Wir sind in der Predigtreihe über das Gebet, dem Atmen der Seele. Bis hierher haben wir uns mit den Inhalten beschäftigt, die Jesus über das Gebet sagt. In den letzten beiden Predigten ging es um ernsthaftes Gebet. Dabei haben wir gehört, dass Gott vor allem auf ernst gemeintes Gebet achtet. Außerdem haben wir darüber gesprochen, was wir tun können, um Gott diese Ernsthaftigkeit besonders zum Ausdruck zu bringen.
Heute wollen wir der Frage nachgehen: Wie sollen wir beten? Ich möchte dies anhand von drei Kernthemen tun.
Das erste Thema ist: Was sagt der Herr Jesus dazu, wie wir beten sollen, wenn wir uns Gott nähern?
Das zweite Thema umfasst vier Prinzipien, die mir sehr wichtig geworden sind. Diese Prinzipien lehrt uns die Bibel über Gebet, das von Gott gehört und auch erhört wird.
Zum Abschluss wollen wir uns der Frage widmen: Was ist eigentlich, wenn Gott auf unser Gebet schweigt?
Orientierung am Vorbild Jesu für das Gebet
Fangen wir mit der ersten Frage an: Wie sollen wir denn beten?
Es ist immer gut, wenn wir uns als Christen an den wenden, der unser eigentlicher Glaubensgrund ist – unseren Herrn Jesus. Genau das haben auch die Jünger getan. In Matthäus 6 und Lukas 11 lesen wir von einer Situation, in der die Jünger zu Jesus kommen und ihn bitten: „Herr, lehre uns beten.“
Sie hatten gesehen, wie die Jünger von Johannes dem Täufer beteten, und wollten das nun auch lernen. Es waren einfache Menschen ohne theologische Ausbildung, aber sie wollten Gott begegnen und ihm im Gebet auf besondere Weise nah sein. Nun stellten sie Jesus diese Frage.
Lesen wir, was Jesus darauf antwortet. Schauen wir uns diesen ersten Teil einmal an. In Matthäus 6, wer eine Bibel hat oder haben möchte – da hinten sind auch noch welche, die wir gerne austeilen können – können gerne mitlesen. Wir haben heute mehrere Bibelstellen, die wir betrachten wollen. Vielleicht ist es gut, einfach mitzulesen.
Matthäus 6, Vers 5: Jesus sagt: „Und wenn du betest, sollst du nicht sein wie die Heuchler. Denn sie lieben es, in den Synagogen und an den Ecken der Straßen zu beten, damit sie von den Menschen gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin.
Wenn du aber betest, so gehe in deine Kammer und nachdem du deine Tür geschlossen hast, bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.
Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die von den Heiden oder den Nationen. Denn sie meinen, dass sie um ihres vielen Redens willen erhört werden. Seid ihnen nun nicht gleich, denn euer Vater weiß, was ihr benötigt, ehe ihr ihn bittet.
Betet nun so: Unser Vater im Himmel.“
Das ist das Gebet des Herrn Jesus, das er uns gegeben hat. Wir haben uns dieses Gebet in den letzten Wochen und fast Monaten ja nun intensiv angeschaut.
Die Haltung beim Gebet: Echtheit statt Show
Aber jetzt wollen wir uns anschauen, was uns der Herr in der Einleitung sagt. Die Jünger wollen beten, sie wollen Gott begegnen, und Jesus sagt ihnen zum ersten Mal, was sie nicht tun sollen.
Das Erste ist: Er sagt ihnen, macht es nicht wie die Heuchler. Was meint er damit? Ein Heuchler ist jemand, der etwas anderes vorgibt, als er wirklich ist. Er vermittelt nach außen hin einen bestimmten Eindruck, doch in seinem Inneren und in seinen Motiven sieht es ganz anders aus.
Was ist das, was die Menschen hier tun, oder was kritisiert Jesus? Offensichtlich sind das Menschen, die beten, vielleicht in einem Gottesdienst oder an öffentlichen Plätzen. Damals ging man in die Synagoge, das Gotteshaus der Juden, oder betete an bestimmten Gebetsorten. Es war den Menschen, die Jesus als Heuchler bezeichnet, wichtig, dass sie von anderen dabei beobachtet werden. Sie wollten zeigen, wie gottesfürchtig sie sind.
Wie ist es bei uns? Was ist das Erste, was wir daraus lernen sollen? Geben wir beim Gebet, auch vielleicht in der Gemeinde oder bei sonstigen Gemeindeveranstaltungen, mehr Nähe zu Gott vor, als wirklich in uns ist?
Ich habe mir diese Frage auch gestellt, da ich heute hier über dieses Thema predigen soll und muss. Ist mein Gebetsleben überwiegend eines, das in der Öffentlichkeit stattfindet, wo Menschen sehen können, was für eine tolle Beziehung ich zu Gott habe? Oder bin ich einer, der wirklich echt ist in dem, was er denkt und sagt? Und rede ich in der Stille zu Gott genauso, wie ich es in der Öffentlichkeit tue? Wird das Gleiche, was ich in der Öffentlichkeit tue, auch in meinem Herzen in der Stille von Gott gesehen?
Die Bedeutung des Rückzugs für das Gebet
Dann geht Jesus weiter und sagt ganz praktisch: „Na ja, wenn du betest, so geh in dein Kämmerlein.“ Ein altes Wort. Was ist gemeint? Heute würde man sagen: „Zieh dich in dein Schlafzimmer zurück.“ Geh dahin, wo du alleine bist – eben im Gegensatz zu einem öffentlichen Platz zum Gottesdienst.
Wenn du beten willst, dann ist das keine Sache, die in erster Linie in einer Kirche stattfinden muss. Du musst nicht in einen heiligen Raum gehen, du brauchst keine besondere Atmosphäre, du brauchst nicht mal ein Musikteam, um in eine innere Stimmung zu kommen, die wichtig wäre für Gebet.
Jesus sagt genau das Gegenteil: Geh dahin, wo du Ruhe hast. Geh an einen stillen Ort, wo du dich zurückziehen kannst. Und das eben nicht nur nebenbei, vielleicht beim Autofahren oder in einer Situation, in der man in einer Kirche besonderen Wert darauf legt, dass man gemeinsam betet.
Was meint Jesus damit? Ich glaube, das Erste ist: Wir müssen als Menschen aufpassen, dass wir Gebet tatsächlich im Kämmerlein, in der Stille, in einer ganz persönlichen Beziehung zu Gott führen – und nicht in der Situation, wo wir nur Mitläufer sind, wo vielleicht andere laut beten oder wir Lieder laut mitsingen. Das ist alles gut und schön, und so kann man auch Gebet üben.
Aber Jesus sagt – und das machen die nächsten Gedanken ziemlich deutlich –, dass es hier darum geht, die Tür zuzumachen. Schließ deine Tür zu, zieh dich zurück, sei alleine und sorg auch dafür, dass du ungestört bleibst.
Warum? Weil das Gebet Atmen der Seele ist, Ausdruck einer ganz persönlichen Kommunikation mit Gott.
Da habe ich mich ein bisschen am Kopf gekratzt und mir die Frage gestellt: Wie viel Zeit an meinem Tag verbringe ich denn wirklich mit Gebet, wo auch nichts anderes stattfindet?
Ja, ich bin, wie vielleicht ihr auch, ein ziemlicher Zeitjunkie und mache oft viele Sachen gleichzeitig. Meine stille Zeit verbringe ich meistens im Zug. Vielleicht der eine oder andere von euch auch im Bus oder in der U-Bahn. Das ist gut, wenn man nicht mehr Zeit hat.
Aber Jesus empfiehlt uns, dass er sagt: „Hey, richte dir eine Zeit ein, in der du mit Gott ganz alleine bist.“ Denn wenn du eine Beziehung zu Gott hast, dann gehört auch die Pflege dazu, in der du dich darauf konzentrierst.
Hm, muss ich nachdenken in meinem Leben, ihr vielleicht auch. Vielleicht muss ich auch darüber nachdenken, was Jesus meint: „Schließ die Tür zu.“
Das heißt ja nicht, dass Gott etwas gegen die Kinder hat, die lärmen. Gott hat nichts dagegen, wenn andere Leute kommen und Hilfe brauchen. Gott hat auch nichts gegen Freunde, die irgendwas von einem wollen.
Aber Gott sagt: „Hey, wenn du zum Gebet in einer ganz besonderen Beziehung Gott begegnen willst, dann pass auf, dass alles, was stört, draußen ist: die Kinder, die Frau, das Dings, was sonst Arbeit ist, das Handy.“
Und vielleicht müsste man heute sagen: „Mach das Internet aus, schalt den Fernseher ab, klemm das Radio ab, mach deine drei Handys aus oder mindestens auf lautlos, pass auf, dass dich keiner stört, und schalt die Klingel ab.“
Warum sagt Gott das? Nicht, weil er uns eine Übung geben will, dass wir klösterliche Ruhe bräuchten.
Nein, im nächsten Satz sagt Jesus dann: „Bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist, und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.“
Die neue Beziehung zu Gott als Vater
Für uns ist es relativ normal, Gott als unseren Vater anzusprechen. Das muss ich erklären, denn in der Zeit des Alten Testaments war es nicht üblich, Gott als Vater eines einzelnen Menschen zu sehen. Im Alten Testament gibt es nur wenige Stellen – ich habe etwa zwölf gezählt – in denen Gott überhaupt als Vater angeredet wird. Im Gegensatz dazu finden sich im Neuen Testament deutlich mehr als 200 solcher Stellen.
Wir, die schon länger Christen sind, wissen, dass der Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes, der auf diese Erde gekommen ist, uns auf besondere Weise Gott als Vater nahegebracht hat. Nicht nur als den Schöpfer oder den Herrscher über Legionen von Engeln, sondern vor allem als diesen Vater, als eine Persönlichkeit, die eine Beziehung zu uns hat.
Jesus sagt, wenn wir beten, sollen wir nicht nur Ehrfurcht vor Gott zeigen und ihn mit den vielen Titeln und Namen ansprechen, die im Alten Testament stehen. Stattdessen gibt er uns die Möglichkeit, Gott als Vater anzureden – so wie ein liebevolles Kind zu seinem Vater kommt und mit ihm redet.
Für einen Juden damals war das fast ungeheuerlich. Die Juden trauten sich nicht einmal, den Namen Gottes auszusprechen. Deshalb wird in vielen Übersetzungen das hebräische Wort, wahrscheinlich Yahweh oder ähnlich, mit "Herr" übersetzt. Dieser Name war für die Juden so heilig, dass sie sich nicht mehr trauten, ihn aufzuschreiben oder auszusprechen. Man spürt die große Distanz zwischen Mensch und Gott, die auch im Alten Testament teilweise richtig dargestellt wird.
Jesus sagt also, wenn wir beten, sollen wir Gott als unseren Vater ansprechen – mit dieser liebevollen Beziehung. Habt ihr eine Vater-Kind-Beziehung zu Gott? Ist Gott euer Papa?
Bei mir ist es so: Wenn ich nach Hause komme – und fast alle wissen, dass ich zwei Töchter habe – dann habe ich oft einen langen Tag hinter mir. Kaum fahre ich durch die Einfahrt, geht die Tür auf, und die Kinder reden mich voll. Sie erzählen mir alles gleichzeitig, und das manchmal zehn Minuten lang. Ich habe ja zwei Ohren und kann kaum entkommen. Die Kinder berichten von ihren Freuden, Sorgen und Traurigkeiten. So ist es wohl normal mit Kindern.
Ich erinnere mich, dass ich das auch bei meinem Vater gemacht habe. Der hat dann manchmal gesagt: „Mensch, ich komme gerade nach Hause, gib mir erst mal zehn Minuten Ruhe, dann habe ich mehr Kraft für dich.“ Bei Gott ist das zum Glück anders. Wir können jederzeit zu ihm kommen.
Aber ist das wirklich die Art, wie Gott unser erster Ansprechpartner ist? Derjenige, der das Ventil für alle unsere Gedanken ist? Ich meine das ganz praktisch, nicht nur frömmelnd.
Wenn mich etwas begeistert, erzähle ich das meistens vielen Menschen. Wenn ich Sorgen habe, überlege ich strukturiert, was ich dagegen tun kann, oder suche Menschen, die mir helfen. Aber in beiden Fällen gehe ich nicht zuerst in mein Zimmer, mache die Tür zu und rede mit Gott. So läuft das bei mir meistens.
Gott ermutigt uns und sagt: Gott ist nicht nur der weit Entfernte, der Autorität genießt und dem sie gehört – das ist er unzweifelhaft. Aber er will auch dieser Papa sein, dieser Vater für euch und für uns.
Weil das so wertvoll ist, sollen wir nicht einfach plappern. Jesus sagt, wir sollen nicht so beten wie die Heiden, die meinen, durch viele Worte erhört zu werden. Gott geht es nicht um die Worte oder die Formulierungen, sondern um das, was wirklich in unserem Herzen ist.
Im 1. Samuel 16,7 steht: „Der Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz an.“ Egal, wie viele Masken wir tragen, wie viele Schalen oder Jacken wir anziehen, damit niemand sieht, wie wir wirklich sind – oder wie viele schöne Kleider und Verhaltensweisen wir anlegen, um fromm oder toll zu erscheinen – wir können Menschen damit beeindrucken, vielleicht auch uns gegenseitig.
Aber wie es wirklich in unserem Herzen aussieht, ob Gott unser Gott ist und ob wir überhaupt eine Beziehung zu ihm begonnen haben, das sieht er. Und ihm können wir nichts vormachen. Das ist auch gut so.
Es ist schön, wenn wir diese Ehrlichkeit auch im Gebet haben. Dann ist das Gebet etwas, das sich wirklich an Gott als Person richtet. Und das wünscht sich der Herr Jesus.
Vier Prinzipien für ein erhörtes Gebet
Bevor wir zum zweiten Teil kommen, in dem wir uns ansehen, wie wir beten sollen, schlage ich vor, dass wir ein Lied singen. Es ist genau das nächste: „Unser Vater im Himmel, dir allein sei Lob und Ehre.“ Ja, Gott sei Lob und Ehre durch das, was wir tun, auch durch das, was wir in unserer Beziehung zu ihm tun.
Schauen wir uns nun vier Prinzipien an, die Gott uns in der Bibel gibt, damit er unser Gebet hört – und auch wir ihn hören.
Das erste Prinzip baut auf dem auf, was Jesus uns im vorherigen Abschnitt gelehrt hat. Es lautet: Du brauchst Vergebung in deinem Leben, und du brauchst diese Beziehung als Kind Gottes. Im Hebräerbrief 11,6 steht: „Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen und ihm zu nahen.“ Wenn ich also Gott begegnen will, dann muss ich auf der Voraussetzung bauen, dass es diesen Gott gibt. Und nicht nur das, sondern ich muss in dem Vertrauen, dass er eine Person ist, die sich auch mir offenbaren will, auf ihn zugehen.
Deswegen ist unser Motto in unserer Gemeinde – zumindest für dieses Jahr – das, was ihr oben auf diesen Gemeindezetteln findet: Jeremia 29, Gott spricht: „Ihr werdet mich suchen und finden, wenn ihr mich von ganzem Herzen oder aufrichtig sucht.“ Gott erwartet, dass wir auf ihn reagieren, dass wir ihm in seinem suchenden Wesen die Tür öffnen. So hat man es mir als Kind beigebracht.
Das bedeutet aber auch, dass ich leider Gottes die Bedingungen akzeptieren muss, unter denen er mir begegnet. Stellt euch als Beispiel vor, ihr wollt einem König begegnen – ganz weltlich, Königin Elisabeth. Nun kann ich nicht einfach überlegen: „Ach, ich rufe sie mal an, vielleicht hat sie heute Zeit oder Platz für mich.“ Nein, da gibt es ein königliches Protokoll. Nach diesem muss man bestimmte Regeln einhalten, und dann darf man, wenn seine Majestät Gunst hat, ihr begegnen.
So ist es nicht ganz mit Gott, aber eines ist ähnlich: Der Höherstehende definiert die Bedingungen, das Protokoll. Und so ist es bei Gott auch. Wir können nicht einfach zu Gott gehen und sagen: „Hey, ich mache jetzt mal ein Meeting mit dir, so wie ich das will.“ Gott sagt: Auch wenn wir jederzeit zu ihm kommen dürfen, gibt es die Voraussetzung, dass wir mit einem reinen Herzen zu ihm kommen müssen – zumindest so, dass unser Herz rein wird, wenn wir ihm begegnen.
Wir wissen alle, dass wir Schuld mehr oder weniger in unserem Leben haben, und Gott sagt uns, dass das der Fall ist. Entweder wenn wir noch gar keine Beziehung zu Gott haben, dann sagt Gott: „Hey, dein Leben, deine Taten sind nicht so, wie es mir gefällt.“ Oder auch wir, die wir als Christen leben, ziehen immer wieder Dreck an unseren Füßen mit uns – Sünde, die uns entweder passiert, bei einem Unfall, oder in die wir mehr oder weniger mit dickem Kopf selber reinstolpern und an Gott vorbeileben.
Gott sagt: „Hey, wenn du willst, dass deine Gebete bei mir Erhörung finden, dann bring das Thema mit deiner Schuld in Ordnung – ob groß oder klein.“ Jesus sagt: „Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ Nur mit Vergebung durch das Opfer des Herrn Jesus ist es möglich, erhörlich und für Gott wohlgefällig zu beten. Und das glaube ich.
Ich glaube, wenn wir uns Gott als Vater nehmen, dann können wir nicht mit der Faust in der Tasche, die gerade noch gegen ihn rebelliert hat, sagen: „Papa, ich bitte dich aber um das und das.“ Gott sagt: „Ja, ich höre dein Gebet, aber deine Schuld schreit noch lauter. Bring das in Ordnung!“ Und Gott hat den Weg gegeben, wie das in Ordnung gebracht werden kann: indem wir Vergebung für unsere Schuld vor Gott durch Jesus Christus finden.
In Jesaja 1,15-16 steht ein ziemlich harter Vers. Da sagt Gott zu dem Volk Israel: „Und wenn ihr schon eure Hände ausbreitet, verberge ich doch meine Augen vor euch, und ob ihr schon viel betet, höre ich doch nicht, denn eure Hände sind voll Blut. Wascht euch! Reinigt euch! Tut eure bösen Taten aus meinen Augen und lasst ab vom Bösen!“
Wisst ihr, Gott will nicht, dass wir nicht beten. Gott will auch nicht, dass wir sagen: „Okay, Tür ist zu, komme ich ein andermal wieder.“ Nein, Gott will, dass die Beziehung zu uns besteht. Gott will, dass wir seine Kinder sind, Gott will, dass wir die Beziehung lieben. Aber er sagt: „Hey, stell sicher, dass nicht Sünde zwischen dir und mir steht, sonst kann ich dir nicht zuhören.“
Vielleicht ist das manchmal auch eine Begründung für uns als Christen, dass wir unser Leben vielleicht doch nicht so in der Nähe Gottes leben. Ich habe selbst einige Dinge in meinem Leben in Ordnung bringen müssen, in Phasen, wo ich merkte: „Hey, da steht was zwischen mir und Gott, was tatsächlich die Beziehung belastet.“ Und worum ich das Gefühl hatte, dass es in meinem Leben nicht weiterging, dass Gott bestimmte Gebete nicht erhört hat oder dass bestimmte Dinge mir immer wieder auf die Füße fielen.
Gott möchte uns erziehen und möchte, dass wir mit Vergebung im Herzen als Gotteskinder zu ihm kommen. Dann ist die Tür so monströs weit auf – und dann freut sich Gott.
Das zweite Prinzip für erhörliches Gebet ist: Gott möchte, dass wir den Geber vor der Gabe suchen. Ein Beispiel: Stellt euch eine Geburtstagsparty vor. Alle Leute kommen zu euch, bringen euch Geburtstagsgeschenke – alles wunderbar, und sie freuen sich. Gute Party! Plötzlich stellt ihr fest, da sind ein paar Leute, die stopfen sich das Zeug nur so rein. Ihr stellt fest, ihr kennt die gar nicht. Dann geht ihr hin und sagt: „Hey, hallo, wer bist du denn?“ Da fragen sie euch das Gleiche zurück und sagen: „Ja, wer bist du denn? Was ist das für eine Party? Es ist lecker, aber worum geht es eigentlich?“
Merkt ihr, die Leute würden euch wahrscheinlich von der Party rausschmeißen. Denn sie sind da, weil es etwas zu essen und zu trinken gibt, aber sie haben überhaupt nichts mit dem eigentlichen Anlass zu tun – nämlich dem Geber dieser Gaben, demjenigen, der Geburtstag hat, der Leute einlädt, um sich mit ihnen zu freuen. Derjenige will die Beziehung zu seinen Freunden verbessern.
Ich glaube, wir sind oft auch so in unserer Beziehung zu Gott. Wir beten Gott um Dinge, wir bitten um etwas, aber es ist uns gar nicht wichtig, was Gott darüber denkt, ob es etwas Gutes ist, was er uns geben möchte. Wir sind so – fast hätte ich gesagt besessen, ich meine es nicht wortwörtlich – so fixiert auf diese Sache, dass wir alles tun würden, um sie zu bekommen. Wir wünschen uns vielleicht sogar, dass Gott wie ein Automat wäre, wo ich ein Gebet hineinwerfe und unten kommt die Sache raus.
Aber so funktioniert das bei Gott nicht. Gott möchte nämlich, dass wir durch das Gebet ihn als Person besser kennenlernen, dass wir ihm als Person begegnen. Dann ist auch das, was er über mein Leben denkt und was er mir geben will, wichtiger als die einzelnen Sachen, die einzelnen Dinge. Versteht ihr, was ich meine?
Wenn wir uns im Gebet auch die Suche machen, Gott in seiner Person zu begegnen, dann ist es zweitrangig, welche Dinge uns Gott gibt. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht um der Sache willen so fixiert Gott anflehen und anbeten und vergessen zu fragen, was Gott in unserem Leben will.
In einem sehr empfehlenswerten Buch, das ich euch nur ans Herz legen kann, von Cornelius Nowak, schreibt er, dass es zu Satans Strategie gehört, uns zu täuschen, indem er in uns Wünsche weckt, die Gott sicher nicht erhören wird, damit wir von Gott enttäuscht werden.
Versteht ihr? Wenn es darum geht, dass wir eine Beziehung zu Gott haben, dann ist nicht jeder Wunsch, den wir an Gott herantragen, wichtig, dass er erfüllt wird. Wichtig ist, dass wir fragen: „Hey, was will Gott, dass in meinem Leben passiert?“
Der Teufel ist so geschickt, in der Bibel wird er manchmal als ein Engel des Lichts bezeichnet. Er kann sich so verstellen, wirkt also super fromm. Und wir haben plötzlich Wünsche in unserem Herzen und bedrängen Gott damit. Gott versagt sie uns aus bestimmten Gründen, und wir sind total enttäuscht, denken: „Boah, Gott, du lässt mich hängen, du lässt mich fallen, das ist gemein von dir, du kannst doch kein guter Gott sein!“ So steigern sich unsere negativen Gedanken über Gott.
Aber wenn wir wirklich die Beziehung zu unserem Vater pflegen, dann akzeptieren wir vielleicht auch, dass es nicht um die Sache geht, die wir haben wollen, sondern dass Gott derjenige ist, als Person, den wir durch das Gebet suchen.
Das dritte Prinzip heißt: Wir müssen im Namen des Herrn Jesus bitten. Diese Formulierung gibt es in der Bibel. Jesus sagt nämlich selbst in Johannes 16,23 zu seinen Jüngern: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Was immer ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, wird er euch geben.“
Was bedeutet das, im Namen Jesu beten? Das kann erst einmal verstanden werden, als wenn das eine Formel wäre, die die Tür aufmacht. Ich sage: „Ich bete im Namen Jesu“, und dann geht die Tür auf und ich bekomme alles, was ich haben will. So kann es natürlich nicht gemeint sein.
Trotzdem steckt der Gedanke dahinter, dass wir durch den Herrn Jesus zu Gott kommen müssen. Das hatten wir vorhin beim Thema Vergebung schon. Aber es geht noch etwas weiter.
Jesus sagt in Vers 26, Johannes 16: „An jenem Tag werdet ihr bitten in meinem Namen, und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde, denn der Vater selbst hat euch lieb, weil ihr mich geliebt und geglaubt habt, dass ich von Gott ausgegangen bin.“
Jesus sagt also nicht: „Weil ich mich für euch verwende, weil ich zu Gott gehe und sage: ‚Bitte, erhör doch das Gebet von Markus, deswegen wird dein Gebet erhört‘.“ Sondern es wird erhört, weil Gott selbst als Vater dich liebt und uns liebt. Und weil Gott selbst, wenn wir durch den Herrn Jesus zu ihm kommen, unsere Bitten ernst nimmt und sie gerne beantwortet, wenn sie gut für uns sind.
Noch ein Vers: 1. Johannes 5,14: „Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass er uns hört, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten.“
Ich glaube, das ist der Schlüssel. Im Namen Jesu heißt nicht, eine Formel sprechen, sondern so zu beten, dass es der Wille des Herrn Jesus für uns ist. Letztendlich gibt Gott uns nur das, was er will. Und wir müssen versuchen, im Gebet so viel Nähe zu Gott zu haben, dass wir sagen: „Gott, was immer du willst, das will ich auch.“
Dann laufen die beiden parallel. Dann hat Gott mich da vielleicht sogar durch das Gebet erreicht, dass ich sage: „Mensch, ich habe verstanden, ich will gar nicht mehr die Sache, um die ich eigentlich bitte, weil ich kapiert habe, du hast etwas viel Besseres für mich.“ Vielleicht zum Beispiel den, den du mir nicht gibst. Ich habe verstanden, was dein Wille für mich ist.
Dann steht der Wille Gottes über meinem Willen. Und das ist das, was es heißt, im Namen Jesu zu bitten. Dann ordne ich mich in meinem Leben unter das, was Gott in meinem Leben tut und tun will.
Merkt ihr, das war auch der erste Gedanke, als wir uns mit dem Vaterunser beschäftigt hatten? Der erste Gedanke war die Anbetung und die Unterordnung unter Gott: „Dein Wille geschehe.“ Das ist das, was der Herr Jesus Christus selbst gesagt hat, in der Situation im Garten Gethsemane, wo es hart auf die Spitze kam, seinen Willen oder seine Angst vor dem Sterben unter den Willen des Vaters zu ordnen – und er hat es getan.
Gott wünscht sich, dass wir auch im Gebet ihm so begegnen, dass er die Möglichkeit hat, uns seinen Willen zu zeigen. Erhörliches Gebet, ein Gebet, das Gott gerne hört, ist: „Ich wünsche mir das und das, wenn es in deinem Willen ist, und ansonsten mach das mit mir, was du möchtest.“
Wenn wir im Namen des Herrn Jesus beten, dann bedeutet das, dass wir etwas nach dem Willen des Herrn Jesus bitten.
Das vierte und letzte Prinzip, auf das ich hinweisen möchte, heißt: Wir müssen im Glauben beten. Auch wieder so eine typisch fromme Formulierung. Ich glaube, das heißt, wir müssen im Vertrauen darauf beten, dass Gott uns das Gute gibt, das seinem Wesen entspricht.
Es ist ja ziemlich gefährlich, wenn man jemandem sagt: „Mach mit mir, was du willst.“ Da lieferst du dich ja einem aus. Wer könnte denn dem anderen so vertrauen, dass er mit mir machen dürfte, was er will? Es gibt, glaube ich, keinen Menschen auf der Welt, den man so gut kennt, dass man so einen Satz ohne Angst aussprechen könnte.
Und da gehören die beiden Prinzipien zusammen: Ja, Gott will, dass wir uns ihm so ausliefern. Ich nehme das Wort bewusst, aber Gott will es, weil wir es im Vertrauen tun dürfen, dass er wirklich der Gute ist, der nur gute Gedanken des Friedens mit uns hat.
Versteht ihr, wie sich die beiden Dinge bedingen? Wenn ihr Angst vor Gott habt, wenn ihr Angst habt, dass Gott euer Leben kaputt macht, ruiniert, dass Gottes Leben für euch nicht schön ist, dass es euch unglücklich macht, wenn ihr glaubt, Gott nimmt euch Dinge weg, die schön sind, und gibt euch nichts dafür – dann werdet ihr auch nicht beten, dass Gottes Wille in eurem Leben geschehen soll.
Aber wenn wir der Überzeugung sind, dass wir absolutes Vertrauen haben können, dass es nur einen gibt, der gut ist, dass es nur einen gibt, der beschenken will mit Tonnen von Tonnen, was er uns geben kann, dass er die Fenster des Himmels öffnen und Segen geben will bis ins Überfluss – so steht es im Alten Testament –, dann ist da ein riesengroßer Kanal, der nur darauf wartet, aufzugehen und uns zu überschwemmen.
Psalm 23 sagt: „David, mein Becher fließt über, der gießt immer noch rein, obwohl er schon längst voll ist.“ Wenn wir das Vertrauen zu Gott haben, dann fällt es uns auch leicht, ihm unser Leben zu geben.
Unsere Vorstellung von Gott, unser Verständnis von seinem Charakter prägt massiv unser Gebetsleben. Fragt euch mal: Wie ist Gott für euch? Was sind die Wesenszüge Gottes, die euch tatsächlich am meisten beeindrucken? Ist Gott dieser Gute, dem ihr euch gerne ausliefern würdet?
Matthäus 7 ist so eine tolle Geschichte. Kurz nachdem der Herr Jesus das Vaterunser erzählt hat, steht dort in Vers 7: „Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan.“ Denn jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird aufgetan.
Jesus gibt ein Beispiel: „Welcher Mensch ist unter euch, der, wenn sein Sohn ihn um ein Brot bittet, ihm einen Stein geben wird? Keiner, ist klar. Und wenn er ihn um einen Fisch bittet, wird er ihm eine Schlange geben?“ Wie pervers müsste einer sein, der das tun würde – wie entartet im Kopf. Der Kleine hat Hunger, und du gibst ihm etwas, was ihn zum Tode sticht, oder einen Stein. Du willst ihn doch nicht veräppeln, du willst ihn doch wirklich nähren.
Jesus sagt zusammenfassend: „Wenn ihr, die ihr böse seid, euren Kindern schon gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, Gutes geben denen, die ihn bitten?“
Ist das unsere Haltung, wie wir Gott begegnen? Dann wird Gott euer Gebet beantworten.
Und all denen, die vielleicht schon lange warten auf Gebetsantwort von Gott, möchte ich das zurufen, was im Hebräerbrief 10,35 steht: „Werft eure Zuversicht und euer Vertrauen auf Gott nicht weg, denn es hat eine große Belohnung.“ Wenn ihr vielleicht gerade wartet auf Antwort oder auf Führung oder auf irgendetwas, dann werft euer existenzielles Vertrauen in Gott nicht weg, weil Gott es belohnen wird.
Gott wird es nicht nur mit der Antwort im Gebet oder mit der Antwort auf euer Gebet belohnen, sondern auch, weil es ihn ehrt, wenn wir ihm vertrauen.
Wenn mein kleines Kind zu mir kommt und sagt: „Papa, kannst du mir helfen? Ich kriege die Schraube nicht aus der Wand.“ Dann ehrt es mich, auch wenn ich keine Lust habe vielleicht – das ist eine andere Frage. Dann sagt es: „Wow, hey, sie braucht meine Hilfe!“ Und dann sagt sie: „Papa, danke!“ Das ist toll für mich als Vater.
So ist es auch zu Gott: Gott freut sich, wenn wir zu ihm kommen, und es ehrt ihn. Dafür wird er uns belohnen.
Wenn wir so beten wollen, dass Gott es erhört, dann müssen wir Punkt eins beachten: auf der Basis von Vergebung beten oder zumindest mit dem Willen zu Gott kommen, dass er unser Leben in Ordnung bringt.
Zweitens sollten wir den Geber vor der Sache suchen.
Drittens sollten wir so beten, dass der Wille Gottes über unserem Willen steht.
Und viertens sollen und müssen wir im Vertrauen darauf beten, dass Gott wirklich dieser Gute ist, der uns beschenken will.
Zum Abschluss möchte ich gerne noch ein kurzes Bild mit euch entwickeln und daran die Frage beantworten: Was passiert, wenn Gott schweigt?
Manchmal ist es so, dass Gott nicht unser Gebet beantwortet. Wir haben vielleicht alles getan, was wir in den vier Prinzipien berücksichtigt haben, was wir gerade gelernt haben. Und trotzdem schweigt Gott. Vermeintlich gibt es keine Antwort.
Was ist Gottes Idee dahinter? Oder wenn du betest und – ja, das kommt noch ein bisschen heller – vielleicht betest du auch, ohne dass du eine sehr intensive Beziehung zu Gott hast. Vielleicht bist du ein Ab-und-zu-Christ, der mal bei Gott vorbeischaut.
Gott freut sich darauf, dass du überhaupt mit ihm redest. Es gibt in der Bibel den Gedanken, dass Gott uns ganz zu sich ziehen will – das haben wir gerade entwickelt.
Wenn Gott schweigt, dann tut er das nicht, weil er auf den Mund gefallen ist, nicht, weil ihm nichts einfällt oder weil er keine Antwort auf deine Frage hätte. Sondern Gott will durch alles, was er tut, dass wir das erreichen in unserem Lebensweg, was wir vorhin gehört haben: Gott will, dass er in unserem Leben die Nummer eins ist und dass wir wirklich Freude an der Gemeinschaft mit ihm haben, unabhängig von den Dingen.
Gott will, dass die Beziehung zu ihm so ist wie in einer Ehe, wo es nicht nur darum geht, zusammen ins Kino zu gehen und Spaß zu haben oder irgendetwas Schönes zu tun und Erlebnisse zu sammeln. Da sind zwei Menschen, die immer nur glücklich sind, wenn sie Party haben oder etwas erleben. Aber wenn sie alleine sind, haben sie sich nichts zu sagen.
Gott will in der Beziehung zu ihm, dass es genau umgekehrt ist: dass wir all die Sachen drumherum – Kino, Party, Erlebnisse – im Zweifel gar nicht brauchen und trotzdem glücklich sind mit ihm.
Deshalb will er uns zu sich ziehen.
Warum schweigt Gott manchmal oder warum gibt Gott nicht? Von diesem Weg gibt es zwei Seiten.
In Jakobus 4,3 steht: „Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet.“ Vielleicht gibt Gott in eurem Leben nicht, weil ihr gar nicht betet. Beten wir genug? Das ist uns ernst. Darüber haben wir uns die letzten zwei Wochen Gedanken gemacht, ich will das nicht vertiefen, nur noch einen Punkt sagen.
Vielleicht gibt es auch Menschen heute hier, die sagen: „Hey, das mit Gott ist ziemlich abstrakt für mich, und ich kann mit dem frommen Zeug der Christen nichts anfangen.“ Hast du jemals Gott wirklich ernsthaft um etwas gebeten, zum Beispiel, dass er sich dir zeigt, dass du verstehst, ob es ihn gibt oder nicht? Tu das! Gott wird es beantworten.
Und wir, die wir Christen sind, sollten aufpassen, dass wir nicht selbst zufrieden sind und uns mit all den Dingen, die wir haben, zufrieden geben und vergessen, Gott um die wichtigen Dinge zu bitten.
Der zweite Punkt, den ich hervorheben möchte, ist: Wegen Sünde. Johannes 9,31 sagen die Juden zu Jesus: „Wir wissen, dass Gott Sünder nicht hört, sondern wenn jemand gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, den hört er.“ Steht zwischen mir und Gott Sünde, so dass Gott möchte, dass ich das erst in Ordnung bringe, dass ich erst Dinge mit ihm kläre oder überhaupt diese Beziehung zu ihm anfange?
Und das Dritte, was mir wichtig ist: Wenn mein Eigenwille mir wichtiger ist als Gottes Wille. Der Vers in Jakobus 4,3 geht so weiter: „Ihr bittet und empfangt nichts.“ Das ist genau die Situation: Ihr betet zu Gott, ihr kriegt aber nichts, weil ihr übel bittet, um es in euren Lüsten zu vergeuden.
Vielleicht haben wir Wünsche in unserem Herzen, die eigentlich nicht gut für uns sind und auch vor Gott nicht gut sind. Dann wünscht sich Gott, dass wir durch sein Schweigen merken, dass wir um Dummheiten beten oder um Dinge, die nicht gut wären, und dass wir von unserem Wunsch ablassen, weil es entweder grundsätzlich oder vielleicht auch jetzt noch nicht gut wäre.
Vielleicht gibt Gott dir wichtige Dinge, die prinzipiell gut sind, auch nicht, weil es für dich nicht gut ist, weil Gott für dich etwas anderes vorhat oder weil er es jetzt nicht will.
Hat Gott das Recht, in unserem Leben so zu handeln?
Dann gibt es noch zwei weitere Punkte, die ich mit Plus markieren möchte, weil Gott unser Vertrauen gleich warten will – das ist klar, weil Gott will, dass wir warten können auf seinen Zeitpunkt.
Und dann gibt es noch einen eigentümlichen, den ich aber für ganz wichtig halte: Manchmal gibt Gott uns Dinge nicht, die wir selber tun müssen.
Ein Beispiel in der Bibel ist die Situation mit der Speisung der Fünftausend. Viele Leute hören eine Predigt, mindestens fünftausend Männer, wahrscheinlich noch viele Frauen und Kinder dabei. Es wird Abend, und allen grummelt der Magen, weil sie lange nichts gegessen haben.
Die Jünger kommen zu Jesus und sagen: „Du, es wird spät, und es ist irgendwie nichts los hier, es ist ein öder Ort. Lass uns den Leuten sagen, dass sie an die Höfe und Stätten gehen, um sich etwas zu essen zu besorgen.“ Bitte an Jesus.
Und Jesus schaut sie an und sagt: „Gebt ihr ihnen zu essen.“ Wie soll ich das machen? Fünf Brote und zwei Fische – ziemlich wenig.
Manchmal gibt es Situationen in unserem Leben, wo Gott uns klar machen will, dass wir dran sind, dass Gott nicht noch mehr reden muss, dass Gott nicht noch mehr Hinweise, Zeichen und Antworten geben muss, sondern dass das Tun die richtige Antwort ist.
Nicht immer kommt dann ein Wunder mit fünf Broten und zwei Fischen, wo alle satt werden oder Brot vermehrt wird. Aber auch das kann ein Grund sein, warum Gott von sich aus nicht mehr gibt.
Die andere Seite haben wir vor einiger Zeit schon mal betrachtet: Wenn Gott gibt, dann kann das auch schlecht für uns sein.
Ich hatte vor sechs Wochen mal diesen Vers zitiert aus Psalm 106,13: „Da erfüllte Gott ihnen ihre Bitte, aber er sandte Schwindsucht in ihre Seelen.“ Es war nämlich so, dass das Volk voll Lust in der Wüste nach Fleisch gierte, und Gott hatte gerade Brot oder Manna für sie vorgesehen.
Das war eine Testfrage, ob sie zufrieden sind mit dem, was Gott ihnen gibt. Sie denken an den Knoblauch und all das, was sie in Ägypten hatten – wow! In der inneren Auflehnung fangen sie an, gegen Gott zu murren. Irgendwann sagt Gott: „Okay, ihr sollt’s haben, ihr kriegt es.“
Aber die Beziehung zwischen den Menschen und Gott hat einen Knacks bekommen. Schwindsucht – wer Muskelschwund hat, weiß, dass das eine ganz schlimme Krankheit ist.
Schwindsucht in der Seele heißt, dass deine Beziehung zu Gott schrittweise weniger wird. Sie ist wie die Muskeln bei einem Kranken, die irgendwann das Gerippe nicht mehr halten können. So ist deine Beziehung zu Gott vielleicht so kalt, dass sie irgendwann nicht mehr wirklich lebendig ist – und das nur, weil Gott uns gegeben hat, wonach wir so gierig waren.
Der zweite Gedanke also: Gott gibt – oder vielleicht sollten wir sagen: Gott lässt zu – unsere Wünsche als Gericht zu. Seid vorsichtig und lasst uns vorsichtig sein, Gott so anzubetteln mit Dingen, die nicht gut für uns sind. Vielleicht gibt Gott uns sie, aber macht einen Strich unter wichtige andere Dinge in unserer Beziehung zu ihm.
In Römer 1 beschreibt die Bibel Menschen, die ziemlich weit weg sind von Gott und die immer wieder nachhaltig Gott missachten, ihm nicht die Ehre geben, die er haben möchte, sich auflehnen und die Dinge wichtiger halten als das Göttliche.
Dreimal steht in Römer 1,24, 26 und 28, dass Gott sie dahingegeben hat in ihrer eigenen Lüste.
Wisst ihr, wenn Gott mit uns aufhört, uns zu erziehen, wenn Gott aufhört, dann ist wahrscheinlich das Schlimmste passiert, was uns passieren kann. Dann wendet sich Gott von uns ab.
Es wird einen Moment in dieser Weltgeschichte geben, wo Gott sich von dieser Welt abwendet, wo Gott sagt: „Wir hatten alle genug Chancen.“
Das ist kein Schwachsinn. Ich will jetzt nicht Gericht und Donner predigen, aber die Bibel sagt uns, dass das eine Realität ist.
Und ich glaube auch, dass es im Leben von Menschen möglich ist, dass Gott irgendwann sagt: „Nein, ich gebe dir nicht noch eine Antwort. Ich lasse dich jetzt laufen. Du hast genug gesehen, gehört, bekommen.“
Ich wünsche uns, dass dieser Punkt – dieses „Wenn Gott gibt oder wenn Gott kommt, dann mach dein Ding, dann hol dir, was du willst, ich passe nicht mehr auf“ – nicht erreicht wird.
Dieser Moment wäre ziemlich schlimm im Leben eines Gläubigen oder auch eines Menschen, der irgendwann mal Gott gesucht hat.
Deshalb zusammenfassend: Gott will uns zu sich führen. Gott will unser Gebet beantworten. Gott will, dass wir ein Zeugnis für sein Wesen und seinen Charakter sind.
Wenn wir das auch wollen, dann haben wir heute einige Prinzipien gelernt, wie diese Beziehung und wie dieses erhörliche Gebet, das Gott gerne erhört, funktioniert.
Ich wünsche uns, dass wir Gott näherkommen und dass unsere Beziehung zu ihm wirklich wie zwischen Vater und Kind wächst und für beide Seiten – für Gott und für uns – wirklich wertvoll ist.
Singen wir! Lieder.
2. Die Beziehung zu Gott als Geber vor der Gabe suchen
Zweites Prinzip für erhörliches Gebet: Gott möchte, dass wir den Geber vor der Gabe suchen.
Ein Beispiel: Stellt euch eine Geburtstagsparty vor. Alle Leute kommen zu euch, bringen Geschenke mit – alles wunderbar. Sie freuen sich, es ist eine gute Party. Plötzlich stellt ihr fest, dass einige Leute sich einfach nur das Essen reinstopfen, und ihr kennt diese Personen gar nicht.
Dann geht ihr hin und fragt: „Hey, hallo, wer bist du denn?“ Sie fragen euch dasselbe zurück: „Ja, wer bist du denn? Was ist das hier für eine Party? Das Essen ist lecker, aber worum geht es eigentlich?“ Merkt ihr, diese Leute würden euch wahrscheinlich von der Party rausschmeißen. Sie sind nur wegen des Essens und der Getränke da, haben aber nichts mit dem eigentlichen Anlass zu tun: dem Geber der Gaben. Das ist nämlich derjenige, der Geburtstag hat und Leute einlädt, um sich mit ihnen zu freuen. Er möchte die Beziehung zu seinen Freunden verbessern.
Ich glaube, wir sind oft ähnlich in unserer Beziehung zu Gott. Wir beten zu Gott und bitten ihn um Dinge. Aber es ist uns gar nicht wichtig, was Gott darüber denkt, ob es gut für uns ist oder ob er uns etwas geben möchte. Stattdessen sind wir fast schon besessen – nicht im wörtlichen Sinne – sondern so fixiert auf diese Sache, dass wir alles tun würden, um sie zu bekommen. Wir wünschen uns vielleicht sogar, dass Gott wie ein Automat ist: Ich werfe ein Gebet hinein, und unten kommt die Sache heraus.
Aber so funktioniert das bei Gott nicht. Gott möchte, dass wir durch das Gebet ihn als Person besser kennenlernen, dass wir ihm als Person begegnen. Dann wird auch das, was er über unser Leben denkt und was er uns geben will, wichtiger als die einzelnen Dinge, um die wir bitten.
Versteht ihr, was ich meine? Wenn wir im Gebet die Suche danach machen, Gott in seiner Person zu begegnen, dann ist es zweitrangig, welche Dinge Gott uns gibt. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht um der Sache willen so fixiert sind, Gott anzuflehen und anzubeten, dass wir vergessen zu fragen, was Gott in unserem Leben will.
In einem sehr empfehlenswerten Buch, das ich euch nur ans Herz legen kann, schreibt Cornelius Nowak: Es gehört zu Satans Strategie, uns zu täuschen, indem er in uns Wünsche weckt, die Gott sicher nicht erhören wird. Dadurch sollen wir von Gott enttäuscht werden.
Versteht ihr? Wenn es darum geht, dass wir eine Beziehung zu Gott haben, dann ist nicht jeder Wunsch, den wir an Gott herantragen, wichtig, um erfüllt zu werden. Viel wichtiger ist, dass wir fragen: „Hey, was will Gott, dass in meinem Leben passiert?“
Der Teufel ist sehr geschickt. In der Bibel wird er manchmal als Engel des Lichts bezeichnet, weil er sich verstellen kann. Er wirkt sehr fromm. So entstehen plötzlich Wünsche in unserem Herzen, mit denen wir Gott bedrängen. Gott verweigert uns diese Wünsche aus bestimmten Gründen. Dann sind wir total enttäuscht und denken: „Boah, Gott, du lässt mich hängen, du lässt mich fallen, das ist gemein von dir, du kannst doch kein guter Gott sein.“ So steigern sich unsere negativen Gedanken über Gott.
Aber wenn wir wirklich die Beziehung zu unserem Vater pflegen, dann akzeptieren wir vielleicht auch, dass es nicht um die Sache geht, die wir haben wollen, sondern dass Gott als Person derjenige ist, den wir durch das Gebet suchen.
3. Im Namen Jesu beten: Unterordnung unter Gottes Willen
Das dritte Prinzip heißt, wir müssen im Namen des Herrn Jesus bitten. Diese Formulierung findet sich in der Bibel. Jesus selbst sagt in Johannes 16,23 zu seinen Jüngern: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Was immer ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, wird er euch geben.“
Was bedeutet es, im Namen Jesu zu beten? Zunächst könnte man denken, das sei eine Art Formel, die die Tür öffnet. Man sagt: „Ich bete im Namen Jesu“, und dann öffnet sich die Tür, und man bekommt alles, was man haben möchte. So kann es natürlich nicht gemeint sein.
Dennoch steckt dahinter der Gedanke, dass wir durch den Herrn Jesus zu Gott kommen müssen. Das hatten wir schon beim Thema Vergebung angesprochen, aber es geht noch etwas weiter. Jesus sagt in Johannes 16,26: „An jenem Tag werdet ihr bitten in meinem Namen, und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde; denn der Vater selbst hat euch lieb, weil ihr mich geliebt und geglaubt habt, dass ich von Gott ausgegangen bin.“
Jesus betont hier, dass es nicht darum geht, dass er sich für uns einsetzt und zu Gott sagt: „Bitte, erhör doch das Gebet von Markus.“ Stattdessen wird unser Gebet erhört, weil Gott selbst uns als Vater liebt. Wenn wir durch den Herrn Jesus zu ihm kommen, nimmt Gott unsere Bitten ernst und beantwortet sie gerne, wenn sie gut für uns sind.
Ein weiterer Vers dazu ist 1. Johannes 5,14: „Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass er uns hört, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten.“ Ich glaube, das ist der Schlüssel. Im Namen Jesu zu beten heißt nicht, eine bestimmte Formel zu sprechen. Es bedeutet vielmehr, so zu beten, dass es dem Willen des Herrn Jesus für uns entspricht.
Letztendlich gibt Gott uns nur das, was er will. Wir müssen versuchen, im Gebet so viel Nähe zu Gott zu haben, dass wir sagen: „Gott, was immer du willst, das will ich auch.“ Dann laufen Gottes Wille und unser Wunsch parallel. Vielleicht führt uns das Gebet sogar dahin, dass wir sagen: „Mensch, ich habe verstanden, ich will gar nicht mehr die Sache, um die ich eigentlich bitte, weil ich erkannt habe, dass du etwas viel Besseres für mich hast.“ Vielleicht ist das, was wir erbitten, gar nicht das Richtige für uns.
Wenn wir den Willen Gottes über unseren eigenen stellen, dann ist das, was es heißt, im Namen Jesu zu bitten. Wir ordnen uns damit unter das, was Gott in unserem Leben tut und tun will.
Das war auch der erste Gedanke, als wir uns mit dem Vaterunser beschäftigt haben. Der erste Gedanke war die Anbetung und die Unterordnung unter Gott: „Dein Wille geschehe.“ Das ist das, was der Herr Jesus Christus selbst gesagt hat in der Situation im Garten Gethsemane. Dort, als es hart auf hart kam, hat er seinen eigenen Willen und seine Angst vor dem Sterben unter den Willen des Vaters gestellt – und er hat es getan.
Gott wünscht sich, dass wir ihm auch im Gebet so begegnen, dass er die Möglichkeit hat, uns seinen Willen zu zeigen. Ein erhörtes Gebet, ein Gebet, das Gott gerne hört, ist: „Ich wünsche mir das und das, wenn es in deinem Willen ist. Und ansonsten mach mit mir, was du möchtest.“
Wenn wir im Namen des Herrn Jesus beten, bedeutet das, dass wir etwas nach dem Willen des Herrn Jesus bitten.
4. Im Glauben und Vertrauen beten
Das vierte und letzte Prinzip, auf das ich hinweisen möchte, lautet: Wir müssen im Glauben beten. Das klingt zunächst wie eine typische fromme Floskel. Ich glaube jedoch, es bedeutet, dass wir im Vertrauen darauf beten müssen, dass Gott uns das Gute gibt, das seinem Wesen entspricht.
Es ist ziemlich gefährlich, jemandem zu sagen: „Mach mit mir, was du willst.“ Damit liefert man sich vollkommen aus. Wer könnte einem anderen Menschen so sehr vertrauen, dass er ihm erlauben würde, mit ihm zu machen, was er will? Ich glaube, es gibt keinen Menschen auf der Welt, den man so gut kennt, dass man diesen Satz ohne Angst sagen könnte.
Hier gehören zwei Prinzipien zusammen: Gott will, dass wir uns ihm so ausliefern. Ich benutze das Wort bewusst, denn Gott will es, weil wir es im Vertrauen tun dürfen. Wir dürfen darauf vertrauen, dass er wirklich der Gute ist, der nur gute Gedanken des Friedens mit uns hat.
Versteht ihr, wie sich diese beiden Dinge bedingen? Wenn ihr Angst vor Gott habt, wenn ihr Angst habt, dass Gott euer Leben kaputt macht oder ruiniert, dass Gottes Wille für euch nicht schön ist und euch unglücklich macht, wenn ihr glaubt, Gott nimmt euch Dinge weg, die schön sind, und gibt euch nichts dafür, dann werdet ihr auch nicht beten, dass Gottes Wille in eurem Leben geschehen soll.
Aber wenn wir der Überzeugung sind, dass wir absolutes Vertrauen haben können, dann ändert sich alles. Es gibt nur einen, der gut ist. Es gibt nur einen, der uns mit Tonnen von Gaben beschenken will. Er will die Fenster des Himmels öffnen und Segen geben bis in den Überfluss, wie es im Alten Testament heißt.
Da gibt es einen riesengroßen Kanal, der nur darauf wartet, sich zu öffnen und uns zu überschwemmen. Psalm 23 sagt: „David, mein Becher fließt über.“ Er wird immer noch weiter gefüllt, obwohl er längst voll ist. Wenn wir dieses Vertrauen zu Gott haben, fällt es uns auch leicht, ihm unser Leben zu geben.
Unsere Vorstellung von Gott, unser Verständnis von seinem Charakter prägt unser Gebetsleben massiv. Fragt euch einmal: Wie ist Gott für euch? Was sind die Wesenszüge Gottes, die euch am meisten beeindrucken? Ist Gott für euch der Gute, dem ihr euch gerne ausliefern möchtet?
Matthäus 7 enthält eine so tolle Geschichte. Kurz nachdem der Herr Jesus das Vaterunser gelehrt hat, sagt er in Kapitel 7, Verse 7 bis 11: „Bittet, und es wird euch gegeben; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch aufgetan.“ Denn jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet. Auch wenn wir manchmal nicht alles finden, was wir suchen, wird dem Anklopfenden aufgetan.
Jesus gibt ein Beispiel dazu: „Welcher Mensch ist unter euch, der, wenn sein Sohn ihn um ein Brot bittet, ihm einen Stein geben wird? Keiner, ist klar. Und wenn er ihn um einen Fisch bittet, wird er ihm eine Schlange geben?“
Wie pervers müsste jemand sein, der so etwas täte? Wie entstellt im Kopf? Der Kleine hat Hunger, und du gibst ihm etwas, das ihn zum Tode bringen könnte, oder einen Stein. Du willst ihn doch nicht veräppeln, sondern wirklich nähren.
Jesus fasst zusammen: „Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten?“
Ist das unsere Haltung, wie wir Gott begegnen? Wenn ja, dann wird Gott unser Gebet beantworten.
Umgang mit Gottes Schweigen im Gebet
Und all denen, die vielleicht schon lange auf eine Gebetsantwort von Gott warten, möchte ich das zurufen, was in Hebräer 10,35 steht: Werft eure Zuversicht und euer Vertrauen auf Gott nicht weg, denn es hat eine große Belohnung.
Wenn ihr gerade auf eine Antwort, auf Führung oder auf irgendetwas wartet, dann werft euer existenzielles Vertrauen in Gott nicht weg. Gott wird es belohnen. Er wird euch nicht nur mit einer Antwort auf euer Gebet belohnen, sondern auch, weil es ihn ehrt, wenn wir ihm vertrauen.
Wenn mein kleines Kind zu mir kommt und sagt: „Papa, kannst du mir helfen? Ich kriege die Schraube nicht aus der Wand“, dann ehrt mich das, auch wenn ich vielleicht keine Lust habe – das ist eine andere Frage. Dann denke ich: „Wow, sie braucht meine Hilfe.“ Und wenn sie dann sagt: „Papa, danke!“, ist das für mich als Vater etwas Tolles.
So ist es auch bei Gott. Gott freut sich, wenn wir zu ihm kommen. Es ehrt ihn, und dafür wird er uns belohnen.
Wenn wir beten wollen, damit Gott unser Gebet erhört, müssen wir einige Dinge beachten:
Erstens sollten wir auf der Basis von Vergebung beten oder zumindest mit dem Willen zu Gott kommen, dass er unser Leben in Ordnung bringt.
Zweitens sollten wir den Geber vor der Sache suchen.
Drittens sollten wir so beten, dass der Wille Gottes über unserem Willen steht.
Viertens sollen und müssen wir im Vertrauen darauf beten, dass Gott wirklich der Gute ist, der uns beschenken will.
Warum Gott manchmal schweigt
Zum Abschluss möchte ich noch ein kurzes Bild mit euch entwickeln und daran die Frage beantworten, was passiert, wenn Gott schweigt. Machen wir hier vorne ein kleines Bild, während das hier hochfährt.
Manchmal ist es so, dass Gott unser Gebet nicht beantwortet. Vielleicht haben wir alles getan, was wir in den vier Prinzipien berücksichtigt haben, die wir gerade gelernt haben. Trotzdem schweigt Gott. Vermeintlich gibt es keine Antwort. Was ist Gottes Idee dahinter?
Oder vielleicht betest du auch, ohne eine sehr intensive Beziehung zu Gott zu haben. Vielleicht bist du ein „Ab und zu mal Christ“, der mal bei Gott vorbeischaut. Gott freut sich darüber, dass du überhaupt mit ihm redest. In der Bibel gibt es den Gedanken, dass Gott uns ganz zu sich ziehen will – das haben wir gerade entwickelt.
Wenn Gott schweigt, dann tut er das nicht, weil er auf den Mund gefallen ist. Er tut es auch nicht, weil ihm gerade nichts einfällt oder weil er keine Antwort auf deine Frage hat. Gott will durch alles, was er tut, dass wir auf unserem Lebensweg das erreichen, was wir vorhin gehört haben. Er will, dass er in unserem Leben die Nummer eins ist und dass wir wirklich Freude an der Gemeinschaft mit ihm haben – unabhängig von äußeren Umständen.
Gott möchte, dass unsere Beziehung zu ihm so ist wie in einer Ehe, aber eben anders. In einer Ehe gehen zwei Menschen zusammen ins Kino, haben Spaß und erleben schöne Dinge. Sie sind glücklich, wenn sie gemeinsam etwas unternehmen. Aber wenn sie alleine sind, haben sie sich oft nichts zu sagen.
Gott will in der Beziehung zu ihm genau das Gegenteil: Wir sollen all die Dinge drumherum – Kino, Party, Erlebnisse – im Zweifel gar nicht brauchen und trotzdem glücklich sein mit ihm. Deshalb will er uns zu sich ziehen.
Warum schweigt Gott manchmal oder warum gibt Gott nicht? Zu diesem Weg gibt es zwei Seiten.
Erstens: Gott gibt nicht, weil ihr vielleicht gar nicht betet. In Jakobus 4,3 steht: „Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet.“ Vielleicht betet Gott in eurem Leben nicht, weil ihr nicht betet. Beten wir genug? Darüber haben wir uns in den letzten zwei Wochen Gedanken gemacht. Ich will das nicht vertiefen, sondern nur noch einen Punkt sagen.
Vielleicht gibt es auch Menschen hier, die sagen: „Das mit Gott ist ziemlich abstrakt für mich, und ich kann mit dem frommen Zeug der Christen nichts anfangen.“ Hast du jemals Gott wirklich ernsthaft um etwas gebeten? Zum Beispiel, dass er sich dir zeigt, damit du verstehst, ob es ihn gibt oder nicht? Tu das! Gott wird es beantworten.
Wir, die Christen sind, sollten aufpassen, dass wir nicht selbst zufrieden sind mit dem, was wir haben, und vergessen, Gott um die wichtigen Dinge zu bitten.
Der zweite Punkt ist die Sünde. Johannes 9,31 sagt, die Juden zu Jesus: „Wir wissen, dass Gott Sünder nicht hört, sondern wenn jemand gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, den hört er.“ Steht zwischen mir und Gott Sünde? Möchte Gott, dass ich das erst in Ordnung bringe? Dass ich Dinge mit ihm kläre, bevor die Beziehung zu ihm richtig anfängt?
Das Dritte, was mir wichtig ist: Wenn mein Eigenwille mir wichtiger ist als Gottes Wille. Jakobus 4,3 geht weiter: „Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, um es in euren Lüsten zu vergeuden.“ Vielleicht haben wir Wünsche in unserem Herzen, die eigentlich nicht gut für uns sind. Die sind auch vor Gott nicht gut.
Gott wünscht sich, dass wir durch sein Schweigen merken, dass wir um Dummheiten beten oder um Dinge, die nicht gut wären. Er möchte, dass wir von unserem Wunsch ablassen, weil es entweder grundsätzlich oder vielleicht auch gerade jetzt noch nicht gut wäre.
Vielleicht gibt Gott dir wichtige Dinge, die prinzipiell gut sind, auch nicht. Weil es für dich nicht gut ist, weil Gott für dich etwas anderes vorhat oder weil er es jetzt nicht will. Hat Gott das Recht, in unserem Leben so zu handeln?
Dann gibt es noch zwei weitere Punkte, die ich mit einem Pluszeichen markieren möchte.
Erstens: Gott will unser Vertrauen auf die Probe stellen. Er möchte, dass wir auf seinen richtigen Zeitpunkt warten können.
Zweitens gibt es einen eigentümlichen Punkt, den ich aber für sehr wichtig halte. Manchmal gibt Gott uns Dinge nicht, weil wir sie selbst tun müssen.
Ein Beispiel aus der Bibel ist die Speisung der Fünftausend. Viele Leute hören eine Predigt – mindestens fünftausend Männer, wahrscheinlich noch viele Frauen und Kinder – und es wird Abend. Allen knurrt der Magen, weil sie lange nichts gegessen haben.
Die Jünger kommen zu Jesus und sagen: „Du, es wird spät, und es ist hier ein öder Ort. Lass uns den Leuten sagen, dass sie an die Höfe und Stätten gehen, um sich etwas zu essen zu besorgen.“ Das ist ihre Bitte an Jesus.
Jesus schaut sie an und sagt: „Gebt ihr ihnen zu essen.“ Die Jünger antworten: „Wie soll ich das machen? Fünf Brote und zwei Fische – das ist ziemlich wenig.“
Manchmal gibt es Situationen in unserem Leben, in denen Gott uns klar machen will, dass wir jetzt dran sind. Dass Gott nicht noch mehr reden muss, nicht noch mehr Hinweise, Zeichen oder Antworten geben muss. Sondern dass das Tun die richtige Antwort ist.
Nicht immer kommt dann ein Wunder mit fünf Broten und zwei Fischen, bei dem alle satt werden oder Brot vermehrt wird. Aber auch das kann ein Grund sein, warum Gott von sich aus nicht mehr gibt.
Die andere Seite, die wir vor einiger Zeit schon betrachtet haben: Wenn Gott gibt, dann kann das auch schlecht für uns sein.
Vor sechs Wochen habe ich einen Vers aus Psalm 106,13 zitiert. Dort steht: „Da erfüllte Gott ihnen ihre Bitte, aber er sandte Schwindsucht in ihre Seelen.“ Das Volk gierte in der Wüste nach Fleisch, obwohl Gott ihnen Brot oder Manna vorgesehen hatte.
Das war eine Testfrage: Sind sie zufrieden mit dem, was Gott ihnen gibt? Sie dachten an den Knoblauch und all das, was sie in Ägypten hatten, und in ihrer inneren Auflehnung fingen sie an, gegen Gott zu murren.
Irgendwann sagt Gott: „Okay, ihr sollt es haben, ihr bekommt es.“ Aber die Beziehung zwischen den Menschen und Gott hat einen Knacks bekommen.
Schwindsucht, also Muskelschwund, ist eine schlimme Krankheit. Schwindsucht in der Seele bedeutet, dass deine Beziehung zu Gott Schritt für Schritt weniger wird. So wie die Muskeln bei einem Kranken irgendwann das Gerüst nicht mehr halten können, wird deine Beziehung zu Gott vielleicht so kalt, dass sie irgendwann nicht mehr lebendig ist.
Und das nur, weil Gott uns gegeben hat, wonach wir so gierig waren.
Der zweite Gedanke: Gott gibt oder lässt unsere Wünsche als Gericht zu. Seid vorsichtig und lasst uns vorsichtig sein, Gott mit Dingen zu bedrängen, die nicht gut für uns sind. Vielleicht gibt Gott uns sie, aber das macht einen Strich unter wichtige andere Dinge in unserer Beziehung zu ihm.
In Römer 1 beschreibt die Bibel Menschen, die weit weg von Gott sind und ihn immer wieder missachten. Sie geben Gott nicht die Ehre, die er verdient, lehnen sich auf und halten andere Dinge für wichtiger als das Göttliche.
Dreimal heißt es in Römer 1, Verse 24, 26 und 28, dass Gott sie dahingegeben hat in ihrer eigenen Lüste.
Wenn Gott mit uns aufhört, uns zu erziehen, wenn Gott aufhört, dann ist wahrscheinlich das Schlimmste passiert, was uns passieren kann. Dann wendet sich Gott von uns ab.
Es wird einen Moment in der Weltgeschichte geben, in dem Gott sich von dieser Welt abwendet und sagt: „Wir hatten alle genug Chancen.“
Das ist keine leere Drohung. Ich möchte jetzt nicht Gericht und Donner predigen, aber die Bibel sagt uns, dass das eine Realität ist.
Ich glaube auch, dass es im Leben von Menschen möglich ist, dass Gott irgendwann sagt: „Nein, ich gebe dir nicht noch eine Antwort. Ich lasse dich jetzt laufen. Du hast genug gesehen, gehört, bekommen.“
Ich wünsche uns, dass wir diesen Punkt nicht erreichen: Wenn Gott gibt oder wenn Gott kommt, dann mach dein Ding, dann hol dir, was du willst, ich passe nicht mehr auf.
Dieser Moment wäre ziemlich schlimm im Leben eines Gläubigen oder auch eines Menschen, der irgendwann einmal Gott gesucht hat.
Deshalb zusammenfassend: Gott will uns zu sich führen. Gott will unser Gebet beantworten. Gott will, dass wir ein Zeugnis für sein Wesen und seinen Charakter sind.
Wenn wir das auch wollen, dann haben wir heute einige Prinzipien gelernt, wie diese Beziehung und wie das erhörte Gebet, das Gott gerne erhört, funktioniert.
Ich wünsche uns, dass wir Gott näherkommen und dass unsere Beziehung zu ihm wirklich wie zwischen Vater und Kind wächst und für beide Seiten – für Gott und für uns – wirklich wertvoll ist.
Singen wir! Lieder!