Einleitung und Kontext der Szene im Obersaal
Wir befinden uns in Johannes 13, mitten im Vorabend der Kreuzigung. Beim letzten Mal hatten wir gerade davon gesprochen, wie Judas nach der Vorspeise des Passahmahls hinausgegangen war, um zum Verräter zu werden. In Johannes 13,30 heißt es: „Es war aber Nacht.“
Dann vollzieht sich eine Veränderung in diesem Obergeschoss. Ab Vers 31, würde ich sagen, bis zum Ende von Kapitel 14, lesen wir eine neue Wendung. Bruno, möchtest du mit deinem Teil beginnen? Danke.
Es kommt eine Wende in diesem Obergeschoss. Nachdem Judas hinausgegangen ist, spricht der Herr Jesus diese eigentümlichen Worte in Vers 31: „Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm.“
Das Johannesevangelium hat als besonderes Thema den Sohn Gottes, der Gott verherrlicht, und zwar als das Brandopfer. Es gab in Israel nach dem Gesetz Mose vier blutige Opfer, die im 3. Buch Mose, Kapitel 1 bis 7, beschrieben sind. Das Opfer zur Herrlichkeit Gottes war das Brandopfer.
Das stimmt überein mit dem Johannesevangelium. Die drei weiteren Opfer sind das Friedensopfer, das mit dem Lukasevangelium übereinstimmt, das Sündopfer, das mit Markus korrespondiert, und das Schuldopfer, das eine Parallele zum Matthäusevangelium hat.
Das Brandopfer betont also ein Opfer zur Verherrlichung Gottes. Jesus stellt sich hier gewissermaßen schon hinter das vollbrachte Werk. Man kann sagen, dass hier ein prophetisches Perfekt vorliegt. Diese sehr übliche Redeart im Alten Testament bei den Propheten stellt etwas Zukünftiges so dar, als sei es bereits vollendet. Damit wird die Sicherheit der Erfüllung betont.
„Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm“ bezieht sich auf sein Sterben am Kreuz. Dazu lesen wir auch Johannes 17, wo wir vor dem Kreuz die gleiche Art des Redens finden.
Die Verherrlichung Jesu und ihre Bedeutung
Wer liest Johannes 17, Vers 4?
„Ich habe dich verherrlicht auf Erden, das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue. Nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“
Auch hier wird deutlich, dass das Werk vollendet ist, obwohl es immer noch der Vorabend der Kreuzigung ist. „Ich habe dich verherrlicht auf der Erde, das Werk habe ich vollbracht.“ Das Opfer des Herrn Jesus ist vollbracht, und der Herr Jesus ist verherrlicht worden.
Daran wird deutlich, wer Jesus Christus ist: Er war bereit, alles bis zum Schluss zu geben. Durch ihn ist Gott verherrlicht worden, denn nie wurde deutlicher, wie wunderbar Gott ist – ein Gott, der bereit ist, seinen Sohn für eine verlorene Welt hinzugeben. Das ist ein herrlicher Gott.
Darum ist jetzt der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm. Doch nun geht es weiter: Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, so wird auch Gott ihn verherrlichen in sich selbst. Dies bezieht sich auf die Verherrlichung des Herrn Jesus.
Nach seiner tiefsten Erniedrigung hat Gott ihn hoch erhöht über alles und schließlich zu seiner Rechten in der Herrlichkeit des Himmels verherrlicht. Dazu lesen wir Philipper 2, Verse 5-11.
Dort finden wir zuerst die siebenfache Erniedrigung des Sohnes Gottes bis zum Tod und sogar bis zum Tod am Kreuz. Das ist der siebte Punkt. Danach folgt die Verherrlichung Gottes, wie Gott ihn verherrlicht hat.
Wer liest?
„Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christo Jesu war, welcher, als er in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst zu nichts machte und Knechtgestalt annahm, indem er in Gleichheit der Menschen geworden ist. Und in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst, indem er gehorsam wurde bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz.
Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen ist, auf dass in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der himmlischen und irdischen und unterirdischen, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist.“ (Philipper 2,5-11)
Die dreifache Verherrlichung Christi
Die Heiligung Gottes, des Vaters, ist in drei Phasen geschehen. Am dritten Tag nach der Kreuzigung hat Gott Christus auf herrliche und triumphale Weise von den Toten auferweckt. Vierzig Tage später wurde er erhöht durch die Himmelfahrt. Gott sagte zu ihm: „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege“, nach Psalm 110.
So haben wir diese dreifache Verherrlichung in drei Phasen: Auferweckung, Himmelfahrt und das Sitzen zu Rechten in der Majestät in der Höhe. Wenn wir zurückgehen zu Johannes 13,32, heißt es: „Wenn Gott verherrlicht ist in ihm, so wird auch Gott ihn verherrlichen in sich selbst.“ Und dann heißt es weiter: „Und alsbald wird er ihn verherrlichen.“ Das „und“ (griechisch „kai“) hat oft den Sinn einer Begründung oder Erklärung, also am besten übersetzt: „und zwar alsbald wird er ihn verherrlichen.“
Das erklärt nochmals, dass Gottes Verherrlichung nicht erst tausend Jahre später geschieht, wenn Christus einmal König auf Erden sein wird. Nein, die Verherrlichung Christi sollte alsbald nach dem Tod am Kreuz geschehen. Bis dahin eine Frage oder Bemerkung.
Weiter zu Vers 33: Jesus erklärt, dass er weggeht, eben zurück in die Herrlichkeit, wo er verherrlicht wird. Aber er sagt, seine Nachfolger können jetzt nicht mit ihm dorthin gehen. Petrus kann das nicht verstehen. In Vers 36 sagt er: „Ich bin sogar bereit, in den Tod zu gehen. Ich werde dir überall hin folgen.“ Dann folgt die ernüchternde Antwort: Wer liest nochmals Vers 38? Jesus antwortete ihm: „Du willst dein Leben für mich lassen? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, der Hahn wird nicht krähen, bis du mich dreimal verleugnet hast.“
Der Herr sagt also vielmehr: Du wirst zu Fall kommen. Du wirst nicht einmal den Mut haben, dich zu mir zu bekennen. Das war eine sehr schwierige Erfahrung für Petrus, die ihn zutiefst gedemütigt hat. Ausführlicher finden wir dazu etwas im Lukasevangelium in der Parallelstelle Lukas 22,31 und folgende. Wer liest?
„Der Herr aber sprach zu Simon: ‚Simon, Simon, siehe, der Satan hat euer Begehrt, euch zu sichten wie den Weizen. Ich aber habe für euch gebetet, dass euer Glaube nicht aufhöre. Und wenn du einst zurückgekehrt bist, so stärke deine Brüder!‘ Er aber sprach zu ihm: ‚Herr, mit dir bin ich bereit, auch ins Gefängnis und in den Tod zu gehen.‘ Er aber sprach: ‚Ich sage dir, Petrus, der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du mich dreimal verleugnet hast.‘“
Bis dahin. Der Herr spricht also nicht nur Simon Petrus an, sondern eigentlich alle seine Jünger und sagt: Der Satan hat euer Begehrt, euch zu sichten wie den Weizen. Was bedeutet sichten? Beim Sichten des Weizens wird zwischen dem brauchbaren Korn und der Spreu unterschieden. Der Satan testet also die Echtheit der Jünger. Aber das geschieht nicht nur bei Simon, sondern bei allen Jüngern.
Der Herr warnt jedoch ganz besonders Simon, der als Führer unter den Zwölfen gilt. Er sollte besonders getestet werden und dabei zu Fall kommen, indem er den Herrn verleugnet. Er hatte sich über die anderen gestellt und gesagt, er sei bereit, sogar in den Tod zu gehen. Gerade deshalb sollte er einen speziellen Test erleben.
Der Herr sagt dann ganz persönlich: „Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ Übrigens sieht man hier, warum bei englischen Übersetzungen das Altenglisch manchmal nützlich ist. Im modernen Englisch heißt es zweimal „you“, sodass man nicht erkennt, ob Einzahl oder Mehrzahl gemeint ist. Der Herr sagt einmal in der Mehrzahl: „Der Satan hat euer begehrt“, und dann in der Einzahl: „Ich habe für dich gebetet.“ Deshalb ist im Altenglischen „thou“ für die Einzahl verwendet.
Der Herr betet, dass der Glaube von Petrus nicht aufhöre, obwohl Petrus zu Fall kommt. Wir wissen, wie es dann in der schwierigen Situation im Hof des Hohenpriesters war: Petrus hatte Angst, dass er nun auch noch drankommen könnte, und verleugnete Jesus. Er erkannte diesen Jesus Christus überhaupt nicht.
Es gab jedoch eine Wiederherstellung bei Petrus. Wir lesen gerade noch in Lukas 22,54 bis 62. Wer liest?
„Sie ergriffen ihn aber und führten ihn hin und brachten ihn in das Haus des Hohenpriesters. Petrus aber folgte von fern. Als sie aber mitten im Hof ein Feuer angezündet hatten und sich zusammengesetzt hatten, setzte sich Petrus in ihre Mitte. Es trat eine Magd zu ihm, sah ihn an und sprach: ‚Auch dieser war mit ihm.‘ Er aber leugnete und sagte: ‚Frau, ich kenne ihn nicht.‘ Kurz darauf sah ihn ein anderer und sprach: ‚Auch du bist einer von ihnen.‘ Petrus aber sprach: ‚Mensch, ich bin es nicht.‘ Nach etwa einer Stunde behauptete ihn ein anderer und sagte: ‚In Wahrheit, auch dieser war mit ihm, denn er ist auch ein Galiläer.‘ Petrus aber sprach: ‚Mensch, ich weiß nicht, was du sagst.‘ Und zugleich, während er noch redete, krähte der Hahn. Der Herr wandte sich um und blickte Petrus an. Petrus gedachte an das Wort des Herrn, wie er zu ihm gesagt hatte: ‚Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.‘ Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.“
Das Erstaunliche ist, Petrus war im Hof draußen, der Herr war drinnen. Es gab dieses inoffizielle Verhör vor Kajafas, weil nach jüdischem rabbinischem Recht keine Gerichtsverhandlung über Leben und Tod nachts stattfinden durfte. Darum fand die Vorabklärung in einem Privathaus statt, ohne dass es eine eigentliche Gerichtsverhandlung war.
Plötzlich gab es einen Sichtkontakt: Der Herr blickte Petrus an, was zum Zusammenbruch bei Petrus führte. Er ging hinaus und weinte bitterlich. Danach folgte die öffentliche Verhandlung am Morgen und die Kreuzigung.
Wie ging es weiter mit Petrus? Wo war der nächste Kontakt des Herrn mit Petrus nach diesem Zusammenbruch? Ab der Auferstehung. Wann genau? Am See, als sie fischten. War das das erste Mal? Es gab verschiedene Male, an denen der Herr sich als Auferstandener zeigte. Das Ganze erstreckte sich über vierzig Tage, in denen der Herr nach seiner Auferweckung erschienen ist.
Der Herr ging nach Galiläa und sagte zu Petrus und den anderen: Wo traf der Herr persönlich zum ersten Mal Petrus? Als die Tür verschlossen war im Obersaal. Dort war er aber zusammen mit allen anderen Aposteln. War Petrus bei den Emmausjüngern? Nein, Petrus war nicht bei den Emmausjüngern, die zwei weiteren Nachfolgern außerhalb des Kreises der Zwölfe.
Wann erschien Jesus dem Simon? Am Auferstehungstag, aber in einem Moment, der nirgends sonst in den Evangelien beschrieben wird. Es war eine Begegnung, über deren Inhalt wir nichts wissen. Das ist erstaunlich; es liegt ein Schleier darüber. Wir wissen nur, dass diese Begegnung stattgefunden hat, wie wir aus Lukas 24 und 1. Korinther 15 sehen. Aber was dort gesprochen wurde, wissen wir nicht. Es war nur zwischen Petrus und seinem Herrn allein.
Später, wie schon erwähnt, gab es die Begegnung am See Genezareth, dem See von Tiberias, in Johannes 21. Dort spricht der Herr mit Petrus im Beisein anderer Apostel.
Schlagen wir kurz auf Johannes 21,15-18. Wer liest?
„Als sie nun gefrühstückt hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: ‚Simon, Sohn Jonas, liebst du mich mehr als diese?‘ Er spricht zu ihm: ‚Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.‘ Er spricht zu ihm: ‚Weide meine Lämmer!‘ Wiederum spricht er zum zweiten Mal zu ihm: ‚Simon, Sohn Jonas, liebst du mich?‘ Er spricht zu ihm: ‚Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.‘ Er spricht zu ihm: ‚Hüte meine Schafe!‘ Er spricht zum dritten Mal zu ihm: ‚Simon, Sohn Jonas, hast du mich lieb?‘ Petrus wurde traurig, als er zum dritten Mal gefragt wurde: ‚Hast du mich lieb?‘ und sprach zu ihm: ‚Herr, du weißt alles, du erkennst, dass ich dich lieb habe.‘ Jesus spricht zu ihm: ‚Weide meine Schafe! Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürteltest du dich selbst und wandeltest, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst.‘ Dies aber sagte er andeutend, mit welchem Tode er Gott verherrlichen sollte. Und als er dies gesagt hatte, spricht er zu ihm: ‚Folge mir nach!‘“
Im Beisein anderer Jünger stellt der auferstandene Simon Petrus die Frage: Liebst du mich mehr als diese? Das ist eine Anspielung auf den Vorabend, als Petrus gesagt hatte, er werde sogar sein Leben lassen, in Überheblichkeit. Der Herr fragt, ob er ihn mehr liebt als die anderen.
Petrus antwortet: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Im Grundtext ist das ein anderes Wort: Der Herr fragt „Liebst du mich?“ (agapao), Petrus sagt „Ich habe dich lieb“ (phileo). Agapao ist die starke Liebe, Phileo bedeutet Zuneigung. Petrus wagt nicht zu sagen, dass er Agapao liebt, sondern nur Phileo.
Der Herr gibt ihm den Auftrag: Weide meine Lämmer – einen Hirtendienst an jungen Gläubigen. Dann fragt er nochmals: Liebst du mich? Diesmal nicht mehr „mehr als diese“, und wieder benutzt er Agapao. Petrus antwortet erneut mit Phileo.
Der Herr gibt erneut den Auftrag: Hüte meine Schafe – den Dienst an erwachsenen Gläubigen, die manchmal eigensinnig sein können und gehütet werden müssen.
Dreimal fragt der Herr, ob Petrus ihn liebt. Beim dritten Mal wird Petrus traurig, da er nicht mehr weiterkommt als Phileo zu sagen. Der Herr gibt den Auftrag: Weide meine Schafe.
Dann gibt der Herr einen Hinweis auf Petrus’ Tod als Märtyrer: „Als du jünger warst, gürteltest du dich selbst und wandeltest, wohin du wolltest. Wenn du alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst.“ Johannes erklärt, dass dies andeutet, mit welchem Tod Petrus Gott verherrlichen sollte. Petrus wurde im Jahr 66 oder 67 durch Kaiser Nero mit dem Kopf nach unten gekreuzigt.
Petrus hatte gesagt, er sei bereit, sein Leben für Jesus zu lassen. Der Herr sagt ihm: Du kannst mir jetzt noch nicht folgen, aber in dieser Nacht wirst du mich dreimal verleugnen. Doch der Herr hatte für ihn gebetet, dass er durch diesen Fall seinen Hochmut überwinde, eine gesunde Demut bekomme und sein Glaube nicht aufhöre. Wir haben in Lukas 22 gelesen: „Wenn du einst zurückgekehrt bist, stärke deine Brüder!“ Das ist der Hirtendienst.
Die Wiederherstellung geschah also in Phasen. Petrus brach zusammen, als er noch in derselben Nacht vor der Kreuzigung den Herrn gesehen hatte. Das hat ihn zutiefst getroffen, und er weinte bitterlich. Doch damit war die Wiederherstellung noch nicht vollendet.
Es ist wichtig zu verstehen, dass eine gravierende Sünde im Glaubensleben nicht einfach durch ein Bekenntnis erledigt ist. Natürlich ist in dem Moment, in dem jemand seine Sünde aufrichtig bekennt, Vergebung da, wie es in 1. Johannes 1,9 heißt: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“ Aber eine Wiederherstellung umfasst mehr. Gott muss auch innerlich ein Werk tun.
So brauchte es diese spezielle Begegnung des Herrn mit Petrus, von der wir nichts wissen. Wir wissen nicht, was gesprochen wurde. Dann brauchte es die Wiederherstellung im Beisein anderer, damit auch die anderen realisieren konnten, dass mit Petrus etwas geschehen war, dass er sich nicht mehr über sie stellte, wie früher. Das überzeugte auch die anderen und weckte Vertrauen.
Ab Pfingsten wurde Petrus ein kraftvolles, mächtiges Zeugnis für seinen Herrn. So mächtig, dass er öffentlich im Tempel predigen konnte: „Ihr habt den Gerechten verleugnet!“ Schauen wir in Apostelgeschichte 3,13, es war kurze Zeit nach Pfingsten bei einer großen Volksversammlung im Tempel zu Jerusalem. Wer liest Vers 13?
„Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr überantwortet und verleugnet habt vor Pilatus, der ihn loslassen wollte.“
Da hätte sich jemand melden können: „Du, Petrus, wie war das mit dir im Hof von Kajafas?“ Aber warum konnte er so sprechen? Weil er eine wirkliche innere Wiederherstellung erlebt hatte. Er hatte den Herrn verleugnet, aber Vergebung bekommen, echte Reue empfunden und bitterlich geweint. Es waren keine Krokodilstränen, denn Tränen der Traurigkeit sind ein typisches menschliches Merkmal. Das machte deutlich, dass es echte Umkehr und Wiederherstellung war.
Darum konnte Petrus später auch genau diese Sünde, in die er gefallen war, öffentlich anprangern. Die moralische Kraft war ihm durch die vollständige Wiederherstellung zurückgegeben worden.
In Johannes 13 sehen wir den Kontrast zwischen Judas, der den Oberen Saal verlassen hatte, und Petrus, zwei Führer unter den Nachfolgern des Herrn. Von den vielen Jüngern wurden zwölf besonders auserwählt, die Führer sein sollten. Zwei Führer kamen zu Fall: Judas und Petrus.
Wo war die nächste Begegnung, nachdem Judas hinausgegangen war? Johannes 13,30: „Er ging alsbald hinaus, es war aber Nacht.“ Wo war die nächste Begegnung? Beim Garten Gethsemane. Schlagen wir Matthäus 26,47-50 auf. Wer liest?
„Während er noch redete, siehe, da kam Judas, einer der Zwölf, und mit ihm eine große Menge mit Schwertern und Stöcken, von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes. Judas hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: ‚Wen ich küsse, der ist es.‘ Und sogleich trat er zu Jesus und sprach: ‚Sei gegrüßt, Rabbi!‘ und küsste ihn. Jesus aber sprach zu ihm: ‚Freund, wozu bist du gekommen?‘“
Judas begrüßt den Herrn mit einem herzlichen Kuss, nicht nur flüchtig, sondern sehr innig. Oft spricht man vom Judas-Kuss, doch beides ist grausam: der Kuss und der Judas-Gruß. Im Altgriechischen ist das „cheire, Rabbi“, was „Freue dich, Rabbi“ bedeutet. Wahrscheinlich sprach Judas Hebräisch oder Aramäisch, „Shalom Rabbi“ oder „Schlama Rabbi“, was Frieden oder Wohlergehen bedeutet. Angesichts des Kreuzestodes ist das grausam.
Wie reagiert der Herr? Er schaut Judas an und sagt: „Freund, wozu bist du gekommen?“ Nicht „Feind“, sondern „Freund“. Das ist ein entscheidender Unterschied zu Petrus’ Zusammenbruch.
Später, als Judas sieht, dass seine Rechnung nicht aufgeht und Jesus nicht freikommt, bekommt er Gewissensbisse. Schauen wir Matthäus 27,3:
„Er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und Ältesten zurück und sagte: ‚Ich habe gesündigt, denn ich habe schuldloses Blut überliefert.‘ Sie aber sagten: ‚Was geht uns das an? Sieh du zu!‘ Und er warf die Silberlinge in den Tempel, ging weg und erhängte sich.“
Judas’ Reue führt ihn in den Tod. Er suchte bei den Priestern Vergebung, nicht bei Gott. Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist Gott treu und gerecht, uns zu vergeben. Judas suchte Hilfe bei Menschen und geriet in Verzweiflung.
Ein entscheidender Vers in diesem Zusammenhang ist 2. Korinther 7,10. Wer liest?
„Denn die Betrübnis nach Gottes Sinn bewirkt eine nie zu bereuende Buße zum Heil; die Betrübnis der Welt aber bewirkt den Tod.“
Hier werden zwei Arten von Reue unterschieden: eine gottgemäße, die zum Heil führt, und eine weltliche, die zum Tod führt. In der Gegenüberstellung von Judas und Petrus sehen wir genau diese beiden Arten: Petrus erfährt Wiederherstellung, Judas endet im Tod.
Es gibt auch alttestamentliche Beispiele von Menschen, die ihre Sünde bekannten, aber tragisch endeten. Saul sagte: „Ich habe gesündigt“, aber bat zugleich, ihn bei den Ältesten zu ehren. Er hatte keine gottgemäße Buße und endete im Selbstmord (1. Samuel 31). Ein weiteres Beispiel ist Pharao in Ägypten, der während der zehn Plagen sagte: „Ich habe gesündigt“, aber keine echte Buße zeigte und im Schilfmeer ertrank.
Wir sehen also: Beide sind gefallen, aber Petrus hat das Ziel erreicht. Aus der Bibel wissen wir, dass Petrus ein echter Gläubiger war, Judas nicht. In Johannes 17 nennt Jesus Judas „den Sohn des Verderbens“ (Johannes 17,12), ein schlimmer Titel, der nur noch dem Antichristen in 2. Thessalonicher 2 gegeben wird.
Woran erkennen wir, dass Petrus ein echter Gläubiger war? Der Herr hat ihm den Hirtendienst anvertraut. In Johannes 13, bei der Fußwaschung erklärt Jesus Petrus, dass, wenn er seine Füße nicht wäscht, er keinen Teil mit ihm hat. Petrus wollte, dass auch Hände und Haupt gewaschen werden, aber Jesus sagte in Vers 10:
„Wer gebadet ist, braucht nur die Füße zu waschen, denn er ist ganz rein. Ihr seid rein, aber nicht alle.“
Jesus wusste, dass nicht alle rein waren, denn er kannte den, der ihn überlieferte – Judas. Petrus gehörte zu denen, die rein waren, die das Bad der Wiedergeburt erlebt hatten.
Letztes Mal haben wir gesehen, dass das Ritualbad ein Bild für die Wiedergeburt ist (Titus 3,4). Jesus sagte zu Petrus: „Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ Wir machen nach der Pause weiter.
Vor der Pause sprachen wir darüber, dass der Glaube von Petrus durch das Gebet des Herrn bewahrt wurde. Später schreibt Petrus in seinem ersten Brief, 1. Petrus 1,3-5. Wer liest?
„Gepriesen sei der göttliche Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergezeugt hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten, zu einem unvergänglichen, unbefleckten und unverwelklichen Erbteil, das in den Himmeln aufbewahrt ist für euch, die ihr durch Gottes Macht durch Glauben bewahrt werdet zur Errettung, die bereit ist, in den letzten Tagen offenbar zu werden. Darin freut ihr euch, obwohl ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn nötig, betrübt seid durch mancherlei Versuchungen, damit die Bewährung eures Glaubens viel kostbarer als Gold werde, das vergeht, aber durch Feuer geprüft wird, zum Lob und zur Herrlichkeit und Ehre bei der Offenbarung Jesu Christi. Ihn liebt ihr, obwohl ihr ihn nicht gesehen habt; an ihn glaubt ihr, obwohl ihr ihn jetzt nicht seht, und freut euch mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude, indem ihr das Ende eures Glaubens, die Errettung der Seelen, erlangt. Die ihr durch Gottes Macht durch Glauben bewahrt werdet zur Errettung bis zum Schluss.“
Petrus erklärt, dass die Wiedergeborenen durch Gottes Macht bewahrt werden, damit sie das Ziel erreichen. Das geschieht durch den Glauben, der in ihnen erhalten bleibt und durch Gottes Macht bewahrt wird.
Petrus war gefallen. Wäre sein Glaube aus eigener Kraft gewesen, hätte er aufgehört. Aber weil er wiedergeboren war, bewahrte Gottes Macht seinen Glauben.
Als Gegensatz sehen wir in Lukas 8 das Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld. Dort werden verschiedene Arten von Menschen dargestellt. Die echten Wiedergeborenen sind Menschen, deren Herz guter Boden ist.
Was lesen wir in Verbindung mit dem Felsen? Lukas 8,13:
„Die auf den Felsen fallen, sind die, die das Wort mit Freuden aufnehmen, aber keine Wurzel haben. Sie glauben nur eine Zeit lang, dann fallen sie ab.“
Sie glauben, aber sind nicht wiedergeboren, denn das ist nicht guter Boden. Sie nehmen das Wort mit Freuden auf, haben aber keine Wurzel. Sie glauben eine Zeit, fallen aber in der Prüfung ab.
Das hilft bei der Frage: Kann ein Gläubiger verloren gehen? Man muss fragen: Kann ein Wiedergeborener verloren gehen? Die Antwort lautet: Nein, weil er durch Gottes Macht bewahrt wird durch Glauben bis zur letzten Zeit.
Im Kontrast zu Petrus und Judas: Judas erreichte das Ziel nicht, er war der Sohn des Verderbens. Wenn der Nährboden anders ist, kann es sein, dass eine Pflanze gedeiht und die andere nicht. Ein Wiedergeborener kann auf Abwege kommen, aber Gottes Gnade wird ihn durch Nöte hindurch zurückholen.
Das Gleichnis zeigt grundsätzlich, dass es möglich ist, einen steinigen Boden zu haben, das Wort mit Freuden aufzunehmen, aber keinen Glauben zu bewahren. Jahre oder Jahrzehnte sieht man keine Lebenszeichen.
Das gibt eine Antwort: Ja, es gibt diese Möglichkeit.
Die anderen Jünger waren überzeugt, Judas sei ein echter Jünger. Sie hatten nicht realisiert, dass er ein Dieb war. Zwei Führer kamen zu Fall: Judas und Petrus. Das war eine unglaubliche Krisenzeit.
Die Jünger hatten nicht erwartet, dass der Herr sterben würde. Ihr Wunsch war, dass er König sei. Der Herr hatte zwar über sein Sterben gesprochen, aber ihre Herzen waren verhärtet, obwohl sie echte Gläubige waren. Die Passion erschütterte ihren Glauben.
Der Satan hat euer Begehrt, euch zu sichten wie den Weizen. Alle wurden durchgeschüttelt, besonders der Herr selbst, der gekreuzigt wurde, und zwei aus den Zwölfen, Judas und Petrus, kamen zu Fall.
Man hätte in einer solchen Situation durchdrehen können. Doch der Herr sagt in Johannes 14,1: „Euer Herz werde nicht bestürzt; ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich.“
Das war eine Vorbereitung auf die schweren Stunden, die zur größten Krise führten.
Der Herr sagt: Euer Herz werde nicht bestürzt. Das ist auch heute wichtig. Es kann geschehen, dass Menschen, die man bewundert hat, zu Fall kommen. Das darf unseren Glauben nicht zerstören.
Unser Glaube darf nicht auf Menschen gegründet sein, sondern allein auf dem Felsen Christus. Dann wird er nicht zerstört, wenn solche Führer zu Fall kommen.
Nun noch eine Frage: Wie kann ich erkennen, ob ich wirklich gläubig oder wiedergeboren bin? Es gibt verschiedene Möglichkeiten.
Ein erster Punkt ist 1. Johannes 5,13: „Dies habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes.“
Es ist also möglich zu wissen, ob man ewiges Leben hat. Manche sagen, das wäre Hochmut, wenn man das sagt. Aber der Apostel Johannes schreibt, dass wir wissen sollen, dass wir ewiges Leben haben, wenn wir an den Sohn Gottes glauben.
Ein Kennzeichen eines wahren Gläubigen ist, dass er an Jesus Christus, den Sohn Gottes, glaubt und dass der Sohn Gottes für ihn am Kreuz gestorben ist.
Wer seine persönliche Schuld Jesus bekannt hat, bereut und ihn als Retter angenommen hat, hat die Basis. Wenn das nicht vorhanden ist, kann man nicht von echtem Glauben sprechen.
Es gibt weitere Kennzeichen im 1. Johannesbrief. 1. Johannes 4,6: „Wer Gott erkennt, hört uns; wer nicht aus Gott ist, hört uns nicht. Daran erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums.“
Hier geht es um Irrlehrer und falsche Propheten. Johannes sagt: „Wir Apostel sind aus Gott, und wer Gott kennt, hört uns.“ Ein Wiedergeborener akzeptiert die Bibel als Autorität und ist bereit, gehorsam zu sein. Wer sagt, die Bibel sei veraltet, ist nicht wiedergeboren.
Ein drittes Kennzeichen ist 1. Johannes 5,1: „Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, ist aus Gott geboren. Und wer den liebt, der ihn geboren hat, liebt auch die, die aus ihm geboren sind.“
Ein weiteres Kennzeichen ist, dass man die anderen Gläubigen liebt. Das geschieht bei einer echten Bekehrung. Ein Wiedergeborener sucht Gemeinschaft mit echten Christen, fühlt sich wohl unter ihnen und sucht den Gottesdienst.
Diese Liebe zu den Erlösten ist ein entscheidendes Kennzeichen des neuen Lebens.
Nach der Bekehrung des Saulus waren sich manche nicht sicher, ob sie echt war. Gott gibt in Apostelgeschichte 9 wichtige Hinweise.
Die Bekehrungsgeschichte Saulus’ ist in Apostelgeschichte 9 beschrieben. Wer liest Vers 11?
„Der Herr aber sprach zu Ananias: ‚Steh auf und geh in die Straße, die Gerade genannt wird, und frag im Haus des Judas nach Saulus von Tarsus, denn siehe, er betet.‘“
Saulus hatte eine lebendige Gebetsbeziehung zum Herrn. Das ist ein Zeichen echten Glaubens.
Ein viertes Zeichen und ein fünftes im gleichen Kapitel, Vers 20: Saulus predigt in den Synagogen, dass Jesus der Christus ist. Er hat das Bedürfnis, die frohe Botschaft anderen zu erzählen.
Ein sechstes Zeichen in Vers 22: Saulus gewinnt an Kraft und überzeugt die Juden in Damaskus, dass Jesus der Christus ist. Sein Glaube entwickelt sich.
Das Wachstum im Glauben ist normal. Ein Baby, das geboren wird, entwickelt sich. Auch der Gläubige wächst im Glauben, Erkenntnis, Nachfolge und Heiligung.
Diese sechs Punkte können helfen, Klarheit zu gewinnen.
Es gibt noch mehr. Ein siebtes Beispiel ist 2. Timotheus 2,19: „Der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: ‚Der erkennt, der sein Sinn ist.‘ Und: ‚Jeder, der den Namen des Herrn anruft, stehe ab von aller Ungerechtigkeit!‘“
Ein wichtiger Punkt: Steht jemand von der Ungerechtigkeit ab oder lebt er in ihr? Heute gibt es Probleme, dass manche behaupten, gläubig zu sein, aber in Sünde leben.
Zum Beispiel in einer evangelikalen Kirche in der französischen Schweiz leben immer mehr junge Leute unverheiratet zusammen. Sie wissen, dass es falsch ist, aber wissen nicht, was sie tun sollen.
Solche Personen sollten nicht am Abendmahl teilnehmen. Das Problem wächst.
Man muss sagen, dass niemand wiedergeboren ist, der bewusst in Sünde lebt. Der Herr kennt die Seinssinn, und jeder, der den Namen des Herrn nennt, soll sich von der Ungerechtigkeit abwenden.
Neues Leben zeigt sich darin, dass man sich bewusst von Sünde abkehrt und sie radikal verurteilt.
Roger wollte noch etwas zu den Tränen von Petrus sagen, der bitterlich weinte, und zum Beispiel Esau. Ja, das ist in Hebräer 12,16-17.
Wer liest?
„Dass nicht jemand ein Ura sei oder ein Gottloser wie Esau, der sein Erstgeburtsrecht verkaufte, denn er wusste, dass er auch danach, als er den Segen ererben wollte, verworfen wurde; denn er fand keinen Raum für Buße, obwohl er ihn mit Tränen eifrig suchte.“
Esau bereute später, dass er sein Erstgeburtsrecht verkauft hatte, und weinte. Aber er fand keinen Raum für Buße. Die Tränen bezogen sich auf den Segen, den er mit Tränen suchte, nicht auf die Buße.
Das war Trauer über die Folgen der Sünde, aber keine Reue über die Sünde selbst. Gott erwartet Reue über die Sünde an sich, das ist gottgemäße Reue.
Zurück zu Johannes: Hat Jesus nicht gesagt, dass die Sünde des Judas nicht vergeben werden kann? Nein, das wird so nicht gesagt.
Die unvergebbare Sünde steht im Zusammenhang mit der Lästerung des Geistes, die in Matthäus 12 erwähnt wird. Dort geht es darum, dass die Pharisäer Jesus als Messias ablehnten und sein Werk als Teufelswerk bezeichneten, obwohl er einen stummen Besessenen heilte.
Im Judentum versuchte man, Dämonen auszutreiben, indem man ihren Namen erfragte. Ein stummer Besessener konnte nicht geheilt werden. Nur der Messias konnte das.
In Matthäus 12 heißt es, dass jede Sünde vergeben werden kann, außer der Lästerung des Geistes – die bewusste und endgültige Ablehnung des Erlösers. Diese Ablehnung ist endgültig, daher keine Wiederherstellung möglich.
Bei Judas war das nicht so. Als Judas den Bissen nahm, fuhr der Satan in ihn. Er wurde besessen, aber das wäre noch kein endgültiger Verlust gewesen. Judas hatte noch eine Chance, als der Herr zu ihm sagte: „Freund, wozu bist du gekommen?“ Diese Chance nahm er nicht wahr.
Im Rahmen der Fußwaschung waren Petrus und die Jünger schon wiedergeboren.
Ist Wiedergeburt nicht erst mit Pfingsten verbunden? Ja und nein. Pfingsten ist das Neue, weil der Heilige Geist kommt, um in den Gläubigen zu wohnen. Im Alten Testament kam der Heilige Geist zeitweise auf bestimmte Gläubige, aber nur vorübergehend.
Pfingsten brachte eine neue Dimension: Der Heilige Geist wohnt dauerhaft im Gläubigen.
Der Empfang des Heiligen Geistes ist aber nicht dasselbe wie die Wiedergeburt. Wiedergeburt bedeutet, Leben aus Gott zu haben, und dieses Leben ist der Sohn Gottes selbst.
In Johannes 14,6 sagt Jesus: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“
In Johannes 5,13 steht: „Dies habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt.“ Das bedeutet, den Sohn Gottes als das Leben aus Gott zu besitzen.
Es sind zwei Gaben Gottes: Das Leben aus Gott (Wiedergeburt) und der Empfang des Heiligen Geistes. Sie gehören zusammen, sind aber biblisch zu unterscheiden.
Im Alten Testament war das Thema Wiedergeburt bekannt, wie in Hesekiel 36 erläutert. Menschen, die sich bekehrten, bekamen Leben aus Gott. So konnten David, Mose und Joseph als Gläubige leben.
Was sie nicht hatten, war die Gabe des Heiligen Geistes, wie wir sie ab Pfingsten haben. Das Leben und die Fähigkeit, gottgemäß zu leben, hatten sie dennoch.
Waren sie also bei der Fußwaschung versiegelt? Nein, den Heiligen Geist empfingen sie erst ab Apostelgeschichte 2, aber sie waren rein im Sinn der Wiedergeburt.
Diese Unterscheidung zwischen Wiedergeburt und Empfang des Heiligen Geistes gilt nur für die Zeit vor Pfingsten.
Nach Pfingsten fällt das zusammen. Alle, die sich nach Pfingsten bekehren, empfangen den Heiligen Geist gleichzeitig mit der Wiedergeburt.
Sehr gut, danke! Das ist wichtig. Es darf nicht den Eindruck erwecken, dass man bekehrt sein und wiedergeboren werden kann, ohne den Heiligen Geist zu empfangen.
Epheser 1,13 sagt:
„Nachdem ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, das Evangelium eures Heils, und wenn ihr geglaubt habt, seid ihr versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der das Unterpfand unseres Erbes ist zur Erlösung des erworbenen Besitzes.“
Johannes 3,16 ergänzt: „Damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“
Mit dem Glauben ans Evangelium hat man ewiges Leben, und man wird versiegelt mit dem Heiligen Geist. Sachlich sind das zwei Werke Gottes am Menschen, die aber zusammengehören.
In Apostelgeschichte 19 gab es Jünger des Täufers Johannes, die gläubig waren, aber nur den alttestamentlichen Glauben kannten. Sie mussten das Neue Testament erklärt bekommen und empfingen dann den Heiligen Geist.
Das kann man nicht auf unsere heutige Situation übertragen. Es war der Übergang vom Alten zum Neuen Testament.
Wir haben noch etwas in Johannes 13 ausgelassen, nämlich das neue Gebot. Johannes 13,34: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“
Warum ein neues Gebot? Liebe gab es auch im Alten Testament, und Jesus sprach schon zuvor über Liebe. Aber hier ist die Liebe mit dem Maßstab verbunden: „Wie ich euch geliebt habe.“ Jesus war bereit, alles zu geben, bis zum Tod. Das schließt den Kreis zum Anfang des Kapitels.
Johannes 13,1: „Vor dem Passahfest erkannte Jesus, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt zum Vater ging. Wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.“
Die Liebe des Herrn ging bis zum Letzten, bis zum Tod. „Telos“ bedeutet Ende oder Tod.
Das neue Gebot ist ein Gebot zur Liebe, die dem Maßstab der Liebe des Herrn entspricht, die bis zum Tod ging. Das ist neu seit dem Tod des Herrn.
Das ist der Maßstab, den der Herr seinen Nachfolgern gibt.
Wie wir in 1. Johannes 5,1 gelesen haben, ist die Liebe zu den Wiedergeborenen ein entscheidendes Kennzeichen des neuen Lebens.
Diese Liebe soll auch ein spezielles Erkennungszeichen für die Welt sein, um die wahren Jünger zu erkennen.
Es heißt wörtlich: „Daran werden alle erkennen, dass ihr mir Jünger seid.“ Das bedeutet, dass ihr Jünger seid, die der Herr wirklich anerkennt.
Wir sind am Ende der Zeit. Vielleicht noch eine wichtige Frage zum Schluss, dann fahren wir nächsten Monat mit Johannes 14 weiter.
Wir haben gesehen, wie der Übergang ist: Der Herr beginnt in Kapitel 14 mit der Ermutigung: „Euer Herz werde nicht bestürzt.“ Das hängt zusammen mit dem Fall dieser Führer.
Wenn heute Menschen, die wir bewundern, zu Fall kommen, darf unser Glaube nicht Schaden nehmen. Unser Glaube muss allein auf Christus gegründet sein.
Dann wird er nicht zerstört, wenn solche Führer fallen.
Wollen wir noch zum Schluss beten?
Die Prüfung und Wiederherstellung des Petrus
Ja, bis dahin. Der Herr spricht nicht nur Simon Petrus an, sondern eigentlich alle seine Jünger und sagt, der Satan hat euer Begehrt, euch zu sichten wie den Weizen. Was bedeutet sichten? Sieben? Ja, was geschieht beim Sichten des Weizens? Es wird sortiert zwischen dem, was brauchbar ist, dem eigentlichen Korn, und dem, was Spreu ist.
Also testet der Satan euch auf Echtheit hin. Das bedeutet das. Aber das geschieht nicht nur bei Simon. Nicht nur seine Echtheit soll getestet werden, sondern überhaupt die Echtheit aller Jünger. Nur warnt der Herr ganz besonders Simon. Er war ja eigentlich, könnte man sagen, der Führer unter den Zwölfen – also der Führer unter diesen Führern – und er sollte ganz besonders getestet werden. Dabei sollte er zu Fall kommen, indem er den Herrn schließlich verleugnet.
Er hat sich über die anderen gestellt. Er sagt, wenn sich alle quasi an dir ärgern, werde ich mich nicht ärgern. Ich bin bereit, in den Tod zu gehen. Gerade darum sollte er einen speziellen Test erleben. Aber der Herr sagt dann ganz persönlich: „Ich habe, ich aber habe für dich gebetet, auf dass dein Glaube nicht aufhöre.“
Übrigens sieht man hier, warum bei englischen Übersetzungen Altenglisch manchmal doch nützlich ist. Wenn man das im modernen Englisch liest, heißt es beides Mal „you“. Da weiß man nicht, ob es Einzahl oder Mehrzahl ist. Aber der Herr sagt einmal in der Mehrzahl: „Der Satan hat euer Begehrt, euch zu sichten wie den Weizen.“ Das ist eine Mehrzahl. Dann sagt er: „Ich habe für dich gebetet.“ Und darum ist es in Englisch eben „Thou“ für dich in der Einzahl.
Der Herr betet, dass der Glaube nicht aufhört, obwohl Petrus zu Fall kommt. Wir wissen, wie das gegangen ist: In der schwierigen Situation im Hof des Hohenpriesters hatte Petrus Angst, dass er nun auch noch drankommen könnte, und hat geleugnet. Er erkannte diesen Jesus Christus überhaupt nicht.
Aber es gab eine Wiederherstellung bei Petrus. Wir lesen gerade noch in Lukas 22, gerade als das auch geschehen ist. Lesen wir Vers 54 bis 61: „Sie ergriffen ihn aber und führten ihn hin und brachten ihn in das Haus des Hohenpriesters. Petrus aber folgte von fern. Als sie aber mitten im Hof ein Feuer angezündet hatten und sich zusammengesetzt hatten, setzte sich Petrus in ihre Mitte.
Es sei ihm aber eine Frau, die ihn betrachtete und scharf ansah, und sie sprach: ‚Auch dieser war mit ihm.‘ Er aber leugnete und sagte: ‚Frau, ich kenne ihn nicht.‘ Um kurz darauf sah er einen anderen und dieser sprach: ‚Auch du bist einer von ihnen.‘ Petrus aber sagte: ‚Mensch, ich bin’s nicht.‘ Nach Verlauf von etwa einer Stunde behauptete ein anderer: ‚In Wahrheit, auch dieser war mit ihm, denn er ist auch ein Galiläer.‘ Petrus aber sagte: ‚Mensch, ich weiß nicht, was du sagst.‘
Und zugleich, während er noch redete, krähte der Hahn. Und der Herr wandte sich um und blickte Petrus an. Petrus gedachte an das Wort des Herrn, wie er zu ihm gesagt hatte: ‚Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.‘“
Und in Vers 62 heißt es: „Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.“
Das Erstaunliche ist: Petrus war im Hof draußen, der Herr war drinnen. Es hat dieses inoffizielle Verhör vor Kajaphas gegeben, denn nach jüdischem rabbinischem Recht durfte man bei Angelegenheiten über Leben und Tod nachts keine Gerichtsverhandlung führen. Darum gingen sie nicht in den Gerichtshof, in den Tempel oder in die königliche Säulenhalle, sondern machten als Vorabklärung ein Verhör in einem Privathaus. Die ganze Arbeit, ohne dass es eine Gerichtsverhandlung war.
Nun gab es plötzlich noch einen Sichtkontakt. Der Herr blickt herum, sieht Petrus, es gibt Augenkontakt, und das führt zum Zusammenbruch bei Petrus. Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.
Dann kam das ganze öffentliche Verhör am Morgen, und danach die Kreuzigung.
Die Begegnungen des auferstandenen Petrus
Und wie geht es weiter mit Petrus? Wo ist der nächste Kontakt des Herrn mit Petrus nach diesem Zusammenbruch? Ab der Auferstehung? Ja, wann genau? Am See, als sie das Fischen machen. War das das erste Mal? Es gibt ja verschiedene Gelegenheiten, an denen der Herr sich als Auferstandener gezeigt hat. Das Ganze erstreckt sich über diese vierzig Tage, in denen der Herr nach seiner Auferweckung erschienen ist.
Schon der Auftrag geht hin nach Galiläa und richtet sich an Petrus und die anderen. Aber wo trifft der Herr zum ersten Mal persönlich Petrus? Als die Tür verschlossen war im Obergemach. Dort war er aber zusammen mit allen anderen Aposteln. Wird das nicht bei den Emmausjüngern erwähnt? Bei den Emmausjüngern war Petrus nicht dabei. Danach erscheint der Herr den Elf, ja, wieder zusammen. Aber es gibt noch ein Ereignis, nachdem Maria Magdalena den Herrn gesehen hatte. Dann kam doch Petrus auch zum Grab, oder?
Ja, aber er kam nur zum Grab, sah, dass es leer war, und ging dann nach Hause. Das steht in Lukas 24, Vers 34. Aber da sind wir bei den Elf zusammen, ja? Noch früher. Er ist wirklich auferstanden und dem Simon erschienen. So, jawohl, gut, schauen wir noch einmal in Lukas 24, Vers 34. Dort heißt es: „Der Herr ist wirklich auferstanden und dem Simon erschienen.“ Die Elf sagen das.
Dazu müssen wir noch 1. Korinther 15 lesen, ab Vers 3: „Denn ich habe euch zuerst überliefert, was ich auch empfangen habe: dass Christus für unsere Sünden gestorben ist nach den Schriften, dass er begraben wurde und dass er auferweckt worden ist am dritten Tage nach den Schriften, und dass er Kephas erschienen ist, dann den Zwölfen, danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten bis jetzt leben, etliche aber auch entschlafen sind. Danach erschien er Jakobus, dann allen Aposteln, am letzten aber von allen, gleichsam der unzeitigen Geburt, erschien er auch mir, denn ich bin der geringste der Apostel, der ich nicht würdig bin, ein Apostel genannt zu werden, weil ich die Versammlung Gottes verfolgt habe. Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.“
Bis hierhin. In dieser Auflistung der Zeugen werden keine Frauen erwähnt. In den Evangelien wird ja ganz deutlich bezeugt, dass Frauen die allerersten Zeugen des Auferstandenen waren. Hier werden nur die Männer als Zeugen aufgeführt, weil es in 1. Korinther 15 darum geht, zu beweisen, dass Christus wirklich auferstanden ist. Unter all diesen Zeugen wird als erster Kephas erwähnt, das ist der aramäische Name für Petrus.
Der Herr ist Kephas erschienen, und diese persönliche Erscheinung fand noch vor dem Erscheinen vor dem Kreis der Apostel statt. Hier heißt es dann „den Zwölfen“. Die Zwölf waren ein fester Ausdruck für den Apostelkreis. Wenn in Lukas 24 von den Elf die Rede ist, dann ist das eben dieser Apostelkreis, der hier als „die Zwölf“ genannt wird.
Es ist mir immer noch nicht klar: War Petrus einer der beiden Emmausjünger? Nein, die Emmausjünger waren zwei weitere Nachfolger außerhalb dieses Kreises der Zwölf Apostel.
Aber wann ist Jesus dem Simon erschienen? Das geschah am Auferstehungstag, aber in einem Moment, der sonst nirgends in den Evangelien beschrieben wird. Es war wirklich eine Begegnung, und wir wissen gar nicht, was der Herr mit ihm gesprochen hat. Das ist ganz erstaunlich, da liegt wirklich ein Schleier darüber. Wir wissen, dass es diese Begegnung gegeben hat, wie wir aus den beiden Stellen Lukas 24 und 1. Korinther 15 gesehen haben, aber wir wissen nicht, was dort gesprochen wurde. Das war nur zwischen Petrus und seinem Herrn allein.
Der Herr hat zu ihm gesagt: „Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ Später, das wurde ja schon erwähnt, gab es diese Begegnung am See Genezareth, auch See von Tiberias genannt, in Johannes. Dort spricht der Herr mit Petrus, aber im Beisein anderer Apostel.
Schauen wir kurz in Johannes 21, Vers 15 und folgende. Dort heißt es: „Als sie nun gefrühstückt hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn Jonas, liebst du mich mehr als diese? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Er spricht zu ihm: Weide meine Lämmer!“
Weiter bis Vers 18: „Wiederum spricht er zum zweiten Male zu ihm: Simon, Sohn Jonas, liebst du mich? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Er spricht zu ihm: Hüte meine Schafe! Er spricht zum dritten Male zu ihm: Simon, Sohn Jonas, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, als er zum dritten Male zu ihm sagte: Hast du mich lieb? Und sprach zu ihm: Herr, du weißt alles, du erkennst, dass ich dich lieb habe. Jesus spricht zu ihm: Weide meine Schafe! Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürteltest du dich selbst und wandeltest, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst. Dies aber sagte er andeutend, mit welchem Tod er Gott verherrlichen sollte. Und als er dies gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach!“
Also, jetzt stellt der auferstandene Simon Petrus im Beisein anderer Jünger die Frage: „Liebst du mich mehr als diese?“ Das ist natürlich eine Anspielung auf den Vorabend, als Petrus gesagt hatte, er werde sogar sein Leben für Jesus lassen – in Überheblichkeit. Er meinte, er habe eine größere Hingabe und Liebe zu Jesus als alle anderen.
Der Herr fragt: „Liebst du mich mehr als diese?“ Und Petrus antwortet: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Im Grundtext ist das ein anderes Wort. Zuerst fragt der Herr: „Liebst du mich?“ (Agapao) und Petrus sagt: „Du weißt, dass ich dich lieb habe“ (Phileo). Beide Wörter bedeuten „lieben“ auf Griechisch, aber in ihrer Bedeutung unterscheiden sie sich: Agapao ist die starke, selbstlose Liebe, Phileo dagegen ist das Empfinden von Zuneigung.
Petrus wagt also nicht zu sagen: „Ja, Herr, ich liebe dich Agapao“, sondern er sagt Phileo. Daraufhin gibt der Herr ihm den Auftrag: „Weide meine Lämmlein!“ Er soll einen Hirtendienst an jungen Gläubigen ausüben.
Dann kommt die Frage nochmals: „Simon, Sohn Jonas, liebst du mich?“ Dieses Mal sagt der Herr nicht „mehr als diese“, und er benutzt wieder das Wort Agapao. Petrus antwortet erneut: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe“ (Phileo). Er wagt nicht zu sagen: „Ich liebe dich mehr als die anderen“, sondern sagt nur: „Ich habe dich lieb.“
Der Herr fragt also: „Liebst du mich?“ – „Ich habe dich lieb.“ Und wieder gibt er ihm einen Auftrag: „Hüte meine Schafe!“ Damit ist der Hirtendienst im Blick auf erwachsene Gläubige gemeint. Diese muss er hüten.
Die Lämmlein sollen einfach weiden, gute Nahrung bekommen, und die schon weiter Vorgegangenen können manchmal eigensinnig werden. Die müssen dann gehütet werden.
Dann kommt die dritte Frage: „Simon, Sohn Jonas, hast du mich lieb?“ Der Herr benutzt jetzt das Wort Phileo. Petrus wird traurig, dass er zum dritten Mal gefragt wird: „Hast du mich lieb?“ Er antwortet: „Herr, du weißt alles, du erkennst, dass ich dich lieb habe“ (Phileo), aber sagt nie Agapao.
Dann gibt ihm der Herr den Auftrag: „Weide meine Schafe!“ Die fortgeschrittenen Gläubigen sollen nicht nur vor Gefahren gewarnt werden, sondern sie müssen auch Nahrung bekommen und geweidet werden.
Außerdem gibt der Herr ihm einen Hinweis auf seinen Tod als Märtyrer: „Als du jünger warst, gürteltest du dich selbst und wandeltest, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst.“ Johannes erklärt: „Dies aber sagte er andeutend, mit welchem Tod er Gott verherrlichen sollte.“
Petrus wurde im Jahr 66 oder 67 durch Kaiser Nero gekreuzigt, mit dem Kopf nach unten.
Petrus hatte damals gesagt: „Ich bin bereit, sogar mein Leben für dich zu lassen.“ Der Herr sagt ihm: „Du kannst mir jetzt noch nicht folgen, aber in dieser Nacht wirst du mich dreimal verleugnen.“ Doch der Herr hatte für ihn gebetet, dass er zwar durch diesen Fall lerne, seinen Hochmut zu überwinden und eine gesunde Demut zu bekommen, aber dass sein Glaube nicht aufhöre.
Wir haben in Lukas 22 auch gelesen: „Und bist du einst zurückgekehrt, so stärke deine Brüder.“ Das ist der Hirtendienst.
Es gab also eine Wiederherstellung in Phasen. Petrus war zusammengebrochen, als er in jener Nacht vor der Kreuzigung den Herrn gesehen hatte. Seine Augen haben gereicht, er weinte bitterlich.
Aber damit war die Wiederherstellung noch nicht vollendet. Es ist ganz wichtig: Wenn jemand in einer gravierenden Sache in seinem Glaubensleben zu Fall kommt, dann ist es nicht einfach geregelt mit: „So, Herr, ich bekenne dir meine Sünde, es tut mir leid, und jetzt sprechen wir nicht mehr darüber.“ Das Problem ist, dass manche Leute die Sache so erledigen wollen, aber dann ist die Sache noch nicht reif.
Natürlich, in dem Moment, in dem jemand seine Sünde aufrichtig bekennt, ist die Vergebung da, wie es in 1. Johannes 1,9 heißt: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“
Aber eine Wiederherstellung umfasst noch mehr. Es muss auch innerlich ein Werk Gottes geschehen. So brauchte es auch diese spezielle Begegnung des Herrn mit Petrus, von der wir nichts wissen. Wir wissen nicht, was der Herr mit ihm gesprochen hat.
Dann brauchte es auch diese Wiederherstellung im Beisein anderer, damit auch sie realisieren konnten: Mit Petrus ist etwas geschehen, er stellt sich nicht mehr so über uns, wie er das früher getan hat. Das hat auch die anderen überzeugt und bei ihnen Vertrauen geweckt.
Dann sehen wir, wie ab Pfingsten Petrus ein so kraftvolles, mächtiges Zeugnis für seinen Herrn werden konnte, und zwar so machtvoll, dass er öffentlich im Tempel in der Predigt anprangern konnte: „Ihr habt den Gerechten verleugnet!“
Schauen wir das mal an in Apostelgeschichte 3, Vers 13. Dort heißt es: „Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr überantwortet und verleugnet habt vor Pilatus, der ihn loslassen wollte.“
Da hätte sich ja jemand melden können: „Du, Petrus, wie war das mit dir im Hof von Kajafas?“ Aber warum konnte er so sprechen? Weil er eine wirkliche innere Wiederherstellung erlebt hatte. Natürlich hat er den Herrn verleugnet, aber er hat Vergebung bekommen. Nachdem er umgekehrt war, empfand er wirkliche Reue und weinte sogar bitterlich.
Man könnte denken, das seien Krokodilstränen. Man sagt ja Krokodilstränen, weil Krokodile Tränen haben, die aber nichts mit ihrem Gemütszustand zu tun haben. Es gibt kein Tier, das aus Traurigkeit weint. Das machen nur Menschen. Tränen der Traurigkeit sind ein Unterscheidungsmerkmal des Menschen von den Tieren. Bei Krokodilen haben die Tränen nur eine physiologische Bedeutung für den Wasseraustausch im Körper.
Also warum Krokodilstränen? Waren das Krokodilstränen bei Petrus? Nein. Alles Weitere macht deutlich, dass es eine echte Umkehr und eine wirkliche Wiederherstellung war. Darum konnte er später auch genau diese Sünde, in die er selbst gefallen war, bei anderen anprangern.
Die moralische Kraft war ihm durch seine völlige Wiederherstellung zurückgegeben worden.
Der Kontrast zwischen Judas und Petrus
Nun haben wir in Johannes 13 einen deutlichen Kontrast: Judas, der eben zuvor den Obersaal verlassen hatte, und jetzt Petrus, zwei Führer unter den Nachfolgern des Herrn. Es gab viele Jünger, aber zwölf wurden speziell auserwählt, und diese sollten Führer sein. Zwei dieser Führer kommen zu Fall – Judas und Petrus.
Wo war die nächste Begegnung, nachdem Judas hinausgegangen war? Johannes 13,30 sagt: „Ging er alsbald hinaus? Als er ihn um den Bissen genommen hatte, ging er alsbald hinaus, es war aber Nacht.“ Aber wo genau fand die nächste Begegnung statt? Beim Garten fällt mir das nicht sofort ein. Schauen wir in Matthäus 26 nach. Lies vielleicht gerade Matthäus 26, Verse 47 bis 50:
„Während er noch redete, siehe, da kam Judas, einer der Zwölf, und ging ihm eine große Menge mit Schwertern und Stöcken sowie den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes entgegen. Wer ihn aber überlieferte, hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: ‚Wen ich küssen werde, der ist es.‘ Und sogleich trat er zu Jesus, sprach: ‚Sei gegrüßt, Rabbi!‘ und küsste ihn. Jesus aber sprach zu ihm: ‚Freund, wozu bist du gekommen?‘ Dann traten sie herzu, legten die Hände an Jesus und ergriffen ihn.“
Judas kommt also, begrüßt den Herrn mit einem Gruß: „Sei gegrüßt, Rabbi!“ und küsst ihn. Übrigens müsste es im Griechischen ganz genau heißen: „küsste ihn sehr“. Das war kein flüchtiger Begrüßungskuss, sondern wirklich sehr herzlich. Man spricht oft vom „Judas-Kuss“, aber beides ist grausam – auch der Judas-Gruß.
Der Gruß „Sei gegrüßt, Rabbi“ entspricht im Griechischen dem „Cheire Rabbi“, was so viel heißt wie „Freue dich, Rabbi“. So hat man sich im Altgriechischen mit „Cheire“ begrüßt. Das ist eine Übersetzung, denn Judas sprach zu Jesus wahrscheinlich entweder Hebräisch oder Aramäisch. Hat er Hebräisch gesprochen, sagte er „Shalom Rabbi!“, bei Aramäisch „Schlama Rabbi!“. Beides bedeutet dasselbe: Frieden, Wohlfahrt, Wohlergehen – „Schalom“ oder „Schlam“. Das ist angesichts des Kreuzestodes so grausam: „Wohlergehen, Frieden, Rabbi!“ Und dann eben dieser herzliche Kuss.
Wie reagiert der Herr? Er schaut ihn an und spricht: „Freund, wozu bist du gekommen?“ Er sagt nicht „Feind, wozu bist du gekommen?“ – Freund. Das wäre ein paralleler Moment gewesen, wie im Vorhof des Hohenpriesters, als Jesus Petrus anschaute. Doch Petrus bricht nicht zusammen. Das ist ein entscheidender Unterschied.
Später, als Judas sieht, dass seine Rechnung nicht aufgeht und Christus tatsächlich nicht freikommt, hat er sich wohl überlegt: Jesus ist ja immer wieder davon gekommen, wenn man versucht hat, ihn festzunehmen. Das geschah drei Jahre lang immer wieder, und es gelang nie. Judas dachte: „Ich bekomme das Geld, die dreißig Silberlinge, und dann kommt Jesus wieder aus der Schlinge heraus, und alles ist in Ordnung.“ Aber als er sieht, dass alles ganz anders kommt, kommen bei ihm Gewissensbisse.
Schauen wir in Matthäus 27, Vers 3: „Er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und Ältesten zurück und sagte: ‚Ich habe gesündigt, denn ich habe schuldloses Blut überliefert.‘ Sie aber sagten: ‚Was geht das uns an? Sieh du zu!‘ Und er warf die Silberlinge in den Tempel, machte sich davon und ging hin und erhängte sich.“
Da hat es ihn gerollt. Nun kommt auch Reue auf. Doch diese Reue führt ihn in den Tod. Zuerst geht er zu den Priestern, die ihm keine Vergebung geben können. Es gibt viele Menschen, die bei Priestern Vergebung suchen, anstatt direkt bei Gott. Wenn wir unsere Sünden bekennen – gemeint ist das Bekenntnis vor Gott –, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt.
Judas suchte Hilfe bei Menschen und geriet in totale Verzweiflung. Ein ganz entscheidender Vers in diesem Zusammenhang ist 2. Korinther 7, Vers 10. Wer liest?
„Denn die Betrübnis nach Gottes Sinn bewirkt eine nie zu bereuende Buße zum Heil. Die Betrübnis der Welt aber bewirkt den Tod.“
Hier wird über zwei Arten von Reue gesprochen: eine Reue, die gottgemäß ist, und eine Reue, die weltgemäß ist. Das Tragische ist: Während die eine Art eine Buße zum Heil und zur Heilung bewirkt, führt die andere zum Tod.
In dieser Gegenüberstellung zwischen Judas und Petrus sehen wir genau diese beiden Arten von Reue. Bei Petrus gab es eine wirkliche Wiederherstellung, während Judas im Tod endet.
Es gibt auch alttestamentliche Beispiele von Menschen, die ihre Sünde bekannt haben und dennoch tragisch endeten. Ein Beispiel ist Saul. Er sagte: „Ich habe gesündigt“, aber gleich danach bat er: „Ehre mich bei den Ältesten!“ In einem Atemzug merkt man, dass keine gottgemäße Betrübnis vorlag. Schließlich endete Saul mit Selbstmord (1. Samuel 31).
Ein weiteres Beispiel: Pharao in Ägypten. Während der zehn Plagen kam er zu dem Punkt, an dem er sagte: „Ich habe gesündigt.“ Doch das war keine gottgemäße Buße. Später endete er im Roten Meer, im Schilfmeer.
Das ist eindrücklich. Beide sind gefallen, aber Petrus hat das Ziel erreicht. Aus der Bibel wissen wir, dass Petrus wiedergeboren war, Judas jedoch nicht.
Die Reinheit der Jünger und die Fußwaschung
In Johannes 17 spricht der Herr Jesus im Blick auf Judas. Lesen wir das? Johannes 17,12: Der Herr Jesus spricht zum Vater im Himmel weiter: „Als nur der Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde.“
Er nennt Judas den Sohn des Verderbens, einen sehr schlimmen Titel. Ähnlich wird dieser Titel auch für den Antichristen in 2. Thessalonicher 2 verwendet. Dort wird er auch genannt „der Mensch der Sünde“ und „der Sohn des Verderbens“.
Woran erkennen wir, dass Petrus ein echter Gläubiger war? Das hat der Herr nicht den Jüngern anvertraut, die den Hilfsdienst, also das Weiden, hatten. Genau, aber das hatten wir beim letzten Mal schon etwas angeschaut, in Johannes 13, bei der Fußwaschung.
Der Herr Jesus erklärt Petrus: „Wenn ich deine Füße nicht wasche, hast du keinen Teil mit mir, hast keine Gemeinschaft mit mir.“ Daraufhin sagt Petrus: „Dann sollst du mir nicht nur die Füße waschen, sondern auch die Hände und das Haupt.“
Doch der Herr antwortet in Johannes 13, Vers 10: „Wer gebadet ist, braucht nicht, sich zu waschen, außer die Füße, sondern ist ganz rein.“ Und er fügt hinzu: „Ihr seid rein, aber nicht alle.“ Denn er kannte den, der ihn überlieferte, und deshalb sagte er: „Ihr seid nicht alle rein.“
Wir haben beim letzten Mal dieses Baden genauer betrachtet. Es geht hier um das Ritualbad, das man vor dem Passa für den ganzen Körper nehmen musste. In Titus 3,4 haben wir gelesen, dass dieses Ritualbad ein Bild ist von dem Bad der Wiedergeburt.
So sagt der Herr: „Ihr seid rein, aber nicht alle.“ Judas gehört nicht dazu. Petrus gehört zu denen, die wirklich rein waren, die das Bad der Wiedergeburt schon erlebt hatten. Und der Herr Jesus sagte zu ihm: „Ich habe gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre.“
Die Bewahrung des Glaubens und Kennzeichen des neuen Lebens
Da machen wir nach der Pause weiter. Jetzt machen wir zwanzig Minuten Pause.
Vor der Pause hatten wir noch darüber gesprochen, dass der Glaube von Petrus durch das Gebet des Herrn erhalten bleiben konnte. Später schreibt Petrus in seinem ersten Brief – wir schlagen auf bei 1. Petrus 1,3. Wer liest Verse 3 bis 5?
1. Petrus 1,3:
„Gepriesen sei der göttliche Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergezeugt hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbteil, welches in den Himmeln aufbewahrt ist für euch, die ihr durch Gottes Macht, durch Glauben bewahrt werdet zur Errettung, die bereit ist, in den letzten Tagen geoffenbart zu werden.“
Weiter heißt es in den Versen 4 und 5:
„Worin ihr, Frau Lockert, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es nötig ist, betrübt seid durch mancherlei Versuchungen, die Bewährung eures Glaubens viel köstlicher als die des Goldes, das vergeht, aber durch Feuer erprobt wird, erfunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi, welchen ihr, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt, liebt, an welchen Glauben glaubend, obgleich ihr ihn jetzt nicht seht, ihr mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude verlockt werdet, indem ihr das Ende eures Glaubens, die Errettung der Seelen, erlangt durch die Auferstehung Jesu Christi.“
Nun erklärt Petrus in Vers 5:
„Die ihr durch Gottes Macht, durch Glauben bewahrt werdet zur Errettung bis in die letzte Zeit.“
Er sagt also, die Wiedergeborenen werden durch Gottes Macht bewahrt, damit sie am Ende auch das Ziel erreichen. Dies geschieht durch den Glauben, in dem der Glaube in ihnen erhalten bleibt und durch Gottes Macht bewahrt wird.
Petrus ist gefallen. Sein Glaube, wenn er aus eigener Kraft gewesen wäre, hätte aufgehört. Aber weil er ein Wiedergeborener war, hat Gottes Macht ihn bewahrt, sodass sein Glaube erhalten blieb und nicht aufhörte.
Als Gegensatz dazu sehen wir in Lukas 8 im Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld verschiedene Arten von Menschen. Wirklich echte Wiedergeborene werden dort als Menschen dargestellt, deren Herzen guter Erde gleichen. Dann gibt es aber auch andere Böden: Felsen, Dornen, Weg.
Was lesen wir in Verbindung mit dem Felsen? Lukas 8,13:
„Da, wo der Samen des Sämanns auf den Felsen fällt. Die aber auch Felsen sind, die, welche das Wort, wenn sie es hören, mit Freuden aufnehmen, aber keine Wurzel haben, sie glauben nur eine Zeit lang. In der Zeit der Entwicklung fallen sie ab.“
Sie glauben, aber man kann nicht sagen, dass sie wiedergeboren sind, denn es ist nicht die gute Erde, von der ab Vers 15 gesprochen wird. Sie nehmen das Wort mit Freuden auf, aber es hat keine Wurzel. Sie glauben für eine Zeit, doch in der Zeit der Prüfung fallen sie ab.
Das hilft vielleicht bei der Frage: Kann ein Gläubiger verloren gehen? Diese Frage kann man mit Ja beantworten. Aber die Frage ist falsch gestellt. Man müsste vielmehr fragen: Kann ein Wiedergeborener verloren gehen? Da müsste man sagen: Nein, denn er wird durch Gottes Macht bewahrt, durch Glauben bis zur letzten Zeit.
Hier sehen wir auch einen deutlichen Gegensatz zwischen Petrus und Judas. Judas hat das Ziel nicht erreicht; er war der Sohn des Verderbens. Wenn aber der Nährboden anders ist, dann kann es sein, dass die eine Pflanze dort gedeiht und die andere nicht.
Es kann eigentlich sein, dass ein Wiedergeborener, wenn er die falsche Nahrung bekommt, doch abfällt, oder? Ja, es kann nicht sein, dass er auf Abwege kommt, aber Gottes Gnade wird ihn auch durch Nöte hindurch wieder zurückholen. Hier kommen Gottes Erziehungswege zum Tragen.
Wie das in diesem Gleichnis grundsätzlich gezeigt wird, mit den verschiedenen Böden: Man sieht, dass es möglich ist, ein steiniges Herz zu haben. Man nimmt das Wort echt mit Freuden auf, aber plötzlich fragt man sich, wo der Glaube geblieben ist, wenn man Jahre, vielleicht Jahrzehnte, keine Lebenszeichen sieht.
Das gibt dann eine Antwort: Aha, es gibt diese Möglichkeit.
Die Krise der Jünger und die Ermutigung Jesu
Und nun ist die Situation eigentlich ganz dramatisch. Die anderen Jünger waren alle überzeugt, dass Judas ein echter Gläubiger sei. Sie haben sich nicht gefragt und nicht einmal realisiert, dass er ein Dieb war.
Nun aber kommen zwei Führer zu Fall. Das war eine unglaubliche Krisenzeit. Die Jünger hatten nicht damit gerechnet, dass der Herr sterben würde. Ihr Wunsch war immer, dass er nun König wird und sich als König offenbaren wird.
Der Herr hat zwar über sein Sterben gesprochen, aber ihre Herzen waren verhärtet, obwohl sie echte Gläubige waren. Sie haben es einfach nicht gesehen. Dann kommt die ganze Passion, die den Glauben aller völlig erschüttert.
Der Satan hat euch begehrt, euch zu sichten wie den Weizen. Alle wurden durchgeschüttelt. Aber es kommt noch konzentrierter: Der Herr selbst wird gekreuzigt, und zwei aus den Zwölfen kommen zu Fall – Judas und Petrus.
Man könnte sagen, dass ein Mensch in dieser Situation hätte durchdrehen können. Und genau in dieser Lage sagt der Herr in Johannes 14,1: Judas ist hinausgegangen, Petrus’ Fall wird angekündigt – dreimal wirst du mich verleugnen.
Dann sagt der Herr: „Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich.“ Das war eine Vorbereitung im Blick auf die schweren Stunden, die zur größten Krise führen sollten.
Der Herr sagt: „Euer Herz werde nicht bestürzt.“ Das ist auch heute wichtig. Auch heute kann es geschehen, dass solche, die man als Führer gesehen und geschätzt hat, zu Fall kommen.
Das ist eine Krisenzeit, in der auch andere Gläubige dadurch zu Fall kommen könnten. Ihr Glaube könnte zerstört oder geschädigt werden. Aber der Herr hat uns damit ein Beispiel gegeben.
Kennzeichen des wahren Glaubens und der Wiedergeburt
Jetzt habe ich noch eine Frage: Wie kann ich selbst erkennen, ob ich eine Gläubige oder schon wiedergeboren bin? Das ist eine sehr gute Frage, und es gibt verschiedene Aspekte dazu. Ich habe zwar das Lippenbekenntnis, aber auch wirklich den Glauben. Jawohl.
Kommen wir darauf ein und später gehen wir nochmals auf das andere Thema zurück. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man erkennen kann, dass das neue Leben in einem vorhanden ist.
Ein erster Punkt findet sich im Ersten Johannesbrief 5,13: „Dies habe ich euch geschrieben, damit ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes und damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt.“ Hier ist es interessant, dass gesagt wird, ihr sollt wissen, dass ihr ewiges Leben habt. Prinzipiell ist es also möglich, zu wissen, ob man ewiges Leben hat.
Manche Menschen sagen, das sei Hochmut, wenn ich sage, ich habe ewiges Leben. „Ich habe die Gewissheit“ – ja, das sehen wir gleich noch genauer. Aber der Apostel Johannes sagt klar, dass er den Brief geschrieben hat, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, wenn ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes.
Ein Kennzeichen eines wahren Gläubigen ist also, dass er an Jesus Christus, den Sohn Gottes, glaubt. Er glaubt, dass der Sohn Gottes für ihn ganz persönlich am Kreuz gestorben ist. Wer sagen kann: Ich habe meine persönliche Schuld Jesus Christus bekannt, sie bereut und ihn um Vergebung gebeten und als meinen Retter angenommen, der hat die Grundlage.
Wenn das nicht vorhanden ist, kann man nicht von echtem Glauben sprechen. All das ist zusammengefasst in dem Satz: „Ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes.“
Es gibt aber noch weitere Kennzeichen im Ersten Johannesbrief, denn der Brief wurde ja gerade dafür geschrieben. Weiter heißt es in Erster Johannes 4,6: „Wer Gott erkennt, der hört uns; wer nicht von Gott ist, der hört uns nicht. Daran erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums.“
Im Zusammenhang geht es um Irrlehrer und falsche Propheten. Johannes sagt: Wir, die Apostel, sind aus Gott, und wer Gott kennt, also ein richtiger Gläubiger ist, hört uns. Wer nicht aus Gott ist, hört uns nicht.
Wenn jemand wiedergeboren ist, dann hat die Bibel für ihn volle Autorität. Er ist bereit, auf das Bibelwort zu hören und gehorsam zu sein gegenüber dem, was die Bibel sagt. Wenn aber jemand sagt: „Ich glaube an Jesus Christus, aber die Bibel ist vielleicht nur für die Leute damals oder hat keine Autorität in unserer Zeit“, dann merkt man, dass keine Wiedergeburt stattgefunden hat.
Der wahre Gläubige hört auf das Wort der Apostel im Neuen Testament.
Ein drittes Kennzeichen findet sich in Erster Johannes 5,1: „Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, ist aus Gott geboren; und wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der aus ihm geboren ist.“
Ein weiteres Kennzeichen ist also, dass sich das neue Leben darin zeigt, dass man die liebt, die ebenfalls neues Leben haben. Es ist ganz wunderbar, wie das einfach natürlich funktioniert: Wenn jemand zum Glauben kommt und sich wirklich von Herzen bekehrt, beginnt er plötzlich, die Menschen, die auch bekehrt sind, auf besondere Weise zu lieben.
Das drückt sich darin aus, dass ein Wiedergeborener Gemeinschaft mit echten Christen sucht, sich dort wohlfühlt, wo echte Christen sind, und auch die Gemeinschaft der Christen im Gottesdienst sucht – aber nicht nur dort, sondern auch im privaten Umgang.
So heißt es: „Jeder, der den liebt, welcher geboren hat, der liebt auch den, der aus ihm geboren ist.“
Das wären also drei Kennzeichen: Erstens der Glaube an den Namen des Sohnes Gottes, also an den Jesusnamen, der bedeutet, dass Gott rettet, der Herr rettet. Zweitens der Gehorsam gegenüber Gottes Wort. Und drittens die Liebe zu den Erlösten.
Die Bekehrung des Saulus als Beispiel
Nachdem Saulus sich bekehrt hatte, waren sich manche nicht sicher, ob das wirklich echt ist. Gott gibt in Apostelgeschichte 9 wichtige Hinweise, woran man eine echte Bekehrung erkennen kann.
Die Bekehrungsgeschichte von Saulus ist in Apostelgeschichte 9 beschrieben. Im Vers 11 spricht der Herr zu Ananias, der Zweifel hatte, ob Saulus wirklich bekehrt ist: „Steh auf und geh in die Straße, die Gerade genannt wird, und frag im Haus des Judas nach einem Mann namens Saulus von Tarsus, denn siehe, er betet.“
Hier zeigt sich, dass Saulus betet. Ist das ein Zeichen für einen echten Gläubigen? Ja, denn ein echter Gläubiger hat eine lebendige Gebetsbeziehung zu Gott. Das Gebet ist für ihn etwas Wertvolles und Wichtiges.
Ein viertes und fünftes Zeichen finden wir im gleichen Kapitel, Vers 20. Dort heißt es, dass Saulus in den Synagogen von Jesus verkündete, dass dieser der Sohn Gottes sei. Saulus hat sich bekehrt, eine neue Gebetsbeziehung bekommen und es wird ihm zum Anliegen, die frohe Botschaft auch anderen zu erzählen. Er empfindet das Bedürfnis und die Notwendigkeit, dass auch andere erfassen können, was er nun erkannt hat.
Ein Wiedergeborener hat den Wunsch und sieht die Notwendigkeit, das Evangelium weiterzusagen. Das ist eine Auswirkung des neuen Lebens.
Noch ein sechstes Zeichen finden wir in Vers 22: „Saulus aber gewann immer mehr an Kraft und trieb die Juden in die Enge, die in Damaskus wohnten, und bewies, dass Jesus der Christus ist.“
Saulus erstärkte immer mehr. Im Leben von Saulus merkt man eine Glaubensentwicklung. Das ist ganz normal. Ein Baby, das geboren wird, entwickelt sich. Ein Baby, das nicht wächst, wäre etwas Fundamentales falsch.
Genauso wächst auch der Gläubige. Der Mensch wird als Gläubiger wiedergeboren, und dann entwickelt er sich weiter. Man sieht eine Entwicklung. Es bleibt nicht stehen, sondern es gibt ein Vorankommen im Glauben, in der Erkenntnis des Herrn, in der Nachfolge und in der Heiligung.
Man hat das Bedürfnis, Dinge, die man früher nicht erkannt hat oder als falsch ansah, zu ordnen. Sobald man durch die Bibel erkennt, dass etwas im Leben nicht in Ordnung ist, ist Glaubenswachstum möglich. Ein Erstarken im Glauben ist ein weiteres Kennzeichen des neuen Lebens.
So hätten wir also schon sechs Punkte. Es gibt aber noch mehr, die helfen können, Klarheit zu bekommen.
Gibt es noch ein siebtes Beispiel? Ja, es gibt noch weitere. Zum Beispiel in 2. Timotheus 2,19 heißt es: „Doch der feste Grund Gottes steht unter diesem Siegel: Der Herr erkennt die Seinigen. Jeder, der den Namen des Herrn anruft, stehe ab von aller Ungerechtigkeit.“
Das ist ein ganz wichtiger Punkt: Steht jemand ab von der Ungerechtigkeit oder lebt er darin weiter? Gerade heute ist das ein aktuelles Thema. Man merkt immer mehr, wie sich das in evangelischen Gemeinden verbreitet, dass Leute sagen: „Ich bin bekehrt, ich bin gläubig, und ich kann in allen möglichen Sünden weiterleben.“
Da muss man sagen: Wo ist da die Wiedergeburt? Gerade vor kurzem wurde mir das Problem in einer evangelikalen Kirche in der französischen Schweiz geschildert. Dort leben immer mehr junge Leute zusammen, unverheiratet. Sie sagen zwar, dass das falsch ist, und sie lernen auch, dass es falsch ist. Aber was sollen sie tun?
So etwas kann man nicht akzeptieren, wenn solche Leute am Abendmahl in einer Gemeinde teilnehmen. Diese Problematik nimmt zu. Man muss feststellen, dass niemand wirklich wiedergeboren ist, der in der Sünde lebt.
Der Herr erkennt seine Seinigen, und jeder, der den Namen des Herrn nennt, steht ab von der Ungerechtigkeit. Neues Leben zeigt sich gerade darin, dass man sich von solchen Sünden bewusst abkehrt und sie radikal verurteilt. Sonst kann man nicht von Wiedergeburt sprechen.
Unterschiedliche Arten der Reue – Esau und Petrus
Ja, gut, also Roger, du wolltest noch etwas zu den Tränen von Petrus sagen. Er weine bitterlich.
Dann haben wir noch diesen Esau. Ja, das ist in Hebräer 12, Vers 16 und 17. Dort sehen wir auch einen Gegensatz zwischen „Reue gottgemäß“ und „Reue der Welt gemäß“.
Lies Hebräer 12,16: „Dass nicht jemand ein Esau sei oder ein Ungöttlicher, wie Esau, der seine Erstgeburtsrechte verkaufte. Denn er wusste, dass er auch nachher, als er den Segen ererben wollte, verworfen wurde. Denn er fand keinen Raum für die Buße, obgleich er ihn mit Tränen eifrig suchte.“
Jawohl, also Esau hat später auch bereut, dass er sein Erstgeburtsrecht so schnell für ein Essen verkauft hat. Er hat geweint, aber er fand keinen Raum für die Buße. Es war keine wirkliche, gottgemäße Umkehr.
Und wenn es heißt, „obgleich er ihn sehr mit Tränen suchte“, bezieht sich das übrigens nicht auf die Buße, den Raum für die Buße, sondern es bezieht sich zurück auf den Segen. Also, als er den Segen ererben wollte, wurde er verworfen, obgleich er den Segen sehr mit Tränen suchte.
Das war Trauer wegen der Folgen der Sünde, aber nicht Trauer wegen der Sünde selbst. Das ist ein Unterschied. Man kann traurig sein, wenn man sieht, was man durch die Sünde alles angerichtet hat. Aber Gott erwartet Reue über die Sünde an sich. Dann ist es gottgemäße Reue.
Die unvergebbare Sünde und Judas’ Schicksal
Ja, gehen wir zurück zu Johannes. Ich habe nur eine Frage: Hat Jesus nicht gesagt, dass die Sünde des Judas nicht vergeben werden könne? Nein, das wird so nicht gesagt. Das mit der unvergebbaren Sünde steht in Verbindung mit der Lästerung des Geistes, die in Matthäus 12 erwähnt wird.
Dort geht es darum, dass der Herr Jesus ganz bewusst von den Pharisäern als Messias abgelehnt wurde. Sie bezeichneten sein Werk bewusst als Teufelswerk, obwohl er dort in Matthäus einen stummen Besessenen geheilt hatte. Das Volk sagte daraufhin: „Dieser ist doch nicht der Sohn Davids, der Messias.“ Muss ich den Hintergrund erklären?
Im Judentum versuchte man, Exorzismus zu praktizieren und lehrte, dass man im Talmud den Namen des Dämons erfragen müsse, um ihn zu gebieten und auszutreiben. Aber dann war das Problem: Was ist, wenn ein Besessener stumm ist? Dann war klar, einen solchen könne man nicht heilen. Und solche unlösbaren Probleme kann nur der Messias lösen.
Nun heißt es in Matthäus 12 ausgerechnet, der Herr Jesus habe einen stummen Besessenen geheilt und den Dämon ausgetrieben. Darum reagiert das Volk so: „Dieser ist doch nicht der Sohn Davids!“ Die Pharisäer sagen hingegen: „Nein, er treibt ihn aus durch Beelzebub, den Obersten der Dämonen.“
Der Jesus sagt dann: Jede Sünde kann vergeben werden, außer der Lästerung des Geistes. Das bedeutet ein ganz bewusstes, endgültiges Ablehnen des Erlösers. Und weil diese Ablehnung eben endgültig und voll bewusst ist, gibt es auch keine Wiederherstellung.
Das steht also auf der gleichen Linie wie Hebräer 6 und Hebräer 10, wo es ebenfalls um eine ganz bewusste Verwerfung Christi geht. Weil sie definitiv ist, gibt es keine Umkehr mehr. Aber bei Judas ist es nicht so.
Wir haben ja letztes Mal auch angeschaut, dass in dem Moment, als Judas diesen Bissen von der Vorspeise nahm, der Satan in ihn fuhr. Also wurde er von da an besessen. Aber auch das wäre noch nicht die Ausweglosigkeit gewesen, denn selbst Besessene könnten noch gerettet werden.
Judas hatte auch später noch eine Chance, als der Herr zu ihm sagte: „Freund, wozu bist du gekommen?“ Diese Chance hat er nicht wahrgenommen. Im Rahmen der Fußwaschung waren Petrus und die Jünger schon wiedergeboren gewesen.
Wie präzise: Wiedergeburt, nach meinem bisherigen Wissen, steht nur in Zusammenhang mit Pfingsten, also nach der Wiederkunft Jesu. Ja, ich verstehe. Wobei man sagen muss, dass an Pfingsten das Neue war, dass der Heilige Geist kommt, um in den Gläubigen zu wohnen.
Das war neu. Im Alten Testament kam der Heilige Geist zeitweise auf bestimmte Gläubige und wohnte auch in ihnen, aber nur vorübergehend. Und wir sehen, wie der Heilige Geist auch wieder weggehen konnte. Aber an Pfingsten kam etwas Neues: Der Heilige Geist kommt, um dauerhaft in den Gläubigen zu wohnen.
Der Empfang des Heiligen Geistes ist grundsätzlich nicht dasselbe wie der Empfang des neuen Lebens. Wiedergeburt bedeutet, Leben aus Gott zu haben, und dieses Leben ist der Sohn Gottes selbst.
In Johannes 14, Vers 6, wo wir noch hinwollen, sagt Jesus: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, wenn nicht durch mich.“ Also der Herr Jesus sagt, er ist das Leben in Person.
Und wenn wir zuvor in Johannes 5, Vers 13 gelesen haben: „Dies habe ich euch geschrieben, auf dass ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt“, bedeutet das, den Sohn Gottes als das Leben aus Gott zu besitzen.
Das sind eigentlich zwei Gaben Gottes: Einerseits bekommt man das Leben aus Gott, das ist die Wiedergeburt. Andererseits, was ab Pfingsten geschieht, ist der Empfang des Heiligen Geistes. Diese beiden Dinge gehören eng zusammen, aber man kann sagen, der Heilige Geist wirkt im Gläubigen, damit sich das neue Leben kraftvoll entfalten kann.
Biblisch muss man diese beiden Dinge unterscheiden, obwohl sie zusammengehören. Alttestamentlich war das Thema der Wiedergeburt auch bekannt. So hat der Herr Jesus mit Nikodemus, das war noch drei Jahre vor Pfingsten, in jener Nacht über die Wiedergeburt gesprochen.
Er sagte zu ihm: „Du bist der Lehrer Israels und weißt das nicht.“ Er erwartete also, dass Nikodemus über das Thema der Wiedergeburt Bescheid wüsste, gerade aufgrund von Hesekiel 36, wo dieses Thema schon im Alten Testament ausführlich erläutert wird.
Man kann sagen, wenn Menschen auch schon im Alten Testament zur Bekehrung kamen, bekamen sie Leben aus Gott. Darum war es ja auch die Kraft, dass ein David als Gläubiger leben konnte, ebenso ein Mose oder Joseph.
Das neue Leben hatten sie, aber was sie nicht hatten, war die Gabe des Heiligen Geistes, wie wir sie ab Pfingsten haben. Doch das Leben der Gläubigen und die Fähigkeit, gottgemäß zu leben, hätten sie gar nicht gehabt, wenn sie nicht bereits dieses Leben im Alten Testament gehabt hätten.
Waren sie also nicht versiegelt nach Johannes 13 bei der Fußwaschung? Nein, den Heiligen Geist empfingen sie erst ab Apostelgeschichte 2. Aber sie waren rein im Sinn der Waschung, also der Wiedergeburt beziehungsweise der geistlichen Erneuerung.
Diese Unterscheidung zwischen Wiedergeburt und Empfang des Heiligen Geistes besteht nur dort, wo der Heilige Geist noch nicht auf die Erde gekommen ist, also vor Pfingsten.
Alle, die sich nach Pfingsten bekehren oder sich noch bekehren werden, erleben diese beiden Ereignisse natürlich zusammen. Sehr gut, danke! Das ist ganz wichtig.
Wenn ich das so unterschieden habe, darf das keinesfalls den Eindruck erwecken, dass man sich bekehren und wiedergeboren werden kann, ohne den Heiligen Geist zu empfangen. Es ist natürlich so, dass nach Epheser 1, Vers 13 der Empfang des Heiligen Geistes mit dem Glauben an das Evangelium zusammenfällt. Und das führt zur Wiedergeburt.
Epheser 1, Vers 13, wer liest? „Nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, und nachdem ihr geglaubt habt, seid ihr versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung, welcher das Unterpfand unseres Erbes ist zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preise seiner Herrlichkeit.“
Und Johannes 3,16 sagt: „Damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“ Das ergänzt sich also.
Mit dem Glauben an das Evangelium hat man ewiges Leben, und mit dem Glauben an das Evangelium wird man versiegelt mit dem Heiligen Geist. Sachlich sind das zwei Werke Gottes an einem Menschen, die man unterscheiden muss.
Dort geht es ja um Johannesjünger, die Jünger des Täufers Johannes. Sie waren zwar gläubig, aber eigentlich auf der Basis des alttestamentlichen Glaubens; sie wussten noch nichts von Pfingsten.
Dann musste ihnen das wirklich Neutestamentliche erklärt werden, und sie empfingen den Heiligen Geist. Sie machten sozusagen die Erfahrung des Übergangs vom Alten Testament zum Neuen Testament.
Das kann man natürlich nicht einfach auf unsere heutige Situation übertragen. Ich meinte den Übergang. Ja, aber der Übergang wird dort deutlich. Das sind echte Gläubige, aber sie wussten nur so viel, wie man als frommer Jude wissen konnte, als Johannes der Täufer auftrat.
Noch etwas haben wir in Johannes 13 ausgelassen, nämlich das neue Gebot. Johannes 13,34: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe.“
Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt. Man kann sich fragen, warum ein neues Gebot? Die Liebe findet man ja auch schon im Alten Testament, und der Herr hat während seines öffentlichen Dienstes auch über Liebe gesprochen.
Aber hier steht das neue Gebot in Verbindung mit dem Vergleich: „Wie ich euch geliebt habe.“ Der Herr war bereit, alles zu geben, und damit schließt sich gewissermaßen der Kreis mit dem Anfang des Kapitels.
Johannes 13,1: „Vor dem Passahfest aber erkannte Jesus, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt zum Vater ginge, und wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.“
Die Liebe des Herrn ging wirklich bis zum Letzten, bis ans Ende, bis in den Tod. Telos, Ende, kann auch Tod bedeuten.
Der Herr gibt nun ein neues Gebot, das nicht einfach nur die Liebe gebietet. Feindesliebe findet man schon in den Sprüchen Salomos, aber hier geht es um eine Liebe, die als Maßstab die Liebe des Herrn hat, die bis zum Tod ging.
Darum ist es ein neues Gebot seit dem Tod des Herrn. Das ist der Maßstab, den der Herr seinen Nachfolgern hier weitergibt. Seine Liebe, die alles geben wollte, ist der Maßstab für die Liebe der Erlösten untereinander.
Wie wir in 1. Johannes 5,1 gelesen haben, ist gerade diese Liebe zu den Wiedergeborenen eines der ganz entscheidenden Kennzeichen des neuen Lebens.
Das soll auch ein ganz spezielles Erkennungszeichen für die Welt sein, um die wahren Jünger zu erkennen. Es heißt wörtlich: „Daran werden alle erkennen, dass ihr mir Jünger seid.“ Meistens wird übersetzt: „Dass ihr meine Jünger seid“, aber wörtlich heißt es, dass ihr Jünger seid, die ich, euer Herr, wirklich anerkennen kann.
Wir sind am Ende unserer Zeit. Es gibt vielleicht noch eine wichtige Frage zum Schluss. Dann fahren wir im nächsten Monat mit Kapitel 14 weiter.
Wir haben wenigstens schon gesehen, wie der Übergang ist. Ganz direkt beginnt der Herr im Kapitel 14 mit der Ermutigung: „Euer Herz werde nicht bestürzt.“ Das hängt zusammen mit dem Fall dieser Führer.
Ganz wichtig ist, dass unser Glaube niemals Schaden nimmt, wenn Menschen, die man vielleicht bewundert hat, zu Fall kommen. Unser Glaube darf nicht auf Menschen gegründet sein, so vorbildlich sie auch sein mögen.
Unser Glaube muss allein auf dem Felsen Christus gegründet sein. Dann wird unser Glaube auch nicht zerstört, wenn solche Führer zu Fall kommen.
Wollen wir zum Schluss noch beten?
Die Unterscheidung zwischen Wiedergeburt und Heiligem Geist
Waren also die Jünger bei der Fußwaschung in Johannes 13 nicht mit dem Heiligen Geist versiegelt? Nein, den Heiligen Geist haben sie erst ab Apostelgeschichte 2 empfangen. Dennoch waren sie rein – im Sinne der Waschung, der Wiedergeburt. Diese Unterscheidung zwischen Wiedergeburt und Empfang des Heiligen Geistes gibt es nur dort, wo der Heilige Geist noch nicht auf die Erde gekommen war, also vor Pfingsten.
Alle, die sich nach Pfingsten bekehrt haben oder noch bekehren werden, erleben diese beiden Ereignisse natürlich gleichzeitig. Das ist sehr wichtig zu verstehen. Wenn ich diese Unterscheidung mache, darf das nicht den Eindruck erwecken, man könne sich bekehren, wiedergeboren werden und dennoch den Heiligen Geist nicht haben.
Nach Epheser 1,13 fällt der Empfang des Heiligen Geistes mit dem Glauben an das Evangelium zusammen. Das führt auch zur Wiedergeburt. In Epheser 1,13 heißt es: „Nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, und nachdem ihr geglaubt habt, seid ihr versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der das Unterpfand unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Lob seiner Herrlichkeit.“
Johannes 3,16 ergänzt dies: „Damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“ Das zeigt, dass mit dem Glauben an das Evangelium ewiges Leben geschenkt wird und gleichzeitig die Versiegelung mit dem Heiligen Geist erfolgt. Sachlich sind das zwei Werke Gottes an einem Menschen, die jedoch zusammenfallen.
In Johannes 3 geht es um die Jünger des Täufers Johannes. Sie waren zwar gläubig, aber auf der Basis des alttestamentlichen Glaubens. Sie wussten noch nichts von Pfingsten. Ihnen musste das wirklich Neue Testamentliche erklärt werden, und dann empfingen sie den Heiligen Geist. Dort erleben sie den Übergang vom Alten zum Neuen Testament. Das kann man aber nicht einfach auf unsere heutige Situation übertragen.
Ich meinte den Übergang. Ja, dieser Übergang wird dort deutlich. Es sind echte Gläubige, doch sie wussten nur so viel, wie ein frommer Jude zu Zeiten Johannes des Täufers wissen konnte.
Ein weiterer wichtiger Punkt in Johannes 13 ist das neue Gebot, das wir noch nicht besprochen haben. In Johannes 13,34 heißt es: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt; so, wie ich euch geliebt habe, sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“
Man kann sich fragen, warum es ein neues Gebot gibt. Liebe findet sich ja auch schon im Alten Testament, und der Herr hatte während seines öffentlichen Dienstes ebenfalls über Liebe gesprochen. Doch hier steht das neue Gebot in Verbindung mit dem Maßstab „so, wie ich euch geliebt habe“. Der Herr war bereit, alles zu geben. Damit schließt sich gewissermaßen der Kreis zum Anfang des Kapitels.
Johannes 13,1 sagt: „Vor dem Passahfest aber erkannte Jesus, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt zum Vater gehen würde. Und wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.“
Die Liebe des Herrn ging also bis zum Letzten, bis ans Ende – das kann auch den Tod bedeuten. Nun gibt der Herr ein neues Gebot, das nicht einfach nur zur Liebe als solcher auffordert. Feindesliebe kennt man schon aus den Sprüchen Salomos. Hier geht es um eine Liebe, die mit der Liebe des Herrn verglichen wird, die bis in den Tod gegangen ist. Deshalb ist es seit dem Tod des Herrn ein neues Gebot.
Das ist der Maßstab, den der Herr seinen Nachfolgern hier weitergibt. Seine Liebe, die alles geben wollte, ist der Maßstab für die Liebe der Erlösten untereinander. Wie wir gerade in 1. Johannes 5,1 gelesen haben, ist gerade diese Liebe zu den Wiedergeborenen eines der ganz entscheidenden Kennzeichen des neuen Lebens.
Diese Liebe soll auch ein besonderes Erkennungszeichen für die Welt sein, um die wahren Jünger zu erkennen. Wörtlich heißt es: „Daran werden alle erkennen, dass ihr mir Jünger seid.“ Meistens wird übersetzt „dass ihr meine Jünger seid“, doch wörtlich bedeutet es „dass ihr mir Jüngerschaft leistet“, also Jünger seid, die der Herr wirklich anerkennen kann.
Wir sind am Ende unserer Zeit angelangt. Vielleicht gibt es noch eine wichtige Frage zum Schluss, dann fahren wir im nächsten Monat mit Kapitel 14 fort. Wir haben zumindest schon gesehen, wie der Übergang ist. Ganz direkt beginnt der Herr im Kapitel 14 mit der Ermutigung: „Euer Herz werde nicht bestürzt.“ Das hängt mit dem Fall dieser Führer zusammen.
Was uns in der heutigen Zeit ganz wichtig bleiben soll: Wenn Menschen, die man vielleicht bewundert hat, zu Fall kommen, darf unser Glaube niemals Schaden nehmen. Unser Glaube darf nicht auf Menschen gegründet sein, so vorbildlich sie auch sein mögen. Er muss allein auf dem Felsen Christus gegründet sein. Dann wird unser Glaube auch nicht zerstört, wenn solche Führer fallen.
Wollen wir zum Schluss noch beten.
Das neue Gebot der Liebe
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