Einführung in die Entstehung und den Aufbau der Bibel
Heute Morgen geht es um das Thema: Woher kommt die Bibel? Die Frage lautet: Was können wir über die Entstehung der Bibel wissen? Ich beginne ganz von vorne, also verständlich für jeden, der kaum Kontakt mit der Bibel hat.
Wie ist die Bibel aufgebaut? Grundsätzlich besteht die Bibel aus zwei Teilen. Der erste Teil, das Alte Testament, ist eine Sammlung von 39 Büchern in unseren deutschen Bibeln. Diese 39 Bücher wurden geschrieben von der Zeit Mose, etwa 1606 v. Chr., bis zum letzten alttestamentlichen Propheten Maleachi, um 420 v. Chr.
Durch das ganze Alte Testament zieht sich ein zentrales Thema wie ein roter Faden: Es ist die Verheißung, dass der Messias, der Erlöser der Welt, kommen wird. Vor etwa zweitausend Jahren kam Jesus Christus. Er erfüllte durch sein Kommen über dreihundert Prophezeiungen, die auf den verheißenden Erlöser, den Messias, hinwiesen.
Seine Nachfolger schrieben den zweiten Teil der Bibel, das Neue Testament. Dieses ist eine Sammlung von 27 Büchern, die in der Zeit zwischen 32 und 100 nach Christus verfasst wurden. Auch hier zieht sich ein zentrales Thema wie ein roter Faden durch die Schriften: Die Erfüllung – der Messias ist gekommen.
Das Alte und das Neue Testament beschreiben zusammen die ganze Geschichte der Welt. Diese beginnt mit 1. Mose, dem ersten Buch, und endet mit der Offenbarung, dem letzten Buch. Der Zeitstrahl beginnt mit der Erschaffung der Welt: „Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde“ (1. Mose 1,1). Er erstreckt sich bis ans Ende des Kosmos, wenn Gott nach der Verheißung in der Offenbarung, Kapitel 21, eine neue Schöpfung ins Dasein rufen wird – einen neuen Himmel und eine neue Erde.
All dies ist beschrieben im Alten und im Neuen Testament, wobei Jesus Christus das Zentrum bildet. Er ist der Messias, der die Verheißungen aus dem Alten Testament erfüllt hat, wie es im Neuen Testament beschrieben wird.
Die Ursprachen der Bibel und die Bibel als Bibliothek
Zu den Ursprachen der Bibel: Das Alte Testament wurde auf Hebräisch verfasst. Einige Abschnitte, insbesondere im Buch Esra und im Buch Daniel, wurden ursprünglich auf Aramäisch geschrieben. Aramäisch verwendet dieselben Buchstaben wie Hebräisch, ist aber eine andere Sprache, kein Dialekt. Es handelt sich um eine andere Sprache, die jedoch eng mit Hebräisch verwandt ist.
Das Neue Testament wurde durchgängig auf Griechisch aufgeschrieben. Wie angedeutet, ist die Bibel eigentlich eine Bibliothek.
Schauen wir uns das Alte Testament genauer an: Es wurde, wie gesagt, von Mose etwa 1606 vor Christus geschrieben. Diese Datierung basiert auf der strengen biblischen Chronologie und reicht bis zu Maleachi, etwa 400 bis 420 vor Christus.
In unseren deutschen Bibeln umfasst das Alte Testament 39 Bücher. Diese wurden über einen Zeitraum von etwa 1200 Jahren von rund dreißig verschiedenen Schreibern verfasst. Diese Schreiber waren Könige, Staatsbeamte, Hirten, Musiker und weitere Personen.
Ich habe betont, dass es in unseren deutschen Bibeln 39 Bücher sind, weil die hebräische Bibel weniger Bücher enthält. Das liegt daran, dass in den Übersetzungen gewisse Bücher aufgeteilt wurden. Zum Beispiel wurde das Buch der Könige in Erste und Zweite Könige geteilt, obwohl der Inhalt derselbe ist. Ebenso verhält es sich mit den Chronikbüchern: In der deutschen Bibel gibt es Erste und Zweite Chronik, während es in der ursprünglichen hebräischen Bibel nur ein Buch war.
Nun eine Übersicht über das Alte Testament: Dabei fällt auf, dass die Reihenfolge der Bücher in der hebräischen Bibel anders ist als in den deutschen Bibeln üblich. Das hat jedoch keine Auswirkungen auf die Bedeutung oder den Inhalt.
Die Reihenfolge der Bücher in den deutschen Übersetzungen wurde von der ältesten Bibelübersetzung übernommen, der Septuaginta. Diese Übersetzung wurde im dritten Jahrhundert vor Christus in Ägypten von Juden angefertigt und umfasst das gesamte Alte Testament auf Griechisch.
Die Gliederung des Alten Testaments in der hebräischen Bibel
In der hebräischen Bibel ist der erste Teil die Tora, das Gesetz Moses, das aus fünf Büchern besteht. Dies entspricht auch der deutschen Übersetzung.
Der zweite Teil heißt Die Propheten, auf Hebräisch Nevi'im. Hier wird unterschieden zwischen den vorderen Propheten und den hinteren Propheten. Zu den vorderen Propheten gehören die Bücher Josua, Richter, Samuel und Könige. Deutsche Leser sind oft überrascht, denn diese Bücher erzählen vor allem Geschichte und wirken nicht wie typische prophetische Schriften. Dennoch wurden sie von Propheten verfasst, weshalb sie als vordere Propheten bezeichnet werden.
Die hinteren Propheten umfassen die Bücher Jesaja, Jeremia, Hesekiel und die zwölf kleinen Propheten. Diese Bücher werden im engeren Sinne als Propheten bezeichnet, da sie viele Vorhersagen über die Zukunft enthalten.
Der dritte Teil heißt auf Hebräisch Ketuvim, die Schriften. Dazu gehören das Buch der Psalmen, Sprüche, Hiob, das Hohe Lied, Ruth, Klagelieder, Prediger, Esther, Esra-Nehemia und Chronik. Dieser Teil wird manchmal auch „die Psalmen“ genannt, weil das Buch der Psalmen in der hebräischen Bibel üblicherweise am Anfang dieses dritten Teils steht.
Die besondere Stellung des Buches Daniel
Nun ist Folgendes zu beachten: Das Buch Daniel gehört in den heutigen gedruckten hebräischen Bibelausgaben zum dritten Teil, den Ketuvim. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass man das Buch Daniel ursprünglich unter den Propheten eingeordnet hatte.
So ist es beispielsweise in Qumran in der Handschrift, die man „Vier Kuh 174“ nennt, zu erkennen. Die Bezeichnung 4Q bedeutet Qumran, Höhle Nummer vier von den elf Höhlen in Qumran, und Handschrift Nummer 174. Diese Handschrift wird auch als Florilegium bezeichnet. Dort wird Daniel als „Daniel der Prophet“ erwähnt.
Auch der Herr Jesus spricht im Neuen Testament in Matthäus 24,15 über Daniel, den Propheten. Im Buch Daniel wurde das Kommen des Messias angekündigt. Das ist zwar nichts Besonderes, da sich solche Ankündigungen auch in vielen anderen prophetischen Büchern des Alten Testaments finden, aber im Buch Daniel wurde der genaue Zeitpunkt genannt.
Wenn man die sogenannte Jahrwochen-Prophetie aus Daniel 9 durchrechnet, kommt man auf das Jahr 32 nach Christus. Das ist genau die Zeit, als Jesus Christus als Fürst in Jerusalem einritt. In Daniel 9 heißt es weiter, dass der Messias danach ermordet werden wird. Fünf Tage nach seinem Einritt als Fürst wurde Jesus gekreuzigt.
Im orthodoxen Judentum, das zu dem Schluss kam, dass Jesus von Nazaret nicht der Messias war, stellte diese Passage in Daniel 9 ein großes Problem dar. So groß, dass einer der bedeutendsten Rabbiner des Judentums, Mosche ben Maimon, im Mittelalter in einem Brief an eine Gemeinde im Jemen, den sogenannten „Jemenitischen Brief“, mahnte, man solle diese Zahlen im Buch Daniel nicht nachrechnen. Andernfalls könnten einfache Menschen im Volk enttäuscht werden, wenn sie feststellen, dass die Zeiten abgelaufen sind und der Messias nicht gekommen ist.
Das Buch Daniel stellt somit ein großes Problem dar. Um dies zu umgehen, hat man das Buch Daniel offensichtlich aus dem Propheten-Teil in den hinteren Teil, in die Ketuvim, verbannt.
Es verhält sich folgendermaßen: Wir haben im Gesetz Mose, in der hebräischen Bibel, fünf Bücher. Die Nevi’im, die Propheten, bestehen mit Daniel aus zwanzig Büchern; ohne Daniel sind es neunzehn. Die Schriften, die Ketuvim, bestehen aus zehn Büchern, mit Daniel wären es elf.
Man sieht, es gibt diese nicht gerade harmonischen Zahlen: fünf, neunzehn, elf. Wenn man Daniel jedoch wieder an den richtigen Platz in der Reihenfolge rückt, dann hat man schön fünf Bücher im Gesetz Mose, für die Propheten das Vierfache von fünf, also zwanzig, und für die Ketuvim das Zweifache von fünf, also zehn.
Die Entstehung der fünf Bücher Mose und die Bedeutung des Gesetzes
Die fünf Bücher Mose wurden von Mose verfasst, und zwar ab dem Auszug aus Ägypten, etwa sechzehnhundertsechs vor Christus. Diese Schriften entstanden ab dieser Epoche und wurden auch während der Wüstenwanderung weitergeführt. Das zweite Buch Mose wurde nach dem Auszug aus Ägypten geschrieben. Ebenso das dritte, vierte und fünfte Buch, die ganz am Ende der vierzigjährigen Wüstenwanderung entstanden sind.
Nach dem Auszug aus Ägypten gab Gott Israel das Gesetz, zunächst am Sinai, am Horeb in der Wüste, die Zehn Gebote. Diese Gebote sind nur eine Zusammenfassung der vielen hunderten von Vorschriften, die in den Büchern 2. Mose, 3. Mose, 4. Mose und 5. Mose zu finden sind. Die Gabe des Gesetzes in der Sinaiwüste wurde von enormen Zeichen und Wundern begleitet, die Mose bereits in Ägypten, aber auch während der Wüstenwanderung vollbracht hatte.
Israel erlebte dabei gewaltige übernatürliche Wirkungen des ewigen Gottes. Diese Zeichen und Wunder bestätigten Mose als wahren Propheten des Gottes, der Israel aus Ägypten befreit hatte. Deshalb war es für Israel selbstverständlich, alle fünf Bücher Mose als Gottes Wort anzunehmen.
Darüber hinaus hat Mose auch Psalm 90 verfasst. Wenn man in der Bibel Psalm 90 aufschlägt, steht im hebräischen Grundtext im Titel, dass es sich um ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes, handelt. Dieses Gebet beschäftigt sich mit den Nöten der Wüstenwanderung um sechzehnhundertsechs vor Christus. Man kann sagen, dass dieser Psalm der älteste Psalm ist, der Israel gegeben wurde.
Auch das Buch Hiob wurde von Mose an Israel übergeben – und das aus einem sehr wichtigen Grund. Das Buch Hiob handelt von einer Person, die im Land Uz lebte, dem heutigen Südjordanien. Diese Geschichte spielt in den Jahrhunderten nach der Sintflut, am Ende des dritten Jahrtausends vor Christus, also einige Jahrhunderte vor dem Auszug aus Ägypten.
Das Buch beschreibt einen Mann, der keinen Bezug zum Volk Israel hatte, denn das auserwählte Volk Israel gab es zu dieser Zeit noch nicht. Dennoch wird dieser Mann als gottesfürchtig, gerecht und gottwohlgefällig dargestellt. Für Israel war dies eine wichtige Warnung: Man sollte nicht denken, dass nur sie selbst berufen sind. Nur weil Gott Israel als Volk aus der Welt und aus Ägypten befreit hat, bedeutet das nicht, dass er nicht auch Menschen aus anderen Völkern berufen kann. Diese Menschen können ihm nachfolgen, im Glauben leben und mit Gottes Kraft ein gottwohlgefälliges Leben führen.
Diese Schriften – die fünf Bücher Mose, Hiob und Psalm 90 – bildeten die ersten Schriften, die Israel hatte. Man kann sie als die Anfangsbibel bezeichnen.
Die Führung Israels ins verheissene Land und die Zeit der Richter
Am Ende der Wüstenwanderung starb Moses. Nach Gottes Auftrag setzte er Joshua als seinen Nachfolger ein und legte ihm zum Zeichen der Identifikation seine Hände auf. So steht es in 5. Mose 34. Dieser Joshua führte Israel dann ins verheißene Land.
Unter Joshua wurde die erste Festung, das erste Bollwerk gegen Israel im verheißene Land, erobert: Jericho. Auf dem Bild sieht man Überreste des unteren Teils der Mauer aus der Zeit Joshuas. Viele Leute sagen, das sei ein Märchen. Sie behaupten, zur Zeit des Auszugs aus Ägypten hätte Jericho gar keine Mauer gehabt, es sei keine Stadt gewesen, und daher könne auch keine Mauer eingestürzt sein, als Joshua und das Volk Israel ins Land einzogen.
Dies ist jedoch ein schwerer Irrtum. Der Grund dafür ist, dass der Bibel eine falsche Chronologie unterlegt wurde. Man behauptet, der Auszug aus Ägypten sei etwa 1230 vor Christus gewesen. Natürlich hatte Jericho damals keine Mauer und war keine Stadt mehr. Aber die Bibel sagt nicht, der Auszug sei 1230 vor Christus gewesen. Wenn man die biblischen Zahlen zusammenrechnet und alle Zahlen ernst nimmt, ohne eine einzige nachträglich zu korrigieren, kommt man auf 1666 vor Christus.
Damals war Jericho eine beeindruckende Festung. Es war umgeben von einer mächtigen Zyklopenmauer, das bedeutet eine Mauer aus riesigen Steinen. Darüber befand sich eine nochmals mächtige Tonziegelmauer, die im Jahr 1566 vor Christus nach außen herunterfiel. Die Überreste wurden gefunden.
Hier sieht man also noch den unteren Teil der Steine und die Tonziegel, die außen herunterfielen. Das ist die originale Mauer aus dieser Zeit. Unter Joshua wurde das Land eingenommen und in Besitz genommen durch Israel. Joshua schrieb als anerkannter Prophet, der von Moses selbst anerkannt war, das Buch Joshua.
Bald nach diesen ersten Jahren im Land, nach etwa zwanzig Jahren, begann die Zeit der Richter – von Othniel bis Samuel. Diese Zeit wird im nächsten Buch der Bibel beschrieben, im Buch der Richter. Es war eine Periode von 450 Jahren, wie uns Apostelgeschichte 13 erklärt.
Auf dem Bild sieht man übrigens den Palast von Jabin aus der Zeit der Richterin Deborah. Dieser Palast wurde in Hazor ausgegraben und wieder teilweise hergerichtet, sodass man ihn heute im Detail anschauen kann. Das hat das Buch der Richter beschrieben.
Weiterhin habe ich gesagt, der letzte Richter war Samuel, der auf Eli folgte. Das wird im Buch Samuel beschrieben. Ursprünglich war es ein Buch, in der deutschen Übersetzung erst als Zweiter Samuel bekannt, aber ursprünglich einfach das Buch Samuel. Auch das Buch Ruth handelt von dieser Zeitepoche der Richter, wie gleich am Anfang des Buchs beschrieben wird.
Diese Bücher wurden vom Propheten und Richter Samuel geschrieben. Er verfasste das Buch der Richter, das Buch Ruth und einen Teil des Buches Samuel. Nach dem Tod Samuels schrieben weitere Propheten an dem Buch Samuel mit, darunter der Prophet Gad und Nathan.
Woher wissen wir diese Details? Es gibt ein wichtiges Traktat im Talmud, das Traktat Baba Batra 15a. Dort findet man Informationen über die Schreiber der Bibel, des Alten Testaments. Diese Quelle liefert uns solche Details, wie ich sie gerade erklärt habe.
Für diejenigen, die nicht wissen, was der Talmud ist: Er ist das wichtigste rabbinische Schriftwerk nach der Bibel. Er ist kein Teil der Bibel, sondern der bedeutendste rabbinische Kommentar im Judentum nach der Bibel.
Die Prüfung der Propheten und die Bedeutung der Prophetie
Jeder Prophet musste zunächst den Prophetentest bestehen. Dabei gibt es zwei grundlegende Punkte.
Erstens musste der Prophet in Israel mit seiner Lehre völlig mit der Tora übereinstimmen. Die Tora umfasst die fünf Bücher Mose, die für Israel eindeutig Gottes Wort sind. Moses war durch zahlreiche Zeichen und Wunder bestätigt, und zwar in einem Ausmaß, wie es zuvor in der biblischen Geschichte nie gesehen wurde. Dieser Grundsatz wird deutlich in 5. Mose 13. Dort erklärt Mose selbst, dass ein Prophet, auch wenn er etwas voraussagt, das sich erfüllt, aber falsche Lehren verbreitet und die Menschen von dem Gott der Bibel wegführt, ein falscher Prophet ist. Das gilt selbst dann, wenn seine Vorhersagen eintreffen.
Zum zweiten Test gehört, dass jede Prophetie ein Volltreffer sein muss. Ein Prophet, der nur gelegentlich richtige Vorhersagen macht, zwischendurch aber auch falsche, ist kein Prophet Gottes und muss verworfen werden. Dies wird in 5. Mose 18 betont: Die Prophetie muss hundertprozentig zutreffen. Natürlich bezieht sich das auf Prophezeiungen, die innerhalb der Lebenszeit des Propheten erfüllt werden sollten.
Die Propheten sprachen oft von der Endzeit, wenn der Messias als König der Welt kommen und sein Reich von Frieden und Gerechtigkeit errichten würde. Diese Ereignisse sollten in der Endzeit stattfinden, also weit entfernt von der Zeit, in der die Propheten lebten. Solche Vorhersagen konnten in der Lebenszeit der Propheten nicht überprüft werden.
Dennoch mussten alle Propheten auch Nahzeitprophetie bringen. Sie durften nicht nur von der fernen Zukunft oder der Endzeit sprechen, sondern mussten auch über ihre eigene Zeit prophetisch reden. Dabei musste jede Prophetie ein absoluter Volltreffer sein. Andernfalls galten sie als falsche Propheten. Das war zum Beispiel bei Samuel, Gad und Nathan der Fall.
So konnte Israel diese Propheten als von Gott kommend akzeptieren. Damit wurden auch ihre Schriften als von Gott inspiriert anerkannt – nicht als menschliche Bücher, sondern als Gottes Wort.
Die Psalmen und Weisheitsliteratur in der Zeit der Könige David und Salomo
Von 1056 bis 1016 vor Christus war David König in Israel. David schrieb mindestens fünfundsiebzig Psalmen. Im Buch der Psalmen gibt es insgesamt hundertfünfzig Psalmen. Wir wissen, dass Psalm 90 von Mose stammt. Doch von fünfundsiebzig Psalmen können wir mit Sicherheit sagen, dass sie von David sind. Das erkennen wir daran, dass dreiundsiebzig Psalmen im Grundtext in der Überschrift den Vermerk „Le David“ tragen. Zwei weitere Psalmen werden im Neuen Testament ausdrücklich als von David stammend ausgewiesen.
Darum sage ich mindestens fünfundsiebzig, denn manche Psalmen haben keine Angabe im Titel. Einige davon könnten ebenfalls von David sein. Mindestens die Hälfte des Psalmenbuches ist jedoch von König David.
Weitere Psalmen, deren Autoren im Grundtext der Bibel durch Titel ausgewiesen sind, stammen von den Söhnen Choras. Andere Autoren sind Asaf, Heman und Ethan. Asaf war einer der drei großen Dirigenten des Tempelorchesters im Salomonischen Tempel. Dieses Orchester mit viertausend Musikern wurde bereits von König David eingesetzt. David hatte eine Art Konservatorium eingerichtet. Im Buch der Chronik wird beschrieben, wie es dort erfahrene Musiker, Lehrlinge und weitere Musiker gab. So wurden die jungen Leute von den erfahrenen Berufsmusikern im Tempel angewiesen und ausgebildet. Asaf war also einer dieser großen Dirigenten und gleichzeitig Psalmdichter.
Heman und Ethan waren ebenfalls bedeutende Persönlichkeiten aus der Zeit der Epoche von König David.
David wurde auf dem Königsthron über Israel von seinem Sohn Salomo abgelöst. Salomo regierte nach strenger Chronologie in den Jahren 1016 bis 967 vor Christus. König Salomo schrieb das Hohelied. Dieses Buch beschreibt seine junge Ehe mit Sulamit. Es ist ein wunderbares Buch, das die Schönheit der ehelichen Liebe schildert.
Salomo schrieb außerdem das Buch der Sprüche, das Buch Prediger sowie Psalm 127. Auch hier wird im Grundtext ausgewiesen, dass diese Werke von Salomo stammen („Lischlomo“ bedeutet „von Salomo“).
So wuchs die Bibel über Jahrhunderte hinweg.
Am Ende seines Lebens fiel Salomo jedoch in Götzendienst. Als alter Mann erlebte er aber eine Umkehr. Diese Umkehr wird im Buch Prediger bezeugt. Im Buch Prediger beschreibt Salomo die Zeit, in der er ohne Gemeinschaft mit Gott gelebt hatte. Immer wieder wiederholt sich darin der Refrain „Eitelkeit der Eitelkeit“. Im Hebräischen bedeutet „Eitelkeit“ „Hauch“, „Nichtigkeit“ oder „Hevel“. Es ist also sinnlos und leer, ein Leben ohne Gemeinschaft mit Gott zu führen, wenn man sich nicht unter die Autorität des Wortes Gottes, der Bibel, stellt.
Salomo warnt die Menschen davor, diese schrecklichen Erfahrungen zu wiederholen. Er berichtet, dass er an vielen Stellen versucht hat, ein erfülltes Leben zu finden, doch das brachte nichts. Er hatte Reichtum sondergleichen und lebte im Luxus, doch all das konnte sein Herz nicht erfüllen. Auch Vergnügungen brachten keine Erfüllung.
Am Ende zieht er die Summe, das Endergebnis: „Fürchte Gott und halte seine Gebote, denn das ist der ganze Mensch.“ Das macht das Menschsein aus. Eine Beziehung zu Gott lebt von Gottesfurcht und von Gehorsam gegenüber der Bibel.
So kam Salomo also wieder zurecht, und das wird im Buch Prediger eindrucksvoll bezeugt.
Die Spaltung Israels und die Zeit der Könige und Propheten
Nach Salomos Tod kam es zur Spaltung Israels in zwei Nationen: das Nordreich Israel mit den zehn Stämmen und das Südreich Juda mit den Stämmen Juda und Benjamin. Diese Spaltung war eine Strafe dafür, dass Salomo im Götzendienst gefallen war und Israel auf diesen Weg mitgezogen hatte.
Man könnte sich fragen: Warum eine Strafe, wenn Salomo doch wieder zur Besinnung gekommen war? Wie ist das, wenn jemand ein Vergehen begeht und dann sagt: „Es tut mir leid, ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und es nie wieder tun.“ Was sagt der Richter in so einem Fall? Braucht es dann keine Strafe? Nein, natürlich braucht es eine Strafe. Es kann zwar Strafmilderung geben, aber wenn das Rechtssystem darauf aufgebaut wäre, keine Strafe zu verhängen, dann würden die Menschen animiert, nachlässig zu leben.
Gott ließ deshalb Konsequenzen aus einem falschen Weg entstehen, um uns alle zu warnen. Wir können nicht einfach sagen: „Ich mache das jetzt, und wenn es mir leid tut, ist alles wieder gut.“ Natürlich reicht es, wenn es einem wirklich leid tut, und Gott vergibt, wenn ein Mensch ehrlich umkehrt, seine Schuld bereut und um Vergebung bittet. Aber die Folgen unserer Handlungen bleiben oft bestehen.
Hier sieht man eine Liste aller Könige, die über das Nordreich regierten. Sie waren alle gottlos und wandten sich von der Bibel ab. Im Gegensatz dazu gab es im Südreich eine Reihe gottesfürchtiger Könige, die teilweise sogar Reformen einleiteten.
Verstehen Sie das Wort „Reformation“ richtig? „Re“ bedeutet im Lateinischen „zurück“ und „Formation“ „Form“. Reformation heißt also, etwas wieder in die ursprüngliche Form zurückzubringen. Diese Könige führten das Volk zurück zur Bibel, zum Wort Gottes. Das ist Reformation.
In der Zeit dieser Könige traten viele Propheten auf, sowohl im Nordreich, wo alle Könige gottlos waren, als auch im Südreich. Ich habe das hier so dargestellt: Der älteste der späteren Propheten war Obadja, der in der Zeit von König Joram (889 bis 887 v. Chr.) wirkte.
Etwas später kam Joel, der das Buch Joel schrieb. Beide gehören zu den sogenannten „kleinen Propheten“. „Klein“ bedeutet hier nicht unbedeutend, sondern bezieht sich auf die Kürze ihrer Bücher im Vergleich zu langen Büchern wie Jesaja mit 66 Kapiteln.
Eine besonders prophetische Zeit war die Epoche der Könige Usija, Jotam, Ahas und Hiskia. In diese Zeit fallen die Propheten Hosea, Amos und Micha, drei weitere kleine Propheten. Hosea ist das längste Buch unter den kleinen Propheten und steht daher am Anfang der Reihenfolge, nicht Obadja. Obadja umfasst nur ein Kapitel und bezieht sich prophetisch auf Edom, das Gebiet südlich von Jordanien.
Hosea hingegen bietet die umfassendste prophetische Sicht und wurde deshalb an den Anfang der zwölf kleinen Propheten gestellt. Die Reihenfolge der kleinen Propheten ist so angelegt, dass sie abwechselnd Propheten aus dem Nordreich und dem Südreich aufführt, bis die zehn Stämme nach Assyrien weggeführt wurden. Danach gibt es nur noch Propheten aus dem Südreich.
Weiter in der Übersicht fällt der Prophet Jona in die Zeit von Jerobeam II. Noch später kommen Nahum, Habakuk, Zefanja und der Prophet Jeremia, die im Zusammenhang mit den letzten Königen von Juda wirken, bis zum Untergang Jerusalems und der Wegführung der Juden nach Babylon.
In diese Zeit fällt auch Ezechiel, der bis mindestens 571 v. Chr. wirkte, sowie Daniel, der nach Babylon weggeführt wurde und dort bis mindestens 536 v. Chr. tätig war.
Die babylonische Gefangenschaft und die Rückkehr nach Jerusalem
Wie gesagt, die zehn Stämme wurden wegen ihrer Gottlosigkeit und weil sie von der Bibel weggekommen waren, im Jahr 722 vor Christus nach Assyrien weggeführt. Das entspricht dem heutigen Nordirak. Dieses Gebiet, in dem in den vergangenen Jahren der IS gewütet hat, umfasst unter anderem die Ninive-Ebene. Das ist typisch für Assyrien in der Bibel.
Das Königreich im Süden, das Königreich Juda, kam in den Jahren 606 bis 582 v. Chr. zum Ende. In vier Phasen wurden sie nach Babylon deportiert. Diese Zeit wird als babylonische Gefangenschaft bezeichnet und endete im Jahr 539 v. Chr. Das Südreich wurde also nach Babylonien gebracht, dem heutigen Südirak. Babylonien in der Bibel umfasst das Gebiet des Südiraks bis etwas nördlich über Bagdad hinaus.
Die zehn Stämme durften nie mehr zurückkehren, doch die zwei Stämme kehrten nach der babylonischen Gefangenschaft wieder zurück. Dabei muss ich natürlich sagen: Die zehn Stämme sind nicht einfach verloren gegangen, nur weil man die Weggeführten nach Assyrien in der weiteren Geschichte kaum oder gar nicht mehr identifizieren kann.
Es war nämlich so, dass gerade nach dem Tod Salomos viele Gottesfürchtige aus den zehn Stämmen zum Südreich übergelaufen sind. Sie hatten gesehen, dass Gott mit ihnen war und dass ihnen die Bibel noch etwas bedeutete. Das können Sie ab 2. Chronik 12 nachlesen. Dort sieht man, wie aus allen zehn Stämmen in verschiedenen Phasen Menschen ins Südreich übergelaufen sind, später auch unter Asa (2. Chronik 5), unter Asa (2. Chronik 15) und unter Hiskia (2. Chronik 30). So gab es schließlich im Südreich Vertreter aller zwölf Stämme.
Diese wurden nach Babylon weggeführt, durften aber wieder zurückkehren. Die Perser und Meder – die Meder sind übrigens Vorfahren der heutigen Kurden – eroberten Babylon. Sie erlaubten den Juden in Babylon, wieder heimzukehren, ihre Heimat, den Tempel und auch die Stadt Jerusalem wieder aufzubauen.
So kehrten um 539/538 vor Christus etwa 200 Menschen aus der babylonischen Gefangenschaft zurück. Sie begannen sofort, den Tempel auf dem Tempelplatz in Jerusalem wieder aufzubauen. Dort, wo heute der Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee stehen, wurde der zweite Tempel genau auf den Ruinen des salomonischen Tempels errichtet.
Damals wussten diese Heimkehrer, dass sie ins Land Israel gingen, um dem kommenden Messias dort zu begegnen. Denn schon der Prophet Micha hatte in Kapitel 5 am Anfang gesagt, dass der Messias in Bethlehem geboren werden würde. Es war klar, dass er nicht irgendwo in Babylon erscheinen würde. Deshalb mussten sie zurück ins Land der Väter, denn dort würde der Messias geboren werden.
Aus dem Buch Daniel wussten sie außerdem, wann der Messias kommen würde, in welcher Zeit. So kehrten sie zurück, um dem Messias zu begegnen.
Die Aufbewahrung der Schriften im Tempel und die letzten Propheten des Alten Testaments
Das Alte Testament, die Schriften des Alten Testaments, wurden im Tempel in Jerusalem aufbewahrt. Hinweise darauf finden wir in 5. Mose 31,26, wo Gott zu Mose sagt, dass das fünfte Buch Mose direkt neben der Bundeslade platziert werden muss.
In Haggai 2,5 spricht Gott zu denen, die den Zweiten Tempel bauten, und sagt: „Mein Geist und mein Wort bestehen zusammen in eurer Mitte, im Tempel.“ So musste das Wort Gottes, also die besten Handschriften des Alten Testaments, im Tempel aufbewahrt werden.
Übrigens nennt der Apostel Paulus in 2. Timotheus 3,15 die Schriften des Alten Testaments „die heiligen Buchstaben“. Das Wort „heilig“ ist hier nicht das gewöhnliche „hadios“, das einfach „abgesondert“ oder „für Gott beiseitegestellt“ bedeutet. Es handelt sich vielmehr um das Wort „hieros“, das „die Heiligkeit des Tempels habend“ bedeutet. Wenn Paulus also von „den heiligen Buchstaben“ spricht, meint er die Buchstaben, die die Heiligkeit des Tempels besitzen, weil die besten Handschriften eben im Tempel aufbewahrt wurden.
In der Zeit der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft traten die Propheten Haggai und Sacharja auf. Sie sind die letzten der kleinen Propheten, noch vor Maleachi. Ezra war ein Schriftgelehrter, der die Tora, das Gesetz Mose, in Israel lehrte. Er brachte dem Volk, das aus der Gefangenschaft zurückgekehrt war, wieder neu bei, was genau Gottes Wille ist und wie die Tora zu verstehen ist.
Ezra schrieb das Buch der Chroniken, ein Teil davon wurde auch von Nehemia verfasst, einem Mitarbeiter Ezras. Das Buch Esther wurde von Mordechai noch in der Verbannung in Persien geschrieben. Im Talmud werden diese Personen als „die Männer der großen Synagoge“ bezeichnet. Es heißt, dass diese Männer der großen Synagoge die heiligen Schriften verfassten. Dazu gehören Leute wie Ezra, Haggai, Sacharja und der letzte Prophet Maleachi.
Das Buch Nehemia beschreibt, wie im Jahr 445 v. Chr. Jerusalem wieder aufgebaut wurde. Besonders interessant ist ein Mauerabschnitt, den ich fotografiert habe. Es handelt sich um einen originalen Überrest der Mauer von Nehemia, die in jüngerer Vergangenheit freigelegt wurde. Diese Mauer befindet sich direkt über dem Millo, einer Steinaufschüttung, die David einst im Zusammenhang mit seinem Palast gebaut hatte.
Bemerkenswert ist auch, dass sich diese Stätte in Ostjerusalem befindet. Ostjerusalem war immer die Hauptstadt Israels und der jüdischen Bevölkerung. Das scheint der UNESCO und der UNO nicht ganz klar zu sein. Sie haben den Eindruck, es handele sich vor allem um einen islamischen Bezug. Doch man muss ihnen einfach die Geschichte vermitteln. Die UNESCO ist zwar eine kulturelle Organisation der UNO, aber offensichtlich läuft es dort nicht immer ganz so kulturell ab.
Das Ende der alttestamentlichen Prophetie und die Apokryphen
Und wir kommen jetzt zum Ende des Alten Testaments. Der letzte Prophet war Malachi, und in seinem Buch finden wir die allerletzten Ankündigungen des Kommens des Messias.
Im Talmud, im Traktat Sanhedrin 10a – wobei 10 immer die Seite bezeichnet, a die Vorderseite und b die Rückseite – steht: Nach dem Tod der Propheten Sacharja, Haggai und Malachi wich der Heilige Geist von Israel. Das ist interessant. Nach Malachi traten keine Männer mehr in Israel auf, die den Anspruch erheben konnten, ein Schriftprophet zu sein, so wie die früheren Bibelschreiber. Keiner konnte mehr den Prophetentest bestehen und der Bibel etwas hinzufügen. In Israel war das klar: Der Heilige Geist war gewichen.
Natürlich wurden auch in der Zeit nach Malachi noch Bücher in Israel geschrieben. Das Neue Testament ist bereits abgeschlossen, mit der Offenbarung des Johannes, die etwa in den letzten Jahren des ersten Jahrhunderts verfasst wurde. Seither sind im Christentum viele Bücher geschrieben worden, jedoch ohne Anspruch auf göttliche Inspiration. Ebenso wurden in Israel nach den letzten Propheten Bücher verfasst, aber auch hier ohne Anspruch auf Inspiration.
In manchen Bibelausgaben findet man zwischen dem Alten und Neuen Testament die sogenannten Apokryphen eingefügt. Es sind vierzehn Bücher, wie Erstes und Zweites Makkabäer, Judit, Tobias und andere. Diese Bücher wurden von Juden in der Zeit nach Malachi geschrieben, jedoch ohne Anspruch auf göttliche Inspiration.
Hieronymus, der um das Jahr 400 nach Christus die Bibel ins Lateinische übersetzte – die sogenannte Vulgata, die offizielle Bibelübersetzung der katholischen Kirche – übersetzte auch die Apokryphen. Er stellte jedoch klar, dass diese Bücher nicht von Gott inspiriert seien.
Im Konzil von Trient im 16. Jahrhundert wurde allerdings beschlossen, dass jeder, der diese Apokryphen als Gottes Wort ablehnt, verflucht sei. Hier zeigt sich ein Konflikt: Hieronymus, der heiliggesprochen wurde, hatte gesagt, diese Bücher seien nicht Gottes Wort. Das Konzil von Trient hingegen erklärte, etwa zweitausend Jahre nach Malachi, dass diese Bücher doch Gottes Wort seien. Dabei hatten die Schreiber der Apokryphen selbst nie den Anspruch erhoben, inspiriert zu sein.
Der Schluss des zweiten Makkabäerbuches sagt: Immer Wasser trinken ist nicht interessant, und immer Wein trinken auch nicht, sondern ab und zu so, ab und zu so. Der Schreiber hofft, dass dieses Buch zur Abwechslung beiträgt. Dieses Buch ist also Unterhaltungsliteratur, und zwar höhere Unterhaltungslektüre. Es ist historisch sehr wichtig, wenn auch nicht so genau wie das erste Makkabäerbuch, aber doch von Bedeutung. Es beansprucht jedoch nie, mit den Worten „So spricht der Herr“ zu sprechen, wie es bei den Propheten üblich ist.
Es ist also wichtig zu sehen, dass der Heilige Geist von Israel gewichen ist, und das war in ganz Israel klar. Deshalb wurden keine weiteren Bücher mehr als Teil der Bibel akzeptiert.
Die Prophezeiung des kommenden Messias im Buch Malachi und die Ankunft Jesu
Aber Malachi hat es in sich. In Malachi 3,1 hört man die Stimme des Messias, der sagt: „Siehe, ich sende meinen Boten, dass er den Weg bereite vor mir her.“ Der Messias kündigt an, dass er einen Propheten haben wird, der ihn einführen wird.
Das ist interessant, denn Johannes der Täufer war genau so ein Prophet. Nach 400 Jahren Schweigen der Propheten, insbesondere der Schriftpropheten, trat Johannes der Täufer auf und führte Jesus Christus als Messias in Israel ein. Das wird hier prophezeit: „Siehe, ich sende meinen Boten, dass er den Weg bereite vor mir her.“
Im nächsten Satz heißt es: „Und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr sucht, ja, der Bote des Bundes, den ihr begehrt. Siehe, er kommt“, spricht der Herr der Heerscharen. Hier wird gesagt, dass der Messias überraschend und plötzlich auftreten und zu seinem Tempel kommen wird.
Daraus konnte man schließen, dass, wenn der Messias kommt, der jüdische Tempel in Jerusalem stehen muss. Der Tempel stand bis zum Jahr 70 nach Christus, als er von den Römern verwüstet wurde. Seitdem konnte der jüdische Tempel nie wieder aufgebaut werden.
Zuerst waren die Römer die Gegner, und später kam im 7. Jahrhundert nach Christus die islamische Eroberung Jerusalems. Seitdem gibt es dort die beiden islamischen Schreine, den Felsendom und die El-Aqsa-Moschee, und kein jüdischer Tempel steht mehr an dieser Stelle.
Man sieht also, dass in den vergangenen zweitausend Jahren, ab dem Jahr 70, der Messias gar nicht hätte kommen können, weil der Tempel nicht mehr existierte. Deshalb musste der Messias noch vor dem Jahr 70 das erste Mal kommen und plötzlich zu seinem Tempel kommen.
Etwas mehr als einen Monat nach der Geburt Jesu gingen Maria und Joseph mit dem Kind von Bethlehem nach Jerusalem. Maria brachte ihr Opfer dar, denn nach der Entbindung muss eine Frau ein Opfer darbringen, wie es im 3. Mose beschrieben ist.
Da Jesus der erstgeborene Sohn war, mussten sie ihn als Erstgeborenen darbringen. Das tat dann Simeon, wie es in Lukas 2 beschrieben wird. Diese Darbringung musste im Tempel geschehen.
So kamen sie mit dem Baby, das etwas älter als einen Monat war, zum Tempel. Die meisten bemerkten nicht, dass der Messias da war. Es war völlig überraschend: „Plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr sucht, der Messias, auf den ihr hier wartet.“
Abschluss und musikalischer Übergang
Nun machen wir an dieser Stelle eine kurze musikalische Unterbrechung. Danach kommen wir bald zum Neuen Testament.
Ich spiele die Passacaglia von Händel aus der siebten Suite.