
Ja, guten Abend auch von meiner Seite. Ich freue mich, dass ihr wieder alle da seid. Ebenso begrüße ich alle, die im Livestream mit dabei sind.
Ein Bild, das ihr gleich an der Wand sehen werdet, trägt den Titel „Reiche Christen im Zeitalter des Hungers“. Es stammt aus dem Buch von Ronald Seider, einem Theologen aus Kanada. Dieses Buch hat, als es veröffentlicht wurde, gerade in Nordamerika für sehr viel Aufsehen gesorgt. Die Botschaft ist nämlich recht radikal.
Der Autor schreibt: „Was für eine ironische Tragödie, dass eine reiche christliche Minderheit in der Welt damit fortfährt, ihren Reichtum anzuhäufen, während hundert Millionen Menschen am Rande des Verhungerns leben.“
Ich habe das Buch selbst nicht gelesen und kann daher nicht beurteilen, ob es empfehlenswert ist oder nicht.
Letztendlich kritisiert er in diesem Buch die Selbstgefälligkeit reicher Christen, die in Luxus leben, aber die Not der Welt kaum noch wahrnehmen. Genau das ist das Thema des ersten Vortrags heute: Selbstgefälligkeit – der Fallstrick einer wohlhabenden Gesellschaft.
Wenn ich euch heute Abend einmal die Frage stellen würde: Gehören wir zu den Wohlhabenden? – Ja, das wäre die richtige Antwort. Ich habe es schon gehört, und viele nicken zustimmend mit dem Kopf.
Natürlich ist es immer eine Frage, mit wem wir uns vergleichen. Aber weltweit betrachtet gehören wir zu den Wohlhabenden. Amos spricht in dem Text, den wir uns heute anschauen, genau diese Wohlhabenden an. Deshalb sollten wir uns direkt angesprochen fühlen.
Ich möchte noch kurz etwas zu den Hintergründen sagen, denn vielleicht sind heute einige zum ersten Mal dabei. Der Prophet Amos predigt in einer Zeit des Wohlstandes. Er richtet sich an das Nordreich, also an die zehn Stämme im Norden Israels. Die Situation ist geprägt von sozialer Ungleichheit: Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer.
Die Reichen leben auf Kosten der Armen. Sie beuten die Armen aus und leben wie die Made im Speck, könnte man sagen. Dann tritt Amos mit einer ziemlich aufrüttelnden Botschaft auf. Diese Botschaft sollte auch für uns heute aufrüttelnd sein.
In den ersten drei Versen von Kapitel 6 spricht Amos den fatalen Realitätsverlust der Reichen an. Sie haben den Blick für die Wirklichkeit verloren und leben in einer eigenen Welt. Diesen Eindruck hat man auch heute manchmal, wenn man mit sehr reichen Menschen spricht – Menschen, die noch viel reicher sind als wir. Man hat dann manchmal das Gefühl, sie haben den Bezug zur Realität verloren, sind abgehoben und nicht mehr auf dem Boden geblieben.
Was die Reichen hier im Prinzip sagen, lässt sich mit folgendem Satz zusammenfassen: Wir brauchen Gott nicht, weil wir alles haben können, was wir wollen.
Ich lese Vers 1: „Wehe euch!“ Das haben wir gestern schon bei den Predigern in der Predigerschulung gelernt. Immer wenn ein „Wehe“ auftaucht, dann ist das eine besonders eindringliche Botschaft.
Wehe euch, ihr Sorglosen auf dem Berg Zion, ihr Selbstsicheren auf dem Berg von Samaria, ihr Vornehmen, das Erste aller Völker, bei denen die Leute Rat und Hilfe suchen. Amos spricht hier die Reichen an, die Oberschicht des Landes. Er nennt sie „ihr Sorglosen“ und „ihr Selbstsicheren“.
Jetzt müssen wir wissen: Das Wort „ihr Sorglosen“ könnte man vielleicht auch positiv verstehen. Denn die Bibel sagt ja: „Sorgt euch um nichts!“ Wenn man hier „ihr Sorglosen“ hört, könnte man im ersten Moment denken, das sei gut. Aber wenn wir dieses Wort in einer Konkordanz nachschlagen, sehen wir, dass es in der Bibel fast immer in einem negativen Zusammenhang steht.
Es ist eine falsche Sorglosigkeit. Man ist selbstsicher. Das letztere Wort erklärt das erstere: sorglos bedeutet eigentlich selbstsicher. Diese Sorglosigkeit entsteht aufgrund einer falschen Sicherheit, nämlich durch den Reichtum.
Ihre Sicherheit liegt im Materiellen, im Reichtum. Deshalb sagen sie sich: Wir brauchen Gott nicht, weil wir alles haben können, was wir wollen. Sie fühlen sich sicher, weil sie wohlhabend sind. Das führt immer zum Trugschluss, unabhängig von Gott zu sein.
Schaut mal: Wenn etwas in unserem Leben passiert, zum Beispiel wenn Corona kommt, dann werden die Reichen plötzlich nervös. Wir haben in unserer Gemeinde einen Bruder, einen Diakon, der in einem Bioladen in einem Kölner Stadtteil arbeitet, in dem auch Reiche wohnen. Er sagt, es sei interessant, wie plötzlich diese Reichen mit ihren dicken Autos vorfahren und Angst haben. Zum ersten Mal haben sie etwas nicht in der Hand, das sie mit Geld aus dem Weg schaffen können.
Wenn man so viel Geld hat und gerade keine Krise kommt, denkt man, man braucht Gott nicht, man ist der eigene Gott. Der Reformator Johannes Calvin bringt es auf den Punkt, wenn er schreibt: „Wo Reichtümer die Gewalt über das Herz besitzen, hat Gott seine Autorität verloren.“
So denken sie: Wir brauchen Gott nicht, weil wir alles haben können, was wir wollen.
Ich möchte die Behauptung aufstellen – und ihr habt mir darin schon zugestimmt –, dass wir in Deutschland eigentlich auch wohlhabend sind. Verglichen mit dem Rest der Welt sind wir alle sehr, sehr reich. Ich glaube, niemand hier heute Abend in diesem Raum muss sich ernsthaft Sorgen machen um seine Existenz oder darum, dass er morgen nicht mehr weiß, was er essen soll. Ich denke, keiner von uns.
Aber deshalb dürfen wir nicht denken, dass wir unabhängig sind. Wir dürfen nicht sorglos sein im negativen Sinne, also in einer Selbstsicherheit nach dem Motto: „Wir haben es uns ja auch aufgebaut, unsere Existenz.“
Ihr Lieben, die Sicherheit unserer Arbeitsstelle hängt von Gott ab. Die Auftragslage in dem Unternehmen, in dem wir arbeiten, hängt von Gott ab. Unsere Gesundheit, die uns das Arbeiten ermöglicht, hängt von Gott ab. Jeder Atemzug in unserem Leben hängt von Gott ab.
Ist uns bewusst, dass wir Gott jede Sekunde unseres Lebens brauchen? Wenn Gott einmal nicht da ist, können wir nicht mehr atmen – wir sind tot.
Man übersieht so schnell die Realität, dass wir Gott nicht nur in den schweren Zeiten unseres Lebens brauchen, sondern dass wir Gott in jeder Sekunde unseres Lebens brauchen. Das übersehen die Reichen im Nordreich.
Eine zweite Behauptung, die hier im Prinzip aufgestellt wird, betrifft ihr Denken: Wir sind die Besten der Weltbesten. Das steht im Text. Amos spricht sie an, gemäß ihres Selbstverständnisses. Dabei müssen wir wissen, dass es nicht die Bewertung ist, die Amos über die Reichen ausspricht, sondern dass er sie so anspricht, wie sie sich selbst sehen.
Hier heißt es: den Vornehmen des Ersten aller Völker. Das Wort „Vornehmen“ ist interessant, denn es bedeutet, jemanden ganz besonders hervorzuheben. Wenn ich jetzt eine Schwester hier im Raum auf die Bühne holen und sagen würde, sie ist die beste Köchin dieser Gemeinde, dann ist genau dieses Wort gemeint. Man betont jemanden ganz besonders.
Und genau das tun sie: Sie betonen sich selbst und halten sich für die Vornehmen, besser als alle anderen. Aber innerhalb welcher Personengruppe halten sie sich für die Besten? Innerhalb des Ersten aller Völker. Nun kann man „Erste“ auf zweierlei Weise verstehen: einmal zeitlich. Aber wir wissen alle, Israel war nicht das allererste Volk, das es gab. Oder man versteht es als Rangliste: Wir sind die Besten, wir sind auf Platz eins. Genau das ist gemeint.
Deshalb sagen sie: Wir sind die Vornehmen, die Besonderen innerhalb des allerbesten Volkes der Welt. Bayern München ist zurzeit die beste Fußballmannschaft der Welt. Wenn ich jetzt sagen würde, Lewandowski ist der beste Spieler von Bayern, dann sage ich: Er ist der Beste der Weltbesten. So denken die Reichen in Samaria: Wir sind die Besten der Weltbesten, wir sind die Creme de la Creme. Und sie leiden an Realitätsverlust.
In Vers 2 möchte Amos diesen Stolz, denn letztendlich steckt dahinter ein solcher Stolz, wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Er sagt: Wisst ihr was, ihr denkt wirklich, ihr seid die Besten. Schaut mal ein bisschen über den Tellerrand.
Vers 2: Geht doch in die Stadt Calnae, geht in die große Stadt Hamath und in die Philisterstadt Gath. Seid ihr wirklich besser gerüstet als diese Königreiche? Oder ist deren Gebiet etwa größer als das eure? Amos sagt: Ihr denkt, ihr seid die Besten – schaut euch mal die anderen Völker an. Denkt ihr, ihr seid wirklich besser als sie? Ist deren Gebiet größer als das eure? Und auf beide Fragen müsste man die Antwort „Nein“ erwarten. Das heißt, sie befinden sich mit euch auf Augenhöhe. Aber dann seid ihr nicht die Besten, dann seid ihr nicht so toll, wie ihr denkt.
Der ehemalige Boxweltmeister Muhammad Ali ist vielleicht dem einen oder anderen hier ein Begriff. Er stieg einmal in ein Flugzeug und saß natürlich in der ersten Klasse. Die Stewardess stellte fest, dass dieser Mann kurz vor dem Start nicht angeschnallt war. Sie ging zu ihm und sagte: „Mr. Ali, entschuldigen Sie, Sie müssen sich noch anschnallen, wir starten gleich.“ Kurz bevor der Pilot die Starterlaubnis erhielt, kam sie noch einmal und stellte fest, dass Muhammad Ali immer noch nicht angeschnallt war. Etwas energischer machte sie ihn darauf aufmerksam: „Mr. Ali, Sie müssen sich anschnallen, wir starten gleich.“ Daraufhin sagte der Boxweltmeister: „Wissen Sie was, Superman braucht sich nicht anschnallen.“ Die Stewardess war fast außer sich, konterte dann aber geschickt mit den Worten: „Superman braucht aber auch kein Flugzeug.“
Da hat man ein bisschen Erfolg, man ist Weltmeister, hat etwas erreicht, und schon hält man sich für Superman. Wir können jetzt darüber lachen, wir können darüber schmunzeln, es war eine humorvolle Geschichte. Aber kann es sein, dass genau dieses Denken auch viel zu schnell in unserem Leben vorkommt? Da klopfen wir uns auf die Schulter, wenn wir in den Gottesdienst gehen und sagen, die Gemeinde kann froh sein, so einen begabten Bruder wie mich im Predigtdienst zu haben. Das würden wir nie sagen, weil wir wissen, dass es falsch ist. Aber in unserem Herzen ist diese Haltung vorhanden.
Paulus sagt im 1. Korinther 4,7 – den Vers habe ich nicht an der Wand, aber ich möchte ihn mal vorlesen: „Denn wer gibt dir einen Vorzug? Was hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich dann, als hättest du es nicht empfangen?“ Auch im Neuen Testament werden wir immer wieder darauf hingewiesen, als Christen keinen Grund für Selbstüberschätzung zu haben. Denn alles, was wir haben und sind, kommt vom Herrn.
Und genau das ist der Realitätsverlust: Wenn wir das vergessen, dann werden wir stolz.
Eine dritte Wahrheit beziehungsweise eine Wahrheit über die Reichen ist, dass ihr Denken natürlich falsch ist. Es ist eine Lüge, wie wir in Vers drei finden. Dort heißt es: „Ihr meint, das Unheil sei noch fern, dabei habt ihr ein System der Unterdrückung und Ausbeutung eingeführt.“
Sie denken, Gott wird sie nicht richten, und sie können so weiterleben wie bisher. Sie glauben, sie könnten tun und lassen, was sie wollen, ohne dass es Konsequenzen hat. Ihr Lieben, das ist immer eine Lüge. Sünde hat immer Konsequenzen. Falsche Herzenshaltungen in meinem und in deinem Leben haben immer Folgen.
Das war schon die Lüge im Garten Eden: „Ihr werdet keineswegs sterben.“ Die Sünde werde keine Konsequenzen haben, nur noch das eine Mal. Keiner sieht dich, es wird doch keine Auswirkungen haben, und danach kannst du um Vergebung bitten. Das ist immer die Taktik Satans.
Und sie leiden unter Realitätsverlust. Sie denken wirklich, sie können so weitermachen, und es hat keine Auswirkungen, keine Konsequenzen. Das sehen wir hier, dass die reichen Menschen im Nordreich leider unter diesem Realitätsverlust leiden.
Ihr Lieben, was wir hier aus diesen drei Versen bereits sehen, ist, dass Reichtum und Stolz die Sicht auf die Realität vernebeln. Wer mit sich selbst und seiner Lebensweise so zufrieden ist, wird nie seine Schuld vor Gott einsehen.
Ich sprach vor einiger Zeit mit einem bekannten Evangelisten, Ulrich Pazzani. Er war bei uns in der Gemeinde, hat gepredigt, und er sagte uns, er glaube, dass in letzter Zeit so wenig Menschen in Deutschland zum Glauben kommen.
Weil wir hier die Reichen sind. Jesus hat schon gesagt: „Es ist so schwer für Reiche, ins Himmelreich zu kommen.“ Er hat uns geschildert, wie viele Menschen in anderen Teilen der Welt, gerade auch in den Armen, zurzeit zum Glauben kommen. Es gibt Länder, in denen gerade Erweckung herrscht.
Er sagt: In Deutschland ziehe ich durch die Gemeinden, predige, und nur wenige kommen zum Glauben. Womit hängt das zusammen? Weil wir heute die Reichen sind. Und Jesus sagt: Es ist so schwer für einen Reichen, zum Glauben zu kommen, weil ein Reicher das Erste, was er eingestehen muss, wenn er zum rettenden Glauben kommt, ist, dass er mit leeren Händen vor Jesus steht.
Das möchte ich auch dir heute sagen: Du brauchst Jesus, und du musst einsehen, dass du mit leeren Händen vor ihm stehst. Du brauchst Jesus, du hast ihm nichts zu bieten, und du kannst dich auf nichts anderes verlassen als auf das, was er am Kreuz getan hat.
Und genau das sehen die Reichen nicht. Sie sind in ihrer Selbstgefälligkeit völlig verloren.
Und das sehen wir in den nächsten Versen. Es wird jetzt sehr bildhaft und praktisch geschildert: Wie sieht das Leben eines reichen Menschen im Nordreich aus? Gleichzeitig kann man sich die Frage stellen, ob es Parallelen zu unserem Leben gibt.
Ich habe den Eindruck, dass Amos uns hier in den Versen 4 bis 6 mit in eine prunkvolle Villa nimmt. Das hatten wir bereits in Kapitel 3, Vers 15 gesehen: Sommerhaus, Winterpalast, elfenbeinverzierte Häuser. In den Versen 4 bis 6 führt uns Amos von Raum zu Raum und zeigt den Lebensstil einer steinreichen Person.
Zunächst sehen wir die luxuriöse Wohnkultur. Vermutlich geht es zuerst in das Schlafzimmer. In Vers 4 beschreibt Amos den Lebensstil der Reichen: „Ihr rekelt euch auf euren elfenbeinverzierten Polsterbetten.“ Das heißt, wenn man sich das Schlafzimmer dieser reichen Menschen anschaut, käme man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sie leben wie Könige. Tolle Polstermöbel sind an sich schon teuer, aber hier steht, dass sie auch noch elfenbeinverziert sind.
Wenn wir in der Bibel, im Alten Testament, nachschauen, wo Elfenbein erwähnt wird, finden wir es beim König Salomo. Er besaß Elfenbein. Das bedeutet, diese Menschen im Nordreich, die Amos mit seiner Predigt anspricht, leben eigentlich wie Könige.
Wisst ihr, was interessant ist? Das Wort „Ihr räkelt euch“. Ich habe mir das Wort mal im Hebräischen angesehen, was manchmal hilfreich ist. Wir haben gute Übersetzungen, und ich sage nicht, man müsse Hebräisch können, um die Bibel richtig zu verstehen, aber manchmal hilft es. Dieses Wort wird sonst nie für Menschen verwendet, sondern immer nur für Decken, die herunterhängen – hängende Decken. Nur hier wird es für Menschen benutzt. Das heißt, die Reichen hängen ab. So sagen wir heute auch: „Am Abhängen sein.“ Und genau das ist das Wort, das es damals schon gab.
Die Jugend sagt heute vielleicht eher „Chillen“, wobei ich nicht mehr so ganz auf dem Laufenden bin. Aber genau das beschreibt den Lebensstil der Reichen: Sie hängen einfach nur so ab, auf teuren Betten, auf den teuersten Betten, die es gibt.
Das war das Schlafzimmer. Jetzt gehen wir ins Esszimmer und schauen uns die vorzügliche Speisekarte dieser reichen Menschen an. In Vers 4 heißt es weiter: „Und ihr esst das zarte Fleisch von Lämmern und Mastkälbern.“ Das bedeutet, sie holen sich die Lämmer von der Weide und essen das allerbeste Fleisch, das zarte Fleisch. Sie akzeptieren nur die besten Fleischsorten, wie Mastkälber.
Hier möchte ich noch einmal auf den verlorenen Sohn hinweisen. Genau darüber hat sich ja der ältere Bruder aufgeregt: „Das Mastkalb hast du geschlachtet“, das ist das beste Fleisch.
Wenn wir an das Alte Testament denken, dann denken wir manchmal, das Volk habe ständig Fleisch gegessen. Aber das war gar nicht so. Fleisch wurde vor allem bei den drei Festen im Jahr gegessen. Ansonsten war Fleisch relativ teuer, und die Armen konnten sich kein Fleisch leisten – nicht so viel, wie wir heute vielleicht essen.
Hier bei den Reichen steht offensichtlich der Fleischkonsum ganz weit oben. Sie können es sich leisten, gut zu essen.
Das war das Esszimmer. Jetzt gehen wir ins Wohnzimmer und schauen uns das ausgefallene Unterhaltungsprogramm an. In Vers 5 heißt es: „Ihr grölt zur Harfe und bildet euch ein, ihr könntet Lieder machen wie David.“ Ich habe hier eine etwas modernere Übersetzung gewählt. Andere Übersetzungen sagen, ihr erfindet Musikinstrumente. Aber ich denke, der Text will tatsächlich sagen, dass sie die Lieder erfinden, nicht unbedingt die Musikinstrumente selbst.
Die Reichen wollen unterhalten werden. Das ist heute nicht anders. Wir leben in einer Welt, in der es möglichst viele Unterhaltungsangebote gibt – ich denke an Netflix, Amazon Prime, die ganzen Streaming-Dienste und Sender mit unzähligen Programmen.
Ich habe den Eindruck, wir sind so sehr mit Unterhaltung beschäftigt, damit wir uns nicht mehr die echten Fragen des Lebens stellen, worum es eigentlich geht. Wir wollen abschalten und uns berieseln lassen.
Damals war das nicht anders. Sie wollten sich berieseln lassen, und da es noch kein Spotify gab, musste die Musik live gemacht werden. Es ist ziemlich arrogant von den Reichen, wenn sie sich einbilden, sie könnten Lieder machen wie David.
David war der größte Musiker der Geschichte Israels. Zwischen ihm und diesen Reichen gibt es einen gewaltigen Unterschied: David machte Musik zur Ehre Gottes, während sie einfach nur zu ihrer eigenen Unterhaltung spielen.
Das war das Wohnzimmer. Jetzt gehen wir an die Bar, auch eine Bar finden wir in der prunkvollen Villa der Reichen im Nordreich. In Vers 6 heißt es: „Ihr trinkt den Wein kübelweise.“ Wörtlich steht hier, wenn man vielleicht eine Elberfelder- oder Schlachter-Übersetzung hat – es ist immer hilfreich, Übersetzungen zu vergleichen –, dass ihr den Wein aus Schalen trinkt.
Wenn wir das Wort analysieren, zum Beispiel mit einer Konkordanz – ich möchte Werbung machen, mit Konkordanzen zu arbeiten – und schauen, wo dieses Wort sonst noch in der Bibel verwendet wird, stellen wir fest: Wein wird immer aus Bechern getrunken.
Wenn hier bei Amos steht, dass ihr den Wein aus Schalen trinkt, was will uns der Text sagen? Sie besaufen sich.
Das erinnert fast an Mallorca, wo man aus Eimern Sangria trinkt. Das ist Alkoholmissbrauch, übermäßiger Alkoholkonsum. Das ist Sünde. Sie besaufen sich, weil sie Spaß haben wollen.
Heute ist das nicht anders. Merkt ihr, wie nah Amos an unserer heutigen Zeit ist? In einer Spaßgesellschaft fließt der Alkohol, weil er die Freude für eine Zeit lang maximieren kann. Aber es ist nie die echte, bleibende Freude, die der Herr Jesus uns schenken möchte.
Von der Bar gehen wir jetzt ins Badezimmer und schauen uns das kostspielige Kosmetikprogramm dieser reichen Leute an. In Vers 6 heißt es: „Und ihr verwendet die kostbarsten Parfüme.“ Hier geht es wahrscheinlich um Öle, die zur Pflege der Haut dienen, aber vor allem auch um Öle, die einen Duft mit sich bringen und das Lebensgefühl steigern.
Vermutlich geht es auch darum, dass man damit das andere Geschlecht anzieht. Wenn wir uns anschauen, wie diese Öle im Buch Hohelied verwendet werden, geht es immer darum, dass ein Duft ausgeht, der das andere Geschlecht anzieht.
Da heißt es im Hohelied 4,10: „Du duftest so schön, meine Braut.“ Das ist natürlich in einem guten Zusammenhang, als Kompliment für die Ehefrau.
Hier geht es vermutlich darum, dass man anziehend wirken möchte, attraktiv sein möchte. Dafür wird viel Geld ausgegeben. Man will begehrt werden.
Das heißt, diesen Schönheitswahn, den es auch heute gibt, gab es schon damals im Alten Testament. Es gibt nichts Neues unter der Sonne, sagt Salomo, und das sehen wir auch hier im Buch Amos.
Wir sehen, dass sie die kostbarsten Parfüme verwenden. Wenn wir ins Neue Testament gehen, kennt ihr wahrscheinlich die Begebenheit, in der eine Frau das kostbare Öl auf Jesu Füße gießt.
Dort erfahren wir auch etwas über den Kostenfaktor: Dieses Öl, das die Frau ausgegossen hat, kostete 300 Denare. Ein Denar war ein Tageslohn. Dreihundert Denare sind fast ein Jahresgehalt.
Diese Frau ist eine Heldin im Neuen Testament, weil sie alles für Jesus gibt, weil Jesus ihr alles wert ist.
Worum geht es hier? Wir bekommen dadurch einen Einblick in die Preislage von Kosmetika. Sie verwenden die kostbarsten Öle einfach nur für sich selbst – wie es auch eine Werbung sagt: „Weil ich es mir wert bin.“ Das ist der Lebensstil dieser Reichen.
Und dann kommt am Ende von Vers 6 das große Aber. All diese Dinge werden aufgelistet. Sie sind steinreich, beschäftigen sich nur mit sich selbst, aber was ist das Aber?
Es zeigt die Gleichgültigkeit dieser Menschen auf: „Dass euer Land in den Untergang treibt, lässt euch kalt.“
Andere Übersetzungen sagen: „Der Schaden Josephs.“ Joseph steht hier für Israel, es ist das Gleiche.
Hier geht es um ihr Land, das eine Not hat – natürlich eine geistliche Not, aber auch eine materielle Not. Es gibt viel Armut, auch zur Zeit von Amos, und dafür haben sie keinen Blick.
Das heißt, der Blick auf ihren eigenen Luxus hat die Sicht für Bedürftige vernebelt.
Schaut mal: Eigentlich sollten ihre Augen die Not sehen, aber sie schauen nur in den Spiegel. Die Ohren, die die Not hören sollten, hören nur ausgefallene Musik zur Unterhaltung. Der Mund, der in der Not ermutigen soll, wird mit bestem Fleisch und literweise Alkohol gefüllt.
Die Füße, die sich in die Not begeben sollten, werden hochgelegt auf elfenbeinverzierten Betten. Die Hände, die in der Not helfen sollten, wollen nicht schmutzig werden, weil sie eingecremt sind mit den besten Ölen der Welt.
Schaut mal, wie zutreffend die Aussage in Vers 6 ist. Amos sagt, dass „euer Land in den Untergang treibt, lässt euch kalt.“ Das selbstgefällige Leben im Luxus vernebelt den Blick für die Not der anderen.
Haben wir uns da nicht ein Stück weit wiedergefunden? Vielleicht nicht beim Alkoholmissbrauch – das ist wirklich krass, und da sind wir vielleicht nicht. Da können wir sagen: Zumindest das trifft nicht auf uns zu. Aber wie sieht es mit den anderen Dingen aus?
Wir lieben es doch auch, gut zu wohnen, oder? Wir lieben große Gärten, schöne Möbel, und wir sind froh, dass wir es uns leisten können. Aber kann es sein, dass unsere Häuser nicht nur Orte sind, an denen wir ein Dach über dem Kopf haben, sondern auch Ausstellungsräume für unseren Reichtum?
Wir lieben es, gut zu essen. Wir lieben es, viel zu essen, und wir lieben all-you-can-eat-Buffets. Wir wollen unterhalten werden, sonst ist uns langweilig. Wir lieben es, uns schön zu machen. Wir scheuen keinen zeitlichen Aufwand und keine Kosten für bestimmte Artikel, weil wir es uns wert sind.
Schaut mal, das Problem ist, dass wir uns ganz schnell an Luxus gewöhnen können. Und ich möchte uns heute Abend mal herausfordern. Ich weiß, dass das Thema herausfordernd ist. Ich möchte uns herausfordern, dass wir uns wirklich hinterfragen, wie wir hier heute sitzen.
Kann es sein, dass wir als reiche Christen im Westen einen blinden Fleck haben? Und ich beziehe mich total mit ein, denn ich halte diese Predigt heute Abend für mich selbst.
Schaut mal, im Laufe der Geschichte gab es immer wieder Generationen von Christen, die einen blinden Fleck bei einem bestimmten Thema hatten. In Amerika gab es Christen, die die Sklaverei befürworteten. Sie waren dafür, dass Menschen aus Afrika geholt wurden, um auf Plantagen zu arbeiten. Diese Christen sagten, sie glaubten an Jesus und schätzten das Wort Gottes. Trotzdem unterstützten sie die Sklaverei. Sie hatten einen blinden Fleck und redeten sich irgendwie ein, dass das vermutlich doch okay sei.
Dann gab es Christen in anderen Situationen, die viele Dinge gut gemacht und gut gemeint haben, aber diesen blinden Fleck nicht gesehen haben. Manchmal frage ich mich: Ist das vielleicht unser blinder Fleck? Ich rede nicht davon, dass wir Gottes Gaben dankbar annehmen und ihnen Ehre geben, ohne uns daran zu klammern. Aber kann es sein, dass wir manchmal unser Herz an Geld und materielle Dinge hängen und das so sehr genießen, dass wir den Blick für Menschen in Not verlieren?
Schaut mal, die Bibel ruft uns immer wieder zur Genügsamkeit auf. Jesus sagt: Sammelt euch nicht Schätze auf Erden. Paulus sagt: Wenn wir Nahrung und Bedeckung haben, sollen wir uns daran genügen, zufrieden sein damit. Und wir denken: Ach, wir wollen aber noch mehr. Wir haben es ja auch verdient. Manchmal meinen wir sogar, wir hätten ein Recht darauf, weil wir so fleißig gearbeitet haben.
Kann es sein, dass wir hier einen blinden Fleck haben? Ich möchte uns heute aber nicht nur ermahnen, sondern auch ermutigen, dass wir heute Abend nach Hause gehen und uns – wenn wir verheiratet sind – mit dem Ehepartner zusammensetzen und fragen: Wo können wir unter unseren Möglichkeiten leben? Wir könnten eigentlich noch mehr kaufen, aber wir entscheiden uns dagegen.
Denn so haben wir mehr Möglichkeiten, anderen Menschen, die wirklich in Not sind, zu dienen.
Mein Vater ist für mich ein großes Vorbild. Ich habe es gestern oder vorgestern schon gesagt: Mein Vater ist Pilot, Flugkapitän bei der Lufthansa. Er hat mir nie gesagt, was er verdient. Als Teenager wollte ich es immer herausfinden, doch er hat es nie verraten.
Zwischendurch bekommt man es mit, wenn Tarifverhandlungen anstehen und man erfährt, was Piloten verdienen. Und sie verdienen gut. Aber wisst ihr, was mein Vater für ein Auto fährt? Einen Toyota Aygo, ungefähr in Smart-Größe – so ziemlich das kleinste Auto, das man fahren kann. So habe ich meinen Vater kennengelernt.
Kurz vor meiner Hochzeit kam er zu mir ins Zimmer. Mein Vater redet nicht viel, er ist ein sehr stiller Mensch. Aber wenn er etwas sagt, hat es Hand und Fuß. Ihr kennt solche Männer: Wenn sie etwas sagen, hört man zu, weil es durchdacht ist. So ist mein Vater. Er kam zu mir und sagte: „Mein Sohn, ich möchte dir noch zwei Ratschläge zum Thema Geld mitgeben.“
Der erste Ratschlag war: Mach nie Schulden bei anderen Menschen. Der zweite Ratschlag lautete: Gib dein Geld immer gerne weg. Und der zweite Ratschlag hat bei mir wirklich gesessen. Ich habe ihn 20 Jahre lang beobachtet.
Wir haben zu Hause immer viele Briefe von Missionsgesellschaften bekommen. Ich wusste lange nicht, warum wir so viele Briefe von Missionsgesellschaften erhielten. Mittlerweile stehe ich im vollzeitlichen Dienst und weiß, dass diese Briefe Dankesschreiben für die Spenden waren.
Mein Vater ist ein Mann, der ganz anders leben könnte. Ich kenne auch andere christliche Piloten, die anders leben – und ich will sie nicht verurteilen. Das ist etwas, das jeder zwischen sich und Gott ausmachen muss. Aber mein Vater ist für mich ein Vorbild dafür, was es bedeutet, genügsam zu leben. Er lebt unter seinen Möglichkeiten, sammelt aber jede Menge Schätze im Himmel.
Darum geht es doch, ihr Lieben. Dass wir nicht gleichgültig sind gegenüber all der Not. Sind wir uns bewusst, wie groß die Not in dieser Welt ist? Sind wir uns bewusst, dass viel mehr Bibeln übersetzt werden könnten, wenn es mehr Menschen gäbe, die dafür geben würden?
Sind wir uns bewusst, wie viele Kinder jeden Tag an Hunger sterben? Wenn die Statistik aktuell ist, sind es 26 Kinder pro Tag, die aufgrund von Hunger oder vermeidbaren Krankheiten sterben, weil kein Geld da ist. Macht das etwas mit uns? Oder sind wir wie diese Menschen hier: Wir hängen ab, genießen den Reichtum, genießen den Luxus, haben aber keinen Blick für die Not in dieser Welt.
Ich möchte dich ermutigen: Nutze die Möglichkeiten, die Gott dir schenkt. Wenn du eine Gehaltserhöhung bekommst, preise den Herrn dafür – das ist ein Geschenk. Nutze es gut, nicht um das größere Auto zu kaufen, sondern vielleicht, um etwas mehr Geld in die Gemeinde oder in die Mission zu geben.
Sei bereit, dich auch mal einzuschränken. Ich finde Familienurlaub sehr wichtig – das habe ich heute noch einer Person erzählt. Aber vielleicht kann man einmal im Jahr weniger in den Urlaub fahren und das Geld stattdessen in die Mission investieren. Seien wir bereit, uns einzuschränken, um der Not zu begegnen.
Denn Selbstgefälligkeit hat verheerende Folgen, und damit kommen wir zum letzten Punkt dieses ersten Vortrags: die verheerenden Folgen.
Schaut mal, es beginnt mit „deshalb“. Also: Weil ihr euren Luxus genießt, aber die Not nicht seht, sagt der Herr, der Gott der ganzen Welt: Ihr müsst als Erste in die Verbannung gehen, also in die Gefangenschaft. Eure Gelage nehmen ein jähes Ende. Das ist die Schlussfolgerung.
Ihr Lieben, hier gibt es sogar ein Wortspiel. Sie halten sich für die Ersten aller Völker, und Gott sagt: Alles klar, ihr dürft auch als Erste in die Gefangenschaft. Die Ersten bleiben die Ersten. Ihr könnt als Erste ins Gefängnis, ihr könnt als Erste in die Gefangenschaft, weil ihr euch für die Ersten haltet. Gott nimmt das sehr, sehr ernst.
Dann geht es weiter in Vers 8: Der Herr, der Gott der ganzen Welt, sagt: Der Hochmut – man könnte hier auch mit Stolz oder Selbstgefälligkeit übersetzen – der Nachkommen Jakobs ist mir zuwider. Ich hasse ihre prächtigen Paläste. Deshalb gebe ich Samaria den Untergangspreis mit allen seinen Bewohnern. Das habe ich, der mächtige Gott, bei mir selbst geschworen.
Weil Gott Stolz und Selbstgefälligkeit hasst, wird er richten. Wir sehen in den Versen 9 und 10 eine schreckliche Veranschaulichung dessen, was die Konsequenzen sein werden: Wenn irgendwo in einem Haus noch zehn Menschen übrig geblieben sind, auch sie müssen sterben. Und wenn im hintersten Winkel eines Hauses ein Überlebender sitzt und ein Verwandter kommt, um die Toten zur Bestattung aus dem Haus zu holen, und ihn fragt: Lebt hier noch jemand außer dir? Und er antwortet: Niemand, dann wird der andere sagen: Psst! Erwähne nur nicht den Namen des Herrn.
Dieses Flüstergespräch wirkt fast ein bisschen unheimlich. Der Gedanke dahinter ist, dass, wenn man den Namen des Herrn nennt, er noch einmal kommen könnte. Und wenn ein heiliger Gott auf ein unheiliges Volk trifft, bedeutet das Tod.
Weiter heißt es in Vers 11: Der Herr wird einen Befehl geben, und dann werden die Häuser und Paläste in Trümmer geschlagen – die großen wie die kleinen. Das heißt, diese Luxusvillen, die wir uns gerade angeschaut haben, wird Gott zerstören. Weil ihr kein Herz für die Bedürftigen habt, nehme ich euch den Luxus weg. Ich zertrümmere ihn.
Dann folgt Vers 12 mit zwei rhetorischen Fragen: Fährt man mit Ross und Wagen über Felsblöcke? Oder pflügt man mit Rindern das Meer? Ich kann mir vorstellen, wenn ihr diese Fragen hört, denkt ihr erst mal: Hä, wie jetzt? Das ist doch absurd, oder? Und genau das sind diese Fragen. Natürlich fährt niemand mit einem Pferdewagen über Felsblöcke – das würde das Pferd ruinieren und den Wagen auch. Man pflügt auch nicht mit Rindern das Meer. Das Rind würde ertrinken, und ein Meer muss man auch nicht pflügen.
Der Gedanke ist: Das ist völlig absurd, das macht niemand. Und Amos sagt: Genauso absurd ist das, was ihr eigentlich tut. Ihr habt das Recht in tödliches Gift verwandelt. Es ist genauso absurd, sich nicht nach dem Maßstab Gottes zu richten. Es ist genauso absurd, als wollte man mit einem Rind das Meer pflügen. Man hat den Verstand verloren, sagt Amos, wenn man nicht mehr nach dem Wort Gottes leben möchte. Und was ihr Gerechtigkeit nennt, ist bitter wie Galle.
Dann macht Amos weiter und sagt: Ihr bildet euch etwas darauf ein, dass ihr die Stadt Lodabar erobert habt. Ihr prahlt: Wir haben Karnajim eingenommen, das haben wir aus eigener Kraft geschafft.
Wir sehen hier durchweg: Gott richtet nicht, weil sie reich waren. Ja, ich habe das auch schon gesagt: Es ist nicht automatisch sündhaft, reich zu sein. Aber sein Herz an den Reichtum zu hängen, stolz darauf zu sein und nicht die Not zu sehen – das ist die Sünde. Deswegen sagt Gott: Ich werde euch ins Exil schicken.
Vers 14 heißt es dann: Aber der Herr, der Gott der ganzen Welt, sagt: Ich werde gegen euch Israeliten ein Volk aufbieten, das euer Land in Besitz nehmen und euch unterdrücken wird – von Lebo Hamad im Norden bis zum Toten Meer. Das heißt, dieses selbstsichere Überlegenheitsgefühl wird ein Ende nehmen.
Gott gebraucht ein Volk. Natürlich sind hiermit die Assyrer gemeint. Dreißig Jahre nachdem Amos gepredigt hat, benutzt Gott die Assyrer als Werkzeug, um dieser Selbstgefälligkeit ein Ende zu machen.
Was nehmen wir aus diesem Vortrag für unser Leben mit? Ich denke, viele Anwendungen sind offensichtlich.
Ich möchte uns ermutigen, uns selbst zu hinterfragen: Herr, bitte zeig mir, wo ich selbstgefällig bin. Wo bilde ich mir etwas darauf ein, dass es mir so gut geht? Selbstgefälligkeit muss sich dabei nicht nur in materiellen Dingen zeigen. Es kann auch so sein, dass du selbstgefällig wirst, weil du denkst: „Ach, wir sind so eine schöne Familie, bei uns läuft es in der Ehe, das ist ein Segen. Wenn der Herr das schenkt, preise ich den Herrn, und ich bin dankbar dafür.“ Aber überhebe dich nicht über die anderen, die Probleme mit ihren Kindern oder in der Kindererziehung haben.
Auch in der Gemeinde kann sich Selbstgefälligkeit zeigen, wenn wir denken: „Ach, die mit ihren Problemen, sollen die mal so machen wie wir.“ Das ist Selbstgefälligkeit.
Lasst uns demütig sein und uns immer wieder bewusst machen, wie sehr wir Jesus brauchen und wie sehr wir seine Gnade brauchen.
In diesem Text ging es vor allem um materiellen Stolz, um materielle Selbstgefälligkeit. Wenn der Herr dir zeigt, wo du dein Herz vielleicht an materielle Dinge gehängt hast, dann möchte ich dich ermutigen, darüber Buße zu tun und um Vergebung zu bitten.
Ich möchte dich auch ermutigen, praktische Schritte zu gehen. Ich habe zum Beispiel gehört, dass ihr als Gemeinde mit der Bibelmission zusammenarbeitet. Es gibt auch andere Missionsgesellschaften, die wirklich gute Arbeit leisten. Informiert euch doch einfach mal, wo es Nöte gibt und für welches Projekt ihr geben könnt.
Das wäre eine sehr konkrete und praktische Anwendung aus diesem Text. Denn wir wollen nicht, dass unser Wohlstand uns dazu verleitet, selbstgefällig zu werden.
Deshalb lasst uns beten: Herr, prüfe du mein Herz und erkenne, wie ich es meine. Zeige es mir auf, wenn sich Selbstgefälligkeit in meinem Leben breitgemacht hat. Hilf mir, deinen Weg zu gehen und dich mit dem Besitz, den du mir geschenkt hast, zu verherrlichen. Amen.
Wir hören nun ein Lied, und danach folgt der nächste Vortrag.