Rückblick auf die Prophetie über Tyrus und Einführung zu Sidon und Ägypten
Wir haben in den letzten beiden Sitzungen die Prophetie in Hesekiel über den Untergang der Stadt Tyrus studiert. Dabei haben wir das dramatische Werden dieser Stadt erlebt, die einst den Welthandel beherrschte. Ganz genau, Wort für Wort, wie Hesekiel es beschrieben hat, ist sie schließlich zu einem kahlen Felsen geworden, auf dem Fischer noch heute ihre Netze ausspannen. Das ist das „Alttyrus“ im Gegensatz zum „Neutyrus“.
Heute wenden wir uns der Prophetie über Sidon zu, in Hesekiel Kapitel 28, Verse 20 bis 26. Anschließend beginnen wir mit der Prophetie über Ägypten.
Hier der Schluss von Kapitel 28: „Und das Wort des Herrn geschah zu mir also: Menschensohn, richte dein Angesicht gegen Zidon und weissage, wie er dasselbe umspricht, so spricht der Herr. Siehe, ich will an dich, Zidon, und will mich verherrschen in deiner Mitte. Und sie werden wissen, dass ich der Herr bin, wenn ich Gerichte an ihm übe und mich an ihm heilige.
Ich werde die Pest in deine Mitte senden und Blut auf deine Straßen. Erschlagene werden in deiner Mitte durch das Schwert fallen, das ringsum herrscht. Sie werden wissen, dass ich der Herr bin.
Für das Haus Israel wird es nicht mehr einen stechenden Dorn und einen schmerzenden Schutt geben von allen, die sie verachten. Sie werden wissen, dass ich der Herr bin.
So spricht der Herr: Wenn ich das Haus Israel aus den Völkern sammle, unter denen sie zerstreut sind, und mich als den Heiligen unter den Nationen erweise, dann werden sie in ihrem Land wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe.
Sie werden in Sicherheit leben, Häuser bauen und Weinberge pflanzen. Sie werden in Sicherheit wohnen, wenn ich Gerichte über alle übe, die sie verachten.
Dann werden sie wissen, dass ich der Herr, ihr Gott, bin!“
Ja, danke!
Die geografische und historische Einordnung Sidons und das Gericht über die Stadt
Also, die Stadt Tyrus haben wir beim letzten Mal gesehen. Sie liegt am Mittelmeer im Libanon. Etwa 35 Kilometer nördlich davon befindet sich Sidon, und noch etwas weiter nördlich liegt Beirut.
Beirut ist jedoch historisch eine spätere Stadt. Die großen phönizischen beziehungsweise libanesischen Städte waren vor allem Tyrus und Sidon. Aus diesem Grund wird diese Schwesterstadt hier auch als sechste der sieben Prophezeiungen über nicht-jüdische Städte und Völker aufgeführt.
Was ist das Gericht über Sidon? Pest und Strafen sollen von allen Seiten eindringen. Welchen Vers meinen Sie? Vers 23, der davon spricht, dass das Gericht von allen Seiten über sie kommt. Ja, das Schwert kommt von außen. Durch das Schwert, das ringsum dasselbe sein wird.
Pest und Schwert – das hat sich auch erfüllt in der Zeit, als die Babylonier im Jahr 605 in der entscheidenden Schlacht bei Karkemisch in Syrien gegen Ägypten kämpften. Diese Schlacht brachte die Gebiete Israel, Libanon und Syrien aus der Hand der Ägypter und unter die Macht Babylons. Das war die entscheidende Wende.
Bei Karkemisch können wir das vielleicht kurz in Jeremia nachlesen, denn diese Schlacht veränderte die politische Situation im Nahen Osten damals grundlegend. Jeremia 46,2 lautet: „So spricht der HERR über Ägypten: Gegen die Heeresmacht des Pharao Necho, des Königs von Ägypten, die zu Karkemisch am Strom Euphrat war, schlug Nebukadnezar, der König von Babel, im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda.“
Israel, Libanon und Syrien standen unter ägyptischer Vorherrschaft. Durch diese Entscheidungsschlacht am Euphrat bei Karkemisch kam es zur Wende. Dadurch konnten die Babylonier auch nach Jerusalem vordringen.
Im Jahr 605 kam es zur ersten Belagerung Jerusalems, die wir bereits ausführlich besprochen haben. 597 folgte die zweite Belagerung, und 586 schließlich die letzte und endgültige mit der Zerstörung Jerusalems.
So kam es auch, dass Tyrus von den Babyloniern belagert wurde, wie Hesekiel es vorausgesagt hatte. Für die Babylonier war das jedoch eine Katastrophe. Jahrelang belagerten sie die Stadt, doch schlussendlich konnte die Bevölkerung mit ihrem Reichtum auf die vorgelagerte Insel fliehen. Sie hatten jahrelang Kriegsarbeit geleistet, aber keine Belohnung erhalten.
Auch Sidon fiel damals unter Nebukadnezar in die Hand der Babylonier. Die Hälfte der Stadt starb an Pest, genau wie es hier beschrieben wird: „Ich werde die Pest senden und Blut auf seine Straßen.“
Die prophetische Genauigkeit und der Grund für das Gericht über Sidon
Wenn man sich das einmal vorstellt: Wenn es keine echte Prophetie wäre, dann hätte Hesekiel ja nicht so präzise vorhersagen können, dass Tyrus belagert und zerstört wird. Er sagte voraus, dass alle seine Steine ins Meer geworfen werden und Tyrus zu einem kahlgefegten Felsen wird. Genau das ist ja eingetreten. Alexander der Große hat später den Damm zur vorgelagerten Insel gebaut, um sie zu erobern – etwas, das Nebukadnezar nicht geschafft hatte.
All das hat Hesekiel so vorhergesagt, aber er hätte Ähnliches auch über Sidon sagen können. Doch von Sidon sprach er nur von Zerstörung durch Pest und Schwert. Und genau so ist es in der Geschichte gekommen.
Was ist aber der besondere Grund, warum Gott sich gegen Sidon wandte? Das finden wir in Vers 24 und Vers 26. In Vers 24 heißt es, dass für das Haus Israel kein stechender Dorn und kein schmerzender Stachel mehr sein soll. Dasselbe wird auch in Vers 26 am Ende erwähnt: Die, die Israel verachteten, aus all ihrer Umgebung. Das bedeutet, dass nicht nur Sidon gemeint ist, sondern die ganze Umgebung Israels – alle, die Israel verachten.
Man kann sagen, es ist ein Gericht Gottes wegen Antisemitismus, ein göttliches Gericht über Sidon wegen ihres Hasses auf Israel. Sie waren ein stechender Dorn, ein schmerzender Stachel. Ab Vers 24 geht die Prophetie ganz in die Endzeit. Hier wird von der Sammlung Israels aus den Völkern in ihr Land gesprochen, wo sie schließlich in völliger Sicherheit wohnen werden.
Diese Rückführung aus allen Völkern sehen wir heute als Realität. Sie begann 1882 mit der ersten Einwanderung von Juden nach Palästina und führte schließlich zur Staatsgründung Israels 1948. Doch der Libanon mit Sidon ist bis heute ein Stachel in der Seite Israels. Der Libanon hat nie Frieden mit Israel geschlossen, nicht einmal einen Scheinfrieden.
Die Staatsgründung Israels war am 14. Mai 1948. Am nächsten Tag begann die Invasion und der Krieg. Der Libanon war dabei, ebenso Syrien, Jordanien, Irak, Ägypten, Saudi-Arabien und auch der Jemen. Es gab sogar noch weitere Kontingente, die hinzukamen.
So ist die Zeit gekommen, die in Vers 25 erwähnt wird: „Wenn ich das Haus Israel aus den Völkern sammeln werde, unter denen sie zerstreut worden sind, und ich mich an ihren heiligen Namen vor den Augen der Nationen erinnere.“ Dieses Werk der Rückführung Gottes ins Land ist also von großer Bedeutung. Dabei heiligt sich Gott gewissermaßen vor den Augen der Völker, die sich zweitausend Jahre lang an dem jüdischen Volk vergriffen haben.
Jetzt heiligt sich Gott in den Augen der Nationen, indem er diesem heimatlosen Volk das Land der Väter zurückgibt. Sie werden in ihrem Land wohnen, das Gott seinem Knecht Jakob gegeben hat. Vers 26 ist noch nicht erfüllt, aber er wird sicher noch kommen – genauso sicher wie alle anderen Prophezeiungen.
Sie werden in Sicherheit wohnen. Das sehen wir heute schon als Realität: Häuser werden gebaut, Weinberge gepflanzt. Doch das geschieht noch nicht in Sicherheit. Ein stechender Dorn, ein schmerzender Stachel ist noch da.
Wie aber kommt es zu dieser völligen Sicherheit? Durch den Vertrag mit dem Antichristen? Nein, dieser bringt keine wirkliche Sicherheit. Es scheint so, aber der Text sagt etwas anderes.
Wie steht es in Vers 26 am Ende? „Wenn ich Gerichte geübt habe an allen, die sie verachten aus ihrer Umgebung.“ Das bedeutet ein göttliches Gericht über alle, die sich als Stachel und stechender Dorn gegenüber Israel erweisen.
Sidon wird hier als Beispiel für alle umliegenden Völker benutzt, die Israel hassen. Das Gericht, das damals durch Nebukadnezar an Sidon vollzogen wurde, ist gewissermaßen ein Vorgeschmack auf das Gericht über alle Völker rund um Israel. Diese Völker sind das Hindernis dafür, dass Israel in Sicherheit wohnen kann.
So sehen wir, dass die Prophetie über Sidon nicht nur damals zur Zeit Nebukadnezars Bedeutung hatte, sondern auch als Unterpfand dafür dient, dass dieses Gericht über die umliegenden Völker noch kommen wird, um Israel zur Sicherheit und zur Ruhe führen zu können.
Die Bedeutung der prophetischen Schriften für Israel heute
Ist dazu noch etwas? Ja. Sie sagten einmal, dass in den Synagogen im Grunde genommen nur die Bücher Mose gelesen werden. Wenn Israel jetzt Hesekiel lesen würde, der ja ebenfalls Prophetie für Israel enthält, dann könnten sie sich viel gelassener in ihrem Land zurechtfinden. Aber darüber wird kaum gesprochen, oder?
Ja, das ist so. In der Synagoge werden regelmäßig die fünf Bücher Mose in einem Dreijahreszyklus gelesen. Innerhalb von drei Jahren werden also alle Bücher Mose durchgelesen. Doch in jedem Synagogengottesdienst gibt es auch eine Lesung aus den Propheten. Dafür gibt es ein festes Verzeichnis. Nicht alle prophetischen Bücher oder Kapitel werden gelesen. Dieses Verzeichnis nennt man Haftarah. Dort kann man genau sehen, welcher Sabbat welche Lesung hat.
Aber ein Jude, der zu Hause nicht die Bibel studiert, kommt so an manche Kapitel nicht heran. Zum Beispiel Jesaja 53, das über den leidenden Messias spricht. Das ist nicht Teil der Haftarah und kommt in der Synagogenlesung nie vor. Darum hat man es auch schon als das schlechte Gewissen des Judentums bezeichnet.
Diejenigen aber, die die Bibel studieren, kommen an alle Texte heran. Dort wird auch Hesekiel studiert, und es gibt interessante Kommentare dazu. Im orthodoxen Judentum ist man sich bewusst, dass die Prophezeiung der Rückführung, wie wir sie noch viel detaillierter ab Kapitel 34 in Hesekiel finden, die heutige Zeit beschreibt.
Man muss sich jedoch im Klaren sein, dass 80 Prozent der jüdischen Bevölkerung in Israel gottlos sind. Das muss einem bewusst sein. Das ist so, als würde man sagen: Wenn die Europäer die Bibel lesen würden, wüssten sie, dass Jesus Christus wiederkommt und wir eine wunderbare Hoffnung haben. Aber wer hat diese Hoffnung? Nur diejenigen, die die Bibel lesen und als Gottes Wort annehmen.
Das ist das Problem in Israel genauso. Die Nation ist als Nation nicht besser als andere Völker. Auch geistlich gesehen befindet sich das Volk in einem Notzustand. Deshalb ist Judenmission eine sehr wichtige Sache, die jedoch vernachlässigt wurde.
Wir werden aber in Hesekiel 36 sehen, dass Gott vorausgesagt hat, dass er dieses Volk in einem unreinen Zustand ins Land der Väter zurückführen wird. Erst in einer späteren Phase wird dann Reinigung und Umkehr bewirkt werden. Das heißt, wir sind nicht irgendwie außerhalb von Gottes Plan, was heute geschieht.
Nur weil ich gesagt habe, dass so viele gottlos sind, heißt das nicht, dass alles aus dem Programm läuft. Es ist sehr eindrücklich, was wir ab Kapitel 34 in Hesekiel finden: Gottes Stufenplan zur Wiederherstellung Israels wird dort so detailliert dargestellt, dass wir ihn gut mit der Geschichte seit 1882 bis heute in Übereinstimmung bringen können. Dann wissen wir auch, wie es weitergeht.
Ja, da gehen wir zu ...
Die Heiligung Gottes durch die Rückführung Israels
Ich habe noch eine Frage zu Vers 25: Wenn sich der Herr an dem Hause Israels heiligen wird vor den Nationen – wie kann man sich das vorstellen? Wie wird sich der Herr heiligen?
Ja, das tut er auch jetzt schon. Denke daran: Ein Volk, das sich zu Recht als das auserwählte Volk ansah, aufgrund der Bibel. Und ein solches Volk ist zweitausend Jahre lang geprägt durch das Bild des von Getto zu Getto wandernden, gehassten, heimatlosen Juden.
Da fragt man sich: Wo ist der Gott, der diesen Bund geschlossen hat mit Abraham, Isaak und Jakob? Es scheint ein hoffnungsloses Volk zu sein. Doch Gott zeigt gerade dadurch, dass diese Zerstreuung nur begrenzt war – zwar sehr lange, aber eben begrenzt –, dass er ein heiliger Gott ist.
Das hat ja begonnen nach der Verwerfung des Messias. Erst ab dem Jahr siebzig kam diese Katastrophe der jüdischen Zerstreuung. Gott zeigt also einerseits, dass er ein heiliger Gott ist und dass die Verwerfung des Messias Konsequenzen hat. Für Israel waren das zeitliche Konsequenzen.
Aber jeder Mensch auf der Welt soll anhand dieses Beispiels wissen: Wenn ich Jesus Christus ablehne, habe ich mit einem ewigen Gericht, mit einer ewigen Verdammnis zu rechnen. Gott ist ein heiliger Gott.
Aber wo sind die Verheißungen geblieben? Gott zeigt gerade dadurch, dass er das Volk in einem nicht erneuerten Zustand zurückführt, dass er die Verheißungen an Abraham, Isaak und Jakob nicht vergessen hat. Nämlich seiner Nachkommenschaft das ganze Land Kanaan auf ewig zu geben.
Insofern heiligt sich Gott heute, indem er zeigt: Ich bringe das Volk zurück, ob die Welt das will oder nicht. Ich erfülle meine Pläne.
Nun gehen wir zu Kapitel 29. Hier haben wir eine Prophetie, eine sehr bemerkenswerte Prophetie über Ägypten, und zwar bis einschließlich Kapitel 32. Das ist nun die siebte Prophetie über nichtjüdische Völker und Städte.
Sie ist wiederum in sieben Aussprüche geteilt. Der erste Ausspruch beginnt in Vers 1: „Im zehnten Jahr, im zehnten Monat, am zwölften des Monats geschah das Wort des Herrn zu mir also.“ Jetzt kommt die erste Prophetie.
Dann sehen wir in Vers 17 die zweite: „Und es geschah im siebenundzwanzigsten Jahr, im ersten Monat, am ersten des Monats, da geschah das Wort des Herrn zu mir also.“
Die dritte Prophetie kommt dann in Kapitel 30, Vers 1, die vierte in Vers 20. Die fünfte in Kapitel 31, Vers 1, die sechste in Kapitel 32, Vers 1, und die siebte in Kapitel 32, Vers 17.
Das gibt so die natürliche Einteilung dieser Weissagung.
So, können wir mal das Kapitel miteinander durchlesen. Wer liest? Peter, gönnst du dir das? Danke!
Die historische Bedeutung Ägyptens und seine Herkunft
Ergibt denn diese große Weltmacht schon kurze Zeit nach der Sintflut? Ägypten ist zu einer führenden Weltmacht aufgestiegen, so wie die Sumer im Irak zwischen Euphrat und Tigris. Diese Weltmacht entstand am Nil. Wer war eigentlich der Urvater des ägyptischen Reiches? Vielleicht Ham? Ja, in gewissem Sinn.
Schlagen wir mal auf: 1. Mose 10, dort finden wir die Völkertafel, in der die Nachkommen Noachs aufgelistet werden. Es sind siebzig Namen. Lesen wir mal 1. Mose 10,6: „Söhne Hams: Kusch, Mitzrayim, Put und Kanaan.“ Jawohl.
Die Verbindung wird noch klarer, wenn man Hebräisch kann, denn das Wort für Ägypten heißt „Mitzrayim“. Das ist der normale Ausdruck auf Arabisch „Misr“. Ja, im Prinzip ist es das Gleiche. Hier sehen wir also einen Sohn Hams, Mitzrayim. Dieser Mann wanderte zum Nil aus, und von ihm stammt schließlich die ägyptische Weltmacht ab.
Äthiopien ist also das Land Kusch, ebenfalls gegründet von einem Sohn Hams. Kusch bezeichnet nicht nur Äthiopien, sondern ein Gebiet südlich von Ägypten, also den Sudan, Nordäthiopien und Eritrea. Besonders über Kusch als Sudan wird oft in der Bibel gesprochen, da diese Geschichte eng mit Ägypten verbunden ist. Sudan und Ägypten gehören zu den Hamiten, nicht zu den Semiten. Die Ägypter sind also keine Araber. Man nennt sie zwar Araber, weil sie arabisch sprechen, aber ethnisch stammen sie vom hamitischen Stammbaum ab.
In der Prophetie Hesekiels finden wir eine Kritik am Pharao. Was ist das große Problem? Er fühlt sich gottgleich – Selbstvergötterung. Die Pharaonen sahen sich als Sonnengötter. Dieses Problem hatten wir vor kurzem auch schon bei Hesekiel, nämlich beim König von Tyrus. Er betrachtete sich ebenfalls als Gott. Lesen wir Hesekiel 28,2:
„So spricht der Herr, Herr: Weil dein Herz hoch hinaus will und du sagst: ‚Gott bin ich, den Wohnsitz der Götter bewohne ich im Herzen der Meere‘, während du doch nur ein Mensch bist und nicht Gott, du aber erhebst dein Herz, als wäre es Gottes Herz.“
Hier sagt der König von Ägypten Ägypten, wir lesen nochmals Hesekiel 29,3-4,29:
„Rede und sage: So spricht der Herr, Herr: Siehe, ich will an dich, Pharao, König von Ägypten, du großes Seeungeheuer, das inmitten seiner Ströme liegt, das da sagt: ‚Mein Strom gehört mir, und ich selbst habe ihn mir gemacht.‘“
Er betrachtet sich als Schöpfer, als Gott, der den Nil gemacht hat.
Warum ist der Nil so wichtig für ihn, dass er sich rühmt, einen Fluss gemacht zu haben? Der Nil ist die Wasserquelle, und Wasser ist für die Ernte notwendig. Ägypten kann überhaupt nur dank dem Nil existieren. Regen fällt praktisch kaum, darum ist Ägypten zu 95 Prozent Wüste. Das bewohnte Gebiet Ägyptens liegt heute wie damals entlang des Nils und im Delta, das dank dem Nil bewässert wird. Das restliche Land ist Wüste.
Dieser Hochmut, „Ich bin die Quelle des Lebens“, geht zurück auf den Fall und die Versuchung im Garten Eden. Die Schlange stellt ja in Aussicht (1. Mose 3,5):
„Mitnichten werdet ihr sterben, sondern Gott weiß, dass an dem Tage, an dem ihr davon esst, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses.“
Die Selbstvergötterung ist also der Ursprung allen Unheils in dieser Welt. Diese Taktik wendet Satan seitdem erfolgreich an, um Menschen zu verführen, sich gottgleich zu fühlen. Besonders geeignet ist das bei führenden Personen, wie dem König von Tyrus oder dem Pharao. Auch heute funktioniert das wunderbar in der westlichen Gesellschaft. Die New-Age-Lehre sagt nichts anderes, als dass wir alle Götter seien, weil wir den göttlichen Funken in uns hätten. Durch Yoga, Meditation und esoterische Praktiken solle dieser entfaltet werden. Doch das ist nichts anderes als die alte Lüge: Ihr seid Götter oder gottgleich.
Wie im Fall von Tyrus antwortet Gott darauf mit Gericht. Wenn der Mensch sich in Freude und Rebellion zu Gott macht, antwortet Gott mit Zerschmetterung. Das war bei Tyrus so, und nun kommt das Gericht über Ägypten.
Der damalige Pharao war Hophra, der von 588 bis 569 v. Chr. regierte. Er wurde durch Nebukadnezar ermordet. Die Babylonier starteten eine Invasion in Ägypten, was zur Tötung des Pharaos führte.
Diese Selbstvergötterung begann in Eden, setzte sich über den König von Tyrus und den Pharao fort und geht bis in unsere Zeit, in der eine ganze Kultur zu Göttern verführt wird. Der Höhepunkt ist die Selbstvergötterung des Antichristen. Lesen wir 2. Thessalonicher 2,3:
„Lasst euch von niemandem auf irgendeine Weise verführen! Denn dieser Tag wird nicht kommen, es sei denn, dass zuerst der Abfall kommt und der Mensch der Gesetzlosigkeit offenbar wird, der Sohn des Verderbens, der sich widersetzt und sich überhebt über alles, was Gott heißt, und der Gegenstand der Verehrung ist, sodass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich ausweist, dass er Gott sei.“
Der Antichrist wird sich in den dritten Tempel setzen, der gerade vorbereitet wird, und behaupten, Gott zu sein. Das ist der Höhepunkt der Rebellion des Menschen seit Eden. Darum kommt das Endgericht, wenn Jesus Christus als König der Könige zurückkehrt.
Die Selbstvergottung ist der Endpunkt der Rebellion und Frechheit des Menschen gegenüber Gott. Ihr Ursprung liegt in Satan selbst. Wo steht das? Jesaja 14 und Hesekiel 28 beschreiben den Fall Satans. In Hesekiel 28 wird er als Macht dargestellt, die den König von Tyrus beherrschte, in Jesaja 14 den letzten König von Babylon.
Jesaja 14,12-14:
„Wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte! Wie bist du zu Boden geschmettert, du Überwältiger der Nationen! Und du sagtest in deinem Herzen: ‚Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über die Sterne Gottes meinen Thron aufrichten und mich niedersetzen auf dem Versammlungsberg im äußersten Norden. Ich will hinaufsteigen auf Wolkenhöhen, dem Höchsten mich gleichmachen.‘“
Die Selbstvergottung führte zur Sünde in der Engelwelt und zum Sturz Satans. Die Menschheit wurde durch dieselbe Sünde zum Fall gebracht. Der Höhepunkt der Rebellion des Menschen wird im Antichristen sichtbar.
Unter diesem Gesichtspunkt muss man Jesaja 28 lesen: Gott widersteht dem Hochmütigen (Jakobus 4). Der Pharao wird als großes Seeungeheuer beschrieben, das im Nil lebt. Das hebräische Wort „Tannin“ bezeichnet ein Ungeheuer, in der Bibel auch für Saurier verwendet (z.B. im Buch Hiob). Diese sind ein Bild für Kraft, Größe und scheinbare Unverwundbarkeit.
Im Neuen Testament wird der Drache als Bild für den Teufel verwendet. Offenbarung 12,3-9 beschreibt ihn:
„Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel: ein großer feuerroter Drache, der sieben Köpfe und zehn Hörner hatte und auf seinen Köpfen sieben Diademe. Sein Schwanz zog den dritten Teil der Sterne des Himmels fort und warf sie auf die Erde. Der Drache stand vor der Frau, die gebären sollte, um ihr Kind zu verschlingen. Und es wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, der Teufel und Satan genannt wird, der die ganze Erde verführt.“
Das Wort „feuerrot“ wird in Offenbarung 6 auch im Sinne von „blutrot“ gebraucht, bei einem blutigen Gericht. Satan ist der blutrote Drache, der Menschenmörder von Anfang an (Johannes 8,44). Er hasst die Menschheit und möchte sie vernichten, ist aber in seinem Handlungsbereich eingeschränkt. Alle Gräueltaten der Menschheitsgeschichte gehen auf sein Konto.
Das Erscheinungsbild mit sieben Köpfen und zehn Hörnern entspricht dem Symbol für das römische Reich in Offenbarung 13. Das zeigt, dass Satan die Macht ist, die sich im römischen Reich verkörperte und auch in der Zukunft verkörpern wird.
Bei der Versuchung Jesu in der Wüste sagte Satan: „Siehe, all diese Weltreiche sind mir gegeben, und wem ich will, gebe ich sie, wenn du mich anbetest.“ Das zeigt, dass Satan hinter den Mächtigen steht, damals Kaiser Tiberius.
Wenn der Pharao als Drache dargestellt wird, zeigt das, dass die Macht Satans hinter ihm stand. Das erklärt seinen Hochmut, sich als Gott und Schöpfer zu sehen. Das verleiht der Geschichte noch mehr Dramatik.
Man erkennt die Rolle Satans im ägyptischen Weltreich von damals, das aber auf Gottes Geheiß zusammenbrechen musste. Neu ist, dass der Teufel eine eigene Engelschar hat – die Dämonen. Er ist nicht allein gefallen, sondern mit einer großen Schar Engel rebellierte er gegen Gott. Diese Engel wurden zu Dämonen.
In den Evangelien wird oft von unreinen Geistern gesprochen, die Jesus austreibt. Das sind gefallene Engel unter Satans Herrschaft. Satan wird in Matthäus 12 als Beelzebub, der Oberste der Dämonen, genannt.
Diese Weltmacht teilt Satan mit den gefallenen Engeln. Lesen wir Epheser 6,10-12:
„Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewalten, mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit bösen Geistern unter dem Himmel.“
Unser Kampf ist geistlich, nicht gegen Menschen. Satan ist nicht allgegenwärtig, weil er ein Geschöpf ist. Engel sind an Orte und Zeit gebunden (Daniel 10). Um seine Herrschaft weltweit auszuüben, braucht Satan die Dämonen, die jedes Volk beherrschen. In Daniel 10 wird von Fürsten des Königreichs Persien und Griechenland gesprochen, die von den Völkern als Götter verehrt wurden.
Deshalb sind Religionen oft Stammesreligionen, mit Göttern für einen Stamm, nicht für die ganze Welt. Diese Engel sind Mächte, die an Orten wohnen und verehrt werden.
Interessant ist, dass unser Kampf geistlich ist. Das orthodoxe Christentum kämpft nicht gegen Fleisch und Blut, sondern geistlich. Der orthodoxe Islam hingegen ist kriegerisch, da sein Vorbild Mohammed war, der mit dem Schwert kämpfte. Der Koran ruft zum Kampf gegen Christen und Juden auf.
In Judas 1,6 werden gefallene Engel beschrieben, die sich sexuell mit Menschen verunreinigt haben (1. Mose 6). Diese Engel wurden von Gott ins Gefängnis geworfen (Tartarus, 2. Petrus 2,4). Sie sind unschädlich gemacht. Die anderen gefallenen Engel, die mit Satan gefallen sind, aber diese Sünde nicht begangen haben, sind noch frei und treiben Unwesen.
Kehren wir zurück zu Hesekiel 29. Es ist 16 Uhr, und wir haben gesehen, dass der Pharao als Drache, als Seeungeheuer dargestellt wird. Was bedeuten die Fische, die aus dem Strom gezogen werden? Die Ägypter selbst, die unter der Autorität des Pharaos stehen. Das Gericht wird dargestellt, indem der Drache mit den Fischen herausgezogen wird. Wenn die Fische aus dem Strom kommen, sterben sie – das ist das Gericht über Ägypten.
In der zweiten Weissagung über Ägypten ab Vers 17 wird erklärt, dass der Erfolg der Babylonier in Ägypten eine Erstattung für die Belagerung von Tyrus ist, die finanziell nichts brachte. Die Prophetie über Tyrus ist das Verbindungsglied zu Ägypten.
Das Gericht kommt in Vers 10 über Ägypten von Migdol bis Syene. Syene ist ein anderer Name für Aswan, Migdol liegt ganz im Norden, in Unterägypten. Migdol bis Syene bedeutet ganz Ägypten, so wie von Dan bis Beerscheba für Israel.
Syene-Aswan liegt an der Grenze zu Äthiopien, also Kusch – dem heutigen Sudan. Es ist besser, hier Kusch oder Sudan zu verwenden, da es heute verständlicher ist.
Das Land wird vierzig Jahre verwüstet (Vers 11), die Ägypter werden weggeführt (Vers 12). Am Schluss heißt es: „Ich werde die Ägypter unter die Nationen versprengen.“ Die Babylonier starteten 569 die Invasion in Ägypten und behandelten die Ägypter wohl wie andere Völker: durch Deportation.
525 wurde Ägypten von den Persern erobert. Die Perser unter Kyros verfolgten eine andere Politik: deportierte Völker sollten zurückkehren. Der Kyros-Zylinder ist ein authentisches Dokument, das die Rückkehr verschiedener Völker erlaubt. Das stimmt mit der Rückführung der Juden in Esra 1 überein.
Die Juden konnten 538 v. Chr., als die Perser Babylon eroberten, in ihre Heimat zurückkehren. Etwas später eroberten die Perser auch Ägypten. Die vierzig Jahre der Verwüstung und Deportation lassen sich gut zwischen der babylonischen Invasion 569 und der persischen Eroberung 525 einordnen.
In Vers 13 heißt es:
„Am Ende von vierzig Jahren werde ich die Ägypter auf den Völkern sammeln, wohin sie versprengt wurden, und ich werde das Geschick Ägyptens wenden und sie in das Land Pathos, das Land ihrer Herkunft, zurückbringen, und dort werden sie ein niedriges Königreich sein.“
Pathos ist ein anderer Name für Oberägypten. Der nördliche Teil Ägyptens ist Unterägypten, der südliche Teil Oberägypten.
Ab dann ist es aus mit Ägypten als Weltmacht. In der Schule lernt man das Alte, Mittlere und Neue Reich, aber mit der babylonischen Invasion begann der Niedergang. Ägypten kam unter persische, griechische, römische und schließlich islamische Herrschaft.
641 erfolgte die islamische Invasion. Im Jahr 622 wurden viele arabische Stämme islamisiert. Nach Mohammeds Tod breitete sich der Islam mit dem Schwert aus. 638 wurde Jerusalem erobert, und 682 errichteten die Muslime die Al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg, um die Überlegenheit des Islams über das Judentum zu zeigen.
In den 640er Jahren erfolgte die Invasion Ägyptens, die Ägypter wurden islamisiert. Die arabische Sprache kam erst mit dem Islam nach Ägypten.
Im 20. Jahrhundert wurde Ägypten unabhängig, kurz vor der Staatsgründung Israels. Doch es wurde keine Weltmacht mehr.
In Vers 15 heißt es:
„Das Königreich Ägypten wird ein niedriges Königreich sein.“
Unter König Faruk war Ägypten eine Marionette Großbritanniens. Das war ein Anlass für Nasser, die Revolution zu machen. Nasser wollte durch Panarabismus Ägypten zur Vormacht unter den arabischen islamischen Völkern machen. Er schloss zeitweise eine Union mit Syrien, die Vereinigte Arabische Republik.
Nasser wollte die arabische Welt einen und Ägypten an die Spitze setzen. In Alexandria ließ er das Hotel Palestine bauen, wo die islamische politische Führung versammelt war. Dort wurde in den 1960er Jahren die Totalzerstörung Israels beschlossen.
Ich war einmal dort, das Hotel steht noch. Diese Pläne führten zum Sechstagekrieg. Die arabische Welt fühlte sich stark und geeint, doch nach sechs Tagen war alles zerschlagen. Das zerstörte den panarabischen Traum Nassers.
Es folgten Revolutionen und Unruhen in Ägypten. Die Bevölkerung fragte sich, wie eine solche Blamage möglich war, wenn so viele Nationen gegen Israel kämpften.
Doch das war Gottes Hand. Ägypten durfte nie mehr Großmacht werden. Es blieb ein niedriges Königreich, das sich nicht mehr über die Nationen erheben wird.
Wir haben gesehen, dass der Grund für das Gericht Gottes Hochmut und Selbstvergötterung ist. Es gibt aber noch einen zweiten Grund, den wir in Vers 16 finden: Ägypten sollte keine Gefahr mehr für Israel als Stütze sein.
Wie kann eine Gefahr eine Stütze sein? Positiv ist eine Stütze als Fallschutz – bis sie bricht. Israel unter den letzten gottlosen Königen machte ein Abkommen mit Ägypten und fühlte sich sicher gegen Babylon. Die Politik wiederholt sich.
Sie vertrauten nicht auf Gott, sondern auf die Großmacht Ägypten. Es gibt heute T-Shirts mit der Aufschrift: „America, don’t be afraid, Israel is behind you.“ Doch eigentlich ist es umgekehrt.
Gott geißelte dieses Vertrauen auf eine Weltmacht statt auf ihn. Das führte zum Widerstand gegen Babylon. Jeremia, ein wahrer Prophet, rief zur Kapitulation auf, damit Jerusalem nicht zugrunde geht. Doch man plünderte und inhaftierte ihn.
Falsche Propheten versprachen Frieden, doch Jeremia warnte vor Unheil. Die Verführung war Ägypten. Als es darauf ankam, half Ägypten Israel nicht.
2. Könige 24,7:
„Der König von Ägypten zog nicht mehr aus seinem Land, denn der König von Babel hatte von Ägypten bis zum Euphrat alles genommen, was dem König von Ägypten gehörte.“
Die Ägypter kamen Israel nie zu Hilfe, obwohl sie verbunden waren.
Hesekiel 29,6-7:
„Alle Bewohner Ägyptens werden erkennen, dass ich da bin, weil du dem Haus Israel eine Stütze und Schild warst. Wenn sie dich mit der Hand fassten, knicktest du ein und rissest ihnen die ganze Schulter auf. Wenn sie sich auf dich lehnten, zerbrachst du und ließest ihnen alle Hüften wanken.“
Das Bild vom Schilfrohr am Nil wird benutzt: Ägypten ist ein Rohrstab, der bricht, wenn man sich darauf stützt. Ägypten war eine Verführung für Israel, statt sie zu Gott zu führen.
Jeremia 17,5-8:
„Verflucht ist der Mann, der auf Menschen vertraut und Fleisch zu seinem Arm macht, dessen Herz von Jehova abweicht. Er wird sein wie ein dürrer Busch in der Wüste, in einem salzigen und unbewohnten Land. Gesegnet ist der Mann, der auf den Herrn vertraut. Er wird sein wie ein Baum, der an Wasser gepflanzt ist, seine Wurzeln am Bach hat, sich nicht fürchtet, wenn Hitze kommt, und immer Frucht bringt.“
Ein hartes Wort: Verflucht ist, wer auf Menschen vertraut. Das war nicht nur das Problem Israels damals, sondern auch heute. Unsere Sicherheiten sind oft auf Menschen gebaut, aber diese Stützen sind wackelig.
Gott will uns zeigen, dass das Vertrauen auf ihn allein das wahre Fundament ist. Ägypten wurde auch gerichtet, weil es falsches Vertrauen vermittelte.
Ein dritter Grund für das Gericht zeigt sich in Jeremia, wo manche nach Ägypten fliehen wollten, sogar mit dem Propheten Jeremia, obwohl er warnte, dass das eine Katastrophe wird.
Jeremia 42,15-16:
„Wenn ihr euer Gesicht nach Ägypten richtet und dort als Fremde lebt, wird das Schwert, vor dem ihr euch fürchtet, euch in Ägypten erreichen, und der Hunger wird euch dort verfolgen. Ihr werdet dort sterben. Der Herr hat euch gewarnt um eurer Seelen willen.“
Diese Invasion war auch Gericht über die gottlosen Juden, die Zuflucht in Ägypten suchten.
Nun noch eine Frage zu Hesekiel 16:9, wo es heißt:
„Arglos ist das Herz mehr als alles, und verderbt ist es; wer mag es kennen? Ich, der Herr, erforsche das Herz und prüfe die Nieren, um jedem nach seinen Wegen zu geben, nach der Frucht seiner Handlungen.“
Ein ernster Vers, der uns zur Selbstprüfung auffordert: Wo steht mein Herz? Ist es ungeteilt auf den Herrn gerichtet oder gespalten?
Ägypten ist ein wichtiges Thema in der Bibel, kaum eine andere Nation wird so oft erwähnt neben Israel – von der Zeit nach der Sintflut bis in die Zukunft.
Ägypten hat zwei Gesichter: Es war das Land, das der Großfamilie Jakobs Sicherheit gab, als Gott zu Jakob sagte, er solle nach Ägypten ziehen. Dort wurde Israel geschützt.
Später wurde Israel grausam unterdrückt, und das Gericht kam über Ägypten. Doch in Gottes Vorsehung wurde Ägypten erneut Schutzland, als Jesus als Kind mit seinen Eltern dorthin floh. Gott hat das nie vergessen und ließ es in Matthäus 2 aufschreiben.
Mit der Ausbreitung des Evangeliums kam das Christentum früh nach Ägypten und trug dort viel Frucht. Ägypten wurde stark christlich geprägt, bis zur islamischen Invasion im 7. Jahrhundert.
Das Christentum konnte in Ägypten nicht ausgelöscht werden. Heute gibt es etwa zwanzig Millionen Kopten, die Mehrheit sind Namenschristen. Die Regierung gibt bewusst nur zehn Millionen an, um die Zahl zu drücken.
Jetzt wollen wir noch einen Blick auf Jesaja 19 werfen, das auch ein ganzes Kapitel über Ägypten enthält.
Jesaja 19,17:
„Und Ägypten wird sich danken vor dem Land Juda; wer desselben gedenkt, wird davor erschrecken über den Rat des Herrn Zebaoth, den er über sie beschlossen hat.“
In der Endzeit wird Juda, das Land Israel, für Ägypten ein Schreckwort sein. Das ist heute schon so.
Man erzählte mir in Ägypten, dass Sadat den Frieden mit Israel schloss, obwohl er gar keinen Frieden wollte. Er sagte, sie könnten Israel nicht zerstören, das könne erst eine spätere Generation tun. Deshalb müsse man jetzt Frieden schließen.
Das erklärt den sogenannten kalten Frieden. Es ist kein Frieden, sondern ein Bündnis, um Kräfte für die Zukunft zu sammeln.
1956 führte Ägypten Krieg gegen Israel, was den Sinai-Feldzug auslöste. Israel eroberte in kürzester Zeit den Sinai bis nahe Kairo, gab ihn später zurück.
In den 1960er Jahren versuchten sie es erneut, um Israel zu vernichten. Der Sechstagekrieg führte dazu, dass Israel die ganze Sinai-Halbinsel eroberte.
Das wurde für Ägypten zum Schreckwort. 1973 folgte der Jom-Kippur-Krieg, ein Überraschungsangriff an einem Feiertag, als kein Fernsehen oder Radio sendete, weil man in der Synagoge Sünden bekannte.
Zahlreiche Israelis wurden getötet oder verletzt. Nach drei Tagen schlug Israel zurück und war siegreich. Doch 61 Nationen brachen die diplomatischen Beziehungen zu Israel ab.
Das ist unglaublich – solche Ereignisse werden oft vergessen. Wenn eine Nation vernichtet werden soll und sie gewinnt, gelten sie als die Bösen.
Auf die Frage, ob heute am Jom-Kippur noch kein Fernsehen oder Radio ist, kann ich nicht sicher antworten. Wahrscheinlich gibt es Militärsender.
Ein Kommentar: Einen Tag nach der Gründung Israels 1948 griffen arabische Staaten an. Die UNO, die Israel unterstützte, tat nichts. Sie verurteilte nie Terrorismus gegen Israel, aber über 200 Resolutionen gegen Israel wurden gefasst.
Kürzlich wurde ich von einer britischen Partei gefragt, ob ich als Schweizer der UNO beitreten würde. Ich sagte nein, wegen der antisemitischen Haltung dort.
Zurück zu 1973: Israel wurde zum Schrecken Ägyptens. Doch jetzt das Schöne, in der Endzeit heißt es in Jesaja 19,21:
„Und er wird sich von ihnen erbitten lassen und sie heilend.“
Das bezieht sich auf die Wiederkunft Christi. Jesaja 19,1 beginnt mit der Ankunft des Herrn:
„Siehe, der Herr fährt auf schneller Wolke.“
Jesus sagte in Lukas 21, dass man den Sohn des Menschen auf einer Wolke sehen wird.
Die Wiederkunft Christi hat verschiedene Phasen: Er kommt nach Harmagedon, auf den Ölberg, nach Edom und nach Ägypten.
Jesaja 19,23-25:
„An jenem Tage wird eine Straße sein von Ägypten nach Assyrien, und die Assyrer werden nach Ägypten kommen, und die Ägypter nach Assyrien. Die Ägypter werden mit den Assyrern dem Herrn dienen. Israel wird an jenem Tag das Dritte sein, mit Ägypten und Assyrien ein Segen inmitten der Erde. Denn der Herr Zebaoth segnet es und spricht: Gesegnet sei mein Volk Ägypten, und Assyrien, das Werk meiner Hände, und Israel, mein Erbteil.“
Das kann der UN-Sicherheitsrat nicht schaffen, aber Jesus wird diesen Frieden im Nahen Osten bringen.
Diese Zusage an Ägypten, „Mein Volk“, nicht nur Israel, ist wunderbar. Für viele gläubige Ägypter ist das einer der Lieblingsverse aus dem Alten Testament.
So wollen wir schließen: Wir haben die Gerichte und ihre Gründe in Hesekiel betrachtet, aber auch den Ausblick für die Zukunft.
Eine kurze Frage noch: In Kapitel 23 bis 30 finden wir zwölfmal den Ausdruck „Und ihr werdet wissen, dass ich der Herr, Jehova, bin“ in Verbindung mit Gericht.
Wie können wir den 11. September verstehen? Ist das ein Gericht Gottes oder gilt Römer 2,4: „Wisst ihr nicht, dass Gottes Güte euch zur Buße leiten soll?“
Das ist eine lange Frage. Wir haben das gestern beim Bibelschultag in Rickenbach anhand von Matthäus 24 näher betrachtet. Dort wird das Problem des Terrorismus in Lukas 21 als Zeichen der Endzeit genannt, das sich wie Geburtswehen verstärkt bis zur Eskalation.
Es gehört zu den Zeichen der Wiederkunft Christi und ist zugleich eine Warnung Gottes an eine Kultur, die sich von Gott entfernt hat.
Jesus sagt in Lukas 13,4-5:
„Meint ihr, die Opfer des Turms von Siloah seien größere Sünder als ihr? Nein, wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr ebenso umkommen.“
So ist es geschehen. Im Jahr 70 zerstörten die Römer mit schwerer Artillerie die Mauern Jerusalems, und viele wurden unter den Trümmern begraben.
Ein schreckliches Ereignis kann ein Aufruf zur Buße und Umkehr sein.
Wir müssen nun zum Schluss kommen. Ich möchte noch beten.
