Einführung und Lesung des Predigttextes
Guten Abend, wir stehen in Hohelied Kapitel 4 und lesen ab Vers 9. Es wird gebeten, dass jemand die Verse 9 bis Kapitel 5, Vers 1 vorliest.
Du hast mir das Herz geraubt, meine Schwester, meine Braut; du hast mir das Herz geraubt mit einem deiner Blicke, mit einer Kette deines Halsschmuckes.
Wie schön ist deine Liebe, meine Schwester, meine Braut! Wie viel besser ist deine Liebe als Wein, und der Duft deiner Salben als alle Gewürze!
Honigseim träufeln deine Lippen, meine Braut, Honig und Milch sind unter deiner Zunge, und der Duft deiner Gewänder ist wie der Duft des Libanon.
Ein verschlossener Garten ist meine Schwester, meine Braut, ein verschlossener Born, eine versiegelte Quelle.
Was dir entsprosst, ist ein Lustgarten von Granatbäumen samt edlen Früchten, Zypernblumen samt Narden, Narde und Safran, Würzrohr und Zimt samt allerlei Weihrauchgehölz, Myrrhe und Aloe samt allen vortrefflichsten Gewürzen.
Eine Gartenquelle, ein Brunnen lebendigen Wassers und Bäche, die vom Libanon fließen.
Wache auf, Nordwind, und komm, Südwind! Durchwehe meinen Garten, lass träufelnd seine Wohlgerüche! Mein Geliebter komme in seinen Garten und esse die ihm köstliche Frucht.
Also bis Kapitel 5, Vers 1 noch dazu, das gehört dazu, dann beginnt der neue Teil:
Ich bin in meinen Garten gekommen, meine Schwester, meine Braut, habe meine Myrrhe gepflückt samt allem Balsam, habe meine Wabe gegessen samt meinem Honig, meinen Wein getrunken samt meiner Milch.
Esst, Freunde, trinkt und trinkt euch fröhlich, Geliebte!
Korrektur zur geographischen Einordnung Jerusalems
Eine kurze Korrektur vom letzten Mal: Ich habe nämlich, wie versprochen, wiederholt, als wir das Thema von Myrnenberg und Weihrauchhügel hatten. Dabei haben wir den Zusammenhang mit Golgatha hergestellt. Ich habe erwähnt, dass Golgatha in der Altstadt von Jerusalem liegt, genau dieser Berg hier. Und ich habe immer gesagt, das sei der Südwesthügel. Richtig ist jedoch der Nordwesthügel.
Sehen wir uns das mit dem Pointer an: Jetzt sieht man hier, der Pfeil zeigt auf Golgatha, den Golgatha-Hügel, und zwar genau auf die Stelle, wo heute die Grabeskirche steht. Das ist das authentische Golgatha, ein ausgedienter Steinbruch außerhalb der Stadtmauern von Jerusalem damals. Heute liegt es innerhalb der Altstadtmauern, was ein bisschen anders ist als vor zweitausend Jahren. Und es ist eben nicht der Südwesthügel, sondern der Nordwesthügel. Ich habe mich einfach versprochen und nochmals versprochen.
Der Südwesthügel ist Zion, und zwar nenne ich das Zion II. Das ist der Hügel, wo auch das urchristliche Quartier war: der Obersaal, das letzte Abendmahl, die Urgemeinde. In der Bibel ist immer dieser Berg, der Tempelberg, der Berg Zion. Aber in nachbiblischer Zeit wurde dann eben dieser auch wichtige Hügel, der Südwesthügel von Jerusalem, Zion genannt. Man kann also den Tempelberg als Zion I bezeichnen, und dort wäre dann Zion II. Zion II ist getrennt durch das Kreuztal von dem Hügel, auf dem das Kreuz von Golgatha stand.
Diese beiden Hügel wiederum sind getrennt durch das Thyropoion-Tal vom Tempelberg, vom biblischen Zion oder Moria. Und dieser Berg ist wiederum getrennt durch das Kidron-Tal vom Ölberg im Osten. Das nur als kleiner Nachtrag.
Jetzt gehen wir zu unseren Versen. In Kapitel 4, Vers 9 sagt Salomo zu seiner geliebten jungen Frau: „Du hast mir das Herz geraubt, und zwar mit einem deiner Blicke und mit einer Kette deines Halsschmucks.“
Wenn wir die geistliche Anwendung auf die Erlösten machen, ist die Braut Sulamit ein Bild der Gemeinde, der Brautgemeinde und natürlich auch des Überrestes aus Israel. Wie wir gesehen haben, ist das irdische Volk auch ein himmlisches Volk.
Was bedeutet das nun geistlich übertragen? Wenn wir Sprüche 1, Vers 9 aufschlagen, bekommen wir eine tiefere Bedeutung dieses Schmucks. Dort heißt es: „Denn sie werden ein anmutiger Kranz für dein Haupt und ein Geschmeide für deinen Hals sein.“
Jetzt müssen wir aber noch wissen, worum es geht. Es wäre gut, wenn du noch Vers 8 dazu liest.
„Höre, mein Sohn, die Unterweisung deines Vaters, und verlass nicht die Belehrung deiner Mutter, denn sie werden ein anmutiger Kranz für dein Haupt und ein Geschmeide für deinen Hals sein.“
In Sprüche 1 bis 9 geht es um die Belehrungen des Vaters an seinen Sohn. Es sind göttliche Belehrungen, die Belehrung des Wortes Gottes. Hier wird also gesagt: Diese göttliche Belehrung ist wie ein Halsschmuck.
So spricht also die Kette des Halsschmucks von Sulamit von dem, dass die Gläubigen sich mit den Belehrungen, gesunden Belehrungen des Wortes Gottes, schmücken.
Wenn wir noch Sprüche 3, Vers 3 dazunehmen: „Güte und Wahrheit mögen dich nicht verlassen. Binde sie um deinen Hals, schreibe sie auf die Tafel deines Herzens.“
Was genau soll man da um den Hals binden? Das geht hervor aus Vers 1: „Mein Sohn, vergiss nicht meine Belehrung, und dein Herz bewahre meine Gebote.“
Auch hier geht es um die Belehrung, und zwar die Belehrung des Wortes Gottes, nicht menschliche Belehrung, und Gebote aus dem Wort Gottes. Das ist eben wieder ein Halsschmuck.
Wenn wir uns das so überlegen: Wenn der Herr Jesus die Gläubigen betrachtet und sieht, dass wir so verbunden sind mit dem Wort Gottes, dass es für uns ein Schmuck ist, und er sagt: „Du hast mir das Herz geraubt“, dann ist das fast nicht zu glauben.
Und auch das, wenn er sagt: „mit einem deiner Blicke“ – ich meine, das ist etwas in der Beziehung von Mann und Frau, dass der Blick so überwältigend ist, dass man sich zwischendrin abwenden muss. Das sagt er hier.
Wenn wir das jetzt übertragen auf den Herrn und dabei an Hebräer 12, Vers 2 denken – diese Stelle hatten wir auch letztes Mal schon gelesen, aber in diesem Zusammenhang müssen wir das nochmals lesen:
„Hinschauend auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der die Schande nicht achtend, für die vor ihm liegende Freude das Kreuz erduldete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.“
Danke! Also: Hinschauend auf Jesus. Wir denken oft daran, wie wichtig es für uns ist, dass wir auf den Herrn schauen, von Problemen weg, von Schwierigkeiten weg, von uns weg auf ihn.
Das Wort „hinschauen“ bedeutet im Griechischen wörtlich „wegschauen“, aber die alten Griechen haben es benutzt, um auf einen Punkt ganz fixiert hinzuschauen. So bedeutet es also „von allem weg auf den Herrn Jesus schauen.“
Überlegen wir uns auch, was das für den Herrn bedeutet, wenn wir auf ihn blicken. Er sagt: „Du hast mir das Herz geraubt mit einem deiner Blicke.“ Das ist ganz gewaltig und bekommt eine ganz neue Dimension.
Oder auch Sprüche, Psalm 32: Dort finden wir das Geheimnis, wie Gott uns führt, wie der Herr Jesus uns führt. Lest jemand Psalm 32, Vers 8?
„Ich will dich unterweisen und dir den Weg lehren, den du wandeln sollst; mein Auge auf dich richtend will ich dir raten.“
Er will uns den Weg zeigen in all unseren Entscheidungen, die wir zu treffen haben. Und das will er tun, indem er sein Auge auf uns richtet.
Das ist natürlich klar: Wenn man geführt wird durch die Augen, dann braucht es Augenkontakt. Gerade in der Kindererziehung kann das eine Rolle spielen. Kinder, die sich gut führen lassen, brauchen oft nur Augenkontakt. Und es funktioniert.
Wenn das Kind den Augenkontakt mit den Eltern nicht aufnimmt, funktioniert es gar nicht.
So ist es auch hier: Wenn der Herr sagt: „Mein Auge auf dich richten will ich dir raten“, ja, wenn wir eben nicht solche sind, die von allem wegschauen, sondern hinschauend auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, dann kann er uns auch nicht den Weg weisen mit seinen Augen.
Hebräer 4 zeigt uns, was das für den Herrn bedeutet, dieser Blick der Erlösten auf ihn.
Bis dahin eine Frage?
Ja, gerne.
Hier in Hebräer 4, Vers 9: Ob das ein Hinweis auf die Bekehrung ist? Man könnte natürlich sagen, ein solcher erster Blick braucht es ja bei der Bekehrung.
Hier geht es ja bereits um die feste Verbindung, sie sind verheiratet. Aber du kannst den Vers trotzdem auf die erste Begegnung mit dem Herrn anwenden.
Dort war es das erste Mal, ganz genau, in dem Sinn meinst du das.
Hier sagt er es ja schon nach einiger Zeit. Aber du kannst sagen, ja, das hat damals begonnen bei diesem ersten Blick.
Ja, da kannst du genau den Bezug herstellen, unbedingt.
Das spricht ja auch irgendwie von dieser ersten Liebe, von der der Herr spricht in Offenbarung 2 zu Ephesus. Sie ist allerdings traurig, der Herr sagt: „Du hast deine erste Liebe verlassen.“
Aber das, was du ansprichst, dieser erste Blick, der das Herz von Salomo geraubt hat, das ist die Bekehrung.
Doch, absolut.
Ich habe eben gemeint, du würdest jetzt auf den momentanen Blick beziehen, nicht auf den ersten.
Klar, natürlich.
Er nennt sie „meine Schwester, meine Braut“, und das ja schon in Vers 9: „Meine Schwester, meine Braut.“
Übrigens: Das Wort „Braut“ auf Hebräisch „kallah“ heißt ganz wörtlich „die Vollkommene“. Es kommt von einer Wurzel, die den Gedanken von Vollkommenheit ausdrückt, und darum schwingt im hebräischen Ohr immer das Vollkommene mit.
Letztes Mal haben wir aus Hebräer 10 gelesen, nur in einem anderen Zusammenhang, aber das können wir auch im Zusammenhang mit dem Namen „Braut“ gerade wiederholen. Hebräer 10, Vers 14, ja danke!
„Denn mit einem Opfer hat er auf immer da die vollkommen gemacht, die geheiligt werden.“
Durch das Opfer des Herrn Jesus sind die Erlösten vollkommen gemacht und sie sind zu seiner Braut geworden.
Paulus sagt in 2. Korinther 11: „Ich habe euch einen Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen.“
Allerdings, jetzt im Hohelied sind wir schon weiter. Wir haben das immer wieder gesehen: Das Wort Braut meint im Hohelied die bereits verheiratete junge Ehefrau. Aber eben, das Wort bedeutet ganz wörtlich „die Vollkommene“.
Noch eine Ergänzung, die ich da nicht erläutert habe, als wir letztes Mal diesen Vers angeschaut haben. Wir haben nur gesehen: „Mit einem Opfer hat er auf immer da vollkommen gemacht.“
Aber dann wird gesagt: „Die geheiligt werden.“
Ich habe ja letztes Mal erklärt: „Vollkommen gemacht“ ist ein Aorist im Griechischen. Das heißt eine in der Vergangenheit abgeschlossene Handlung, das vollendet ist. Das ist eine Tatsache und das bleibt für immer.
Aber „die geheiligt werden“ ist im Griechischen ein Durativ. Das heißt eine Handlung, die fortlaufend ist.
Also, wer sind diese Vollkommenen? Das sind die, die in der Praxis, im praktischen Leben, in einem Prozess geheiligt werden. Das ist ein Prozess ab der Bekehrung, eben ab diesem ersten Blick, und dieser Prozess geht durch das ganze Leben hindurch.
Da haben wir eigentlich gerade in einem Vers Stellung und praktischen Zustand.
Immer wieder im Neuen Testament muss man unterscheiden zwischen Stellung – das ist das, was wir in Christus sind und haben, und das ist abgeschlossen und vollkommen – und Praxis.
In der Praxis sieht es natürlich anders aus, und die Praxis muss sich an der Stellung orientieren.
In der Praxis würde ja niemand behaupten, das Wort sei auf uns anwendbar, wir seien vollkommen gemacht. In der Praxis nicht.
Aber in unserer Stellung vor Gott, weil durch das Werk des Herrn Jesus alle Sünden, die weggetan sind – vom ganzen Leben, auch die in der Zukunft – bei der Bekehrung rechnet Gott dieses Werk einem Menschen vollkommen zu. Damit ist er vollkommen in seiner Stellung vor Gott.
Wie das jetzt im praktischen Leben aussieht, ist anders. Das praktische Leben muss sich eben an der Stellung orientieren.
Die Stellung ist also nicht ein Kopfkissen, sondern eigentlich eine Ermutigung, um das auch in der Praxis umzusetzen – ganz im Sinne von „Würde verpflichtet“.
Wir haben diese Würde, vollkommen gemacht zu sein, auf immer da, und darum wollen wir uns tagtäglich vom Herrn praktisch heiligen lassen.
Das wäre also die Bemerkung zu „meine Braut“.
Aber er sagt auch „meine Schwester“. Warum nennt er sie „meine Schwester“?
Ich glaube, ich habe das auch schon mal erwähnt, aber mindestens zur Wiederholung:
Es ist ein Kosename, unbedingt ein Kosename. Das kommt jetzt für jemanden in der westlichen Kultur ein bisschen fremd rüber.
Wie? Ja, die innige Gemeinschaft, wie man sie im Orient ausdrückt, und zwar als Glieder des Volkes.
Petrus spricht die Massen, die Volksmassen, bei seiner Pfingstpredigt in Apostelgeschichte 2 mit „Brüder“ an. Er spricht irgendwelche Leute aus dem Volk Israel mit „Brüder“ an.
Das machen wir eben nicht als Schweizer. Höchstens die, die zur gleichen Partei gehören, würden sich „Genosse“ nennen. Aber auch nicht bei allen Parteien.
Aber eben Brüder innerhalb eines Volkes.
Sulamit ist eine Israelitin, Salomo auch, und darum sagt er „meine Schwester“. Wir sind vom gleichen Volk.
Das ist natürlich für eine gottgemäße Ehe eine absolute Grundlage, dass man als Gläubiger nur einen Gläubigen heiratet.
Das ist nicht nur eine Empfehlung des Wortes Gottes, sondern ein Befehl.
Wer das bewusst nicht macht, als Gläubiger eine Ehe eingeht mit einem ungläubigen Partner, der handelt gegen Gottes Gebot.
2. Korinther 6, Vers 14:
„Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen! Denn welche Gemeinschaft haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft haben Licht und Finsternis? Und welche Übereinstimmung hat Christus mit Belial? Welches Teil hat ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Und welchen Zusammenhang hat der Tempel Gottes mit Götzen? Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes!“
Danke, bis dahin!
Hier wird ganz klar gesagt: Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen.
Das Bild vom Joch ist aus der Landwirtschaft genommen: Man jocht zum Beispiel zwei Esel zusammen, um zu pflügen, oder zwei Rinder. Aber niemals ein Rind und ein Esel.
Das wäre ein ungleiches Joch, und das ist wirklich ein Schmerz für beide Tiere, denn sie haben einen anderen Schritt. Damit gibt es ganz schlimme Druckstellen beim Joch am Hals.
Das Gesetz Mose hat vorgeschrieben, dass man kein ungleiches Joch in der israelischen Landwirtschaft benutzen durfte.
Das wird jetzt geistlich von Paulus übertragen: Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen.
In der Ehe ist man natürlich gerade so zusammengejocht als Paar.
Es wird hier klar gesagt, das geht nicht: ein Gläubiger und eine Ungläubige.
Licht und Finsternis – das geht nicht.
Es ist natürlich etwas anderes, wenn eine Ehe besteht und jemand später zum Glauben kommt.
Dann ist ein ungleiches Joch da, aber das Wort Gottes sagt in 1. Korinther 7: Derjenige, der zum Glauben gekommen ist, soll das als Chance sehen, den anderen zu gewinnen.
Bei den Korinthern war die Frage: Wie ist das in einem solchen Fall? Dürfte man die Ehe auflösen? Er sagt nein, sondern: „Was weißt du, Frau, ob du den Mann erretten wirst?“
2. Korinther 6 muss man also nicht auf diese Situation beziehen, sondern es geht darum, als Gläubiger, der vor der Entscheidung der Ehe steht, nur einen gläubigen Partner zu wählen.
Das entspricht dem Volk Israel, dem Befehl von 5. Mose 7. Dort wurde ausdrücklich gesagt, dass die Israeliten sich nicht mit Leuten aus anderen Völkern verheiraten dürfen, weil diese dann ihren Götzendienst nach Israel hineinbringen würden.
So war es also ganz klar: Als Israelit eine Israelitin, als Israelitin ein Israelit.
Darum hat das seine besondere Bedeutung, wenn er sagt „meine Schwester“.
Das ist eine wunderbare Grundlage für eine Ehe, wenn Mann und Frau auch im Allerwichtigsten im Leben eine absolut gemeinsame Basis haben.
Das Glaubensleben ist das Zentrale unseres Seins.
Da sagt er: „Wie schön ist deine Liebe, wie viel besser ist deine Liebe als Wein.“
Das haben wir gesehen, wo die Braut das umgekehrt gesagt hat, und zwar in Kapitel 1, Vers 2 oder eigentlich schon am Ende von Vers 1. Lies du, Jerry?
„Er küsse mich mit den Küssen seines Mundes, denn deine Liebe ist besser als Wein. Lieblich an Duft sind deine Salben, ein ausgegossenes Salböl ist dein Name, darum lieben dich die Jungfrauen.“
Danke.
Sie sagt das: „Deine Liebe ist besser als Wein.“
Übrigens: Damals, als wir Vers 1 betrachtet haben, habe ich nicht erklärt, warum im Satz die Person gewechselt wird.
Wir sind so erzogen worden in der Schule, das ist ein absolutes No-Go. Wir haben gelernt, wie man Aufsätze schreibt, und man darf in einem Satz nicht plötzlich die Person wechseln. Das geht überhaupt nicht. Es wurde so belehrt, das ist ein Fehler.
Man muss sich im Klaren sein: Wir haben Deutsch gelernt, und es kommt dazu ein formalisiertes Deutsch.
Deutsch in der heutigen Zeit ist nicht dasselbe wie vor dreihundert Jahren. Damals gab es keinen Duden.
Darum haben die Leute, die Schmied waren, als sie in frühen Jahrhunderten einen Familiennamen annehmen mussten, die einen mit „Schmied“ mit „ie“ geschrieben, andere nur mit „i“, andere mit „Schmied“ mit „d“, wieder andere mit „Schmidt“ mit „dt“. Jeder konnte schreiben, wie er wollte.
Das ist im Prinzip das, was bei uns heute bei WhatsApp läuft: Es gibt keine Regel, wie man Schweizerdeutsch schreiben soll, man schreibt einfach drauflos.
Später, ja eben, einen Duden gab es damals nicht, aber mit der Einführung von Sprachregelungen hat man die Sprache systematisiert.
Darum lernt man in der Schule ein systematisiertes Deutsch.
In der Sprachwissenschaft, wenn man eine neue Sprache untersuchen und analysieren soll, um ein Alphabet dafür zu geben und danach die Bibel zu übersetzen, lernt man eine Grammatik, die man beim Analysieren einer Sprache aufstellen muss.
Man soll nicht schreiben, wie die Sprache sein soll, sondern wie die Sprache ist.
Die Grammatik soll nicht preskriptiv, also vorschreibend, sondern deskriptiv sein.
Man beschreibt die Sprache, wie sie ist.
Im Hebräischen der Bibel ist das auch so: Die Sprache ist viel lebendiger als unsere formalisierte Sprache.
Wir können uns trösten: Das ist nicht nur im Deutschen so, sondern auch im Arabischen.
Schon vor Jahrhunderten haben arabische Grammatiker das Arabische stark systematisiert und damit ein gewisses Korsett der Sprache auferlegt.
Das hat das Hebräische nicht.
Es ist so wendig und lebendig, wie wir eben auch im Alltag reden.
„Er küsse mich mit den Küssen seines Mundes“ – das geht ihr so durch den Kopf.
Noch bevor sie den Satz in Gedanken zu Ende gesprochen hat, spricht sie ihn direkt an: „Denn deine Liebe ist besser als Wein.“
Wir haben damals gesehen: Der Wein ist in der Bibel immer wieder ein Bild der natürlichen irdischen Freude.
Sie drückt aus: Die Liebe des Herrn, übertragen auf die Erlösten, ist besser als alle irdischen Freuden.
Das ist übrigens nicht das Gleiche wie weltliche Freuden.
Weltliche Freuden sind sündige Dinge, an denen Menschen sich erfreuen.
Irdische Freuden sind die Dinge, die Gott in die Natur hineingelegt hat, damit wir uns daran freuen dürfen.
Man muss unbedingt unterscheiden zwischen irdischer Freude und weltlicher Freude.
Es ist wichtig: Eine irdische Freude kann auch eine weltliche Freude werden.
Zum Beispiel: Musik – schöne Musik ist etwas, was Gott in die Schöpfung hineingelegt hat.
Wenn die Musik aber einen zu wichtigen Platz im Herzen einnimmt und den ersten Platz des Herrn streitig macht, wird sie zum Götzen.
Dann wird aus einer irdischen Freude eine weltliche Freude.
Man muss sich immer selbst prüfen.
Irdische Freuden sind keine Sünde, sie hat Gott uns gegeben.
Es ist eine Frage des Gewichtes und der Stellung.
Nun sagt sie: „Deine Liebe ist besser als Wein.“
Psalm 73, Vers 25: „Neben dir habe ich an nichts Freude auf Erden“, sagt der Psalmist.
Neben dem Herrn verblasst eigentlich alles, was Gott uns an natürlichen schönen Dingen geschenkt hat.
Hier sagt das der Herr von der Liebe der Braut.
Auch umgekehrt, was die Liebe der Erlösten für ihn bedeutet.
Das ist so ergreifend, weil wir immer so stark auf uns konzentriert die Dinge wahrnehmen.
Wir denken: Der Herr liebt mich, der Herr bedeutet das und das für mich.
Aber wir denken kaum darüber nach, was es umgekehrt ist.
Gerade dieses Hohelied lehrt uns, von uns wegzukommen.
Diese Stufe, die wir schon früher mal als Stufe zwei in der Liebe betrachtet haben.
Kapitel 6, Vers 3: Sie sagt: „Ich bin meines Geliebten, und mein Geliebter ist mein.“
Sie denkt an ihn, sie gehört ihm, zuerst an ihn und dann an sich.
Die nächste Stufe ist Kapitel 7, Vers 11: „Ich bin meines Geliebten, und nach mir ist sein Verlangen.“
Da denkt sie wirklich nur noch daran, wie er das empfindet, nicht mehr an sich.
In der allerersten Stufe, in Kapitel 2, Vers 16, sagt sie: „Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein.“
Sie denkt nur an sich, was er für sie ist, und dann in zweiter Linie noch „ich bin sein“.
In Stufe zwei ist es „Ich bin meines Geliebten“, er kommt an erster Stelle.
Nicht zuerst sie, sondern „Mein Geliebter ist mein“ – sie denkt zuerst an ihn und dann an sich.
Auf der dritten Stufe denkt sie nur noch an ihn.
Weiter sagt er in Vers 11: „Honigseim träufeln deine Lippen, meine Braut. Honig und Milch ist unter deiner Zunge, und der Duft deiner Gewänder ist wie der Duft des Libanon.“
Woran denken wir sofort bei dem Ausdruck „Honig und Milch“? Das Land von Milch und Honig, das verheißene Land, das Land Gottes.
Das war der Reichtum, den Gott dem irdischen Volk verheißen hatte.
Bevor sie ins Land hineingingen, sagt er schon in 5. Mose: „Euch habe ich das Land gegeben.“
Bevor sie es besaßen, konkret hat er schon gesagt: „Es gehört euch.“
In Josua 1 sagt Gott zu Josua: „Jede Fußsohle, auf die ihr tretet, euch habe ich es gegeben.“
So können wir das übertragen: Das Land für das irdische Volk Gottes entspricht den himmlischen Segnungen, die die Gemeinde bekommen hat.
Epheser 1, Vers 3:
„Gepriesen sei der Gott und Vater, unser Herr Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus.“
Diese himmlischen Segnungen sind uns gegeben.
Er sagt nicht „Wir werden gesegnet werden“, sondern „hat uns gesegnet“ – abgeschlossen, ein Aorist.
Wir sind bei der Bekehrung, wo das ganze Werk des Herrn Jesus uns zugerechnet wurde. Da sind wir steinreich geworden.
Jetzt kommt die Praxis dazu.
In der Praxis muss man sich diese Dinge aneignen und sehen, worin diese Segnungen bestehen.
Was heißt es: Ich habe ewiges Leben? Was heißt es: Ich habe völlige Vergebung? Was heißt es: Ich bin gerechtfertigt worden? Was heißt es: Ich gehöre jetzt zu den Söhnen Gottes?
Je mehr man diese Dinge erfasst, desto mehr kommt die Freude, und man erobert das Land, tritt mit den Fußsohlen darauf – also diese praktische Inbesitznahme.
Nun sagt er von Sulamit: „Honig und Milch ist unter deiner Zunge.“
Das heißt, sie spricht genau von diesen Reichtümern.
So wie Paulus in Epheser 1, Vers 3: Er ist so voll von diesen Reichtümern, man kann sagen des geistlichen Landes, dass er sagt: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat.“
Ich will jetzt nicht alles wiederholen, aber der Satz geht von Epheser 1, Vers 3 bis einschließlich Vers 14.
Es ist der längste Satz im Neuen Testament auf Griechisch.
Der Apostel Paulus ist so erfüllt davon und spricht davon.
Das entspricht genau dem: „Honig und Milch ist unter deiner Zunge“ und vorher schon „Honigsein, träufeln deine Lippen, meine Braut“ – wieder „vollkommene“.
So sehen wir, was das für den Herrn bedeutet, wenn wir voll sind von diesen Dingen und auch davon sprechen.
Manchmal erlebt man, man wird bei Gläubigen eingeladen, und den ganzen Nachmittag spricht man über Ferien, Immobilien, Goldkurs, Wirtschaft, aber praktisch nicht über den Herrn und was wir im Herrn haben.
Das ist traurig.
Aber der Herr sagt: „Honigsein, träufeln deine Lippen, meine Braut.“
Hier haben wir Honig und Milch als Bild.
Israel ist das Land, das von Milch und Honig fließt, so nennt es Gott schon in 2. Mose 3, Vers 8 gegenüber Mose.
Was bedeutet das genau?
Das hat viel mit Ökologie zu tun.
Das Land Israel ist von Gott so konzipiert worden, zweiteilig.
Es gibt dieses grüne Land, wie man im NASA-Bild sieht. Dieser grüne Teil ist das Gebiet des Ackerlandes, ideal für Ackerbau, aber auch für alle möglichen Fruchtbäume, von denen man Fruchtsäfte gewinnen kann.
„Dwasch“ – Honig – meint im Hebräischen nicht nur Bienenhonig, sondern auch eingedickte Fruchtsäfte, wie zum Beispiel Dattelsäfte, die man aufs Brot streichen kann. Sie sind sehr gut.
Das ist das Land des Honigs.
Dann sehen wir hier die jüdische Wüste.
Dort kann man keine Landwirtschaft mit Ackerbau betreiben, aber sie ist ideal für Schaf- und Ziegenzucht.
Im Nahen Osten muss man zwischen Ackerbau und Kleinviehzucht strikt trennen.
Das gilt nicht nur für Israel, sondern für alle Länder rund ums Mittelmeer.
Die EU hat sogar ein wichtiges Schreiben über die ökologischen Gefahren der Mittelmeerländer.
Es ist so: Wenn man in diesen Ländern mit Schaf- und Ziegenherden über landwirtschaftliches Gebiet geht, also Acker, kann man in kürzester Zeit fruchtbares Gebiet in eine Wüste verwandeln.
Denn diese Tiere beißen die Grasnarbe sehr tief ab, besonders die Ziegen.
Darum ist es ökologisch wichtig, im Land Israel beides zu trennen.
In biblischen Zeiten hat man das strikt befolgt.
Darum ging David von Bethlehem gerade an der Grenze zur Wüste Judäa in die Wüste und hat dort seine Schafe gehütet.
Den größten Teil des Jahres hat man dort genügend Gras und Futter – grün bis verdorrt, je nach Monat.
Auch die Wüste Negev ist dafür geeignet.
So ist die Wüste Judäa das Land, das von Milch fließt – die Milch der Schafe und Ziegen.
Hier sieht man das konkret, wie das aussieht: Wüste Judäa.
Die Regenzeit findet von der zweiten Hälfte Oktober bis Ende März statt.
Dann verwandelt sich die Wüste an vielen Stellen in grüne Teppiche, und es gibt viel Nahrung für die Ziegen.
Das Ackerland ist dann das Land, das von Milch und Honig fließt, wo man unter anderem auch Dattelzucht betreibt.
Natürlich haben wir gesehen, das Hohelied hat nicht nur eine geistliche Bedeutung, sondern auch eine wörtliche.
Es zeigt das Eheleben und die Schönheit der Intimität in der Ehe.
Vers 11 ist auch eine Beschreibung eines intimen Kusses, wenn er sagt: „Milch und Honig ist unter deiner Zunge, und der Duft deiner Gewänder ist wie der Duft des Libanon.“
Das Hohelied zeigt, dass Intimität nicht etwas Hässliches ist, sondern etwas, das in die Ehe gehört.
Darum sagt der Apostel Paulus in Hebräer 13, können wir das aufschlagen? Hebräer 13, Vers 4, bist du bereit, Jerry?
„Die Ehe sei geehrt in allem, und das Ehebett unbefleckt, denn Hurer und Ehebrecher wird Gott richten.“
Diese Aussage „Die Ehe sei geehrt in allem“ bedeutet in allen Bereichen.
Die Ehe besteht aus verschiedenen Aspekten, und es ist wichtig, dass eine Ehe so geführt wird, dass alle Aspekte ihre Bedeutung und ihren Platz haben.
Ein Aspekt ist eben auch die Intimität.
Wir wissen genau, wie früh in das Christentum hinein der Gedanke kam, dass Sexualität in der Ehe etwas Minderwertiges sei.
Woher kam dieses Denken? Das kommt nicht aus der Bibel.
Die Bibel sagt: Die Ehe sei geehrt in allem.
Das kommt von den Griechen, ganz speziell von Platon.
Platon hat gelehrt, dass die Materie minderwertig sei, nur das Geistige sei gut.
Diese Gedanken wurden weiterentwickelt im Neoplatonismus, einer Philosophie, die auf Platon aufbaut und ihn verändert hat.
Diese Philosophie kam am Ende des ersten Jahrhunderts über die Gnostiker ins Christentum.
Die Gnostiker lehrten, Jesus sei nicht im Fleisch gekommen, weil Materie minderwertig sei.
Wir wissen aus 1. Johannes 4, dass der Apostel Johannes als Kampfschrift den ersten Johannesbrief schrieb, um diese Irrlehre zu bekämpfen.
Er sagt: „Jeder Geist, der nicht bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, ist nicht aus Gott.“
Diese Gedanken haben versucht, das Christentum zu beeinflussen.
Sie wurden massiv abgewehrt, gerade durch die ersten zwei Johannesbriefe und das Johannesevangelium, das schon in Kapitel 1, Vers 14 betont: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns.“
Jesus wurde ein wirklicher Mensch.
Diese Gedanken sind ganz subtil reingekommen und wurden immer mehr im zweiten Jahrhundert verbreitet.
Darum entstand die Idee, dass es ein höherer Stand sei, wenn jemand gar nie heiratet.
So kam das Eremitentum auf – Leute, die in die Wüste gingen und allein lebten.
Das wurde ein Trend, so dass sich Eremiten zusammenschlossen und Klöster und Mönchtum entstanden.
Davor hat der Apostel Paulus prophetisch gewarnt in 1. Timotheus 4. Können wir das kurz aufschlagen? Liest du ab Vers 1, Jerry?
„Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten einige vom Glauben abfallen werden, indem sie achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen, durch Heuchelei von Lügenreden, die das eigene Gewissen wie mit einem Brenneisen verhärten, indem sie verbieten zu heiraten und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat zur Annahme mit Danksagung für die, die glauben und die Wahrheit erkennen.“
„Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts Verwerfliches, wenn es mit Danksagung genommen wird, denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet.“
Die Gnostiker lehrten übrigens, es gebe einen bösen Gott und einen guten Gott.
Der böse Gott habe die Welt mit der Materie erschaffen, der gute Gott das Geistige.
Wenn eine Frau ein Kind gebiert, macht sie etwas Schlimmes, denn da wird ein Geist quasi in die Materie gebunden, der erlöst werden muss.
Sie sprachen von Jesus, aber es war ein anderer Jesus.
Es ist nicht der Jesus, den uns die Bibel vorstellt, der diese Geister, die in der Materie gebunden sind, befreit hat.
Darum sagt Paulus: „Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut.“
Alles Geschaffene ist nicht von einem bösen Gott und nicht minderwertig, wie Platon gesagt hat, sondern grundsätzlich gut.
Wir dürfen Speise nehmen, Pflanzen und Tiere essen, wie das Erste Buch Mose zeigt.
Es ist nicht verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird.
Es wird geheiligt durch Gottes Wort und Gebet.
Jedes Mal, bevor wir essen, beten wir, und dadurch nehmen wir es bewusst aus der Hand des Schöpfers.
Das ist kein Fressen, kein falscher Umgang mit Materie, sondern Essen aus der Hand Gottes.
Paulus sagt in Vers 1: „Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten – der griechische Ausdruck meint wirklich spätere Zeiten, also Zeiten nach der Epoche der Apostel – einige vom Glauben abfallen werden.“
Das ist im 2. und 3. Jahrhundert tatsächlich gekommen.
Sie achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen.
Das zeigt, es gibt verschiedene Richtungen.
Immer wenn in der Bibel über falsche Lehren gesprochen wird, ist es meist in der Mehrzahl.
Über die richtige Lehre steht immer in der Einzahl „die Lehre“, die gesunde Lehre.
Es gibt eine Lehre der Bibel, nicht mehrere Lehren.
Bei den falschen Lehren gibt es alle Varianten.
Darum sagt auch Hebräer 13, dass wir uns bewahren sollen vor mancherlei und fremden Lehren.
„Lehren von Dämonen“ werden hier genannt.
Was lehren sie hier? Vers 3:
„Sie verbieten zu heiraten“ – das ist das Problem vom Zölibat, wo man behauptet, dass sein Hörerstand besser sei, weil Sexualität in der Ehe etwas Minderwertiges sei.
Sie gebieten sich, von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat zur Annahme mit Danksagung – das ist Askese.
Das ist entstanden aufgrund dieses Gedankens, dass es etwas Minderwertiges sei, sich am Essen zu freuen.
Das ist irdisch.
Ja, irdisch, aber irdisch ist nicht automatisch weltlich.
Der Feind hat diese Gedanken hineingebracht.
Das sind betrügerische Geister, die solche falschen Gedanken hineinbringen.
Die, die aufs Essen verzichten und asketisch leben, glauben, auf einer höheren Stufe zu stehen.
Das ist vollkommen falsch.
Was Gott geschaffen hat, kommt von ihm.
Wenn wir es aus seiner Hand nehmen, ist es geistlich.
Das war ein kurzer Exkurs, um zu zeigen, dass das Hohelied über Intimität spricht.
Das ist ein Beispiel, aber die Kapitel sind voll davon, in sauberer Sprache.
Es zeigt die Schönheit der Ehe in Gottes Gedanken.
Das führt uns weiter zum Thema des verschlossenen Gartens.
Er vergleicht die Braut mit einem Garten, und zwar einem, der abgeschlossen ist.
Sie ist nur für ihn, für niemand anderen.
Wir haben das schon mehrmals betont in den frühen Kapiteln: Das Ja bei der Hochzeit ist ein Nein für alle anderen.
Verheiratet sein ist eine exklusive Sache, ein verschlossener Garten.
Er sagt: „Ein verschlossener Born, eine versiegelte Quelle“ – also eine Quelle, die sogar ein Siegel hat, damit kontrolliert werden kann, dass niemand anders von dieser Quelle getrunken hat außer dem Besitzer.
Das Ganze wird noch großartiger, wenn wir bedenken, Vers 13:
„Was dir entsprosst, ist ein Lustgarten von Granatbäumen.“
Das Wort „Lustgarten“ ist auf Hebräisch „Pardes“, heißt Paradies.
Der Ausdruck Paradies bedeutet einen Garten, der umzäunt ist, also nicht frei zugänglich, sondern abgeschlossen.
Das preist er an ihr: Sie ist nicht zugänglich für andere, nur für ihn.
Es ist gewissermaßen ein Garten, in dem alles Mögliche wächst.
Er sagt: „Was dir entsprosst, ist ein Lustgarten oder Paradies von Granatbäumen samt edlen Früchten.“
Das sind die edlen Früchte des Granatapfels.
Dann zählt er Zyperblumen, Narden und so weiter auf.
Er zählt alle Einzelheiten auf, die die Person und das gesamte Wesen seiner Frau ausmachen.
Ich habe das immer wieder betont im Hohelied: Beide, Mann und Frau, sind keine Großisten, die einfach pauschal alles toll finden, sondern Detailisten, die genau beschreiben, was an der Person wunderbar ist.
Das kommt hier wieder zum Ausdruck.
Er beschreibt alles, was ihre Person ausmacht, als Einheit von Geist, Seele und Leib.
Dazu könnten wir Sprüche 5 lesen.
Es ist derselbe Salomo, der da einen Sohn unterweist und ihn warnt, seine Ehe nicht kaputtzumachen.
Kapitel 5, Vers 15:
„Trink Wasser aus deiner Zisterne und fließendes aus deinem Brunnen.
Mögen nach außen sich ergießen deine Quellen, deine Wasserbäche auf die Straßen.
Dir allein sollen sie gehören und nicht Fremden mit dir.
Deine Quelle sei gesegnet und erfreue dich an der Frau deiner Jugend.
Der lieblichen Hirschkuh und anmutigen Gemse.
Ihre Brüste mögen dich berauschen zu aller Zeit.
Taumle stets in ihrer Liebe!
Warum, mein Sohn, solltest du an einer Fremden taumeln und den Busen einer Unbekannten umarmen?“
Danke.
Also: Trink Wasser aus deiner Zisterne, das Deine – das muss man betonen – und fließendes aus deinem Brunnen.
Merken wir die direkte Verbindung zu Hohelied 4, wo er seine Frau einen verschlossenen Garten nennt, einen verschlossenen Born, ein anderes Wort für Quelle, eine verschlossene Quelle, eine versiegelte Quelle.
Dann in Vers 15 eine Gartenquelle, einen Brunnen lebendigen Wassers.
Bäche, die vom Libanon fließen.
Da haben wir nochmals den Gedanken mit der schwierigen Zeit auf dem Libanon.
Jerry, du könntest in deiner Übersetzung etwas verbessern.
Vers 16 sollte man als Frage übersetzen, nicht „mögen“ nach außen, sondern „sollen“.
Das hebräische Wort kann „mögen“ oder „sollen“ bedeuten, aber man muss es als Frage übersetzen.
Sonst macht das alles wieder durch, was vorher gesagt wurde.
„Sollen nach außen sich ergießen deine Quellen, deine Wasserbäche auf die Straßen?“
Die Frage ist natürlich: „Nein, auf keinen Fall!“
Das heißt, dass auch gerade, was die Intimität der Ehefrau anbelangt, nur für den Ehemann ist.
Das ist wichtig.
Das kommt auch in der Kleidung zum Ausdruck.
Wir leben besonders seit sechzig Jahren in einer Zeit, in der man versucht hat, diesen Zaun um den Garten abzubrechen.
Man hat offen erklärt auf den Straßen, die Jugendlichen protestierten: „Die Ehe ist ein Auslaufmodell, das ist Schnee von gestern, wir sind frei!“
Die Kleidung hat sich diesen Forderungen angepasst.
Im Sommer sind die Kleider im Bauchbereich zu kurz.
In anderen Jahren sind die Hosen anders geschnitten, viel enger.
Aber immer so, dass bestimmte Bereiche des Körpers betont werden.
Man muss sagen: Da wird das Wasser rausgeleitet auf die Straße, für die Öffentlichkeit.
Er sagt: „Es sollen sich nach außen ergießen deine Quellen, deine Wasserbäche auf die Straßen? Dir allein sollen sie gehören und nicht Fremden mit dir.“
Deine Quelle sei gesegnet.
Wir sehen, wie offen die Bibel über Intimität spricht.
Es ist nichts Derbes daran.
Das hilft uns vielleicht, wenn wir Kinder erziehen, dass man über diese Dinge nicht verschämt spricht, sondern offen.
Aber eben in einer Art und Weise, die niemanden verletzt und auch ein Kind in seinem Alter nicht überfordert.
Es muss immer entsprechend dem Entwicklungsstand sein.
Die Bibel spricht so und zeigt wirklich: Die Ehe sei geehrt in allem.
Jetzt gehen wir die Früchte durch.
Da haben wir Granatäpfel.
Was hier „entsprosst“ ist, ist ein Lustgarten von Granatbäumen samt edlen Früchten.
Das sind die Früchte des Granatapfels.
Man sieht hier, dass die Granate mit ihren Fruchtblättern oft einen Davidsstern bildet.
Manchmal sind es sieben, aber sehr oft die Version mit sechs.
Es ist ein perfekter Davidsstern.
Ein Hinweis auf den Messias, nach 4. Mose 24, Vers 17, wo Bileam sagt: „Ein Stern geht hervor aus Israel und ein Siebter erhebt sich aus Jakob.“
Das ist ein Hinweis auf den Messias, der kommen soll, und dann wird ein Stern aufgehen.
Wir hatten vor einiger Zeit die Granate schon besprochen, im Zusammenhang mit Kapitel 4 in den ersten Versen.
Das spricht besonders von Fruchtbarkeit, all diese hunderten Samen.
In neutestamentlicher Sprache ist das die Frucht des Geistes.
Liest uns Cserik Galater 5,22:
„Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit.
Gegen solche Dinge gibt es kein Gesetz.
Die aber des Christus sind, haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und den Begierden.“
Liebe, Freude, Friede, Langmut – neun Einzelheiten, die die Frucht ausmachen, so wie all diese erfrischenden Fruchtsamen in der Granate.
Wenn der Ehemann also sagt: „Was dir entsprosst, ist ein Lustgarten von Granatbäumen samt edlen Früchten“, dann sehen wir die andere Seite.
Wir denken oft daran: Ich möchte gerne, dass die Frucht des Geistes in meinem Leben sichtbar wird mit Liebe, Frieden, Freude usw.
Aber denken wir daran, was das für den Herrn bedeutet.
Wenn er uns sieht, dass diese Dinge in unserem Leben praktisch umgesetzt werden, dann ist es genau das, was er sagt: „Du bist ein Paradies für mich.“
Das Hohelied weckt eine ganz andere Sichtweise in der Beziehung zwischen uns als Erlösten und dem Herrn.
Dann könntest du noch Hebräer 12, Vers 11 lesen.
„Alle Züchtigung aber scheint für die Gegenwart nicht ein Gegenstand der Freude, sondern der Traurigkeit zu sein; danach aber gibt es die friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die durch sie geübt worden sind.“
Nicht die Frucht des Geistes, sondern hier wird die Frucht der Gerechtigkeit genannt.
In Römer 6,22 haben wir noch einen Ausdruck.
Bitte.
„Jetzt aber, von der Sklaverei freigemacht, von Gott zu Sklaven geworden, habt ihr eure Frucht der Heiligkeit als das Ende, aber ewiges Leben.
Denn der Lohn der Sünde ist der Tod; die Gnadengabe Gottes aber ist ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“
Es ging mir um den Ausdruck in 6,22: die Frucht zur Heiligkeit, die Frucht des Geistes, die Frucht der Gerechtigkeit, die Frucht zur Heiligkeit.
Da sehen wir den Zusammenhang mit den Granatbäumen samt edlen Früchten.
Danach geht er weiter und spricht wieder von der Zyperblume, die hatten wir schon, die Hennerblume, deren Bedeutung wir auch schon kennen.
Das werden wir nächstes Mal wiederholen.
Er spricht dann über Narde, Safran, Würzrohr, Zimt, und all das schauen wir uns im Detail an und auch die geistliche Bedeutung davon.
Vielleicht noch abschließend, weil wir in Vers 12 schon gelesen haben: Die Braut ist nicht nur ein verschlossener Garten, sondern auch eine versiegelte Quelle.
Dazu lesen wir Johannes 7,37:
„Am letzten Tag des Laubhüttenfestes – man muss sich vorstellen, Tausende sind im innersten Vorhof des Tempels, im Frauenvorhof – steht ein Mann auf und ruft ganz laut:
An dem letzten, dem großen Tag des Festes aber stand Jesus da und rief und sprach: ‚Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke!
Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.‘
Dies aber sagte er von dem Geist, den die an ihn Glaubenden empfangen sollten, denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.“
Der Herr sagt, man soll zu ihm kommen und trinken.
Er gibt das Wasser des Lebens.
Wenn wir im Johannesevangelium zurückdenken: Kapitel 4, die samaritanische Frau am Jakobsbrunnen.
Herr Jesus sagt: „Wenn du wüsstest, wer es ist, der mit dir spricht, dann hättest du ihn gebeten, dass er dir lebendiges Wasser gibt.“
Sie sagt: „Du hast ja kein Schöpfgefäß, wie kannst du mir lebendiges Wasser geben?“ Sie meint, er spreche von etwas Wörtlichem.
Lebendiges Wasser heißt auf Hebräisch, auch in der heutigen Umgangssprache, frisches Quellwasser.
Darum sagt sie: „Ja, aber du kannst ja nicht schöpfen von dieser Brunnenquelle da unten.“
Er sprach vom Heiligen Geist.
Hier sagt der Herr auch: „Wenn jemand dürstet, so soll er zu mir kommen.“
Er gibt dieses lebendige Wasser, dieses Quellwasser.
Dann werden wir zu einer Quelle.
Er sagt: „Wer davon trinkt, wird wieder für andere Menschen ein Segen sein.
Aus seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“
Johannes gibt auch noch die geistliche Erklärung: Das lebendige Wasser meint in der geistlichen Sprache der Bibel den Heiligen Geist, der uns erfrischt.
Herr Jesus sagt in Johannes 16: Der Heilige Geist, wenn er kommt, wird mich verherrlichen.
Der Heilige Geist, wenn er in uns wirken kann, macht uns den Herrn Jesus und seine Herrlichkeit und sein Werk groß, und das erfrischt uns.
So werden wir eine Erfrischung für andere.
Sulamit wird als Quelle lebendigen Wassers beschrieben.
Sie wird auch verglichen mit Bächen vom Libanon.
Das erinnert daran, dass man durch schwierige Zeiten gegangen ist.
Diese Schwierigkeiten können dazu führen, dass Erfrischung für andere entsteht.
Ich habe erlebt, wie Leute sagten: „Ach, ich bin falschen Wegen gefolgt, das ist traurig.“
Ich sagte: „Jetzt ist es für dich eine Möglichkeit, andere zu warnen.“
Dadurch, dass du quasi umgekehrt bist, kannst du anderen wieder eine Hilfe sein, gerade durch deine Erfahrung.
So kann man zu Bächen vom Libanon werden.
Wir schließen hier und fahren nächstes Mal mit der Zyperblume und der Narde usw. weiter.
Die Bedeutung des Blicks auf Jesus für die Gläubigen
Und wenn wir uns das so überlegen: Wenn der Herr Jesus die Gläubigen betrachtet und sieht, dass wir so mit dem Wort Gottes verbunden sind, dass es für uns wie ein Schmuck ist, dann sagt er: „Du hast mir das Herz geraubt.“ Das ist fast nicht zu glauben.
Auch wenn er sagt: „Mit einem deiner Blicke“ – ja, ich meine, das ist etwas aus der Beziehung von Mann und Frau. Der Blick ist so überwältigend, dass man sich zwischendurch abwenden muss. Das sagt er hier.
Wenn wir das nun auf den Herrn übertragen und dabei an Hebräer 12,2 denken – diese Stelle hatten wir auch letztes Mal schon gelesen –, dann müssen wir sie in diesem Zusammenhang noch einmal lesen: „Hinschauend auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der die Schande nicht achtend für die vor ihm liegende Freude das Kreuz erduldete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.“
Danke! Also: Hinschauend auf Jesus. Wir denken oft daran, wie wichtig es für uns ist, auf den Herrn zu schauen – weg von Problemen, weg von Schwierigkeiten, weg von uns selbst, hin zu ihm. Denn das Wort „hinschauen“ bedeutet im Griechischen wörtlich „wegschauen“. Die alten Griechen benutzten es, um auf einen Punkt ganz fixiert zu schauen. So heißt es also: Von allem weg auf den Herrn Jesus schauen.
Aber überlegen wir auch, was das für den Herrn bedeutet, wenn wir auf ihn blicken. Er sagt: „Du hast mir das Herz geraubt mit einem deiner Blicke.“ Das ist ganz gewaltig – es bekommt eine ganz neue Dimension.
Die Führung durch Gottes Blick und der Augenkontakt
Oder auch Psalm 32, dort finden wir das Geheimnis, wie Gott uns führt, wie der Herr Jesus uns führt.
Lest jemand Psalm 32, Vers 8? Dort heißt es: „Ich will dich unterweisen und dir den Weg lehren, den du wandeln sollst; mein Auge auf dich gerichtet, will ich dir raten.“
Dieser Vers zeigt, dass Gott uns den Weg in all unseren Entscheidungen zeigen will. Er tut dies, indem er sein Auge auf uns richtet. Das ist natürlich klar: Wenn man durch die Augen geführt wird, braucht es Augenkontakt.
Gerade in der Kindererziehung spielt das eine wichtige Rolle. Kinder, die sich gut führen lassen, benötigen oft nur Augenkontakt. Und es funktioniert. Wenn aber das Kind den Augenkontakt mit den Eltern nicht aufnimmt, funktioniert es gar nicht.
So ist es auch hier: Wenn der Herr sagt, „mein Auge auf dich richten will ich dir raten“, dann meint er, dass wir auf ihn schauen sollen. Wenn wir nicht diejenigen sind, die von allem wegschauen, sondern auf Jesus blicken – den Anfänger und Vollender des Glaubens –, dann kann er uns mit seinen Augen den Weg weisen.
Hebräer 12 zeigt uns, was dieser Blick der Erlösten auf ihn für den Herrn bedeutet.
Diskussion zur Bedeutung des Blicks und der ersten Liebe
Jetzt bis dahin eine Frage? Ja, gerne.
Ah, jetzt hier in Hohelied 4, Vers 9: Ist das ein Hinweis auf die Bekehrung? Man könnte natürlich sagen, ein solcher erster Blick ist ja bei der Bekehrung wichtig. Aber hier geht es bereits um eine feste Verbindung, denn sie sind verheiratet.
Dennoch kannst du den Vers trotzdem auf die erste Begegnung mit dem Herrn anwenden. Dort war es das erste Mal – ganz genau, in dem Sinn meinst du das. Hier wird es allerdings schon nach einiger Zeit gesagt. Du kannst aber sagen, dass es damals mit diesem ersten Blick begann.
Ja, da kannst du genau den Bezug herstellen, unbedingt. Das spricht ja auch irgendwie von der ersten Liebe, von der der Herr in Offenbarung 2 zu Ephesus spricht. Sie ist allerdings traurig, denn der Herr sagt: „Du hast deine erste Liebe verlassen.“
Aber das, was du ansprichst – dieser erste Blick, der das Herz von Salomo berührt hat – das ist die Bekehrung. Doch, also absolut.
Ich habe eben gemeint, du würdest dich jetzt auf den momentanen Blick beziehen, aber du meinst den ersten, klar, natürlich.
Er nennt sie „meine Schwester, meine Braut“, und das schon in Vers 9: „meine Schwester, meine Braut“. Übrigens heißt das Wort „Braut“ auf Hebräisch „kallah“ und bedeutet ganz wörtlich „die Vollkommene“. Es stammt von einer Wurzel, die den Gedanken von Vollkommenheit ausdrückt. Darum schwingt im hebräischen Ohr immer das Vollkommene mit.
Vollkommenheit der Braut durch das Opfer Christi
Und da haben wir letztes Mal aus Hebräer 10 gelesen, allerdings in einem anderen Zusammenhang. Dies können wir jetzt im Zusammenhang mit dem Namen „Braut“ noch einmal wiederholen: Hebräer 10,14 sagt: „Denn mit einem Opfer hat er auf immer da die vollkommen gemacht, die geheiligt werden.“
Durch das Opfer des Herrn Jesus sind also die Erlösten vollkommen gemacht, und sie sind zu seiner Braut geworden. Paulus sagt in 2. Korinther 11,2: „Ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen.“
Im Hohenlied sind wir jedoch schon weiter. Dort haben wir immer wieder gesehen, dass das Wort „Braut“ die bereits verheiratete junge Ehefrau meint. Wörtlich bedeutet das Wort „die Vollkommene“.
Eine Ergänzung möchte ich noch hinzufügen, die ich beim letzten Mal nicht erläutert habe, als wir diesen Vers angeschaut haben. Wir haben nur gesehen: „Mit einem Opfer hat er auf immer da vollkommen gemacht.“ Dann wird aber weiter gesagt: „die geheiligt werden.“
Das Wort „vollkommen gemacht“ ist im Griechischen ein Aorist. Das heißt, es beschreibt eine in der Vergangenheit abgeschlossene Handlung, die vollendet ist. Das ist eine Tatsache und bleibt für immer bestehen.
„Die geheiligt werden“ ist im Griechischen ein Durativ, das heißt, es beschreibt eine Handlung, die fortlaufend ist. Wer sind also diese Vollkommenen? Das sind diejenigen, die im praktischen Leben in einem Prozess geheiligt werden. Dieser Prozess beginnt mit der Bekehrung, also mit dem ersten Blick auf Christus, und erstreckt sich durch das ganze Leben hindurch.
Hier haben wir eigentlich zwei Dinge: eine Stellung und einen praktischen Zustand. Im Neuen Testament muss man oft zwischen Stellung und Praxis unterscheiden. Die Stellung beschreibt das, was wir in Christus sind und haben. Sie ist abgeschlossen und vollkommen.
Die Praxis sieht dagegen anders aus und muss sich an der Stellung orientieren. In der Praxis würde niemand behaupten, dass das Wort „vollkommen gemacht“ auf uns anwendbar ist – wir sind es nicht vollkommen in unserem täglichen Leben. Aber in unserer Stellung vor Gott, durch das Werk des Herrn Jesus, sind alle Sünden – die vergangenen, die gegenwärtigen und auch die zukünftigen – vollkommen weggetan. Bei der Bekehrung rechnet Gott dieses Werk einem Menschen vollkommen zu, und damit ist er in seiner Stellung vor Gott vollkommen.
Wie das im praktischen Leben aussieht, ist jedoch anders. Die Praxis muss sich an der Stellung orientieren. Die Stellung ist kein „Kopfkissen“, auf dem man sich ausruht, sondern vielmehr eine Ermutigung, um das auch im praktischen Leben umzusetzen – ganz im Sinne von „Würde verpflichtet“.
Wir haben die Würde, vollkommen gemacht zu sein, auf immer da. Darum wollen wir uns tagtäglich vom Herrn praktisch heiligen lassen.
Das wäre also die Bemerkung zu „meine Braut“. Aber er sagt auch „meine Schwester“. Warum nennt er sie „meine Schwester“? Ich glaube, ich habe das schon einmal erwähnt, aber mindestens zur Wiederholung möchte ich es noch einmal ansprechen.
Die Bedeutung des Kosenamens „meine Schwester“ und die Grundlage der Ehe
Also, es ist ein Kosename, unbedingt ein Kosename. Allerdings wirkt das in der westlichen Kultur etwas fremd.
Wie ist das zu verstehen? Die innige Gemeinschaft, wie sie im Orient ausgedrückt wird, bezeichnet man als Glieder eines Volkes. Petrus spricht bei seiner Pfingstpredigt in Apostelgeschichte 2 die Volksmassen als Brüder an. Er richtet sich an Leute aus dem Volk Israel und nennt sie Brüder. Das machen wir in der Schweiz aber eher nicht. Höchstens bei Personen derselben Partei, die würden sich Genossen nennen. Aber auch das nicht bei allen Parteien.
Brüder innerhalb eines Volkes – das ist der Gedanke. Sulamit ist eine Israelitin, Salomo auch. Deshalb sagt er „meine Schwester“. Sie gehören zum gleichen Volk.
Das ist natürlich eine absolute Grundlage für eine gottgemäße Ehe: Als Gläubiger nur einen Gläubigen zu heiraten. Das ist nicht nur eine Empfehlung des Wortes Gottes, sondern ein Gebot. Wer als Gläubiger bewusst einen ungläubigen Partner heiratet, handelt gegen Gottes Gebot.
In 2. Korinther 6,14 heißt es: „Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen! Denn welche Gemeinschaft haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht und Finsternis? Welche Übereinstimmung besteht zwischen Christus und Belial?“ (Belial ist ein anderer Name für Satan.) „Oder welches Teil hat ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Und welchen Zusammenhang hat der Tempel Gottes mit Götzen? Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes!“
Hier wird ganz klar gesagt: Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen. Das Bild vom Joch stammt aus der Landwirtschaft. Man spannt zum Beispiel zwei Esel oder zwei Rinder zusammen, um zu pflügen. Aber niemals ein Rind und einen Esel. Das wäre ein ungleiches Joch und verursacht Schmerzen bei beiden Tieren, da sie unterschiedliche Schritte machen. Dadurch entstehen Druckstellen am Hals.
Schon das Gesetz Mose verbot in der israelischen Landwirtschaft, ein ungleiches Joch zu verwenden. Paulus überträgt dieses Bild geistlich: Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen.
In der Ehe sind die Partner wie zusammengejocht als Paar. Es wird hier klar gesagt: Das geht nicht, wenn ein Gläubiger mit einem Ungläubigen verheiratet ist. Licht und Finsternis passen nicht zusammen.
Anders verhält es sich, wenn eine Ehe bereits besteht und einer der Partner später zum Glauben kommt. Dann entsteht ein ungleiches Joch. Doch das Wort Gottes sagt in 1. Korinther 7, dass der Gläubige diese Situation als Chance sehen soll, den anderen zu gewinnen.
Die Korinther fragten damals: Darf man in einem solchen Fall die Ehe auflösen? Paulus antwortete: Nein. „Was weißt du, Frau, ob du den Mann retten wirst?“ So ist 2. Korinther 6 nicht auf diese Situation bezogen, sondern auf die Entscheidung vor der Ehe. Da gibt es keine andere Möglichkeit, als nur einen gläubigen Partner zu wählen.
Das entspricht auch dem Volk Israel und dem Befehl in 5. Mose 7. Dort wurde ausdrücklich gesagt, dass Israeliten sich nicht mit Menschen anderer Völker verheiraten dürfen. Denn diese würden ihren Götzendienst nach Israel bringen.
So war es also ganz klar: Als Israelit eine Israelitin, als Israelitin ein Israelit. Deshalb hat es eine besondere Bedeutung, wenn er sagt „meine Schwester“.
Das ist eine wunderbare Grundlage für eine Ehe, wenn Mann und Frau auch im Allerwichtigsten im Leben eine absolut gemeinsame Basis haben. Das Glaubensleben ist das Zentrum unseres Seins.
Die Schönheit der Liebe und der Vergleich mit Wein
Und da sagt er: Wie schön ist deine Liebe, wie viel besser ist deine Liebe als Wein.
Das haben wir gesehen, als die Braut das umgekehrt gesagt hat. Wo? Ja, in Kapitel 1, und zwar Vers 2 oder eigentlich schon am Ende von Vers 1. Dort liest du: Er küsse mich mit den Küssen seines Mundes; denn deine Liebe ist besser als Wein. Lieblich an Duft sind deine Salben, ein ausgegossenes Salböl ist dein Name, darum lieben dich die Jungfrauen.
Also, sie sagt das: Deine Liebe ist besser als Wein.
Übrigens, damals, als wir Vers 1 betrachtet haben, habe ich nicht erklärt, warum im Satz die Person gewechselt wird. Wir sind so erzogen worden, in der Schule ist das ein absolutes No-Go. Wir haben gelernt, wie man Aufsätze schreibt, und man darf in einem Satz nicht plötzlich die Person wechseln. Das geht überhaupt nicht. So wurde es gelehrt, das ist ein Fehler.
Man muss sich darüber im Klaren sein: Wir haben Deutsch gelernt, und es gibt ein formalisiertes Deutsch. Deutsch in der heutigen Zeit ist nicht dasselbe wie vor dreihundert Jahren. Damals gab es keinen Duden. Deshalb haben die Leute, die Schmiede waren, als sie in frühen Jahrhunderten einen Familiennamen annehmen mussten, unterschiedlich geschrieben: Die einen schrieben „Schmied“ mit ie, andere nur mit i, wieder andere mit d, und wiederum andere mit dt, also „Schmidt“. Jeder konnte schreiben, wie er wollte.
Das ist im Prinzip das, was heute bei WhatsApp passiert. Es gibt keine festen Regeln, wie man Schweizerdeutsch schreiben soll, man schreibt einfach drauflos. Später gab es dann den Duden, und mit der Einführung von Sprachregelungen begann man, die Sprache zu systematisieren.
Darum lernt man auch in der Schule ein systematisiertes Deutsch. Aber in der Sprachwissenschaft, wenn man zum Beispiel eine neue Sprache untersuchen und analysieren soll, um dann ein Alphabet dafür zu geben und später die Bibel zu übersetzen, lernt man eine Grammatik, die man beim Analysieren einer Sprache aufstellen muss.
Man soll nicht schreiben, wie die Sprache sein soll, sondern wie die Sprache ist. Die Grammatik soll also nicht preskriptiv, also vorschreibend sein, sondern deskriptiv. Man beschreibt, wie die Sprache tatsächlich gesprochen wird. So sagt man: Die einen Leute sprechen so, die Leute im Nachbardorf sprechen dieselbe Sprache eher so. Aber man kann nicht sagen, dass die einen richtig und die anderen falsch sprechen. Man beschreibt die Sprache, wie sie ist.
Im Hebräischen der Bibel ist das genauso. Die Sprache ist viel lebendiger als unsere formalisierte Sprache. Aber wir können uns trösten: Das ist nicht nur im Deutschen so, sondern auch im Arabischen. Schon vor Jahrhunderten haben arabische Grammatiker das Arabische stark systematisiert und damit auch ein gewisses Korsett der Sprache auferlegt. Das Hebräische hat das nicht. Es ist so wendig und lebendig, so wie wir eben auch im Alltag reden.
„Er küsse mich mit den Küssen seines Mundes“ – das geht ihr so durch den Kopf. Aber noch bevor sie den Satz in Gedanken zu Ende gesprochen hat, spricht sie ihn direkt an: Denn deine Liebe ist besser als Wein.
Wir haben ja damals gesehen: Der Wein ist in der Bibel immer wieder ein Bild der natürlichen, irdischen Freude. Sie drückt aus die Liebe des Herrn, übertragen auf die Erlösten. Sie ist besser als alle irdischen Freuden.
Das ist übrigens nicht das Gleiche wie weltliche Freuden. Weltliche Freuden sind sündige Dinge, an denen Menschen sich erfreuen. Aber irdische Freuden sind die Dinge, die Gott in die Natur hineingelegt hat, damit wir uns daran freuen dürfen. Man muss unbedingt unterscheiden zwischen irdischer Freude und weltlicher Freude.
Aber es ist wichtig: Eine irdische Freude kann auch eine weltliche Freude werden. Zum Beispiel ist schöne Musik etwas, was Gott in die Schöpfung hineingelegt hat. Wenn aber die Musik einen zu wichtigen Platz im Herzen einnimmt und den ersten Platz des Herrn streitig macht, dann wird sie zum Götzen. Dann wird aus einer irdischen Freude eine weltliche Freude.
Da muss man sich immer selbst prüfen. Denn irdische Freuden sind keine Sünde, sie sind von Gott gegeben. Aber es ist eine Frage des Gewichtes und der Stellung.
Nun sagt sie: Deine Liebe ist besser als Wein. Wie wir das auch in Psalm 73, Vers 25 lesen: Neben dir habe ich an nichts Freude auf Erden, sagt der Psalmist. Neben dem Herrn verblasst eigentlich alles, was Gott uns an natürlichen, schönen Dingen geschenkt hat.
Aber hier sagt es der Herr von der Liebe der Braut, und umgekehrt, was die Liebe der Erlösten für ihn bedeutet. Das ist so ergreifend, eben weil wir immer so stark auf uns konzentriert die Dinge wahrnehmen. Wir denken: Der Herr liebt mich, der Herr bedeutet das und das für mich. Aber wir denken kaum darüber nach, wie es umgekehrt ist.
Gerade dieses Hohelied lehrt uns, von uns wegzukommen. Es zeigt uns diese Stufe, die wir schon früher mal als Stufe zwei in der Liebe betrachtet haben. In Kapitel 6, Vers 3 sagt sie: Ich bin meines Geliebten, und mein Geliebter ist mein. Sie denkt an ihn, sie gehört ihm, und zuerst an ihn, dann an sich.
Die nächste Stufe ist Kapitel 7, Vers 11: Da sagt sie: Ich bin meines Geliebten, und nach mir ist sein Verlangen. Sie denkt jetzt wirklich nur noch daran, wie er das empfindet, nicht mehr an sich.
In der allerersten Stufe, in Kapitel 2, Vers 16, sagt sie: Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein. Sie denkt nur an sich, was er für sie ist, und dann in zweiter Linie noch: Ich bin sein.
In Stufe zwei ist es anders: Ich bin meines Geliebten, er kommt an erster Stelle. Nicht zuerst sie. Mein Geliebter ist mein Sohn, sie denkt zuerst an ihn und dann an sich. Und in der dritten Stufe denkt sie nur noch an ihn.
Die Symbolik von Honig und Milch und die himmlischen Segnungen
Und weiter sagt er in Vers elf: Honigseim, träufeln deine Lippen, meine Braut, Honig und Milch ist unter deiner Zunge, und der Duft deiner Gewänder ist wie der Duft des Libanon.
Woran denken wir sofort bei dem Ausdruck Honig und Milch? An das Land von Milch und Honig – das verheißene Land, das Land Gottes. Dieses Land war der Reichtum, den Gott dem irdischen Volk verheißen hatte. Bevor sie ins Land hineingingen, sagt er schon in 5. Mose: „Euch habe ich das Land gegeben.“ Bevor sie es besaßen, hat er also schon konkret gesagt, dass es ihnen gehört.
In Josua 1 sagt Gott zu Josua: „Jede Fußsohle, auf die ihr tretet, euch habe ich es gegeben.“ So können wir das übertragen: Das Land für das irdische Volk Gottes entspricht den himmlischen Segnungen, die die Gemeinde bekommen hat.
In Epheser 1, Vers 3 heißt es: „Gepriesen sei der Gott und Vater, unser Herr Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus.“ Diese himmlischen Segnungen sind uns gegeben. Es heißt nicht: „Wir werden gesegnet werden“, sondern es steht im Aorist: „Hat uns gesegnet mit jeder geistlichen Segnung.“
Also sind wir bei der Bekehrung, wo das ganze Werk des Herrn Jesus uns zugerechnet wurde, steinreich geworden. Doch jetzt kommt die Praxis dazu. In der Praxis muss man sich diese Dinge aneignen und sehen, worin diese Segnungen bestehen, die Gott uns gegeben hat.
Was heißt das: Ich habe ewiges Leben? Was heißt das: Ich habe völlige Vergebung? Was heißt das: Ich bin gerechtfertigt worden? Was heißt das: Ich gehöre jetzt zu den Söhnen Gottes? Je mehr man diese Dinge erfasst, desto mehr kommt die Freude. Dann erobert man das Land, tritt mit den Fußsohlen darauf – also diese praktische Inbesitznahme.
Nun sagt er von Sulamit: „Honig und Milch ist unter deiner Zunge.“ Das heißt, sie spricht genau von diesen Reichtümern. So wie Paulus in Epheser 1, Vers 3. Er ist so voll von diesen Reichtümern – man kann sagen des geistlichen Landes –, dass er sagt: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat.“
Ich will jetzt nicht alles wiederholen, aber der Satz war es sowieso nur der Anfang. Der Satz geht nämlich von Epheser 1, Vers 3 bis einschließlich Vers 14. Es ist der längste Satz im Neuen Testament. Auf Griechisch ist es ein Satz. Das heißt, der Apostel Paulus ist so erfüllt davon und spricht davon.
Das entspricht genau dem: „Honig und Milch ist unter deiner Zunge“ und vorher schon „Honigseim, träufeln deine Lippen, meine Braut“ – wieder vollkommen.
So sehen wir, was das für den Herrn bedeutet, wenn wir eben voll sind von diesen Dingen und auch davon sprechen.
Es gibt manchmal die Erfahrung, dass man bei Gläubigen eingeladen wird und den ganzen Nachmittag, wenn man nachher zurückdenkt, hat man über die Ferien gesprochen, dann über Immobilien, allgemein über den Goldkurs und die Wirtschaft, und dann noch über dies und das – aber praktisch nicht über den Herrn und was wir im Herrn haben.
Und das ist doch traurig. Aber der Herr sagt: „Honigseim, träufeln deine Lippen, meine Braut.“
Die ökologische Bedeutung von Milch und Honig im Land Israel
Ja, auf dem Bild sehen wir Honig und Milch. Israel wird als das Land beschrieben, das von Milch und Honig fließt. So nennt es Gott bereits in 2. Mose 3,8 gegenüber Mose.
Was bedeutet das genau? Es hat viel mit Ökologie zu tun. Das Land Israel ist von Gott zweigeteilt konzipiert worden. Es gibt das grüne Land, das man auf dem NASA-Bild sieht. Dieser grüne Teil ist das Gebiet des Ackerlandes, ideal für den Ackerbau, aber auch für verschiedene Fruchtbäume, von denen man Fruchtsäfte gewinnen kann.
Das hebräische Wort „Dwasch“ für Honig meint nicht nur Bienenhonig, sondern auch eingedickte Fruchtsäfte, zum Beispiel Dattelsäfte. Diese können so dick gemacht werden, dass man sie aufs Brot streichen kann, und sie sind sehr schmackhaft. Das ist also das Land des Honigs.
Daneben sehen wir die jüdische Wüste. Dort ist keine Landwirtschaft mit Ackerbau möglich. Aber die Wüste, insbesondere die Negevwüste, ist ideal für Schaf- und Ziegenzucht. Im Nahen Osten muss man strikt zwischen Ackerbau und Kleinviehzucht unterscheiden. Das gilt nicht nur für Israel, sondern für alle Länder rund ums Mittelmeer.
Die EU hat sogar ein bedeutendes Schreiben über die ökologischen Gefahren in den Mittelmeerländern veröffentlicht. Es ist so: Wenn man in diesen Ländern mit Schaf- und Ziegenherden über landwirtschaftliches Gebiet, also Ackerland, zieht, kann man in kürzester Zeit fruchtbares Land in Wüste verwandeln. Das liegt daran, dass diese Tiere die Grasnarbe sehr tief abbeißen – besonders die Ziegen noch tiefer.
Deshalb ist es ökologisch sehr wichtig, dass man in Israel Ackerbau und Viehzucht trennt. Diese Trennung wurde in biblischen Zeiten strikt befolgt. So ging David von Bethlehem, das an der Grenze zur Wüste Judäa liegt, in die Wüste, um dort seine Schafe zu hüten.
Den größten Teil des Jahres gibt es dort genügend Gras und Futter – von grün bis verdorrt, je nach Monat. Auch die Negevwüste eignet sich dafür. So ist die Wüste Judäa das Land, das von Milch fließt – die Milch der Schafe und Ziegen.
Hier sieht man das etwas konkreter: Die Wüste Judäa und die Regenzeit, die von der zweiten Hälfte Oktober bis Ende März dauert. In dieser Zeit verwandelt sich die Wüste an vielen Stellen in grüne Teppiche, und es gibt reichlich Nahrung für die Ziegen.
Die Intimität in der Ehe als göttliche Ordnung
Aber eben, das Ackerland ist das Land, das von Milch und Honig fließt, wo man unter anderem auch Dattelzucht betreibt. Natürlich haben wir gesehen, dass das Hohelied nicht nur eine geistliche Bedeutung hat, sondern auch eine wörtliche. Es zeigt das Eheleben und die Schönheit der Intimität in der Ehe.
Und natürlich ist Vers 11 auch eigentlich die Beschreibung eines intimen Kusses, wenn es heißt: „Milch und Honig sind unter deiner Zunge, und der Duft deiner Gewänder ist wie der Duft des Libanon.“ Das Hohelied zeigt, dass Intimität nicht etwas Hässliches ist, sondern etwas, das in die Ehe gehört.
Darum sagt der Apostel Paulus in Hebräer 13 – können wir das aufschlagen? Hebräer 13, Vers 4: „Die Ehe sei geehrt in allem und das Ehebett unbefleckt; denn Hurer und Ehebrecher wird Gott richten.“
Diese Aussage „Die Ehe sei geehrt in allem“ bedeutet in allen Bereichen. Die Ehe besteht aus ganz verschiedenen Aspekten, und es ist wichtig, dass eine Ehe so geführt wird, dass alle Aspekte ihre Bedeutung und ihren Platz haben. Ein Aspekt ist eben auch die Intimität.
Wir wissen genau, wie früh dieser Gedanke ins Christentum kam, dass Sexualität etwas Minderwertiges sei – gelinde gesagt. Woher kam dieses Denken? Das kommt nicht aus der Bibel. Die Bibel sagt: Die Ehe sei geehrt in allem.
Dieser Gedanke stammt von den Griechen, und zwar ganz speziell von Platon. Platon lehrte, dass die Materie minderwertig sei, nur das Geistige sei gut und stehe ganz oben. Diese Gedanken wurden weiterentwickelt im Neoplatonismus, einer Philosophie, die auf Platon aufbaut und ihn noch verändert hat.
Genau diese Philosophie kam besonders am Ende des ersten Jahrhunderts über die Gnostiker ins Christentum. Diese Lehrer nahmen diese Gedanken auf und wollten sie ins Christentum hineinbringen. Sie lehrten, Jesus sei nicht im Fleisch gekommen, denn Materie sei minderwertig. Also könne er kein wirklicher Mensch gewesen sein.
Doch wir wissen aus 1. Johannes 4, dass der Apostel Johannes als Kampfschrift den ersten Johannesbrief schrieb, um genau diese Irrlehre zu bekämpfen. Er sagt: „Jeder Geist, der nicht bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, ist nicht aus Gott.“
Diese Gedanken versuchten, das Christentum zu beeinflussen. Sie wurden aber massiv abgewehrt, gerade durch die ersten zwei Johannesbriefe und das Johannesevangelium. Dort wird schon in Kapitel 1, Vers 14 betont: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns. Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut; er wurde ein wirklicher Mensch.“
Doch diese Gedanken schlichen sich ganz subtil ein und wurden immer mehr im zweiten Jahrhundert verbreitet. Darum entstand die Idee, dass es ein höherer Stand sei, wenn jemand gar nie heiratet. So kam das Eremitentum auf – Menschen, die in die Wüste gingen und allein lebten. Das wurde ein richtiger Trend.
Mit der Zeit waren die Eremiten nicht mehr allein und schlossen sich zusammen. So entstanden die Klöster und das Mönchtum. Davor hat der Apostel Paulus prophetisch gewarnt in 1. Timotheus 4. Können wir das kurz aufschlagen? Liest du ab Vers 1, Jerry?
„Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten einige vom Glauben abfallen werden, indem sie achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen; durch Heuchelei von Lügenreden, die ihr eigenes Gewissen wie mit einem Brenneisen gehärtet haben, verbieten sie zu heiraten und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat zur Annahme mit Danksagung für die, die glauben und die Wahrheit erkennen.“
„Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts Verwerfliches, wenn es mit Danksagung genommen wird; denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet.“
Die Gnostiker lehrten übrigens, es gebe einen bösen Gott und einen guten Gott. Der böse Gott habe die Welt mit der Materie erschaffen, der gute Gott das Geistige. Immer wenn eine Frau ein Kind gebiert, mache sie etwas Schlimmes, denn da werde ein Geist quasi in die Materie hineingebunden. Und dieser Geist müsse erlöst werden.
Sie sprachen von Jesus, aber es war ein anderer Jesus – nicht der Jesus, den uns die Bibel vorstellt, der gekommen ist, um die Geister, die in der Materie gebunden sind, zu erlösen und zu befreien.
Darum verstehen wir, dass der Apostel Paulus sagt: „Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut.“ Alles Geschaffene ist nicht von einem bösen Gott und nicht minderwertig, wie Platon behauptete, sondern grundsätzlich gut als Geschöpf Gottes, nicht verwerflich.
Wir dürfen Speisen zu uns nehmen, Pflanzen und Tiere essen, wie das Erste Buch Mose zeigt. Es ist nicht verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird. Es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet.
Gott gibt uns die Erlaubnis, Pflanzen zu essen (1. Mose 1) und auch Fleisch (1. Mose 9). Jedes Mal, bevor wir essen, beten wir, und dadurch nehmen wir die Speise bewusst aus der Hand des Schöpfers. Das ist kein Fressen oder falscher Umgang mit Materie, sondern Essen aus der Hand Gottes.
Nun, Paulus sagt in Vers 1: „Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten …“ In der Übersetzung heißt es manchmal „in den letzten Zeiten“ oder „in den letzten Tagen“. Luther übersetzt es ungenau. Der griechische Ausdruck meint wirklich spätere Zeiten, also Zeiten nach der Epoche der Apostel.
Tatsächlich kam das im 2. und 3. Jahrhundert. Dort heißt es, dass etliche vom Glauben abfallen werden – vom biblischen Glaubensgut, das auch lehrt, dass die Ehe in allem geehrt sei. Sie achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen.
Das zeigt, es gibt viele verschiedene Richtungen. Immer wenn in der Bibel von falschen Lehren gesprochen wird, steht es meist im Plural, „Lehren“. Wenn über die richtige Lehre gesprochen wird, steht es immer im Singular, „die Lehre“ oder „die gesunde Lehre“. Es gibt eine Lehre der Bibel, nicht mehrere.
Bei den falschen Lehren gibt es alle Varianten. Darum sagt auch Hebräer 13, dass wir uns bewahren sollen vor mancherlei und fremden Lehren. „Fremd“ bedeutet hier, dass sie dem Wort Gottes widersprechen, „mancherlei“ heißt, es gibt viele Variationen.
Hier werden sie genannt „Lehren von Dämonen“. Was lehren sie? Vers 3: „Sie verbieten zu heiraten.“ Das ist das Problem mit dem Zölibat, bei dem behauptet wird, dass die Sexualität in der Ehe etwas Minderwertiges sei.
Sie verbieten also die Ehe und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat zur Annahme mit Danksagung. Das ist Askese. Auch diese entstanden aufgrund des Gedankens, dass es etwas Minderwertiges sei, sich am Essen zu freuen. Das sei zu irdisch.
Ja, das ist irdisch, aber irdisch ist nicht automatisch gleich weltlich. Der Feind hat durch betrügerische Geister solche falschen Gedanken hineingebracht. Es wurde behauptet, dass es besser sei, auf Essen zu verzichten und asketisch zu leben, weil man so einer höheren Stufe entronnen sei.
Doch es ist vollkommen falsch. Was Gott geschaffen hat, kommt von ihm. Wenn wir es aus seiner Hand nehmen, ist es geistlich.
Das war ein kurzer Exkurs, um zu zeigen, dass das Hohelied über Intimität spricht. Das ist nur ein Beispiel, aber die Kapitel sind voll davon – allerdings in sauberer Sprache, um die Schönheit der Ehe in Gottes Gedanken zu zeigen.
Der verschlossene Garten als Symbol für die Exklusivität der Ehe
Und das führt uns nun weiter zum Thema des verschlossenen Gartens. Zuvor jedoch noch etwas anderes.
Er sagt zu ihr: „Und der Duft deiner Gewänder ist wie der Duft des Libanon.“ Was bedeutet das?
Wir sollten uns daran erinnern, dass wir beim letzten Mal gesehen haben, wie Salomo Solomit von den Bergen herabruft. In Vers 8 heißt es: „Mit mir vom Libanon herab, meine Braut, mit mir vom Libanon sollst du kommen.“ Dann folgt der Gipfel des Amarna auf dem Antilibanon, sowie der Hermon, der Hauptgipfel, Senir und Hermon.
Wir haben beim letzten Mal gesehen, was das prophetisch bedeutet: Der Überrest, der auf diese Berge fliehen wird, zu Beginn der großen Drangsal. Wir haben diese Stellen im Psalm 42 und 43 gelesen, wo der Überrest, der geflohen ist, Jerusalem fluchtartig verlassen musste und den Gottesdienst dort aufgeben musste. Das geschah zwar in der Vergangenheit, doch es wird sich in der Zukunft ereignen.
Diese Menschen sind traurig, ihre Seele ist niedergeschlagen. Das ist eine große Not, durch die die Gläubigen in der Zukunft nach der Entrückung hindurchgehen müssen.
Doch jetzt sagt der Bräutigam: „Der Duft deiner Gewänder ist wie der Duft des Libanon.“ Diese Zeiten und Wege waren zwar schwierig, aber der Duft, den sie vom Libanon, wo sie war, mitgebracht hat, ist ein wunderbarer Duft für den Geliebten.
So ist es auch bei uns: Wir durchlaufen Nöte, ähnlich wie die Flucht auf den Libanon. Der Libanon ist der Berg mit den Zedern, und diese Zedern haben einen ganz besonderen Duft. Die Motten mögen ihn nicht, aber hoffentlich wir.
Für diejenigen, die es nicht wissen: Mit Zedernholz kann man Motten in den Schränken vertreiben. Es hat einen starken, aromatischen Duft – das ist der Duft des Libanon.
Wenn wir also durch schwere Wege geführt werden, haftet uns so etwas wie ein Duft an. Und der Herr schätzt das.
Deshalb sagt er inmitten dieses Lobes: „Der Duft deiner Gewänder ist wie der Duft des Libanon.“
Es ist auch so, wenn wir Zeugnisse von Gläubigen lesen, die besonders schwere Wege gegangen sind. Sie fragen sich: Was wäre, wenn sie einfach ein normales, unspektakuläres Leben geführt hätten? Alles wäre glatt verlaufen. Aber wo hätten sie dann den Herrn erlebt?
Gerade durch diese schweren Wege, durch die wir geführt werden, erleben wir den Herrn auf besondere Weise. Und das verleiht der Braut diese Attraktivität: „Der Duft deiner Gewänder ist wie der Duft des Libanon.“
Der verschlossene Garten als Paradies und Symbol der Treue
Kommen wir nun zum verschlossenen Garten. Er vergleicht die Braut mit einem Garten, der abgeschlossen ist. Sie gehört nur ihm, niemand anderem. Dies haben wir bereits mehrfach in den frühen Kapiteln betont: Das Ja bei der Hochzeit ist ein Nein für alle anderen. Verheiratet zu sein bedeutet Exklusivität, einen verschlossenen Garten.
Er beschreibt sie als einen verschlossenen Born, eine versiegelte Quelle. Das heißt, die Quelle ist sogar mit einem Siegel versehen, um sicherzustellen, dass niemand außer dem Besitzer daraus trinkt.
Das Ganze wird noch beeindruckender, wenn wir Vers 13 betrachten: „Was dir entsprosst, ist ein Lustgarten von Granatbäumen.“ Das Wort Lustgarten heißt auf Hebräisch Pardes, was Paradies bedeutet. Dieser Garten ist also ein Paradiesgarten. Übrigens bedeutet der Ausdruck Paradies einen umzäunten Garten, also keinen frei zugänglichen, sondern einen abgeschlossenen Garten.
Das preist er an ihr: Sie ist nicht zugänglich für andere, nur für ihn. Es ist gewissermaßen ein Garten, in dem alles Mögliche wächst. Er sagt „was dir entsprosst“, es ist ein Lustgarten oder Paradies von Granatbäumen mit edlen Früchten – den edlen Früchten des Granatapfels.
Dann nennt er Zyperblumen, Narden und so weiter. Er zählt alle Details auf, die die Person und das gesamte Wesen seiner Frau ausmachen. Ich habe immer wieder betont, dass im Hohen Lied beide, Mann und Frau, keine Großisten sind, die einfach pauschal alles toll finden. Sie sind Detailisten, die genau beschreiben, was an der anderen so wunderbar ist. Das zeigt sich hier erneut.
Er beschreibt alles, was ihre Person ausmacht – als Einheit von Geist, Seele und Leib. Dazu könnten wir Sprüche 5 lesen. Es ist derselbe Salomo, der dort seinen Sohn unterweist und ihn warnt, seine Ehe nicht zu zerstören.
Sprüche 5,15: „Trink Wasser aus deiner Zisterne und fließendes Wasser aus deinem Brunnen. Mögen sich deine Quellen nach außen ergießen, deine Wasserbäche auf die Straßen. Dir allein sollen sie gehören und nicht Fremden mit dir. Deine Quelle sei gesegnet und erfreue dich an der Frau deiner Jugend, der lieblichen Hirschkuh und anmutigen Gemse. Ihre Brüste mögen dich berauschen zu aller Zeit, taumle stets in ihrer Liebe! Warum aber solltest du, mein Sohn, an einer Fremden taumeln und den Busen einer Unbekannten umarmen?“
Also: Trink Wasser aus deiner Zisterne – das „Deiner“ muss betont werden – und fließendes Wasser aus deinem Brunnen. Beachten wir die direkte Verbindung zum Hohen Lied 4, wo er seine Frau einen verschlossenen Garten, einen verschlossenen Born nennt – ein anderes Wort für Quelle – eine versiegelte Quelle. Und dann in Vers 15 eine Gartenquelle, einen Brunnen lebendigen Wassers. Bäche, die vom Libanon fließen. Hier wird auch nochmals der Gedanke an die schwierige Zeit auf dem Libanon aufgegriffen.
Jerry, in deiner Übersetzung könnte man Vers 16 verbessern: Er sollte als Frage übersetzt werden, nicht als „mögen“ nach außen, sondern „sollen“. Das hebräische Wort kann beides bedeuten, aber hier muss man es als Frage übersetzen. Sonst widerspricht es dem, was zuvor gesagt wurde. „Sollen sich nach außen ergießen deine Quellen, deine Wasserbäche auf die Straßen?“ Die Antwort ist natürlich: Nein, auf keinen Fall. Das bedeutet, dass gerade die Intimität der Ehefrau nur dem Ehemann gehört.
Das ist sehr wichtig und zeigt sich auch in der Kleidung. Besonders in den letzten sechzig Jahren leben wir in einer Zeit, in der versucht wurde, den Zaun um den Garten abzubrechen. Offensichtlich erklärten Jugendliche auf den Straßen ihren Protest: Die Ehe sei ein Auslaufmodell, Schnee von gestern, wir sind frei. Die Kleidung passte sich diesen Forderungen an – auf eine Weise, dass die Intimität sichtbar wurde und sogar durch den Schnitt der Kleidung betont wurde.
Mal sind die Kleider im Bauchbereich zu kurz, ein anderes Jahr sind die Hosen enger geschnitten, aber immer so, dass bestimmte Körperbereiche hervorgehoben werden. Man könnte sagen: Da wird das Wasser quasi auf die Straße geleitet, für die Öffentlichkeit sichtbar.
Doch es heißt: „Es sollen sich nach außen nicht deine Quellen, deine Wasserbäche auf die Straßen ergießen. Dir allein sollen sie gehören und nicht Fremden mit dir.“ Deine Quelle sei gesegnet.
Wir sehen, wie offen die Bibel über Intimität spricht. Dabei ist nichts Derbes daran. Das kann uns helfen, gerade bei der Erziehung der Kinder, über solche Themen offen zu sprechen. Nicht verschämt, aber auch so, dass niemand verletzt wird und kein Kind überfordert ist. Es muss immer dem Entwicklungsstand angepasst sein.
Die Bibel spricht offen und zeigt deutlich: Die Ehe sei in allem geehrt.
Die Symbolik der Granatbäume und die Frucht des Geistes
Jetzt gehen wir die Früchte durch. Hier haben wir Granatäpfel. Was hier entsprossen ist, ist ein Lustgarten von Granatbäumen samt edlen Früchten. Das sind diese Früchte des Granatbaums. Sehr oft bildet die Granate mit ihren Fruchtblättern einen Davidsstern. Manchmal sind es aber auch sieben Blätter. Sehr oft findet man jedoch die Version mit sechs Blättern, und das ist ein perfekter Davidsstern.
Das ist ein Hinweis auf den Messias nach 4. Mose 24,17, wo Bileam sagt: Ein Stern geht hervor aus Israel, und ein Siebter erhebt sich aus Jakob. Das ist ein Hinweis auf den Messias, der kommen soll, und dann wird ein Stern aufgehen.
Wir hatten ja vor einiger Zeit bereits die Granate besprochen, im Zusammenhang mit Kapitel 4, in den ersten Versen. Wir sehen, dass sie ganz besonders von Fruchtbarkeit spricht – all diese hunderten von Samen.
Nun spricht das in neutestamentlicher Sprache von der Frucht des Geistes. Lesen wir Galater 5,22: „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit. Gegen solche Dinge gibt es kein Gesetz. Die aber des Christus sind, haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und den Begierden.“
Liebe, Freude, Friede, Langmut – neun Einzelheiten, aber sie machen die Frucht aus, so wie all diese erfrischenden Fruchtsamen in der Granate die Frucht ausmachen.
Wenn also hier der Ehemann sagt: „Was dir entspross, ist ein Lustgarten von Granatbäumen samt edlen Früchten“, dann sehen wir die andere Seite.
Wir denken oft daran: „Ja, ich möchte gerne, dass die Frucht des Geistes in meinem Leben sichtbar wird mit Liebe, Friede, Freude und so weiter.“ Aber denken wir auch daran, was das für den Herrn bedeutet.
Wenn er uns sieht, dass diese Dinge in unserem Leben praktisch umgesetzt werden, dann ist es genau das, was er sagt: „Du bist ein Paradies für mich.“ Also weckt das Hohelied eine ganz andere Sichtweise in der Beziehung zwischen uns als Erlösten und dem Herrn.
Dann könnte man noch Hebräer 12,11 lesen: „Alle Züchtigung aber scheint für die Gegenwart nicht ein Gegenstand der Freude, sondern der Traurigkeit zu sein; danach aber gibt es die friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die durch sie geübt worden sind.“
Hier wird nicht von der Frucht des Geistes gesprochen, sondern von der Frucht der Gerechtigkeit.
In Römer 6,22 finden wir noch einen weiteren Ausdruck: „Jetzt aber, von der Sklaverei freigemacht und Gott zu Sklaven geworden, habt ihr eure Frucht zur Heiligkeit als das Ende, aber ewiges Leben.“
Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ist ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.
Mir ging es einfach um den Ausdruck in Römer 6,22: die Frucht zur Heiligkeit, die Frucht des Geistes, die Frucht der Gerechtigkeit – wir sehen diesen Zusammenhang mit den Granatbäumen samt edlen Früchten.
Danach geht er weiter und spricht wieder von der Zyperblume – die hatten wir ja schon, die Hennerblume. Die Bedeutung kennen wir auch schon, aber das werden wir nächstes Mal noch einmal wiederholen.
Er spricht dann über Narde, Safran, Würzrohr, Zimt und all das. Das schauen wir uns im Detail an und auch, was die geistliche Bedeutung davon ist.
Die versiegelte Quelle und das lebendige Wasser des Heiligen Geistes
Vielleicht noch abschließend, weil wir in Vers 12 schon gelesen haben: Die Braut ist nicht nur ein verschlossener Garten, sondern auch eine versiegelte Quelle.
Dazu lesen wir aus Johannes 7,37: Am letzten Tag des Laubhüttenfestes muss man sich vorstellen, dass Tausende im innersten Vorhof des Tempels, im Frauenvorhof, versammelt sind. Da steht ein Mann auf und ruft ganz laut: „An dem letzten, dem großen Tag des Festes aber stand Jesus da und rief und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“
Dies aber sagte er von dem Geist, den die an ihn Glaubenden empfangen sollten, denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.
Jawohl, also der Herr sagt, man soll zu ihm kommen und trinken. Das heißt, er gibt das Wasser des Lebens.
Wenn wir im Johannes-Evangelium zurückdenken, finden wir in Kapitel 4 die Geschichte von der samaritanischen Frau am Jakobsbrunnen. Jesus sagt dort: „Wenn du wüsstest, wer es ist, der mit dir spricht, da hättest du ihn gebeten, dass er dir lebendiges Wasser gibt.“ Sie antwortet: „Du hast ja kein Schöpfgefäß, wie kannst du mir lebendiges Wasser geben?“ Sie meint damit etwas Wörtliches.
Lebendiges Wasser bedeutet auf Hebräisch, auch in der heutigen Umgangssprache, frisches Quellwasser. Und darum sagt sie: „Ja, aber du kannst ja nicht schöpfen von dieser Brunnenquelle da unten.“ Doch Jesus sprach von dem Heiligen Geist.
Hier sagt der Herr auch: „Wenn jemand dürstet, dann soll er zu mir kommen.“ Er gibt dieses lebendige Wasser, dieses Quellwasser. Aber dann werden wir selbst zu einer Quelle.
Er sagt: „Wer davon trinkt, wird wieder für andere Menschen ein Segen sein. Aus seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Johannes gibt auch noch die geistliche Erklärung: Das lebendige Wasser meint in der geistlichen Sprache der Bibel den Heiligen Geist, der uns erfrischt.
Und zwar sagt der Herr Jesus in Johannes 16: Der Heilige Geist, wenn er kommt, wird mich verherrlichen. Der Heilige Geist, wenn er in uns wirken kann, macht uns den Herrn Jesus, seine Herrlichkeit und sein Werk groß. Das erfrischt uns. So werden wir wiederum eine Erfrischung für andere.
Wie es von Sulamit gesagt wird: Sie sei eine Quelle lebendigen Wassers. Sie wird auch verglichen mit Bächen vom Libanon. Das erinnert daran, dass man durch schwierige Zeiten gegangen ist. Gerade all die Schwierigkeiten in unserem Leben können dazu führen, dass dadurch Erfrischung für andere entsteht.
Ich habe schon erlebt, wie Leute gesagt haben: „Ach, eben ich, das waren falsche Wege, und es ist traurig.“ Aber ich sagte: „Jetzt ist es für dich eine Möglichkeit, dass du andere warnen kannst, gerade weil du diese Erfahrung gemacht hast.“ Und dadurch, dass du quasi umgekehrt bist, kannst du anderen wieder eine Hilfe sein – gerade durch diese Erfahrung.
So kann man zu Bächen werden vom Libanon.
Wir schließen hier und fahren dann nächstes Mal mit der Zyperblume und mit der Narde usw. fort.
