Einführung in die Kreuzigung Jesu und die Bedeutung des Kreuzes
Wir befinden uns weiterhin in Johannes 19 und lesen von Vers 17 bis zum Ende des Kapitels.
Im letzten Mal haben wir bereits gesehen, dass in Vers 17, wenn es heißt, Jesus trug sein Kreuz, damit nicht das ganze Kreuz gemeint ist, sondern der Querbalken, das sogenannte Patibulum. Im Griechischen wurde dieser Querbalken ebenfalls als „Kreuz“ bezeichnet. Dieser Hinweis macht deutlich, dass Jesus nicht an einem einfachen Pfahl gekreuzigt wurde, wie es manche behaupten – unter anderem die Zeugen Jehovas. Es war tatsächlich ein Kreuz.
Jesus trug also den Querbalken. Der senkrechte Pfahl, der Stipes, konnte von einem einzelnen Menschen nicht getragen werden. Dieser Pfahl wurde bereits vorab von Soldaten an der Hinrichtungsstätte aufgestellt. Erst bei der Kreuzigung selbst wurde der Querbalken hochgezogen und daran befestigt.
Dann sehen wir die Überschrift, die Pilatus anbringen ließ: „Jesus der Nazaräer, der König der Juden“. Die führenden Priester waren damit nicht einverstanden und wollten nicht, dass diese Überschrift einfach so stehen bleibt. Doch Pilatus ließ sich nicht beeinflussen. So musste die Wahrheit dort stehen und nicht eine von den Priestern geforderte andere Bezeichnung. Pilatus hatte einfach gesagt, was er für richtig hielt.
Die Bedeutung des Titels „König der Juden“ und historische Hintergründe
Der Name „König der Juden“ ist eine ganz besondere Ausdrucksweise. Weiß jemand, wo dieser Ausdruck zum ersten Mal in der Weltgeschichte vorkommt? Nein, man findet diesen Ausdruck „König der Juden“ nicht früher.
Herodes, ein Edomiter, hat sich an die Macht gedrängt. Der römische Senat ernannte ihn offiziell mit dem Titel „König der Juden“. König Herodes, der später als Kindermörder von Bethlehem bekannt wurde, wurde also von den Römern mit diesem Titel eingesetzt.
Für ihn war es deshalb so schrecklich, als die persischen Sternbeobachter kamen. Schauen wir dazu kurz in Matthäus 2,1-2 nach:
„Als Jesus in Bethlehem in Judäa geboren war, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise vom Morgenland nach Jerusalem und fragten: Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Denn wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, ihm zu huldigen.“
In Vers 3 heißt es weiter: „Als aber der König Herodes das hörte, wurde er bestürzt, und ganz Jerusalem mit ihm.“
Diese Ausdrucksweise ist interessant. Die Weisen sagen: „Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist?“ – nicht „der ernannt worden ist“. Das war für Herodes eine totale Herausforderung. Er war nur zum König der Juden ernannt worden, und nun soll einer geboren sein, der diesen Titel trägt.
Deshalb ist Herodes so entsetzt. Er bemüht sich, diesen neugeborenen König zu ermorden, was zum Massaker in Bethlehem führt.
Hier begegnet uns also erneut der Ausdruck „König der Juden“. Jesus von Nazareth ist der König der Juden, der als solcher in Bethlehem geboren worden ist.
Die Bedeutung des Namens Jesus und die Herkunft aus Nazareth
Ja, jetzt haben wir zusätzlich Jesus, den Nazaräer. Wir können uns Gedanken darüber machen, was der Name Jesus eigentlich bedeutet. Heil und Rettung. Nochmals: Heil und Rettung. Heil, Rettung – ja, das ist noch nicht alles übersetzt, das ist erst die Hälfte.
Was sagt man? Der Herr ist Heil. Der Herr ist Heil, ja. Die hebräische Form ist Jehoschua. Jeho ist die Kurzform für Yahweh, den Ewigen, den Unwandelbaren. Schua bedeutet Heil, Rettung. Also: Der Ewige ist Rettung.
Später entstand daraus eine Kurzform, die Form Jeshua. Das ist die Zusammenziehung von Jehoschua. Jeshua hieß zum Beispiel der erste hohe Priester des zweiten Tempels. So wird der hohe Priester im Buch Haggai genannt, als der zweite Tempel gebaut wurde.
Im Griechischen musste man diesen hebräischen Namen irgendwie übertragen. Dabei gibt es ein Problem: Im Griechischen gibt es keinen „sch“-Laut. Es gibt keine Buchstaben, mit denen man das „sch“ schreiben kann. Deshalb schreibt man es mit einem „s“. Übrigens ist es auch heute noch so, dass Griechen Mühe haben, „Fisch“ zu sagen. Sie sagen „Fiss“, weil dieser Laut im Neugriechischen nicht existiert.
So wurde aus Jeshua Jesus. Es war üblich, dass hebräische Namen, wenn sie ins Griechische übertragen wurden, am Schluss noch ein „s“ erhielten. Zum Beispiel Mose, nicht Mosche – das konnte man nicht schreiben – wurde zu Moses. Oder Elija wird im Griechischen Elias, Jeremia wird zu Jeremias. Dieses „s“ ist typisch für die Übertragung ins Griechische, also nicht eine Übersetzung, sondern eine Transkription, eine Umschrift.
Jesus entspricht also genau der griechischen Aussprache von Jeshua. Der Ewige ist Retter.
Ich habe mal ausgezählt, wie oft der Name Jesus in den einzelnen Evangelien vorkommt. Statistisch sieht das so aus: Im Matthäusevangelium 152 Mal, im Markusevangelium 82 Mal, im Lukasevangelium 88 Mal und im Johannesevangelium 244 Mal. Also mit Abstand am häufigsten im Johannesevangelium.
Natürlich könnte man einwenden, dass das Markusevangelium das kürzeste ist, mit sechzehn Kapiteln. Man könnte das prozentual aufrechnen, und auch dann wird deutlich, dass der Name Jesus im Johannesevangelium am häufigsten vorkommt.
Was ist das große Thema im Johannesevangelium? Der Sohn Gottes, ja. Das wird schon im ersten Satz deutlich: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ Danach wird erklärt, dass das Wort Fleisch wurde – das ist Jesus Christus. Also betont der erste Satz schon seine Gottheit.
So passt dieser Name ganz besonders zu dem Thema des Johannesevangeliums: Der Ewige ist Retter. Der ewige Gott – daran müssen wir denken bei der Überschrift Jesus. Es war der ewige Gott, der Mensch wurde und am Kreuz hing.
Die Bezeichnung „Nazaräer“ und ihre prophetische Bedeutung
Dann kommt die Bezeichnung „Nazaräer“. Warum hat sich diese Bezeichnung eingebürgert und nicht „Jesus, der bettelnde Mitter“? Jesus Christus wurde ja in Bethlehem geboren, nicht in Nazareth. Er lebte in Nazareth – ja, wie lange? Bis er nach Kapernaum zog, also etwa dreißig Jahre. Natürlich kommt noch die Zeit in Ägypten hinzu, aber das waren etwa zwei Jahre. Somit lebte der Herr ungefähr 28 Jahre in Nazareth. Das heißt, die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er in Nazareth.
Kann jemand den Namen Nazareth übersetzen? „Sprosslingen“ heißen sie in meinem Land. Ja, „Nezer“ heißt auf Hebräisch Spross, und zwar der grüne, saftige Spross. Dann bedeutet Nazareth also die „Sprossstadt“ oder auf gut Deutsch „Sprosslingen“.
Wenn wir dazu in Sacharja 3,8 lesen, wird der Messias angekündigt. Wer liest? „Höre doch, Josua, du Hohepriester, du und deine Gefährten, die vor dir sitzen, denn Männer des Bundes sind sie. Siehe, ich will meinen Knecht, Spross genannt, kommen lassen.“ Hier wird also der Messias mit dem Namen „Spross“ angekündigt.
Wenn man später von Jesus, dem Nazaräer, spricht, dann nennt man ihn tatsächlich „Spross“. So hat sich das erfüllt; das ist bereits ein Hinweis auf den Namen Nazaräer.
Das Gleiche findet man auch in Sacharja 6,12. Wer liest? „Und sprich zu ihm: So spricht der Herr Zebaoth: Siehe, das ist ein Mann, der heißt Spross, denn unter ihm wird sprossen, und er wird den Tempel des Herrn bauen.“ Auch hier wird der Messias angekündigt: „Siehe, ein Mann, sein Name ist Spross.“ Das ist der Hinweis auf den Nazaräer, Jesus, den Nazaräer.
In der Überschrift am Kreuz ist ein Hinweis auf seine ewige Gottheit, dass er gekommen ist, um Heil und Rettung zu bringen – Jesus. Nazaräer ist ein Hinweis darauf, dass er diese Prophezeiungen erfüllt hat, dass der Messias „Spross“ genannt werden sollte.
König der Juden wurde er als solcher in Bethlehem geboren, denn Micha 5,1 sagt: „Und du Bethlehem Ephrata, zu klein unter den Tausenden in Juda, aus dir wird mir hervorgehen, der Herrscher in Israel sein soll.“ Das ist eben der König, der in Bethlehem geboren wurde. Als König der Juden wurde er geboren.
Noch kurz zu Sacharja 3,8: Dort wird der erste Hohepriester des Zweiten Tempels erwähnt: „Höre doch, Josua, du Hohepriester, du und deine Genossen.“ Hier hat man die Langform Josua, an anderer Stelle, wie gesagt, die Kurzform Jeshua. Und jetzt wird gesagt, er und die Priester, die mit ihm zusammenarbeiteten, „denn Männer des Bundes sind sie“. An anderer Stelle wird das hebräische Wort auch mit „Wunder“, „Zeichen“ oder „Vorbild“ übersetzt. Sie sind ein Vorbild.
Dann wird erklärt: „Siehe, ich will meinen Knecht, Spross genannt, kommen lassen.“ So war der Hohepriester Josua ein Hinweis, ein Vorbild, ein Zeichen, das auf den Messias hindeutete, der übrigens den gleichen Namen tragen sollte: Jesus, entspricht dem Hoschua.
Der Hohepriester war Priester, der Opfer darbrachte, aber Jesus Christus sollte Hohepriester sein, der sich selbst opferte. Sein Kreuz tragend ging er hinaus zur Stätte, genannt Schädelstätte, Golgatha.
Bis dahin noch eine Frage oder Bemerkung: Die Inschrift wurde dreisprachig abgefasst, Johannes 19,20. Welche Sprachen waren das? Alle Sprachen waren davon betroffen: Hebräisch, die Sprache des jüdischen Glaubens, dann Griechisch, die Sprache der Kultur.
Wie kam es eigentlich, dass man damals in Israel neben Hebräisch auch Griechisch sprach? Mit dem Hellenismus. Und der Hellenismus kam durch Alexander den Großen, der um 330 v. Chr. die ganze Welt von Griechenland bis nach Indien über den Indus hinaus eroberte. So wurde Griechisch Weltsprache.
Auch nachdem das griechische Reich zerfiel und schließlich die letzten Reste durch das römische Reich verdrängt wurden – der letzte Alexanderreichblock wurde in der Schlacht von Aktium 40 v. Chr. besiegt – blieb Griechisch in der Zeit des römischen Weltreiches Weltsprache.
So war es also üblich in Israel, dass man mindestens zweisprachig war: Hebräisch oder in Jerusalem Hebräisch, aber in Galiläa zum Beispiel eher Aramäisch und Griechisch.
Inschriften, die man in der Archäologie in Israel gefunden hat, machen deutlich, wie stark verbreitet Griechisch war und dass man damit rechnen konnte, dass auch einfache Leute im Volk Griechisch sprechen konnten.
Dann gab es noch Lateinisch, die Sprache der herrschenden Politiker. Lateinisch war aber nicht verbreitet unter den Juden. Die Inschriften auf Latein in Israel aus dieser Zeit sind sehr spärlich. Man kommt zum Schluss, dass es unüblich war, dass Juden Lateinisch sprachen.
Die Machthaber, die aus dem römischen Reich kamen, vor allem aus dem Westen, wo Latein vorherrschte, verwendeten natürlich Lateinisch, auch in Israel. Darum sind die Spuren sehr spärlich.
Es ist eindrücklich, diese Anklageschrift in drei Sprachen: Es zeigt, wer Christus verworfen hat – die ganze Welt. Denn die Römer hatten sich in dieser Sache mit den Juden zusammengeschlossen, die Christus verworfen hatten.
Was macht die Welt aus? Es ist die Religion, Hebräisch, es ist Kunst und Wissenschaft, Griechisch, es ist Politik. Auch bis zum heutigen Tag stehen diese Bereiche in Feindschaft gegen Christus – die religiöse Welt, die Welt der Wissenschaft, der Kunst und der Politik.
Das heißt natürlich nicht, dass diese Bereiche an sich schlecht sind – Kultur, Wissenschaft oder Politik an sich sind nicht schlecht – aber weil Satan der Fürst dieser Welt ist. Wo wird er so genannt? Gleich im Evangelium Johannes 14,30: Am Vorabend der Kreuzigung sagt der Herr: „Ich werde nicht mehr viel mit euch reden, denn der Fürst der Welt kommt und hat nichts in mir.“ Jawohl, Satan machte sich auf, um Christus zu töten. Er kommt, der Fürst der Welt.
Satan hat die Oberhand über all diese Bereiche, darum stehen sie unter seinem Einfluss. Es wundert uns nicht, wenn auf dem Gebiet der Religion gegen den Herrn Jesus Christus und sein Wort gekämpft wird.
Man denke heute an die liberale Theologie, die alle Grundlagen des christlichen Glaubens über Bord geworfen hat: Die Bibel ist nicht Gottes Wort, der Tod Christi hat keine sühnende Bedeutung, Jesus Christus ist nicht am dritten Tag auferstanden, er wird auch nicht wiederkommen. Er lebt einfach so in unserem Nächsten weiter. So wird Nächstenliebe völlig mystisch umgedeutet.
Das ist die größte Feindschaft gegen den Herrn, gerade im Bereich der Religion. Ebenso in Kultur, Wissenschaft und Politik. Daran erinnern uns diese drei Sprachen der Überschrift am Kreuz.
Noch eine Bemerkung oder Frage: War es üblich, diese Aufschriften am Kreuz mit der Beschuldigung anzubringen? Die anderen beiden Verbrecher hatten wahrscheinlich auch so eine Aufschrift – gut, das wird nicht erwähnt, aber bei den Römern war es üblich, dass man auf einer Aufschrift auch im Gefängnis die Schuld bekannt machte.
Es war auch üblich, dass man nach der abgesessenen Strafe eine solche Schrift bekam, und darüber geschrieben wurde „bezahlt“. Dann war die Schuldschrift erledigt.
Warum musste der Herr Jesus außerhalb von Jerusalem sterben? Haben wir das nicht schon behandelt? Ja, ich erinnere mich. Dann fassen wir das kurz zusammen.
Was war der Grund, warum außerhalb der Stadt? Genau, das Land trug die Sünde. Das Sündopfer.
Sündopfer wurden nie auf dem Altar im Tempel geopfert, sondern an einer bestimmten Stelle außerhalb der Stadt verbrannt. Hebräer 13,11-12: „Denn die Leiber der Tiere, deren Blut für die Sünde durch den Hohenpriester in das Heiligtum getragen wird, werden außerhalb des Lagers verbrannt. Darum hat auch Jesus, um das Volk durch sein eigenes Blut zu heiligen, außerhalb des Tores gelitten.“
Sündopfer wurden also außerhalb des Lagers, das heißt außerhalb der Stadt Jerusalem, verbrannt. Im Judentum wurde die Stadt Jerusalem als „das Lager“ bezeichnet, in Anlehnung an das Lager Israels in der Wüste mit der Stiftshütte und dem Lager drumherum.
In Jerusalem war der Tempel, und darum herum das Lager. So wurden die Sündopfer außerhalb der Stadt verbrannt, und der Hebräerbrief erklärt, dass auch Jesus außerhalb des Tores litt.
Das Tor, das hier erwähnt wird, es gab mehrere Tore in Jerusalem. Das haben wir schon besprochen, zum Beispiel das Gartentor, das nach dem Sechstagekrieg ausgegraben wurde. Durch dieses Tor musste der Herr hinaus nach Golgatha, um dort das Sündopfer zu werden.
Noch etwas? Dann gehen wir weiter zu Vers 23: Der Leibrock ohne Naht, von oben durchgehend gewebt. Wer trug damals typischerweise solche Kleider ohne Naht? Die Priester, die Priesterkleider. Der Herr trug auch so ein Kleid, das von der Machart her an ein Priestergewand erinnerte.
Das ist bedeutsam, dass dieser Leibrock im Zusammenhang mit der Kreuzigung besonders erwähnt wird, weil der Herr Jesus ans Kreuz ging als Priester.
Hebräer 7,27: „Er braucht nicht täglich, wie die Hohenpriester, zuerst für die eigenen Sündenopfer darzubringen, dann für die des Volkes; denn dies hat er ein für allemal getan, als er sich selbst darbrachte.“
Jawohl, er hat sich selbst geopfert, ein für allemal, eben als Hoherpriester.
Sie konnten diesen Leibrock nicht zerteilen, sonst hätten sie ihn zerstört. Darum haben sie gelost. Die übrigen Kleider haben sie in vier Teile geteilt.
Johannes weist auf Psalm 22,18 hin: „Sie haben meine Kleider unter sich verteilt, und über mein Gewand haben sie das Los geworfen.“
Wer hat Psalm 22 geschrieben und wann? König David, etwa 1000 v. Chr., also zu einer Zeit, als es die Kreuzigung noch gar nicht gab.
Erste Hinweise auf die Kreuzigung finden sich erst Jahrhunderte später, als die Perser diese Strafe einführten. Im Buch Esra wird von der Strafe gesprochen, dass jemand an einen Pfahl genagelt wird. Die Perser gaben diese Todesart an die Griechen weiter, und die Griechen an die Römer. Die Römer perfektionierten sie, sodass die Kreuzigung möglichst grausam und langanhaltend war.
Sie entwickelten Techniken, sodass der Gekreuzigte unter Umständen bis zu vierzehn Tage lebte, wobei nach und nach Körperfunktionen aussetzten, bis zum Tod.
David beschreibt die Kreuzigung Jesu in Psalm 22 bis ins Detail.
Schauen wir uns Vers 17 an. Wer liest? „Denn Hunde haben mich umgeben, eine Rotte von Übeltätern hat mich umzingelt; sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben.“
Jawohl, hier ist die Kreuzigung mit Nägeln gemeint: Hände und Füße durchbohrt.
„Alle meine Gebeine könnte ich zählen, sie schauen und sehen auf mich herab; sie teilen meine Kleider unter sich, und über mein Gewand werfen sie das Los.“
Das ist die weitgehende Entblößung am Kreuz. In Jerusalem war das garantiert keine vollständige Entblößung, aus Respekt gegenüber den Juden, die das nicht akzeptiert hätten. Aber die Kleider wurden weggenommen, wie in Johannes 19 beschrieben.
„Alle meine Gebeine könnte ich zählen“ bedeutet, dass man am eigenen Körper die Knochen sehen kann bei der Kreuzigung.
Dann wird der Spott der Zuschauer erwähnt: „Sie schauen und sehen mich an“, und dann „Sie teilen meine Kleider unter sich“ und „über mein Gewand werfen sie das Los.“
Das Ganze ist ein Gedicht, in Verszeilen abgefasst. Zum Beispiel: „Alle meine Gebeine könnte ich zählen“ ist eine Verszeile; die nächste lautet: „Sie schauen und sehen mich an“, dann „Sie teilen meine Kleider unter sich“ und „über mein Gewand werfen sie das Los.“
Das ist ein synonymer Parallelismus, typisch für hebräische Poesie: Etwas wird in der ersten Verszeile ausgedrückt und in der zweiten mit anderen Worten wiederholt.
Die erste Verszeile sagt, die Kleider werden geteilt. Das geschah mit den übrigen Kleidern in vier Teilen. Über das Gewand, das durchgewebt war, warf man das Los.
So hat sich jede Verszeile mit ihrer Nuancierung in Johannes 19 erfüllt.
Viele weitere Details der Kreuzigung werden hier erwähnt.
Schauen wir an Vers 12 und 13. Wer liest? „Viele Stiere haben mich umgeben, starke Tiere, von Basan mich umringt, sie haben ihr Maul gegen mich aufgerissen, wie ein reißender und brüllender Löwe.“
Jawohl, bis hierhin.
In Vers 17 haben wir gelesen, dass Hunde mich umgeben. Hier in Vers 12 stehen Stiere. Reine Tiere sind ein Bild für Israeliten, unreine Tiere für Heiden.
Diese Analogie findet man z. B. in Apostelgeschichte 10, als Petrus die Vision von unreinen Tieren hatte.
Gott nimmt nun auch die Heidenvölker auf.
In den Stieren sehen wir Israeliten aus dem Volk Gottes, die sich gegen ihn wenden als Feinde. In den Hunden, den unreinen Tieren, sehen wir die Heiden.
Am Kreuz waren Juden und Heiden vereint gegen den Erlöser.
Die Nuance ist wichtig: Wer hat Hände und Füße durchbohrt? Die Heiden, die Römer, nicht die Juden.
In Vers 13 heißt es: „Sie haben ihr Maul gegen mich aufgerissen, gleich einem reißenden und brüllenden Löwen.“ Das begann schon damit, dass Pilatus sagte: „Bitte nicht diese Überschrift so, schreibt doch nur, er hat gesagt.“ So haben sie ihr Maul gegen ihn aufgerissen und später mit Lästerungen.
Das hat sich genau so erfüllt, dass es die Nichtjuden waren, die Hände und Füße durchbohrt haben.
Weiter zu Vers 15: „Wie Wasser bin ich hingeschüttet, und all meine Gebeine haben sich zertrennt; wie Wachs ist mein Herz geworden, zerschmolzen in meinem Inneren.“
Wenn man gekreuzigt ist, vor allem in der orientalischen Sonne, führt das zu gewaltigen Schweißausbrüchen. „Wie Wasser bin ich hingeschüttet.“
Durch die Kreuzigung werden unter dem Eigengewicht des Körpers die Knochen ausgerenkt. Das wird hier beschrieben: „All meine Gebeine haben sich zertrennt.“
Die Schmerzen sind unvorstellbar. Beispielsweise die Nägel durch die Hand zu schlagen, war nicht möglich, da der Nagel sonst unter dem Körpergewicht sofort herausgerissen würde. An der Stelle, wo der Nagel durchgeht, verläuft ein wichtiger Nerv, der einen der schlimmsten Schmerzen auslöst.
„Wie Wachs ist mein Herz geworden, zerschmolzen in meinem Inneren.“
Vers 16: „Meine Kraft ist vertrocknet wie eine Scherbe, und meine Zunge klebt an meinem Gaumen. Und in den Staub des Todes legst du mich.“
Medizinisch bedingt bekommt man bei der Kreuzigung einen schrecklichen Durst. Das wird hier beschrieben: „Kraft vertrocknet wie ein Scherben“ – was gibt es Trockeneres? – „und meine Zunge klebt an meinem Gaumen.“
Eindrucksvoll, wie David die Kreuzigung detailliert beschreibt, obwohl diese Art der Tötung damals noch nicht bekannt war.
Wichtig ist Vers 1, der Schrei am Kreuz: „Warum hast du mich verlassen?“ Wir kommen später darauf zurück.
Schlagen wir wieder auf Johannes 19, Vers 23-24, haben wir die Kleider besprochen. Nun zu Vers 25 und folgende.
Die Mutter Jesu, Maria, steht am Kreuz. Von Joseph wird nichts erwähnt. Schon drei Jahre früher, bei der Hochzeit zu Kana in Johannes 2, war der Herr mit seinen Jüngern und der Mutter eingeladen.
Joseph wird ab der Zeit des öffentlichen Dienstes Jesu nicht mehr erwähnt. Das weist darauf hin, dass Josef offensichtlich gestorben war. Maria war wahrscheinlich Witwe.
Das wird dramatischer, wenn man bedenkt, dass Maria bei der Verlobung mit Josef das übliche Verlobungsalter hatte – damals vor 2000 Jahren in Israel.
Wann verlobten sich Mädchen normalerweise? Schon mit zwölf bis vierzehn Jahren, die Jungs etwa mit sechzehn. Als Maria Mutter wurde, war sie in unseren Augen eine Teenagerin.
Der Ausdruck „Teenager“ existiert in der Bibel nicht, auch nichts Äquivalentes. Das ist interessant, weil der Begriff suggeriert, dass man in dieser Zeit unvernünftig sein kann ohne Verantwortung.
Im Judentum war man mit dreizehn Jahren erwachsen und voll verantwortlich.
Man kann darüber nachdenken.
Maria war also ein junges Mädchen. Wie alt Joseph war, wissen wir nicht.
33 Jahre später war Maria wohl keine alte Frau, aber Witwe. Kein Hinweis, dass sie wieder verheiratet war; sie wird immer allein erwähnt.
Sie erlebt das Drama, wie ihr Erstgeborener durch die Römer gekreuzigt wird.
Schlagen wir auf Lukas 2. Dort wird vorausgesagt, was ihr durch Simeon prophezeit wurde.
Lukas 2,29-35: Wer liest?
„Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen.“
Weiter bis Vers 35:
„Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich über das, was von ihm gesagt wurde. Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: ‚Siehe, dieser wird gesetzt zum Fall und Aufstehen vieler in Israel und zum Zeichen, dem widersprochen wird, und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen, auf dass vieler Herzen Gedanken offenbar werden.‘“
Diese Prophetie stammt von 33 Jahren früher: Dass ein Schwert ihre Seele durchdringen wird, dass Jesus ein Zeichen sein wird, dem widersprochen wird.
Diesen Widerspruch sehen wir auch im Kapitel auf dem Höhepunkt.
Das Ganze war ein Segen.
Lukas 2,34: Simeon segnete Maria und sprach: „Ohne allen Widerspruch wird das Geringere vom Besseren gesegnet.“
Bei der Darbringung eines Kindes im Tempel musste der Priester das Kind segnen. Hier segnet Simeon nicht das Kind, sondern die Eltern.
Das hat einen Grund: Der Segnende hat einen höheren Rang als der Gesegnete.
Simeon konnte das Kind nicht segnen, denn es war der Sohn Gottes, aber er konnte die Eltern segnen.
Das hat Konsequenzen – besonders für Katholiken.
Das sind wichtige Verse, die man bereithalten sollte.
Maria war auch heilsbedürftig, denn sie sagt in Lukas 1,46-47: „Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich in Gott, meinem Heiland.“
Sie war wahrscheinlich etwa 14 Jahre alt, als sie das sagte, und brauchte einen Erlöser.
Wer liest Vers 26?
„Als Jesus die Mutter sah und den Jünger, den er liebte, dabei stehen, spricht er zu seiner Mutter: ‚Frau, siehe, dein Sohn!‘ Dann spricht er zu dem Jünger: ‚Siehe, deine Mutter!‘ Und von jener Stunde an nahm der Jünger sie zu sich.“
Der Jünger, den Jesus liebte, war auch beim Kreuz. Wer ist das? Der Schreiber des Johannesevangeliums.
Er hatte die tiefste Beziehung zu Jesus und war sich dieser Liebe besonders bewusst.
Darum nennt er sich „der Jünger, den Jesus liebte“.
Jesus spricht zu Johannes zuerst zur Mutter: „Frau, siehe deinen Sohn!“ und zu Johannes: „Siehe deine Mutter!“
Maria war allein in dieser schwersten Stunde. Wer sollte sie unterstützen?
Jesus gab Johannes die Aufgabe, Maria beizustehen in dieser Zeit, in der sie innerlich zusammenbrechen musste.
Johannes sollte sie für eine Zeit zu sich nehmen, um sie zu unterstützen.
Trotz der Schmerzen am Kreuz kümmerte sich Jesus um seine Mutter.
Es gab damals keine Witwenversicherungen. Er nahm sich dieser Witwe an, damit sie die Not überstehen konnte.
Das ist gewaltig – in seinen schlimmsten Schmerzen denkt er an seine Mutter.
Das ist das zweite Wort Jesu am Kreuz.
Natürlich könnten noch andere Worte in Frage kommen, aber wir schauen weiter.
In Johannes 7,5 wird erwähnt, dass seine Brüder nicht an ihn glaubten.
Jakobus wurde erst nach der Auferstehung wichtig für die Gemeinde in Jerusalem; er bekehrte sich erst dann.
Zum Zeitpunkt der Kreuzigung waren die Brüder wohl ungläubig. Deshalb musste Johannes diese Aufgabe übernehmen.
Es ging weniger um materielle als um psychische, seelsorgerliche Sorge.
Jesus wollte, dass Maria bewusst blieb, dass ihr Sohn der Messias war, der ans Kreuz gehen musste.
Die Jünger und Brüder glaubten nicht daran.
Darum war es wichtig, dass jemand beistand, der sie bestärken konnte.
Pause von 20 Minuten.
Wir sind bei Johannes 19,26-27 stehen geblieben, dem zweiten Wort Jesu am Kreuz.
Joseph Haydn hat die sieben Worte des Erlösers am Kreuz vertont.
Wir wollen diese sieben Worte zusammensuchen.
Welche weiteren Worte Jesu am Kreuz finden wir in Johannes?
Jawohl, in Vers 28 und 30: „Mich dürstet“ und „Es ist vollbracht.“
Nun finden wir in den anderen Evangelien weitere Worte.
Schlagen wir auf Matthäus 27,45: Wer liest?
„Von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Um die neunte Stunde aber schrie Jesus laut und sagte: ‚Eli, Eli, lama sabachtani?‘ Das heißt: ‚Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?‘“
Das Wort finden wir nur in Matthäus und Markus.
Das Wort ist in der Originalsprache Aramäisch überliefert.
Es ist das einzige Wort, das in allen drei Bibelsprachen vorkommt.
Psalm 22,1 lautet auf Hebräisch: „Eli, Eli, lama asaftani?“ Auf Aramäisch heißt es „shabaktani“ – du hast mich verlassen.
Hier auf Griechisch: „Hoteosmu, hoteosmu“ – warum hast du mich verlassen?
Liest jemand Matthäus 27,50?
„Jesus schrie erneut laut und gab den Geist auf.“
Hier wird ein Schrei erwähnt, aber ohne den Inhalt.
Das war ein Schrei unmittelbar vor dem Tod, nicht der Ruf „Es ist vollbracht.“
Schlagen wir zu Lukas 23.
Wir haben nun vier Worte gefunden.
Lukas 23,34: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Das ist das erste Wort Jesu am Kreuz.
Dann die Fürsorge für Maria: „Frau, siehe deinen Sohn“, „Siehe deine Mutter.“ Das zweite Wort.
Lukas 23,40-43: Der andere Übeltäter antwortete: „Auch du gläubst nicht an Gott, obwohl du im selben Gericht bist. Wir empfangen, was unsere Taten wert sind. Dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan.“ Er sprach zu Jesus: „Gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst.“ Jesus antwortete: „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“
Das ist das dritte Wort.
Nach drei Stunden Finsternis kam das Wort „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
In Matthäus wird berichtet, dass beide Übeltäter Jesus lästerten.
Hier lesen wir, wie einer zur Umkehr kam.
Zuerst lästerten beide, dann kam einer zum Glauben.
Jesus sagt ihm: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“
Der Verbrecher wusste, dass Jesus zwei Kommen hat: das erste, um zu sterben, das zweite, um zu herrschen.
Das ist erstaunlich, denn große Schriftgelehrte sahen das nicht.
Durch den Glauben konnte er das erkennen.
Jesus antwortet nicht: „Wenn ich in mein Reich komme, werde ich an dich denken“, sondern: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“
Das zeigt, dass das Bewusstsein nach dem Tod nicht aufhört, sondern der Erlöste sofort ins Paradies kommt.
Das ist eine Lehre, die Muslime nicht teilen. Sie glauben, der Mensch schläft bis zum Jüngsten Tag.
Der Koran sagt, dass Gefallene im Heiligen Krieg sofort ins Paradies kommen.
Das motiviert Terroristen.
Die biblische Lehre zeigt: Der Erlöste geht sofort ins Paradies.
Frage an Roger: Wie verhält sich das mit 1. Thessalonicher 4, der Entrückung?
Die Entschlafenen werden auferweckt, dann werden sie mit den Lebenden entrückt, um mit dem Herrn zu sein.
Geist und Seele gehen ins Paradies und sind dort bei vollem Bewusstsein.
Bei der Entrückung werden die Körper auferweckt und mit Geist und Seele vereinigt.
So sind wir als volle Menschen mit Geist, Seele und Körper im Himmel.
Der Körper ist wichtig. Nicht wie bei den Hindus, die den Körper als minderwertig ansehen.
Gott wird den Körper auferwecken, aber als vollkommenen, unsterblichen Körper, wie in 1. Korinther 15 beschrieben.
Bis dahin ist der Mensch nur Geist und Seele im Paradies.
Frage: Was passiert mit kremierten Menschen?
Bei der Verbrennung gehen die Atome nicht verloren, nur das Wasser verdampft.
Gott, der Herr der Atome, wird die Atome zusammensetzen und Menschen auferwecken.
Die Verbrennung hat keinen Einfluss auf die Auferstehung.
Wir sind beim dritten Wort: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“
Dann kam die Finsternis in Vers 44: Um die sechste Stunde kam eine Finsternis über das ganze Land.
Am Ende der Finsternis rief Jesus: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Das fünfte Wort in Johannes 19, am Ende der Kreuzigung: „Mich dürstet.“
Das sechste Wort: „Es ist vollbracht.“
Das siebte Wort in Lukas 23,46: Wer liest?
„Jesus rief laut: ‚Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.‘ Und als er das gesagt hatte, verschied er.“
Das war der Schrei in Matthäus, ein lauter Schrei vor dem Tod.
Es zeigt, dass Jesus nicht einfach schwach starb, sondern bewusst sein Leben gab.
Johannes 10 sagt: Niemand kann mir das Leben nehmen; ich gebe es hin und nehme es wieder.
Ein Geheimnis seines Sterbens.
Zurück zu Johannes: Nach dem Ruf „Mich dürstet“ erhielt er Essig zu trinken.
Warum nahm er am Anfang der Kreuzigung den Essig nicht?
Das Essig war mit Galle vermischt, einer Droge zur Schmerzlinderung.
In Matthäus 27,33-34 lesen wir: „Sie gaben ihm mit Galle vermischten Wein zu trinken. Er kostete, wollte aber nicht trinken.“
Das war zu Beginn der Kreuzigung.
Am Ende nahm er Essig ohne Schmerzmittel.
Er wollte bei vollem Bewusstsein unsere Sünden tragen.
Psalm 69,21-22 beschreibt das prophetisch:
„Der Hohn hat mein Herz gebrochen, ich bin elend.
Ich wartete auf Mitleid, doch keins kam.
Sie gaben mir Galle zu essen und Essig zu trinken bei meinem Durst.“
Die erste Verszeile erfüllt sich am Anfang, die zweite am Ende der Kreuzigung.
Der Essig war das normale Getränk der römischen Soldaten, stark durstlöschend, meist mit Wasser vermischt.
Herr Boschek, dass Jesus auf Drogen verzichtete, ist bemerkenswert.
Er hätte jederzeit vom Kreuz steigen können – das steht nicht schriftlich, aber er hätte.
Zum Beispiel bei der Versuchung: „Wenn du Gottes Sohn bist, steig herab.“
Das war ein großer Verzicht.
In jedem Detail ein unfassbarer Beweis seiner Liebe.
Johannes 13,1 sagt: Er liebt sie bis zum Ende.
„Ende“ (telos) bedeutet auch „Tod“. Er liebte bis zum Tod.
Er wusste, was auf ihn zukam, aber liebte die Seinen bis zum Letzten.
Er verzichtete auf Schmerzmittel und darauf, vom Kreuz zu steigen.
Darum ist das Wort „Tetelestai“ – es ist vollbracht – so gewaltig.
Es hängt mit dem Wort „telos“ zusammen.
Im Neuen Jerusalem, das die Gemeinde symbolisiert, wird in Offenbarung 21,20 ein Edelstein erwähnt: der Amethyst.
Wer liest?
„Sardonix, Sardis, Chrysonit, Beryll, Topas, Chrysopras, Hyazinth, Amethyst.“
Der Amethyst bedeutet „nicht betrunken“.
Er drückt die Herrlichkeit des Sohnes Gottes aus, der bereit war, ans Kreuz zu gehen, in vollem Bewusstsein, ohne Schmerzreduktion.
Daran werden wir in Ewigkeit durch diesen Edelstein erinnert.
Es ist beeindruckend, wie die Worte am Kreuz sich ergänzen.
Kein Evangelium enthält alles, aber alle vier zusammen ergeben ein vollständiges Bild.
Die vier Evangelien bilden eine Einheit, die man nicht trennen darf.
Matthäus stellt Jesus als König dar, Markus als Knecht, Lukas als Mensch und Johannes als Gott.
Diese Gegensätze ergänzen sich zu einem vollen Bild.
In Johannes 19,30 sagt Jesus nach dem Essig: „Es ist vollbracht.“ Dann neigte er das Haupt und übergab den Geist.
Lukas überliefert: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.“
Dieses Wort war auch im Alten Testament prophezeit, zum Beispiel in Psalm 31,5: „In deine Hände befehle ich meinen Geist.“
Es ist fünf Uhr, wir sollten schließen.
Gibt es noch Fragen?
Gut, dann fahren wir nächstes Mal ab Vers 31 fort.
Oder noch zehn Minuten? Ich überlege, dich zu ermuntern.
Ja, aber dann musst du die anderen fragen.
Ich habe Zeit.
Wir haben ja so lange Kuchen gegessen.
War echt gut.
Gut, dann bis zehn nach.
Nun ein Problem ab Vers 31: Die Juden wollten, dass Pilatus die Körper nicht am Sabbat am Kreuz hängen lässt.
Woher kommt dieser Wunsch? Aus dem Gesetz?
Ja, genau. Schlagen wir 5. Mose 21,22-23 auf.
Wer liest?
„Wenn jemand eine Sünde getan hat, die des Todes würdig ist, und getötet wird, und man hängt ihn an ein Holz, so soll sein Leichnam nicht über Nacht am Holz bleiben.
Du sollst ihn am selben Tag begraben, denn ein Aufgehängter ist verflucht bei Gott, auf dass du dein Land nicht unrein machst, das dir der Herr, dein Gott, zum Erbe gibt.“
Jemand, der am Holz hängt, ist ein Fluch Gottes.
Er soll nicht über Nacht hängen, weil dadurch das Land unrein wird.
Übrigens, wo wird Israel als „heiliges Land“ bezeichnet?
Der Ausdruck kommt nur einmal in der Bibel vor, in Sacharja 2,12.
Es gibt unterschiedliche Verszählungen, aber dort heißt es: „In dem heiligen Land wird er Jerusalem erwählen.“
Das Land wird unrein gemacht, und die Juden wollen, dass Pilatus den Körper abnimmt, besonders nicht am Sabbat.
Das ist Heuchelei, wenn dieselben Leute den Erlöser verwerfen, aber das Land nicht unrein machen wollen.
Die beiden Verbrecher waren noch nicht tot.
Was machten sie? Sie brachen ihnen die Beine.
Warum?
Bei der Kreuzigung muss der Gekreuzigte abstehen, um atmen zu können.
Wenn die Beine gebrochen sind, kann man nicht mehr abstehen und erstickt.
So machten es die Soldaten.
Wer liest Vers 32-34?
„Da kamen die Kriegsknechte und brachen die Beine des Ersten und des Anderen, der mit ihm gekreuzigt war.
Als sie zu Jesus kamen und sahen, dass er schon tot war, brachen sie ihm die Beine nicht.
Einer der Kriegsknechte durchbohrte mit einem Speer seine Seite, und alsbald kam Wasser und Blut heraus.“
Die beiden Verbrecher sind erstickt, aber einer ging an diesem Tag ins Paradies.
Wohin kam der andere?
Das Paradies im Himmel ist der Ort, wo der himmlische Tempel ist, das Haus des Vaters.
Es wird auch als das Totenreich bezeichnet.
Das Totenreich (hebräisch Scheol, im Neuen Testament Hades) ist der Oberbegriff für den Zustand des Todes.
Für Erlöste ist es der Himmel, das Paradies.
Für Verlorene ist es der Ort der Qual.
Schlagen wir Lukas 16,19-31 auf.
Das ist keine Gleichnis, sondern eine Geschichte.
Gleichnisse enthalten nie Eigennamen wie Lazarus oder Abraham.
Vers 22: „Der Arme starb und wurde von Engeln in den Schoß Abrahams getragen.“
Der Schoß Abrahams steht für das Paradies.
Das bedeutet Tischgemeinschaft, wie Johannes beim letzten Abendmahl an der Brust Jesu lag.
Vers 23: „Der Reiche starb und wurde begraben.
Im Hades öffnete er seine Augen, sah Abraham von Ferne und Lazarus in seinem Schoß.“
Vers 24: „Er rief: ‚Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, dass er die Spitze meines Fingers ins Wasser tauche und meine Zunge kühle, denn ich leide Pein in dieser Flamme.‘“
Abraham antwortete: „Kind, bedenke, dass du Gutes im Leben empfangen hast, und Lazarus ebenso das Böse.
Jetzt wird er getröstet, du aber leidest Pein.“
Zwischen uns und euch ist eine große Kluft befestigt, damit niemand von hier nach dort oder umgekehrt gelangen kann.
Vers 29-31: Der Reiche bittet, dass Lazarus zu seinen fünf Brüdern geht, um ihnen Zeugnis zu geben, damit sie nicht an diesen Ort der Qual kommen.
Abraham antwortet: „Sie haben Mose und die Propheten; sie sollen hören.“
Der Reiche sagt: „Nein, wenn jemand von den Toten zu ihnen geht, werden sie Buße tun.“
Abraham: „Wenn sie Mose und die Propheten nicht hören, werden sie auch nicht überzeugt, wenn jemand von den Toten aufersteht.“
Hier wird Hades als Oberbegriff verwendet.
Wörtlich bedeutet Hades „der Unsichtbare“ auf Griechisch.
Für Verlorene ist es der Ort der Qual, nicht das Paradies.
Die Hölle ist heute leer; die endgültige Verdammnis folgt nach dem Tausendjährigen Reich.
Interessant ist, dass körperliche Begriffe verwendet werden: „Im Hades öffnete er die Augen.“
Er ging blind durchs Leben, aber im Hades wird ihm alles bewusst.
Er leidet Qualen und möchte Wasser zum Kühlen.
Obwohl nicht mehr körperlich, wird die Existenz der Seele körperlich beschrieben.
Es wird deutlich gemacht, dass es nach dem Tod keine Möglichkeit der Bekehrung mehr gibt.
Der andere Verbrecher hatte am Kreuz noch die Chance.
Mit dem Tod ist die Möglichkeit vorbei.
Das ist wichtig, denn heute wird das oft verwässert.
Die katholische Lehre vom Fegefeuer behauptet, es gäbe nach dem Tod noch Chancen.
Das ist eine Irrlehre.
Vor kurzem wurde die Auferstehungsgeschichte von Richard Bohnke verbreitet, der einen unbekehrten Pastor auferweckt haben will, der sich danach bekehrte.
Das widerspricht der Bibel.
Mit dem Tod ist es endgültig.
Es gibt keine zweite Chance.
Das macht die Evangeliumsverkündigung so ernst: Jetzt ist der Tag des Heils.
Jetzt muss man sich bekehren.
Die zehn Minuten sind vorbei.
Nächstes Mal machen wir mit Johannes 19 weiter.
Es ist wichtig, auch Exkurse zu machen und Themen in Beziehung zum Text zu setzen.
So lernen wir die Zusammenhänge im Wort Gottes kennen.
Genau, das ist die Irrlehre.
Wir wollen zum Schluss noch beten.
Die Praxis der Inschriften und die Bedeutung der Kreuzigung außerhalb Jerusalems
Bis dahin noch eine Bemerkung oder eine Frage? War es üblich, diese Aufschriften am Kreuz mit der Beschuldigung anzubringen? Das heißt, die anderen beiden Verbrecher hatten wahrscheinlich auch so eine Aufschrift? Gut, das wird ja nicht erwähnt, aber bei den Römern war es üblich, dass man auf einer Aufschrift auch am Gefängnis die Schuld bekannt machte.
Es war auch üblich, dass man, wenn man die Strafe im Gefängnis zum Beispiel abgesessen hatte, diese Schrift dann bekam. Darüber wurde geschrieben „bezahlt“. Dann war die Schuld quasi erledigt.
Warum musste der Herr Jesus außerhalb von Jerusalem sterben? Hatten wir das nicht letztes Mal behandelt? Ich habe so eine Erinnerung. Ja, dann können wir das ganz kurz zusammentragen. Was war der Grund, warum außerhalb der Stadt?
Das sowieso, genau. Und weiter, also ein weiterer Grund: Er war ja das Land, das die Sünde trug.
Ja, das Sündopfer. Sündopfer wurden nie auf dem Altar im Tempel geopfert, sondern an einer bestimmten Stelle außerhalb der Stadt verbrannt.
Hebräer 13,11: Lest jemand bitte vor? „Denn die Leiber der Tiere, deren Blut für die Sünde durch den Hohen Priester in das Heiligtum getragen wird, werden außerhalb des Lagers verbrannt.“
Jetzt Vers 12: „Darum hat auch Jesus, um das Volk durch sein eigenes Blut zu heiligen, außerhalb des Tores gelitten.“ Jawohl! Also Sündopfer wurden außerhalb des Lagers, das heißt außerhalb der Stadt Jerusalem, verbrannt.
Im Judentum bezeichnete man damals die Stadt Jerusalem als das Lager, in Anlehnung an das Lager Israels in der Wüste: Stiftshütte und darum herum das Lager. In Jerusalem hatte man den Tempel und darum herum das Lager. So wurden die Sündopfer außerhalb der Stadt verbrannt, und der Hebräerbrief erklärt, warum Jesus auch außerhalb des Tores gelitten hat.
Das Tor, das hier erwähnt wird, das Tor, es gab ja mehrere Tore in Jerusalem. Das haben wir letztes Mal auch besprochen, oder? Das Gartentor habe ich erklärt, dass man es nach dem Sechstagekrieg ausgegraben hat.
Durch dieses Tor musste der Herr hinaus nach Golgatha, um dort eben das Sündopfer zu werden.
Ja, sonst noch etwas? Dann gehen wir weiter zu Vers 23, den haben wir eigentlich letztes Mal auch schon besprochen: Der Leibrock ohne Naht, von oben an durchweg gewebt.
Nochmals: Wer trug damals typischerweise solche Kleider, die ohne Naht gewebt waren? Die Priester, die Priesterkleider. Und der Herr trug auch so ein Kleid, das also von der Machart her an ein Priestergewand erinnerte.
Das ist schon bedeutsam, dass eben dieser Leibrock speziell erwähnt wird im Zusammenhang mit der Kreuzigung, weil der Herr Jesus ja ans Kreuz ging, eben als Priester.
Lesen wir dazu aus Hebräer 7:27: „Da heißt es von dem Herrn Jesus Christus, der nicht Tag für Tag nötig hat, wie die Hohenpriester, zuerst für die eigenen Sündenschlachtopfer darzubringen, dann für die des Volkes; denn dies hat er ein für allemal getan, als er sich selbst dargebracht hat.“
Jawohl, er hat sich selbst geopfert, ein für allemal, eben als Hohepriester.
Sie konnten also dieses Kleid nicht zerteilen, sonst hätten sie es zerstört. Darum haben sie gelost. Die übrigen Kleider haben sie dann so aufgeteilt, in vier Teile.
Johannes weist hin auf Psalm 22, Vers 18: „Sie haben meine Kleider unter sich verteilt, und über mein Gewand haben sie das Los geworfen.“
Im Alten Testament: Wer hat Psalm 22 geschrieben und wann? König David, der Zeitpunkt etwa tausend vor Christus, also zu einer Zeit, als es die Kreuzigung gar noch nicht gab.
Denn erst Jahrhunderte später haben die Perser die Kreuzigung erfunden. Wie zum Beispiel schon erwähnt im Buch Esra wird von der Strafe gesprochen, dass jemand an einen Pfahl genagelt wird. Im Buch Esra findet man die Kreuzigung so schon.
Dann haben die Perser diese Todesart den Griechen weitergegeben, und die Griechen den Römern. Die Römer haben sie bis zur Spitze perfektioniert, damit sie möglichst grausam und lange andauern sollte.
Sie haben Techniken entwickelt, sodass das Gekreuzigte unter Umständen bis zu vierzehn Tage noch am Leben blieb und eine Körperfunktion nach der anderen langsam aussetzte. Die entscheidendste, die zum Tod führte, kam erst ganz am Schluss.
Aber David beschreibt die Kreuzigung Jesu in diesem Psalm bis ins Detail hinein.
Schauen wir zunächst mal an Vers 17, kann das jemand vorlesen? „Denn Hunde haben mich umgeben, eine Rotte von Übeltätern hat mich umzingelt, sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben.“
Jawohl, also da haben wir die Kreuzigung mit Nägeln, Hände und Füße durchgraben.
„Alle meine Gebeine könnte ich zählen, sie schauen und sehen auf mich herab, sie teilen meine Kleider unter sich, und über mein Gewand werfen sie das Los.“
Jawohl, also „alle meine Gebeine könnte ich zählen“ – das ist diese weitgehende Entblößung am Kreuz.
Natürlich war das in Jerusalem garantiert nicht eine vollständige Entblößung, und zwar aus Respekt gegenüber den Juden. Die hätten das nicht akzeptiert.
Aber eben die eigenen Kleider wurden weggenommen, wie wir das in Johannes 19 gelesen haben. Darum heißt es hier „alle meine Gebeine könnte ich zählen“, weil man am eigenen Körper die Knochen sehen kann bei der Kreuzigung.
Und dann wird der Spott der Zuschauer erwähnt: „Sie schauen und sehen mich an.“ Und jetzt kommt dieser Vers eben mit dem Teilen der Kleider.
Das Ganze ist ja ein Gedicht, also alles ist immer in Verszeilen abgefasst. Zum Beispiel: „Alle meine Gebeine könnte ich zählen“ ist eine Verszeile, und die zweite Verszeile „Sie schauen und sehen mich an“ und dann „Sie teilen meine Kleider unter sich“ eine neue Verszeile, und „über mein Gewand werfen sie das Los.“
Das ist im Prinzip ein synonymer Parallelismus, das ist sehr typisch in der hebräischen Poesie. Etwas wird in der ersten Verszeile ausgedrückt, und die zweite drückt es mit anderen Worten nochmals aus.
Ja, aber es ist nicht ganz nur das Gleiche, sondern die erste Verszeile sagt, die Kleider werden geteilt. Das haben sie gemacht mit den übrigen Kleidern, vier Teile. Und über das Gewand, das eben ganz durchgewebt war, da haben sie das Los geworfen.
So hat sich also ganz perfekt jede Verszeile mit ihrer Nuancierung erfüllt in Johannes 19.
Und eben viele weitere Details der Kreuzigung werden hier erwähnt.
Schauen wir uns zum Beispiel an, indem wir lesen von Vers 12 an, Vers 13 an, liest jemand von dort weg? Irgendjemand?
Also Vers 22? Ja, Vers 22.
„Viele Stiere haben mich umgeben, starke Tiere, von Basaren mich umringt, sie haben ihr Maul gegen mich aufgesperrt, wie ein Löwe reißend und brüllend.“
Jawohl, mal bis dahin.
Wir haben in Vers 17 gelesen: „Hunde haben mich umgeben.“ Und hier steht es „Stiere“. Reine Tiere sind ein Bild von Israeliten, unreine Tiere sind ein Bild von Heiden.
Diese Analogie findet man zum Beispiel in Apostelgeschichte 10, als Petrus diese Vision hatte mit den unreinen Tieren. Es geht darum, dass Gott eben die Heidenvölker jetzt auch aufnimmt.
So sehen wir also in den Stieren, Vers 12, Israeliten aus dem Volk Gottes, die sich gegen ihn wenden als Feinde. Und in den unreinen Tieren, den Hunden, Vers 17, sehen wir die Heiden.
Tatsächlich waren am Kreuz eben Juden und Heiden vereint gegen den Erlöser.
Aber die Nuance ist wichtig: Wer hat die Hände und Füße durchgraben? Die Heiden, die Römer, nicht die Juden.
Aber wir lesen von den Stieren, Vers 13: „Sie haben ihr Maul gegen mich aufgerissen, gleich einem reißenden und brüllenden Löwen.“
Ja, zum Beispiel allein hat schon damit begonnen, dass Pilatus sagt: „Bitte nicht diese Überschrift so, schreibt doch nur, er hat gesagt.“
Ja, so haben sie ihr Maul gegen ihn aufgerissen und nachher noch viel schlimmer mit Lästerung.
Das hat sich so erfüllt, genauso wie sich dies präzise erfüllt hat, dass es eben die Nichtjuden waren, die Hände und Füße durchgraben haben.
Weiter, jetzt kommt Vers 15: „Wie Wasser bin ich hingeschüttet, und all meine Gebeine haben sich zertrennt, wie Wachs ist mein Herz geworden, zerschmolzen in meinem Inneren.“
Jawohl, „wie Wasser bin ich hingeschüttet“. Wenn man gekreuzigt ist, und erst recht in der orientalischen Sonne, führt das zu gewaltigen Schweißausbrüchen am Körper.
„Wie Wasser bin ich hingeschüttet“. Durch die Kreuzigung werden schließlich unter dem Eigengewicht des Körpers die Knochen ausgerenkt. Und genau das haben wir hier: „Alle meine Gebeine haben sich zertrennt.“
Die Schmerzen sind so unvorstellbar, zum Beispiel indem man die Nägel hier durch die Hand schlug. Da konnte man das ja nicht, sonst wäre es sofort unter dem Gewicht des Körpers auseinandergerissen.
Aber an dieser Stelle war das stabil. Wenn man da den Nagel hineinführt, trifft man hier einen ganz wichtigen Nerv, den Nerv, der hier durchführt.
Das löst einen der schlimmsten Schmerzen aus, die es überhaupt gibt.
Also, und das ist ja nur ein Teil der Kreuzigung.
„Wie Wachs ist geworden mein Herz, es ist zerschmolzen inmitten meiner Eingeweide.“
Vers 16: „Meine Kraft ist vertrocknet wie eine Scherbe, und meine Zunge klebt an meinem Gaumen. Und in den Staub des Todes legst du mich.“
Jawohl, es ist dann aus medizinischen Gründen so, dass man bei der Kreuzigung einen ganz schrecklichen Durst bekommt.
Und das wird hier so ausgedrückt: Kraft vertrocknet wie ein Scherben – was gibt es Trockeneres als einen Scherben? – und „meine Zunge klebt an meinem Gaumen.“
Also das ist schon eindrücklich, wenn man sieht, wie David so die Kreuzigung detailliert beschrieben hat, eben bevor es überhaupt diese Art der Tötung gegeben hat.
Und ganz wichtig Vers 1: Da haben wir den Schrei am Kreuz schon vorweggenommen, wer liest? „Warum hast du mich verlassen?“
Jawohl, wir kommen darauf später zurück bei den Worten Jesu am Kreuz.
Die Fürsorge Jesu für seine Mutter und der Jünger am Kreuz
Jetzt schlagen wir wieder auf. Johannes 19, Verse 23 und 24 haben wir bereits besprochen, dort ging es um die Kleider. Nun kommen wir zu Vers 25.
Folgendes: Die Mutter Jesu, Maria, steht am Kreuz. Von Joseph wird nichts erwähnt. Wir haben ja schon gesehen, dass bereits drei Jahre früher, bei der Hochzeit zu Kana in Johannes 2, der Herr, seine Jünger und die Mutter Jesu eingeladen waren. Joseph wird dort ebenfalls nicht erwähnt. Dieses Stillschweigen über Joseph in den Evangelien ab der Zeit, in der Jesus seinen öffentlichen Dienst begann, deutet darauf hin, dass Joseph offensichtlich gestorben war. Maria war also Witwe.
Vielleicht wird das Ganze noch dramatischer, wenn man bedenkt, dass Maria, als sie mit Joseph verlobt war, wahrscheinlich das übliche Verlobungsalter hatte, das damals vor etwa 2000 Jahren in Israel üblich war. Wann haben sich Mädchen normalerweise verlobt? Sogar früher, zwischen zwölf und vierzehn Jahren war das üblich, und die Jungen etwa mit sechzehn Jahren. Als sie Mutter wurde, war sie in unseren Augen eine Teenagerin. Nur der Ausdruck „Teenager“ gibt es in der Bibel nicht, auch nichts Äquivalentes. Das ist übrigens interessant und bedenkenswert, weil der Ausdruck „Teenager“ suggeriert, dass das eine Zeit ist, in der man sich völlig unvernünftig verhalten kann, ohne dafür verantwortlich zu sein. Im Judentum aber war man mit dreizehn Jahren erwachsen. Man konnte also nicht sagen: „Jetzt bin ich Teenager, ich muss nicht verantwortlich sein.“ Man wurde als vollwertig und verantwortlich angesehen.
Man kann also darüber nachdenken. Maria war ein junges Mädchen. Wie alt Joseph war, wissen wir nicht. Wenn wir aber hier 33 Jahre später sind, wie alt war sie dann? Vielleicht in einer ähnlichen Größenordnung – also keine alte Frau, aber eine Witwe. Es gibt auch keinen Hinweis darauf, dass sie wieder verheiratet war, denn sie wird immer allein erwähnt. Maria, die Mutter Jesu, steht da und erlebt das Drama, wie ihr Erstgeborener durch die Römer gekreuzigt wird.
Nun schlagen wir in Lukas 2 auf. Dort wird vorausgesagt, was hier geschieht, und zwar durch Simeon. Lukas 2 beschreibt bei der Darbringung im Tempel, wie Simeon das Kindlein Jesus in die Arme nimmt und eine Weissagung über ihn spricht. Lesen wir Lukas 2, Vers 29: „Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen.“ Weiter bis Vers 35: „Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich darüber, dass von ihm geredet wurde. Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser wird gesetzt zum Fall und Aufstehen vieler in Israel und zum Zeichen, dem widersprochen wird; und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen, auf dass vieler Herzen Gedanken offenbar werden.“
Das war 33 Jahre früher diese Prophetie, dass ein Schwert ihre Seele durchdringen wird, dass Jesus ein Zeichen sein wird, dem widersprochen wird. Diesen Widerspruch sehen wir auch gerade in unserem Kapitel auf dem Höhepunkt. Aber das Ganze war auch ein Segen. In Lukas 2, Vers 34 segnet Simeon Maria und spricht zu ihr.
Es ist interessant: Eigentlich musste bei der Darbringung eines Kindes im Tempel der gewählte Priester das Kind segnen. In diesem Fall war das Simeon. Doch hier segnet er nicht das Kind, sondern die Eltern. Das hat einen Grund. Im Hebräerbrief, Kapitel 7, Vers 7, wird erklärt: „Ohne allen Widerspruch wird das Geringere von dem Besseren gesegnet.“ Das bedeutet, dass derjenige, der segnet, in gewisser Weise einen höheren Rang hat als der, der gesegnet wird.
So konnte Priester Simeon das Kind nicht segnen, denn es war der Sohn Gottes. Aber er konnte die Eltern segnen, weil er einen höheren Rang hatte als Maria. Das hat natürlich Konsequenzen – besonders für Katholiken. Das sind Dinge, die man als Argumente bereit haben muss, um aus der Heiligen Schrift überzeugend zu sprechen.
Simeon segnet also nicht das Kind, das konnte er nicht, aber er segnet Maria, die übrigens auch heilsbedürftig war. Denn sie sagt ja in Lukas 1, Verse 46 und 47: „Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist hat sich gefreut in Gott, meinem Heiland.“ Da war sie wahrscheinlich etwa vierzehn Jahre alt oder eine junge Frau. Sie sagt, ihre Seele freut sich in Gott, ihrem Heiland. Sie war also nicht sündlos, sondern brauchte auch einen Erlöser, einen Heiland. Das sind wichtige Verse, die man bereithalten muss, um solche Dinge überzeugend darlegen zu können.
Lesen wir nochmals Johannes 19, Vers 26: „Als nun Jesus die Mutter sah und den Jünger, den er liebte, dabei stehen, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann spricht er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm der Jünger sie zu sich.“
Der Jünger, den Jesus liebte, ist auch am Kreuz. Wer ist das? Es ist der Schreiber des Johannesevangeliums. Der Jünger hatte die tiefste Beziehung zu Jesus. Darum wird er „der Jünger, den Jesus liebte“ genannt. Er war sich dieser Liebe besonders bewusst und liebte deshalb auch die anderen Jünger.
Nun spricht Jesus zuerst zu seiner Mutter: „Frau, siehe deinen Sohn!“ und dann zu Johannes: „Siehe deine Mutter!“ Wenn Maria damals allein war, wer sollte sie in dieser schwersten Stunde unterstützen? Jesus gibt Johannes die Aufgabe, Maria in dieser Zeit beizustehen, in der sie menschlich gesprochen innerlich zusammenbrechen musste.
So hatte Johannes die Aufgabe, Maria für eine Zeit zu sich zu nehmen, um sie zu unterstützen. Trotz seiner schrecklichen Schmerzen am Kreuz kümmert sich Jesus um seine Mutter. Es gab damals keine Witwenversicherungen und Ähnliches, doch er sorgt für diese Witwe, damit sie die Zeit der Not unbeschadet überstehen kann.
Das ist beeindruckend: In seinen schlimmsten Schmerzen nimmt sich Jesus seiner Mutter an und denkt an sie. Das ist sein zweites Wort am Kreuz. Natürlich gab es noch andere Worte, die vielleicht zuerst in Frage kämen, aber wir schauen weiter.
In Johannes 7, Vers 5, heißt es, dass Jakobus später, nach Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt, eine wichtige Rolle in der Gemeinde in Jerusalem spielte. Nach außerbiblischer Überlieferung bekehrte er sich erst in Verbindung mit der Auferstehung Christi. Zum Zeitpunkt der Kreuzigung waren die Brüder Jesu wohl noch ungläubig. Daher musste Johannes in diesem Moment die Aufgabe übernehmen.
Es ging dabei weniger um materielle Sorge, sondern um seelsorgerliche Unterstützung. Es war wichtig, dass Maria bewusst blieb: Es war nicht einfach ihr erstgeborener Sohn, sondern der Messias, der ans Kreuz gehen musste. All diese Dinge, die schon in Lukas 2 vorausgesagt wurden, mussten ihr bekräftigt werden.
Die Jünger und Brüder glaubten damals nicht, dass Jesus der Messias war. Deshalb war es wichtig, dass jemand bei ihr war, der sie darin bestärkte, dass es so sein musste – denn Jesus kam als Messias, um für unsere Sünden zu leiden.
Die sieben Worte Jesu am Kreuz und ihre Bedeutung
Machen wir eine Pause von zwanzig Minuten. Wir sind stehen geblieben bei Johannes 19,26-27, wo wir das zweite Wort Jesu am Kreuz finden. Joseph Haydn hat die sieben Worte des Erlösers am Kreuz vertont. Wir wollen diese sieben Worte gemeinsam zusammenstellen.
Welche weiteren Worte Jesu am Kreuz finden wir in Johannes? Jawohl, in den Versen 28 und 30: „Es ist vollbracht“. Diese drei Worte sind dort zu finden.
In den anderen Evangelien finden wir jedoch weitere Worte. Schlagen wir Matthäus auf. In Matthäus 27,45-46 liest jemand? „Aber von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Um die neunte Stunde aber schrie Jesus mit lauter Stimme und sagte: ‚Eli, Eli, Lama Sabbachtani?‘ Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Das ist ein weiteres Wort, das wir in Johannes nicht finden. Es kommt übrigens nur in Matthäus und Markus vor. Dieses Wort ist sogar in der Originalsprache wiedergegeben. Welche Sprache ist das? Aramäisch. Natürlich ist es im Griechischen umgeschrieben. Aramäisch heißt das letzte Wort „Schabaktani“. Das „Sch“ kann man im Griechischen nicht schreiben, deshalb verwendet man das Sigma, also ein „S“. Das Chi entspricht unserem „Ch“, wurde damals aber eher hart als „K“ ausgesprochen. Man liest also nicht „sabachtani“, sondern „shabak“ oder „shabaktani“, was „Du hast mich verlassen“ bedeutet.
Das ist der einzige Satz, den wir in allen drei biblischen Sprachen finden: im Hebräischen, Aramäischen und Griechischen. In Psalm 22, Vers 1 heißt es im Hebräischen: „Eli, Eli, Lama Asaftani“. „Asaf“ ist das Hebräische für „verlassen“. Im Aramäischen heißt es „Shabak Asaftani“, also „Du hast mich verlassen“. Und im Griechischen wird es übersetzt mit „Hoteosmu“, „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Es ist der einzige Satz in der Bibel, der dreisprachig so vorkommt.
Liest jemand noch Matthäus 27,50? „Jesus aber schrie wiederum mit lauter Stimme und gab den Geist auf.“ Hier wird ein Schrei erwähnt, ohne den Inhalt anzugeben. Dieser Schrei erfolgte unmittelbar vor dem Tod. Wir werden gleich sehen, dass dies nicht der Ruf „Es ist vollbracht“ aus Johannes 19 ist.
Schlagen wir Lukas 23 auf. Nun haben wir schon vier Worte gefunden, wir sollten noch drei weitere finden. Lukas 23, Vers 33-34: „Und als sie an den Ort kamen, der Schädelstätte genannt wird, kreuzigten sie ihn dort und die Übeltäter, den einen zur Rechten, den anderen zur Linken. Jesus aber sprach: ‚Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.‘“ Das steht unmittelbar am Anfang der Kreuzigung und ist somit das erste Wort Jesu am Kreuz.
Dann haben wir in Johannes 19 die Fürsorge für Maria: „Frau, siehe dein Sohn“ und zu Johannes: „Siehe deine Mutter“. Das wäre das zweite Wort.
Lukas 23, Vers 40-42: „Der andere aber antwortete und ließ ihn zurechtweisen: ‚Auch du fürchtest Gott nicht, da du doch im selben Gericht bist? Wir empfangen mit Recht, was unsere Taten wert sind; dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan.‘ Und er sprach zu Jesus: ‚Gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst.‘ Jesus antwortete ihm: ‚Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.‘“ Das ist das dritte Wort.
In Vers 24 wird von der Finsternis berichtet, die drei Stunden dauert. Dieses Wort wurde also in den ersten drei Stunden gesprochen. In Matthäus lesen wir, dass beide Übeltäter Jesus lästerten. Hier aber kommt einer zur Umkehr. Die Berichte ergänzen sich: Zuerst lästerten beide, dann kam einer zur Einsicht und zum Glauben. Dem sagt Jesus: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“
Es ist erstaunlich, dass dieser Verbrecher sagt: „Gedenke meiner, Herr, wenn du in deinem Reich kommst.“ Wann soll das sein? Wann soll er in seinem Reich kommen? Er glaubte, dass dieser Gekreuzigte einmal als König kommen wird. Er hat also realisiert, dass es zwei Kommen Jesu gibt: das erste Mal, um zu sterben, und das zweite Mal, um zu herrschen.
Wenn man bedenkt, was in den letzten Stunden seines Lebens geschah, dass dieser Mann zur Erkenntnis kam, was viele große Schriftgelehrte damals nicht erkannten, konnte er durch den Glauben plötzlich sehen. Jesus antwortet ihm nicht mit „Ja, wenn ich einmal kommen werde“, sondern sagt „Heute“. Das „Wenn du in dein Reich kommst“ beantwortet Jesus mit „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“
Du musst nicht warten, bis das Königreich auf der Erde kommt. Deine Hoffnung ist jetzt das Paradies im Himmel. Auf den Wunsch „Gedenke meiner“ antwortet Jesus: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Nicht einfach nur, dass er günstig an ihn denkt, sondern dass er heute mit ihm in Gemeinschaft im Paradies sein wird.
Das ist eine gewaltige Dichte an Gedanken und Aussagen. Biblisch wird hier auch deutlich, dass nach dem Tod das Bewusstsein nicht aufhört. Der Erlöste geht sofort ins Paradies. Das ist etwas, was sich Muslime nur wünschen können, denn sie glauben, der Mensch stirbt und kommt dann in eine Art Schlaf, ohne Bewusstsein. Erst am Jüngsten Tag werden die Menschen auferweckt. Manche Muslime kommen dann ins Paradies, andere in die Hölle. Sicher wissen kann man das nie.
Es gibt eine Ausnahme: Im Koran heißt es, wer als Kämpfer im Heiligen Krieg fällt, kommt sofort ins Paradies. Deshalb ist es für manche eine Motivation, als Terroristen zu sterben. Sie müssen nicht bis zum Jüngsten Tag warten, sondern gelangen sofort ins Paradies. Zudem ist das für sie eine Art Versicherung, dass sie wirklich ins Paradies kommen, denn sonst ist es nicht sicher. Das wird erst am Ende entschieden.
Die biblische Lehre zeigt: Der Erlöste, der seine Schuld erkennt und den Glauben an den Herrn Jesus hat, hat die sichere Zuversicht: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“
Roger, wie verhält sich das deiner Ansicht nach mit 1. Thessalonicher 4 und der Entrückung?
Was genau ist die Frage? Bei der Entrückung ist es so, dass zuerst die Entschlafenen mit Jesus auferstehen oder Jesus entgegengehen? Nein, nicht so. Zuerst werden die Entschlafenen auferstehen, dann werden sie zusammen mit den Lebenden dem Herrn in die Luft entgegen entrückt. So werden wir allezeit beim Herrn sein.
Die Frage ist: Wo sind die Toten, die gläubig sind und sterben? Geist und Seele gehen ins Paradies und sind dort bei vollem Bewusstsein. Bei der Entrückung kommt der Herr und lässt die verweslichen Körper auferstehen. Dann werden Geist, Seele und Körper wieder vereinigt. So werden wir als volle Menschen mit Geist, Seele und Körper entrückt und zusammen mit denen, die bis dahin noch leben, in den Himmel aufgenommen.
Das Ziel ist: Es ist zwar wunderbar, heute mit Jesus im Paradies zu sein, aber es fehlt noch etwas, denn der Mensch ist eine Einheit mit dem Körper. Der Körper ist keine Nebensache, wie es die Hindus glauben. Für sie ist der Körper minderwertig, und die Seele schlüpft von einem Körper in den anderen. Der Körper selbst hat keine Bedeutung.
Nach biblischer Lehre ist der Körper so wichtig, dass Gott den Körper, den wir jetzt haben, wieder auferwecken wird. Allerdings als einen nicht-chemischen Körper, sondern als einen wirklichen, vollkommenen, unsterblichen und schönen Körper. So wird es in 1. Korinther 15 beschrieben. Erst dann sind wir wieder vollständig, wenn alle drei Aspekte des Menschseins vereinigt sind. Das geschieht bei der Entrückung.
Bis dahin noch eine Frage: Was passiert mit Leuten, die kremiert sind? Früher dachte man, wenn der Körper verbrannt wird, sei die Auferstehung unmöglich. Aber bei der Verbrennung gehen die Atome nicht kaputt. Sie werden nicht zerstört. Wir bestehen zu etwa 70 Prozent aus Wasser, das bei der Verbrennung verdampft. Die Moleküle und Atome bleiben erhalten, ebenso der Kohlenstoff, der ein wichtiger Bestandteil unserer Biologie ist.
Gott, der Herr der Atome, wird sie zusammenfügen und sowohl verlorene als auch errettete Menschen auferwecken. Die Verbrennung oder ein Autounfall haben also keinen Einfluss auf die Auferstehung.
Wir sind jetzt beim dritten Wort: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Dann kommt die Finsternis. Johannes 19, Vers 44: „Es war um die sechste Stunde, und es kam eine Finsternis über das ganze Land.“ Am Ende dieser Finsternis ruft Jesus nach Matthäus 27: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Das fünfte Wort in Johannes 19, ganz am Schluss der Kreuzigung, Vers 28: „Mich dürstet.“ Das sechste Wort: „Es ist vollbracht.“ Und das siebte Wort finden wir in Lukas 23, Vers 46. Wer liest? „Jesus rief laut und sprach: ‚Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.‘ Und als er das gesagt hatte...“ Jawohl, das war der laute Schrei in Matthäus, und dann verschied er.
Das war dieser Schrei: „Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist.“ Das zeigt deutlich, dass Jesus nicht einfach abgeschwächt starb. Sonst hätte er keinen Schrei vor dem Tod ausstoßen können. Es ist wirklich so, wie Jesus in Johannes 10 gesagt hat: Niemand kann mir das Leben wegnehmen. Ich gebe es hin und nehme es wieder an.
Das ist ein Geheimnis seines Sterbens, dass er diesen Schrei ausstoßen konnte und dann verschied.
Zurück zu Johannes: Auf seinen Ruf „Mich dürstet“ hat man ihm Essig gegeben. Diesen Essig hat er getrunken. Aber warum hat Jesus nach Matthäus und Markus, als man ihm zu Beginn der Kreuzigung Essig gab, diesen nicht getrunken?
Der Essig an sich bedeutet nicht viel, aber war er nicht mit Galle vermischt? Galle heißt einfach Gift. Das war eine Droge, die manchmal beigemischt wurde, um den Gekreuzigten Schmerzlinderung zu verschaffen.
Schlagen wir Matthäus 27,33 auf. Wer liest? „Und als sie an den Ort kamen, genannt Golgatha, das heißt Schädelstätte, gaben sie ihm mit Galle vermischten Wein zu trinken. Als er davon kostete, wollte er nicht trinken.“
Was hier mit Galle bezeichnet wird, ist eine Beimischung, eine Droge zur Schmerzlinderung. Dieses Ereignis steht am Anfang der Kreuzigung, wo Jesus den Essig verweigerte.
In Johannes 19, ganz am Schluss, nahm Jesus den Essig, aber ohne Schmerzmittel. Er wollte bei vollem Bewusstsein unsere Sünden am Kreuz tragen und lehnte deshalb den ersten Trank ab.
Prophetisch hat David auf dieses Ereignis hingewiesen im Psalm 69, einem weiteren Kreuzespsalm wie Psalm 22. Schlagen wir Psalm 69, Vers 21-22 auf. Wer liest? „Der Hohn hat mein Herz gebrochen, und ich bin elend. Ich habe auf Mitleid gewartet, doch da war keins, und auf einen Tröster, doch ich fand keinen. Sie gaben mir Galle zu essen und Essig zu trinken, wenn ich durstig war.“
Das ist sehr präzise. Die erste Verszeile beschreibt die Galle als Speise, die zweite den Essig im Durst. Die erste Verszeile erfüllte sich am Anfang der Kreuzigung, als Essig mit Droge gegeben wurde, den Jesus verweigerte. Die zweite Verszeile erfüllte sich am Ende, als Jesus Essig ohne Schmerzmittel trank. Essig war das normale Getränk der römischen Soldaten, stark durstlöschend, meist mit Wasser verdünnt.
Manche trinken das noch heute, ich kann es nicht verstehen, aber es gibt Leute, die mögen das.
Herr Boschek, die Tatsache, dass Jesus auf Schmerzmittel verzichtete, ist bemerkenswert. Aber er hätte doch jederzeit vom Kreuz steigen können. Das steht zwar nirgendwo, aber er hätte es gekonnt. Angefangen mit der Versuchung: „Wenn du Gottes Sohn bist, steig doch herab.“ Ich glaube, das ist ein noch größerer Verzicht. Ich weiß gar nicht, wie ich es nennen soll.
Ja, in jedem Detail ein unfassbarer Beweis seiner Liebe. Er wollte bis zum Schluss gehen. Das hatten wir ja schon in Johannes 13,1 gelesen. Könntest du das nochmal vorlesen? „Er liebte sie bis ans Ende.“ „Ende“ (telos) bedeutet auf Griechisch auch „Tod“. Hier liebt er bis in den Tod. Er wusste alles, was auf ihn zukommen würde, aber er liebte die Seinen und ging deshalb bis zum Letzten. Er verzichtete auf Schmerzmittel und darauf, vom Kreuz herabzusteigen.
Darum ist der Ruf „Tetelestai – Es ist vollbracht“ so gewaltig. Das hängt zusammen mit dem Wort „Ende“. „Telos“ ist die Wurzel, „tetelestai“ die Perfektform. Es ist zum Ende gebracht, es ist vollbracht. Er liebt sie bis ans Ende.
Im Neuen Jerusalem, das symbolisch die Gemeinde darstellt (Offenbarung 21), wird beschrieben, dass die Stadt mit zwölf verschiedenen Edelsteinen geschmückt ist. Diese Edelsteine weisen in ihrer Symbolsprache auf Jesus Christus und seine Herrlichkeit hin.
Ich möchte auf einen Edelstein in unserem Zusammenhang hinweisen: Offenbarung 21, Vers 20. Wer liest? „Sardonix, die sechste; Sardis, die siebte; Chrysonit, die achte; Beryll, die neunte; Topas, die zehnte; Chrysopras, die elfte; Hyazinth, die zwölfte; Amethyst.“
Der Amethyst bedeutet „nicht betrunken“. Er drückt die Herrlichkeit des Sohnes Gottes aus, der bereit war, ans Kreuz zu gehen – in vollem Bewusstsein, ohne Schmerzmittel.
Daran werden wir in alle Ewigkeit durch diesen Amethyst im Neuen Jerusalem erinnert.
Wenn wir sehen, wie die verschiedenen Worte am Kreuz sich ergänzen: Kein Evangelium enthält alle Worte, aber gemeinsam ergeben alle vier Evangelien ein vollständiges Bild. Das zeigt schön, wie die vier Evangelien eine Einheit bilden, die man nicht auseinanderreißen darf. Gott wollte, dass im Matthäusevangelium Jesus als König dargestellt wird, im Markus als Knecht – ein klarer Kontrast. Im Lukas wird Jesus als Mensch betont, im Johannes als Gott. Auch das ist ein Gegensatz. Zusammen ergänzen sich die vier Evangelien zu einem vollen Bild.
In Johannes 19, nachdem Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: „Es ist vollbracht.“ Dann neigte er das Haupt und übergab den Geist. Das Übergeben des Geistes finden wir auch bei Lukas, aber mit den Worten „Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist“. Dieses Wort war auch im Alten Testament prophezeit. Weiß jemand, wo? Nicht in Psalm 69, auch nicht in Psalm 22. Es gibt noch weitere Kreuzpsalmen.
Psalm 31, Vers 6: Wer liest? „In deine Hand befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott!“
Ja, es ist eigentlich fünf Uhr, wir sollten schließen. Gibt es noch eine wichtige Frage bis dahin? Gut, dann fahren wir nächstes Mal ab Vers 31 weiter. Oder doch noch? Ich überlege, dich zu ermuntern, noch zehn Minuten dranzuhängen. Ja, aber dann musst du die anderen fragen. Für mich reicht es schon... Ich bin sicher, ich habe Zeit. Wir haben ja so lange Kuchen gegessen, deswegen. War echt gut, ja? Gut, dann machen wir bis zehn nach.
Das Gesetz über das Abnehmen der Leichname und die Bedeutung der Beinknochenbrechung
Jetzt kommt ein Problem ab Vers einunddreißig. Die Juden haben den Wunsch, dass Pilatus die Körper nicht bis zum Sabbat am Kreuz hängen lässt. Woher kommt dieser Wunsch? Aus dem Gesetz? Ja, genau. Können wir die Stelle mal aufschlagen? Wo? Im Dritten Mose? Nein, im Fünften Mose. Jawohl, 5. Mose 21,22.
Liest jemand? „Wenn jemand eine Sünde getan hat, die des Todes würdig ist, und wird getötet, und man hängt ihn an ein Holz, so soll sein Leichnam nicht über Nacht an dem Holz bleiben. Du sollst ihn am selben Tag begraben, denn ein Aufgehängter ist verflucht bei Gott, auf dass du dein Land nicht unrein machst, das dir der Herr, dein Gott, zum Erbe gibt.“
Also, jemand, der am Holz hängt, ist so oder so ein Fluch Gottes. Aber er soll eben nicht über Nacht hängen, weil dadurch das Land quasi unrein gemacht wird, das heilige Land. Übrigens: Wo wird das Land Israel in der Bibel so genannt, das heilige Land? Man sagt das so oft. Ich gebe das mal schnell an, für die, die gerne aufschreiben. Der Ausdruck kommt nur einmal in der ganzen Bibel vor.
Bei Mose, beim Dornbusch? Nein. Es heißt nur: „Dieses Land, auf dem du stehst, ist heiliges Land“, aber das war ja in der Sinaiwüste. Das Land Israel als das heilige Land wird in Sacharja 2,12 genannt. Es gibt dort allerdings Bibeln mit anderer Verszählung, da muss man dann schauen, wo das in der anderen Verszählung steht. Sacharja 2,12: „In dem heiligen Land, und er wird Jerusalem noch erwählen.“
Gut, also das Land wird unrein gemacht. Darum sagen die Juden in ihrer Sorge darüber, dass das Land unrein wird, dass Pilatus bitte diesen Körper abnehmen soll. Und ganz besonders eben, dass es nicht am Sabbat geschehen würde. Wenn man sich das vorstellt: Am gleichen Tag, an dem dieselben Leute den Erlöser verwerfen, sind sie bemüht, dass das Land nicht unrein wird. Das ist wirklich die ärgste Heuchelei, die man sich vorstellen kann.
Nun, die beiden Verbrecher sind noch nicht tot, und da machen sie etwas. Jawohl, die Beinknochen werden gebrochen. Warum? Für die, die das nicht wissen, muss man erklären, warum. Bei der Kreuzigung muss der Gekreuzigte immer wieder aufstehen, um atmen zu können und Luft in die Lunge zu bekommen. Wenn die Beine gebrochen werden, kann man nicht mehr aufstehen, um die Lunge mit Luft zu füllen, und man erstickt. So führen sie das bei den Verbrechern durch.
Liest noch jemand Vers 32? „Da kamen die Kriegsknechte und brachen die Beine des Ersten und des Anderen, der mit ihm gekreuzigt war. Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht. Sondern einer der Kriegsknechte durchbohrte mit einem Speer seine Seite, und alsbald kam Wasser und Blut heraus.“
Also, die beiden Verbrecher sind beide erstickt, aber der eine ist an diesem Tag ins Paradies gegangen. Und der andere? Wohin kam der? Man muss sagen, dass das Paradies im Himmel ist. Das ist übrigens auch der Ort, wo der himmlische Tempel ist, also das Haus des Vaters. Das wird auch bezeichnet als das Totenreich.
Das Totenreich, hebräisch „Sheol“, im Neuen Testament „Hades“, ist einfach der Oberbegriff für den Zustand des Todes. Für die Erlösten ist das der Himmel, das Paradies. Für die Verlorenen ist das Totenreich der Ort der Qual.
Wir können das ganz kurz in Lukas 16 aufschlagen. Das ist übrigens kein Gleichnis, wie manche sagen, sondern eine Geschichte. Lukas 16, Verse 19 bis 31. Es steht auch nichts von einem Gleichnis da. Zweitens: In Gleichnissen kommen nie Eigennamen vor, wie hier Lazarus oder Abraham, und es kommen auch nie bestimmte aus der Geschichte bekannte Personen vor, wie hier Abraham oder die Propheten. Es ist eine Geschichte.
Vers 22: „Es geschah aber, dass der Arme starb und von den Engeln getragen wurde in den Schoß Abrahams.“ Jawohl, der Schoß Abrahams war im Judentum eine andere Bezeichnung für das Paradies.
Der Schoß Abrahams bedeutet, wie Johannes beim letzten Passah sah, dass jemand zu Tisch lag, und zwar so, dass sein Kopf an den Nachbarn, in diesem Fall der Herr Jesus, an seine Brust kam. So war er quasi im Schoß Jesu. Das drückt also Tischgemeinschaft aus.
Der Schoß Abrahams bedeutet, dass man mit Abraham Gemeinschaft hat im Jenseits, im Himmel, im Paradies. Es ist nicht so, dass Abraham kleine Kinder in den Schoß nimmt und wiegt, wie es in einem Negro Spiritual heißt, „Rock my soul in the bosom of Abraham“. Es meint vielmehr die Tischgemeinschaft im Paradies.
Vers 23: „Es starb aber auch der Reiche und wurde begraben. Und im Hades öffnete er seine Augen. Als er in Qualen war, sah er Abraham von Ferne und Lazarus in seinem Schoß.“
Weiter: „Und er rief und sprach: ‚Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, dass er die Spitze meines Fingers ins Wasser tauche und meine Zunge kühle, denn ich leide Pein in dieser Flamme.‘“
Abraham aber sprach: „Kind, gedenke, dass du dein Gutes völlig empfangen hast in diesem Leben, und Lazarus gleicherweise das Böse. Jetzt aber wird er hier getröstet, du aber leidest Pein.“
„Und zu diesem allen ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, damit die, welche zu euch von hier hinübergehen wollen, nicht können, noch die, welche von dort zu uns herüberkommen wollen, es können.“
Der Reiche sprach: „Ich bitte dich nun, Vater, dass du Lazarus sendest in das Haus meines Vaters, denn ich habe fünf Brüder, damit ich ihnen ernstlich Zeugnis gebe, damit sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual.“
Abraham aber sprach zu ihm: „Sie haben Mose und die Propheten, dass sie sie hören.“
Er aber sprach: „Nein, Vater Abraham, sondern wenn jemand von den Toten zu ihnen geht, dann werden sie Buße tun.“
Er aber sprach zu ihm: „Wenn sie Mose und die Propheten nicht hören, so werden sie auch nicht überzeugt werden, wenn jemand von den Toten aufersteht.“
Hier haben wir also den Ausdruck Hades oder Totenreich, Vers 23. Hades wird auch für den Ort gebraucht, wo die Erlösten hinkommen. Dieser Ausdruck ist einfach ein Oberbegriff. Wörtlich bedeutet Hades „der Unsichtbare“ auf Griechisch. Das ist also der für uns nicht sichtbare Bereich des Jenseits.
Für die Verlorenen ist das eben nicht das Paradies, sondern der Ort der Qual. Das ist noch nicht die Hölle. Die kommt erst später, nach dem Tausendjährigen Reich. Dann werden alle verlorenen Menschen vor Gottes Thron erscheinen und erst dann in die Hölle geworfen.
Also die Hölle ist heute leer. Interessant ist, dass hier mit körperlichen Begriffen umschrieben wird. „Im Hades seine Augen aufschlagend“ – er ging blind durchs Leben, und plötzlich im Hades kommt ihm alles zum Bewusstsein. Er leidet Qualen und möchte, dass man ihm mit Wasser seine Zunge kühlt.
Er ist ja nicht mehr körperlich dort, und trotzdem wird die Existenz der Seele so beschrieben, als könne sie körperlich wahrnehmen. Es wird auch deutlich gemacht: Es ist definitiv so. „Und zu diesem allen ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt.“
Nach dem Tod gibt es keine Möglichkeit der Bekehrung mehr. Der andere Verbrecher hatte am Kreuz noch die Möglichkeit, aber mit dem Erstickungstod war diese Möglichkeit vorbei.
Es ist ganz wichtig, dass wir daran festhalten, denn das wird heute wieder aufgeweicht. Wir kennen die katholische Lehre mit dem Fegefeuer, dass es nach dem Tod noch Möglichkeiten gäbe, das Los zu ändern. Das ist eine Irrlehre.
Vor kurzem wurde zum Beispiel diese Auferstehungsgeschichte von Richard Bohnke weltweit verbreitet. Er hätte einen unbekehrten Pastor in Afrika auferweckt, der sich dann nachher bekehren konnte. Das muss man klar biblisch ablehnen, denn die Bibel sagt eindeutig: Mit dem Tod ist es definitiv vorbei. Es gibt keine Möglichkeit, zurückzukommen und noch einmal eine Chance zu haben.
Das ist eine totale Irrlehre und disqualifiziert die ganze Behauptung. Das müssen wir festhalten. Das macht die Evangeliumsverkündigung auch so feierlich: Es gibt keine zweite Chance. Jetzt ist der Tag des Heils, jetzt muss man sich bekehren.
Jetzt sind die zehn Minuten vorbei. Wir machen nächstes Mal weiter mit Johannes 19. Es ist ja wichtig, dass wir auch Exkurse machen und andere Themen in Beziehung zum Text setzen. So lernen wir die Zusammenhänge im Wort Gottes kennen.
Das ist genau diese Irrlehre. Zum Schluss wollen wir noch beten.