Einführung in das Thema der geistlichen Gaben
Das Thema heute Nachmittag lautet 1. Korinther 12 bis 14 – die geistlichen Gaben. Auf der Einladung stand geschrieben, dass der Apostel Paulus in drei zusammenhängenden Kapiteln eine umfassende Darstellung der geistlichen Gaben und ihrer praktischen Ausübung gibt.
Ein gründliches Studium dieser Kapitel hilft, Gottes Gedanken im Hinblick auf den persönlichen Dienst für den Herrn besser zu verstehen. Zudem erleichtert es die wichtige Aufgabe in der heutigen Zeit, zwischen echten Gaben und imitierten Gaben klar zu unterscheiden.
Das ausgeteilte Skript umfasst den Text dieser drei Kapitel. Der Bibeltext hier aus 1. Korinther 12-14 entstammt der alten Elberfelder Übersetzung. Er wurde leicht revidiert und dem Mehrheitstext angepasst.
Der Mehrheitstext ist der Text, der durch etwa 90 % der rund 5.000 Handschriften des Neuen Testaments bestätigt wird, die wir heute haben. Diese zeigen eine erstaunliche Einheit auf. Deshalb ist der Mehrheitstext ein wichtiges Argument dafür, dass er den ursprünglichen Text wiedergibt.
Ich habe diesen Text mit etwa achtzig kommentierenden Fußnoten versehen. Wir wollen also Vers für Vers durch diese Kapitel hindurchgehen – durch diesen Brief, den Paulus im Jahr 54 aus Ephesus an die Gemeinde in Korinth geschrieben hatte.
Die Gemeinde war in Unordnung, und so musste vieles hier Punkt für Punkt geklärt werden. In den Kapiteln 12, 13 und 14 haben wir einen Themenblock vor uns. Das wird gerade auch in Kapitel 12, Vers 1 deutlich eingeführt, wo es heißt: „Was aber die geistlichen Wirkungen betrifft, Brüder, so will ich nicht, dass ihr unkundig seid.“
In Kapitel 15 geht es dann um das Thema der Auferstehung. Dort beginnt also wieder ein neuer Themenblock. So bilden diese drei Kapitel eine ganz klare Einheit.
Es ist allerdings so, dass jedes dieser drei Kapitel – 12, 13 und 14 – einen ganz besonderen Charakter trägt und eine besondere Thematik vor sich hat. Wir können diese drei Kapitel mit den drei Namen des Heiligen Geistes überschreiben, wie wir sie in 2. Timotheus 1, Vers 7 finden.
Paulus sagt dort zu Timotheus: „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“
Wir werden sehen: In 1. Korinther 12 wird uns besonders der Geist der Kraft vorgestellt. Hier wird auch die Vielfältigkeit betont, wie der Heilige Geist wirkt.
In Kapitel 13 finden wir dieses wunderbare Kapitel über die Liebe, über die göttliche Liebe. Hier passt der zweite Name: der Geist der Liebe.
In 1. Korinther 14 geht es darum, dass die Gaben in der Gemeinde sinnvoll eingesetzt werden sollen – und zwar immer mit dem Blick auf den Anderen, damit der Andere weitergeführt, auferbaut und geistlich gefördert wird.
Dabei muss man besonnen sein und sich gut überlegen, was nützt und was nichts nützt. Paulus erklärt dort, dass man am Verstand erwachsen sein soll und nicht Kinder am Verstand bleiben darf.
Dazu passt genau der Name des Heiligen Geistes: Er ist ein Geist der Besonnenheit. Man kann auch übersetzen: ein Geist der Selbstbeherrschung oder des gesunden Sinnes.
So passt es also ganz wunderbar zu diesen drei Kapiteln: der Geist der Kraft, der Geist der Liebe und der Geist der Besonnenheit.
Vorbemerkungen zum Thema geistliche Wirkungen (1. Korinther 12,1-3)
Wir lesen nun die ersten drei Verse in 1. Korinther 12, die ich mit „Vorbemerkungen zum Thema“ überschrieben habe.
Was aber die geistlichen Wirkungen betrifft, Brüder, so will ich nicht, dass ihr unkundig seid. Ihr wisst, dass ihr, als ihr von den Heiden wart, zu den stummen Götzenbildern hingeführt wurdet, so wie ihr irgend zu ihnen hingerissen wurdet. Deshalb tue ich euch kund, dass niemand im Geist Gottes redend Jesus verflucht nennt. Und es kann niemand Jesus Herrn nennen als nur im Heiligen Geist.
Vers 1 macht deutlich: Hier geht es um das Thema der geistlichen Wirkungen. In der Fußnote 1 habe ich erklärt, dass im Grundtext das griechische Wort pneumatikos steht, was „geistlich“ bedeutet. Im Deutschen müssen wir das ergänzen zu „geistliche Wirkung“ oder „geistliche Offenbarung“, also wie sich der Heilige Geist entfaltet – geistliche Offenbarung oder geistliche Gabe.
Ich habe hier „Wirkungen“ geschrieben und nicht „Gabe“. Wir werden gleich sehen, dass es in 1. Korinther 12 eigentlich nicht darum geht, welche Gaben der Heilige Geist gibt, sondern darum, wie der Heilige Geist durch die bereits gegebenen Gaben wirkt. Es geht also ganz speziell um die geistliche Wirkung, die geistlichen Wirkungen.
Der Apostel Paulus sagt, dass dies ein Thema ist, über das die Gläubigen Klarheit haben sollten. Das ist ein fundamentales Thema für das Christenleben. Er betont: „Ich möchte nicht, dass ihr unkundig seid.“
Wenn es um geistliche Wirkungen geht, will der Apostel klarmachen, dass geistliche Wirkungen des Heiligen Geistes von ganz anderer Art sind als geistliche Wirkungen im Heidentum. Hier geht es um den Heiligen Geist und nicht um unreine oder böse Geister.
Darum erklärt der Apostel: Ihr mögt euch erinnern, als ihr früher Heiden wart, da habt ihr auch geistliche Kräfte und Wirkungen erlebt. Die Götzenbilder selbst sind zwar nichts – sie sind nur Materie, stumme Götzenbilder – und trotzdem habt ihr in Verbindung mit diesen Kulten erlebt, dass unsichtbare geistliche Wirkungen da sind.
Es heißt, dass ihr zu den stummen Götzenbildern hingeführt wurdet, so wie ihr irgend zu ihnen hingerissen wurdet. Das ist typisch: diese Passivität, bei der der Mensch einer anderen Macht ausgeliefert ist, die ihn so richtig in Bewegung bringt.
Passivität ist etwas ganz Grundsätzliches und Wichtiges in den heidnischen Kulten. Zum Beispiel im Hinduismus: Im Yoga übt man mit bestimmten Übungen, dass der Geist des Menschen mit der Zeit passiv wird. Darum sind diese Übungen auch ganz langsam und dürfen nicht schnell gemacht werden. Sie sind so angelegt, dass der Geist des Menschen durch ein längeres Training immer mehr passiv wird. Dann kann nämlich ein anderer Geist aktiv werden. Das ist das Ziel.
Wenn man lange Yoga-Übungen macht, erreicht man am Schluss sogar eine Phase, in der man Visionen bekommt. Aber das ist nur eine der Arten, wie man passiv werden kann.
Man kann das Gleiche auch auf ganz andere Weise erreichen, nämlich durch den Gebrauch von Drogen. Darum spielen Drogen in vielen Stammesreligionen, wie zum Beispiel bei indianischen Stämmen, eine wichtige Rolle. Der Schamane oder Zauberer nimmt Drogen, um in einen Zustand der Passivität zu kommen. Dann hat man die idealen Voraussetzungen, dass ein anderer Geist die Kontrolle übernimmt.
Man kann das aber auch zum Beispiel mit harten, monotonen Rhythmen erreichen. Das wird seit Alters her in afrikanischen Stämmen besonders geübt. Der Schamane wird dort stundenlang dem Tamtam ausgesetzt. Auch das macht den menschlichen Geist passiv, und dann wird der Schamane so richtig von geistlichen Mächten mitgerissen.
Das hatten die Korinther auch erlebt: Ihre Religion, die sie früher hatten, war nicht einfach nichts, sondern da waren Wirkungen. Aber typisch ist, dass sie passiv waren, gewissermaßen mitgerissen von einer Macht. Das ist ganz anders im Christentum.
Nach 2. Timotheus 1,7 haben wir einen Geist der Besonnenheit oder Selbstbeherrschung. Der Heilige Geist führt uns gerade dahin, dass er uns hilft, uns selbst zu beherrschen.
Deshalb tue ich euch kund: Niemand, der im Geist Gottes redet, nennt Jesus verflucht. Im Geist Gottes – Fußnote 2 erklärt, das heißt „in der Kraft“. Das ist die griechische Ausdrucksweise, um zu sagen „im Geist“, das heißt, der Geist ist die Kraft.
Der Heilige Geist erniedrigt also nie die Person des Herrn Jesus. Auf der anderen Seite ist es typisch, dass der Heilige Geist der Person des Herrn Jesus die Herrlichkeit gibt. Es kann niemand Jesus Herrn nennen als nur in der Kraft des Heiligen Geistes.
Der Herr Jesus hat den Heiligen Geist am Vorabend der Kreuzigung angekündigt. Da hat er den Jüngern gesagt, in Johannes 16,14: „Er wird mich verherrlichen.“ Also der Heilige Geist, der selbst Gott ist, dem Vater und dem Sohn gleich, was seine ewige Existenz, seine Allmacht und Allgegenwart betrifft, will sich nicht in den Mittelpunkt stellen, sondern speziell den Sohn verherrlichen.
Das ist der Ratschluss Gottes: Der Heilige Geist will den Sohn verherrlichen.
Man kann merken: Im Heidentum ist dieses passive Mitgerissenwerden typisch. Im Christentum hingegen wird die Person des Sohnes Gottes verherrlicht.
Darum, sobald in der Verkündigung nicht der Sohn in besonderer Weise im Zentrum steht, muss man aufhorchen. Der Geist Gottes spricht nicht besonders viel von sich, sondern ganz wichtig vom Sohn und zwar von seiner Autorität, die hier besonders vorangestellt wird: Jesus Herr nennen.
Ich habe diese Anekdote auch schon erzählt: Ein indischer Evangelist war am Bahnhof und musste lange warten. Er wollte die Zeit ein bisschen mit Predigen nutzen. Als er zu evangelisieren begann, kam ein Moslem und sagte ihm: „Die Bibel ist falsch.“ Warum? „In der Bibel steht, man kann nur im Geist Gottes sagen ‚Herr Jesus‘.“ „Stimmt das?“ „Ja, das stimmt. Jetzt hör mal gut zu.“ „Ja, Herr Jesus, die Bibel ist falsch. Habe ich den Heiligen Geist?“ „Nein.“ „Siehst du, ich kann ‚Herr Jesus‘ sagen.“
Dann hat er gesagt: „Gut, warte mal ein bisschen.“ Er hat die Leute auf dem Bahnhof herbeigerufen: „Kommt mal alle her, da steht jemand, der möchte euch ein Bekenntnis ablegen.“ Und dann ist der Muslim verschwunden.
Es geht nicht darum, dass man einfach sagen kann „Herr Jesus“. Es geht darum, dass man, wenn man das sagt, wirklich meint: Der Herr Jesus ist die Autorität in meinem Leben. Das kann man nur in der Kraft des Heiligen Geistes.
Wir Menschen würden uns nie der Autorität des Sohnes Gottes beugen. Aber es ist bedenkenswert: Während in den Evangelien, wo der Herr Jesus als der erniedrigte Christus beschrieben wird, meist von Jesus gesprochen wird, finden wir ab Auferstehung, Himmelfahrt und Verherrlichung zur Rechten Gottes – etwa in Apostelgeschichte 1 – den so häufigen Gebrauch „Herr Jesus“ oder „Herr Jesus Christus“.
Da sollte man sich Gedanken machen: Wenn man dauernd über den Sohn Gottes spricht als „Jesus, Jesus, Jesus“, warum eigentlich nicht „Herr Jesus“? Er ist der verherrlichte Herr, der jetzt als Mensch und Gott den Platz zur Rechten des Thrones im Himmel eingenommen hat. Wir wirken hier auf der Erde unter seiner Autorität.
Wenn wir ganz bewusst und nicht einfach als leere Gewohnheit ihn „Herr Jesus“ nennen, drücken wir das aus, was der Heilige Geist auch in uns wirken möchte.
Diese beiden Hauptpunkte haben wir hier in den Vorbemerkungen zum Thema der Verse 1 bis 3.
Vielfalt der Gaben, Dienste und Wirkungen (1. Korinther 12,4-11)
Jetzt gehe ich weiter zu Vers vier und den folgenden. Diese Verse habe ich überschrieben mit „Vielfalt der Gaben, Dienste und Wirkungen“. Es sind Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber es ist derselbe Geist. Es sind Verschiedenheiten von Diensten, und doch ist derselbe Herr. Es sind Verschiedenheiten von Wirkungen, aber es ist derselbe Gott, der alles in allen wirkt. Einem jeden aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben.
Hier haben wir drei wichtige Ausdrücke: Gnadengaben, Dienste, Wirkungen. Sie sind nicht dasselbe, hängen aber eng zusammen. Und sie werden hier gleich verbunden mit dem Dreieinigen Gott. In Verbindung mit diesen drei Ausdrücken wird gesprochen über den Geist, über den Herrn und dann über Gott.
Übrigens: „Herr“ ist im Alten Testament ein Ausdruck, der besonders Gott bezeichnet. Im Judentum benutzt man den Ausdruck „Herr“, wenn man über Yahweh spricht. Im Neuen Testament wird besonders der Sohn mit diesem Ausdruck „Herr“ bezeichnet. Das betont seine Autorität, aber auch seine Gottheit. Es geht hier um den Dreieinigen Gott, darum wird gesprochen über Geist, Herr, Gott.
Der Ausdruck „Gnadengaben“ habe ich in der Fußnote vier erklärt; er entspricht dem griechischen „Charisma“. Von diesem Ausdruck leitet sich übrigens der heutige Gebrauch oder Ausdruck „charismatische Bewegung“ ab. Charisma bedeutet einfach Gnadengeschenk, unverdientes Geschenk. Charis heißt Gnade, und Charisma ist die Gnadengabe, das unverdiente Geschenk.
Das kann spezielle Begabungen bezeichnen, die Gott gibt. Ich habe hier auch noch verwiesen auf Römer 6, Vers 23, den sollte jeder auswendig kennen: „Der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben durch Christus Jesus, unseren Herrn.“ Das ewige Leben wird dort als Charisma bezeichnet. In dem Sinne ist jeder, der ewiges Leben hat, charismatisch.
Man merkt aber, die Reaktion zeigt es: Der Ausdruck „charismatisch“ hat heute eine sehr eingegrenzte Bedeutung bekommen. Man meint damit insbesondere übernatürliche Begabungen. Der biblische Gebrauch ist viel weiter: Er meint einerseits übernatürliche Begabungen wie Sprachen, Reden, Heilungen usw., aber auch Begabungen wie Hilfeleistungen, die ebenfalls als Charisma bezeichnet werden. Dann auch das ewige Leben.
In 1. Korinther 7 geht es um die Frage, ob man heiraten soll oder nicht. Der Apostel Paulus erklärt: Natürlich ist Heiraten eine gute Sache. Aber wenn jemand von Gott einen speziellen Weg der Ehelosigkeit geführt wird, hat er besondere Vorteile im Dienst für den Herrn, weil er von manchen Pflichten entbunden ist und Dinge tun kann, die ein Verheirateter nicht gleich tun könnte.
Paulus sagt in 1. Korinther 7,7: „Ich wünsche aber, alle Menschen wären wie auch ich selbst.“ Er hatte den Weg der Ehelosigkeit gewählt, aber nicht, weil er ans Zölibat geglaubt hätte oder die Ehe verachtet hätte, sondern weil Paulus einen ganz schwierigen Dienst tun sollte, den er so nur als Unverheirateter tun konnte.
Dann sagt er: „Aber ein jeder hat seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so.“ Also ist es ein Charisma von Gott, wenn man den Weg der Ehe gehen darf, und es ist ein Charisma von Gott, wenn er uns die Kraft gibt, wegen des Dienstes für Gott den Weg der Ehelosigkeit zu gehen. Man wäre also auch charismatisch, wenn man verheiratet ist oder eben nicht.
Das soll deutlich machen, wie weit dieser Begriff in der Bibel ist und wie stark man ihn heute verengt hat gegenüber dem biblischen Sprachgebrauch.
In 1. Korinther 12 bis 14 geht es um spezielle Begabungen, die Gott den Erlösten gegeben hat, um ihm zu dienen, aber Begabungen, die sie nicht verdient haben, eben unverdiente Gaben. Dann haben wir den zweiten Ausdruck „Dienste“ und schließlich „Wirkungen“.
Man kann sich vorstellen: Zwei Menschen haben die gleiche Gnadengabe, sie sind beide Evangelisten. Aber das heißt nicht, dass sie den gleichen Dienst tun. Der eine kann als Evangelist zum Beispiel öffentliche Vorträge halten, der andere geht auf den Marktplatz und spricht mit den Leuten. Sie haben die gleiche Gnadengabe, aber unterschiedliche Dienste.
Die Dienste sind also auch eine Vielfalt, die Gott wirkt. Es gibt Verschiedenheiten von Gnadengaben, eine Fülle von verschiedenen Begabungen, aber auch Verschiedenheiten von Diensten, die eigentlich noch größer sind als die Verschiedenheit von Gaben. Denn mit derselben Gabe kann man ganz unterschiedliche Dienste tun.
Drittens gibt es auch Verschiedenheiten von Wirkungen. Ein Evangelist oder zwei Evangelisten können beide die gleiche Gnadengabe haben und denselben Dienst tun, zum Beispiel auf dem Marktplatz sprechen. Aber sie tun das trotzdem ganz unterschiedlich. Die Art und Weise, wie der Heilige Geist durch diese Menschen wirkt, ist in jedem Fall anders.
Auch hier gibt es eine Verschiedenheit von Wirkungen. Diese ganze Fülle kommt von Gott: Verschiedenheiten von Gnadengaben – derselbe Geist, Verschiedenheiten von Diensten – derselbe Herr, Verschiedenheiten von Wirkungen – derselbe Gott. Wichtig ist: Dieser Gott wirkt das alles in allen.
Das sollte man auch noch unterstreichen: in allen. Es gibt im Christentum keine Einteilung in Aktive und Passive, Klerus und Laien, Pfarrer und Volk oder andere Unterteilungen. Dienst für Gott ist für alle, und Gott will durch alle Erlösten wirken.
Das ist genau das Thema, das die Reformatoren neu aus der Bibel entdeckten. Sie nannten es das allgemeine Priestertum. Sie merkten, dass es nicht stimmt, was jahrhundertelang gelehrt wurde: Es gibt gewisse Gläubige, die Priester sind und eine besondere Stellung haben, und dann die Laien.
Nein, nach der Bibel, 1. Petrus 2, sind alle Erlösten Priester und sollen Gott dienen. Hier haben wir dieses Prinzip auch: derselbe Gott, der alles in allen wirkt.
Vers 7 unterstreicht dies nochmals: „Einem jeden aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben.“ Nicht einigen, sondern jedem einzelnen Erlösten ist der Dienst berufen, und der Heilige Geist möchte durch ihn wirken.
Hier haben wir den Ausdruck „Offenbarung des Geistes“, also wie sich der Heilige Geist durch seine Wirkung mitteilt, spürbar und erlebbar macht. Darum habe ich in Kapitel 12, Vers 1, in der Fußnote angegeben, was die geistlichen Wirkungen oder Offenbarungen anbetrifft. Offenbarung habe ich von Vers 7 hergeleitet, weil hier steht wirklich „Offenbarung des Geistes“, also so, wie der Heilige Geist sich durch seine Wirkungen mitteilt.
Es wird betont, wenn der Geist Gottes das tut, tut er es immer so, dass es nützlich ist. Es muss anderen dienlich sein, zum Nutzen gegeben.
Nun kommt in Vers 8 bis 11 eine Liste mit neun Gnadengaben. Gleich im Titel „Liste mit neun Gaben“ habe ich eine Fußnote mit fünf weiteren Listen von Gnadengaben angegeben: 1. Mose 12, 28-30; Römer 12,6-8; Epheser 4,11-12. Keine der Listen ist vollständig, aber die verschiedenen Listen überschneiden sich oder ergänzen sich zum Teil.
Diese Liste hier ist keine vollständige Auflistung, sondern soll beispielhaft zeigen, wie es mit den Gnadengaben und den Verschiedenheiten von Gnadengaben und Wirkungen aussieht.
Vers 8: „Denn einem wird durch den Geist das Wort der Weisheit gegeben, einem anderen aber das Wort der Erkenntnis nach demselben Geist, einem anderen aber Glauben in demselben Geist, einem anderen aber Gnadengaben der Heilungen in demselben Geist, einem anderen aber Wunderwirkungen, einem anderen aber Weissagung, einem anderen aber Unterscheidungen der Geister, einem anderen aber verschiedene Arten von Sprachen, einem anderen aber Übersetzung der Sprachen.“
All dies wirkt aber ein und derselbe Geist, einem jeden insbesondere austeilend, wie er will.
Die neun Gaben sind also: das Wort der Weisheit, das Wort der Erkenntnis, Glaube – und damit ist ein ganz besonderes Maß an Glauben gemeint. Glauben haben ja alle Erlösten, sonst wären sie ja nicht erlöst. Nur durch Glauben werden wir errettet. Aber hier sind Leute gemeint, wie wir aus der Missionsgeschichte kennen, die sich durch ein ganz besonderes Vertrauen in Gottes Fürsorge ausgezeichnet haben, wie zum Beispiel der Waisenvater von Bristol und viele andere, die ein Maß von Vertrauen hatten, das der normale Christ nicht hat. Das ist eine besondere Gnadengabe.
Dann haben wir viertens Gnadengaben der Heilungen, dann Wunderwirkungen, dann Weissagung. In der Fußnote habe ich geschrieben, dass im Deutschen zwei Wörter verwendet werden: Weissagung oder Prophetie. Auf Griechisch ist es immer dasselbe Wort. Auch im Französischen gibt es nur „prophétie“ für beide Begriffe. So ist es auch im Text von 1. Korinther 12 bis 14: Wenn Weissagung steht, ist es immer dasselbe Wort wie Prophetie.
Einem anderen aber Unterscheidungen der Geister, dann verschiedene Arten von Sprachen. Fußnote 8 erklärt, dass im Griechischen das Wort „Glossa“ steht. Glossa bedeutet Sprache, Fremdsprache oder auch Zunge als Organ, denn die Zunge als Organ ist ganz wesentlich, damit wir überhaupt sprechen können. Ohne Zunge funktioniert Kommunikation nicht.
Hier in 1. Korinther 12 bis 14 meint es nie das Organ, sondern immer die Sprache beziehungsweise die Fremdsprache. Das ist ähnlich wie im Französischen, wo „langue“ sowohl Zunge als Organ als auch Sprache bedeutet. Der Textzusammenhang macht immer deutlich, ob es um Sprache oder das Organ geht.
Noch eine weitere Gabe ist die Übersetzung der Sprachen. Bei Übersetzung habe ich Fußnote 9 gesetzt, auch Auslegung. Das Wort bedeutet beides: reine Übersetzung des Textes oder Erklärung des Textes. In 1. Korinther 12-14 geht es immer darum, dass eine Fremdsprache in eine andere Sprache übertragen wird. Darum ist in diesem Zusammenhang besser, „Übersetzung“ zu sagen und nicht „Auslegung“.
Nach diesen Beispielen von Vielfalt wird in Vers 11 erklärt: „Alles dieses aber wirkt ein und derselbe Geist, einem jeden insbesondere austeilend, wie er will.“
Wichtig: Es heißt hier im Präsens, „alles dieses aber wirkt ein und derselbe Geist“. Ich habe in der Fußnote erklärt, dass die Verbform im Griechischen ein Durativ ist, das bedeutet „immer wieder fortwährend“. Alles dieses wirkt also immer wieder oder fortwährend ein und derselbe Geist. Auch die späteren Formen sind Durativformen: „einem jeden insbesondere immer wieder austeilend, wie er will“.
Hier geht es nicht darum, dass einer Person eine Gabe vermittelt wird, sondern darum, wie der Heilige Geist durch die existierenden Gaben ständig wirkt und am Wirken ist. Durch diese Gaben – das Wort der Weisheit, Heilung, Weissagung usw. – wirkt der Heilige Geist beständig. Und es wird betont, nicht nur bei einigen, sondern bei jedem.
Darum habe ich das hier auch unterstrichen. Diese Wirkung teilt er ständig aus.
Nun versteht man wieder, warum ich Kapitel 12, Vers 1 wiedergegeben habe: „Was aber die geistlichen Wirkungen betrifft.“ Hier in Kapitel 12 geht es besonders darum, wie der Heilige Geist durch die Gaben bei jedem Einzelnen wirkt. Und das tut er ganz souverän, wie er möchte, wie er will.
„Wie er will“ habe ich in der Fußnote erklärt: Der Heilige Geist, also Gott, der Heilige Geist, ist eine Person. Eine Person besitzt Willen, Gefühl und Handlungsfähigkeit.
Ich habe oft bemerkt, wie Leute, wenn sie das Wort „Person“ hören, denken, Person sei ein Mensch. Nein, eine Person ist nicht zwingend ein Mensch. Der Engel Gabriel ist auch eine Person, aber er ist kein Mensch, sondern ein Engel. Gott ist Gott, aber er hat einen Willen, wie jede Person als Mensch oder Engel einen Willen, ein Gefühl und handelt.
Nicht etwas, das keine Person ist, zum Beispiel ein Stuhl, hat keinen Willen und kein Gefühl. Auch ein Computer hat keinen Willen, er macht nur das, was ich will, und manchmal auch nicht, aber nicht, weil er einen Willen hat, sondern weil das Programm so ist. Er hat kein Gefühl und kann nicht von sich aus handeln, er ist nur ein Instrument.
Eine Person hat diese Eigenschaften. Der Heilige Geist besitzt Willen, wie er will. Er hat Gefühle: In Epheser 4, Vers 30 wird gesagt: „Betrübe nicht den Heiligen Geist“, und in Römer 15, Vers 30 wird von der Liebe des Geistes gesprochen. Derselbe ist ja nach 2. Motus 1,7 ein Geist der Liebe. Und Handlungsfähigkeit: Hier in unserem Vers heißt es „Er wirkt und er teilt aus, einem jeden insbesondere austeilend“. So ist eine Person. Das ist ganz wichtig, weil die Zeugen Jehovas die Irrlehre haben, dass der Heilige Geist nur eine unpersönliche Kraft sei. Das ist nicht wahr.
Er ist Gott. In Apostelgeschichte 5 sagt Petrus zu Ananias: „Warum hast du den Heiligen Geist betrogen?“ und erklärt gleich darauf: „Du hast nicht Menschen gelogen, sondern Gott.“ Also ist der Heilige Geist Gott.
Nun gehen wir weiter. Ab Vers 12 kommt das Thema „Leib Christi und die Gnadengaben“. Ich lese:
„Denn gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des einen Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind, so auch der Christus. Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle zu einem Geist gedrängt worden. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele.
Wenn der Fuß spräche: ‚Weil ich nicht Hand bin, so bin ich nicht vom Leib‘, ist er deswegen nicht vom Leib? Und wenn das Ohr spräche: ‚Weil ich nicht Auge bin, so bin ich nicht vom Leib‘, ist es deswegen nicht vom Leib?
Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo wäre das Gehör? Wenn ganz Gehör, wo wäre der Geruch?
Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, jedes einzelne von ihnen an dem Leib, wie es ihm gefallen hat.
Wenn aber alle ein Glied wären, wo wäre der Leib?
Nun aber sind der Glieder zwar viele, der Leib aber ist einer.
Das Auge kann nicht zu der Hand sagen: ‚Ich bedarf deiner nicht‘, oder wiederum das Haupt zu den Füßen: ‚Ich bedarf euer nicht‘.
Sondern vielmehr die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, sind notwendig, und die, die uns die unehrbaren des Leibes zu sein dünken, umgeben wir mit reichlicher Ehre, und unsere Nichtanständigen haben desto reichlichere Wohlanständigkeit.
Unsere Wohlanständigen aber bedürfen es nicht.
Aber Gott hat den Leib zusammengefügt, indem er dem Mangelhafteren reichlichere Ehre gegeben hat, damit keine Spaltungen in dem Leib seien, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander haben möchten.
Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, oder wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit.
Ihr aber seid Christi Leib und Glieder in Sonderheit.“
Nun kommt ein neues Thema in das Thema der Gaben hinein. Es wird mit dem Thema des Leibes verbunden. Zuerst wird erklärt: Der menschliche Körper ist eine Einheit, etwas für sich. Aber diese Einheit besteht aus einer Vielfalt, denn der Körper hat viele einzelne Glieder. Trotz dieser Vielfalt ist es doch eine Einheit.
Darum heißt es: „Alle Glieder des einen Leibes, aber obgleich viele, ein Leib sind.“ Nun kommt die Übertragung: „So auch der Christus.“
Man merkt, der Leib wird hier mit dem Christus verglichen. Aber was meint das, der Christus? Ich habe in Fußnote 15 erklärt: Christus bedeutet hier mit Artikel „der Christus“ den Leib. Das bedeutet Christus vereinigt mit den Erlösten die Gemeinde.
In Epheser 3,4-6 beschreibt Paulus das Geheimnis des Christus. Das Geheimnis des Christus ist der eine Leib, der besteht aus Christus und den Erlösten.
Ich lese Epheser 3, Vers 4: „Woran ihr im Lesen merken könnt, mein Verständnis in dem Geheimnis des Christus, welches in anderen Generationen den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden ist, wie es jetzt geoffenbart worden ist seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist.“
Jetzt wird erklärt, dass die aus den Nationen Miterben seien und mit einverleibte, wörtlich sogar mit Leib und mit Teilhaber seiner Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium.
Das Geheimnis des Christus ist also, dass die zum Glauben gekommenen Heiden mit den bekehrten Juden zusammengefügt worden sind zu einem Leib, mit Leib.
Das ganze, der ganze Leib Christi wird hier auch „der Christus“ genannt. Der Ausdruck „Christus“ oder „Messias“ bekommt im Neuen Testament eine neue Bedeutung. Er meint Christus, der sich verbunden hat mit allen Erlösten, den Erlösten der Gemeinde.
Das war im Alten Testament nicht mitgeteilt. Das Wort „Messias“ bedeutete immer den Sohn Gottes. Jetzt wird dieses Wort erweitert: Es meint den Sohn Gottes verbunden mit den Erlösten.
In 1. Korinther 1,13 habe ich auch angegeben, dass dort das erste Problem in Korinth angesprochen wird. Paulus sagt in Vers 10, er hört, dass es Spaltungen gibt in Korinth. Vers 12: „Ich sage aber dieses, dass ein jeder von euch sagt: ‚Ich bin des Paulus, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas, ich aber Christi.‘ Ist der Christus zerteilt?“
Die einen betrachten sich als Anhänger von Paulus, andere von Apollos, wieder andere von Petrus, Kephas, und andere sagen: „Ich aber bin Christi.“ Ist der Christus zerteilt? Das heißt, ist der Leib, der aus Christus und allen Erlösten besteht, irgendwie entzweit, dass ihr ihn so aufteilen wollt? Auch hier hat der Ausdruck „der Christus“ diesen erweiterten Sinn.
Das mit dem menschlichen Körper verhält sich also so, wie es sich verhält mit Christus und den Erlösten.
Man kann sagen: Gott hat den menschlichen Leib so geschaffen, weil er schon vor Grundlegung der Welt diesen Plan vom Leib Christi hatte.
In Epheser 3 wird erklärt, dass dieses Geheimnis im Alten Testament verborgen war, verborgen in Gott. Es wird dort von dem ewigen Ratschluss Gottes gesprochen. Das war Gottes erster Gedanke.
Gott hat den menschlichen Leib, Adam, den er aus Ackererde erschaffen hatte, geformt, damit das letztlich ein Abbild dieses Planes Gottes ist: Christus und seine Gemeinde.
Das zeigt etwas von der Erhabenheit des Planes Gottes mit der Gemeinde.
„In einem Geist“, in der Kraft eines Geistes, sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle zu einem Geist gedrängt worden.
Hier haben wir die Taufe des Heiligen Geistes.
Mit „Heiliger Geist“ finden wir in den Evangelien zuerst in Matthäus 3 bei Johannes dem Täufer. Er sagt, wir können das kurz aufschlagen: Matthäus 3, Vers 11:
„Ich taufe euch mit Wasser zur Buße, der nach mir kommt, ist stärker als ich, dessen Sandalen zu tragen ich nicht würdig bin; er wird euch mit heiligem Geist und Feuer taufen, dessen Worfschaufel in seiner Hand ist, und er wird seine Tenne durch und durch reinigen und seinen Weizen in die Scheune sammeln, die Spreu aber wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer.“
Hier wird über die Taufe mit heiligem Geist gesprochen, aber nicht erklärt, was das genau bedeutet.
Man findet eine Parallelstelle in Markus 1, in Lukas 3 und Johannes 1. Viermal wird das erwähnt, und jedes Mal fragen wir uns noch: Was meint das eigentlich ganz genau?
Dann gibt es eine fünfte Stelle in Apostelgeschichte 1, wo der Auferstandene kurz vor Pfingsten sagt, Apostelgeschichte 1, Vers 5:
„Denn Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden nach nicht vielen Tagen.“
Das Pfingstereignis in Apostelgeschichte 2: Der Heilige Geist kommt vom Himmel auf die Erde. Irgendwie muss die Taufe mit Heiligem Geist etwas mit dem Pfingstereignis zu tun haben.
Dann gibt es eine sechste Stelle in Apostelgeschichte 11, Vers 16. Dort sind Römer Christen geworden, sie haben den Heiligen Geist empfangen. Petrus sagt in diesem Zusammenhang:
„Ich gedachte aber an das Wort des Herrn, wie er sagte: Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden.“
Das ist eine Erinnerung von Petrus an Apostelgeschichte 1, Vers 5.
Jetzt haben wir sechs Stellen und fragen uns immer noch, was es genau ist.
Die siebte und letzte Stelle ist 1. Korinther 12, Vers 13, die noch mehr erklärt:
„Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden.“
Wenn Johannes mit Wasser taufte, wurde der menschliche Körper in das Element Wasser eingefügt.
Die Griechen brauchten das Wort „baptizo“ (taufen) auch im Sinne von Färben, weil man beim Färben Kleidungsstücke in die Farbe eintauchte, also in ein anderes Element brachte. Es wurde auch für das Untergehen eines Schiffes verwendet.
Hier lesen wir: „Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden.“ Das heißt, Menschen, die früher Einzelwesen waren, werden in ein neues Medium, ein neues Element eingefügt, in den Leib Christi.
Die Taufe mit Heiligem Geist bedeutet, dass ein Mensch, der sich bekehrt, ein Glied am Leib Christi wird.
Wer nicht mit Heiligem Geist getauft ist, ist gar kein Christ, denn Christ ist ein Glied am Leib Christi.
Es steht hier nichts von einer mystischen Erfahrung, wo man passiv wird.
Paulus sagt das von allen Korinthern, nicht nur von einigen: „Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden.“ Ich habe das unterstrichen: Alle.
Es kommt also nicht darauf an, ob man Jude oder Grieche war, ob man Sklave oder Freier. Gott vereinigt, was früher getrennt war.
So sehen wir, wie der Ausdruck „Taufe des Heiligen Geistes“ in der jüngeren Vergangenheit verdreht wurde und überhaupt nicht das meint, was die Bibel sagt.
Jetzt komme ich nochmals zurück zu Matthäus 3. Das gibt noch einen Hammer.
Es heißt hier, Matthäus 3,11b: „Er wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen.“ Und wie viele Menschen beten heute um eine Feuertaufe!
Ich muss sagen: Oh, wenn das nur nicht erhört wird!
Denn jetzt Vers 12 kommt dazu:
„Dessen Worfschaufel in seiner Hand ist, und er wird seine Tenne durch und durch reinigen und seinen Weizen in die Scheune sammeln, die Spreu aber wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer.“
Johannes der Täufer sagt, der Messias wird kommen und aufräumen in Israel. Er wird unterscheiden zwischen Weizen und Spreu.
Der Weizen sind die wahren Gläubigen aus Israel, die wird er zusammenfügen und sammeln, so wie man den Weizen zusammenbringt. Das entspricht der Taufe mit Heiligem Geist zu einem Leib.
Die Spreu wird verbrannt, das ist die Taufe mit Feuer, hier ist es das Feuer, nicht das Wasser, nicht der Leib, sondern das Feuer. Das heißt ewige Verdammnis.
Die Taufe mit Feuer sollen wir uns nie wünschen. Das ist wie, wenn jemand sich verflucht.
Diejenigen, die das tun, tun das nicht in dieser Absicht, aber wenn man bedenkt, was es bedeutet, ist man schockiert.
Es geht an das, was wir nicht beten sollen, und der Herr wird das auch nicht erhören, wenn es in Unwissenheit gebetet wird.
Das zeigt, wie man heute mit der Bibel umgeht: Man nimmt einfach einen Ausdruck wie „Taufe mit Feuer“, das klingt enthusiastisch und lebendig, aber es meint etwas ganz anderes.
Gehen wir zurück zu 1. Korinther 12, Vers 13, und sehen, wie wichtig es ist, alle Stellen in der Bibel zu einem Thema zusammenzutragen.
Wenn es das nächste Mal eine Diskussion über Taufe mit Heiligem Geist gibt, sind wir gewappnet. Es gibt sieben Stellen: viermal am Anfang der Evangelien bei Johannes dem Täufer, dann Apostelgeschichte 1 vor Pfingsten, Apostelgeschichte 11, wo Petrus sich erinnert, und dann 1. Korinther 12, wo es am ausführlichsten erklärt wird.
So kann man sich das einprägen.
Nun wird weiter erklärt, Vers 14: Es sind ganz unterschiedliche Menschen zusammengefügt worden durch den Heiligen Geist, aber dieser Leib ist nicht ein Glied, sondern viele.
Wenn der Fuß spräche: „Weil ich nicht Hand bin, so bin ich nicht vom Leib“, ist er deswegen nicht vom Leib? Wenn das Ohr spräche: „Weil ich nicht Auge bin, so bin ich nicht vom Leib“, ist es deswegen nicht vom Leib?
Das ist das Problem des Minderwertigkeitskomplexes.
Der Herr hat uns souverän in den Leib eingefügt, wie er es wollte. Das konnten wir nicht wählen.
Schon als Glied ist jeder Gläubige individuell platziert.
Dann gibt es unterschiedliche Gnadengaben, Dienste und Wirkungen. Es ist so vielfältig.
Gott ist so. Wenn wir uns mit der Tierwelt beschäftigen – auf dem Land, in der Luft, in den Meeren – sehen wir eine unfassliche Vielfalt. Wenn wir uns mit Astronomie beschäftigen, sehen wir eine unglaubliche Vielfalt an Planeten, Sternen und Sternensystemen.
So ist Gott.
Diese Vielfalt und Vielfarbigkeit sehen wir gerade in der Gemeinde.
Niemand soll denken: „Jetzt habe ich diese Position, und weil ich diesen Platz habe, gehöre ich nicht dazu.“ Das ist Minderwertigkeitskomplex und falsch.
Vers 16: Nein.
Vers 17: Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo wäre das Gehör? Wenn ganz Gehör, wo der Geruch?
Hier fällt uns auf, wie wichtig die Vielfalt ist.
Wenn ich 70 Kilogramm Auge wäre, alle würden davon springen, das wäre ein Monster. Oder 70 Kilogramm Ohrmuschel, das wäre ein Monster.
Es braucht gerade diese Vielfalt.
Wir wollen kein Monster, sondern dankbar sein dafür, wie Gott uns im Leib platziert hat.
Vers 18: Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, jedes einzelne von ihnen an dem Leib, wie es ihm gefallen hat.
Gott ist völlig souverän. Das können wir nicht beeinflussen.
So wie wir nicht beeinflussen konnten, in welchem Land, in welcher Kultur, in welcher Familie, in welchen Eltern wir geboren werden, das konnten wir nicht wählen.
Das ist Gottes souveräner Plan, und wir dürfen uns einfach darunter stellen.
Da haben wir am wenigsten Probleme.
Wenn wir in solchen Dingen, die wir nicht beeinflussen können, innerlich rebellieren, haben wir immer Probleme.
Vers 19: Wenn aber alle ein Glied wären, wo wäre der Leib?
Nun sind der Glieder zwar viele, der Leib aber ist einer.
Wir müssen bei der Vielfalt auch die Einheit nicht vergessen.
Ich habe in Fußnote 14 geschrieben, dass dieser Vers sowohl die Bedeutung des Individuums als auch des Kollektivs betont.
Das klingt philosophisch, ist aber wichtig.
Die katholische Kirche hat den Wert auf das Kollektiv gelegt: Die Kirche ist alles, der Einzelne ist eigentlich ein Nichts.
Die Reformatoren merkten, das ist falsch.
Es geht um den Einzelnen vor Gott.
Man wird nicht einfach errettet, weil man zur Kirche gehört, sondern der einzelne Mensch muss sich bekehren, persönlich an das vollbrachte Opfer des Herrn Jesus glauben und wird so errettet.
Die Reformatoren legten viel Wert auf das Individuum und darauf, dass jeder persönlich die Bibel liest, nicht nur die Kirche lehrt und der Einzelne nichts zu denken hat.
Sie sagten, wir müssen die Bibel in die Landessprachen übersetzen, und die Leute sollen die Bibel studieren, jeder einzelne.
So betonten sie das Individuum.
Aber in der Folge wurde das Individuum so stark betont, dass man das Kollektiv vergisst.
In den meisten christlichen Gemeinden heute kann jeder zum Abendmahl kommen, er muss sich selbst prüfen. Das ist richtig, so steht es in 1. Korinther 11.
Aber man stellt bald fest, dass es Leute gibt, die sich nicht prüfen oder es nicht tun. Da lebt jemand in offener Sünde und denkt, er kann trotzdem zum Abendmahl kommen.
Man sagt: Der Einzelne muss sich prüfen, aber die Gemeinde hat auch eine kollektive Verantwortung.
Darum spricht Paulus in 1. Korinther 5 über den Ausschluss aus der Gemeinde bei schwerer Sünde wie Ehebruch oder Unzucht.
Die ganze Gemeinde wird dort zum Handeln aufgefordert, nicht nur die Ältesten.
„Tut den Bösen von euch selbst hinaus.“
So sehen wir: Die kollektive Verantwortung ist auch wichtig.
Wir sind in der Gefahr, vom einen Extrem ins andere zu fallen.
Das sehen wir auch in anderen Bereichen.
Der Kommunismus betont das Kollektiv: Die Menschheit soll sich weiterentwickeln, bis die klassenlose Gesellschaft entsteht.
Der Kapitalismus betont den Einzelnen: Jeder soll sich mit den Ellbogen durchschlagen.
Das betont die Freiheit des Einzelnen, aber oft auf Kosten der anderen.
Eine Mutter könnte sagen: Ich will mich selbst verwirklichen, begeht Ehebruch und verlässt die Familie. Sie sucht Freiheit auf Kosten anderer und macht die Kinder und den Mann kaputt.
So wird in unserer Gesellschaft die Freiheit des Menschen betont, aber oft auf Kosten des Kollektivs.
Darum ist es wichtig, das biblische Vorbild für die Gemeinde festzuhalten: Individualität, Kollektiv, Vielfalt und Einheit.
Wir gehen weiter.
Vers 21: Das Auge kann nicht zur Hand sagen: „Ich bedarf deiner nicht“, oder das Haupt zu den Füßen: „Ich bedarf euer nicht.“
Das ist das Problem des Überlegenheitskomplexes.
Das gibt es auch in der Gemeinde.
Es gibt den Minderwertigkeitskomplex und den Überlegenheitskomplex.
Der eine sagt: Das kann nur ich, das können die anderen nicht. Dann gibt es das Einmannsystem.
Das wird hier deutlich gelehrt: Nicht biblisch. Jedes Glied soll zum Zug kommen im Dienst für Gott.
Beide Probleme sind schwierig.
Es ist schwer, jemanden zu überzeugen, dass der Minderwertigkeitskomplex falsch ist, und auch das andere ist sehr schwierig.
Dann haben wir gelesen, wie Gott das beim menschlichen Körper gewirkt hat: Die Körperteile, die als unanständig gelten, pflegen wir im privaten Bereich besonders.
Man kann an die tägliche Körperpflege denken: Die Bereiche, die der Öffentlichkeit entzogen sind, werden in der Intimpflege besonders berücksichtigt.
Was ist das hier? Gott hat es so eingerichtet, dass es Ausgleich gibt.
Gott möchte, dass der Leib nicht gespalten ist, sondern die Hände helfen den Füßen, Schuhe anzuziehen, und so sind die Glieder einander behilflich.
Die Augen helfen den Händen am richtigen Ort zuzugreifen. Das ist zum Beispiel wichtig beim Klavierspielen, aber nicht nur dort.
Ein Glied hilft dem anderen.
Auch das Gehör ist ein Korrektiv.
Gott möchte dieses Zusammenwirken.
Selbst dort, wo man meint, ich bin weniger nötig, hat Gott für Ausgleich gesorgt.
Das Ziel ist Vers 25: Damit keine Spaltungen im Leib seien, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander haben.
Christentum wird praktiziert, wenn die Glieder zusammenwirken.
Es geht nicht um Selbstverwirklichung der Augen, der Hände usw., sondern um das Zusammenwirken.
Das wird wichtig für das Weitere.
Vers 26: „Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit.“
Zum Beispiel Ohrenschmerzen, Mittelohrentzündung, dann ist der ganze Mensch betroffen.
So möchte es Gott: Wenn ein Glied leidet, sollen die anderen mitleiden.
Hebräer 13 sagt: „Gedenke der Gefangenen als solcher, die auch selbst im Leibe sind.“
Wenn wir an die Tausenden in Nordkorea in Konzentrationslagern denken, die 40 Prozent des Bruttoinlandprodukts erarbeiten und viele sterben, sollen wir an solche denken, die wissen, was es heißt, ein Mensch mit einem Körper zu sein, der schnell überlastet ist.
„Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit.“
„Und wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit.“
Das ist vielleicht schwierig wie das andere.
Nicht eifersüchtig sein, sondern sich freuen über das, was Gott in anderen wirkt.
Sonst haben wir Probleme, wenn wir das nicht umsetzen.
Schließlich wird abgeschlossen: „Ihr aber seid Christi Leib und Glieder in Sonderheit.“
Fußnote 21 weist darauf hin: Es heißt hier nicht „Ihr seid der Leib Christi“, sondern „Ihr seid Leib Christi“ ohne Artikel.
Die Ortsgemeinde ist nicht der Leib Christi, sondern nur ein Teil davon.
Alle Christen auf der ganzen Welt bilden zusammen den Leib Christi.
Das sieht man auch in Epheser 2 und 3, wo vom Leib Christi gesprochen wird.
Es geht nicht um die Ortsgemeinde Ephesus, sondern alle Erlösten zusammen bilden den Leib Christi, alle, die zu einer Zeit auf der Erde leben.
Das ist sehr wichtig.
Darum heißt es: „Ihr aber seid Leib Christi“ oder „Christi Leib“, das heißt, ihr gehört zu diesem Leib, aber ihr seid nicht der Leib Christi.
Wir haben in Vers 13 gelesen: „Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden.“
Paulus sagt „alle“, schließt sich selbst ein, ebenso Sostenes, der Bruder der Gemeinde Gottes in Korinth.
Wir – Paulus, Sostenes und die Korinther – sind zu einem Leib getauft worden.
Der Leib ist also überörtlich.
Das hat praktische Konsequenzen.
Als örtliche Gemeinde ist man nicht einfach für sich allein.
Die Verbindung besteht mit dem ganzen Leib weltweit.
Wenn eine Gemeinde ein Problem mit jemandem hat, z. B. Gemeindezucht, und jemand geht weg und sucht eine andere Gemeinde, wird er dort mit offenen Armen aufgenommen.
Anstatt dass man in der alten Gemeinde nachfragt, warum er weggegangen ist und was für Probleme er hatte.
Wenn man sich nicht dafür interessiert, tut man so, als ob das keine Rolle spielt.
Wir sind aber im Leib Christi verbunden.
Darum ist es unsere Sorgfaltspflicht, die andere Seite ernst zu nehmen.
Es ist wichtig, beide Seiten zu hören.
Ich habe das oft erlebt: Eine Seite hört man, und man ist überzeugt, dass sie Recht hat, dann hört man die andere Seite und ist auch überzeugt, dass sie Recht hat.
So geht es einem wie diesem Rabbi, der sagt:
„Du hast Recht“, und dann die Frau sagt:
„Du hast Recht“, und der Rabbi sagt: „Du hast Recht.“
Man muss beide Seiten anhören.
Das Bewusstsein, dass der Leib Christi überörtlich ist, zeigt die Wichtigkeit der Verbundenheit mit anderen Erlösten, die nicht zur Ortsgemeinde gehören.
Das kann sich auch anders ausdrücken: Wenn wir auf Reisen Christen kennenlernen, spüren wir sofort die Verbundenheit, ohne die Leute lange zu kennen.
Man merkt, sie lieben den Herrn und sein Wort, und man spürt die Einheit im Leib Christi.
Wir haben noch ein paar Minuten bis zur Pause.
Wir kommen zur zweiten Liste mit neun Gaben, Vers 28:
„Und Gott hat etliche in der Gemeinde gesetzt: erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, sodann Wunderkräfte, sodann Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Regierungen, verschiedene Arten von Sprachen.“
Diese Liste umfasst auch neun Gaben.
Zum Teil überschneidet sie sich mit der ersten Liste, zum Teil sind neue Gaben dabei.
Auch diese Liste ist nicht vollständig, aber sie betont, wie Gott im Leib Christi nach seinem souveränen Willen Glieder eingesetzt und mit Gaben versehen hat.
Erstens Apostel.
In der Bibel gibt es die zwölf Apostel, die der Herr Jesus mit besonderer Autorität eingesetzt hat.
In Matthäus 10 heißt es: „Wer diese Apostel aufnimmt, nimmt ihn selber auf.“ Das zeigt die Autorität, die Jesus ihnen übertragen hat.
Später wurde der Apostel Paulus direkt durch den Herrn Jesus berufen, Apostelgeschichte 9.
Die zwölf Apostel hatten einen speziellen Auftrag für die zwölf Stämme Israels, Paulus einen speziellen Auftrag für die Heiden.
So haben diese zwölf und Paulus für Israel und Heiden gearbeitet.
Das Wort Apostel wird an manchen Stellen auch im Sinne von Missionar verwendet, zum Beispiel in 2. Korinther 8, Vers 23:
„Sei es, was Titus betrifft, er ist mein Genosse, und in Bezug auf euch mein Mitarbeiter, seien es unsere Brüder, sie sind Gesandte der Versammlungen Christi.“
Hier geht es um den Dienst, Geld für missionarische Zwecke im Gemeindeaufbau zu übermitteln.
Es wird von Leuten gesprochen, die Gesandte der Gemeinden sind.
Das ist Apostel im weiteren Sinne.
Aber Paulus und Petrus nennen sich Apostel Jesu Christi, ein besonderer Titel.
Diese Apostel hatten einen direkten Auftrag vom Sohn Gottes zur Grundlegung der Gemeinde.
In Epheser 2, Vers 20 heißt es:
„Aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten, in dem Jesus Christus selbst Eckstein ist, in welchem der ganze Bau wohl zusammengefügt wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn.“
Der Tempel in Jerusalem wurde auf das Felsfundament des Zionsberges gebaut.
Dieses Fundament ist Jesus Christus.
Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher Jesus Christus ist (1. Korinther 3, Vers 11).
Die Grundlage der Apostel und Propheten sind die Fundamentsteine auf dem Felsen.
Diese Apostel Jesu Christi bilden den Untergrund des Tempelbaus, der immer weiter wächst bis zur Entrückung, wenn der letzte Stein eingefügt wird.
Gott hat die Apostel in den Grundlagenbereich der Gemeinde weltweit eingefügt, zu allen Zeiten bis zur Entrückung.
Es ist wichtig zu bedenken, dass der Leib Christi nicht nur die Ortsgemeinde ist, sondern überörtlich.
Darum heißt es: Gott hat etliche in der Gemeinde gesetzt, erstens Apostel.
Das bezieht sich nicht auf Korinth, sondern auf die Gemeinde weltweit.
Wir müssen nicht denken, in Korinth gab es auch Apostel mit gleicher Autorität wie Petrus und Paulus.
Nein, das nicht.
Es geht hier um die Gemeinde weltweit.
Diese Gaben sind der ganzen Gemeinde gegeben worden.
Zweitens Propheten.
Wir sind aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten.
Markus, Lukas, Jakobus, Judas hatten prophetische Autorität und konnten unter Inspiration des Geistes Gottes Bücher schreiben, die zur Bibel gehören.
Drittens Lehrer.
Diese Apostel sind gestorben und hatten keine Nachfolger.
Nirgends im Neuen Testament haben die Apostel Nachfolger eingesetzt.
Lehre gab es zu allen Zeiten in der Gemeinde.
Die Lehre muss das, was die Apostel und Propheten im Neuen Testament niedergelegt haben, der Gemeinde weitergeben.
Ich habe in Fußnote 22 geschrieben, dass die Apostel keine Nachfolger hatten.
Wenn heute Leute sagen, das Apostelamt und das Prophetenamt sollen in der Endzeit wiederhergestellt werden, ist das Unsinn.
Kein Architekt macht so etwas.
Sie hatten keine Nachfolger.
Diese Gabe des Apostels hat aufgehört.
Wir müssen zwischen temporären und permanenten Gaben unterscheiden.
Temporär heißt für eine Zeit, permanent bedeutet dauernd bis zum Schluss.
Es gibt die Argumentation, dass gewisse Gaben nicht aufgehört haben können, weil Gott immer derselbe ist.
Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit (Hebräer 13,8).
In Maleachi sagt Gott: „Ich, der Ewige, ändere mich nicht.“
Das stimmt.
Gott ändert sich nie, aber er handelt nicht immer gleich.
Er hat einmal am Roten Meer gehandelt, das wird nicht wiederholt.
Er hat einmal die Sonne stillstehen lassen bei Josua und nie mehr auf Menschen gehört in solcher Sache.
Gott hat unterschiedlich gehandelt durch die Zeiten, er war immer derselbe.
Wir können nicht ableiten, dass alle Gaben zu allen Zeiten gegeben sind.
Durch die Jahrhunderte gab es keine Apostel mehr, außer in der katholischen Kirche.
Der Papst in Rom gilt als Nachfolger von Petrus.
Das ist eine Sonderlehre, die der Bibel widerspricht.
Die Apostel haben keine Nachfolge eingesetzt.
Das ist eine wichtige Sache.
Prinzipiell ist es biblisch, dass gewisse Gaben nur für eine Zeit waren und andere Gaben dauerhaft bleiben bis zur Wiederkunft Christi.
An dieser Stelle machen wir Pause.
Wir fahren weiter in 1. Korinther 12.
Am Schluss habe ich eine Frage bekommen: Nicht um die Taufe mit Feuer beten, aber wir singen „Zünde an dein Feuer, Herr, im Herzen mir!“
Jetzt bin ich in der Schlinge.
In Apostelgeschichte 18 kommt Apollos nach Ephesus.
Er kannte die Heilige Schrift gründlich und lehrte sorgfältig die Dinge von Jesus (Apostelgeschichte 18,25).
Er war inbrünstig im Geist und im Weg des Herrn unterwiesen.
Er kannte wohl nur die Taufe Johannes und fing an, freimütig in der Synagoge zu reden.
Das war nicht jemand, der das Bewusstsein eingeschränkt hatte, sondern er lehrte sorgfältig, nicht kalt oder akademisch.
Sein Herz brannte in ihm.
Das ist wie bei den Emmaus-Jüngern, als der Herr ihnen das Alte Testament ausgelegt hat auf ihn hin (Lukas 24).
Sie sagten: „Brannte nicht unser Herz, als er mit uns redete auf dem Wege?“
Das ist etwas ganz anderes als das, was man heute meint mit Feuertaufe, dass ein Energiefluss strömt und man zu Boden fällt und passiv wird.
Es ist nicht dasselbe, sondern das Brennen im Herzen.
In Römer 12 wird für alle Gläubigen gesagt: „Die Liebe sei ungeheuchelt“ (Römer 12,9), „im Fleiß nicht nachlässig, inbrünstig im Geist, dem Herrn dienend“ (Römer 12,11).
Diese innere Ergriffenheit von Gottes Wort ist wichtig und darf nicht fehlen.
Wenn wir Gottes Wort kühl weitergeben, fehlt das Feuer, das der Herr in unseren Herzen anzünden soll.
Das ist etwas ganz anderes.
Wir fahren weiter.
„Sind etwa alle Apostel?“ – „Nein.“
„Sind etwa alle Propheten?“ – „Nein.“
„Reden etwa alle in Sprachen?“ – „Nein.“
Das ist klar.
Hier ist die rhetorische Frage mit „Nein“ zu beantworten.
„Sind etwa alle Apostel?“ Nein.
„Sind etwa alle Propheten?“ Nein.
„Sind etwa alle Lehrer?“ Nein.
„Haben alle Wunderkräfte?“ Nein.
„Haben etwa alle Gnadengaben der Heilungen?“ Nein.
„Reden etwa alle in Sprachen?“ Nein.
Es ist verbreitet, dass gesagt wird: Jeder Gläubige soll in Sprachen reden können.
Aber hier steht klar: „Reden etwa alle in Sprachen?“ Nein.
Und ebenso bei der Übersetzung.
Nun wird ein vortrefflicherer Weg aufgezeigt, der uns zu Kapitel 13 führt: „Die Liebe als Voraussetzung zum Gebrauch der Gaben.“
Verse 1 bis 3:
„Ohne Liebe sind alle Bemühungen nichts. Wenn ich mit den Sprachen der Menschen und der Engel redete, aber keine Liebe hätte, so wäre ich ein tönendes Erz oder ein schallendes Zimbel.
Und wenn ich Weissagung hätte und alle Geheimnisse und alle Erkenntnisse wüsste, und wenn ich allen Glauben hätte, so dass ich Berge versetzte, aber keine Liebe hätte, so wäre ich nichts.
Und wenn ich alle meine Habe zur Speisung der Armen austeilte, und wenn ich meinen Leib hingäbe, damit ich verbrannt würde, aber keine Liebe hätte, so nützte es mir nichts.“
Hier wird deutlich: Die Motivation ist entscheidend, warum wir etwas tun.
Es kommt nicht nur darauf an, was man tut, sondern warum.
Ohne die Liebe (griechisch Agape) hat auch das Gute, das wir tun, keinen Sinn.
Das kann noch so großartig sein.
Wir haben hier das Wort Agape für Liebe in Vers 1 und später.
Die Griechen kannten verschiedene Wörter für Liebe, zum Beispiel Philia, Eros, Storge.
Philia ist freundschaftliche Liebe, Storge die Liebe von Eltern zu Kindern.
Agape wurde bei den alten Griechen fast nicht verwendet.
Lange meinte man, es käme im Altgriechischen außerhalb der Bibel und verwandter Schriften nicht vor.
Inzwischen weiß man, dass das Wort bekannt war.
Der Heilige Geist hat dieses Wort Agape, das selten benutzt wurde, zu einem wichtigen Hauptwort im Neuen Testament gemacht.
Er hat ein Wort gewählt, das nicht vorbelastet war, weil es so wenig gebraucht wurde.
So konnte der Heilige Geist dieses Wort mit einer Bedeutung füllen, die die Menschen noch nicht kannten: die Liebe Gottes, die in Gott selbst begründet ist und sogar Feinde lieben kann.
Darum ist es wichtig, dass hier Agape steht, nicht Philia oder etwas anderes.
Das Wort Eros konnte bei den Griechen auch negative Bedeutung haben, unsittliche Liebe, oder auch positiv, aber es war belastet.
Darum hat der Heilige Geist dieses Wort im Neuen Testament nie verwendet.
Das ist interessant für diejenigen, die meinen, heute müsse man ganz cool predigen und Gastensprache anwenden.
Der Heilige Geist hat das Neue Testament anders inspiriert.
Wenn es heißt, wenn ich mit den Sprachen der Menschen und der Engel redete, heißt das nicht, dass Engel andere Sprachen als Menschen reden.
Es heißt einfach, wenn ich die Sprachen spreche, die Menschen und Engel reden.
In der Bibel sprechen Engel oft.
In Daniel 9 spricht ein Engel perfekt Hebräisch.
Jesaja sieht Engel um den Thron Gottes, die sprechen nur zu Gott, und er versteht sie.
In Offenbarung 4 hört Johannes Engel sprechen und versteht sie.
In Lukas 1 spricht Gabriel zu Zacharias auf Hebräisch.
In Apostelgeschichte 10 spricht ein Engel zu Cornelius, wohl griechisch oder lateinisch.
Engel sprechen offensichtlich auch die Sprachen der Menschen.
Es gibt keine Stelle in der Bibel, die besagt, Engel hätten andere Sprachen als Menschen.
Das ist wichtig, denn das heutige Lallen, das Zungenreden als Lallen, wird als Engelssprache verkauft.
Man muss erst zeigen, dass Engel tatsächlich andere Sprachen sprechen.
Und wie sollen wir glauben, dass Engel lallen und unartikuliert sprechen?
Das wäre ein weiteres Problem.
In weiteren Versen erklärt Paulus, wie Gaben einmal aufhören werden.
Weissagung wird weggetan, Erkenntnis wird weggetan, Sprachen werden abklingen.
Warum sollen Sprachen abklingen, die man im Himmel erst recht brauchen würde?
Das zeigt den irdischen Charakter dieser Sprachen.
Drei Verse zeigen nicht, dass Paulus das tatsächlich tut.
Wenn er sagt, wenn ich alle Habe zur Speisung der Armen austeile und meinen Leib hingebe, so hat er das nicht gemacht.
Er sagt nur, wenn das so wäre, dann wäre das ohne Liebe nichts wert.
Es geht nicht darum, dass es Wirklichkeit ist, sondern um eine Vorstellung.
Vers 4 beschreibt die Liebe, das Wesen der göttlichen Agape:
„Die Liebe ist langmütig, ist gütig, die Liebe neidet nicht, die Liebe tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf, sie gebärdet sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihrige, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet Böses nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles.“
Diese Art von Liebe können wir nicht selbst produzieren.
Darum ist es die Agape, die in Gott begründet ist.
1. Johannes 4 sagt: „Gott ist Agape, Gott ist Liebe.“
Übrigens heißt es nicht „Gott ist die Liebe“, das wäre hinduistisch.
Die Hinduisten sagen: Gott ist alles.
Gott ist nicht die Liebe.
Wenn ein Mann seine Frau liebt, ist diese Liebe nicht Gott.
Gott ist Liebe, das heißt, sein ganzes Wesen ist Agape.
Diese Liebe ist allein in Gott begründet.
Wir können sie nur praktizieren, wenn Gott sie uns immer wieder neu wirkt.
Erster Johannes 4, Vers 8: „Gott ist Liebe.“
Diese Liebe hat sich gezeigt, indem er seinen Sohn gab für Sünder.
Wir gehen weiter.
Vers 8, überschrieben mit „Von der Vorläufigkeit der Gnadengaben“:
„Die Liebe vergeht nimmer, seien es aber Weissagungen, sie werden weggetan werden, seien es Sprachen, sie werden abklingen, seien es Erkenntnis, sie wird weggetan werden.
Denn wir erkennen stückweise und wir weissagen stückweise.
Wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird, wird das, was stückweise ist, weggetan werden.
Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind.
Als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindlich war.
Denn jetzt sehen wir durch ein Fenster undeutlich.
Dann aber von Angesicht zu Angesicht.
Jetzt erkenne ich stückweise, dann werde ich erkennen, gleichwie auch ich erkannt worden bin.
Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe.
Diese drei, die größte aber von diesen ist die Liebe.“
Die Liebe, die Agape, bleibt und wird im Himmel immer noch da sein, denn Gott ist Liebe.
Der Heilige Geist will in der Anwendung der Gaben diese Liebe wirken, damit wir aus dieser Liebe heraus dienen.
Kapitel 13 zeigt uns den Geist der Liebe.
Es wird gesagt, nicht alle Gaben werden wieder aufgezählt.
Weissagung wird weggetan, Sprachen werden abklingen, Erkenntnis wird weggetan.
Der Wendepunkt wird erreicht, wenn das Vollkommene gekommen ist (Vers 10).
Wir müssen verstehen, was das Vollkommene ist.
Unter bibeltreuen Auslegern gibt es zwei Ansichten:
Das Vollkommene sei der Moment der Entrückung, wenn wir in die Herrlichkeit eingehen.
Oder das Vollkommene sei der Abschluss des Kanons, also der Abschluss der göttlichen Offenbarung in der Heiligen Schrift.
Jetzt sei alles noch stückweise, weil noch nicht alles geoffenbart war, als Paulus den ersten Korinther schrieb.
Wenn das Vollkommene gekommen sein wird, wird die umfassende Erkenntnis, die Gott uns gibt, da sein.
Ich bin überzeugt, dass es die Entrückung meint, und ich erkläre warum.
Paulus sagt persönlich in Vers 12:
„Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie auch ich erkannt worden bin.“
Er bezieht das auf den einzelnen Menschen.
Die Erkenntnis des Einzelnen ist stückweise, auch seit die ganze Bibel gegeben ist.
Niemand kann sagen, die Bibel ist abgeschlossen und wir haben persönlich vollkommene Erkenntnis.
Unser Erkennen ist immer noch stückweise.
Natürlich haben wir zusammen in der Heiligen Schrift die ganze Wahrheit.
Aber für den Einzelnen gilt: „Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie auch ich erkannt worden bin.“
Wenn die Entrückung kommt, werden wir als Einzelne vollkommene Erkenntnis bekommen, vergleichbar mit der Erkenntnis Gottes.
Vers 8: Weissagung wird weggetan.
Das Wort „wegtun“ (griechisch katargeo) heißt wörtlich „herabmachen“, „vernichten“, „zerstören“.
Zum Beispiel in Hebräer 2, Vers 14 heißt es, dass der Herr Jesus den Teufel zunichte gemacht hat, das ist katargeo.
Das ist ein mächtiger Akt des Besiegens und Wegtuns.
Das Wort „Abklingen“ bei den Sprachen ist interessant (Fußnote 27).
Griechisch „pauo“, das heißt „aufhören“, „abklingen“.
Das gleiche Wort wird in Apostelgeschichte 20,1 verwendet, wenn von einem Tumult in Ephesus die Rede ist:
„Nachdem der Tumult aufgehört hatte (pauo), wurden die Leute ruhig.“
Das passt gut.
Bei den Sprachen heißt es, sie werden abklingen, bei der Weissagung und Erkenntnis werden sie weggetan.
Vers 10:
„Wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird, wird das, was stückweise ist, weggetan werden.“
Das wird verglichen mit dem Erwachsenwerden.
Paulus sagt: Als Kind war ich kindlich, als Mann wurde ich erwachsen und tat weg, was kindlich war.
Auch hier wird das Wort katargeo verwendet.
Das zeigt den Übergang von Kindheit zum Erwachsensein als Akt des Abschließens.
Mir hat jemand gesagt, das sei nur ein anderes Wort bei den Sprachen, um Abwechslung reinzubringen.
Aber hier sind viermal katargeo und einmal pauo verwendet.
Der Unterschied ist beachtlich.
Ich habe in Fußnote 27 geschrieben, dass die Sprachenrede nicht bei der Entrückung plötzlich weggetan werden sollte, sondern allmählich abklingt, mit dem Sterben der Inhaber dieser Gaben.
Es ist interessant, dass Augustinus um 400 n. Chr. im Ersten Johanneskommentar schrieb, dass die Gabe der Sprachen damals aufgekommen und wieder verschwunden sei.
Eine neue Zeit sei eingetreten, in der das Evangelium zu allen Völkern und Sprachen gehen soll.
Das war der Nutzen dieses Zeichens.
Darum ist es jetzt verschwunden, nicht mehr nötig.
Das ist ein interessantes Zeugnis.
Der Text sagt nicht, wann, aber macht den Unterschied zwischen Gaben, die bei der Entrückung in einem Moment weggetan werden, und einer Gabe, die abklingt.
So wie die Gabe des Apostels abgeklungen ist.
Der letzte Apostel war Johannes um etwa 100 n. Chr.
Dann war die Gabe nicht weggetan, sondern abgeklungen.
Vers 12:
„Wir sehen jetzt durch ein Fenster undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht.“
Ich habe Fußnote gesetzt: Die Fenster im Altertum bestanden aus halbdurchsichtigem Glas.
Es lohnt sich, sich römische Gläser im Museum anzuschauen.
Das drückt das Undeutliche aus.
Wir haben heute noch nicht die vollkommene Erkenntnis.
Bei der Entrückung werden wir alles verstehen.
Manche Übersetzungen sagen „Spiegel“, aber „Fenster“ ist besser, weil es um das Undeutliche geht.
Das entspricht dem halbdurchsichtigen Glas der Alten.
Nun bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe.
Diese drei sind wichtige christliche Eigenschaften.
Eine Hausaufgabe wäre, zu suchen, wo im Neuen Testament diese drei Begriffe zusammen genannt werden.
Man wird an erstaunlichen Stellen fündig.
Immer wieder finden wir Glauben, Liebe, Hoffnung beieinander.
Der Dienst muss aus der Liebe heraus geschehen.
Die Agape denkt an den anderen.
Das eröffnet Kapitel 14, wo es darum geht, wie wir die Gaben so benutzen, dass sie anderen nützen und nicht Selbstgefälligkeit oder Selbstdarstellung dienen.
Kapitel 14 habe ich überschrieben mit „Sprachenreden und Weissagung – ein Vergleich der Nützlichkeit“.
Aus den vielen Gaben, die erwähnt wurden, werden nun zwei herausgenommen.
Wir sehen gleich, warum.
Beide Gaben sind von Gott, aber Sprachenreden hat nicht immer unter allen Umständen Nutzen, Weissagung aber immer.
In diesem Kapitel geht es darum, wie wir dienen, damit wir anderen nützen.
Das ist das Gebot der Liebe.
Darum heißt es in Kapitel 14, Vers 1:
„Strebt nach der Liebe, eifert aber um die geistlichen Wirkungen, vielmehr aber, dass ihr weissagt.“
Wir sollen danach streben, dass die Liebe in unserem Leben zur Auswirkung kommt.
Wir sollen eifrig sein, dass der Heilige Geist durch uns wirken kann.
Es geht nicht darum, immer wieder neue Gaben zu bekommen, sondern darum, dass der Heilige Geist durch uns wirken kann.
„Eifert aber um die geistlichen Wirkungen, vielmehr aber, dass ihr weissagt.“
Man könnte fragen: Wie geht das zusammen?
In 1. Korinther 12, Vers 29 heißt es: „Sind etwa alle Propheten? Nein.“
Bei Sprachen heißt es nicht „haben alle die Gabe“, sondern „reden etwa alle in Sprachen?“
Es ist garantiert nicht so, dass alle jemals in ihrem Leben in Sprachen reden.
Aber das wird nicht gesagt vom Weissagen.
Nach Epheser 4, 10 und folgende ist die Gabe des Evangelisten eine spezielle Gabe.
Haben alle die Gabe des Evangelisten? Nein.
Können aber alle evangelisieren? Ja.
Der Missionsauftrag geht an alle Gläubigen.
Evangelisieren müssen alle, aber Evangelist ist eine ausgesprochene Begabung.
So ist es auch im Dienst für den Herrn.
Wir müssen uns nicht krampfhaft fragen, welche Gnadengabe wir empfangen haben.
Wir müssen einfach das tun, was der Herr uns zeigt.
Wenn wir jemanden im Spital besuchen müssen, gehen wir dorthin.
Wenn wir Gelegenheit haben zu evangelisieren, tun wir das.
Mit der Zeit merken wir, was uns liegt.
Dann wird deutlich, ob wir die Gabe des Evangelisten oder Hirten haben.
Wir müssen nicht extrem werden und sagen: Ich bin Evangelist, ich mache keine Seelsorge.
Das geht nicht.
So ist es auch bei Ärzten: Wenn ein Chirurg einen Notfall hat, muss er auch andere Operationen können.
Wir müssen lernen, wo der Herr uns eine spezielle Begabung gegeben hat.
Weissagen wird erklärt in Vers 3, 14,3:
„Wer aber weissagt, redet den Menschen zu Erbauung, Ermahnung und Tröstung.“
Weissagen bedeutet, geleitet durch den Heiligen Geist, Erbauung, Ermahnung und Tröstung weiterzugeben.
Das kann jeder Gläubige, aber er kann nicht sagen, ich bin ein Prophet.
Die Propheten haben den Grund gelegt, aufgebaut auf Apostel und Propheten, Epheser 2, Vers 20.
Solche, die weissagen, haben es immer gegeben.
Sie trösten, ermahnen und erbauen genau im richtigen Moment.
Weissagung ist also, wie wir später sehen, das Weitergeben von Trost oder Ermahnung genau im richtigen Moment, ohne dass wir es wissen.
Darum heißt es: Wir sollen um die geistlichen Wirkungen eifern, besonders dass wir weissagen.
Wenn Frauen sich überlegen, was sie ihrem Mann am Morgen mitgeben können, ist ein kurzes weissagendes Wort oft sehr hilfreich.
Das soll besonders angestrebt werden, weil Weissagung so nützlich ist.
Vers 2:
„Denn wer in einer Sprache redet, redet nicht Menschen, sondern Gott, denn niemand versteht es, im Geist aber redet er Geheimnisse.“
Ich habe in Fußnote 36 geschrieben: In Korinth hatte man nicht die ideale Situation wie in Jerusalem zur Zeit von Pfingsten.
Viele Ausländer waren anwesend.
Wenn man in Korinth zum Beispiel Arabisch sprach, verstanden die Menschen es normalerweise nicht, es sei denn, ein Sklave aus Arabien hörte zu.
Das Gesprochene war für sie ein Geheimnis, nur Gott verstand die Aussage.
Vers 2 beschreibt genau die Schwierigkeit in Korinth.
Sprachenreden ist in manchen Situationen überhaupt nicht nützlich, wenn niemand es versteht.
Vers 3:
„Wer aber weissagt, redet den Menschen zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung.“
Weissagen nützt immer etwas.
Vers 4:
„Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst, wer aber weissagt, erbaut die Gemeinde.“
Wenn man in Korinth in Sprachen redet und die anderen verstehen es nicht, hat man nur selbst etwas davon.
Die anderen haben nichts davon.
Die Liebe sagt: Du musst den anderen etwas bringen.
Bei der Weissagung ist das so: Die Gemeinde wird immer erbaut.
Der Nutzen der Weissagung ist nicht situationsabhängig.
Diese Gabe kann immer zum Nutzen der anderen eingesetzt werden.
Der Sprachenredner erbaut sich selbst.
Fußnote 37: Wenn der Sprachenredner seine Sprache beherrschte, wurde er durch die geistliche Aussage selbst erbaut, so wie jeder Prediger oft von seinen eigenen Aussagen profitiert.
Das ist Selbstaufbauung.
Das ist beim Sprachenreden der Fall, aber nur für sich, nicht für andere.
Das ist eigentlich ein Vorwurf: „Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst.“
Vers 5:
„Ich wollte aber, dass ihr alle in Sprachen redetet, vielmehr aber, dass ihr weissagtet.“
Er sagt nicht gegen die Gabe der Sprache, die ja von Gott kommt.
Aber Weissagung ist besser, weil sie immer nützt.
Wer weissagt, ist größer als der, der in Sprachen redet, weil er nützlicher ist.
Es sei denn, er übersetze, damit die Gemeinde Erbauung empfange.
Hier wird klar: Nicht das Phänomen erbaut, sondern die Aussage.
Sonst wäre die Gemeinde erbaut, wenn sie das Phänomen erlebt.
„Wow, der spricht eine fremde Sprache, versteht kein Wort, ist toll.“ Das ist keine Erbauung.
Nur wenn es übersetzt wird, gibt es Erbauung.
Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst.
Das liegt nicht daran, dass er ein besonderes Gefühl hat oder dass Sprachenreden Depressionen wegschwemmt, wie in charismatischen Büchern behauptet wird.
Davon sagt die Bibel nichts.
Jetzt haben wir den Hammer: Millionen von Menschen reden heute in Zungen.
Wenn man sie fragt, verstehen sie, was sie sagen? Nein.
Sie sagen, es hilft ihnen und vertreibt böse Gedanken.
Aber Erbauung ist hier das, was hinüberkommt.
Die Gemeinde wird erbaut, wenn es übersetzt wird.
Weiter, Verse 6 bis 10, überschrieben mit „Fehlende Kommunikation ist sinnlos“:
„Jetzt aber, Brüder, wenn ich zu euch käme und in Sprachen redete, was würde ich euch nützen, wenn ich nicht zu euch redete?“
Entweder in Offenbarung, Erkenntnis, Weissagung oder Lehre.
Auch leblose Dinge, die einen Ton von sich geben, wie Flöte oder Harfe, wenn sie keinen Unterschied in den Tönen geben, wie wird man erkennen, was gespielt wird?
Wenn die Posaune einen undeutlichen Ton gibt, wer wird sich zum Kampf rüsten?
Wenn ihr durch die Sprache nicht eine verständliche Rede gebt, wie wird man wissen, was geredet wird?
Ihr werdet in den Wind reden.
Es gibt viele Arten von Stimmen in der Welt, und keine ist ohne bestimmten Ton.
Paulus sagt: Wenn ich in einer Fremdsprache rede und ihr versteht nicht, nützt das nichts.
Es nützt etwas, wenn ich Offenbarung, Erkenntnis, Weissagung oder Lehre bringe.
Dann erklärt er: Es gibt Kommunikation auch in der Musik.
Tempelinstrumente wie Flöte, Harfe, Posaune werden erwähnt.
In der Musik muss man klar artikulieren.
Wenn man undeutlich spielt, versteht man nichts.
Das gilt auch für Sprache.
Man muss klar artikulieren, den Tönen Unterschied geben.
In der Sprache muss man Akzente richtig setzen.
Typisch für das Zungenreden heute ist unartikuliertes Lallen.
Manchmal hört man beim Zungenreden Bandwurmrede, das ist keine Sprache.
Gott hat Adam die Sprache gegeben.
Gott hat in Babel die verschiedenen Sprachen gegeben.
Die Sprachen der Menschen sind Gottes Sprachen.
Wir brauchen keine höhere Sprache, um mit Gott zu sprechen.
Jede Sprache der Welt ist geeignet, die Bibel weiterzugeben.
Man kann die Bibel in alle Sprachen übersetzen.
Sprachen, wie Gott sie uns gegeben hat, sind vollständige Kommunikationsmittel.
Kommunikation ist A und O.
Wenn die Kommunikation fehlt, ist sie sinnlos, wie in der Musik.
Beim Zungenreden heute wird gesagt: „Ich weiß nicht, was ich sage.“
Das ist keine Kommunikation.
Kommunikation bedeutet: A verschlüsselt seine Gedanken in einem Code und gibt sie rüber, B entschlüsselt und versteht.
Fehlende Kommunikation ist sinnlos.
Wir gehen weiter, Verse 11 bis 20, überschrieben mit „Der Sprachenredner und sein Hörer – keine Kommunikation, keine Frucht, kein Amen, keine Erbauung für den Hörer, keine Unterweisung.“
Ein Sprachenredner wird seinem Hörer gegenübergestellt.
„Wenn ich die Bedeutung der Stimme nicht weiß, werde ich dem Redenden ein Barbar sein und der Redende für mich ein Barbar.“
Stellen wir uns vor, Paulus spricht Arabisch, ein Korinther hört zu, Paulus ist für ihn ein Barbar.
Der andere ist auch ein Barbar, denn es gibt kein Verständnis, keine Kommunikation.
Das Wort Barbar heißt im Griechischen „Barbaros“, ein lautmalerisches Wort, das den Klang einer fremden Sprache beschreibt.
Vers 12:
„Auch ihr, da ihr um geistliche Wirkungen eifert, möchtet überströmend sein zur Erbauung der Gemeinde.“
Nach fünf Jahren Bekehrung sagt Paulus den Brüdern: Ihr solltet überströmend sein zur Erbauung der Gemeinde.
Nach fünf Jahren kann man das erwarten.
Vers 13:
„Darum, wer in einer Sprache redet, bete immer wieder, damit er es immer wieder übersetze.“
Das ist ein Durativ im Grundtext.
Der Sprachenredner soll immer wieder beten, dass er übersetzen kann.
Er kann auch selbst übersetzen, weil er weiß, was er sagt.
Hier steht nicht, dass er immer wieder die Gabe der Übersetzung bekommt, sondern dass er betet, damit es gut klappt.
Vers 14:
„Denn wenn ich in einer Sprache bete, so betet mein Geist, aber mein Redesinn ist fruchtleer.“
Hier wird gesagt: Wenn ich in einer Sprache bete, betet mein Geist.
Fußnote erklärt: Das ist der Geist des Menschen.
Nach 1. Thessalonicher 5,23 bestehen wir aus Geist, Seele und Leib.
Nach Psalm 77, Vers 7 hat der Geist die Fähigkeit zu forschen und zu denken.
Nach Römer 8, Vers 16 teilt sich der Geist Gottes unserem menschlichen Geist mit und bezeugt, dass wir Kinder Gottes sind.
Also betet mein Geist.
Moderne Übersetzungen setzen hier ein: „So betet der Heilige Geist in mir.“
Das ist eine Fälschung.
Mein Geist ist der menschliche Geist, der betet.
Nicht der Heilige Geist in mir, der durch mich hindurchkommt.
Adam hat seine Sprache nicht gelernt, Gott hat sie ihm eingegeben.
Die Leute in Babel haben ihre Sprache nicht gelernt, Gott hat sie ihnen eingegeben.
So war es auch beim Sprachenreden.
Gott hat den Sprachenrednern die Sprache eingegeben, die ganze Software auf die Festplatte gelegt.
Paulus sagt: „Mein Geist betet.“
In den meisten Übersetzungen heißt es: „Mein Verstand ist fruchtleer.“
Man muss überlegen, was „Verstand“ sonst noch bedeutet.
Man übersetzt nach der gebräuchlichsten Bedeutung.
Wenn das keinen Sinn ergibt, schaut man nach anderen Bedeutungen.
Ich habe in der Fußnote erklärt, dass „nous“ außer Verstand auch Sinn, Bedeutung, Aussagekraft, Redesinn bedeutet.
So kann man den Text richtig verstehen:
„Wenn ich in einer Sprache bete, betet mein Geist, aber meine Aussage ist fruchtleer“ – für den Zuhörer.
Vers 15:
„Was ist es nun? Ich will beten mit dem Geist, ebenso will ich auch beten mit dem Redesinn.“
Natürlich will ich in einer Sprache beten, das ist eine Gabe von Gott, aber ich will auch so reden, dass andere es verstehen.
„Ich will loben mit dem Geist, aber auch mit dem Redesinn, damit andere es verstehen.“
Sonst, wenn du mit dem Geist lobst, wie soll der Unkundige Amen sagen?
Der andere kann nicht Amen sagen, weil er nicht weiß, was gesagt wird.
Vers 17:
„Du dankst wohl gut, aber der andere wird nicht erbaut.“
Es geht immer um den anderen.
Vers 18:
„Ich danke meinem Gott, ich rede mehr in Sprachen als ihr alle.“
Paulus hatte auf seinen Missionsreisen mit vielen Sprachgruppen zu tun.
Als reisender Missionar konnte er sagen, er spricht mehr in Sprachen als alle Korinther.
Vers 19:
„Aber in der Gemeinde will ich lieber fünf Wörter reden mit meinem Redesinn, damit ich andere unterweise, als zehntausend Wörter in einer Sprache.“
Fünf Wörter, die verständlich sind, bringen etwas.
Ein Beispiel: Psalm 23, Vers 1: „Der Herr ist mein Hirte.“
Das im richtigen Moment an die richtige Person – das ist Weissagung.
Vers 20:
„Brüder, werdet nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit unmündig, am Verstand aber werdet Erwachsene.“
Paulus sagt: Werdet erwachsen im Verstand.
Das Wort „Verstand“ ist hier ein anderes als zuvor.
Das Wort erscheint im Neuen Testament nur hier.
Es wurde hier verwendet, weil das übliche Wort für Verstand in den Versen davor in der selteneren Bedeutung „Redesinn“ verwendet wurde.
Christen sollen den gesunden Menschenverstand nicht aufgeben.
Der Heilige Geist ist ein Geist der Besonnenheit oder des gesunden Sinnes.
Vers 21, überschrieben „Sprachenrede ein Zeichen für das ungläubige Israel, aber nur, falls man die Sprache versteht“:
„Es steht im Gesetz geschrieben: ‚Ich will in anderen Sprachen und durch andere Lippen zu diesem Volk reden, und sie werden nicht auf mich hören, spricht der Herr.‘“
Hier hat Gott durch Jesaja (Jesaja 28,11) prophezeit, dass er einmal zu Israel durch andere Sprachen sprechen wird.
Im Hebräischen gibt es zwei Wörter für Sprache: „Lashon“ heißt Zunge, übersetzt mit Sprache, und „Safa“ heißt wörtlich Lippe.
Hier sind beide zusammen.
Gott will durch Fremdsprachen zu Israel sprechen, aber sie werden nicht hören.
Das hat sich am Pfingsttag erfüllt, als viele Juden aus dem Ausland kamen.
Gott hat durch das erste Zeichen der Sprachenrede zu ihnen gesprochen.
Leider sind nur 3000 zum Glauben gekommen, nicht die Masse.
Vers 22:
„Daher sind die Sprachen ein Zeichen, nicht den Glaubenden, sondern den Ungläubigen.
Die Weissagung aber nicht den Ungläubigen, sondern den Glaubenden.“
Paulus leitet ab: Gott will zu Israel sprechen, zu diesem ungläubigen Volk.
Sprachen sind für Ungläubige vorgesehen.
Weissagung ist für Gläubige.
Vers 23:
„Wenn die ganze Gemeinde zusammenkäme und alle in Sprachen redeten, und Unkundige oder Ungläubige kämen herein, würden sie nicht sagen, dass ihr von Sinnen seid?
Wenn aber alle weissagten und irgendein Ungläubiger oder Unkundiger käme herein, würde er von allen überführt, von allen beurteilt.
So würde das Verborgene seines Herzens offenbar werden, und er würde auf sein Angesicht fallen, Gott anbeten und verkündigen, dass Gott wirklich unter euch ist.“
Das klingt widersprüchlich.
Paulus sagt, Gott hat die Sprachenrede für Ungläubige vorgesehen.
Aber wenn Ungläubige in Korinth die Fremdsprache nicht verstehen, ist es kontraproduktiv, sie denken, ihr seid verrückt.
Das bringt nur etwas, wenn die Ungläubigen es verstehen.
Weissagung ist für Gläubige vorgesehen, nützt aber auch Ungläubigen.
Die Ungläubigen werden überführt.
Das Verborgene im Herzen wird durch die Verkündigung offenbar.
So ist Weissagung heute noch.
Vers 26, „Ordnung in der Gemeindezusammenkunft“:
„Was ist es nun, Brüder, wenn ihr zusammenkommt?
So hat ein jeder von euch einen Psalm, hat eine Lehre, hat eine Sprache, hat eine Offenbarung, hat eine Übersetzung.
Alles geschehe zur Erbauung.“
Paulus sagt nicht „so habe ein jeder“, sondern „so ist es bei euch“.
Jeder, der in die Gemeinde kam, hatte schon einen Psalm auf dem Herzen, eine Lehre, eine Botschaft in Sprachen.
Jetzt sagt Paulus: „Passt auf, dass das etwas nützt.“
Es ist gut, wenn man etwas im Herzen hat, bevor man in die Gemeinde kommt.
Wenn der Dienst offen ist und die Gaben beitragen können, braucht es die Leitung des Herrn, damit man weiß, was dran ist.
Man kann nicht einfach denken: „Die Gemeinde ist ein Wunschkonzert, jetzt möchte ich mein Lieblingslied.“
Das geht nicht.
Man muss wissen, wann was dran ist.
Darum sagt Paulus: Bei euch sind alle sehr aktiv, aber passt auf, alles soll nützlich sein.
Das ist das Gebot der Liebe.
Es kommen bestimmte Regelungen.
Vers 27:
„Wenn jemand in einer Sprache reden will, so sei es zu zwei oder höchstens drei und nacheinander, und einer lege aus.
Wenn aber kein Übersetzer da ist, so schweige er in der Gemeinde, rede aber für sich und Gott.“
Warum höchstens drei?
Das Fassungsvermögen ist begrenzt.
Darum gibt es auch bei den Propheten eine Begrenzung.
Vers 29:
„Propheten aber lasst zwei oder drei reden, die anderen lasst urteilen.“
Auch hier geht es um zwei oder drei.
Die Begrenzung ist wegen der Aufnahmefähigkeit.
Wir müssen bald zum Schluss kommen.
Übrigens gilt auch bei den Sprachen: Nacheinander.
Heute erlebt man Durcheinander, alle sprechen gleichzeitig in Zungen.
Ich habe das vor kurzem erlebt: Hinter mir wurde wild in Zungen geredet, das war störend.
Wenn man fremdsprachliche Besucher hat, sollte wenigstens eine verständliche Sprache gesprochen werden.
Wenn kein Übersetzer da ist, soll man schweigen.
Propheten sollen zwei oder drei reden, die anderen sollen nicht schlafen, sondern urteilen.
Alles, was weitergegeben wird, muss anhand der Bibel geprüft werden, wie die Berührer in Apostelgeschichte 17.
Vers 30:
„Wenn aber einem anderen, der da sitzt, eine Offenbarung wird, so schweige der Erste.“
Der Ablauf ist nicht fix, es gibt Flexibilität.
Die Reihenfolge kann geändert werden.
Alle können weissagen, damit alle lernen und getröstet werden.
Das zeigt das allgemeine Priestertum.
Die geistlichen Wirkungen der Propheten sind den Propheten untertan.
Das ist der Gegensatz zum Heidentum.
Man wird nicht mitgerissen, sondern wer eine Gabe hat, hat die Kontrolle.
Das ist nicht wie bei jungen Mädchen, die in Vorträgen Zungenreden nicht zurückhalten können.
Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.
Zum letzten Abschnitt, überschrieben mit „Das Schweigen der Frauen in der Gemeindezusammenkunft“:
„Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen auch eure Frauen schweigen in den Gemeindezusammenkünften.
Denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern unterwürfig zu sein, wie auch das Gesetz sagt.“
Viele Christen sagen, dieser Abschnitt sei heute vorbei.
Paulus sagt, es ist in allen Gemeinden so, dass die Frauen schweigen sollen.
Das gilt nur für die Gemeindezusammenkünfte.
Das Schweigegebot beschränkt sich auf offizielle Zusammenkünfte, nicht auf Hauskreis, Frauensmorger, Jugendgruppe, Sonntagsschule, Familienandacht.
Dort können Frauen sehr wohl durch Reden dienen.
In 1. Korinther 11 heißt es, jede Frau betet oder weissagt.
Aber hier heißt es: Schweigen in den Gemeindezusammenkünften.
Weiter: „Denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden.“
Fußnote 70: „Nicht erlaubt“ heißt griechisch „ou epitrepetai“, in göttlicher Verfügung verboten.
Dieser Ausdruck kommt vor in Apostelgeschichte 14,16; 16,7; Markus 10,4.
Es geht um eine göttliche Verfügung, zu reden.
Griechisch „laleo“ bedeutet reden, schwatzen.
Frauen sollen nicht schwatzen, aber Männer auch nicht.
Frauen schwatzen mehr als Männer.
Meine Frau schwatzt nicht.
„Laleo“ kommt in 1. Korinther 14 21-mal vor.
Wenn Paulus sagt: „Wenn ich zu euch komme und rede“, ist das „laleo“.
Es umfasst alles: Lehre, Sprachenrede, Gebet.
Es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, heißt einfach reden.
Sondern unterwürfig zu sein, wie auch das Gesetz sagt.
Das steht in 1. Mose 3, Vers 16.
Es geht nicht um das Gesetz vom Sinai für Israel, sondern um Gottes Gebot an die Urahnen der Menschheit.
Es geht um die Schöpfungsordnung, die für die ganze Welt gilt.
Wenn jemand fragt, was Schweigen heißt: Der Satz sagt, „es ist ihnen nicht erlaubt zu reden“.
Schweigen heißt nicht reden.
Vers 35:
„Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen.“
Lernen heißt nicht lehren.
Sie sollen in der Gemeindezusammenkunft nicht öffentlich Fragen stellen, sondern das im privaten Bereich tun.
Ihre eigenen Männer haben die erste geistliche Verantwortung für die Frauen.
Es ist wichtig, dass die Frau zuerst ihren Mann fragt, bevor sie andere Männer fragt.
Das ist nützlich.
Wenn der Mann etwas nicht beantworten kann, kann sie weiterfragen.
Der Mann soll durch die Frau zum Bibelstudium motiviert werden.
Vers 36:
„Denn es ist schändlich für eine Frau, in der Gemeinde zu reden.“
Die Einschränkung gilt nur in der Gemeinde.
Paulus fragt ironisch, ob in Korinth eine anderslautende Offenbarung empfangen wurde, die die anderen Gemeinden nicht kennen.
Oder ob sie allein diese Offenbarung haben.
Das ist ironisch.
Vers 37:
„Wenn jemand sich dünkt, ein Prophet zu sein oder geistlich, so erkenne er, dass die Dinge, die ich euch schreibe, Gebote des Herrn sind.“
Man kann Propheten testen.
Ein moderner Prophet muss erkennen, dass das Gebot gilt.
Vers 38:
„Wenn aber jemand dies nicht versteht, so verstehe er es nicht.“
Dann diskutieren wir nicht weiter.
Er hat kein Licht von Gott.
Die Argumentation ist unglaublich dicht.
Wo findet man im Neuen Testament eine so dichte Argumentation?
Alle Gemeinden machen es so.
Frauen sollen schweigen.
Es ist nicht erlaubt zu reden.
Sie müssen unterwürfig sein.
Das sagt auch das Gesetz.
Wenn sie lernen wollen, sollen sie es zu Hause tun.
In der Gemeinde ist es schändlich.
Oder meint ihr, das Wort Gottes kommt nur von euch?
Oder ist es nur zu euch gekommen?
Vers 39:
„Daher, Brüder, eifert der Macht zu Weissagen und wehrt nicht, in Sprachen zu reden.“
Paulus sagt: Weissagen ist nützlich, und die Sprachengabe ist eine Gabe von Gott.
Wir sollten nicht ins andere Extrem fallen und sagen: Das ist nicht nützlich, also wollen wir das nicht.
Das Problem heute ist: Wo sind diejenigen, die eine wirkliche Sprache beherrschen, ohne sie gelernt zu haben?
Die Wycliff-Übersetzer wären froh, wenn Gott so wirken würde.
Aber er tut es nicht.
Man muss in den Busch, Kinder mitnehmen, Malariagefahr und andere Gefahren aussetzen.
Mindestens 15 Jahre harte Arbeit braucht man, um eine Sprache zu beherrschen.
Dann kommt das Alte Testament.
Gott hätte die Sprachengabe geben können, zuhause am Schreibtisch, und sie nach Tadschikistan schicken können, und sie hätten die neue Übersetzung.
Nein, Gott könnte es, tut es aber nicht.
Das ist seine Souveränität.
Alles aber geschehe anständig und in Ordnung.
Wir wollen noch zum Schluss beten.
Der Leib Christi und die Gnadengaben (1. Korinther 12,12-31)
Jetzt gehen wir weiter. Nun kommt das Thema ab Vers 12: der Leib Christi und die Gnadengaben. Ich lese:
Denn gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des einen Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind, also auch der Christus. Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle zu einem Geist gedrängt worden. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele.
Wenn der Fuß spräche: „Weil ich nicht Hand bin, so bin ich nicht vom Leib“, ist er deswegen nicht vom Leib? Und wenn das Ohr spräche: „Weil ich nicht Auge bin, so bin ich nicht vom Leib“, ist es deswegen nicht vom Leib? Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo wäre das Gehör? Wenn ganz Gehör, wo der Geruch?
Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, jedes einzelne von ihnen an dem Leib, wie es ihm gefallen hat. Wenn aber alle ein Glied wären, wo wäre der Leib? Nun aber sind der Glieder zwar viele, der Leib aber ist einer.
Das Auge kann nicht zu der Hand sagen: „Ich bedarf deiner nicht“, oder wiederum das Haupt zu den Füßen: „Ich bedarf euer nicht“, sondern vielmehr die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, sind notwendig und die uns die unehrbaren des Leibes zu sein dünken. Diese umgeben wir mit reichlicher Ehre, und unsere Nichtanständigen haben desto reichlichere Wohlanständigkeit; unsere Wohlanständigen aber bedürfen es nicht.
Aber Gott hat den Leib zusammengefügt, indem er dem Mangelhafteren reichlichere Ehre gegeben hat, damit keine Spaltungen in dem Leib seien, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander haben möchten. Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; oder wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit. Ihr aber seid Christi Leib und Glieder in Sonderheit.
Nun kommt ein neues Thema hinein in das Thema der Gaben. Das wird jetzt verbunden mit dem Thema des Leibes. Zuerst wird erklärt: Der menschliche Körper ist eine Einheit, etwas für sich. Aber diese Einheit besteht aus einer Vielfalt, denn der Körper hat viele einzelne Glieder. Trotz dieser Vielfalt ist es dennoch eine Einheit. Darum wird es so formuliert: alle Glieder des einen Leibes, aber obgleich viele, ein Leib sind.
Nun kommt die Übertragung: Also auch der Christus. Hier wird der Leib mit dem Christus verglichen. Aber was meint hier „der Christus“? Ich habe in Fußnote 15 erklärt, dass Christus oder mit Artikel „der Christus“ hier den Leib meint. Das bedeutet, Christus vereinigt mit den Erlösten die Gemeinde.
In Epheser 3,4-6 beschreibt Paulus das Geheimnis des Christus. Ich lese Epheser 3,4: Woran ihr im Lesen merken könnt, mein Verständnis in dem Geheimnis des Christus, welches in anderen Generationen den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden ist, wie es jetzt geoffenbart worden ist seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist.
Jetzt wird erklärt, dass die aus den Nationen Miterben seien und mit einverleibte, wörtlich sogar mit Leib und mit Teilhaber seiner Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium. Also das Geheimnis des Christus ist, dass die zum Glauben gekommenen Heiden nun mit den bekehrten Juden zusammengefügt worden sind zu einem Leib – mit Leib. Und da sehen wir nun, dass der ganze Leib Christi hier auch „der Christus“ genannt wird.
Der Ausdruck Christus oder Messias bekommt im Neuen Testament eine neue Bedeutung: Er meint Christus, der sich verbunden hat mit allen Erlösten, den Erlösten der Gemeinde. Das war im Alten Testament nie mitgeteilt. Das Wort Messias bedeutete immer den Sohn Gottes. Jetzt plötzlich wird dieses Wort erweitert: Es meint den Sohn Gottes, verbunden mit den Erlösten.
In 1. Korinther 1,13 habe ich auch noch angegeben: Dort wird das erste Problem in Korinth angesprochen. Paulus sagt in Vers 10, er hört, dass es Spaltungen gibt in Korinth. Vers 12: Ich sage aber dieses, dass ein jeder von euch sagt: „Ich bin des Paulus“, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas, ich aber Christi.“ Ist der Christus zerteilt?
Das heißt, die einen betrachten sich als Anhänger von Paulus, das ist ein Glied am Leib Christi; andere sind Anhänger von Apollos; wieder andere von Petrus, Kephas; und andere sagen: „Die Leute brauchen wir nicht, wir sind nicht von Menschen abhängig, wir sind nur von Christus abhängig, ich aber bin Christi.“ Und dann sagt Paulus: Ist der Christus zerteilt?
Das heißt: Ist der Leib, der besteht aus Christus und allen Erlösten, irgendwie entzweit, dass ihr das so aufteilen wollt? Auch hier hat der Ausdruck „der Christus“ diesen erweiterten Sinn.
Also das mit dem menschlichen Körper verhält sich so, wie es sich verhält mit Christus und den Erlösten. Man kann also sagen: Gott hat den menschlichen Leib so geschaffen, weil er schon vor Grundlegung der Welt diesen Plan vom Leib Christi hatte.
Ja, es wird ja erklärt in Epheser 3: Dieses Geheimnis war im Alten Testament verborgen, und zwar verborgen in Gott. In den weiteren Versen wird vom ewigen Ratschluss Gottes gesprochen. Also das war Gottes erster Gedanke.
Gott hat den menschlichen Leib, Adam, den er aus Ackererde erschaffen hatte, geformt, damit das letztlich ein Abbild ist von diesem Plan Gottes, Christus und seiner Gemeinde. Das zeigt etwas von der Erhabenheit des Planes Gottes mit der Gemeinde.
In einem Geist, in der Kraft eines Geistes, sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle zu einem Geist gedrängt worden.
Hier haben wir die Taufe des Heiligen Geistes. Mit dem Heiligen Geist finden wir in den Evangelien zuerst bei Johannes dem Täufer eine Ankündigung. Ich schaue kurz in Matthäus 3, Vers 11:
Ich zwar taufe euch mit Wasser zur Buße; der nach mir kommende aber ist stärker als ich, dessen Sandalen zu tragen ich nicht würdig bin; er wird euch mit heiligem Geist und Feuer taufen, dessen Worfschaufel in seiner Hand ist, und er wird seine Tenne durch und durch reinigen und seinen Weizen in die Scheune sammeln, die Spreu aber wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer.
Hier wird über die Taufe mit heiligem Geist gesprochen, aber es wird nicht genau erklärt, was das bedeutet. Wir halten diese Stelle offen. Es gibt eine Parallelstelle in Markus 1, in Lukas 3 und in Johannes 1. Also viermal wird das Thema angesprochen.
Jedes Mal fragt man sich: Was meint das eigentlich genau? Dann gibt es eine fünfte Stelle in Apostelgeschichte 1, wo der Auferstandene kurz vor Pfingsten sagt, Apostelgeschichte 1, Vers 5:
Denn Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen.
Das Pfingstereignis in Apostelgeschichte 2 beschreibt, wie der Heilige Geist vom Himmel auf die Erde kommt. Irgendwie muss das Taufen mit Heiligem Geist etwas mit dem Pfingstereignis zu tun haben.
Dann gibt es eine sechste Stelle in Apostelgeschichte 11, Vers 16. Dort sind Heiden Christen geworden und haben den Heiligen Geist empfangen. Petrus sagt in diesem Zusammenhang:
Ich gedachte aber an das Wort des Herrn, wie er sagte: Johannes taufte zwar mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden.
Das ist eine Erinnerung von Petrus an Apostelgeschichte 1, Vers 5. Nun haben wir sechs Stellen und fragen uns immer noch, was es genau bedeutet.
Jetzt kommt die siebte und letzte Stelle: 1. Korinther 12, Vers 13. Dort wird noch mehr erklärt. Wir haben nämlich gelesen:
Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden.
Wenn Johannes mit Wasser taufte, dann wurde der menschliche Körper in das Element Wasser eingefügt. Die Griechen brauchten das Wort „baptizo“, taufen, zum Beispiel auch im Sinne von Färben, weil man beim Färben Kleidungsstücke in die Farbe eintauchte, also in ein anderes Element hineingebracht wurde. Es wurde auch verwendet für das Untergehen eines Schiffes, eben das Einfügen in ein anderes Element.
Hier lesen wir: Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden. Das heißt: Menschen, die früher Einzelwesen waren, werden in ein neues Medium, in ein neues Element eingefügt – in den Leib Christi.
Das heißt: Die Taufe mit Heiligem Geist bedeutet, dass ein Mensch, der sich bekehrt, ein Glied am Leib Christi wird.
Wer nicht mit Heiligem Geist getauft ist, ist gar kein Christ, denn Christ ist ein Glied am Leib Christi.
Es steht hier nichts von einer mystischen Erfahrung, bei der man irgendwie passiv wird. Paulus sagt von allen Korinthern: „Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden.“ Das heißt, alle sind getauft, und es kommt nicht darauf an, ob man Jude oder Grieche ist.
Es seien Juden oder Griechen, es kommt also nicht darauf an, woher wir kommen. Gott vereinigt, was früher getrennt war: Juden und Heiden.
Es kommt auch nicht darauf an, aus welcher sozialen Schicht wir kommen, es seien Sklaven oder Freie. Das ist alles nicht mehr wichtig in der Gemeinde.
So sehen wir, wie dieser Ausdruck von der Taufe des Heiligen Geistes in der jüngeren Vergangenheit völlig verdreht worden ist – überhaupt nicht das, was in der Bibel steht.
Ich komme nochmals zurück auf Matthäus 3; das gibt nochmals einen wichtigen Hinweis:
Matthäus 3,11b: „Er wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen.“
Wie viele Menschen beten heute um eine Feuertaufe! Ich muss sagen: Oh, wenn das nur nicht erhört wird!
Denn in Vers 12 heißt es:
Dessen Worfschaufel in seiner Hand ist, und er wird seine Tenne durch und durch reinigen und seinen Weizen in die Scheune sammeln, die Spreu aber wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer.
Johannes der Täufer sagt, der Messias wird kommen und aufräumen in Israel. Er wird unterscheiden zwischen Weizen und Spreu.
Der Weizen, das sind die wahren Gläubigen aus Israel. Die wird er zusammenfügen, sammeln, so wie man den Weizen zusammenbringt. Das entspricht der Taufe mit Heiligem Geist zu einem Leib.
Die Spreu wird verbrannt. Das ist die Taufe mit Feuer. Hier wird die Spreu in das Feuer eingefügt, ein anderes Element als Wasser oder Leib. Das Feuer bedeutet ewige Verdammnis.
Also die Taufe mit Feuer sollen wir uns nie wünschen. Das ist wie, wenn jemand sich verflucht.
Gut, diejenigen, die um die Feuertaufe beten, tun das nicht in dieser Absicht. Aber wenn man sich überlegt, was es eigentlich bedeutet, ist man schockiert.
Es geht an das, was wir nicht beten sollen. Und der Herr wird das auch nicht erhören, wenn das in Unwissenheit gebetet wird. Das ist ganz klar.
Aber nur um zu zeigen, wie man heute mit der Bibel umgeht: Man nimmt einfach einen Ausdruck wie „Taufe mit Feuer“, das klingt ein bisschen enthusiastisch und lebendig, aber es meint etwas ganz anderes.
Also gehen wir zurück zu 1. Korinther 12, Vers 13 und sehen, wie wichtig es ist, wenn wir ein Thema in der Bibel haben, dass wir zu allen Stellen hingehen und versuchen, die Stellen zusammenzutragen.
Wenn es das nächste Mal eine Diskussion über die Taufe mit Heiligem Geist gibt, sind wir gewappnet: Es gibt sieben Stellen.
Viermal am Anfang der Evangelien kündigt Johannes der Täufer die Taufe an. Dann die fünfte Stelle in Apostelgeschichte 1, wo der Herr vor Pfingsten sagt, es kommt bald.
Dann Apostelgeschichte 11, wo Petrus sich an die Ankündigung erinnert.
Und schließlich 1. Korinther 12, wo es am ausführlichsten erklärt wird.
So haben wir das beieinander. Man kann sich das einprägen. Man kann nicht einfach sieben Stellen auswendig lernen, sondern muss sie strukturieren: Am Anfang der Evangelien Johannes der Täufer, dann Apostelgeschichte, dann 1. Korinther.
Nun wird weiter erklärt. In Vers 14 sind also ganz unterschiedliche Menschen zusammengefügt worden durch den Heiligen Geist. Aber dieser Leib ist nun eben nicht ein Glied, sondern viele.
Wenn der Fuß sagen würde: „Weil ich nicht Hand bin, so bin ich nicht vom Leib“, ist das ein Minderwertigkeitskomplex. Ist er deswegen nicht vom Leib?
Und wenn das Ohr spräche: „Weil ich nicht Auge bin, so bin ich nicht vom Leib“, ist es deswegen nicht vom Leib? Wiederum Minderwertigkeitskomplex.
Der Herr hat uns souverän in den Leib eingefügt, wie er wollte. Das konnten wir nicht wählen.
Schon als Glied ist jeder Gläubige individuell platziert. Dann gibt es unterschiedliche Gnadengaben, unterschiedliche Dienste und unterschiedliche Wirkungen.
Es ist so vielfältig. Wenn wir uns mit der Tierwelt beschäftigen – auf dem Land, in der Luft, in den Meeren – diese unfassbare Vielfalt. Wenn wir uns mit Astronomie beschäftigen – diese unglaubliche Vielfalt an Planeten, Sternen und Sternensystemen – es ist unfassbar.
So ist Gott. Und diese Vielfalt sehen wir gerade in der Gemeinde.
Niemand soll denken: „Jetzt habe ich diese Position, und weil ich diesen Platz habe, gehöre ich nicht dazu.“ Nein, das ist Minderwertigkeitskomplex, und das ist falsch.
Aber es gibt auch das andere Problem, das kommt gleich.
Ich fahre weiter: Vers 17
Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo wäre das Gehör? Wenn ganz Gehör, wo der Geruch?
Da fällt uns auf, wie wichtig die Vielfalt ist. Wenn ich jetzt siebzig Kilogramm Auge wäre, würden alle davon springen – das wäre ein Monster.
Oder siebzig Kilogramm Ohrmuschel – auch ein Monster.
Es braucht gerade diese Vielfalt.
Wir wollen kein Monster, sondern wir wollen annehmen, wie Gott diese Vielfalt gemacht hat. Also zufrieden sein und dankbar dafür, wie Gott uns im Leib platziert hat.
Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, Vers 18, jedes einzelne von ihnen an dem Leib, wie es ihm gefallen hat.
Gott ist völlig souverän, das können wir nicht beeinflussen.
So wie wir nicht beeinflussen konnten, in welchem Land wir geboren werden, in welcher Kultur, in welcher Familie, in welchen Eltern – das konnten wir nicht wählen.
Das ist Gottes souveräner Plan, und wir dürfen uns einfach darunter stellen.
Da haben wir am wenigsten Probleme.
Wenn wir in solchen Dingen, die wir nicht beeinflussen können, innerlich rebellieren, haben wir immer Probleme.
Vers 18 habe ich gelesen, Vers 19:
Wenn aber alle ein Glied wären, wo wäre der Leib? Nun aber sind der Glieder zwar viele, der Leib aber ist einer.
Wir müssen bei der Vielfalt auch die Einheit nicht vergessen.
Ich habe schon in Fußnote 14 geschrieben, im Zusammenhang mit „gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat“:
Dieser Vers betont sowohl die Bedeutung des Individuums als auch des Kollektivs.
Das klingt etwas philosophisch, aber es ist sehr wichtig.
Die katholische Kirche hat in ihrer Lehre den Wert auf das Kollektiv gelegt. Die Kirche ist alles. Der Einzelne ist eigentlich ein Nichts. Auf den kommt es überhaupt nicht an. Die Kirche ist die Sache.
Die Reformatoren haben erkannt, dass das falsch ist.
Es geht um den Einzelnen vor Gott. Man wird nicht einfach errettet, weil man zur Kirche gehört, sondern der einzelne Mensch muss sich bekehren.
Der einzelne Mensch muss ganz persönlich glauben an das vollbrachte Opfer des Herrn Jesus und wird so errettet.
Die Reformatoren haben daher viel Gewicht auf das Individuum gelegt, auf den einzelnen Menschen vor Gott.
Sie haben auch Wert darauf gelegt, dass jeder persönlich die Bibel liest, nicht einfach die Kirche lehrt und der Einzelne gar nichts zu denken hat.
Nein, die Reformatoren sagten, wir müssen die Bibel in die Landessprachen übersetzen, und die Leute sollen beginnen, die Bibel zu studieren, jeder einzelne.
So haben sie das Individuum betont. Das ist sehr wichtig.
Aber in der Folge, in der Entwicklung der Reformation und dann hin zu den evangelikalen Kirchen, ist das Individuum so stark betont worden, dass man das Kollektiv wieder vergessen hat.
In den meisten christlichen Gemeinden ist es heute so: Jeder kann zum Abendmahl kommen. Er muss sich selbst prüfen.
Gut, das ist auch richtig, so steht es in 1. Korinther 11.
Aber man stellt bald fest, dass es Leute gibt, die sich gar nicht selbst prüfen können oder es einfach nicht tun.
Da lebt jemand wirklich in offener Sünde und denkt: „Gut, aber ich denke, es ist in Ordnung so, ich kann zum Abendmahl kommen.“
Man denkt: Der Einzelne muss sich prüfen, ja, aber die Gemeinde hat als Gemeinde auch eine kollektive Verantwortung.
Darum spricht Paulus in 1. Korinther 5 über den Ausschluss aus der Gemeinde in Fällen von schwerer Sünde, wie Ehebruch oder Unzucht.
Da wird die Gesamtheit der Gemeinde gefordert, nicht nur die Ältesten.
Die ganze Gemeinde wird aufgerufen zum Handeln, zum Ausschluss: „Tut den Bösen von euch selbst hinaus.“
So sehen wir, dass die kollektive Verantwortung auch wichtig ist.
Wir sind immer in Gefahr, vom einen Extrem ins andere zu fallen.
Wir sehen das auch in anderen Bereichen.
Der Kommunismus betont das Kollektiv: Die Menschheit als solche soll sich immer weiterentwickeln, bis die klassenlose Gesellschaft entsteht.
Der Kapitalismus hingegen sagt: Nein, jeder einzelne ist frei, und jeder soll sich mit den Ellbogen durchschlagen.
Er betont das Individuum so stark, dass die Freiheit auf Kosten anderer ausgelebt wird.
Da kann eine Mutter sagen: „Ich will mich selbst verwirklichen“, und begeht Ehebruch, verlässt die Familie usw.
Sie möchte sich persönlich entfalten, aber auf Kosten anderer – sie macht die Kinder kaputt, den Mann usw.
Oder ich hätte auch einen Mann nehmen können, es gibt beides.
Nur um zu sagen: In unserer Gesellschaft wird die Freiheit des Menschen so betont, aber auf Kosten des Kollektivs.
Darum ist es wichtig, dass wir das biblische Vorbild für die Gemeinde festhalten: Die Individualität wird betont, das Kollektiv wird betont, die Vielfalt und die Einheit.
Wir gehen weiter.
Vers 21:
Das Auge kann nicht zu der Hand sagen: „Ich bedarf deiner nicht“, oder wiederum das Haupt zu den Füßen: „Ich bedarf euer nicht.“
In Fußnote 20 habe ich erklärt: Das ist das Problem des Überlegenheitskomplexes.
Das gibt es auch in der Gemeinde.
Es gibt den Minderwertigkeitskomplex, den hatten wir zuerst, und dann den Überlegenheitskomplex, dass der eine sagt: „Das kann nur ich, das können die anderen nicht.“
Dann haben wir das Einmannsystem.
Das wird hier so deutlich gelehrt: Das ist nicht biblisch, sondern jedes einzelne Glied soll zum Zug kommen im Dienst für Gott.
Beide Probleme sind schwierig.
Es ist schwierig, jemanden zu überzeugen, dass der Minderwertigkeitskomplex falsch ist, und auch das andere ist sehr schwierig.
Dann haben wir gelesen, wie Gott das gewirkt hat beim menschlichen Körper, dass die Körperteile, die eigentlich eher als unanständig gelten im Öffentlichen, wir pflegen diese ganz besonders im privaten Bereich.
Man kann an die tägliche Körperpflege denken, dass der einzelne Mensch Sorge für den ganzen Körper trägt.
Gerade auch die Bereiche des Körpers, die der Öffentlichkeit entzogen sind, werden in der Intimpflege besonders berücksichtigt.
Was ist das hier? Gott hat es so eingerichtet, dass es Ausgleich gibt, und das ist notwendig.
Gott möchte, dass der Leib nicht eine in sich gespaltene Sache ist, sondern die Hände helfen den Füßen, Schuhe anzuziehen.
So sind die verschiedenen Glieder des Körpers einander behilflich.
Die Augen helfen den Händen am richtigen Ort zuzugreifen. Das ist zum Beispiel sehr wichtig beim Klavierspielen, aber nicht nur dort.
Also ein Glied hilft dem anderen.
Auch das Gehör ist dann wieder ein Korrektiv.
Das möchte Gott: Dieses Zusammenwirken.
Selbst da, wo manche denken: „Ich bin weniger nötig“, hat Gott dafür gesorgt, dass sie ihren Ausgleich bekommen.
Das Ziel ist Vers 25:
Damit keine Spaltungen in dem Leib seien, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander haben möchten.
Da wird Christentum praktiziert, wenn die Glieder zusammenwirken.
Es geht nicht um die Selbstverwirklichung der Augen, der Hand und so weiter, sondern um das Zusammenwirken.
Das wird für das Weitere ganz wichtig sein.
Nicht nur Sorge füreinander, sondern Vers 26:
Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit.
Da kann man Ohrenschmerzen haben, Mittelohrentzündung, dann ist der ganze Mensch in Mitleidenschaft gezogen.
So möchte es Gott: Wenn ein Glied leidet, sollen die anderen mitleiden.
Hebräer 13 sagt: „Gedenke der Gefangenen als solcher, die auch selbst im Leibe sind.“
Wenn wir an die Tausenden in Nordkorea in Konzentrationslagern denken, die zusammen 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erarbeiten und viele sterben, dann sollen wir an solche denken, die wissen, was es heißt, ein Mensch zu sein mit einem Körper, der schnell überlastet und überfordert ist.
Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit.
Und wenn ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit.
Das ist vielleicht genauso schwierig wie das andere.
Nicht Eifersucht, sondern sich einfach freuen über das, was Gott in anderen wirkt.
Sonst haben wir Probleme, wenn wir das nicht umsetzen, wie es hier steht.
Schließlich wird abgeschlossen:
Ihr aber seid Christi Leib und Glieder in Sonderheit.
In Fußnote 21 heißt es: Achtung, es heißt hier nicht „Ihr seid der Leib Christi“, sondern „Ihr seid Leib Christi“ ohne Artikel.
Die Ortsgemeinde ist nicht der Leib Christi, sondern nur ein Teil davon.
Alle Christen auf der ganzen Welt bilden zusammen den Leib Christi.
Das sieht man auch in Epheser 2 und 3, wo ebenfalls vom Leib Christi gesprochen wird.
Da geht es nicht um die Ortsgemeinde Ephesus, sondern alle Erlösten zusammen bilden den Leib Christi, alle, die zu einer Zeit auf der Erde leben.
Das ist sehr wichtig.
Darum heißt es nicht: „Ihr seid der Leib Christi“, dann wäre es die Gemeinde Korinth, sondern „Ihr aber seid Leib Christi“ oder „Christi Leib“.
Das heißt, ihr gehört auch zu diesem Leib, aber ihr seid nicht der Leib Christi.
Wir haben doch gelesen in Vers 13:
Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden.
Paulus sagt alle, da schließt er sich selbst ein und auch seinen Mitautor des ersten Korintherbriefes, Sostenes, der Bruder der Gemeinde Gottes, die in Korinth ist.
Wir – also Paulus, Sostenes und die Korinther – sind zu einem Leib getauft worden.
Der Leib ist überörtlich.
Das hat ganz praktische Konsequenzen.
Als örtliche Gemeinde ist man nicht einfach für sich allein, sondern die Verbindung besteht mit dem ganzen Leib weltweit.
Darum, wenn zum Beispiel eine Gemeinde Probleme mit jemandem hat – das kann bis zur Gemeindezucht gehen – und die Person weggeht und eine andere Gemeinde sucht, wo sie mit offenen Armen aufgenommen wird, anstatt dass man bei der alten Gemeinde zurückfragt: Warum ist der eigentlich weggegangen? Was hat der für Probleme gehabt?
Wenn man sich nicht dafür interessiert, dass dort ein Problem war, tut man so, als ob das gar nicht wichtig wäre.
Wir sind ja der Leib Christi am Ort, fertig.
Aber wenn wir die andere Gemeinde ernst nehmen und uns bewusst sind, dass wir als Leib Christi mit diesen Gläubigen verbunden sind, dann ist es unsere Sorgfaltspflicht, ihre Seite ernst zu nehmen.
Es ist immer wichtig, beide Seiten zu hören.
Ich habe das schon oft erlebt: Eine Seite gehört, und ich war völlig überzeugt, du hast Recht.
Dann die andere Seite gehört, und ich war auch überzeugt, du hast Recht.
So geht es einem wie diesem Rabbi, der sagt:
„Du hast Recht.“
Dann kommt ein Ehemann und sagt: „Meine Frau ist so schlimm, so schrecklich.“
Er sagt: „Du hast Recht.“
Dann kommt die Frau und sagt: „Mein Mann ist so schlimm, so schrecklich.“
Sie sagt: „Du hast Recht.“
Die Frau des Rabbi sagt: „Du kannst doch nicht ihm sagen, du hast Recht, und dann ihr auch sagen, du hast Recht.“
Er sagt: „Du hast Recht.“
Also beide Seiten anhören.
Ich will damit nur sagen: Das Bewusstsein, dass der Leib Christi überörtlich ist, zeigt auch die Wichtigkeit der Verbundenheit mit den anderen Erlösten, die nicht zur Ortsgemeinde gehören.
Das kann sich auch anders ausdrücken, wenn wir auf Reisen Christen kennenlernen und sofort diese Verbundenheit spüren, ohne die Leute lange zu kennen.
Man merkt sofort: Die lieben den Herrn, die lieben sein Wort, und man spürt diese Einheit im Leib Christi.
Wir haben noch ein paar Minuten bis zur Pause.
Zweite Liste mit neun Gaben und ihre Bedeutung (1. Korinther 12,28-31)
Und so kommen wir zur zweiten Liste mit neun Gaben:
Vers 28: „Und Gott hat etliche in der Gemeinde gesetzt: erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, sodann Wunderkräfte, sodann Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Regierungen, verschiedene Arten von Sprachen.“
Sind etwa alle Apostel? Sind etwa alle Propheten? Sind etwa alle Lehrer? Haben etwa alle Wunderkräfte? Haben etwa alle Gnadengaben der Heilungen? Reden etwa alle in Sprachen? Übersetzen etwa alle? Eifert aber um die vorzüglicheren Gnadengaben.
Und einen noch weit vortrefflicheren Weg zeige ich euch.
Wir sehen, diese Liste umfasst ebenfalls neun Gaben: Apostel, Propheten, Lehre – von eins bis drei wird nummeriert. Dann folgen Wunderkräfte, die Gaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Regierungen, verschiedene Arten von Sprachen. Und dann wird noch erwähnt in Vers 31: Übersetzen etwa alle. So haben wir neun.
Zum Teil überschneidet sich diese Liste mit der ersten Liste, zum Teil sind hier neue Gaben enthalten. Auch diese Liste ist nicht vollständig, aber sie betont, wie Gott im Leib Christi nach seinem souveränen Willen diese Glieder eingesetzt und mit Gaben versehen hat.
Erstens Apostel: In der Bibel gibt es die zwölf Apostel, die der Herr Jesus mit einer ganz besonderen Autorität eingesetzt hat, die zwölf Apostel. Er sagt in Matthäus 10: „Wer diese Apostel aufnimmt, nimmt ihn selber auf.“ Das zeigt die Autorität, die der Herr diesen zwölf Aposteln übertragen hat, seine messianische Autorität.
Später wird der Apostel Paulus auch direkt durch den Herrn Jesus zum Apostel berufen (Apostelgeschichte 9). Der Unterschied ist, dass die zwölf Apostel einen speziellen Auftrag an die zwölf Stämme Israels hatten, Paulus hingegen einen speziellen Auftrag an die Heiden, die zum Glauben kommen sollten. So hatten diese zwölf einen Auftrag für Israel, Paulus für die Heiden.
Das Wort Apostel wird an manchen Stellen auch im Sinne von Missionar verwendet, zum Beispiel in 2. Korinther 8, Vers 23: „Sei es, was Titus betrifft, er ist mein Genosse, und in Bezug auf euch mein Mitarbeiter; seien es unsere Brüder, sie sind Gesandte der Versammlungen Christi zur Herrlichkeit.“
Es geht hier um den Dienst, Geld für missionarische Zwecke im Gemeindeaufbau zu übermitteln. Da wird von Leuten gesprochen, die Gesandte der Gemeinden oder Versammlungen sind. Das Wort Apostel – Apostel der Gemeinden – wird hier gebraucht. Gemeinden haben diese Personen mit einer missionarischen Aufgabe im Zusammenhang mit Geld abgeschickt.
Aber der Apostel Paulus und der Apostel Petrus nennen sich in ihren Briefen „Apostel Jesu Christi“. Das ist ein ganz besonderer Titel: Apostel Jesu Christi, nicht Apostel der Gemeinden. Sie sind von Jesus Christus gesandt. So hat „Apostel“ hier eine besondere Bedeutung: Es sind Leute, die einen direkten Auftrag vom Sohn Gottes zur Grundlegung der Gemeinde erhalten haben.
In Epheser 2, Vers 20 heißt es: Die Gemeinde wird weltweit gesehen als ein Tempel, der wächst. Dort steht: „Aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten, in dem Jesus Christus selbst Eckstein ist, in welchem der ganze Bau wohl zusammengefügt wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn.“
Der Tempel in Jerusalem war auf das Felsfundament des Zionsberges gebaut. Dieses Felsfundament bedeutet Jesus Christus. „Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“ (1. Korinther 3,11).
Hier steht von der Grundlage der Apostel und Propheten. Beim Tempel in Jerusalem wurden große Steinblöcke auf das Felsfundament gelegt, im Bereich des Heiligen, gerade vor dem Felsen des Allerheiligsten. Diese Fundamentsteine auf dem Felsen bedeuten die Apostel und Propheten.
Diese Apostel Jesu Christi bilden also den Untergrund des ganzen Tempelbaus, der immer weiter wächst bis zur Entrückung, wenn der letzte Stein eingefügt wird. So hat Gott die Apostel in den Grundlagenbereich der Gemeinde eingefügt – der Gemeinde weltweit und zu allen Zeiten bis zur Entrückung.
Jetzt ist es wichtig, daran zu denken: Der Leib Christi ist nicht nur die Ortsgemeinde, sondern überörtlich. Darum heißt es: „Gott hat etliche in der Gemeinde gesetzt, erstens Apostel.“ Das bezieht sich nicht auf Korinth, sondern auf die Gemeinde weltweit. Gott hat im Leib Christi verschiedene Glieder gesetzt, darunter die Apostel, entsprechend der Grundlage in Epheser 2.
Wir müssen also nicht denken: „Aha, in Korinth hatten sie auch Apostel und solche Leute mit gleicher Autorität wie Petrus und Paulus.“ Nein, absolut nicht! Es geht hier um die Gemeinde weltweit, und diese Gaben sind der ganzen Gemeinde gegeben worden.
Zweitens Propheten: Wir haben gesehen, wir sind aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten. Markus, Lukas, Jakobus, Judas waren keine Apostel, aber sie hatten prophetische Autorität. Darum konnten sie unter Inspiration des Geistes Gottes Bücher schreiben, die zur Bibel gehören sollten.
Drittens Lehrer: Diese Apostel sind gestorben und hatten keine Nachfolger. Nirgends im Neuen Testament haben die Apostel Nachfolger eingesetzt. Jetzt haben wir drittens die Lehre. Lehre gab es zu allen Zeiten in der Gemeinde, durch alle Jahrhunderte hindurch. Die Lehrer müssen das weitergeben, was die Apostel und Propheten uns im Neuen Testament niedergelegt haben.
Ich habe in Fußnote 22 geschrieben: Die Apostel – die Zwölf für Israel und Paulus für die Heiden, wie in Galater 2 erklärt wird – hatten keine Nachfolger. Sie bilden nur das Fundament.
Wenn heute Leute sagen, das Apostelamt und das Prophetenamt sollen in der Endzeit wiederhergestellt werden, ist das, als wolle man diese Fundamentsteine nun oben beim Dach nochmals einfügen. Das ist Unsinn. Kein Architekt baut so.
Die Apostel hatten keine Nachfolger. Diese Gabe des Apostels ist aufgehört. Wir müssen daher zwischen temporären und permanenten Gaben unterscheiden. Temporär heißt für eine Zeit, permanent bedeutet dauernd, bleibend bis zum Schluss.
Es gibt heute die Argumentation, es könne nicht sein, dass gewisse Gaben aufgehört haben. Gott ist immer derselbe. Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit (Hebräer 13,8). In Maleachi sagt Gott: „Ich, der Ewige, ändere mich nicht.“
Jawohl, das stimmt. Gott ändert sich nie, aber er handelt nicht immer gleich. Er hat einmal gehandelt am Roten Meer – das wird nicht wiederholt. Er hat einmal die Sonne stillstehen lassen bei Josua – und nie mehr hat er auf einen Menschen in solcher Sache gehört, steht auch dort.
Gott hat ganz unterschiedlich durch die verschiedenen Zeiten hindurch gehandelt. Er selbst war immer derselbe. Daraus können wir nicht ableiten, dass alle Gaben zu allen Zeiten existieren.
Denn durch die Jahrhunderte hindurch hat es keine Apostel mehr gegeben – außer in der katholischen Kirche. Der Papst in Rom wird als Nachfolger von Petrus betrachtet. Dort glaubt man an die Sukzession des apostolischen Amtes bis zum Schluss.
Das ist eine Sonderlehre, die der Bibel widerspricht, denn die Apostel haben keine Nachfolge eingesetzt.
Damit haben wir hier eine ganz wichtige Sache: Prinzipiell ist es biblisch, dass gewisse Gaben nur für eine Zeit waren, andere Gaben aber dauerhaft bleiben bis zur Wiederkunft Christi.
An dieser Stelle machen wir Pause.
Fortsetzung und Klärung zur Feuertaufe und zum Geist (1. Korinther 12,12-31 Fortsetzung)
Wir fahren weiter in 1. Korinther 12. Am Schluss habe ich eine ganz gute Frage bekommen, hier auf das Rednerpult: Nicht um die Taufe mit Feuer beten... drei Punkte. Aber wir singen: „Zünde an dein Feuer, Herr, im Herzen mir!“ So, jetzt bin ich in der Schlinge, ja?
In Apostelgeschichte 18 kommt Apollos nach Ephesus, und von ihm heißt es, dass er die Heilige Schrift gründlich kannte. Er lehrte sorgfältig die Dinge von Jesus (Apostelgeschichte 18,25). Es heißt weiter von ihm, dass er „inbrünstig war im Geist“. Dieser war in dem Wege des Herrn unterwiesen und inbrünstig im Geist. So, nach der alten Elberfelder, redete und lehrte er sorgfältig die Dinge von Jesus.
Wie wohl er nur die Taufe Johannes kannte, und dieser fing an, freimütig in der Synagoge zu reden. Da sehen wir, das war nicht jemand, der so ein bisschen das Bewusstsein eingeschränkt hatte, sondern er lehrte sorgfältig, aber nicht irgendwie so kalt und äußerlich und rein akademisch. Sondern sein Herz brannte in ihm. Genau das, was die Emmaus-Jünger erlebt haben, als der Herr ihnen das Alte Testament ausgelegt hat auf ihn hin (Lukas 24). Sie sagen: „Brannte nicht unser Herz, als er mit uns redete auf dem Wege?“ Das ist natürlich etwas ganz anderes, was man meint mit Feuertaufe. Da strömt irgendwie ein Energiefluss, und man fällt zu Boden und eben so passiv, ja, und so weiter. Es ist nicht dasselbe. Eben dieses Brennen im Herzen.
Und dann wird das in Römer 12 auch gesagt für alle Gläubigen, wenn es heißt, die Liebe sei ungeheuchelt (Römer 12,9). Verabscheut das Böse, haltet fest am Guten. Vers 11: Im Fleiß nicht nachlässig, inbrünstig im Geist, dem Herrn dienend. Also diese innere Ergriffenheit von Gottes Wort. Das ist natürlich etwas ganz Wichtiges, und das darf nicht fehlen.
Wenn wir beginnen, Gottes Wort einfach so cool weiterzugeben, dann fehlt uns dieses Feuer eben, das der Herr in unseren Herzen anzünden soll. Aber das ist etwas ganz anderes.
Ja, wir fahren weiter. Erstlich hinter zwölf: Sind etwa alle Apostel? Dieses „etwa“ drückt aus, dass wir diese rhetorische Frage mit Nein beantworten müssen. Natürlich sind nicht alle Apostel. Apostel Jesu Christi waren nur die Zwölfe in diesem autoritativen Sinn und Paulus. Das ist auch im Grundtext so, also der Grundtext ist grammatikalisch so formuliert, dass jede Frage mit Nein beantwortet werden muss.
Sind etwa alle Propheten? Nein, natürlich nicht. Sind etwa alle Lehrer? Nein, sicher nicht. Haben alle Wunderkräfte? Nein. Haben etwa alle Gnadengaben der Heilungen? Nein. Reden etwa alle in Sprachen? Nein.
Und wir wissen, wie verbreitet das ist, dass gesagt wird: Das sollte eigentlich in Sprachen reden jeder Gläubige können. Da wird zwar noch gesagt: Ja gut, man kann nicht sagen, jeder hat die Gabe des Sprachenredens, aber dass er mal wenigstens bei der Feuertaufe in Sprachen spricht, ja. Aber hier, ja, sie sagen Feuertaufe, Geistestaufe, eben das wird ja auch miteinander vermischt.
Aber hier steht nicht, haben alle die Gabe der Sprachen, sondern reden etwa alle in Sprachen? Nein. Also ist ganz klar, das wird hier ganz klar ausdrücklich gesagt, das ist mit Nein zu beantworten. Und ebenso das Übersetzen: Übersetzen etwa alle?
Nun wird noch ein vortrefflicherer Weg aufgezeigt, und das führt uns zu Kapitel 13, das ich überschrieben habe mit „Die Liebe als Voraussetzung zum Gebrauch der Gaben“. Verse 1 bis 3:
Ohne Liebe sind alle Bemühungen nichts. Wenn ich mit den Sprachen der Menschen und der Engel redete, aber keine Liebe hätte, so wäre ich ein tönendes Erz geworden oder ein schallendes Zimbel. Und wenn ich Weissagung hätte und alle Geheimnisse und alle Erkenntnisse wüsste, und wenn ich allen Glauben hätte, so dass sich Berge versetzte, aber keine Liebe hätte, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe zur Speisung der Armen austeilte und wenn ich meinen Leib hingäbe, damit ich verbrannt würde, aber keine Liebe hätte, so nützte es mir nichts.
Hier wird deutlich gemacht: Die Motivation ist ganz entscheidend, warum wir etwas tun. Es kommt also nicht nur darauf an, was man tut, sondern warum man es tut. Und so wird hier erklärt: Ohne die Liebe, griechisch Agape, hat auch das Gute, das wir tun, keinen Sinn. Das kann auch so großartig sein wie auch immer möglich.
Wir haben hier das Wort Agape für Liebe in Vers 1 und auch später. Die Griechen kannten ja verschiedene Wörter für Liebe, zum Beispiel Philia oder Eros und so weiter. Das sind Wörter, die ganz verschiedene Nuancen der Liebe ausdrücken können, oder zum Beispiel auch Storge, besonders Liebe von Eltern zu Kindern und von Kindern zu Eltern. Philia bezeichnet besonders freundschaftliche Liebe, also zu solchen, die einem ebenbürtig sind, zur gleichen Gruppe gehören.
Aber das Wort Agape wurde bei den alten Griechen fast nicht verwendet. Lange meinte man, das käme im Altgriechischen außerhalb der Bibel und der verwandten Schriften, also beeinflussten Schriften, nicht vor. Aber man hat in der Zwischenzeit doch gefunden, dass das Wort bekannt war.
Der Heilige Geist hat aber dieses Wort Agape, das so selten benutzt wurde, zu einem ganz besonders wichtigen Hauptwort im Neuen Testament gemacht. Das heißt, der Heilige Geist hat ein Wort gewählt, das nicht irgendwie vorbelastet war, weil es so wenig gebraucht wurde. Und so konnte der Heilige Geist dieses Wort füllen mit einer Bedeutung, wie die Menschen das noch nicht kannten: eben die Liebe Gottes, die in Gott selber begründet ist und sogar Feinde, nichtswürdige Menschen lieben kann.
Darum ist es wichtig, dass es hier eben Agape heißt, nicht irgendwie Philia oder irgendetwas anderes. Das Wort Eros konnte bei den Griechen ganz negativ bedeuten, also unsittliche Liebe, aber nicht nur. Es konnte auch in ganz positivem Sinn verwendet werden, aber es war belastet, und darum hat der Heilige Geist dieses Wort nie verwendet im ganzen Neuen Testament, weil es belastet war.
Das ist vielleicht noch eine interessante Sache für diejenigen, die meinen, heute müsse man ganz cool predigen und müsse Gastensprache anwenden. Der Heilige Geist hat das Neue Testament anders inspiriert. Und er hat eben ein solches Wort, das so negativ belastet war, obwohl man es hätte positiv verwenden können, nicht einmal benutzt, um eine klare Botschaft, eine reine Botschaft durchzugeben.
Übrigens, wenn es hier heißt: „Wenn ich mit den Sprachen der Menschen und der Engel redete“, dann heißt das nicht, dass Engel andere Sprachen als die Menschen reden. Sondern es heißt einfach mal, wenn ich die Sprachen spreche, die Menschen und Engel reden.
Wir finden in der Bibel öfter Engel, die sprechen. Und wenn ein Engel zu Daniel kommt (Daniel 9), dann spricht er perfekt Hebräisch. Aber wenn Jesaja Engel sieht um den Thron Gottes und die sprechen nur zu Gott, da hat er sie verstanden: „Kadosch, Kadosch, Kadosch, Adonai Zwa'ot“ – Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen.
Interessant, er versteht die Engel, die zu Gott sprechen. Und auch in Offenbarung 4, wenn Johannes im Himmel ist und die Engel sprechen hört, versteht er sie auch. Und in Lukas 1 spricht Gabriel zu Zacharias, auch wieder auf Hebräisch.
In Apostelgeschichte 10 spricht ein Engel zu dem Offizier Cornelius, wohl griechisch oder lateinisch. Also die Engel sprechen offensichtlich auch die Sprachen, die die Menschen sprechen. Jedenfalls gibt es keine Stelle in der Bibel, die klar besagt, Engel hätten andere Sprachen als die Menschen.
Das ist noch sehr wichtig, denn das heutige Lallen, das Zungenreden als Lallen, wird heute verkauft als Engelssprache. Aber gut, zuerst müssen die Leute uns mal zeigen, dass in der Bibel tatsächlich Engel andere Sprachen sprechen. Abgesehen davon, wie sollen wir glauben, dass Engel lallen und unartikuliert sprechen? Ja, das wäre dann noch ein weiteres Problem.
Und noch ein Problem: In weiteren Versen erklärt Paulus, wie eben Gaben einmal aufhören werden. Weissagung wird weggetan, Erkenntnis wird weggetan (Vers 8), nur die Liebe bleibt. Und dann heißt es von den Sprachen: Sie werden abklingen.
Ja, wieso werden die Sprachen abklingen? Die bräuchte man doch im Himmel erst recht, die Engelssprachen. Ja, wieso sollen Engelssprachen gut sein auf der Erde, und wenn man in den Himmel kommt, dann sind die Engelssprachen plötzlich nicht mehr, braucht man sie nicht mehr? Das geht nicht auf.
Oder? Das zeigt eben gerade den irdischen Charakter dieser Sprachen – Sprachen, die Engel und Menschen sprechen und eben gerade auf der Erde sprechen.
Drei Verse zeigen nicht unbedingt, dass Paulus das nun tut. Das kommt noch dazu, wenn er sagt, wenn ich alle Habe zur Speisung der Armen austeile, meinen Leib hingebe, um verbrannt zu werden – das hat er nicht gemacht. Er sagt nur einfach, wenn das so wäre, dann wäre das allerdings nichts wert ohne Liebe.
Also es geht nicht darum, dass es jetzt die Wirklichkeit ist, wenn ich mit den Sprachen der Menschen und der Engel redete, sondern es geht einfach mal darum: Wenn das so ist, dann braucht es aber die Liebe in allem.
Vers 4 beschreibt die Liebe, das Wesen der göttlichen Agape: Die Liebe ist langmütig, ist gütig, die Liebe neidet nicht, die Liebe tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf, sie gebärdet sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet Böses nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles.
Wir merken, diese Art von Liebe können wir nicht selber produzieren. Und darum ist es die Agape, die in Gott begründet ist. 1. Johannes 4 sagt: „Gott ist Agape“, Gott ist Liebe.
Übrigens heißt es nicht „Gott ist die Liebe“, das wäre hinduistisch. Ja, die Hinduisten sagen, Gott ist alles, alles ist Gott. Gott ist nicht die Liebe. Wenn ein Mann seine Frau liebt, diese Liebe ist nicht Gott. Aber Gott ist Liebe. Das heißt, sein ganzes Wesen ist Agape.
Und diese Liebe ist allein in Gott begründet, und darum können wir diese Verse nur praktizieren, wenn uns Gott immer wieder neu diese Liebe in unseren Herzen wirkt (1. Johannes 4, Vers 8).
Wir gehen weiter. Vers 8, überschrieben mit „Von der Vorläufigkeit der Gnadengaben“:
Die Liebe vergeht nimmer, seien es aber Weissagungen, sie werden weggetan werden, seien es Sprachen, sie werden abklingen, seien es Erkenntnis, sie wird weggetan werden, denn wir erkennen stückweise und wir weissagen stückweise. Wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird, dann wird das, was stückweise ist, weggetan werden.
„Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindlich war.“
Denn wir sehen jetzt durch ein Fenster undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann werde ich erkennen, gleichwie auch ich erkannt worden bin.
Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, die größte aber von diesen ist die Liebe.
Die Liebe, die Agape, bleibt, wird auch im Himmel immer noch da sein, denn Gott ist Liebe. Und es ist der Heilige Geist, der eben in der Anwendung der Gaben diese Liebe wirken will, dass wir aus dieser Liebe heraus dienen.
Kapitel 13 zeigt uns eben den Geist der Liebe.
Aber nun wird gesagt: Nicht alle Gaben werden wieder aufgezählt, sondern beispielsweise Weissagung wird weggetan werden, Sprachen abklingen, Erkenntnis weggetan werden.
Und dann wird erklärt: Der Wendepunkt wird erreicht, wenn das Vollkommene gekommen sein wird (Vers 10).
Jetzt ist es wichtig, dass wir verstehen, was denn das Vollkommene ist.
Es gibt unter bibeltreuen Auslegern die Ansicht, das Vollkommene sei der Moment der Entrückung, wenn wir in die Herrlichkeit eingehen werden.
Andere sagen: Nein, das Vollkommene ist der Abschluss des Kanons, also der Abschluss der göttlichen Offenbarung in der Heiligen Schrift.
Jetzt sei alles noch stückweise, weil noch nicht alles offenbart war, als Paulus den ersten Korinther schrieb, aber wenn dann das Vollkommene gekommen sein wird, wenn noch die letzten Schriften hinzugefügt sind, dann wird eben die vollkommene, die umfassende Erkenntnis, die Gott uns gibt, da sein.
Was stimmt?
Nun, ich bin überzeugt, dass es die Entrückung meint, und ich will erklären, warum.
Es ist nämlich so: Der Apostel Paulus sagt ganz persönlich, Vers 12 in der Mitte: „Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie auch ich erkannt worden bin.“
Er bezieht es hier auf den einzelnen Menschen, ja?
Und die Erkenntnis des Einzelnen ist stückweise, auch seit die ganze Bibel gegeben worden ist.
Niemand kann sagen, die Bibel ist abgeschlossen, vollständig, ja, mit den letzten Schriften, die Offenbarung rundet alles ab.
Und nun haben wir persönlich die vollkommene Erkenntnis? Nein, unser Erkennen ist immer noch stückweise, ich als Individuum.
Natürlich, wir zusammen haben in der Heiligen Schrift die ganze Wahrheit.
Aber das ist auch heute noch so, dass wir sagen müssen in Bezug auf den Einzelnen: „Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie auch ich erkannt worden bin.“
Also, wenn die Entrückung kommen wird, dann werde ich als Einzelner eine Erkenntnis bekommen, vollkommen eben vergleichbar so, wie Gott uns erkennt – eine vollkommene, gottgewirkte Erkenntnis.
Jetzt ist noch etwas Interessantes:
Wir haben in Vers 8 Weissagung, sie wird weggetan werden. Das Wort „wegtun“ (Fußnote 26) heißt griechisch katargeo, was wörtlich heißt „herabmachen“, kata, argeo, katargeo, herabmachen.
Das ist ein sehr harter Ausdruck, bedeutet dann weiter vernichten, zerstören.
Zum Beispiel Hebräer 2, Vers 14: Da heißt es, dass der Herr Jesus eben den Teufel zunichte gemacht hat, ist katargeo.
Dieses mächtige, dieser mächtige Akt des Besiegens und des Wegtuns.
Das Wort „Abklingen“ bei den Sprachen ist interessant (Fußnote 27), griechisch Pauo. Das ist ein Schreibfehler, das Y sollte man wegstreichen, einfach Pauo, aufhören, abklingen.
Das gleiche Wort wird verwendet in Apostelgeschichte 20,1 bei diesem schlimmen Volkstumult in Ephesus, und dann heißt es: „Nachdem aber der Tumult aufgehört hatte“ (Pauo).
Wie hört ein Tumult auf? Und die Leute sind ruhig, ja?
Ja, das möchte man manchmal gerne in Schulklassen.
Aber das war ein Abklingen, ja, da passt Pauo eben sehr gut.
Und das heißt es bei den Sprachen: Sie werden abklingen, aber bei der Weissagung weggetan werden, Erkenntnis weggetan werden.
Und ganz allgemein Vers 10: „Wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird, dann wird das, was stückweise ist, weggetan werden.“
Und jetzt wird das verglichen: Diese Situation heute, wir sind auf der Erde, haben diese stückweise Erkenntnis, und dann kommt das Vollkommene, da wird die vollkommene Erkenntnis geschenkt werden.
Das wird verglichen mit der Erwachsenwerdung.
Paulus sagt: „Als Kind war ich so wie ein richtiges Kind, wie ein Kind denkt, urteilt, und dann wurde ich erwachsen, ein Mann. Da schloss sich ab mit dem, was kindlich war.“
Nicht kindlich, ja, kindlich war.
Und da benutzt er wieder das gleiche Wort: Tat dich weg, katargeo!
Ja, hier wird also dieser Übergang von der Kindheit zum Erwachsenwerden als ein Akt des Abschließens gesehen, wegtun, wieder das gleiche Wort.
Mir hat mal jemand gesagt: Ja, das ist nur ein anderes Wort bei den Sprachen, um ein bisschen Abwechslung hineinzubringen.
Ja, bitte, jetzt haben wir viermal Katargeo, Katargeo, Katargeo und einmal Pauo.
Hätte man noch andere Wörter reinbringen können, die ein bisschen Abwechslung bringen? Ja.
Oder hätte man wenigstens aufteilen können, ja? Sagen wir drei so und zwei so.
Aber dieser Unterschied ist also doch beachtlich.
Und ich habe darum geschrieben bei Fußnote 27: Die Sprachenrede sollte nicht bei der Entrückung in einem Nu weggetan werden, wie zum Beispiel Erkenntnis und Weissagung, sondern zu einem früheren Zeitpunkt allmählich abklingen, und zwar mit dem Sterben der Inhaber dieser Gaben.
Und es ist schon interessant, wenn man liest im 1. Johanneskommentar von Augustinus um 400 nach Christus.
Er schreibt dort: „Die Gabe der Sprachen ist damals aufgekommen und ist wieder verschwunden, heute ist keine Spur mehr davon zu sehen. Eine neue Zeit ist eingetreten, wo das Evangelium zu allen Völkern, zu allen Sprachen gehen soll. Das war der Nutzen dieses Zeichens, und darum ist es jetzt verschwunden, nicht mehr nötig.“
Ein interessantes Zeugnis, denn es zeigt uns eben, dass nach dieser apostolischen Zeit, wo diese Sprachengabe wirklich da war, dann das weggefallen ist, und das würde genau dieser Ausdrucksweise hier entsprechen: „Sie werden abklingen.“
Gut, der Text sagt nicht wann, ja, aber er macht doch den Unterschied zwischen den Gaben, die weggetan werden bei der Entrückung in einem Nu, und einer Gabe, die abklingt, so wie auch die Gabe des Apostels abgeklungen ist.
Einer ist nach dem anderen gestorben, der Letzte war Johannes um etwa 100 nach Christus. Dann war die Gabe nicht weggetan, sondern abgeklungen.
Dann sagt Paulus in Vers 12: „Wir sehen jetzt durch ein Fenster undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht.“
Da habe ich Fußnote hingesetzt: Die Fenster im Altertum bestanden aus halbdurchsichtigem Glas. Es lohnt sich mal, sich im Museum die römischen Gläser anzuschauen, dann kann man den Vers besser verstehen.
Das drückt eben dieses Undeutliche aus. Wir haben heute noch nicht diese vollkommene Erkenntnis. Aber dann, wenn die Entrückung kommen wird, dann werden wir alles verstehen.
Haben wir heute noch Fragen, dann werden wir alles klar sehen im Angesicht Christi.
Es gibt auch Übersetzungen, die sagen Spiegel. Das Wort bedeutet Fenster oder Spiegel, aber Fenster ist doch wohl besser, weil es ja um das Undeutliche geht.
Und das entspricht genau diesem halbdurchsichtigen Glas der Alten.
Nun bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe. Diese drei, die größte aber von diesen ist die Liebe.
Hier haben wir diese drei ganz besonders wichtigen christlichen Eigenschaften: Glauben, Hoffnung, Liebe.
Eine Hausaufgabe wäre, zu suchen, wo im Neuen Testament diese drei Begriffe weiter zusammengenannt werden.
Man wird fündig werden an ganz erstaunlichen Stellen, manchmal vielleicht im Bereich von zwei Versen oder drei Versen, muss man suchen.
Und immer wieder findet man sie beieinander: Glauben, Liebe, Hoffnung.
Also, der Dienst muss aus der Liebe heraus geschehen, und die Liebe denkt, die Agape, eben an den anderen.
Und das eröffnet nun Kapitel 14, wo es darum geht, wie wir die Gaben so benutzen können, dass sie anderen nützen und dass es nicht um die Selbstgefälligkeit oder Selbstdarstellung geht.
Kapitel 14 habe ich überschrieben mit: „Sprachenreden und Weissagung – ein Vergleich der Nützlichkeit“.
Aus diesen vielen Gaben, die erwähnt wurden, werden nun zwei herausgenommen, und wir werden gleich sehen, warum genau diese zwei, weil deutlich wird, beide Gaben sind von Gott, aber Sprachenreden hat nicht immer unter allen Umständen seinen Nutzen, die Weissagung aber immer.
Und jetzt geht es in diesem ganzen Kapitel darum, wie wir dienen können, dass wir möglichst anderen etwas nützen.
Das ist das Gebot der Liebe.
Darum Kapitel 14,1:
„Strebt nach der Liebe, eifert aber um die geistlichen Wirkungen, vielmehr aber, dass ihr weissagt.“
In unsere Herzen ausgegossen nach Römer 5.
Aber wir sollen danach streben, dass diese Liebe wirklich in unserem Leben zur Auswirkung kommt.
Und so sollen wir auch eifrig sein, dass der Heilige Geist durch uns wirken kann.
Es geht also nicht darum: eifert darum, dass ihr immer wieder neue Gaben bekommt, sondern eifert darum, dass eben der Heilige Geist durch euch wirken kann.
Eifert aber um die geistlichen Wirkungen, vielmehr aber, dass ihr weissagt.
So, jetzt könnte man mir wieder so eine Frage hier hinlegen, um mir einen Strick zu drehen.
Ja, jetzt haben wir doch gesagt, in Kapitel 12 am Schluss heißt es: Sind etwa alle Apostel? Nein, natürlich nicht.
Sind etwa alle Propheten? Nein, natürlich nicht.
Reden etwa alle in Sprachen? Nein, natürlich nicht.
Und jetzt heißt es doch hier, da werden alle angesprochen: Eifert darum, dass ihr weissagt.
Ja, wie geht denn das, wie geht denn das?
Und später in Kapitel 14, Vers 24 heißt es: „Wenn aber alle weissagten und irgendein Ungläubiger oder Unkundiger käme herein, so würde...“
Da wird doch davon ausgegangen, dass alle weissagen können in der Gemeinde.
Gut, die Sache ist diese:
In 1. Korinther 12, Vers 29 heißt es: Sind etwa alle Propheten? Es heißt nicht: Weissagen etwa alle? Sind alle Propheten? Nein.
Und bei den Sprachen heißt es nicht: Haben etwa alle die Gabe der Sprachen? Sondern es heißt: Reden etwa alle in Sprachen?
Also da geht es darum, beim Sprachenreden: Es ist garantiert nicht so, dass alle jemals in ihrem Leben in Sprachen reden.
Aber das wird nicht gesagt vom Weissagen.
Ich will nur erklären: Nach Epheser 4,10 und folgende ist die Gabe des Evangelisten eine spezielle Gabe.
Haben alle die Gabe des Evangelisten? Nein.
Können alle evangelisieren? Ja, weil alle einen Mund haben.
Die Bibel zeigt uns auch, wie der Auftrag sich an alle Gläubigen richtet.
Der Missionsauftrag geht an alle Gläubigen, zu evangelisieren, aber es sind nicht alle Evangelisten.
Ein Evangelist hat eine ausgesprochene Begabung im Evangelisieren, aber evangelisieren müssen nach dem Missionsauftrag Matthäus 28, am Schluss 18-20 alle.
Es ist bei den Gaben oft etwa so wie beim Medizinstudium.
Er studiert Medizin und dann geht er mal auf die Neurologie und dann geht er in die Säuglingsabteilung und so weiter.
Und mit der Zeit merkt er dann irgendwie: So, mit dem Messer kann ich besonders gut umgehen.
Und dann wird das ein Chirurg.
Da kann er sich nachher spezialisieren auf Chirurg, ja?
Aber er muss alles mal machen.
Und ein anderer merkt irgendwie: Ja, ich interessiere mich einfach so für den Kopf und für das Gehirn und so weiter, und dann wird er vielleicht ein Neurologe und so weiter.
Also so ist es auch im Dienst für den Herrn.
Wir müssen uns nicht krampfhaft fragen: Welche Gnadengabe habe ich eigentlich empfangen? Sondern wir müssen einfach das tun, was der Herr uns zeigt an Aufgaben.
Wenn wir jetzt eben jemanden besuchen müssen im Spital, gehen wir dorthin.
Und wenn wir Gelegenheit haben zu evangelisieren, evangelisieren wir.
Und mit der Zeit merken wir: Irgendwie liegt mir das, mit Leuten, die Probleme haben oder in Not sind, zu sprechen.
Und ein anderer merkt: Irgendwie liegt mir das ganz besonders, das Evangelisieren.
So wird dann vielleicht bei jemandem deutlich: Ich habe effektiv die Gabe des Evangelisten.
Und ein anderer merkt: Ich habe die Gabe des Hirten.
Aber wir müssen uns nicht zu sehr hinterfragen: Welche Gabe habe ich jetzt? Sondern wir müssen einfach das tun, was der Herr uns zeigt, und dann wird das immer deutlicher.
Aber nicht so, dass wir dann extrem werden und denken: Ich bin ein Evangelist, ich mache gar nichts anderes, ja, ich mache keine Seelsorge, das geht ja gar nicht.
Und so ist es auch bei einem Arzt: Wenn er sich spezialisiert auf das Gehirn und einen Notfall hat, muss er im Busch dann eben doch noch einen Blinddarm operieren können.
Und so ist es wichtig, dass wir lernen, wo hat der Herr uns eine spezielle Begabung gegeben.
Und Weissagen wird erklärt in Vers 3, 14,3:
„Wer aber weissagt, redet den Menschen zu Erbauung und Ermahnung und Tröstung.“
Also weissagen bedeutet, geleitet durch den Heiligen Geist, Erbauung, Ermahnung und Tröstung weitergeben.
Und das kann auch jeder Gläubige, aber er kann nicht dann sagen, ich bin ein Prophet.
Die Propheten haben den Grund gelegt, ja? Aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten (Epheser 2, Vers 20).
Aber solche, die weissagen, die hat es immer gegeben. Die trösten, ermahnen, erbauen und zwar genau im richtigen Moment.
Weissagung ist also, wie wir noch später sehen werden, das Weitergeben von einem Trost, einer Ermahnung genau im richtigen Moment, ohne dass wir das wissen.
Ich komme darauf später zurück.
Darum wird hier gesagt, wir sollen darum um die geistlichen Wirkungen eifern (Vers 1), und ganz besonders, dass wir weissagen.
Und zum Beispiel, wenn Frauen sich überlegen, was kann ich meinem Mann am Morgen mitgeben, so ein ganz kurzes weissagendes Wort, das kann unwahrscheinlich fit machen für den ganzen Tag – das richtige Wort zum richtigen Zeitpunkt.
Also, das soll besonders angestrebt werden, weil Weissagung so nützlich ist.
Vers 2:
„Denn wer in einer Sprache redet, redet nicht Menschen, sondern Gott; denn niemand versteht es, im Geist aber redet er Geheimnisse.“
Ich habe hier in der Fußnote 36 geschrieben: In Korinth hatte man normalerweise nicht die ideale Situation von Jerusalem.
Zur Zeit von Pfingsten (Apostelgeschichte 2) waren viele Ausländer anwesend.
Wenn man in Korinth zum Beispiel Arabisch sprach, verstanden es die Menschen in Korinth normalerweise nicht, es wäre denn ein Sklave aus Arabien gewesen, der das hörte.
Das Gesprochene war für sie ein Geheimnis, nur Gott verstand die Aussage.
Also hier in Vers 2 wird genau die Schwierigkeit in Korinth beschrieben, wo nicht gerade so viele Ausländer zugegen sind wie beim Pfingstereignis, wo die Juden aus aller Welt nach Jerusalem gekommen sind und die haben die Sprachen der Jünger verstanden.
Sie sprechen genau in unseren Dialekten, in den Sprachen, in denen wir geboren sind.
Aber in Korinth ist es ein Geheimnis.
Und Paulus sagt: Seht ihr, Sprachenreden ist in manchen Situationen überhaupt nicht nützlich, wenn es niemand versteht.
Vers 3:
„Wer aber weissagt, redet den Menschen zur Erbauung und Ermahnung und Tröstung.“
Also weissagen nützt immer etwas.
Vers 4:
„Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst; wer aber weissagt, erbaut die Gemeinde.“
Ja, wenn man Sprachen redet in Korinth und die anderen verstehen die Sprache nicht, ja, dann hat man natürlich nur selber etwas davon, weil man ja weiß, was man sagt, aber die anderen haben nichts davon.
Aber die Liebe sagt: Du musst den anderen etwas bringen.
Aha, bei der Weissagung ist das so, da wird die Gemeinde immer erbaut, bei der Weissagung.
Also der Nutzen der Weissagung ist nicht situationsabhängig, diese Gabe kann alle Zeit zum Nutzen der anderen eingesetzt werden.
Aber der Sprachenredner erbaut sich selbst (Fußnote 37).
Als der Sprachenredner seine Sprache beherrschte, wurde er stets durch die geistliche Aussage selber erbaut, so wie jeder Betende oder jeder Prediger von seinen eigenen Aussagen oft am meisten profitiert.
Es haben viele, die das Wort weitergeben, am Wort dienen, ich habe eigentlich am meisten profitiert davon.
Das ist interessant, das ist Selbstaufbauung.
Das ist beim Sprachenreden natürlich der Fall, aber das ist ja nur für sich, nicht für die anderen, und es sollte ja für die anderen sein.
Also das ist eigentlich ein Vorwurf: Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst.
Vers 5:
„Ich wollte aber, dass ihr alle in Sprachen redetet, vielmehr aber, dass ihr weissaget.“
Also er sagt nicht etwas gegen die Gabe der Sprache, denn die kommt ja von Gott.
Aber weissagend ist einfach besser, weil sie immer nützt.
Denn wer weissagt, ist größer als wer in Sprachen redet, eben weil er nützlicher ist, es sei denn, dass er es übersetze, damit die Gemeinde Erbauung empfange.
Und jetzt sehen wir daraus: Nicht das Phänomen, das übernatürliche Phänomen erbaut, sondern nur die Aussage erbaut.
Sonst wäre die Gemeinde erbaut, wenn sie das Phänomen erlebt.
„Wow, der spricht einfach eine fremde Sprache, versteht zwar kein Wort, aber ist ja ganz toll!“
Das ist keine Erbauung.
Nur wenn es übersetzt wird, gibt es Erbauung.
Und dann wird klar: Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst.
Das ist nicht, weil er ein besonderes Gefühl hat oder weil Sprachenreden Depressionen wegschwemmt, wie in charismatischen Büchern behauptet wird.
Von dem sagt die Bibel nichts.
Nein, er erbaut sich selbst, weil er weiß, was er sagt.
Und jetzt haben wir eigentlich den Hammer hier:
Es gibt Millionen von Menschen, die heute Zungen reden.
Und wenn man sie fragt: Verstehst du, was du sagst? Verstehst du die Aussage deiner Wörter?
Nein.
Ja, das ist er: Du erbaut dich ja selbst.
Doch, und dann wird gesagt, ihm, dass das hilft und das vertreibt böse Gedanken.
Und ja, aber Erbauung ist hier das, was hinüberkommt.
Die Gemeinde wird erbaut, wenn es übersetzt wird.
Jetzt gehen wir weiter.
Verse 6 bis 10 habe ich überschrieben mit „Fehlende Kommunikation ist sinnlos“:
„Jetzt aber, Brüder, wenn ich zu euch käme und in Sprachen redete, was würde ich euch nützen, wenn ich nicht zu euch redete?“
Entweder in Offenbarung oder in Erkenntnis oder in Weissagung oder in Lehre.
Doch auch die leblosen Dinge, die einen Ton von sich geben, es sei Flöte oder Harfe, wenn sie den Tönen keinen Unterschied geben, wie wird man erkennen, was auf der Flöte oder auf der Harfe gespielt wird?
Denn auch wenn die Posaune einen undeutlichen Ton gibt, wer wird sich zum Kampf rüsten?
Also auch: Wenn ihr durch die Sprache nicht eine verständliche Rede gebt, wie wird man wissen, was geredet wird?
Denn ihr werdet in den Wind reden.
Es gibt wohl so und so viele verschiedene Arten von Stimmen in der Welt, und von ihnen ist keine ohne bestimmten Ton.
Also Paulus sagt: Schaut, wenn ich komme, in Fremdsprachen rede, dann nützt das nichts, wenn ihr es nicht versteht.
Es nützt aber etwas, wenn ich Offenbarung, Erkenntnis, Weissagen oder Lehre bringe.
Und dann wird erklärt: Schaut, es gibt Kommunikation auch im Bereich der Musik.
Dann werden Tempelinstrumente wie Flöte, Harfe, Posaune erwähnt, und es ist ganz wichtig in der Musik, man muss ganz genau artikulieren.
Wenn man so einfach so ein bisschen undeutlich, auch rhythmisch undeutlich spielt, versteht man gar nicht.
Was soll das zum Beispiel?
Das haben Sie verstanden, ja?
Aber vorher! Das versteht man nicht!
Man muss ganz klar artikulieren, ganz klar den Tönen Unterschied geben, dann versteht man, was gesagt wird, auch musikalisch, was vermittelt wird.
Und so ist es auch in der Sprache.
Man muss eben eine verständliche Rede hinüberbringen.
Und da muss man übrigens auch richtig artikulieren.
Ja, das ist sehr wichtig.
Wenn man ein bisschen versteht, versteht man eben nicht gut, ja?
Und das Interessante ist: Alle Sprachen der Welt sind durch Artikulation und Intonation, durch richtige Tongebung und richtige Akzente gekennzeichnet, ja?
Da gibt es ja die Späße, wo man dann sagt: Was sind Blumentopferde? Keine Ahnung, Blumentopferde!
Man muss den Akzent am richtigen Ort setzen, sonst versteht man nicht.
Und eben auch artikulieren, absetzen, da wo in der Schrift ein Komma hinkäme oder ein Punkt, da muss man mit der Stimme runtergehen.
Und hören Sie sich oder erinnern Sie sich an Zungenreden, gerade das ist das Typische: so unartikulierend.
Ja, wenn ich in einer Fremdsprache spreche: „Uwe derchata im lo amad, uwe moscha blitz im lo jascha, ki imbe dorata du neichef zowa jehe gebe dorato jo mam veleila“ – dann versteht man das vielleicht nicht. Das war Psalm 1: „Glückselig der Mann, der nicht wandelt.“
Aber man merkt die Intonation, man merkt die Akzente, man merkt die Artikulation, das ist typische Sprache.
Und so wird vermittelt.
Und das Sprachenreden, dieses Lallen.
Und dann manchmal einfach so ein Bandwurm.
Da habe ich schon gehört, da hat jemand geheilt mit Sprachenreden, eine Heilung durchgeführt.
Das ist keine Sprache.
Also das ist schon mal auffällig, dass im Allgemeinen, wenn man die hört, dass sie gar nicht die Kennzeichen haben von den Sprachen, wie Gott sie erschaffen hat.
Gott hat ja Adam die Sprache gegeben.
Gott hat in Babel die verschiedenen Sprachen gegeben.
Sprachen der Menschen sind Gottes Sprachen, und darum brauchen wir nicht eine höhere Sprache, um mit Gott sprechen zu können.
Die Sprache ist ja schon von Gott, und jede Sprache der Welt ist fähig, eben die Bibel weiterzugeben.
Man kann die Bibel in alle Sprachen übermitteln.
Die Sprachen, wie Gott sie uns gegeben hat, das sind vollständige Kommunikationsmittel, mit denen wir alles sagen können, was wir sagen sollen.
Also Kommunikation ist A und O, und wenn die Kommunikation fehlt bei der Sprache, dann ist sie sinnlos, so wie auch in der Musik.
Und noch interessant: Gerade beim Zungenreden heute wird gesagt: Ich weiß gar nicht, was ich sage.
Das ist ja gar keine Kommunikation.
Kommunikation: Das A verschlüsselt seine Gedanken in einen Code und gibt ihn rüber.
B entschlüsselt ihn und versteht.
Dann ist Kommunikation da.
Fehlende Kommunikation ist sinnlos.
Wir gehen weiter.
Vers 11 habe ich diese Verse bis 20 überschrieben mit „Der Sprachenredner und sein Hörer – keine Kommunikation, keine Frucht, kein Amen, keine Erbauung für den Hörer, keine Unterweisung“.
Also wird jetzt ein Sprachenredner seinem Hörer gegenübergestellt.
„Wenn ich die Bedeutung der Stimme nicht weiß, so werde ich dem Redenden ein Barbar sein und der Redende für mich ein Barbar.“
Ja, stellen wir uns vor: Paulus spricht in Arabisch, ein Korinther hört zu.
Paulus ist für ihn ein Barbar.
Und der andere ist für ihn auch ein Barbar, denn es gibt da kein Verständnis, keine Kommunikation.
Übrigens: Das Wort „Barbar“ hier heißt im Griechischen Barbaros.
Das ist ein lautmalerisches Wort und kommt von „Barbarbarbarbarbarbarbarbarbarbar“.
So klingt dem Unkundigen eine fremde, eingeborene Sprache, obwohl sie schön strukturiert ist mit Intonation, mit Akzent usw.
Er ist ein Barbar.
Vers 12:
„Also auch ihr, da ihr um geistliche Wirkungen eifert, ihr möchtet gerne, dass der Geist Gottes durch euch wirkt, so sucht, dass ihr überströmend seid zur Erbauung der Gemeinde.“
Also es soll etwas rüberkommen, damit Erbauung geschieht.
Übrigens, die Korinther waren damals fünf Jahre bekehrt.
Nach fünf Jahren kann Paulus den Brüdern sagen: Ihr solltet suchen, dass ihr überströmend seid zur Erbauung der Gemeinde.
Wenn also jemand fünf Jahre bekehrt ist und immer noch nicht das Wort auch anderen weitergibt, dann muss er denken: Oh, eine wunderbare Ermutigung, es ist eigentlich Zeit.
Nach fünf Jahren könnte man überströmend sein zur Erbauung in der Gemeinde.
Vers 13:
„Darum, wer in einer Sprache redet, bete immer wieder“ – das ist ein Durativ im Grundtext – „damit er es immer wieder übersetze.“
Also das heißt, der Sprachenredner soll denken: Ich möchte den anderen nützlich sein, dann sollte ich es übersetzen.
Der Sprachenredner kann also selber übersetzen, weil er weiß, was er sagt.
Und hier steht, dass er immer wieder beten soll, nicht dass er immer wieder die Gabe der Übersetzung bekommt.
Sondern genauso, wenn ich übersetzen muss, war in der Gemeinde, musste ich Schweizerdeutsch übersetzen oder war es Hochdeutsch auf Hebräisch.
Da betet man mal zuerst, dass es auch gut klappt.
Oder wenn jemand muss oder ich müsste auch Französisch übersetzen, simultan, ja, es ist selbstverständlich, dass ich übersetze, obwohl ich Französisch kann.
Und so wird auch hier gesagt:
„Darum, wer in einer Sprache redet, bete immer wieder, damit er es immer wieder übersetze.“
Denn wenn ich in einer Sprache bete, so betet mein Geist, aber mein Redesinn oder meine Aussage ist fruchtleer.
Also hier wird gesagt: Wenn ich in einer Sprache bete, so betet mein Geist.
(Fußnote: Das heißt der Geist des Menschen.)
Nach 1. Thessalonicher 5,23 bestehen wir aus Geist, Seele und Leib.
Nach Psalm 77, Vers 7 hat der Geist die Fähigkeit zu forschen und zu denken.
Nach Römer 8, Vers 16 teilt sich der Geist Gottes unserem menschlichen Geist mit, bezeugt, dass wir Kinder Gottes sind.
Also mein Geist betet.
Und es gibt moderne Übersetzungen, die haben hier eingesetzt: „So betet der Heilige Geist in mir.“
Das ist eine Fälschung.
Mein Geist ist der menschliche Geist, der betet.
Nicht einfach der Heilige Geist in mir und es kommt irgendetwas durch mich hindurch, ja?
Nein, es war eben so wie bei Adam.
Adam hat seine Sprache nicht gelernt, Gott hat sie ihm eingegeben, und da konnte er sprechen.
Die Leute in Babel haben die Sprachen nicht gelernt, sumerisch und babylonisch, Gott hat sie ihnen eingegeben.
Und dann konnte sie sprechen, ihr Geist konnte dann diese Sprache.
Und so war das auch beim Sprachenreden: Gott hat den Sprachenrednern diese Sprachen eingegeben, die ganze Software auf die Festplatte gegeben.
Und dann kann Paulus sagen: Mein Geist betet.
Und jetzt heißt:
In den meisten Übersetzungen aber: „Mein Verstand ist fruchtleer.“
Jetzt muss man sich überlegen: Geist des Menschen – ein Gegensatz zum Verstand.
Der Verstand ist ja gerade die Fähigkeit des Geistes.
Wenn so ein Problem entsteht, dann muss man sich fragen: Ja, was bedeutet das Wort Verstand sonst noch?
Man muss immer übersetzen mit der gebräuchlichsten Bedeutung.
Das ist ein Prinzip.
Und wenn die gebräuchlichste Bedeutung eben keinen Sinn gibt, dann muss man schauen, was hat das Wort sonst noch für eine Bedeutung.
Ich habe in der Fußnote erklärt: Nous bedeutet außer Verstand eben auch Sinn, Bedeutung, Aussage, Aussagekraft, Redesinn.
Nun können wir eben so den Text richtig verstehen:
„Wenn ich in einer Sprache bete, so betet mein Geist, aber meine Aussage ist fruchtleer, weil jeder andere nichts versteht.“
Ich bin ja für ihn ein Barbar.
Darum habe ich in Klammer ergänzt: „Ist fruchtleer für den Zuhörer.“
Vers 15:
„Was ist es nun? Ich will beten mit dem Geist, ebenso wie vorher gesagt, so betet mein Geist in Sprachen, aber ich will auch beten mit dem Redesinn.“
Natürlich möchte ich in einer Sprache beten, das ist eine Gabe von Gott, aber ich möchte eben auch so reden, dass andere das verstehen.
Ich will Lob singen mit dem Geist, aber ich will auch Lob singen mit dem Redesinn, so dass andere es verstehen, nicht wahr?
Sonst, wenn du mit dem Geist preisen wirst, wie soll der, welcher die Stelle des Unkundigen einnimmt, das Amen sprechen zu deiner Danksagung, da er ja nicht weiß, was du sagst?
Jetzt wird deutlich: Der andere, der zuhört, der kann nicht einmal beim Gebet in Fremdsprache Amen sagen.
Amen heißt wahrhaftig, wahrlich, so sei es, so ist es, jawohl.
Und wenn jemand betet und die anderen beten mit, dann sollten alle laut Amen sagen, und zwar bewusst, weil sie damit sagen: Jawohl, das Gebet ist auch mein Gebet.
Dann hat jeder gebetet, nicht nur der, der das Sprachrohr der Gemeinde war.
Also, aber hier, wie gesagt: Ja, schau mal, wenn man in Sprachen spricht, kann der andere gar nicht Amen sagen, weil er gar nicht weiß, was es ist.
Er sagt nicht: Du kannst ja nicht Amen sagen, wenn du in Sprachen redest.
Nein, der andere kann es nicht.
Er ist der Unkundige, nicht der Sprecher ist der Unkundige.
Er weiß nicht, was du sagst.
Also der Sprecher hat kein Problem, der wird erbaut, aber der Zuhörer nicht.
Vers 17:
„Denn du dankst wohl gut, aber der andere wird nicht erbaut.“
Es geht immer um den anderen.
Vers 18:
„Ich danke meinem Gott, ich rede mehr in Sprachen als ihr alle.“
Ich habe in Fußnote 48 geschrieben: Paulus hatte auf seinen vielen Missionsreisen mit allen möglichen Sprachgruppen zu tun, vergleiche die Barbaren auf Melite (Apostelgeschichte 28,1) oder die lykaonisch sprechenden Heiden in Lystra (Apostelgeschichte 14,11) usw.
Als reisender Missionar konnte er sagen: Ich spreche viel mehr in Sprachen als ihr alle in Korinth.
Er hat auch mehr Gelegenheiten gehabt.
Vers 19:
„Aber in der Gemeinde will ich lieber fünf Wörter reden mit meinem Redesinn oder mit meiner Aussage, damit ich auch andere unterweise, als zehntausend Wörter in einer Sprache.“
Fünf Wörter, die verständlich sind, die bringen etwas.
Ein Beispiel für fünf Wörter: Psalm 23, Vers 1: „Der Herr ist mein Hirte.“
Das im richtigen Moment an die richtige Person, das ist Weissagung.
Ja, und dann Vers 20:
„Brüder, werdet nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit seid unmündig; am Verstand aber werdet Erwachsene.“
Also er sagt: Überlegt euch doch mal, das bringt doch nichts, einfach zehntausend Wörter so interessant in einer Fremdsprache, aber niemand versteht es, nützt gar nichts.
Werdet doch Erwachsene am Verstand, ja.
Jetzt haben wir das Wort Verstand, ja?
Wohin habe ich gesagt: „Nous“ sollte man hier übersetzen mit Bedeutung, Sinn.
Hier ist es ein anderes Wort.
Zweimal kommt es vor, ja, Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit Seite unmündig, am Verstand aber werdet Erwachsene.
(Fußnote 51: Griechisch „phren“, so zweimal in diesem Vers. Dieses Wort erscheint im Neuen Testament nur hier. Sonst normalerweise benutzt Paulus für Verstand „nous“. Und jetzt braucht er hier ein Wort, das nur hier vorkommt.)
Dieses Wort erscheint im Neuen Testament nur hier.
Es wurde hier verwendet, weil das übliche Wort für Verstand in den Versen davor in der selteneren Bedeutung Redesinn verwendet wurde, um klar abzugehen: Jetzt geht es um den Verstand da oben.
Und Christen sollen also den Verstand nicht an den Nagel hängen, sondern wir müssen uns überlegen, was wirklich etwas nützt.
Gesunder Menschenverstand.
Der Heilige Geist ist ein Geist der Besonnenheit oder des gesunden Sinnes.
Ja, und dann gehen wir weiter.
Vers 21, ich habe überschrieben: „Sprachenrede ein Zeichen für das ungläubige Israel, aber nur, falls man die Sprache versteht.“
Es steht in dem Gesetz geschrieben:
„Ich will in anderen Sprachen und durch andere Lippen zu diesem Volke reden, und auch also werden sie nicht auf mich hören, spricht der Herr.“
Hier hat Gott durch Jesaja ein Zitat aus Jesaja 28,11 prophezeit, dass er einmal zu dem Volk Israel sprechen wird durch andere Sprachen.
Übrigens, auf Hebräisch gibt es zwei Wörter für Sprache.
„Laschan“ heißt Zunge, das übersetzt man mit Sprache, und dann gibt es noch „Safa“, das heißt Lippe, wörtlich, also beide Ausdrücke.
Und hier haben wir gleich beide zusammen.
Also Gott will durch Fremdsprachen zu Israel sprechen, aber leider werden sie dann auch nicht hören.
Genau das hat sich erfüllt am Pfingsttag, als diese vielen Juden gekommen sind aus dem Ausland, und Gott hat durch das erste Zeichen der Sprachenrede zu ihnen geredet.
Leider sind nur dreitausend zum Glauben gekommen und nicht die ganzen Massen.
Die Masse hat nicht gehört.
Aber wenigstens dreitausend.
Und nun legt Paulus aus:
Vers 22:
„Daher sind die Sprachen zu einem Zeichen, nicht den Glaubenden, sondern den Ungläubigen, die Weissagung aber nicht den Ungläubigen, sondern den Glaubenden.“
Es leitet Paulus allgemein ab.
Also wenn Gott sagt, er will zu Israel sprechen, diesem ungläubigen Volk, dann sind die Sprachen speziell von Gott vorgesehen in seinem Plan für Ungläubige.
Und die Weissagung, die ist ganz speziell für Gläubige.
Und nun geht es weiter.
Vers 23:
„Wenn nun die ganze Gemeinde an einem Orte zusammenkäme und alle in Sprachen redeten, und es kämen Unkundige oder Ungläubige herein, würden sie nicht sagen, dass ihr von Sinnen seid.“
Wenn aber alle weissagten und irgendein Ungläubiger oder Unkundiger käme herein, so würde er von allen überführt, von allen beurteilt, und so würde das Verborgene seines Herzens offenbar werden, und so würde er auf sein Angesicht fallen, Gott anbeten und verkündigen, dass Gott wirklich unter euch ist.
Das ist wie ein Widerspruch, ja?
Jetzt sagt Paulus: Schaut, eigentlich hat Gott die Sprachenrede für Ungläubige vorgesehen.
Aber jetzt im Fall von Korinth kommen Ungläubige in die Gemeinde, und die verstehen die Fremdsprache nicht.
Dann ist es kontraproduktiv, denn meinen sie, ihr seid verrückt.
Das bringt nur etwas, wenn die Ungläubigen es verstehen.
Aber schau mal, die Weissagung, obwohl die eigentlich für Gläubige vorgesehen ist, nützt die sogar etwas, wenn Ungläubige in die Gemeinde kommen.
Die werden dann nämlich überführt werden.
Da sehen wir Weissagung hier im Sinn: Das Verborgene im Herzen wird durch die Verkündigung ans Licht gebracht.
Also das Wort wird genau so angewendet, dass die Ungläubigen, die hereinkommen, merken: Ich bin gemeint.
Ja, das ist Weissagung auch heute noch.
Jetzt gehen wir weiter.
Ordnung in der Gemeindezusammenkunft.
Vers 26:
„Was ist es nun, Brüder, wenn ihr zusammenkommt? So hat ein jeder von euch einen Psalm, hat eine Lehre, hat eine Sprache, hat eine Offenbarung, hat eine Übersetzung; alles geschehe zur Erbauung.“
Aufgepasst: Paulus sagt nicht, so habe ein jeder.
Er sagt: So ist es in Korinth.
Also jeder, der in die Gemeinde kam, hatte schon einen Psalm auf dem Herzen, eine Lehre, hatte eine Botschaft in Sprachen auf Lager usw.
Und jetzt sagt Paulus: Aber jetzt müsst ihr schauen, dass das wirklich etwas nützt.
Es ist gut, wenn man etwas im Herzen hat, bevor man in die Gemeinde kommt.
Und wenn da der Dienst offen ist, so dass die verschiedenen Gaben beitragen können, dann braucht es aber eben die Leitung des Herrn, dass man weiß: Aha, jetzt ist das dran.
Also man kann nicht einfach kommen und denken: Ja, die Gemeinde ist ein Wunschkonzert, und jetzt möchte ich wieder mal mein Lieblingslied, ja, und dann kommt das.
Ja, so nicht.
Sondern man ist wirklich das jetzt dran, eben sagen wir in der Anbetungsstunde oder was es, worum es sich auch immer handeln mag.
Also darum sagt Paulus: Es ist so, bei euch sind alle sehr aktiv, aber jetzt müsst ihr aufpassen, alles soll wirklich nützlich sein.
Das ist das Gebot der Liebe, es muss etwas bringen für die anderen.
Es kommen bestimmte Regelungen.
„Wenn nun jemand in einer Sprache reden will, so sei es zu zwei oder höchstens drei und nacheinander, und einer lege aus.
Wenn aber kein Übersetzer da ist, so schweige er in der Gemeinde, rede aber sich selbst um Gott.“
Warum diese Regelung „höchstens drei“?
Man muss immer denken: Wenn man in einer Fremdsprache spricht, verliert man Zeit, nützliche Zeit.
Denn in der Zeit, in der man in der fremden Sprache spricht, profitiert niemand etwas, erst mit der Übersetzung.
Und darum ist es begrenzt auf höchstens drei.
Bei den Propheten heißt es Vers 29:
„Propheten aber lasst zwei oder drei reden und die anderen lasst urteilen.“
Nicht „höchstens“.
Und da geht es eben darum, zwei oder drei.
Diese Beschränkung ist, das Fassungsvermögen ist eben auch begrenzt.
Und darum müssen wir auch jetzt bald zum Schluss kommen.
Ja, übrigens auch bei den Sprachen: nacheinander.
Und heute erlebt man dieses Durcheinander.
Alle sprechen irgendwie in Zungen, völlig durcheinander.
Und ich habe das vor kurzem erlebt in einem anderen Land.
Hinter mir, mir hat es fast eins gegeben, wird da voll drauf losgelegt in Zungen.
Aber die Leute in Kanada können kein Schweizerdeutsch.
Es wäre doch die Gelegenheit gewesen, wenn ich es mal Schweizerdeutsch in Zungen zu reden.
Können sie nicht, das hat so getönt, ja?
Wenn Sie mal einen fremdsprachlichen schon auf Besuch hätten, dann wenigstens Schweizerdeutsch oder auch Hochdeutsch.
Das verstehe ich auch noch.
Ja, und wenn kein Übersetzer da ist, so schweige er in der Gemeinde, rede aber sich selbst und Gott.
Propheten aber lasst zwei oder drei reden, die anderen lasst nicht schlafen, lasst urteilen.
Alles, was weitergegeben wird, müssen wir anhand der Bibel prüfen, so wie die Berührer in Apostelgeschichte 17, ob es wirklich mit der Bibel übereinstimmt.
Vers 30:
„Wenn aber einem anderen, der da sitzt, eine Offenbarung wird, so schweige der Erste.“
Da sieht man, der Ablauf ist nicht einfach fix festgelegt, sondern da ist die Flexibilität da, dass die Reihenfolge auch geändert werden kann.
Denn ihr könnt einer nach dem anderen alle weissagen, damit alle lernen und alle getröstet werden.
Da sieht man wieder das allgemeine Priestertum.
Und die geistlichen Wirkungen der Propheten sind den Propheten untertan.
Das ist der Gegensatz zum Heidentum.
Da wird man nicht irgendwie mitgerissen, sondern wer eine Gabe hat, hat die völlige Kontrolle über das, was er tut.
Die geistlichen Wirkungen der Propheten sind den Propheten untertan.
Also nicht so wie ein junges Mädchen war in einem Vortrag und dann konnte sie das Zungenreden während des Vortrags fast nicht mehr zurückhalten.
Da ist eine Macht am Wirken.
Das ist nicht das, denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.
Jetzt kommen wir noch zum letzten Abschnitt, überschrieben mit „Das Schweigen der Frauen in der Gemeindezusammenkunft“:
„Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen auch eure Frauen schweigen in den Gemeindezusammenkünften, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern unterwürfig zu sein, wie auch das Gesetz sagt.“
Viele Christen sagen, dieser Abschnitt ist heute vorbei.
Nun ist interessant: Paulus sagt, es ist in allen Gemeinden so, dass die Frauen schweigen.
Das soll eben auch in Korinth so sein.
Aber er sagt nicht, die Frauen sollen überall schweigen.
Das heißt nur in den Gemeindezusammenkünften.
Das Schweigegebot (169) beschränkt sich auf die offiziellen Zusammenkünfte der Gemeinde.
Nicht jede Zusammenkunft von Christen ist eine Zusammenkunft als Gemeinde.
Zum Beispiel Hauskreis, Frauensmorger, Jugendgruppe, Sonntagsschule, Familienandacht und so weiter und so fort.
Das sind alles keine Gemeindezusammenkünfte.
Und da können Frauen sehr wohl einen Dienst auch durch das Reden tun.
Darum heißt es in 1. Korinther 11: Jede Frau betet oder weissagt.
Aber in 1. Korinther 11 heißt es nicht „in den Gemeindezusammenkünften“, sondern ganz allgemein, prinzipiell.
Aber hier heißt es „schweigen in den Gemeindezusammenkünften“.
Weiter:
„Denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden“ (Fußnote 70).
Nicht erlaubt, griechisch u, epitrepetai, das heißt in göttlicher Verfügung verboten.
Dieser Ausdruck kommt vor in Apostelgeschichte 14,16,16,7, Markus 10, Vers 4.
Da geht es um eine göttliche Verfügung, zu reden, griechisch laleo.
Da wurde gesagt: Laleo, das ist so etwas Ähnliches wie Lallen.
Das heißt, die Frauen sollen bitte nicht schwatzen.
Aber die Männer übrigens auch nicht.
Die Frauen schwatzen mehr als die Männer.
Meine Frau schwatzt nicht.
So geht das nicht.
Und übrigens: Laleo habe ich hier vermerkt, kommt in 1. Korinther 14 21 Mal vor, wenn Paulus sagt: Wenn ich zu euch komme (Vers 6) und redete Laleo entweder in Offenbarung oder in Erkenntnis oder in Weissagung oder in Lehre.
Heißt es nicht schwatzen.
Es umfasst also alles.
Im ersten Kommentar 14 geht es Laleo bei der Lehre, bei der Sprachenrede, beim Gebet.
Alles ist mit Laleo hier umschrieben.
Also es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, das heißt einfach reden.
Sondern unterwürfig zu sein, wie auch das Gesetz sagt.
Das steht so in 1. Mose 3, Vers 16.
Es geht hier also nicht um das Gesetz vom Sinai nur für Israel, sondern es geht um Gottes Gebot an die Urahnen der Menschheit.
Es geht um die Schöpfungsordnung, die für die ganze Welt gilt.
Wenn jemand fragt, was heißt Schweigen?
Der gleiche Satz sagt: „Denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden.“
Also Schweigen heißt nicht reden.
Und dann Vers 35:
„Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen.“
Lernen heißt nicht lehren.
Sie sollen also in der Gemeindezusammenkunft nicht öffentlich Fragen stellen, sondern das im privaten Bereich tun.
Ihre eigenen Männer, der Mann hat die erste Verantwortung, in geistlicher Hinsicht für die Frau.
Also ist es wichtig, dass die Frau zuerst mal ihren Mann fragt, bevor sie dauernd andere Männer fragt.
Ja, das ist so noch nützlich.
Gut, wenn der eigene Mann sagt: Das kann ich dir nicht beantworten, dann geh doch zu...
Ja, dann ist es auch gut so.
Aber der Mann soll auch durch die Frau motiviert werden, einfach Fragen stellen.
Und das motiviert die Männer zum Bibelstudium.
Ja, da müssen sie einfach.
Denn es ist für Frauen schändlich, in der Gemeinde zu reden.
Wieder die Einschränkung: Nur in der Gemeinde.
Aber er sagt: Schändlich.
Oder meint ihr, das Wort Gottes kommt nur von euch oder ist nur zu euch gekommen?
Übrigens, wenn jemand ein Prophet ist oder geistlich, dann kann er erkennen, dass das Gebot des Herrn ist.
Und schlussendlich, wenn er das nicht versteht, dann soll er es einfach nicht verstehen.
Unglaublich deutlich und erstaunlich manchmal, wie dann Christen sagen: Die Stelle ist eigentlich völlig unklar.
Kann man in Bibelkommentaren lesen: Die Stelle ist sehr unklar, sehr schwierig, eine der schwierigsten Stellen des Neuen Testaments.
Ja gut, also muss man sich fragen, warum die so schwierig ist, wenn es so klar ist.
Vers 39:
„Daher, Brüder, eifert der Nacht zu Weissagen und wehrt nicht, in Sprachen zu reden.“
Also Paulus sagt: Weissagen ist nützlich und die Sprachengabe, diese richtigen Sprachen, das ist eine Gabe von Gott.
Und jetzt sollte er nicht ins andere Extrem fallen und sagen: Oh, das ist nicht nützlich, also das wollen wir nicht.
Nur, das Problem ist heute: Wo sind diejenigen, die eine wirkliche Sprache beherrschen, ohne sie gelernt zu haben?
Die Wickliff-Übersetzer wären froh, Gott würde so wirken.
Aber er tut es nicht.
Man muss in den Busch, man muss die Kinder mitnehmen, sie Malariagefahr und viele andere Gefahren aussetzen.
Und mindestens 15 Jahre hart arbeiten, bis man die Sprache beieinander hat, um das Neue Testament.
Und dann kommt das Alte.
Aber Gott hätte die Sprachengabe geben können zuhause am Schreibtisch, am Computer, in irgendeiner eingeborenen Sprache und dann schicken nach Tadschikistan, und die haben die neue Übersetzung so richtig, wie es klingen soll.
Nein, Gott könnte es, aber tut es nicht.
Das ist seine Souveränität.
Alles aber geschehe anständig und in Ordnung.
Wir wollen noch zum Schluss beten.
Sprachenreden und Weissagung – ein Vergleich der Nützlichkeit (1. Korinther 14)
Kapitel 14 habe ich überschrieben mit „Sprachenreden und Weissagung – ein Vergleich der Nützlichkeit“. Aus den vielen Gaben, die erwähnt wurden, werden nun zwei herausgenommen. Wir werden gleich sehen, warum genau diese beiden: Es wird deutlich, dass beide Gaben von Gott sind, aber Sprachenreden nicht unter allen Umständen nützlich ist, die Weissagung hingegen immer.
In diesem ganzen Kapitel geht es darum, wie wir dienen können, sodass wir möglichst anderen etwas nützen. Das ist das Gebot der Liebe. Darum heißt es in Kapitel 14, Vers 1: „Strebt nach der Liebe, eifert aber um die geistlichen Wirkungen, vielmehr aber, dass ihr weissagt.“ Die Liebe ist in unsere Herzen ausgegossen, wie es in Römer 5 heißt. Aber wir sollen danach streben, dass diese Liebe wirklich in unserem Leben zur Auswirkung kommt. So sollen wir auch eifrig sein, damit der Heilige Geist durch uns wirken kann. Es geht also nicht darum, immer wieder neue Gaben zu bekommen, sondern darum, dass der Heilige Geist durch uns wirken kann. Darum heißt es: „Eifert aber um die geistlichen Wirkungen, vielmehr aber, dass ihr weissagt.“
Jetzt könnte man mir wieder eine Frage stellen, um mir einen Strick zu drehen. In Kapitel 12 heißt es am Schluss: „Sind etwa alle Apostel? Nein, natürlich nicht. Sind etwa alle Propheten? Nein, natürlich nicht. Reden etwa alle in Sprachen? Nein, natürlich nicht.“ Und jetzt heißt es hier, da werden alle angesprochen: „Eifert darum, dass ihr weissagt.“ Wie geht das denn? Später in Kapitel 14, Vers 24 heißt es: „Wenn aber alle weissagten und irgendein Ungläubiger oder Unkundiger käme herein, so würde er von allen überführt.“ Da wird doch davon ausgegangen, dass alle in der Gemeinde weissagen können.
Die Sache ist diese: In 1. Korinther 12, Vers 29 heißt es: „Sind etwa alle Propheten?“ Es heißt nicht „Weissagen etwa alle?“ Sind alle Propheten? Nein. Und bei den Sprachen heißt es nicht: „Haben etwa alle die Gabe der Sprachen?“, sondern: „Reden etwa alle in Sprachen?“ Es geht also beim Sprachenreden darum, dass nicht garantiert alle jemals in ihrem Leben in Sprachen reden. Aber das wird nicht vom Weissagen gesagt.
Ich will das erklären: Nach Epheser 4, Vers 10 und folgende ist die Gabe des Evangelisten eine spezielle Gabe. Haben alle die Gabe des Evangelisten? Nein. Können alle evangelisieren? Ja, weil alle einen Mund haben. Die Bibel zeigt uns auch, wie der Auftrag sich an alle Gläubigen richtet. Der Missionsauftrag geht an alle Gläubigen, zu evangelisieren, aber nicht alle sind Evangelisten. Ein Evangelist hat eine ausgesprochene Begabung im Evangelisieren, aber evangelisieren müssen nach dem Missionsauftrag Matthäus 28, Verse 18-20 alle.
Bei den Gaben ist es oft so wie beim Medizinstudium: Man studiert Medizin, arbeitet in verschiedenen Abteilungen wie Neurologie oder Säuglingsstation. Mit der Zeit merkt man, womit man besonders gut umgehen kann, zum Beispiel mit dem Messer, und wird dann Chirurg. Ein anderer interessiert sich mehr für das Gehirn und wird Neurologe. So ist es auch im Dienst für den Herrn. Wir müssen uns nicht krampfhaft fragen, welche Gnadengabe wir empfangen haben, sondern einfach das tun, was der Herr uns zeigt.
Wenn wir jemanden im Spital besuchen sollen, gehen wir dorthin. Wenn wir Gelegenheit haben zu evangelisieren, tun wir es. Mit der Zeit merken wir, was uns liegt: Vielleicht das Gespräch mit Menschen in Not oder besonders das Evangelisieren. So wird bei jemandem deutlich, dass er die Gabe des Evangelisten hat, bei einem anderen die des Hirten. Wir müssen uns nicht zu sehr hinterfragen, sondern einfach tun, was der Herr zeigt. Dabei sollten wir nicht extrem werden und denken: „Ich bin Evangelist, ich mache gar nichts anderes.“ Ein Arzt, der sich auf das Gehirn spezialisiert hat, muss im Notfall auch einen Blinddarm operieren können.
Es ist wichtig, dass wir lernen, wo der Herr uns eine spezielle Begabung gegeben hat. Weissagen wird in Vers 3 erklärt: „Wer aber weissagt, redet den Menschen zu Erbauung und Ermahnung und Tröstung.“ Weissagen bedeutet, geleitet durch den Heiligen Geist, Erbauung, Ermahnung und Tröstung weiterzugeben. Das kann auch jeder Gläubige, aber er kann dann nicht sagen, er sei ein Prophet. Die Propheten haben den Grund gelegt, aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten (Epheser 2, Vers 20). Aber solche, die weissagen, hat es immer gegeben. Sie trösten, ermahnen und erbauen genau im richtigen Moment.
Weissagung ist also, wie wir noch später sehen werden, das Weitergeben von Trost oder Ermahnung genau im richtigen Moment, ohne dass wir das bewusst wissen. Darum wird hier gesagt: Wir sollen um die geistlichen Wirkungen eifern, insbesondere, dass wir weissagen. Zum Beispiel, wenn Frauen sich überlegen, was sie ihrem Mann am Morgen mitgeben können: Ein kurzes, weissagendes Wort kann ihn für den ganzen Tag stärken – das richtige Wort zur richtigen Zeit. Das soll besonders angestrebt werden, weil Weissagung so nützlich ist.
Vers 2: „Denn wer in einer Sprache redet, redet nicht Menschen, sondern Gott, denn niemand versteht es; im Geist aber redet er Geheimnisse.“ In einer Fußnote steht: In Korinth gab es nicht die ideale Situation wie in Jerusalem zur Zeit von Pfingsten (Apostelgeschichte 2), als viele Ausländer anwesend waren. Wenn man in Korinth zum Beispiel Arabisch sprach, verstanden die Menschen es normalerweise nicht – es sei denn, ein Sklave aus Arabien hörte zu. Das Gesprochene war für sie ein Geheimnis, nur Gott verstand die Aussage.
Vers 2 beschreibt genau die Schwierigkeit in Korinth, wo nicht viele Ausländer anwesend waren wie beim Pfingstereignis in Jerusalem, wo Juden aus aller Welt die Sprachen der Jünger verstanden. Sie sprachen in Dialekten, in den Sprachen, in denen sie geboren waren. In Korinth aber war das ein Geheimnis. Paulus sagt: Seht ihr, Sprachenreden ist in manchen Situationen überhaupt nicht nützlich, wenn es niemand versteht.
Vers 3: „Wer aber weissagt, redet den Menschen zur Erbauung und Ermahnung und Tröstung.“ Weissagen nützt also immer etwas.
Vers 4: „Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst; wer aber weissagt, erbaut die Gemeinde.“ Wenn man in Korinth in Sprachen redet und die anderen verstehen die Sprache nicht, hat man nur selbst etwas davon, weil man weiß, was man sagt. Die anderen haben nichts davon. Aber die Liebe sagt: Du musst den anderen etwas bringen. Bei der Weissagung ist das so, da wird die Gemeinde immer erbaut.
Der Nutzen der Weissagung ist nicht situationsabhängig. Diese Gabe kann jederzeit zum Nutzen der anderen eingesetzt werden. Der Sprachenredner erbaut sich selbst. In einer Fußnote steht: Wenn der Sprachenredner seine Sprache beherrschte, wurde er durch die geistliche Aussage selbst erbaut, so wie jeder Betende oder Prediger oft am meisten von seinen eigenen Aussagen profitiert. Viele, die das Wort weitergeben, haben am Wort gedient, aber auch am meisten profitiert. Das ist Selbstaufbauung.
Das ist beim Sprachenreden natürlich der Fall, aber nur für sich selbst, nicht für die anderen. Es sollte aber für die anderen sein. Das ist eigentlich ein Vorwurf: „Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst.“
Vers 5: „Ich wollte aber, dass ihr alle in Sprachen redetet, vielmehr aber, dass ihr weissagtet.“ Er sagt nicht etwas gegen die Gabe der Sprache, denn sie kommt ja von Gott. Aber Weissagen ist einfach besser, weil es immer nützt. Wer weissagt, ist größer als der, der in Sprachen redet, eben weil er nützlicher ist – es sei denn, dass er es übersetze, damit die Gemeinde Erbauung empfange.
Hier wird deutlich: Nicht das Phänomen, das übernatürliche Ereignis erbaut, sondern nur die Aussage erbaut. Sonst wäre die Gemeinde erbaut, wenn sie das Phänomen erlebt. „Wow, der spricht einfach eine fremde Sprache, versteht zwar kein Wort, aber ist ja ganz toll!“ Das ist keine Erbauung. Nur wenn es übersetzt wird, gibt es Erbauung.
Der Sprachenredner erbaut sich selbst – nicht, weil er ein besonderes Gefühl hat oder weil Sprachenreden Depressionen wegschwemmt, wie in charismatischen Büchern behauptet wird. Von dem sagt die Bibel nichts. Nein, er erbaut sich selbst, weil er weiß, was er sagt.
Jetzt haben wir eigentlich den Hammer: Es gibt Millionen von Menschen, die heute Zungen reden. Wenn man sie fragt: Verstehst du, was du sagst? Verstehst du die Aussage deiner Wörter? Nein. Doch, er erbaut sich ja selbst, und dann wird gesagt, dass ihm das hilft und böse Gedanken vertreibt. Aber Erbauung ist hier das, was bei den anderen ankommt. Die Gemeinde wird erbaut, wenn es übersetzt wird.
Wir gehen weiter zu den Versen 6 bis 10, die ich überschrieben habe mit „Fehlende Kommunikation ist sinnlos“. Paulus sagt: „Wenn ich zu euch käme und in Sprachen redete, was würde ich euch nützen, wenn ich nicht zu euch redete, entweder in Offenbarung oder in Erkenntnis oder in Weissagung oder in Lehre?“
Dann erklärt er: Auch leblosen Dingen, die einen Ton von sich geben, wie Flöte oder Harfe, nützt es nichts, wenn sie den Tönen keinen Unterschied geben. Wie soll man erkennen, was auf der Flöte oder der Harfe gespielt wird? Wenn die Posaune einen undeutlichen Ton gibt, wer wird sich zum Kampf rüsten? Wenn ihr durch die Sprache keine verständliche Rede gebt, wie wird man wissen, was geredet wird? Ihr werdet in den Wind reden.
Es gibt viele verschiedene Arten von Stimmen in der Welt, und keine ist ohne bestimmten Ton. Paulus sagt also: Wenn ich komme und in Fremdsprachen rede, nützt das nichts, wenn ihr es nicht versteht. Es nützt aber etwas, wenn ich Offenbarung, Erkenntnis, Weissagung oder Lehre bringe.
Dann wird erklärt, dass es auch in der Musik Kommunikation gibt. Tempelinstrumente wie Flöte, Harfe und Posaune werden erwähnt. In der Musik ist es wichtig, ganz genau zu artikulieren. Wenn man undeutlich oder rhythmisch unsauber spielt, versteht man nicht, was gespielt wird.
Man muss klar artikulieren und den Tönen Unterschied geben, damit man versteht, was gesagt wird – auch musikalisch. So ist es auch in der Sprache: Man muss eine verständliche Rede hinüberbringen und richtig artikulieren. Das ist sehr wichtig. Wenn man ein bisschen versteht, versteht man nicht gut. Alle Sprachen der Welt sind durch Artikulation und Intonation, durch richtige Tongebung und Akzente gekennzeichnet.
Es gibt die Späße, wo man sagt: „Was sind Blumentopferde?“ – keine Ahnung, Blumentopferde! Man muss den Akzent am richtigen Ort setzen, sonst versteht man nicht. Auch muss man an den Stellen, wo in der Schrift ein Komma oder Punkt steht, mit der Stimme runtergehen.
Erinnern Sie sich an Zungenreden? Das ist oft unartikulierend. Wenn ich in einer Fremdsprache spreche: „Uwe derchata im lo amad, uwe moscha blitz im lo jascha, ki imbe dorata du neichef zowa jehe gebe dorato jo mam veleila“ – das war Psalm 1: „Glückselig der Mann, der nicht wandelt.“ Man merkt die Intonation, die Akzente, die Artikulation – das ist typisch Sprache und so wird vermittelt.
Das Sprachenreden heute ist oft ein Lallen. Manchmal hört man, dass jemand durch Sprachenreden eine Heilung bewirkt hat. Das ist keine Sprache. Das ist auffällig, denn im Allgemeinen haben die meisten Zungenreden nicht die Kennzeichen von Sprachen, wie Gott sie erschaffen hat.
Gott hat Adam die Sprache gegeben, und in Babel die verschiedenen Sprachen. Die Sprachen der Menschen sind Gottes Sprachen. Wir brauchen keine höhere Sprache, um mit Gott sprechen zu können. Die Sprache ist ja schon von Gott. Jede Sprache der Welt ist fähig, die Bibel weiterzugeben. Man kann die Bibel in alle Sprachen übersetzen.
Die Sprachen, wie Gott sie uns gegeben hat, sind vollständige Kommunikationsmittel, mit denen wir alles sagen können, was wir sagen sollen. Kommunikation ist das A und O. Wenn die Kommunikation bei der Sprache fehlt, dann ist sie sinnlos – so wie in der Musik.
Interessant ist, dass beim Zungenreden heute oft gesagt wird: „Ich weiß gar nicht, was ich sage.“ Das ist keine Kommunikation. Kommunikation bedeutet, dass A seine Gedanken in einem Code verschlüsselt und B sie entschlüsselt und versteht. Dann ist Kommunikation da.
Fehlende Kommunikation ist sinnlos.
Wir gehen weiter zu Vers 11 bis 20, die ich überschrieben habe mit „Der Sprachenredner und sein Hörer – keine Kommunikation, keine Frucht, kein Amen, keine Erbauung für den Hörer, keine Unterweisung“. Paulus stellt den Sprachenredner seinem Hörer gegenüber: „Wenn ich die Bedeutung der Stimme nicht weiß, so werde ich dem Redenden ein Barbar sein und der Redende für mich ein Barbar.“
Stellen wir uns vor, Paulus spricht Arabisch, ein Korinther hört zu. Paulus ist für ihn ein Barbar, und umgekehrt auch. Es gibt kein Verständnis, keine Kommunikation.
Übrigens heißt das Wort „Barbar“ im Griechischen „Barbaros“. Es ist ein lautmalerisches Wort und kommt von „barbarbarbar…“. So klingt für den Unkundigen eine fremde, eingeborene Sprache, obwohl sie schön strukturiert ist mit Intonation und Akzent. Er ist ein Barbar.
Vers 12: „Auch ihr, da ihr um geistliche Wirkungen eifert, ihr möchtet gerne, dass der Geist Gottes durch euch wirkt, so sucht, dass ihr überströmend seid zur Erbauung der Gemeinde.“ Es soll etwas rüberkommen, damit Erbauung geschieht.
Übrigens waren die Korinther damals fünf Jahre bekehrt. Nach fünf Jahren kann Paulus den Brüdern sagen: „Ihr solltet suchen, dass ihr überströmend seid zur Erbauung der Gemeinde.“ Wenn also jemand fünf Jahre bekehrt ist und immer noch nicht das Wort an andere weitergibt, dann sollte er das als wunderbare Ermutigung sehen: Es ist eigentlich Zeit. Nach fünf Jahren könnte man überströmend sein zur Erbauung in der Gemeinde.
Vers 13: „Darum, wer in einer Sprache redet, bete immer wieder, damit er es immer wieder übersetze.“ Das heißt, der Sprachenredner soll denken: Ich möchte den anderen nützlich sein, also sollte ich es übersetzen. Der Sprachenredner kann selber übersetzen, weil er weiß, was er sagt.
Hier steht, dass er immer wieder beten soll – nicht, dass er immer wieder die Gabe der Übersetzung bekommt. Wenn ich übersetzen muss, zum Beispiel in der Gemeinde Schweizerdeutsch auf Hochdeutsch oder auf Hebräisch, dann betet man zuerst, dass es gut klappt. Wenn jemand Französisch simultan übersetzen muss, ist es selbstverständlich, dass er übersetzt. So wird hier gesagt: Wer in einer Sprache redet, bete immer wieder, damit er es immer wieder übersetze.
Vers 14: „Denn wenn ich in einer Sprache bete, so betet mein Geist, aber mein Redesinn ist fruchtleer.“ Hier wird gesagt, wenn ich in einer Sprache bete, so betet mein Geist.
In einer Fußnote steht: Das heißt der Geist des Menschen. Nach 1. Thessalonicher 5,23 bestehen wir aus Geist, Seele und Leib. Nach Psalm 77, Vers 7 hat der Geist die Fähigkeit zu forschen und zu denken. Nach Römer 8, Vers 16 teilt sich der Geist Gottes unserem menschlichen Geist mit und bezeugt, dass wir Kinder Gottes sind. Also mein Geist betet.
Moderne Übersetzungen haben hier eingesetzt: „So betet der Heilige Geist in mir.“ Das ist eine Fälschung. Mein Geist ist der menschliche Geist, der betet. Nicht einfach der Heilige Geist in mir, der etwas durch mich hindurchgibt. Nein, es war so wie bei Adam: Adam hat seine Sprache nicht gelernt, Gott hat sie ihm eingegeben, und so konnte er sprechen.
Die Leute in Babel haben die Sprachen nicht gelernt – sumerisch und babylonisch – Gott hat sie ihnen eingegeben, und sie konnten sprechen. Ihr Geist konnte dann diese Sprache. So war es auch beim Sprachenreden: Gott hat den Sprachenrednern diese Sprachen eingegeben, die ganze „Software“ auf die Festplatte gegeben. Paulus kann sagen: „Mein Geist betet.“
In den meisten Übersetzungen heißt es aber: „Mein Verstand ist fruchtleer.“ Man muss überlegen, was das Wort „Verstand“ sonst noch bedeuten kann. Man muss immer mit der gebräuchlichsten Bedeutung übersetzen. Wenn diese keinen Sinn ergibt, muss man schauen, welche anderen Bedeutungen das Wort hat.
In der Fußnote habe ich erklärt: „Nous“ bedeutet außer Verstand auch Sinn, Bedeutung, Aussage, Aussagekraft, Redesinn. So kann man den Text richtig verstehen: „Wenn ich in einer Sprache bete, so betet mein Geist, aber meine Aussage ist fruchtleer.“ Fruchtleer heißt hier für den Zuhörer.
Vers 15: „Was ist es nun? Ich will beten mit dem Geist, ebenso wie vorher gesagt, so betet mein Geist in Sprachen, aber ich will auch beten mit dem Redesinn.“ Natürlich möchte ich in einer Sprache beten, das ist eine Gabe von Gott, aber ich möchte auch so reden, dass andere es verstehen. Ich will Lob singen mit dem Geist, aber auch mit dem Redesinn, so dass andere es verstehen.
Sonst, wenn du mit dem Geist lobpreisest, wie soll der, welcher die Stelle des Unkundigen einnimmt, das Amen sprechen zu deiner Danksagung, da er ja nicht weiß, was du sagst?
Jetzt wird deutlich: Der andere, der zuhört, kann beim Gebet in einer Fremdsprache nicht Amen sagen. Amen heißt „wahrhaftig“, „so sei es“, „jawohl“. Wenn jemand betet und die anderen beten mit, sollten alle laut Amen sagen, bewusst, weil sie damit sagen: „Jawohl, das Gebet ist auch mein Gebet.“ Dann hat jeder gebetet, nicht nur der, der das Sprachrohr der Gemeinde war.
Hier heißt es also: Wenn man in Sprachen spricht, kann der andere nicht Amen sagen, weil er nicht weiß, was es ist. Er ist der Unkundige, nicht der Sprecher. Der Sprecher hat kein Problem, er wird erbaut, aber der Zuhörer nicht.
Vers 17: „Denn du dankst wohl gut, aber der andere wird nicht erbaut.“ Es geht immer um den anderen.
Vers 18: „Ich danke meinem Gott, ich rede mehr in Sprachen als ihr alle.“ In einer Fußnote steht: Paulus hatte auf seinen vielen Missionsreisen mit allen möglichen Sprachgruppen zu tun, zum Beispiel die Barbaren auf Melite (Apostelgeschichte 28,1) oder die lykonisch sprechenden Heiden in Lystra (Apostelgeschichte 14,11). Als reisender Missionar konnte er sagen, dass er viel mehr in Sprachen redete als alle in Korinth. Er hatte mehr Gelegenheiten.
Vers 19: „Aber in der Gemeinde will ich lieber fünf Wörter reden mit meinem Redesinn oder mit meiner Aussage, damit ich auch andere unterweise, als zehntausend Wörter in einer Sprache.“ Fünf verständliche Wörter bringen mehr als zehntausend unverständliche.
Ein Beispiel für fünf Wörter ist Psalm 23, Vers 1: „Der Herr ist mein Hirte.“ Im richtigen Moment an die richtige Person gesprochen, das ist Weissagung.
Vers 20: „Brüder, werdet nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit; seid unmündig, am Verstand aber werdet Erwachsene.“ Paulus sagt: Überlegt euch doch mal, es bringt nichts, zehntausend Wörter in einer Fremdsprache zu reden, die niemand versteht. Werdet Erwachsene am Verstand.
Hier ist das Wort „Verstand“ wichtig. Wohin habe ich gesagt, „Nous“ sollte man hier mit Bedeutung oder Sinn übersetzen. Hier ist es ein anderes Wort. Zweimal kommt es vor: Kinder am Verstand, unmündig am Verstand, aber erwachsen am Verstand.
In einer Fußnote steht: Das griechische Wort „phren“ kommt im Neuen Testament nur hier vor. Sonst benutzt Paulus für Verstand „nous“. Hier wurde ein anderes Wort verwendet, um klar zu machen, dass es jetzt um den Verstand geht. Christen sollen den Verstand nicht ablegen, sondern überlegen, was wirklich nützt. Der Heilige Geist ist ein Geist der Besonnenheit oder des gesunden Sinnes.
Vers 21: „Sprachenrede ein Zeichen für das ungläubige Israel, aber nur, falls man die Sprache versteht.“ Es steht im Gesetz geschrieben: „Ich will in anderen Sprachen und durch andere Lippen zu diesem Volk reden, und sie werden nicht auf mich hören, spricht der Herr.“ Hier zitiert Paulus Jesaja 28,11, wo Gott prophezeit, dass er einmal zu Israel durch andere Sprachen sprechen wird.
Übrigens gibt es auf Hebräisch zwei Wörter für Sprache: „Laschan“ heißt Zunge, das wird mit Sprache übersetzt, und „Safa“ heißt wörtlich Lippe. Hier sind beide Ausdrücke zusammen.
Gott will durch Fremdsprachen zu Israel sprechen, aber leider werden sie nicht hören. Das hat sich am Pfingsttag erfüllt, als viele Juden aus dem Ausland kamen und Gott durch das erste Zeichen der Sprachenrede zu ihnen sprach. Leider kamen nur dreitausend zum Glauben, nicht die ganze Masse.
Paulus legt aus: Vers 22: „Daher sind die Sprachen ein Zeichen, nicht für die Glaubenden, sondern für die Ungläubigen; die Weissagung aber nicht für die Ungläubigen, sondern für die Glaubenden.“
Er leitet allgemein ab: Wenn Gott sagt, er will zu Israel sprechen, diesem ungläubigen Volk, dann sind die Sprachen speziell für Ungläubige vorgesehen. Die Weissagung ist ganz speziell für Gläubige.
Vers 23: „Wenn nun die ganze Gemeinde an einem Ort zusammenkäme und alle in Sprachen redeten, und es kämen Unkundige oder Ungläubige herein, würden sie nicht sagen, dass ihr von Sinnen seid. Wenn aber alle weissagten und irgendein Ungläubiger oder Unkundiger käme herein, so würde er von allen überführt, von allen beurteilt, und so würde das Verborgene seines Herzens offenbar werden, und er würde auf sein Angesicht fallen, Gott anbeten und verkündigen, dass Gott wirklich unter euch ist.“
Das klingt widersprüchlich: Paulus sagt, Gott habe die Sprachenrede für Ungläubige vorgesehen. Aber wenn Ungläubige in Korinth die Gemeinde besuchen und die Fremdsprache nicht verstehen, wirkt das kontraproduktiv – sie denken, ihr seid verrückt.
Es bringt nur etwas, wenn die Ungläubigen die Sprache verstehen. Die Weissagung hingegen, obwohl eigentlich für Gläubige vorgesehen, nützt sogar den Ungläubigen. Sie werden überführt, das Verborgene ihres Herzens wird ans Licht gebracht. So fällt der Ungläubige auf sein Angesicht, betet Gott an und verkündigt, dass Gott wirklich unter euch ist.
Das ist Weissagung im Sinn von Offenbarung – heute noch relevant.
Nun geht es weiter mit der Ordnung in der Gemeindezusammenkunft.
Ordnung in der Gemeindezusammenkunft (1. Korinther 14,26-40)
Vers 26
Was ist es nun, Brüder, wenn ihr zusammenkommt? So hat ein jeder von euch einen Psalm, eine Lehre, eine Sprache, eine Offenbarung oder eine Übersetzung. Alles geschehe zur Erbauung.
Paulus sagt hier nicht: „So habe ein jeder“, sondern er stellt fest, dass es in Korinth tatsächlich so ist. Jeder, der in die Gemeinde kam, hatte bereits einen Psalm im Herzen, eine Lehre oder eine Botschaft in Sprachen auf Lager.
Jetzt sagt Paulus: Aber ihr müsst darauf achten, dass das wirklich etwas nützt. Es ist gut, wenn man etwas im Herzen hat, bevor man in die Gemeinde kommt. Wenn der Dienst offen ist, sodass die verschiedenen Gaben beitragen können, braucht es die Leitung des Herrn, damit man weiß: Aha, jetzt ist das dran. Man kann nicht einfach kommen und denken: „Die Gemeinde ist ein Wunschkonzert, und jetzt möchte ich wieder mal mein Lieblingslied.“ So funktioniert das nicht. Man ist wirklich dran, sei es in der Anbetungsstunde oder bei welchem Anlass auch immer.
Darum sagt Paulus: Bei euch sind alle sehr aktiv, aber jetzt müsst ihr aufpassen, dass alles wirklich nützlich ist. Das ist das Gebot der Liebe – es muss etwas bringen für die anderen.
Es folgen bestimmte Regelungen:
Wenn jemand in einer Sprache reden will, so sei es zu zwei oder höchstens drei und nacheinander, und einer lege aus. Wenn aber kein Übersetzer da ist, so schweige er in der Gemeinde, rede aber für sich selbst zu Gott.
Warum diese Regelung, höchstens drei? Man muss bedenken, dass man in einer Fremdsprache Zeit verliert. In der Zeit, in der jemand in der fremden Sprache spricht, profitiert niemand, erst mit der Übersetzung bringt es Nutzen. Deshalb ist die Anzahl begrenzt auf höchstens drei.
Bei den Propheten heißt es in Vers 29: „Propheten, lasst zwei oder drei reden, und die anderen lasst urteilen.“ Nicht „höchstens“, sondern es geht darum, dass zwei oder drei reden. Diese Beschränkung ist notwendig, weil das Fassungsvermögen begrenzt ist. Darum müssen wir auch bald zum Schluss kommen.
Übrigens gilt das auch bei den Sprachen: nacheinander. Heute erlebt man oft ein Durcheinander. Alle sprechen irgendwie in Zungen, völlig durcheinander. Ich habe das vor kurzem in einem anderen Land erlebt. Hinter mir wurde fast ununterbrochen in Zungen geredet. Die Leute in Kanada konnten kein Schweizerdeutsch, es wäre doch die Gelegenheit gewesen, wenn ich mal Schweizerdeutsch in Zungen gesprochen hätte. Das konnten sie nicht, es klang einfach so. Wenn Fremdsprachige zu Besuch sind, wäre es wenigstens gut, Schweizerdeutsch oder Hochdeutsch zu sprechen, das versteht man noch.
Wenn kein Übersetzer da ist, so schweige er in der Gemeinde, rede aber für sich selbst und zu Gott.
Propheten aber, lasst zwei oder drei reden, die anderen lasst nicht schlafen, sondern lasst urteilen. Alles, was weitergegeben wird, müssen wir anhand der Bibel prüfen, so wie die Berührer in Apostelgeschichte 17, ob es wirklich mit der Schrift übereinstimmt.
Vers 30
Wenn aber einem anderen, der da sitzt, eine Offenbarung wird, so schweige der Erste. Hier sieht man, dass der Ablauf nicht einfach fix festgelegt ist, sondern flexibel bleibt. Die Reihenfolge kann auch geändert werden.
Denn ihr könnt einer nach dem anderen weissagen, damit alle lernen und alle getröstet werden. Das zeigt wieder das allgemeine Priestertum.
Die geistlichen Wirkungen der Propheten sind den Propheten untertan. Das ist der Gegensatz zum Heidentum. Dort wird man mitgerissen, ohne Kontrolle. Wer eine Gabe hat, hat die volle Kontrolle über das, was er tut.
Die geistlichen Wirkungen der Propheten sind den Propheten untertan. Nicht so wie ein junges Mädchen, das bei einem Vortrag das Zungenreden fast nicht mehr zurückhalten konnte. Da ist eine Macht am Wirken, aber das ist nicht Gottes Art. Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.
Das Schweigen der Frauen in der Gemeindezusammenkunft (1. Korinther 14,34-40)
Jetzt kommen wir zum letzten Abschnitt, überschrieben mit „Das Schweigen der Frauen in der Gemeindezusammenkunft“.
Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen auch eure Frauen in den Gemeindezusammenkünften schweigen. Denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern unterwürfig zu sein, wie auch das Gesetz sagt.
Viele Christen sagen, dieser Abschnitt sei heute nicht mehr gültig. Interessant ist jedoch, dass Paulus sagt, es sei in allen Gemeinden so, dass die Frauen schweigen sollen. Das gilt also auch für Korinth. Er sagt aber nicht, dass die Frauen überall schweigen sollen, sondern nur in den Gemeindezusammenkünften.
Das Schweigegebot beschränkt sich auf die offiziellen Zusammenkünfte der Gemeinde. Nicht jede Zusammenkunft von Christen ist eine Gemeindezusammenkunft. Zum Beispiel sind Hauskreise, Frauensmorger, Jugendgruppen, Sonntagsschulen oder Familienandachten keine Gemeindezusammenkünfte. Dort können Frauen sehr wohl einen Dienst durch das Reden tun.
Darum heißt es in 1. Korinther 11, dass jede Frau betet oder weissagt. Aber in 1. Korinther 11 wird das nicht auf die Gemeindezusammenkünfte beschränkt, sondern ganz allgemein, prinzipiell. Hier jedoch heißt es ausdrücklich „schweigen in den Gemeindezusammenkünften“.
Weiter heißt es: „Denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden.“ Das griechische Wort ist „epitrepetai“, was „in göttlicher Verfügung verboten“ bedeutet. Dieser Ausdruck kommt auch in Apostelgeschichte 14,16, Markus 10,4 und anderen Stellen vor. Dort geht es um eine göttliche Verfügung, nicht zu reden. Das griechische Wort für reden ist „laleo“.
Paulus verwendet „laleo“ 21 Mal in 1. Korinther 14. Wenn er sagt, „wenn ich zu euch komme“ (Vers 6) und redet („laleo“) in Offenbarung, Erkenntnis, Weissagung oder Lehre, dann meint er nicht einfach Schwatzen. „Laleo“ umfasst alles Reden, sei es Lehre, Sprachenrede oder Gebet.
Es ist ihnen also nicht erlaubt zu reden, das heißt einfach zu reden, sondern sie sollen unterwürfig sein, wie auch das Gesetz sagt. Das steht so in 1. Mose 3,16. Es geht hier nicht um das Gesetz vom Sinai, das nur für Israel gilt, sondern um Gottes Gebot an die Urahnen der Menschheit. Es geht um die Schöpfungsordnung, die für die ganze Welt gilt.
Wenn jemand fragt, was Schweigen bedeutet, so sagt der gleiche Satz: „Denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden.“ Schweigen heißt also nicht reden.
In Vers 35 heißt es weiter: „Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen.“ Lernen heißt hier nicht lehren. Frauen sollen in der Gemeindezusammenkunft keine öffentlichen Fragen stellen, sondern dies im privaten Bereich tun.
Die eigenen Männer haben die erste geistliche Verantwortung für die Frauen. Es ist wichtig, dass die Frau zuerst ihren Mann fragt, bevor sie andere Männer fragt. Das ist auch nützlich. Wenn der eigene Mann etwas nicht beantworten kann, dann kann sie sich an andere wenden. Gleichzeitig sollen die Männer durch die Fragen der Frauen zum Bibelstudium motiviert werden.
Es ist für Frauen schändlich, in der Gemeinde zu reden – wieder die Einschränkung: nur in der Gemeinde. Paulus fragt ironisch: „Oder ist das Wort Gottes von euch ausgegangen?“ In allen Gemeinden schweigen die Frauen; in Korinth ist es anders? Vielleicht, fragt Paulus, ist in Korinth eine anderslautende Offenbarung empfangen worden, die die anderen Gemeinden nicht kennen?
Oder ist es nur euch allein zugegangen? Auch das ist ironisch gemeint. Vielleicht gibt es irgendwo anders eine anderslautende Offenbarung, die aber nur nach Korinth gelangt ist und die anderen Gemeinden nichts davon wissen. Das ist unglaublich ironisch.
Dann sagt Paulus weiter: „Wenn jemand sich dünkt, ein Prophet zu sein oder geistlich, so erkenne er, dass die Dinge, die ich euch schreibe, Gebote des Herrn sind.“
Man kann also Propheten testen – einen modernen Propheten: Glaubt er, dass das gilt, 1. Korinther 14,34 bis zum Schluss? Nein, das war früher so, als die Gesellschaft noch anders war? Gut, danke, ich weiß schon.
Ein Prophet oder jemand, der durch den Geist geleitet ist, geistlich, muss automatisch erkennen, dass dies Gebote des Herrn sind. Sonst ist er nicht geistlich.
In Vers 38 heißt es: „Wenn aber jemand dies nicht versteht, so verstehe er es nicht.“ Dann diskutieren wir nicht weiter. Dann hat Gott ihm einfach kein Licht gegeben.
Diese Argumentation ist unglaublich dicht. Wo findet man im Neuen Testament zu irgendeinem Thema eine so dichte Argumentation? Alle Gemeinden machen es so: Frauen sollen schweigen, es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sie müssen unterwürfig sein, schließlich sagt das auch das Gesetz.
Übrigens: Wenn sie lernen wollen, sollen sie es zu Hause tun. In der Gemeinde ist es schändlich. Oder meint ihr, das Wort Gottes kommt nur von euch oder ist nur zu euch gekommen?
Wenn jemand ein Prophet ist oder geistlich, dann kann er erkennen, dass dies ein Gebot des Herrn ist. Und wenn er das nicht versteht, soll er es einfach nicht verstehen.
Unglaublich deutlich und erstaunlich ist es manchmal, dass Christen sagen, die Stelle sei völlig unklar. In Bibelkommentaren liest man, die Stelle sei sehr schwierig, eine der schwierigsten im Neuen Testament. Man muss sich fragen, warum sie so schwierig sein soll, wenn sie doch so klar ist.
Vers 39 lautet: „Daher, Brüder, eifert der Nacht zu weissagen und wehrt nicht, in Sprachen zu reden.“ Paulus sagt, Weissagung ist nützlich und die Gabe der Sprachen ist eine Gabe von Gott.
Er möchte nicht, dass man ins andere Extrem fällt und sagt: „Oh, das ist nicht nützlich, also wollen wir das nicht.“
Das Problem heute ist: Wo sind diejenigen, die eine wirkliche Sprache beherrschen, ohne sie gelernt zu haben? Die Wycliff-Übersetzer wären froh, wenn Gott so wirken würde. Aber er tut es nicht.
Man muss in den Busch gehen, die Kinder mitnehmen, sie der Malariagefahr und vielen anderen Gefahren aussetzen. Man muss mindestens 15 Jahre hart arbeiten, bis man die Sprache so beherrscht, dass man das Neue Testament übersetzen kann. Und dann kommt das Alte Testament.
Gott hätte die Sprachengabe geben können, zuhause am Schreibtisch oder Computer, in irgendeiner eingeborenen Sprache, und dann hätte man die neue Übersetzung so, wie sie klingen soll. Aber Gott tut es nicht. Das zeigt seine Souveränität.
Abschließend sagt Paulus: „Alles aber geschehe anständig und in Ordnung.“
Wir wollen nun zum Schluss beten.