Wir fahren heute Nachmittag mit unserer Serie über alle zwölf kleinen Propheten fort. Nachdem wir bereits Hosea und Joel in der Übersicht behandelt haben, kommen wir heute zum Buch des Propheten Amos.
Hat jeder ein Skript? Wer keines hat, kann sich vorne in der Kiste bedienen. Es ist wichtig, dass man ein Skript hat.
Ich habe den Text des Prophetenbuches, wie auch bei den anderen Malen, neu übersetzt. Dabei habe ich darauf geachtet, dass die hebräischen Verszeilen gut erkennbar sind. Amos ist, wie Hosea und Joel, praktisch vollständig reine Poesie. Die Verse im Hebräischen sind deshalb genau erkennbar.
Die Zeilen im Text entsprechen den Versen im hebräischen Grundtext.
Einführung in das Buch Amos und zeitliche Einordnung
Zu Beginn lese ich einige Verse aus Amos 1. Worte des Amos, der unter den Schafhirten von Tekoa war und die er über Israel geschaut hat, in den Tagen Usias, des Königs von Juda, und in den Tagen Jerobeams, des Sohnes Joas, des Königs von Israel – zwei Jahre vor dem Erdbeben.
Und er sprach: Der Ewige brüllt aus Zion, ja, aus Jerusalem lässt er seine Stimme ertönen. So vertrocknen die Weideplätze, und die Anhöhe des Karmel verwelkt.
Zunächst bis hierher.
Wir beginnen, wie immer, damit, das Buch zeitlich einzuordnen. Das fällt hier besonders leicht, weil der erste Vers uns bereits eine Datierung gibt. Vorne auf dem Skript steht: Zum Zeitpunkt der Entstehung des Buches finden wir den Hinweis, dass die Zeit des Königs Usia die Jahre 767 bis 739 v. Chr. umfasst. Er war König des Südreiches Juda.
Der andere König, Jerobeam II., regierte von 782 bis 753 v. Chr.
Amos war ein Prophet aus dem Südreich, der jedoch einen prophetischen Auftrag im Nordreich erfüllte. Wir haben bereits gesehen, dass die kleinen Propheten nach diesem Prinzip angeordnet sind. Nicht nur, dass sie in zeitlichen, historischen Perioden angeordnet sind, sondern auch, dass es immer abwechselnd einen Propheten gibt, der im Nordreich wirkt, und einen, der im Südreich wirkt – Nordreich, Südreich und so weiter.
So war Hosea ein Prophet im Nordreich, Joel im Südreich. Nun passt es, dass Amos wieder ein Prophet ist, der im Nordreich gewirkt hat, obwohl er, wie wir noch sehen werden, aus dem Südreich stammte.
Er datiert sein Buch nach den Herrschern in beiden Reichen. Das zeigt uns, dass Amos gleich als ein Prophet erscheint, der das ganze Volk Gottes sieht, auch wenn es gespalten ist.
Das ist sehr wichtig: Wir sollen nicht nur die Erlösten sehen, auch heute, mit denen wir zusammen in einer Ortsgemeinde verbunden sind, oder nur die Gläubigen in einem Gemeindeverband. Es ist ganz entscheidend, den Blick für den ganzen Leib Christi, für das ganze Volk Gottes zu haben – wo immer sie auch sind, auch wenn sie gespalten sind.
Amos sieht das ganze Volk Gottes, erkennt nüchtern den geistlichen Zustand, aber er liebt das ganze Volk. Deshalb datiert er auch hier nicht zufällig auf diese Weise.
In Vers 1, der übrigens noch nicht poetisch ist – deshalb gibt es auch keine Verszeilen im Text – datiert er weiter, dass er zwei Jahre vor dem Erdbeben gewirkt hat.
Wir können das Erdbeben auf etwa 760 v. Chr. ansetzen. Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus Flavius bringt dieses Erdbeben in Verbindung mit dem traurigen Abschnitt in 2. Chronik 26,16-20, wo der früher treue König Usia stolz geworden und treulos wurde. Dieses Erdbeben fand demnach in dieser Zeit statt.
So können wir es etwa auf das Jahr 760 v. Chr. datieren. Die Wirksamkeit des Amos fällt auf zwei Jahre vor dem Erdbeben.
Offensichtlich hat er also in einer kurzen Zeit, ungefähr im Jahr 762 v. Chr., diesen prophetischen Dienst getan, den wir schriftlich in seinem Buch überliefert haben.
Amos’ Herkunft und Beruf – Ein Mann der Natur und des Alltags
Amos war ein Schafhirte. Im hebräischen Text finden wir für Schafhirte ein interessantes Wort. Es ist nicht das übliche Wort „Roe“, wie es zum Beispiel in Psalm 23 verwendet wird: „Der Herr ist mein Hirte, Adonai Roi mein Hirte“. „Roe“ ist das normale Wort für Hirte. Hier jedoch steht ein selteneres Wort, „Noquet“, das speziell einen Schafzüchter bezeichnet.
Im Königebuch wird beispielsweise von einem König außerhalb Israels gesprochen, der ein Schafzüchter war und Zehntausende von Schafen besaß. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass Amos selbst so viele Schafe hatte, aber dieser Ausdruck weist darauf hin, dass er mit großen Herden zu tun hatte.
Tekoa wird hier erwähnt, unter den Schafhirten von Tekoa. Tekoa ist ein Ort, der 16 Kilometer von Jerusalem und acht Kilometer von Bethlehem entfernt liegt. Damit sehen wir, dass Amos aus dem Südreich kam. In Kapitel 7, Vers 14 wird er als Schafhirt, beziehungsweise Schafzüchter, bezeichnet.
Er erklärt dort einem Gegner, wer er ist. Da antwortete Amos und sprach zu Amatzia, einem Götzenpriester in Bethel: „Kein Prophet war ich, und kein Prophetensohn war ich, sondern ein Viehhirt und ein Ritzer von Maulbeerfeigenbäumen. Doch der Ewige nahm mich von hinter dem Kleinvieh weg und sprach zu mir: Geh, weissage meinem Volk Israel.“ Und dann folgt: „Und nun höre das Wort des Ewigen“ und so weiter.
Hier erfahren wir, dass Amos ursprünglich kein Prophet war. Er war auch kein Prophetensohn. In der Fußnote 67 habe ich erklärt, dass dies bedeutet, dass er keiner war, der in einer Prophetenschule unterrichtet worden war. In den Samuelbüchern liest man oft von den „Söhnen der Propheten“. Das waren junge Leute, die ausgebildet und unterrichtet wurden. Diese spielten wohl auch eine wichtige Rolle bei der Überlieferung der biblischen Texte schon in biblischer Zeit. Sie wurden biblisch unterrichtet, geschult und übten dann einen Prophetendienst aus.
Amos sagt jedoch, er habe keine solche Ausbildung besucht. Er war Viehhirt. Hier finden wir nochmals ein anderes Wort, das mit dem Wort für Rind, „Bakar“, zusammenhängt. Er war ein „Boker“, also jemand, der mit Rindern zu tun hatte. Er war ein Bauer, der nicht nur Schafe und Ziegen züchtete, sondern auch Viehhirt war. Außerdem war er ein Ritzer von Maulbeerfeigenbäumen.
In der Fußnote 68 habe ich erklärt, dass zur Förderung der Reife die Maulbeerfeigen mit einem Metallwerkzeug, zum Beispiel einem Nagel, angeritzt wurden. Der Maulbeerfeigenbaum, auch Sykomore genannt, ist ein Baum, der etwa acht bis sechzehn Meter hoch wird. Er bringt im Jahr drei bis viermal feigenähnliche Früchte hervor, die allerdings nicht so begehrt sind wie die Feige. Es handelt sich um eine eher minderwertige Frucht, die vor allem als Nahrung für ärmere Leute diente.
Damit die Frucht gut ausreift, ritzte man sie an. Dabei lief etwas Saft aus, wodurch sich ein besserer Geschmack entwickelte. In Tekoa, nahe Jerusalem, wurden die Maulbeerfeigenbäume nicht so hoch wie beispielsweise in der Ebene des Toten Meeres oder im Jordantal, wo sie bis zu sechzehn Meter hoch wurden. Wir können jedoch davon ausgehen, dass Amos von seinem Ort Tekoa aus auch bis zum Toten Meer ging, um solche Maulbeerfeigenbäume zu pflegen.
Das zeigt uns, dass Amos ein Mann war, der sehr stark mit seiner Arbeit in der Natur und mit den Tieren verbunden war. Das kommt auch deutlich in seinem Buch zum Ausdruck. Das Buch enthält wunderschöne Beschreibungen von der Herrlichkeit der Natur als Gottes Schöpfung. Gleichzeitig sehen wir darin, wie Gott seine Werkzeuge für seinen Dienst wählt. Diese werden im ganzen Leben geformt und gebildet, so wie der Töpfer den Ton formt, damit sie genau das Schöne werden, um schließlich den Dienst zu tun, den Gott möchte.
Das ist sehr ermutigend. Amos hat nicht daran gedacht, später einmal ein Prophet zu werden. Er hat seine Arbeit treu getan. Das war Gottes Plan. So konnte er als Prophet zum Segen werden – damals und bis heute, durch all die Jahrhunderte hindurch. Seine Wirkung hatte über zwei Jahre Bestand.
Nun noch etwas zur Person von Amos. Sein Name bedeutet, wie ich unter „Charakteristische Ausdrücke und Besonderheiten“, Seite 1, aufgeführt habe, „Lastenträger“. Auch dieser Name ist sehr bedeutungsvoll.
In den Propheten wird ein prophetischer Ausspruch im Hebräischen oft mit „Massa“ bezeichnet. Meistens wird das in den deutschen Bibeln mit „Ausspruch“ oder „Ausspruch des Herrn“ übersetzt. Das Wort hat jedoch eine Doppelbedeutung: Es bedeutet sowohl „Last“ als auch „Ausspruch“. Es handelt sich also um einen prophetischen Ausdruck, der gewissermaßen wie eine schwere Last über das Volk kommt, weil Gott das Volk rügen oder Gericht ankündigen muss.
Amos war in diesem Sinn wirklich ein Lastenträger. Er trug die Botschaft, die Gott ihm aufgetragen hatte, weiter und gab sie weiter. Natürlich enthält dieses Wort auch den Hinweis darauf, dass jemand, der dem Volk Gottes dient – wie Amos in einer schwierigen Zeit des Zerfalls –, bereit sein muss, Lasten zu tragen und Belastungen auf sich zu nehmen.
Das Leitmotiv der Wiederkunft Christi und die Bedeutung des Brüllens Gottes
Wir gehen weiter zu Vers 2. Dieser Vers steht für sich, deshalb habe ich ihn im Text von der Einleitung in Vers 1 und auch vom neuen Abschnitt ab Vers 3 abgesetzt.
Es handelt sich hier um ein Leitmotiv, das aus dem Buch Joel aufgenommen ist. Das Buch, das wir zuvor betrachtet haben, nennt in Joel 3, nach anderer Zählung Joel 4, Vers 16 im Zusammenhang mit der Wiederkunft Christi in Jerusalem: „Und der Herr brüllt aus Zion und lässt aus Jerusalem seine Stimme erschallen, und Himmel und Erde erbeben.“
Dort heißt es: „Und der Herr brüllt aus Zion, ja aus Jerusalem lässt er seine Stimme ertönen.“ Das Buch Joel führt uns durch die zukünftige Drangsalzeit, die noch über Israel kommen wird, und durch die Welt hin zur Wiederkunft Christi. Er wird dann als Sieger die Macht in Jerusalem übernehmen.
Diese Botschaft bildet die Ausgangsbotschaft für Amos. Es ist der Blick auf die Wiederkunft Christi in Macht und Herrlichkeit. Er wird das letzte Wort über diese Welt sprechen. Hier steht nicht, dass er spricht, sondern dass er aus Zion brüllt. Das hebräische Wort „Schaak“ beschreibt das Brüllen eines Löwen.
Damit ist der Löwe aus dem Stamm Juda gemeint. So wird der Herr Jesus auch in Offenbarung 4 und 5 gesehen. Dort wird er als das Lamm Gottes dargestellt, das das Buch der Gerichte mit den sieben Siegeln entgegennimmt, die Siegel öffnet und damit die apokalyptischen Gerichte einleitet. Diese Gerichte folgen nach der Entrückung der Gemeinde und bereiten den Weg für die Regierung und Herrschaft des Herrn Jesus über diese Welt.
Interessant ist, dass Johannes das Lamm Gottes sieht und es heißt, dass es der Löwe aus dem Stamm Juda ist, der überwunden hat. Als Lamm hat Jesus vor etwa zweitausend Jahren sein Leben als Opfer gegeben. In der Zukunft wird er als Löwe aus dem Stamm Juda die Herrschaft über diese Welt antreten.
Dieser Ausblick auf die Wiederkunft Christi ist sehr wichtig, denn in der Prophetie ist dies immer das Endziel. Die Prophetie richtet sich auf die Wiederkunft Christi und sein Reich. Das ist entscheidend, auch wenn viele Propheten Dinge vorausgesagt haben, die sich bereits in ihrer Generation oder in den Jahrhunderten danach erfüllt haben.
Der Endblick war jedoch immer die Wiederkunft Christi, wenn der Messias die Herrschaft über die Welt ergreifen und Ordnung ins Chaos bringen wird. Deshalb ist es wichtig, dass selbst in Prophezeiungen, die größtenteils schon erfüllt sind, immer noch Hinweise enthalten sind, die erst bei der Wiederkunft Jesu in Macht und Herrlichkeit ihre endgültige Erfüllung finden.
In Daniel 9, wo es um die Jahrwochen geht, diese prophetischen Zeiten bis zum Kommen des tausendjährigen Reiches, wird gesagt, dass nach diesen siebzig Jahrwochen, also der Zeit bis zur Wiederkunft Christi, das Gesicht und die Propheten versiegelt werden sollen. Das bedeutet, dass die gesamte biblische Prophetie zu ihrer Erfüllung und ihrem Abschluss kommen wird.
Es ist dann wie durch ein Siegel bestätigt: Alles hat sich erfüllt, und es ist Gottes Wort. Dennoch kann man von keinem Bibelbuch sagen, dass es schon vollständig erfüllt ist. Selbst wenn ein großer Teil erfüllt wurde, bleibt immer eine Botschaft enthalten, die auf das große Ereignis hinweist: Die Wiederkunft Christi, der das letzte Wort sprechen wird.
Diese Hoffnung entspricht auch dem, was Hiob in Zeiten tiefster Depression gesagt hat: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ Dann heißt es: „Und als der Letzte wird er auf der Erde stehen.“ Das bedeutet, er wird das letzte Wort sprechen.
Gläubige können schwere Nöte durchleben, aber das letzte Wort gehört dem Herrn Jesus. Das gibt Hoffnung im Leid. Der Vers „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ wurde von Händel so wunderbar im Messias vertont.
Weiter heißt es: „Und so vertrocknen die Weideplätze, und es verwelkt die Anhöhe des Karmel.“ Durch die große Drangsalzeit und den Höhepunkt des Gerichts, wenn der Herr Jesus erscheint, wird Israel eine weitgehende Zerstörung erleben.
Das trifft Amos als Schafzüchter und Viehhirt besonders, denn es vertrocknen die Weideplätze und verwelkt die Anhöhe des Karmel. Das Karmelgebirge zählt zu den fruchtbarsten Gegenden Israels. Ein Spaziergang durch die Wälder des Karmel ist sehr empfehlenswert.
Der Name Karmel bedeutet „Weinberg Gottes“ (hebräisch Kerem = Weinberg, El = Gott). Er steht somit für die Fruchtbarkeit Israels. Doch hier heißt es, dass die Anhöhe des Karmel verwelkt.
Der Richter kommt, und er wird das letzte Wort sprechen.
Aufbau des Buches Amos und die ersten Gerichtsankündigungen
Nun kommen wir zum ersten Hauptteil des Amos-Buches. Auf Seite eins habe ich bereits den Aufbau des Buches folgendermaßen eingeteilt: Zuerst der Titel, 1, Vers 1 – oder besser gesagt 1, Vers 1, Titel, Vers 2, der Endpunkt der Prophetie, die Wiederkunft Christi.
Jetzt folgt der erste Hauptteil, römisch I, mit acht Gerichtsankündigungen. Diese erstrecken sich von 1, Vers 3 bis einschließlich Kapitel 2. Es handelt sich um acht Gerichtsankündigungen, die wir wiederum aufteilen können.
Erstens: Gericht über drei Nachbarvölker – Aram, oder auf Deutsch Syrien, denn die Aramäer sind die Syrer; dann die Philistäer, das ist der Gazastreifen und das Gebiet darum herum, die Heimat der Philister; und schließlich Phönizien, die Heimat der Kanaaniter nördlich von Israel, im heutigen Libanon. Also Gericht über drei Nachbarvölker: Aram, Philister, Phönizien (1,3 bis 1,10).
Zweitens: Gericht über drei stammverwandte Völker – Edom im Südjordanien, Ammon in Mitteljordanien und Moab im Norden. Ammon ist Nordjordanien, Moab Mitteljordanien (1,11 bis 2,3). Übrigens stammt der Städtename Amman von dem Volk Ammon, Amman ist die heutige Hauptstadt von Jordanien.
Drittens: Gericht über Juda, das Südreich (2,4-5).
Viertens: Ein ausführliches Gericht über Israel, im engeren Sinne mit zehn Stämmen, das Nordreich (2,6-16). Dies ist das Hauptthema des Prophetendienstes des Amos: das Nordreich Israel.
Die weiteren Teile werde ich später erklären.
Lesen wir also die erste Gerichtsankündigung über eines der drei Nachbarvölker: So spricht der Ewige: „Wegen drei Übertretungen von Damaskus, der Hauptstadt von Aram in Syrien, wegen drei Übertretungen von Damaskus, ja, wegen vier wende ich es nicht mehr ab.“ Gemeint ist das Gericht, weil sie mit Dreschschlitten aus Eisen das Land Gilead gedroschen haben.
So werde ich ein Feuer in das Haus Hasael senden, und es wird die Paläste Ben Haddads verzehren. Ich werde den Riegel von Damaskus zerbrechen und die Bewohner aus dem Tal Awen ausrotten sowie den, der das Zepter hält, aus Beth Eden. Das Volk von Aram wird nach Kir in die Verbannung gehen, spricht der Ewige.
Auf Seite eins habe ich das Thema des Amos-Buches mit einem Satz zusammengefasst: Eine bevorrechtigte Stellung schützt nicht vor verdienter Strafe, doch Gottes Gnadenbeschlüsse stehen felsenfest. Zuerst geht es um Gericht, und ganz am Schluss des Amos-Buches sehen wir, wie Gott Pläne hat – Pläne der Gnade in der Zukunft.
Ausführlicher habe ich das Buch Amos wie folgt zusammengefasst: Wer Unrecht sät, muss als Folge davon mit Gottes Gericht rechnen. Ob man ein Nachbar des auserwählten Volkes ist oder mit ihm stammesverwandt, ändert daran nichts. Dies gilt auch für das auserwählte Volk selbst. Je größer die Vorrechte, desto größer ist die Verantwortung. Das sündige Versagen des Menschen kann jedoch Gottes Gnadenverheißungen nicht verhindern. Das Kommen des messianischen Reiches mit all seinem Segen steht fest für die Endzeit.
Das Buch illustriert den Grundsatz aus Galater 6, Vers 7-8: „Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten, denn was irgendein Mensch sät, das wird er auch ernten. Wer für sein eigenes Fleisch sät, wird von dem Fleisch Verderben ernten; wer aber für den Geist sät, wird von dem Geist ewiges Leben ernten.“ Das Gesetz der Vergeltung.
Nun sehen wir: Zuerst wird Syrien behandelt, dann Philistia, also der Gazastreifen und das Drumherum, sowie Phönizien, das heutige Libanon. Diese Völker hatten das Vorrecht, in der Geschichte gerade neben dem auserwählten Volk zu wohnen. Das war natürlich ein Vorrecht gegenüber den Helvetiern, die viel weiter weg waren.
Durch diesen Kontakt erfuhren diese Völker etwas über den alleinbaren Gott. Wir haben heute Morgen gesehen, wie Gott sich zum Beispiel auch dem Volk Ägypten durch den Kontakt mit Israel von Abraham über Joseph und Mose so deutlich als der allein wahre Gott bezeugt hat. Andere Völker, die viel weiter entfernt waren, hatten dieses Vorrecht nicht.
Diese Nachbarvölker hatten als Nachbarn Israels ein ganz besonderes Vorrecht. Doch dieses Vorrecht ist verbunden mit größerer Verantwortung. Darum steht hier nicht das Gericht über Helvetia, sondern über Damaskus, die Hauptstadt der Aramäer, und eben über die Philistäer und so weiter.
Heute können wir natürlich in Helvetia nicht mehr so sprechen, denn wir haben Jahrhunderte erlebt – ich spreche jetzt aus geschichtlicher Perspektive –, in denen das Evangelium in der Schweiz bezeugt und verkündigt wurde. Archäologisch findet man die frühesten Spuren bereits in den ersten Jahrhunderten nach Christus, zum Beispiel in Aventicum in der französischen Schweiz. Dort fällt auf, dass die Leute nicht mehr kremiert, sondern erdbestattet wurden. Das ist ein Hinweis darauf, dass das Christentum bereits nach Helvetia gekommen ist.
Heute muss man also sagen: Die Schweiz gehört zu den ganz bevorrechtigten Völkern, die sehr stark mit der Botschaft der Bibel, mit der Botschaft vom allein wahren Gott und mit der Botschaft des Evangeliums konfrontiert worden sind. Darum fordert Gott von diesem Land heute eine ganz besondere Verantwortung – viel mehr als von Völkern in der Dritten Welt, wo das Evangelium vielleicht erst seit dem 19. Jahrhundert überhaupt zum ersten Mal verkündet wurde oder sogar erst im 21. Jahrhundert, wenn man an eingeborene Völker denkt, die bis heute nicht erreicht wurden.
Wir können daraus lernen: Diese Völker hatten eine besondere Verantwortung. Wer diese nicht nutzt, sondern trotzdem Unrecht sät, muss als Folge mit Gottes Gericht rechnen. Das gilt aber nicht nur für die nichtjüdischen Völker, sondern auch für das jüdische Volk, auch für die zehn Stämme Israels. Je größer die Vorrechte, desto größer die Verantwortung.
Bedenkt man, dass bis zur Erfindung der Buchdruckerkunst im 15. Jahrhundert eine Bibel etwas Unerschwingliches war, wird das deutlich. Wer eine Bibel haben wollte, musste so viel bezahlen wie ein ganzes Rittergut – also Schloss plus Umschwung.
Durch die Buchdruckerkunst, die kurz vor der Reformation erfunden wurde, als man begann, die Bibel zu übersetzen, konnten die Kosten für eine Bibel bald auf etwa den Preis eines BMW gesenkt werden. Mit der weiteren Verbesserung der Druckkunst sank der Preis dann auf den Wert eines Kühlschranks. Später kostete eine Bibel nur noch ein paar Eier.
Heute ist es sehr einfach, eine Bibel zu bekommen. Jeder kann das, und deshalb sind wir ganz besonders verantwortlich. Das also als praktische Anwendung.
Die Bedeutung der Zahlensprüche in der hebräischen Poesie
Jetzt schauen wir: Gott sagt, wegen Übertretungen von Damaskus – ja, wegen vier – wende ich das Gericht nicht mehr ab. Hier haben wir es mit einem Zahlenspruch zu tun. Das ist eine Eigenheit der hebräischen Poesie. Es geht also um vier Dinge, wobei das vierte ganz besonders betont wird. Mit Punkt 4 ist gewissermaßen das Maß erreicht.
Wir wollen einmal einen Zahlenspruch aus dem Buch der Sprüche anschauen, damit wir verstehen, wie das funktioniert. In Sprüche 30 gibt es gleich eine ganze Reihe solcher Sprüche. Ich nehme als Beispiel Sprüche 30, Vers 18:
Drei sind es, die zu wunderbar für mich sind, und vier, die ich nicht erkenne: der Weg des Adlers am Himmel, der Weg einer Schlange auf dem Felsen, der Weg eines Schiffes im Herzen des Meeres und der Weg eines Mannes mit einer Jungfrau.
Es sind alles wunderbare Dinge. Aber dadurch, dass Agur sagt: „Drei sind es, die zu wunderbar sind, und vier, die ich nicht erkenne“, will er sagen, dass das vierte wirklich das allerwunderbarste ist. So wird also das Letzte durch den Zahlenspruch besonders betont.
Ich will das hier beispielhaft erklären, aber weitere Zahlensprüche habe ich ja auf Seite eins unter charakteristischen Ausdrücken aufgeführt. Zum Beispiel in Sprüche 30, wo man mehrere hat, oder in Hiob 5, Vers 19. Dort spricht einer der Freunde Hiobs, dass Hiob durch sechs Prüfungen gehen muss und aus sieben wird Gott ihn erretten. Also die siebte Prüfung ist gewissermaßen das Vollmaß, und dann wird Hiob aus seiner Not herauskommen.
Das war ein prophetischer Spruch, denn wenn man nachliest in Hiob 1 und 2, da kamen tatsächlich sechs Prüfungen über Hiob. Er verlor einen Anteil des Besitzes nach dem anderen, dann die Kinder, und schließlich die Prüfung mit seiner Frau, die sagt: „Sprich dich los von Gott!“ Die siebte Prüfung kommt dann am Schluss: Die Freunde Hiobs kommen, um ihr Beileid zu bezeugen, und sie sprechen eine Woche lang nicht mehr mit ihm.
Man könnte denken, sie sind einfach so erschüttert. Aber Hiob merkt, dass sie sich etwas überlegen. Sie denken, er sei ein Heuchler, und darum geht es ihm so schlecht. Sie glauben, sie hätten sich in ihm getäuscht. Das bringt Hiob zur Verzweiflung, und dann entsteht diese hitzige Diskussion mit den Freunden.
Das war die siebte Prüfung. Schließlich, nach all diesen Diskussionen, wird Hiob zur Buße geführt und er kommt aus der Prüfung heraus. Aus sechs, aus sieben. Die siebte Prüfung war die schwierigste für ihn. Die Frau hatte gesagt: „Sprich dich los.“ Das ist sehr schwierig, wenn die Frau einem Mann das Rückgrat im Glauben bricht – oder umgekehrt. Aber Hiob hat bestanden, sogar sehr eindrücklich.
Das Schwierigste ist wahrscheinlich, wenn andere Gläubige einen in Frage stellen. Hiob war stolz auf seinen gerechten Lebenswandel, und das war der schmerzlichste Stich für ihn, dass man ihn da in Frage stellte. Aber das war die siebte Prüfung, die nötig war, um zu zeigen, dass er einen gewissen Hochmut hatte – geistlichen Hochmut – und das musste auch in Ordnung kommen. Darum tut Hiob Buße in Kapitel 42.
Kommen wir jetzt zu Sprüche 30. Das ist so wie bei einem Intelligenztest: Man muss hier herausfinden, was das Gemeinsame an diesen vier Dingen ist. Und das schafft man ohne Problem. Es geht jedes Mal um einen Weg: der Weg des Adlers, der Weg der Schlange, der Weg des Schiffes, der Weg des Mannes.
Jetzt wird der Intelligenztest noch ein bisschen schwieriger: Was ist an diesen vier Wegen auch noch gemeinsam? Keiner dieser Wege hinterlässt bleibende Spuren.
Der Weg des Adlers am Himmel: Wenn ein Adler vorbeigeflogen ist – ich habe gerade in den Sommerferien so schön einen Steinadler ziemlich nahe gesehen – sieht man hinterher keine Spuren mehr. Er kann nicht den Nachbrenner einschalten. Auch das vergeht schnell, unsichtbar, keine Spur.
Dann der Weg einer Schlange auf dem Felsen: Wenn eine Schlange sich über den Felsen bewegt, sieht man nichts mehr, dass sie dort durchgegangen ist.
Der Weg eines Schiffes im Herzen des Meeres: Ganz kurz sieht man noch die Spuren durch die Bewegung des Wassers, aber das geht schnell weg, und man sieht nicht mehr, wo das Schiff durchgefahren ist.
Und dann der Weg eines Mannes, der zu einer Jungfrau geht – das ist der Weg der Werbung, der so verschlungen und verborgen ist. Ich habe schon verschiedene Male an einer Hochzeit gesprochen, aber die größten Geheimnisse hat man mir ja nicht mitgeteilt. Es ist jedes Mal ein Wunder, wenn Gott zwei Menschen so zusammenführt. Warum kommen sie genau zusammen, und warum zündet es bei beiden?
Man kann noch verstehen, dass es bei der einen Partei zündet, aber dass es genau bei den beiden zündet, ist erstaunlich. Es gibt ja schließlich sechs Milliarden Menschen. Warum genau diese zwei? Aber gut, ich spreche jetzt nicht einfach von rein menschlichen Beweggründen zum Heiraten, sondern wenn jemand sich wirklich durch den Herrn leiten lässt und sagt: „Ich möchte die Frau heiraten, die Gott für mich bereit hat“ – und umgekehrt den Mann, den Gott für mich bereit hat.
Immer wieder sehen wir, wie junge Leute es auch wirklich bezeugen können: „Wir sind ganz klar überzeugt, der Herr hat das so geführt.“ Aber nicht nur, dass sie denken, „ja, das ist absolut der Weg des Herrn“, es hat bei beiden gezündet. Es stimmt einfach alles in jedem Bereich. Das ist ein wunderbarer Weg, aber die Spuren sieht man nicht, wie das genau gegangen ist.
Übrigens ist auch jeder Weg in physikalischer Hinsicht so erstaunlich. Wie kann ein Adler am Himmel fliegen – ein so schweres Ding? Wir kennen die Gesetze, die Aerodynamik usw. Aber wenn wir selbst ein Flugzeug einfach so schnell bauen müssten, könnten wir das auch nicht so hinbekommen. Die Menschheit hat lange gebraucht, bis das erste Flugzeug geflogen ist.
Dann haben wir den Weg einer Schlange auf dem Felsen. Das ist auch erstaunlich. Die Schlange hat keine Beine. Wenn der Boden weich ist, können wir vielleicht noch besser verstehen, dass sie sich irgendwie fortbewegen kann, aber auf dem harten Felsen mit einem Tempo weiter – auch dort ist die Physik interessant.
Der Weg eines Schiffes: Wie kann ein so schweres Ding auf dem Wasser schwimmen, im Herzen des Meeres, auf offener See? Und dann eben der Weg eines Mannes, so verschlungen und unsichtbar für das Beobachterauge.
Das Ganze hat übrigens noch eine geistliche Bedeutung. Es ist wunderbar: Der Weg des Adlers spricht von dem Sohn Gottes, der vom Himmel gekommen ist. Er war hier auf dieser Erde 33 Jahre, hat gelitten, ist auferstanden und zum Himmel zurückgekehrt. Das ist der Weg des Adlers am Himmel – unverständlich. Wie konnte Gott Mensch werden?
Dann der Weg einer Schlange auf dem Felsen: Der Fels ist nach 1. Korinther 10,4 ein Bild von Christus. Die Schlange ist ein Bild von Satan (1. Mose 3). Es ist erstaunlich, dass Gott zugelassen hat, dass diese Schlange Christus versuchen durfte, zum Beispiel in der Wüste (Matthäus 4). Aber sie hat keine Spuren hinterlassen. Der Herr hat nicht gesündigt. Er sagt auch in Johannes 14 am Schluss: „Der Fürst dieser Welt kommt, aber er hat nichts in mir, keinen Angriffspunkt in der Person des Herrn Jesus, wo er hätte einsetzen können.“ Keine Spuren auf dem Felsen.
Dann das Schiff auf dem Meer: Wir sehen aus verschiedenen Stellen, wie das Schiff auch ein Bild sein kann von der Gemeinde, die zweitausend Jahre durch das Völkermeer gegangen ist. Sie hat schreckliche Stürme und Verfolgungen erlebt und ist trotzdem nie untergegangen – zweitausend Jahre. Das ist ein wunderbarer Weg.
Und dann der Weg des Herrn Jesus, der gekommen ist, um die Gemeinde als seine Verlobte und seine Frau zu nehmen. 2. Korinther 11 spricht von der Verlobung, Epheser 5 von Christus als dem Mann und der Gemeinde als der Frau. Ein wunderbarer Weg, der aber über Golgatha geführt hat und alles Denken übersteigt. Das ist das Wunderbarste.
Also, das zu den Zahlensprüchen. Jetzt verstehen wir Amos 1 und 2 viel besser. Es geht um drei Freveltaten, aber die vierte hat gewissermaßen das Maß gefüllt. Darum wird jeweils nur eine Missetat genannt, die aber quasi die Spitze von vielen früheren Freveltaten dieser Völker ist. Jetzt muss Gott abrechnen. „Wegen vier nehme ich es nicht mehr zurück“ oder „wende ich es nicht mehr ab.“
Der Ausdruck Übertretung ist hebräisch Pescha. Pescha ist nicht irgendeine Sünde, sondern beinhaltet auch Rebellion gegen Gott, Auflehnung gegen Gottes Gebote.
Jetzt kann man sich fragen: Ja gut, aber das sind ja heidnische Völker, die haben ja nicht das Gesetz vom Sinai bekommen wie Israel. Gibt es denn erst göttliche Gebote seit dem Sinai? Nein! Gott hat zum Beispiel in der Schöpfung bereits die Ehe festgelegt als ein Mann und eine Frau, und er hat auch schon früher weitere ethische Gebote festgelegt. Darum wissen auch die Heidenvölker sehr genau, was Recht und Unrecht ist, auch wenn sie noch nie mit der Bibel konfrontiert worden sind.
Das ist sehr eindrücklich. Römer 2 zeigt, dass Gott die Werke des Gesetzes ins Gewissen des Menschen eingeschrieben hat, sodass der Mensch genau weiß, das ist Unrecht und das ist Recht.
Hier sehen wir Völker, die gegen diese Grundgesetze, die Gott ins Gewissen des Menschen eingeprägt hat, revoltiert haben und so Verbrechen gegen Gottes Grundsätze vollzogen – in Rebellion. Darum richtet Gott sie.
Übrigens, in Verbindung mit der vergangenen Abstimmung über die Registrierung von homosexuellen Paaren: Es ist interessant, wo unsere Kultur angelangt ist. Ich habe noch nie von einem eingeborenen Volk gehört, das im tiefsten Götzendienst lebt, das moralisch so lebt, dass sie fast keine Kleider tragen, aber nirgends findet man einen Eheschluss oder eine eheähnliche Beziehung von gleichem Geschlecht.
Selbst im tiefsten Heidentum wird das weltweit verworfen. Aber da, wo man jahrhundertelang – oder man könnte fast sagen fast jahrtausendelang – die Bibel gekannt hat und Gottes Willen so schriftlich offenbart kannte, da ist man an den Punkt gekommen, dass man sagt: „Das ist doch ganz normal.“
Das zeigt, wo wir angekommen sind. Es widerspricht dem Naturgesetz, dem ethischen Naturgesetz. Aber es entspricht eben diesem Prinzip Pescha: Rebellion gegen Gottes Grundgesetze, die im Herzen eingeschrieben sind, im Gewissen.
Gericht über Damaskus und die Rolle Hazaels
Nun gehen wir weiter. Hier wird als höchstes Maß erwähnt, dass sie mit Dreschschlitten aus Eisen das Land Gilead gedroschen haben.
Dazu müssen wir in 2. Könige 10,32 nachschlagen. Es geht um die Zeit von Hazael. Das ist übrigens derselbe Hazael, der in Amos 1,4 erwähnt wird: „So werde ich ein Feuer in das Haus Hazails senden.“
In jenen Tagen begann der Herr, unter Israel abzuhauen, und Hazael schlug sie im ganzen Gebiet Israels. Vom Jordan an gegen Sonnenaufgang, im ganzen Land Gilead, die Gaditer, die Rubeniter und die Manassiter von Aroer an, das am Fluss Arnon liegt, sowie Gilead und Basan.
Diese haben grausam unter den Israeliten im Gebiet von Gilead gewütet. Gilead liegt jenseits des Jordans im heutigen Jordanien und gehörte damals zu Israel. Es war ein Gericht Gottes. Aber Hazael tat dies aus eigener Bosheit und wird deshalb zur Rechenschaft gezogen.
Das lässt sich auch auf heute übertragen: Gott kann ein Volk gebrauchen, um ein anderes Volk zu strafen. Doch das Volk, das straft, tut dies oft aus eigener Bosheit. Es ist nicht besser als das andere Volk und wird später ebenfalls von Gott zur Rechenschaft gezogen.
Es ist ein göttliches Prinzip: Man meint oft, wenn ein Volk ein anderes straft, müsse das strafende Volk perfekt sein. Das ist jedoch nicht der Fall. Auch dieses Volk wird zur Rechenschaft gezogen.
Das zeigt sich zum Beispiel bei den Fragen, die in den letzten Jahren beschäftigt haben: Wie steht es mit Amerika, und was haben sie im Irak getan? Gott kann Amerika als Zuchtrute gebrauchen, aber Amerika ist deswegen keine makellose Nation. Auch diese Nation kann von Gott zur Rechenschaft gezogen werden. Das ist heute sehr aktuell.
Hazael regierte von 842 bis 806 v. Chr., also Jahrzehnte vor Amos und dessen Dienst. Doch wir sehen: Jahrzehnte sind vergangen, die Menschen haben vergessen, aber Gott hat nicht vergessen. Das ist sehr wichtig, wenn man die Geschichte betrachtet.
Völker können vor Jahrzehnten großes Unrecht getan haben, und es mag keine sofortige Abrechnung gegeben haben. Doch Gott kann warten; das Gericht muss nicht sofort erfolgen. So spricht Amos Jahrzehnte später: Das Vollmaß wurde erreicht. „So werde ich ein Feuer in das Haus Hazails senden, und es wird die Paläste Ben Hadads verzehren.“
Ben Hadad kommt ebenfalls in der Bibel vor, in 2. Könige. Er war der Vorgänger von Hazael und regierte von 880 bis 842 v. Chr. Amos sagt weiter: „Ich werde den Riegel von Damaskus zerbrechen und die Bewohner aus dem Tal Awen und den, der das Zepter hält, aus Beth Eden ausrotten.“
Wann hat sich das erfüllt? Amos wirkte um 762 v. Chr. Zu dieser Zeit gab es im Osten bereits ein Großreich, das gefürchtete Assyrien. Für Assyrien war die Grenze nach Westen der Euphrat.
All diese Völker, die wir hier betrachten – die Syrer, Libanesen, Jordanier, Philister, Juda, Israel – liegen westlich des Euphrat. Amos kündigt an, dass sie alle unter Gericht kommen werden.
Das geschah auch: In den 730er Jahren v. Chr. überquerten die Assyrer den Euphrat und eroberten ein Volk nach dem anderen. So wurde 732 Damaskus erobert, die Aramäer wurden überrannt und nach Kir deportiert. Kir ist ein Ort im heutigen Zweistromland, Mesopotamien.
Am Ende heißt es: „Und das Volk von Aram wird nach Kir in die Verbannung gehen“, spricht der Ewige. Die Politik der Assyrer war, ein unterworfenes Volk, das gefährlich und rebellisch ist, zu deportieren. Man versetzte es von einem Ort zum anderen, um es zu entwurzeln und ihm so das innere Rückgrat zu brechen.
Diese grausame und brutale Politik funktionierte. Tiglath-Pileser deportierte tatsächlich die Aramäer. Das lesen wir in 2. Könige 16,7: „Da sandte Ahas Boten an Tiglath-Pileser, den König von Assyrien, und ließ ihm sagen: ‚Ich bin dein Knecht und dein Sohn, komm herauf und rette mich aus der Hand des Königs von Syrien und aus der Hand des Königs von Israel, die sich wider mich erhoben haben.‘
Und Ahas nahm das Silber und Gold, das sich im Haus des Herrn und in den Schätzen des Königshauses befand, und sandte es als Geschenk an den König von Assyrien. Der König von Assyrien hörte auf ihn, zog hinauf gegen Damaskus, nahm es ein und führte seine Einwohner weg nach Kir. Rätzin tötete er.“
Das ist die Erfüllung dieser Prophezeiung. Das ist sehr wichtig: In biblischen Zeiten erkannte man, dass Amos ein richtiger Prophet war. Alles, was er über unsere Zeit prophezeite, erfüllte sich. Er irrte sich nie.
Ein biblischer Prophet durfte sich nach 5. Mose 18 nie in einem Punkt irren, sonst war er ein falscher Prophet, den der Herr nicht gesandt hatte. Das führte dazu, dass Buch um Buch in Israel als kanonisches Buch von Gott angenommen wurde.
Es gab nie ein Konzil, bei dem beschlossen wurde, welche Bücher zum Alten Testament gehören. Vielmehr wurden sie nach und nach akzeptiert, indem die Propheten als solche ausgewiesen waren.
Wir werden sehen, dass bei den weiteren Völkern nicht jedes Mal gesagt wird, sie würden deportiert. Zum Beispiel die Ammoniter, Moabiter und Edomiter, die ebenfalls erwähnt werden, wurden laut Geschichte von den Assyrern nicht deportiert, sondern lediglich tributpflichtig gemacht.
Amos sagt bei ihnen nichts von Deportation. Bei Damaskus jedoch schon, und dort ist es auch eingetroffen.
Noch etwas Wichtiges: Dieser Ort ist für die Aramäer sehr bedeutend. In Amos 9,7 heißt es, an Israel gerichtet: „Seid ihr nicht wie die Kinder der Äthiopier? Kinder Israel, spricht der Herr, habe ich nicht Israel aus dem Land Ägypten heraufgeführt und die Philister aus Kaphtor und die Syrer aus Kir?“
Hier sagt der Prophet zu Israel: Ihr sollt nicht denken, obwohl ihr das auserwählte Volk seid, dass andere Völker für Gott keine Bedeutung haben. Es gibt Parallelen zwischen Israel und anderen Völkern, die zeigen, wie Gott auch andere Völker im Laufe der Geschichte geführt hat.
So wie Gott Israel aus Ägypten ins Land Kanaan führte, hat er das auch mit anderen Völkern getan. Die Philister, die später im Gazastreifen siedelten, wurden aus Kaphtor, einer Mittelmeerinsel, dorthin geführt.
Das kann man auch in 1. Mose 10 in der Völkertafel nachlesen. Sie kamen aus der Ägäis, zuerst nach Ägypten, und wanderten von dort entlang des Mittelmeers in den Gazastreifen ein. Gott hat das so geführt, sagt Amos hier.
Die Syrer, die Aramäer auf Hebräisch, wurden aus Kir in Mesopotamien geführt, damit sie im heutigen Syrien ihren Platz einnehmen konnten.
Darum ist es interessant, dass Amos 1 sagt, Gott werde sie als Gericht wieder zurückführen nach Kir. Ausgerechnet dorthin wurden sie durch die Assyrer deportiert. So schloss sich für die Aramäer damals der Kreis.
Das ist übrigens ähnlich wie bei Israel: Abraham kam aus Südirak, aus Ur in Chaldäa im Gebiet von Babylonien. Er wanderte aus und kam ins Land Kanaan. Er nahm den wahren Gott an und folgte ihm.
Doch seine Nachkommen im Land Kanaan verließen den wahren Gott und dienten Götzen. Später deportierte Gott das jüdische Volk unter Nebukadnezar zurück nach Babylon in die babylonische Gefangenschaft.
Nach einer Zeit durften sie zurückkehren. Auch hier schloss sich der Kreis für das jüdische Volk: Dort, wo Abraham einst als Götzendiener war, kamen sie wegen ihres Götzendienstes wieder hin.
So heißt es abschließend: „Das Volk von Aram wird nach Kir in die Verbannung gehen.“
Gericht über die Philister und die Endzeitperspektive
Nun gehen wir weiter zum nächsten Abschnitt. Er bildet wieder ein Gedicht für sich, darum habe ich es im Text abgesetzt, 1. Vers 6: So spricht der Ewige: Wegen drei Übertretungen von Gaza, ja, wegen vier wende ich es nicht mehr ab, weil sie Weggeführte in voller Zahl weggeführt haben, um sie Edom auszuliefern.
So werde ich ein Feuer in die Mauer von Gaza senden, und es wird seine Paläste verzehren. Ich werde den Bewohner von Astot ausrotten und den, der das Zepter hält, aus Aschkelon. Und ich werde meine Hand zurückwenden gegen Ekron, und so wird der Überrest der Philister untergehen, spricht der Herr, der Ewige.
Hier geht es nun um die Philister im Gazastreifen und im Gebiet darum herum. Die Philister im Alten Testament hatten fünf Hauptstädte. Es sind dies Gaza, erwähnt in Vers 6 und 7, dann Ashtot in der zweiten Verszeile, Aschkelon in der dritten Verszeile, Ekron, und eine fünfte Stadt wird hier nicht erwähnt, das ist Gad, die Stadt, aus der Goliath kam.
Warum wird Gad hier nicht erwähnt? Gerade in der Zeit von Amos hat König Usia gegen die Philister Krieg geführt und unter anderem Gad zerstört. Es kann sein, dass Gad in der Zwischenzeit nicht wiederhergestellt worden war, sodass es in der Prophetie nur noch um die vier Städte ging, die wirklich Festungen gegen die Assyrer waren. Diese eroberten um 735 auch das Gebiet der Philister.
Im Zusammenhang mit der ganzen Geschichte des Gaza-Abzugs von Israel wird oft gar nicht beachtet, dass außer Gaza, das sich im heutigen Gazastreifen befindet, all diese anderen Städte – Ashtot, Aschkelon, Ekron und auch Gad – sich alle in relativ weitem Umfeld um den Gazastreifen herum befinden. Astot zum Beispiel liegt gerade südlich von Tel Aviv. Diese Städte sind alle in israelischem Besitz.
Das heißt, Israel besitzt auch heute den größten Teil des Philisterlandes in eigener Hand. Im Vergleich dazu sind die Siedlungen, die jetzt abgezogen wurden, eigentlich nur ein sehr kleiner Teil des Philisterlandes, das aufgegeben wurde. Der größte Teil des Philisterlandes ist nach wie vor in israelischer Hand.
Es wird dann gesagt, in Vers 8: Und so wird der Überrest der Philister untergehen. Es ist nicht so, dass die Assyrer damals um 735 eine Totalverwüstung gemacht hätten, aber es gab nochmals einen Angriff in dieses Gebiet unter Sargon, König von Assyrien, im Jahr 721. Später, in der Makkabäerzeit, wurde dieses Gebiet nochmals ganz massiv militärisch erobert.
Wenn es hier heißt, „und so wird der Überrest der Philister untergehen“, geht das noch weiter in die Zukunft. Andere Propheten haben über die Endzeit dieses Gebietes gesprochen. Wir können dazu ganz kurz in den kleinen Propheten nachschlagen, zum Beispiel Zephanja.
In Zephanja 2,4 heißt es: „In Gaza wird es verlassen sein, und Aschkelon wird eine Wüste sein. Astot wird am hellen Mittag vertrieben, und Ekron wird entwurzelt werden. Wehe den Bewohnern des Landstrichs am Meer!“
Der Landstrich am Meer ist der Gazastreifen und das Gebiet rundherum. Wehe den Bewohnern des Landstrichs am Meer, der Nation der Kreter. Diese sind ursprünglich von Kreta und Kaftor eingewandert, also aus der Ägäis nach Ägypten und dann in den Gazastreifen.
Wehe den Kretern, der Nation der Kreter, das Wort des Herrn kommt über euch, Kanaan, Land der Philister. Übrigens ist auf Arabisch Philister das gleiche Wort wie Palästinenser. Es gibt nicht, wie bei uns, zwei Wörter. Palästinenser und Philister sind sprachlich eigentlich dasselbe, im Arabischen verwendet man den gleichen Ausdruck: Philastini.
„Kanan, Land der Philister oder Palästinenser, ich werde dich vernichten, dass kein Bewohner mehr bleibt, und der Landstrich am Meer wird zu Driften voll Hirtenzisternen und Kleinviehhürden werden. Es wird ein Landstrich sein für den Überrest des Hauses Juda, und sie werden darauf weiden und sich am Abend in den Häusern Aschkalons lagern. Denn der Herr, ihr Gott, wird sich ihr annehmen und ihr Schicksal wenden.“
Das geht nun auf die Endzeit. Immer wieder in den Propheten findet man diesen technischen Ausdruck „Ich werde ihr Schicksal oder ihre Gefangenschaft wenden“. Das weist auf die Zeit hin, wenn Gott in der Endzeit das jüdische Schicksal wendet – ein Prozess, der seit 1882 mit der ersten Einwanderungswelle andauert.
Schließlich wird dieser Landstrich ein Land für den Überrest des Hauses Juda sein, also für den Teil Israels, der die kommenden Gerichte überleben wird. Zwei Drittel werden ja durch den Angriff von Syrien umkommen (Sacharja 13,8), und der Überrest des Hauses Juda, der übrig bleibt, wird das alles erben.
Schon 1957 hat die israelische Armee den ganzen Gazastreifen erobert, im Sinai-Feldzug 1956, und 1957 wurde der Gazastreifen an Ägypten zurückgegeben. Damals hat übrigens niemand gefordert, die Ägypter sollten das Land freimachen, damit ein palästinensischer Staat entsteht.
Im Sechstagekrieg 1967, als man Israel ausrotten wollte, wurde der Gazastreifen zum zweiten Mal erobert. Danach wurde er nach und nach zurückgegeben, in der Hoffnung auf Frieden. Aber es ist nicht das letzte Mal, dass er erobert wurde.
Ich möchte noch aus Ezechiel 25 lesen, das habe ich dort wohl auch in Beirut vorgelesen. Ezechiel 25,15: „So spricht der Herr, der Ewige: Weil die Philister mit Rachsucht gehandelt und Rache geübt haben mit Verachtung des Lebens – also mit Verachtung des eigenen Lebens und des Lebens der anderen.“
Übrigens zeigt sich diese Verachtung des Lebens auch im Terror. Terroristen haben kein Problem, wenn bei ihren Anschlägen auch Muslime ums Leben kommen. Sie sind völlig unbelastet vom Gewissen.
Kürzlich habe ich im Koran eine Stelle gelesen, da heißt es, dass wenn im Dschihad, im Heiligen Krieg, Muslime aus Versehen getötet werden, das keine Sünde ist. Das entlastet völlig. Man will ja nicht die eigenen Leute töten, aber wenn sie gerade dummerweise im Bus sind und sterben, ist man wenigstens entlastet, denn es ist Heiliger Krieg, und er gilt den Ungläubigen.
Es ist wirklich Verachtung der Seele, des eigenen Lebens und des Lebens der anderen. Seele und Leben sind dasselbe Wort. Verachtung des Lebens – zur Zerstörung, in ewiger Feindschaft. Das sind genau die Worte, die Hamas braucht: „Wir machen nie Frieden mit Israel, Israel muss zerstört werden, und es gibt nie eine Zeit, in der wir sie akzeptieren werden, in ewiger Feindschaft.“
Darum spricht der Herr, der Ewige: „Ich werde meine Hand gegen die Philister ausstrecken und die Kreter, weil sie aus Kreta kamen, ausrotten und den Überrest an der Küste des Meeres vertilgen.“ Auch hier ist wieder deutlich der Gazastreifen gemeint.
„Ich werde durch Züchtigung des Grimmes große Rache an ihnen üben, und sie werden wissen, dass ich der Herr bin, wenn ich meine Rache über sie bringe.“
Das ist sehr schlimm, aber es zeigt uns wieder: Die Prophetie geht letztlich immer bis in die Endzeit, bis zur Wiederkunft Christi. Im Wesentlichen hat sie sich aber in der Zeit der Generation von Amos durch die Assyrer erfüllt.
Gericht über die Phönizier und die Bedeutung des Bundes der Brüder
Wir kommen nun zu Vers 9, einem neuen Gedicht über die Phönizier. So spricht der Ewige: Wegen drei Übertretungen von Tyrus, ja wegen vier, wende ich es nicht mehr ab. Denn sie haben Weggeführte in voller Zahl an Edom ausgeliefert und nicht an den Bund der Brüder gedacht. Deshalb werde ich ein Feuer in die Mauern von Tyrus senden, und es wird seine Paläste verzehren.
Tyrus war damals die wichtigste Stadt der Phönizier. Noch früher war es Sidon, doch später übernahm Tyrus die Hauptrolle. Die Assyrer haben also auch den Libanon mit Tyrus erobert, und so hat sich diese Prophezeiung erfüllt.
Hier wird besonders vorgeworfen, dass sie Israeliten, also Weggeführte, an ein anderes Volk ausgeliefert haben. Dabei haben sie nicht an den Bund der Brüder gedacht. In der Zeit Salomos gab es eine ganz besondere Freundschaft zwischen Israel und dem Libanon unter König Hiram. Hiram von Tyrus lieferte das Zedernholz aus dem Libanon für den Bau des salomonischen Tempels. Da die Phönizier außerordentlich geschickte Künstler waren, sandte er auch viele Künstler nach Israel, um beim Tempelbau zu helfen.
Das war quasi ein Brüderbund, doch dieser wurde später auf grausame Weise durch Feindschaft gebrochen. Gott sieht auch Freundschaften, die einmal bestanden und dann zerbrochen sind. Es ist ein schweres Vergehen in seinen Augen, wenn Freundschaften zerstört werden. Auch wenn das Jahrhunderte zurückliegt, haben sie nicht an den Bund der Brüder gedacht. Gott überblickt die Geschichte und vergisst nichts.
Die Assyrer eroberten den Libanon, doch später, im vierten Jahrhundert, kam Alexander der Große. Nein, zuvor, am Ende des siebten Jahrhunderts, eroberte König Nebukadnezar Tyrus. Die Bewohner flohen auf die Insel, sodass er keine Beute machen konnte, doch er belagerte Tyrus dreizehn Jahre lang und zerstörte die Stadt schließlich.
Später eroberte Alexander der Große Neutyrus auf der Insel. Er war äußerst grausam: Sechstausend Menschen erschlug er, zweitausend wurden gekreuzigt, und dreißigtausend wurden als Sklaven verkauft. Das war Alexander der Große – brutal und grauenhaft. Diese Grausamkeit hängt zusammen mit der Sünde von Tyrus.
Gericht über Edom – Brutalität gegen den Bruder
Dann Vers elf: So spricht der Ewige wegen drei Übertretungen von Edom, Südjordanien, der Heimat der Nachkommen von Esau.
Merken wir, jetzt wird es enger. Vorher hatten wir drei Nachbarn, aber jetzt sind es drei Völker, die verwandtschaftlich mit Israel verbunden sind. Die Edomiter sind Nachkommen von Esau, dem Bruder Jakobs, dem Stammvater Israels.
Wegen drei Übertretungen von Edom, ja, wegen vier, wende ich es nicht mehr ab, weil er seinen Bruder mit dem Schwert verfolgt hat und sein Erbarmen erstickt hat. Sie haben ihr eigenes Gefühl von Erbarmen gegenüber den Israeliten brutal übergangen.
Ihr Erbarmen hat er erstickt, und weil sein Zorn beständig zerrissen hat – wie ein Raubtier – und seinen Grimm fortdauernd bewahrt hat, so werde ich ein Feuer nach Teman senden, und es wird die Paläste von Bozra verzehren.
Die Assyrer haben nach der Prophetie von Amos Edom auch erobert. Später in der Geschichte, etwa 400 bis 300 v. Chr., haben die arabischen Nabateer dieses Gebiet erobert.
Hier wird Teman erwähnt, in Vers 12, und Bozra. Teman ist eine ganz südliche Stadt im Gebiet von Edom, Bozra eine ganz nördliche Stadt. So repräsentieren sie quasi das ganze Land Edom, von Süden bis Norden.
Gericht über Ammon – Grausamkeit und Kriegsverbrechen
Vers 13
So spricht der Ewige: Wegen dreier Übertretungen der Kinder Ammon, ja, wegen vier wende ich es nicht mehr ab, weil sie die Schwangeren von Gilead aufgeschlitzt haben, um ihre Grenze zu erweitern.
So werde ich ein Feuer in die Mauer von Rappa senden, und es wird seine Paläste verzehren. Es wird der Lärm des Signals am Tag des Krieges sein und der Sturm am Tag des Sturmwindes. So wird ihr König in die Verbannung gehen, und seine Fürsten zugleich, spricht der Ewige.
Hier wird nicht das ganze Volk in die Verbannung geschickt, sondern nur gewisse Personen aus der Oberschicht.
Grauenhafte Dinge, Kriegsverbrechen: Die Schwangeren von Israeliten in Gilead wurden aufgeschlitzt, damit sie mehr Gebiet gewinnen konnten. Es war ein Aggressionskrieg, um das eigene Land zu erweitern. Deshalb kam auch das Gericht über sie durch die Assyrer im Jahr 734 v. Chr.
Ammon und danach folgt Moab. Beide stammen von Lot ab. Ich gebe nur die Stelle an: Die Töchter Lots haben mit ihrem Vater Blutschande getrieben. Das war das moralische Erbe aus Sodom, wo sie gewohnt hatten. Daraus sind zwei Söhne entstanden.
In 1. Mose 19, am Schluss, liest man in Vers 37, dass der eine Moab hieß; dies ist der Vater der Moabiter. In Vers 38 wird berichtet, dass die Jüngere ebenfalls einen Sohn gebar und ihm den Namen Ben-Ammi gab; dieser ist der Vater der Kinder Ammon bis auf diesen Tag.
Lot war ein Neffe von Abraham, und so sind diese Völker durch diese grauenhafte Blutschande mit Israel verwandt. Sie waren Nachbarn Israels, haben sich aber schrecklich verhalten. Darum kam das Gericht über sie.
In Vers 13, in der Mitte, wird Rappa erwähnt. Das ist der alttestamentliche Name für das heutige Amman, die Hauptstadt von Jordanien. So werde ich ein Feuer in die Mauer von Rappa senden, und es wird seine Paläste verzehren.
Gericht über Moab – Grabschändung als besondere Sünde
2 Vers 1
So spricht der Ewige wegen dreier Übertretungen von Moab, ja, wegen vier wende ich es nicht mehr ab: Weil sie die Gebeine des Königs von Edom zu Kalk verbrannt haben.
So werde ich ein Feuer nach Moab senden, und es wird die Paläste von Keriot verzehren. Moab wird im Getümmel sterben, und das Lärmsignal wird beim Schall des Schoffarhorns ertönen. Ich will den Richter aus seiner Mitte ausrotten und alle seine Fürsten mit ihm erschlagen, spricht der Ewige.
Hier wird als besondere Tat der Rebellion die Grabschändung des Königs von Edom erwähnt. Das wurde auch immer wieder als Verbrechen in Kriegen begangen: Man entweihte Gräber, exhumierte Tote und grub sie aus, um die Überreste auf bösartige Weise zu schänden.
In diesem Fall haben sie den König von Edom so geschändet, dass sie seine Knochen aus dem Grab holten und verbrannten. Das ist ein gutes Argument gegen die Kremation, denn dieser Vers zeigt, dass Gott die Kremation als Schändung des Körpers betrachtet.
Gott sagte zu Adam nicht, du sollst zur Asche zurückkehren, sondern zum Staub – das ist nicht dasselbe. Hier wird also die Grabschändung als Sünde erwähnt, mit der das Maß vollgemacht wurde. So sollte auch durch Tiglath-Pileser das Gericht über Moab kommen.
Ja, jetzt haben wir eine Pause verdient, oder? Den Anfang des Buches Amos haben wir jetzt schön Vers für Vers durchgearbeitet. Es war nicht mein Ziel, das ganze Buch heute Nachmittag so zu behandeln.
Mir ist wichtig, bei jedem Prophetenbuch, das wir jetzt durchnehmen, gewisse Teile wenigstens detailliert anzuschauen. So kann ich auch Hinweise geben, wie man ein solches Buch liest und wie man ganz konkret im Detail daran herangeht.
Auf der anderen Seite möchte ich zeigen, wie man ein Bibelbuch in der Übersicht betrachtet, damit man auch wirklich den Wald sieht und nicht nur die Bäume. Beides ist wichtig.
Wir müssen die Bibel mit dem Fernrohr und mit dem Mikroskop lesen. Also fahren wir weiter mit dem Mikroskop und kommen jetzt zu Kapitel 2, Vers 4.
Gericht über Juda – Verwerfung des Gesetzes
Jetzt sehen wir: Zuerst waren es die Nachbarn, dann die Stammesverwandten, und jetzt trifft es Juda, das Volk Gottes selbst. Israel, also die zehn Stämme, kommt ganz am Schluss. Denn der Dienst an den zehn Stämmen war die Hauptsache im Dienst von Amos. Deshalb wird die Hauptsache ganz zum Schluss genannt.
So spricht der Ewige wegen dreier Übertretungen von Juda, ja, wegen vier wende ich es nicht mehr ab: Weil sie das Gesetz des Ewigen verworfen haben, weil sie seine Satzungen nicht bewahrt haben und weil ihre Lügen sie verführt haben, denen ihre Väter nachgefolgt sind. Deshalb werde ich ein Feuer nach Juda senden, und es wird die Paläste Jerusalems verzehren.
Das Südreich steht im Visier. Zum ersten Mal wird hier die Tora erwähnt, das Gesetz des Ewigen, die Tora des Herrn. Die anderen Völker hatten die Tora nicht, denn nur Israel hat die Bibel erhalten. Die Tora sind zunächst die fünf Bücher Mose. Aber hier wird dem Volk Gottes vorgeworfen, dass es das geschriebene Gesetz verworfen hat.
Ihre Pescha, also ihre Rebellion, ist nicht nur eine Rebellion gegen das, was Gott dem Menschen allgemein als natürliches Gesetz ins Gewissen gelegt hat, sondern sie haben das geschriebene Wort Gottes verworfen. Das ist natürlich noch viel schwerwiegender.
Diese Aussage lässt sich sehr direkt auf unser Land und unsere Kultur anwenden. Im zwanzigsten Jahrhundert kam es zu einer breiten Verwerfung der Bibel als Wort Gottes. Schon lange zuvor wurde dies durch die Aufklärungsphilosophen vorbereitet, die begonnen hatten, die Bibel als Autorität zu verwerfen – allerdings zunächst nur in intellektuellen Kreisen.
Dann drang diese Haltung ins Theologiestudium ein. Schon im neunzehnten Jahrhundert kam die Bibelkritik dort auf. Über die Bibelkritik im Studium fand sie auch Eingang in die Kirchen. Heute kann man sagen, dass diese Bibelkritik die breiten Massen erreicht hat. Für den normalen Mann auf der Straße ist klar: Die Bibel ist voller Fehler, sie hat keine Autorität – weder geschichtlich noch moralisch noch geistlich, wenn es um die Frage des Heils geht.
Außerdem sehen wir, dass diese Bibelkritik heute immer mehr in evangelikale Gemeinden eindringt. Selbst in Ausbildungsstätten, die als bibeltreu gelten, wird bereits Bibelkritik gelehrt. Damit wird die Autorität des Wortes Gottes untergraben. Das entspricht dem Vorwurf, dass sie das Gesetz des Ewigen verworfen haben.
Das hat natürlich praktische Konsequenzen, denn sie haben seine Satzungen nicht bewahrt. Wenn die Bibel uns theoretisch nicht mehr als Gottes Wort gilt, dann entstehen bei den einzelnen Aussagen schnell Probleme. Man sagt: Das kann man heute nicht mehr so praktizieren, oder in unserem sozialen Kontext ist das nicht mehr akzeptabel.
Das führt zur praktischen Bibelkritik. Die erste Form ist die theoretische Bibelkritik – weil sie das Gesetz des Ewigen verworfen haben. Daraus folgt die praktische Bibelkritik: Man lebt so, wie man will, weil man seine Satzungen nicht bewahrt hat.
Natürlich gibt es dazu plausible Erklärungen: Warum das früher vielleicht gut war, aber heute nicht mehr gilt. Oder man sagt, man dürfe das nicht so eng sehen. Das wäre ja schon fundamentalistisch, wenn man das so genau nähme.
Das sind diese Lügen, von denen im nächsten Vers die Rede ist: „Und weil ihre Lügen sie verführt haben.“ Diese Lügen beruhigen das Gewissen gegenüber theoretischer und praktischer Bibelkritik.
Doch das Gericht bleibt bestehen. Deshalb werde ich ein Feuer nach Juda senden.
Unter Sanherib gab es eine furchtbare Invasion in Juda, etwas später als bei den Nationen, die wir zuvor behandelt haben. Das geschah rund um das Jahr 700 vor Christus, zur Zeit des Königs Hiskia. Es gibt eine assyrische Eroberungsliste mit über vierzig Städten, die damals erobert wurden.
Sanherib kam bis an das Tor Jerusalems. Hiskia, der fromme und treue König, betete, und schließlich schlug Gott die Armee, sodass sie abziehen musste. Jerusalem wurde nicht erobert.
Gott hat wegen Hiskias Treue hier noch aufgeschoben. Die Paläste Jerusalems wurden also nicht verzehrt. Das geschah erst später, als Nebukadnezar kam. Er schlug die Assyrer, eroberte Jerusalem im Zeitraum von 605 bis 586 vor Christus.
Im Jahr 586 wurden die Paläste Jerusalems vom Feuer verzehrt. Doch wir sehen: Alles erfüllt sich.
Gericht über Israel – Die Hauptanklage und sieben Sünden
Nun kommen wir zum letzten Punkt, nämlich zu den zehn Stämmen selbst. In Vers 6 heißt es: So spricht der Ewige: Wegen dreier Übertretungen von Israel, ja, wegen vier wende ich es nicht mehr ab.
Nun folgen sieben Sünden, die konkret aufgezählt werden. Das Vollmaß der vier war längst überschritten, weil sie den Gerechten für Geld verkauft haben und den Armen um ein Paar Schuhe. Das gehört zusammen. Hier steht „Armer“ parallel für den Gerechten. Sie haben also solche, die es nicht verdient haben, um Geld verkauft.
Zweitens: Sie lechzen danach, dass Staub der Erde auf das Haupt des Hilflosen kommt. Das sind Reiche, die nicht genug davon bekommen können, dass andere verarmen – zu ihren Gunsten. Das ist auch etwas, das wir kennen. Es kann sich auch gegen Firmen richten, wenn man hofft, dass sie schließlich eingehen, um die eigene Position zu stärken.
Drittens: Sie beugen den Weg des Geringen, das heißt, sie erwirken ungerechte Urteile vor Gericht.
Viertens: Ein Mann und sein Vater gehen zu demselben Mädchen. Sie betreiben Prostitution, und das Grauenhafte daran ist, dass hier eigentlich Inzucht stattfindet – eine Blutschande, um den Namen meiner Heiligkeit zu entweihen.
Das ist das fünfte Vergehen.
Fünftens: Sie strecken sich auf gepfändeten Kleidern neben jedem Altar aus.
Sechstens: Sie trinken Wein von Strafgeldern im Haus ihres Gottes.
Das sind die sieben Punkte.
Dann sagt Gott: Und doch hatte ich – im Hebräischen betont – den Amoriter vor ihnen vernichtet. Die Amoriter waren das Hauptvolk der Kanaaniter. Hier steht „Amoriter“ für all die Kanaaniter, die unter Josua vertrieben wurden, damit Israel ein Land bekommen konnte. Gott hat ihnen dieses Land gegeben, nicht sie selbst.
Und doch hatte ich den Amoriter vor ihnen vernichtet, dessen Höhe war wie die Höhe der Zedern, starke Städte, und er war stark wie die Eichen. Ich vernichtete seine Frucht von oben und seine Wurzeln von unten.
Und doch hatte ich euch heraufgeführt aus dem Land Ägypten und euch in der Wüste vierzig Jahre geleitet, um das Land des Amoriten in Besitz zu nehmen. Ich ließ aus euren Söhnen Propheten aufstehen und aus euren jungen Männern Naziräer.
Ist es denn nicht so, ihr Kinder Israel? Spruch des Ewigen.
Aber ihr habt den Naziräer veranlasst, Wein zu trinken. Naziräer verzichten freiwillig auf gewisse Dinge im Leben, um sich Gott zu weihen. Sie trinken keinen Wein und so weiter (4. Mose 6). Doch ihr habt diejenigen, die um Gottes Willen auf Dinge verzichten wollten, dazu gebracht, es sich leicht zu machen.
Ihr habt den Naziräer veranlasst, Wein zu trinken, und den Propheten habt ihr befohlen: Ihr sollt nicht prophezeien.
Jetzt kündigt Gott das Gericht an: Siehe, ich werde euch niederdrücken wie den Wagen, der voll Garben ist.
Das ist die Ankündigung des Gerichts.
Nun folgen sieben Punkte von Einzelgerichten. Die sieben Sünden entsprechen einem siebenfachen Gericht.
Die Zuflucht wird dem Leichtfüßigen entgehen, und der Starke wird seine Kraft nicht festigen können. Der Held wird sein Leben nicht retten können, und der, der den Bogen hält, wird nicht dastehen können.
Der Leichtfüßige wird sich nicht retten können, und der auf dem Pferd Reitende wird sein Leben nicht retten können. Der mutige Herzensmann unter den Helden wird an jenem Tag nackt fliehen. Spruch des Ewigen.
Damit endet dieser erste Teil.
Wir sehen also: Nicht nur die Nachbarn und Verwandten, sondern ganz besonders das Volk Israel wird von Gott zur Rechenschaft gezogen. Denn Vorrechte machen mehr verantwortlich.
Das ist eine sehr klare Sprache für uns, die wir uns als wiedergeborene, bekehrte Christen betrachten.
Gott beurteilt uns strenger. Er erwartet von uns mehr – auch in moralischer Hinsicht.
Gott erwartet von Ungläubigen, dass sie nicht Ehebruch begehen und die Armen nicht in ihrem Recht unterdrücken. Das erwartet er auch von Ungläubigen.
Aber von Gläubigen erwartet er noch mehr – und das sehen wir hier so eindrücklich.
Das Gericht kam über die zehn Stämme im Jahr 722. Die Assyrer zerstörten Samaria und deportierten schließlich die zehn Stämme nach Assyrien in die Gefangenschaft.
Überblick über die weiteren Teile des Buches Amos
Wenn wir wieder Seite 1 aufschlagen, sehen wir im Aufbau des Buchs Römisch I acht Gerichtsankündigungen. Diese haben wir nun sehr detailliert betrachtet.
Jetzt folgt Römisch II mit drei Predigten gegen Israel – wunderschöne Reden. Doch wir sollten nicht nur beim Schönen stehen bleiben. Ja, das ist alles poetisch, aber wir sollten nicht so werden wie die Leute, die Hesekiel hörten und sagten: „Hesekiel, wenn er predigt, wenn er als Prophet spricht, das ist wie jemand mit einer schönen Stimme, der singt, also wunderbare Musik.“ Ähnlich wie diese Frau, die sagte: „Wenn mein Prediger das Wort Babylon sagt, dann rührt mich das innerlich so zutiefst.“ Dort hat sie wirklich nicht viel verstanden. Da ist der Prediger nur noch der schöne Sänger.
Es geht aber nicht einfach um die schöne Musik, sondern um das, was wirklich inhaltlich gesagt wird. So sind diese Predigten von der Form her wunderbar, aber inhaltlich zutiefst zu Herzen gehend.
Wie kann man diese Predigten klar abgrenzen? Die erste findet sich in Kapitel 3, die zweite in Kapitel 4, die dritte in den Kapiteln 5 und 6. Jedes Mal beginnt es mit „Hört dieses Wort!“, eine sprachliche Markierung, die der Heilige Geist gibt, um diese Abschnitte abzutrennen. Zwar ist die Kapiteleinteilung eine menschliche Einteilung, die später hinzugefügt wurde, aber Gottes Geist hat sehr oft in den Bibelbüchern durch solche sprachlichen Markierungen die einzelnen Teile abgegrenzt.
Schauen wir Kapitel 3, Vers 1: „Hört dieses Wort!“, dass der Ewige über euch gesprochen hat, ihr Kinder Israel, über das ganze Geschlecht, das ich heraufgeführt habe aus dem Land Ägypten. Man merkt, dass dies keine Poesie ist. Vers 2 enthält die Verszeilen, aber die Predigt beginnt mit „Hört dieses Wort!“.
Dann folgt Kapitel 4, Vers 1: „Hört dieses Wort, ihr Kühe von Basan!“ Das sind die Frauen, auf die wir noch zurückkommen. Und Kapitel 5, Vers 1: „Hört dieses Wort, dass ich als Klagelied über euch anstimme, Haus Israel!“
Wir schauen uns etwas aus der ersten Predigt an, Vers 2: „Nur euch habe ich anerkannt, aus allen Geschlechtern des Erdbodens. Darum will ich an euch heimsuchen alle eure Ungerechtigkeiten.“ Hier sagt Gott, dass er Israel als sein auserwähltes Volk anerkannt hat. Diese Auserwählung ist mit Verantwortung verbunden.
Es gibt ja Leute, die sehr antisemitisch sind und nicht hören wollen, dass von Israel als dem auserwählten Volk gesprochen wird. Das muss man erklären: Auserwählt zu sein ist eine Sache. Israel hat dadurch aber eine viel größere Verantwortung. Das erklärt auch, warum Israel eine solche Geschichte erlebt hat in den vergangenen 2000 Jahren – ein Volk, das 2000 Jahre lang verfolgt, zerstreut in alle fünf Kontinente, gehasst und heimatlos war.
Gott hat dieses Volk natürlich strenger behandelt als andere Völker, nachdem der Messias gekommen ist und der oberste Gerichtshof ihn abgelehnt hatte. Aber es bleibt das auserwählte Volk. Und es bleibt, dass Gott dieses Volk ganz besonders antastet und richtet. Denn Gott sagt in Sacharja 2: „Wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an.“
Also: „Nur euch habe ich anerkannt, und darum will ich an euch heimsuchen.“ Das ist die größte Verantwortung durch die Auserwählung. Wahre Gläubige dürfen wissen: „Ich bin auserwählt“, nach Epheser 1, Verse 3 und folgende. Und Auserwählte haben eine besondere Verantwortung vor Gott.
Gericht über die Oberschicht in Samaria – Die „Kühe von Basan“
Dann zu Kapitel 4, Vers 1:
"Hört dieses Wort, ihr Kühe von Basan, die ihr auf dem Bergland von Samaria seid!" Samaria war die Hauptstadt der zehn Stämme im heutigen Westjordanland, übrigens das zentrale Gebiet des alten Israel. "Die ihr den Hilflosen unterdrückt, die Armen misshandelt, zu euren Herren sprecht: 'Bring her, damit wir trinken!'" Geschworen hat der Herr, der Ewige, bei seiner Heiligkeit: "Wahrlich, siehe, Tage kommen über euch, da man euch fortschleppen wird mit Haken und eure Nachkommenschaft mit Fischen angeln."
Männer werden in der Bibel beispielsweise als Stiere von Basan bezeichnet, und entsprechend sind die Kühe von Basan hier führende Frauen aus der Oberschicht gemeint. Diese werden angeprangert, weil sie von ihren Ehemännern — die hier als Herren bezeichnet werden — fordern: "Bringt her, damit wir trinken!" Sie wollen Alkohol und Luxus genießen. Das ist natürlich alles ironisch gemeint.
Das normale Wort auf Hebräisch für einen Ehemann heißt Ba'al, was "Herr" bedeutet. Also wenn in Israel heute eine Frau von ihrem Ehemann spricht, sagt sie "Ba'ali", also "mein Herr". Damit anerkennt sie, dass der Mann nach Gottes Schöpfungsordnung das Haupt in der Ehe ist. Was müssten Feministen da tun? Sie müssten das Wort abschaffen in Israel — ein schwerer Kampf für sie.
Die Frauen fordern von ihren Männern, dass sie ihnen bringen, was sie zum Genießen brauchen. Gott kündigt dann das Gericht über diese Oberschicht an.
Vers 4: "Geht nach Bethel und fallt ab, nach Gilgal und mehrt das Abfallen, und bringt am Morgen eure Schlachtopfer, alle drei Tage eure Zehnten. Räuchert von dem Gesäuerten ein Dankopfer und ruft aus, verkündet freiwillige Gaben, denn so liebt ihr es, Kinder Israel! Spruch des Ewigen."
Bethel war eine dieser Städte, wo Jerobeam nach der Spaltung des Reiches in Nord- und Südreich ein goldenes Kalb aufgestellt hatte und so das Nordreich zum Götzendienst verführt hatte — in Bethel im Norden und auch in Dan. Gilgal, der erste Lagerungsort Israels nach dem Zug über den Jordan, wurde später ebenfalls ein Ort für Götzendienst.
Gott sagt hier ironisch: "Kommt, geht doch, macht euren Götzendienst, fallt ab von mir und bringt eure selbst erfundenen Opfer! Räuchert von dem Gesäuerten ein Dankopfer." Die Opfer für Gott durften ja nie Gesäuertes enthalten (3. Mose 2). Gott verwirft also ein Volk, das nicht hören will, und sagt: "Also gut, dann geht, macht weiter in der Sünde, so liebt ihr es! Spruch des Ewigen."
Das entspricht genau Römer 1, wo Gott über die Heidenvölker sagt, sie hätten den Schöpfergott gekannt, aber lieber die Schöpfung verehrt als den Schöpfer. Darum hat Gott sie in die Unmoral hingegeben. Wenn der Mensch nicht hören will, gibt Gott ihn in die tiefste Unmoral hin — ein Gericht Gottes.
Vers 6: "Und ich meinerseits habe euch gegeben Reinheit der Zähne in allen euren Städten und Mangel an Brot in allen euren Ortschaften, und dennoch seid ihr nicht zu mir umgekehrt."
Reine Zähne hat man, wenn man die Zähne geputzt hat oder wenn man nichts gegessen hat. Hier ist es ironisch gemeint: Ihr habt saubere Zähne, weil ihr gar nichts zu essen habt. Ich habe euch Hungersnot geschickt, und dennoch seid ihr nicht zu mir umgekehrt.
Gott wirft ständig vor: "Und doch seid ihr nicht zu mir umgekehrt." Das steht in folgenden Versen: Amos 4,6 zum ersten Mal, dann Vers 8, Vers 9 am Schluss, Vers 10 am Schluss, Vers 11 am Schluss. Dann ruft Gott noch einmal zur Buße auf.
Das ist eine der besonders schönen Stellen in Amos. Auf Seite 1 unter "charakteristische Ausdrücke, Besonderheiten" habe ich als zweiten Punkt die herrlichen Wustpredigten aufgeführt, Kapitel 4,12-13 und 5,4-9. Ich lese vor, Amos 4,12:
"Darum werde ich dir gegenüber so handeln, Israel, weil ich dir dies tun will: So mache dich bereit, deinem Gott zu begegnen, Israel! Denn siehe, der die Berge bildet und den Wind erschafft und dem Menschen mitteilt, was sein Denken ist; der die Morgenröte und die Finsternis macht; und der ein Heer schreitet auf den Höhen der Erde — der ewige Gott der Heerscharen ist sein Name."
Ich habe mir in meiner Bibel angewöhnt, die Namen Gottes mit einer speziellen Farbe zu markieren. Für mich habe ich Orange gewählt. Das ist ein kleiner Tipp, wie man die Bibel lesen kann.
Das ist wunderbar, denn mit der Zeit entdeckt man mehrere hundert Namen Gottes. Jeder Gottesname drückt etwas vom Wesen Gottes aus. Wenn man so die Bibel durchblättert, findet man die Namen sofort und erfährt, wer Gott ist.
Die Bibel ist dazu gegeben, damit wir wissen, wer Gott ist. Hier haben wir eine Konzentration von Gottesnamen. Im Hebräischen ist es noch deutlicher: Wenn es heißt, "der die Berge bildet", ist es dort ein Partizip, das als Nomen verwendet wird, also wie ein Eigenname. "Yotzer Harim" heißt "der Bilder der Berge" oder "der Bergebilder" als Name Gottes.
Sehr interessant, wenn man Geologie studiert: Wer hat diese Berge gebildet, aufgefaltet? Im Psalm 104 lesen wir davon, wie Gott nach der Sintflut die Berge hat aufrichten lassen (Psalm 104). Dort ist zuerst in Vers 6 von der Sintflut die Rede, dass Gott die Tiefe des Ozeans benutzt hat, um die ganze Erde zu bedecken: "Mit der Tiefe hattest du sie, die Erde, bedeckt wie mit einem Gewand, die Wasser standen über den Bergen."
Warum weiß ich, dass das hier die Sintflut ist und nicht die Wasserflut in 1. Mose 1, Vers 2, als die Erde auch überflutet war? Weil es in Vers 9 heißt: "Du hast ihnen eine Grenze gesetzt, die sie nicht überschreiten werden. Sie werden nicht zurückkehren, die Erde zu bedecken." Also hat Gott erst nach der Sintflut gesagt, dass er nie mehr die ganze Erde überschwemmen wird — lokal ja, aber nicht mehr die ganze Erde.
Die Sintflut war nochmals eine totale Überschwemmung, nachdem in 1. Mose 1, Vers 2 die ganze Erde schon bedeckt war.
Wie ist das Wasser abgeflossen? Hier heißt es in Vers 7: "Vor deinem Schelten flohen sie, die Wasser, vor der Stimme deines Donners eilten sie hinweg. Die Berge erhoben sich, es senkten sich die Täler an den Ort, den du ihnen festgesetzt hast."
Das letzte Mal war ich in Tadschikistan. Nach einer intensiven Zeit mit Bibelseminar und Bibelübersetzung hatte ich den Wunsch, wenigstens einen Tag in die Berge zu gehen, um die Fünftausender zu sehen. Unsere Schweizer Berge sind dagegen nichts.
Ausgerechnet an diesem Tag regnete es unglaublich, und das Trinkwasser war nur noch braun, eine braune Suppe. Normalerweise darf es in Tadschikistan zu dieser Zeit gar nicht regnen; der Regen kommt erst im Oktober. Aber seit den letzten Jahren scheint die Natur sich nicht mehr an dieses Gesetz zu halten.
So konnte ich an diesem Tag nicht in die Berge gehen — eine kleine Enttäuschung für mich. Doch auf dem Rückflug sah ich sie von oben noch einmal, diese Fünftausender. Das ist gewaltig, wirklich Erhebungen, die die Alpen deutlich übersteigen.
Wer hat das alles gebildet? Gott hat es gebildet, aufgefaltet durch Druck der Erdplatten von Süden nach Norden. So wurde dieses Gebirge aufgefaltet — nach der Sintflut, wie auch die Alpen bei uns.
Hier haben wir den wunderbaren Ausdruck "Yotser Harim", den Bergebilder-Gott. Das ist für mich immer eindrücklich, auch in den Alpen, wenn ich sehe, wie die Erdschichten gedreht und gekrümmt sind. Wer hat das gemacht? Das ist dieser Gott, der sagt: "So mache dich bereit, deinem Gott zu begegnen" — der Bergebildner.
Dann haben wir den zweiten Ausdruck "Boray Ruach", den Erschaffer des Windes, den Winderschaffer. Wer macht den Wind? Natürlich können wir erklären, wie das funktioniert, durch Naturgesetze, aber damit ist die Ursache nicht geklärt. Es ist Gott, der aktiv in der Natur wirkt und handelt. Er ist der Winderschaffer.
Und er teilt dem Menschen mit, was sein Gedanke ist — wörtlich: der Mitteiler dem Menschen, was sein Gedanke ist. Auch wieder ein Name Gottes. Er ist der Gott, der uns Menschen erklären kann, wie Gott denkt.
In der liberalen Theologie hat man das oft so gedreht, um die Bibel in Misskredit zu bringen. Karl Barth zum Beispiel, der sich als neokonservativ bezeichnete, sagte, die Bibel sei in menschlichen Sprachen geschrieben, und menschliche Sprachen seien beschränkt. Deshalb könne die Bibel nicht Gottes unfehlbares Wort sein. Sie enthalte Gottes Wort, aber wo, das müsse jeder selbst herausfinden. Sicher nicht dort, wo es beim Lesen einen Stachel gibt.
Das ist eine schlimme Verdrehung. Man muss sich überlegen: Sind menschliche Sprachen wirklich nur menschlich? Wer hat die Sprache erschaffen? Nicht wir Menschen, sondern Gott. Zuerst wurde Adam eine Sprache gegeben, und bei Babel hat Gott den verschiedenen Völkern neue Sprachen gegeben.
Sprachen sind Gottes Werk und stammen von dem, der in Johannes 1 das Wort ist: "Am Anfang war das Wort." Sprache kommt von Gott, und auch die menschliche Sprache ist eigentlich eine göttliche Sprache.
Darum zieht das Argument der Zungenredner, die heute so lallen — also nicht wie die Apostel und die ersten Zeugen echte Fremdsprachen sprechen — nicht. Sie sagen: "Wir sprechen eine höhere Sprache, weil unsere Alltagssprache nicht reicht, um Gott genügend zu loben. Darum brauchen wir eine Engelsprache oder übernatürliche Sprache." Glauben die wirklich, dass Engel lallen?
Abgesehen davon ist das eine Verachtung der Gottessprachen. Die Sprachen, die wir haben, sind nicht "fake". Man kann die Bibel zum Beispiel auf Schweizerdeutsch übersetzen. Schweizerdeutsch ist ein ausreichendes Medium, um den ganzen Ratschluss Gottes, das inspirierte Wort, zu übermitteln.
Wir brauchen keine höhere Kommunikation, um Gott zu loben. Unsere Sprache reicht. Wenn wir sie zudem durch das Bibelwort bereichern, mit den vielen wunderbaren Namen Gottes, gewinnt unsere Anbetung erst recht an Inhalt.
Gott ist der, der die Berge bildet, den Wind schafft und dem Menschen kundtut, was sein Gedanke ist. Er war fähig, ein Mittel zu schaffen, mit dem er uns seine Gedanken verständlich mitteilen kann.
Darum zieht Karl Barth überhaupt nicht: "Die Bibel kann nicht Gottes Wort sein, sie ist in menschlichen Sprachen geschrieben." Nein, sie ist in Sprachen geschrieben, die Gott gemacht hat — Hebräisch, Griechisch, Aramäisch und auch die Übersetzungssprachen. Sie reichen aus, um dem Menschen wirklich zu sagen, was Gottes Gedanke ist.
Das ist vielleicht eine wichtige Hilfe, gerade unter Bibeltreuen heute, unter Evangelikalen. Manchmal wird gesagt: "Ja gut, die Bibel ist Gottes Wort, aber wir können nicht so absolut sein, dass das dies oder jenes bedeutet." Da muss man sehr vorsichtig sein.
Letztlich führt das zu einem "ephagnikalen Agnostizismus", wie ich das nenne. Agnostiker sagen: "Ich sage nicht, dass es Gott nicht gibt, aber das können wir nicht wissen. Man kann überhaupt nicht wissen, was wahr ist."
Ich hatte mal eine Korrespondenz mit einem israelischen Professor in Haifa. Er schrieb mir: "Was regen Sie sich so auf über die Evolutionslehre?" Ich hatte ihm mein Buch über Sprachenstehung geschickt. Er meinte: "Was ist daran so schlimm?" Das war ein richtig agnostisches Denken: Man könne sowieso nicht genau wissen, was stimmt.
Viele Christen sagen: "Ja, Gott hat uns ein Wort gegeben, aber wir können nicht genau wissen, was jetzt gilt. Das ist alles so persönliche Interpretation." Aber das bedeutet, Gott kann uns nicht mitteilen, was sein Gedanke ist.
Die Frage ist berechtigt, warum es so viele Unterschiede gibt. Man muss darüber nachdenken, was die biblischen Voraussetzungen sind, um Gottes Wort zu verstehen.
Eine wichtige Voraussetzung ist die Wiedergeburt und Bekehrung. Der natürliche Mensch kann nicht annehmen, was vom Geist Gottes kommt (1. Korinther 2,14). Aber hier geht es um Wiedergeborene.
Ein wichtiger Punkt ist Gehorsam. In Johannes 7,17 sagt Jesus: "Wenn jemand Gottes Willen tun will, so wird er wissen, ob diese Lehre von mir ist oder nicht." Gehorsam führt dazu, dass Gott uns Erkenntnis gibt.
Auch in Psalm 111 steht, dass Gott Erkenntnis gibt denen, die sein Wort bewahren. Es ist eine persönliche Frage, wie weit ich bereit bin, Gottes Wort zu gehorchen. Wenn wir das tun, gibt uns Gott Erkenntnis.
Es gibt noch weitere Voraussetzungen. Jedenfalls müssen wir festhalten: Gott ist der Mitteiler dem Menschen gegenüber, was sein Gedanke ist. Gott kann sich mitteilen, wir können wissen, was Gott meint.
Dann haben wir einen weiteren Namen, der die Morgenröte und die Finsternis macht, wörtlich "Osseschachar-efar", also der Macher der Morgenröte. Jeden Morgen geschieht das Wunder, dass die Sonne wieder aufgeht. Wer macht das? Gott.
Die Natur ist nach der Bibel nicht eine Uhr, die am Anfang aufgezogen wurde und jetzt unabhängig von Gott tickt. Das ist der Gott der Deisten aus der Aufklärung, die glaubten, Gott habe am Anfang alles erschaffen und interessiere sich seitdem nicht mehr für uns. Sie glauben auch nicht an eine Offenbarung durch die Bibel.
Nein, es ist der Gott, der jeden Morgen die Morgenröte schafft und am Abend die Finsternis. Dann heißt es weiter: "Vedorech, albomatei arets" — der Laufende, der Einherschreitende auf den Höhen der Erde. Das bezieht sich auf die Wiederkunft Christi, wenn er auf dem Ölberg und anderen Bergen erscheinen wird, wie es in Micha 1 steht.
Am Anfang steht ein Herr, der auf den Höhen der Erde schreitet. Das verweist auf Amos 1,2. Dann wird erklärt: "Yahweh, Gott der Heerscharen, ist sein Name." All diese Namen sind gefasst in dem Gott, der Yahweh heißt.
Übrigens kommt der Name Yahweh im Koran nie vor. Das ist ein wichtiger Punkt.
Wer ist dieser Gott, der all das tut? Es ist Yahweh, ganz eindeutig der Gott Israels.
Nun zur nächsten besonders schönen Stelle in Amos 5.
Zuerst der Bußruf in Vers 4: "Denn so spricht der Ewige zu dem Haus Israel: Sucht mich und lebt!" Das ist ein zentrales evangelistisches Wort, das wir auch brauchen. Gottes Aufruf an eine verlorene Welt: "Sucht mich und lebt!" Der zentrale Ruf zur Entscheidung.
Nachdem wir schon hatten: "So mache dich bereit, deinem Gott zu begegnen," folgt der Aufruf: "Sucht mich und lebt!" Weiter heißt es in Vers 5 am Schluss und Vers 6 am Anfang: "Sucht den Ewigen und lebt!"
Jetzt möchte ich besonders auf die Verse 8 und 9 eingehen:
"Der die Plejaden und den Orion machte, der zum Morgen umwandelt die Todesnacht und den Tag zur Nacht verfinstert, der da ruft die Wasser des Meeres und sie ausschüttet über die Fläche der Erde, der Ewige ist sein Name, der Verwüstung losbrechen lässt über das Bollwerk, und Verwüstung kommt über die Festung."
Ein aktuelles Wort, oder? Auch hier sind im Hebräischen Gottesnamen besonders deutlich.
In der ersten Verszeile heißt es wörtlich: "Ose Chima und Chesil" — der Macher der Plejaden und des Orion. Diese beiden Sternbilder sind sehr interessant und wunderschön in den Sommernächten zu sehen.
Der Orion ist bekannter: vier Sterne weit auseinander und in der Mitte ein kleiner Gürtel mit drei Sternen, das sieht man auch in nicht so klaren Nächten. Die Plejaden sind das Siebengestirn, ziemlich nahe beim Orion, aber man muss erst mit einer Sternkarte lernen, wo man die Plejaden findet. Es sind sieben Sterne, die eng beieinander stehen.
Wer hat diese Sterne so im Weltall platziert, unzählige Lichtjahre entfernt? Der Gott Israels.
Diese beiden Sternbilder werden auch im Buch Hiob zusammen genannt. Ich schlage Hiob 38,31 auf, wo Gott zu Hiob spricht:
"Kannst du knüpfen das Gebinde des Siebengestirns oder lösen die Fesseln des Orion? Kannst du die Bilder des Tierkreises hervortreten lassen zu ihrer Zeit und den großen Bären leiten samt seinen Kindern? Kennst du die Gesetze des Himmels oder bestimmst du seine Herrschaft über die Erde?"
Hier haben wir also Siebengestirn und Orion zusammen. Interessant ist: "Kannst du knüpfen das Gebinde des Siebengestirns?" Die meisten Sterne in einem Sternbild sind im Weltall nicht miteinander verbunden. Sie sehen nur von der Erde so aus, haben aber keinen inneren Zusammenhang und sind nicht durch Schwerkraft verbunden.
Es gibt wenige Ausnahmen, wo Sternbilder wirklich durch Schwerkraft verbunden sind. Eine solche Ausnahme sind die Plejaden. Gott fragt: "Kannst du knüpfen das Gebinde des Siebengestirns?" Normalerweise verändern sich Sternbilder, weil sich die Sterne im Weltall bewegen. Über Jahrtausende verändern sich die Formen der Sternbilder.
In einer Lebenszeit sieht man das nicht, dafür braucht es Jahrtausende. Die meisten Sternbilder gehen auseinander, dazu gehört auch der Orion. Hier steht: "Oder lösen die Fesseln des Orion." Das stimmt auf jeden Fall.
Das ist der Gott, der diese Sterne und das Weltall gemacht hat.
Noch einmal Amos 5,8: "Der zum Morgen umwandelt die Todesnacht und den Tag zur Nacht verfinstert." Der Schafzüchter betont das Wunder der Tagwerdung und auch das Wunder, dass die Nacht den Tag verfinstert.
Dann heißt es: "Hakorei Lemei Hayam" — der Rufende des Wassers des Meeres, der Meerwasserrufer. Gott ist der Meerwasserrufer.
"Und sie ausschüttet über die Fläche der Erde." Das kann durch Tsunamis, Hurrikans oder andere Mittel geschehen. Aber es ist Gott, der das tut, der die Wasser des Meeres ruft und sie ausschüttet.
Dazu ein Wort aus Lukas 21, wo Jesus sagt, dass diese Dinge in der Endzeit besondere Bedeutung bekommen.
Unter den Endzeitzeichen, die Jesus in Matthäus 24,8 nennt, sind Wehen. Wehen kommen nicht einmal und dann ist das Kind da, sondern sie kommen zyklisch und werden immer schmerzhafter. Am Schluss wird der Menschensohn in die Welt kommen.
In Lukas 21,25 heißt es:
"Und es werden Zeichen sein an Sonne und Mond und Sternen und auf der Erde, Bedrängnis der Nationen in Ratlosigkeit bei brausendem Meer und Sturmfluten. Die Menschen werden vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen, verschmachten. Denn die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden."
Das sind Dinge, die noch ausstehen. Auch der Himmel wird in der Zukunft verrückt spielen. Aber wir sehen bereits diese Sturmfluten.
Die letzten Visionen und die herrliche Wiederherstellung Israels
Jetzt wollen wir zum Schluss noch etwas lesen aus dem letzten Kapitel, wenn wir Seite 1 noch einmal aufschlagen. Römer 3 besteht aus fünf Visionen über das Schicksal Israels, Kapitel 7 bis 9, Vers 10.
In den ersten Visionen sieht Amos, wie Gott das Gericht über Israel ankündigt, zum Beispiel durch Heuschrecken. Amos betet für sein Volk, und Gott lässt sich erbeten und sagt, dieses Gericht wird nicht kommen. Und dann nochmals und wieder betet der Prophet, und Gott sagt Nein, es wird nicht kommen.
Aber schließlich, in den weiteren Visionen, zeigt Gott: Auch durch Gebet lasse ich mich nicht abwenden von dem Gericht. Das Gericht muss kommen, es ist unausweichlich.
Schließlich haben wir Römer 4, Israels herrliche Wiederherstellung, 9, Vers 11-15, und da möchte ich noch lesen zum Abschluss dieses Tages:
„An jenem Tage“ – das ist ein typischer Ausdruck in der Prophetie, der auf die Endzeit hinweist – „an jenem Tage werde ich die verfallene Hütte Davids aufrichten und ihre Risse vermauern und ihre Trümmer aufrichten, und ich werde sie bauen wie in den Tagen vor Alters. Auf dass sie den Überrest Edoms und alle Nationen in Besitz nehmen, über welche mein Name genannt werden wird“, spricht der Herr, der dies tut.
Die Hütte Davids, das ist die Dynastie des Königs David, nicht wahr? In 2. Samuel 7 kam der Prophet Nathan zu David. David hatte den Wunsch, Gott ein Haus zu bauen. Dann sagt Gott: „David, ich möchte dir ein Haus bauen.“ Das ist ein Wortspiel, ja, weil „Bayit“ sowohl ein Haus aus Stein bedeuten kann, als auch eine Dynastie, eine Familie.
Gott sagt: „Ich werde dir ein Haus bauen, ein Königshaus, sodass du Nachkommen haben wirst, die auf dem Thron sitzen werden. Und wenn deine Nachkommen treu sein werden, dann werde ich ihr Königreich erhalten. Aber wenn sie untreu sind, dann werde ich sie bestrafen.“
Und das ist ja geschehen. In der Königslinie von David über Salomo ging es bis Jechonia, das war der letzte König aus dem Haus Davids. Er war ein so schlechter Mann, dass Gott ihn verworfen hat. Da kam die babylonische Gefangenschaft. Danach gab es nie mehr Könige aus dem Haus Davids, die regiert hatten.
Und jetzt wird die Dynastie Davids hier nicht mehr genannt, sondern die Hütte Davids. Also diese Dynastie ist richtig zerfallen mit der babylonischen Gefangenschaft. Die Frage war: Wie will Gott sein Versprechen erfüllen, dass er bis ans Ende dem David einen Königsthron erhalten will?
Nun, das wurde wahr durch den Sohn Davids, durch den Herrn Jesus. Er wurde zwar vor zweitausend Jahren verworfen und hat so nicht die Königsherrschaft ergriffen. Aber in der Endzeit wird er wiederkommen und auf dem Thron Davids in Jerusalem regieren, bei der Wiederkunft Christi.
So wird Gott diese Hütte Davids wieder aufrichten und vermauern, sodass dieses Königshaus Davids am Ende wieder voll dasteht – und zwar in der Person des Messias Ben David, Sohn von König David.
Aber was ist das für eine Zeit? Wann geschieht das? Lesen wir weiter:
„Siehe, Tage kommen“, spricht der Herr, „da der Pflüger an den Schnitter und der Traubentreter an den Sämann reichen wird, und die Berge werden träufeln von Most, und alle Hügel werden zerfließen.“
Also wird Israel im Tausendjährigen Reich überaus fruchtbar werden als Land.
Und weiter: „Ich werde das Schicksal meines Volkes Israel wenden, und sie werden die verwüsteten Städte aufbauen und bewohnen und Weinberge pflanzen und deren Wein trinken und Fruchtgärten anlegen und deren Frucht essen. Ich werde sie in ihrem Lande pflanzen, und sie sollen nicht mehr herausgerissen werden aus ihrem Lande, das ich ihnen gegeben habe“, spricht der Herr, dein Gott.
Dieser Ausdruck „das Schicksal meines Volkes Israel wenden“ habe ich heute schon erwähnt. Er kommt immer wieder in der Prophetie vor und meint, dass Gott in der Endzeit das Schicksal der Juden wenden wird.
Zweitausend Jahre lang waren sie ein zerstreutes Volk ohne Heimat, verfolgt und gehasst in aller Welt. Dann soll dieses Schicksal gewendet werden. 1882 kamen die ersten Siedler aus Russland, und dann immer mehr.
Drei Millionen sind bisher aus allen fünf Kontinenten, aus über hundert Ländern gekommen. Der Staat Israel wurde wieder neu gegründet. Die Stadt Jerusalem mit dem Tempelberg kam wieder in jüdische Hand. Also sukzessive wurde das Schicksal des jüdischen Volkes gewendet.
Und das ist die Zeit, in der die verwüsteten alttestamentlichen Städte wieder aufgebaut werden. Heute sehen wir alttestamentliche Städte in Israel, die heute moderne Städte mit pulsierendem Leben sind.
Dann werden Weinberge gepflanzt und deren Wein getrunken. Israelische Weine sind heute international preisgekrönt.
Weiter werden Fruchtgärten oder Fruchtplantagen angelegt, und deren Frucht wird gegessen. Die Jaffa-Orangen sind in der ganzen Welt berühmt geworden.
Also wer die gegessen hat, hat gleich die Erfüllung der Prophetie aus Amos 9 gegessen.
Wir könnten am Schluss noch etwas verteilen, so wie in der Schule, wo alles übereinstimmen muss – der Stoff – und dann muss man es noch erleben. Ja, Spaß beiseite, aber die sind echt gut. Und schade, dass Mikro sie nicht mehr verkauft, so viel ich weiß.
Also Fruchtgärten anlegen und deren Frucht essen hat sich alles schon in unserer Zeit erfüllt. Es ist die Zeit nach Vers 15, wo Gott dieses Volk wieder in ihrem ursprünglichen Land pflanzt.
Und es ist definitiv: Dann werden sie nie mehr aus dem Land herausgerissen werden. Niemand muss denken, jetzt werden sie vielleicht später wieder einmal zerstreut. Nein, es ist das letzte Mal gewesen. Es ist die definitive Rückkehr, die Rückkehr der Endzeit.
Wir wollen noch beten zum Schluss.
