Guten Abend, ich möchte alle herzlich begrüßen. Wir sind immer noch im Teil B, Römer 4, im Lukas-Evangelium. Das entspricht Lukas 17,11-19,27.
Diesmal habe ich die gesamte Spiegelstruktur, die wir dort finden, nicht erneut aufgezeichnet wie beim letzten Mal. Wir betrachten nämlich noch den Schlussteil davon.
Heute lesen wir ab Kapitel 18, Vers 31, zunächst bis Vers 43 und danach bis zum Schluss dieses vierten Teils. Darf ich bitten?
Die Ankündigung des Leidens und die Blindheit der Jünger
Er nahm aber die Zwölf zu sich und sprach zu ihnen: „Siehe, wir ziehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles erfüllt werden, was durch die Propheten über den Sohn des Menschen geschrieben ist.
Denn er wird den Heiden ausgeliefert, verspottet, misshandelt und angespuckt werden. Sie werden ihn geißeln und töten, und am dritten Tag wird er wieder auferstehen.“
Sie verstanden jedoch nichts davon. Dieses Wort war ihnen zu geheimnisvoll, und sie begriffen das Gesagte nicht.
Als er sich Jericho näherte, saß ein Blinder am Weg und bettelte. Als er die Menge vorüberziehen hörte, erkundigte er sich, was das sei. Da verkündeten sie ihm, dass Jesus, der Nazarener, vorübergehe.
Er rief und sprach: „Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich über mich!“ Die vorangehenden Leute geboten ihm, er solle schweigen. Er aber rief noch viel lauter: „Du Sohn Davids, erbarme dich über mich!“
Da blieb Jesus stehen und befahl, dass er zu ihm gebracht werde. Als er herangekommen war, fragte er ihn: „Was willst du, dass ich dir tun soll?“
Er antwortete: „Herr, dass ich sehend werde!“
Jesus sprach zu ihm: „Sei sehend, dein Glaube hat dich gerettet.“
Sogleich wurde er sehend, folgte Jesus nach und pries Gott. Das ganze Volk, das dies sah, lobte Gott.
Die Bedeutung der Prophetie über den leidenden Messias
In diesem Abschnitt werden unsere Blicke besonders auf die zukünftige Zeit gelenkt, wenn der Herr Jesus als König der Könige wiederkommen wird. Dann wird er sein Reich aufrichten, so wie es im Alten Testament angekündigt wurde – als ein Weltreich des Friedens und des Segens.
Doch hier weist der Herr auf die Prophetie über den leidenden Messias hin. Er sagt ausdrücklich, dass es in Erfüllung gehen muss, was die Propheten über den Menschensohn geschrieben haben, insbesondere in Verbindung mit seinen Leiden.
Sechs Dinge werden in Vers 32 erwähnt: Er wird den Nationen überliefert, verspottet, geschmäht, angespien, gegeißelt und schließlich getötet werden. Nummer sieben ist, dass er auferstehen wird.
Diese Prophetie und die Sicht auf den leidenden Messias waren im Judentum damals bekannt. Man wusste um die Prophezeiungen über den Messias, der leiden würde, und auch über den Messias, der herrschen würde.
Dies führte im Judentum dazu, dass die Theorie aufgestellt wurde, es gäbe zwei verschiedene Messiasse: den Maschiach ben David, den Sohn Davids, der so regieren würde wie König David, und den Maschiach ben Joseph, den Messias, der so leiden würde wie Joseph.
In der rabbinischen Literatur findet man diese Auffassung von zwei Messiasse, aber auch die Ansicht, dass der leidende Messias, zum Beispiel in Jesaja 53, derselbe ist, der auch herrschen würde. Es handelt sich also um eine Person, die beides erfüllt. Diese Sichtweise war ebenfalls bekannt.
Der Zeitgeist damals war geprägt davon, dass das jüdische Volk unter dem Joch der Römer litt. In den sechziger Jahren vor Christi Geburt waren die Römer in Israel einmarschiert und hatten die Macht übernommen.
Viele träumten davon, dass der Messias kommen und sie von diesem schrecklichen Joch der Römer befreien würde. Deshalb stand für sie die Prophetie über den herrschenden Messias im Vordergrund.
Die Prophetie über den leidenden Messias, wie sie in Jesaja 53 und anderen Stellen zu finden ist, wurde dagegen eher in den Hintergrund gestellt.
Die Blindheit der Jünger und die Bedeutung von „Siehe“
Aber jetzt sehen wir: Der Herr Jesus sagt in Vers 31: „Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem.“
Dieses Wort „siehe“ ist sehr wichtig. So spricht man im Deutschen nicht. In Texten schreiben wir normalerweise nicht „siehe da, siehe da“. Das ist ungewöhnlich für unseren deutschen Schreibstil. Für das Hebräische hingegen ist das ein ganz typischer Ausdruck. Schon im Alten Testament begegnet uns immer wieder „Hine, Hine!“.
Damit will der Heilige Geist die Aufmerksamkeit des Lesers erhöhen. Diese Aufmerksamkeit sollte beim Bibellesen ohnehin immer vorhanden sein, aber an dieser Stelle soll sie noch einmal besonders gesteigert werden.
Jetzt kommt etwas ganz Wichtiges: „Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem.“ Danach erklärt Jesus, dass die Prophetie über den leidenden Messias erfüllt werden muss.
Lukas beschreibt uns die Blindheit der Jünger mit drei Ausdrücken: In Vers 34 heißt es, sie verstanden nichts von diesen Dingen. Das könnte eigentlich schon ausreichen, doch er fügt noch hinzu: „Dieses Wort war vor ihnen verborgen.“ Und drittens: „Sie begriffen das Gesagte nicht.“
Das bedeutet nicht, dass sie intellektuell nicht in der Lage gewesen wären, nachzuvollziehen, was diese Worte bedeuten. Die Worte sind ja nicht geheimnisvoll, jeder kann sie verstehen. Trotzdem waren sie so blind.
Man kann sagen, sie standen unter dem theologischen Zeitgeist von damals. Sie glaubten, der Messias komme, um sie von den Römern zu befreien. Deshalb konnten sie es nicht begreifen.
Für uns ist es irgendwie unverständlich, wie das gehen soll. Aber wenn wir uns das genauer überlegen, dann ist es heute nicht anders.
Die Rückkehr Israels und die Erfüllung der Prophetie
Eine Stelle aus Hesekiel 36,24: Im Zusammenhang geht es darum, dass Gott das Volk Israel unter alle Nationen zerstreut hat. In Vers 24 heißt es: "Denn ich will euch aus den Heidenvölkern herausholen und aus allen Ländern sammeln und euch wieder in euer Land bringen."
Jedes Kind versteht, was dieser Satz sagt. Trotzdem gibt es Christen, echte Christen, die behaupten, das bedeute nicht das, was hier steht. Sie sagen, all das mit Israel sei vorbei und habe keine Bedeutung mehr. Israel habe den Messias damals verworfen, und jetzt sei Israel auf die Seite gestellt. Die Kirche habe alles geerbt, und es gebe keine zukünftige Wiederherstellung des jüdischen Volkes.
Hesekiel 36 sagt, dass das jüdische Volk unter allen Völkern zerstreut wurde – also nicht nur weggeführt nach Babylon, sondern zerstreut unter allen Völkern. Das wurde besonders mit der Zerstreuung ab dem Jahr siebzig nach Christus zur Realität. Gott sagt, er werde dieses Volk aus allen Völkern zurückführen und in ihr Land bringen.
Trotzdem hört man: Nein, das steht nicht da, das ist anders gemeint. Das bezieht sich nicht auf das, was jetzt passiert. Das konnte man vielleicht noch vor vier- oder fünfhundert Jahren sagen: Nein, das bezieht sich nicht auf eine Rückkehr der Juden, das werde nie mehr so geschehen. So wurde es auch behauptet.
Doch wir leben heute in einer Zeit, in der wir sehen, wie die Prophetie sich längst erfüllt hat. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts kehren Juden aus allen fünf Kontinenten zurück – und zwar zu Millionen. Sie haben den Staat Israel wieder gegründet. Es hat sich erfüllt.
Und trotzdem trifft man Christen, die sagen: Nein, das bedeutet nicht das. Wie ist das möglich? Man kann nur sagen, sie verstehen nichts von diesen Dingen. Dieses Wort war vor ihnen verborgen, sie begriffen das Gesagte nicht. Das ist unglaublich, aber es ist so.
Die Unterscheidung zwischen Israel nach dem Fleisch und Israel nach der Verheißung
Ja, dahinten gibt es eine Frage. Ach so, in Römer 9-11 behandelt der Apostel Paulus das Thema Israel. Dabei geht es um die Situation zu seiner Zeit, als der Römerbrief im Jahr 57 geschrieben wurde. Die Mehrheit des jüdischen Volkes hatte den Messias Jesus abgelehnt.
In Römer 9 bis 11 wird daher die Frage gestellt: Hat Gott sein Volk verworfen? Gerade in diesen Kapiteln wird klar gesagt: Niemals, auf keinen Fall.
Du hast Kapitel 9, Vers 6 erwähnt, meinst du 9? Ja, genau, Kapitel 9, Vers 6 bis 8. Dort wird unterschieden zwischen einem Israel nach dem Fleisch und einem Israel nach der Verheißung. Liest du, Sascha?
„Nicht aber, dass das Wort Gottes nun hinfällig wäre, denn nicht alle, die von Israel abstammen, sind Israel. Auch sind nicht alle, weil sie Abrahams Same sind, Kinder, sondern in Isaak soll dir ein Same berufen werden. Das heißt, nicht die Kinder des Fleisches sind Kinder Gottes, sondern die Kinder der Verheißung werden als Same gerechnet.“
Also wird Israel in der Bibel zweifach beschrieben: Einerseits als das irdische Volk Gottes, zu dem jeder gehört, der durch Geburt dazugehört. Die Beschneidung bei den Jungen ist dann noch das äußere Siegel.
Wir sehen, dass Gott Israel aus Ägypten befreit hat – ein Millionenvolk. Doch während der Wüstenwanderung wird deutlich, dass viele gar nicht wirklich gläubig waren. Manche waren sogar richtige Rebellen gegen Gottes Wort, wenn wir an die Rotte Choras denken.
Gleichzeitig gibt es aber auch ganz treue Leute wie Josua und Kaleb. Dieses Thema zieht sich durch das ganze Alte Testament hindurch: Einerseits ist Israel das irdische Volk Gottes, zu dem man durch natürliche Geburt gehört, andererseits gibt es in Israel solche, die wirklich echt gläubig und bekehrt sind.
Gerade Römer 9 bis 11 zeigt, dass es zu allen Zeiten einen gläubigen Überrest gab. Darum wird auch das Beispiel von Elia in Kapitel 11 gebracht. Elia lebte in einer Zeit, in der der Abfall in Israel besonders schlimm war. Er war sogar überzeugt, er sei der Einzige, der noch treu ist. Er sagt: „Ich bin allein übrig geblieben.“
Die göttliche Antwort lautet jedoch: „Ich habe mir siebentausend übriggelassen, die dem Baal das Knie nicht beugen.“ Daraus leitet der Apostel Paulus in Kapitel 11, Vers 5 ab: „So besteht nun auch in der jetzigen Zeit ein Überrest nach Auswahl der Gnade.“
Also damals bei Elia, selbst in der schlimmsten Zeit des Abfalls, gab es immer einen Überrest. Paulus sagt nun, dass auch heute, nachdem der Messias von der Masse Israels verworfen wurde, immer noch ein Überrest existiert. Das sind all die Juden, die glauben, dass Jesus der Messias ist.
Die zukünftige Rettung Israels und die mathematische Erklärung
Und dann geht es weiter in Kapitel 11 im Römerbrief. Jemand liest bitte ab Vers 25:
Denn ich will nicht, meine Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt bleibt, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet. Israel ist zum Teil Verstockung widerfahren, bis die Vollzahl der Heiden eingegangen ist. Und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht: Aus Zion wird der Erlöser kommen und die Gottlosigkeit von Jakob abwenden.
Hier wird also sogar verheißen, dass in der Zukunft ganz Israel gerettet werden wird. Man muss jedoch sagen, dass der Apostel Paulus in diesen gleichen drei Kapiteln auch erklärt, dass in der Zukunft, selbst wenn Israel so zahlreich wäre wie der Sand am Meer, nur ein Überrest errettet wird. Das kann man auch noch in Kapitel 9, Vers 27 nachlesen:
Jesaja aber ruft über Israel aus: Wenn die Zahl der Kinder Israels wäre wie der Sand am Meer, so wird doch nur der Überrest gerettet werden.
Jetzt steht aber in Römer 11,25-26: Ganz Israel wird gerettet werden. Das erklärt sich so: In Sacharja 13, Vers 8 wird uns gesagt, dass in der Zukunft, in der großen Drangsalszeit, zwei Drittel der Bevölkerung von Israel im Krieg umkommen werden, und ein Drittel wird umkehren. Gott wird diesen anerkennen und sagen: Ihr seid mein Volk.
Dieser Drittel, der in der Zukunft umkehren wird, wird dann ganz Israel ausmachen. So funktioniert die Mathematik: Der dritte Teil ist dann das Ganze.
Darum kann Römer 11 sagen, dass ganz Israel gerettet werden wird, während Römer 9 sagt, dass nur ein Überrest gerettet wird.
Worauf will ich hinaus? Es geht darum, dass dieser Drittel, der übrig bleiben wird, ganz Israel ausmachen wird. Dann wird Israel ein Israel sein, nicht mehr nur ein Israel nach dem Fleisch, sondern alle sind bekehrt und wiedergeboren. So wird Gott umsetzen, was wir in Römer 9, Vers 6 gelesen haben: Das wahre Israel sind die Israeliten, die auch bekehrt sind und nicht nur äußerlich durch natürliche Geburt dazugehören.
Die zukünftige Reinigung Israels und die Bedeutung von Ezekiel 36
Und das führt manche Christen dazu, dass sie Ezechiel 6,30,24 lesen und sagen, dass das nicht bedeutet, dass Gott die Juden sammelt – so wie es heute der Fall ist. Denn die meisten in Israel sind ja nicht einmal religiös, nur 20 Prozent sehen sich als orthodox.
Jetzt muss man aber in Ezechiel 36 noch etwas dazulesen. Und zwar liest man, was danach folgt, in Vers 25: „Und ich will reines Wasser über euch sprengen, und ihr werdet rein sein von aller eurer Unreinheit, und von allen euren Götzen will ich euch reinigen. Und ich will euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres legen. Ich will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben.“
Also hier wird gesagt: Zuerst wird Gott sein Volk aus allen Nationen sammeln. Und dann, wenn sie im Land sind, wird eine Reinigung stattfinden. Das ist noch zukünftig.
Diese Stelle macht gerade klar, dass Israel als Israel nach dem Fleisch ins Land zurückkehren wird – im Unglauben. In den Versen davor sagt Gott in Vers 22: „Darum spricht zu dem Haus Israel: So spricht der Herr, Herr: Nicht um euretwillen tue ich es, Haus Israel, sondern um meines heiligen Namens willen, den ihr entweiht habt unter den Nationen, wohin ihr gekommen seid.“
Also Gott sagt, er mache das nicht, weil sie so treue Gläubige sind. Sondern es geht um die Ehre seines Namens. Niemand soll sagen können, Gott habe Israel damals aus Ägypten herausgeführt, und am Ende sei aus diesem Projekt Israel gar nichts geworden.
Nein, darum führt er dieses jüdische Volk zurück – aber im Unglauben. Das heißt: Wenn Israel heute eine gläubige Nation wäre, dann würde die Bibel nicht stimmen. Sie mussten im Unglauben zurückkehren, zuerst ins Land kommen. Und dann wird im Land diese Reinigung stattfinden.
Nach Sacharja 13,8 werden zwei Drittel umkommen, aber ein Drittel wird in der großen Not zur Umkehr kommen und den Messias Jesus als Retter und Erlöser erkennen. Dann wird Gott ihnen ein neues Herz geben.
Dieses zukünftige Israel, das aus einem Israel nach dem Fleische herauskommt, wird vollkommen Gottes Willen entsprechen.
Aber eben, das Problem ist: Man kann das erklären, und trotz der Erklärungen heißt es: Nein, das bedeutet nicht das, das bedeutet nicht das. So war es auch in Lukas 18. Sie verstanden nichts von diesen Dingen. Das Wort war ihnen verborgen, sie begriffen das Gesagte nicht. Ja.
Die Unterscheidung von Israel und Gemeinde im Neuen Testament
Was vielleicht wichtig ist, ist, dass Israel im Neuen Testament nie auf die Gemeinde bezogen wird. Im Neuen Testament wird das Wort Israel nie als Bezeichnung für die Gemeinde verwendet.
Wie meinst du das, Israel wird nie auf die Gemeinde bezogen? Das Wort Israel, das wir im Neuen Testament finden, wird von Paulus nie für die Gemeinde angewendet.
Du sagst also, das Wort Israel wird nie für die Gemeinde gebraucht, und jemand fragt: Welche Stelle meinst du? Zum Beispiel im Galaterbrief, wo Gläubige als Gemeinde Israel bezeichnet werden.
Ja, genau! Im Galater 6 liest Sascha vor, dass die Gemeinde als Israel bezeichnet wird. Im Vers 16 heißt es: „Über alle, die nach dieser Regel wandeln, komme Frieden und Erbarmen und über das Israel Gottes.“
Das Israel Gottes sind die Gläubigen der Gemeinde, die aus Israel stammen. Das ist eben dieser Überrest nach der Wahl der Gnade, von dem wir gerade in Römer 11 gelesen haben. Auch heute, so sagt Römer 9 bis 11, gibt es einen Überrest aus Israel, und dieser Überrest ist heute Teil der Gemeinde.
Jetzt haben beide Recht. Was du sagen wolltest: Die Gemeinde als Ganzes wird im Neuen Testament nie Israel genannt. Aber der Teil der Gemeinde, der aus Israel stammt, wird nicht nur Israel genannt, sondern Israel Gottes. Denn es sind alles wiedergeborene Israeliten.
Das ist die Antwort. Die Gemeinde als Ganzes wird nicht Israel genannt, weil sie nicht das Volk Israel aus dem Alten Testament ersetzt. Die Gemeinde ist das himmlische Volk, Israel ist das irdische Volk.
Dabei wird unterschieden zwischen dem Israel nach dem Fleisch und dem Israel nach der Verheißung. Letzteres sind diejenigen, die wirklich umkehren und wiedergeboren sind aus Israel.
Die Identitätsfrage der messianischen Juden
Meine Frage lautet: Paulus hat den Galaterbrief geschrieben und sieht dort immer noch die Beteiligung der Gemeinden. Gleichzeitig sagt Paulus im Epheserbrief, dass es weder Juden noch Heiden gibt, sondern alle eins sind. Warum macht er hier wieder eine Differenz? Im Epheserbrief betont er doch wieder einfach die Gemeinde als Ganzes.
Deine Frage kann ich so zusammenfassen: Im Livestream hört man deine Frage nicht genau. Wieso spricht der Apostel Paulus, der von der Einheit der Gemeinde spricht – dass Gläubige aus Juden und Heiden eine Einheit sind, nach Epheser 2 ein Leib – warum macht er hier quasi eine Zweiteilung und spricht über das Israel Gottes?
Ja, die ganze Zeit wird gesagt, dass die Gemeinde eben aus zwei Teilen besteht: solche, die aus Israel sind, und solche, die aus den Nationen stammen. Gerade im Galaterbrief wird dann aber betont, in Galater 3,28: „Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann noch Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“
Also wird betont, dass all diese Unterschiede in unserer Stellung vor Gott keine Rolle spielen. Ja, aber in Römer 9 bis 11 betont Paulus: „Ich bin ein Israelit aus dem Stamm Benjamin.“ Das hat er nicht vergessen. Er erwähnt es auch, um zu zeigen, dass er zum Beispiel zu dem Überrest aus Israel gehört, der in der heutigen Zeit das Israel Gottes ausmacht.
Aber dieses Israel Gottes ist eben verbunden mit all den Gläubigen aus den Heidenvölkern. Und das wird jetzt sehr praktisch. In Israel gibt es viel Verwirrung in den Gemeinden: Was ist Israel, was ist die Gemeinde, und wie ist das Verhältnis zwischen Juden und Nichtjuden? Es gibt so viel Chaos über diese Frage. Aber es gibt auch Gemeinden in Israel, die das klar sehen.
In vielen Orten herrscht jedoch ein riesiges Durcheinander. Man nennt sich dort messianische Juden. Warum das? Früher sprach man immer von Judenchristen. Aber mit der Entstehung des Staates Israel ist die ganze Identitätsfrage neu aufgekommen.
Bei Juden, die glauben, dass Jesus der Messias ist, wird gesagt: „Ihr seid keine Juden mehr.“ Viele ihrer Mitjuden würden sagen: „Natürlich, ihr seid keine Juden mehr. Wer an Jesus glaubt als Messias, ist kein Jude mehr.“ Das ist in Israel sogar eine weit verbreitete Ansicht. Also: Wenn ein Jude an Jesus glaubt, ist er kein Jude mehr.
Darum diese Identitätsfrage: Sind wir keine Juden mehr? Was sind wir eigentlich? Die Antwort lautet: Sie sind richtige Juden, die an den Messias geglaubt haben, aber jetzt gehören sie zur Gemeinde. Ihr Jude-Sein hat nicht aufgehört, genauso wenig wie ein ganz normaler Schweizer, der Schweizer bleibt, auch wenn er sich bekehrt hat.
Obwohl Paulus sagt: „Da ist nicht Jude noch Grieche“, spielen all diese ethnischen Unterscheidungen vor Gott keine Rolle mehr. Aber für das Leben hier auf Erden ist der Unterschied immer noch da. Es hat eine Bedeutung, ob man einen Schweizer Pass hat oder nicht, oder einen israelischen Pass oder nicht. Das spielt eine Rolle, aber vor Gott nicht.
Darum ist diese Unterscheidung immer noch da. Der Begriff „messianische Juden“ hat den Vorteil, dass man solchen Juden, die sagen würden „Du bist gar kein richtiger Jude, du glaubst an Jesus“, antworten kann: „Doch, ich bin ein messianischer Jude.“ Das heißt: ein Jude, der an den Messias glaubt.
Und ich habe den Glauben meiner Vorväter nicht verleugnet, sondern ich habe das gefunden, worauf meine Vorfahren so lange gewartet haben: ich habe den Messias gefunden. Wie falsch die ganze Sache ist, erkennt man daran, wenn man fragen muss: Die gleichen Leute, die sagen „Das ist kein Jude mehr“, was ist mit den Juden, die Atheisten sind?
Ja, das Gleiche gilt für sie: Sie sind Juden. Was? Das geht? Du kannst die Existenz Gottes leugnen und doch Jude sein? Das geht doch gar nicht! Doch, das geht. Und was ist mit den jungen Leuten, die in die Armee gegangen sind, dann genug von Israel hatten und nach Indien trampen, sich für Hinduismus interessieren, Meditation machen oder nach Thailand gehen und buddhistische Meditation praktizieren? Sind das keine Juden mehr?
Doch, sie sind noch Juden. Man kann in den Buddhismus eintauchen und ist trotzdem noch Jude. Nur wenn man an Jesus glaubt, den man mit 300 erfüllten Prophezeiungen aus dem Alten Testament belegen kann als den Messias, dann ist man kein Jude mehr.
Das offenbart, dass da etwas ganz, ganz Verdrehtes dahintersteckt.
Die innere Beschneidung als Kennzeichen des echten Juden
Kann man das auch vielleicht noch mit Römer 2,28 untermauern? Ja, natürlich. Schlagen wir auf.
Lies, Sascha, Römer 2,28-29: „Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, auch ist nicht die Beschneidung, die äußerlich am Fleisch geschieht. Sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist, und seine Beschneidung geschieht am Herzen, im Geist, nicht dem Buchstaben nach. Seine Anerkennung kommt nicht von Menschen, sondern von Gott.“
Hier wird also klargemacht, dass gerade der messianische Jude der „richtige Jude“ ist, wirklich im eigentlichsten Sinne des Wortes. Allerdings steht hier nicht, dass die Nichtjuden, die an den Messias glauben, jetzt richtige Juden sind. Vielmehr heißt es nur, dass die Juden, die an den Messias glauben, die eigentlichen Juden sind. Denn das ist das Israel Gottes.
Ganz wichtig ist auch der Zusammenhang in Römer 1,18 bis 2,16. Dort spricht der Apostel Paulus über die Heidenvölker dieser Welt. Ab Römer 2,17 sagt er: „Wenn du aber ein Jude genannt wirst und dich auf das Gesetz stützest und dich Gottes rühmst…“ Hier spricht er zu Juden. Und wenn er zu Juden spricht, sagt er, dass der echte Jude derjenige ist, der an den Messias glaubt.
Das ist der entscheidende Punkt.
Die Bedeutung des Verstehens und der Gehorsamkeit
Aber jetzt sind wir ein bisschen vom Thema abgekommen, doch das war schon in Ordnung. Es ging mir einfach darum, dieses Phänomen zu beleuchten, dass man Dinge nicht versteht. Das hängt nicht mit zu wenig intellektueller Kapazität zusammen, sondern mit dem Licht, das von Gott kommt. Und das wiederum hängt mit ganz anderen Dingen zusammen.
Jesus sagt zum Beispiel in Johannes 7,17: „Wenn jemand den Willen Gottes tun will, wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede.“ Die Bereitschaft, gehorsam zu sein, ist also eine ganz wichtige Voraussetzung dafür, dass Gott Licht gibt.
Vielleicht noch ein Beispiel, das etwas vertrackt ist: 1. Korinther 14 ist ein umstrittenes Thema in der Christenheit, auch unter Evangelikalen, die sich zur Bibel bekennen. Gilt wirklich ein Schweigegebot für die Frau in der Gemeinde oder nicht? Wenn wir lesen: „Eure Frauen sollen in den Gemeinden schweigen, denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie es auch das Gesetz sagt“ (1. Korinther 14,34), dann wird hier gesagt: Ja, die Frauen sollen schweigen in den Gemeinden.
Aber was heißt schon schweigen? Das wird gefragt. Eigentlich wäre es ja sprachlich klar, was schweigen bedeutet: still sein. Doch hier wird sogar noch erklärt: „Denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden.“ Schweigen wird also definiert als „nicht reden“.
Dann steht in Vers 35: „Wenn sie etwas lernen wollen durch Fragen, dann sollen sie die Fragen zuhause stellen, also nicht in der Öffentlichkeit der Gemeindezusammenkunft. Denn es ist schändlich für eine Frau, in der Gemeinde zu reden.“ Ganz klar ist hier die Rede von der Gemeinde, nicht einfach von überall.
Und dann wird gefragt: „Oder ist das Wort Gottes von euch ausgegangen? Oder ist es zu euch allein gelangt?“ Wenn jemand sich dünkt, ein Prophet zu sein oder geistlich, also einer, der durch den Heiligen Geist geleitet wird, so erkenne er, was ich euch schreibe, dass es Gebote des Herrn sind.
Hier wird also gesagt: Wenn jemand geistlich ist, also durch den Heiligen Geist geleitet, dann erkennt er, dass das Gebote Gottes sind, die hier stehen. Und was machen wir jetzt, wenn jemand sagt: Ich sehe das überhaupt nicht so, das muss man ganz anders verstehen und das bedeutet nicht das?
Der Apostel Paulus sagt: Wenn jemand geistlich ist, dann erkennt er das. Und er fügt noch hinzu: „Wenn aber jemand unwissend ist, so sei er unwissend.“ Wenn also einer das Licht von Gott nicht bekommen will, dann soll er so bleiben – ohne Licht.
Es ist genau so, wie es hier steht: Sie verstanden nichts von diesen Dingen, das Wort war ihnen verborgen, sie begriffen das Gesagte nicht. Wir sehen also, im Leben der Jünger gab es Dinge, die sie hinderten. Aber wir sehen auch, wie all diese Dinge schließlich überwunden wurden.
Wenn wir in der Apostelgeschichte die Jünger anschauen, wirken sie wie andere Menschen. Dort ist eine Wende geschehen – ganz, ganz grandios. Das zeigt, dass es nicht so bleiben muss, wenn jemand sagt: Bei mir ist es jetzt wirklich so. Aber es muss nicht so bleiben. Es gibt die Möglichkeit, dass der Herr an den Jüngern gewirkt und sie geführt hat. Er war so geduldig in den Evangelien.
Es fällt auch auf, dass die Jünger manchmal ganz eigenartige Dinge gesagt haben. Wirklich, wie ist das möglich? Der Herr hat nicht immer etwas gesagt und sie korrigiert. Er hat sie nicht immer korrigiert, sondern sie einfach reden lassen. Aber manchmal hat er Stellung genommen. Er wusste genau, wann man schweigen und wann man reden muss.
So ist der Herr uns ein Vorbild. Wir müssen auch immer wieder neu lernen, wann wir schweigen und wann wir etwas sagen.
Die Heilung des Blinden bei Jericho und die Bedeutung der Zeichen
Schauen wir nun weiter in Lukas 18. Der nächste Abschnitt beschreibt die Heilung eines Blinden. Warum steht dieser Abschnitt gerade hier, direkt nach dem, was wir zuvor gesehen haben? Weil hier gezeigt wird, wie ein Mensch, der blind ist, durch den Herrn Jesus sehen kann.
In Lukas 18,35 heißt es: „Es geschah aber, als er sich Jericho näherte, dass ein gewisser Blinder bettelnd am Weg saß.“
Vergleichen wir das mit der Parallelstelle in Matthäus 20,29: „Und als sie von Jericho auszogen, folgte ihm eine große Volksmenge nach. Und siehe, zwei Blinde saßen am Weg. Als sie hörten, dass Jesus vorüberzog, riefen sie und sprachen: Herr, du Sohn Davids, erbarme dich über uns!“
In Vers 46 lesen wir bei Markus 10,46: „Und sie kamen nach Jericho. Und als er von Jericho auszog, samt seinen Jüngern und einer großen Volksmenge, saß ein Sohn des Timaeus, Bartimäus, der Blinde, am Weg und bettelte. Als er hörte, dass es Jesus, der Nazarener, war, begann er zu rufen und sprach...“
Man erkennt also, dass Matthäus berichtet, dass der Herr in Jericho war und dann aus Jericho herausging. Dabei trifft Jesus den Blinden beziehungsweise die zwei Blinden. Matthäus betont, dass es zwei Blinde waren. Das ist für ihn sehr wichtig, denn nach jüdischem Gesetz (5. Mose 19,15) gilt ein Zeugnis vor Gericht als glaubwürdig, wenn mindestens zwei Zeugen vorhanden sind. Deshalb hebt Matthäus, der speziell für Juden schrieb, immer wieder hervor, wenn zwei Personen beteiligt sind. Diese zwei Zeugen bestätigen das Ereignis, wie zum Beispiel auch die zwei besessenen Gadarener im Matthäusevangelium. Er betont also die Zahl zwei.
Das ist jedoch nicht das eigentliche Problem. Denn in Matthäus und Markus steht, dass der Herr nach Jericho kam, aus Jericho herausging und dann den Blinden traf. In Lukas hingegen lesen wir klar: „Es geschah, als er sich Jericho näherte, dass ein gewisser Blinder bettelnd am Weg saß.“
Jetzt könnten Atheisten triumphieren und sagen: „Seht ihr, die Bibel ist voll von solchen Fehlern!“ Viele Gläubige lesen die Bibel vielleicht nicht genau genug und merken gar nicht, wie sie voller Widersprüche sein soll.
Was macht man in so einer Situation? In Vers 31 heißt es: „Wir gehen hinauf.“ Sie waren schon in der Ebene und gingen dann hinauf. Dann, als sie sich wieder zurückbewegen... Nun, in Vers 31 sagt der Herr: „Wir gehen hinauf nach Jerusalem.“ Das ist das Ziel der Reise. Er ist unterwegs, um in Jerusalem zu leiden.
Aber hier wird gesagt, er nähert sich Jericho und sieht diesen Blinden am Weg. In Matthäus und Markus heißt es, er war in Jericho, ging heraus und sah den Blinden. Wie passt das zusammen? Das könnte einen wirklich ins Grübeln bringen.
Man könnte einem Kritiker sagen: „Gut, du hast diese Frage. Nun überlege dir zwei Tage Zeit, um eine Lösung zu finden. Wenn du keine hast, sage ich dir die Antwort.“
Stellen wir uns vor, der Kritiker antwortet nach zwei Tagen per E-Mail: „Das ist ein Widerspruch, das geht nicht, die Bibel ist falsch.“
Ich bin kein Picasso, aber Jericho wurde archäologisch ausgegraben. Dort befindet sich ein großer, hoher Tell von siebzehn Metern – das ist das alttestamentliche Jericho, wo man auch die Mauern gefunden hat, die bei Josua eingestürzt sind.
Zur Zeit Jesu war Jericho jedoch viel größer als zur Zeit Josuas. Man hat Ausgrabungen gemacht und zwei Siedlungen entdeckt: ein altes Jericho und etwas versetzt ein weiteres Jericho mit Ruinen. Dazwischen liegt nichts.
Matthäus und Markus beschreiben, dass der Herr zuerst nach Jericho I kam, dann hinausging und sich Jericho II näherte. Am Weg dorthin sah er den Bettler. So ging er also aus Jericho hinaus, sah den Bettler, begegnete ihm und ging dann wieder in Jericho hinein. Danach überquerte man das Wadi Qelt und ging nach Jerusalem hinauf.
Das Wadi Qelt ist ein tief eingeschnittenes, beeindruckendes Tal. Es ist der direkte Weg, auf dem auch heute noch Reste einer römischen Straße zu finden sind. Das ist der Leidensweg des Herrn hinauf nach Jerusalem.
Man kann diese Erklärung noch weiter ausführen. So könnte man einem Kritiker zeigen: „Siehst du, du hast es nicht herausgefunden. Andere Christen haben das über Jahre erforscht und Lösungen gefunden.“
Wenn man weitere Fragen und Schwierigkeiten hat, ist es sinnvoll, solche Christen zu fragen, die sich intensiv mit diesen Themen beschäftigt haben.
Ein Beispiel dafür ist Gleason Archer, ein sehr gelehrter Mann aus Amerika. Er hat zu vielen Themen geschrieben. Ein Professor sagte einmal, er schreibe über zu viele Themen, doch er war in vielen Bereichen sehr versiert. Er hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Encyclopedia of Bible Difficulties“, das auf Deutsch bei CLV unter dem Titel „Schwer zu verstehen“ erschienen ist. Darin sammelt er zahlreiche Lösungen für schwierige Fragen.
Ich will nicht sagen, dass alle Lösungen optimal sind. Es gibt zum Teil bessere Erklärungen. Aber er hat viele phantastische Lösungen präsentiert. Deshalb lohnt es sich, dieses Buch zu lesen. Man kann es bei clv.de sogar kostenlos herunterladen.
Das ist bei CLV üblich: Alle Bücher, die verkauft werden, sind auf der Homepage auch als kostenlose Downloads verfügbar.
Das ist ein schönes Konzept. Die Verlage sagen sich: Wenn man in eine Buchhandlung geht, möchte man ein Buch in die Hand nehmen und darin blättern. Deshalb bieten wir die Bücher an. Wer ein Buch in der Hand haben möchte, kann es kaufen. Ein PDF ist etwas anderes als ein gedrucktes Buch.
Also, gehen wir weiter.
Die Volksmeinung und der Glaube des Blinden
Der Herr zieht durch, die Volksmenge ist unterwegs, und jetzt sehen wir: Der Blinde ist geistlich sehender als die Sehenden.
Wer ist der Herr für die Volksmenge? In Vers 37 heißt es: Sie sagen, Jesus kommt von Nazareth. Also ein Jesus von dieser verachteten Stadt Nazareth. Nazareth war wirklich ein verachtetes Nest. Im Alten Testament kommt Nazareth nirgends vor. Zur Zeit Jesu gab es in Nazareth so arme Leute, dass sie in Höhlen wohnten – Höhlenbewohner in Nazareth.
Wir wissen vielleicht aus Johannes 1, dass ein Nathanael sagt: „Was kann aus Nazareth Gutes kommen?“ Das war seine Reaktion, wenn jemand von Nazareth kam. Aber die Leute sehen Jesus von Nazareth, und er schreit und ruft und nennt den Herrn – ja, Jesus Sohn Davids, Ben David, Jeschua Ben David. Er schreit das, und die Leute wollen ihn zum Schweigen bringen. Doch er schreit einfach noch lauter: „Ben David!“ Er weiß, dass Jesus der Messias ist, aber die Leute realisieren das nicht.
Da gibt es noch ein weiteres Problem: Ist das nicht ein eigensinniger Mann? Die Menschen ermahnen ihn, und man muss denken, das sind Leute aus dem Volk Israel, aus dem Volk Gottes, die sagen, er soll bitte schweigen. Doch der Mann ist so dickköpfig, dass er sich nichts sagen lässt und noch lauter schreit.
Das ist der Punkt: Wenn man ihm eine biblische Ermahnung hätte geben können, dass es nicht richtig ist, den Messias als Hilfe anzurufen, dann hätte er auf diese Ermahnung hören müssen. Wenn jemand biblische Ermahnung gibt, ist es sehr wichtig, dass man darauf hört. Werden dagegen nur menschliche Meinungen geäußert, muss man unabhängig von diesen Meinungen sein.
William Macdonald hat gesagt, dass er immer wieder sehr dafür gebetet hat, sich nicht von den Meinungen seiner Freunde und Ängsten beeinflussen zu lassen. Das ist ja nicht korrigierbar durch Menschen, sondern nur durch das Wort Gottes. Er meinte, dass er nicht abhängig von der Meinung anderer sein will. Wenn er überzeugt ist, dass dies der Weg des Herrn ist, geht er ihn einfach.
Der Apostel Paulus sagt in Galater 1: „Wenn ich noch Menschen gefiele, wäre ich Christi Knecht nicht.“ Das bedeutet, auch er ließ sich nicht von der Meinung der Menschen bestimmen. Wichtig ist natürlich, dass man biblische Ermahnung nicht als bloße Meinung abtut. Auf der anderen Seite darf man Meinungen nicht als biblische Ermahnung ansehen. Das erfordert eine wichtige Unterscheidungsfähigkeit.
So schön er auch weiß, dass das falsch ist: In Joel 3 lesen wir: „Wer irgendeinen Namen des Herrn anruft, wird errettet werden.“ Die Leute sagen, er soll schweigen. Doch die Bibel sagt: „Wer den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden.“ Er schreit noch mehr, und der Herr Jesus bleibt bestehen.
Er ist nicht gerade auf dem Weg bei ihm, sondern lässt den Blinden zu sich hinführen – nicht genau an der Stelle, wo er war. Dann stellt er zuerst die Frage: „Was willst du?“ Warum stellt er diese Frage? Es ist doch klar, was er will: sehen! Aber wir finden das auch bei dem Gelähmten am Teich Bethesda, Johannes 5. Der Herr sagt zu ihm, der jahrelang dort gelegen hat und nie geheilt wurde: „Möchtest du gesund werden?“ Wie stellt er diese Frage?
Ich habe das mal so erlebt: Ich suchte das Gespräch mit etwas ausgeflippten Leuten und sprach mit einem Heroinsüchtigen. Der sagte mir: „Ich möchte auch gar nicht frei werden. Ich finde es toll so.“ Da kann man nicht helfen. Ein Süchtiger muss an den Punkt kommen, wo er wirklich zugibt, erstens, dass er süchtig ist. Beim Alkohol ist das oft ein Problem, weil man meint, man hat kein Problem, man liebt nur ein Glas Wein, aber mehr nicht. Doch man muss tiefer kommen, bis man sieht: „Ich bin voll im Dreck.“
Dann muss man fragen: „Möchtest du wirklich frei werden?“ Nur dann ist Veränderung möglich. Natürlich konnte auch der Mann in Johannes 5 diese Frage mit mehr als nur „Ja“ beantworten. Auch dieser Blinde. Die Frage ist wirklich: „Möchtest du errettet werden?“ Das ist auch eine Hilfe, damit Menschen sich nicht zu schnell und oberflächlich bekehren und am Ende gar nicht wirklich bekehrt sind. Vielmehr müssen sie sich die Frage stellen: „Möchtest du von der Macht der Sünde befreit werden und ein lebender Nachfolger des Herrn Jesus sein? Bist du bereit, auch einen Preis zu bezahlen?“ Dann sieht man, ob Menschen wirklich bereit sind, sich echt zu bekehren.
Darum ist diese Frage sehr wichtig.
Der Blinde antwortet: „Herr, dass ich wieder sehend werde.“ Und er wird geheilt – aber mehr als nur geheilt. Der Herr sagt: „Dein Glaube hat dich geheilt beziehungsweise gerettet.“ Auf Griechisch benutzt man dasselbe Wort für heilen und retten. So wird er gleich sehend.
Eine Frage bis hierhin: Es heißt „Dein Glaube hat dich gerettet.“ Was war das für ein Glaube? Hat er erkannt, dass jetzt vor ihm der Messias steht? Oder hat er geglaubt, dass der Messias heilen kann? Worauf bezieht sich der Glaube?
Der Glaube bezieht sich auf beides. Es war wirklich ein umfassender Glaube: Er ist der verheißene Erlöser, und nur er kann helfen. So wurde mit diesem Zeichen nochmals klargestellt, bevor der Herr nach Jerusalem hinaufgeht, um zu leiden: Er ist der Messias.
Die messianischen Zeichen in Jesaja 35 und ihre Erfüllung
Können wir kurz Jesaja 35,4-5 aufschlagen? Dort heißt es: „Er sagt zu denen, die ein verzagtes Herz haben: Seid tapfer und fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott. Die Rache kommt, die Vergeltung Gottes, er selbst kommt und wird euch retten. Dann werden die Augen der Blinden aufgetan, und die Ohren der Tauben geöffnet werden. Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch und die Zunge des Stummen wird Loblieder singen, denn Wasser werden in der Wüste hervorspringen und Ströme in der Einöde.“
Hier wird also beschrieben, dass, wenn der Messias kommt, die Blinden sehen, die Tauben hören, die Lahmen springen können und die Stummen singen werden. Der ganze Zusammenhang macht deutlich, dass es um das messianische Reich geht, also um das tausendjährige Friedensreich.
Der Herr Jesus hat jedoch all diese Zeichen und noch mehr bereits getan, als er zum ersten Mal kam. Warum? Das war schwer zu verstehen. Der Messias kommt nämlich zweimal: zuerst, um das Problem der Sünde zu lösen, und dann, um zu regieren. Diese Zeichen vollbrachte er schon beim ersten Mal, um klarzumachen, dass er derjenige ist, der einmal kommen wird, um zu herrschen und all diese Prophezeiungen zu erfüllen.
Nach Jesaja 35 wird es im tausendjährigen Friedensreich keine Kranken mehr geben. Ärzte werden arbeitslos sein, denn es wird keine Krankheiten mehr geben. Auch der Tod wird nicht mehr normal sein; nur noch im Ausnahmefall wird jemand sterben.
Aber warum hat der Herr Jesus so viele Zeichen getan? Diese Zeichen und auch die, die die Apostel in der Apostelgeschichte vollbrachten, werden in Hebräer 6 als „Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters“ bezeichnet. Können wir das kurz aufschlagen? Hebräer 6,4-6 spricht von Juden, die äußerlich erkannt haben, dass das Evangelium des Messias Jesus wahr ist, sich aber noch nicht bekehrt haben.
Dort heißt es: „Denn es ist unmöglich, die, welche einmal erleuchtet worden sind und die himmlische Gabe geschmeckt haben und teilhaftig geworden sind am Heiligen Geist, und das gute Wort Gottes geschmeckt haben sowie die Kräfte der zukünftigen Weltzeit, und dann abgefallen sind, wieder zur Buße zu erneuern, da sie für sich selbst den Sohn Gottes wiederum kreuzigen und zum Gespött machen.“
Es geht mir jetzt weniger darum, diese schwierige Stelle zu erklären – das wird in einem Livestream zum Hebräerbrief noch ausführlich behandelt. Mir geht es vielmehr darum, dass diese Menschen nicht nur das gute Wort Gottes „geschmeckt“ haben, sondern auch erfahren haben, wie der Heilige Geist wirkt.
Im Griechischen steht dort übrigens nicht „teilhaftig des Heiligen Geistes“, sondern ohne Artikel „teilhaftig Heiligen Geistes“. Das bedeutet, der Heilige Geist hat ihnen gewirkt, ihre Augen geöffnet und sie erleuchtet.
Weiter heißt es, dass sie auch „die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters“ geschmeckt haben. In der Elberfelder Übersetzung werden diese als „Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters“ bezeichnet. Alle diese Zeichen waren ein Vorgeschmack auf das, was im tausendjährigen Friedensreich kommen wird, wenn Gott alle heilen wird.
Das war also nur ein Vorgeschmack auf das zukünftige Zeitalter. Der Ausdruck „das zukünftige Zeitalter“ war schon bei den Rabbinern die Bezeichnung für die Zeit, wenn der Messias regiert. Die jetzige Zeit nennen sie „dieses Zeitalter“. Das tausendjährige Friedensreich wird „das zukünftige Zeitalter“ genannt, ebenso im Neuen Testament.
Der Apostel Paulus sagt zum Beispiel in Epheser 1,21, dass der Herr über alles erhöht ist „im zukünftigen Zeitalter“. Die Wunderwerke von damals nennt er „Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters“. Es waren also Zeichen, die vorwegnahmen, was einmal kommen wird.
Das bedeutet auch, dass es in der jetzigen Zeit nicht normal ist, durch ein Wunder geheilt zu werden. Sonst wären es „Wunderwerke des jetzigen Zeitalters“. Erst im zukünftigen Zeitalter wird das Heilwerden durch Wunder normal sein.
Weil es aber schon in diesem Zeitalter diese Wunder gab – durch den Herrn selbst in den Evangelien, durch die Apostel und die, die durch sie zum Glauben gekommen sind in der Apostelgeschichte – waren das Zeichen, die auf das zukünftige Zeitalter hinwiesen.
So soll auch die Heilung des Blinden hier nicht bedeuten, dass jetzt alle Blinden in den nächsten zweitausend Jahren sehend werden. Deshalb gibt es auch heute noch Blinde in der Gemeinde. Das liegt nicht daran, dass etwas mit dem Glauben nicht stimmt. Wir wissen, es kommt noch.
Die Erlösung des Leibes ist zukünftig, sagt Römer 8. Sie ist noch nicht vollständig geschehen. Aber die Wunder von damals sind ein Vorgeschmack darauf.
Die Bekehrung des Zöllners Zachäus als Beispiel für echte Umkehr
Jetzt gehen wir weiter zu Kapitel 19. Sascha, liest du bitte die Verse 1 bis 5?
Jesus kam nach Jericho hinein und zog hindurch. Und siehe, da war ein Mann namens Zacchaeus, ein Oberzöllner, der reich war. Er wollte gerne Jesus sehen, wer er sei. Doch wegen der Volksmenge konnte er es nicht, denn er war von kleiner Gestalt.
Da lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, um ihn sehen zu können, denn dort sollte Jesus vorbeikommen. Als Jesus an den Ort kam, blickte er auf, sah ihn und sprach zu ihm: „Zacchaeus, steige schnell herab, denn heute muss ich in deinem Haus einkehren.“
Zacchaeus stieg schnell herab und nahm Jesus mit Freuden auf. Als die Leute das sahen, murrten sie alle und sagten: „Er ist bei einem sündigen Mann eingekehrt, um Herberge zu nehmen.“
Zacchaeus trat aber vor und sprach zu dem Herrn: „Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfältig zurück.“
Jesus sprach zu ihm: „Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, weil auch er ein Sohn Abrahams ist. Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.“
Man muss die Bibel denkend lesen, also studieren, überlegen und sich Fragen stellen. Aber nicht negativ hinterfragen, wie „Das ist ja ein Fehler“ oder „Warum ist es so beschrieben?“ Stattdessen fragt man: „Was hat das zu bedeuten?“
Wir lesen jetzt wirklich: Er kommt nach Jericho hinein (Kapitel 19, Vers 1). Das ist eben Jericho 2. Dort war Zacchaeus, oder wie man auf Hebräisch sagt, Sakkai. Sakkai bedeutet übrigens „rein, unschuldig“. Das ist gerade der richtige Name für einen Menschen, der sich so schwer gegenüber anderen verschuldet hat.
Es fällt auf, dass Zacchaeus ein steinreicher Mann war! Und was hatten wir vorher? Einen Bettler, den Blinden. Einen blinden Bettler, der ganz arm war, aber geistlich sehend. Jetzt haben wir es mit einem zu tun, der sehend war, aber geistlich blind – der jetzt auch geheilt wird.
Kurz vorher, in Kapitel 18, Vers 24, lesen wir Folgendes: Als Jesus sah, dass der reiche Oberste sehr betrübt war, sprach er: „Wie schwer werden die, die Vermögen haben, in das Reich Gottes eingehen!“ Es ist also fast unmöglich, dass ein Reicher gerettet wird.
Jetzt wird uns gezeigt, dass es trotzdem möglich ist – und zwar bei einem ganz Reichen, sogar bei einem, der unrechtmäßig reich geworden ist. In Vers 25 heißt es: „Denn es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr eingeht, als dass ein Reicher in das Reich Gottes eingeht.“
Die Leute, die das hörten, fragten: „Wer kann dann errettet werden?“ Jesus antwortete: „Was beim Menschen unmöglich ist, ist möglich bei Gott.“ Es ist ein absolutes Wunder, dass Zacchaeus gerettet wurde.
Er hatte den Wunsch, Jesus zu sehen. In Römer 3 lesen wir, dass kein Mensch da ist, der Gott sucht. Wenn ein Mensch Gott sucht, dann nur, weil Gott ihn zieht. Wir würden nie von uns aus auf die Idee kommen, Gott zu suchen. Aber Gott zieht alle Menschen.
Dass Zacchaeus den Wunsch hatte, Jesus zu sehen, war bereits das Wirken Gottes an seinem Herzen. Der Mann hatte aber ein Problem: Er war klein. So ein ganz klassischer Jude, wie man sich das vorstellt, typisch in der Zeit des Zweiten Weltkrieges.
Damals waren Juden oft kleiner als die jungen Israelis heute, die eine neue Generation bilden. Zacchaeus war ein solcher kleiner Mann. Er stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum. Warum sagt die Heilige Schrift, dass es ein Maulbeerfeigenbaum war? Was ist daran so wichtig?
Man könnte einfach „ein Baum“ schreiben. Aber wenn Lukas „Maulbeerfeigenbaum“ nennt, muss es einen Grund dafür geben. Wir hatten das schon einmal gesehen, etwas früher. Ja, sagst du gerade? Im Kapitel 17, Vers 5. Das ist aber nicht dasselbe.
Maulbeerfeigenbaum und Maulbeerbaum sind nicht das Gleiche. Auf Deutsch sind sie ähnlich, auf Griechisch übrigens auch. Lukas macht genau diese Unterscheidung. Das findet man nur im Lukasevangelium: Er spricht von einem Maulbeerbaum und von einem Maulbeerfeigenbaum.
Beide hatten vor 2000 Jahren eine medizinische Bedeutung, und Lukas war Arzt. Ihm war wichtig, den Unterschied zu machen. Was am Maulbeerbaum wichtig war, haben wir damals gesehen in Verbindung mit den Wurzeln, die ausgerissen werden sollten.
Hier ist das Wichtige beim Maulbeerfeigenbaum seine Äste. Das muss man wirklich gesehen haben: Die Äste gehen so komisch nach unten und reichen fast bis auf den Boden.
Es ist ganz einfach, einen Maulbeerfeigenbaum zu besteigen. Das können auch ganz kleine Juden. Am Stamm ist es schwierig, aber mit den Ästen und Seitenästen konnte Zacchaeus leicht hinaufsteigen. Das ist schon mal ein Grund, warum dieser Baum genannt wird.
Übrigens gibt es in Jericho auch heute noch einen Ort namens Schickmar. Es gibt auch eine Ortschaft in der Nähe des Gazastreifens, die Bechikmar heißt. Das bedeutet „Haus des Maulbeerfeigenbaums“.
Schickma kommt von der Wurzel „leschakäm“, was „erneuern“ oder „rehabilitieren“ heißt. Dieser Baum ist typisch dafür, dass man ein Stück abschneiden kann, es wieder pflanzt und der Baum neu wächst.
Damit ist der Maulbeerfeigenbaum der symbolische Inbegriff für einen Neuanfang. Genau das erleben wir bei Zacchaeus. Wir sehen, wie Jesus an einzelnen Seelen interessiert ist. Er sprach zu Tausenden, aber ging auf einzelne Menschen zu, wie Zacchaeus oder die samaritanische Frau am Jakobsbrunnen.
Jesus steht dort still unter dem Baum und ruft Zacchaeus zu: „Steige eilends herab, denn heute muss ich in deinem Haus bleiben.“ Dieses „Muss“ ist das göttliche Muss. Jesus sagt, der Menschensohn muss erhöht werden, um die Erlösung zu schaffen (Johannes 3).
Hier sagt er: „Ich muss in dein Haus kommen und mich dort aufhalten.“ Die Meinung der Menschen ist negativ. Sie finden es völlig daneben, was Zacchaeus tut. Sie murren und murren damit auch über Jesus, dass er zu diesem Mann nach Hause geht.
Das ist wieder die Meinung der Menschen. Bei den Blinden dachten sie, Jesus solle schweigen. Hier denken sie, der Messias solle sicher nicht zu einem solchen Mann nach Hause gehen. Aber Jesus sagt: „Ich muss.“ Das war ein göttliches Muss.
Zacchaeus bekehrt sich so, dass auch Werke folgen. Er sagt: „Die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen.“ Er verzichtet also auf die Hälfte seines Vermögens. Und dann hat er noch die andere Hälfte, was immer noch viel ist.
Aber er sagt: „Überall, wo ich falsche Anklage genommen habe, werde ich vierfach zurückzahlen.“ Die Tora, das Gesetz, sagt in 3. Mose 5, dass jemand, der etwas veruntreut hat, es zurückgeben, ein Schuldopfer bringen und 20 % draufzahlen muss.
Wer 100 Schekel gestohlen hat, musste 120 Schekel zurückzahlen. Zacchaeus aber sagt: „Ich gebe vierfach zurück.“ Das ist sehr eindrücklich. Er tut das aus seiner Überzeugung heraus, nicht weil das Wort Gottes es vorschreibt.
Dann kann Jesus sagen (Vers 9): „Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, weil auch er ein Sohn Abrahams ist.“ Christoph, hier haben wir wieder das Thema Israel nach dem Fleisch. Zacchaeus war ein solcher.
Jetzt ist er ein erretteter Israelit, und das ist etwas anderes. Er war ein Sohn Abrahams nach dem Fleisch, aber jetzt ein echter Israelit. Dann folgt eine allgemeine Belehrung: „Der Sohn des Menschen ist gekommen, um zu suchen und zu erretten, was verloren ist.“
Das klingt ähnlich wie in Matthäus 18, wo Jesus ein kleines Kind auf die Arme nahm – im Griechischen wirklich „kleines Kind“, nicht nur „Kind“, wie manchmal übersetzt. Dort sagt er den Jüngern, sie müssten so werden wie diese Kleinkinder, denn das Reich Gottes gehört ihnen.
Dort sagt er, der Menschensohn sei gekommen, um das Verlorene zu retten. Bei den kleinen Kindern sagt er nicht „zu suchen und zu retten“, sondern nur „zu retten“. Aber bei einem verantwortlichen Menschen sagt er „zu suchen und zu retten“.
Das ist ein großer Trost für alle Mütter und natürlich auch Väter, die ein Kind verloren haben während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt. Sie dürfen wissen: Es gibt ein Wiedersehen.
Der Sohn des Menschen ist gekommen, das Verlorene zu retten. Dabei geht es um die Kleinkinder, solange sie noch nicht das verantwortliche Alter erreicht haben. Das ist natürlich je nach Kind unterschiedlich, Gott weiß, wann.
Bei verantwortlichen Menschen muss der Menschensohn suchen und uns nachgehen. Wir müssen uns finden lassen. Nur dann können wir errettet werden.
Damit wollen wir für heute hier stoppen.