Vor einigen Jahren habe ich mich mit einem Freund unterhalten, von dem ich wusste, dass er früher brennend im Glauben unterwegs war. Er war jemand, den man oft mit der Bibel in der Hand sah. Er erzählte Menschen von Jesus, betete viel – das habe ich in einer Zeit beobachtet, in der ich selbst Jesus noch nicht nachgefolgt bin.
Doch das hatte sich geändert. Der Freund war aus der Gemeinde gegangen und folgte Jesus nicht mehr nach. Ich fragte ihn: Was ist denn in deinem Leben passiert?
Ich war wirklich überrascht. Wie kann es sein, dass jemand, der so leidenschaftlich für Jesus lebte, einfach die Gemeinde verlässt und nichts mehr mit Jesus zu tun haben will?
Die Antwort, die er mir gab, erschreckte mich. Er sagte: „Weißt du, für mich ist das mit dem Glauben wie mit dem Essen. Eine Zeit lang schmeckt dir etwas, doch irgendwann bist du überdrüssig und brauchst etwas anderes, eine neue Nahrung. Es war mir langweilig, ich wollte etwas Neues.“
Die Herausforderung des Glaubenswechsels
Seit ich Jesus nachfolge, habe ich immer wieder beobachtet, wie Männer und Frauen eine Zeit lang gut dabei waren und dann Lust auf etwas anderes bekamen.
Manchmal war es wirklich der Wunsch nach einem anderen Lebensstil. Dann stellen sie sich die Frage: Bin ich das eigentlich? Jetzt muss ich mal schauen.
Wir sind wieder auf Sendung, danke für eure Geduld.
Ich habe immer wieder gesehen, dass Menschen – ich nehme jetzt mal das Startmikrofon – gesagt haben: „Ich will etwas Neues, ich will vielleicht ein sexuelles Abenteuer, ich will Party machen. Es gibt andere Weltanschauungen, die ich passender finde. Ich gehe aus der Gemeinde.“
Andere wiederum sagten: „Ich bin krank, ich erlebe Leid, ich habe Schwierigkeiten. Das lohnt sich nicht mit dem Glauben, ich gehe.“
Die Frage, die sich für jeden von uns stellt, ist: Was können wir eigentlich tun? Wie bleiben wir auf dem richtigen Weg? Wie bleiben wir in der Gemeinde? Wie bleiben wir nah dran an Jesus?
Denn wenn das anderen passiert, wer sagt denn, dass das nicht auch in unserem Leben passieren kann?
Also: Wie bleiben wir, wie bleibst du an Jesus dran? Und wie kannst du anderen helfen, an Jesus dran zu bleiben, die Gemeinde nicht zu verlassen und nicht von diesem guten Weg, von dem Weg der Wahrheit, abzukommen?
Geduld und Ausdauer im Glauben
In den letzten Versen des Jakobusbriefs finden wir Antworten auf diese Fragen.
Wir haben letzte Woche bereits damit begonnen, uns den letzten Abschnitt anzuschauen, der schon in Kapitel 5, Vers 7 beginnt. Dort ruft Jakobus die Christen auf: „Seid nun geduldig, liebe Brüder, bis zum Kommen des Herrn.“ Er sagt ihnen, dass es noch ein weiter Weg sei und dass sie Geduld brauchen.
Es gibt Dinge, die euch ablenken werden. Matthias hat uns letzte Woche darauf aufmerksam gemacht, dass wir den Wohlstand der Welt sehen können, und dieser kann uns locken. Dadurch können Neid und andere Versuchungen entstehen. Jakobus sagt jedoch: „Nein, schau nicht darauf. Schau auf den großen Gewinn, den du bei Gott hast, und lebe mit diesem Fokus.“
Heute geht es weiter. Jakobus gibt uns weitere Anweisungen und Hilfen, um wirklich durchzuhalten bis zum guten Ziel – sowohl persönlich als auch im Miteinander in der Gemeinde.
Das betont er besonders in diesen letzten Versen. Das Letzte, was er uns in seinem Brief sagt, ist die Bedeutung der Gemeinschaft im Gebet und dass wir aufeinander achten sollen.
Gemeinschaft und Gebet als Halt
Ich möchte uns diese Verse aus Jakobus 5,13-20 vorlesen:
Leidet jemand unter euch, der bete. Ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen. Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, damit sie über ihm beten und ihn salben mit Öl im Namen des Herrn.
Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten. Wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden.
Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr gesund werdet. Das gerechte Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.
Elija war ein Mensch wie wir. Er betete ein Gebet, dass es nicht regnen sollte, und es regnete nicht auf Erden drei Jahre und sechs Monate. Dann betete er erneut, und der Himmel gab den Regen, und die Erde brachte ihre Frucht.
Liebe Brüder, wenn jemand unter euch von der Wahrheit abirrt und jemand ihn bekehrt, so soll dieser wissen: Wer den Sünder vom Irrweg bekehrt, der wird seine Seele vom Tode erretten und wird die Menge der Sünden bedecken.
Gebet als Grundlage des Glaubenslebens
Lass uns beten, Vater, wir danken dir, dass du uns dein Wort schenkst und dass es in unser Leben spricht, Herr, in jeder Lebenssituation. Du weißt alles, was uns beschäftigt, was uns bewegt, wo wir stehen. Du willst unseren Glauben durch dein Wort stärken.
Wir wollen beten, dass das heute an diesem Tag geschieht, dass wir dein Wort besser verstehen, dass es uns zu Herzen geht und unseren Glauben prägt. Dass wir lernen, dir mehr zu vertrauen, dich mehr zu lieben und ein Leben der Anbetung zu führen – mit unseren Worten, aber auch mit dem, was wir tun. Möge unser Leben ein Lobpreis sein, zu deiner Ehre.
Herr, wir beten, dass dein Wort uns zurüstet, einander auf dem Glaubensweg zu helfen, einander zu unterstützen und zu tragen. Hilf uns, dass wir dein Wort nicht nur hören, sondern dass es in unser Leben kommt, dass wir danach leben und es tun. Amen.
Ich finde es wirklich wunderbar, wie Jakobus seinen Brief beendet. Wir haben ihn in den letzten Wochen studiert, darüber gepredigt und nachgedacht. Manchmal haben wir gedacht: Mensch, das ist aber arg hart, was er da sagt, wie er uns den Spiegel vorhält. Wie er uns zeigt, dass unser Leben oft nicht mit dem übereinstimmt, was wir glauben und sagen.
Jetzt könnte man denken, zum Ende gibt es noch ein paar Ermahnungen. Also: Ich will euch noch ein paar Dinge mit auf den Weg geben, damit ihr wisst, dass ihr noch nicht am Ziel seid, und jetzt wasche ich euch nochmal abschließend den Kopf.
Aber das macht er nicht. Stattdessen ermutigt er. Er ermutigt zum Gebet, er ermutigt, aufeinander Acht zu geben. Er schreibt ganz positiv darüber. Er sagt: Schau auf den Gewinn, schau, was du gewinnst, wenn du betest. Schaut, was ihr gewinnt, wenn ihr gemeinsam eins werdet im Gebet. Schaut auf den Gewinn, wenn ihr jemandem nachgeht, der sich verirrt hat – so jemandem wie meinem Freund, von dem ich am Anfang erzählt habe.
Er beginnt mit dem Aufruf zu beten und sagt, dass sich das wirklich lohnt.
Persönliches und gemeinsames Gebet
Jakobus schaut zunächst auf das persönliche Gebet, doch im Kern geht es ihm mehr um das gemeinsame Gebet. Das persönliche Gebet ist die Basis. In Vers 13 ruft er die Christen damals und auch uns heute auf: „Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen.“
Psalmen zu singen ist ebenfalls Beten. Es bedeutet, Gott mit Worten aus den Psalmen zu loben, ihn mit Lobliedern zu preisen und ihm Dank zu bringen. Im Grunde sagt Jakobus damit: Betet allezeit, betet in allen Umständen. Betet, wenn die Sonne scheint, und betet, wenn Stürme in eurem Leben toben. Betet, wenn es euch richtig gut geht. Wenn er sagt: „Ich habe keine Sorgen, ich habe gerade keine Probleme“, dann gibt es solche Phasen im Leben. In diesen Zeiten soll man Gott danken, ihn loben für alles, was er schenkt.
Gleichzeitig soll man zu ihm kommen, wenn man Not hat, wenn man leidet. Man darf ihm klagen, den Schmerz vor ihn bringen und um sein mächtiges Eingreifen bitten. Er ist ganz nah. Das haben wir gerade in dem Psalm gehört: Er ist allen nah, die ihn ernstlich anrufen. Er ist da.
Diese Erkenntnis hat mich in dieser Woche sehr überführt. Ich habe überlegt, was ich in der Not tue. Oft ist mein erster Weg zu Google. Ich suche die Lösung für mein Problem und erwarte eine Antwort. Jakobus sagt jedoch: Wenn du leidest, dann geh nicht zuerst zu Google, sondern zu Gott. Bitte ihn um Weisheit, klag ihm dein Leid. Such seine Nähe.
In diesem Brief lernen wir auch, wie jede Anfechtung uns im Glauben wachsen lassen soll. Gott will sie dazu gebrauchen, uns ihm näherzubringen. Am besten geschieht das, wenn wir im Gebet zu ihm gehen. Dabei zeigt sich als Erstes, dass wir ihm nahekommen, denn er ist ja schon da.
Dennoch wissen wir alle – und Jakobus weiß das auch – dass es uns manchmal schwerfällt, im Gebet zu Gott zu kommen. Das ist ein Glaubenskampf. Statistiken bestätigen das, und wahrscheinlich können die meisten von uns das aus ihrem Leben bestätigen. Es ist umkämpft. Wir haben nicht jeden Tag diese innigen Gebetszeiten. Es ist oft schwierig, so zu beten, wie Jakobus es in Vers 13 sagt: in allen Umständen ganz nah beim Vater zu sein.
Deshalb verschiebt Jakobus nun den Fokus. Es geht nicht mehr nur um das persönliche Gebet, sondern auch um das gemeinsame Gebet. Welch ein Segen, dass Gott uns in eine Gemeinschaft stellt, in der wir gemeinsam zu ihm kommen können. Dort können wir auch Geschwister vor Gott bringen, die selbst zu schwach sind und sagen: „Ich schaffe das nicht mehr, ich bin am Ende, ich brauche Gebet.“
Die Rolle der Ältesten im Gebet für Kranke
Das Erste, was uns im Gebet füreinander gezeigt wird, ist die Fürbitte der Ältesten für Schwerkranke. Ich möchte diesen Abschnitt noch einmal vorlesen, Vers 14:
"Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie über ihm beten und ihn salben mit Öl im Namen des Herrn. Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten. Und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden."
Über diesen kurzen Abschnitt wurde in der Kirchengeschichte schon viel diskutiert. Ich habe nicht den Anspruch, hier alle Fragen zu beantworten oder alles ausführlich zu erklären, was euch beim Lesen dieser zwei Verse vielleicht durch den Kopf geht. Dennoch möchte ich zwei zentrale Fragen mit euch bedenken, die vielen von uns beim Lesen in den Sinn kommen.
Zunächst wollen wir uns auf das konzentrieren, was ganz klar ist: Es geht hier um jemanden, der wirklich schwer krank ist. Nicht um jemanden, der nur einen Schnupfen hat oder dem es zeitweise ein wenig schlechter geht. Es geht um jemanden, der niederliegt, der nicht mehr in die Gemeinde kommen kann und der sagen muss: "Ich brauche Hilfe."
Wenn jemand krank ist, wenn er da liegt und nicht mehr kommen kann, soll er um Hilfe rufen. Die Ältesten der Gemeinde sollen dann kommen. Älteste sind die Hirten, die Gott für eine Gemeinde bestimmt hat. In unserer Gemeinde sind das die Pastoren – also ich selbst, Jonathan de Oliveira, Matthias Lohmann – und es gibt auch einige, die hauptberuflich etwas anderes machen, aber genau die Qualifikation haben, die in der Bibel beschrieben wird und die wir gemeinsam berufen haben. Dazu gehören Winfried, Markus, Ron und vielleicht oder hoffentlich bald auch Waldemar Henschel.
Diese Ältesten sollen als Erstes gerufen werden, wenn jemand so krank ist und so schwach, dass er sagt: "Ich packe das nicht mehr." Schwerkranke erleben oft, dass sie keine Kraft mehr zum Beten haben. Es ist ein harter Weg, den sie gehen, und sie brauchen Hilfe. Die Ältesten sollen dann kommen, den Kranken mit Öl im Namen des Herrn Jesus Christus salben und für ihn beten.
Das Salben mit Öl ist nichts Magisches. In dem Öl steckt keine Kraft. Ich bin überzeugt, dass es ein Zeichen ist, das Gott gibt – ein Zeichen seiner Gnade. Im Alten Testament sehen wir das oft: Die Könige wurden gesalbt. Das Öl ist ein Zeichen für die Erwählung, ein Zeichen von Gottes Fürsorge und seiner Liebe. Es sagt: "Er ist da, er ist auch dir jetzt nah in deiner Krankheit."
Das Öl selbst hat aber keine heilende Kraft. Das sagt auch Jakobus. Wo steckt die Kraft? Er sagt: "Das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen." Nicht das Öl, sondern das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen – das Gebet zum Vater, der helfen kann.
Die Frage nach Heilung und Gebet
Und damit sind wir bei der ersten von zwei brennenden Fragen, die sich stellt, wenn wir so etwas lesen: Wie verstehe ich das denn? Das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen – oder man kann auch sagen, es wird ihn retten – und der Herr wird ihn aufrichten.
Heißt das, Gott wird auf ein solches Gebet hin immer heilen? Es gibt manche, die genau das sagen, wenn sie solche Stellen lesen. Sie sagen: „Da siehst du es, Gott will immer heilen, Gott will nicht, dass wir leiden, Gott will nicht, dass wir Schwierigkeiten haben. Ruf die Ältesten, du musst mehr glauben, die Ältesten müssen mehr glauben, dann wird das.“
Das kann eine ganz schwere Bürde für einen Kranken sein, wenn man ihm das sagt und dann passiert nichts. Viele berichten, wie sie innerlich fast zerrissen wurden. Manche wurden sogar aus der Gemeinde gedrängt, weil man ihnen sagte: „Du glaubst nicht genug, deine Ältesten glauben nicht genug, mit dir stimmt etwas nicht.“
Lies Jakobus! Gott will immer heilen? Dem, was wir erleben, wird das nicht gerecht. Es wird aber auch dem, was die Bibel sagt, nicht gerecht, wenn man eine solche Lehre vertritt. Wir müssen immer die gesamte Bibel anschauen und dürfen nicht eine Stelle isoliert nehmen und sagen: „Siehst du mal, das muss passieren.“
Wir sehen in der Bibel viele Gläubige, die leiden, die auch krank sind und nicht gesund werden. Nur ein Beispiel: Paulus, der so großes Leiden hatte, dass er mehrfach zum Vater gebetet hat: „Vater, nimm das von mir weg, ich will es nicht.“ Und der Vater heilt ihn nicht. Er lässt ihm dieses Leiden und sagt ihm stattdessen: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
Wir müssen auch sehen, was die Bibel noch über das Gebet sagt. Das ist eine Stelle des Ältestengebets, aber sie ist eingebettet in eine große Lehre der Bibel über das Gebet. Jesus hat viel über das Gebet gesprochen und uns unter anderem gesagt: Wenn wir beten, dann sollen wir zum Vater beten: „Dein Wille geschehe.“
Das wird nicht durchgestrichen von dem, was Jakobus hier sagt. Wir sollen beten: „Vater, dein Wille geschehe.“ Wir wissen nicht, was Gott vorhat, wir wissen nicht, was er mit dieser Krankheit vorhat. So schwer uns so ein Gebet in der Not fällt – es ist ja nicht so, dass man es leichtfertig betet.
Ich lade euch ein, schaut auf Jesus selbst, der uns dieses Gebet gelehrt hat. Wie hat er es gebetet? Wie hat er es gebetet in seiner dunkelsten Stunde? Im Garten Gethsemane, kurz bevor er verhaftet wird, ringt Jesus mit dem Vater. Er weiß, wohin sein Weg führt. Jesus wusste, sein Weg führt erst in die Gefangenschaft und dann ganz bald ans Kreuz.
Er wusste, was das für ein Schmerz sein würde – nicht nur der körperliche Schmerz, sondern auch die Trennung von Gott, die er dort tragen wird. Jesus wusste das und sagt: „Vater, wenn es möglich ist, dann erspare mir dieses Leid, ich will den Weg nicht gehen, aber dein Wille geschehe.“
Es darf uns ganz tief durchs Herz gehen, dass der Vater in diesem Moment, der seinen Sohn so liebt, der Jesus so unendlich liebt, sagt: „Ich habe noch ein größeres Ziel. Es gibt etwas, das ich noch mehr möchte, als dir diesen Schmerz zu ersparen. Ich möchte Menschen erlösen. Ich möchte Menschen zurück zu mir lieben, die ich gemacht habe und die sich so von mir entfernt haben, die in die Verlorenheit gegangen sind, die verloren sind ohne dich, wenn du nicht diesen Weg ans Kreuz gehst.“
Und der Vater mutet ihm diesen Weg zu – durchs Leid, durch den Sturm ans Kreuz. Jesus lebt uns vor: „Dein Wille geschehe.“ Das heißt, unter Umständen durch schweres Leid zu gehen. Das ist ein Leid, das keiner von uns tragen muss – die Sünden der Welt auf sich zu nehmen.
Aber wenn du diesem Jesus nachfolgst, wenn du glaubst: Ja, ich brauche das, was er am Kreuz getan hat, um Erlösung zu finden, um Frieden mit Gott zu bekommen – das darf jeder in Anspruch nehmen – dann heißt „Dein Wille geschehe“ auch in deinem Leben, dass er dich durch Leid führen kann. Dass er es nicht einfach wegnimmt, weil Gott etwas damit vorhat.
Das darfst du allerdings wissen: Dein Leid als Kind Gottes ist niemals umsonst, niemals vergebens. Es hat immer einen Sinn. Es gibt kein sinnloses Leid – so viele Bücher es darüber auch gibt, die sagen, das mache alles keinen Sinn. Als Kind Gottes darfst du wissen: Mein Leid ist nicht sinnlos. Es hat einen Sinn.
Mich hat das tief bewegt, und manche von euch bestimmt auch in den letzten Wochen das Zeugnis zu hören und mitzuerleben, eigentlich schon die ganzen letzten Monate, von Philipp Mickenbecker. Manche haben das verfolgt. Er war ein YouTuber, 23 Jahre alt, sehr bekannt und zum dritten Mal krebskrank.
Er hatte eine brennende Beziehung zum Herrn und ein wunderschönes Zeugnis. Wo er hinkam, erzählte er von Jesus und sagte: „Und wenn er mir die Krankheit nicht nimmt, ich weiß, wozu mein Leben gut war, und ich weiß, wo ich hingehe.“ Er hatte immer die Hoffnung, dass Gott doch heilt und eingreift. Aber er sagte auch: „Ich gehe jetzt weiter, ich gehe diesen Weg. Gott weiß, was er tut, ob er eingreift oder nicht.“
Durch sein Zeugnis ist viel bewegt worden. Es kam, glaube ich, bei Stern TV, in der Bild-Zeitung und überall, teilweise mit großen Überschriften: „Jesus ist meine Kraft.“ Niemand soll sagen, dass dieses Leid, das dieser 23-Jährige erlebt hat – und es war ein schweres Leid –, sich nicht gelohnt hat.
Wir sehen das nicht immer so klar, wenn wir leiden. Das ist klar. Wir haben nicht alle die Möglichkeit, so Zeugnis zu geben. Und doch darfst du dich daran festklammern: Dein Leid, das du erlebst, und wenn es eine schwere Krankheit ist, ist es nicht vergebens.
Die doppelte Bedeutung des Aufrichtens
Was machen wir dann aber mit dem, was Jakobus hier sagt? Er sagt ja nicht, dass Krankheit nicht geheilt wird, sondern dass, wenn die Ältesten kommen, das Gebet den Kranken aufrichtet.
Die Worte, die er benutzt, sind im Griechischen und auch im Deutschen doppeldeutig. „Der Kranke wird aufgerichtet“ kann beides bedeuten. Es kann heißen, dass ein wirklich kranker Mensch wieder körperlich gesund wird. Es kann aber auch seelisch gemeint sein, dass jemand zu neuer Kraft kommt, eine neue Liebe zum Herrn findet oder dass das Zeugnis an Kraft gewinnt.
Ich bin mir sicher, dass Jakobus das ganz bewusst doppeldeutig lässt, weil nämlich beides passieren kann. Wir haben schon erlebt, dass die Ältesten über Schwerkranke, zum Beispiel Krebskranke, gebetet haben und Gott Heilung geschenkt hat.
Wir haben aber auch oft erlebt, dass wir gebetet haben und nichts Sichtbares passiert ist – die körperliche Krankheit blieb bestehen. Es kann also beides passieren. Wichtig und wertvoll ist, dass wir das Gebet tun.
Ich möchte auch sagen: Wenn Menschen ins Krankenhaus gehen und die Ärzte sie behandeln, und daraufhin werden sie geheilt, dann ist das nicht allein die Leistung der Ärzte – auf jeden Fall nicht in letzter Instanz. Ein Arzt kann nur heilen, weil Gott das schenkt.
Wir wissen alle, dass Ärzte teilweise Routineeingriffe machen und Menschen dennoch sterben, weil es an der Zeit war. Es hängt immer am Willen Gottes. Deshalb sollten wir keine unnatürliche Trennung machen zwischen Ärzten und Medizin auf der einen Seite und dem Gebet auf der anderen Seite. Das gehört ganz eng zusammen.
Herr Kobus sagt hier nicht: „Geh nicht ins Krankenhaus, ruf keinen Arzt, bete einfach, dann wird alles gut.“ Das ist eine Fehlinterpretation, wenn man es so versteht. Aber man soll mit Gott durch diese Zeit gehen. Wenn man keine Kraft mehr hat, dann soll man die Ältesten rufen und sie bitten, über einen zu beten.
Es ist mir klar, dass dieses Gebet für die meisten von uns, wenn wir gesund zusammensitzen, etwas ist, bei dem wir sagen: „Ich hoffe, ich muss nie um dieses Gebet bitten.“ Aber es ist wichtig, dass wir vorbereitet sind, wenn Gott uns durch so ein Leid führt. Wir sollten nicht sagen, „das brauche ich nicht, darauf verzichte ich“, sondern ihr dürft die Ältesten rufen.
Wir kommen dann und wollen für euch beten. Wir erwarten, dass Gott etwas tut, dass er aufrichtet, dass er heilt – körperlich oder seelisch – aber dass er auf jeden Fall wunderbar eingreifen wird.
Krankheit und Sünde im biblischen Kontext
Die zweite brennende Frage dreht sich um den Zusammenhang von Krankheit und Sünde. In Vers 15 heißt es: Wenn jemand Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden. Daraus ergibt sich die Frage, ob Jakobus sagen will, dass Krankheit – also meine Krankheit, wenn ich ein schweres Leid habe – immer eine Folge meiner Sünde ist.
Manche sagen tatsächlich: Du hast gesündigt, und jetzt siehst du, was du davon hast. Es ist wichtig zu erkennen, dass es natürlich einen generellen, universellen Zusammenhang in dieser Welt gibt. Ohne die Sünde gäbe es keine Krankheit. Uns würde nicht einmal der kleine Finger oder der kleine Zeh wehtun, wenn die Sünde nicht in dieser Welt wäre.
Die Sünde hat etwas kaputtgemacht. Sie hat diese Welt zerstört, Krankheit in die Welt gebracht und auch den Tod. Deshalb ist jede Krankheit grundsätzlich eine Folge der Sünde. Es kann sogar sein, dass deine persönliche Krankheit eine direkte Konsequenz deiner eigenen Sünde ist.
Jakobus schließt dies nicht komplett aus. In der Bibel sehen wir, dass Gott Menschen, auch seine Kinder, immer wieder durch Krankheit erzieht. Man denke an die Geschichte von Mirjam, die in 4. Mose 12 den Aussatz bekam, weil sie gesündigt hatte. Das war ein Mittel, mit dem Gott sie erziehen wollte.
Es kann also sein, dass Gott Krankheit in dein Leben schickt, um dir einen Warnschuss zu geben. Er will dir zeigen: „Hey, ändere dein Leben, kehre um von deiner Sünde! Du bist auf dem Irrweg.“ Dann ist es gut, das zu bekennen, zu erkennen und umzukehren.
Den generellen Zusammenhang aber zu ziehen, ist nicht möglich. Viele Christen leiden, obwohl sie sagen: „Ich habe schon so viel gebetet, ich habe Gott wirklich gefragt: ‚Herr, habe ich gesündigt? Was habe ich falsch gemacht?‘“ Und sie können beim besten Willen keine Schuld erkennen.
In solchen Fällen muss man nicht weiter graben und sich den Kopf zerbrechen. Oft ist der Zusammenhang zwischen Krankheit und persönlicher Schuld nicht erkennbar. Man kennt vielleicht die Geschichte aus Johannes 9, wo Jesus einem blind Geborenen begegnet. Die Leute fragen: „Wer hat gesündigt, er oder seine Eltern? Wer ist schuld an dem ganzen Elend?“ Jesus antwortet: „Keiner von beiden hat gesündigt.“ So kann es auch in unserem Leben sein.
Wir müssen sehr vorsichtig sein, Krankheit und persönliche Schuld so direkt zu verbinden. Wenn dir in deiner Schwachheit oder Krankheit aber deine Sünden bewusst werden, wenn dir klar wird, wie du versagt hast, wie du Liebe schuldig geblieben bist – etwa deinem Ehepartner oder deinen Kindern – oder wenn du vielleicht noch um Vergebung bitten musst bei jemandem, dem du schuldig geworden bist, dann darfst du das bereinigen.
Wenn du das nicht mehr kannst, weil du zu schwach bist oder vielleicht sogar stirbst, dann darfst du es bei Jesus loslassen. Er hat auch dafür bezahlt. Du darfst Seelenfrieden bekommen, selbst auf deinem Krankenbett. Du kannst dich freuen über deinen Erlöser und jubeln über das, was Jesus für dich getan hat.
Das Gebet füreinander in der Gemeinde
Es sind aber nicht nur die Ältesten gefragt, zu beten. Er nimmt sich hier ein bisschen Zeit und sagt, dass die Ältesten Vorbilder sind. Vor allem in dieser schweren Krankheit sind die Ältesten gefragt zu kommen. Letztlich sind wir aber alle gefragt, füreinander zu beten und einander zu helfen auf dem Weg. Es geht darum, einander zu helfen, geduldig zu sein bis zum Ziel.
Jakobus spricht in Vers 16 am Anfang über das gemeinsame Gebet. Er sagt: Bekennt nun einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr gesund werdet. Wieder zeigt sich der Zusammenhang zwischen Gebet und Gesundheit. Ich bin mir sicher, wir dürfen füreinander beten, dass Gott uns gesund macht, wenn wir krank sind. Das ist nicht nur allein die Aufgabe der Ältesten.
Es geht ihm aber sicher um mehr als nur darum, körperlich gesund zu werden. Auch hier geht es darum, dass wir geistlich gesund sind, auch als ganze Gemeinde. Das war ja sein großes Thema in dem ganzen Brief, den wir jetzt wirklich ein paar Monate studiert haben. Da war so viel Ungesundes in der Gemeinde bei den Christen. Da waren die Reichen, die sich über die Armen gestellt und sie schlecht behandelt haben. Das soll nicht sein, hat er gesagt.
Da wurde gelästert übereinander in der Gemeinde. Die Worte wurden benutzt, um schlecht übereinander zu reden. Es gab so viel Verleumdung und üble Nachrede. Teilweise ging es wirklich zu wie in der Welt, sogar in der Gemeinde. Die waren krank.
Aber wenn wir ehrlich sind, dann war das ja nicht nur damals so, sondern davon ist auch heute noch etwas bei uns zu finden, oder? Hand aufs Herz: Wir sind noch nicht die perfekte Gemeinde. Wir sind noch nicht alle Menschen, die absolut liebevoll miteinander umgehen und immer liebevoll übereinander reden.
Gerade an die Corona-Zeit gedacht, die letzten eineinhalb Jahre: Da kam manches an Bitterkeit gegeneinander in unserer Mitte hoch. Sachargumente sind das eine, aber wie wir teilweise bitter übereinander reden konnten – hast du das vielleicht im Foyer vor der Gemeinde gehört?
Jakobus sagt: Sucht die Gemeinschaft, versöhnt euch, bekennt einander eure Sünden, da wo ihr schuldig geworden seid an Gott, aber auch da, wo ihr schuldig geworden seid aneinander. Wo ihr übel übereinander geredet habt, wo ihr einander verurteilt habt, wo ihr aufeinander herabgeblickt habt. Versöhnt euch und betet füreinander.
So eine Atmosphäre kann Menschen aus der Gemeinde herausbringen, wenn sie das erleben. Ein unversöhntes Miteinander gibt es, Streit in der Gemeinde, wenn das Evangelium nicht gelebt wird. Auf der anderen Seite macht er es ja ganz positiv: Er sagt, gebt dem Evangelium Raum, versöhnt euch, bekennt einander eure Schuld, betet miteinander.
Und wenn ihr Schwierigkeiten habt, miteinander zu beten, dann fangt vielleicht damit an: Bete für jemanden, mit dem du Schwierigkeiten hast. Ich sage dir, da passieren Wunder, wenn du einfach für dich allein mal anfängst, für jemanden zu beten, der dir in dieser Gemeinde wirklich Mühe macht.
Gott wird dein Herz verändern und dir hoffentlich sogar schenken, dass du mit dieser Person gemeinsam beten kannst und den nächsten Schritt gehen kannst. Dass sich das wirklich lohnt, persönlich zu beten, miteinander zu beten, um auf dem Weg zu bleiben.
Dafür haut er jetzt noch mal so einen Pflock ein in den Versen 16 bis 18: Eine Ermutigung zu beten gibt er uns mit.
Die Kraft des Gebets am Beispiel Elijas
Er erinnert uns an die große Kraft, die im Gebet steckt, und macht uns deutlich, dass wirklich jeder beten kann. Ich möchte das auch noch einmal lesen: Das gerechte Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.
Elija war ein schwacher Mensch wie wir. Er betete ein Gebet, durch das es nicht regnen sollte, und es regnete nicht auf Erden drei Jahre und sechs Monate. Danach betete er erneut, und der Himmel gab den Regen, und die Erde brachte ihre Frucht.
Im Gebet des Gerechten steckt große Kraft, sagte er. Das gerechte Gebet vermag viel. Ich weiß nicht, ob dir das heute bewusst ist: Wenn du Jesus nachfolgst, bist du dieser Gerechte. Das ist unglaublich. Jesus, der Gerechte, ging ans Kreuz, um unsere Ungerechtigkeit zu tragen und zu bezahlen. Gott schenkt uns seine Gerechtigkeit. Diese Verheißung gilt wirklich jedem von uns.
Er sagt, das gerechte Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist. Das ist eine schlechte Übersetzung. Eigentlich heißt es, dass es viel vermag in seiner Wirkung, eine große Auswirkung hat, wenn wir beten. Kann es sein, dass wir so wenig beten, weil wir uns nicht klar machen, welche Auswirkung Gebet hat? Gebet verändert alles.
Wie würden wir beten, wenn wir sofort sehen könnten, was in den nächsten sechzig Sekunden passiert, wenn wir beten? Ganz anders, oder? Diese Verheißung gibt uns Jakobus nicht, aber er sagt, dass Gebet eine riesige Wirkung hat und alles verändert. Betet, betet! Verlasst euch darauf: Dein Vater hört dich, dein Gebet wirkt.
Wie viel Wirkung Gebet hat, wird mir immer bewusst, wenn ich die Biografien großer Glaubenshelden und Glaubensheldinnen lese. Sie waren so unterschiedlich: verschiedene Charaktere, Schwächen, Stärken, unterschiedliche Missionen in der Welt. Doch bei allen sieht man eines: Sie waren Menschen, die gebetet haben. Sie haben innerständig gebetet und damit gerechnet, dass Gott auf das Gebet hin handelt.
Jakobus gibt uns ein Vorbild: Elija. Er sagt: Schaut euch Elija an! Er betete, und Großes geschah. Er betete, dass der Herr nicht regnen lässt, als Zeichen des Gerichts über eine gottlose Gesellschaft damals. Das könnt ihr nachlesen in 1. Könige 17. Und es geschah. Das Gebet vermag viel.
Wenn wir von Glaubenshelden oder von Elija lesen, denken wir oft: Ja, das war Elija, ein Superbeter, ein besonderer Held des Gebets. Deshalb sagt uns Jakobus: Elija war ein schwacher Mensch wie wir. Es war nicht so, dass Elija besonders war oder etwas besser konnte als wir. Er war ein schwacher Mensch wie wir.
Das erste Buch der Könige berichtet auch, dass er ein Mensch war, der Depressionen hatte und nicht von einem geistlichen Sieg zum nächsten sprang. Er war ein schwacher Mensch wie wir. Aber er hatte einen starken, großen Gott, dem er vertraute und an den er sich hielt.
Jakobus ermutigt uns: Was Elija kann, das könnt ihr auch, wenn ihr ernstlich betet. Vielleicht nicht den Regen aufhalten – ich mache keine Versprechungen – aber euer Gebet hat Wirkung. Verlasst euch darauf. Wenn es so ist, wie töricht es ist, so wenig zu beten, dann brauchen wir immer wieder diese Erinnerung.
Jesus redet viel über das Gebet in den Briefen. Es ist immer wieder ein Thema. Vor allem auch deshalb, weil wir es so leicht beiseitelegen und sagen: Wir schaffen es allein. Nein, bete! Werde ein Mann oder eine Frau des Gebets. Du musst kein Superbeter sein wie Elija. Die Kraft steckt nicht in dir, die Kraft steckt im Herrn.
Erinnern wir uns noch einmal daran, warum er uns das sagt: Er sagt es im Kontext, dass wir geduldig warten sollen. Es geht nicht einfach darum, Erfahrungen zu sammeln oder spirituelle Erlebnisse zu haben. Nein, wir brauchen das Gebet, um den Fokus zu behalten und bis ans Ziel zu gehen – für uns und füreinander.
Aufeinander Achtgeben in der Gemeinde
Das bringt uns zu den letzten beiden Versen, in denen uns neben dem Gebet noch ein letztes Wort mit auf den Weg gegeben wird, wie wir aufeinander Acht haben sollen.
Liebe Brüder und Schwestern, wenn jemand unter euch von der Wahrheit abirren würde und jemand ihn bekehrt, dann soll derjenige wissen: Wer den Sünder von seinem Irrweg bekehrt, der wird seine Seele vom Tod erretten und wird die Menge der Sünden bedecken.
Ich habe euch am Anfang von meinem Freund erzählt, der von der Wahrheit abgeirrt ist. Die Versuchung ist groß, und sie ist auch in unserer Mitte groß, dass wir einen anderen Weg gehen wollen.
Man kann von der Wahrheit auf mindestens zwei Weisen abirren: Entweder erscheint dir eine andere Lehre attraktiver als das, was Gottes Wort sagt, oder aber ein anderer Lebensstil erscheint dir attraktiver.
Ich glaube, das ist oft noch eine größere Not, dass wir zwar sehen, was Gott uns sagt, aber glauben, er hält uns etwas vor. Wir wollen ein anderes Leben führen. So war es auch bei mir, als ich jugendlich war. Irgendwie wollte ich auch mit Gott leben, aber ich wollte auch Partys machen und Freunde haben, die cool waren. Irgendwann wurden diese dann wichtiger als Jesus. Das ist immer der Weg – es geht immer weg.
Jakobus sagt, es gibt solche Menschen auch in der Gemeinde. Er spricht hier nicht von Leuten, die gar nicht zur Gemeinde gehören, denn er schreibt ja an die Gemeinde. Er sagt, es gibt Menschen, die von der Wahrheit abirren werden. Und wenn wir denken, mir wird das nicht passieren, weil ich auf dem guten Weg bin, dann passt auf: „Wer steht, sehe zu, dass er nicht falle.“ Wir sind alle in Gefahr, von der Wahrheit abzuirren.
Was brauchen wir dann? Wir brauchen einen Bruder oder eine Schwester, die uns suchen kommt, die uns nachgeht. Wir brauchen Menschen, die sagen: „Komm zurück!“ Oder vielleicht schon einen Schritt früher: „Geh da nicht hin, das ist gegen Gottes Willen, es wird dir schaden, es wird dir nicht guttun.“
Wir brauchen Menschen, die uns das in aller Sanftmut und Liebe sagen und uns mit der Wahrheit konfrontieren, die wir hören müssen. Genau dazu ruft uns Jakobus auf: Sei du dieser Bruder, sei du diese Schwester für jemand anderen.
Sag nicht: „Das ist sein Problem, das muss er selber mit sich und Gott ausmachen.“ Sag auch nicht: „Das ist das Problem der Ältesten, die sollen sich darum kümmern.“ Wozu haben wir denn so ein paar Männer berufen? Jakobus ruft uns alle auf, aufeinander zu achten.
Beteilige dich auch nicht am Geschwätz über diese Person. Es ist so leicht, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen und zu sagen: „Ja, wie lebt denn der? Das passt ja gar nicht.“ Aber wir sollen nicht mit dem Finger zeigen, sondern die Hand reichen. Wir sollen solche Leute zurückholen in die Gemeinde.
Das mit der richtigen Haltung zu tun, ist ein Drahtseilakt. Es ist schwierig, wirklich dem anderen nachzugehen, ohne besserwisserisch oder von oben herab zu wirken. Deshalb ist es so zentral, dass wir ganz nah an Jesus dran sind, wenn wir das tun. Dass wir Jesus gut kennen, der selbst in diese Welt gekommen ist, um das Verlorene zu suchen, um uns zu suchen und zu finden.
Wir sollten uns auch bewusst machen, wie oft wir selbst schon von der Wahrheit abgeirrt sind – vielleicht nicht komplett, aber im Alltag. Das ist etwas Alltägliches, was jeder von uns erlebt. Deshalb brauchen wir immer wieder diesen Ruf zurück.
Dabei ist es wichtig zu sagen: Du bist nicht schlimmer als ich. Wir sind alle auf einer Stufe, wir sind alle Sünder und brauchen alle die Gnade. So kommen wir wirklich auf Augenhöhe zusammen – als jemand, der hilft.
Das wird heute oft als lieblos empfunden. „Wer bin ich denn, dass ich jemand anderem ins Leben spreche?“ Aber Jakobus sagt, das ist total liebevoll. Das ist das Beste, was du tun kannst, und Gott legt allen Segen darauf.
Schaut noch einmal auf Vers 20: „Wer so jemandem nachgeht, der soll wissen: Wer den Sünder bekehrt hat von seinem Irrweg, der wird seine Seele vom Tod erretten und wird die Menge der Sünden bedecken.“
Das ist eine große Rettungsaktion. Gott will jeden von uns gebrauchen, damit wir aufeinander Acht haben und einander nachgehen.
Jakobus weiß natürlich, dass nicht wir es sind, die die Sünde bedecken und den Menschen retten – das ist Gottes Werk. Aber wir sind so wichtig in diesem Plan, dass man wirklich sagen kann: Du wirst diese Person retten, du wirst diese Sünden bedecken.
Denn ohne uns geht es nicht, dass wir aufeinander Acht haben. Das ist Gottes Plan für die Gemeinde: dass wir wirklich nacheinander schauen und es zu unserem Problem machen, wenn ein Bruder oder eine Schwester abirrt.
Abschluss und Gebet
Da haben wir als Gemeinde ein Problem. Da schauen wir nicht weg, da kommen wir an die Seite.
Ihr Lieben, wir sind am Ende dieses Jakobusbriefs. Er hat uns immer wieder herausgefordert, das zu leben, was wir glauben. Das, was wir aus Gottes Wort erkennen als wahr, sollen wir auch tun.
Lasst uns dafür beten, dass wir gerade diesen letzten Abschnitt uns sehr zu Herzen nehmen. Dass wir mehr beten, dass sich unser Glaube zuallererst darin zeigt, dass wir mit Gottes Eingreifen rechnen. Dass wir ihm dankbar sind, dass wir um seine Kraft bitten und um all das, was ins Gebet hineingehört. Und dass wir aufeinander Acht geben. Dass es kein Lippenbekenntnis bleibt, wie er uns ja oft konfrontiert, sondern dass es wirklich auch in unserer Gemeinde noch mehr wahr wird.
Es ist ja schon da, es ist nicht so, dass wir bei Null anfangen. Wir haben aufeinander Acht, aber wir bitten darum, dass Gott das noch mehr schenkt in unserer Mitte.
Ja, darum möchte ich beten.
Vater, wir danken dir für dieses wunderbare Buch, den Jakobusbrief. Dafür, wie du uns in den letzten Wochen und Monaten herausgefordert hast. Du hast uns den Spiegel vorgehalten. Wir durften manches erkennen, was uns auch wehgetan hat, wo wir dich um Vergebung bitten müssten, weil wir noch so anders leben.
Vater, wir danken dir, dass der Ruf zur Buße etwas Gutes ist, weil er uns dir näherbringt. Dass das nicht etwas total Mühseliges und Beladenes ist, sondern etwas Wunderschönes: mehr und mehr nach deinem Willen zu leben.
Wir beten um deine Kraft. Wir beten, dass du uns im Alltag erinnerst, zuerst zu dir zu kommen, ins Gebet zu gehen.
Wir bitten dich, dass du unsere Liebe untereinander wachsen lässt. Dass du es auch schenkst, dass wir offener über Sünde reden können, um das dann gemeinsam vor dich zu bringen. Dass du es uns schenkst, Vergebung zu suchen untereinander, nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen, nicht zu lästern und schlecht übereinander zu denken und zu reden, sondern Gutes zu tun und mit Worten aufzubauen.
Wir beten um diese Haltung, dass wir wirklich sehen: Wir sind die Hüter unserer Brüder und Schwestern. Wir haben eine Verantwortung füreinander. Und wir danken dir, dass du da so einen großen Segen drauflegst und dass du sagst, dass der Gewinn auch für uns so riesengroß ist, wenn wir einen Bruder erreichen und eine Schwester.
Und Herr, so bitten wir dich auch vor allem um Weisheit und um die richtigen Worte, die richtige Haltung, auch um den Mut, Schritte aufeinander zuzugehen und einander zu helfen auf dem Weg bis an dein herrliches Ziel.
Amen.