Ich möchte alle ganz herzlich zu diesem Bibelstudientag heute Morgen begrüßen. Das Thema lautet: Die sieben jährlichen Feste des Herrn nach 3. Mose 23.
Wer hat kein Skript? Hand hoch! Alle haben eins. Es ist heute eigentlich nur ein Gerüst. Das Wichtigste steht nicht auf dem Blatt, aber eben dieses Gerüst hilft uns, all das, was man hört, besser einordnen zu können und auch Notizen dazu zu erstellen.
Ich lese aus 3. Mose 23, schon ab Vers 1. Dort wird uns das wöchentliche Fest vorgestellt, der Sabbat. Erst ab Vers 4 folgen dann die sieben jährlichen Feste.
Und der Herr redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Die Feste des Herrn, die ihr als heilige Versammlungen ausrufen sollt, meine Feste sind diese.
Sechs Tage soll man Arbeit tun, aber am siebten Tag ist ein Sabbat der Ruhe. Es ist eine heilige Versammlung, keinerlei Arbeit sollt ihr tun. Es ist ein Sabbat dem Herrn in allen euren Wohnsitzen.
Dies sind die Feste des Herrn, heilige Versammlungen, die ihr zu ihrer bestimmten Zeit ausrufen sollt: Im ersten Monat, am vierzehnten des Monats, zwischen den zwei Abenden, ist Passa dem Herrn. Am fünfzehnten Tag dieses Monats ist das Fest der ungesäuerten Brote dem Herrn.
Sieben Tage sollt ihr ungesäuertes Brot essen. Am ersten Tag soll euch eine heilige Versammlung sein, keinerlei Dienstarbeit sollt ihr tun. Und ihr sollt dem Herrn ein Feueropfer bringen.
Sieben Tage, am siebten Tag, ist eine heilige Versammlung. Auch an diesem Tag sollt ihr keinerlei Dienstarbeit tun.
Und der Herr redete zu Mose und sprach: Redet zu den Kindern Israel und sprecht zu ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch gebe, und ihr seine Ernte erntet, so sollt ihr eine Gabe der Erstlinge eurer Ernte zu dem Priester bringen.
Er soll die Gabe vor dem Herrn weihen zum Wohlgefallen für euch am andern Tage nach dem Sabbat. Der Priester soll sie weihen.
An dem Tag, da ihr die Gabe weihst, sollt ihr ein Lamm opfern, ohne Fehl, einjährig, zum Brandopfer dem Herrn. Dazu kommt sein Speisopfer: zwei Zintel Feinmehl, gemengt mit Öl, ein Feueropfer dem Herrn, ein lieblicher Geruch.
Sein Trankopfer ist ein Viertel Hin Wein. Außerdem Brot und geröstete Körner und Gartenkorn.
Ihr sollt diese Speisen nicht essen, bis zu diesem selbigen Tag, bis ihr die Opfergabe eures Gottes gebracht habt. Dies ist eine ewige Satzung bei euren Geschlechtern in allen euren Wohnsitzen.
Überblick über die sieben jährlichen Feste und ihre Bedeutung
Das nächste Mal werden wir bis hierhin, bis zum dritten Fest, kommen. Es ist so, dass wir eigentlich den ganzen Morgen benötigen würden, um nur über das Passafest eine ausführliche Betrachtung zu machen. Das gilt ebenso für jedes weitere Fest.
Wir wollen jedoch in einem Morgen alle sieben Feste anschauen. Das bedeutet, dass das Wichtigste jetzt ist, eine Übersicht zu bekommen und den Zusammenhang in der Heilsgeschichte zu sehen – den Zusammenhang dieser sieben Feste.
Ich werde also nicht alle Details im Zusammenhang mit dem Passafest erklären, sondern einige ganz wesentliche Punkte hervorheben. Dabei soll auch deutlich werden, dass es eine Linie gibt, die vom ersten bis zum siebten Fest reicht. Diese Feste gehören eigentlich alle zusammen.
Das Passafest wird in Vers 5 zeitlich festgelegt: Es findet im ersten Monat am vierzehnten Tag des Monats statt. Zwischen den zwei Abenden muss das Passa geschlachtet werden. Was hier in einem Vers zusammengefasst wird, wird ausführlich behandelt in 2. Mose 12.
Die Bedeutung des Passafestes im Alten Testament
Und wenn wir kurz dort aufschlagen, dann stellen wir fest: Es geht um Israel in Ägypten, unmittelbar vor der zehnten Plage. Das heißt, unmittelbar vor dem eigentlichen Auszug, der Erlösung, der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten.
Da lese ich aus 2. Mose 12:
„Und der Herr redete zu Mose und Aaron im Lande Ägypten und sprach: Dieser Monat soll euch der Anfang der Monate sein, er soll euch der erste sein von den Monaten des Jahres. Redet zu der ganzen Gemeinde Israel und sprecht: Am zehnten dieses Monats nehme sich ein jeder ein Lamm für ein Vaterhaus, ein Lamm für ein Haus. Und wenn das Haus nicht zahlreich genug ist für ein Lamm, so nehme er es und sein Nachbar, der Nächste an seinem Haus, nach der Zahl der Seelen. Einen jeden sollt ihr nach dem Maß seines Essens rechnen auf das Lamm. Ein Lamm ohne Fehl sollt ihr haben, ein männliches, einjähriges, von den Schafen oder von den Ziegen sollt ihr es nehmen. Und ihr sollt es in Verwahrung haben bis auf den vierzehnten Tag dieses Monats. Und die ganze Gemeinde, die ganze Versammlung der Gemeinde Israel soll es schlachten zwischen den zwei Abenden. Und sie sollen von dem Blut nehmen und es an die beiden Pfosten und an die Oberschwelle tun, an den Häusern, in welchen sie es essen.“
Bis dahin.
Zuerst fällt auf: Gott sagt hier gibt es eine Kalenderänderung. Vers 2: „Dieser Monat soll euch der Anfang der Monate sein, er soll euch der erste sein von den Monaten des Jahres.“
Bis dahin war dieser Monat Abib, so wird er genannt in den fünf Büchern Mose. In den späteren Büchern des Alten Testaments wird derselbe Monat Nissan genannt. Also Abib und Nissan sind derselbe Monat.
Bei unserem Kalender fällt das in den Bereich März, April.
Nun, dieser Monat Nissan oder Abib war bis dahin der siebte Monat des Jahres. Und da ändert Gott den Kalender und macht aus dem siebten Monat den ersten Monat.
Die Monate waren bis dahin gezählt ab der Schöpfung, ab der Schöpfungswoche. Und diese fand eben statt im Monat Tishri. Das war der erste Monat und fällt in den Bereich September, Oktober.
Aber nun hat Gott das gedreht: Jetzt soll nicht mehr Tishri der erste sein, sondern Nissan, der siebte Monat.
Aber wir werden gleich sehen, dass Neujahr der erste Tishri bleibt.
Das war übrigens der sechste Tag der Schöpfung, an dem Adam und Eva erschaffen worden sind.
Dieser Neujahrstag blieb weiterhin der Neujahrstag. Und wir werden sehen, das fünfte Fest, das Fest des Posaunenhalls am 1.7., das ist das Neujahrsfest.
Darum wird das auch heute im Judentum gefeiert als Rosh Haschanah. Das heißt wörtlich „Kopf des Jahres“. Das ist das Neujahrsfest, das gerade jetzt vor einigen Tagen stattgefunden hat. Es findet im siebten Monat statt.
Und da fragt man sich: Aber wie geht das Neujahr im siebten Monat?
Ja, das ist eben jetzt mit der neuen Zählung der siebte Monat, aber ursprünglich war das der erste Monat. Und das war eben der Tag der Erschaffung des Menschen.
Und jetzt sehen wir: Israel hat also so gewissermaßen zwei parallele Kalender.
Man rechnet ab der Schöpfung mit dem Fest des Posaunenhalls als Neujahrsfest, und man rechnet ab der Erlösung aus Ägypten.
Und so sehen wir: Das sind zwei ganz wichtige Dinge.
Geburtstagsfeiern und die Bedeutung des Lebens
Manchmal fragen sich Gläubige: Soll man Geburtstag feiern? Die Antwort lautet: Ja, natürlich soll man Geburtstag feiern.
Die Begründung der Zeugen Jehovas, dass an Geburtstagen in der Bibel immer etwas schiefging, überzeugt nicht. Es stimmt, dass an einem Geburtstag eines der Kinder Hiobs alle zehn Kinder ums Leben kamen (Hiob 1). Ebenso war es an einem Geburtstag, als die Tochter der Herodias tanzte und den Kopf von Johannes dem Täufer forderte (Markus 6,21-29).
Doch der Missbrauch eines Geburtstags, wie in diesen Fällen, ist kein Grund, Geburtstage grundsätzlich abzulehnen. Es ist vielmehr wichtig, dankbar zu sein, dass wir als Menschen existieren und dass Gott uns als seine Geschöpfe gewollt hat. Dies bildet die Grundlage dafür, dass wir durch die Bekehrung neues Leben erhalten konnten.
Man kann sagen, dass die Bekehrung der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten entspricht – der Befreiung aus der Sklaverei von Pharao, einem Bild für Satan. Das Passafest ist ein Bild der Bekehrung. Es zeigt, dass man erkannt hat, dass Jesus Christus als Lamm Gottes für einen gestorben ist und sein Blut gegeben hat.
Darum geht es beim Passafest um das Blut des Lammes. Wir sollten daher zwei Kalender in unserem Leben haben: den ab unserer Erschaffung, also unserer natürlichen Geburt, und den ab unserer Neugeburt.
Verbindung von Schöpfung und Erlösung in Jesaja 43
Jetzt dazu eine Stelle aus Jesaja 43, die diese beiden Gedanken so schön zusammenbringt.
Jesaja 43,1: „Und nun, so spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und der dich gebildet hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“
In diesem Ausspruch geht es um die Erlösung: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst.“ Doch dem geht voraus, dass Gott sich an den richtet, den er gebildet hat. So spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, der dich gebildet hat.
Beides gehört zusammen: dass wir überhaupt ins Dasein gekommen sind, soll immer wieder ein Grund des Dankes sein. Und dass Gott uns durch Jesus Christus neues Leben und Erlösung geschenkt hat.
Das steht vor uns im Zusammenhang mit dem Vierzehnten des ersten Monats. Das ist die Zählung ab der Erlösung.
Das Passalamm als Symbol für Christus
Und dann haben wir in 2. Mose 12 gesehen: Das Wichtigste an diesem Fest ist das Lamm. In Vers 3 heißt es: „Da nehme sich ein jeder ein Lamm für ein Vaterhaus, ein Lamm für ein Haus.“
Von diesem Lamm wird in Vers 5 gesagt: „Ein Lamm ohne Fehl sollt ihr haben, ein männliches, einjährig.“ Dieses Lamm sollte also so perfekt sein, dass es ein Bild und ein Hinweis auf Jesus Christus, den Messias, ist, der als das Lamm Gottes kommen sollte.
In Johannes sehen wir, wie Jesus Christus in der Tiefebene von Jericho zum Taufplatz von Johannes dem Täufer kam. Johannes 1,29 – dieser Ort wurde übrigens kürzlich als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt – heißt es: „Des folgenden Tages sieht er Jesus zu sich kommen und spricht: Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt.“
Da war klar: Das ist der Messias, derjenige, der das Fest des Passah in seinem Opfer erfüllen wird. Die Passalämmer waren nur ein Bild und eine Symbolik, die bereits auf den wahren Erlöser, Jesus Christus, hinwiesen.
Petrus schreibt über ihn in 1. Petrus 1,18: „Indem ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut Christi, als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken.“
Hier sehen wir das wahre Passalamm. Jesus Christus wird als ein Lamm ohne Fehl und ohne Flecken bezeichnet, und die Erlösung wurde durch sein kostbares Blut möglich.
Die zeitliche Einordnung der Passaschlachtung
Nun haben wir gesehen, dass das Passalamm geschlachtet werden musste (Vers 6). Zeitlich wird dies hier angegeben als „zwischen den zwei Abenden“. Das ist der Versuch, das hebräische Wort Arbayim zu übersetzen. Es ist jedoch ein Begriff, den es im Deutschen gar nicht gibt. Deshalb versteht man auf Deutsch nicht genau, was „zwischen den zwei Abenden“ bedeutet.
Was bleibt also? Man muss einfach den Begriff erklären, und dann weiß man es. Dann versteht man jedes Mal, wenn man sagt „zwischen den zwei Abenden“, dass damit die Zeit zwischen drei und sechs Uhr im Frühjahr gemeint ist – im Durchschnitt. Das ist die Zeit ab der neunten Stunde in der Zeitrechnung, wie wir sie in den Evangelien finden, in Matthäus, Markus und Lukas.
Die neunte Stunde war genau der Moment, in dem der Herr Jesus gestorben ist. Ich verweise auf Matthäus 27,45-50: „Aber von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Um die neunte Stunde aber schrie Jesus auf mit lauter Stimme und sagte: Eli, Eli, Lama Schabachtani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Jesus aber schrie wiederum mit lauter Stimme und gab den Geist auf. Und siehe, der Vorhang des Tempels zerriss in zwei Stücke, von oben bis unten.“
Also starb der Herr Jesus genau um drei Uhr, und das war der Zeitpunkt, an dem man begann, die Passalämmer zu schlachten. Zeitlich ein Volltreffer.
Nebenbei sei erwähnt: Das erste Opfer, das jeden Tag im Tempel dargebracht wurde, war das Morgenbrandopfer. Es wurde immer um die dritte Stunde dargebracht, das heißt um neun Uhr.
Wir sehen nun, von neun Uhr bis drei Uhr nachmittags war auch der Moment, in dem das letzte Opfer auf den Altar gelegt wurde, das Abendbrandopfer. Dieses wurde ebenfalls um drei Uhr geschlachtet. Das sind genau die Stunden der Kreuzigung. Diese Stunden waren jeden Tag im Tempel die Zeiten, in denen die Opfer auf den Altar gelegt wurden.
Das Passa war kein Opfer, das auf den Altar kam, aber es war ein Opfer, das ab drei Uhr geschlachtet wurde. Das Wichtigste war dabei das Blut. Wie wir in Vers 7 sehen, musste dieses Blut an die Türen gestrichen werden – an die Pfosten und an die Oberschwelle.
Gott sagte in Verbindung mit Ägypten (Vers 13): „Und das Blut soll euch zum Zeichen sein an den Häusern, worin ihr seid. Wenn ich das Blut sehe, so werde ich an euch vorübergehen.“
Es ist nützlich zu wissen, dass Passa auf Hebräisch Pessach heißt. Das ist praktisch dasselbe Wort. Pessach kommt von dem Verb Passach, das „vorübergehen“ oder „schonend vorübergehen“ bedeutet. Genau das ist hier gemeint: „Wenn ich das Blut sehe, werde ich an euch passachen“, also an euch schonend vorübergehen.
Daher kommt das Wort Pessach: Es bedeutet „schonendes Vorübergehen“. Gott müsste uns eigentlich richten, aber er geht an uns vorbei, weil der Erlöser an unserer Stelle gestorben ist und sein Blut gegeben hat.
Dritte Mose 23 erklärt dem Volk Israel, dass dieses Fest jedes Jahr als Erinnerung gefeiert werden soll, in Gedenken an Ägypten. Es sollen weiterhin immer am 14. Passalämmer geschlachtet werden. Es gibt jedoch Unterschiede: Das Streichen des Blutes an den Türpfosten musste nie wiederholt werden. Das war einmalig.
Mit dem jährlichen Passafest erinnert man sich daran, dass Israel eigentlich gar nicht verdient hätte, in die Freiheit zu gehen. Es war nur Gnade, aufgrund des unschuldigen Lammes, das ohne Fehl und ohne Flecken gestorben ist.
Die Erfüllung des Passafestes im Neuen Testament
Bezogen auf die Erfüllung in den Evangelien sehen wir, dass an diesem 14. Nissan Petrus und Johannes das Passa vorbereiten mussten. Das Passa wurde am Abend gegessen. 2. Mose 12 macht deutlich: Am 14. Nissan wird das Lamm zwar geschlachtet, aber erst am 15. Nissan gegessen.
Eine Besonderheit im Judentum ist, dass der neue Tag am Vorabend beginnt. Im Zusammenhang mit dem Passa beginnt der 15. Nissan also um sechs Uhr abends. An diesem Vorabend muss das Passa dann gegessen werden. Der 15. Nissan schließt natürlich den nächsten Tag mit ein, bis zum nächsten Vorabend.
Daraus wird deutlich: Als Petrus und Johannes in den Evangelien den Auftrag hatten, das Passa vorzubereiten, mussten sie an diesem 14. Nissan – in jenem Jahr ein Donnerstag – mit einem Lamm in den Tempel gehen. Die Schlachtung wurde am Altar durch die dort bereits stehenden Priester durchgeführt. Danach mussten sie das geschlachtete Lamm auf einem Stecken tragen. Zwei Männer nahmen den Stecken jeweils auf eine Schulter und brachten das Lamm in den Obersaal in der Stadt. Dort bereiteten sie das Passa vor. Am Abend selbst wurde das Passa dann gegessen.
Lesen wir dazu Lukas 22, sehen wir, wie viel dem Herrn Jesus dieses letzte Passa mit den Jüngern bedeutete. Lukas 22 beschreibt ab Vers 7, wie Petrus und Johannes den Auftrag bekommen, das Passa vorzubereiten (Vers 8). Sie machen es bereit (Vers 13). Als die Stunde gekommen war, legte sich Jesus mit den zwölf Aposteln zu Tisch. Er sprach zu ihnen: „Mit Sehnsucht habe ich mich gesehnt, dieses Passa mit euch zu essen, ehe ich leide.“
Der Herr aß also das Passa mit den Jüngern, so wie es das gesamte Volk Israel tat, am gleichen Tag, an dem er gekreuzigt wurde. Denn der Vorabend in unserem Kalender, der Donnerstagabend, ist bereits der 15. Nissan. Im Judentum würde das als Freitag gerechnet werden. So starb der Herr am selben Tag, an dem das Passa gefeiert und gegessen wurde.
Die Schlachtung fand einen Tag vorher statt, wie wir gesehen haben: Johannes und Petrus, die beiden, mussten das vorbereiten. Das Erlebnis muss überwältigend gewesen sein. Man stelle sich vor: Zur Zeit Jesu kamen etwa zweieinhalb Millionen Menschen nach Jerusalem, um Passa zu feiern. Diese Menschen bildeten Gruppen, so wie der Herr mit seinen zwölf Jüngern eine Gruppe bildete. Insgesamt müssen etwa 250 Lämmer an diesem Donnerstagnachmittag geschlachtet worden sein.
Tausende Priester kamen nach Jerusalem. Alle 24 Priesterklassen mussten an diesem Fest anwesend sein. Sie standen in Reihen, wo jeweils ein Lamm geschlachtet wurde. Ein Priester fing das Blut mit einer Opferschale auf und gab es dem nächsten Priester, der am nächsten stand, und so weiter. Am Altar wurde das Blut schließlich ausgeschüttet. Ein nächstes Lamm wurde geschlachtet. Das war eine unglaubliche Logistik.
Es gab eine riesige Wasseranlage aus der Region von Bethlehem, die über 40 Kilometer Wasser von Quellen zum Tempelberg brachte. Das Wasser wurde in eine große Zisterne geleitet. Von dort wurde es über ein Rad nach oben gepumpt. Das Blut wurde automatisch über einen Kanal ins Kidron-Tal hinuntergespült. Logistisch war alles perfekt organisiert.
Als Petrus und Johannes an diesem letzten Passa waren, am Tag bevor ihr Herr das Passa erfüllte, indem er sein eigenes Blut gab, haben sie das alles gesehen. Man muss sich vorstellen: Ein einjähriges Lamm hat etwa vier Liter Blut. Es wurden etwa 250 Lämmer geschlachtet. Das bedeutet, an diesem Tag floss etwa eine Million Liter Blut. Alles war nur Symbolik, aber im Nachhinein verstanden sie, was das alles bedeutete.
Das hat Petrus so tief bewegt, dass wir von ihm lesen in 1. Petrus 1 von diesem Lamm ohne Fehl und Flecken und von dem kostbaren Blut Christi. Es ist interessant, dass von allen Schreibern im Neuen Testament nur Johannes und Petrus über das Lamm Gottes sprechen. Lukas erwähnt das Lamm nur im Zusammenhang mit einem Zitat aus dem Propheten Jesaja, das der Kämmerer aus Äthiopien las, als Philippus zuhörte. Dort wird das Lamm erwähnt, aber sonst sprechen im Neuen Testament nur Johannes und Petrus über das Lamm Gottes.
Petrus beschreibt es in 1. Petrus 1, Vers 19 so eindrücklich: „Sondern mit dem kostbaren Blut Christi seid ihr erlöst, als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken, welches zwar zuvor erkannt ist vor Grundlegung der Welt, aber geoffenbart worden ist am Ende der Zeiten um euretwillen.“
Johannes haben wir gesehen, schreibt in Johannes 1: „Siehe, das Lamm Gottes.“ Er zitiert dort Johannes den Täufer. Einige Verse weiter sagt Johannes nochmals: „Siehe, das Lamm Gottes.“ In der Offenbarung wird der Herr Jesus 28 Mal als Lamm bezeichnet – viermal, siebenmal. So oft schreibt Johannes über das Lamm.
Symbolik des Lammes und seine Bedeutung für Christus
Wobei man noch beachten muss: In der Offenbarung wird die Verkleinerungsform Arnion verwendet, was „Lämmlein“ bedeutet. Das entspricht ziemlich genau dem schweizerdeutschen „Schäfli“. Arnion betont, dass dieses einjährige Lamm ein Tier ist, das niemandem etwas zuleide tut. Gleichzeitig ist es ein Tier, das keinen Widerstand bei der Schlachtung leistet.
Im Gegensatz zu anderen Tieren – man weiß ja, wie Schweine reagieren, wenn sie zur Schlachtung gebracht werden – steht das Lamm als Vorbild für den Herrn Jesus. Er war bereit, sein Leben für uns zu geben und auch sein Blut zu vergießen, das Erlösung bringt.
Das führt uns zum nächsten Fest, das direkt damit verbunden ist: das Fest der ungesäuerten Brote. Dieses Fest wurde vom 15. bis zum 21. Nissan gefeiert, wie wir gelesen haben. Das bedeutet, dass ab dem Abend, an dem das Passalam gegessen werden musste, das Fest der ungesäuerten Brote begann.
Am Tag vorher musste aller Sauerteig aus den Häusern verbannt werden. Das wird im Judentum bis heute so praktiziert. Der Hausvater geht mit einer Feder und einer Kelle durch das Haus. Überall, wo er Reste von Sauerteig findet, muss er diese zusammenfegen.
Heute ist es im Judentum üblich, dass die Hausfrau diese Aufgabe übernimmt. Sie leistet dabei eine tolle Arbeit, es ist ein richtiger Frühjahrsputz. Sie putzt alles gründlich sauber. Danach kontrolliert der Vater das Haus. Dabei hinterlässt sie bewusst einen Ort, an dem noch Sauerteig liegt, damit er diesen finden muss.
Am Vortag des Festes wird dann aller Sauerteig verbrannt. Dieses Verbrennen des Sauerteigs ist immer ein besonderes Ereignis. Mit dem Fest sind somit alle Reste von Sauerteig aus den Häusern entfernt.
Die symbolische Bedeutung des Sauerteigs
Jetzt die Frage: Was bedeutet Sauerteig? Das ist sehr einfach zu beantworten, weil wir dazu direkte Stellen in der Bibel haben.
In Matthäus 16,12 heißt es: „Da verstanden sie, dass er nicht gesagt hatte, sich zu hüten vor dem Sauerteig des Brotes, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer.“ Zuvor, in Vers 6, hatte der Herr gesagt: „Passt auf und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer.“ Die Jünger verstehen das zunächst nicht, doch dann begreifen sie, dass es symbolisch gemeint ist. Der Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer steht für deren Lehre. Man könnte auch sagen, für die Irrlehre der Pharisäer und Sadduzäer.
Die Irrlehre der Sadduzäer bestand darin, dass sie Teile der Bibel wegließen. Sie anerkannten nur die fünf Bücher Mose und betrachteten das gesamte Alte Testament nicht als inspiriert. Somit machten sie Abstriche an der Bibel.
Die Pharisäer hingegen bauten ein Gesetzessystem mit vielen Zusätzen zu den biblischen Bestimmungen auf. Dadurch fügten sie ihre eigene Lehre zur Bibel hinzu. Man kann also sagen, die Sadduzäer vertreten „Bibel minus“ und die Pharisäer „Bibel plus“. Beide sind Irrlehren, und der Herr vergleicht sie mit Sauerteig – das ist eindeutig negativ.
In 1. Korinther 5 sehen wir, dass der Sauerteig auch ein Bild für unmoralisches Leben ist. Dort heißt es in Vers 7: „Wisst ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig die ganze Teigmasse durchsäuert? Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr eine neue Teigmasse sein möget, gleich wie ihr ungesäuert seid. Denn unser Passa, Christus, ist geschlachtet. Darum lasst uns das Fest feiern, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit ungesäuertem Brot der Lauterkeit und Wahrheit.“
Hier wird das Brot ohne Sauerteig das „Brot der Wahrheit“ genannt. Brot mit Sauerteig ist eigentlich eine Lüge. Der Teig geht auf und täuscht mehr vor, als wirklich da ist. Es ist nicht das Brot der Wahrheit, sondern das Brot der Täuschung und Lüge. Damit ist Sauerteig ein Bild für Sünde, Täuschung und Hochmut.
Das Aufblähen, das durch Sauerteig symbolisiert wird, steht auch für Hochmut. Dieser Ausdruck wird in der Bibel mehrfach verwendet, zum Beispiel in 1. Korinther 5,2: „Und ihr seid aufgeblasen und habt nicht vielmehr Leid getragen, auf dass der, welcher diese Tat begangen hat, aus eurer Mitte hinweggetan würde.“
Das Brot der Lauterkeit und Wahrheit ist das ungesäuerte Brot beim Passahfest, das so viel darstellt, wie es ist. In 1. Korinther 5 geht es im Zusammenhang um Unmoral, die in die Gemeinde eindringt. Damit ist Unzucht gemeint, also jeglicher Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe, aber auch Götzendienst, Habsucht, Raub und Alkoholismus.
Diese Sünden werden mit Sauerteig verglichen. Der Apostel Paulus macht hier deutlich, dass man den Sauerteig aus der Gemeinde ausschaffen muss. Jemand, der in schwerer Sünde lebt, muss ausgeschlossen werden.
Er sagt: „Lasst uns das Fest feiern, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit ungesäuertem Brot der Lauterkeit und Wahrheit.“ Somit ist der Sauerteig ein deutliches Bild für die Sünde.
Reinigung und Bekehrung als Voraussetzung für das Fest
Nun sehen wir: Am gleichen Tag, an dem das Wasser geschlachtet wurde, mussten auch die Häuser von Sauerteig gereinigt werden.
Das ist ein sehr eindrückliches Bild der Bekehrung. Man räumt mit der Sünde im eigenen Leben auf und kehrt alles hinaus. So wie es in 1. Johannes 1,9 heißt: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“
Wenn jemand wirklich mit seiner Sünde im Leben bricht und aufräumt, dann kann er das Fest der Erlösung feiern. Unser Passachristus ist geschlachtet.
Wir sehen also, dass 1. Korinther 5 das Passafest ganz direkt auf Jesus Christus anwendet, der es erfüllt hat.
Das Fest der Erstlinge und seine Verbindung zur Auferstehung
Und dann kommen wir zum dritten Fest, dem Fest der Erstlinge. Während wir beim Passafest einen genauen Kalendertag finden – den 14. Nissan – ebenso für das Fest der ungesäuerten Brote vom 15. bis 21. Nissan, wird uns beim Erstlingsfest kein fester Kalendertag angegeben.
Stattdessen lesen wir allein in Vers 11: „Und er soll die Gabe vor dem Herrn weben zum Wohlgefallen für euch. Am andern Tag nach dem Sabbat soll sie der Priester weben.“
Der Tag nach dem Sabbat ist also entscheidend. Dieser Tag verschob sich kalendermäßig jedes Jahr. Es war das Passa. Im Jahr der Kreuzigung fiel das Passa auf einen Donnerstag, die Schlachtung fand dann am Donnerstag statt, und am Freitagabend wurde das Passa gegessen. Im nächsten Jahr war das wieder anders, sodass der Wochentag von Jahr zu Jahr wechselte, während der Kalendertag fest blieb.
Beim Erstlingsfest hingegen war der Kalendertag nicht fixiert. Es musste einfach der Tag sein, der in jener Woche auf den Sabbat folgte, also der Sonntag. Das ist ein Sonntagsfest. Natürlich sagt die Bibel nie „Sonntag“. Das ist eine heidnische Bezeichnung für den Tag, der dem Sonnengott geweiht ist. Die Bibel nennt diesen Tag den „ersten Tag der Woche“.
Genau dieser Tag war der Auferstehungstag. In Markus 16 lesen wir:
„Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Spätzereien, damit sie kommen und ihn salbten“ (Markus 16,1).
Weiter heißt es in Vers 2: „Und sehr früh am ersten Wochentag kamen sie zur Gruft, und dann wurde ihnen deutlich, dass er auferstanden war.“
In Vers 9 steht: „Als er aber früh am ersten Wochentag auferstanden war, erschien er zuerst der Maria Magdalena, von welcher er sieben Dämonen ausgetrieben hatte.“
Der erste Tag der Woche, das ist der Tag nach dem Sabbat, der Tag der Erstlinge, der Tag der Auferstehung.
Nun ist es sehr beachtenswert, dass in 1. Korinther 15, einem großen Kapitel über die Auferstehung, in Vers 20 steht: „Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt, der Erstling der Entschlafenen.“
Hier wird ein direkter Zusammenhang mit dem Erstlingsfest hergestellt. Bis zu diesem Tag durfte niemand in Israel Gerste ernten. Ein kleines, ausgesondertes Landstück mit Gerste wurde an diesem Tag abgeerntet und musste zum Tempel gebracht werden – früher zur Stiftshütte. Das war die Erstlingsgabe, die dem Herrn gebracht werden musste. Erst danach durfte man im Land Gerste ernten.
Erstlinge bedeuten also die Vorernte, das Erste, was die Ernte betrifft. Danach folgt die Haupternte. So ist nach 1. Korinther 15 Christus der Erste aller Menschen, der je aus den Toten auferstanden ist und nicht mehr stirbt.
Natürlich gab es Totenauferweckungen bereits im Alten Testament, etwa in den Tagen von Elija und Elisa. Doch diese Personen starben wieder. Dasselbe gilt für die in den Evangelien Auferweckten; auch sie starben erneut.
Darum spricht Hebräer 11 am Schluss von solchen, die die Befreiung nicht annahmen, um eine bessere Auferstehung zu erlangen. Das ist eine Anspielung auf die Zeit von Antiochus Epiphanes, der in der Makkabäerzeit die Juden zum Abfall verleitete. Damals konnten Juden wählen: entweder vom Glauben abfallen oder getötet werden.
Diese Menschen nahmen die Befreiung nicht an, denn das hätte einen Glaubensabfall bedeutet. Sie wussten jedoch, dass es eine Auferstehung zum Leben gibt – eine definitive Auferstehung, die als „bessere Auferstehung“ bezeichnet wird.
Dies steht im Kontrast zu den Frauen bei Elija und Elisa, die ihre Toten zurückbekamen, die jedoch ein zweites Mal starben. So ist Christus der erste Mensch, der auferweckt wurde und nicht mehr stirbt.
1. Korinther 15 macht zudem klar, dass es ganz in der von Gott festgelegten Ordnung die Auferstehung der Gläubigen bei der Entrückung in der Zukunft geben wird.
In der Offenbarung wird deutlich, dass es weitere Phasen gibt: Die Märtyrer der Drangsalzeit werden vor dem tausendjährigen Reich auferweckt. Eine weitere Phase findet am Anfang der Drangsalzeit statt, wenn die zwei Zeugen auferweckt werden (Offenbarung 11).
Es gibt also eine ganze Abfolge. Der Herr Jesus ist der Anfang der Ernte, und danach folgt die Haupternte.
So ist das Fest der Erstlinge ein wunderbarer Hinweis auf die Auferstehung des Herrn Jesus.
Die besondere Chronologie der Kreuzigung und Auferstehung
Und nun ist es in dem Jahr der Kreuzigung genau so geschehen, dass der Sabbat unmittelbar nach dem Tag der Kreuzigung kam. An diesem Tag wurde das Passafest gefeiert, das Passa gegessen. Der fünfzehnte Tag des Monats war somit der Tag des Passafestes, der sechzehnte Tag war der Sabbat, und der siebzehnte Tag war der Auferstehungstag.
In den Jahren davor und danach wäre das anders gewesen. Doch in diesem Jahr fiel es genau so, dass der Auferstehungstag der dritte Tag nach der Kreuzigung war. Die Evangelien machen deutlich, dass der Herr Jesus am dritten Tag auferstanden ist.
Manche sagen jedoch, es stehe in Matthäus 12, dass der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein werde. Das passe nicht zu Karfreitag, sagen sie. Natürlich stimmt das mit Karfreitag. Wenn man die Chronologie in den Evangelien genau durchrechnet, sieht man, dass das Markus-Evangelium besonders auf den genauen zeitlichen Ablauf achtet. Dort wird jeder Tag genau angegeben.
Man sieht, wie der Herr Jesus am Palmsonntag nach Jerusalem kam. Dann sind Montag, Dienstag und Mittwoch dokumentiert, und die Kreuzigung fällt auf den Freitag. Danach folgt der Sabbat, und schließlich der Auferstehungstag.
Das kann man nicht anders drehen. Manche behaupten, Jesus habe das Passa vielleicht anders gefeiert als die übrigen Juden. Das ist nicht möglich, denn nach dem Gesetz stand die Todesstrafe darauf, das Passa zu einem falschen Datum zu feiern (4. Mose 9). Der Herr war jedoch der Einzige, der das Gesetz vollkommen erfüllte. Er feierte es zum richtigen Zeitpunkt.
Andere sagen, im Johannesevangelium stehe, dass die führenden Juden draußen vor dem Prätorium waren und sagten, sie kämen nicht rein, um das Passa zu essen. Das bedeutet, dass sie das Passa am Freitag noch nicht gegessen hatten. Natürlich hatten sie das Passa noch nicht gegessen.
Der Ausdruck Passa wird im Judentum sowohl für das Passalam verwendet, das in den Familien gegessen wird, als auch für das Friedensopfer. Dieses spezielle Friedensopfer in der Passawoche, das von Priestern im Tempel gegessen wird, stand an diesem Freitag noch aus.
Im Talmud wird das Friedensopfer der Passawoche genau als Pessach bezeichnet, ebenso wie das Lamm, das in den Familien gegessen wird. Dies ist kein Hinweis auf eine Kalenderverschiebung.
Der Herr hat das Passa mit den Jüngern so gefeiert, und die Erfüllung war perfekt: Am ersten Tag der Woche ist er auferstanden.
In 2. Timotheus 1 wird die Auferstehung des Herrn mit einem besonderen Begriff beschrieben. In Vers 10 heißt es: „Jetzt aber ist die Gnade offenbart worden durch die Erscheinung unseres Heilanders Jesus Christus, der den Tod zunichte gemacht hat und Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium.“
An diesem Auferstehungstag hat der Herr Jesus Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht.
Der erste Tag der Woche als Auferstehungstag
Und wo finden wir in der Bibel zum ersten Mal den Sonntag? Wir nennen ihn einfach so, weil es in unserer Sprache „Sonntag“ heißt. In der Bibel wird er jedoch als „erster Tag“ bezeichnet.
In 1. Mose 1,1 beginnt die Bibel mit dem ersten Tag. Das war der Tag, an dem Gott sagte: „Es werde Licht“, und es ward Licht. Licht scheint aus der Finsternis. An diesem Tag brachte der Herr Jesus Leben und Unverweslichkeit ans Licht. Das ist eine wichtige Bedeutung.
Manche Menschen haben eine Aversion gegen den ersten Tag der Woche. Wenn sie den Namen „Sonntag“ ablehnen, kann ich das verstehen, aber nicht, wenn sie den ersten Tag der Woche ablehnen. Denn nach der Bibel ist dieser Tag wirklich der Auferstehungstag.
In Johannes 20 steht, dass der Herr am ersten Tag der Woche in der Mitte seiner Jünger stand, als sie versammelt waren. Er sagte: „Friede sei mit euch!“ Eine Woche später, also acht Tage danach, waren die Jünger erneut versammelt, und der Herr stand wieder in ihrer Mitte. Auch das war der erste Tag der Woche.
Das wird noch weiter vertieft, aber dazu später mehr. Jetzt machen wir eine Viertelstunde Pause.
Wir sind noch beim dritten Tag stehen geblieben, genauer gesagt bei dem Ausdruck in Matthäus 12: „drei Tage und drei Nächte“. Wie ist das zu verstehen?
Zunächst ist aus den Evangelien ganz eindeutig klar, dass die Kreuzigung am Freitag stattfand, dann kam der Sabbat, und danach der erste Tag der Woche, der Auferstehungstag.
Im Hebräischen – wie im Deutschen – ist das Wort „Tag“ doppeldeutig. „Tag“ kann einen Kalendertag bedeuten, also 24 Stunden mit Tag und Nacht, oder einfach nur die helle Zeit, also die Zeit, in der die Sonne scheint.
Um ganz deutlich „drei Kalendertage“ zu sagen, verwendet man im Althebräischen den Ausdruck „drei Tage und drei Nächte“. Denn ein Kalendertag besteht immer aus Tag und Nacht. Das sehen wir schon in der Schöpfungsgeschichte: „Es war Abend und es war Morgen, erster Tag.“ Der Abend ist der Beginn der Nacht, der Morgen der Beginn der hellen Zeit. Zusammen bilden sie einen „Jom“ – einen Tag.
So ist der Ausdruck klar: Es geht um einen 24-Stunden-Tag.
Im Holländischen gibt es einen ähnlichen Unterschied. Für die helle Zeit sagt man „Dach“, daher sagt man „Guten Dach“ oder „Guten Tag“. Für einen Kalendertag verwendet man jedoch ein anderes Wort: „etmaal“.
Im späteren Hebräisch unterscheidet man ebenfalls: „Jom“ bezeichnet die helle Zeit, während „Jemama“ eindeutig einen 24-Stunden-Tag meint. Zur Zeit des Herrn Jesus war das noch nicht so differenziert.
Jesus sagt, dass der Menschensohn so wie Jona drei Kalendertage im Bauch des Fisches war, so wird er im Herzen der Erde sein. Drei Kalendertage bedeuten die Tage 15., 16. und 17. Nissan.
Dabei spielt es keine Rolle, wie viel von dem Kalendertag angebrochen ist oder ob die Nacht mitgezählt wird. Es geht einfach um drei Kalendertage, also drei Tage und drei Nächte.
Im Talmud gibt es eine Stelle, die ausdrücklich erklärt, dass angebrochene Einheiten immer als Ganzes gerechnet werden. Deshalb wird der angebrochene Freitag als ganzer Tag gerechnet – als Tag und Nacht. Dann folgt der Sabbat, der keine Probleme bereitet, und schließlich der erste Tag der Woche. Dort ist der Herr auch ganz früh auferstanden.
Das ist der dritte Kalendertag, Tag und Nacht. So einfach ist es im Grunde genommen.
Die Arche als Bild für Tod und Auferstehung
Und jetzt kommt noch etwas dazu: Die Sintflut wird ja im ersten Buch Mose ausführlich beschrieben. Nach diesem Gericht über die Erde, mit dem Wasser des Zorns Gottes, landet schließlich die Arche friedlich auf dem Berg Ararat.
Wann war das? In 1. Mose 8,4 heißt es: „Und im siebten Monat, am siebzehnten Tag des Monats, ruhte die Arche auf dem Gebirge Ararat.“
In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass uns in 1. Petrus 3 erklärt wird, dass die Taufe ein Bild vom Mitgestorbensein und Mitbegrabensein mit Christus ist. Dieses Bild unterscheidet sich vom Bild der Sintflut. Dort werden Taufe und Sintflut miteinander in Verbindung gebracht.
Bei der Sintflut ging die Arche durch das Wasser. Das ist ein Bild für den Kreuzestod Christi: Die rettende Arche durchquerte das Gericht, wurde vom Wasser getroffen, und dann erfolgte die Landung auf dem Berg Ararat. Alles ist vorbei – das ist ein Bild der Auferstehung.
Nun sehen wir, dass der siebzehnte Tag des siebten Monats aus 1. Mose 8 später zum ersten Monat wird. Das ist Nissan, auch Abib genannt. Und der siebzehnte Tag dieses Monats ist genau der Auferstehungstag. Diese Übereinstimmung ist bemerkenswert.
Vielleicht noch ein Wort für diejenigen, die eine Ablehnung gegenüber dem Sonntag haben: Ich habe gesagt, wenn man mit dem Wort ein Problem hat, kann ich das nachvollziehen. Natürlich ist „Sonntag“ ein heidnisches Wort, das die Bibel nicht verwendet. Dort wird vom ersten Tag der Woche oder vom Tag nach dem Sabbat gesprochen.
Aber – und das sei in Klammern gesagt – auch mit dem Namen muss man kein Problem haben. Heute Nachmittag werden wir den dritten Johannesbrief studieren. Dort wird unter anderem ein Diotrephes erwähnt, ein Christ in der Gemeinde. Sein Name bedeutet „Zeus ernährt ihn“. Er ist allerdings ein negatives Beispiel. Dann wird ein positives Beispiel genannt: Demetrius. Sein Name bedeutet, „der Demeter geweiht“, also der Artemis, der Zaubergöttin.
Warum haben diese Christen ihre Namen nicht geändert? Wenn wir in Philipper 2 schauen, schreibt Paulus über seinen treuen Mitarbeiter Epaphras und über Epaphroditus. Letzterer bedeutet „der Aphrodite Geweihte“. Warum hat er seinen Namen nicht geändert? Weil das einfach sein Name war. So ist er aufgewachsen, und das war sein Rufname.
Man könnte auch noch andere Namen aus Römer 16 erwähnen. Dort heißt einer Nerois, der Name für den Meergott. Wie ist das möglich? Ganz einfach: So hießen sie, und sie bekehrten sich. Aber der Name blieb bestehen, und damit hatte man kein Problem.
Darum: Wenn wir „Sonntag“ sagen, haben wir kein Problem damit. Aber wir kämen nicht im Geringsten auf die Idee zu denken, dass es ein Tag ist, an dem die Sonne irgendeine besondere Ehre erhalten soll. Und auch Montag, der Tag, der dem Mondgott geweiht ist, ist kein Problem als Name. Das Neue Testament macht nämlich deutlich, dass man mit solchen Namen ganz ohne Probleme umgehen kann.
Psalm 24 und der Einzug Jesu in Jerusalem
Ja, jetzt also der erste Tag der Woche. In den jüdischen Gebetsbüchern ist vorgeschrieben, für jeden Wochentag einen Psalm zu lesen. Diese Einteilung ist keine spätere Erfindung. Man findet sie auch im Talmud, im Traktat Tamid. Dort wird genau angegeben, welcher Psalm an welchem Wochentag im Tempel jeweils gesungen wurde.
Für den Sonntag, den ersten Tag der Woche, ist Psalm 24 vorgesehen. Wenn wir Psalm 24 in der Septuaginta aufschlagen, der ältesten griechischen Übersetzung aus dem dritten Jahrhundert vor Christus, steht im Titel „für den ersten Tag der Woche“. Ich lese Psalm 24, Vers 7:
„Erhebt ihr Tore, eure Häupter, und erhebt euch, ewige Pforten! Dass einziehe der König der Herrlichkeit.“
Wer ist dieser König der Herrlichkeit? „Der Herr, stark und mächtig, der Herr, mächtig im Kampf.“
Man muss sich das vorstellen: Am Palmsonntag, als der Herr Jesus vom Ölberg kam, mit dem Esel durchs Kidron-Tal nach Jerusalem, hat die Volksmenge ihn begrüßt. Gleichzeitig hat der professionelle Priesterchor mit dem Orchester im Tempel Psalm 24 aufgeführt.
Ich lese noch Vers 9:
„Erhebt ihr Tore, eure Häupter, und erhebt euch, ewige Pforten! Dass einziehe der König der Herrlichkeit.“
Wer ist dieser König der Herrlichkeit? „Der Herr der Heerscharen, er ist der König der Herrlichkeit.“
Eindrücklich – so ist der Herr an Palmsonntag eingezogen, und eine Woche später ist er aus dem Grab ausgezogen. Deshalb gilt nochmals der Aufruf: „Erhebt ihr Tore, eure Häupter!“
Wenn man an den großen, schweren Stein vor dem Grab denkt und die Frauen in Markus 16, die sich fragen: „Wer wird uns den Stein wegwälzen?“, dann wurde im Tempel Psalm 24 gesungen:
„Erhebt ihr Tore, eure Häupter, und erhebt euch, ewige Pforten! Dass einziehe der König der Herrlichkeit!“
So kam der Herr aus dem Grab am ersten Tag der Woche.
Das Fest der Wochen und die Pfingstfeier
Und das führt uns direkt zum nächsten Fest: Dritte Mose 23, Vers 15. Dort steht:
„Und ihr sollt euch zählen vom anderen Tag nach dem Sabbat, von dem Tag, da ihr die Webegabe gebracht habt. Es sollen sieben volle Wochen sein. Bis zum anderen Tag nach dem siebten Sabbat sollt ihr fünfzig Tage zählen. Und ihr sollt dem Herrn ein neues Speisopfer darbringen. Aus euren Wohnungen sollt ihr Webebrote bringen, zwei von zwei Zehnteln Feinmehl sollen es sein. Gesäuert sollen sie gebacken werden, als Erstlinge dem Herrn. Und ihr sollt zu dem Brot sieben einjährige Lämmer ohne Fehl darbringen, einen jungen Stier und zwei Witter. Sie sollen ein Brandopfer dem Herrn sein, samt ihrem Speisopfer und ihrem Trankopfer, ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem Herrn. Und ihr sollt einen Ziegenbock zum Sündopfer opfern und zwei einjährige Lämmer zum Friedensopfer. Der Priester soll sie weben samt dem Brot der Erstlinge als Webopfer vor dem Herrn, samt den zwei Lämmern. Sie sollen dem Herrn heilig sein für den Priester. Und ihr sollt an diesem selbigen Tag einen Ruf ergehen lassen. Eine heilige Versammlung soll euch sein, keinerlei Dienstarbeit sollt ihr tun. Eine ewige Satzung in allen euren Wohnsitzen bei euren Geschlechtern. Und wenn ihr die Ernte eures Landes erntet, sollst du den Rand deines Feldes nicht gänzlich abernten und sollst keine Nachlese deiner Ernte halten. Für den Armen und für den Fremdling sollst du sie lassen. Ich bin der Herr, euer Gott.“
Hier sehen wir, dass das nächste Fest nicht durch einen bestimmten Kalendertag festgelegt ist, sondern sich in jedem Jahr ändern kann. Der Wochentag ist festgelegt, aber nicht der Kalendertag. Es muss einfach ab dem Erstlingsfest der Gerste, am Tag nach dem Sabbat, sieben mal sieben Wochen gezählt werden, insgesamt fünfzig Tage. Dann kommt dieses Fest.
Dieses Fest ist das Fest der Weizenernte. Im Normalfall fällt es etwa Anfang Juli in unseren Kalender, wobei sich das Datum jedes Jahr verschiebt. Während bei uns der Weizen viel später geerntet wird, ist er in Israel bereits um Anfang Juni reif. Niemand durfte Weizen vor diesem Fest ernten, denn an diesem Tag mussten Erstlinge des Weizens zum Tempel gebracht werden.
Auch hier war es so, dass in Jerusalem ein ganz bestimmtes Ackerstück geerntet wurde. Am gleichen Tag wurde es gedroschen, die Körner gemahlen und zwei Brote gebacken. Interessanterweise wurden diese Brote mit Sauerteig gebacken.
Vers 16 sagt: „Und ihr sollt dem Herrn ein neues Speisopfer darbringen, aus euren Wohnungen sollt ihr Webebrote bringen. Zwei von zwei Zehnteln Feinmehl sollen es sein, gesäuert sollen sie gebacken werden als Erstlinge dem Herrn.“
Was bedeutet das?
Dieses Fest wird im Judentum das Fest der Wochen genannt, Shavuot. „Shavua“ heißt Woche, „Shavuot“ ist die Mehrzahl. Es heißt so, weil man sieben mal sieben Wochen zählen muss.
Im Griechischen wird dieses Fest „Pentecoste“ genannt, was „fünfzigster Tag“ bedeutet. Im Französischen wurde daraus „Pentecourt“ mit einem Zirkumflex auf dem „o“, was anzeigt, dass ein „s“ weggefallen ist. Im Englischen ist das „s“ noch erhalten: Pentecost. Es bedeutet einfach das Fest des fünfzigsten Tages.
Nun wird uns klar: Im Neuen Testament fiel dieses Fest genau zusammen mit dem Geburtstag der Gemeinde, eben Pfingsten. In Apostelgeschichte 2 heißt es:
„Als der Tag der Pfingsten erfüllt wurde, waren sie alle an einem Ort beisammen. Plötzlich geschah aus dem Himmel ein Brausen wie von einem daherfahrenden gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen. Es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden einzelnen von ihnen. Sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab, auszusprechen.“
Das ist der Geburtstag der Gemeinde.
Welcher Tag war das? Der erste Tag der Woche. Die fünfzig Tage wurden ab dem Tag nach dem Sabbat, dem Erstlingsfest, gezählt. Dann, fünfzig Tage später, war wieder ein Tag nach dem Sabbat. Damit ist der Geburtstag der Gemeinde der Sonntag, oder besser gesagt der Tag des Herrn. Im Spanischen heißt er „Domingo“, was ebenfalls „Herrentag“ bedeutet. Auf Italienisch ist es genauso – der Tag des Herrn, der dem Herrn gehörige Tag.
Dieser Ausdruck kommt einmal in der Bibel vor, in Offenbarung 1, Vers 10. Johannes war auf der Insel Patmos im Exil, und es war an einem Sonntag, als er die Offenbarung erhielt:
„Ich war am Tag des Herrn im Geist. Und ich hörte hinter mir eine laute Stimme, wie die einer Posaune, welche sprach: ‚Was du siehst, schreibe in ein Buch und sende es den sieben Versammlungen nach Ephesus, nach Smyrna‘ usw.“
Im Griechischen steht hier für „Tag des Herrn“ ein ganz anderer Ausdruck, der nur hier vorkommt. An allen anderen Stellen, wo vom Tag des Gerichts oder der Wiederkunft Christi in Macht und Herrlichkeit gesprochen wird, heißt es „Tag des Herrn“, aber mit einem anderen griechischen Wort. Zum Beispiel in 2. Petrus 3 wird der Tag des Herrn genannt, wenn er kommt „wie ein Dieb in der Nacht“ als Richter über diese Welt.
Hier aber heißt der Ausdruck „Kyriake hemera“, was „der dem Herrn gehörige Tag“ bedeutet. Das ist ein ganz anderer Ausdruck als „hemera tou kyriou“, der für den Gerichtstag verwendet wird.
Wir können zeigen, dass dieser Ausdruck, den man in der Offenbarung findet, auch außerhalb der Bibel in der frühchristlichen Zeit benutzt wurde, um den Sonntag zu bezeichnen. Die Christen kamen an diesem „Tag des Herrn“ zusammen, ganz entsprechend dem Geburtstag der Gemeinde in Apostelgeschichte 2.
In Apostelgeschichte 20, Verse 5 und 6 lesen wir:
„Wir aber segelten nach den Tagen der ungesäuerten Brote von Philippi ab und kamen in fünf Tagen zu ihnen nach Troas, wo wir sieben Tage verweilten. Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, um Brot zu brechen, unterredete sich Paulus mit ihnen, indem er am folgenden Tag abreisen wollte, und er verzog das Wort bis Mitternacht.“
Später spricht Paulus sogar bis zum Anbruch des Tages, Vers 11. Offensichtlich wollte er, nachdem er am Montag angekommen war, noch den Tag des Herrn in Troas erleben, den Tag, an dem sie pflegten, das Brot zu brechen.
So wurde dieser erste Tag der Woche zum Auferstehungstag, zum Geburtstag der Gemeinde und zum besonderen Tag für das Brotbrechen der Gemeinde. Paulus nutzte diesen Tag intensiv aus. Danach reiste er ohne Schlaf zu Fuß weiter. Das zeigt die Bedeutung dieses Tages. Es ist nichts Heidnisches.
An dieser Stelle muss auch klargestellt werden: Die Adventisten begehen einen historischen Irrtum, wenn sie behaupten, die Feier des Tages des Herrn sei erst von Kaiser Konstantin eingeführt worden. Zwar hat Konstantin den Sonntag gesetzlich verankert, aber wir können in der frühchristlichen Literatur bis in die Frühzeit des Christentums zurückverfolgen, dass die Christen sich am Tag des Herrn versammelten.
Das ist also keine Einführung Konstantins, sondern geht zurück bis ins erste Jahrhundert.
Johannes, als er auf Patmos im Exil war, pflegte mit den Christen zusammen das Brot zu brechen. Obwohl er allein war, kam der Herr zu ihm, und er sah Jesus Christus in seiner Herrlichkeit und erhielt die Offenbarung – und das nicht ohne Grund an diesem speziellen Tag.
Wir müssen also keine falsche Scham haben, wenn wir sagen, wir kommen am ersten Tag der Woche zusammen. Das ist der Tag der Gemeinde – im Kontrast zum Sabbat, der der Tag für Israel ist.
Unterschiedliche Bedeutung von Sabbat und Sonntag
An dieser Stelle muss betont werden, was im Buch Zweiter Mose steht. Wir können das kurz aufschlagen: Zweiter Mose 31,16. Dort heißt es: „Und die Kinder Israel sollen den Sabbat beobachten, um den Sabbat zu feiern bei ihren Geschlechtern, ein ewiger Bund. Er ist ein Zeichen zwischen mir und den Kindern Israel, ewiglich. Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel und die Erde gemacht, und am siebten Tag hat er geruht und sich erquickt.“
Hier wird also klar gesagt: Der Sabbat ist ein Zeichen des Bundes, den Gott mit Israel am Sinai geschlossen hat. Die Gemeinde steht, so sagt es der Römerbrief und der Galaterbrief, nicht unter dem Gesetz, das heißt nicht unter dem Bund von Sinai. Dieser Bund galt nur für Israel, nicht für die anderen Völker und auch nicht für die Gemeinde.
Das ist das Zeichen des Bundes zwischen Gott und Israel, nicht zwischen Gott und allen Menschen. Deshalb ist es vollkommen falsch zu sagen, Christen sollten den Sabbat beobachten. Man vermischt Dinge, die nicht zusammengehören. Wir müssen alles an seinem Ort lassen.
In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass im Buch 3. Mose 23 zunächst der Sabbat vorgestellt wird, gefolgt von den sieben Festen des Herrn. Dabei wird gerade in Verbindung mit der Auferstehung und mit Pfingsten der erste Tag der Woche eingeführt.
Die ersten Verse unseres Kapitels machen deutlich: Israel soll als Zeichen des Bundes den Sabbat feiern. Die Haltung war immer die, dass man die Woche durchlebt und am Ende die Ruhe und Vollendung erwartet. So war es im Alten Testament und im Gesetz.
Einmal wird der Messias kommen und alles erfüllen, was in den Opfern und Festen angedeutet ist. Diese sind nur ein Schatten dessen, was der Messias bringen wird. So lebte man in der Hoffnung auf die Erfüllung der Verheißung, blickte in die Zukunft.
Im Neuen Testament sehen wir nun: Der Messias ist gekommen, hat das Erlösungswerk vollbracht. Unser Passah, Christus, ist geschlachtet. Er ist als der Erstling am dritten Tag von den Toten auferstanden. Fünfzig Tage später wurde an Pfingsten die Gemeinde gegründet.
Aus der Vollendung der Auferstehung geht der Christ nun in die neue Woche. Alles ist vollbracht. Es ist keine Erwartung mehr, dass der Messias einmal kommen wird und große Hilfe bringt. Es ist geschehen, und jetzt gehen wir so in die neue Woche hinein.
Das ist eine ganz andere Haltung. Dabei wird deutlich: Der erste Tag der Woche ist kein verschobener Sabbat. Nein, er ist der Tag nach dem Sabbat, ein anderer Tag mit einer ganz anderen Bedeutung.
Man muss in der Bibel die Dinge immer da stehen lassen, wo sie sind, und nicht vermischen. Sonst entsteht ein totales Durcheinander.
Jetzt versteht man auch, warum Kolosser 2,16-17 zu den Christen, die zur Gemeinde gehören, die an Pfingsten gegründet wurde, sagt, dass niemand sie verurteilen kann.
Ich lese Kolosser 2,16-17: „So richte euch nun niemand in Bezug auf Speise oder Trank oder in Bezug auf ein Fest oder Neumond oder Sabbate, die ein Schatten der zukünftigen Dinge sind. Der Körper aber ist Christi.“ Lasst euch von niemandem um den Kampfpreis bringen.
Niemand kann euch verurteilen, weil ihr diese Feste, die mit dem Bund von Sinai und Israel zusammenhängen, nicht feiert. Diese Feste sind für Israel, nicht für die Gemeinde.
Das darf man auf keinen Fall vermischen. Das macht auch der Galaterbrief klar.
Daher sagt der Galaterbrief zu den Christen, die aus den Heiden kamen und plötzlich begannen, diese Feste zu feiern: „Ihr beobachtet Monate, Tage, Monate und Jahre. Ich fürchte, ob ich um euch etwa vergeblich gearbeitet habe.“
Das stellte sogar alles in Frage. Sie hatten nicht verstanden, was die Gemeinde ist, und wollten sich quasi in Israel einschleichen. Aber das geht nicht. Das sind zwei verschiedene Dinge.
Das Speisopfer und die Gemeinde als Leib Christi
Und nun, an diesem Fest der Wochen, mussten von dem geernteten Weizen zwei Brote gebracht werden. Diese beiden Brote werden ein Speisopfer genannt, nicht wahr? Ja, Vers sechzehn: „Und ihr sollt dem Herrn ein neues Speisopfer darbringen, ein Brot.“
Das erinnert uns natürlich an 1. Korinther 10, wo der Apostel Paulus die Gemeinde als ein Brot bezeichnet. In 1. Korinther 10 wird das Abendmahl, der Tisch des Herrn, mit kurzen Worten erläutert. Dann heißt es in Vers 16: „Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die vielen, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brot.“
Das Brot beim Abendmahl ist ein Bild von Jesus Christus, von seinem vollkommenen Leib. Das ist eben das Brot vom Fest, das gesäuerte Brot, vollkommen ohne Sünde. Aber der Apostel Paulus sagt: Wenn wir alle von diesem Brot nehmen, dann sollen wir auch daran denken, dass wir selber auch ein Brot sind. Aber nicht ein ungesäuertes Brot, denn dieses Brot vom Pfingstfest war ein gesäuertes Brot. Das ist der Punkt.
Ein gesäuertes Brot – das ist ja Sünde, ja natürlich. Die Gemeinde besteht aus begnadigten Sündern. Aber das Interessante ist natürlich, dass diese Brote gebacken werden mussten. Und wenn der Teig mit Sauerteig gebacken wird, dann wird der Sauerteig wirkungslos gemacht. Er entfaltet sich nur so lange, wie der Teig noch nicht gebacken ist. Also wird er wirkungslos gemacht, aber er ist dennoch vorhanden.
Es ist doch so bedeutsam, dass in 3. Mose 2 gesagt wird: Dieses Opfer, dieses Speisopfer, darf man nicht auf den Altar bringen, beim Tempel. Ich zeige das kurz: 3. Mose 2, Vers 12: „Was die Opfergabe der Erstlinge betrifft, so sollt ihr sie dem Herrn darbringen“, das heißt immer am Pfingstfest. „Aber auf den Altar sollen sie nicht kommen zum lieblichen Geruch.“
Aha, da wird deutlich gemacht: Während die Speisopfer immer ohne Sauerteig ein Bild von dem Herrn Jesus als Menschen, vollkommen und sündlos, waren, so ist eben dieses Erstlingsbrot von Pfingsten ein Bild der Gemeinde, die ein Brot, ein Leib darstellt.
Und da haben wir die Wahrheit von 1. Korinther 12, Vers 13, dass die Gläubigen, einst zerstreut wie einzelne Weizenkörner, zusammengefügt wurden zu einem Leib, dem Leib Christi. Und das sind Sünder, darum ist der Sauerteig drin. Aber Christus hat sie frei gemacht von der Macht der Sünde, und darum ist der Sauerteig durch das Backen neutralisiert.
Es wird als ein Speisopfer dargestellt, aber es bestand aus zwei Broten. Warum zwei? Die Zahl zwei ist in der Bibel immer die Zahl des Zeugnisses. Darum hat Gott der Herr Jesus die Jünger zu zweien und zweien ausgesandt als Zeugen. Und die zwei Tafeln des Gesetzes wurden die Tafeln des Zeugnisses genannt.
So betonen diese beiden Brote nochmals die Wahrheit des Leibes Christi von Pfingsten.
Die lange Zeitspanne zwischen Pfingsten und den Herbstfesten
Und dann gibt es eine lange Pause mit Festen. Zunächst folgen mehrere Feste in kurzer Abfolge: Pessach, das Fest der ungesäuerten Brote, das Erstlingsfest der Gerste und dann, nach etwa fünfzig Tagen, das Pfingstfest, die Erstlinge des Weizens.
Nach diesem Zeitraum dauert es länger bis zum Monat Tischri. Dort gibt es wieder eine Konzentration von Festen: das Posaunenfest, dann Jom Kippur und schließlich das Laubhüttenfest.
Wir werden gleich sehen, dass diese Feste ganz besonders mit Israel verbunden sind und nicht mehr mit der Gemeinde. Die lange Zeit dazwischen, vom Pfingstfest bis zum Posaunenfest, symbolisiert die lange Zeit des Zeugnisses der Gemeinde auf dieser Erde.
Es ist eigentlich erstaunlich, dass Gott der Gemeinde zweitausend Jahre lang Zeugnis auf Erden gegeben hat. Das ist viel länger als frühere Heilszeitalter. Wenn man von der Schöpfung bis zur Sintflut denkt, waren es etwa 1657 Jahre. Das nächste Zeitalter war weniger als 500 Jahre lang, von der Sintflut bis zu Abraham und so weiter.
Doch nun, seit etwa 2000 Jahren, dauert das Zeugnis auf Erden an. Diese lange Zeit wird durch die Unterbrechung zwischen den Festen dargestellt.
Das Posaunenfest als Neujahrsfest und Weckruf
Aber dann kommt das Posaunenfest. Ich habe gesagt, dass dies das Fest des Neujahrs ist, an dem der Tag der Erschaffung des Menschen gefeiert wird. Das heißt, der erste Schöpfungstag war noch am Ende des Monats Elul, also sechs Tage zurückgerechnet. Der Neujahrstag markiert somit die Erschaffung des Menschen.
An diesem Tag werden auch heute noch im Judentum den ganzen Tag über Schofarhörner geblasen. Das ist das Wichtigste: dauernd Schofarhörner blasen. Diese Hörner können Widderhörner sein, es muss einfach ein koscheres Tier sein. Koscher bedeutet, dass das Tier den Reinheitsvorschriften aus 3. Mose 11 entspricht. Es kann also auch ein Steinbockhorn oder etwas anderes sein. Aber den ganzen Tag wird geblasen.
Im Judentum wird erklärt, dass das Horn ein Bild für Stärke und Macht ist, so wie es in der Bibel immer wieder vorkommt. Wenn das Horn eines Königs erhöht wird, gibt Gott ihm die Macht. Diesen Ausdruck finden wir oft. Wer nicht sicher ist, ob das wirklich stimmt, soll mal ein Problem mit einem Stier haben, dann wird klar, dass Hörner ein Bild für Macht und Stärke sind.
Nun wird im Judentum betont, dass dies der Tag der Schöpfung des Menschen ist. Vor uns steht Gott als Schöpfer, der die oberste Autorität über uns hat. So wie die Hörner gebogen sind, sollen auch wir uns unter die Autorität Gottes beugen. Daran wird gedacht.
Dann wird betont, dass dieser Posaunenhall ein Weckruf ist. Er soll uns aufwecken und dazu bringen, darüber nachzudenken, wo wir eigentlich vor Gott stehen. So sind die zehn Tage von Rosh Haschana bis Jom Kippur die Zeit, in der man über seine persönliche Schuld nachdenkt und sie vor Gott bekennt. In dieser Zeit wird Ordnung geschaffen.
Nun sehen wir, dass dieser Weckruf, wie er in Epheser 5 beschrieben wird, ganz interessant ist. Epheser 5 stellt einen direkten Bezug zum Fest des Posaunenhalls her. Als erster Tag des Monats fällt dieser Tag mit dem Neumond zusammen. Der Neumond markiert astronomisch den Anfang des Monats. Er ist das erste Erscheinen der Mondsichel, die dann bis zur Monatsmitte wächst, wenn Vollmond ist.
Schauen wir nun in Epheser 5, dort finden wir ein eigenartiges Zitat. Der Apostel Paulus sagt in Vers 8: „Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn; wandelt als Kinder des Lichts, denn die Frucht des Lichts besteht in aller Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit.“
Weiter heißt es: „Indem ihr prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, vielmehr straft sie auch; denn das, was heimlich von ihnen geschieht, ist schändlich auch nur zu sagen. Alles aber, was bloßgestellt wird, wird durch das Licht offenbar gemacht; denn das Licht ist es, das alles offenbar macht.“
Und jetzt kommt es: „Deshalb sagt er: Wache auf, du, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, und Christus wird dir leuchten.“
Woher kommt das? Deshalb sagt er: „Wache auf, du, der du schläfst.“ Wir sehen, dass dies kein Zitat aus dem Alten Testament ist. Woher stammt es dann?
Wir kennen eine sehr ähnliche Formulierung aus der rabbinischen Literatur, und zwar bei Mosche ben Maimon, auch bekannt als Moses Maimonides. Ich habe das in meinem Buch über den Messias im Tempel ausführlich dokumentiert, mit wörtlichem Zitat und genauer Quellenangabe. Dieser Ausspruch wird im Judentum für das Neujahrsfest verwendet.
Dieses Fest ist das, an dem Gott uns quasi aufruft: „Wache auf, du, der du schläfst! Stehe auf aus den Toten!“ In der Version, die der Apostel Paulus hier zitiert, heißt es dann: „Und der Messias, der Christus, wird dir leuchten.“
Man sieht, es geht ständig um Licht und Finsternis. Die Gläubigen sind Kinder des Lichts und sollen entsprechend dem Licht wandeln. Genau an diesem Fest geht das Licht in der Finsternis auf, symbolisiert durch den Neumond. Die Posaunen werden geblasen, damit man aufwacht.
Die künftige Erweckung Israels und das Jom Kippur Fest
Und eben daran denkt, dass Christus uns sein Licht geben will. Das ist ein Neujahrsfest, und dabei geht es darum, Buße zu tun und sich wirklich ernsthaft zu prüfen: Wo stehe ich vor Gott? Zehn Tage lang!
Nach der Entdrückung der Gemeinde wird Gott den Überrest aus Israel erwecken. Dazu möchte ich noch aus Jesaja 10 lesen, Vers 20: „Und es wird geschehen an jenem Tag, da wird der Überrest Israels und das Enttronnene des Hauses Jakobs sich nicht mehr stützen auf den, der es schlägt, sondern es wird sich stützen auf den Herrn, den heiligen Israels, in Wahrheit.“
Der Überrest wird umkehren, der Überrest Jakobs zu dem starken Gott. Denn selbst wenn dein Volk Israel wie der Sand des Meeres wäre, nur ein Überrest davon wird umkehren. Das sind diese 144.000, die sich nach der Entdrückung bekehren werden. Aber das ist nur die Vorhut. Darum werden sie in Offenbarung 14 übrigens Erstlingsfrucht genannt. Es ist nur der Anfang einer Ernte.
In der großen Drangsal wird sich dann ein Drittel der Bevölkerung bekehren, während zwei Drittel umkommen werden, wie in Sacharja 13, Vers 8 beschrieben. Gott wird also diesen Weckruf in Israel erschallen lassen, sodass diese gewaltige Erweckung kommt und mehr als ein Drittel umkehrt. Die 144.000 gehen dann ins Ausland, und während der Drangsal im Land bekehrt sich ein Drittel.
Nach der heutigen Rechnung von sechs Millionen Juden in Israel wären das zwei Millionen Menschen – also eine gewaltige Zahl! Und das ist Gottes Werk.
Ich gebe die Stelle aus Jesaja 37 nur noch an, weil wir zum Schluss kommen müssen. Dort heißt es, dass diese Erweckung von Jerusalem ausgeht, Vers 32. Noch genauer wird gesagt, vom Berg Zion – das ist der Tempelberg, dort, wo die Klagemauer ist. Von dort aus wird die Erweckung ausgehen, nicht von Amerika, wo es heute viele messiasgläubige Juden gibt. Diese gehören zur Gemeinde, zu diesem einen Brot, also Juden und Nichtjuden. Sie werden entdrückt werden.
Aber Gott wird geistlicherweise die Posaune erschallen lassen, sodass diese Umkehr stattfindet. Am Ende der Drangsal, stellt euch vor: Zwei Drittel kommen im Land um, während der König des Nordens, der IS, von Norden Israel überrennen wird. Das ganze Land wird verwüstet und am Boden liegen. In der größten Not kehrt dann dieses Drittel um.
Bei der letzten Belagerung Jerusalems durch den IS wird es so kommen, wie in Sacharja 14, Vers 3 beschrieben: Der Herr Jesus wird eingreifen und den Überrest befreien. Seine Füße werden an jedem Tag auf dem Ölberg stehen.
Dann wird sich erfüllen, was in Sacharja 12, Vers 10 steht: „Und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“ Es heißt weiter, sie werden über ihn wehklagen und weinen, weil sie nicht verstanden haben, dass er der Messias war. Sie werden weinen, als sie auf ihn blicken, den sie durchbohrt haben.
Wir müssen daran denken, dass sich der Herr Jesus nach seiner Auferstehung Israel als Nation nicht mehr zeigte. Sie haben ihn zuletzt gesehen, als er ins Grab gelegt wurde. Die Auferstehung ist aber ganz wichtig, denn sie bestätigt, dass das Opfer von Gott angenommen worden ist.
Man muss sich Jom Kippur mal richtig konkret vorstellen: Das ganze Volk steht im Vorhof, der Hohepriester geht schließlich ins Allerheiligste. Im Judentum hat man ab einer bestimmten Zeit begonnen, dem Hohenpriester um das Bein ein Seil zu binden. Für den Notfall, falls das Opfer nicht angenommen wird und der Priester im Allerheiligsten umfällt, um ihn evakuieren zu können.
In meinem Buch „Der Messias im Tempel“ gebe ich genau an, wo man das in der rabbinischen Literatur belegen kann. Man muss sich vorstellen, dass es an Jom Kippur ein Bangen gab: Nimmt Gott das Opfer an oder nicht?
Der Moment, wenn der Hohepriester lebendig herauskommt, ist der Beginn des Jubels an Jom Kippur. Das ist ein Fastentag, an dem man über seine Sünden schreit und weint. Und dann kommt der Blick – das ist der Moment von Sacharja 12, Vers 10: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“ Sie werden wissen: „Ach, er lebt, Gott hat sein Opfer angenommen.“ Dann können sie weinen, aber mit Freude im Herzen.
Und sie können beten, wie es in Jesaja 53 heißt: „Um unserer Übertretungen willen war er verwundet, die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.“
Das Laubhüttenfest als Höhepunkt und Bild des Tausendjährigen Reiches
Und dann bleibt noch das Laubhüttenfest ab Vers 33:
Und der Herr redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich: Am fünfzehnten Tag dieses siebten Monats ist das Fest der Laubhütten, sieben Tage dem Herrn.
Von diesem Fest wird dann in Vers 40 gesagt: Und ihr sollt euch vor dem Herrn, eurem Gott, freuen sieben Tage.
Dreimal, einschließlich dieser Stelle, wird im Gesetz Mose gesagt, dass man sich an diesem Fest freuen muss. Einmal, sogar in 5. Mose 16, wird nur das Wort „freuen“ verwendet. Darum hat man im Judentum gesagt: Wer die Freude von Sukkot, dem Laubhüttenfest, nicht erlebt hat, der hat noch nie richtig Freude erlebt.
Es ist klar, dass das Volk Gottes sich nur dann freuen kann, wenn alle ihre Schuld vor Gott bekennen. Und das geschieht nicht nur vor Gott, sondern auch untereinander werden die Dinge geregelt und in Ordnung gebracht.
Darum ist dieses sieben Tage dauernde Freudenfest wirklich die Krönung des Ganzen. So fasst das Laubhüttenfest gewissermaßen alle früheren Feste zusammen, und deswegen wird es genannt: Das Fest Hachak. In Vers 39 heißt es: Ihr sollt das Fest des Herrn feiern.
Auch in 1. Könige 8 wird zum Beispiel gesagt: Das Fest – man weiß nicht genau, was das für ein Fest ist – das Laubhüttenfest. Es ist das Fest, das alle Feste zusammenfasst. Deshalb ist es ein wunderbares Bild vom tausendjährigen Reich.
Jesus kommt zurück, der Überrest blickt auf ihn, den sie durchbohrt haben – den erweckten Überrest. Dann kommt die große Freude des tausendjährigen Reiches, in dem alle Probleme dieser Welt durch den Herrn Jesus gelöst werden.
Jetzt versteht man auch Offenbarung 7 besser: Johannes sieht eine unzählbare Volksmenge mit Palmen in den Händen. Diese Menschen sind aus der großen Drangsal herausgekommen und gehen jetzt zum Tempel. Das ist das Laubhüttenfest des tausendjährigen Reiches nach der großen Drangsal und nach der Wiederkunft Christi.
Warum haben sie Palmen in den Händen? Weil man eben einen Feststrauß machen muss. Das steht in Vers 40: Ihr sollt euch am ersten Tag Frucht von schönen Bäumen nehmen, Palmenzweige und Zweige von dicht belaubten Bäumen und von Bachweiden und sollt euch vor dem Herrn, eurem Gott, sieben Tage freuen.
Dieser Ausdruck „Ihr sollt euch nehmen“ bedeutet, dass man einen Feststrauß macht. Darum wird der Feststrauß im Judentum aus diesen Pflanzen zusammengesetzt.
Dort sehen wir Palmenzweige. Ich habe einmal in Israel in einer messianischen Gemeinde in Jerusalem um die Zeit des Laubhüttenfestes eine Predigt zu diesem Abschnitt gehalten. In Israel liest man einfach den Grundtext vor, es gibt keine hebräische Übersetzung. Man liest den Grundtext auf Hebräisch vor und predigt dann darüber.
Das ist manchmal schwierig, weil gewisse Ausdrücke im modernen Hebräisch unbekannt sind. Da muss man erklären: Der Ausdruck „Frucht von schönen Bäumen“ meint im Althebräischen eine zitronenähnliche Frucht. Das ist eben die Frucht, die man für den Feststrauß am Laubhüttenfest benutzt.
Das sind also Zitrusfrüchte, die als „schöne Bäume“ bezeichnet werden. Dann kommen Palmenzweige dazu. Außerdem musste ich erklären, dass „Zweige von dicht belaubten Bäumen“ speziell die Myrte meint – diesen ganz dichten Busch. Und schließlich noch die Bachweide.
Ich erklärte, dass die Israeliten während ihrer Wüstenwanderung in Hütten aus Palmblättern wohnten. So erinnert dieser Feststrauß daran, dass der Herr sie durch die ganze schwierige Zeit des Lebens und der Prüfungen bewahrt und hindurchgeführt hat.
Wenn man dann nach der Wüstenwanderung in Moab ankommt, auf der anderen Seite des Jordans gegenüber von Jericho, wächst dort die Bachweide. Das ist ein ganz typischer Baum. Die Bachweide symbolisiert, dass Gott die Israeliten nicht nur am Anfang durch die Schwierigkeiten geführt hat, sondern bis ans Ziel, bis zur Vollendung.
Die Myrten sind ein Bild besonders für das verheißene Land. Die Kanaaniter wohnten vor allem in den Tälern. Die Israeliten eroberten die damals dicht bewaldeten Hügelkuppen, mussten sie roden und Terrassen anlegen, die man heute noch in Israel sehen kann. Diese Terrassen stammen aus der Zeit Josuas und dienten der Landwirtschaft.
So ist der dicht belaubte Busch ein Bild für das verheißene Land, das die Israeliten in Besitz nehmen konnten. Auf diese Weise wird der ganze Weg gezeichnet.
Die Zitronen bedeuten, dass Gott durch all diese Schwierigkeiten hindurch Frucht in unserem Leben gewirkt hat – Frucht für ihn. Alle Prüfungen waren nicht umsonst, sondern dienten dazu, dass wir Frucht für Gott bringen.
Man kann daraus viele praktische Übertragungen machen. Wir haben gesehen, dass es in einer einzigen Morgenandacht schwierig ist, durch alle Feste zu gehen. Aber es ist möglich, den großen Bogen und Zusammenhang dieser Feste zu erkennen.
Besonders wichtig ist, wie wunderbar die ersten vier Feste mit der Gemeinde verbunden sind. Sie haben sich auf den Kalendertag und sogar auf den Wochentag genau so eindrücklich erfüllt.
Jetzt bleibt noch das Laubhüttenfest für die Zeit nach der Gemeinde – wenn die Erweckung kommt, die große Umkehr zum Messias geschieht und dann das Freudenfest, das tausendjährige Reich.
