Einführung und biblische Grundlage des Gemeindebaus
Guten Abend, ich möchte alle ganz herzlich begrüßen. Mir wurde die Aufgabe gestellt, heute Abend über das Thema Gemeindebau im 21. Jahrhundert zu sprechen und über die Herausforderungen, die damit verbunden sind. Eigentlich wollte ich lieber über die Arche Noah sprechen, aber das ist offensichtlich ein Bedürfnis, und darum übernehme ich dieses Thema sehr gerne.
Wir schlagen nun 1. Korinther 3 auf, um am Anfang ein wichtiges, grundlegendes Bibelwort zum Thema zu setzen. Das Wichtigste ist ja immer das Wort Gottes selbst, und alle Erklärungen sollen wieder zum Wort Gottes hinführen. Es kann ja schon mal passieren, dass ein Vortrag oder eine Predigt daneben geht. Aber dann kann man immer noch zum Schluss zum Bruder gehen und sagen: „Also die Worte, die du am Anfang vorgelesen hattest, die waren so ermutigend und so wunderbar.“
In 1. Korinther 3, Vers 5 heißt es: Wer ist denn Apollos und wer Paulus? Diener, durch welche ihr geglaubt habt, und zwar wie der Herr einem jeden gegeben hat. Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat das Wachstum gegeben. Also ist weder der, der da pflanzt, etwas, noch der, der da begießt, sondern Gott, der das Wachstum gibt. Der aber pflanzt und der begießt sind eins. Ein jeder aber wird seinen eigenen Lohn empfangen nach seiner eigenen Arbeit, denn wir sind Gottes Mitarbeiter, Gottes Ackerfeld, Gottes Bau seid ihr.
Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als ein weiser Baumeister den Grund gelegt. Ein anderer aber baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher Jesus Christus ist.
Wenn aber jemand auf diesem Grund baut Gold, Silber, köstliche Steine, Holz, Heu oder Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Denn der Tag wird es klar machen, weil er in Feuer geoffenbart wird, und welcherlei das Werk eines jeden ist, wird das Feuer bewähren. Wenn das Werk jemandes bleiben wird, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wenn das Werk jemandes verbrennen wird, so wird er Schaden leiden. Er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer.
Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben, denn der Tempel Gottes ist heilig, und solcher seid ihr.
Hier spricht der Apostel Paulus über sein Werk in Korinth. In Apostelgeschichte 18 wird beschrieben, wie der Apostel Paulus nach Korinth gekommen war, wie er dort evangelisiert hat und wie daraus eine sehr große Gemeinde entstanden ist. Korinth war einer der Orte, an denen der Apostel Paulus besonders lange verblieben ist und gearbeitet hat – also mehrere Jahre. Genau genommen waren es über ein Jahr.
Ein anderes Beispiel ist Ephesus. Dort hat Paulus ebenfalls mehrere Jahre gearbeitet und eine Gemeinde gegründet. Das ist in Apostelgeschichte 19 beschrieben.
Prinzipien und Herausforderungen des Gemeindebaus in der Antike
Normalerweise hat der Apostel so gearbeitet: Er ist von einem Ort, und zwar von einem Ballungszentrum, zum nächsten gegangen. Dabei hat er jeweils zuerst geprüft, ob es dort eine Synagoge gibt. Falls keine Synagoge vorhanden war, suchte er vielleicht nach einer jüdischen Gebetszusammenkunft, wie zum Beispiel in Philippi, wo auch Frauen beteiligt waren.
Zuerst verkündigte er also den Menschen, die das Alte Testament bereits kannten, das Evangelium. Wenn diese zum Glauben kamen, waren sie bereits wie Gläubige, die schon jahrelang im Glauben gelebt hatten. Denn sie hatten von Kind auf das nötige Rüstzeug erhalten und waren somit in der Lage, wenn Paulus dann weiter evangelisierte, auch unter den Nichtjuden – also unter denen, die gar nichts wussten – weitergeführt zu werden.
So war es ihm im Prinzip möglich, sehr bald von einem Ort zum nächsten zu gehen und anschließend zu einem weiteren Ort aufzubrechen. Auf diese Weise konnte er große Teile der alten Welt in relativ kurzer Zeit evangelisieren. Dabei ging er nicht ins Hinterland, sondern reiste von einem großen Ballungszentrum zum nächsten.
Die Aufgabe der Gläubigen aus den Ballungszentren war es dann, auch in die Heide hinauszugehen. Die Menschen, die sich erst später bekehrten, lebten eben auf der Heide. Daraus entstand übrigens der Ausdruck „Heiden“. Die Heiden sind die Menschen auf der Heide, die erst später vom Christentum hörten, als es in den Ballungszentren bereits etabliert war.
In der alten Welt wurde für Heide das lateinische Wort „Paganus“ verwendet. Dieses Wort führte im Französischen zu „Bayen“ und im Deutschen zum Wort „Heide“ – die Menschen, die auf der Heide lebten. Das war also das Prinzip des Apostels Paulus.
Besonders viel lernen wir über Gemeindebau, wenn wir uns Korinth und Ephesos anschauen. Paulus schrieb im 1. Korinther 3, dass er als ein weiser Baumeister den Grund gelegt habe. Dieser Grund ist Jesus Christus. Das Wort für Baumeister ist eigentlich „Architekt“. Paulus arbeitete also als ein weiser Architekt, der mit einem Plan, mit einem Bauplan, baut.
Das führt uns zu einem zweiten Punkt.
Gottes Bauplan und Widerstand im Gemeindebau
Schlagen wir Zweite Mose 25 auf. Dort geht es um den Bau der Stiftshütte, das erste Tempelhaus, das in der Bibel von Gott gebaut wurde. Es ist ein transportabler Tempel nach dem Auszug aus Ägypten. In Zweite Mose 25, Vers 8 lese ich: „Und sie sollen mir ein Heiligtum machen, dass ich in ihrer Mitte wohne.“
Hier sehen wir das große Thema: Gott möchte in der Mitte von Menschen wohnen, in der Mitte eines Volkes. Damit wird der Gedanke von dem, was Gemeinde im Neuen Testament ist, alttestamentlich schon vorweggenommen. Gott möchte Gemeinschaft mit Menschen haben, sich ihnen offenbaren, und sie sollen in Anbetung und Gottesdienst zu ihm kommen.
Im nächsten Vers heißt es: „Nach allem, was ich dir zeige, das Muster der Wohnung und das Muster aller ihrer Geräte, also sollt ihr es machen“ (Zweite Mose 25, 9). Und in Vers 40 desselben Kapitels steht: „Sieh zu, dass du sie nach ihrem Muster machst, welches dir auf dem Berg gezeigt worden ist.“
Mose konnte das Haus Gottes also nicht nach eigenen Fantasievorstellungen bauen. Gott gab ihm eine ganz klare Vorlage auf dem Berg, als er vierzig Tage dort war. Nach dieser Vorlage musste Mose alles umsetzen.
Das ist nun ganz wichtig: Übertragen wir das auf das Neue Testament, dann ist Gemeindebau keine Sache der Fantasie und der damit verbundenen Kreativität des Menschen. Vielmehr geht es um Gottes Vorlage. Im Neuen Testament finden wir viele Anweisungen über Gottes Pläne und Gedanken zur Gemeinde – grundsätzlich in seinem Ratschluss von Ewigkeit her und auch, wie das an einem Ort umgesetzt werden soll.
Diesen Bauplan muss man beachten und nach diesem Bauplan muss man bauen. So wie Mose ausdrücklich gesagt wurde: „Nach allem, was ich dir zeige, so sollst du es machen“, und sogar mit der Warnung: „Sieh zu, dass du sie nach ihrem Muster machst!“ – so ist es für uns auch eine ganz klare Warnung. Wir sollen genau nach dem Plan, nach dieser Vorlage bauen, wie Gott es uns im Neuen Testament für die Gemeinde deutlich macht.
Was wir hier auch lernen im Zusammenhang mit dem Bau des ersten Heiligtums: Wenn jemand bereit ist, so wie Mose, nach Gottes Gedanken zu handeln und umzusetzen, dann wird sich die Gewalt der Finsternis entfesseln.
Wie war das damals? Wir haben aus Zweite Mose 25 gelesen, dort die Beschreibung in den Versen 26 bis 31. Danach kommt Kapitel 32, das goldene Kalb. Man kann wirklich sagen: Die Gewalt der Finsternis entfaltete sich am Fuß des Horeb, während Mose auf dem Berg war und diesen Plan studierte, um zu wissen, wie er umgesetzt werden soll.
Das muss uns klar sein: Wenn wir auch im 21. Jahrhundert Gemeinde nach Gottes Plan bauen wollen, wird sich die Finsternis entfesseln. Es wird Widerstand geben, der das zerstören möchte.
In Zweite Mose 32 wird das Fest beschrieben, das sie Gottesdienst nannten. Dort wurde der Wunsch geäußert, ein goldenes Kalb zu machen. Die Zielsetzung ist in Vers 5 und 6 sehr klar ausgedrückt: „Und als Aaron es sah, baute er einen Altar vor ihm. Und Aaron rief aus und sprach: Ein Fest dem Herrn ist morgen!“
Das Wort „Herr“ ist im Hebräischen „Yahweh“, der Eigenname Gottes in der Bibel. Dieser Name wurde in Ägypten nicht für die dortigen Götter verwendet, die andere Namen hatten. Hier wird also ganz klar gesagt: Das ist ein Fest für den Gott der Bibel – allerdings mit einem Kalb dazu.
Das Kalb war eine Erinnerung an Ägypten und den Stierkult dort. In Vers 6 lesen wir: „Und sie standen des folgenden Tages früh auf, opferten Brandopfer und brachten Friedensopfer.“ Es ging um Gottesdienst.
Brandopfer sind Opfer, die ganz für Gott verbrannt wurden. Sie sollen zum Ausdruck bringen, dass der Herr Jesus, der später die Brandopfer des Alten Testaments erfüllen sollte, sich ganz Gott hingab und sich zu seiner Ehre opferte.
Das Friedensopfer ist ein Opfer, bei dem ein Teil für Gott verbrannt wird, und ein Teil gegessen werden darf. „Essen dürfen“ bedeutet, dass der, der das Opfer bringt, mit all denen, die er einlädt, Gemeinschaft hat. So haben Menschen miteinander und mit Gott Gemeinschaft, weil sie das Gleiche teilen.
Das Friedensopfer spricht davon, dass der Herr Jesus Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes, sodass Menschen mit Gott in Gemeinschaft kommen.
Das klingt alles gut, oder? Doch im nächsten Satz heißt es: „Und das Volk setzte sich nieder, um zu essen und zu trinken, und sie standen auf, um sich zu belustigen.“ Es war einfach ein lustiger Gottesdienst, ziemlich locker, nicht steif.
Etwas später lesen wir in Vers 25: „Und Mose sah, dass das Volk zügellos war, denn Aaron hatte es zügellos gemacht.“ Sie ließen sich in Ausgelassenheit gehen. Es war ein sehr, sehr lockerer Gottesdienst.
Nun muss man sich Folgendes vor Augen halten: Mose war oben auf dem Berg, ebenso Josua, der gewartet hatte, während Mose in die Wolke einging und dort Offenbarungen empfing. Als Mose wieder herauskam, traf er Josua oben.
In Vers 17 von Kapitel 32 heißt es: „Und Josua hörte die Stimme des Volkes, als es jauchzte, und sprach zu Mose: Kriegsgeschrei ist im Lager.“
Er sagte: „Es ist nicht der Schall von Siegesgeschrei und nicht der Schall von Geschrei der Niederlage, sondern den Schall von Wechselgesang höre ich.“
Als er sich dem Lager näherte und das Kalb und die Reigentänze sah, entbrannte der Zorn Moses.
Joshua hatte den Eindruck, es sei Kriegsmusik dort unten. Doch Mose sagte: „Nein, das ist Wechselgesang.“
Joshua sagte nicht: „Oh Mose, hör dir das mal an, das ist ja wie damals, nachdem wir durchs Rote Meer gezogen waren, als Mirjam mit den Frauen hinausging und wir Männer mit dem ganzen Volk im Wechselgesang sangen.“
Nein, es war keine Erinnerung an das Lied der Erlösung. Die Musik hatte sich geändert.
Hier zeigt sich ein Prinzip: Wenn der Glaube sich ändert, ändert sich auch die Musik.
Was ist typisch an Kriegsmusik? Das wussten schon die Nazis, noch bevor Pop- und Rockmusik entstanden. Wenn man einen stampfenden, absolut gleichbleibenden Rhythmus in der Musik benutzt, kann man das steuernde Gehirn im Vorderkopf – verantwortlich für Selbstkontrolle und Steuerung – langsam herunterfahren.
In der Kriegsmusik ist das wichtig, denn die Leute sollen ihre Selbstkontrolle verlieren, um bereit zu sein zu töten und die Angst vor dem Krieg zu überwinden.
Das Typische an Kriegsmusik ist also der wilde, stampfende Rhythmus. Das war nicht so bei der biblischen Musik, auch damals, als sie aus Ägypten auszogen. Die Musik war wirklich zur Ehre Gottes, so wie die jüdische Musik von Alters her.
Diese Musik orientiert sich am Rhythmus der Worte, zum Beispiel in der hebräischen Bibel. Im Mittelalter setzten die Rabbiner bei jedem Wort oder jeder Wortverbindung musikalische Zeichen neben die Vokalzeichen. Nach diesen Zeichen kann man das ganze Alte Testament durch Singen vortragen.
Der erste Satz lautet: „Bereschit bara Elohim et haschamajim we et haarez“ („Am Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde“). In der Synagoge wurde nicht einfach vorgelesen, sondern gesungen.
Diese Zeichen geben nur die Tonhöhe an, nicht aber den Rhythmus. Woher weiß man den Rhythmus? Er wird durch Artikulation und Diktion in der Sprache und durch den Satzbau gegeben.
„Bereschit bara Elohim“ – am Anfang schuf Gott – man geht wieder runter in der Tonhöhe und wird etwas langsamer, bevor man wieder ansetzt.
So ist die biblische Musik aufgebaut: Sie orientiert sich am Text. Der Text steht im Mittelpunkt.
Es ist keine Musik mit stampfendem Rhythmus, sondern ein Atemrhythmus, so wie man spricht. Ich spreche atemrhythmisch, und so sollte man eigentlich auch singen.
So war übrigens auch die klassische Musik selbstverständlich. Der Rhythmus ist niemals ein gleichbleibender, stampfender Rhythmus. Die Viertelnoten können in der Länge in Phasen verzogen werden, aber nach ganz bestimmten Vorschriften – so wie man spricht.
Das gibt der Musik diese tiefe Ruhe.
Doch das hat sich geändert. Dort wurde ein ausgelassenes Fest gefeiert. Die Menschen ließen sich gehen in Ausgelassenheit, sagt Zweite Mose 32.
Das war, kann man sagen, die Antwort Satans auf Gottes Plan.
Nun soll das Haus Gottes nach seinen Plänen gebaut werden.
Man sieht, wie aktuell das Ganze ist.
Man muss vielleicht noch bedenken, dass das Christentum, als es im ersten Jahrhundert entstand, von Anfang an eine wichtige Rolle für Gesang und Musik hatte.
Die Rolle der Musik im Gemeindebau und kulturelle Veränderungen
Ja, schauen wir uns Europa an. In Apostelgeschichte 16 kommt der Apostel Paulus nach Europa, genauer gesagt nach Philippi. Bald darauf gerät er ins Gefängnis. Was macht er dort? Um Mitternacht, obwohl die Füße im Stock sind, beginnt er zusammen mit Silas zu singen.
Welche Lieder haben sie gesungen? Nicht plötzlich die neuen Lieder der Heiden in Philippi, sondern die alten Lieder, die man vom Tempel und von der Synagoge kannte. Offensichtlich in griechischer Sprache, denn die Gefangenen hören zu. Nach einigen Erklärungen kann sich sogar der Kerkermeister bekehren, denn er versteht genug.
Ja, diese Musik wurde nach Europa gebracht, und das war übrigens auch Gottes Plan. Das sehen wir in Römer 15. Dort wird aus den Psalmen eine ganz interessante Stelle zitiert. In Römer 15 geht es darum, das Evangelium an Orte zu bringen, wo Christus zuvor noch nicht verkündigt worden war.
Ich lese aus Vers 9: „Damit die Nationen, das sind die heidnischen Völker, Gott verherrlichen mögen um der Begnadigung willen, wie geschrieben steht: Darum werde ich dich preisen unter den Nationen und deinem Namen Lob singen.“ Und wiederum heißt es: „Seid fröhliche Nationen mit seinem Volk.“
Das ist ein Zitat aus Psalm 18, Vers 50: „Unter den Nationen deinen Namen Lob singen.“ Das Wort „Lobsingen“ heißt „psallo“, also Psalmen singen. Es war also schon alttestamentlich prophezeit, dass das Psalmensingen der Bibel einmal zu den Nationen gebracht werden sollte.
Die Auswirkung war enorm. Die ersten Christen haben diese Gesänge übernommen, und von dort aus wurde die europäische Musik weiterentwickelt. In den ersten Jahrhunderten, im ersten, zweiten, dritten und vierten Jahrhundert bis etwa 400 n. Chr., wurde die heidnische Musik der alten Griechen und Römer weitgehend an den Rand verdrängt durch die christliche Musik.
Interessant ist, dass die frühen Christen nicht die Musik der Heiden in Europa übernommen haben. Stattdessen wurde sie verdrängt durch Musik, die aus einem anderen Kulturkreis kam. Sie sagten also nicht: „Wir müssen kulturrelevant Gemeinde bauen in Europa. Was singen die Europäer?“ Nein, sie sahen, dass diese Musik auch wilde Musik war, mit stampfendem Rhythmus und besonders im Dionysoskult bis zur völligen Ekstase. Das konnte man nicht gebrauchen.
So wurde die heidnische Musik kulturgeschichtlich in Europa verdrängt und durch christliche Musik ersetzt. Alle spätere Musik, auch die klassische Musik, stammt aus dieser Quelle. Das habe ich von meinem Lehrer gelernt. Ich hatte das Privileg, Student des israelischen Komponisten Yehushua Lackner zu sein. Von ihm habe ich erfahren, wie die jüdische Musik am Anfang der Musikentwicklung in Europa stand.
In diesem Zusammenhang sehen wir, dass es einen Konflikt zwischen verschiedenen Musikformen gab. In 2. Mose geht es darum, das erste Heiligtum zu bauen. Interessant ist, dass es in den ersten vier Jahrhunderten des Christentums eine kulturgeschichtliche Revolution in der Musik gab. Die jüdische Musik verdrängte die heidnische Musik.
Kennen wir so etwas aus einer ganz anderen Zeit? Ja, im 20. Jahrhundert hat in der westlichen Welt die afroamerikanische Musik, die ebenfalls auf Musik mit stampfendem Rhythmus und Ekstase zurückgeht, die Choräle und die christliche Musik, die ihre Wurzeln in der Tempelmusik hatte, verdrängt und ersetzt. Eine Kulturrevolution mit umgekehrten Vorzeichen.
Heute wird argumentiert, dass wir das ändern müssen. Wenn wir kulturrelevant Gemeinde bauen wollen, müssen wir das so tun. Rick Warren schreibt, dass sie das in ihrer riesigen Gemeinde in Saddleback ganz deutlich erlebt haben. Man müsse sich für eine bestimmte Musikrichtung entscheiden.
Sie haben festgestellt, dass es nicht gut ist, Pop- und Rockmusik mit den alten Chorälen zu mischen. Das ist für die Menschen unbefriedigend. Diejenigen, die Popmusik lieben, wollen nichts mit den Chorälen zu tun haben. Und die, die Choräle lieben, lehnen die Popmusik ab. Man muss sich also entscheiden.
In Saddleback haben sie sich für Popmusik entschieden, und das Wachstum explodierte. Natürlich sind manche Leute gegangen, weil sie das nicht wollten, aber danach ist die Gemeinde stark gewachsen. So erleben wir vor unseren Augen die Spannungen zwischen Kultur und Kulturkampf und was das für die Gemeinde bedeutet.
Umsetzung des göttlichen Bauplans und Ermutigung im Gemeindebau
Schauen wir uns nun einen dritten Punkt an. Wir schlagen 2. Mose 40,19 auf. Das ganze Problem mit dem goldenen Kalb und dem ausgelassenen Gottesdienst wurde schließlich gelöst. Man lese dazu die Kapitel 32 und 33. Danach wird gezeigt, wie Israel bereit war, die Anweisungen Gottes umzusetzen. Das endet auf eine wunderbare Weise.
In 2. Mose 40 wird erklärt, wie all das umgesetzt wurde. Ich lese zum Beispiel ab Vers 18: „Und Mose richtete die Wohnung auf, setzte ihre Füße, stellte ihre Bretter auf, setzte ihre Riegel ein und richtete ihre Säulen auf. Er breitete das Zelt über die Wohnung und legte die Decke des Zeltes oben darüber, so wie der Herr dem Mose geboten hatte. Er nahm das Zeugnis und legte es in die Lade...“
Am Ende von Vers 21 heißt es: „...so wie der Herr dem Mose geboten hatte.“ Auch in Vers 23, am Schluss, steht: „so wie der Herr dem Mose geboten hatte.“ Dasselbe finden wir in den Versen 25, 27, 29 und 32 – insgesamt siebenmal. Sie haben es genau so gemacht, wie der Herr es vorgeschrieben hat.
Das ist natürlich sehr ermutigend. Einerseits sieht man, dass Gott einen Bauplan hat, den er uns auch im Neuen Testament zeigt. Andererseits gibt es zwar Widerstand, der diesen Plan am liebsten zerstören möchte. Doch es gibt auch die Möglichkeit, diesen Widerstand zu überwinden und alles so zu tun, wie der Herr es gesagt hat.
Gemeinde in den Evangelien: Weltweite und örtliche Perspektiven
Nun wenden wir uns einem vierten Punkt zu. Ich möchte gerne aus den zwei Stellen in den Evangelien lesen, in denen die Gemeinde namentlich erwähnt wird, als Gemeinde, griechisch Ekklesia, die Herausgerufene. Es gibt nur zwei Stellen in den Evangelien, an denen der Herr Jesus ausdrücklich über die Gemeinde zu sprechen beginnt.
Zunächst Matthäus 16, Vers 13: Als Jesus in die Gegend von Caesarea Philippi gekommen war, fragte er seine Jünger und sprach: "Wie sagen die Menschen, dass der Sohn des Menschen sei?" Sie aber sagten: "Etliche Johannes der Täufer, andere aber Elias, und andere wieder Jeremias oder einer der Propheten." Er sprach zu ihnen: "Ihr aber, wer sagt ihr, dass ich sei?" Simon Petrus antwortete und sprach: "Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes." Jesus antwortete und sprach zu ihm: "Glückselig bist du, Simon bar Jona, denn Fleisch und Blut haben es dir nicht offenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist. Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen. Und ich werde dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben, und was du irgendwo auf der Erde binden wirst, wird im Himmel gebunden sein, und was du irgendwo auf der Erde lösen wirst, wird im Himmel gelöst sein."
Bis dahin. Jesus kommt nach Caesarea Philippi, das ganz im Norden Israels liegt, am Fuß des Gebirges Hermon. Dort hatte Herodes, also Herodes der Kindermörder von Bethlehem, einen Tempel zur Ehre des Kaisers in Rom gebaut – und zwar direkt vor der Panhöhle. Ab dem dritten Jahrhundert gab es dort viele Heiden mit griechischer Kultur, die dem Gott Pan in einer Höhle geopfert hatten. Herodes baute den Kaisertempel in diese Höhle hinein, sodass die Höhle das Allerheiligste bildete. Dort entsprang eine Quelle, die zu einem Bach wurde und in den Jordan floss. Das entspricht genau der Idee Hesekiels vom Endzeit-Tempel Gottes, wo eine Quelle ausgeht und zu einem Fluss wird, der Segen ins Tote Meer bringt.
An diesem Ort fragte der Herr Jesus: "Wer sagen die Menschen, dass ich sei?" Petrus antwortete: "Du bist Christus", also der verheißene König der Welt. Das hatte politische Brisanz, besonders dort, wo ein Kaisertempel stand, der als Sohn der Götter verehrt wurde. Petrus sagt: "Du bist Christus, du bist der oberste König über die ganze Welt. Du bist der Sohn des lebendigen Gottes, nicht ein Sohn der toten Götter." Man merkt, dass das alles Sprengkraft hat, was hier gesagt wird.
Der Herr Jesus sagt: "Das hat dir der Vater im Himmel offenbart. Jetzt sage ich dir: Du bist Petros auf Griechisch." Petros bedeutet Stein. Jesus sagt weiter: "Und auf diese Petra werde ich meine Gemeinde bauen, auf diesen Felsen." Die Wörter Petros und Petra überschneiden sich in der Bedeutung, aber wenn sie als Opposition in einem Satz stehen, bezeichnet Petros speziell den Stein und Petra den Felsen.
Jesus spricht hier über den Felsen. In Caesarea Philippi, wo die Panhöhle und der Götzentempel standen, war das am Fuß eines Felsmassivs. Jesus sagt: "Auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und du, Petros, bist ein Baustein daran." Jesus benutzt hier das Wort Gemeinde und spricht vom Bau seiner Gemeinde.
Was ist mit dem Felsen gemeint? In Psalm 18 lesen wir: "Wer ist ein Fels als nur unser Gott?" Im Alten Testament wird Gott immer wieder als der Fels bezeichnet. Petra ist also kein Ausdruck für Menschen, sondern für Gott. Petrus hat gesagt: "Du bist Christus, der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes." Jesus sagt: "Auf diese Petra werde ich meine Gemeinde bauen, und du bist ein Baustein."
Nun haben wir das Thema Gemeindebau. Ganz am Anfang, in 1. Korinther 3, sagt Paulus: "Ich habe den Grund gelegt." Als weiser Architekt hat er gebaut. Aber hier steht, der Jesus baut. Wer baut jetzt? Der Mensch oder Gott? Das sind zwei Seiten derselben Medaille. Jesus baut seine Gemeinde, aber er will uns benutzen, um die Gemeinde zu bauen. Wichtig ist, dass das Fundament dieser Gemeinde der Herr Jesus ist.
Er gibt der Gemeinde die Verheißung, dass die Pforten des Hades sie nicht überwältigen werden. Damit ist die Gewalt der Finsternis gemeint. Damals galt noch, was wir in Hebräer 2 lesen: Der Herr Jesus hat den zunichte gemacht, der die Gewalt des Todes hatte – das muss korrekt übersetzt werden. Es war noch vor dem Kreuz. Die Pforten des Hades sind die Gewalt Satans und der Dämonen. Diese sind in Caesarea Philippi repräsentiert durch den abscheulichen Pan und den Kaiserkult.
Der Herr Jesus sagt: "Die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen." Es war von Anfang an klar, dass die Gewalt der Finsternis sich entfesseln wird, wenn es darum geht, diese Gemeinde zu bauen. Aber Jesus gibt die Verheißung, dass es nicht gelingen wird, die Gemeinde zu zerstören.
Das ist die wunderbare Erfahrung, die wir im 21. Jahrhundert rückblickend machen können: 2000 Jahre Kirchengeschichte mit vielen Stürmen, Verfolgung, Irrlehre – und trotzdem hat die Gemeinde überlebt bis heute. Das ist wunderbar. Diese Verheißung hat der Herr der weltweiten Gemeinde gegeben.
Hier, wo wir in den Evangelien zum ersten Mal finden, wie der Herr Jesus über die Ekklesia spricht, da spricht er über die Gemeinde weltweit, und er ist das Fundament.
Der Bau einer Gemeinde an einem Ort, wie in Korinth, wird in 1. Korinther 3 beschrieben. Dort sagt Paulus: "Als weiser Baumeister habe ich einen Grund gelegt. Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher Jesus Christus ist" (1. Korinther 3,11). Diese erste Stelle zeigt uns, dass der Herr Jesus seine Gemeinde weltweit baut. Praktisch vor Ort müssen wir bauen, wie der Apostel Paulus es tut. Alles ist gegründet auf der Person des Herrn Jesus, er ist der Fels, wir sind Bausteine.
Nun wenden wir uns der zweiten Stelle über Gemeinde in den Evangelien zu, also der zweiten Stelle, wo das Wort Gemeinde vorkommt. Es gibt zwar mehr Stellen, wo der Herr die Gemeinde im Blick hat, aber das Wort Gemeinde kommt nur an zwei Stellen vor.
Die zweite Stelle ist Matthäus 18, Vers 15: "Wenn aber dein Bruder gegen dich sündigt, so gehe hin und überführe ihn zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er aber nicht, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit aus zweien oder dreien Zeugen Mund jede Sache bestätigt werde. Hört er auch auf sie nicht, so sage es der Ekklesia. Hört er auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und Zöllner. Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf der Erde binden werdet, wird im Himmel gebunden sein, und was ihr auf der Erde lösen werdet, wird im Himmel gelöst sein. Wiederum sage ich euch: Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen über irgendeine Sache, um welche sie auch bitten mögen, so wird sie ihnen werden von meinem Vater, der in den Himmeln ist. Denn wo zwei oder drei versammelt sind zu meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen."
Hier spricht der Herr zum zweiten Mal über die Gemeinde. Wir stellen fest: Das ist nicht die Gemeinde weltweit, sondern hier geht es um die örtliche Gemeinde. In einem ganz bestimmten Fall muss die Gemeinde zu Hilfe gerufen werden, damit sie die Sache beurteilt.
So haben wir also in Matthäus 16 die Gemeinde weltweit, die der Herr Jesus baut, und hier in Matthäus 18 die örtliche Gemeinde.
Was jetzt überrascht, ist die zweite Erwähnung: Der Herr spricht über Gemeindezucht. Wenn man Vorträge über Gemeinde hält, könnte man denken, man nehme all die schönen Themen, die es zum Thema Gemeinde gibt. Es gibt so viele wunderbare Dinge, die man anschauen kann. Aber der Herr spricht gleich über Gemeindezucht. Das ist immer etwas, das weh tut, wenn es Realität wird. Es muss sein, aber es macht weh.
Das hat eine besondere Bedeutung. Ich glaube, der Herr Jesus geht von einem Fall aus, wo zwei Gläubige ein Problem miteinander haben. Das heißt, der eine hat gegen den anderen gesündigt. Wenn das so ist, sollen die zwei das Problem zusammen lösen, vor dem Herrn, und zwar nur unter ihnen.
Der Herr sagt aber, es könnte sein, dass die Sache weitergeht und dass es wirklich keine Einsicht gibt. Dann soll man noch einen oder zwei hinzunehmen. Das Prinzip der zwei oder drei Zeugen ist schon im Alten Testament niedergelegt, in 5. Mose 19,15. Zwei oder drei Zeugen sollen das beurteilen können, damit aus zweien oder dreien Zeugen Mund jede Sache bestätigt werde.
Es kann aber sein, dass das immer noch nicht zu einer Klärung führt. Dann sagt der Herr: "Wenn er auch nicht auf sie hört, so sage es der Gemeinde." Jetzt merken wir: Die Gemeinde ist eine Instanz. Die Gemeinde hat eine richterliche, also juristische Würde, die angerufen werden kann, wenn die vorherigen Schritte nicht zum Ziel führen.
Ein praktischer Hinweis: Man kann aus ganz kleinen Dingen eine Riesensache machen, wenn man denkt: "Er hat nicht gehört, ich hole noch zwei, wieder nicht, jetzt sind wir dann so weit." Das wäre nicht gut. Es geht wirklich um handfeste Dinge.
Man muss sich auch vor Augen halten, dass in 1. Korinther 6, als es in Korinth Schwierigkeiten gab, der Apostel Paulus sagt: "Warum lasst ihr euch nicht lieber übervorteilen? Aber ihr tut euch selber Unrecht!" Es gibt Fälle, in denen man Dinge einfach in Liebe akzeptieren kann, wenn der andere es nicht sieht, und wenn man innerlich darüber hinwegkommt.
Aber es gibt Dinge, über die man nicht hinwegkommt, weil sie wirklich handfest sind. Dann ist es wichtig, zu beachten, was der Herr sagt: diese drei Instanzen. Die letzte Instanz ist also die örtliche Gemeinde.
Es wird auch klar: Das ist nicht ein Hauskreis. Man ist nicht einfach so schnell eine Gemeinde, wenn ein paar Leute zusammen die Bibel studieren. Ist man bereit, dass in einem Hauskreis Gemeindezucht nach diesen Vorgaben geübt wird? Nein, wir sind keine Gemeinde, also keine Gemeinde. Eine Gemeinde muss fähig sein, Gemeindezucht zu üben.
Da kann man deutlich abgrenzen zwischen anderen Arten von Zusammenkünften, wie Bibelstudium, und dem, was eine Gemeinde ist. Eine Gemeinde muss dazu fähig sein.
Es heißt schließlich: Wenn er auch auf die Gemeinde nicht hört, so sei er wie ein Heide und Zöllner. Das haben die Jünger sofort verstanden, denn Synagogenzucht war damals eine bekannte Sache. Wenn jemand sich in der Synagoge nicht richtig verhielt, musste er ausgeschlossen werden.
Dafür gab es den Ausdruck Binden und Lösen. Diese Ausdrücke stammen aus dem Judentum. Binden bedeutet, dass die Schuld auf die Person gebunden wird, und man betrachtet sie wie jemanden, mit dem man keinen Umgang hat. Mit Heiden und Zöllnern hatte man damals im Judentum keine Gemeinschaft, sondern ging auf Distanz.
So soll er dir sein: ausgeschlossen. Wenn jemand umkehrt und die Sache einsieht, kann die Synagoge ihn wieder aufnehmen. Dann wird gelöst, das heißt, die Sache ist in Ordnung, und die Sünde ist nicht mehr auf ihm gebunden.
Der Herr Jesus sagt, die Gemeinde hat diese Autorität von Binden und Lösen. Woher kommt diese Autorität? Das ist Vers 20: "Denn wo zwei oder drei versammelt sind zu meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen." Wörtlich steht im Griechischen nicht "in meinem Namen versammelt", sondern "zu meinem Namen hin". Seine Person ist der Mittelpunkt, seine Autorität und sein Wort haben volle Gültigkeit.
Es geht nicht um eine Gemeindeverfassung oder ein Gemeindeglaubensbekenntnis. So nebenbei: Wäre es nicht gut, ein Glaubensbekenntnis zu haben, damit man genau weiß, was gilt und was nicht? Die Erfahrung zeigt, man kann ein gutes Glaubensbekenntnis verfassen, und das verhindert nicht, dass eine Kirche oder Gemeinde verfällt.
Das sehen wir auch bei den großen Kirchen in den letzten hundert Jahren, mit wunderbaren Bekenntnissen. Bullinger, der aus dem Aargau kam, wie ich, war ein Reformator, der Zwingli folgte. Er war geistlicher als Zwingli und verfasste das sogenannte Zweite Helvetische Bekenntnis, in dem er wunderbar über die Inspiration der Bibel schreibt.
Das hat nichts daran geändert, dass die reformierte Kirche in der Schweiz nicht die ganze Inspirationslehre und alle Schätze des Wortes Gottes über Bord geworfen hat. Es hängt nicht allein daran.
Wie viel soll man in ein Bekenntnis aufnehmen? Es ist immer nur begrenzt möglich. Dann kommt plötzlich eine Situation, die man nicht vorgesehen hat. Darum gilt das Wort Gottes in der Person des Herrn Jesus.
Denn wo zwei oder drei zu meinem Namen versammelt sind, da ist er mitten unter ihnen. Er hat die Autorität, sein Wort hat volle Autorität. Darum geht es.
Die Verheißung: Da bin ich in ihrer Mitte. Wir haben wieder die Brücke zur Stiftshütte in 2. Mose 40, wo siebenmal steht: "So wie er es geboten hatte." Am Ende des Kapitels kommt die Schechina, die Wolke der Herrlichkeit Gottes, die die Gegenwart Gottes sichtbar anzeigte und das Haus erfüllte.
Das ist die Verheißung: Wenn wir so zusammenkommen, dürfen wir erwarten, dass der Herr sich auf eine besondere Weise offenbart. Das war für die Jünger eindrücklich.
Zwei oder drei reichen. Unsere Rabbiner sagen, man braucht mindestens zehn Männer, um eine Synagoge zu sein – den sogenannten Minjan. Bis heute.
Man sucht immer, den Minjan zusammenzubringen, zum Beispiel an der Klagemauer in Jerusalem, die als eine riesige Synagoge unter freiem Himmel gilt. Dort treffen sich zehn Männer, und sie bilden eine Synagoge. Ich habe erlebt, dass sie nicht ganz den Minjan zusammenbekamen und mich riefen, mitzukommen, um ihn zu bilden.
Für die Jünger waren zwei oder drei gewaltig. Es ist möglich, ein Zeugnis zu sein an einem Ort, das Gott anerkennt. Aber es muss eine Gemeinde sein, die bereit ist, Gemeindezucht zu üben.
Wir sehen ein großes Problem in der heutigen Zeit im Zusammenhang mit Gemeindebau: An vielen Orten wird Gemeindezucht nicht mehr praktiziert. Das ist ein grundlegendes Hindernis, um wirklich Gemeinde bauen zu können.
Wo Gemeindezucht nicht geübt wird, kommen Unmoral und Irrlehre ungeschoren davon und zerstören die Kraft des Zeugnisses. Das sind grundsätzliche Dinge.
Nun noch etwas: Ich habe einen Vers ausgelassen, aus didaktischen Gründen. Vers 19: "Wiederum sage ich euch: Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen über irgendeine Sache, um welche sie auch bitten mögen, so wird sie ihnen werden von meinem Vater, der in den Himmeln ist."
Hier geht es auch um das Zusammenkommen der Gemeinde zum Gebet. Das ist ein ganz wichtiger Punkt.
Wir haben eine Achillesferse des Gemeindebaus im 21. Jahrhundert getroffen: die Gebetsstunde. Was ist das? Eine Gebetsgruppe! So wie in Philippi. Sie waren keine Synagoge, weil kein Minjan mit zehn Männern da war. Es waren Frauen, die zum Gebet zusammenkamen. Das war keine Synagoge.
Das sieht auf diesem Gebiet jämmerlich aus. Aber das gehört zur zweiten Stelle, wo der Herr über Gemeinde spricht, und er gibt eine wunderbare Verheißung für das Gebet der Gemeinde.
Man könnte sagen: "Ja, aber man kann auch zu dritt beten." Natürlich, das ist gut und soll man tun. Aber Matthäus 18,20 bezieht sich nicht auf irgendein Zusammenkommen.
Natürlich erleben wir, wenn wir zu zweit oder zu dritt beten und die Bibel lesen, dass der Herr da ist. Aber was bedeutet "da bin ich in ihrer Mitte" wirklich?
Damals wohnte Gott in der Stiftshütte. Gott ist allgegenwärtig – er erfüllt Himmel und Erde (Jesaja 66,1). Man könnte ins Weltall reisen, zu den entferntesten Galaxien, und Gott ist überall.
Gott ist immanent und transzendent. Aber wenn gesagt wird, Gott wohnt in der Stiftshütte, bedeutet das, dass Gott sich an diesem Ort auf besondere Weise offenbart und erleben lässt.
Ein Beispiel: Die Königin von Saba, die nicht aus Äthiopien kam, wie oft angenommen, sondern aus dem alten Jemen, reiste etwa tausend Kilometer durch die Wüste nach Jerusalem, zum Tempel Salomos, wo die Schechina war.
Sie sagte: "Nicht die Hälfte hat man mir davon erzählt, du übertriffst das Gerücht." Gerüchte sind meist Übertreibungen, doch sie sagt, Salomo übertrifft das Gerücht.
In Jerusalem erkannte sie den Herrn in völliger Klarheit, dort, wo Gott wohnt.
Das ist eine wunderbare Verheißung: Wenn wir als Gemeinde zusammenkommen, dürfen wir erwarten, dass der Herr sich auf besondere Weise zu erkennen gibt.
Jede Art von Zusammenkunft wird vom Herrn gesegnet, aber besonders das Gebet der Gemeinde hat mit Matthäus 18,19 eine besondere Verheißung.
Das ist eine Ermutigung, das Zusammenkommen als Gemeinde zum Gebet nicht zu versäumen.
Interessant ist, was wir gelesen haben: "Was ihr auf der Erde bindet, wird im Himmel gebunden sein." Der Herr sagt, wenn ihr Gemeindezucht übt auf der Erde, wird das im Himmel anerkannt.
Das ist nicht einfach ein Beschluss eines Vereins. Vereine beschließen manches bei ihren Generalversammlungen, aber hier sagt der Herr: Was ihr als örtliche Gemeinde auf der Erde bindet, wird im Himmel gebunden.
Und: "Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen über irgendeine Sache, um welche sie auch bitten mögen, wird sie ihnen von meinem Vater im Himmel gegeben."
Gebetserhörung ist damit verbunden.
Natürlich gibt es auch Hindernisse für Gebetserhörung. Ein Grundsatz ist, dass wir in Übereinstimmung mit Gottes Gedanken und Plänen beten. Dann gilt diese Verheißung.
Das gilt auch für Gemeindezucht. Man kann nicht einfach etwas beschließen, und es ist im Himmel anerkannt. Es gilt, wenn es gerecht ist, nach Gottes Plan, wie Gemeindezucht zu sehen ist.
Gemeindezucht kann zu lasch oder zu streng sein, je nach Fall. Aber Gott erkennt es an, wenn wir nach der Bibel richtig handeln, wie in 1. Korinther 5 und 2. Thessalonicher 3 beschrieben.
Dabei ist zu unterscheiden: 1. Korinther 5 behandelt schwere Sünden wie Hurerei, außerehelichen Geschlechtsverkehr und Ehebruch, Raub (nicht einfach Diebstahl), Götzendienst, gewohnheitsmäßige Trunkenheit und so weiter.
Dort wird gezeigt, dass die Gemeinde solche Taten mit Ausschluss bestrafen muss, um den Schuldigen zur Umkehr zu bringen und wieder aufzunehmen. Das ist das Ziel.
Hier in Matthäus 18 geht es nicht unbedingt um so schwere Fälle, sondern um einen Bruder, der willentlich gesündigt hat. Das ist nicht unbedingt etwas, das die Gemeinde durch Ausschluss bestrafen muss.
Aber das Ganze entwickelt sich immer mehr zu einem Problemfall: zwei, drei, er hört nicht, dann die Gemeinde sagt nochmals: "Das geht nicht." Das zeigt nicht nur einen Dickkopf, sondern es kommt etwas Böses im Herzen ans Licht, das schließlich zum Ausschluss führt.
Das hätte aber nicht von Anfang an so sein müssen. Nach 1. Korinther 5 hätte der Schuldige sofort ausgeschlossen werden müssen.
Man kann nicht Ehebruch begehen und denken, die Gemeinde müsse nicht handeln, höchstens bei Wiederholung.
In 2. Thessalonicher 3 geht es um etwas anderes: Paulus spricht von denen, die unordentlich wandeln, nicht im Ehebruch leben, sondern im Bösen. Unordentlich wandeln bedeutet hier, dass jemand nicht arbeitet und sich auf Kosten anderer durchschlägt.
Paulus sagt: "Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen." Das ist ein unordentlicher Wandel.
Auch dort wird Gemeindezucht angewandt, aber nicht so streng wie in 1. Korinther 5.
Man muss das unterscheiden.
So wird im Wort Gottes sehr genau erklärt, was wie zu tun ist.
Nun möchte ich zum Schluss kommen.
Ausgehend von Matthäus 18 mache ich eine Brücke zu Apostelgeschichte 2, wo die Gemeinde entstanden ist.
In Matthäus 16 sagt der Herr Jesus: "Ich werde meine Gemeinde bauen." Diese Gemeinde gab es damals noch nicht. Die Lehre von der Kirche ab Adam kann man vergessen, das ist nicht biblisch.
Die Gemeinde wurde erst mit Pfingsten Realität.
Dort sehen wir, wie zahlreiche Gläubige zusammenkamen.
Apostelgeschichte 2,42: "Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten."
Die Gemeinde wird noch weiter beschrieben und hat noch mehr Kennzeichen, aber hier werden vier Säulen aufgezeigt: die Lehre der Apostel, die Gemeinschaft untereinander, das Brotbrechen und das Gebet.
Wir sehen die Gebetsstunde, die auch eine Gebetsanteilstunde oder eine Gebetsviertelstunde sein kann. Das haben wir in Hunzenspiel so gemacht.
Die Leute heute sind sehr beweglich, aber in gewisser Hinsicht auch unbeweglich.
Wir haben uns Gedanken gemacht: Ein erster Teil, wo wir zusammenkommen zum Brotbrechen, dann eine Pause – ganz wichtig für die Gemeinschaft.
Was dort passiert, ist ganz wesentlich. Die Gespräche sind entscheidend, auch für die Seelsorge, indem die Gemeinde einander Seelsorge leistet. Das ist Gemeinschaft.
Dann haben wir die letzte Viertelstunde für Gebet reserviert, für Bitten, und die ganze Gemeinde ist da.
Man könnte denken, diese Gemeinde funktioniert gut.
Ihr müsst mal kommen, wenn am Montagabend Gebetsstunde ist, dann sieht es anders aus.
Aber am Sonntag schaffen wir es, dass alle da sind.
Das ist eine Möglichkeit.
Es ist ganz wichtig, das Gebet der Gemeinde nicht zu versäumen.
Die Lehre der Apostel steht an erster Stelle. Das ist interessant.
Wenn die Lehre in einer Gemeinde gut und biblisch ist, besteht Hoffnung.
Wenn man die Augen öffnet und die Dinge nach einiger Zeit erkennt, merkt man, da ist ein Wurm drin.
Aber wenn die Lehre stimmt, kann man die Würmer korrigieren.
Wenn die Lehre nicht stimmt, kann man die Würmer auch nicht mehr korrigieren.
Nach welchem Maßstab?
Darum ist eine gesunde, klare Lehre so wichtig.
Ein praktischer Hinweis: Der erste Timotheusbrief wurde geschrieben mit der Absicht: "Dies habe ich dir geschrieben, auf dass du weißt, wie man sich verhalten soll im Hause Gottes."
Ich möchte aus den vielen Belehrungen des ersten Timotheusbriefes nur eine erwähnen, und das ist 1. Timotheus 1,3-4: "So wie ich dich bat, als ich nach Mazedonien reiste, in Ephesus zu bleiben, damit du etlichen gebietest, nicht andere Lehren zu lehren, noch mit Fabeln und endlosen Geschlechtsregistern sich zu beschäftigen, die mehr Streitfragen hervorbringen als die Verwaltung Gottes fördern, die im Glauben ist."
Der Apostel Paulus musste weiterreisen und gab Timotheus den Auftrag, in der Gemeinde in Ephesus den Leuten zu gebieten, keine anderen Lehren zu bringen.
Interessant ist, dass er nicht nur von falschen Lehren spricht, sondern von anderen Lehren. Es gibt Abstufungen von grundlegend falschen Lehren bis zu anderen Lehren, die Verwirrung und Vernebelung der Wahrheit bringen.
Timotheus sollte klar machen, dass so etwas in der Gemeinde nicht gelehrt werden darf.
Das ist ein ganz wichtiger Punkt: Wenn das nicht gemacht wird, kommt alles Mögliche hinein, und das, was am Anfang schön aufgebaut wurde, geht wieder kaputt.
Die Bedeutung von Trennung, Bibelunterricht und Wachsamkeit im Gemeindebau
Und jetzt möchte ich ganz zum Schluss noch etwas Kurzes aus Apostelgeschichte 20 sagen. Der Apostel Paulus hat ja viel Zeit in die Gemeindegründung von Ephesus investiert, habe ich gesagt. Er hat dort übrigens jeden Tag zu den Gemeindezusammenkünften in der Schule des Tyrannus Bibelunterricht gegeben. Das ist interessant, und ich möchte das zuerst noch zeigen.
Nicht Epheser, sondern Apostelgeschichte 19 von Ephesus. Da heißt es in Vers 9 und 10:
„Als aber etliche sich verhärteten von der Synagoge und nicht glaubten und vor der Menge Übelredeten von dem Weg des christlichen Bekenntnisses, trennte er sich von ihnen und sonderte die Jünger ab, indem er sich täglich in der Schule des Tyrannus unterredete. Dies aber geschah zwei Jahre lang, so dass alle, die in Asien wohnten, sowohl Juden als auch Griechen, das Wort des Herrn hörten.“
Ein paar Punkte wollen wir herausheben:
Erstens: Der Apostel Paulus hat sich von falschen Leuten getrennt. Das ist ein ganz grundsätzlicher Punkt für Gemeindebau heute – man verbindet sich nicht mehr einfach mit allen. Ja, Allianz, Allianz. Aber was heißt diese Einheit, wenn dort die Inspiration der Bibel geleugnet wird, Versöhnung falsch gelehrt wird und so weiter? Das ist ein Chaos. Man muss sich ganz klar vom Falschen trennen. Paulus trennte die Jünger von dem Falschen.
Zweitens: Er hat sie täglich belehrt in der Schule des Tyrannus, er hat Bibelunterricht gegeben. Die Gemeinde musste alle im Wort Gottes gegründet werden. Nur so kann eine Gemeinde bestehen. Eifriges Bibelstudium ist ganz, ganz wichtig, ebenso wie gesunde Lehre, die vermittelt wird.
Dann könnte jemand sagen: „Ja, aber das führt doch dazu, dass man nicht missioniert. Dann konzentriert man sich nur auf sich selbst, es ist eigentlich nur schön und wohl, dabei sollen wir doch raus in die Welt.“
Doch es heißt: „Er hat sich in der Schule des Tyrannus unterredet; dies aber geschah zwei Jahre lang, so dass alle, die in Asien wohnten, sowohl Juden als auch Griechen, das Wort des Herrn hörten.“
Asien war eine Provinz so groß wie die Schweiz, in der heutigen Westtürkei. Dort lagen Ephesus, Smyrna, Pergamos, Teatira, aber auch Kolosse und Hierapolis. Innerhalb von zwei Jahren wurde dieses Gebiet, so groß wie die Schweiz, evangelisiert.
Aber weil sie Bibelunterricht hatten – das heißt, der Bibelunterricht war so gesund, dass er motivierte zur Mission und nicht dagegenarbeitete – brauchte es das, um dann umso mehr gefestigt hinauszugehen und mit Überzeugung das Wort zu verbreiten.
Nun noch Apostelgeschichte 20: Paulus ruft die Ältesten von Ephesus herüber nach Milet und nimmt Abschied. Er sagt: „Ich werde euch nie mehr sehen.“ Es ist wie ein Testament, die letzten wichtigen Dinge. Ich möchte nur kurz aus der Fülle etwas herausnehmen.
Vers 26: „Deshalb bezeuge ich euch an dem heutigen Tag, dass ich rein bin von dem Blut aller, denn ich habe nicht zurückgehalten, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen. Habe nun Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher euch der Heilige Geist als Aufseher gesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu hüten, welche er sich erworben hat durch sein eigenes Blut.“
Er sagt: Ich habe keine Blutschuld. Kein Blut klebt an meinen Händen. Warum? Weil ich euch den ganzen Ratschluss Gottes verkündigt habe. Das ist eine Anspielung auf Hesekiel 3: „Wenn du den Gesetzlosen nicht warnst, werde ich das Blut von dir fordern.“
Aber hier geht es gegenüber Gläubigen. Paulus sagt, er sei rein an dem Blut, weil er euch den ganzen Ratschluss Gottes verkündigt hat – den Plan von 1. Mose bis Offenbarung 22.
Jetzt ist zu beachten: Der Umkehrschluss ist, dass wir uns schuldig machen, wenn wir nicht den ganzen Ratschluss verkündigen. Das ist enorm.
Man merkt, die Predigten dürfen nicht einfach Sprungbrett-Predigten sein. Eine Sprungbrett-Predigt hat am Anfang einen schönen Vers, und dann macht man mit dem Sprungbrett einen Sprung und erzählt irgendwelche Dinge, die einem wichtig sind. Aber es ist nicht das Wort, das ausgelegt wird.
2. Timotheus 4 sagt: „Predige das Wort!“ Wir müssen erklären, was Gott in seinem Wort sagt, und das dann auf das Leben übertragen, natürlich.
Paulus sagt: „Ich habe euch den ganzen Ratschluss verkündigt.“ Er hat in der Schule des Tyrannus jeden Tag unterrichtet.
Dann sagt er: „Passt auf euch selbst auf!“ Man muss sich im Klaren sein, dass jeder, so lange er im Glauben ist, zu jeder Sünde fähig ist. Es gibt Leute, die können auch mit 70 noch Ehebruch begehen.
Wir müssen uns bewusst sein, dass wir grundsätzlich zu jeder Sünde fähig sind. Wenn man nicht diese bewusste Gottesfurcht entwickelt, um auf sich selbst aufzupassen und zu schauen, wo Gefahren lauern, wo sich etwas in eine falsche Richtung entwickeln könnte, dann muss man auf sich selbst zuerst achten.
Also: „Habt nun Acht auf euch selbst“, sagt Paulus, „und auf die ganze Herde.“ Die Ältesten wurden eingesetzt, um sich um die Geschwister zu kümmern und die Gemeinde zu hüten.
Dann sagt Paulus in Vers 29: „Denn ich weiß dieses: dass nach meinem Abschied verderbliche Wölfe zu euch hereinkommen werden, die der Herde nicht schonen. Und auch euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her.“
Das ist ein Schock. Er sagt, nach seinem Abschied – also wenn er sterben wird. Wir sind dann etwa im Jahr 57 nach Christus. Paulus starb etwa im Jahr 67, nachdem er den zweiten Timotheus aus der Todeszelle noch verfasst hatte, also zehn Jahre später.
Und dann sollen diese Wölfe kommen, die der Herde nicht schonen. Paulus sagt auch, aus eurer Mitte selbst werden Leute aufstehen, die nicht einfach Lehren bringen, sondern verkehrte Dinge. Das griechische Wort meint „richtig verdrehte Dinge“, um Leute hinter sich herzuziehen – Machtspiele, Menschen an sich zu binden.
Das ist schon schwierig. Irgendwie sieht Paulus das ganze Werk, das er gemacht hat, in Gefahr.
Schon im zweiten Timotheusbrief schreibt er in Kapitel 1: „Alle, die in Asien sind, haben mich verlassen.“ Asien? Ephesus war die Hauptstadt. Sie haben nicht den Glauben aufgegeben, aber sie haben Paulus aufgegeben. Sie sahen die Sache anders.
Und nach seinem Abschied sollen also die Wölfe kommen, und Leute werden aufstehen und verdrehte Dinge verkündigen.
Zum Schluss noch eine Ermutigung: Wir sind nicht einfach dem Schicksal übergeben.
Vers 31: „Darum wacht! Wir müssen aufpassen und dürfen nicht blauäugig sein und alles, was als Methode angeboten wird, einfach so kopieren. Darum wacht und gedenkt, dass ich drei Jahre lang Nacht und Tag nicht aufgehört habe, einen jeden mit Tränen zu ermahnen.“
Und nun sagt Paulus: „Ich befehle euch Gott und dem Wort seiner Gnade, welches vermag aufzubauen.“
Gott und sein Wort sind die einzige Basis, um den Blick froh nach vorn gewandt weiterzugehen und damit zu rechnen, dass der Herr uns hilft. Wo wir nach seinem Plan bauen, dürfen wir auch mit seinem Segen und seiner Unterstützung rechnen.
Wenn wir finden, „Ich kann das nicht so gut“ oder „Das auch nicht“, man muss mit den Leuten arbeiten, die man hat. Das ist ganz wichtig.
Wir haben ganz am Anfang von Gemeindebau erlebt, dass einer unter uns sagte: „Was soll das, dass diese Leute da kommen, die von anderen Gemeinden kommen? Die waren heimatlos und sind dann auch gekommen. Nein, wir sollten eigentlich nur mit Frischbekehrten bauen.“
Er hat einmal an einem anderen Ort begonnen und wollte so arbeiten. Das Ganze ist völlig schiefgegangen.
Man kann sich nicht in den Kopf setzen: „Ich mache es nur so.“ Natürlich haben wir erlebt, dass Leute sich bekehrt haben, dass heimatlose Leute gekommen sind und so weiter. Alles ist möglich.
Man muss mit dem arbeiten, was man hat. Man muss nicht sagen: „Wir sollten noch das haben.“ Nein, wir haben diese Schwestern und Brüder, die da sind, und mit denen müssen wir arbeiten beziehungsweise will der Herr mit uns arbeiten.
So wollen wir das auch zu Herzen nehmen, diese Ermutigung: „Ich befehle euch Gott und dem Wort seiner Gnade.“