Zu beschäftigen. Ein ganz kleines Buch, aber wie wir sehen werden, eine Perle in der Reihe der biblischen Bücher.
Einordnung und Entstehungszeit des Buches Obadja
Wie heute Morgen, als wir Joel zusammen näher betrachtet haben, sollte man sich beim Herangehen an ein Bibelbuch zunächst fragen, wann dieses Buch geschrieben wurde, also wann es entstanden ist.
Hier haben wir wieder eine Schwierigkeit, ähnlich wie bei Joel: Es werden keine Herrschaftsjahre von Königen angegeben, wie es bei den prophetischen Büchern oft üblich ist. Deshalb findet man in manchen Bibelkommentaren die Aussage, dass Obadja im sechsten Jahrhundert vor Christus entstanden sei, nach der Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier 586 v. Chr. Andere Kommentare hingegen datieren das Buch ins neunte Jahrhundert vor Christus. Das ist ein deutlicher Unterschied.
Gegen das sechste Jahrhundert spricht schon einmal die Einordnung Obadjas in den Kanon der zwölf kleinen Propheten. Diese zwölf kleinen Propheten sind zwar nicht streng in zeitlicher Reihenfolge im Judentum angeordnet, aber ihre Reihenfolge hat doch eine zeitliche Bedeutung, nämlich nach Perioden.
Man kann die kleinen Propheten folgendermaßen nach Perioden einteilen: Es beginnt mit Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha und Nahum. Alle diese Propheten fallen in die assyrische Zeit, als die Assyrer zur Weltmacht wurden. Nahum, der Letzte in dieser Reihe, beschreibt den Untergang Ninives, der im Jahr 612 v. Chr. stattfand. Somit markiert Nahum in der Einordnung der kleinen Propheten das Ende der assyrischen Vorherrschaft.
Dann folgt Habakuk. Er beschreibt genau die Generation, die den Einfall der Chaldäer, also der Babylonier und Nebukadnezars, erleben sollte, etwa von 605 bis 582 v. Chr. Zeitlich folgt also Habakuk auf Nahum und ist nun der Prophet der babylonischen Zeit, ebenso wie Zephanja.
Danach kommen Haggai, Sacharja und Maleachi. Diese Propheten gehören zur persischen Zeit oder man könnte sagen zur nachexilischen Zeit, nach der babylonischen Gefangenschaft. So ergibt sich ein zeitliches Raster: assyrische Zeit, babylonische Zeit, persische Zeit.
Wenn man die datierten Propheten anschaut, merkt man jedoch, dass die Reihenfolge nicht nur chronologisch ist. Es spielen auch andere Ordnungsprinzipien innerhalb dieser Perioden eine Rolle, zum Beispiel die Länge der Bücher.
Obadja ist offensichtlich der älteste der kleinen Propheten. Er hätte also den Platz von Hosea verdient, ist aber dafür zu kurz und zu spezialisiert. Obadja umfasst nur ein Kapitel und behandelt ausschließlich die Prophetie über Edom. Hosea hingegen gibt als Prophet aus der assyrischen Zeit einen weiten Überblick und umfasst dreizehn Kapitel. Deshalb erhielt Hosea den ersten Platz unter den kleinen Propheten.
Außerdem sind die Propheten so angeordnet, dass sie abwechselnd aus dem Norden, den Zehn Stämmen, und aus den Südstämmen stammen. Diese Reihenfolge wechselt also ab.
Daher ist Hosea aus dem Norden, Joel aus dem Süden, Amos aus dem Norden, Obadja aus dem Süden, Jona aus dem Norden, genauer aus Galiläa. Obwohl die Pharisäer im Sanhedrin zu Nikodemus sagten: „Siehe, forsche nach!“ und behaupteten, es sei kein Prophet aus Galiläa aufgestanden, war das nicht ganz richtig.
Dann folgt Micha, wieder ein Prophet des Südreichs, und Nahum des Nordreichs. Nahum lebte jedoch nach der Zeit, als die Zehn Stämme schon weggeführt waren, sodass das Ordnungsprinzip hier keine Rolle mehr spielte.
Habakuk, Zephanja, Haggai, Sacharja und Maleachi stammen alle aus der Zeit, in der es kein Nordreich mehr gab. Deshalb wird in ihrer Reihenfolge nicht mehr zwischen Nord- und Südreich unterschieden.
Ein drittes Ordnungsprinzip spielt ebenfalls eine Rolle, das werden wir gleich noch kennenlernen.
Schauen wir uns nun die Reihenfolge der Bücher an: Obadja ist keineswegs nach Habakuk eingeordnet, was mit dem sechsten Jahrhundert übereinstimmen würde. Vielmehr steht Obadja deutlich davor.
Die Behauptung lautet daher zunächst, dass Obadja in der Zeit des Königs Joram (852 bis 841 v. Chr.) entstanden sein muss. Das war die Zeit, als Edom von der israelitischen Herrschaft abfiel.
Historischer Hintergrund und Zeitbezug des Buches Obadja
Wir lesen in 2. Chronik 21,16: „Und der Herr erweckte gegen Joram den Geist der Philister und der Araber, die zur Seite der Kuschita wohnen. Sie zogen gegen Juda herauf, brachen ein und führten alle Habe weg, die sich im Haus des Königs vorfanden, ebenso seine Söhne und seine Frauen. Es blieb ihm kein Sohn übrig außer Joasch, dem jüngsten seiner Söhne.“
Hier finden wir eine Invasion in Jerusalem, verbunden mit einer Plünderung durch die Philister und Araber.
Dazu ergänzt 2. Könige 8,20: „In seinen Tagen fielen die Edomiter von der Botmäßigkeit Judas ab und setzten einen König über sich. Da zog Joram hinüber nach Zair, und alle Wagen zogen mit ihm.“
In der Zeit Jorams fallen also die Edomiter ab. Es kommt nicht zu einer Zerstörung Jerusalems, wohl aber zu einer Plünderung. Genau darauf nimmt Obadja in Vers 11 Bezug. Dort haben wir einen geschichtlichen Rückblick.
Ich lese Vers 11 aus meiner Übersetzung, die ich den Blättern beigefügt habe. Wie schon heute Morgen habe ich darauf geachtet, dass die poetischen Verszeilen sichtbar bleiben, da das ganze Buch im Hebräischen ein Gedicht ist.
Obadja 1,11: „Am Tag, als du feindlich entgegenstandest, am Tag, als Fremde seine Habe wegführten und Ausländer durch seine Tore einzogen und über Jerusalem das Los warfen, da warst auch du einer von ihnen.“
Die Edomiter, die hier angesprochen sind, haben miterlebt, wie Fremde die Habe Jerusalems wegführten. Ausländer zogen durch seine Tore ein. Es wird hier nicht von einer Zerstörung gesprochen.
Wir sehen außerdem, dass Edom hier in Beziehung zu diesen Feinden stand. So haben wir gelesen, dass in 2. Chronik die Philister und Araber einfielen. Genau in dieser Zeit konnte sich Edom freimachen und von Juda abfallen.
Dieser Vers 11 passt nicht zur Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar im Jahr 586, denn es geht hier nur um eine Plünderung. Er passt jedoch genau zur Zeit Jorams.
Wenn wir Obadja in diese Zeit einordnen, passt das genau zu seiner Einordnung unter die assyrischen Propheten. Obwohl das Buch älter ist als Hosea, steht es nicht an erster Stelle – aus den genannten Gründen.
Thema und Aufbau des Buches Obadja
Nun, was ist das Thema dieses Buches? Es geht um das Gericht über Edom und die Aufrichtung des Reiches Gottes in Zion. Vers 1 beginnt mit den Worten: „So spricht der Herr, der Ewige, zu Edom.“ Danach folgt die Botschaft über Edom.
Das Buch behandelt also Edom und das Gericht, das Gott über Edom verkündet. Es endet in Vers 21 mit den Worten: „Und Retter werden auf den Berg Zion hinaufziehen, um den Berg Esaus zu richten, und dem Herrn wird gehören das Königreich.“ Hier wird das tausendjährige Reich beschrieben, das messianische Reich, das schließlich aufgerichtet wird. Deshalb ist der Titel „Das Gericht über Edom und die Aufrichtung des Reiches Gottes in Zion“ gerechtfertigt.
Das Buch lässt sich kurz wie folgt zusammenfassen: Die Nachkommen Esaus haben ihrem Brudervolk aus Hass Gewalttat angetan. Dies wird in den Versen 10 und 11 beschrieben. Ich lese: „Wegen der an deinem Bruder Jakob verübten Gewalttat soll dich Schande bedecken, und du wirst ausgerottet werden auf ewig, an dem Tag, als du feindlich entgegenstandest, am Tag, als Fremde seine Habe wegführten und Ausländer durch seine Tore einzogen, und über Jerusalem das Los warfen, da warst auch du einer von ihnen.“
Die Nachkommen Esaus, die Edomiter, haben ihrem Bruder Volk aus Hass Gewalt angetan. Gott warnt sie vor weiterem Hass. Dieses Ereignis zur Zeit von Joram wird nun als Ausgangspunkt genommen, um die Edomiter, die Nachkommen Esaus, vor weiterem solchen Handeln zu warnen.
Deshalb kommt in den Versen 12 bis 14 achtmal ein „Du sollst nicht.“ Ich lese ein Stück daraus: „Also denn, das ist die Folge aus dem, was vorhin gesagt worden ist: Du sollst nicht schadenfroh auf den Tag deines Bruders blicken, am Tag seines Unglücks, und du sollst dich nicht freuen über die Kinder Judas, am Tag ihres Untergangs, und du sollst nicht den Mund aufsperren am Tag ihrer Drangsal, und du sollst nicht …“ und so weiter.
Es gibt Übersetzungen, die hier „Du solltest nicht“ verwenden, als wäre das ein Befehl im Blick auf die Vergangenheit. Doch die hebräische Form muss man am natürlichsten übersetzen als auf die Zukunft ausgerichtet: Du sollst nicht im Hinblick auf spätere Ereignisse so handeln. Gott warnt sie vor weiterem Hass.
Weil sie dennoch nicht hören werden, weiß Gott im Voraus, dass sie in der Endzeit durch eine Koalition, einen Zusammenschluss ehemalsiger Bundesgenossen, vernichtet werden müssen. Ehemalige Freunde von Edom werden sich gegen Edom wenden und das Land völlig verwüsten. Auch Israel wird sich dabei beteiligen.
Das Gericht über Edom hat Beispielcharakter. Auch über alle anderen Völker wird das Gericht Gottes kommen. Das sehen wir eindrücklich in den Versen 15 bis 16. Edom wird gewissermaßen zum Prototyp für die gerichtsreife Welt. „Fürwahr, nahe ist der Tag des Herrn.“
Ich habe schon heute Morgen erklärt, dass der Tag des Herrn die Zeit der Wiederkunft Christi als Richter der Welt bezeichnet. Diese Zeit wird durch die große Drangsal von dreieinhalb Jahren eingeleitet.
„Fürwahr, nahe ist der Tag des Herrn über alle Nationen. Wie du getan hast, so wird dir getan werden. Dein Handeln wird auf deinen Kopf zurückkehren, denn so wie ihr getrunken habt wegen des Berges meiner Heiligkeit, so werden alle Nationen beständig trinken.“
Worum geht es hier bei dem Trinken? In der Fußnote habe ich vermerkt: Das heißt, so wie Edom den Becher des göttlichen Gerichts trinken musste (man vergleiche Psalm 75,8 und Jeremia 25,25-28), so müssen alle Nationen, die gerichtet werden, den Gerichtsbecher Gottes trinken.
Also, so wie Edom den Becher des göttlichen Gerichts trinken musste wegen ihres Unrechts in Verbindung mit dem Tempelberg, so werden auch alle anderen Nationen in gleicher Weise unter Gottes Gericht fallen.
„So wie ihr getrunken habt wegen des Berges meiner Heiligkeit, so werden alle Nationen beständig trinken, ja, sie werden trinken und schlürfen und werden sein wie solche, die nie gewesen sind.“
Doch auf dem Berg Zion, dem Tempelberg, wird Rettung sein, und so wird er heilig sein.
Dieses Buch beschäftigt sich zwar ganz speziell mit Edom, aber dieses Gericht bekommt Bedeutung für alle Völker in aller Welt.
Schließlich noch meine Zusammenfassung: Israel wird von Gott befreit und gesegnet werden. Das folgt in den Versen 17 bis zum Schluss, wo es heißt: „Und dem Herrn wird gehören das Königreich.“
Der Aufbau des Buches kann grob so eingeteilt werden:
I. Ankündigung der Zerstörung Edoms (Verse 1 bis 9)
II. Begründung für den Untergang Edoms (Verse 10 bis 16)
III. Die Aufrichtung der messianischen Königsherrschaft (Verse 17 bis 21).
Einführung in das Buch Obadja und Bedeutung des Namens
Nun wollen wir den Text Vers für Vers durchgehen.
Obadja 1, Vers 1: Vision Obadias – das ist der kurze Titel des Buchs. Obadja hat diese Botschaft also nicht nur gehört, sondern er hat sie als Prophet Gottes gesehen.
Obadja heißt, wie in der Fußnote erklärt wird, „Diener des Herrn“ oder „Knecht, Sklave des Herrn“. Man kann es auch übersetzen mit „Anbeter des Herrn“, denn das hebräische Verb „Awad“ bedeutet dienen, als Sklave dienen, und gleichzeitig auch Gottesdienst darbringen.
Obadja ist also ein Anbeter des Herrn, und das ist ganz wichtig. Alle Prophetie, alles Studium der Prophetie in der Bibel soll letztlich zur Verherrlichung Gottes führen, zur Anbetung Gottes.
In der Offenbarung wird erklärt – und das ist ganz fundamental, wenn man biblische Prophetie studiert – in 19, Vers 10 am Schluss: „Denn der Geist der Weissagung ist das Zeugnis Jesu.“ Das heißt, die Prophetie, die Weissagung der Bibel, ist das Zeugnis über die Person Jesu. Die weissagende Prophetie bezeugt, wer Jesus ist.
So ist das Endziel aller Prophetie nicht nur einfach das Wissen um die Abläufe in der Heilsgeschichte. Vielmehr offenbart sich darin die Herrlichkeit Gottes, die Herrlichkeit Christi, des ewigen Sohnes Gottes. Und so soll alles Studium letztlich dazu führen, dass wir Gott die Ehre geben.
Das zum Namen Obadja.
Nun kommt die Botschaft: So spricht der Herr, der Herr zu Edom – einmal „Herr“ normal geschrieben, dann „Herr“ mit Großbuchstaben. Ich habe in der Fußnote erklärt, dass das erste Mal das hebräische Wort „Adonai“ ist, das zweite Mal „Yahweh“.
„Adonai“ bedeutet Herr, Gebieter – im Gegensatz zu einem Knecht oder Sklaven. Hier wird also gesagt: So spricht Adonai, der Herr, also derjenige, der die ganze Welt in seiner Hand hat, darüber herrscht und das letzte Sagen hat. Der ist es, der hier spricht. Und das ist Yahweh.
Ich habe in der Fußnote erklärt, dass „Yahweh“ im Hebräischen bedeutet: der Seiende, der Ewige, der Unwandelbare. Nur Gott ist nicht Raum und Zeit unterworfen. Wir Menschen sind Raum und Zeit unterworfen, ebenso die Tiere und – was manche überrascht – auch die Engel und Satan.
Die Allgegenwart ist eine Eigenschaft, die allein Gott zukommt. Satan sagt vor dem Thron Gottes in Hiob 1 auf die Frage, woher er käme, dass er vom Umherstreifen auf der Erde komme. Er war nicht überall gleichzeitig.
Wir finden auch in Offenbarung 12, wie er einmal aus dem Himmel geworfen wird und dann seine Stätte im Himmel nicht mehr gefunden wird. Er ist nicht allgegenwärtig.
Schließlich finden wir in Daniel 10 einen Engel, der zu Daniel kommt und ihm sagt, dass er eigentlich schon vor drei Wochen hätte kommen wollen, aber der Fürst, der Engelfürst – gemeint ist der Fürst des Königreiches Persien – habe ihm Widerstand geleistet.
Da sehen wir: Engel sind sowohl Raum als auch Zeit unterworfen. Sie können sich zwar schneller bewegen als wir Menschen, aber sie sind nicht allgegenwärtig. Das gehört nur Gott.
Darum kann nur Gott allein vollkommen die Zukunft wissen. Daher funktioniert Wahrsagerei nicht so, wie der Teufel es wollte.
Wahrsagerei ist ja nur die Imitation der Prophetie Gottes. Satan möchte sich Gott gleichmachen, aber er kann es nicht. Darum gibt es all die Irrtümer der okkulten Prophetie.
Hier aber haben wir es mit dem Ewigen, dem Unwandelbaren zu tun, der allein alles überblickt und darum allein vollkommen die Zukunft uns mitteilen kann.
Also: So spricht der Herr, der Ewige, zu Edom.
Bedeutung des Namens Edom und seine Herkunft
Nun habe ich auch hier eine Fußnote zu Edom gemacht. Edom bedeutet „Rot“ und ist verwandt mit dem hebräischen Wort für Blut. Dam heißt Blut oder eben auch Rot, Edom bedeutet Rot. In der Bibel ist Edom erstens ein Name für Esau (1. Mose 25,30).
Wir können das kurz nachlesen: Wie kommt Esau zu diesem Namen? Wir haben hier die Geburt Esaus und Jakobs. Ich lese kurz ab Vers 24, 1. Mose 25,24: „Und als ihre Tage erfüllt waren, dass sie gebären sollte, siehe, da waren Zwillinge in ihrem Leib. Und der Erste kam heraus rötlich am ganzen Leib, wie ein Herrnmantel, und man gab ihm den Namen Esau. Und danach kam sein Bruder heraus, und seine Hand hielt die Ferse Esaus, und man gab ihm den Namen Jakob, Fersenhalter.“
Später, als Jakob ein rötliches Linsengericht gemacht hatte (Vers 30), sprach Esau zu Jakob: „Lass mich doch essen von dem Roten, dem Roten da, denn ich bin matt.“ Darum gab man ihm den Namen Edom, was eben Rot bedeutet.
Der Name Edom erinnert also an die Begierde Esaus nach roten Linsen, für die er bereit war, das Erstgeburtsrecht seinem Bruder Jakob (Israel) zu verkaufen. Aber er hat eine Doppelbedeutung, denn schon bei der Geburt wird gesagt, dass Esaus Körper rötlich war. Es geht dabei um die Haut, nicht um die Haare. Im Nahen Osten hat man normalerweise keine rötlichen Haare, außer man hat Gene aus Europa durch Vermischung. Es geht hier also um die rötliche Haut, die vom Blut durchschimmert. So war Esau schon rötlich, und der Name Edom passt dazu.
Sein Name Esau bedeutet behaart. Er hatte schon als Baby einen ungewöhnlichen Haarwuchs auf seinem Körper. Esau heißt also „behaart“, aber auch „wild“ oder „rau“. Später in der Geschichte wandert Esau aus in das Gebiet des heutigen Südjordaniens. Das ist eben das Gebiet von Edom. Diese Berge sind durch ihre Wildheit und Rauheit bekannt. Daher passt der Name Esau („behaart“, „rau“, „wild“) auch zu der Gegend, in die er später kam.
Wie wir aus dem Buch Obadja sehen, wurde dieses ganze Gebiet Edom genannt, in Anlehnung an den Namen, den Esau wegen der roten Linsen bekommen hatte. Der Name passt aber auch zu seiner rötlichen Haut und zur Beschaffenheit dieses Hochplateaus, das bekanntlich rötlich ist. Das ganze Gebirge hat eine ganz typische rötliche Farbe. Darum passt der Name Edom auch für diese zerklüftete Gebirgslandschaft Südjordaniens, die durch die rötliche Farbe charakterisiert ist.
Die Nachkommen Esaus siedelten sich dort an, wie wir in 1. Mose 32,4 lesen.
Man könnte übrigens annehmen, dass auch der Name des Roten Meeres daher stammt. Das Rote Meer ist ja nicht wirklich rot, aber es ist das Meer, das an Edom, das Rotland, grenzt. Deshalb hat es den Namen Rotes Meer bekommen – ein kleiner Nebenaspekt.
Die Vision Obadjas: Die Koalition gegen Edom
Also, wir sind immer noch bei den Worten: „So spricht der Herr, der Ewige, zu Edom: Eine Botschaft haben wir vom Herrn gehört, und ein Bote ist unter die Nationen ausgesandt worden: ‚Steht auf, ja, lasst uns aufstehen gegen sie zum Krieg, also gegen Edom.‘“
Was geschieht hier? Obadja sieht in der Vision, wie ein Bote ausgeht und verschiedene Nationen motiviert, sich zu einer Koalition zu vereinigen, um gemeinsam gegen Edom loszuschlagen. Das erinnert stark an das Jahr 1990. Vor dem Golfkrieg ging Außenminister Baker von einer Nation zur anderen und versuchte, eine riesige Koalition zu bilden, um gegen den Irak vorzugehen. Diese Koalition bestand schließlich aus etwa 30 Nationen.
Genau das wird uns hier vor Augen geführt: Ein Bote geht aus und versammelt viele Nationen, um gegen Edom loszuschlagen. Aber wie wir später noch sehen werden, besteht diese Koalition nicht aus irgendwelchen Nationen. Es sind alles Nationen, die vorher Freunde von Edom waren.
Heute entspricht Edom Jordanien, dem Gebiet von Südjordanien. Mitteljordanien war das Gebiet von Moab und Nordjordanien das von Ammon. In der Endzeitprophetie der Bibel wird über die Zukunft Ammons, Moabs und Edoms gesprochen. Von allen dreien wird gesagt, dass sie eine totale Verwüstung erleben werden. Wenn wir sie zusammensetzen, ergibt das Jordanien.
Wir finden dazu eine Stelle in Zephanja 2,7-8. In Vers 7 geht es darum, dass der Herr das Schicksal Judas wendet. Das weist auf die Endzeit hin, in der das jüdische Schicksal gewandelt wird. Denn der Herr, ihr Gott, wird sich ihres annehmen und ihre Gefangenschaft oder ihr Schicksal wenden.
In Vers 8 heißt es: „Ich habe die Schmähung Moabs und die Lästerung der Kinder Ammons gehört, womit sie mein Volk geschmäht und sich gegen dessen Gebiet großgetan haben. Darum, so wahr ich lebe, spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Moab soll gewisslich wie Sodom werden, und die Kinder Ammons wie Gomorra, ein Besitz der Brennnesseln und eine Salzgrube, eine Wüste ewiglich. Der Überrest meines Volkes wird sie berauben, und das Überbleibsel meiner Nation wird sie beerben.“
Solches wird ihnen für ihren Hochmut zuteil, weil sie das Volk des Herrn der Heerscharen geschmäht und sich gegen dasselbe großgetan haben. Hier sehen wir also die Totalvernichtung Moabs und Ammons in der Endzeit. Das stimmt genau mit dem überein, was wir in Obadja über Edom finden.
Heute ist das eine Nation: Jordanien. Seit 1946 wurde aus diesem Gebiet Jordanien gegründet.
Die Hochmut Edoms und die Unvermeidbarkeit des Gerichts
Nun wenden wir uns Vers 2 zu: „Siehe, gering habe ich dich gemacht unter den Nationen, sehr verschmäht bist du. Der Hochmut deines Herzens hat dich betrogen, o Bewohnerin der Schlupfwinkel im Felsmassiv auf seinem hohen Sitz, die du in deinem Herzen sprichst: Wer wird mich schon zur Erde hinabstürzen? Wenn du hoch oben bauen würdest wie ein Adler und sogar dein Nest zwischen die Sterne setzen würdest, ich würde dich von dort hinabstürzen“, Ausspruch des Herrn.
Hier haben wir eine eindrucksvolle Beschreibung von Petra, der Hauptstadt in den edomitischen Bergen. Wer von euch war schon einmal in Petra? Einige, ja? Petra ist eine Stadt, die erst in neuerer Zeit wiederentdeckt wurde. Sie liegt in den Gebirgsklüften Edoms und ist sehr schwer zugänglich. Dort haben sich die Nachkommen Edoms niedergelassen und sogar Häuser in die Felsen hineingebaut.
Der Ausdruck „O Bewohnerin der Schlupfwinkel im Felsmassiv“ verweist im Hebräischen auf „Sela“. Man könnte also übersetzen: „O Bewohnerin der Schlupfwinkel von Sela“. Das Wort „Sela“ spielt hier offensichtlich auf den Namen der edomitischen Hauptstadt an. Die griechische Übersetzung dieses Namens lautet Petra. Somit ist dies eine Anspielung auf das gewaltige, einzigartige Gebirge, das den Edomitern einen ungewöhnlichen Zufluchtsort bot.
Doch dieser Schutz hat den Edomitern, den Nachkommen Esaus, auch Hochmut verliehen. Sie betrachten sich als völlig unbesiegbar. Darum sagt der Herr: „Schaut mal, wenn ihr euch da so einnistet in dem Gebirge, in diesem tief eingeschnittenen Tal Edoms. Selbst wenn ihr euch zwischen die Sterne setzen würdet mit einem Nest, werde ich euch von dort hinabstürzen.“
Diese Stelle ist interessant in Verbindung mit dem Hochmut der Weltraumfahrt. Heute kennen wir ein „Nest zwischen den Sternen“ – eine Raumstation im Weltall. Wir wissen, wie viel Motivation bei diesen Unternehmungen vom Hochmut und Stolz des Menschen ausgeht. Wissenschaft an sich verurteilt die Bibel nicht; wiederholt finden wir den Aufruf, Gottes Werke zu erforschen. Dies war auch in der Reformationszeit ein Ansporn für die moderne Wissenschaft, Gottes Weisheit und Größe in seinen Werken zu erkennen.
In den Ländern der Reformation erlebte die Naturwissenschaft einen enormen Aufschwung. Später jedoch wurde dieses reformatorische Grundprinzip durch Unglauben und schließlich Atheismus ersetzt. Heute ist viel Motivation beim Forschen von Hochmut und Selbstverherrlichung des Menschen geprägt, auch im Zusammenhang mit der Raumfahrt. Darum ist dieses Wort sehr aktuell.
„Der Hochmut deines Herzens hat dich betrogen“ (Vers 3). Dann in Vers 4: „Wenn du hoch oben bauen würdest wie ein Adler und sogar dein Nest zwischen die Sterne setzen würdest, ich würde dich von dort hinabstürzen.“
Diese kurze Botschaft an Edom (Verse 2–4) endet mit dem Ausspruch des Herrn.
Nun zu Vers 5: „Wenn Diebe über dich gekommen wären, wenn Räuber der Nacht, wie bist du zerstört worden! Hätten sie nicht lediglich ihr Genüge gestohlen?“
Dieser Vers zeigt, dass die Feinde Edoms das Land so gründlich ausplündern, dass nichts übrig bleibt. Wären stattdessen Diebe oder Räuber gekommen, hätten sie nur gestohlen, was sie brauchten, und etwas wäre übrig geblieben. Poetisch wird hinzugefügt: „Wie bist du zerstört worden!“
Ein weiteres Beispiel folgt: „Wenn Winzer über dich gekommen wären, hätten sie nicht eine Nachlese übrig gelassen.“ Üblicherweise bleibt bei der Weinlese immer etwas übrig, eine Nachlese. Doch nicht so bei Edom.
Vers 6: „Wie sind die von Esau durchforscht worden, ausgeforscht ihre verborgenen Schätze! Bis zur Grenze haben dich gesandt alle Männer deines Bundes, betrogen, überwältigt haben dich die Männer deines Friedens.“
In der Fußnote erkläre ich, dass der hebräische Ausdruck „die Männer deines Friedens“ „deine Freunde“ bedeutet. Nun wird klar: Die Koalition, die gegen Edom loszieht, besteht aus früheren Freunden, „Männern deines Friedens“ oder „deinen Bundesgenossen“. Es handelt sich um Länder, die man heute als Freunde und Verbündete Jordaniens bezeichnen könnte, die gegen die Jordanier vorgehen werden. „Bis zur Grenze haben sie dich gesandt“ bedeutet, dass Edomiter durch diesen kriegerischen Schlag aus ihrem Land vertrieben werden.
Weiter heißt es: „Dein Brot haben sie gelegt als Falle unter dich.“ Diese Textstelle ist schwierig zu übersetzen. In der Fußnote habe ich „Falle“ als „Schlinge“ oder „Fallstrick“ vermerkt. In Verbindung mit „Dein Brot haben sie gelegt unter dich“ verweise ich auf Psalm 41, Vers 10. Daraus ergibt sich die Bedeutung: Die Feinde haben von Edoms Brot profitiert, doch gerade dies nutzen sie, um ihre einstigen Bundesgenossen zu Fall zu bringen.
Psalm 41, Vers 10 lautet: „Selbst der Mann meines Friedens, auf den ich vertraute, der mein Brot aß, hat die Verse gegen mich erhoben.“ Dieser Vers wird in Johannes 13 auf Judas bezogen, der „der Mann meines Friedens“ war, der „mein Brot aß“ und sich gegen Jesus wandte.
Bei dem letzten Passahmahl tauchte Jesus einen Bissen Matze in die Soße und gab ihn Judas als Zeichen, wer ihn verraten würde. Judas, der besonders geehrte Gast, wandte sich gegen ihn. So heißt es in Obadja: „Dein Brot haben sie gelegt als Falle unter dich.“ Die Feinde haben von Edoms Brot profitiert, nutzen es aber, um ihn zu Fall zu bringen.
Weiter: „Es ist kein Verstand in ihm“ – das heißt in Edom. Dies ist ein schlimmes Wort für die Edomiter, wie wir gleich sehen werden.
Vers 8: „Werde ich nicht an jenem Tag“, Ausspruch des Herrn, „die Weisen aus Edom vertilgen und den Verstand aus dem Gebirge Esau.“
In der Fußnote 20 weise ich darauf hin, dass Edom berühmt war wegen seiner Weisheit (vgl. Jeremia 49,7.20). Die Edomiter waren stolz auf ihre großen Intellektuellen. Doch wenn das Gericht kommt, ist alle menschliche Weisheit dahin. Gott sagt: „Es ist kein Verstand in ihm“, denn all das intellektuelle Wissen kann sie nicht retten.
Vers 9: „Da verzagen deine Helden, o Teman, weil jedermann ausgerottet werden muss aus dem Gebirge Esau durch Tötung.“
Bei Teman verweise ich in der Fußnote auf eine Stadt, einen Landstrich und ein Volk im Südosten des Edomiterlandes. Der Name geht zurück auf einen Enkel Esaus (1. Mose 36,11.15.32). Weitere Stellen sind 1. Chronik 1,36.53; Jeremia 49,7.20; Ezechiel 25,13; Amos 1,12; Habakuk 3,3.
Bereits in Vers 3 wurde auf Sela (Petra) hingewiesen, hier wird erneut geografisch Teman genannt, Stadt und Landstrich im Südosten Edoms. „Da verzagen deine Helden, o Teman“, weil alle aus dem Gebirge Esau durch Tötung ausgerottet werden müssen.
Nun folgt die Begründung des Gerichts: „Wegen der an deinem Bruder Jakob verübten Gewalttat soll dich Schande bedecken, und du wirst ausgerottet werden auf ewig.“
Es handelt sich um Brudervölker: Israel, die Nachkommen Jakobs, und die Edomiter, die Nachkommen Esaus. Gottes Ratschluss war, dass der Ältere dem Jüngeren dienen soll. Esau sollte Jakob dienen; Israel sollte das Erstgeburtsrecht haben und damit die Verheißungen, die schließlich im Kommen des Messias münden.
Damals, als Jakob seinen Bruder betrog, wollte Esau Jakob töten. Doch dieser Hass zieht sich durch die Geschichte bis in unsere Zeit. Gott sagt, das Gericht wird über Edom kommen wegen der Gewalttat an Jakob.
Ein konkretes Beispiel aus der Zeit Obadjas folgt: „Am Tag“ – oder „zur Zeit“ – „als du feindlich entgegenstandest, am Tag, als Fremde seine Habe wegführten und Ausländer durch seine Tore einzogen und über Jerusalem das Los warfen, da warst auch du einer von ihnen.“
Nun kommt die Warnung, wie Edom das endgültige Gericht Gottes vermeiden könnte, wenn es auf diese Gebote achtete. In der Fußnote erkläre ich, dass das hebräische „waw“ (und/oder) hier die praktische Folgerung aus den historischen Ereignissen in Kapitel 1, Vers 11 ausdrückt.
„Also denn, du sollst nicht schadenfroh auf den Tag deines Bruders blicken, am Tag seines Unglücks; du sollst dich nicht freuen über die Kinder Judas am Tag ihres Untergangs; du sollst nicht dein Maul aufsperren am Tag ihrer Drangsal; du sollst nicht eingehen durch das Tor meines Volkes am Tag ihrer Katastrophe.“
Du sollst nicht schadenfroh auf sein Übel sehen am Tag seiner Katastrophe, du sollst nicht deine Hand ausstrecken nach seiner Habe am Tag seiner Katastrophe, und du sollst nicht am Kreuzweg stehen, um seine Entronnenen auszurotten. Du sollst nicht seine Entflohenen ausliefern am Tag der Drangsal!
Diese Poesie betont eindrücklich den Tag des Unglücks, den Tag des Untergangs, den Tag der Drangsal und den Tag der Katastrophe.
Wir haben bereits Schlimmes gesehen: In der Nazizeit gab es eine Achse des Bösen zwischen Nazi-Europa und der islamischen Welt. In Palästina bestand ein direktes Bündnis mit Hitler durch den geistlichen Führer Al-Husseini in Jerusalem. Damals bezeichnete man Palästina als Israel mit den besetzten Gebieten Gaza, Westjordanland, Golan und dem späteren Jordanien.
Al-Husseini stand in einem Bündnis mit Hitler, dessen Ziel die Vernichtung der Juden war. Diese Menschen in Palästina und Jordanien bewirkten, dass die britische Besatzungsmacht die jüdische Einwanderung stark einschränkte, damit Juden nicht vor den Nazis fliehen und Zuflucht im Land ihrer Vorväter finden konnten.
Die palästinensischen Muslime in Jordanien arbeiteten am „Tag des Unglücks“ der Juden mit. Hier heißt es: „Du sollst nicht schadenfroh auf den Tag deines Bruders blicken“, als sechs Millionen Juden in Europa ermordet wurden. „Du sollst dich nicht freuen über die Kinder Judas am Tag ihres Untergangs, und du sollst nicht dein Maul aufsperren am Tag ihrer Drangsal, und du sollst nicht eingehen durch das Tor meines Volkes am Tag ihrer Katastrophe.“
Das Nazireich brach 1945 zusammen. Unter Druck der UNO, die 1947 gegründet wurde, kam im November der Mehrheitsbeschluss, das Restpalästina zu teilen, damit die Juden einen Staat gründen konnten.
Am 14. Mai 1948 gründeten die Juden in Palästina den Staat Israel. Jordanien war bereits 1946 als erster arabischer Palästinenserstaat gegründet worden. Das Ziel war, diesen Staat sofort zu vernichten.
Am 15. Mai 1948 marschierte die jordanische Armee zusammen mit Irak, Libanon, Syrien, Ägypten, Saudi-Arabien und Jemen ein. Es folgte ein Vernichtungskrieg gegen die Juden in ihrem Land.
So drangen sie durch die Tore meines Volkes ein (Vers 13). Die jordanische Armee eroberte das Westjordanland, das die UNO nicht als jüdischen Staat vorgesehen hatte, sondern als zukünftigen Palästinenserstaat. Dort gab es jüdische Siedlungen, die vertrieben und abgeschlachtet wurden. Das Westjordanland wurde „judenrein“ gemacht.
Die jordanischen Truppen plünderten das Gebiet, und Ostjerusalem wurde eingenommen. Das jüdische Viertel wurde verwüstet, Synagogen zu Moscheen umfunktioniert und zerstört. Tausende alte Grabsteine auf dem Ölberg wurden geschändet.
„Du sollst nicht eingehen durch das Tor meines Volkes am Tag ihrer Katastrophe. Du sollst nicht schadenfroh auf sein Übel sehen am Tag seiner Katastrophe und nicht deine Hand ausstrecken nach seiner Habe.“ So wurde Jerusalem geteilt durch eine Mauer – das Werk Edoms.
„Du sollst nicht am Kreuzweg stehen, um seine Entronnenen auszurotten, und du sollst nicht seine Entflohenen ausliefern am Tag der Drangsal.“
All dies ist schrecklich geschehen, obwohl Gott vor einer Totalvernichtung Edoms gewarnt hatte. Alle diese „Du sollst“ wurden gebrochen.
Nun folgt Gottes Botschaft an die ganze Welt: „Fürwahr, nahe ist der Tag des Herrn über alle Nationen!“
Nicht nur Edoms Vergehen gegenüber dem jüdischen Volk wird gerichtet, sondern alle Nationen. „Wie du getan hast, so wird dir getan werden. Dein Handeln wird auf deinen Kopf zurückkehren. Denn so, wie ihr getrunken habt wegen des Berges meiner Heiligkeit, so werden alle Nationen beständig trinken.“
In der Fußnote erkläre ich, dass es sich um den Tempelberg handelt, den heiligen Berg Zion in Jerusalem. Nicht der heute so genannte Südwesthügel der Altstadt, der erst nachbiblisch „Zion“ genannt wird. In der Bibel bezeichnet „Zion“ den Tempelberg mit dem langen Südabhang bis zur Davidstadt – den biblischen „Zion I“. Der Nachbarhügel, auf dem das urchristliche Quartier lag, wird in nachbiblischer Zeit als „Zion II“ bezeichnet.
Hier geht es um „Zion I“, den Tempelberg.
Im Krieg von 1948 eroberte Jordanien Ostjerusalem und den Tempelberg entgegen der UNO-Absicht, die Ostjerusalem internationalisieren wollte. Seitdem betrachten sich die Jordanier als Hüter des Tempelbergs.
Die palästinensische islamische Organisation Waqf, die heute den Tempelberg verwaltet, wird von Jordanien finanziert. Der verstorbene König Hussein sah sich als Hüter dieser heiligen Stätte des Islams und stritt sich mit den Saudis um die Finanzierung der Renovierung der Kuppel des Felsendoms. Schließlich bezahlte er aus eigenen Mitteln.
Hier sehen wir den Griff Edoms, Moab und Ammon nach dem Tempelberg. Sie greifen das Zentrum dessen an, was Gottes Zusagen an Jakob sind.
Darum heißt es: „So, wie ihr getrunken habt, so werdet ihr beständig trinken; sie werden trinken und schlürfen und sein wie solche, die nie gewesen sind.“
Doch auf dem Berg Zion wird Errettung sein, und er wird heilig sein. Heute ist der Tempelberg entheiligt und wird von Heiden zertreten. Doch Edoms Anspruch besteht weiter. Tagtäglich hört man vom Tempelplatz das islamische Glaubensbekenntnis: „Allahu Akbar“ – „Allah ist größer“ – eine tägliche Schmähung des Namens Gottes.
Aber schließlich wird Rettung auf dem Berg Zion sein, und er wird geheiligt werden.
Das Gericht wird weiter behandelt: „Und die vom Haus Jakob werden in Besitz nehmen ihre Besitzungen.“ Die Juden werden also zurückkehren und erhalten, was ihnen gehört.
„Das Haus Jakob wird ein Feuer werden, und das Haus Joseph eine Feuerflamme, und das Haus Esau Stroh; sie werden unter ihnen brennen und sie verzehren, und es wird keinen Entflohenen geben für das Haus Esau, denn der Herr hat gesprochen.“
Hier geht es um ein zukünftiges Gericht über Edom, bei dem Israel eine besondere Rolle spielt, zusammen mit Verbündeten, die gegen Edom vorgehen werden.
Ein Blick in Jesaja 63 zeigt die Harmonie des Wortes Gottes: Die Wiederkunft Christi als Richter der Welt am Tag des Herrn wird beschrieben.
Jesaja 63, Vers 1: „Wer ist dieser, der von Edom kommt, von Bozra, in hochroten Kleidern?“ (Das Wortspiel „rot“ = Edom, von „Rot“ herkommend.) „Wer ist dieser in hochroten Kleidern, prächtig in seinem Gewand, der ein Heer zieht in der Größe seiner Kraft?“
Die Antwort: „Ich bin’s, deren Gerechtigkeit redet, der mächtig ist zu retten.“
„Warum ist Rot an deinem Gewand und deine Kleider wie die eines Keltertreters?“
„Ich habe die Kelter allein getreten, und von den Völkern war niemand bei mir; ich zertrat sie in meinem Zorn und zerstampfte sie in meinem Grimm, und ihr Saft spritzte auf meine Kleider, und ich besudelte mein ganzes Gewand; denn der Tag der Rache war in meinem Herzen, und das Jahr meiner Erlösung war gekommen.“
„Ich blickte umher, da war kein Helfer, ich staunte, da war kein Unterstützer; da half mir mein Arm, und mein Grimm unterstützte mich.“
„Ich trat die Völker nieder in meinem Zorn, machte sie trunken in meinem Grimm, und ließ ihren Saft zur Erde rinnen.“
Der Herr Jesus wird also in Edom, in Südjordanien, erscheinen und dort die Völker richten, die gegen Edom versammelt sind. Edom wird vollständig gerichtet werden. Selbst an diesem Ort wird das Gericht ausgeübt werden.
Schließlich wird Israel eingreifen, doch zuerst kommt der Herr selbst, und niemand hilft ihm. Die Wiederkunft Christi in Südjordanien.
Heute Morgen hörten wir, dass der Herr auf dem Ölberg bei Jerusalem kommen wird (Sacharja 14,3). Auch haben wir von Harmagedon gehört, wo der Herr gemäß Offenbarung 16 und 19, Vers 11 und folgende erscheinen wird.
Das ist jedoch in Galiläa, ein anderer Ort. Die Wiederkunft Christi erfolgt in verschiedenen Phasen. Sein Gericht ist nicht ein einmaliges Ereignis bei Harmagedon, dann ist Schluss.
In Harmagedon wird er die Armeen des Westens, die mit dem Antichristen in Israel verbündet sind, auf der Ebene schlagen. Die Nationen, die gegen Jordanien kommen, werden in Südjordanien geschlagen. Syrien und seine Verbündeten, die von Norden kommen, werden durch den Herrn bei Jerusalem im Tal Josaphat geschlagen.
Dies sind verschiedene Phasen.
Noch ein Blick in Habakuk 3: Dort sieht Habakuk die Wiederkunft Christi in Herrlichkeit aus Sicht des Überrestes der Juden im Land.
Habakuk 3, Vers 3: „Gott kommt von Teman her und der Heilige vom Gebirge Paran. Seine Pracht bedeckt die Himmel, und die Erde ist voll seines Ruhmes. Es entsteht ein Glanz wie Sonnenlicht, Strahlen sind zu seinen Seiten, und daselbst ist die Hülle seiner Macht.“
Teman liegt in Südjordanien.
Wir merken, wie die prophetischen Aussagen ineinandergreifen. Der Herr wird in Südjordanien Gericht üben, dann nach Israel kommen mit Blick auf Harmagedon und den Ölberg.
Darum die Frage in Jesaja 63: „Wer ist dieser, der von Edom kommt in hochrotem Kleid?“ – „Ich bin’s!“, antwortet der Herr dem jüdischen Überrest.
Kehren wir zurück zum Text in Obadja, Vers 19: „Und die vom Negev werden das Gebirge Esau in Besitz nehmen.“
Vielleicht steht in manchen Übersetzungen „die vom Süden“. Im Hebräischen steht „Negev“, eine bestimmte Südstadt. Die Übersetzung ist korrekt, doch im 19. Jahrhundert war man als Bibelleser mit den geografischen Verhältnissen in Israel noch nicht so vertraut wie heute. Ein Besuch in Israel war damals ein Lebensereignis, das nur wenige aus Europa erlebten.
Heute kennen wir die Gegend besser. Die „vom Negev“ sind also die Juden in Israel, die gegenüber von Südjordanien, Edom, leben.
Weiter: „Und die von der Scheffela, die Philister.“
In manchen Übersetzungen steht „die von der Niederung“. Im Hebräischen heißt es „Scheffela“, eine spezielle Niederung. In der Fußnote erkläre ich, dass „Scheffela“ die gegen den heutigen Gazastreifen gelegenen Ostabhänge der jüdischen Berge bezeichnet.
Die „von der Scheffela“ werden die Philister in Besitz nehmen.
Ich habe bereits heute Morgen erklärt, dass im Arabischen zwischen „Philister“ und „Palästinenser“ sprachlich kein Unterschied gemacht wird, da „Philastini“ heißt. Die Verbindung ist sprachgeschichtlich eindeutig.
Die Philister wohnten im Gebiet des Gazastreifens und Umgebung, mit den fünf Philisterstädten wie Askelon, Gaza, Ekron usw.
Israel wird also den Gazastreifen erobern, was schon mehrfach geschehen ist.
In den 1950er Jahren wurde der Gazastreifen zusammen mit dem Sinai im Sinai-Feldzug 1956 erobert, um terroristischen Selbstmordattentaten aus dem Gazastreifen ein Ende zu setzen.
Man fand in Gazastadt eine Liste der künftigen Selbstmordattentäter und begann, sie festzunehmen. Das brachte etwas, aber bereits 1957 gab Israel den Gazastreifen und den Sinai wieder an Ägypten zurück.
Der Gazastreifen war damals ägyptisch. Niemand forderte einen Palästinenserstaat in Gaza – es war einfach ägyptisch. Das Westjordanland war jordanisch, annektiert von Jordanien. Niemand forderte einen palästinensischen Staat dort.
Israel eroberte den Gazastreifen, um Frieden zu schaffen, gab ihn aber 1957 zurück. 1967, beim zweiten Totalvernichtungsversuch islamischer Staaten gegen Israel, eroberte Israel den Gazastreifen, den Sinai, das Westjordanland, die Golanhöhen und Ostjerusalem zurück.
Im Zuge der Friedensverhandlungen gab Israel den Gazastreifen wieder in Autonomie ab.
Hier wird ein zukünftiges Ereignis beschrieben: Die von der Scheffela werden die Philister in Besitz nehmen.
Eine Parallele aus Jesaja 11 zeigt, wie das prophetische Wort verzahnt ist:
Jesaja 11, Vers 14: „Und sie, Juda und Ephraim, also Israel, werden den Philistern auf die Schultern fliegen gegen Westen und werden miteinander plündern die Söhne des Ostens. An Edom und Moab werden sie ihre Hand legen, und die Kinder Ammon werden ihnen gehorsam sein.“
Hier wird beschrieben, wie Israel den Philistern auf die Schultern „fliegt“ – das hebräische „Kettef“ meint die Schulter des Körpers oder Bergabhänge, die als Schultern bezeichnet werden. Es sind die westlichen Bergabhänge der judäischen Berge gegen den Gazastreifen.
Israel wird also den Gazastreifen erobern und gleichzeitig Edom, Moab und Ammon – das gesamte Jordanien.
Dies ergänzt die kurze Angabe, dass die von der Scheffela die Philister in Besitz nehmen.
Sie werden auch das Gebiet Ephraim, Samaria, Benjamin und Gilead in Besitz nehmen.
Das Gebiet Ephraim liegt zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Es wurde 1948 von Israel erobert. Es war ein gefährliches Gebiet, da die Juden in Westjerusalem, das nach dem UNO-Plan eine Exklave war, durch feindliches Gebiet versorgt werden mussten.
Samaria bezeichnet den nördlichen Teil des heutigen Westjordanlandes. Es wurde im Sechstagekrieg erobert, später teilweise der Autonomie übergeben. Es gibt zahlreiche Siedlungen dort.
Benjamin liegt nördlich von Jerusalem im Westjordanland.
Gilead ist heute jordanisches Gebiet südlich des Sees Genezareth.
Diese präzisen geografischen Angaben zeigen, was Israel erobern und unter seine Herrschaft bringen wird.
Wir leben in der Endzeitperiode; manche Ereignisse sind bereits eingetreten, andere liegen noch in der Zukunft.
Nach der Wiederkunft Christi wird sich der Text von Obadja vollständig erfüllen.
Vers 20: „Und die Weggeführten dieses Heeres der Kinder Israel“ – in der Fußnote erkläre ich, dass dies die Israeliten sind, die zuvor in der Zerstreuung waren.
Diese „Weggeführten“ werden in Besitz nehmen, was den Kanaanitern gehört, bis Zarpad.
Zarpad liegt im heutigen Libanon, nördlich von Tyrus und südlich von Sidon.
Im Libanonfeldzug drang die israelische Armee in den Libanon ein, besetzte einen Sicherheitsstreifen im Süden und unterstützte eine pro-israelische Miliz.
Ich war damals für Vorträge im Libanon und bin bis nach Gesin gegangen, das im Sicherheitsstreifen der pro-israelischen Miliz lag. Um weiterzugehen, hätte ich eine Spezialgenehmigung von Israel gebraucht.
Israel hat sich später zurückgezogen, doch hier sehen wir, dass sie schließlich in Besitz nehmen, was den Kananiten gehört, bis Zarpad.
Weiter heißt es: „Und die Weggeführten von Jerusalem, die in Sepharad waren, werden die Städte des Negevs in Besitz nehmen.“
Sepharad ist schwer zu identifizieren. Es gibt zwei gute Erklärungen: Sepharad kann eine persische Provinz mit der Hauptstadt Sardes bezeichnen – nicht das Sardes aus Offenbarung 2, das in der Türkei liegt –, oder Sheparda, ein Bezirk südwestlich von Medien.
Viele Juden wanderten aus dem persisch-medischen Raum nach Israel ein.
Hier heißt es, die Weggeführten von Jerusalem, die in Sepharad waren, werden die Städte des Negev in Besitz nehmen – Beerscheba, Arad und andere Städte des Negev.
Schließlich lesen wir: „Und Retter werden auf den Berg Zion hinaufziehen, um den Berg Esau zu richten.“
Eine Vorerfüllung war im Sechstagekrieg: Israel zerstörte in den ersten Stunden die Luftwaffe Ägyptens und Syriens. Präsident Nasser forderte König Hussein auf, die dritte Front zu eröffnen.
Israel warnte Hussein vor schweren Konsequenzen, doch er folgte Ägypten und begann, Ostjerusalem mit schweren Waffen zu beschießen.
Daraufhin erhielt eine Fallschirmjägertruppe den Befehl, Ostjerusalem mit der Altstadt und dem Tempelberg zu erobern.
Diese Truppe drang durch das Stephans-Tor von Norden in die Altstadt ein und stieg auf die Plattform des einstigen Tempels.
Der Tempelberg war wieder in jüdischer Hand – erstmals seit dem Jahr 70, als der zweite Tempel durch die Römer zerstört wurde.
Israel besiegte Jordanien, Syrien, Ägypten und andere.
„Retter werden auf den Berg Zion hinaufziehen, um den Berg Esau zu richten.“
Doch das Drama ist noch nicht beendet; wir sprechen hier von einer Teilerfüllung.
Der Herr Jesus wird in Macht und Herrlichkeit kommen, und dann wird sich die letzte Verszeile Obadias erfüllen.
Dem Herrn wird das Königreich gehören. Er hat das letzte Wort.
Das Buch beginnt mit: „So spricht Adonai, der Herr, der die ganze Geschichte in der Hand hat, und er wird am Schluss auf dieser Erde regieren.“
Es ist wunderbar, wie ein kleines, oft vernachlässigtes Buch eine Perle voller Fülle ist, besonders wenn man es im Zusammenhang mit dem gesamten prophetischen Wort betrachtet und die Aussagen miteinander verknüpft.
Die Ursache des Gerichts: Hass und Gewalt gegen das Brudervolk
Jetzt folgt die Begründung des Gerichts. Wegen der an deinem Bruder Jakob verübten Gewalttat soll dich Schande bedecken, und du wirst auf ewig ausgerottet werden.
Es handelt sich um Brudervölker: Israel, die Nachkommen Jakobs, und die Edomiter, die Nachkommen Esaus. Gottes Ratschluss war es, dass der Ältere dem Jüngeren dienen soll. Esau sollte Jakob dienen, Israel sollte das Erstgeburtsrecht haben und damit alle Verheißungen, die schließlich in das Kommen des Messias münden sollten.
Damals, als Jakob seinen Bruder betrogen hatte, wollte Esau Jakob umbringen. Doch dieser Hass zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte hindurch bis in unsere Zeit.
Nun sagt Gott, dass das Gericht einmal über Edom kommen wird, wegen der an deinem Bruder Jakob verübten Gewalttat. Es wird ein konkretes Beispiel aus der Zeit von Obadja genannt. Am Tag – man kann auch übersetzen „zur Zeit“ – (das hebräische „Bejom“ bedeutet nicht unbedingt einen 24-Stunden-Tag, sondern ist ein fester Ausdruck für einen bestimmten Zeitabschnitt) als du feindlich entgegenstandest, als Fremde seine Habe wegführten und Ausländer durch seine Tore einzogen und über Jerusalem das Los warfen, warst auch du einer von ihnen.
Nun folgt die Warnung: Wie könnte Esau – wir könnten die Edomiter – das endgültige Gericht Gottes vermeiden, wenn sie auf diese Gebote achten würden?
Das hebräische „waw“ wird hier mit „also denn“ übersetzt und drückt im Blick auf die Zukunft die praktische Folgerung aus den in Kapitel 1, Vers 11 beschriebenen historischen Ereignissen aus.
Also denn, du sollst nicht schadenfroh auf den Tag deines Bruders blicken, am Tag seines Unglücks. Du sollst dich nicht freuen über die Kinder Judas am Tag ihres Untergangs. Du sollst nicht dein Maul aufsperren am Tag ihrer Drangsal. Und du sollst nicht eingehen durch das Tor meines Volkes am Tag ihrer Katastrophe.
Du, ja du, sollst nicht schadenfroh auf sein Übel sehen am Tag seiner Katastrophe. Du sollst nicht deine Hand ausstrecken nach seiner Habe am Tag seiner Katastrophe. Du sollst nicht am Kreuzweg stehen, um seine Entronnenen auszurotten. Und du sollst nicht seine Entflohenen ausliefern am Tag der Drangsal!
Sehr eindrücklich ist diese Poesie, wie hier der Tag des Unglücks, der Tag des Untergangs, der Tag der Drangsal und der Tag der Katastrophe betont werden.
Historische Parallelen und die Rolle Jordaniens im Konflikt mit Israel
Nun, wir haben bereits Schlimmes erlebt. In der Nazizeit gab es eine Achse des Bösen, die sich von Nazi-Europa bis in die islamische Welt erstreckte. In Palästina bestand ein direktes Bündnis mit Hitler. Dieses Bündnis wurde vom geistlichen Führer Al Husseini in Jerusalem repräsentiert.
Damals war Palästina die Bezeichnung für das Gebiet, das heute Israel umfasst, einschließlich der besetzten Gebiete Gaza, Westjordanland, Golan und das spätere Jordanien. Dieser geistliche islamische palästinensische Führer Al Husseini stand in einem Bündnis mit Hitler. Sein Ziel war die Vernichtung der Juden.
Was bewirkten diese Menschen in diesem Gebiet, also Palästina inklusive Jordanien? Sie sorgten dafür, dass die Engländer, die damals Besatzungsmacht in Palästina waren, die Grenzen für die jüdische Einwanderung schlossen, als Hitler an die Macht kam. So wurde die Einwanderung von Juden nach Palästina in den 1930er Jahren drastisch beschränkt. Dies sollte verhindern, dass Juden den Nazis entfliehen und im Land ihrer Vorväter Zuflucht finden konnten.
Die palästinensischen Muslime in dem Gebiet von Jordanien und Israel arbeiteten damals am Tag des Unglücks der Juden, am Tag der Katastrophe, mit. Es heißt in der Bibel: Du sollst nicht schadenfroh auf den Tag deines Bruders blicken, als sechseinhalb Millionen Juden in Europa ermordet wurden. Du sollst dich nicht freuen über die Kinder Judas am Tag ihres Untergangs und nicht dein Maul aufsperren am Tag ihrer Drangsal. Weiter heißt es: Du sollst nicht eingehen durch das Tor meines Volkes am Tag ihrer Katastrophe.
Das Nazireich brach 1945 zusammen. Unter dem Druck der UNO, die nach dem Krieg gebildet wurde, kam es im November 1947 zu einem Mehrheitsbeschluss: Das verbliebene Palästina sollte geteilt werden, sodass die Juden einen Staat gründen konnten.
Am 14. Mai 1948 gründeten die Juden in Palästina den Judenstaat. Der Staat Jordanien war jedoch bereits zuvor, 1946, als erster arabischer Palästinenserstaat gegründet worden. Das Ziel Jordaniens war, falls es zur Staatsgründung Israels käme, dieses Gebilde sofort zu vernichten und zu zerstören.
So kam es am 15. Mai 1948 zum Einmarsch der jordanischen Armee, zusammen mit Truppen aus Irak, Libanon, Syrien, Ägypten, Saudi-Arabien und Jemen. Es folgte ein Vernichtungskrieg, der die Auslöschung der Juden in ihrem Land bedeuten sollte. Die Bibel sagt dazu: Sie sind eingezogen durch die Tore meines Volkes (Vers 13). Du sollst nicht eingehen durch das Tor eines Volkes am Tag ihrer Katastrophe. Du sollst nicht deine Hand ausstrecken nach seiner Habe am Tag seiner Katastrophe.
Die jordanische Armee eroberte das Westjordanland, das die UNO nicht zu einem jüdischen Staat machen wollte. Dort sollte später ein zweiter Palästinenserstaat entstehen. Doch Jordanien handelte entgegen der Absicht der UNO und besetzte das Westjordanland. In diesem Gebiet gab es diverse jüdische Siedlungen, deren Bewohner abgeschlachtet oder vertrieben wurden. Von da an wurde das Westjordanland, um einen Nazi-Ausdruck zu verwenden, judenrein.
Die jüdischen Siedlungen waren zuvor bereits vorhanden, doch durch die jordanische Besetzung, durch die Völker Edom, Ammon und Moab, wurde das Westjordanland geplündert und von Juden befreit. Die Bibel warnt: Du sollst nicht deine Hand ausstrecken nach seiner Habe am Tag seiner Katastrophe.
Die jordanische Armee drang auch in Ostjerusalem ein und verwüstete das jüdische Viertel. Es wurde geplündert, die Synagogen wurden zu Moscheen umfunktioniert und beschädigt. Tausende von uralten Grabsteinen auf dem Ölberg in Ostjerusalem wurden herausgerissen und geschändet. All dies geschah trotz der biblischen Warnung: Du sollst nicht eingehen durch das Tor meines Volkes am Tag ihrer Katastrophe.
Es heißt weiter: Du sollst nicht schadenfroh auf sein Übel sehen am Tag seiner Katastrophe und nicht deine Hand ausstrecken nach seiner Habe am Tag seiner Katastrophe. Jerusalem wurde schließlich durch eine Mauer geteilt. Dieses Werk kann man als das Werk Edoms bezeichnen.
Die Bibel mahnt zudem: Du sollst nicht am Kreuzweg stehen, um seine Entflohenen auszurotten, und du sollst nicht seine Entflohenen ausliefern am Tag der Drangsal.
All dies ist schrecklich geschehen, obwohl Gott im Blick auf eine Totalvernichtung Edoms gewarnt hatte. Alle diese „Du sollst“-Gebote wurden nicht beachtet, sondern gebrochen.
Das Gericht Gottes über alle Nationen
Nun kommt Gottes Botschaft im Blick auf die ganze Welt: Fürwahr, nahe ist der Tag des Herrn über alle Nationen!
Nicht nur das, was Edom dem jüdischen Volk angetan hat, soll unter Gottes Gericht kommen, sondern alle Nationen werden gerichtet. Wie du gehandelt hast, so wird dir getan werden. Dein Handeln wird auf deinen eigenen Kopf zurückkommen. Denn so, wie ihr getrunken habt wegen des Berges meiner Heiligkeit, so werden alle Nationen beständig trinken.
Sie werden gerichtet wegen des Berges von Gottes Heiligkeit. In der Fußnote habe ich erklärt, dass damit der Tempelberg, der heilige Berg, gemeint ist. Der Berg Zion in Jerusalem ist nicht das, was man heute in Jerusalem Zion nennt – nämlich den Südwesthügel der Altstadt von Jerusalem. Diese Bezeichnung stammt erst aus nachbiblischer Zeit.
In der Bibel wird immer der Tempelberg mit dem langen Südabhang, der bis in die Davidstadt hinuntergeht, als Zion bezeichnet. Das ist das biblische Zion. Ich nenne es Zion Römisch I.
In nachbiblischer Zeit wurde es üblich, den benachbarten Hügel, der übrigens das urchristliche Quartier war, als Zion zu bezeichnen. Dort lebten die ersten Christen. Diesen Hügel nenne ich Zion Römisch II.
Hier geht es um Zion Römisch I.
Was ist geschehen? Die Jordanier haben im Krieg von 1948 versucht, zusammen mit ihren Bundesgenossen das jüdische Volk in Israel auszurotten. Dabei eroberten sie den Tempelberg, entgegen der Meinung der UNO, denn Ostjerusalem sollte internationalisiert werden. Jordanien annektierte das Westjordanland und Ostjerusalem und nahm es für sich in Anspruch.
Seither betrachten sich die Jordanier als die Hüter des Tempelberges. Nun verstehen Sie, warum der Waqf, diese palästinensische islamische Organisation, die heute unter Zulassung Israels den Tempelberg verwaltet, von Jordanien finanziert wird.
Der verstorbene König Hussein sah sich ganz besonders als Hüter dieser heiligen Stätte des Islams. Deshalb stritt er sich auch mit den Saudis darüber, wer das Gold für die Renovierung der Kuppel des Felsendoms bezahlen darf.
Schließlich bezahlte König Hussein die Renovierung aus eigenen finanziellen Mitteln und setzte sich durch, weil er sich als Hüter des Tempelberges verstand.
Hier sehen wir den Griff von Edom, Moab und Ammon nach dem Tempelberg. Sie haben sich wirklich am Zentrum dessen vergriffen, was Gottes Zusagen an Jakob waren.
So heißt es hier: „Denn so, wie ihr getrunken habt, also seid ihr unter das Gericht gekommen wegen des Berges meiner Heiligkeit. So werden alle Nationen beständig trinken. Ja, sie werden trinken und schlürfen und sein wie solche, die nie gewesen sind.“
Aber auf dem Berg Zion wird Errettung sein, und er wird heilig sein.
Der Tempelberg wird einmal ganz heilig werden. Heute ist er das nicht, denn er wird immer noch von den Heiden zertreten. Der spezielle Anspruch Edoms ist jedoch nach wie vor vorhanden.
Tag für Tag hört man vom Tempelplatz das islamische Glaubensbekenntnis: „Allahu Akbar“ – Allah ist größer. Nicht „groß“, sondern „Akbar“ ist der Komparativ von „Kabir“ – größer, größer als der Gott Israels.
Das ist eine tägliche Schmähung des Namens Gottes.
Aber hier wird erklärt: Schließlich wird es Rettung geben auf dem Berg Zion, und er wird dann heilig sein. Heute ist er entheiligt, doch dieser Tempelberg wird in der Zukunft noch geheiligt werden.
Die Rolle Israels und die Endzeitprophetie
Und nun wird das Gericht weiter behandelt. Die vom Haus Jakob werden ihre Besitzungen in Besitz nehmen. Aha, also die Juden werden irgendwie wieder ins Land zurückkehren. Das, was ihnen gehört, werden sie wieder in Besitz nehmen.
Das Haus Jakob wird ein Feuer werden, und das Haus Joseph eine Feuerflamme. Das Haus Esau wird wie Stroh sein, das verbrannt wird. Sie werden unter ihnen brennen und sie verzehren. Es wird keinen Entflohenen für das Haus Esau geben, denn der Herr hat gesprochen.
Hier geht es also um ein zukünftiges Gericht, das noch über Edom kommen wird. Dabei spielt Israel eine besondere Rolle, zusammen mit Verbündeten, die gegen Edom vorgehen werden.
Dazu muss ich noch etwas ausholen. Schlagen wir auf Jesaja 63, dann sehen wir die Harmonie des Wortes Gottes. Dort wird die Wiederkunft Christi als Richter der Welt am Tag des Herrn beschrieben.
Jesaja 63, Vers 1:
„Wer ist dieser, der von Edom kommt, von Bozra, in hochroten Kleidern?“
Wir merken hier das Wortspiel: Rot – Edom – der von Rot herkommt. Von Bozra, in hochroten Kleidern, prächtig in seinem Gewand, zieht er ein Heer in der Größe seiner Kraft.
Jetzt kommt die Antwort:
„Ich bin es, deren Gerechtigkeit redet, der mächtig ist zu retten. Warum ist Rot an deinem Gewand, und sind deine Kleider wie die eines Kälbertreters?“
„Ich habe die Kälber allein getreten, und von den Völkern war niemand bei mir. Ich zertrat sie, das heißt die Völker, in meinem Zorn und zerstampfte sie in meinem Grimm. Ihr Saft spritzte auf meine Kleider, und ich besudelte mein ganzes Gewand, denn der Tag der Rache war in meinem Herzen, und das Jahr meiner Erlösung war gekommen.“
„Ich blickte umher, und da war kein Helfer, ich staunte, und da war kein Unterstützer. Da hat mein Arm mir geholfen, und mein Grimm hat mich unterstützt. Ich trat die Völker nieder in meinem Zorn und machte sie trunken in meinem Grimm. Ich ließ ihren Saft zur Erde rinnen.“
Der Herr Jesus wird also in Edom, in Südjordanien, erscheinen. Dort wird er die Völker richten, die gegen Edom versammelt sein werden. Diese Völker werden vollständig gerichtet.
Doch selbst am gleichen Ort, bei der Wiederkunft des Herrn, wird auch Israel eingreifen. Zuerst aber wird der Herr selbst handeln, und niemand wird ihm helfen. So zeigt sich die Wiederkunft Christi in Südjordanien.
Heute Morgen haben wir gehört, dass der Herr auf dem Ölberg bei Jerusalem kommen wird (Sacharja 14, Vers 3). Ebenso hörten wir von Harmageddon, wo der Herr laut Offenbarung 16 und 19, Vers 11 und folgende, erscheinen wird.
Das ist jedoch in Galiläa, ein anderer Ort. Wir sehen also, dass die Wiederkunft Christi in verschiedenen Phasen erfolgen wird. Sein Gericht ist nicht einfach ein Gericht in Harmageddon, und dann ist Schluss.
In Harmageddon wird er nur die Armeen des Westens schlagen, die mit dem Antichristen in Israel verbündet sind. Die Nationen, die gegen Jordanien kommen, werden in Südjordanien geschlagen. Syrien und seine Verbündeten, die von Norden kommen, werden durch den Herrn bei Jerusalem im Tal Josaphat besiegt.
Diese Ereignisse sind also verschiedene Phasen. Die Wiederkunft Christi erfolgt nicht auf einen Schlag, nach dem Ruhe einkehrt, sondern die Feinde werden in mehreren Phasen geschlagen.
Noch etwas: In Habakuk 3 sieht der Prophet die Wiederkunft Christi in Herrlichkeit. Er beschreibt sie aus der Sicht des Überrestes der Juden im Land.
Habakuk 3, Vers 3:
„Gott kommt von Teman her, und der Heilige vom Gebirge Paran. Seine Pracht bedeckt die Himmel, und die Erde ist voll seines Ruhmes. Es entsteht ein Glanz wie das Sonnenlicht, Strahlen sind zu seinen Seiten, und dort ist die Hülle seiner Macht.“
Teman liegt in Südjordanien. Merken wir, wie die prophetischen Aussagen ineinandergreifen? Der Herr wird in Südjordanien Gericht halten und danach nach Israel kommen, mit Blick auf Harmageddon und den Ölberg.
Darum die Frage in Jesaja 63: „Wer ist dieser, der von Edom kommt, in hochrotem Kleid?“
Die Antwort lautet: „Ich bin es!“ – sagt der Herr dem jüdischen Überrest.
Die zukünftige Besitzergreifung und Rückkehr der Juden
Nun, gehen wir weiter zu Obadja und kommen zurück zum Text in Vers 19: „Und die vom Negev werden das Gebirge Esau in Besitz nehmen.“
Vielleicht steht in Ihrer Übersetzung „Und die vom Süden“. So war es auch in den alten Elberfelder Übersetzungen. Doch im Hebräischen steht „Negev“, und das bezeichnet eine bestimmte Südgegend. Die Übersetzung ist korrekt, aber im 19. Jahrhundert war man als Bibelleser noch nicht so vertraut mit den geografischen Verhältnissen in Israel, wie es heute üblich ist. Ein Besuch in Israel war damals, also im 19. Jahrhundert, Palästina, ein Lebensereignis, das nur ganz wenige Menschen aus der europäischen Gesellschaft überhaupt erfahren konnten.
Heute sind viele von uns so vertraut mit dieser Gegend, und deshalb lohnt es sich, diese Nuancen genau anzugeben: Die vom Negev werden das Gebirge Esau in Besitz nehmen. Das bedeutet, die Juden in Israel, die gerade gegenüber von Südjordanien, Edom, leben.
Dann heißt es weiter: „Und die von der Scheffela, die Philister.“ Das ist interessant. Vielleicht steht in Ihrer Übersetzung „die von der Niederung“, so ist es jedenfalls in der alten Elberfelder. Aber im Hebräischen steht „Scheffela“, und das meint eine ganz spezielle Niederung. Ich habe das in der Fußnote im Text angegeben: Der Begriff „Scheffela“, gleich Niederung, bezeichnet als geographischer Name die gegen den heutigen Gazastreifen gelegenen Ostabhänge der jüdischen Berge.
Nun heißt es, die von der Scheffela werden die Philister in Besitz nehmen. Ich habe ja schon heute Morgen erklärt, dass im Arabischen zwischen Philister und Palästinenser sprachlich kein Unterschied gemacht wird, weil es „Philastini“ heißt. Es ist auch so, dass das Wort „Palästinenser“ sprachgeschichtlich auf „Philister“ zurückgeht. Die Verbindung ist also ganz eindeutig vom Sprachlichen her.
Die Philister hatten ihr Wohngebiet von alters her im Gebiet des Gazastreifens und etwas rundherum. Dort lagen die fünf Philisterstädte wie Askelon, Gaza, Ekron usw. Diese werden die Philister in Besitz nehmen, das heißt, Israel wird den Gazastreifen erobern. Das hat Israel schon mehr als einmal gemacht.
Dann wird zurückgegeben: Schon in den 1950er Jahren wurde der Gazastreifen zusammen mit dem Sinai erobert, 1956 im Sinai-Feldzug. Damit wollte man den dauernden terroristischen Selbstmordattentaten aus dem Gazastreifen ein Ende setzen. Man eroberte das Gebiet, fand in Gazastadt eine Liste mit den künftigen Selbstmordattentätern und begann, einen nach dem anderen zu verhaften. Das hatte Wirkung, aber bereits 1957 gab Israel den Gazastreifen und den Sinai wieder an Ägypten zurück.
Übrigens war der Gazastreifen damals ägyptisch. Komisch, auch in dieser Zeit hat niemand nach einem Palästinenserstaat in Gaza gerufen. Es war einfach ägyptisch. Damals war das Westjordanland jordanisch, annektiert durch die Jordanier. Niemand rief „Präsidentenstaat, Freiheit“ im Westjordanland. Es war einfach jordanisch, und das andere war ägyptisch.
Israel hat damals den Gazastreifen erobert, um Frieden zu bekommen, gab ihn im folgenden Jahr 1957 wieder zurück. Als dann der zweite Totalvernichtungsversuch der islamischen Staaten rund um Israel 1967 kam, holte Israel den Gazastreifen wieder, ebenso den Sinai, das Westjordanland, die Golanhöhen und Ostjerusalem. Im Zuge der Friedensverhandlungen gab Israel den Gazastreifen wieder in die Autonomie ab.
Hier haben wir also ein zukünftiges Ereignis: Die von der Scheffela werden die Philister in Besitz nehmen. Dazu noch eine Parallele aus Jesaja 11, um zu zeigen, wie das prophetische Wort verzahnt und in sich vollkommen ist. Dort geht es auch um die Endzeit, um die Zeit der Wiederkunft Christi. Ich lese Vers 14:
„Und sie, Juda und Ephraim, also Israel, werden den Philistern auf die Schultern fliegen gegen Westen und miteinander plündern die Söhne des Ostens. An Edom und Moab werden sie ihre Hand legen, und die Kinder Ammon werden ihnen gehorsam sein.“
Merken wir, was da passiert: Sie werden den Philistern auf die Schultern fliegen gegen Westen. Das Wort „Schulter“ (Kettef) im Hebräischen meint die Schulter des Körpers oder auch die Bergabhänge, die als Schultern bezeichnet werden. Es sind die Bergwestabhänge der judäischen Berge gegen den Gazastreifen hin.
Sie werden also auf die Schultern der Philister fliegen, das heißt, sie werden diese Gebiete einnehmen. Und dann werden sie Edom, Moab und Ammon erobern – das ganze Jordanien. Das ist eine Ergänzung zu der kurzen Angabe „die von der Scheffela, die Philister in Besitz nehmen“.
Sie werden auch das Gebiet Ephraim, das Gebiet Samaria, Benjamin und Gilead in Besitz nehmen. Das ist interessant: Das Gebiet Ephraim bezeichnet das Gebiet zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Ich habe das in der Fußnote verzeichnet. Das war im Krieg 1948 von Israel erobert worden. Es war ein gefährliches Gebiet zwischen Tel Aviv und Jerusalem, wo man durch Feindesland die Juden in Westjerusalem, die nach der UNO eine Exklave bilden sollten, versorgen musste. Das war dramatisch. In dieser Zeit kam das Gebiet Ephraim unter israelische Oberhoheit. Das ist heute eine Tatsache.
Das Gebiet Samaria bezeichnet den nördlichen Teil des Westjordanlandes. Es umfasst noch mehr, aber das Kerngebiet Samarias liegt im Nordteil des heutigen Westjordanlandes. Dieses Gebiet wurde im Sechstagekrieg erobert, später zu großen Teilen in die Autonomie abgegeben, aber es gibt unzählige Siedlungen in Samaria. Sehr interessant also, dass das Gebiet Samaria in Besitz genommen wird.
Benjamin ist das Gebiet nördlich von Jerusalem im sogenannten Westjordanland. Gilead ist heute jordanisches Gebiet südlich des Sees Genezareth. Das ist noch nicht unter israelischer Kontrolle.
Ist es nicht erstaunlich, wie präzise diese geografischen Angaben sind? Hier wird beschrieben, was erobert wird und unter israelische Herrschaft kommt. Wir leben immer noch in dieser Endzeitperiode. Zum Teil haben wir Dinge gesehen, zum Teil liegen sie noch deutlich in der Zukunft. Wir liegen so dazwischen.
Nach der Wiederkunft Christi werden wir den Text von Obadja nochmals durchlesen. Bei jeder Verszeile kann man dann einen Haken machen: „Jetzt vollständig erfüllt.“ Früher sah man nur Teilerfüllungen, Vorerfüllungen. Wir sind voll drin.
Vers 20: „Und die Weggeführten dieses Heeres der Kinder Israel“ – in der Fußnote habe ich erklärt, dass das diejenigen Israeliten sind, die zuvor in der Zerstreuung gewesen waren. Das sind die Weggeführten, also die Juden, die als Weggeführte aus der Zerstreuung zurück in ihr Land kommen.
Diese Weggeführten werden in Besitz nehmen, was den Kanaanitern gehört, bis Zarpad. Das ist interessant. Zarpad liegt im heutigen Libanon, nördlich von Tyrus und südlich von Sidon.
Im Libanonfeldzug ist die israelische Armee in den Libanon hineingegangen, in dieses Kanaaniterland. Man besetzte einen Sicherheitsstreifen im Südlibanon, israelisch, dann kam der Sicherheitsstreifen der pro-israelischen Miliz im Libanon, und dann ein Streifen Niemandsland.
Ich war damals noch, als die israelische Armee im Süden des Libanons war, für Vorträge im Libanon und bin bis nach Gesin gegangen, um Vorträge zu halten. Das war im Sicherheitsstreifen der pro-israelischen Miliz. Ich musste durch das Niemandsland, dann kam ich in diesen Streifen. Wenn ich noch weiter gehen wollte, hätte ich zuvor von Israel eine Spezialgenehmigung bekommen müssen, um noch eine Gemeinde in Marj Ajun zu besuchen, im wirklich südlichsten Streifen, den Israel damals besetzte.
Israel hat sich wieder zurückgezogen, aber hier sehen wir: Sie werden schließlich in Besitz nehmen, was den Kanaanitern gehört, bis Zarpad, nördlich von Tyrus und südlich von Sidon.
Weiter im Text: „Und die Weggeführten von Jerusalem, die in Sepharad waren, werden die Städte des Negevs in Besitz nehmen.“ Sepharad ist etwas schwierig zu identifizieren. Es gibt zwei gute Erklärungen: Sepharad kann die Bezeichnung einer persischen Provinz mit der Hauptstadt Sardes sein – nicht Sardes aus Offenbarung 2, das ist in der Türkei –, sondern Sardes in Persien. Oder Sepharad kann Sheparda entsprechen, was ein Bezirk südwestlich von Medien wäre.
Aus dem persisch-medischen Raum sind viele Juden nach Israel eingewandert. Hier heißt es, die Weggeführten von Jerusalem, die in Sepharad waren, werden die Städte des Negevs in Besitz nehmen – Beerscheba und so weiter, Arad, das sind die Städte des Negevs.
Schließlich lesen wir: „Und Retter werden auf den Berg Zion hinaufziehen und um den Berg Esau richten.“ Eine Vorerfüllung war im Sechstagekrieg.
Israel hatte in den ersten Stunden des Krieges die Luftwaffe von Ägypten und Syrien weitgehend am Boden zerstört. Dann telefonierte Präsident Nasser mit König Hussein und sagte ihm, sie hätten unglaubliche Erfolge in Israel und er müsse nun die dritte Front eröffnen.
Israel warnte König Hussein eindringlich: Wenn du das tust, wirst du schwere Konsequenzen erleben. Aber König Hussein hörte auf Ägypten und begann, von Ostjerusalem her über die Mauer mit schweren Waffen Israel zu beschießen.
Daraufhin gab es den Befehl, mit einer Fallschirmjägertruppe Ostjerusalem mit der Altstadt und dem Tempelberg zu erobern. Diese Truppe drang durch das Stephans-Tor von Norden her in die Altstadt und zum Tempelberg ein. Sie stiegen auf die Plattform des einstigen Tempels hinauf.
Der Tempelberg war wieder in jüdischer Hand – das war seit dem Jahr 70, als der zweite Tempel durch die Römer zerstört wurde, nicht mehr der Fall gewesen.
Israel besiegte Jordanien, Syrien, Ägypten und andere. „Und Retter werden auf den Berg Zion hinaufziehen, um den Berg Esau zu richten.“
Das Drama ist noch nicht zu Ende, wir sind immer noch mittendrin. Deshalb spreche ich höchstens von einer Teilerfüllung. Aber der Herr Jesus wird in Macht und Herrlichkeit kommen, und dann wird sich die letzte Verszeile Obadjas erfüllen: „Und dem Herrn wird gehören das Königreich.“ Er hat das letzte Wort.
Wir haben gesehen, dass das Buch beginnt mit: „So spricht Adonai, der Herr, der die ganze Geschichte, alles in der Hand hat.“ Und er wird am Schluss auf dieser Erde regieren.
Ist es nicht wunderbar, dass ein so kleines Buch, so vernachlässigt, eine Perle ist? Eine Fülle, die wir darin finden – vor allem, wenn wir es in Verbindung mit dem gesamten prophetischen Wort anschauen und die Prophetien miteinander bearbeiten.