Und damit wird eben klar: Auch der Satan ist ein Engel, und zwar ein Cherub. Gut, er ist nicht eine Art Anti- oder Gegengott, überhaupt nicht. Es gibt keinen Gegengott, es gibt nur einen wahren Gott. Aber der Satan als einer der führenden Engel hat sich gegen Gott aufgelehnt, und damit ist er zum Satan geworden. Aber er hat überhaupt keine Allmacht, aber er hat eben eine Macht.
Und das sehen wir zum Beispiel auch in der Geschichte von Hiob und gerade auch mit diesem schrecklichen Sturmwind, den er da mobilisiert gegen die Kinder Hiobs.
Noch etwas? Ja, es ist ja erstaunlich: Wenn wir ja vorher festgestellt haben, dass der Satan scheinbar bis zum heutigen Tag Zugang zu Gottes Thron hat, obwohl er sich ja vor langer Zeit gegen ihn gestellt hat. Das ist eigentlich nicht so nachvollziehbar für einen Gläubigen.
Nein, es ist einfach: Wir müssen uns fragen, was erlaubt Gott? Die Bibel sagt, Gott erlaubt das. Aber es wird auch klar gesagt, wann das endet: Offenbar um Mitternacht am Anfang der großen Drangsalzeit. Und dann heißt es, der Teufel wird herabgeworfen und er weiß, dass er nicht viel Zeit hat.
Und das ist genau unser Problem, ja? Niemand von uns hat Zeit. Wir haben keine Zeit. Und der Teufel merkt auch, dass er wenig Zeit hat.
Ja, aber das ist auch ein wichtiger Punkt: Engel sind genau wie Menschen auch der Zeit unterworfen. Gott steht über der Zeit. 2. Petrus 3 sagt: „Bei dem Herrn sind tausend Jahre wie ein Tag, und ein Tag wie tausend Jahre.“ Das bedeutet, Gott ist der Zeit nicht unterworfen.
Und es ist ja so, dass Albert Einstein herausgefunden hat, dass Raum und Zeit unzertrennlich, physikalisch miteinander verbunden sind. Und darum ist es so: Wenn wir eben dem Raum unterworfen sind – wir sind an Punkt A, also in Singen –, ja, dann bin ich nicht zuhause. Und um von Singen nach Aarau zu kommen, da brauche ich einfach eine gewisse Zeit, weil ich eben Raum und Zeit unterworfen bin.
Aber Gott ist allgegenwärtig. Im ganzen Weltall, selbst bei den entferntesten Galaxien, dort ist er. Und für ihn gibt es eben nicht diese Unterwerfung unter den Raum und damit auch nicht unter die Zeit. Darum ist ein Tag für ihn wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag, und darum weiß Gott allein alles, was in der Zukunft ist.
Darum ist die erfüllte Prophetie der Bibel ein so wichtiger Beweis, dass eben der ewige Gott, der nicht Raum und Zeit unterworfen ist, der Autor der Bibel ist.
Aber eben: Die Engel sind auch Raum und Zeit unterworfen. Und zwar, als Hiob vor Gott erscheint, in Hiob 1 – äh, was sage ich – Hiob, der Satan erscheint in Hiob 1 vor Gott. Gott fragt: „Woher kommst du?“ Und seine Antwort: „Vom Umherstreifen auf der Erde.“ Ja, das zeigt: Wenn er in Indien ist, in Kalkutta, dann ist er eben nicht gleichzeitig in Singen. Und wenn er in Singen ist, dann ist er eben nicht in New York.
Natürlich, er hat ja unzählige Abermillionen von mitgefallenen Engeln, Dämonen, die sind überall stationiert, und darum ist das Böse immer, das Satanische, immer gegenwärtig. Aber diese Engel selber sind auch Raum und Zeit unterworfen.
Wir sehen in Daniel 10: Daniel fastet und betet drei Wochen, und nach drei Wochen kommt ein Engel Gottes zu ihm und sagt, sein Gebet war schon von Anfang an erhört. Es ging nicht darum, dass er drei Wochen fastete, er war schon von Anfang an von Gott gesandt worden, aber der Fürst des Königreichs von Persien hat mir Widerstand geleistet. Das war ein dämonischer Engel an der Spitze des Iran.
Das kann man mal den Atollers erzählen. Und der hat diesem Engel Gottes Widerstand geleistet. Und er sagt, ich konnte dann nicht kommen, erst als Michael, einer der ersten Fürsten, kam und mir half, trug ich den Sieg davon. Und jetzt bin ich gekommen.
Im Klartext: Ein Engel hat drei Wochen Verspätung. Also es wird das nächste Mal ein Trost sein, wenn man aus berechtigten Gründen einmal zu spät in die Gemeinde kommt. Sogar Engel kommen zu spät. Und dann erst noch drei Wochen.
Aber ja, man muss auch mal die, die zu spät kommen, auch trösten, nicht wahr?
Damit will ich nur sagen: Das macht klar, Engel sind auch Raum und Zeit unterworfen, und darum weiß der Teufel auch die Zukunft nicht. Er weiß sie nur, insofern Gott das mitgeteilt hat.
Im Buch Hiob hat Gott vorausgesagt: „Ja, du darfst Hiob antasten.“ Und dann hätte der Teufel die Prophetie herausgeben können. Übrigens, in Kürze wird Hiob schreckliche Schläge erleben. Es erfüllt sich, aber nicht weil der Teufel das wusste, sondern weil Gott das wusste und es in der Engelwelt bekannt gemacht hatte.
Ja, und die Bibel kennt er auch, ja. Und darum, zum Beispiel in Offenbarung 12, weiß er, dass er wenig Zeit hat, weil die Bibel sagt, es gibt noch 1260 Tage und er ist vorbei.
Genau, also eben, was Gott eben sagt und was Gott sowieso in der Bibel geoffenbart hat, genau. Aber mehr nicht. Er ist beschränkt.
Allerdings haben die Engel natürlich eine viel größere Bewegungsmöglichkeit. In Jesaja 14 sagt der Satan: „Ich will hoch über die Sterne Gottes aufsteigen.“ Also das weist hin auf Bewegungsmöglichkeiten sogar im Kosmos, die unsere kleinen Sprünge da bis zum Mond schon ein bisschen übertreffen.
Aber nichtsdestotrotz sind es Geschöpfe, und sie sind limitiert, aber eben doch eindrücklich: der Engel der Wasser, der Engel, der Gewalt hat über das Feuer.
Und jetzt müssen wir noch Folgendes sehen: In der sechsten Schale haben wir gesehen, dass der Strom Euphrat austrocknet, und das macht den Weg frei für die Bodentruppen. Ja, darum geht es, dass die Bodentruppen der Könige von Sonnenaufgang eingreifen können.
Jetzt wird erklärt in Vers 13 bis 16, warum diese Armeen aus dem fernen Osten interessiert sind einzugreifen. Und da sehen wir: Da wird eine Armee versammelt durch den Drachen – wer ist das in Vers 13? Der Teufel.
Dann kommt ein weiterer Impuls aus dem Mund des Tieres. Wer ist das Tier? Der Diktator von Europa. Genau, von dem Westen, des römischen Reiches.
Und dann drittens aus dem Mund des falschen Propheten kommt auch ein unreiner Geist. Wer ist der falsche Prophet? Das ist der falsche Messias, der Antichrist oder das Tier aus der Erde, Offenbarung 13,11. Er wird Herrscher sein in Israel, aber Propagandaminister des Diktators des Westens.
Und diese drei stellen eigentlich eine Imitation der Dreieinheit Gottes dar. Nicht wahr? Das Tier wird sich als ein Vatergott verehren lassen. In Daniel wird er genannt „der Gott der Festungen“. Das ist ein Ausdruck für Jupiter Kapitolinus, den Vatergott von der Festung des Kapitols in Rom.
Und der falsche Messias, der falsche Prophet, gibt sich aus als der Sohn. Und der Geist, der unsichtbar im Hintergrund wirkt und Kraft gibt, ist hier der Satan. Er imitiert den Geist Gottes.
Und nun mobilisieren diese drei zusammen Armeen, und zwar gehen sie aus zu den Königen des ganzen Erdkreises – sieben, aus Vers 14 – um sie zum Krieg zu versammeln.
Es ist wichtig, hier heißt es: die Könige des Erdkreises, und auf Griechisch heißt Erdkreis „Oikoumene“. Die Oikoumene war früher ein Fachausdruck für das römische Reich.
Nicht wahr, wir kennen das aus der Weihnachtsgeschichte: In Lukas 2 erlässt Kaiser Augustus einen Erlass, um den ganzen Erdkreis einzuschreiben. Und das ist eben nicht so gemeint, dass er die Indianer in Südamerika gezählt hat, im Amazonas und so, sondern er hat alle Menschen zählen wollen im Römischen Reich, die Oikoumene.
Eben der Erdkreis meint das bewohnte Gebiet des Römischen Reiches. Und wenn hier gesagt wird, die Könige der Oikoumene, dann sind das eben diese zehn Herrscher, die am Schluss an der Spitze des widerstandenen Vereinigten Europas, römischen Reiches, vereinigten Europas stehen werden.
Wir kommen auf die noch zurück, dann in Offenbarung 17. Und das wird also in der Schlussphase ein Zehnergremium sein. Heute ist die Kommission eine Kommission von siebzehn Leuten, die nicht alle einen Staat repräsentieren. Das sind siebzehn Leute da in der Kommission. Das wird ein bisschen gestrafft werden, zehn, und dann kommt der Diktator, übernimmt die ganze Macht, aber die zehn arbeiten mit ihm zusammen. Das wird uns im Kapitel 17 sehr deutlich gesagt.
Da kommen wir nochmals sehr ausführlich darauf zurück.
Das heißt also, hier wird das wiederhergestellte römische Reich zum Krieg versammelt. Wohin? Hamagedon.
Und Hamagedon ist eine Ebene in Nordisrael, die heißt auch Ebene Jesreel. Sie liegt im Hinterland von Haifa. Sie ist 740 Quadratkilometer groß. Zum Vergleich: Das Bundesland Bremen ist 404 Quadratkilometer. Also die Ebene ist doch recht groß.
Und da wird sich die Armee des Westens versammeln, und zwar, weil in dieser Zeit eben ein Bündnis besteht zwischen Europa und Israel unter dem Amt Christen für sieben Jahre. Und die müssen Militärhilfe leisten.
Darum kommen sie nach Hamagedon. Aber es ist so ideal: Hamagedon liegt im Hinterland von Haifa, und dort befindet sich heute, aber erst seit dem zwanzigsten Jahrhundert, der größte Militärschiffshafen im Mittelmeer für die Armee Israels.
Früher war der große Hafen wo? Ja, Joppe, Jaffa, also südlich von Tel Aviv. Dort hat Jonah sein Ticket, seine Fahrkarte gekauft, um nach Spanien zu reisen, nach Tarsis.
Aber zur Zeit von Johannes da war kein Militärhafen in Haifa, aber er schreibt, versammeln sich in Hamagedon.
Und man muss mal auf den Karmel hinaufgehen. Das ist so ein Gebirge am Rand der Israelwüste, und dann schaut man da von Muchaka runter in die Ebene und sieht einen der größten Militärflughäfen Israels in der Ebene. Also ideal auch für die Luftwaffe des Westens, um dort aufzumarschieren.
Und warum haben wir diesen Einschub hier? Es erklärt, warum die Könige von Sonnenaufgang interessiert sind zu kommen. Über den Euphrat steht übrigens hier nicht China, Indien und so weiter, es steht einfach die Könige von Sonnenaufgang.
Es ist wichtig, dass wir nicht mehr sagen, als was die Bibel sagt.
In anderen Bereichen ist die Bibel so detailliert, und die Namen sind ganz genau gegeben. Da kann man auch in der Prophetie sehr genau sagen, das ist da, da und da kommt die Armee durch, sehr detailliert. Da habe ich auch verschiedene Schlachtpläne gemacht.
Aber da, wenn die Bibel sagt, die Könige von Sonnenaufgang, da muss man sagen, das sind also Militärmächte jenseits des Euphrats, die kommen.
Natürlich darf man sich fragen, welche kämen heute so in Frage als gefährliche, mächtige Armeen. Natürlich kann man sagen China, das ist eine unglaubliche Militärmacht, und die Chinesen, die bauen Straßen überall, die sind am Bauen, zum Beispiel in Tadschikistan, was die an Straßen für die Tadschiken gebaut haben, das ist unglaublich. Man fragt sich, was haben die für Interessen?
Jetzt kann man plötzlich von Duschanbe, der Hauptstadt, im Winter in die Nordgebiete gehen, da in hohe Gebirge, weil es einen Tunnel gibt, den die Chinesen gebaut haben. Früher, im Winter konnte man nicht von der Hauptstadt dorthin, da waren die Dörfer ganz verloren im Norden. Heute geht das, die Chinesen haben das alles gebaut. Ich bin auch schon darauf gefahren, auf chinesischen Wegen.
Aber die sind auch in Afrika, sie bauen Straßen. Warum haben die nicht? Vielleicht sind sie Humanisten? Ja gut, es gibt bestimmte Humanisten.
Aber man muss natürlich auch sehen, da stecken auch strategische Pläne dahinter. Wenn plötzlich eben Asien so befahrbar wird, indem die Chinesen Straßen bauen, dann können Bodentruppen sich, wenn es sein muss, verschieben.
Aber der Euphrat ist natürlich schon ein Hindernis. Hier lesen wir, der Euphrat vertrocknet.
Warum wollen sie kommen? Ja, weil die westlichen Armeen versammelt sind in Hamagedon. Und so sehen wir, so kommt es zum Höhepunkt in der großen Drangsal in der Konfrontation nicht nur zwischen dem Westen und dem Nahen Osten, sondern auch dem Fernen Osten.
Das ist diese sechste Schale. Alles wird nur kurz und knapp beschrieben, aber es ist gewaltig.
Und dann werden wir nächstes Mal sehen: Wenn sie dort versammelt sind, dann kommt die siebte Schale, und alle Städte brechen zusammen weltweit, und dann erscheint der Herr Jesus.
Liest jemand noch zum Schluss Offenbarung 17, Verse 12 bis 14?
„Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, sind zehn Könige, die noch kein Königreich empfangen haben, aber mit dem Tier eine Stunde Macht wie Könige empfangen. Diese haben einen Sinn und geben ihre Kraft und Macht dem Tier.“
Sieht man diese zehn Könige an der Spitze des römischen Reiches, das sind nicht Vertreter von zehn Staaten. Also man muss nicht meinen, jetzt geht England weg und dann die Nächsten und die Nächsten, und am Schluss sind es dann wieder zehn.
Ich weiß noch, damals, als Griechenland dazu kam, das war Nummer zehn in der EU. Dann dachte man, jetzt haben wir es, die Zehn! Welche Enttäuschung! Dann kamen elf und zwölf dazu, und dann ging es bis fünfzehn und weiter.
Aber man hätte nie enttäuscht sein sollen, denn hier steht: Diese zehn Könige haben kein Königreich empfangen. Das sind keine Staatschefs, nur sie haben Gewalt wie Könige. Das ist eine obere Kommission von zehn Männern.
Und dann kommt der Diktator, und mit dem schaffen sie zusammen.
Lies weiter, Vers 13, bitte.
„Also diese haben einen Sinn und geben ihre Kraft und Macht dem Tier. Diese werden mit dem Lamm Krieg führen, und das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr der Herren und König der Könige, und die, die mit ihm sind, sind Berufene und Auserwählte und Treue.“
Also die Überraschung wird sein: Plötzlich erscheint der Herr Jesus in Hamagedon. Und dann wird das römische Reich reagieren. Vor zweitausend Jahren hat das römische Reich den Herrn Jesus gekreuzigt, und das widerstandene römische Reich wird gegen ihn Krieg führen.
Aber was nützt das, wenn die mit schweren Waffen da in die Wolken hinaufschießen? Der Herr Jesus konnte, als die Jünger nach der Auferstehung die Türen verschlossen hatten, plötzlich war er in ihrer Mitte: „Friede euch!“
Die können ihm nichts anhaben. Das Lamm wird sie überwinden. Er wird diese Armeen vernichten, aber er kommt nicht allein, sondern die mit ihm sind: Berufene, Auserwählte, Treue. Die Gemeinde, die entrückt wird.
Vor den Gerichten wird dann mit dem Herrn Jesus in Herrlichkeit wiederkommen.
Wenn wir uns jetzt zu ihm stellen: Er ist der Verworfene, der Verachtete in unserer Gesellschaft. Und wenn wir uns auf seine Seite stellen, teilen wir seine Schwachheit, aber wir dürfen wissen: Wir werden einmal seine Herrlichkeit teilen, wenn wir mit ihm kommen und er das letzte Wort sprechen wird.
Die Schöpfung des Menschen und die Möglichkeit des Ungehorsams
Meine Frage möchte ich nun auf eine Grundlage stellen. Diese Grundlage ist einerseits die siebte Schale und andererseits die Sintflut. Das soll die Basis meiner Frage sein.
In der Schöpfung heißt es, Gott schuf den Menschen zu seinem Bild und hauchte dem Menschen einen Geist ein – nicht irgendeinen Geist, sondern seinen Geist. Im Koran wird erstmals verleugnet, dass wir Menschen zu Gottes Ähnlichkeit geschaffen sind. Das wissen Sie. Das ist eine Sache. Eine andere Sache ist der Geist, den Gott in uns geschaffen hat – alles sein Geist.
Warum kommen dann so viele schlechte Dinge durch uns Menschen? Warum vernichtet Gott die ganze Schöpfung von Adam bis Noah, außer Noah, seine drei Söhne und deren Frauen, obwohl er doch seinen Geist in diese Menschen gegeben hat? Vernichtet Gott seinen eigenen Geist?
Die Antwort findet sich in 1. Mose 2. Dort heißt es, dass Gott den Körper Adams aus Materie, aus Erde, formte. In der Erde sind ja all die Elemente, aus denen unser Körper besteht. Dann heißt es, dass Gott in den Menschen hauchte und ihm den Hauch des Lebens eingab. So wurde Adam eine lebendige Seele. Das Wort im Hebräischen ist nicht Ruach (Geist), sondern Neshamah – das bedeutet einfach „Hauch“.
Es ist also nicht so, dass Gott Adam den Heiligen Geist gegeben hat, so wie Gläubige heute den Heiligen Geist haben. Gott hat den Menschen zu einem lebendigen Wesen gemacht. Wichtig ist: Gott hat den Menschen in seinem Bild erschaffen, und zwar vollkommen.
Dazu möchte ich eine Stelle aus Prediger 7 lesen, die eine Antwort auf die Frage gibt. Prediger 7,29 sagt der weise König Salomo: „Allein siehe, dieses habe ich gefunden, dass Gott den Menschen aufrichtig oder gerade geschaffen hat, sie aber haben viele Ränke gesucht.“
Das macht klar: Gott hat den Menschen nicht mit einem Konstruktionsfehler geschaffen. Das wäre auch nicht möglich, denn am Ende von 1. Mose 1 heißt es: „Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, siehe, es war sehr gut!“ Insgesamt wird siebenmal gesagt, dass es gut war, aber das siebte Mal heißt es „sehr gut“. Das war übrigens, als die Frau erschaffen wurde. Dann war alles fertig, das Letzte, und es war sehr gut.
Das Besondere ist: Als Gott den Menschen schuf, erschuf er keinen Computer. Ein Computer ist keine Person und wird niemals eine Person werden. Man spricht zwar von künstlicher Intelligenz, aber das ist alles nur programmiert. Man kann zum Beispiel mit Siri auf dem iPhone sprechen: „Bist du ein Mann?“ Dann sagt Siri: „Ich spreche zwar mit einer Männerstimme, aber ich habe kein Geschlecht.“ Das ist programmiert worden, wahrscheinlich von Leuten, die mit Gender-Mainstreaming etwas zu tun haben.
Da kommt nur das heraus, was hineingelegt ist. Aber eine Person zu schaffen bedeutet, ein Wesen mit einem Ich zu schaffen. Ein Computer hat niemals ein Ich. Man kann ihn so programmieren, dass er morgen, wenn man arbeiten muss, auf dem Bildschirm erscheint und sagt: „Roger, ich liebe dich.“ Das beeindruckt mich überhaupt nicht. Dann kann man ihn einfach wieder herunterfahren.
Wenn aber ein Kind seinen Eltern sagt: „Ich habe euch wirklich lieb“, dann ist das etwas ganz anderes. Und vor allem, wenn es das später mit fünfundzwanzig Jahren sagt, tut das gut – für alles, was man sonst noch durchgemacht hat. Das sind Personen, das ist etwas ganz anderes.
So hat Gott den Menschen als eine wirkliche Person erschaffen, aber ohne einen Funken des Bösen. Er hat den Menschen vollkommen geschaffen. Die Möglichkeit, dass der Mensch als Person selbst entscheiden kann, beinhaltet auch die Möglichkeit, dass er eines Tages sagen kann: „Ich will Gott nicht dienen.“ Das hat zum Sündenfall geführt. Aber es war nicht so, dass Adam einen kleinen Programmierfehler hatte, sondern weil Adam ein Ich war, das Nein sagen konnte.
Das Gleiche gilt für die Engel. Auch sie wurden als wirkliche Personen erschaffen und waren perfekt. Hesekiel 28 sagt über Satan, dass er ein schirmender Cherub war, vollkommen an Schönheit bis zu dem Tag, an dem er gesündigt hat. Auch er konnte sich entscheiden und sagte Nein.
Aber was bedeutet Nein sagen? „Gott ist Licht“, sagt Johannes 1,5. Nein sagen bedeutet, das Licht abzulehnen. Darum ist der Teufel der Geist der Finsternis. Was ist Finsternis? Das hat auch Einstein schön erklärt. Er sagte, das Böse, die Finsternis, sei nichts. Licht ist etwas, physikalisch etwas. Finsternis ist die Abwesenheit von Licht.
Was der Teufel brachte, war nichts Neues, sondern einfach Nein zum Licht. Das ist Finsternis. Die Sünde ist die Rebellion, die Ablehnung dessen, was Gott uns Gutes gibt. Das erklärt, warum der Mensch fallen konnte und warum unsere Welt so schlimm ist. Wer das Licht hasst und die Finsternis liebt, die nichts ist, ist immer auf der Verliererseite.
Auch jeder, der die Bibel kritisiert, irrt sich. Ich sage das nicht, um zu ermutigen, immer Recht haben zu wollen. Aber es ist so: Wenn man sagt, was die Bibel sagt, hat man Recht. Das kann manche ärgern, die uns vorwerfen, immer Recht haben zu wollen. Aber wenn wir sagen, was Gott sagt, dann haben wir Recht. Es geht dabei nicht um uns, sondern um Gott, und er hat immer Recht.
Zum Schluss möchte ich beten:
Unser Gott und Vater, wir danken dir, dass du uns dein Wort gegeben hast, das so vollkommen ist. Es gibt uns Licht und Verständnis für unsere Zeit. Du zeigst uns, wer der Mensch ist, wer wir sind, und den Weg des Heils und der Rettung durch den Herrn Jesus, deinen Sohn, den du uns gesandt hast.
Wir sehen deine Herrlichkeit darin, dass du uns allen durch den Herrn Jesus dein Heil und deine Vergebung anbietest. Wir danken dir, dass wir heute dein Wort sehen durften, deine Herrlichkeit, die auch in der Zukunft sichtbar wird, besonders im Gericht.
Du bist der heilige Gott, der durch nichts bestochen oder aufgehalten werden kann. Du wirst das letzte Wort haben – aber es ist immer Wahrheit und Gerechtigkeit. So wollen wir dich anbeten für das, was du bist: in deiner Herrlichkeit, in deiner Gnade und in deiner Gerechtigkeit.
Komm jetzt mit uns und halte deine gute Hand über jeden von uns. Amen.