Einführung in die himmlische Bibliothek
Heute Abend beschäftigen wir uns mit der himmlischen Bibliothek. Welche Bücher werden geöffnet? Das ist die Frage. Hier eine Übersicht über zehn Buchtitel aus dieser himmlischen Sammlung.
Einerseits finden wir überwiegend die Bücher der Werke der Menschen. Dann gibt es ein tröstliches Buch, das als das Buch der Tränen bezeichnet wird. Außerdem gibt es das Buch der göttlichen Bestimmungen. In diesem Buch geht es ganz konkret um unser Leben und darum, was darüber aufgeschrieben ist.
Weiterhin gibt es das Buch mit den sieben Siegeln. Dieses steht im Gegensatz zu dem geöffneten Büchlein, das nicht versiegelt ist. Dabei handelt es sich nicht um ein Buch, sondern um ein kleines Buch, ein Büchlein.
Wir werden auch über die Bibel im Himmel nachdenken, das Buch des Lebens, aber auch das Buch des Hauses Israel. Dieses darf man nicht mit dem Buch des Lebens verwechseln. Ferner gibt es das Gedenkbuch für die Treuen in Israel.
Schließlich gibt es noch das Buch des Völkerverzeichnisses.
Die Bücher der Werke der Menschen und das letzte Gericht
Wir beginnen mit den Büchern der Werke der Menschen. Das gibt auch gleich die Antwort auf die Frage im Titel: Welche Bücher werden geöffnet?
In Offenbarung 20, Vers 12, nach der Beschreibung des tausendjährigen Friedensreiches und dessen Ende, wird davon gesprochen, dass das Universum aufgelöst wird. Der Sohn Gottes sitzt auf dem großen weißen Richterthron. Dort heißt es in Offenbarung 20, Vers 12: „Und ich sah die Toten, die Großen und die Kleinen, vor dem Thron stehen, und Bücher wurden aufgetan.“
Hier sind ganz allgemein Bücher in der Mehrzahl gemeint, die geöffnet werden. Daraus ergibt sich die Frage, welche Bücher genau geöffnet werden. Dann wird genauer gesagt: „Und ein anderes Buch wurde aufgetan, welches das Buch des Lebens ist.“ Die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken.
Hier entnehmen wir die Tatsache, dass Gott offensichtlich alle Taten der Menschen verzeichnet. Auch wenn man denkt, dass Gras darüber gewachsen sei, ist alles in den himmlischen Büchern festgehalten. Es geht hier um das letzte Gericht über die verlorenen Menschen, also das Gericht der Toten nach dem tausendjährigen Friedensreich. Dieses Gericht wird detailliert nach dem erfolgen, was jeder Einzelne in seinem Leben gesündigt hat.
Daraus folgt, dass es auch in der Verdammnis Unterschiede geben wird. Denn es gibt ein unterschiedliches Strafmaß, obwohl die Pein in jedem Fall ewig sein wird. Ganz wichtig ist: Wer noch zu Lebzeiten seine Schuld Gott bekannt und bereut hat, also Buße getan hat, darf wissen, dass die Einträge der bösen Taten gelöscht worden sind.
Wir lesen dazu etwas aus Psalm 51. Dort betet David nach seinem schweren Fall und sagt in Vers 2 – je nach Bibelübersetzung kann das Vers 3 oder Vers 1 sein: „Sei mir gnädig, o Gott, nach deiner Güte, nach der Größe deiner Erbarmungen, tilge meine Übertretungen.“
Der Ausdruck „tilgen“ wird auch später noch in Vers 10 beziehungsweise 11 verwendet, je nach Zählung in den Bibelausgaben. Dort heißt es: „Verbirg dein Angesicht vor meinen Sünden und tilge alle meine Ungerechtigkeiten.“ Das hebräische Wort „Macha“ bedeutet „auslöschen“. Wenn man einen Text auslöscht, sind die Buchstaben nicht mehr zu sehen.
David bittet hier in seinem Bußgebet, dass Gott eben auslöschen möge, im Sinne von: Er soll diese Taten aus dem Buch der Werke entfernen.
Die Menschen, die keine Vergebung in ihrem Leben erfahren haben, werden vor dem Gerichtsthron beurteilt. Es wird dann ganz konkret dokumentiert sein, was sie im Leben getan haben.
Gericht nach dem, was getan wurde – Gedanken von Augustinus
Augustinus, um das Jahr 400 nach Christus ein sogenannter Kirchenlehrer, hat sich Gedanken darüber gemacht, dass er sich in der Kirche mehr Zeit aufhielt, als er tatsächlich in der Kirche arbeitete. Dabei stellte er sich die Frage: Wie ist das eigentlich in der Verdammnis? Wird Gott die Menschen genau nach dem richten, was sie getan haben, oder auch nach dem, was sie hätten tun können, wenn sie die Gelegenheit dazu gehabt hätten?
Gott weiß ja alles. Er weiß auch, wie es gekommen wäre, wenn wir in bestimmten Situationen gewesen wären, in die wir aber nie gekommen sind. Doch das Wort Gottes macht klar, dass das Gericht Gottes nach dem erfolgen wird, was ein Mensch konkret getan hat – und nicht nach dem, was er vielleicht hätte tun können.
Auch in Daniel 7,10 lesen wir von solchen Büchern im Gericht. Allerdings geht es dort um ein anderes Gericht. In Daniel 7,10 wird der Beginn des tausendjährigen Friedensreiches beschrieben, wenn der Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen wird, um die Herrschaft über die Welt in Anspruch zu nehmen. Dort wird ebenfalls von einem Gericht gesprochen.
Vers 10 sagt: „Ein Strom von Feuer floss und ging von ihm aus und am Thron Gottes. Tausend mal Tausende dienten ihm, und zehntausend mal zehntausende standen vor ihm. Das Gericht setzte sich und Bücher wurden aufgetan.“ Dieses Gericht nennt man zu Recht, im Kontrast zu dem in Offenbarung 20 genannten, das Gericht der Lebendigen.
In Offenbarung 20 sind es die Toten, die auferstehen – und zwar nur die Verlorenen. Ab Kain werden die verlorenen Menschen erst nach dem tausendjährigen Friedensreich auferstehen. Dann werden sie das Gericht der Toten erfahren.
Das Gericht der Lebendigen und Gottes gerechte Dokumentation
Am Anfang des tausendjährigen Friedensreiches werden alle Menschen vor dem Gerichtsthron des Herrn Jesus versammelt. Dies geschieht in Jerusalem, im Tal Josaphat, wo das Gericht der Lebendigen stattfinden wird. Matthäus 25,31 und folgende berichtet ebenfalls darüber, wie dann Böcke von Schafen geschieden werden.
Dieses Gericht findet also zu Beginn der Königsherrschaft von tausend Jahren statt. Auch hier werden Bücher geöffnet, die als Beleg dienen. Schließlich spricht Gott als Richter in Jesaja 65,6: „Siehe, das ist vor mir aufgeschrieben, ich werde nicht schweigen.“
Gott vergisst nichts. Er schreibt alles auf, um in seiner Gerechtigkeit zu zeigen, dass er nicht mutwillig verurteilt, sondern alles dokumentiert. In Nehemia 13,14 spricht der treue Nehemia im Gebet: „Gedenke meiner, um dessen Willen, mein Gott. Und tilge nicht aus meine guten Taten, die ich im Haus, am Haus meines Gottes und an dessen Hut erwiesen habe.“
Hier zeigt sich ein deutlicher Kontrast: Gott verzeichnet nicht nur das Negative, sondern notiert auch alles, was im Glauben und aus Liebe zu ihm getan wurde. So schreibt Gott auch die guten Werke der Erlösten auf.
In diesem Fall geht es um Nehemia. Das Wort „tilge“ stammt vom hebräischen Machah, das wir bereits aus Psalm 51 kennen. Es bedeutet, einen Text auszulöschen oder, wie wir heute sagen würden, auszuradieren. Die Bitte ist hier, dass die guten Werke des Erlösten nicht aus diesem Buch ausgelöscht werden, sondern dokumentiert bleiben.
Das Buch der Tränen – Gottes Anteilnahme an den Leiden der Gläubigen
Wir kommen jetzt zu dem Buch der Tränen. In Psalm 56, Vers 9 lesen wir: „Mein Umherirren zählst du. Lege in deinen Schlauch meine Tränen, sind sie nicht in deinem Buch?“
Hier erfahren wir, dass die Traurigkeiten der Gläubigen von Gott speziell verzeichnet werden. Die Tränen werden festgehalten, und das zeigt, dass Gott in voller Tiefe an all den Traurigkeiten der Erlösten Anteil nimmt.
Wir können dazu aus Jesaja 63 einen Vers lesen. Wir würden das nie wagen zu denken, wenn die Bibel das nicht so ausdrücklich sagen würde. Und zwar heißt es dort schon in Vers 8: „Und er wurde ihnen zum Retter.“ Vers 9: „In all ihrer Bedrängnis war er bedrängt. Und der Bote seines Angesichts hat sie gerettet, in seiner Liebe und in seiner Erbarmung hat er sie erlöst.“
Hier wird gesagt, dass Gott in all unserer Bedrängnis so mitfühlt, als wäre er selbst in der Bedrängnis und würde selbst bedrängt werden. So ernst nimmt Gott unsere Traurigkeiten, auch die verborgenen, und er verzeichnet sie.
In Psalm 56 heißt es noch einmal: „Mein Umherirren zählst du.“ Der Psalmist sagt damit, dass auch die Tage der Flucht, in denen er entwurzelt und heimatlos war, von Gott gezählt werden. Er nimmt all diese Nöte wahr, ob sie von den Menschen gesehen werden oder nicht.
Das Buch der göttlichen Bestimmungen – Gottes Plan für unser Leben
Das führt uns zu einem dritten Buch, dem Buch der göttlichen Bestimmungen. Davon lesen wir im Buch Hiob – ausgerechnet in diesem Buch, das die besonderen Leiden eines Gerechten, eines wahren Gläubigen, beschreibt.
Und da steht in Hiob 13,26: „Schreibst du über mich auf und lässt mich erben die Missetaten meiner Jugend.“ Je nach Übersetzung steht hier „den Bitteres“ oder „Verhängst du über mich“. Ganz wörtlich heißt es im Hebräischen jedoch „schreiben“ beziehungsweise „schreibst du über mich auf“. Daraus wird deutlich, dass Gott in unserem Leben einen Plan hat. Es ist genau verzeichnet, durch welche Nöte uns Gott führt beziehungsweise eben nicht hindurchführt.
Darum habe ich versucht, das mit einem Zeitstrahl darzustellen. Die grünen Striche markieren besondere Dinge in unserem Leben, die Gott aufschreibt. Das hat nichts damit zu tun, dass es keinen Willen des Menschen gäbe oder dass von Gott alles mechanisch bestimmt wäre. Calvins Lehre ist nicht die biblische Lehre. Die Verantwortung des Menschen wird ganz klar gelehrt, und Gott hat seinen Ratschluss.
Aber Gott geht auch Regierungswege. Das sind Wege, die Gott uns führt, die eigentlich gar nicht dem entsprechen, was er ursprünglich wollte, sondern vielmehr Umwege sind – wegen unseres Ungehorsams. Trotzdem steht Gott darüber und weiß alles im Voraus. Darum konnte er das auch so aufschreiben.
Denken wir an Jakob, wie brutal er seinen Vater betrogen hat, um das Erstgeburtsrecht zu erhalten, das ihm zustand. Aber er hätte nicht solche Wege wählen müssen. Er hätte nicht auf seine Mutter hören sollen, die ihn angewiesen hat, ihren Mann, Jacobs Vater, so brutal anzulügen.
In der Folge musste Jakob Hals über Kopf nach Haran zu Onkel Laban fliehen. Er sah später nie mehr seine Mutter. Als er zurückkam, war sie bereits gestorben. Rahel sah ihren Lieblingssohn von da an nicht mehr.
Doch dort bei Laban hat Jakob erlebt, was es heißt, zu betrügen – das heißt, betrogen zu werden. Als er seine Flamme heiraten wollte, Rahel, sagt die Bibel, war am nächsten Morgen Lea an seiner Seite. Und noch mehr musste Jakob erleben: schreckliche Dinge, die Folgen seiner Taten und seiner falschen Entscheidungen.
Aber Gott hat ihn geführt – über solche Umwege – und hat ihn schließlich dorthin gebracht, wo er ihn haben wollte. Am Schluss seines Lebens sehen wir einen Jakob, der als alter Mann über dem Stab gestützt anbetet. Aus einem Betrüger wird ein erhabener Anbeter, der auch weiß, wozu Gott ihn gesetzt hat.
Als er nach Ägypten kam, hat er den Schafhirten aus Kanaan, die Nummer eins, den Pharao von Ägypten, gesegnet. Gottes Wort sagt in Hebräer 7: „Ohne allen Widerspruch wird der Geringere von dem Größeren, von dem Besseren gesegnet.“ Jakob war sich bewusst, eher der Träger der Verheißung auf den Messias hin zu sein. Er ist die Nummer eins und konnte bedenkenlos den Pharao segnen.
So hat Gott ihn geführt – auch für unser Leben. Und er hat sogar einen Plan B, wenn wir traurige Umwege machen, um uns schließlich an sein Ziel zu führen.
Das Buch mit den sieben Siegeln – Gottes Gerichte über die Welt
Dieses Thema führt uns bereits in die Nähe eines vierten Buches, des Buches mit den sieben Siegeln.
Johannes wird in Offenbarung 4,1 in den Himmel entrückt. Dort sieht er den Thron Gottes und in Gottes Hand ein Buch. Offenbarung 5,1 beschreibt: „Und ich sah in der Rechten dessen, der auf dem Thron saß, ein Buch, beschrieben innen und außen, mit sieben Siegeln versiegelt.“
Besondere Dokumente im Altertum wurden versiegelt, um den Anspruch klar zu dokumentieren: Wer darf diese Schrift öffnen, wer hat ein Anrecht darauf und wer nicht? Hier haben wir ein Buch mit sieben Siegeln. Archäologische Funde belegen nur einmal, dass eine Rolle mit sieben Siegeln versiegelt wurde. Bei Ausgrabungen im Jordantal, im Wadi der Lie, wurden tatsächlich Überreste einer solchen Rolle gefunden. Das muss also etwas ganz, ganz Besonderes sein.
Dieses Buch in Gottes Hand mit sieben Siegeln versiegelt enthält die Gerichte Gottes, die nach der Entrückung bis zur Wiederkunft Christi in Herrlichkeit über die ganze Erde hereinbrechen werden. Sie sind darin verzeichnet.
Wie gesagt, in Offenbarung 4,1 hört Johannes eine Stimme aus dem Himmel. Er sieht eine Tür, die geöffnet ist, und die Stimme sagt: „Komm hier herauf!“ Er geht in den Himmel und wird sofort entrückt in den himmlischen Tempel, und zwar ins Allerheiligste. Dort sieht er den Thron Gottes.
Offenbarung 4,2 beschreibt, dass Gott in seinem Tempel zwischen den Cherubim thront. Psalm 80,1 sagt: „Der du thronst zwischen den Cherubim, strahle hervor.“ Johannes ist also zum Thron Gottes, zur Bundeslade im Himmel, entrückt. Dort sieht er in der Hand Gottes dieses Buch mit den sieben Siegeln.
Ein Engel stellt die Frage: Wer ist würdig, dieses Buch zu öffnen und es zu lesen? Niemand ist würdig – weder im Himmel noch auf Erden. Johannes beginnt zu weinen. Hier lernen wir, dass es tatsächlich möglich ist, im Himmel zu weinen.
Manche sagen, im Himmel gäbe es keine Traurigkeit, aber die Bibel berichtet, dass Johannes weinte. Auch von Lazarus, dem armen Lazarus, der starb und von Engeln in den Schoß Abrahams getragen wurde, ist die Rede. Bei den Rabbinern war dies ein Ausdruck für das Paradies. Abraham sagt, dass Lazarus jetzt hier getröstet wird. Das heißt, er ist im Himmel, im Paradies, aber immer noch ein wenig traurig. Er erinnert sich noch genau, wie elend sein Leben war – im Kontrast zu dem reichen Mann, der in dieser Geschichte, die kein Gleichnis ist, namenlos bleibt. Lazarus wird im Himmel getröstet. Auch Johannes wird hier getröstet, denn ihm wird gleich gesagt: „Weine nicht!“
Es hat überwunden der Löwe aus dem Stamm Juda. Johannes schaut sich um und sieht ein Lamm, wie geschlachtet, mit sieben Hörnern. Daraus wird klar: Der Löwe aus dem Stamm Juda, der Messias, der in Majestät über die Welt im tausendjährigen Friedensreich regieren wird, ist dieselbe Person wie der Herr Jesus, der vor zweitausend Jahren als das Lamm Gottes gekommen ist.
Sieben Hörner sprechen von seiner vollkommenen Macht. Doch ein Lamm mit sieben Hörnern! Auf dem Bild sehen wir ein Jakobsschaf, eine spezielle Rasse, die in biblischen Zeiten im Nahen Osten gehalten wurde. Dieses Exemplar hat vier Hörner, und es gibt auch Varianten mit sechs Hörnern. Männchen und Weibchen haben Hörner. Jesus wird jedoch als Lamm mit sieben Hörnern beschrieben. Das symbolisiert vollkommene Macht. Nach der Auferstehung sagte er: „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden.“
Das Lamm ist wie geschlachtet dargestellt. Diese Darstellung erinnert daran, dass der Herr Jesus im Himmel immer noch mit den Wunden des Kreuzes zu sehen sein wird – mit den Malen seines Kreuzes in den Händen, Füßen und in der Seite. Das Lamm Gottes, der Herr Jesus, der als Mensch die Siege auf Golgatha errungen hat und die Möglichkeit geschaffen hat, dass jeder Mensch, der kommt und seine Schuld bekennt, errettet wird, ist derselbe, der als König und Löwe regieren wird.
Er ist würdig, dieses Buch aus der Hand Gottes auf dem Thron zu nehmen. Das bedeutet: Der Herr Jesus hat als Mensch das Anrecht erworben, das Buch der Gerichte zu öffnen. Dieses Buch enthält die Gerichte Gottes über die Welt.
Die Offenbarung ist so aufgebaut, dass ab der Entrückung – symbolisiert in Offenbarung 4,1 durch die Entrückung von Johannes in den Himmel – alle Gerichte gezeigt werden, die nach der Entrückung bis zur Wiederkunft Christi stattfinden. Diese Wiederkunft wird in Offenbarung 19,11 beschrieben. Die Gerichte verlaufen streng nach dem Plan dieses Buchs.
Das Lamm Gottes öffnet ein Siegel nach dem anderen, und die Gerichte kommen über die Welt. Der Zeitraum zwischen Entrückung und Wiederkunft ist zweigeteilt: Der erste Teil heißt die Stunde der Versuchung. In dieser Zeit wird der Antichrist auftreten und die größte Verführung aller Zeiten über die Menschheit bringen. Danach folgt die große Drangsal, der letzte und schrecklichste Weltkrieg der Menschheitsgeschichte.
Die Siegel sind so verteilt, dass die sechs ersten Siegel sich auf die Stunde der Versuchung beziehen. Von dieser Stunde sagte der Herr Jesus in Offenbarung 3,10 als Verheißung an die Gemeinde: „Ich werde dich bewahren vor der Stunde der Versuchung.“ Die Gemeinde wird also vor dieser Zeit entrückt werden.
Das erste Siegel zeigt einen siegreichen Reiter auf einem weißen Pferd – das ist der Antichrist, der in seiner Erscheinung dem Herrn Jesus ähnelt. Wenn Jesus dann in Offenbarung 19,11 aus dem Himmel kommt, ist er auch gekrönt, allerdings mit vielen Diademen. Er ist siegreich und kommt als Richter, als kämpfender Richter der Welt. Auch er reitet auf einem weißen Pferd.
Der Antichrist ist jedoch nur eine Imitation des wahren Messias. Darum kommt er ebenfalls auf einem weißen Pferd. Hier beginnt die Stunde der Versuchung. Mit dem siebten Siegel wird das Schrecklichste eröffnet: die große Drangsal.
Zeitlich wird die große Drangsal genau dreieinhalb Jahre dauern, ebenso die Stunde der Versuchung dreieinhalb Jahre plus x. Diese letzten sieben Jahre vor der Wiederkunft Jesu stellen die siebzigste Jahrwoche Daniels dar. Diese Jahrwoche beginnt, sobald der kommende Diktator des Westens, des widerstandenen römischen Reiches, mit Israel unter dem Antichristen einen Bund für sieben Jahre schließt.
Die Bibel sagt jedoch nirgends, dass dieser Bund am selben Tag wie die Entrückung geschlossen wird. Man muss also der Genauigkeit halber ein „x“ hinzufügen. Das erste Siegel, das die Erscheinung des Antichristen zeigt, tritt ein, sobald der Heilige Geist, der in der Gemeinde wohnt, wieder weggeht – so wie er am Pfingsten gekommen ist. Dann ist der, der zurückhält, nach 2. Thessalonicher 2 weg, und der Mensch der Sünde kann offenbar werden.
Zur Vollständigkeit sei noch gesagt: Sobald das siebte Siegel geöffnet wird, geschieht in Offenbarung 8 zunächst gar nichts. Es gibt eine halbe Stunde Ruhe im Himmel – die Ruhe vor dem Sturm. Bei den Siegeln eins bis sechs erfolgt sofort ein Gericht, beim siebten jedoch nicht.
Gleich darauf bereiten sich sieben Engel mit sieben Posaunen vor. Jedes Mal, wenn ein Engel posaunt, kommt ein schreckliches, furchtbares Gericht über die Welt. Das bedeutet, das siebte Siegel besteht inhaltlich aus sieben Posaunengerichten. Bei jeder Posaune geschieht etwas. Nur bei der siebten Posaune geschieht zunächst nichts.
Später, im Verlauf der Offenbarung, bereiten sich sieben Engel mit goldenen Schalen vor. Wenn sie diese Schalen auf die Erde kippen, kommen die letzten und schrecklichsten Schläge über die Erde – ein Schlag nach dem anderen. Das bedeutet, die siebte Posaune besteht inhaltlich aus sieben Schalengerichten. Danach kommt der Herr Jesus.
Dies ist also das siebte Siegel, und so ergibt sich der gesamte Ablauf der Gerichte in der Offenbarung.
Zwischendurch wird dieser strenge zeitliche Ablauf durch Einschübe unterbrochen. Dabei wird der Hintergrund dieser kommenden Gerichtszeit erklärt. Manchmal wird sogar zurückgegriffen oder vorausgegriffen.
Diese Einschübe sind in der Offenbarung so gestaltet, dass immer vor Nummer eins ein Einschub kommt, dann zwischen sechs und sieben, und wieder vor eins oder nach sieben, sowie zwischen sechs und sieben bei den Posaunen und auch bei den Schalen. So ergeben sich schließlich sieben Einschübe.
Die Offenbarung zeigt somit einen wunderbaren Plan Gottes. Dieser klare Plan, was kommen wird, wird im Buch der sieben Siegel dargelegt.
Das geöffnete Büchlein – Fokus auf Jerusalem
Das führt uns nun zu einem Kontrast. Dieses kleine Büchlein hier ist das geöffnete Büchlein, kein versiegeltes, und es ist klein.
In Offenbarung 10 heißt es: „Und ich sah einen anderen starken Engel aus dem Himmel herniederkommen, bekleidet mit einer Wolke, und der Regenbogen war auf seinem Haupt, und sein Angesicht war wie die Sonne und seine Füße wie Feuersäulen. Und er hatte in seiner Hand ein geöffnetes Büchlein, und er stellte seinen rechten Fuß auf das Meer, den linken aber auf die Erde.“
Wer ist diese geheimnisvolle Person, die dieses geöffnete Büchlein in der Hand hält? Er wird genannt „ein anderer Engel“. Dabei muss man wissen, dass Engel, griechisch Angelos, einen Engel bezeichnen können – ein geschaffenes Geistwesen, von Gott geschaffen und zum Dienst bestimmt. Aber der Begriff wird auch für Menschen verwendet, die als Gesandte dienen. Zum Beispiel wird in Markus 1 Johannes der Täufer „mein Bote“ genannt, wörtlich „mein Engel“ (Angelos).
Nun ist es so, dass dieser andere Engel noch mehrmals in der Offenbarung vorkommt. Immer wenn von diesem anderen Engel gesprochen wird, ohne dass weitere Engel erwähnt werden, ist damit niemand anders gemeint als der Engel des Herrn aus dem Alten Testament. Und dieser Engel ist Gott selbst.
Der Engel, besser übersetzt der Bote des Herrn, der in 1. Mose 16 zu Hagar kommt, ist der Herr selbst. Plötzlich wird er als der Herr, der Ewige, bezeichnet. Und hier, dieser andere Engel in der Offenbarung, ist ebenfalls der Sohn Gottes, der vom Vater Gesandte.
In Offenbarung 7 sehen wir ihn zum ersten Mal, wie er die 144.000 versiegelt – mit Autorität. Da stellt sich die Frage: Wer ist dieser andere Engel? In Kapitel 8 erscheint er wieder, und zwar als hoher Priester am goldenen Räucheraltar im Himmel. Dort wird klar, dass er ein Priester ist.
In Offenbarung 18 tritt er ebenfalls auf und verkündet als Prophet den Untergang, den Fall von Babylon. Und hier wird er vorgestellt als König der Welt. Er setzt den rechten Fuß aufs Meer und den linken Fuß auf die Erde. Das Fußaufsetzen, wie wir es aus dem Buch Josua kennen (Josua 1,3), bedeutet Anspruch auf das Gebiet. Hier haben wir also jemanden, der Anspruch auf die ganze Welt erhebt.
In den weiteren Versen dieses Abschnitts heißt es, dass er brüllt wie ein Löwe – der Löwe aus dem Stamm Juda. Er ist König, Priester und Prophet, wie wir es in dem Lied singen: „Welcher ein Freund ist unser Jesus.“ Am Schluss einer Strophe heißt es: „Fliehen zu ihm, wie im Gebet.“ So ist Jesus für uns alles: König, Priester und Prophet.
Nun hält er ein geöffnetes Büchlein in der Hand. Wenn man dann weiterliest in Offenbarung 10 und 11, sieht man, dass der Fokus der Prophetie, der vorher die ganze Welt umfasste, hier auf ein ganz kleines Gebiet zusammengezogen wird. Diese Welt ist Jerusalem.
Die zwei Zeugen, die während 1.260 Tagen – das sind die ersten dreieinhalb Jahre – Zeugnis ablegen, tun dies in Jerusalem. Darum ist es ein kleines Buch, ein Büchlein, weil der Fokus nicht die ganze Welt umfasst, wie das Buch mit den sieben Siegeln, sondern Jerusalem. Nicht die ganze Welt, sondern den geografisch wichtigsten Ort auf Erden: Jerusalem.
In Offenbarung 11 wird auch gesagt, dass diese Stadt der Ort ist, an dem unser Herr gekreuzigt wurde. Das ist der Ort, an dem der Herr Jesus das Heil der Welt begründet hat. Darum ist es eben ein kleines Büchlein.
Aber warum ist es geöffnet und nicht versiegelt? Ganz einfach: Weil die Prophetie über Jerusalem ein Thema ist, das ausführlich im Alten Testament behandelt wurde. In Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Daniel, in den zwölf kleinen Propheten und durch das ganze Alte Testament hindurch bis ins Neue Testament.
Das ist also nichts, was vorher nicht bekannt war, sondern es war schon bekannt. Darum ist es ein geöffnetes Büchlein. Der Inhalt des Buches mit den sieben Siegeln war im Alten Testament jedoch nicht bekannt. Deshalb ist es so wichtig, dass wir die Offenbarung im Neuen Testament als prophetisches Buch ganz am Schluss der Bibel haben.
Ohne sie könnten wir die bereits früher mitgeteilte Prophetie gar nicht richtig verstehen. Wir brauchen sie. Darum haben wir dort das Buch mit den Siegeln offenbart, und hier geht es um das geöffnete Büchlein, in dem noch einige Details zu Jerusalem, was schon gesagt wurde, weiter erläutert werden.
Die Bibel im Himmel – Gottes Wort als ewige Wahrheit
Sechstens: Die Bibel – das darf in der himmlischen Bibliothek auf keinen Fall fehlen. Tatsächlich zeigt Psalm 119, der den Ausdruck der Liebe zu Gottes Wort im Herzen der Erlösten darstellt, im Vers „In Ewigkeit, Herr, steht dein Wort fest in den Himmeln“ sehr deutlich, dass die Bibel auch im Himmel eine feste Bedeutung hat.
In Daniel 10,21 sagt ein Engel, der nach Daniels Gebet und Fasten gekommen ist, zu ihm: „Doch ich will dir kundtun, was in dem Buch der Wahrheit verzeichnet ist. Und es ist kein einziger, der mir gegen jene mutig beisteht, als nur Michael, euer Fürst.“ Dieser Engel erklärt, dass er eigentlich schon vor 21 Tagen, also vor drei Wochen, hätte kommen sollen. Das ist tröstlich, denn es zeigt, dass nicht nur Menschen, sondern auch Engel zu spät kommen können. Er fügt hinzu, dass sein Zögern einen guten Grund hatte.
Er berichtet, dass ihm der Fürst des Königreiches Persien Widerstand geleistet hat. Deshalb musste er warten, bis Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um ihm Beistand zu leisten. So konnte er den Sieg erringen. Daraus wird klar, dass der Fürst von Persien damals nicht der menschliche Herrscher Chores war, sondern ein Engelfürst – und zwar ein gefallener Engelfürst an der Spitze.
Diese Aussage stimmt mit Epheser 6,10 überein, wo von Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen Örtern die Rede ist – den Mächten der Bosheit in den himmlischen Örtern. Dort heißt es von den „Weltbeherrschern dieser Finsternis“. Das macht deutlich, dass solche Engelfürsten an der Spitze von Nationen stehen.
Übrigens wissen die Thailänder genau, was für ein Fürst das ist. Sie stellen ihn auf allen offiziellen Dokumenten als Cherub dar, haben einen Namen für ihn und nennen ihn den Geist, der an der Spitze Thailands steht – quasi als Schutzgeist. Die Bibel zeigt nun, dass auch Persien so einen Fürsten hat. Nach Daniel 10,21 weiß man also, wer hinter den Mullas steht.
Der Engel sagt weiter, dass er jetzt wieder weggehen wird und dann der Fürst des Königreiches Griechenland kommen wird – ebenfalls ein gefallener Engel. So erfährt man auch, wer hinter dem Finanzdrama Griechenlands und der kaputten Wirtschaft steckt: diese Mächte spielen eine Rolle.
Der Engel kündigt an, dass er nun kundtun wird, was im Buch der Wahrheit verzeichnet ist. Das wird dann in den Kapiteln 11 und 12 von Daniel enthüllt. Es handelt sich um biblische Prophetie über Kyrus, Alexander den Großen, die Ptolemäer-Herrscher in Großsyrien – das war Syrien und Libanon bis nach Pakistan – sowie über die Ptolemäer-Herrscher in Ägypten und die Seleukiden, die Herrscher über Großsyrien, Syrien, Libanon bis nach Pakistan.
In diesen Kapiteln wird Generation für Generation alles detailliert aufgezeigt. Die Prophetie reicht sogar über die Makkabäerzeit hinaus bis in die Endzeit. Ich habe einmal ausgezählt: Allein in Daniel 11,1-35 sind über 150 einzelne Prophezeiungen enthalten, die nachweislich in der Geschichte erfüllt wurden. Und all das war im Buch der Wahrheit verzeichnet.
Die Treuen in Israel, nachdem der letzte Prophet Malachi um 400 v. Chr. gestorben war, konnten diese Prophetie lesen. Sie führten sie von Generation zu Generation bis in die Makkabäerzeit im zweiten Jahrhundert vor Christus. So konnten sie genau sagen: „Jetzt sind wir bei diesem Satz“, „Jetzt hat sich das erfüllt.“ Sie konnten sich in der sogenannten Zeit der 400 stummen Jahre, in denen keine Propheten mehr in Israel auftraten, sehr genau orientieren – bis dann das Neue Testament kam.
Das ist keine Lücke, sondern wurde durch die Prophetie Daniels überbrückt. Doch das war schon zuvor im Himmel verzeichnet, und ein Engel hatte den Auftrag, dies Daniel mitzuteilen. Unter der Inspiration des Heiligen Geistes vollendete Daniel so das Buch.
In Offenbarung 15,5 befinden wir uns im Himmel, und Johannes sagt: „Und nach diesem sah ich, und der Tempel der Hütte des Zeugnisses im Himmel wurde geöffnet.“ Er sieht also den himmlischen Tempel, der hier mit dem gleichen Ausdruck wie die Stiftshütte bezeichnet wird.
Interessant ist, dass dieser Tempel „die Hütte des Zeugnisses“ genannt wird. Was ist das Zeugnis? In Offenbarung 11,19 wird die Bundeslade im Himmel, im himmlischen Tempel, erwähnt. In der Bundeslade, die Mose damals auf Erden als Abbild einer himmlischen Vorlage herstellen musste, musste das Zeugnis aufbewahrt werden. So steht es in 2. Mose 25,16: „Er soll das Zeugnis in die Bundeslade legen.“
Dieses Zeugnis bezeichnet die zwei Tafeln mit den zehn Geboten, die das ganze Gesetz zusammenfassen. Wenn also hier vom Tempel der Hütte des Zeugnisses gesprochen wird, ist das ein Hinweis darauf, dass im Allerheiligsten die zehn Gebote als Dokumentation der Gerechtigkeit Gottes aufbewahrt sind – im Himmel, auf den himmlischen Tafeln.
Das Buch des Lebens – Eintragungen, Löschungen und ewiges Leben
Jetzt kommen wir siebtens zum Buch des Lebens, das ausführlich mit dem vollen Namen genannt wird: „Das Buch des Lebens des geschlachteten Lammes“. So heißt es vollständig. „Buch des Lebens“ ist schon eine Abkürzung, und manchmal findet man nur „dein Buch“. Aber der Zusammenhang macht klar, was gemeint ist.
In 2. Mose 32, als Israel mit der Sünde des goldenen Kalbes fiel, war Gott bereit, das Volk durchs Gericht auszulöschen. Mose betet in 2. Mose 32,32: „Und nun, wenn du ihre Sünde vergeben wolltest, wenn aber nicht, so lösche mich doch aus deinem Buch, das du geschrieben hast.“ Der Herr sprach zu Mose: „Wer gegen mich gesündigt hat, den werde ich aus meinem Buch auslöschen.“ Mose wollte stellvertretend für die damaligen Israeliten aus dem Buch des Lebens gelöscht werden, damit Gott ihn richtet und tötet, anstatt die Israeliten, damit sie leben können. Aber wenn er sterben soll, dann heißt das, aus dem Buch gelöscht zu werden. Er sagt also: „Lösche mich an ihrer Stelle.“ Doch er konnte nicht stellvertretend für andere sterben, weil er selbst auch ein Sünder war. Ein Sünder kann nicht für Sünder sterben. Darum sagt Gott, die Schuldigen selbst sollen ausgelöscht werden.
Daraus leiten wir ab, dass die Israeliten von damals, also die wahren Gläubigen wie Mose, Aaron, Mirjam, Joshua, Kaleb und andere, sowie auch die Ungläubigen alle im Buch des Lebens eingeschrieben waren. Das stellt nun das Problem dar: Wann wird ein Mensch ins Buch des Lebens eingeschrieben? Oft hat man in der Sonntagsschule gelernt, dass man bei der Bekehrung ins Buch des Lebens eingeschrieben wird. Aber hier hätte man unbedingt nachfragen müssen, wo das steht. Dann wäre klar geworden, dass es keine Mittelstelle gibt, die das so sagt.
Hier sehen wir, dass alle drin sind, aber sie können wegen ihrer Sünde des Abfalls gelöscht werden. In Psalm 69 haben wir einen Psalm, der die Leiden des Herrn Jesus am Kreuz beschreibt. In Römer 15 wird dieser Psalm ausdrücklich auf den Herrn Jesus bezogen. Nachdem die Leiden des Messias beschrieben sind und wer von seinen Feinden abgelehnt wird, hört man die Stimme Davids. In Römer 9-11 wird aus Psalm 89 zitiert, und diese Gerichtsverse werden David in den Mund gelegt. David bittet um Gericht und sagt hier: „Lass sie ausgelöscht werden aus dem Buch des Lebens und nicht eingeschrieben sein mit den Gerechten.“
Also bittet David, dass die, die den Messias verworfen, geschmäht und abgelehnt haben, aus dem Buch des Lebens ausgelöscht werden. Daraus folgt, dass sie schon darin waren. In der zweiten Vershälfte heißt es: „Und nicht eingeschrieben sein mit den Gerechten.“ Es gibt gewisse Übersetzungen, die sagen „und nicht eingeschrieben werden mit den Gerechten“. Die hebräische Verbform „nichtav“, die Nif'al-Form, kann bedeuten „werden“ oder den Zustand ausdrücken, nämlich „eingeschrieben sein“ oder „eingeschrieben werden“.
Warum habe ich hier „nicht eingeschrieben sein“ gewählt? Man kann nicht sagen: „Lass sie ausgelöscht werden aus dem Buch des Lebens und nicht eingeschrieben werden.“ Sie standen ja schon drin, aber sollen ausgelöscht werden. Wenn sie ausgelöscht werden, dann stehen sie nicht mehr drin. Sie sollen also nicht mit den Gerechten, mit den wahren Gläubigen, zusammen weiter in diesem Buch stehen.
Damit wird klar: Die Juden, die damals Christus verworfen haben, waren alle im Buch des Lebens eingeschrieben. David sagt, als göttliches Gericht über die Verwerfung des Erlösers, sollen die Unbußfertigen daraus schließlich gelöscht werden. Aber der Herr Jesus hat am Kreuz gebetet: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Er hat ihnen nochmals Gelegenheit zur Buße gegeben, damit sie eben nicht ausgelöscht werden. Doch die, die keine Buße taten, wurden schließlich ausgelöscht.
In Lukas 10,20 sagt der Herr Jesus zu seinen Jüngern, die sich freuten, dass sie von ihm Gewalt bekommen hatten, um Kranke zu heilen und Dämonen auszutreiben: „Doch darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind, freut euch aber, dass eure Namen in den Himmeln eingeschrieben wurden.“ So heißt es wörtlich nach dem Mehrheitstext: „eingeschrieben wurden“. Dieser Vers spricht nicht über den Moment der Einschreibung ins Buch des Lebens, sondern stellt einfach fest, dass sie eingeschrieben sind. Als Jünger Jesu sollen sie sich freuen, dass sie dort drin stehen.
Das Wort „eingeschrieben“ ist hier „engrapho“, was bedeutet: einschreiben, in eine Liste eintragen, eine Inschrift machen. Also sollen sich die Erlösten freuen, dass sie in diesem Buch stehen, weil sie wissen dürfen: Wenn sie wirklich wiedergeboren und errettet sind, dann werden sie nie aus diesem Buch ausgelöscht werden.
In Offenbarung 20, beim letzten Gericht, schließt sich der Kreis ein wenig zu dem, was wir beim ersten Buch der Werke schon gesagt haben. Dort heißt es: „Und ich sah die Toten, die Großen und die Kleinen, vor dem Thron stehen, und Bücher wurden aufgetan, und ein anderes Buch war aufgetan, welches das des Lebens ist. Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken.“ Schließlich heißt es in Vers 15: „Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buch des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen.“
Alle Ungläubigen werden zum letzten Gericht nach dem tausendjährigen Reich antreten müssen. Obwohl sie auferstehen werden, werden sie hier immer noch „die Toten“ genannt. Schrecklich! Auferstanden, aber sie werden so genannt, weil sie keine Gemeinschaft mit Gott haben – geistlich tot sind. Anhand des Buches des Lebens wird dokumentiert, dass sie nicht mehr im Buch des Lebens stehen. Darum haben sie keinen Anspruch auf Leben in Gemeinschaft mit Gott.
Die Konsequenz ist der ewige Tod, die ewige Pein, also das ewige Getrenntsein von Gott. Nicht Auslöschung, sondern Tod bedeutet Trennung. Beim körperlichen Tod bedeutet der Tod Trennung zwischen Geist, Seele und Körper. Der ewige Tod ist die Trennung des Menschen von Gott.
In Offenbarung 13,8 geht es um die Zeit der Gerichte nach der Entrückung. Dort heißt es von Menschen, die den kommenden Diktator anbeten werden: „Und alle, die auf der Erde wohnen, werden es tun, dass der Diktator, der das Tier genannt wird, angebetet wird, außer denen, deren Name nicht mehr geschrieben ist in dem Buch des Lebens des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt an.“
Hier wird angedeutet, wann der Mensch eingeschrieben wird: Von Grundlegung der Welt an. Bei der Schöpfung hat Gott alle Menschen – nicht nur Adam und Eva, sondern auch alle Generationen, die nach ihnen kommen sollten – in seiner Allwissenheit gekannt und in das Buch des Lebens eingeschrieben.
Solange ein Mensch auf der Erde lebt, hat er grundsätzlich die Möglichkeit, sich zu bekehren. Nach dem Tod ist das nicht mehr möglich. Wenn ein Mensch sich nicht bekehrt und die Gnadenzeit endet – spätestens beim körperlichen Tod, kann aber auch schon vorher sein –, wird er aus dem Buch des Lebens ausgelöscht.
Darum wird hier dokumentiert: Jeder, dessen Name nicht geschrieben ist – oder genauer gesagt, nicht mehr geschrieben ist – im Buch des Lebens des geschlachteten Lammes, wird in den Feuersee geworfen. Gott zeigt mit diesem Buch, dass es nicht an ihm lag. Er hat alle Menschen verzeichnet. Wenn ihr nicht mehr darin steht, ist es, weil ihr nicht wolltet, wie Jesus in Matthäus 23 sagt: „Ihr habt nicht gewollt.“ Darum sind sie nicht drin.
Das ist auch ein ganz wesentlicher Punkt, der zeigt, dass Gott nie und nimmer nur einen Teil der Menschheit retten wollte. Das ist die Lehre Calvins und entspricht nicht der biblischen Lehre. Gott hat alle ins Buch des Lebens eingeschrieben. Wer verloren geht, geht verloren, weil er nicht wollte.
Das zeigt Gottes Heilswillen: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn gab.“
Das Buch des Hauses Israel – Unterscheidung zwischen äußerlichem und wahrem Israel
Achtens: Das Buch des Hauses Israel. In Hesekiel 13,8 geht es um falsche Propheten. Dort heißt es in Vers 8: „Darum spricht der Herr, der Ewige: Weil ihr eitles redet und Lüge schaut, will ich an euch sehen, spricht der Herr, der Ewige. Meine Hand wird gegen die Propheten sein, die eitles schauen und Lüge wahr sagen.“
Im Rat meines Volkes sollen sie nicht stehen, und in das Buch des Hauses Israel sollen sie nicht eingeschrieben oder weiterhin eingeschrieben sein. Auch sollen sie nicht in das Land Israel kommen. Ihr werdet erkennen, dass ich der Herr, der Ewige, bin.
Hier wird deutlich gemacht, dass Gott alle, die zu Israel gehören, in einem besonderen Buch verzeichnet hat.
In Römer 2,28-29 erklärt der Apostel Paulus, und auch in Römer 9,6, dass der wahre Israelit derjenige ist, der sich bekehrt und schließlich nicht nur äußerlich, sondern auch im Herzen beschnitten ist.
Deshalb wird ein Unterschied gemacht zwischen dem wahren Israel und dem Israel nach dem Fleisch. Ganz Israel nach dem Fleisch ist in dem Buch verzeichnet. Wer sich jedoch nicht bekehrt, um ein wahrer Israelit durch Wiedergeburt, durch Buße und Wiedergeburt zu werden, wird schließlich aus diesem Buch ausgelöscht.
Das Gedenkbuch für die Treuen in Israel – Gottes besondere Wahrnehmung
Neuntens: In Maleachi 3,16 wird zur Zeit des Niedergangs ein weiteres Buch erwähnt. Die meisten in Israel waren lau, wenn nicht sogar noch schlimmer. Dann heißt es: „Da unterredeten sich miteinander die, die den Herrn fürchten.“ Der Herr merkte darauf und hörte zu. Ein Gedenkbuch wurde vor ihm geschrieben für die, welche den Herrn fürchten und seinen Namen achten.
Es handelt sich also um ein spezielles Buch für die Treuen, die Gott in seinem Volk besonders wahrnimmt und speziell verzeichnet. Heute sehen wir viele Parallelen zur damaligen Zeit. Weltweit erleben wir einen Niedergang im Volk Gottes und ein Abnehmen der Bedeutung der Bibel. Statt des Wortes wollen viele nur noch Emotionen.
Es ist ein deutlicher Niedergang zu beobachten. Doch all jene, die das mit Sorge, Traurigkeit und Schmerz sehen und den Herrn bitten, dass er eine Wende, ein neues Aufwachen und eine Umkehr schenkt, entsprechen denjenigen, die den Herrn fürchten. Sie reden miteinander über diese Probleme.
Für sie wird ein Gedenkbuch geschrieben.
Das Buch des Völkerverzeichnisses – Gottes Ordnung im tausendjährigen Reich
Und schließlich noch das zehnte: das Buch des Völkerverzeichnisses, Psalm 87, Vers 6. Dort heißt es: „Der Herr wird schreiben, beim Verzeichnen der Völker, dieser ist dort geboren.“
Im Zusammenhang geht es darum, dass am Anfang des Tausendjährigen Reiches alle Nationen speziell verzeichnet werden. Heute schätzt man zwar, wie viele Menschen es auf der Erde gibt, doch niemand weiß es genau.
Natürlich führen manche Nationen Volkszählungen durch, aber auch dort kann man sich nicht darauf verlassen, dass alle Menschen wirklich mitmachen oder dass nicht betrogen wird. Ganz sicher kann man daher nicht sagen, wie viele Menschen in der Schweiz leben, besonders wenn man die Untergetauchten berücksichtigt.
Auch in Amerika ist es schwierig, die genaue Bevölkerungszahl zu bestimmen, wenn man an die vielen Untergetauchten denkt. Niemand kann wirklich wissen, wie viele Menschen dort leben.
Doch der Herr Jesus wird für Ordnung sorgen. Alle Menschen werden am Anfang des Tausendjährigen Friedensreiches verzeichnet werden.
Im Psalm 87 wird speziell gesagt, dass jemand, der in Jerusalem geboren wurde, ganz besonders vermerkt wird. Egal, ob Israelit oder aus den Völkern – wer in dieser geliebten Stadt geboren ist, erhält einen speziellen Vermerk: „Dieser ist dort geboren.“
Psalm 87 betont, dass Gott Jerusalem liebt. Daher wird die Geburt in dieser Stadt besonders hervorgehoben und festgehalten.
Abschlussbetrachtung – Gottes Gerechtigkeit und Plan
Ja, so sehen wir eine Bibliothek im Himmel – Bücher mit ganz unterschiedlicher Bestimmung. Wir kennen einen Gott, der allwissend ist und keine Notizen braucht wie wir. Manchmal machen wir selbst noch Notizen, weil wir etwas nicht mehr im Kopf behalten können. Dann muss man eben mit Doppelnotizen arbeiten. Nein, Gott braucht das nicht. Dennoch verzeichnet er alles.
Das zeigt auch etwas darüber, wie Gott ist: Er handelt nicht willkürlich. Bei ihm gibt es nichts, was auch nur an Willkür erinnern könnte. Er ist vollkommen gerecht. Was er tut, dokumentiert er durch seine Buchführung.
Wenn wir an diese Bücher denken, in denen Gott alles verzeichnet hat, gibt uns das eine innere Ruhe. Es zeigt, dass Gott einen Plan hat. Wenn wir an das Buch mit den sieben Siegeln denken, ist dort genau verzeichnet, dass die große Drangsal 1.260 Tage dauern wird – kein Tag mehr und kein Tag weniger.
Der Unterschied ist nur, dass die Gläubigen dann wissen werden: „Jetzt sind es 1.263 Tage.“ Doch wir sind manchmal in Prüfungen und fragen uns: „Wie lange geht das noch?“ Wir sehen das Ende nicht. Trotzdem dürfen wir wissen, dass der Herr ganz genau weiß, wie lange die Prüfung dauert. Er hat sie so bemessen, dass wir sie ertragen können. Er hat auch den Ausgang schon festgeschrieben.
Das gibt uns oder hilft uns, ein völliges Vertrauen in die Wege des Herrn zu haben. Er macht alles gut und sieht das Ende schon, auch wenn wir es noch nicht sehen.
