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David gelangt zum Königtum (1)

2. Samuel (Vers-für-Vers), Teil 1/28
13.03.20242. Samuel 1,1-2,32
SERIE - Teil 1 / 282. Samuel (Vers-für-Vers)
Ein Amalekiter überbringt David die Todesnachricht Sauls und lügt bei der Geschichte, um sich einen Vorteil bei David zu verschaffen. Diese Unwahrheit wird ihm zum Verhängnis. Nun kann David mit seiner Regentschaft beginnen, jedoch erst einmal nur in Juda.

Übergang von Samuel zu David: Ein neuer Abschnitt beginnt

Mit dem ersten Buch Samuel sind wir nun fertig. Hier findet ein tiefer Einschnitt statt. Allerdings muss ich sagen, dass im Urtext 1. und 2. Samuel ursprünglich ein einziges Buch waren. Erst später in der Geschichte wurden sie in zwei Bücher aufgeteilt. Daher muss man dem keine besondere Bedeutung beimessen. Erster Samuel oder Zweiter Samuel ist einfach das Buch Samuel.

An diesem Buch hat der Prophet Samuel selbst mitgeschrieben. Natürlich nicht das gesamte Buch, sondern nur bis zu seinem Tod. Danach haben weitere Schriftpropheten daran mitgewirkt.

Übrigens wissen wir aus der jüdischen Überlieferung, dass Samuel auch andere Bücher verfasst hat. Im Talmud gibt es ein Traktat, das wertvolle Informationen über die Autorschaft liefert. Dort erfahren wir, dass auch das Buch Richter von Samuel geschrieben wurde, ebenso das Buch Ruth und ein wichtiger Teil von Samuel.

Der Übergang von 1. Samuel 31 zu 2. Samuel 1 ist also nicht einfach ein Wechsel von einem Buch zum anderen. Inhaltlich findet hier jedoch ein großer Einschnitt statt. Die Zeit, in der David unter Saul und dessen Hass gegen ihn gelitten hat, ist vorbei.

Nach dieser langen Zeit der Verfolgung hat Gott David aus der Hand Sauls befreit. Dazu siehe Psalm 18, Vers 1: Dort heißt es im Vorsängertext „Von David, der die Worte dieses Liedes an den Herrn redete an dem Tag“ – ein fester hebräischer Ausdruck, der nicht einen Kalendertag oder Sonnentag meint, sondern eine bestimmte Epoche. Es ist die Zeit, in der der Herr David aus der Hand aller seiner Feinde und aus der Hand Sauls errettet hat.

David spricht dort: „Ich liebe dich, Herr, meine Stärke! Der Herr ist mein Fels, meine Burg und mein Retter, mein Gott, mein Schutz. Zu ihm werde ich Zuflucht nehmen, mein Schild und das Horn meines Heils, meine hohe Festung.“

Es wird erwähnt, dass David in dieser Zeit aus der Hand Sauls errettet wurde. Doch ich muss sagen, das war noch nicht ganz erfüllt mit 1. Samuel 31. Denn David hatte noch weitere Feinde. Das werden wir jetzt in 2. Samuel sehen, wo David schließlich zum Königtum gelangt.

Dieser Weg war noch steinig, bis wirklich Ruhe einkehrte. Aber ein entscheidender Schritt war die Errettung aus der Hand Sauls.

Davids innere Ruhe und Gottes Nähe nach der Verfolgung

Und dann sehen wir, wie David schließlich innerlich zur Ruhe kommt. Er kann dem Herrn so viele Namen geben: Herr, also der Ewige, Yahweh, meine Stärke, mein Fels, meine Burg, mein Retter, mein Gott, mein Schutz, mein Schild, das Horn meines Heils, meine hohe Festung. Dabei fällt auf, wie oft er „mein, mein, mein“ sagt. Das zeigt, wie sehr er sich wirklich an den Herrn klammerte und diese Beziehung zum Herrn suchte.

Doch das sagte er erst, nachdem Gott ihn durch viele Prüfungen geformt hatte. Nach jener langen Nacht der Verfolgung kommt David ans Licht, wie es in 2. Samuel 1,2,3,4 beschrieben ist. Dazu möchte ich einen Vers aus Psalm 112 lesen, Vers 4: „Den Aufrichtigen geht Licht auf in der Finsternis, er ist gnädig und barmherzig und gerecht.“

Dieser biblische Grundsatz wird hier ausgedrückt: Nach der dunklen Zeit, die von Prüfungen geprägt ist, gibt es schließlich Licht. Das war übrigens der Wahlspruch der Hugenotten. Die Hugenotten, die für ihren Glauben in Frankreich furchtbar verfolgt wurden, sagten: „Post tenebras lux“ – nach der Finsternis das Licht. Das entspricht genau der Aussage von Psalm 112.

Sie haben wirklich viel Finsternis erlebt. Man denkt an die Bartholomäusnacht, als die Verfolgung der Hugenotten begann und 30 Menschen getötet wurden. Danach ging die Verfolgung durch die katholische Kirche weiter. Doch die Hugenotten hielten unbeirrt an ihrem Glauben fest: Nach der Finsternis das Licht.

In dieser Verfolgungszeit stach eine Frau besonders hervor: Marie Durand. Sie wurde in Südfrankreich als junges Mädchen im „Tour de la Constance“ eingesperrt. Sie hätte nur einen Satz sagen müssen: „j'abjure“ – ich schwöre ab – und wäre frei gewesen. Doch damit hätte sie das Evangelium verleugnet, das ihr so wertvoll war. Das Evangelium, das besagt, dass wir allein durch den Glauben gerettet werden.

Im Gefängnis, ohne Werkzeug, ritzte sie immer wieder mit ihren Fingernägeln in den Stein. Man kann es heute noch lesen: „Resiste“ – widerstehen. Als relativ bejahte Frau wurde sie später freigelassen. Sie hat durchgehalten in dieser Not, genau nach dem Grundsatz „nach der Finsternis das Licht“.

Die Nachricht vom Tod Sauls und Davids Reaktion

Nun lesen wir in 2. Samuel 1: Es geschah nach dem Tod Sauls, als David von der Schlacht gegen die Amalekiter zurückgekehrt war, dass David zwei Tage in Ziklag blieb.

Wir wissen, dass die Ortschaft Ziklag von den Amalekitern verbrannt wurde. Das waren also schon zwei schmerzhafte Tage in Ziklag: Alles war verbrannt, alles kaputt. Doch alle Weggeführten konnten heimgeführt werden, sogar die ganze Beute, wie wir gesehen haben.

Am dritten Tag aber kam ein Mann aus dem Lager Sauls. Seine Kleider waren zerrissen, und Erde war auf seinem Haupt. Als er zu David kam, fiel er auf die Erde und warf sich nieder.

Da kommt also jemand aus dem Armeelager Sauls – ein weiter Weg, nicht wahr? Von den Höhen Gilboas nach Ziklag, wie wir gesehen haben, liegt das südwestlich von Hebron. Die äußeren Zeichen zeigen deutlich, dass der Mann offensichtlich erschüttert ist: Kleider zerrissen, Erde auf dem Haupt – genauso wie es einst Hiob getan hatte, als er ins Unglück fiel. Und er fällt vor David nieder.

Was will er?

David sprach zu ihm: „Woher kommst du?“ Er antwortete: „Ich bin aus dem Lager Israels entkommen.“

David fragte weiter: „Wie steht die Sache? Berichte mir doch.“ David ist interessiert an dem Volk Gottes, das auf der anderen Seite stand und ihm eigentlich feindlich gesinnt war. Doch er möchte wissen, was geschehen ist.

Der Mann berichtete: „Das Volk ist aus dem Kampf geflohen, und auch viele vom Volk sind gefallen.“ Das zeigt die Katastrophe um Saul, dass schließlich viele im Krieg gestorben sind – gefallen und gestorben. Auch Saul und sein Sohn Jonathan sind tot.

David sprach zu dem Jüngling, der ihm berichtete: „Wie weißt du, dass Saul und sein Sohn Jonathan tot sind?“

Der Jüngling antwortete: „Ich geriet zufällig auf das Gebirge Gilboa.“

Eigenartig, dass er da zufällig hinkommt.

Er fuhr fort: „Siehe, Saul stützte sich auf sein Speer. Die Wagen und die Reiter setzten ihm hart nach. Er wandte sich um, sah mich und rief mir zu. Ich sprach: ‚Hier bin ich.‘ Er fragte mich: ‚Wer bist du?‘ Ich antwortete: ‚Ich bin ein Amalekiter.‘ Er sagte zu mir: ‚Tritt doch her zu mir und töte mich, denn die Verwirrung hat mich ergriffen, aber mein Leben ist noch ganz in mir.‘

Da trat ich zu ihm hin und tötete ihn, denn ich wusste, dass er seinen Fall nicht überleben würde. Ich nahm ihm das Diadem, das auf seinem Haupt war, und die Armspange, die an seinem Arm war, und habe sie zu meinem Herrn hierhergebracht.“

Da fasste David seine Kleider und zerriss sie. Alle Männer, die bei ihm waren, taten ebenso. Sie klagten, weinten und fasteten bis zum Abend – um Saul, um seinen Sohn Jonathan, um das Volk des Herrn und um das Haus Israel, weil sie durch das Schwert gefallen waren.

Zweifel an der Wahrheit des Berichtes und Davids Haltung

Eigenartiger Bericht, nicht wahr? Zufällig kommt er da auf die Gilboa-Höhen. Dann sieht er Saul, der sich auf seinen Speer stützt.

Im inspirierten Bericht in Kapitel 31 haben wir jedoch gesehen, dass Saul sich in sein Schwert stürzte. Es war so, dass Saul schließlich durch das Schwert starb. Wir haben gelesen in 1. Samuel 31,5. Ich lese nochmals ab Vers 4:

Da sprach Saul zu seinem Waffenträger: „Zieh dein Schwert und durchbohre mich damit, damit nicht diese Unbeschnittenen kommen und mich misshandeln.“ Sein Waffenträger aber wollte nicht, denn er fürchtete sich sehr. Da nahm Saul das Schwert und stürzte sich hinein.

Als sein Waffenträger sah, dass Saul tot war, stürzte auch er sich in sein Schwert und starb mit ihm. Das ist ja gar nicht dasselbe. Es wird nichts gesagt, dass ein Amalikiter kam und Saul tötete. Stattdessen tötete sich Saul mit dem Schwert selbst. Als er tot war, beging auch sein Waffenträger Selbstmord.

Dann hat der Amalikiter noch ein Diadem und eine Armspange als Beweisstücke. Was war mit dem Mann? Er war ein Lügner. Er dachte, das sei die Gelegenheit, jetzt ist der Moment gekommen, wo David zur Macht kommen wird. Er wollte eine hohe Position erhalten, wenn er David zeigen könnte, dass er Saul beseitigt hätte.

David erkannte den Mann überhaupt nicht. David war ja derjenige, der, auch wenn sich Gelegenheiten boten, Saul hätte töten können, es nicht tat. Sogar seine Freunde hatten ihn dazu ermutigt. Er widerstand ganz klar und sagte: „Den Gesalbten des Herrn werde ich nicht antasten.“

Der Mann dachte, das würde David wirklich freuen. Darum muss das für ihn eine völlige Verwirrung gewesen sein.

In Vers 11 heißt es: „Da fasste David seine Kleider und zerriss sie. Alle Männer, die bei ihm waren, taten ebenso. Sie klagten, weinten und fasteten bis zum Abend um Saul und um seinen Sohn Jonathan und weiter um das Volk des Herrn.“

David liebte Israel, auch wenn es eine Spaltung im Volk gab und obwohl viele gegen ihn persönlich waren. Er wusste, es ist das Volk Gottes, und er liebte sie trotzdem. Darum trauerte er um seinen Feind Saul, um seinen besten Freund Jonathan und auch um das Volk des Herrn. Viele waren gefallen.

Er trauerte um das Haus Israel, also die zehn Stämme beziehungsweise sogar elf Stämme, da sie durch das Schwert gefallen waren.

Nichts von Rachsucht, wirklich eindrücklich. Auch keine Häme, wie: „Jetzt hat der Herr eingegriffen, jetzt ist der Tag gekommen, wo Saul beseitigt ist, das ist der Moment, wo ich zum Königtum gelangen werde.“ Nichts davon. Es ist für ihn traurig.

Es ist ähnlich wie beim Propheten Jeremia. Er warnte das Volk ständig, dass das Gericht kommen wird, wenn sie nicht umkehren zum Herrn. Wenn sie nicht bereit sind, müssen sie sich nach Gottes Plan den Babyloniern ergeben. Doch das wollte man nicht.

Jeremia wurde geplagt und gepeinigt, er litt sehr unter seinem eigenen Volk. Als die Babylonier schließlich Jerusalem dem Erdboden gleichmachten, den Salomonstempel in Staub und Asche legten und viele Kriegsgefangene abführten, schrieb Jeremia ein neues Bibelbuch: die Klagelieder.

Er weinte über sein Volk. Nichts davon, „Ja, ich habe es euch jahrelang gesagt, ihr habt nicht gehört, jetzt ha!“ Nichts davon.

Genauso hatte David diese Gesinnung. Er war so traurig, dass das Gericht gekommen ist, dass es verdient war und die Warnung überdeutlich war. Aber keine hämische Freude an der Rache.

Es ist schön zu sehen, wie Gott David geformt hat. Schleifen ist vielleicht ein hartes Wort, schöner ist „Aufpolieren“. Man sagt ja, in der Ehe schleifen sich Menschen gegenseitig wie Edelsteine. Noch schöner wäre es, wenn sie sich gegenseitig aufpolieren.

So hat der Herr durch all das in David gewirkt. Diese Überzeugung, sich nicht an Saul zu vergreifen, hat sich verstärkt und vertieft. Schließlich sieht man hier, wie David wirklich um Saul weint. Für ihn ist es eine traurige Sache, dass es so mit ihm geendet hat.

Die Verurteilung des Amalekiters und biblische Rechtsprinzipien

Vers 13

Und David sprach zu dem Jüngling, der ihm berichtete: „Woher kommst du?“ Er antwortete: „Ich bin der Sohn eines amalekitischen Fremdlings.“ Da fragte David ihn: „Wie hast du dich nicht gefürchtet, deine Hand auszustrecken, um den Gesalbten des Herrn zu töten?“

Der Jüngling wusste nichts von 1. Samuel 24, wo David in Engedi war, und auch nichts von 1. Samuel 26, als David auf dem Hügel Hakila war. Hätte er das gewusst, wäre ihm klar gewesen, dass David davon nicht beeindruckt sein würde – keinen positiven Eindruck machen würde. Du hast also genau das getan, wovor ich immer gewarnt habe.

Daraufhin rief David einen seiner Knaben und sagte: „Tritt heran und stoße ihn nieder!“ Der Knabe erschlug ihn, und er starb. David sprach zu ihm: „Dein Blut komme auf dein Haupt, denn dein Mund hat gegen dich selbst Zeugnis abgelegt, indem du gesagt hast: ‚Ich habe den Gesalbten des Herrn getötet.‘“

Doch dieser Prozess war sehr schnell und zu hastig. David hat auch nicht den Herrn um Rat gefragt. Das Urteil war falsch. Der Jüngling war ein Aufschneider und ein Blender, aber seine Aussage war dennoch wahr.

Dieses Beispiel zeigt, warum im späteren Judentum ein Gesetz aufgestellt wurde, das besagt, dass niemand allein aufgrund seiner eigenen Aussage verurteilt werden darf. Diese Gesetzmäßigkeit wurde im rabbinischen Gesetz vor etwa zweitausend Jahren, zur Zeit Jesu vor Gericht, festgehalten.

Allerdings war es so, dass die Zeugen, die man aufrief, sich gegenseitig widersprachen. Nach 5. Mose 19,15 müssen mindestens zwei oder drei übereinstimmende Zeugen vorliegen. Doch in den Evangelien lesen wir, dass die Zeugenaussagen nicht übereinstimmten.

Ein Zeuge sagte, Jesus habe gesagt: „Ich werde diesen Tempel abbrechen und in drei Tagen wieder aufrichten.“ Ein anderer sagte: „Ich kann diesen Tempel abbrechen und in drei Tagen wieder aufbauen.“ Dabei hat Jesus nicht vom Tempel in Jerusalem gesprochen, sondern vom Tempel seines Leibes (Johannes).

Die Aussagen waren also nicht übereinstimmend. Wenn jemand sagt, er könne den Tempel abbrechen, ist das nicht dasselbe, wie wenn jemand sagt, er werde den jüdischen Tempel in Jerusalem zerstören. Das wäre ein schweres Vergehen gewesen. Wenn jemand aber sagt, er kann es, heißt das noch lange nicht, dass er es auch tut.

So waren die Zeugen nicht einig. Außerdem verteidigte sich Jesus nicht mehr. In Matthäus 26 lesen wir, dass der Hohepriester zu einer Waffe griff. Nach 3. Mose 5 muss man unter Eid sprechen, sonst verschuldet man sich und muss ein Schuldopfer bringen.

Darum fragt der Hohepriester Jesus: „Ich beschwöre dich beim lebendigen Gott, sag uns, ob du der Christus, also der Messias, bist.“ Jesus antwortet: „Du hast es gesagt.“ Das ist ein griechischer Ausdruck, der „Ja, so ist es“ bedeutet.

Daraufhin zerreißt der Hohepriester seine Kleider, obwohl in 3. Mose steht, dass der Hohepriester seine Kleider nie zerreißen darf. Er sagt: „Jetzt haben wir es gehört aus seinem eigenen Mund. Was sagt ihr dazu?“ Alle sind überzeugt: Er ist schuldig, des Todes schuldig.

Nach rabbinischem Gesetz hätte der Hohepriester nicht einmal als Erster das Urteil sprechen dürfen. Zuerst wurden immer die jüngeren Richter befragt, damit sie nicht von den älteren Männern im Sanhedrin beeinflusst werden. Doch als Leiter des Sanhedrins sprach er das Urteil aus, und natürlich stimmten alle zu.

Das war völlig illegal, doch Jesus wurde aufgrund seiner eigenen Aussage zum Tod verurteilt – ein unrechtmäßiges Urteil. Warum? Man nahm an, es könnte sein, dass sich jemand selbstmordgefährdet schuldig erklärt, um getötet zu werden.

Hier haben wir ein Beispiel von jemandem, der zwar nicht selbstmordgefährdet war, aber um anzugeben etwas behauptete. Aufgrund seiner eigenen Aussage wurde er zum Tod verurteilt – und das war falsch.

Das Lied vom Bogen: Trauer und Erinnerung an Saul und Jonathan

Vers 17: Und David stimmte dieses Klagelied an über Saul und über Jonathan, seinen Sohn. Er befahl, dass man den Kindern Judas das Lied vom Bogen lehre.

Siehe, es ist geschrieben im Buch Jascha. Hier wird also angegeben, wo dieses Lied außerbiblisch überliefert worden war. Es ist so, dass im Alten Testament viele Bücher erwähnt werden, die Dinge enthalten, die im Alten Testament berichtet werden. Diese sind jedoch keine inspirierten Bücher.

Warum ist das so? Die Bibel ist nicht einfach getrennt von der Realität der Geschichte. Darum wird oft gesagt: „Das steht doch geschrieben dort.“ Das ist übrigens auch ein gutes Argument, wenn jemand sagt: „Ich lese nur noch die Bibel, ich lese keine anderen Bücher.“ In der Bibel werden viele andere Bücher zitiert, eines davon ist das Buch Jascha. Diese Bücher sind keine inspirierten Schriften, aber wenn wir Bücher haben, die übereinstimmen – zum Beispiel auch Geschichtsbücher –, die die Hintergründe der biblischen Geschichte beleuchten und deutlich machen, wie die biblischen Geschichten mit der Weltgeschichte übereinstimmen, dann ist das hilfreich.

Wir lesen die Bibel also nicht in einem Vakuum, sondern in einer wirklichen Welt, die Gott geschaffen hat. Es ist eine Weltgeschichte, die Gott allgemein überall geführt hat, und die Bibel passt genau da hinein.

Nun, dieses Lied, dieses Trauerlied, heißt das Lied vom Bogen, also vom Pfeilbogen. Der Pfeilbogen auf dem Bild ist eine Waffe, mit der man auf Distanz kämpfen kann. Er spielte eine große Rolle in den Kriegen damals. Der Kampf war sonst oft Mann gegen Mann aus direkter Nähe. Mit dem Pfeilbogen konnte man jedoch aus der Ferne schießen. Das war ja so schlimm für Saul.

Wenn wir zurückkehren zu Kapitel 31, Vers 2: „Und die Philister setzten Saul und seinen Söhnen hart nach, und die Philister erschlugen Jonathan, Abinadab und Malkischua, die Söhne Sauls. Der Kampf wurde heftig gegen Saul, und die Schützen erreichten ihn, Männer mit dem Bogen. Ihm wurde sehr angst vor den Schützen.“ Da sprach Saul zu seinem Waffenträger: „Zieh dein Schwert und durchbohre mich.“

Gerade der Bogen war der große Schrecken für Saul. Es gab geübte Schützen, die ihn auf Distanz erreichen wollten. Nun muss man hier noch Folgendes einfügen: Wo waren die Schützen von Saul, die ihn gegen diese Schützen hätten beschützen können?

Die Bedeutung der Schützen und Überläufer aus Sauls Stamm

Nun schlagen wir mal auf in Erste Chronika zwölf. Dort sieht man ein Prinzip, das Petrus in 1. Petrus 1 beschreibt: Keine Weissagung ist von eigener Auslegung. Das bedeutet, ein Bibelabschnitt legt sich nicht selbst aus. Wir brauchen Abschnitt um Abschnitt, die Licht aufeinander werfen.

Hier lesen wir Folgendes, Erste Chronika 12, Vers 1:

„Und diese sind es, die zu David nach Ziklag kamen, als er sich noch vor Saul, dem Sohn des Kis, verborgen hielt. Auch sie waren unter den Helden, die im Kampf halfen, ausgerüstet mit dem Bogen und geübt mit der rechten und mit der linken Hand, Steine zu schleudern und Pfeile mit dem Bogen abzuschießen. Von den Brüdern Sauls aus Benjamin: das Haupt Achiesa und Joas, die Söhne Haschemas, des Gibeatithos, und Jesiel und Pellet, die Söhne Asmavets, und Beraka und Jehu, der Anatotiter, und Jeschmaja, der Gibeoniter, ein Held unter den Dreißig und über die Dreißig, und Jeremia und Jachasiel und Johanan und Josabat, der Gederatiter, Elusai und Jerimot und Belaja und Shemaja und Shefatja und Herophiter, Elkanah und Jeschia und Azarel und Joäser und Jashobam und Jashobam, die Korhiter, und Joela und Zebadja, die Söhne Jochams von Gedor.“

Wir haben gesehen, dass das Überläufer aus dem Stamm Benjamin waren. Das war ja der Stamm Sauls.

Wir haben ebenfalls gesehen, dass einige Älteste aus vielen Dörfern im Stammesgebiet von Juda David die Treue hielten. Sie waren auf seiner Seite und hatten auch von den Bräuten der Amalekiter etwas mitbekommen.

Der Stamm Benjamin hielt natürlich zu Saul, der selbst ein Benjamiter war. Doch hier sehen wir, dass es solche gab, die Überläufer waren – und zwar wirklich Helden.

Diese Helden halfen im Kampf, waren ausgerüstet mit Bogen und geübt, mit der rechten und der linken Hand Steine zu schleudern und Pfeile mit dem Bogen abzuschießen. Sie gehörten zu den Brüdern Sauls aus Benjamin.

Dann folgt eine Aufzählung. Das waren also Schützen mit Sachverstand im Umgang mit dem Bogen.

Diese Kämpfer gingen Saul verloren, weil sie erkannten, dass David der König ist, den Gott eingesetzt hat. Sie wandten sich David in der Zeit seiner Verwerfung zu.

Diese Helden fehlten dann auf den Höhen von Gilboa.

Jetzt verstehen wir besser, warum das Lied „Das Lied vom Bogen“ heißt.

Das Klagelied über den Verlust Sauls und Jonathans

Vers 19
Deine Zierde Israel ist erschlagen. „Auf deinen Höhen, wie sind die Helden gefallen!“ So spricht er von Saul und seinen Söhnen. Berichtet es nicht in Gad, der Stadt der Philister, verkündet die Botschaft nicht in den Straßen Aschgalons, einer weiteren der fünf Hauptstädte der Philister. Die Töchter der Philister sollen sich nicht freuen, und die Töchter der Unbeschnittenen sollen nicht frohlocken.

Berge von Gilboa, weder Tau noch Regen sei auf euch, noch Felder der Hebopfer. Denn dort wurde der Schild der Helden weggeworfen, der Schild Sauls, nicht gesalbt mit Öl. Hier spricht er einen Fluch über die Höhen von Gilboa aus – wirklich Berge des Fluches.

In den vergangenen Jahren hat man dort zwar aufgeforstet, aber das waren wirklich Berge des Fluches. Und zwar wurde ziemlich oben auf der Kuppe aufgeforstet. Wenn man dort vorbeifährt, ist es das Gegenteil wie in der Schweiz: Dort hat man nichts unten, und dann kommt oben etwas. In der Schweiz hingegen gibt es Bäume bis zur Baumgrenze, und dann ist nichts mehr.

Er sagt nicht, dass es für alle Ewigkeit so bleiben soll, aber diese Berge sind verflucht worden, und man konnte die Spuren des Fluches sehen.

Vers 22
Vom Blut der Erschlagenen, vom Fett der Helden wich Jonathans Bogen nicht zurück, und Sauls Schwert kehrte nicht leer zurück. Saul und Jonathan, die Geliebten und Holdseligen in ihrem Leben, sind auch in ihrem Tod nicht getrennt. Sie waren schneller als Adler, stärker als Löwen.

Mit welcher Hochachtung spricht er über Saul! Dass er das Wort „Geliebte“ für Jonathan verwendet, ist klar, aber auch für Saul in den Mund nehmen zu können, zeigt keine Bitterkeit, obwohl er von seiner Seite so viel von ihm gelitten hat.

Töchter Israels, weint um Saul, der euch kostbar kleidete in Kamesin, der goldenen Schmuck über eure Kleider zog! Wie sind die Helden gefallen, mitten im Kampf! Wie ist Jonathan erschlagen auf deinen Höhen!

Mir ist wehe um dich, mein Bruder Jonathan. Holdselig warst du mir sehr, wunderbar war mir deine Liebe, mehr als Frauenliebe. Wir sind die Helden gefallen und umgekommen, die Rüstzeuge des Kampfes.

Er setzt das also in Musik um und macht damit quasi einer Epoche in seinem Leben ein Ende.

Davids Salbung in Hebron und die Bedeutung des Ortes

Dann geht es weiter in Kapitel 2. Wir lesen in Kapitel 2, Vers 1: „Und es geschah danach, da befragte David den Herrn und sprach: Soll ich in einer der Städte Judas hinaufziehen? Und der Herr sprach zu ihm: Zieh hinauf! Und David sprach: Wohin soll ich hinaufziehen? Und er sprach: Nach Hebron.“

David zog dorthin hinauf, zusammen mit seinen beiden Frauen, Achinoam, der Israelitin, und Abigail, der Frau Nabals, des Karmeliters. David befragt den Herrn, um zu wissen, was er im Zusammenhang mit dem amalekitischen Mann tun soll. Das, was er auch wirklich getan hatte, sehen wir in Kapitel 30. Dort, nachdem Ziklag überfallen und verbrannt worden war, befragte David durch Abjatar, den Hohen Priester, mittels des Ephods den Herrn. In Kapitel 30, Vers 8 heißt es: „Und David befragte den Herrn und sprach: Soll ich dieser Schar nachjagen? Werde ich sie erreichen? Und er sprach zu ihm: Jage ihr nach, denn du wirst sie gewiss erreichen.“

Dieser wichtige Punkt zeigt, dass wir in unseren Entscheidungen den Herrn suchen und ihn bitten sollen, uns den richtigen Weg zu zeigen. So wird für David klar, dass er von Ziklag weggehen muss, von dieser verbrannten Stadt, und nach Hebron ziehen soll.

In Vers 3 lässt David auch seine Männer, die bei ihm waren, hinaufziehen, jeden mit seinem Haus, also mit seiner Familie. Sie wohnten in den Städten Hebrons. Die Männer von Juda kamen und salbten David dort zum König über das Haus Juda.

Hebron spielt eine wichtige Rolle im Leben der Patriarchen Israels. Wenn wir kurz in 1. Mose nachschlagen, sehen wir, dass Abraham im Kapitel 12 ins verheißene Land kommt. Doch eine Hungersnot in Kanaan veranlasste ihn, nach Ägypten hinabzuziehen. Das war falsch, denn Gott hatte Abraham berufen, im Land Kanaan zu wohnen. Als jedoch Probleme auftraten, ging er nach Ägypten, was schiefging: Er wies seine Frau an zu lügen, und es entstanden viele Probleme. Das Zeugnis Abrahams als jemand, der den wahren Gott kannte, wurde dadurch stark beschädigt.

In Kapitel 13 sehen wir, wie Abraham schließlich wieder zurückkehrt ins verheißene Land, genau an den Ort bei dem Altar zwischen Bethel und Ai, von dem er weggegangen war. Das ist sehr wichtig: Wenn man einen falschen Weg gegangen ist, muss man den langen Weg zurückgehen, bis zu dem Punkt, an dem man abgewichen ist.

Nach der Rückkehr gab es Streit zwischen den Hirten Lots und Abrahams, was eine Folge von Abrahams falschem Weg nach Ägypten war. Er hatte seine Frau als seine Schwester ausgegeben – was damals, um 4000 vor Christus, noch möglich war, später aber durch das Wort Gottes verboten wurde. Der Pharao wollte sie heiraten, weil sie mit 65 Jahren noch sehr schön war. Doch als die Wahrheit bekannt wurde, zog Gott Abraham mit Zaum und Zügeln von diesem falschen Weg zurück.

Abraham hatte damals viele Heiratsgeschenke erhalten: Kamele, Esel, Knechte und Mägde, unter ihnen auch Hagar, was später noch verhängnisvoll werden sollte. Die Herden wurden so groß, dass es Streit zwischen den Hirten Lots und Abrahams gab. Warum waren die Herden so groß? Weil Abraham zu viele Hochzeitsgeschenke erhalten hatte und der großzügige Pharao diese nicht zurückforderte.

Abraham war großherzig und ließ Lot entscheiden: „Wenn du dahin gehst, gehe ich dahin, wenn du dorthin gehst, gehe ich dahin.“ Lot entschied sich dann für die Gegend Richtung Sodom und Gomorra, was später verhängnisvoll für ihn wurde.

In 1. Mose 13, Vers 14 spricht der Herr zu Abraham, nachdem Lot sich von ihm getrennt hatte: „Erhebe doch deine Augen und schau von dem Ort, wo du bist, nach Norden, Süden, Osten und Westen! Denn das ganze Land, das du siehst, will ich dir geben und deiner Nachkommenschaft bis in Ewigkeit.“

Der Ort, von dem aus man das Land so schön überschauen konnte, war Ba’al Hatzor, der Berg bei Bethel und Ai, der höchste Berg des Westjordanlandes. Man sieht an schönen Tagen bis zum Hermongebirge und sogar bis zum Nebo und Richtung Tel Aviv bis zum Mittelmeer.

Gott sagt: „Denn das ganze Land, das du siehst, will ich dir geben, und deine Nachkommenschaft will ich machen wie den Staub der Erde. Wenn jemand den Staub der Erde zählen kann, wird auch deine Nachkommenschaft gezählt werden. Mach dich auf und durchziehe das Land nach seiner Länge und Breite, denn dir will ich es geben.“

Abraham schlug Zelte auf und wohnte unter den Terebinten Mamres, die bei Hebron sind, und er baute dort dem Herrn einen Altar. Nach seinem falschen Weg und dem Streit ermutigt Gott ihn also, das Land kennenzulernen, und Abraham geht nach Hebron.

Hebron, hebräisch „Hevron“ ausgesprochen, bedeutet Gemeinschaft. Abraham hat nach seinen falschen Wegen wieder Gemeinschaft mit dem Herrn gefunden und dort einen Altar gebaut. Gemeinschaft mit dem Herrn bedeutet auch, ihm zu danken, besonders für seine Liebe, die er durch das Opfer seines Sohnes gezeigt hat.

Übrigens ist „Chevron“ verwandt mit „Chaver“. „Chaver“ heißt Freund. Es gibt das bekannte Lied „Shalom Chaverim“ – „Friede, Freunde“. Der „Chaver“ ist der Verbundene. Die Wurzel ist „Chevr“, mit dem Suffix „-on“, wie bei manchen Hauptwörtern. So wird der Ort der Gemeinschaft beschrieben – hier die Gemeinschaft mit dem Herrn.

Darum war Hebron schon sehr wichtig im Leben der Patriarchen, nicht nur bei Abraham, sondern auch später. Nach all den Verfolgungen durch Saul sendet Gott David dorthin. Was geschieht in Vers 4? In 2. Samuel 2, Vers 4 heißt es: „Und die Männer von Juda kamen und salbten David dort zum König über das Haus Juda.“

Natürlich war David schon vom Propheten Samuel gesalbt worden, aber diese zweite Salbung zeigte, dass der Stamm Juda sein Königtum anerkennt und bestätigt, dass es von Gott eingesetzt ist.

Wenn es so gut läuft, muss man aufpassen, dass es nicht schlecht wird. So heißt es in 1. Korinther 10: „Wer zu stehen sich dünkt, sehe zu, dass er nicht falle.“

Man berichtete David, dass die Männer von Jabes Gilead Saul begraben haben. Das hatten wir bereits gelesen. In 1. Samuel 31 sehen wir, wie Saul an der Mauer von Bethschan aufgehängt wird. In Vers 11 heißt es: „Als aber die Bewohner von Jabes Gilead hörten, was die Philister mit Saul getan hatten, machten sich alle tapferen Männer auf und gingen die ganze Nacht. Sie nahmen den Leichnam Sauls und den seiner Söhne von der Mauer von Bethschan weg, brachten sie nach Jabes zurück, verbrannten sie dort und begruben ihre Gebeine unter der Tamariske bei Jabes. Sie fasteten sieben Tage.“

Warum handeln die Leute von Jabes Gilead so? Wir müssen uns die Geographie vorstellen: Bethschan liegt südlich vom See Genezareth und westlich vom Jordan. Auf der anderen Seite des Jordans liegen die Berge von Gilead, die ebenfalls zum verheißene Land gehören. Jabes Gilead liegt dort, nicht weit von Bethschan entfernt.

Warum gerade die Leute von Jabes Gilead? Eine Schrift erklärt die andere. In 1. Samuel 11 lesen wir, dass Nachasch, der Ammoniter, heraufzog und Jabes Gilead belagerte. Die Ammoniter waren ein Volk im heutigen Nordjordanien, nördlich vom Toten Meer. Die Hauptstadt Amman leitet sich vom Volksnamen Ammon ab.

Nachasch sprach zu den Männern von Jabes Gilead: „Schließt einen Bund mit uns, so wollen wir euch dienen.“ Doch Nachasch stellte die Bedingung, dass er allen das rechte Auge ausstechen wollte, um Israel zu beschämen.

Die Ältesten von Jabes baten um sieben Tage Bedenkzeit, um Boten in alle Grenzen Israels zu senden. Wenn niemand ihnen hilft, würden sie sich Nachasch ergeben. Die Boten kamen nach Gibeah, der Stadt Sauls, und berichteten dem Volk. Das Volk weinte, und Saul fragte, was los sei.

Als Saul die Worte hörte, kam der Geist Gottes über ihn, und sein Zorn entbrannte. Er nahm ein Joch Rinder, zerstückelte sie und sandte die Stücke durch Boten in alle Grenzen Israels mit der Botschaft: „Wer nicht mitzieht hinter Saul und Samuel, dessen Rinder werden so behandelt.“

Der Schrecken des Herrn fiel auf das Volk, und sie zogen aus wie ein Mann. Saul musterte sie in Beschech: 300.000 Israeliten und 30.000 Männer von Juda. Sie sagten den Boten von Jabes Gilead, dass ihnen am nächsten Tag Rettung zuteilwerden würde. Die Männer von Jabes freuten sich und sagten, sie würden am nächsten Tag hinausgehen und alles tun, was gut sei.

Am nächsten Tag stellte Saul das Volk in drei Abteilungen auf, sie kamen mitten in das Lager bei der Morgenwache und schlugen die Ammoniter bis zum Heißwerden des Tages. Die Überlebenden wurden zerstreut, und es blieb nicht einmal ein Paar beieinander.

Das war in der Frühzeit, als Saul noch keinen Palast in Gibeah hatte. Von dort aus entschied er, den Leuten von Jabes Gilead zu helfen. Das haben sie ihm nie vergessen.

Als sie hörten, wie Saul geschändet wurde, hatten sie den Mut, den Leichnam abzunehmen und zu begraben. Vor dem Begraben kremierten sie ihn, was schockiert. Es wird nicht erklärt, warum sie das taten, aber angesichts der Tatsache, dass Saul verworfen war, ist dies ein Bild für die Hölle.

Sodom und Gomorra wurden durch Gottes Gericht verbrannt, also kremiert. Gott hatte aber zu Adam nach dem Sündenfall gesagt: „Du sollst zurückkehren zum Staub.“ Das bedeutet die natürliche Verwesung nach dem Sterben.

Im Judasbrief wird das Feuer von Sodom und Gomorra als Bild für das ewige Feuer des Gerichts beschrieben. Für ein Kind Gottes ist Kremation daher völlig unangemessen und falsch. Nur Saul wurde verbrannt, ebenso Jonathan, sein treuer Freund, der David bis zum Schluss die Treue hielt.

Jetzt verstehen wir den Hintergrund. Man berichtete David, dass die Männer von Jabes Gilead Saul begraben hatten. David sandte Boten zu ihnen und ließ ihnen sagen: „Gesegnet seid ihr vom Herrn, dass ihr diese Güte an eurem Herrn Saul erwiesen und ihn begraben habt. So erweise nun der Herr Güte und Treue an euch, und auch ich will euch dieses Gute vergelten, weil ihr diese Sache getan habt. Nun lasst eure Hände erstarken und seid tapfere Männer! Saul, euer Herr, ist tot, und das Haus Juda hat mich zum König über sich gesalbt.“

Jabes Gilead, auf Hebräisch „Javesch Gilad“ genannt, war eine Stadt des Stammes Gad. Die Gaditer hielten zum Königtum Sauls. Doch David, der ohne Rachegedanken um Saul geklagt hatte, dankt den Leuten, dass sie Saul diese letzte Ehre erwiesen haben.

Das war auch ein Schritt, um sie an das Königshaus, das Gott jetzt mit David eingesetzt hat, zu binden und so die Verbindung herzustellen. David machte ihnen klar: Das ist jetzt vorbei mit Saul, und er ist der gesalbte König.

Bürgerkrieg nach Sauls Tod: Die Spaltung Israels

Nun, das sehen nicht alle so. Was jetzt folgt, ist wirklich eine Katastrophe: Es kommt zu einem Bürgerkrieg unter dem Volk Gottes. Und zwar einfach deshalb, weil man nicht beachtet, was das Wort Gottes sagt.

Das Wort Gottes hat ganz klar gesagt, dass David der erwählte König ist. In 2. Samuel 2,8 heißt es: "Abner, aber der Sohn Neers, der Heeroberste Sauls, nahm Ischboschet, den Sohn Sauls, und führte ihn hinüber nach Machanaim. Er machte ihn zum König über Gilead." Gilead ist genau das Gebiet, wo auch Javesch-Gilead lag, und Abner machte Ischboschet zum König über die Assuriter, Israel, Ephraim, Benjamin – das ist sowieso der Stamm Sauls – und über ganz Israel.

Abner sagt sich also: Wer ist der Thronfolger von Saul? Sein Sohn. Das ist doch die menschliche Ordnung. Wenn ein König stirbt, dann kommt sein Sohn an die Macht. Doch wir werden sehen, dass Abner ganz genau wusste, dass Gott bestimmt hatte, dass David König werden soll. Aber das hat ihn nicht interessiert. Er ging über das Wort Gottes hinweg und wollte quasi die menschliche Ordnung durchsetzen.

In 2. Samuel 2,10 steht: "Ischboschet, der Sohn Sauls, war vierzig Jahre alt, als er König über Israel wurde, und er regierte zwei Jahre." Nur das Haus Juda folgte David nach. Die elf anderen Stämme blieben beim Hause Sauls.

Die Zahl der Tage, die David in Hebron über das Haus Juda König war, betrug sieben Jahre und sechs Monate. Abner, der Sohn Neers, und die Knechte Ischboschets – eigentlich spricht man Ischboschet aus "Mann der Schande", so heißt es – zogen von Machanaim nach Gibeon. Joab, der Sohn der Zeruiah, und die Knechte Davids zogen ebenfalls aus. Sie stießen beim Teich von Gibeon aufeinander.

Diese ließen sich nieder auf dieser Seite des Teiches, jene auf jener Seite. Joab ist ein Sohn der Zeruiah, so wie Asael und Abischai. Zeruiah war eine Schwester Davids. Die drei Söhne waren also eng mit ihm verwandt – seine Neffen. Darum spielten sie im Leben Davids eine ganz wichtige Rolle, weil sie verwandtschaftlich so nahe bei ihm standen.

Aber man muss schon sagen, David hatte große Mühe mit diesen Neffen. Schauen wir mal in 2. Samuel 3,39, wo wir ein bisschen vorausgreifen: David sagt dort: "Ich aber bin heute schwach, obwohl zum König gesalbt, und diese Männer, die Söhne der Zeruiah, sind zu hart für mich. Der Herr vergelte dem, der das Böse tut, nach seiner Bosheit."

David hatte also schon seine Probleme mit diesen Neffen. Zwar waren sie mit ihm verwandt, aber sie waren ganz anders. David selbst hatte nicht diese Härte.

Der Bruderkrieg am Teich von Gibeon

David litt, und die Söhne Zeruiah waren einfach hart. Davids Herz als Mann nach dem Herzen Gottes war ganz anders.

Wir lesen weiter und stellen uns bei dem Teich von Gibeon auf. In Vers 14 spricht Abner zu Joab: „Lasst doch die Jünglinge sich aufmachen und vor uns spielen!“ Was meint er mit „spielen“? Das sind Kriegsspiele, abscheulich. Joab erwidert, sie mögen sich aufmachen. So machen sich zwölf Männer für Benjamin und Isboschet, den Sohn Sauls, sowie zwölf von den Knechten Davids auf.

Joab handelt eigenmächtig, ohne David zu fragen, obwohl David der König ist. Aber David wird gar nicht erwähnt. Joab will sich profilieren. Er sieht jetzt die Zeit gekommen, da David zum Königtum über den Stamm Juda gekommen ist. Doch es geht darum, wie man die anderen Stämme gewinnt. Dabei möchte Joab eine hohe Position einnehmen. Er fragt nicht, sondern entscheidet selbst.

Es ist schrecklich: In Vers 16 ergreifen sie einander beim Kopf, und jeder stößt sein Schwert in die Seite des anderen. Sie fallen gemeinsam. Es sind 24 Tote aus dem Volk Gottes – sinnlos, völlig sinnlos. Man nennt den Ort Helkat Hatzurim, das heißt „Acker der Schneidenden“, bei Gibeon.

Der Kampf an diesem Tag wird überaus heftig. Abner und die Männer Israels werden von den Knechten Davids geschlagen. Es ist ein sinnloser Bruderkrieg. Dort sind auch die drei Söhne Zeruiah: Joab, Abisai und Asael. Asael war schnell auf seinen Füßen, wie eine Gazelle auf dem Feld. Er jagte Abner nach und bog nicht ab, weder nach rechts noch nach links, sondern folgte ihm direkt.

Auch Asael möchte eine Eliteposition im neuen Königreich erlangen. Er stellt sich vor, wenn er den General Sauls schlägt, wird David ihn hoch positionieren. Üble Gedanken!

In Vers 19 jagt Asael Abner nach und weicht nicht ab. Abner wendet sich um und fragt: „Bist du es, Asael?“ Asael antwortet: „Ich bin es.“ Abner sagt zu ihm: „Biege nach rechts oder links ab, greif dir einen von den Jünglingen und nimm seine Rüstung.“ Er gibt ihm eine Chance, sich als Soldat zu profilieren, ohne ihn zu töten. Aber Asael will nicht ausweichen.

Dieser Hochmut motiviert ihn und treibt ihn an. Abner warnt ihn ein zweites Mal: „Weiche hinter mir weg! Warum soll ich dich zu Boden schlagen? Wie könnte ich mein Angesicht erheben vor deinem Bruder Joab?“ Doch Asael weigert sich.

Abner schlägt ihn mit dem hinteren Ende seines Speers in den Bauch, so dass der Speer hinten herausfuhr. Asael fällt und stirbt an der Stelle. Jeder, der an den Ort kommt, wo Asael gefallen ist, bleibt stehen zum Gedenken. Furchtbar!

Dieser Asael musste wissen, dass man nicht einfach General in der Armee Sauls wird. Das war ein Eliteheld. Abner warnte ihn, doch er sah nur seine Karriere. In Römer 12, Vers 16 heißt es: „Seid gleichgesinnt gegeneinander, sinnt nicht auf hohe Dinge, sondern haltet euch zu den niedrigen; seid nicht klug bei euch selbst.“

Das Wort Gottes sagt also: Sinnt nicht auf hohe Dinge, besonders nicht aus Hochmut, um etwas zu erreichen. Diesen Grundsatz hat Asael nicht beachtet.

In Vers 24 jagen Joab und Abisai Abner nach. Die Sonne geht unter, als sie zum Hügel Amma kommen, der vor Geach liegt, auf dem Weg zur Wüste Gibeon. Die Kinder Benjamins sammeln sich hinter Abner und werden zu einer Schar. Sie stellen sich auf den Gipfel eines Hügels.

Abner ruft Joab zu: „Soll das Schwert immerfort fressen? Weißt du nicht, dass zuletzt Erbitterung sein wird? Wie lange willst du nicht dem Volk sagen, von der Verfolgung ihrer Brüder umzukehren?“

Es gibt eine Schrift aus dem 19. Jahrhundert, eine kleine Broschüre in Englisch mit dem Titel „Wie lange soll das Schwert immerfort fressen?“ Das war in England am Ende des 19. Jahrhunderts, als Gemeinden begannen, sich zu streiten und Spaltungen eintraten – Streiterei um Streiterei. Der Autor nahm genau diesen Vers.

Schrecklich, wenn Gläubige sich streiten, oft mit falschen Motiven. Der Hochmut spielt eine große Rolle in dieser Streiterei. Israel hat das genauso erlebt.

Abner fragt weiter: „Wie lange willst du nicht dem Volk sagen, von der Verfolgung ihrer Brüder umzukehren?“ Diesen Vers kann man gut zu Rate ziehen, wenn es unter Geschwistern Streit gibt.

Joab antwortet: „So wahr Gott lebt, wenn du nicht geredet hättest, wäre schon seit dem Morgen das Volk weggezogen, jeder von der Verfolgung seines Bruders. Du bist schuld, Joab!“

Er hätte auch sagen können: „Stopp, wir hören auf mit dem Streiten. Wir gehören zum Volk des Herrn und müssen das Problem anders lösen.“ Doch er weist Abner zurück.

Das ist ein Rückbezug auf Vers 14, wo Abner zu Joab sprach, die Jünglinge mögen sich aufmachen und vor ihnen spielen. Mit diesem abscheulichen Kriegsspiel hat alles begonnen.

In Vers 28 stößt Joab in die Posaune, und das ganze Volk bleibt stehen. Sie jagen Israel nicht mehr nach und kämpfen nicht weiter. So einfach kann es sein.

Die Posaune kann in der Bibel ein Bild für die Verkündigung des Wortes sein. Schlagen wir zum Beispiel 1. Korinther 14 auf. Dort geht es um das Zusammenkommen als Gemeinde und den richtigen Gebrauch der Gaben zur Auferbauung.

Die Gaben werden mit Musikinstrumenten verglichen. In 1. Korinther 14, Vers 6 heißt es: „Wenn ich zu euch komme und in Sprachen rede, was werde ich euch nützen, wenn ich nicht zu euch rede, entweder in Offenbarung, Erkenntnis, Weissagung oder Lehre? Auch die leblosen Dinge, die einen Ton von sich geben, sei es Flöte oder Harfe: Wenn sie keinen Unterschied in den Tönen geben, wie wird man erkennen, was geflötet oder geharft wird?“

Denn auch wenn die Posaune einen undeutlichen Ton gibt, wer wird sich zum Kampf rüsten? So auch ihr: Wenn ihr durch die Sprache keine verständliche Rede gebt, wie wird man wissen, was geredet wird? Ihr werdet in den Wind reden.

Es ist also wichtig, dass die Verkündigung des Wortes verständlich ist, damit sie Erbauung bringt. Dabei wird die Sprache des Sprachenredens zitiert. Das war in Jerusalem zu Pfingsten sehr nützlich, da viele Juden aus drei Kontinenten – Europa, Asien und Afrika – anwesend waren. Die Jünger redeten in Sprachen, die verstanden wurden. Sie sagten: „Wir hören sie, die großen Taten Gottes in unseren Sprachen und Dialekten.“

Sie beherrschten sogar die Dialekte und die richtige Aussprache, sodass es verständlich war. Das war in Jerusalem. In Korinth sprachen die meisten Griechisch. Wenn dort jemand elamitisch oder arabisch sprach, nützte das niemandem etwas.

Paulus betont, dass Verständlichkeit wichtig ist. Die Gabe der Sprache hat einen Sinn, wenn Fremdsprachen gebraucht werden. Es war kein Lallen, sondern richtige Sprachen, die man beherrschte, ohne sie je gelernt zu haben. Die Sprachproduktion (Broca-Zentrum) und das Sprachverständnis (Wernicke-Zentrum) waren vom Herrn programmiert.

Der Apostel Paulus erklärt grundsätzlich, dass es wichtig ist, verständlich zu sein. Er vergleicht die Gaben mit Instrumenten: Flöte, Harfe, Posaune. Schön, er vergleicht das nicht mit Holzhacken. Predigen kann manchmal wie Holzhacken sein. Wenn die Geschwister dann verwirrt nach Hause gehen, war etwas nicht gut.

Flöte, Harfe, Posaune sind Instrumente mit schönen, harmonischen Obertönen. Paulus sagt, die Wortverkündigung muss nicht nur musikalisch, sondern auch klar verständlich sein. Man muss den Tönen einen klaren Unterschied geben, also rhythmisch richtig artikulieren.

Man kann das zeigen: Wenn man es falsch macht, versteht niemand, was gemeint ist. Macht man es richtig, versteht man es sofort. Man muss klare Unterschiede geben, damit verstanden wird, was geharft, geflötet oder auf der Posaune geblasen wird. Ein klarer Ton, ein klares Signal.

In 1. Korinther 14, Vers 8 heißt es: „Denn auch wenn die Posaune einen undeutlichen Ton gibt, wer wird sich zum Kampf rüsten?“ Die Posaune kann auch ein Signal sein, um einen falschen Kampf abzubrechen.

Hier, in Vers 28, stößt Joab in die Posaune, das heißt in das Schofarhorn. Da bleibt das ganze Volk stehen, jagt Israel nicht mehr nach und kämpft nicht weiter. Eine klare Verkündigung des Wortes zeigt, dass solche Streitigkeiten, die das Volk Gottes zersetzen und nicht aufbauen, beendet werden müssen.

So kann das Wort verstanden werden: Sie gehen alle weg vom Kampf!

In Vers 29 ziehen Abner und seine Männer durch die Ebene, die Arawa, die Tiefebene beim Toten Meer, die ganze Nacht. Sie setzen über den Jordan, durchqueren das ganze Bitron und kommen nach Machanaim.

Die Arawa, die Ebene beim Toten Meer, erstreckt sich das Jordantal hinauf. Das ganze Jordantal wird in der Bibel als Arawa bezeichnet. Im Grundtext steht hier „Arawa“.

Wer die Schlachter-Übersetzung hat, findet dort „Arawa“. Das wurde bei der Revision der Schlachter-Übersetzung erklärt. Es ist wichtig, diese geographischen Namen einzusetzen, da sie heute in Israel bekannt sind.

Leider hat die Elberfelder-Übersetzung das nicht durchgängig gemacht, aber im Anhang wird zumindest erklärt, dass es sich um die Arawa handelt. In Israel ist die Arawa heute bekannt, andernorts heißt sie Niederung, zum Beispiel in Jeremia 33, wo Landkäufe in der Niederung erwähnt werden.

Die Scheffela, so steht es jetzt auch in der Schlachter-Übersetzung, sind die Westabhänge der judäischen Berge gegen den Gazastreifen und Tel Aviv hin. Es lohnt sich, diese Begriffe im Text oder wenigstens als Anmerkung zu haben, damit man weiß, dass es nicht irgendeine Ebene ist, sondern die Arawa.

Abner und seine Männer zogen durch die Arawa die ganze Nacht. Im 19. Jahrhundert, als die Elberfelder-Übersetzung entstand, war der Bezug zur Geographie nicht so präsent wie heute. Heute kennen viele das Land Israel und seine Geographie. Diese Begriffe sind konkrete Begriffe, unter denen man sich etwas vorstellen kann.

Joab kehrt von der Verfolgung Abners um und versammelt das ganze Volk. Von den Knechten Davids werden neunzehn Männer vermisst, darunter Asael.

Die Knechte Davids hatten von Benjamin und unter den Männern Abners viele erschlagen. Dreihundertsechzig Mann waren tot.

Sie hoben Asael auf und begruben ihn im Begräbnis seines Vaters, das in Bethlehem war. Dort ist er aufgewachsen, ebenso seine Schwester Zeruja, die Mutter der drei harten Kerle.

Joab und seine Männer gingen die ganze Nacht, und das Licht brach ihnen an bei Hebron. Dort werden wir morgen, so Gott will, weitermachen.

Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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