Guten Abend, ich möchte alle ganz herzlich begrüßen.
Heute Abend beschäftigen wir uns mit Lukas 8. Wir lesen zunächst von Vers 1 bis Vers 21.
Darf ich bitten, dass jemand vorliest?
Einführung und Lesung des Textes
Und es geschah danach, dass er nacheinander Städte und Dörfer durchzog. Dabei predigte er und verkündigte das Evangelium vom Reich Gottes. Die zwölf Jünger waren mit ihm, ebenso einige Frauen, die von bösen Geistern und Krankheiten geheilt worden waren. Unter ihnen waren Maria, genannt Magdalena, von der sieben Dämonen ausgefahren waren, Johanna, die Frau des Chusa, des Verwalters Herodes, Susanna und viele andere. Diese Frauen dienten ihnen mit ihrer Habe.
Als sich aber eine große Volksmenge versammelte und Menschen aus jeder Stadt zu ihm kamen, sprach er in einem Gleichnis: Der Sämann ging aus, um seinen Samen zu säen. Dabei fiel einiges an den Weg, und es wurde zertreten, während die Vögel des Himmels es auffraßen. Anderes fiel auf den Felsen, und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Wieder anderes fiel mitten unter die Dornen, und als die Dornen mit aufwuchsen, erstickten sie es. Doch anderes fiel in die gute Erde, ging auf und brachte hundertfache Frucht.
Als er dies sagte, rief er aus: „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ Seine Jünger fragten ihn, was dieses Gleichnis bedeute. Er antwortete: „Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu wissen, den übrigen aber in Gleichnissen, damit sie sehend nicht sehen und hörend nicht verstehen.“
Dies aber ist die Bedeutung des Gleichnisses: Der Same ist das Wort Gottes. Die, die am Weg sind, sind diejenigen, welche hören. Dann kommt der Teufel und nimmt das Wort aus ihren Herzen weg, damit sie nicht glauben und errettet werden. Die aber auf dem Felsen sind, sind diejenigen, die, wenn sie hören, das Wort mit Freuden aufnehmen. Doch sie haben keine Wurzel. Für eine Zeit glauben sie, doch in der Zeit der Versuchung fallen sie ab.
Das, was unter die Dornen fiel, sind diejenigen, die gehört haben, aber hingehen und durch Sorgen, Reichtum und Vergnügungen des Lebens erstickt werden und nichts zur Reife bringen. Das in der guten Erde aber sind diejenigen, die in einem redlichen und guten Herzen das Wort, nachdem sie es gehört haben, bewahren und Frucht bringen mit Ausharren.
Niemand aber, der eine Lampe angezündet hat, bedeckt sie mit einem Gefäß oder stellt sie unter ein Bett. Stattdessen stellt er sie auf ein Lampengestell, damit die Hereinkommenden das Licht sehen. Denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werden wird, noch geheim, was nicht kund werden und ans Licht kommen soll.
Seht nun zu, wie ihr hört! Denn wer hat, dem wird gegeben werden, und wer nicht hat, von dem wird selbst das genommen werden, was er zu haben meint.
Es kamen aber seine Mutter und seine Brüder zu ihm, doch sie konnten wegen der Volksmenge nicht zu ihm gelangen. Es wurde ihm berichtet: „Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen dich sehen.“ Er aber antwortete und sprach zu ihnen: „Meine Mutter und meine Brüder sind die, welche das Wort Gottes hören und tun.“
Überblick über die Struktur des Abschnitts und vorherige Predigt
Wir haben gesehen, dass Teil vier im Lukas-Evangelium, die Kapitel sieben und acht, so aufgeteilt ist, dass acht Abschnitte entstehen, die zueinander harmonisch aufgebaut sind. Vier Abschnitte stehen parallel zu den anderen vier.
Beim letzten Mal haben wir die Sünderin im Haus des Pharisäers Simon betrachtet. Diese Frau zeigt beispielhaft, wie jemand durch Glauben gerettet wird. Sie hat den Herrn geliebt, weil ihr so viel vergeben worden ist. Nicht etwa, weil sie so viel geliebt hätte und deshalb so viel Vergebung erfahren hat, sondern aus Dankbarkeit für die Vergebung ihrer unermesslichen Schuld als Prostituierte will sie ihr Leben ganz dem Herrn übergeben.
Wir haben gesehen, wie sie mit einer teuren Alabasterflasche und wertvollem Salböl gekommen ist, um diese für den Herrn einzusetzen. Dieser Abschnitt mit der Sünderin erstreckt sich bis zum Schluss von Kapitel sieben, doch die Verse eins bis drei gehören ebenfalls zu diesem Abschnitt.
Dabei geht es um eine Frau, die dem Herrn aus Dankbarkeit für ihre Rettung dient.
Die Rolle weiterer Frauen als Beispiele für Dankbarkeit und Dienst
Und nun geht dieses Thema genau weiter. In den ersten drei Versen nennt Lukas noch weitere Frauen als Beispiele. Nicht nur diese große Sünderin, sondern auch ganz andere Frauen handeln genauso.
Können wir zusammenfassen, welche Frauen dort erwähnt werden? Maria Magdalena in Vers 2, Johanna, die Frau des Chuzas, eines Verwalters des Herodes. Sehr interessant: Sie ist eine hochgestellte Frau, deren Mann ein hoher Beamter des Fürsten Herodes war. Herodes war der Sohn des Kindermörders von Bethlehem, Fürst von Galiläa. Also eine sehr reiche Frau, die in ihrem Reichtum gefangen war, aber durch den Herrn errettet und befreit wurde. Nun setzt sie aus ihrem Privatvermögen ein, um dem Herrn zu dienen.
Von Maria Magdalena wird gesagt, dass sieben Dämonen aus ihr ausgefahren sind. Aber nicht nur bei ihr, sondern Lukas erklärt, dass auch einige andere Frauen – Vers 2 – von bösen Geistern und Krankheiten geheilt worden waren. Diese Frauen werden aufgelistet: neben Maria Magdalena auch Susanna und viele andere. Insgesamt sind es drei namentlich genannte Frauen plus viele weitere, die alle dasselbe illustrieren: Frauen, die dem Herrn dienen, aus Dankbarkeit für ihre Befreiung aus einem moralischen Sumpf, aus dem Okkultismus – wenn man von Besessenheit spricht. Sie dienen dem Herrn mit ihrem Besitz.
Ganz wichtig: In diesem ganzen Abschnitt geht es um das Thema „Wer ist der Retter?“ Jesus Christus ist der Messias und der Retter. Und wie geschieht Rettung? Es wird deutlich gemacht, dass Rettung durch Umkehr geschieht. Man kann Gott nichts vorweisen. Das hatten wir besonders in Kapitel 7, Verse 1-17 gesehen. Der Hauptmann von Kapernaum sagt: „Ich bin nicht würdig.“ Die jüdischen Führer sagen: „Der Mann ist würdig, denn er liebt Israel und hat uns eine Synagoge gebaut.“ Aber er selbst sagt: „Nein, ich bin nicht würdig, ich habe nichts vorzuweisen, ich habe kein Recht, vom Herrn etwas zu erwarten. Aber ich bitte einfach: Herr, greif ein, rette! Mache meinen Knecht gesund!“
Dieses Prinzip wird hier gezeigt: Rettung ohne irgendwelchen Verdienst. Aber als Dank für die Rettung folgt Hingabe und Dienst für den Herrn, und zwar gerade auch, indem man den Besitz für ihn einsetzt. Die Sünderin bringt die teure Alabasterflasche mit Salböl. Von diesen Frauen lesen wir in Vers 3, dass sie ihm mit ihrem Besitz dienten.
Das ist parallel zu der Geschichte der blutflüssigen Frau, die ebenfalls von hinten zum Herrn kommt, ihn berührt und dadurch geheilt wird – von ihrem Blutfluss und ihrer rituellen Unreinheit. Aber bei dieser Frau wird auch etwas über ihren Besitz gesagt. Was? Sie hat ihr Vermögen gebraucht. Sie hat Geld für Therapien ausgegeben, die alle nichts gebracht haben.
Schauen wir das kurz noch an: Lukas 8, Vers 43. Edmund kann das vorlesen:
„Und eine Frau, die seit zwölf Jahren an einem Blutfluss litt und obwohl sie ihren ganzen Lebensunterhalt für die Ärzte ausgegeben hatte, von niemandem geheilt werden konnte, kam von hinten herzu, berührte die Quaste seines Kleides, und sogleich hörte ihr Blutfluss auf.“
Ja, also auch ihren Lebensunterhalt hat sie für die Ärzte ausgegeben – und es brachte nichts. Hier aber haben diese Frauen Rettung erfahren und setzen nun ihren Besitz für den Herrn und seine Sache ein.
Das Schöne ist: Diese blutflüssige Frau hatte gar nichts mehr. Deshalb konnte sie auch nicht zum Herrn kommen und sagen: „Ich gebe dir etwas, wenn du mich heilst.“ Sie hatte nichts. Trotzdem wird sie allein durch Gnade gesund gemacht.
Das Geheimnis des Reiches Gottes und die Bedeutung der Gleichnisse
Ja, und jetzt gehen wir weiter zu Kapitel 8, Verse 4 bis 21. Dort haben wir wieder einen neuen Abschnitt. Man kann sagen, hier geht es um das Geheimnis oder die Geheimnisse des Reiches Gottes.
Edmund, kannst du Vers 10 nochmals vorlesen? Was dieses Gleichnis bedeute. Er aber sprach: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu wissen, den übrigen aber in Gleichnissen, damit sie sehend nicht sehen und hörend nicht verstehen. Danke.
Also, es geht hier um die Geheimnisse des Reiches Gottes, nicht einfach um das Reich Gottes, sondern um dessen Geheimnisse. Diese können nur von den Jüngern des Herrn verstanden werden, nicht aber von den anderen.
Hier wird also eine Scheidung gemacht zwischen denen, die Jesus Christus nachfolgen, und denen, die gewissermaßen draußen sind.
Übrigens, in der Geschichte, die parallel erzählt wird, handelt es sich um die Auferweckung des Jairus. Der Herr wird hier verlacht, als er sagt: „Dieses Mädchen schläft, ich werde es aufwecken.“ Natürlich sprach er vom Schlaf des Todes, aber er drückte es so aus, weil es für ihn, den Retter, so einfach ist, jemanden von den Toten aufzuwecken, wie es für uns ist, jemanden aus dem normalen Schlaf zu wecken.
Und sie lachen ihn aus. Aber der Herr nimmt dann nur wen mit? Johannes und Petrus. Und Vater und Mutter ganz exklusiv. Nur diese dürfen diese Aufweckung miterleben. Dann wird auch gesagt, dass sie das nicht verbreiten sollen.
In Markus 5,56 heißt es: Und ihre Eltern gerieten außer sich, er aber gebot ihnen, niemandem zu sagen, was geschehen war. Ganz exklusiv nur für die Eingeweihten.
Das ist schon mal eine Erklärung für das Wort „Geheimnis“, griechisch Mysterion. Es bezeichnet etwas, das nicht für alle bestimmt ist, sondern nur für die Eingeweihten.
Und was bedeutet „Geheimnis“ im Neuen Testament sonst noch? Es ist eine Wahrheit, die im Alten Testament verborgen war und erst im Neuen Testament aufgedeckt worden ist.
Haben Sie das mitbekommen? Gibt es für diese Definition einen Beleg, oder hast du das irgendwo in einem Kommentar gelesen, ohne Beleg?
Geheimnisse des Reiches Gottes in den Paulusbriefen
Schlagen wir Epheser auf. In den Paulusbriefen gibt es acht Geheimnisse, die er jedoch als das Geheimnis Gottes in der Einzahl bezeichnet. Dieses Geheimnis Gottes besteht aus sieben Einzelgeheimnissen. Alle betreffen das Thema der Gemeinde Gottes, den Leib Christi, also die Gläubigen ab Pfingsten (Apostelgeschichte 2) bis zur Entrückung der Gemeinde (1. Thessalonicher 4,13 und folgende).
Von diesem Geheimnis heißt es in Epheser 3, Vers 4. Ich lese aus Gründen des Zusammenhangs bereits bis Vers 6:
„Mir ist durch Offenbarung das Geheimnis kundgetan worden, wie ich es oben kurz geschrieben habe. Beim Lesen könnte man meine Einsicht in das Geheimnis des Christus merken, das in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht kundgetan wurde, wie es jetzt seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist geoffenbart worden ist. Die Nationen sollen nämlich Miterben und Miteinverleibte sein und Mitteilhaber der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium.“
Dieses Geheimnis wurde den Menschen früher nicht mitgeteilt. Im Gegensatz dazu ist es jetzt offenbart worden, und zwar neutestamentlich seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist. Dabei sind die neutestamentlichen Propheten gemeint.
Der Inhalt dieses Geheimnisses ist, dass die aus den Nationen Miterben und mit einverleibt sind. Wörtlich steht im Griechischen „mit Leib“. In Epheser 2 beschreibt Paulus dieses Geheimnis genauer: Er sagt, dass Gläubige aus dem jüdischen Volk und Gläubige aus den anderen Völkern, den Nationen, zusammengefügt wurden zu einem neuen Menschen, dem Leib Christi. Christus ist das Haupt, und die Gläubigen sind Glieder an diesem Leib.
Hier wird also gesagt, dass die aus den Heidenvölkern, den Nationen, mit Leib ein Teil dieses Leibes Christi sind, zusammen mit den jüdischen Gläubigen. Diese Wahrheit findet man im Alten Testament nirgends. Absolut nirgends! Jetzt ist sie neutestamentlich geoffenbart worden. Darum sagt Paulus, dass dies das Geheimnis des Christus ist.
Wir können noch Kolosser 1 aufschlagen, wo Paulus über ein anderes Geheimnis spricht: das Geheimnis „Christus in euch“. Dort heißt es in den Versen 25 bis 26:
„Ihr Diener bin ich geworden nach der Verwaltung Gottes, die mir im Blick auf euch gegeben ist, um das Wort Gottes zu verkünden. Es ist das Geheimnis, das von den Weltzeiten und von den Geschlechtern her verborgen war, jetzt aber seinen Heiligen geoffenbart worden ist.“
Auch hier sehen wir den Kontrast zwischen der Vergangenheit, in der das Geheimnis verborgen war, und der neuen Zeit, in der es den Aposteln mitgeteilt wurde. In Epheser wird von früheren Generationen oder Geschlechtern gesprochen – das ist das Gleiche. Hier steht zusätzlich, dass es von den Zeitaltern her verborgen war, also in früheren heilsgeschichtlichen Zeiten. Jetzt aber hat Gott es mitgeteilt.
Wie gesagt, es gibt die acht Geheimnisse in den Paulusbriefen. In den Evangelien gibt es hingegen die Geheimnisse des Reiches Gottes. Diese betreffen genau die heutige Zeit, nämlich die Zeit der Gemeinde. In dieser Zeit wird das Evangelium in der ganzen Welt verbreitet, also die Zeit der Weltmission durch die Gemeinde. Das ist das Reich Gottes.
Warum ist das ein Geheimnis? Weil das, was wir heute als Reich Gottes haben, im Alten Testament nicht zu finden ist. Dort wurde gesagt, der Messias kommt und wird das Friedensreich aufrichten – und zwar wo? Auf der Erde. Das ist wichtig: nicht im Himmel, sondern ein Friedensreich auf der Erde. Eine Stelle, die vor zweitausend Jahren unter dem jüdischen Volk, den Rabbinern und Pharisäern sehr beliebt war, ist Daniel 7.
Die messianische Herrschaft in Daniel 7 und das Reich Gottes heute
Können wir einmal genauer aufschlagen? In Daniel 7 werden die großen Weltreiche nacheinander beschrieben. Schließlich erscheint der Messias, der Menschensohn – ein Titel für den Messias. Sieh dir dazu Daniel 7,13-14 an:
„Ich schaute in Gesichtern der Nacht, und siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie der Sohn eines Menschen. Und er kam zu dem Alten an Tagen, und man brachte ihn vor ihn. Und ihm wurde Herrschaft und Ehre und Königtum gegeben. Und alle Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergeht, und sein Königtum so, dass es nicht zerstört wird.“
Hier sehen wir also, dass der Messias, der Menschensohn, auf den Wolken des Himmels kommt und die Weltherrschaft übernimmt. Das war im Alten Testament bekannt. Doch was der Herr Jesus heute über das Reich Gottes beschreibt, auch in unserem Abschnitt, ist etwas ganz anderes.
Er erzählt das Gleichnis vom Sämann, der hinausgeht und Samen auf den Acker streut. Dabei trifft der Same auf verschiedene Böden. Die Frage ist: Was bedeutet der Same? Wie kommt man darauf? Wir glauben nur, was belegt ist.
Vers 11 sagt: „Dies aber ist das Gleichnis.“ Der Same ist das Wort Gottes. Übrigens nur am Rande: Der Same ist das Wort Gottes. Man kann auch sagen, der Same bedeutet das Wort Gottes, nicht wahr? Das war doch der Streit beim Abendmahl zwischen Luther und Zwingli. Luther sagte: „Es heißt doch: Dies ist mein Leib.“ Zwingli erwiderte: „Ja, aber das hat den Sinn: Dies bedeutet mein Leib.“ Luther entgegnete: „Ja, aber es heißt: Dies ist mein Leib.“ Er hätte Zwingli auch sagen können: „Ja, und hier steht: Der Same ist das Wort Gottes.“ Aber natürlich ist nicht der Same selbst das Wort Gottes, sondern er symbolisiert es, er bedeutet das Wort Gottes. Damit wäre die ganze Auseinandersetzung geklärt gewesen.
Es gibt aber noch viele weitere Stellen. Zum Beispiel erklärt Paulus in Galater 4 die symbolische Bedeutung von Hagar und Sarai. Er sagt, Hagar, die zweite Frau von Abraham, symbolisiert den Berg Sinai in Arabien. Wie das? War Abraham etwa mit einem Berg verheiratet? Nein, Hagar steht symbolisch für den Berg Sinai in Arabien. Das heißt, sie bedeutet das Gleiche wie der Berg Sinai, nämlich Knechtschaft – das Gesetz vom Sinai, das zur Knechtschaft führt. Sarah hingegen symbolisiert die Freiheit, denn sie war keine Magd wie Hagar, sondern die Freie. Dort hat das Wort also auch eine symbolische Bedeutung. Es gibt viele weitere Beispiele.
Im Hebräerbrief 10 erklärt der Apostel Paulus, dass der Scheidevorhang in der Stiftshütte sein Fleisch bedeutet – das ist der Sinn. Der Scheidevorhang im Tempel wurde zerrissen, und zwar in dem Moment, als Jesus Christus am Kreuz starb. So symbolisiert der zerrissene Vorhang seinen Körper, der gestorben ist unter dem Gericht Gottes.
Übrigens sprechen wir manchmal so: Jemand zückt sein Handy und sagt, das ist meine Familie. Wie bitte? Ist der verrückt? Das ist doch nicht seine Familie, das ist einfach ein Bild. Aber wenn wir sagen: „Das ist meine Familie“, dann heißt das, das stellt meine Familie dar. Niemand glaubt, dass die Familie das ist, was man auf dem Handy sieht – nur digitale Null und Eins.
Zurück zum Thema: Der lange Rede kurzer Sinn ist, dass uns das hilft, zu verstehen, dass „Dies ist mein Leib“ und „Dies bedeutet mein Leib“ unterschiedliche Auslegungen sind. Ebenso gilt: Der Same ist das Wort Gottes, der Same bedeutet das Wort Gottes.
Was bedeutet in diesem Gleichnis der Acker? Christoph, du hattest zwischendurch noch eine Frage.
Du verstehst Vers 10 nicht, wo Jesus sagt: „Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu erkennen, die übrigen aber spricht er in Gleichnissen.“ Du fragst dich, warum Jesus so spricht, als wollten die Normalmenschen das gar nicht verstehen. Aber das ist seltsam, denn er will doch, dass die Leute sein Wort verstehen. Warum redet er dann in Gleichnissen? Was steckt dahinter?
Ich wiederhole das für den Livestream, für alle, die es nicht verstanden haben: Vers 10 sagt, dass nur die Jünger diese Geheimnisse verstehen können, die anderen aber nicht. Der Herr spricht in Gleichnissen, damit die übrigen nicht verstehen, im Gegensatz zu den Jüngern. Warum ist das so?
Der Herr Jesus hat nicht von Anfang an, als er zu predigen begann, nur noch in Gleichnissen gesprochen. Das kam erst später. Im Matthäusevangelium wird das noch deutlicher. Man sieht, dass das Matthäusevangelium aus zwei Teilen besteht. Der Höhepunkt und die Wende werden genau dort erreicht, wo es um dieses Thema geht: nur noch Gleichnisse, und die anderen sollen nicht mehr verstehen.
Matthäus 1 bis 12 zeigt, dass Jesus Christus als König in diese Welt kommt. Er beginnt seine Predigt mit Matthäus 4,17: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel – das ist das Reich Gottes – ist nahegekommen. Der König ist da!“ In den weiteren Kapiteln wird gezeigt, dass die Masse seines eigenen Volkes ihn verwirft.
Der Höhepunkt ist in Matthäus 12, wo gesagt wird, dass die anderen nicht verstehen sollen. Es geschieht ein Gericht, weil die Masse in Israel Jesus Christus als Messias abgelehnt hat. Gott schließt ihnen quasi die Tür zu, sodass sie nichts mehr verstehen. Sie hören zwar die Predigt, wissen aber nicht mehr, was sie bedeutet.
Das ist ein Grundprinzip: Gott gibt jedem Menschen eine gewisse Gnadenzeit – aber nur während seines Lebens. Nach dem Tod kann man sich nicht mehr bekehren. Jesus sagt, er hat die Vollmacht, auf Erden Sünden zu vergeben, nicht im Jenseits. Nur hier im Diesseits kann man Vergebung erhalten, wenn man seine Schuld Gott im Gebet bekennt, bereut und seine Vergebung durch Jesus Christus annimmt.
Es gibt also ein „Zu spät“. Gott ruft uns während unseres Lebens. Der Moment kann spätestens beim Tod kommen, aber auch vorher, dass Gott nicht mehr ruft. Dann kommt das Gericht, damit sie sehend nicht sehen und hörend nicht verstehen, wie in Vers 10 beschrieben.
Es ist also nicht so, dass Gott gewisse Menschen von vornherein vom Heil ausschließt. Nein, sein Heil ist für alle da. Er ruft alle und gibt allen die Möglichkeit, errettet zu werden. Aber es kann der Moment kommen, wo es zu spät ist.
Darum steht im Hebräerbrief immer wieder: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht.“ Es ist wichtig, wenn man das Evangelium hört, Momente zu erleben, in denen man merkt: Jetzt ruft mich Gott. Jetzt muss ich umkehren.
Man muss darauf hinweisen, dass, wenn man das immer wieder hinausschiebt, der Moment kommen kann, an dem Gott nicht mehr ruft und man das Wort nicht mehr versteht.
Deshalb macht der Herr diesen Unterschied: Er spricht plötzlich in Gleichnissen, damit die, die ihn annehmen wollen, durch diese Vergleiche noch besser verstehen. Die anderen hingegen verstehen gar nichts mehr.
In Matthäus 13 wird ausführlich über die Geheimnisse des Reiches Gottes gesprochen – noch viel ausführlicher als hier in Lukas. Lukas konzentriert sich besonders auf das Gleichnis mit dem vierfachen Ackerfeld.
Matthäus 13 enthält viele weitere Gleichnisse, die erklären, was das Reich Gottes als Geheimnis ist. Man kann das so darstellen: Das Reich Gottes hat drei Phasen – Phase I, Phase II und Phase III.
Das ist, was wir in den Evangelien finden: Jesus Christus ist in diese Welt gekommen, der König ist da. Er begann zu predigen, Matthäus 4,17: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel, das Reich Gottes, ist nahegekommen.“ In Lukas 17,21 sagt er: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch“, weil der König auf dieser Erde war.
Doch die Masse Israels hat ihn verworfen. Deshalb hat Jesus Christus als Messias die dritte Phase noch nicht umgesetzt, wie in Daniel 7 beschrieben. Er wird auf den Wolken des Himmels kommen und sein Weltreich aufrichten. Das entspricht in Offenbarung 20 dem tausendjährigen Friedensreich auf der Erde. Er wird auf der Erde König sein.
Da er aber verworfen wurde, nahm das Reich Gottes eine andere Form an – eine Form, die im Alten Testament so nicht prophezeit wurde. Das sind die Geheimnisse oder das Geheimnis des Reiches Gottes nach Matthäus 13 und Lukas 8,4-21. Das ist Phase II.
Das Wichtige ist: In Phase II ist der König im Himmel, und nur seine Diener sind auf der Erde. Sein Wort wird jetzt in der ganzen Welt verbreitet, wie der Same, der auf dem Acker ausgestreut wird. Das ist die Epoche der Weltmission, in der das Wort Gottes auf allen fünf Kontinenten verbreitet wird. Das hat es früher so nicht gegeben.
Darum ganz wichtig: Der König ist gekommen, aber nach seiner Himmelfahrt ist er wieder in den Himmel zurückgekehrt. Er ist jetzt König im Himmel auf dem Thron, aber nicht auf der Erde.
Das Reich Gottes in dieser heutigen Form ist deshalb etwas ganz anderes als das Reich Gottes in der Zukunft.
Jetzt versteht man auch, warum im Vaterunser eine der sieben Bitten heißt: „Dein Reich komme!“ Der Wille des Vaters soll geschehen, im Himmel so auch auf Erden. Aber dann gibt es eine Einzelbitte: „Dein Reich komme!“
Was heißt das? Das Reich Gottes muss also etwas Zukünftiges sein. Natürlich ist das das tausendjährige Reich, das es jetzt noch nicht gibt, sondern das zukünftig sein wird.
Deshalb gilt: „Dein Reich komme!“ Trotzdem spricht die Bibel auch über das Reich Gottes jetzt – aber dann als ein Geheimnis. Der König ist im Himmel, und seine Diener sind hier auf der Erde und verbreiten das Wort Gottes in der ganzen Welt.
Deutung des Ackers und der vier Reaktionen auf das Wort Gottes
Wir können noch Fragen zum Acker in dem Gleichnis klären. Was bedeutet er? Wo steht das? Ich habe das in Lukas 8 jetzt nirgends gefunden. So ergänzen sich die Evangelien: In Matthäus 13 finden wir zwar nicht das gleiche Gleichnis, aber auch ein Gleichnis mit dem Acker. Dort erklärt der Herr die einzelnen Symbole.
Edmund, liest du Matthäus 13, Vers 38?
"Er aber antwortete und sprach: Der, der den guten Samen sät, ist der Sohn des Menschen. Der Acker aber ist die Welt, der gute Same sind die Söhne des Reiches, das Unkraut aber sind die Söhne des Bösen."
Hier wird erklärt, dass der Acker die Welt bedeutet. Das ist der Sinn. Dies können wir auch auf das andere Gleichnis übertragen und sagen: Dieser Acker bedeutet die Welt. Das macht klar, dass das Wort Gottes nicht nur für Israel da sein soll. Jesus kam und bot zuerst Israel das Reich an und predigte das Wort. Doch Israel verwirft ihn, und er kehrt in den Himmel zurück. Danach gibt er den Jüngern den Auftrag, ab Pfingsten diesen Auftrag zu erfüllen: "Ihr sollt meine Zeugen sein in Jerusalem, in Judäa, in Samaria und bis an das Ende der Welt."
Das ist der Missionsauftrag für diese Zeit, wie wir in Apostelgeschichte 1,8 lesen.
Ich habe eine Frage zu Daniel 7, und zwar zu den Versen 13 und 14:
"Ich schaute in den Nächten, und siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie der Sohn des Menschen, und er kam zu dem Alten an Tagen, und man brachte ihn vor ihn. Und ihm wurde Herrschaft gegeben."
Wenn ich das so lese, entsteht für mich der Eindruck, dass es eine Bewegung gegenüber dem Alten an Tagen gibt, nicht danach. Meine Frage ist: Wie soll man diese Verse verstehen?
Du meinst, dass Daniel 7,13-14 nicht von einem Reich auf der Erde spricht, sondern im Himmel. Das könnte man so verstehen. Dein Argument ist, dass der Sohn des Menschen mit den Wolken des Himmels kommt und zu dem Alten an Tagen, einer Erscheinung Gottes, gebracht wird. Diese Erscheinung Gottes sei natürlich im Himmel. Verstehe ich dich richtig?
Ja, genau. Man brachte ihn vor den Alten an Tagen. Du sagst also, immer wenn im Alten Testament Gott gesehen wird, dann ist das im Himmel. Aber denke mal an den Engel des Herrn, Malach Adonai, den Boten des Herrn. Er kommt zu Hagar in 1. Mose 16, und sie nennt ihn Yahweh, einen Gott, der sich schauen lässt. Das war eine Erscheinung Gottes im Alten Testament, aber auf der Erde. Oder denke an Gideon: Dort kommt Gott selbst in Menschengestalt zu ihm und sagt: "Du tapferer Held, gib dem Auftrag, Israel zu befreien." Das ist eine Gotteserscheinung, aber auf der Erde.
Der Menschensohn kommt auf den Wolken des Himmels, und der Alte an Tagen, wie du richtig sagst, ist eine Erscheinung Gottes in einer Gestalt, die für Menschen erträglich ist. Sie ist zu unterscheiden vom Kommen des Herrn Jesus als Mensch. Wenn der Herr Jesus als Mensch in der Zukunft kommen wird, wird er wieder als wirklicher Mensch kommen. Er hat nie aufgehört, Mensch zu sein. Er wurde Mensch, lebte als Mensch, starb als Mensch, ist als Mensch auferstanden und in den Himmel gegangen, wo er sich zur Rechten Gottes setzte. So wird er als Menschensohn auch wieder zurückkehren, um hier auf der Erde zu regieren.
Aber eben als Mensch nimmt er aus der Hand Gottes das tausendjährige Reich an. Und das ist auf der Erde. Ihm wurde Herrschaft, Herrlichkeit und Königtum gegeben, und alle Völker, Völkerschaften und Sprachen dienen ihm. Er regiert über die Welt. Das entspricht genau dem, was Jesus in Matthäus 24 sagt: "Der Sohn des Menschen wird kommen auf den Wolken des Himmels und dann Gericht über die Erde ausüben, um die zukünftige Herrschaft, Phase drei, umzusetzen."
Man muss manchmal einfach nochmals darüber nachdenken und sich die Argumente überlegen.
Gut, aber wir wollen weiterkommen. Jetzt haben wir gesehen: Der Acker ist die Welt. Das Wort Gottes wird in der ganzen Welt verkündigt. Der Herr Jesus macht jetzt klar: Wenn das Wort Gottes weltweit verbreitet wird, werden wir immer mit vier verschiedenen Reaktionen darauf konfrontiert sein.
Darum sagt er, dass ein Teil des Samens auf dem Weg gesät wird, ein anderer auf den Felsen, ein weiterer unter die Dornen und das Wichtigste auf die gute Erde. Nur dort wird wirklich Frucht entstehen.
Es geht in diesem Abschnitt um Errettung und wie Errettung geschieht. Wer der Retter ist, sehen wir im Zusammenhang mit dem Weg. Edmund, liest du Lukas 8, Vers 12?
"Die aber an dem Weg sind, sind diejenigen, die hören; dann kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihren Herzen weg, damit sie nicht glauben und errettet werden."
Damit sie nicht errettet werden, ja. Hier wird erklärt, dass der festgetrampelte Weg eine Reaktion von Menschen beschreibt, die zwar das Wort Gottes als Evangelium hören, aber der Teufel nimmt es ihnen wieder weg, damit sie nicht errettet werden.
Wir halten fest: Gott will das Heil für alle Menschen, wie wir in 1. Timotheus 2,4 lesen. Unser Heilandgott will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Aber nicht alle werden gerettet. Es gibt solche, denen das Wort geraubt wird, damit sie nicht gerettet werden.
Übrigens erklärt Jesus hier die Bedeutung der Vögel des Himmels: Die Vögel bedeuten den Teufel.
Vielleicht noch ein kurzes Argument: Jemand könnte sagen, wir haben den Acker aus einem anderen Gleichnis gedeutet. Aber es ist so, dass man eine Symbolsprache in der Bibel findet, die sich durch die ganze Schrift zieht. Zum Beispiel das Symbol der Vögel. An einer ganz anderen Stelle, bei der Hure Babylon in Offenbarung 18, kommen auch Vögel vor. Edmund, liest du Offenbarung 18, Vers 2?
"Und er rief mit starker Stimme und sprach: Gefallen, gefallen ist Babylon, die Große, und ist eine Behausung von Dämonen geworden und ein Gefängnis jedes unreinen Geistes und ein Gefängnis jedes unreinen und gehassten Vogels."
Da werden Vögel in einem Atemzug mit Dämonen genannt. Das ist die gleiche Symbolsprache wie in Lukas und Matthäus, wo die Vögel des Himmels mit dem Teufel in Verbindung gebracht werden. Hier sehen wir: Die Vögel in der Mehrzahl bedeuten den Teufel, unterstützt von allen Dämonen.
In der Parallelstelle Matthäus 13 ist aber nur von den Vögeln die Rede, nicht von den Vögeln des Himmels. Ist das eine falsche Übersetzung, Grendefelder? Kann ich das später nachschauen, damit wir jetzt nicht Zeit mit Suchen verlieren?
Prinzipiell geht es um das Symbol der Vögel, das man an verschiedenen Stellen in der gleichen Bedeutung findet.
Gut, der Teufel hat ein Interesse daran, Menschen daran zu hindern, dass sie gerettet werden. Darum wird er von Jesus in Johannes 8,44 genannt: Er ist der Menschenmörder von Anfang an. Er hasst die Menschen und möchte nicht, dass sie gerettet werden, sondern wie er verloren gehen.
Dann haben wir eine zweite Gruppe von Menschen. Können wir das zusammentragen? Vers 13, die auf dem Felsen sind – was ist das für eine Gruppe?
"Die auf dem Felsen sind, sind diejenigen, die das Wort mit Freuden aufnehmen, aber keine Wurzel haben. Für eine Zeitlang glauben sie, und in der Zeit der Versuchung fallen sie ab."
Ja, das sind Menschen, die nicht standhaft sind. Nicht wirklich Bekehrte, denn die wahren Bekehrten sind die, die in der guten Erde gesät wurden und Frucht bringen.
Diese Menschen nehmen das Wort zwar positiv auf, mit Freuden. Sie finden die Bibel spannend und interessant. Man kann sogar sagen, das sind Gläubige. In Vers 13 steht: "Sie glauben für eine Zeit."
Ich habe mal einen Vortrag gehalten, den man im Internet nachhören kann, zum Thema: Können Erlöste wieder verloren gehen? Am Anfang stelle ich die Frage: Wenn mich jemand fragt, kann ein Gläubiger verloren gehen? Dann würde ich sagen: Ja. Aber kann ein Kind Gottes verloren gehen? Nein, unmöglich.
Jetzt wird es kompliziert: Wenn jemand fragt, kann ein Gläubiger verloren gehen? Nein, wieder verloren gehen – das würde bedeuten, er war wirklich errettet. Aber wenn jemand fragt, kann ein Gläubiger verloren gehen? Ja, das sind solche, die das Wort mit Freuden aufnehmen, die für eine gewisse Zeit glauben und dann plötzlich nichts mehr davon übrig ist.
Das hilft uns, diese Situation zu verstehen. Es ist verwirrend. Man begegnet Menschen, die sehr aufgeschlossen für die Bibel sind, Feuer und Flamme, machen bei einem Bibelkurs mit, und plötzlich wollen sie nichts mehr wissen. Ihr Leben ist wie vorher oder noch schlimmer in der Sünde.
Ich hatte ein Gespräch mit jemandem, der mir sagte, er habe mit Timotheus den Begriff "Schiffbruch erleiden" besprochen.
Ja, in 1. Timotheus 1 wird von solchen gesprochen, die Schiffbruch erlitten haben. Das sind solche, deren Glaubensfahrt zusammengebrochen ist. Gerade die Beispiele dort sind Männer, die zu Irrlehrern wurden und grundlegende Wahrheiten über Bord geworfen haben.
Ob sie wirklich errettet waren, ist eine andere Frage. Paulus sagt dort in 1. Timotheus 1, dass er diese zwei, die er mit Namen nennt, dem Satan überliefert hat, quasi als Zucht, damit sie durch Leiden zur Umkehr kommen.
Hier lesen wir einfach von dem Felsen: Sie nehmen das Wort mit Freuden auf, glauben eine Zeit, dann fallen sie ab.
Christoph, wenn du sagst, man müsse sein Gewissen bewahren – wie kann man das Gewissen bewahren? Ist das nicht subjektiv? Es verändert sich doch je nachdem, wie man geprägt ist, aus welchem Elternhaus man kommt. Gibt es ein kollektives Gewissen?
Das Gewissen ist ja auch geprägt durch Erziehung und Kultur. Es ist kein absoluter Führer. Gott hat dem Menschen grundsätzlich ein Gewissen gegeben, allen, sagt Paulus in Römer 2.
Darum können Menschen, die noch nie die Bibel gelesen haben, grundsätzlich wissen, was Gottes Gebote sind: "Du sollst nicht töten." Das muss man eingeborenen Stämmen nicht extra beibringen. Sie wussten das, bevor das Evangelium zu ihnen kam. Dass man die Eltern nicht frech anfahren darf, sie ehren soll, das wissen sie auch.
Gott hat das grundsätzlich in den Menschen hineingelegt. Aber das Gewissen ist eben auch geprägt durch Kultur und Erziehung. Es ist kein hundertprozentiger Kompass, aber ein Kompass.
Im Neuen Testament wird das Gewissen des Gläubigen am Wort Gottes geeicht. Es gibt Fälle, die man in der Seelsorge erlebt, wo jemand ein schlechtes Gewissen bei Dingen hat, die nach der Bibel gar keine Sünde sind – Fehlalarm.
Das sind oft sehr sensible Menschen. Andere haben kein schlechtes Gewissen und können mit manchen Dingen leben – auch Fehlalarm.
Darum wird der Gläubige im Neuen Testament aufgerufen, sein Gewissen am Wort Gottes zu eichen. Wenn man als Gläubiger bewusst über Dinge hinweggeht und das Gewissen brutal übergeht, kann das zu einem Schiffbruch im Glauben führen.
Hier geht es nicht um Schiffbruch, sondern um Abfall vom Glauben, wenn Versuchung kommt. Das griechische Wort kann auch mit Prüfung übersetzt werden.
Im Matthäusevangelium wird weiter ausgeführt, dass es um Verfolgung geht. Man muss für den Glauben leiden. Das ist ein wichtiger Kompass, um zu sehen, ob jemand wirklich wiedergeboren ist.
Wenn jemand bereit ist, für seinen Glauben Nachteile zu erleiden – im Berufsleben, in der Schule oder sogar Christenverfolgung – und am Glauben festhält, ist das ein deutlicher Hinweis auf echtes Leben.
Das sehen wir im ersten Thessalonicherbrief. Paulus missionierte in Thessalonich (Apostelgeschichte 17). Dort gab es Verfolgung. Paulus musste mit Timotheus fliehen. Er war sehr beunruhigt: Was ist mit den jung Bekehrten in Thessalonich? Halten sie am Glauben fest oder sind sie abgefallen?
Er schickt Timotheus unauffällig dorthin. Timotheus kommt zurück und berichtet, dass sie im Glauben festhalten und treu den Weg gehen. Paulus schreibt daraufhin den ersten Thessalonicherbrief.
Dort sagt er: "Wissen von Gott, geliebte Brüder, eure Auserwählung!"
Warum weiß er plötzlich, dass sie auserwählt sind, also echte Kinder Gottes, echte Bekehrte?
Wir müssen nicht denken, er habe in den Büchern Gottes nachgesehen. Der Hinweis ist, dass sie so fest im Glauben gehalten und die Freude im Herrn bewahrt haben. Das sind echte Gläubige.
Das ist der Unterschied. Ich habe gerade gelesen, dass im ersten Gleichnis gesagt wird, manche werden nicht zum Glauben gelangen. Im nächsten Gleichnis heißt es, sie glauben nur eine Zeit lang. Im Hebräerbrief 4 heißt es: "Denn wir, die wir gläubig geworden sind…" Das unterscheidet noch einmal.
Edmund, du hast zuerst Lukas 8, Vers 12 zitiert: "Die sind, welche hören, dann nimmt der Teufel das Wort von ihren Herzen weg, damit sie nicht zum Glauben gelangen und errettet werden."
Hier wird von Glauben und Erretten gesprochen. Dann von Glauben und Abfallen. Das zeigt, dass es Glauben und Glauben gibt: Ein Glauben führt zur Rettung, der andere ist oberflächlich.
Das ist der Punkt. Jesus beschreibt alles knapp und kurz. Er sagt bei den auf dem Felsen: Sie nehmen das Wort mit Freuden auf. Er sagt nicht, sie haben tiefe Reue und ein tiefes Sündenbewusstsein und sind umgekehrt, sondern nur Freude.
Wenn Menschen sich wirklich bekehren und sich bewusst werden, was das Evangelium sagt – "Ich bin ein Sünder, ich bin verloren" – ist das schmerzhaft.
Ich habe das vor kurzem erlebt: Nach einer Predigt kam eine Frau und sagte, jetzt habe ich verstanden, dass ich mich bekehren muss. Es sei sehr schmerzhaft gewesen. Kurz darauf schrieb sie mir: "Jetzt fühle ich mich wie neu geboren."
Der Prozess der Bekehrung ist wirklich schmerzhaft, nicht nur Freude.
Darum, wenn jemand zum Glauben kommt und man sieht nur Freude, aber keine Trauer über die Sünde, ist das fraglich.
Das war auch beim Simon in Apostelgeschichte 8 so. Er glaubte auch, aber anhand seiner Werke erkannte man, dass sein Glaube nicht echt war.
Simon der Magier in Apostelgeschichte 8 glaubte, aber Petrus sagt ihm: "Ich sehe, dass du in das Böse gefangen bist." Er war nicht errettet, obwohl er glaubte.
Es gibt also Glauben und Glauben: Den rettenden Glauben und den oberflächlichen Glauben, der nicht bis zum Schluss hält.
Wie kommt es, dass echte Gläubige bis zum Schluss treu bleiben?
Das Geheimnis ist… Ich denke genauso. Dabei haben wir über tausend Kapitel in der Bibel.
Edmund, welcher Vers macht 1. Petrus 1,3-5 aus?
"Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten Erbteil, das im Himmel aufbewahrt ist für euch, die ihr durch den Glauben in der Kraft Gottes bewahrt werdet zur Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit offenbart zu werden. Darin freut ihr euch, obwohl ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es nötig ist, in mancherlei Versuchungen betrübt seid, damit die Bewährung eures Glaubens viel kostbarer erfunden wird als vergängliches Gold, das durch Feuer erprobt wird, zu Lob, Ehre und Herrlichkeit bei der Offenbarung Jesu Christi."
Hier sind viele Gedanken enthalten. Auf den Punkt gebracht: In Vers 3 sagt Petrus, Gott hat uns wiedergeboren. Es geht um Menschen, die ewiges Leben durch den Glauben bekommen haben, neues Leben von Gott.
Von denen sagt er in Vers 5, dass sie durch Gottes Macht und Glauben bewahrt werden zur Errettung, die in der letzten Zeit offenbar wird.
Das bedeutet, dass Gottesmacht verantwortlich ist, dass jemand, der so geglaubt hat – verbunden mit wirklicher Buße und Reue – bewahrt wird, um das Ziel zu erreichen.
Das ist nicht abhängig von unserem Vermögen. Man könnte denken: Wer weiß, wie ich in zwei Jahren denke? Es könnte sein, dass ich auf abstruse Ideen komme. Aber hier übernimmt Gott die Kraft des Beharrens, damit man dranbleibt und das Ziel erreicht.
Kann man sagen, dass Augustinus von der Gabe des Beharrens spricht?
Ja, Augustinus hat gesagt, dass Gott den wahren Gläubigen die Gabe des Beharrens gibt. Das entspricht genau 1. Petrus 1,5.
Ich habe Augustinus nicht erwähnt, weil man auch erklären muss, dass er zwar viel Richtiges gesagt hat, aber auch Irrtümer in die Kirche brachte, mit schweren Konsequenzen.
Er konnte die Gnade Gottes sehr eindrücklich beschreiben, und eben auch, dass die wahren Gläubigen die Gabe des Beharrens bekommen. Petrus drückt das so aus: "Durch Gottes Macht und Glauben werdet ihr bewahrt bis zum Schluss."
Das ist der Unterschied zu denen, die nur auf dem Felsen gesät sind: Sie fallen bei Schwierigkeiten, Prüfungen oder Verlockungen ab.
Dann kommt das Nächste: Vers 14, die Dornen, die gleich erklärt werden. Das sind Sorgen, Reichtum und Vergnügungen des Lebens. Diese können alles ersticken.
Auch das sind keine echten Bekehrten, aber solche, die das Wort gehört und grundsätzlich positiv aufgenommen haben.
Sorgen sind gefährlich, besonders für solche, die fast bekehrt sind, aber auch für wahre Bekehrte. Darum sagt 1. Petrus 5, wir sollen alle unsere Sorgen auf den Herrn werfen, denn er sorgt für uns.
Natürlich kommen die Sorgen oft wieder, man muss sie immer wieder abgeben. Es ist wichtig, sich gegen Sorgen zu wehren.
Reichtum ist ebenfalls gefährlich. Aber wir haben gerade von Johanna gelesen, die reich war, aber gläubig blieb. Sie setzte ihren Reichtum für den Herrn ein.
Vergnügungen des Lebens sind auch gefährlich.
Dann gibt es viertens die gute Erde, wo das Wort aufgenommen wird und Frucht bringt.
So hat der Herr uns dieses Gleichnis gegeben. Zusammenfassend verstehen wir: Wir sind in der Zeit der Weltmission, wo das Wort Gottes auf allen fünf Kontinenten verbreitet wird – direkt von Mensch zu Mensch, durch Bücher, Bibelverbreitung, Internet und viele andere Möglichkeiten.
Wir werden immer mit diesen vier Typen von Menschen zu tun haben. Besonders verwirrend sind die, die das Wort mit Freude aufnehmen und dann plötzlich abfallen.
Der Herr hat uns das gezeigt, damit wir wissen: Es ist nicht überraschend, dass es solche Fälle gibt.
Aber wir erleben auch Menschen, die echtes Wort aufnehmen und Frucht bringen. Sie halten bis zum Schluss fest.
Diese sind nicht gerettet, weil sie bis zum Schluss festhalten, sondern sie halten bis zum Schluss fest, weil sie errettet sind.
Das ist der wichtige Punkt. So verstehen wir diese Zeit des Geheimnisses besser.
Es ist eine Zeit mit freudigen und traurigen Dingen. Wenn dann das Reich Gottes in seiner zukünftigen Form kommt, wird es eine ganz freudige Sache sein. Kein Leiden, keine Krankheit mehr. Das zukünftige Reich ist von ganz anderer Art.
Jetzt sind wir in der Zeit des Wartens: "Dein Reich komme." Es ist noch nicht da.
Darum ist es wichtig, sich richtig zu orientieren. Wer so tut, als wäre das Reich schon jetzt da, wird in der Politik groß herauskommen.
Die Welt müssen wir nicht verändern, indem wir versuchen, gesellschaftliche Probleme zu lösen. Die Mission war früher oft falsch verstanden. Jetzt machen wir es richtig missional und anders. Wir transformieren die Gesellschaft, kämpfen gegen Aids – das ist gut, wenn Forscher daran arbeiten.
Aber unser Kernauftrag ist ganz klar: Wir verbreiten das Wort Gottes, damit möglichst viele Menschen errettet werden.
Kurz gesagt: Das Problem bei Phase zwei ist, wenn man sagt, Christus herrscht jetzt im Himmel als König und die Gemeinde hat schon einen Herrschaftsanspruch.
Der Apostel Paulus sagt in 1. Korinther 4: "Ihr habt schon ohne uns geherrscht." Er möchte auch herrschen, aber die Zeit ist noch nicht da.
Diese Unterscheidungen sind nicht nur Theorie, sie haben praktische Auswirkungen darauf, wie wir Mission verstehen und umsetzen.
Ja, und nun wollen wir noch zusammen beten.
