Guten Abend, ich möchte alle herzlich begrüßen. Wir befinden uns heute im Lukas-Evangelium, genauer gesagt im Abschnitt Kapitel 10, Verse 38 bis 1321. Das ist der zweite Teil in der zweiten Hälfte des Evangeliums.
Das Oberthema dieses Abschnitts lautet Beurteilen und Prioritäten setzen. Lukas hat unter der Inspiration des Heiligen Geistes diesen Abschnitt so verfasst, dass er in vier Phasen gegliedert ist. Die Struktur verläuft dabei in den Schritten 1, 2a, 2b und 3.
Heute Abend beschäftigen wir uns mit Kapitel 13, ab Vers 10. Ich möchte bitten, dass jemand aus Kapitel 12, ab Vers 13, vorliest und bis einschließlich Vers 48 liest.
Einführung in das Thema Beurteilung und Prioritäten
Es sprach aber einer aus der Volksmenge zu ihm: Meister, sage meinem Bruder, dass er das Erbe mit mir teilen soll.
Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler über euch gesetzt?
Er sagte aber zu ihnen: Habt Acht und hütet euch vor der Habsucht, denn niemandes Leben hängt von dem Überfluss ab, den er an Gütern hat.
Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: Das Feld eines reichen Mannes hatte viel Frucht getragen. Er überlegte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun, da ich keinen Platz habe, wo ich meine Früchte aufspeichern kann?
Und er sprach: Das will ich tun, ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen. Ich will darin alles, was mir gewachsen ist, und meine Güter aufspeichern. Dann will ich zu meiner Seele sagen: Seele, du hast einen großen Vorrat auf viele Jahre. Habe nun Ruhe, iss, trink und sei guten Mutes.
Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr, in dieser Nacht wird man deine Seele von dir fordern. Wem wird dann gehören, was du bereitet hast? So geht es dem, der für sich selbst Schätze sammelt und nicht reich ist für Gott.
Und er sprach zu seinen Jüngern: Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen sollt, noch um den Leib, was ihr anziehen sollt. Das Leben ist mehr als die Speise, und der Leib mehr als die Kleidung.
Warnung vor Habsucht und Vertrauen auf Gottes Fürsorge
Betrachtet die Raben: Sie säen nicht und ernten nicht, sie haben weder Speicher noch Scheunen, und doch nährt Gott sie. Wie viel mehr seid ihr wert als die Vögel!
Wer von euch kann durch sein Sorgen zu seiner Lebenslänge auch nur eine einzige Elle hinzusetzen? Wenn ihr nicht einmal das Geringste vermögt, warum sorgt ihr euch dann um das Übrige?
Betrachtet die Lilien, wie sie wachsen: Sie mühen sich nicht und spinnen nicht. Ich sage euch aber, selbst Salomo in all seiner Herrlichkeit war nicht so gekleidet wie eine von ihnen.
Wenn Gott aber das Gras auf dem Feld, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wie viel mehr wird er euch kleiden, ihr Kleingläubigen!
Ihr sollt auch nicht danach trachten, was ihr essen oder trinken sollt, und euch nicht beunruhigen. Denn nach all dem trachten die Heidenvölker der Welt. Euer Vater aber weiß, dass ihr diese Dinge benötigt.
Trachtet vielmehr nach dem Reich Gottes, so wird euch dies alles hinzugefügt werden.
Prioritätensetzung und das Reich Gottes als Ziel
Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat deinem Vater gefallen, euch das Reich zu geben.
Verkauft eure Habe und gebt Almosen. Macht euch Beutel, die nicht veralten, einen Schatz, der nicht vergeht, im Himmel, wo kein Dieb hinkommt und keine Motte ihr Zerstörungswerk treibt.
Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.
Eure Lenden sollen umgürtet sein und eure Lichter brennend. Seid wie Menschen, die ihren Herrn erwarten, wenn er von der Hochzeit aufbrechen wird. So können sie ihm sogleich auftun, wenn er kommt und anklopft.
Wachsamkeit und Treue im Dienst
Glückselig sind jene Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend vorfindet. Wahrlich, ich sage euch: Er wird sie schürzen, zu Tisch führen, zu sich treten und bedienen.
Wenn er in der zweiten Nachtwache oder in der dritten Nachtwache kommt und sie so findet, sind jene Knechte glückselig.
Erkennt aber dies: Wenn der Hausherr wüsste, zu welcher Stunde der Dieb käme, würde er wachen und nicht zulassen, dass in sein Haus eingebrochen wird.
Darum seid auch ihr bereit, denn der Sohn des Menschen kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht erwartet.
Da sprach Petrus zu ihm: Herr, sagst du dieses Gleichnis für uns oder auch für alle?
Der Herr aber antwortete: Wer ist wohl der treue und kluge Haushalter, den der Herr über seine Dienerschaft setzen wird, damit er ihnen zur rechten Zeit die verordnete Speise gibt?
Glückselig ist jener Knecht, den sein Herr bei solchem Tun findet, wenn er kommt.
Wahrlich, ich sage euch, er wird ihn über alle seine Güter setzen.
Warnung vor Untreue und Folgen des Unglaubens
Wenn aber jener Knecht in seinem Herzen spricht: „Mein Herr säumt zu kommen“, und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen, zu essen, zu trinken und sich zu berauschen, so wird der Herr jenes Knechtes an einem Tag kommen, da er es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt.
Er wird ihnen zweihauen und ihm seinen Teil mit den Ungläubigen geben.
Der Knecht aber, der den Willen seines Herrn kannte und sich nicht bereithielt, auch nicht nach seinem Willen handelte, wird viele Schläge erleiden müssen.
Wer ihn aber nicht kannte und doch das tat, was Schläge verdient, wird wenig Schläge erleiden müssen. Denn wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen, und wem viel anvertraut ist, von dem wird man desto mehr fordern.
Familienzwist und Prioritäten im Glaubensleben
In diesem ersten verlesenen Abschnitt geht es um einen Familienzwist, und zwar im Zusammenhang mit dem Erben – eine schwierige Angelegenheit im Leben aller Menschen, auch der Gläubigen.
Wir sehen hier eine Parallele zu einem ersten Abschnitt in Phase eins. Dort ging es ebenfalls um einen Familienzwist, und zwar im Haus von Martha und Maria. Martha kommt zum Herrn und bittet ihn, sich in diesem Streit einzusetzen. Sie fordert, Maria solle zurechtgewiesen werden, weil sie doch endlich mehr helfen solle. Maria hatte sich nämlich zu Füßen des Herrn niedergelassen und seine Unterweisung empfangen.
Der Herr antwortet darauf, dass die Priorität bei Maria liegt, die das gute Teil erwählt hat. Martha war zwar sehr unruhig und das, was sie tat, war wichtig. Doch sie erkannte nicht, was wirklich Priorität hat. Es geht hier um die Beurteilung dessen, was wichtiger ist und welche Prioritäten gesetzt werden müssen. Martha verstand nicht, dass die Belehrung durch den Herrn wichtiger ist als andere Dinge.
Jetzt sehen wir wieder einen Fall, in dem jemand sagt: „Herr, teile das Erbe!“ und quasi fordert, dem Bruder oder der Schwester das Erbe zuzuteilen. Doch der Herr geht darauf nicht ein. Er sagt, dass er nicht in diese Welt gekommen ist, um zu richten.
Das ist genau das Grundprinzip, das der Herr Jesus in der Nacht dem Nikodemus in Johannes erläutert hat. In Johannes 3,17 sagt der Herr: „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde.“
Der Herr macht also deutlich, dass es nicht seine Aufgabe ist, sich um Erbstreitigkeiten zu kümmern. Warum also kommt man mit solchen Forderungen zu ihm?
Vielleicht ist Ihnen beim Lesen schon aufgefallen, dass wir inzwischen bis Vers 48 gekommen sind. Dort geht es tatsächlich um das Gericht, wenn der Herr einmal wiederkommt. Wir werden noch sehen, wie ein böser Knecht bestraft wird.
In Vers 46 heißt es, dass er in zwei geschnitten wird und sein Teil mit den Untreuen gesetzt wird. Ab Vers 47 geht es um einen Herrn, der zurückkehrt und den untreuen Knecht mit vielen Schlägen bestraft, wenn dieser den Willen des Herrn kannte. Einen anderen Knecht schlägt er mit weniger Schlägen, weil dieser den Willen des Herrn nicht ausdrücklich kannte.
Hier geht es also tatsächlich um das Thema Gericht. Wir werden sehen, dass dies mit dem zweiten Kommen Jesu zusammenhängt. Das erste Kommen war das Kommen des Erlösers in diese Welt, um Rettung zu bringen. Darum sagt der Herr: „Wer hat mich als Richter hier eingesetzt?“ Er ist gekommen als Erlöser. Das Richteramt ist für später bestimmt.
Warnung vor Habsucht und Umgang mit Reichtum
Aber genauso, wie der Herr Martha die Prioritäten gezeigt hat, hat er es auch hier getan. In Vers 15 sagt er ganz allgemein: "Gebt acht und hütet euch vor aller Habsucht."
In diesem Fall ging es zwar einfach um das Erbeteilen, doch sehr schnell erwacht im Zusammenhang mit Erbe und Erbteilung auch eine Gier in unserem Herzen, in unserem Fleisch. Davor warnt der Herr. Es ist erstaunlich, dass Menschen, die wir sonst als sanft und friedlich kennen, sobald es ums Erben geht, wie reißende Wölfe werden können. Es ist furchtbar, was Geld und die Liebe zum Geld anrichten können.
Wir könnten dazu eine Stelle aus 1. Timotheus 6 lesen. Diese Stelle wird heute Abend noch wichtig sein. 1. Timotheus 6, Vers 17:
"Den Reichen in der jetzigen Weltzeit gebiete, nicht hochmütig zu sein und ihre Hoffnung nicht auf die Unbeständigkeit des Reichtums zu setzen, sondern auf den lebendigen Gott, der uns alles reichlich zum Genuss darreicht. Sie sollen Gutes tun, reich werden an guten Werken, freigebig sein und bereit, mit anderen zu teilen, damit sie das ewige Leben ergreifen und so für sich selbst eine gute Grundlage für die Zukunft sammeln."
In der Elberfelder Übersetzung heißt es so: "Indem sie sich selbst eine gute Grundlage für die Zukunft sammeln, damit sie das wirkliche Leben ergreifen."
Neun Gebote für den Umgang mit Reichtum
In diesen drei Versen finden wir gleich neun Gebote, neutestamentliche Gebote. Sie richten sich an die Reichen und fordern sie auf, nicht hochmütig zu sein. Reichtum stiftet für viele eine Identität, man identifiziert sich mit dem Besitz, und das führt zu Hochmut.
Wenn wir das offenlassen und gleich mit Lukas 12 vergleichen, sagt der Herr in Vers 15: "Gebt Acht und hütet euch vor aller Habsucht, denn auch wenn jemand Überfluss hat, besteht sein Leben nicht durch seine Habe." Das bedeutet, dass unser Leben hier auf der Erde nicht durch unseren Besitz definiert wird. Doch wir wissen, dass in der Gesellschaft oft gilt: Wer mehr hat, der gilt auch mehr. Aber der Herr sagt Nein, das ist nicht so.
Darum werden die reichen Christen – es geht um die wahren Gläubigen, die hier angesprochen sind in 1. Timotheus 6,17 – ermahnt. Ihnen soll geboten werden, nicht hochmütig zu sein, also sich nichts einzubilden, weil sie reich sind. Zweitens sollen sie nicht auf die Ungewissheit des Reichtums hoffen. Wir wissen, wie schnell man über Nacht Millionär werden kann, aber genauso schnell kann man alles wieder verlieren. Gerade durch Erbschaften kann man über Nacht reich werden, aber ebenso schnell kann man alles verlieren. Der Reichtum ist also sehr unbeständig.
Darum sollen sie nicht ihre Hoffnung auf den Reichtum setzen, sondern drittens ihre Hoffnung auf Gott richten. Gott gibt uns alles reichlich zum Genuss. Hier wird auch gleich klargemacht, dass die Schlange gelogen hat, als sie im Garten Eden zu Eva sagt: "Hat Gott euch gesagt, ihr dürft von keinem Baum essen?" Manche Übersetzungen sagen, dass man nicht von allen Bäumen essen darf. Das ist die hebräische Ausdrucksweise, um "kein" zu sagen. Man sagt auf Hebräisch "nicht alle", um "kein" auszudrücken.
Die Schlange fragt also provokativ: "Hat Gott euch verboten, überhaupt von Bäumen zu essen?" Sie wusste, dass Gott nur von einem Baum verboten hatte, von allen anderen aber erlaubt. Mit dieser Frage will sie die Proportionen verschieben. Eva antwortet: "Nein, nein, wir dürfen von allen essen, aber von einem Baum nicht." Damit wird schon etwas gesät: Gott sei missgünstig. Stattdessen ist Gott ein freundlicher Gott, der uns alles reichlich zum Genuss gibt. Dieser Vers schützt auch vor asketischen Gedanken.
Das nächste Gebot lautet, Gutes zu tun, ganz allgemein reich an guten Werken zu sein. Weiter sollen sie freigebig und mitteilsam sein. Außerdem sollen sie sich selbst eine gute Grundlage für die Zukunft sammeln. Das heißt, sie sollen auf das zukünftige Leben ausgerichtet sein und sich geistlich einsetzen, um voranzukommen. Das Ziel ist, das wirkliche Leben zu ergreifen.
Interessant sind all diese neun Gebote für Reiche. Sie lassen sich direkt auf einen durchschnittlichen Schweizer übertragen, der weltweit gesehen als reich gilt. Jeder durchschnittliche Schweizer ist global betrachtet reich, und alle diese neun Gebote sollten wir stets bedenken und zu Herzen nehmen.
Interessant ist, dass hier nicht gesagt wird, man müsse den Reichtum aufgeben. Wir werden später noch auf das Gebot des Herrn zurückkommen: "Verkauft eure Habe." Es gibt Situationen, in denen der Herr sagt, zum Beispiel dem reichen Jüngling, er solle alles verkaufen und ihm nachfolgen.
Mr. Chapman, ein begnadigter Diener des Herrn im 19. Jahrhundert, war sehr reich, aber nicht verheiratet. Er entschied sich, seinen Besitz wegzugeben und behielt nur so viel, dass er sich selbst erhalten konnte, ohne auf missionarische Unterstützung angewiesen zu sein. Für ihn war klar, dass der Herr das so von ihm wollte.
Man kann jedoch nicht grundsätzlich sagen, dass Gott verlangt, den Reichtum sofort aufzugeben. Vielmehr wird hier gesagt: Tut Gutes, seid reich an guten Werken, freigebig und mitteilsam. Nutzt den Reichtum richtig und setzt ihn für die Sache Gottes ein.
Gleichnis vom reichen Kornbauer als Warnung
Wir gehen zurück zu Lukas 12. Der Herr zeigt hier die richtige Priorität und fügt gleich ein Gleichnis an, und zwar das vom reichen Kornbauer. Das Land eines gewissen reichen Mannes trug viel ein.
In diesem Gleichnis sehen wir deutlich jemanden, der sein Leben mit seinem Reichtum gleichsetzt. Er hat Erfolg gehabt und denkt ökonomisch: „Ich habe so viel, ich muss größere Scheunen bauen, um alles unterzubringen.“ Er reißt alte Scheunen ab und baut größere, weil er für die Zukunft alles gesichert sieht.
Der Reichtum bleibt, aber er selbst geht. In dieser Nacht spricht Gott zu ihm, in Vers 20: „Du Narr, in dieser Nacht wird deine Seele von dir gefordert.“ Das zeigt einfach, dass wir nichts in der Hand haben. Der Reichtum kann uns entgleiten oder wir müssen vorher sterben, während der Reichtum zurückbleibt – ungenutzt von uns selbst.
So zeigt der Herr Jesus, wie wichtig es ist, in Vers 21, die Schätze nicht für sich selbst zu sammeln. Manchmal sagen Leute sehr vorbildlich: „Zehn Prozent von meinem Besitz gehört dem Herrn.“ Aber korrekt wäre: Alles gehört ihm. Wir müssen ihn fragen, was wir von unserem Besitz benutzen dürfen – was für uns ist und was er möchte.
Wir verfügen also nicht über unseren Besitz, sondern sind als Verwalter eingesetzt.
Vertrauen auf Gottes Versorgung und Gebote des Christus
Und dann folgt ein neuer Abschnitt, aber das Thema wird weitergeführt. Hier spricht der Herr zu seinen Jüngern, was ganz wichtig ist. Jetzt richtet er sich an seine Nachfolger, in Vers 22.
Dieser Abschnitt, in dem er zu den Jüngern spricht, steht parallel zu dem Abschnitt, den wir bereits behandelt haben, in 1. Lukas 11,37-44. Dort ist der Herr zu einem Essen im Haus eines Pharisäers eingeladen. In diesem Zusammenhang sagt der Herr den Pharisäern sechsmal „Wehe euch“ (Abschnitt 2a und 2b). Er spricht also ein deutliches Wehe über die Pharisäer und Gesetzeslehrer aus.
Das steht im starken Kontrast zu dem Abschnitt, in dem der Herr Segensverheißungen für seine Jünger ausspricht. Der Gegensatz besteht hier zwischen den Pharisäern und den Jüngern, den wahren Nachfolgern des Herrn. In dem ersten Abschnitt ging es um das Thema Heuchelei, hier hingegen um Treue gegenüber dem Wort Gottes.
Der Herr sagt also nicht „Wehe seinen Jüngern“, sondern in Vers 22: „Seid nicht besorgt für das Leben, was ihr essen sollt, noch für den Leib, was ihr anziehen sollt.“ Man merkt, das Thema Besitz, Reichtum und Geld wird weitergeführt. Aber es ist ein Befehl des Messias. Man kann sagen, das ist eines der Gebote aus dem Gesetz des Christus.
Ich war in Galater 6. Paulus schreibt den Galatern und warnt sie vor Gesetzlichkeit, weil sie sich als Nichtjuden unter die Tora vom Sinai stellen wollten. Paulus nennt das eine Irrlehre. Ein Gläubiger, der zur Gemeinde gehört, steht nicht unter dem Gesetz vom Sinai. Nichtjuden dürfen auf keinen Fall unter die Gebote des Sinai (2. Mose 19 und folgende) gestellt werden.
Ausgerechnet in diesem Brief, der gegen Gesetzlichkeit vorgeht, sagt der Apostel Paulus in Galater 6, Vers 2: „Einer trage des anderen Lasten, und so sollt ihr das Gesetz des Christus erfüllen.“ Ja, hier spricht er über Gesetz, aber nicht über das Gesetz vom Sinai, das wir in den fünf Büchern Mose haben und das an Israel gerichtet ist. Sondern es ist das Gesetz des Christus.
Wenn man diesen Ausdruck „Gesetz des Christus“ auf Hebräisch zurückübersetzen würde, hieße das „Torato Schel Maschiach“ – die Tora des Messias. Dieser Ausdruck ist bekannt in der rabbinischen Literatur, zum Beispiel im mittelalterlichen Rabbinerkommentar Midrash Kohelet, der Untersuchung des Buchs Prediger. Dort steht, dass man die Tora, die wir Juden heute lernen, nicht mit der Tora des Messias vergleichen kann. Wenn der Messias kommt, wird er eine höhere Tora bringen.
Das war die Erwartung im Judentum: Die Gebote der Tora und des Bundes vom Sinai werden nicht für immer bestehen. Das ist ja auch klar in Jeremia 31 zu sehen. Dort sagt Gott voraus, dass er in der Endzeit einen neuen Bund mit Israel schließen wird. Es wird also ein neues Testament, einen neuen Bund geben. Mit diesem neuen Bund wird auch das Gesetz eine Veränderung erfahren.
Der Messias wird uns Gebote bringen, die höher sind und sich an Wiedergeborene richten, so wie der neue Bund in Jeremia 31 sich an Wiedergeborene richtet. Der Punkt ist, dass all das, was der Herr Jesus bereits in den Evangelien lehrt und was wir in den 21 Briefen des Neuen Testaments finden, zu diesem Gesetz des Christus gehört, unter dem die Gemeinde steht.
Wenn man sich das sammeln will, kann man sich angewöhnen, in der Bibel vor Befehlsformen zum Beispiel ein Kreuz zu setzen. Das ist nur ein Vorschlag.
Zum Beispiel hier, Vers 22: „Seid nicht besorgt für das Leben, was ihr essen sollt, noch für den Leib, was ihr anziehen sollt.“ Das ist ein Befehl: Seid nicht besorgt für das Leben.
Dann Vers 24: „Betrachtet die Raben.“ Auch das ist ein Befehl des Christus. Wir sollen uns mit der Natur beschäftigen und die Raben beobachten.
Dann ein weiterer Befehl in Vers 27: „Betrachtet die Lilien, wie sie wachsen.“ Christen sollen interessiert sein an der Natur, Lilien beobachten, darüber nachdenken, wie schön sie sind und wie schnell sie wieder verschwinden.
Es gibt Lilien, die sehr kurzlebig sind. Manfred, wie lange beobachtet man so eine Lilie? Je nach Art. Die ganz kurzlebigen Lilien, wie die Tageslilien, die hast du vor kurzem anderen beigebracht.
Ach so, es gibt noch andere Manfreds? Ich habe gehört, dass Manfred erklärt hat, wie das mit den Tageslilien ist.
Philipp, du sagst es ja: Einen Tag, und dann kommt eine neue Pflanze, zwar aus derselben Wurzel, aber die einzelne Blüte ist nur einen Tag da. So kurzlebig, aber so schön.
Darum sagt der Herr: „Betrachtet die Lilien, wie sie wachsen. Sie mühen sich nicht, spinnen auch nicht, ich sage euch aber: Selbst Salomo in all seiner Herrlichkeit war nicht bekleidet wie eine von diesen.“
Dann sagt der Herr weiter: „Wenn aber Gott das Gras, das heute auf dem Feld ist und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wie viel mehr euch, ihr Kleingläubigen!“ Das Gras rund um die Lilien wird quasi geehrt durch die Schönheit der Lilien. Das ist ihr Schmuck. Gott gibt dem unbedeutenden Gras einen solchen Schmuck. Wie viel mehr wird er uns das an Kleidern geben, was wir brauchen.
In Vers 29 heißt es: „Und ihr trachtet nicht danach, was ihr essen oder was ihr trinken sollt.“ Das ist auch ein Befehl. Es ist nicht ganz dasselbe wie Vers 22, „Seid nicht besorgt für das Leben“. Man kann sich Sorgen machen, aber dann „trachten“ heißt noch aktiver ausgerichtet sein, so wie: Wie hole ich mir das rein? „Trachtet nicht danach, was ihr essen oder trinken sollt.“
Dann der nächste Befehl: „Seid nicht in Unruhe!“ Das ist die Unruhe der Heiden. „Euer Vater aber weiß, dass ihr dies nötig habt.“
Wieder ein Befehl in Vers 31: „Trachtet jedoch nach seinem Reich, und dies wird euch hinzugefügt werden.“ Es geht um die richtigen Prioritäten. Nicht, dass wir mit Essen, Trinken und den alltäglichen Dingen nichts zu tun hätten, aber das soll uns nicht in Unruhe versetzen. Darüber sollen wir uns keine Sorgen machen.
Wenn wir doch Sorgen haben, müssen wir uns immer wieder daran erinnern, was hier steht. So bekommen wir die richtige Perspektive und denken daran, dass der Vater für uns sorgt und weiß, dass wir das nötig haben. Das soll uns nicht in Unruhe versetzen.
Weiter in Vers 31: „Trachtet nach seinem Reich.“ Das heißt, die Priorität muss gesetzt werden, dass die Dinge Gottes – nämlich seine sich ausbreitende Herrschaft in den Herzen der Menschen, die zum Glauben kommen – sich ausbreiten und wir uns dafür einsetzen.
Dann haben wir sogar die Verheißung: „Und dies wird euch hinzugefügt werden.“ Es geht hier um Segensverheißungen für die Treue dem Herrn gegenüber, im Gegensatz zu dem Wehe im Zusammenhang mit Heuchelei und den Pharisäern.
An beiden Orten geht es übrigens ums Essen. Dort war der Herr zu einem Essen eingeladen, hier spricht er zu den Jüngern sehr viel über Essen und unser Verhalten diesem Thema gegenüber.
Sehr schön weiter in Vers 32, wieder ein Gebot des Christus: „Fürchtet euch nicht, ihr kleine Herde!“ Ist das auch ein Befehl? „Fürchtet euch nicht!“ Und wenn wir uns doch fürchten, dürfen wir uns daran erinnern: „So geht das.“ Es hat eurem Vater gefallen, euch das Reich zu geben.
Dann sagt der Herr: „Verkauft eure Habe und gebt Almosen!“ Wir haben gesehen, dass diese Zeit eine spezielle Zeit für die Jünger war. Der Herr hatte sie schon ausgesandt in Kapitel 9. Dort lesen wir in den Versen 1 und folgende, wie der Herr sagt, sie sollen nichts mit auf den Weg nehmen: keine Stäbe, keine Tasche, kein Brot, kein Geld, und sie sollen nicht zwei Unterkleider haben.
Man kann sich fragen: Das ist eine enorme Beschränkung des Besitzes. Und hier sagt der Herr nochmals seinen Jüngern: „Verkauft eure Habe, gebt Almosen!“
Wenn wir später in Lukas 22 lesen, ändert sich das. Wir können das kurz aufschlagen, Lukas 22, Vers 35. Christian, kannst du das vorlesen? Ein paar Verse.
Er sprach zu ihnen: „Als ich euch aussandte ohne Beutel, Tasche und Schuhe, hat euch etwas gemangelt?“ Sie antworteten: „Nichts.“ Nun sprach er zu ihnen: „Aber jetzt, wer einen Beutel hat, der nehme ihn, ebenso auch die Tasche. Und wer keine hat, der verkaufe sein Gewand und kaufe ein Schwert. Denn ich sage euch: Auch dies muss noch an mir erfüllt werden, was geschrieben steht, und er ist unter die Gesetzlosen gerechnet worden.“ Denn was von mir geschrieben steht, das geht in Erfüllung.
Sie sprachen: „Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter.“ Er aber sprach zu ihnen: „Es ist genug.“
Das zeigt: Die erste Aussendung war unter der berechtigten Erwartung, dass Israel überall, wo die Jünger als Missionare hinkamen, sie in den Häusern aufnehmen, verpflegen und für ihren Unterhalt sorgen würde. Der Messias Israels hatte seine Diener ausgesandt, um sein Reich aufzurichten, und Israel sollte sie unterstützen.
Die Jünger konnten bezeugen, dass es so ging. Obwohl die große Mehrheit Israels den Messias schließlich ablehnte, hatten sie in dieser Zeit der Aussendung, was sie brauchten.
Aber jetzt sagt der Herr: Jetzt ist es anders. Jetzt kommt die offene Verwerfung des Messias durch Israel. Er wird gekreuzigt werden. Die Verhältnisse ändern sich.
Nach Pfingsten sehen wir, dass die Christen in Jerusalem beieinander waren – die ersten mehrere Tausend. Sie bekamen jeden Tag Unterricht von den Aposteln. Sie kamen täglich in der Säulenhalle Salomos zusammen. Das war quasi die Bibelschule der Gemeinde.
Man musste auch von etwas leben. Darum haben in der Gemeinde verschiedene, die Besitzer von Immobilien waren – Äckern und Häusern – in einem Prozess, der im Griechischen als Durativ ausgedrückt wird, verkauft. Sie brachten den Erlös den Aposteln.
So konnte die ganze Gemeinde bis zur Steinigung von Stephanus etwa ein Jahr lang ernährt werden. Die Gläubigen konnten ihre Zeit einsetzen, um von den Aposteln in der Lehre, der neutestamentlichen Lehre, gegründet zu werden.
Dann kam die Verfolgung nach der Steinigung Stephanus, und die Gemeinde wurde zerstreut. Neue Gemeinden entstanden. Innerhalb eines Jahres mussten diese ersten Christen fähig sein, neue Gemeinden zu gründen und die gesunde Lehre von Anfang an klarzumachen.
Manche denken, in Apostelgeschichte 2 bis 5 sei ein Kommunismus der ersten Christen zu sehen. Erstens stimmt das nicht, es gab keinen Kommunismus, aber große Freigebigkeit.
In einem Prozess wurde verkauft, aber es war nicht so, dass Privateigentum aufgehoben wurde. Jeder konnte verkaufen und geben, wie der Heilige Geist in ihm wirkte. Man musste nicht alles geben, aber man musste ehrlich und durchsichtig sein, nicht wie Ananias und Saphira, die so taten, als hätten sie alles gegeben.
Es war kein Kommunismus, sondern gegenseitige Unterstützung. Das war nur während dieses Jahres so.
Später, in der Apostelgeschichte, sehen wir, dass wieder alle mit ihrem eigenen Privateigentum lebten. Erst als eine Hungersnot kam, in Apostelgeschichte 11 über Judäa beschrieben, sammelten andere Gemeinden, um die bedürftigen Gläubigen in Judäa zu unterstützen.
Das war kein Kommunismus, sondern christliche Liebe.
Darum hat dieses Gebot in Vers 33, „Verkauft eure Habe und gebt Almosen“, damals eine besondere Bedeutung. Es konnte auch nach Pfingsten in diesem Jahr eine besondere Bedeutung haben und kann auch heute eine Bedeutung haben, wenn der Herr uns das klar macht.
Aber man darf das nicht verallgemeinern, denn es gibt auch andere Stellen, wie zum Beispiel 1. Timotheus 6.
Der Herr macht klar, dass wir darauf achten müssen, einen unvergänglichen Schatz im Himmel zu haben. Alles, was wir auf dem Bankkonto haben, kann von einem Tag auf den anderen vom Staat beschlagnahmt werden.
Wir müssen mit solchen Dingen in der Zukunft rechnen, dass der Staat zugreift. Manche kluge Leute denken, sie legen ihr Geld in Gold zu Hause an, bringen nichts auf die Bank.
Plötzlich kann der Staat sagen, dass privater Goldbesitz verboten ist und alles abgegeben werden muss.
Das kann alles kommen, und Gesetze können geändert werden. Wir haben keine Sicherheit und Gewissheit in diesem Zusammenhang.
Aber wenn wir in diesen Dingen treu sind und uns vom Herrn leiten lassen, wie wir einsetzen, sammeln wir als Belohnung einen ewigen Schatz im Himmel.
Herz und Schatz: Die innere Ausrichtung
Und dann dieser grundlegende Vers, Christian: Liest du uns Vers 34 vor?
Diesen Vers muss man gar nicht kommentieren. Es gibt viele Verse, die man einfach lesen und zu Herzen nehmen muss. Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.
Dann folgen weitere Gebote: Eure Lenden seien umgürtet und die Lampen brennend. In einem Vergleich spricht der Herr zu den Jüngern. Man muss das ganz parallel sehen zu dem bekannteren Gleichnis der zehn Jungfrauen in Matthäus 25.
Jesus sagt dort, dass das Reich der Himmel, also das Reich Gottes, gleich zehn Jungfrauen ist, die ausgehen, um dem Bräutigam zu begegnen. Diese Jungfrauen sind die Freundinnen der Braut, die in der jüdischen Hochzeitszeremonie vom Bräutigam abgeholt werden, um dann zur Feier zu gehen.
Alle zehn haben Lampen, die brennen, aber nicht alle haben Ölreserven dabei. Aus diesem Gleichnis wissen wir, dass fünf von ihnen töricht sind. Sie kommen schließlich zu spät und finden keinen Einlass mehr zur Hochzeit.
Der Herr sagt hier viel knapper: Eure Lenden seien umgürtet und die Lampen brennend. Ihr seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten, wann immer er aufbrechen mag. Es ist die Frage, wie man das übersetzen soll: „von der Hochzeit“ oder „im Blick auf die Hochzeit“. Das gleiche griechische Wort kann beide Bedeutungen haben. Grammatikalisch lässt sich das nicht entscheiden.
Die richtige Übersetzung ergibt sich daraus, dass man die Gedanken Gottes kennt. Wie ist das mit Matthäus 25? Wie ist das mit Offenbarung 19? Wie ist das mit dem Hohenlied? Und so weiter.
Manchmal fragen Leute: Wie ist das im Griechischen? Was steht da im Griechischen? Dann kann man sagen, im Griechischen steht das und das. Aber viele meinen, man könne alles allein vom Griechischen her entscheiden. Das ist nicht so. Das Griechische kann vieles klären, was im Deutschen vielleicht nicht so klar ist. Aber die letzte Autorität ist nicht eine Übersetzung, sondern der Grundtext selbst.
Es gibt manche Dinge, die grammatikalisch nicht zu entscheiden sind, aber lehrmäßig. Deshalb ist es so wichtig, dass ein Bibelübersetzer Griechisch und Hebräisch gut beherrscht. Aber das allein reicht nicht für eine gute Übersetzung. Er muss auch die Gedanken Gottes und die Zusammenhänge kennen. Nur so kann eine gute Übersetzung entstehen.
Hier ist es hilfreich, zu wissen, wann jemand aufbrechen mag – nicht von der Hochzeit, sondern im Blick auf die Hochzeit. Damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich öffnen.
Das ist die Situation in Matthäus 25. Es scheint, der Bräutigam verzögert sich, aber plötzlich kommt der Mitternachtsruf – ja, um Mitternacht! Der Ruf lautet: „Siehe, der Bräutigam kommt!“ Alle haben geschlafen und waren nicht bereit.
Aber der Herr sagt hier, und das ist wieder ein Befehl Christi: Eure Lenden seien umgürtet. In biblischer Zeit hatte man den Gürtel beim Schlafen nicht an. Der Gürtel wird getragen, wenn man aufbricht oder aktiv ist. Zu Hause trug man die langen Kleider oft weit und hatte den Gürtel abgezogen.
Wenn jemand sich umgürtet, und davon wird oft im Alten und Neuen Testament gesprochen, bedeutet das, er ist bereit zum Aufbruch.
„Eure Lenden seien umgürtet“ heißt also: Seid bereit für das Kommen des Herrn. Die Lampen sollen brennen. Wir sollen in dieser Welt ein Zeugnis des Evangeliums sein, das göttliches Licht in der Dunkelheit verbreitet.
Aus dem Gleichnis der zehn Jungfrauen wissen wir, dass plötzlich das Öl ausgeht. Die törichten Jungfrauen bitten: „Gebt uns von eurem Reserveöl!“ Doch auch sie haben zu wenig.
Das Zeugnis muss also brennen und klar sein. Wir müssen den Menschen Orientierung vermitteln können durch Licht, das aus dem Wort Gottes kommt. Und dann eben warten.
Ihr seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten. Auch das ist ein Befehl: Seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten. Und zwar, wann immer er aufbrechen mag.
Wir können nicht sagen, an welchem Tag der Herr kommt. Es könnte heute sein, eben jetzt. Wir können weder den Tag noch das Jahr nennen.
Darum muss man sagen: Man muss jeden Tag bereit sein und diese Haltung haben. Vielleicht kommt er heute. Das ist ein Befehl.
Die Braut Christi und die Erwartung der Wiederkunft
Und dann eben, wenn der Herr kommt, im Blick auf die Hochzeit und anklopft, sollen sie ihm sogleich öffnen. Nun, man hat doch schon ein rechtes Problem mit Matthäus 25. Dort wird eigentlich die ganze Christenheit, also alle, die sich zum christlichen Glauben bekennen, mit zehn Jungfrauen verglichen. Fünf sind töricht, das sind Namenschristen, die sich auch zum Glauben bekennen, eine Lampe haben, die brennt, aber kein Reserveöl. Und dann gibt es die Gescheiten, das sind die wahren Gläubigen, die dann schlussendlich auch eingehen.
Aber wer ist die Braut? Das ist die große Frage in Matthäus 25. Und die Braut wird auch nicht erwähnt. Es gibt wenige handschriftliche Hinweise von schlechten Handschriften, die dort noch die Braut eingefügt haben. Die breite Masse der Handschriften ist jedoch völlig klar. Darum denke ich, hat keiner eine Übersetzung, in der noch die Braut erwähnt wird. Die Braut wird wirklich nicht genannt, nur der Bräutigam.
Aber jetzt ist die Frage: Wer ist die Braut? Wir wissen, dass es so viel Verwirrung gibt, besonders in den letzten Jahren. Für die meisten Gläubigen war klar: Die Gemeinde ist die Brautgemeinde. In Offenbarung 22 ruft die Gemeinde: „Komm, Herr Jesus!“ Können wir das aufschlagen? Der Geist und die Braut rufen in Offenbarung 22, Christian, liest du uns Vers 16 vor? Was hast du gesagt?
Das ist genau richtig: „Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, um euch diese Dinge für die Gemeinden zu bezeugen. Ich bin die Wurzel und der Spross Davids, der leuchtende Morgenstern.“ Und der Geist und die Braut sprechen: „Komm!“ Und wer es hört, der spreche: „Komm!“ Und wer da dürstet, der komme. Und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst. Vers 20 und 21: Es spricht der, der dies bezeugt: „Ja, ich komme bald.“ Amen, ja, komm, Herr Jesus! Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen. Amen.
Also, was hier klar wird, ist Vers 16: An wen richtet sich die Offenbarung? An die Gemeinden, Ekklesia auf Griechisch. Da gibt es auch Verwirrung, denn zuweilen wird behauptet, die Offenbarung richte sich an Israel. Nein, die Offenbarung richtet sich ausdrücklich an die Gemeinden. Was Ekklesia bedeutet, kann man aus Offenbarung 2 und 3 lernen, wo sieben Gemeinden beschrieben werden, die es wirklich im ersten Jahrhundert gab: Ephesus, Smyrna, Pergamos und so weiter bis Laodizea. Alle werden als Gemeinden angesprochen. Ihnen wird die Offenbarung geschickt, also wirklich an Gemeinden, an Gläubige, die sich in dieser Zeit zum Herrn Jesus bekennen.
Dann haben wir hier die Aussage in Vers 17: Der Geist und die Braut sagen „Komm!“ Der Heilige Geist wohnt heute, was ungewöhnlich ist, denn früher war das nicht bei allen Gläubigen in der Gemeinde so. Er ruft „Komm!“ und die Gemeinde ruft „Komm!“ Der Heilige Geist bewirkt das in den Herzen, dass wir den Herrn erwarten. Und dann haben wir in Vers 20 gelesen, dass der Herr Jesus nochmals sagt: „Ja, ich komme bald“, und die Gemeinde antwortet: „Amen, so sei es, komm, Herr Jesus!“ Also, das ist die Erwartung der Brautgemeinde.
Nach 2. Korinther 11 sagt Paulus ganz klar, dass er die Gläubigen der Gemeinde in Korinth dem Herrn Jesus verlobt hat, als eine keusche Jungfrau. Also ist klar, dass die Gemeinde die Braut ist. In Epheser 5,22-33 wird das Geheimnis beschrieben: Christus ist der Mann und die Gemeinde ist seine Frau.
Trotzdem wird behauptet: „Nein, nein, nein, die Gemeinde ist nicht die Braut, wer ist die Braut? Israel.“ Ja, Beweise gibt es viele, zum Beispiel Hosea 2,3 und viele weitere Stellen, ebenso die prophetische Bedeutung des Hohen Liedes. Diese richtet sich ganz speziell auf Israel. Israel war die Frau Gottes. Es wird ausdrücklich gesagt in Jeremia 31, dass Gott damals am Sinai sich mit Israel vermählt hat. Aber Israel ist untreu geworden durch Götzendienst, und das wird gleichgesetzt mit vollzogenem Ehebruch.
Das ist der einzige Grund in der Bibel, bei dem die Möglichkeit einer Scheidung stattgegeben wird. Darum hat Gott sich von Israel scheiden lassen. Aber Gott verheißt in den Propheten Israel, dass er Israel, diese verstoßene Frau, wieder annehmen wird. Das heißt, nach der Entrückung der Gemeinde wird es eine Erweckung in Israel geben: zuerst die 144.000, und dann schließlich wird sich ein Drittel von Israel bekehren.
Dieser Überrest, der die große Drangsal überleben wird und als Drittel das ganze neue Israel ausmachen wird, alles Wiedergeborene, wird dann mit dem Messias Hochzeit auf Erden feiern. So ist die Aussage falsch, die Gemeinde sei nicht die Braut, sondern Israel sei die Braut, die zur Braut Christi dazugehört. Denn schließlich gehört dieser Teil, der Überrest, wie wir jetzt erläutert haben, zu dem, was später kommt.
Ist dann klar, die Gemeinde ist die Braut Christi, aber kann man sagen, später kommen die wieder dazu? Also meinst du, ob der gläubige Überrest quasi wie ein Anhängsel zur Gemeinde ist und sie zusammen die Braut bilden? Nein, es ist wirklich ein Unterschied. Israel ist in der Bibel das irdische Volk Gottes, die Gemeinde ist das himmlische Volk Gottes. Darum muss man nicht auf die komische Idee kommen, der Herr Jesus habe zwei Bräute.
Nein, es ist so, dass das himmlische Volk durch das irdische Volk abgebildet wird, so wie es auch einen himmlischen Tempel gibt, und der Tempel in Jerusalem war das Abbild davon. So ist also die Gemeinde das himmlische Volk, und ein irdisches Abbild davon ist das jüdische Volk hier auf Erden.
Die Sache ist so: Er hat noch versucht, eine kleine Skizze zu machen. Man sieht das Kreuz von Golgatha. Der Messias ist das erste Mal gekommen als Retter, nicht als Richter. Aber dann, einige Wochen später, nach Tod und Auferstehung, kommt der Heilige Geist und wohnt in der Gemeinde – Pfingsten. Die Gemeinde ist der goldene Leuchter nach Offenbarung 2 und 3, das Zeugnis hier in dieser Welt.
Wir warten als Gemeinde auf die Entrückung. Der Geist und die Braut sagen „Komm!“ Jesus wird bei der Entrückung kommen, aber nicht auf die Erde, das ist wichtig. Er kommt nur in den Luftbereich, 1. Thessalonicher 4,13 und folgende. Der Heilige Geist wird mit der Gemeinde weggehen. Dann kommen diese schrecklichen Gerichte aus der Offenbarung. Das Buch mit den sieben Siegeln wird sich erfüllen.
Nach diesen Jahren der Gerichte wird der Herr Jesus zurückkehren mit der Gemeinde auf den Ölberg und das tausendjährige Friedensreich aufrichten. Offenbarung 19 beschreibt uns: Auf dem Höhepunkt der Gerichte hier auf Erden, wenn das Gericht seinen Höhepunkt erreicht, wird im Himmel die größte Freude sein – die Gemeinde heiratet. Das ist die Hochzeit des Lammes, Offenbarung 19.
Dann kommt der Herr. Der Überrest, der sich nach der Entrückung bekehren wird und durch die Drangsal hindurchgeht, wird hier auf Erden Hochzeit feiern. Die Gemeinde ist die Braut hier. Es steht in Offenbarung 19: „Glückselig, die eingeladen sind.“ Es gibt also noch Gäste, das sind die alttestamentlichen Gläubigen. Sie werden die Gäste sein.
Im Gleichnis mit den Jungfrauen wird die Gemeinde auch als die Jungfrauen gesehen, die Freundinnen der Braut, die gar nicht genannt wird in Matthäus 25. Warum wird die Braut weggelassen? Weil Israel damals nicht bereit war, als Volk, als Nation, den Messias zu empfangen. Darum wird die Braut gar nicht erwähnt, der Bräutigam ist da, die Braut nicht.
So ist die Gemeinde eingeladen, und über den Umweg der Entrückung in den Himmel wird die Gemeinde mit dem Herrn kommen und bei dieser Hochzeit dabei sein. Es ist aber ganz wichtig: In den Evangelien wird die Entrückung nur an wenigen Stellen angedeutet. Sie wird nirgends klar gelehrt. Warum nicht? 1. Korinther 15,51 sagt, dass die Entrückung ein Geheimnis ist.
Die acht Geheimnisse in den Paulusbriefen sind alles Dinge, die mit der Gemeinde zu tun haben, aber im Alten Testament völlig unbekannt waren. Sie waren verborgen, nach Peser 3, von Ewigkeit her verborgen in Gott. Diese Geheimnisse wurden erst mit dem Kommen des Heiligen Geistes richtig geoffenbart.
Darum, wenn der Herr in den Evangelien über sein Kommen spricht, ist oft diese Unsicherheit: Spricht er jetzt über die Entrückung oder über sein Kommen in Macht und Herrlichkeit? Das ist darum so noch nicht so klar, weil der Herr das nur in Andeutungen erläutert. In den Briefen der Apostel ist das dann völlig offenbart worden.
Jetzt ist klar: Wenn der Herr für die Gläubigen der Gemeinde kommt, wird er sie bei der Entrückung abholen. Der Mitternachtsruf: „Siehe, der Bräutigam kommt!“ Die fünf Gescheiten gehen dann ein zur Hochzeit. Dort in Matthäus geht es aber speziell um die Hochzeit mit Israel.
Man muss einfach die Dinge unterscheiden in der Heilsgeschichte, dann geht alles auf. Man muss die verschiedenen Völker in der Bibel unterscheiden: das himmlische Volk, das irdische Volk, die Hochzeit des Lammes, die Hochzeit Israels auf Erden. Dann geht alles auf.
Darum hier zurück zu Vers 36: Die auf ihren Herrn warten, wann er aufbrechen mag, im Blick auf die Hochzeit, damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich öffnen. Für die Gläubigen der Gemeinde ist das der Moment der Entrückung. Die Entrückung kann man aber nicht aus diesen Versen allein erkennen. Das verstehen wir erst mit dem Licht der Briefe dazu.
Der Herr sagt ja in Johannes 16: „Ich habe euch noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen sein wird, so wird er euch in die ganze Wahrheit leiten.“ Und dann, ja genau.
Wenn hier in diesen Gerichten ganz am Anfang Märtyrer sterben, dann gehören sie letztlich auch dazu. Sie gehen ja auch sofort in den Himmel. Das sieht man in Offenbarung 6. Johannes sieht beim sechsten Siegel Märtyrer, die im Himmel, im himmlischen Tempel beim Altar sind. Sie sind dann auch eingeladen.
Aber sie gehören nicht zur Gemeinde, denn zur Gemeinde gehören nur Gläubige, die sich zwischen Pfingsten und der Entrückung bekehren. Nach der Entrückung wird wieder ganz deutlich ein Unterschied sein zwischen Israel als Gotteszeugnis und den anderen Völkern.
Heute in der Gemeinde ist es anders: Alle bekehrten Juden und alle bekehrten Nichtjuden werden zusammengefügt zu einem Leib. Sie bilden die Braut Christi. Aber diese Unterscheidung kommt dann wieder, und darum werden sie auch glücklich sein und im Himmel eingeladen sein.
Die Bedeutung der Wachsamkeit und die Erwartung des Herrn
Ja, und jetzt, um das vielleicht noch zu einem guten Abschluss zu bringen: Der Herr sagt in Vers 37: „Glückselig sind jene Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachen finden wird.“
Hier wird betont, wie wichtig es ist, den Herrn ganz bewusst zu erwarten. Wir wissen, dass viele Christen heute sagen: „Endzeit? Das hat man schon immer gesagt und es könnte noch Jahrhunderte oder sogar tausend Jahre dauern.“ Nein! Wenn man die Zeichen der Zeit erkennt, dann ist klar, dass es nicht mehr tausend Jahre dauern wird. Es gibt so viele Endzeitprophezeiungen, die sich in der heutigen Zeit erfüllt haben.
Wir können zwar nicht den Tag oder das Jahr genau bestimmen, aber wir können sagen: Wir leben in dieser Zeit. Deshalb ist es absolut notwendig, zu wachen und den Herrn jeden Tag zu erwarten.
Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich umgürten, sich zu Tisch legen lassen und wird hinzutreten und sie bedienen. Unglaublich – der Herr wird im Himmel, der König, als Knecht auftreten. Das ist ganz ähnlich wie der hebräische Knecht in 2. Mose 21, der sieben Jahre gedient hat. Der Herr Jesus hat vollkommen gedient, bis zum Tod am Kreuz.
In 2. Mose 21 sagt der hebräische Knecht: „Ich liebe meinen Herrn, meine Frau und meine Kinder, ich will nicht frei ausgehen.“ So will auch der Herr Diener bleiben und uns bedienen. Das ist unverständlich, aber es steht hier.
Und dann heißt es: „Und wenn er in der zweiten oder dritten Wache kommt und sie so findet, glückselig sind sie.“
Im Alten Testament wurde die Nacht in drei Nachtwachen eingeteilt: die frühe, die mittlere und die Morgennachtwache, jeweils vier Stunden lang – von sechs bis zehn Uhr, von zehn bis zwei Uhr und von zwei bis sechs Uhr. Die Römer teilten die Nacht in vier Wachen, jeweils drei Stunden lang.
Hier ist das Beispiel der zweiten Nachtwache, also von neun bis zwölf Uhr, und die dritte von zwölf bis drei Uhr. Irgendwann kann er kommen. Wir müssen ihn erwarten. Glückselig sind sie, die wachen.
Dann heißt es weiter: „Dies aber merkt an: Wenn der Hausherr gewusst hätte, zu welcher Stunde der Dieb kommt, so hätte er gewacht und nicht zugelassen, dass sein Haus durchwühlt wird.“
Auch ihr sollt bereit sein! Mit einem Befehl, in einer Stunde, in der ihr es nicht meint, kommt der Sohn des Menschen.
Er sagt übrigens nicht: „An einem Tag, an dem ihr es nicht meint“, sondern: „In einer Stunde, in der ihr es nicht meint, kommt der Sohn des Menschen.“
Was bedeutet das nun? Ist damit die Entrückung oder das Kommen in Herrlichkeit gemeint?
Man kann sich merken: Immer wenn vom Kommen des Sohnes des Menschen gesprochen wird – das ist der messianische Titel des Königs und Richters der Welt in Daniel 7,14 – ist das sein Kommen in Macht und Herrlichkeit.
Hier fügt der Herr nochmals gewissermaßen ein Gleichnis hinzu, das das, was er zuvor gesagt hat, ergänzt.
Wieso kann einerseits sein Kommen bei der Entrückung angedeutet werden und andererseits sein Kommen hier? Die Erklärung ist folgende: Die Jünger – wir stehen hier vor dem Kreuz, nicht wahr? – die Jünger, die an den Herrn glaubten, waren bekehrte Juden und gehörten zu Israel, nicht zur Gemeinde. Die Gemeinde gab es damals noch nicht.
Darum sind diese bekehrten Juden ein Vorgeschmack auf die bekehrten Juden, die nach der Entrückung dem Herrn nachfolgen werden und ihn erwarten, wenn er als Sohn des Menschen kommt.
Diese Jünger aber, die bekehrte Juden waren, wurden einige Wochen nach Golgatha und der Auferstehung Christen, die zur Gemeinde gehören und die Hoffnung auf die Entrückung der Gemeinde erhalten haben.
Im Evangelium kommt es also ganz darauf an, an welcher Stelle der Herr die Jünger als Vorbilder nimmt: für die Gläubigen, die einmal entrückt werden und zur Gemeinde gehören, und für die Gläubigen, die das Zeugnis Israels in der Endzeit tragen werden, wenn er als Sohn des Menschen kommt.
Wenn man das verstanden hat, gehen plötzlich viele Stellen wie Matthäus 10 und andere auf, als würde ein Schleier weggenommen.
Auch hier melden sich Petrus und ein Gesetzesgelehrter zu Wort. Das ist ein interessanter Kontrast: Ein Gesetzeslehrer, ein Toralehrer hier – und Petrus dort.
Petrus stellt eine wichtige Frage. Er sagt in Vers 41: „Herr, sprichst du dieses Gleichnis jetzt zu uns mit dem Sohn des Menschen, der kommt, und mit dem Dieb, der kommt?“
Das ist ein Schlüssel: Immer wenn das Kommen des Herrn wie ein Dieb beschrieben wird, dann ist damit nicht das Kommen zur Entrückung gemeint, sondern das Kommen zum Gericht.
Das ist ein unerfreuliches Kommen für die Welt. Wenn ein Dieb kommt, macht das keine Freude.
Petrus fragt also, ob das Gleichnis für sie oder auch für alle gilt.
Der Herr antwortet: „Wer ist nun der treue und kluge Verwalter? Der ist ein, denn sein Herr wird ihn über sein Gesinde setzen und ihnen zur rechten Zeit die zugemessene Nahrung geben.“
Dann spricht der Herr über einen guten und einen bösen Knecht. Das ist die Antwort auf die Frage, ob er zu uns oder zu allen spricht.
Der Herr meint hier alle wahren Gläubigen, wie in den Versen 42 bis 44 beschrieben: Ein treuer Knecht erwartet seinen Herrn und gibt allen im Haushalt des Herrn zur rechten Zeit die nötige Nahrung.
Das ist eine wichtige Stelle im Blick auf die Verkündigung des Wortes in den Gemeinden. Es geht nicht einfach darum, irgendetwas zu sagen oder auszuteilen, sondern darum, im richtigen Moment die Nahrung zu geben, die die Gläubigen brauchen.
Der Herr sagt: Glückselig ist jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, so beschäftigt findet. Wahrlich, ich sage euch, er wird ihn über seine ganze Habe setzen. Das ist der Lohn im tausendjährigen Reich.
Dann gibt es das negative Beispiel: „Wenn aber jener Knecht in seinem Herzen sagt: ‚Mein Herr zögert sein Kommen hinaus‘ und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen, zu essen, zu trinken und sich zu berauschen, so wird er in zwei Teile geschnitten.“
Das ist jetzt ein Scheingläubiger. Typisch für ihn ist, dass er sagt: „Ja, die Wiederkunft kann noch lange dauern.“ Genau das ist eine Falle, die zu Abwegen führt.
Wenn man den Herrn nicht wirklich erwartet, dann fängt man an, Knechte und Mägde zu schlagen. Man denkt, das sei kaum vorstellbar. Aber Paulus sagt im Galaterbrief: „Wenn ihr einander beißt und fresset, so seht zu, dass ihr nicht voneinander verschlungen werdet.“
Also ging es in der Gemeinde der Galater nicht gerade freundlich zu. Dann kommt noch das Essen und Trinken ohne Maß und sogar das Berauschen hinzu.
Der Herr wird kommen als Richter. Das, was er beim ersten Mal nicht sein wollte, wird er beim zweiten Mal tun.
Dann steht noch: „Jener Knecht, der den Willen des Herrn kannte, wird viele Schläge erhalten; wer ihn nicht kannte, wird weniger Schläge bekommen.“
Wie ist das zu verstehen? Wir kennen den Grundsatz aus dem Schweizer Gesetz und auch anderswo: Unwissenheit schützt nicht vor Strafe. Das ist sehr unangenehm, vor allem, wenn es einen direkt betrifft.
Es geht hier aber um Folgendes: Der, der den Willen seines Herrn kannte, ist jemand, der klar im Wort unterwiesen war und wusste, wie es richtig ist. Wer ihn nicht kannte, war nicht richtig unterwiesen.
Es ist erstaunlich: Es gibt viele Sünden, bei denen sogar Menschen in der Welt, die nie die Bibel gelesen oder Unterweisung erhalten haben, im Grunde wissen, dass sie nicht richtig sind. Aber man kann nicht sagen, dass sie den Willen des Herrn kannten.
Zum Beispiel Menschen, die unverheiratet zusammenleben. Wer hat ihnen je Gottes Gedanken dazu erklärt?
Man muss sich vorstellen, dass jemand in einer gläubigen Familie aufwächst und von Anfang an genau wusste, was Gottes Gedanken sind und wie Gott diese Dinge beurteilt.
Das ist sehr schwer, wenn jemand den Willen des Herrn klar kannte – nicht nur durch Wissen, sondern durch das, was Gott ins Herz gibt, das Bewusstsein für Gottes Gerechtigkeit und Wahrheit.
Diese Verse machen klar, dass das „Entzweischneiden“ sich auf das Kommen des Herrn als Richter bezieht, wenn er kommt, Schlacht von Harmagedon und so weiter.
Die Verse 47 und 48 beziehen sich auf die ewige Verdammnis, und da wird es Unterschiede geben.
Offenbarung 21, im letzten Abschnitt, zeigt, dass die Menschen, die verloren gehen, nach ihren Werken gerichtet werden. Gott wird absolut gerecht richten nach dem, was ein Mensch getan hat.
Ein Hitler wird anders beurteilt werden als jemand, der sagte: „Tue recht und scheue niemand.“ Auch dieser wird verloren gehen, denn eine Sünde reicht, um verloren zu gehen. Aber es wird in Ewigkeit Unterschiede geben.
Ja, an dieser Stelle wollen wir stoppen und nächstes Mal mit Kapitel 12, Vers 49 weitermachen.