Nachdem wir uns an den beiden vergangenen Bibelstudientagen mit dem Hinduismus und dem Buddhismus beschäftigt haben, wollen wir heute Morgen das Thema Stammesreligionen im Licht der Bibel genauer betrachten.
Zu Beginn möchte ich einen Abschnitt aus dem Römerbrief vorlesen, Römer 1,18ff:
Denn Gottes Zorn wird vom Himmel her offenbart über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit zurückhalten. Das, was von Gott erkennbar ist, ist ihnen offenbar, denn Gott hat es ihnen offenbart.
Denn das Unsichtbare von ihm wird wahrgenommen, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit. Diese sind von der Erschaffung der Welt an im Geschaffenen mit dem Verstand erkennbar, damit sie ohne Entschuldigung sind.
Denn obwohl sie Gott kannten, verherrlichten sie ihn nicht als Gott und brachten ihm keinen Dank dar. Stattdessen verfielen sie in ihren Überlegungen in Torheit, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert.
Indem sie sich für Weise hielten, wurden sie zu Toren und verwandelten die Herrlichkeit des unverweslichen Gottes in das Bild eines verweslichen Menschen, von Vögeln, vierfüßigen und kriechenden Tieren.
Darum hat Gott sie dahingegeben in die Begierden ihrer Herzen, zur Unreinheit, sodass sie ihre Leiber untereinander schänden. Sie haben die Wahrheit Gottes mit der Lüge vertauscht und dem Geschöpf Verehrung und Dienst dargebracht, anstatt dem Schöpfer, der gepriesen ist in Ewigkeit. Amen!
Deswegen hat Gott sie dahingegeben in schändliche Leidenschaften. Sowohl ihre Frauen haben den natürlichen Verkehr mit dem unnatürlichen vertauscht, als auch die Männer haben den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind in ihrer Wollust zueinander entbrannt, indem sie Männer mit Männern Schande trieben und den gebührenden Lohn ihrer Verirrung an sich selbst empfingen.
Weil sie es nicht für gut befanden, Gott in Erkenntnis zu haben, hat Gott sie dahingegeben, in einem verworfenen Sinn zu tun, was sich nicht geziemt.
Sie sind erfüllt mit aller Ungerechtigkeit, Bosheit, Habsucht und Schlechtigkeit. Sie sind voll von Neid, Mord, Streit, List, Tücke, Ohrenbläsern, Verleumdern, Gotthassenden, Gewalttätern, Hochmütigen, Prahlern, Erfindern böser Dinge, den Eltern Ungehorsamen, Unverständigen, Treulosen, ohne natürliche Liebe, Unbarmherzigen.
Obwohl sie Gottes gerechtes Urteil erkennen, dass diejenigen, die solche Dinge tun, des Todes würdig sind, üben sie sie nicht nur aus, sondern haben auch Wohlgefallen an denen, die sie tun.
Aus Kapitel 2,12 und folgende:
Denn so viele, die ohne Gesetz gesündigt haben, werden auch ohne Gesetz verloren gehen. Und so viele, die unter Gesetz gesündigt haben, werden durch das Gesetz gerichtet werden.
Denn nicht die Hörer des Gesetzes sind vor Gott gerecht, sondern die Täter des Gesetzes werden gerechtfertigt werden.
Denn wenn Nationen, die kein Gesetz haben, von Natur aus die Dinge des Gesetzes tun, so sind diese, die kein Gesetz haben, sich selbst ein Gesetz. Sie zeigen das Werk des Gesetzes in ihren Herzen, wobei ihr Gewissen mitzeugt und ihre Gedanken sich gegenseitig anklagen oder auch entschuldigen.
Dies wird geschehen an dem Tag, an dem Gott das Verborgene der Menschen richten wird nach meinem Evangelium durch Jesus Christus.
Bis dahin.
Einführung in Stammesreligionen und ihre Bezeichnungen
Wir beschäftigen uns heute mit Stammesreligionen. Dabei gibt es viele verschiedene Ausdrücke, die im Grunde alle dasselbe meinen.
Sehr oft spricht man von Animismus. Das Wort stammt vom lateinischen anima, was Seele bedeutet. Wir werden gleich sehen, dass der Begriff der Seele – der frei beweglichen Seele im Menschen – eine sehr wichtige Rolle in diesen Religionen spielt.
Seltener findet man den Ausdruck Dynamismus. Dieser kommt vom griechischen dynamis, was Kraft bedeutet. Auch hier spielen Kraftwirkungen und geheimnisvolle Kräfte eine zentrale Rolle.
Ein gleichbedeutender Ausdruck ist Mannismus. Dieser stammt von einem melanesischen Wort, Manna, das nichts mit dem biblischen Manna zu tun hat. Manna bedeutet auf Melanesisch Kraft.
Häufiger hört man auch den Begriff Fetischismus. Das Wort Fetisch kommt aus dem Portugiesischen, feitizo, und bedeutet etwas Gemachtes. Es meint speziell einen Gegenstand, den man herstellt, damit er Zauberkräfte enthält.
Ein weiterer gleichbedeutender Begriff ist Naturismus. Er beschreibt den Aspekt der Stammesreligionen, der sich auf Naturerlebnisreligionen und Naturverehrung bezieht. Vielleicht wird hier schon deutlich, wie viel Verwandtschaft die Ansichten der Menschen in unserer heutigen Gesellschaft damit haben. Manche sagen beispielsweise: „Ich brauche keinen Gottesdienst am Sonntagmorgen, ich gehe in die Natur und erlebe dort Gott.“ Das hat viel mit Naturerlebnisreligion zu tun.
Ein etwas seltenerer Begriff ist Totemismus. Totem ist ein indianischer Ausdruck und bezeichnet ein Tier, das für einen Stamm oder auch für eine einzelne Person eine besondere Bedeutung hat. Der Stamm oder die Person identifiziert sich mit diesem Tier. Zum Beispiel kann ein Lilianer-Stamm sich mit dem Bären identifizieren. Dieser Bär ist für sie das Totemtier, mit dem sie eine geistige Verbindung haben.
Auch eine Einzelperson kann sich in diesen Religionen geistig mit einem bestimmten Bären verbunden fühlen. Wenn dieser Bär stirbt, weiß die Person, dass nun die Zeit gekommen ist, auch selbst zu sterben. Die Identifizierung mit dem Totem geht also sehr weit.
Ein Ausdruck, der heute immer moderner wird, ist Schamanismus. Schamane ist ein tungusisches Wort und bezeichnet ein besessenes Trancemedium, einen Zauberer, Heiler, eine Hexe oder einen Medizinmann. Der Schamane spielt eine ganz zentrale Rolle in diesen Stammesreligionen. Deshalb spricht man oft einfach vom Schamanismus.
Weiter gibt es den Begriff primitive Religionen, den ich jedoch eher vermeiden möchte. Denn schnell wird daraus geschlossen, dass es sich auch um primitive Völker handelt, was nicht angemessen ist. Dennoch ist es wichtig, diese Ausdrücke zu kennen, um zu verstehen, dass es bei all diesen Begriffen letztlich um dasselbe geht.
Evolutionstheorie und Entstehung der Religionen
Jetzt wollen wir uns anschauen, wie die Evolutionslehre die Entstehung der Religionen erklärt hat. Unsere Kultur und Gesellschaft sind ja wesentlich durch die Evolutionslehre im Denken geprägt.
Als Darwin im 19. Jahrhundert diese Lehre neu aufbrachte – die Entwicklungslehre gab es ja schon lange, schon die alten Griechen glaubten daran, und auch bei den Babyloniern findet man dieses Denken – bezog er sie zunächst auf die Lebewesen außer dem Menschen. Einige Jahre später übertrug er sie dann auf den Menschen, als er 1871 sein Buch über die Abstammung des Menschen veröffentlichte.
Kurz darauf begann man, diese Lehre auch auf die Völkerkunde anzuwenden. So entstand folgendes Schema: Zuerst war gar nichts. Diese Urvorfahren des Menschen, diese affenähnlichen Wesen, hatten so wenig Religion wie die Gorillas im Basler Zoo. Mit der Zeit sei dann ein Seelenglaube entstanden.
Man stellt sich das so vor: Durch Träume, zum Beispiel wenn jemand nachts von einer verstorbenen Person träumt, soll der Urmensch gedacht haben: Wenn ich diese Person im Traum gesehen habe, dann existiert sie noch. Obwohl der Körper längst verwest ist, habe ich sie doch gesehen. Also muss die Seele irgendwie noch existieren. So sei der Glaube an Seelen entstanden.
Ein nächster Schritt war dann die Ausweitung dieses Glaubens: Nicht nur, dass man an Seelen glaubte, sondern dass es allgemein Geisterwesen gibt. Daraus entstand der Geisterglaube. Diesen Geistern wurde immer mehr Macht zugeschrieben, sodass sie schließlich zu Göttern erhoben wurden.
Daraus entwickelte sich dann der Vielgötterglaube, auch Polytheismus genannt. Erst viel später, als sich der Mensch religionsgeschichtlich höher entwickelt hatte, entstand der Glaube an einen einzigen Gott – der Monotheismus. Dieser entstand beim Volk Israel und dann auch bei den arabischen Völkern im Islam und im Christentum.
Doch der Mensch sei weitergekommen in seiner Entwicklung. Besonders im 19. Jahrhundert hätten immer mehr Menschen erkannt, dass all das eigentlich Einbildung sei, dass es in Wirklichkeit gar nicht existiere. Es gebe keinen Gott, und darum sei die letzte Stufe der Atheismus.
Das ist das Schema aus Sicht des Marxismus. Nicht alle würden so weit gehen, aber das marxistische Denken hat diese Sicht offiziell geprägt. Viele Menschen, ohne Marxisten zu sein, denken heute noch ähnlich: Eigentlich ist das alles Einbildung. So wie man sich das in den Religionen vorgestellt hat, sind wir heute mit unserem wissenschaftlichen Denken ein Stück weitergekommen.
Ich habe auf dem Büchertisch ein paar Bücher mitgenommen und möchte darauf hinweisen: Das Buch „Marxismus – Opium für das Volk“ von Thomas Schiermacher kann man hier für zwei Franken erwerben. Darin wird diese Sicht des Marxismus genau unter die Lupe genommen und biblisch widerlegt.
Das ist aber schon eine Vorwegnahme dessen, was wir im Weiteren noch anschauen werden. Wir haben also das evolutionistische Religionsschema, nach dem sich alles immer weiter entwickelt haben soll.
Biblische Religionskritik und Ursprung der Religionen
Nun schauen wir in die Bibel, und dort finden wir eine massive Religionskritik. Die Bibel zeigt, wie die Religionen der Menschen entstanden sind – in Babel, wie es im 1. Mose 11 beschrieben wird. Das haben wir ja vor einiger Zeit etwas näher betrachtet, als wir das Buch Genesis hier durchgenommen haben.
In Jesaja 47, Vers 12 wird ausdrücklich gesagt, dass Babel von Jugend an Zauberei getrieben habe. Die Jugend Babels finden wir in 1. Mose 11. Nur nebenbei gesagt: Im Jeremia 2 wird über die Jugend Israels gesprochen, und das ist dann die Zeit nach dem Auszug aus Ägypten. Die Jugend bezeichnet also die Anfangszeit einer Stadt oder eines Volkes. Babel hat von Jugend an Magie betrieben.
Effektiv war der babylonische Turm, von dem es viele spätere Kopien gab – diese Zikkurate im Nahen Osten – Türme, um Naturgötter zu verehren. Nach Apostelgeschichte 17, Vers 30 hat damals die Zeit der Unwissenheit begonnen. Paulus sagt dort auf dem Areopag in Athen: Nachdem Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt allen Menschen an allen Orten, Buße zu tun, also ihre Sünden zu bereuen. Dort hat die Zeit der Unwissenheit begonnen.
In Apostelgeschichte 14, Verse 15 bis 18 sagt Paulus zu den Heiden, dass Gott in der Vergangenheit die Völker ihren eigenen Weg gehen ließ. Das heißt also: Mit der Sprachenverwirrung in Babel wurde diese Urgesellschaft in verschiedene Sippen aufgespalten, die ausgewandert sind. Gott hat so die verschiedenen Völker ihren eigenen Weg gehen lassen. Aber sie haben von damals die Grundideen der Magie, des Okkultismus, des Aberglaubens und des Götzendienstes mitgenommen.
Wir werden sehen, wie erstaunlich es ist, dass bei allen Völkern der Welt die Grundideen so weitgehend übereinstimmen – unabhängig voneinander. Nein, sie haben alle einen gemeinsamen Ursprung. Das erklärt diese Einheit in der Vielfalt.
Ich habe ganz am Anfang aus Römer 1, Vers 18 und folgende gelesen. Dieser Abschnitt im Römerbrief ist ebenfalls Religionskritik. Der Apostel Paulus sagt, Gott hat sich durch seine Schöpfung geoffenbart. Alle Völker können seine Existenz erkennen. Sie wissen, dass hinter den Werken der Schöpfung ein Schöpfer sein muss, hinter der Ordnung ein Ordner. Römer 1, Vers 20 sagt sogar wörtlich im Griechischen, dass der Mensch durch den Verstand in der Schöpfung den Schöpfer erkennen kann.
Dennoch haben die Völker im Allgemeinen, anstatt den Schöpfer zu verehren, begonnen, die Natur und Naturgötter zu verehren. Weiter haben wir auch in Römer 2 gelesen: Alle Menschen wissen eigentlich in ihrem Innersten um Gottes Gebote bezüglich Recht und Unrecht. Auch ohne Bibel erkennen sie, dass sie schuldig sind vor dem Schöpfer und ihm daher Rechenschaft schuldig sind.
Das ist massive Religionskritik. Ganz scharf wird es in 1. Korinther 10, Vers 20, wo der Apostel Paulus den rituellen Opferdienst der Heiden beschreibt. Er sagt nicht einfach, dass sie Göttern opfern, sondern dass sie den Dämonen opfern und nicht Gott. Paulus macht hier ganz deutlich: Diese Götter im Heidentum sind Dämonen, böse Geister, denen gedient wird anstatt Gott.
Auch der Atheismus wird in der Bibel scharf kritisiert. Psalm 14, Vers 2 sagt: Der Tor spricht in seinem Herzen: Es gibt keinen Gott. Das hat David schon vor dreitausend Jahren geschrieben. Wenn man meinte, im neunzehnten Jahrhundert sei Atheismus etwas sehr Modernes, dann muss man wissen, dass David das schon dreitausend Jahre früher gesagt hat. So spricht nur der Tor.
Übrigens: „Tor“ im Hebräischen heißt „nawal“. Das ist ein Wort mit dem Nebenbegriff, dass es sich gewissermaßen um den törichten Menschen handelt, der aus Bosheit töricht ist – nicht einfach, weil er nicht gut denken kann, sondern weil er bösartig dumm ist. Das ist der gleiche Ausdruck wie bei Nabal, Abigails späterem Mann, den David geheiratet hat. Nabal bedeutet „der bösartig Dumme“, und das hat bei ihm sehr gut gepasst.
Die Bibel erklärt also, dass die Religionen im Allgemeinen durch Abfall vom Eingottglauben entstanden sind. Auch Noah und seine Söhne kannten noch den einen Gott, aber ihre Nachkommen sind von diesem einen Gott weggegangen. Das führte sie zum Seelenglauben, zum Geisterglauben, zum Vielgötterglauben, zum Atheismus und so weiter.
Wir sehen, dass das Religionsschema der Bibel das evolutionistische Religionsschema auf den Kopf stellt. Wir werden auch sehen, ob man einige Fakten der Stammesreligionen heranziehen kann, um zu zeigen, was nun wirklich den Tatsachen entspricht.
Kennzeichen der Stammesreligionen
Einige Kennzeichen der Stammesreligionen
Erstens sind Stammesreligionen keine Weltreligionen. In den vergangenen Malen haben wir den Buddhismus und den Hinduismus betrachtet. Diese beiden sind Weltreligionen, die sich nicht auf den Bereich eines Stammes beschränken, sondern darüber hinausgehen.
Der Hinduismus ist typisch für Indien mit seinen unzähligen Stämmen. Im Prinzip erhebt der Hinduismus einen Totalanspruch, denn er behauptet, die beste Religion der ganzen Welt zu sein. Die totale Wahrheit, verbindlich für die ganze Welt, sei im Hinduismus zu finden. Deshalb zählt er zu den Weltreligionen.
Beim Buddhismus ist das noch deutlicher. Wir haben gesehen, dass das Kastensystem völlig auf Indien beschränkt ist. Wer nicht in eine Kaste geboren wurde, kann später nicht hineinkommen – höchstens durch Wiedergeburt. Zu Lebzeiten ist ein Eintritt ins Kastensystem praktisch unmöglich. Der Buddhismus lehnt das Kastensystem als etwas Menschliches ab. Deshalb ist sein Totalanspruch für die ganze Welt noch viel offensichtlicher.
Bei den Stammesreligionen beschränkt sich die Religion auf einen Stamm. Es sind meist schriftlose Religionen; sie besitzen kein Buch wie beispielsweise die Hindus mit den Veden oder der Buddhismus mit seinen kanonischen Schriften. Stammesreligionen basieren auf uralter mündlicher Überlieferung. Die darin praktizierten Rituale und Bräuche werden nicht hinterfragt, philosophiert oder theologisiert – man führt sie einfach aus.
Das typische Denken in diesen Religionen könnte man als prälogisch bezeichnen. Das logische Denken, wie es im Westen in den vergangenen Jahrhunderten aufgekommen ist, findet man dort nicht, zum Beispiel das Ursache-Wirkungs-Denken.
Wenn jemand krank wird und Halsschmerzen hat, denkt ein westlicher Mensch: „Aha, ich habe Bakterien, und deshalb habe ich jetzt Halsschmerzen.“ Die Bakterien haben die Krankheit ausgelöst. So denken Menschen in Stammesreligionen nicht. Sie vermuten vielmehr, dass sie etwas Böses getan haben und deshalb krank geworden sind. Es ist nicht das Ursache-Wirkungs-Denken, das sich auf materielle Ursachen beschränkt, sondern die Verbindungen werden ganz anders gesehen.
Wenn zum Beispiel die Kuh des Nachbarn in den eigenen Acker kommt und alles zertrampelt, denkt man nicht: „Ach, ist das eine dumme Kuh, was hat die da gemacht?“ Stattdessen fragt man sich, welche Geisterwirkungen dahinterstecken, dass es so gekommen ist. Die Logik ist also ganz anders.
Typisch ist auch ein zyklisches Denken, also das Denken in Kreisen. Es gibt kein Geschichtsbewusstsein, wie wir es kennen. Unsere Geschichte hat einmal begonnen und entwickelt sich linear weiter in die Zukunft. Stammesreligionen sehen dagegen nur einen Ausschnitt aus der Geschichte – ihren Kreis. Darüber hinaus geht man kaum hinaus. Die Vergangenheit ist im Allgemeinen nicht so wichtig, entscheidend sind die Gegenwart und das, was unmittelbar folgt.
Dies steht im Gegensatz zum linearen Denken, das zum Beispiel die Bibel vermittelt. Dort beginnt alles mit der Schöpfung Gottes in 1. Mose 1. Gott setzt Ordnungen ein, und die Geschichte des Menschen verläuft in verschiedenen Zeitaltern weiter bis zu einer Vollendung mit einem neuen Himmel und einer neuen Erde. Das ist lineares Denken.
Weiterhin findet man in Stammesreligionen mythisches Denken, also Vorstellungen, die Märchen ähneln und eine große Rolle spielen. Ein weiteres kompliziertes Wort beschreibt das Partizipationsdenken. Ich will erklären, was damit gemeint ist.
In diesen Religionen geht man nicht von einem Individualismus aus: „Ich bin hier und will dies oder das.“ Der Einzelne ist nichts ohne die Gemeinschaft. Er ist immer Teil der Gemeinschaft und hat Anteil am Ganzen – daher Partizipation.
Eigenartigerweise führt das dazu, dass Grenzen verwischen. Es gibt keine klaren Grenzen zwischen Leben und Tod. Die Lebenden leben gewissermaßen mit den Verstorbenen zusammen. Diese Grenze existiert nicht. Die Lebenden haben also Anteil an den Verstorbenen.
Auch die Trennung zwischen Diesseits und Jenseits ist nicht deutlich. Das Jenseits spielt sich zu einem großen Teil im Diesseits ab. Die Bereiche sind völlig vermischt.
Ein weiteres Kennzeichen ist die große Rolle, die Träume spielen. Die Erlebnisse der Seele in der Nacht werden als genauso real und wirklich angesehen wie die Erfahrungen im Alltag. Für uns ist es selbstverständlich, zwischen Alltag und Traum zu unterscheiden. Dort jedoch ist die Grenze völlig verwischt. Beides wird als gleich real betrachtet.
Man glaubt, dass die Seele beim Schlafen den Körper verlässt. Die Seele wird als sehr beweglich angesehen. Sie kann den Körper jederzeit verlassen. Wenn jemand zum Beispiel von Tadschikistan träumt, würde ein Eingeborener sagen, die Seele sei tatsächlich dort gewesen. Danach kehrt sie zurück, und die Person erwacht in Aarau.
Die Seele geht also auf Reisen, und das sei alles wirklich. Deshalb gilt es als sehr gefährlich, einen Schlafenden zu wecken. Denn dann verlässt man seinen Körper, während die Seele nicht da ist. Das kann schwere Folgen wie Krankheiten haben. Deshalb sollte man Schlafende nicht wecken.
Man glaubt auch, dass die Seele in Tiere übergehen kann. Auch hier sind die Grenzen zwischen Mensch und Tier verwischt. Das ist Teil des Partizipationsdenkens.
Wenn man das alles betrachtet, wird klar, dass der Ausdruck Animismus eine sehr gute Bezeichnung für diese Religionen ist. Er trifft zwar nicht alle Aspekte, doch die Anima, die Seele, spielt eine sehr wichtige Rolle.
Die Totenseele im Animismus und biblische Sicht
Das führt uns nun zu einem nächsten wichtigen Hauptbegriff: Die Totenseele. Die Lehre des Animismus, also der Stammesreligionen, sieht etwa so aus: Die Aufenthaltsorte der Seelen von Verstorbenen können sehr vielfältig sein – in Höhlen, in Wäldern, auf Bergen, an Grabplätzen, also Friedhöfen, aber auch in der Himmelswelt.
Dabei ist zu sagen, dass die Totenwelt eigentlich als eine Entsprechung zum Diesseits gesehen wird. Es handelt sich um ein idealisiertes Diesseits. Man stellt sich das so vor, dass die Neuankömmlinge zuerst vor Gericht gestellt werden. Danach werden sie für die weitere Existenz eingestuft, je nachdem, wie sie gelebt haben.
In diesem Zusammenhang spielt der Begriff des Gespensts eine wichtige Rolle. Unter Gespenstern versteht man ruhelose Ahnenseelen, die kein ordnungsgemäßes Begräbnis erhalten haben und deshalb unruhig umhergehen. Ahnenseelen, also Totenseelen, verlangen Opfer. Der Stamm muss ihnen also Opfer bringen, denn sonst können sie keine Ruhe finden. Wenn sie keine Ruhe finden, können sie zur Gefahr für den Stamm werden und Schaden anrichten. Man hat also Angst vor diesen Ahnenseelen.
Man benutzt auch Ahnenfiguren, um dadurch eine bessere Verbindung zu den Totenseelen aufrechterhalten zu können. Man stellt sich vor, dass die Totenseele ab und zu wieder in diese Figur hineingeht. Eine Totenseele kann unter Umständen die Gesichtszüge des Verstorbenen tragen oder zumindest ihn repräsentieren. Die Figur wird zum Beispiel mit Öl eingesalbt. Das soll helfen, dass die Totenseele eher in sie hineingeht.
Nun schauen wir uns diesen Punkt im Licht der Bibel an. Nach 1. Thessalonicher 5,23 ist der Mensch eine Einheit von Seele, Geist und Körper. Und der Mensch wird in der Bibel – hier müssten wir natürlich viele weitere Bibelstellen anführen – wirklich als eine Einheit gesehen. Die Seele ist also nicht einfach etwas Bewegliches, das ab und zu aus dem Körper entschwindet und dann wieder zurückkommt. Der Mensch ist eine Einheit.
Eine Trennung zwischen Geist und Seele bedeutet in der Bibel den Tod. Im Prediger 12 heißt es zum Beispiel: Der Körper geht zurück zum Staub, und der Geist geht zurück zu dem, der ihn gegeben hat. Es ist der Tod. Außerdem steht in Jakobus 2, dass der Leib ohne den Geist tot ist. Diese Trennung von Geist, Seele und Körper ist nach der Bibel eine Katastrophe, eben der Tod. Diese Beweglichkeit der Seele wird also ganz klar von der Bibel abgelehnt.
Weiterhin verbietet die Bibel den Kontakt zu sogenannten Totengeistern. Ich lese aus 3. Mose 19,31: „Ihr sollt euch nicht zu den Toten beschwören und zu den Wahrsagern wenden; ihr sollt sie nicht aufsuchen, euch an ihnen verunreinigen. Ich bin der Herr, euer Gott!“
In 3. Mose 20,6 heißt es: „Und die Seele, die sich zu den Toten beschwören und zu den Wahrsagern wendet, um ihnen nachzuhuren, gegen selbige Seele werde ich mein Angesicht richten und sie ausrotten aus der Mitte ihres Volkes.“
Und in 3. Mose 20,27: „Und wenn in einem Mann oder einer Frau ein Totenbeschwörer oder Wahrsagergeist ist, so sollen sie gewisslich getötet werden; man soll sie steinigen, ihr Blut ist auf ihnen.“
Das, was in den Stammesreligionen so wichtig und zentral ist, wird von der Bibel also ganz massiv als schwere Sünde bezeichnet. Außerdem wird hier – und auch aus weiteren Stellen, wenn man diesem Thema nachgeht – deutlich, dass es bei diesen Totengeistern gar nicht um die Seelen der Verstorbenen geht, sondern um Geister, Dämonen, die sich als solche ausgeben. Wir werden gleich noch sehen, wohin die Seelen der Verstorbenen eigentlich gehen und dass sie keine Rückkehrfreiheit haben.
Die Bibel verurteilt auch den Therafim-Ahnenkult. In der Elberfelder Bibel findet man oft den Ausdruck „Theraphim“, und viele wissen vielleicht nicht genau, was das ist, weil es kein deutsches Wort, sondern hebräisch ist. Die Theraphim waren zum Beispiel Figuren, die die Töchter Labans gestohlen hatten, als Jakob floh (1. Mose 31,19). Jakob hatte genug von seinem harten Dienst bei Laban und floh mit seinen zwei Frauen. Laban war gegangen, um seine Schafe zu scheren, und Rahel stahl die Theraphim, die ihr Vater hatte.
In Vers 34 heißt es: „Rahel aber hatte die Theraphim genommen und sie in den Kamelsattel gelegt und sich darauf gesetzt. Laban durchsuchte das ganze Zelt, fand aber nichts, und sie sprach zu ihrem Vater: ‚Mein Herr, möge nicht zürnen, dass ich nicht vor dir aufstehen kann, denn es ergeht mir nach der Weiberweise.‘ Er durchsuchte alles und fand die Theraphim nicht.“
Diese Figuren dienten also dem Ahnenkult. In dieser Kultur galt das Gesetz, dass derjenige, der die Theraphim besitzt, das Recht auf das Familienerbe hat. Daher war Rahel so daran interessiert, diese Theraphim zu stehlen. Sie log auch und sagte, sie könne nicht heruntersteigen, weil sie ihre Periode habe – das war nur ein Trick, um die Ahnenfiguren behalten zu können.
Später sehen wir, wie Jakob aufgeräumt hat und all diese götzenhaften Dinge aus der Familie entfernen ließ. Ganz deutlich wird das in 2. Könige 23,24, wo die Reformation unter König Josia beschrieben wird. Diese Reformation räumte mit Okkultismus auf. Dort heißt es: „Und auch die Totenbeschwörer und die Wahrsager und die Theraphim und die Wahrsager und die Götzen und alle Scheusale, die im Lande Juda und in Jerusalem gesehen wurden, schaffte Josia hinweg, um die Worte des Gesetzes auszuführen, welche in dem Buch geschrieben standen, das der Priester Hilkija im Haus des Herrn gefunden hatte.“
Josia führte also eine Reformation nach der Entdeckung der Bibel im Tempel durch. Das bedeutete, all diese Dinge zu entfernen, auch den Totenbeschwördienst und die Theraphim.
Aus Lukas 16,19-31 sehen wir, dass die Abgeschiedenen keine Rückkehrfreiheit haben. Lukas 16 ist kein Gleichnis. Es ist eine Geschichte, die Geschichte des reichen Mannes und des armen Lazarus, die beide gestorben sind. Der Herr führt diesen Abschnitt nicht mit dem Begriff Gleichnis ein.
Gleichnisse in der Bibel enthalten zudem nie Eigennamen von Personen. Hier aber werden Namen genannt, wie Lazarus, Abraham oder Mose. Das gibt es in Gleichnissen nicht. Auch historische Personen kommen in Gleichnissen nicht vor. Hier aber werden Abraham, Mose und die Propheten erwähnt. Es ist eine Geschichte.
In Vers 19 heißt es: „Es war aber ein gewisser reicher Mann, der sich in Purpur und feiner Leinwand kleidete und alle Tage fröhlich und in Prunk lebte. Es war aber ein gewisser Armer mit Namen Lazarus, der an dessen Tor lag, voller Geschwüre, und er begehrte sich, von den Brosamen zu sättigen, die von dem Tisch des Reichen fielen. Auch die Hunde kamen und leckten seine Geschwüre.“
Es geschah, dass der Arme starb und von den Engeln getragen wurde in den Schoß Abrahams. Der Schoß Abrahams ist bei den Rabbinen schon die Bezeichnung für das Paradies, also den Ort der abgeschiedenen Erlösten. Das Paradies wird in der Bibel auch als der dritte Himmel bezeichnet (2. Korinther 12), der Ort, wo Gottes Thron ist, Gottes Tempel im Himmel.
Weiter heißt es: „Es starb aber auch der Reiche und wurde begraben. Und im Hades, seine Augen aufschlagend, als er in Qualen war, sieht er Abraham von Ferne und Lazarus in seinem Schoß. Er rief und sprach: ‚Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, dass er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und meine Zunge kühle, denn ich leide Pein in dieser Flamme.‘“
Abraham aber sprach: „Kind, gedenke, dass du dein Gutes völlig empfangen hast in deinem Leben, und Lazarus gleicherweise das Böse; jetzt aber wird er hier getröstet. Du aber leidest Pein. Und zu diesem allem ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, damit die, welche von hier zu euch hinübergehen wollen, um zum Beispiel Linderung zu bringen, nicht können, noch die, welche von dort zu uns herüberkommen wollen.“
Der reiche Mann sprach: „Ich bitte dich nun, Vater, dass du ihn in das Haus meines Vaters sendest, denn ich habe fünf Brüder, damit er ihnen ernstlich Zeugnis gebe, auf dass sie nicht auchkommen an diesem Ort der Qual.“
Abraham antwortete: „Sie haben Mose und die Propheten, lass sie die hören.“
Er aber sprach: „Nein, Vater Abraham, sondern wenn jemand von den Toten zu ihnen geht, so werden sie Buße tun.“
Abraham sprach zu ihm: „Wenn sie Mose und die Propheten nicht hören, so werden sie auch nicht überzeugt werden, wenn jemand aus den Toten aufersteht.“
Hier sehen wir, dass der Verlorene, der Reiche, auch im Totenreich, im Bereich des Todes, genannt Hades, ist. Übrigens wird auch das Paradies in der Bibel als Hades bezeichnet. Aber dieser Teil hier ist der Ort der Qual für die Verlorenen (Vers 28).
In 1. Petrus 3,19 wird dieser Ort als „das Gefängnis“ bezeichnet. Hier warten die Verlorenen auf die Auferstehung nach dem tausendjährigen Reich (Offenbarung 20). Erst danach kommt die Hölle, der Feuersee.
Warum habe ich diese Geschichte erzählt? Weil hier deutlich wird, dass die Abgeschiedenen keine Bewegungsfreiheit haben. Lazarus kann vom Paradies nicht an den Ort der Qual gelangen, da eine große Kluft dazwischen ist. Der reiche Mann möchte seine Brüder warnen, kann aber nicht zu seinen Angehörigen zurückkehren. Es ist also nicht so, dass die Seelen nach dem Tod bei den Angehörigen herumschwirren und ihr Unwesen treiben könnten. Sie sind weg und haben keine Rückkehrfreiheit.
Ein einziges Ausnahmebeispiel in der Bibel, bei dem die Seele eines Verstorbenen Rückkehrfreiheit hat, ist wohl die Geschichte mit Samuel. Die tote Beschwörerin, die Saul den Geist von Samuel bringen sollte, erschrickt selbst, als plötzlich Samuel erscheint. Sie war es gewohnt, ihre Praktiken mit Geistern durchzuführen, aber sie erschrickt selbst. Das könnte man so erklären, dass Gott in einem Ausnahmefall Samuel zurückkehren ließ, was aber absolut nicht das Normale ist. Denn wie wir aus Lukas 16 sehen, ist die Bewegungsfreiheit der Seelen nach dem Tod nicht gegeben.
Ein weiteres Ausnahmebeispiel ist Matthäus 17, wo Elija und Mose auf dem Berg der Verklärung erscheinen. Aber das Normale wird uns in Lukas 16 gezeigt.
Es ist jetzt praktisch elf Uhr, daher machen wir hier eine Pause.
Geister im Animismus und biblische Perspektive
Wir kommen nun zum Begriff der Geister. Vor der Pause haben wir den Begriff der Todenseele geklärt, und jetzt wenden wir uns allgemein dem Thema Geister zu.
Die Lehre des Animismus sieht Geister als mächtiger als Seelen an. Dabei handelt es sich nicht um abgeschiedene Menschen. In allen Lebensbereichen wird mit Geistern gerechnet, und sie werden an verschiedenen Orten gesehen. Man glaubt an Geister, die an bestimmte Orte gebunden sind, zum Beispiel an einen Bananenhain oder an einen Brunnen. Ebenso rechnet man mit Vegetationsgeistern, die bewirken, dass im Frühjahr alles wieder zu wachsen beginnt.
Es gibt Dorfschutzgeister, die speziell für ein Dorf zuständig sind. Außerdem glaubt man an Regen- und Blitzgeister. Alle möglichen Naturereignisse werden mit Geistern in Verbindung gebracht. So gibt es Animisten, die zum Beispiel zum Mond beten, damit es regnet, während andere direkt zum Regen selbst beten.
Geister können Menschen angreifen, krank machen oder sie in Besitz nehmen. Letzteres wäre dann Besessenheit. Dafür haben die Animisten spezielle Exorzisten, also Geisteraustreiber, die versuchen, solche Menschen zu befreien.
Das Wesen der Geister wird folgendermaßen gesehen: Man rechnet mit Einzelgängern, aber auch mit Geistern, die in Gemeinschaft mit anderen leben. Es werden verschiedene Rangfolgen unterschieden. Die Animisten gehen davon aus, dass alle Geister dem höchsten Gott unterstellt sind – ein Konzept, das man vielleicht nicht erwartet hätte. Die meisten Animisten weltweit glauben an die Existenz eines höchsten Schöpfergottes.
Wir kommen darauf zurück. Als im 19. Jahrhundert die Evolutionslehre aufkam, strömten viele Ethnologen in alle Welt. Sie erwarteten bei sogenannten primitiven Stämmen, die durch Geisterkult, Magie und Aberglaube gekennzeichnet sind, keine Vorstellung eines höchsten Gottes. Doch sie entdeckten, dass die meisten Animisten einen höchsten Schöpfergott kennen. Das war eine Schockerfahrung, die irgendwie erklärt werden musste.
Die Funktion der Geister wird so gesehen, dass sie verbindende Wesen zwischen Menschen und dem höchsten Gott sind. Die Animisten haben meistens Angst vor den Geistern und versuchen, sich auf verschiedene magische Weisen vor ihnen zu schützen.
Betrachten wir das im Licht der Bibel. Hebräer 1, Vers 14 sagt ganz klar, dass Engel Geister sind. Vers 13 lautet: „Zu welchem der Engel aber hat er je gesagt: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege?“ Und weiter: „Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um der Willen, welche die Seligkeit ererben sollen?“ Die Engel werden hier als dienstbare Geister bezeichnet, die Gott unterstellt sind.
Die Bibel unterscheidet auch verschiedene Rangordnungen bei den Engeln, also bei diesen Geistern. In Epheser 6, Vers 12 heißt es: Zunächst geht es in Vers 11 um die Listen des Teufels. Dann wird hinzugefügt: „Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürstentümer, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern.“
Hier haben wir für die Engel Bezeichnungen wie Fürstentümer und Gewalten. Das zeigt, dass es Rangordnungen gibt. Ähnlich ist es in Kolosser 1, Vers 16. Dort werden verschiedene Begriffe gebraucht, die Rangordnungen ausdrücken. Was man schon vom Judentum kennt, wird hier ebenfalls gelehrt: „Denn durch ihn, das ist Jesus Christus, sind alle Dinge erschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde sind, die Sichtbaren und die Unsichtbaren, seien es Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten. Alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen.“
Die Ausdrücke Throne, Herrschaften, Fürstentümer und Gewalten sind Bezeichnungen für Engel mit verschiedenen Funktionen und Rangordnungen.
Weiter lesen wir in Offenbarung 12, Vers 7 vom Erzengel Michael. „Erz-“ bedeutet eigentlich „oberster Engel“. Michael ist also einer der Fürsten, der ersten Fürsten. Es gibt mehrere, denn im Buch Daniel wird Michael als einer der ersten Fürsten genannt (Daniel 10). In Offenbarung 12, Vers 7 wird von den Engeln unter der Führung Michaels gesprochen, den „Engeln Michaels“.
Nach der Bibel haben Engel verschiedene Fähigkeiten und Aufenthaltsorte. Zum Beispiel in Offenbarung 14, Vers 8, vielleicht hat man das schon mal gelesen, aber nicht realisiert, dass es tatsächlich so dasteht. Offenbarung 14, Vers 18 spricht von „einem anderen Engel, der Gewalt über das Feuer hatte, der aus dem Altar hervorkam“. Ein eigenartiger Engel also, der Gewalt über das Feuer besitzt.
In Kapitel 16, Vers 5 heißt es: „Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: Du bist gerecht, der da ist und der da war.“ Das ist ein ungewöhnlicher Ausdruck, der Engel der Wasser. Offenbar hat dieser Engel eine besondere Funktion in Verbindung mit H2O.
Dann lesen wir in Offenbarung 7, Vers 1: Die Offenbarung ist ein eigentliches Engelbuch, das viele Dinge enthüllt, die uns sonst verborgen wären. Dort heißt es: „Und nach diesem sah ich vier Engel auf den vier Ecken der Erde stehen, welche die vier Winde der Erde festhielten, auf dass kein Wind wehe auf der Erde, noch auf dem Meer, noch über irgendeinen Baum.“ Engel, die Gewalt über die Winde haben. Eigentümlich, aber wir kennen das auch schon aus dem Alten Testament, als Gott Satan die Erlaubnis gab, gegen Hiob etwas zu unternehmen – allerdings nur in gewissen Grenzen.
Was ist geschehen? Hiobs zehn Kinder feierten Geburtstag, und dann kam von jenseits der Wüste ein gewaltiger Wind, der das Haus zerstörte. Das war Satans Werk, Satan in Verbindung mit der Naturgewalt Wind.
In Offenbarung 9, Vers 14 finden wir eine eigenartige Angabe, dass es dort Engel gibt, die gebunden sind an einem bestimmten Ort. Es heißt dort: „Ich lese Vers 13 schon: Und der sechste Engel posaunte, und ich hörte eine Stimme aus den vier Hörnern des goldenen Altars, der vor Gott ist, zu dem sechsten Engel, der die Posaune hatte, sagen: Löse die vier Engel, welche an den großen Strom Euphrat gebunden sind.“ Und die vier Engel wurden gelöst, „welche bereitet waren auf Stunde und Tag und Monat und Jahr, auf dass sie den dritten Teil der Menschen töteten.“ Also Engel, die an bestimmte Orte gebunden sind, hier beim Euphrat.
Weiter sehen wir schon aus Hiob 1 und 2, dass alle Engel Gott unterstellt sind, und zwar die Engel, die nicht gefallen sind. Auch Satan ist dort deutlich unterstellt.
Eine andere Stelle ist 2. Chronik 18 und folgende, wo der Prophet Micha zur Zeit von Josaphat eine Vision hat. Gott sitzt auf dem Thron, die Engelwelt ist um ihn versammelt, und dann kommt der böse Geist, der einen Auftrag erhält – also wieder Satan, der Gott unterstellt ist.
Die Bibel lehrt deutlich: Jesus Christus ist der einzige Mittler zwischen Gott und Menschen. Johannes 14, Vers 6 sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“
Es ist eine Lüge im Animismus, dass die Geister gewissermaßen die Mittlerfunktion zwischen Menschen und dem höchsten Gott haben.
1. Timotheus 2, Vers 4 sagt weiter, dass Gott will, dass alle Menschen gerettet werden. Davor heißt es: „Gott ist einer und einer Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus.“ Es gibt nur einen Mittler.
Hier sehen wir auch die Verbindung zum Katholizismus. Wie stark animistisch der Katholizismus ist, zeigt sich daran, dass Heilige, Engel, Maria und andere eine Mittlerfunktion zwischen Menschen und Gott übernehmen. Das ist reiner Animismus.
Wir müssen ganz klar auf dem Evangelium stehen, auf der Grundlage des Evangeliums. Es gibt nur einen Mittler zwischen Gott und Menschen. Im griechischen Grundtext steht nicht „ein Mittler“ im unbestimmten Sinn, sondern „der Mittler“. Darum ist das in der Elberfelder Bibel ganz klar durch Sperrdruck gekennzeichnet; es ist ein Zahlwort.
Gott ist einer – das ist übrigens nicht 2. Timotheus 3, sondern 1. Timotheus 2, Vers 5 – und einer Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst zum Lösegeld für alle gab.
Gute Geister im Animismus und biblische Sicht
Jetzt wenden wir uns dem Begriff der guten Geister im Animismus zu. Man glaubt, dass außerhalb der Traumwelt normale Menschen gute Geister gewöhnlich nicht sehen können. Dieses Sehen sei das Vorrecht der Medien, also der Schamanen, Zauberer und ähnlicher Personen.
Das Aussehen der guten Geister entspricht den animistischen Schönheitsidealen. Man stellt sie sich vor wie Menschen, die Schmuck tragen und alles Mögliche, was zum Ideal dazugehört. Außerdem glaubt man, dass solche Geister Fußspuren hinterlassen können. Schlechte Gerüche schrecken die guten Geister ab. Deshalb legen Animisten im Allgemeinen viel Wert auf Körperpflege.
Licht ist ihr Lebenselement. Man stellt sich vor, dass sie mit ihren Fähigkeiten tanzen, schwimmen, klettern, fliegen, sprechen, weinen und singen können. Sie sind ein Weg, um alle Probleme zu lösen. Darum fühlt sich der Animist ermutigt, sich in allen Problemen an die Geister zu wenden und nicht an den höchsten Gott. Warum das so ist, werden wir gleich noch sehen.
Das Wesen der guten Geister sei Intelligenz und gute Eigenschaften. Sie seien freundlich, wohlwollend und von Gott geschaffen. Im Licht der Bibel stellen wir fest, dass einiges davon zutrifft.
Die Engel, die Gott dienen, werden als Engel des Lichts bezeichnet (2. Korinther 11,14). Dort heißt es, dass Satan sich täuschend als Engel des Lichts darstellen kann, obwohl er ein Engel der Finsternis ist. Wir haben auch schon gelesen (Hebräer 1,14), dass Engel dienstbare Geister sind, ausgesandt, um denen zu helfen, die das Heil ererben sollen. Engel haben also eine Funktion in Verbindung mit den Menschen, die das Heil in Christus erlangen sollen. Sie dürfen jedoch nicht verehrt werden.
Offenbar wird das im 19. Vers des Buches der Offenbarung deutlich. Dort spricht ein Engel zu Johannes, und seine Reaktion wird beschrieben: „Und ich fiel zu seinen Füßen nieder, um ihn anzubeten, und er spricht zu mir: Siehe zu, tue es nicht! Ich bin dein Mitknecht und der deiner Brüder, die das Zeugnis Jesu haben. Bete Gott an!“
Auch in Offenbarung 22,8 heißt es: „Und ich, Johannes, bin der, welcher diese Dinge hörte und sah. Und als ich hörte und sah, fiel ich nieder, um anzubeten vor den Füßen des Engels, der mir diese Dinge zeigte. Und er spricht zu mir: Siehe zu, tu es nicht! Ich bin dein Mitknecht und der deiner Brüder, der Propheten und der, welche die Worte dieses Buches bewahren. Bete Gott an!“
In Kolosser 2,18 geht es um eine esoterisch-christlich-jüdische Irrlehre, die übrigens sehr aktuell ist. Dort wird unter anderem die Engelverehrung erwähnt: „Lasst niemanden euch um den Kampfpreis bringen, der seinen eigenen Willen tut in Demut und Anbetung der Engel.“ Es wird also gesagt, dass man seinen Kampfpreis verlieren wird, wenn man sich auf solche Dinge einlässt. Die Engelverehrung wird hier klar als Irrlehre dargestellt.
Man denke zum Beispiel an den Katholizismus, wo die Engelverehrung eine offiziell anerkannte Rolle spielt, obwohl die Bibel dies ausdrücklich verbietet. Das ist Animismus.
Weiterhin haben wir schon gelesen (Kolosser 1,16), dass alle Engel von Gott geschaffen wurden. Genauer gesagt, wurden sie durch Jesus Christus geschaffen. In Kolosser 1,16 heißt es, dass alles durch ihn geschaffen wurde, also auch die Engel.
Böse Geister im Animismus und biblische Sicht
Wir kommen zu den bösen Geistern. Die Lehre des Animismus besagt, dass sie sich sichtbar machen können. Man stellt sie sich auf ganz verschiedene Weise vor: als Mischformen zwischen Tier und Mensch oder als Menschen mit fehlerhafter Gestalt. Sie stinken und haben Körpergeruch. Deshalb erklärt man, wenn man irgendwo einen Gestank riecht und nicht weiß, woher er kommt, dass dieser von den Geistern ausgeht.
Sie können auch in der Gestalt von Drachen oder Schlangen erscheinen. Böse Geister werden als fressgierig angesehen, die stehlen. Wenn also irgendetwas auf eigenartige Weise verschwindet – und das passiert doch ständig, oder? Besonders wenn man Kinder hat –, dann werden dafür oft die bösen Geister verantwortlich gemacht oder zumindest vermutet.
Diese Geister greifen Menschen an, mit dem Ziel, sie zu kratzen, zu würgen und zu beißen. Sie fürchten sich, und bei Dämmerung kriechen sie wieder hervor, um ihr Unwesen zu treiben. Doch gute Geister werden als stärker angesehen als böse.
Wenn man einem Animisten die Frage stellt, woher die bösen Geister kommen, zuckt er meistens mit den Schultern. Diese Frage bleibt unbeantwortet. Jedenfalls sind sie nicht von Gott geschaffen. Die Herkunft des Bösen bleibt also ein Geheimnis.
Im Licht der Bibel sehen wir jedoch, dass ein Engel mit Satan gefallen ist. Der Fall Satans wird in Jesaja 14,12 und folgende sowie Hesekiel 28,12 und folgende beschrieben. In Jesaja geht es zunächst um den König von Babel, doch der Prophet zeigt weiter auf die Macht, die den König von Babel dämonisch besitzt. Deshalb wird plötzlich von dieser Macht gesprochen, die sich durch Besessenheit mit dem König von Babel identifiziert hat. Dort wird der Fall Satans beschrieben: „Wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte, zur Erde gefallen!“
Übrigens hat der Ausdruck „Glanzstern“ im Lateinischen den Begriff „Lucifer“ gegeben, daher kommt auch die Bezeichnung Lucifer für Satan.
In Hesekiel 28,12 geht es zunächst um den König, den Fürsten von Tyrus. Doch plötzlich weist der Prophet darüber hinaus auf die Macht hin, die ihn beherrschte. Diese Macht wird als Cherub bezeichnet – ein Thronengel, der gefallen ist. Er war vollkommen geschaffen worden. Das war ja der König von Tyrus nicht, der als Sünder geboren war, aber dieser Cherub war vollkommen geschaffen und fiel dann in Sünde.
Auch 1. Timotheus 3,6 spielt auf den Fall des Teufels an, der sich im Hochmut überhob und sein wollte wie Gott. Offenbar spricht Vers 8 auch über Satan und seine Engel, die dann aber von Michael und seinen Engeln besiegt werden. Das zeigt, dass die Animisten Recht haben, wenn sie sagen, dass die guten Geister stärker sind als die bösen.
Manche Dinge stimmen also. Doch dann geht es weiter mit Täuschungen und Lügen! In Epheser 6,10-12 lesen wir, dass diese Fürstentümer und Gewalten unter der Herrschaft Satans als Mächte der Bosheit bezeichnet werden. Es sind böse Geister, geistliche Mächte der Bosheit.
Dort heißt es auch, sie werden als Weltbeherrscher, Kosmokratoren, bezeichnet. Das zeigt, dass gefallene Engel tatsächlich eine Funktion in Verbindung mit Völkern haben. Es überrascht daher nicht, dass ein bestimmter Stamm bestimmte Geister verehrt, ein anderer Stamm wieder andere. Diese Geister üben ihre Herrschaft über verschiedene Stämme, Dörfer und Orte aus.
Auch in Daniel 10 wird von einem Fürsten des Königreiches von Persien und einem Fürsten des Königreiches von Griechenland gesprochen. Es ist ganz klar eine Engelmacht, die dort mit guten Engeln kämpft.
Wenn man das so betrachtet, sieht man die Weltpolitik mit ganz anderen Augen. Hinter den agierenden starken Männern und Frauen wirken geistliche Mächte der Bosheit. Die Verbindung zwischen den beiden Schachbrettern – dem unsichtbaren oberen und dem sichtbaren unteren, von dem man in den Zeitungen liest – ist sehr direkt.
Beispielsweise hat sich Alexander der Große ständig auf mediale Art beraten lassen, was er tun soll. Das ist heute nicht anders. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der amerikanische Geheimdienst sehr stark mit Medien zusammenarbeitet. Auch die Präsidentschaft in Amerika ist von solchen Dingen nicht frei. Spiritismus und Wahrsagerei haben einen sehr direkten Einfluss auf Entscheidungen.
Also: böse Geister, Weltbeherrscher. Im Neuen Testament werden diese Geister Dämonen genannt, zum Beispiel in Lukas 8,27. Dort geht es um den Gadarener, der von einer Legion Dämonen besessen war.
Der Herr Jesus nennt Satan in Johannes 10,44 den Menschenmörder von Anfang an. Satan hasst die ganze Menschheit und würde sie am liebsten alle vernichten. Doch er steht unter Gottes Gewalt und kann es deshalb nicht tun. Nur insofern, wie Gott es zulässt, werden Menschen durch Mord oder Krieg getötet.
In Offenbarung 12,3 und 9 wird Satan als blutroter Drache beschrieben. Er steckt hinter den Kriegen dieser Welt. Das Eigenartige ist, dass er auch politisch entgegengesetzte Blöcke gegeneinander ausspielen kann, obwohl beide unter seiner Kontrolle stehen. Warum machen sie das? Weil sein Ziel ist, möglichst viele Menschen zu zerstören.
Wir sehen deutlich: Satan ist der Menschenmörder von Anfang an. Die Bibel sagt aber auch, dass diese Geister, diese Engel, von Gott erschaffen wurden. Das wissen die Animisten normalerweise nicht.
Die Bibel gibt auch die Antwort auf den Ursprung des Bösen: Diese Engel waren Wesen mit einem Willen, einem individuellen Willen. Es gab die Möglichkeit der Rebellion gegen Gott. In Jesaja 14,12 und folgende wird beschrieben, wie Satan als Engel sein wollte wie Gott und deshalb gestürzt wurde – wegen Hochmut.
Der höchste Gott im Animismus und biblische Sicht
Jetzt kommen wir zu dem Begriff des höchsten Gottes. Wie gesagt, die meisten Stämme wissen um die Existenz des höchsten Schöpfergottes. Das ist ein gewaltiges Phänomen. Die Lehre des Animismus ist so: Der höchste Gott wohnt weit weg im Himmel und steht nicht in direkter Beziehung zu den Menschen. Man kann also weltweit zeigen, dass eine Trennung des Menschen von Gott besteht, denn normalerweise wird er als weit entfernt und ohne Beziehung wahrgenommen.
Einem Animisten muss man nicht zuerst erklären, dass er von Gott getrennt ist; das ist ihm bewusst. Erstaunlich ist auch, dass dieser höchste Gott im Animismus normalerweise nicht bildlich dargestellt wird. Das ist hochinteressant. Allerdings spielt er meistens keine Rolle im Kult der Animisten, also in der Religion, die sie praktizieren. Er steht außerhalb. Sein Wesen wird normalerweise als gut, allmächtig und allwissend beschrieben. Es gibt viele schöne Namen für ihn, wie zum Beispiel „Herr des Himmels“ und andere Bezeichnungen, die gut zum Gott der Bibel passen.
Aber nun kommt das Traurige: Im Animismus sind die Zwischeninstanzen wichtiger als der höchste Gott. Er ist draußen. In Afrika zum Beispiel kennen praktisch alle Stämme den Schöpfergott, verehren ihn aber nicht. Es gibt drei große Kategorien von Vorstellungen:
Die einen Stämme sagen, ihre Vorfahren hätten gegen ihn gesündigt, deshalb sei er zornig auf sie und habe keine Beziehung mehr zu ihnen. Man betet normalerweise nicht zu ihm. Je nach Stamm gibt es jedoch Situationen in schweren Krisen, in denen man auch zum höchsten Gott betet. Das ist aber unüblich.
Andere Stämme sagen, er sei viel zu erhaben für sie. Sie sehen sich als zu klein und unwürdig, ihn anzubeten. So wird der Kontakt elegant umgangen.
Eine sarkastische dritte Gruppe sagt, er habe ihnen nie etwas zuleide getan, deshalb müssten sie ihm keine Opfer oder Verehrung bringen. Im Gegensatz dazu müsse man den bösen Geistern und den Totenseelen Opfer bringen.
Im Licht der Bibel, insbesondere Römer 1,18 und folgende, die wir am Anfang gelesen haben, zeigt der Römerbrief, dass die Menschen den Schöpfergott kennen, ihn aber trotzdem nicht verehren. Stattdessen verehren sie die Natur. Das ist interessant. Der Römerbrief wurde vor fast zweitausend Jahren geschrieben, und das, was wir heute aus der Völkerkunde wissen, ist ein Ergebnis, das erst seit dem 19. und 20. Jahrhundert richtig ans Licht gekommen ist.
Früher interessierte man sich kaum für die sogenannten „barbarischen Völker“, wie man sie damals nannte. Das Interesse an diesen primitiven Völkern kam zuerst wesentlich von der christlichen Mission. Nicht die Ethnologen waren die Hauptinteressenten. Dieses Interesse hing mit der Erweckung zusammen, einer gewaltigen Bewegung in der Kirchengeschichte im 18. und 19. Jahrhundert, die große Teile Europas und Nordamerikas erfasste. Es war eine Rückkehr zur Bibel und zur Verkündigung des biblischen Evangeliums. Viele Menschen in unserem Kulturkreis bekehrten sich damals. Sie hatten das Problem, was sie mit ihrer Sündenschuld tun sollten und wie sie frei werden könnten.
Die Zeit der großen Evangelisten begann mit Whitfield und anderen. Sie sahen große Frucht. In dieser Zeit stellte man sich die Frage, ob das Evangelium nur für uns sei. In der Bibel sieht man die weltweite Bedeutung des Evangeliums. Deshalb wollte man es auch den abgelegensten Stämmen bringen.
So erlebte die Weltmission einen Aufschwung wie nie zuvor seit dem ersten Jahr der Kirche. Um nur ein paar Zahlen zu nennen: Um 1800 war die Bibel in etwa 70 Sprachen übersetzt. Um 1830 waren es bereits 157 Sprachen. Das heißt, in den 30 Jahren der großen Erweckung des 19. Jahrhunderts wurde auf diesem Gebiet mehr geleistet als in den 1800 Jahren zuvor.
Das war Erweckung – die Bibel verbreiten, das zeigt Erweckung. Bis heute hat sich das weiter vermehrt. Im Moment gibt es über 2200 Sprachen, in die wenigstens Bibelteile übersetzt sind. Und auch auf Kassette, was eine gewaltige Entwicklung ist: Audio-Gospel. Diese Mission besteht seit 50 Jahren und hat es auf über 500 Sprachen und Dialekte gebracht. Sie haben Tonbandgeräte für den Busch entwickelt, die ohne Batterie funktionieren. Man muss nur am Dynamo drehen, und dann kann man die frohe Botschaft in irgendeiner Indianersprache im Urwald hören.
Man hat in dieser Hinsicht so viel geleistet. Durch diese Kontakte in der neueren Geschichte sind diese Völker bekannt geworden. Man hat festgestellt, dass sie einen höchsten Gott kennen, ihn aber normalerweise nicht verehren. Deshalb konnten die Bibelübersetzer meist sehr einfach die Namen des höchsten Gottes aus der jeweiligen Kultur bei der Übersetzung der Bibel übernehmen. Das war normalerweise kein Problem.
Man muss aber sehr gut prüfen, wie das Konzept des höchsten Gottes ist. Es gibt zum Beispiel Indianerstämme, die die Vorstellung von Manitu, dem höchsten Geist, haben. Dieser entspricht aber überhaupt nicht dem biblischen Gott. In den meisten Völkern passt das Konzept jedoch zusammen. Man konnte das Evangelium bringen und sagen: Wir bringen euch keine neue Religion, sondern das, was eure Vorfahren einmal wussten. Es gibt einen Weg zurück zu Gott.
Das ist auch das Geheimnis der Mission der vergangenen zweihundert Jahre, warum so viele Menschen aus animistischen Kulturkreisen zum Glauben gekommen sind. Sie wussten nichts über eine Rückkehr zum wahren Gott. Man musste ihnen diesen Weg nur erklären. Millionen sind diesen Weg gegangen und wurden frei von der Angst vor den Geistern.
Das muss man den Leuten erzählen, die dauernd über christliche Mission schimpfen und behaupten, sie zerstöre Kulturen. Dann können wir sagen: Was haben diese Missionare gemacht? Sie haben dazu beigetragen, dass unsere westlichen Sprachen die eingeborenen Sprachen nicht zerstören. Viele dieser Völker haben jetzt ein Alphabet für ihre eigene Sprache bekommen. So können sie eine eigene Literatur schaffen und ihre Identität als Stamm bewahren.
Urzeiterzählungen und Parallelen zur Bibel
Nächster Punkt: Urzeiterzählungen
Bei Völkern weltweit wurden Parallelen zu 1. Mose 1-11 gefunden, insbesondere zur Schöpfung. Es gibt Übereinstimmungen mit der Schöpfungsgeschichte in 1. Mose 1 und 2, zum Paradies, zum Sündenfall und dessen Folgen wie Tod, Armut, Schmerz und Krankheit. Auch Parallelen zur Sintflut sind oft bis ins kleinste Detail vorhanden. Über dreihundert Berichte aus allen fünf Kontinenten sind bekannt.
Ebenso finden sich Erzählungen zum Turmbau und zur Sprachverwirrung. Besonders interessant ist das Beispiel aus Mexiko, wo man die Stufentürme der Indianer, etwa bei den Azteken, sieht. Diese ähneln erstaunlich den Stufentürmen im Zweistromland. Sie hatten offenbar eine ähnliche Funktion.
Dort gibt es auch Geschichten vom Turmbau und der Sprachverwirrung. Die Erzählungen berichten, dass die Menschen zusammenkamen, um einen Turm zu bauen. Gott wurde erzürnt, verwirrte die Sprachen, und so zerstreuten sich die Völker über die ganze Welt. Diese Parallelen sind sehr auffällig.
Zur Literatur: Fred Hartmann hat kürzlich ein Buch über die Turmbau-Erzählungen herausgegeben. Es ist bei Wort und Wissen im Hensler Verlag erschienen. Ein weiteres ausgezeichnetes Buch zu diesem Thema ist Don Richardsons "Ewigkeit in ihren Herzen". Ich besitze drei Exemplare davon. Das Buch kostet 27,50 Euro und ist zwar ziemlich teuer, enthält jedoch sehr umfangreiches Material. Es zeigt auch Beispiele von Stämmen, die dennoch den höchsten Schöpfergott verehrten.
Immer wieder tauchen Lehransätze auf, etwa bei Völkern im Himalaya-Gebiet. Dort wurde dem animistischen Stamm gesagt: „Das ist böse, was ihr tut. Ihr dürft die Geister nicht verehren. Ihr müsst den einen wahren Gott verehren und eure Sünden ihm bekennen.“ Das ist sehr frappierend.
Ethnologen entgegneten darauf, dass diese Parallelen durch christliche Missionare entstanden seien. Diese seien gekommen, hätten biblische Geschichten erzählt und daraus eigene Mythen gemacht. Diese Erklärung wird als Missionarshypothese bezeichnet.
Was spricht dagegen? Warum findet man weltweit Parallelen zu 1. Mose 1-11, aber nicht zum Beispiel zum Auszug aus Ägypten oder zu Jona im Bauch des Fisches? Die Parallelen enden etwa in Kapitel 11, der Zeit, als sich die Völker zerstreuten. Das gemeinsame Wissen reicht bis 1. Mose 11,8, danach bricht es ab.
Diese Beobachtungen sind ein starker Beweis für die Wahrheit der ersten elf Kapitel der Bibel, für die historische Tatsache der Sintflut und für den gemeinsamen Ursprung der Menschheit.
Ethik, Gebet und Kult im Animismus
Jetzt wenden wir uns dem Thema Ethik, Gebet und Kult im Animismus zu. Ethik wird dort so verstanden, dass gut ist, was dem Zusammenleben des Stammes nützt. Das klingt auf den ersten Blick recht nationalsozialistisch: Gut ist, was dem Volk nützt. Diese Sicht erklärt beispielsweise, warum viele Animisten Kopfjäger sein konnten. Eigene Stammesmitglieder zu töten, gilt als schweres Vergehen, aber Menschen aus anderen Stämmen zu töten, ist erlaubt.
Man weiß also genau, was gut und recht ist, was richtig und falsch ist, doch es gibt kein absolutes Gut. Es wird immer abgewogen, ob es dem Stamm nützt. Das Böse wird vor allem auf zwischenmenschlicher Ebene gesehen. Der Animist beschäftigt sich weniger mit der Frage, ob er vor dem höchsten Gott schuldig ist. Schuld besteht vielmehr auf zwischenmenschlicher Ebene oder gegenüber den Geistern und Totenseelen.
Auch hier zeigt sich eine Schwierigkeit, wenn Missionare kommen. Gebete dienen dazu, sich abzusichern und höhere Mächte günstig zu stimmen. Es ist nicht wie im Christentum, wo Ehrfurcht vor Gott eine zentrale Rolle spielt. Dort hat das Beten nicht die Bedeutung, etwas zu bekommen oder die höhere Macht für sich zu gewinnen. Im Animismus ist das Beten eher wie ein Handel: Es geht um Nutzen, Aufwand und Ertrag.
Deshalb sind im Totenkult die Opfer sehr wichtig. Die Kulte müssen genau nach Vorschrift eingehalten werden, sonst nützen sie nichts. Man kann eigentlich nie genug kultische Handlungen vollziehen. Daher ist das ganze Leben von diesen Kulten beherrscht. Ständig achtet man auf Vorzeichen. Wenn zum Beispiel heißes Wasser überläuft, sagt man nicht etwa: „Ich habe zu viel Wasser reingetan“, denn das wäre Ursache-Wirkungs-Denken. Stattdessen fragt man: „Was bedeutet das?“ Es ist ein Vorzeichen für die Zukunft.
Der Fachausdruck für Vorzeichen ist Omina. Man beginnt, diese Vorzeichen zu deuten, das nennt man Zeichendeuterei. Alles, was geschieht, hat eine Bedeutung. Man versucht auch, die Zukunft zu wissen, etwa durch Totenbefragung, Wurforakel oder Gottesurteile. Wenn zum Beispiel etwas gestohlen wurde und es Verdächtige gibt, müssen diese siedendes Wasser trinken. Wenn es ihnen nichts macht, waren sie nicht die Täter.
Magie und Schutzzauber dienen dazu, sich gegen Geister zu schützen. Dazu trägt man Amulette oder Tätowierungen, benutzt Glücksbringer. Schwarze Magie, also Schadzauber, wird betrieben. Traumdeutung beherrscht das ganze Leben. Träume werden so real gesehen wie der Alltag.
Alles ist geprägt vom Schamanismus. Der Schamane ist ein Auserwählter im Stamm, der Kraft durch die Aufnahme von Geistern erhält. Dadurch wird er zum Krankenheiler. Für ihn sind Visionen wichtig, um mit den Geistern in Kontakt zu kommen und ihre Kraft zu empfangen. Dabei werden Drogen wie Pilze verwendet, laute, rhythmusbetonte Musik gespielt, um den Kontakt zu öffnen. Auch die ständige Wiederholung gleicher Wörter hilft dabei.
Zungenreden wird praktiziert, um mit den Geistern in Kontakt zu treten. Wilde Tänze, ekstatisches Singen und Mandalas – also Kreisbilder – werden benutzt, um Ekstase zu erreichen oder innere Visualisierung zu fördern. Man stellt sich innerlich vor, was man will, und erhält es dann magisch.
Wenn der Geist übereinkommt, beginnen die Menschen zu zittern, zu zucken, zu zappeln. Es kommt zur Versteifung der Glieder, Verkrampfung und plötzlich fallen sie um. Dabei stoßen sie Tierstimmen aus. Sehr oft kommt es zu Zungenreden, unkontrolliertem Lachen, fremden Stimmen, Grimassen, Stöhnen oder Tobsuchtsanfällen.
Oft erleben sie Unverletzlichkeit: Sie können über glühende Kohlen gehen, ohne verletzt zu werden. Schmerzunempfindlichkeit zeigt sich darin, dass sie sich mit Messern durch die Wangen stechen können und die Wunden sich sofort wieder schließen.
Wenn wir das im Licht der Bibel betrachten, lernen wir die dunkelsten, aber zentralen Seiten des Animismus kennen. Gut ist nicht, was dem Volk oder dem Stamm nützt, sondern gut ist, was dem Willen Gottes entspricht (Römer 12,2).
Der Herr Jesus erklärt in der Bergpredigt: Gebete sind keine Verdienstmittel. Wir sollen nicht plappern wie die Heiden, die meinen, dass sie um ihres vielen Redens willen erhört werden (Matthäus 6,7). Wir können Gott nicht mit Gebet zwingen. Das ist animistisch. Intensives und vertrauensvolles Beten ist richtig, aber wir können Gott nicht durch stundenlanges Beten in der Nacht zwingen, etwas zu tun.
Gebet ist vertrauensvolle Kommunikation und Gemeinschaft mit Gott (Matthäus 6,7-14). Dort erklärt Jesus das Vaterunser ganz präzise, wo man Gott zuerst die Ehre gibt: „Vater, der du bist in den Himmeln, dein Name werde geheiligt...“
Alle Formen von Esoterik, Okkultismus, Magie, Zauberei, Drogenmissbrauch und Götzendienst sind nach der Bibel schwere Sünde (5. Mose 18,9-14). Dort heißt es: „Wenn du in das Land kommst, das der Herr, dein Gott, dir gibt, so sollst du nicht lernen, nach den Gräueln dieser Nationen zu tun. Es soll keiner unter dir gefunden werden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt, keiner, der Wahrsagerei treibt, kein Zauberer, Beschwörer, Magier, Bandschreiber, Totenbeschwörer oder Wahrsager oder der, der die Toten befragt. Denn ein Gräuel für den Herrn ist ein jeder, der diese Dinge tut und um dieser Gräuel willen treibt. Der Herr, dein Gott, siehe die Kanaaniter vor dir, hat dich dazu berufen, vollkommen gegen den Herrn, deinen Gott, zu sein. Denn diese Nationen, die du austreiben wirst, hören auf Zauberer und Wahrsager, du aber nicht.“
Im Galaterbrief 5,20 werden die Werke des Fleisches genannt, darunter Zauberei. Das griechische Wort hier ist Pharmakeia, was ursprünglich Drogenmissbrauch bedeutet. Die Bedeutung hat sich erweitert und umfasst alle Formen von Magie und Okkultismus.
Im 1. Korinther 10,20 heißt es: „Sondern dass das, was die Nationen opfern, sie den Dämonen opfern und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen. Ihr könnt nicht des Herrn Kelch trinken und der Dämonen Kelch; ihr könnt nicht des Herrn Tisches teilhaftig sein und des Dämonen Tisches. Oder reizen wir den Herrn zur Eifersucht? Sind wir etwas stärker als er?“ Diese Worte sprechen für sich.
Das Neue Testament verbietet ganz klar Ekstase. Vierzehnmal wird im Neuen Testament zum Wachen aufgerufen (zum Beispiel Matthäus 26,41). Elfmal findet man den Aufruf zur Nüchternheit, etwa in 2. Timotheus 4,5. Dort steht: „Du aber sei nüchtern in allem.“ Das griechische Wort nepho bedeutet laut Walter Bauers Standardwörterbuch zum Neuen Testament „Abwesenheit von jeglicher geistigen und seelischen Trunkenheit, Exaltiertheit, Verwirrnis“.
Der Heilige Geist ist ein Geist der Selbstbeherrschung und des gesunden Denkens, der Besonnenheit. So wird er genannt in 2. Timotheus 1,7: Geist des Sophronismos, was Selbstbeherrschung, gesundes Denken und Besonnenheit bedeutet. Der Heilige Geist führt nie zum Verlust der Selbstkontrolle.
Interessant ist, welche Auswirkungen Besessenheit im Animismus hat. Diese wurden in den vergangenen Jahren als Symptome des Erfülltwerdens mit dem Heiligen Geist präsentiert: Zittern, Schreien, Lachen, Umfallen und Ähnliches. Das sind jedoch ganz eindeutige Besessenheitssymptome aus dem Animismus.
Auch die Methoden, wie man dazu kommt – etwa durch starke Rhythmusmusik, um die Leute aufzuheizen – entsprechen genau den Praktiken im Animismus. Dort sind diese Rituale normalerweise nicht für die Allgemeinheit, sondern für die Schamanen bestimmt.
Bei uns werden diese Methoden sogar noch mit weiteren Mitteln verstärkt, die es im Busch nicht gibt, zum Beispiel mit Lasern. Ich habe das einmal in einem sogenannten Gottesdienst erlebt. Das möchte ich nie wieder erleben: Dreiviertelstunde totale Rockmusik mit Bässen unter dem tiefsten Ton des Klaviers (27,5 Hertz) – solche Töne können bei temperamentvollen Menschen Aggressionen auslösen, andere können in Depressionen verfallen.
Dazu Laserlicht, das im Halbdunkel auch bei geschlossenen Augen blendet, und totaler Tanz wie in einer Disko, gefolgt von einer Predigt. Das sind genau diese Dinge, und sogar noch modernisierte Mittel, um die animistischen Folgen auszulösen.
Ein weiterer Punkt: Der Ausdruck, der im Neuen Testament mit „besessen“ übersetzt wird, lautet auf Griechisch „daimonizomai“. Das bedeutet „von Dämonen gequält sein“ oder allgemein „dämonisiert sein“. Man merkt, dass das graduell verschieden sein kann. Der Extremfall ist totale Besessenheit, aber auch unter dämonischem Einfluss zu stehen, ist eine Stufe.
Das sehen wir in Lukas 8 am Beispiel des Gadarener Dämonisierten, der ein besonders schlimmer Fall war. Nicht alle sind gleich betroffen.
Die animistischen Opfer können wir als eine Perversion der auf Christus hinweisenden Opfer deuten. Denn vor der Sintflut gab es ja die Opfer in 1. Mose 3-9, die diese Völker noch kannten, und sie haben sie für die Geisterverehrung pervertiert.
Im Licht der Bibel können wir sagen, dass es eine Befreiung aus der Gewalt der Finsternis gibt (Kolosser 1,13). Dort heißt es: „Er hat uns errettet aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe, in dem wir die Erlösung haben, die Vergebung der Sünden.“ Das griechische Wort für „errettet hat“ steht im Aorist, einer abgeschlossenen Handlung in der Vergangenheit.
Als Erlöste dürfen wir sagen: „Ich bin befreit aus dem Reich der Schlange und versetzt.“ Das ist ebenfalls eine abgeschlossene Handlung in der Vergangenheit, kein Prozess. Wir sind versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe.
Es ist ganz wichtig, diese Dinge nicht zu verwischen. Wer wirklich zur Bekehrung gekommen ist, darf sich darauf stützen: Ich bin aus dem Machtbereich Satans herausgerissen und versetzt worden.
Ziele und Vorstellungen im Animismus und biblische Hoffnung
Im Animismus wird die Harmonie zwischen Lebenden und Toten angestrebt. Alles ist auf die Geisterwelt ausgerichtet und von ihr motiviert. Man sieht es so: Der Mensch stirbt und wird dann zu einer Totenseele. Die Eigenschaften und der Name bleiben erhalten. Die Familie muss für die Totenseele sorgen.
Dies geschieht durch ein gutes Begräbnis und eine angemessene Beerdigung mit allen dazugehörigen Kulten. Beigaben werden ins Grab gelegt, die für das weitere Leben notwendig sind, ebenso wie Opfer. Nur so kann die Totenseele zur Ruhe kommen.
Doch wie geht es weiter? Wenn die letzte Person, die sich noch an den Verstorbenen erinnert, stirbt, dann vergeht auch die Totenseele. Was bedeutet das? Es gibt kein ewiges Leben. Die Seele lebt zwar länger als der Mensch im Diesseits, aber irgendwann hört sie auf zu existieren. Die Seele löst sich immer mehr auf, bis sie schließlich nicht mehr vorhanden ist.
Es gibt keine Ewigkeit und keine Erlösung – darin leben die Anhänger des Animismus. Und wir sollen diese Menschen in Ruhe lassen, da sie ja glücklich sind.
Hier zeigt sich die Wichtigkeit der frohen Botschaft. Sie offenbart uns, dass es ein Weiterleben nach dem Tod gibt, entweder im Paradies oder im Gefängnis. Es gibt eine Auferstehung zum Leben beziehungsweise zum Gericht (Apostelgeschichte 24,15). Es gibt eine ewige Pein und ein ewiges Leben (Matthäus 25,46). Und es gibt einen Weg zurück zu Gott (Johannes 14,6).
Es gibt Erlösung durch das stellvertretende Opfer von Jesus Christus (Römer 3,23).
Heute sehen wir, dass der Animismus bereits im Kindergarten Einzug hält – durch Traumreisen und Fantasiereisen, die animistische Techniken sind. Unsere Kinder sollen so zu Animisten erzogen werden, und das können wir nicht akzeptieren. Wir müssen als Lehrer deutlich machen: Nein, das möchten wir nicht.
In den eingeborenen Stämmen gibt es ein Wissen, das in unserer Kultur verloren gegangen ist. Wir sollten zurückkehren, aber bis ganz zum Anfang – und das ist die Hoffnung, zurück zum einen Schöpfergott zu finden.
Unsere Kultur bewegt sich auf dem Weg zum Schamanismus und Animismus. Wir sind berufen, als Zeugen zu zeigen, wo die alte Weisheit der Völker steckt. Sie ist nämlich noch ein kleines Überbleibsel des Wissens um den einen wahren Gott. Und wir wissen aus der Bibel, dass es einen Weg zurück gibt.
Kann jemand zum Schluss noch beten?