Vom Umgang mit Versuchungen habe ich diese Predigt überschrieben. Mit den Versuchungen ist es ja so eine Sache – das ist ein bisschen wie mit dem Thema Sünde. Wir haben oft eine ganz falsche Vorstellung davon, wie schlimm Versuchung wirklich ist und wie schlimm auch Sünde ist.
Das merken wir zum Beispiel, wenn wir uns die Werbung anschauen. Ich habe diese Woche festgestellt, dass ich auch schon ein bisschen älter geworden bin, denn diesen Werbespruch gibt es heute nicht mehr. Vor einiger Zeit hat eine berühmte Schokoladenmarke mit Versuchung geworben: Milka – die zarteste Versuchung, seit es Schokolade gibt. Nach dieser Werbung ist Versuchung etwas ganz Harmloses, so ein bisschen Naschen, sich mal etwas gönnen.
Aber eigentlich ist Versuchung etwas ganz anderes, etwas Schlimmes, das uns von Gott wegführt. Darauf weist uns heute dieser Text aus Jakobus 1, die Verse 13 bis 18, hin. Er eröffnet uns nicht nur die Augen dafür, was Versuchung wirklich ist – nichts Zartes, nichts Schönes, sondern etwas Bitteres –, sondern gibt uns auch einen Weg, wie wir anders mit der Versuchung umgehen können. Er zeigt uns einen ganz heilsamen Blick auf unseren guten Gott.
Ich möchte uns diese Verse jetzt vorlesen, damit wir sie gleich im Ohr haben. Danach beten wir darum, dass Gott sie uns aufschließt.
Einführung in das Thema Versuchung und Sünde
Niemand soll sagen, wenn er versucht wird, dass er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht zum Bösen versucht werden, und er selbst versucht niemanden.
Jeder aber, der versucht wird, wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt. Wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde. Die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, bringt den Tod hervor.
Irrt euch nicht, meine lieben Brüder! Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts. Bei ihm gibt es keine Veränderung und keinen Wechsel zwischen Licht und Finsternis.
Er hat uns nach seinem Willen geboren durch das Wort der Wahrheit, damit wir die Erstlinge seiner Geschöpfe seien.
Vater im Himmel, du hältst uns durch dieses Wort den Spiegel vor. Wir bitten dich darum, dass wir auf eine gute Weise erschrecken, wenn wir erkennen, was Versuchung wirklich bedeutet und wie schlimm Sünde wirklich ist.
Wir beten um deinen Trost und bitten dich, dass wir dich durch dieses Wort mehr erkennen, dich mehr lieben lernen und dadurch wirklich einen Weg aus den Versuchungen finden – einen Weg aus der Sünde.
Herr, hilf uns, dieses Wort tief zu verstehen und uns zu Herzen zu nehmen. Amen.
Rückblick und Kontextualisierung der Anfechtungen
Ich möchte noch einmal kurz mit uns zurückblicken. Letzte Woche haben wir eine wunderbare Predigt von Jonathan gehört. Er hat uns die ersten Verse aus dem Jakobusbrief erklärt und uns sehr deutlich gemacht, wie es im Leben eines Christen mit Anfechtungen und Schwierigkeiten aller Art ist, die wir erleben.
Am Anfang des Jakobusbriefes lesen wir: Wenn in unserem Leben Druck und Anfechtungen kommen, dürfen wir das mit Freude annehmen. Das war eine große Herausforderung. Wir sollen uns in allen Umständen, in allen Anfechtungen freuen – nicht, weil die Anfechtungen an sich toll sind oder weil Leid und Druck etwas Schönes wären, sondern weil uns das näher zu Gott bringt. Gott möchte das in unserem Leben gebrauchen, um unseren Glauben wachsen zu lassen, uns zu stärken und uns näher zu sich zu ziehen.
Die Frage ist: Passiert das automatisch, wenn wir Anfechtungen und Druck erleben? Hier sind die sechs Verse, die wir heute anschauen, eine wichtige Ergänzung. Sie zeigen uns, dass es in der Anfechtung, dort wo wir Druck erleben, auch ganz anders laufen kann. Die Anfechtungen bringen uns nicht automatisch näher zu Gott. Sie können uns auch von Gott wegführen.
Das sieht man schon daran, welches Wort Jakobus hier benutzt: „Anfechten“ und „Verführen“ sind im Griechischen dasselbe Wort, „peirazo“. Diese beiden Begriffe hängen eng miteinander zusammen: die Anfechtung und die Versuchung.
Wir können uns das vorstellen wie eine Weggabelung, an der wir stehen, wenn Anfechtung kommt – und Anfechtung kann alle Arten von Leid, Schwierigkeiten und schwierigen Umständen umfassen. An dieser Weggabelung müssen wir uns entscheiden: Welchen Weg wollen wir gehen? Wollen wir unseren eigenen Weg gehen oder Gottes Weg? Genau in dieser Versuchung stehen wir, wenn die Anfechtung kommt.
Die Verantwortung bei Versuchungen übernehmen
Wir haben das gerade aus dem Garten Eden gehört. Dort war es so: Diese Anfechtung – esst von der Frucht, probiert es doch mal aus. Welchen Weg wollten Adam und Eva gehen? Gottes Weg, seinen Willen zu tun, oder ihren eigenen Weg, ihren eigenen Willen zu tun?
„Folge ich Gottes Weg oder meinem eigenen?“ Das ist die Frage. Deshalb steht auch über diesen ersten zwei Versen: Es ist deine Verantwortung. Übernimm die Verantwortung (Verse 13 bis 14).
Jakobus geht hier ganz selbstverständlich davon aus, dass wir Versuchung erleben werden. Er sagt: Wenn ihr Versuchung erlebt, soll niemand sagen: „Ich werde versucht.“ Das ist ganz normal. Christen erleben Versuchung.
Was waren die Versuchungen für die ersten Christen, die das gelesen haben? Vielleicht, dass sie Druck bekamen für ihren Glauben in einer Gesellschaft, in der es bei den Juden nicht anerkannt war, Jesus nachzufolgen. In anderen Teilen wurden ganz andere Dinge geglaubt. Es gab Druck, Verfolgung bis aufs Blut.
Was war die Versuchung in so einer Situation? Die Feinde zu hassen, sich dagegen zu wehren – mit Worten, vielleicht sogar mit Waffen – und nicht dem zu folgen, was Jesus gesagt hat: „Liebt eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen.“ Eine große Versuchung.
Es gab arme Menschen in diesen Gemeinden oder dieser Gemeinde. Das ist ein Motiv im Jakobusbrief. Menschen, die wenig hatten. Was ist die Versuchung? In der Armut neidisch zu werden. Neidisch auf diejenigen, die viel mehr hatten. Vielleicht auch krumme Dinger zu drehen, um selbst Geld zu bekommen, um reich zu werden, Kompromisse zu machen.
Bestimmt kannten diese Christen, die das gelesen haben, auch viele Versuchungen, die wir kennen – Tag für Tag. Zum Beispiel nicht die Wahrheit zu sagen, über andere zu lästern, den Ehepartner oder die Kinder nicht zu lieben, Bilder anzuschauen, die wir nicht sehen sollten, faul zu sein. Versuchungen gibt es wie Sand am Meer.
Keine Ausnahme im Leben von Christen. Manche Christen haben ein sehr seichtes Gewissen und denken, wenn sie versucht werden, dann ist irgendwas nicht in Ordnung mit ihrem Glauben. Das stimmt nicht. Selbst Jesus wurde versucht.
Versuchung an sich ist nicht das Problem, aber wie wir damit umgehen, das ist das Problem. Jakobus geht fest davon aus, dass es Versuchungen geben wird. Aber er sagt uns in Vers 13: Eins dürft ihr nicht machen, wenn ihr Versuchungen erlebt. Eins dürft ihr nicht machen.
Macht nicht den Fehler, die Verantwortung für eure Versuchung auf Gott zu schieben. Sagt nicht: Gott ist schuld, dass mir dieser Weg attraktiver erscheint. Gott hat hier einen Fehler gemacht.
Ich habe mir gedacht, als ich das die Woche mal wieder gelesen habe: Wer sagt denn das? Wenn ich in Versuchung stehe, dann sage ich nicht, dass Gott einen Fehler gemacht hat. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich das schon einmal gesagt hätte. Gott hat etwas falsch gemacht.
Ich sage eher: Die Umstände waren so schwierig, meine Frau war so schwierig. Ich schiebe es auf andere Menschen. Ich sage vielleicht: Ich bin halt einfach nicht vollkommen, ich bin halt, wie ich bin, ich habe halt meine Beschränkungen. Aber Gott schiebe ich doch den Schwarzen Peter gar nicht zu.
Aber dann hat mich Gott überführt. Er hat mir gezeigt, was ich eigentlich sage, wenn ich so argumentiere – mit den Umständen, mit anderen Menschen, mit meinen eigenen Begrenzungen.
Was sage ich denn eigentlich? Ich sage: Gott hat einen Fehler gemacht. Gott hat mich in Umstände gestellt, in denen ich nicht anders konnte. Gott hat mir Menschen über den Weg geschickt, mit denen ich einfach nicht anders umgehen konnte, als sie zu hassen und böse über sie zu reden, weil sie so schwierig sind.
„Gott hat einen Fehler gemacht, als er mich gemacht hat, wie er mich gemacht hat. Gott ist schuld.“ Das haben schon Adam und Eva so gemacht, wie wir in der Geschichte aus dem Garten Eden sehen.
Gott fragt Adam: „Warum hast du denn von diesem Baum gegessen?“ Und was sagt er? „Die Frau, die du mir gegeben hast.“ Mit anderen Worten: „Gott, hättest du mir mal eine bessere Frau gegeben, die mich hinführt zu dir und nicht wegführt.“ Du hast den Fehler gemacht, du bist schuld.
Kommt dir das bekannt vor? Hoffentlich nicht nur aus dem Leben anderer Menschen, sondern auch aus deinem eigenen Leben. Dieses Muster, das in uns Menschen so tief drinsteckt: Wir sind Meister darin, die Schuld bei anderen zu suchen – bei den Umständen, bei den Menschen. Und letztendlich sagen wir zu Gott: Du hast einen Fehler gemacht, du bist schuld an meiner Versuchung.
Aber den Zahn zieht uns Jakobus. Er muss uns den ziehen. Wir haben gesehen: Gott gebraucht Anfechtungen in unserem Leben. Aber er möchte uns dadurch wachsen lassen im Glauben. Er will, dass wir in der Geduld wachsen.
Aber nie, niemals ist er dafür verantwortlich, wenn wir an dieser Weggabelung den anderen Weg gehen – weg von Gott.
Gottes Wille und unser Umgang mit Versuchungen
Ich habe vor einigen Jahren ein Semester Wirtschaft an der Universität studiert. Dabei musste ich auch eine Mathematik-Vorlesung besuchen. Unser Dozent war berühmt und berüchtigt dafür, dass er von Anfang an radikal aussortierte. Er stellte sehr schwere Prüfungen, weil er nicht wollte, dass jeder besteht. Er wollte auch nicht, dass viele bestehen. Sein Ziel war es, dass am Ende nur die Besten durchkommen.
So war das wirklich seine Absicht.
Jakobus lehrt uns jedoch, dass Gott ganz anders ist. Wir dürfen nicht denken, dass Gott möchte, dass wir in Versuchung geraten oder in schwierige Umstände kommen, nur um zu scheitern und gegen seinen Willen zu leben. Das ist nicht Gottes Absicht. Er ist kein strenger Dozent, der will, dass wir Prüfungen durchfallen. Im Gegenteil, Gott möchte, dass wir bestehen.
Ein ergänzender Vers aus dem ersten Korintherbrief macht das deutlich: 1. Korinther 10,13. Paulus schreibt dort: „Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr sie ertragen könnt.“
Gott möchte, dass wir bestehen. Er möchte, dass wir die Prüfungen bestehen – und zwar die alltäglichen. Jeden Tag gibt es Prüfungen: Wenn die Kinder anstrengend sind, wenn der Ehepartner unverständlich ist, wenn der Chef ungerecht handelt.
Dann gibt es auch die großen Prüfungen und Anfechtungen. Das sind schwere Krankheiten, sogar tödliche Krankheiten, Ehekrisen, die man nicht mehr mit ein paar Worten regeln kann. Diese Krisen sind so tief, dass sie sogar Beziehungen auseinanderreißen können.
Auch lange Arbeitslosigkeit oder jahrelanges Single-Sein, obwohl man sich das eigentlich anders vorgestellt und gewünscht hat, zählen dazu.
Gott will nicht, dass du in diesen Anfechtungen einen anderen Weg gehst. Er möchte so sehr, dass du dich im Glauben an ihn festhältst, Geduld lernst und durch diese Anfechtungen wächst.
Er möchte, dass du der Versuchung nicht folgst, sondern Gottes guten Weg gehst.
Die innere Ursache der Versuchung erkennen
Warum geben wir der Versuchung dann aber so oft nach, auch als Christen? Jakobus schreibt hier für Christen und will, dass wir ehrlich zu uns selbst sind. Er möchte, dass wir erkennen, wo das Problem liegt: Es liegt nicht außerhalb von uns, sondern in uns selbst.
Schaut mal, was er schreibt: „Ein jeder, der versucht wird, wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt.“ (Jakobus 1,14) Er wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt. Die anderen Wege erscheinen uns einfach zu verlockend, sie ziehen uns an wie das Licht die Motten. Das ist eine Anglersprache, die er hier benutzt. Die Versuchungen reizen und locken wie ein Köder am Haken eines Anglers die Fische. Diese können nicht widerstehen. So reizen uns auch unsere eigenen Begierden.
Im Deutschen klingt das Wort „Begierden“ oft nach sexueller Versuchung. Wir verbinden es stark damit. Doch Jakobus meint im Grunde alles, was wir uns wünschen und ersehnen und was uns für den Moment besser erscheint als Gottes Weg. Es reizt und lockt dich. Was wünschst du dir so sehr, dass du bereit bist, Kompromisse einzugehen? Bereit bist, nicht Gottes Weg zu gehen, sondern der Versuchung zu folgen?
Vielleicht wünschst du dir Ruhe, einfach mal zu entspannen, Recht zu haben, anerkannt zu sein, Komfort im Leben zu genießen, gesund zu sein, emotionale Nähe oder auch sexuelle Befriedigung. Das sind an sich keine schlechten Dinge. Gott hat diese Bedürfnisse in uns hineingelegt. Doch diese Wünsche werden schlecht, wenn sie so groß werden, dass wir dafür über Leichen gehen.
Oft nicht wörtlich, in der Regel nicht im wahrsten Sinn des Wortes. Aber wir machen Kompromisse, wir gehen über Menschen hinweg, weil wir diese Bedürfnisse befriedigen wollen. Jakobus sagt: Die Verantwortung dafür kannst du nicht abschieben. Sie liegt bei dir, sie liegt in dir.
Wie würde sich unser Miteinander verändern, wenn wir uns allein diese Wahrheit zu Herzen nehmen würden? Wenn wir aufhören würden, die Verantwortung abzuschieben und andere anzuklagen, weil wir es nicht schaffen, nach Gottes Willen zu leben? Es würde sich so viel verändern – in unseren Familien, in unserer Gesellschaft und auch in unserer Gemeinde. Wenn wir aufhören würden, mit dem Finger auf andere zu zeigen und damit letztlich mit dem Finger auf Gott zu zeigen.
Die zerstörerische Kraft der Sünde verstehen
Jakobus will nicht nur, dass wir unsere Verantwortung erkennen, sondern er möchte uns auch auf eine heilsame Weise schockieren. Er will uns die Augen öffnen, wohin die Sünde führt, wenn die Begierde empfängt und wir ihr nachgeben – dieser Versuchung.
Das ist der zweite Punkt: Erkenne die Täuschung, die in den Versen 15 und 16 beschrieben wird. Ich möchte sie noch einmal vorlesen: „Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde. Die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.“
Irrt euch nicht, meine lieben Brüder! Jakobus spricht hier davon, was passiert, wenn unsere Begierde empfängt – er vergleicht es mit der Geburt oder Zeugung eines Kindes. Am Anfang ist nichts Sichtbares zu erkennen, noch kein Bauch, nur zwei Zellen, die sich verbunden haben. Aber es ist etwas in Bewegung gesetzt, das nicht mehr aufzuhalten ist. Das Leben entwickelt sich.
So ist es auch mit der Begierde, wenn sie empfängt. Eine Dynamik beginnt, eine tödliche Dynamik, die dazu führt, dass am Ende die Sünde geboren wird. Diese Sünde führt wiederum zu einer weiteren „Geburt“: Aus der Sünde folgt der Tod. Jakobus warnt: Täusche dich nicht! Die Sünde wächst heran, sie gewinnt Macht – eine riesige Macht. Am Ende bringt sie den Tod.
Das ist wörtlich zu verstehen. Paulus sagt: „Der Sünde Sold ist der Tod.“ Wenn wir das nur immer so klar sehen würden: Wer der Begierde und der Sünde folgt, dem folgt der Tod. Es ist nicht etwas Süßes, wie Milchschokolade, sondern der Tod folgt daraus – wortwörtlich.
Als Adam und Eva gefallen sind, kam der Tod in diese Welt. Wir alle müssen sterben, weil wir Sünder sind. Aber auch im übertragenen Sinn zerstört die Sünde unsere Gesellschaft. Wir sehen es an allen Ecken und Enden, was die Sünde anrichtet.
Wir sehen es in Familien: Wie viele können erzählen, dass in ihrer Familie keine Liebe herrschte, sondern Abwertung und Herabsetzung. Daraus entstanden Gräben, die kaum mehr zu reparieren sind. Viele Männer und Frauen haben zunehmend Probleme mit ihrer Sexualität, weil sie sich von der süßen Versuchung der Pornografie haben locken lassen. Sie dachten, diese Bilder würden sie befriedigen. Sie schauten nur „mal ein bisschen“, sozusagen ein kleines Naschen im übertragenen Sinn. Doch dann merken sie, welche Macht das entfaltet und wie es ihre Sexualität zerstört.
Das sagen nicht nur konservative, angestaubte Christen. Inzwischen gibt es vermehrt Artikel und Dokumentationen in säkularen Medien, die dasselbe berichten: Pornografie zerstört unsere Gesellschaft.
Wie tief sind die Gräben in unserer Gesellschaft, weil Menschen sich gegenseitig mit Hass überziehen, einander misstrauen, schlecht übereinander reden und nur das Schlimmste unterstellen!
Sünde zerstört Beziehungen, sie tötet. Sie macht unser Miteinander an vielen Stellen unmöglich. Und was für das menschliche Miteinander gilt, gilt erst recht für unsere Beziehung zu Gott. Die Sünde stellt sich zwischen uns und Gott. Deshalb fühlen wir uns manchmal so tot. Selbst Christen sagen manchmal: „Gott ist mir so fern, ich habe mich in meiner Sünde verrannt und komme jetzt gar nicht mehr zu ihm zurück.“
Jakobus will uns die Augen öffnen. Die Sünde verspricht uns etwas, das sie niemals halten kann.
In den letzten Wochen haben viele Menschen in Deutschland SMS erhalten, in denen kurz stand: „Ihr Paket ist da.“ Dazu gab es einen Link, den man anklicken sollte. Viele hatten tatsächlich etwas bestellt und freuten sich darauf, zu sehen, wann ihr Paket ankommt. Es sah verführerisch aus.
Doch wenn sie den Link anklickten, passierte etwas anderes: Es wurde keine Lieferankündigung angezeigt, sondern Schadsoftware wurde auf ihr Smartphone geladen. Das Handy ließ sich danach nicht mehr bedienen.
Ich habe mir das von jemandem zeigen lassen, der auf diese Falle hereingefallen war. Sein Smartphone war unbrauchbar.
In unserer Gemeinde haben wir in der Wochenmail davor gewarnt und gesagt: Klickt solche Links nicht an, wenn ihr solche Nachrichten bekommt.
Ich habe mich gefragt, ob wir nicht öfter in der Wochenmail davor warnen sollten, den Begierden nicht zu folgen. Denn das ist noch viel schädlicher.
Ein Smartphone kann ich wegwerfen und mir ein neues kaufen. Aber die Begierden sind so zerstörerisch.
Wenn du das jetzt übertrieben findest, dann ist das genau der Punkt: Wir unterschätzen zu oft, wie schlimm die Folgen sind, wenn wir unseren Begierden folgen.
Es ist wirklich zerstörerisch. Jakobus will uns wachrütteln.
Der heilsame Blick auf Gott als Weg aus der Versuchung
Bis hierhin haben wir gesehen: Die Verantwortung liegt bei uns. Die Begierden bringen nicht das, was wir uns eigentlich wünschen. Wir brauchen einen realistischen Blick darauf.
Aber reicht das, um wirklich über die Begierden zu triumphieren und der Versuchung zu widerstehen? Reicht es, nur realistisch darüber nachzudenken? Jakobus sagt uns in diesem Abschnitt: Nein, das allein reicht noch nicht.
Es ist ein guter Anfang, nach innen zu schauen, sich der eigenen Verantwortung bewusst zu werden und die Konsequenzen sowie die Auswirkungen der Sünde zu betrachten. Doch um wirklich zu überwinden, brauche ich mehr. Ich brauche einen heilsamen Blick auf den Vater, ich brauche einen heilsamen Blick auf Gott, um wirklich der Versuchung zu widerstehen.
Jakobus malt uns in den letzten Versen diesen guten Gott so vor Augen. Er sagt: Schau mal auf deinen Gott! Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei dem keine Veränderung ist, noch Wechsel des Lichts und der Finsternis. Er hat uns geboren nach seinem Willen, durch das Wort der Wahrheit, damit wir Erstlinge seiner Geschöpfe seien (Jakobus 1,17-18).
Schau auf deinen Gott! Er gibt nur gute Gaben. Alle guten Gaben kommen von Gott, alle vollkommenen Gaben. Er beschenkt dich so überreich. Es ist so wichtig, dass wir das hören – gerade in der Versuchung.
Gerade dann hören wir unsere eigenen Wünsche und Sehnsüchte so groß werden. In solchen Momenten kann uns Gott manchmal so knauserig vorkommen, als jemand, der uns Dinge vorenthält, uns piesackt und manchmal wirklich nicht glücklich sehen will. So können wir über Gott denken.
Dann muss ich das hören: Alle gute Gabe, alle vollkommene Gabe kommt von Gott. Es kann mir auch ungerecht vorkommen. Ich bin doch die ganze Zeit in der Gemeinde, ich bete, ich lese sein Wort – warum gibt er mir trotzdem nicht, was ich brauche? Er kann mir unnahbar vorkommen, so weit weg.
Jakobus sagt: Täusche dich nicht! Er ist gut, er ist da, er ist vollkommen. Schau nach oben! Er ist der Vater des Lichts. Andere Übersetzungen sagen „der Vater der Lichter“. Damit ist wirklich die Schöpfung gemeint. Schau an den Himmel, schau sie dir an: Sonne, Mond und Sterne. Wie gut Gott diese Welt gemacht hat, wie er sie geschaffen hat, wie verschwenderisch – du kannst die Sterne gar nicht zählen. Wie kreativ, was für eine Liebe zum Detail!
Der Vater, der diese Welt so gut gemacht hat, ist auch dein Vater. Er kümmert sich um dich, er sorgt für dich. Du kannst dich auf ihn verlassen.
Jakobus sagt: Bei ihm ist keine Veränderung, noch Wechsel des Lichts und der Finsternis. Er ist immer gut. Es gibt ein Lied, da heißt es: „Er ist gut, alle Zeit, alle Zeit ist er gut.“ Das war immer so, das ist heute so, das wird sich in Ewigkeit nicht verändern.
Er ist der gute Gott. Du denkst in deiner Versuchung, Gott enthält mir etwas vor, aber es stimmt nicht. Schau auf deinen Gott! Er wird dir nichts vorenthalten, was du wirklich brauchst. Er gibt dir alles und noch so viel mehr.
In dem Choral heißt es: „Lobe den Herrn, der sichtbar dein Leben gesegnet.“ Ich möchte dich ermutigen: Setz dich doch mal hin und mach eine Liste. Schreib dir auf, wie er dich gesegnet hat.
Da wird dir viel einfallen, vielleicht schon, wenn du über diesen Tag nachdenkst. Du bist heute Morgen aufgewacht. Wir machen uns das oft nicht bewusst, aber dein Herz hat die ganze Nacht geschlagen. Du hast die ganze Nacht Sauerstoff bekommen, die Zellen haben sich in der Nacht erneuert – ohne dein Zutun.
Das heißt in dem Lied auch: „Der dich erhellt, wie es dir selber gefällt.“ Du tust das nicht, der Herr tut es. Du bist aufgestanden, durftest frühstücken, wahrscheinlich konntest du sogar wählen zwischen Müsli, Joghurt oder Obst – oder alles drei zusammen.
Du bist hierher gekommen und hoffentlich, ich kann es hoffen, aber ich gehe davon aus, bist du hier freundlich begrüßt worden. Menschen haben sich gefreut, dich zu sehen, vielleicht gab es sogar ein Lächeln hinter der Maske.
Das sind ja nur ein paar Eindrücke. Setz dich mal hin und denk darüber nach, wie beschenkt dich dein Gott hat.
Das größte Geschenk: Erlösung durch Jesus Christus
Ein Prediger hat einmal gesagt, wir sollten beten: Herr, angesichts meiner Sündhaftigkeit. Also angesichts dessen, dass ich an der Weggabelung so gern den anderen Weg gehe als den Weg Gottes.
Angesichts meiner Sündhaftigkeit sind für mich nicht die Anfechtungen und das Leid in meinem Leben unverständlich. Unverständlich ist für mich vielmehr, warum du mich trotzdem so überreich segnest und beschenkst. Was für ein Gott!
Das größte Geschenk ist aber nicht die Schöpfung, sind auch nicht die guten Umstände, die er uns ganz oft schenkt. Das größte Geschenk ist die Erlösung, die er uns schenkt, dass er uns seinen Sohn geschenkt hat, dass er Jesus in diese Welt geschickt hat.
Er sagt: Ich sehe euer Problem. Der Sünde Sold ist der Tod, und ihr könnt das nicht lösen, ihr kommt da nicht mehr raus. Ich löse dein Problem. Dass er Jesus geschickt hat in diese Welt und dass Jesus unser Leben gelebt hat. Es war ja nicht frei von Versuchungen. Wir bekommen das ganz anschaulich in der Bibel beschrieben, wie Jesus gekämpft hat in den Versuchungen. Er ist da nicht einfach durchspaziert.
Vierzig Tage Fasten in der Wüste, und dann sagt der Satan zu ihm: Mach doch aus den Steinen Brot! Wie verführerisch, wenn du richtig Hunger hast und das könntest! Und Jesus tut es nicht.
Er geht an jeder Weggabelung den richtigen Weg, immer dem Vater nach, immer dem Willen des Vaters. Denn das war Gottes Plan, der Plan des Vaters, dass Jesus das tut, um dann sein Leben zu lassen am Kreuz für dich und mich, unsere Schuld zu tragen und uns zu erlösen.
Noch hilfreicher als so eine Liste, wo Gott dich überall beschenkt hat, ist es, darüber nachzudenken. Wenn du in der Versuchung stehst und in der Anfechtung, dann denke in Gedanken an Golgatha, an diesen Hügel bei Jerusalem.
Gehe gedanklich ans Kreuz und schaue, wie sehr Gott dich liebt. Schau auf das Kreuz, wo Jesus hängt, wo sie ihn hingeschlagen haben und sogar ihre Witze und Späße mit ihm trieben. Dort betet er: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.
Er gibt sein Leben für uns. Du kannst die Evangelien durchlesen und dir immer wieder bewusst machen: So sehr liebt mich Gott, dass er seinen eigenen Sohn für mich gegeben hat.
Paulus sagt: Ist Gott für uns auf diese Weise, wer kann gegen uns sein? Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat. Wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?
Das ist das Evangelium, das ist das Wort der Wahrheit, von dem Jakobus hier spricht. Manche sagen, das Evangelium kommt bei Jakobus gar nicht vor. Natürlich kommt es vor – das Wort der Wahrheit.
Nachdem wir neu geboren sind, bekommt jeder, der an Jesus glaubt, ein neues Leben. Dieses neue Leben kennzeichnet eine ganz neue Freiheit. Vorher waren wir unseren eigenen Wünschen, Sehnsüchten und Bedürfnissen unterworfen.
Die Bibel sagt, wir waren versklavt. Wir waren selber verantwortlich, und doch konnten wir gar nicht anders. Wir waren darunter verkauft, unter die Sünde.
Aber Gott, der alle gute Gabe gibt, alle vollkommene Gabe, macht uns noch ein Geschenk, ein riesengroßes Geschenk: Er schenkt uns seinen Heiligen Geist, der in uns kommt, der uns verändert in diesem neuen Leben, der uns ganz neu macht, Jesus ähnlich macht, Stück für Stück.
Wir sind keine Sklaven mehr unserer Begierden. Wir müssen an der Weggabelung nicht mehr den Begierden folgen. Wir können seinem Willen folgen.
Die Frucht des Geistes als Zeichen des neuen Lebens
Wenn Gott der Vater des Lichts ist, dann sind wir Kinder des Lichts. So spricht die Bibel über Christen: Wir sind Kinder des Lichts und dürfen etwas von seinem Licht weitergeben.
Wir sind Erstlinge, sagt Jakobus. Das sind die ersten guten Früchte einer Ernte. Und wo die Sünde bitter ist, da ist diese Frucht süß – süß für uns und hoffentlich auch süß für andere. Ein Segen für uns und andere Menschen.
Durch seinen Heiligen Geist schenkt uns Gott Liebe – auch dort, wo wir gehasst werden. Glaubst du, dass Gott dir das wirklich schenken kann? Da, wo die Menschen so böse zu dir sind, eine Liebe, die nicht aus dir kommt, sondern vom Vater? Eine vollkommene, gute Gabe für diese Welt, die sie so dringend braucht?
Freude mitten im Leid, in schwierigsten Umständen, in den letzten Atemzügen im Krankenhaus auf dem Bett – eine Freude. Frieden, wo gestritten und gekämpft wird. Geduld, auch wenn die Situation schier unerträglich scheint. Eine große Geduld, ein Warten auf den Herrn. Freundlichkeit, Güte, Glaube, Sanftmut, Selbstbeherrschung – das sind Früchte des Geistes. Und er will sie in uns hervorbringen.
Gerade in den Anfechtungen kommt es darauf an, welchen Weg du gehst. Kommt das alles einfach so über dich? Es ist ein Geschenk der Gnade, eine vollkommene Gabe. Aber sie erfordert, dass wir mittun.
Der Heilige Geist befähigt uns, diese Dinge zu tun. Aber wir müssen diese Schritte gehen – am besten früher als später. Wenn wir an so einer Weggabelung stehen, gilt es, der Begierde abzusagen, auf unseren guten Gott zu schauen und zu sagen: Er wird mir nichts vorenthalten.
Ermutigung zur Grundsatzentscheidung und Gemeinschaft
Der Prediger Jayce Ryle hat einmal gesagt: Mit Gewohnheiten ist es wie mit einem Baum. Sie werden mit den Jahren immer kräftiger. Solange eine Eiche ein Setzling ist, kann sie ein kleiner Junge umknicken. Aber ist sie einmal ausgewachsen, können hundert Männer sie nicht entwurzeln.
Vielleicht bist du lange an der Kreuzung immer den anderen Weg gegangen. Das heißt nicht, dass es hoffnungslos ist. Gott sei Dank, unser Herr ist so viel größer. Er kann Wunder tun und Veränderung schenken.
Lerne daraus, lerne aus dem, was Jakobus dir hier sagt: Früher, sofort nicht den Weg der Begierde zu gehen, sondern deinem guten Gott zu vertrauen. Uns alle dazu ermutigen. Vielleicht hast du das noch nie getan, dir das mal wirklich vorgenommen – so eine Grundsatzentscheidung in deinem Leben getroffen und gesagt: Gott ist gut, das steht fest. Egal, was meine Umstände sind, daran will ich festhalten: Gott ist gut.
Diese Grundsatzentscheidung wird dir in vielen Versuchungen helfen, nämlich zu glauben, dass Gott wirklich gut ist, das nicht anzuzweifeln und nicht zur Debatte zu stellen. Triff diese Grundsatzentscheidung: Er ist gut.
Und dann lasst uns gegenseitig einander immer wieder daran erinnern, wie gut Gott ist. Denn trotz aller guter Vorsätze können wir in Lebenssituationen kommen, in denen uns die Sinne vernebelt sind. In solchen Momenten ist uns das nicht mehr klar vor Augen.
Wir brauchen Brüder und Schwestern, die mit uns da durchgehen und durchkämpfen. Die uns an Dinge erinnern, die wir uns selbst nicht mehr sagen können. Geschwister, die uns, wo nötig, auf Gottes Weg zurückrufen und sagen: Du hast dich verlaufen, komm zurück auf den guten Weg.
Christen, die uns an seine Vergebung erinnern, da wo wir in Sünde gefallen sind, und sagen: Gott ist immer noch gut. Das Opfer am Kreuz ist immer noch für dich.
Brüder und Schwestern, die uns ermutigen, dass Gottes Weg immer noch der beste ist und dass er absolut gut ist.
Schlussgebet und Bitte um Kraft in der Versuchung
Dafür wollen wir dir danken, dass es wahr ist, dass du gut bist und dass alle guten und alle vollkommenen Gaben von dir kommen.
Wir bitten dich um Vergebung, dass wir immer noch so oft daran zweifeln – selbst als deine Kinder zweifeln wir leicht daran, dass du uns wirklich alles gibst, was wir brauchen.
Wir beten, dass du unseren Blick wirklich schärfst, dass du uns Weisheit schenkst und erkennen lässt, wo wir versucht werden, von dir wegzugehen. Bitte decke das auf und schenke uns die Kraft, damit zu brechen und wirklich das zu tun, was dir gefällt, Herr. Wir wissen aus deinem Wort und aus unserem Leben, dass dein Wille immer am besten ist.
Ich möchte für alle beten, die gerade in schweren Anfechtungen stehen und fast daran zerbrechen. Mögen sie diese Wahrheit wirklich erkennen und annehmen: Du versuchst uns nicht über unser Vermögen hinaus, Herr. Lass es ihnen zum Segen werden.
Herr, schenke, dass das geschieht, dass sie nicht von dir weglaufen, sondern dir näherkommen – mitten durch die Krise und die Umstände. Lass sie im Glauben wachsen, Geduld lernen und Freude erfahren, selbst mitten im Leid.
Herr, wir danken dir, dass du unser Leben in deine Hand genommen hast. Wir bitten dich, halte uns nah bei dir. Amen.