Einführung in die messianischen Texte des Sacharja
Wir befinden uns beim Studium der messianischen Texte des Alten Testaments in Sacharja. Beim letzten Mal hatten wir noch Kapitel 3 betrachtet, insbesondere die Ankündigung in Vers 8: „Siehe, ich will meinen Knecht, Spross genannt, kommen lassen.“
Nun folgt eine weitere Stelle, die ganz ähnlich klingt, im Kapitel 6. Zunächst lesen wir die Verse 9 bis 15.
Das Wort des Herrn geschah zu mir: „Nimm Gaben von den Weggeführten, von Heldai, von Tobija und von Jeddaja, und geh an diesem Tag in das Haus Josias, des Sohnes Zephanias, wohin sie aus Babel gekommen sind. Nimm Silber und Gold und mache eine Krone. Setze diese Krone auf das Haupt des Hohen Priesters Joshua, des Sohnes Jozadaks, und sage ihm:
So spricht der Herr, der Herr der Heerscharen: Siehe, ein Mann, Spross ist sein Name, und es wird unter ihm sprossen. Er wird den Tempel des Herrn bauen. Ja, er wird den Tempel des Herrn bauen und Hoheit tragen. Er wird auf seinem Thron sitzen und herrschen. Auch wird ein Priester auf seinem Thron sein, und der Rat des Friedens wird zwischen ihnen beiden sein.
Die Krone soll Heldai, Tobija, Jeddaja und der Gnade des Sohnes Zephanjas im Tempel des Herrn zum Gedächtnis dienen. Ferne werden kommen und am Tempel des Herrn bauen. Ihr werdet erkennen, dass der Herr der Heerscharen mich zu euch gesandt hat.
Dies wird geschehen, wenn ihr aufmerksam auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, hört.“
(Sacharja 6,9-15)Kontext und Bedeutung der Krönung des Hohen Priesters
Die Kapitel eins bis sechs im Buch Sacharja bilden einen zusammenhängenden Block. Es geht dabei um die acht Nachtgesichte Sacharjas. Das achte Nachtgesicht findet sich in Kapitel sechs, Verse eins bis acht. Danach folgt noch ein kleiner historischer Anhang, den wir gerade gelesen haben. Dieser Anhang bezieht sich auf die acht Nachtgesichte.
In diesem Anhang wird berichtet, dass Juden aus Babylon nach Israel gekommen sind: Cheldai, Tobija und Jeddaja. Der Prophet wurde aufgefordert, sie im Haus Josias, Sohn des Zephanias, zu besuchen. Diese Juden waren von Babylon hergekommen. Es handelte sich um Juden, die während der babylonischen Gefangenschaft in Babylon geblieben waren und nicht zurückgekehrt waren, als die Rückkehr unter Serubbabel begann. Nun kamen sie nachträglich nach Israel.
Was sollte Sacharja bei ihnen erreichen? Es ging um einen ganz besonderen Zweck. Daraus sollte etwas entstehen – und zwar für den Hohenpriester Jeshua. Das ist ein wenig erstaunlich, denn ein gekrönter Hoherpriester ist ungewöhnlich. Die Hohenpriester konnten nie Könige sein, denn Gott hatte eine klare Gewalttrennung vorgesehen. Die Könige sollten aus dem Stamm Juda kommen, aus der Familie Davids. Das war die von Gott erwählte Königslinie. Die Priester hingegen sollten aus dem Stamm Levi stammen, und zwar aus der Familie Aarons.
Jeschua kam aus dieser Linie, und zwar über Zadok. Nun sollte er gekrönt werden – also das, was eigentlich nicht möglich war: die Vereinigung von Königtum und Priestertum in einer Person. Es gibt immer noch Menschen, die glauben, das Prinzip der Gewaltentrennung sei eine Erfindung der Aufklärung. Das ist jedoch falsch. Dieses Prinzip ist biblisch begründet. Aufgrund der verdorbenen Natur, die wir durch den Sündenfall haben, besteht die Gefahr, dass Menschen bei zu viel Macht korrumpiert werden. Deshalb muss die Gewalt aufgeteilt werden.
Gott wollte, dass die Königsmacht niemals mit der Autorität des Priesters, insbesondere des Hohenpriesters, vereint wird. Es war zwar möglich, dass jemand König und Prophet zugleich war. Wo sehen wir das zum Beispiel? David war König und Prophet. Wo steht, dass er ein Prophet war? In den Psalmen spricht er prophetisch, und seine Prophetie erfüllte sich. Petrus sagt das ausdrücklich in seiner Pfingstrede. Ich gebe nur die Stelle an: Apostelgeschichte 2,30. Dort heißt es, dass David ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm mit einem Eid versprochen hatte, von der Frucht seiner Lenden auf seinen Thron zu setzen. Vorausschauend sprach er von der Auferstehung des Christus. Petrus erklärt das, nachdem er Psalm 16 von David zitiert hatte.
Im Alten Testament gab es also drei Ämter, in die man durch Salbung eingesetzt werden konnte: König, Prophet und Priester. Wo sehen wir einen Propheten, der gesalbt wurde? Zum Beispiel in 1. Könige 19,16. Dort wird Elisa, der Sohn Safats, von Elija als Prophet gesalbt.
Auch die Hohenpriester wurden gesalbt, wie Aaron gesalbt wurde. Das wird anschaulich beschrieben in Psalm 133, wo das Öl des Hohenpriesters vom Kopf über den Bart bis zum Saum seiner Kleider fließt. Das war die Salbung Aarons zum Hohenpriester.
Ein König, der gesalbt wurde, war zum Beispiel Saul. Er wurde mit einer Flasche gesalbt (1. Samuel 10). David hingegen wurde mit einem Horn gesalbt (1. Samuel 16). Ein Horn ist stabiler als eine Flasche. Wenn man es auf den Boden wirft, geht es nicht gleich kaputt. Das war ein Hinweis darauf, dass Sauls Königtum nicht von Dauer sein sollte, während das Königtum Davids bis zum Messias bestehen würde.
So sehen wir die drei Ämter. Zwei davon konnten vereint werden: Priester und Prophet oder König und Prophet. Aber niemals Priester und König. Im Messias jedoch sollten alle Ämter vereinigt werden. Die Krönung Jeshuas war nur eine symbolische Krönung. Die damit verbundene Botschaft lautet in Sacharja 6: ein Hinweis auf den Messias. Dort heißt es: „Siehe, ein Mann, sein Name ist Spross.“ Jeshua als gekrönter Priester sollte ein prophetisches Bild sein, ein Hinweis auf den Kommenden, der aufsprossen wird – den Messias.
Der Messias als vereinigter König und Priester
In Kapitel 3, Vers 8 lesen wir dies nochmals. Dort finden wir Folgendes:
„Wer liest? Höre doch, Joshua, du der Hohepriester, du und deine Gefährten, die vor dir sitzen, denn Männer des Wunders sind sie. Ja, siehe, ich will meinen Knecht, Spross genannt, kommen lassen.“
Das ist ganz ähnlich formuliert wie in Sacharja 6, Vers 12:
„Siehe, ein Mann, sein Name ist Spross, und er wird von seiner Stelle aufsprossen.“
Auch diese Prophetie in Kapitel 3, Vers 8 wurde Jeschua, dem Hohenpriester, gegeben. Dabei wurde besonders betont, dass er und seine Genossen – also die anderen Priester, die von Aaron abstammen – Männer des Wunders sind.
In der alten Elberfelder Bibel gibt es hier eine Fußnote, die bei „Wunder“ auch „des Wahrzeichens“ und „Vorbildes“ nennt. Somit waren der Hohepriester Jeshua und auch die anderen Priester ein Vorbild, eine Vorausschau auf den Messias, der als Priester kommen sollte. Als Priester sollte er das Problem der Sünde abschaffen.
Auch hier ist Jeshua wieder ein Mann des Vorbildes, der auf den Messias hinweist. Deshalb sollte er diese Krone tragen. Er selbst wurde dadurch nicht König, aber durch diese symbolische Krönung sollte er ein Hinweis auf den kommenden Messias sein, der Priester und König in einer Person sein würde.
Was steht dann weiter über ihn, was der Messias tun wird? Er wird den Tempel bauen. Und weiter? Er wird Hoheit bauen und auf seinem Thron sitzen. Jawohl, auf seinem Thron sitzen und herrschen – dann ist er König.
Er wird Priester sein auf seinem Thron, also Herrscher als König und Priester, der sogar einmal den Tempel des Herrn bauen wird. Das ist ein prophetischer Hinweis auf eine bestimmte Zeit – das tausendjährige Reich. Dann wird der Messias den Tempel nach Hesekiel bauen, nach den Plänen in Hesekiel 40 bis 48.
Es war so, dass die Juden damals, im Jahr 539 vor Christus, aus der Gefangenschaft in Babylon heimkehren durften. Da hatten sie schon das Buch Hesekiel. Sie kamen nach Jerusalem und sollten den Tempel aufbauen. Doch sie bauten nicht nach den Plänen von Hesekiel. Offensichtlich wussten sie damals, dass sie noch nicht in der Endzeit waren.
Der Tempel von Hesekiel ist der Tempel der Endzeit, aber den konnte man damals noch nicht bauen. So hatten sie zwar diesen Plan, aber sie bauten den zweiten Tempel wesentlich nach der Vorlage des salomonischen Tempels.
Heute, wo die Juden zurückgekehrt sind – drei Millionen aus der ganzen Welt –, so wie es in Hesekiel 36, Vers 24 heißt:
„Ich werde euch holen und euch sammeln aus allen Völkern und euch in euer Land bringen“ – wissen die orthodoxen Juden, dass wir jetzt in der Endzeit leben.
Das ist die Zeit, in der der Hesekiel-Tempel dann gebaut werden soll. Und es wird so sein, dass der Herr Jesus, der Messias, diesen Tempel nach Hesekiel bauen wird. Darauf weist dieser Vers hin: Er wird den Tempel des Herrn bauen. Und...
Die Vereinigung von Königtum und Priestertum im Messias
Ein schwieriger Satz, Vers 13: „Und der Rat des Friedens wird zwischen Ihnen beiden sein.“ Worauf bezieht sich das? Zwischen Ihnen beiden – zwischen was und was? Ja, zwischen dem Amt, dem Bereich des Königtums und des Priestertums.
Gott musste die Gewaltentrennung in der Bibel vorschreiben, wegen der Verdorbenheit des Menschen. Obwohl das natürlich ein gewisser Schutz war, bestand doch das Problem, dass auch ein gewisser Neid zwischen denen entstehen konnte, die die Macht des Königs hatten, und denen, die Priester waren.
Im Herrn Jesus wird alles vereinigt werden – die ganze Macht. Weil er der Vollkommene ist, ist es kein Problem, wenn alle Macht vereinigt ist. Das Problem von Machtneid wird dann auch gar nicht mehr existieren zwischen diesen Bereichen Königtum und Priestertum. Er ist König, Priester und Prophet in einem.
Hier lesen wir nur über den König und den Priester. Wo finden wir, dass der Messias Prophet sein sollte? Ja, welcher Freund ist unser Jesus? So fliehen wir ins Gebet, und so ist uns Jesus alles: König, Priester und Prophet.
Das hatten wir ja schon längst bei der Behandlung der messianischen Prophezeiungen gesehen. Ja, 5. Mose? Ja, 5. Mose 18, Vers 15: „Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, erwecken aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern; auf ihn sollst du hören.“ Jawohl, und Vers 18 noch dazu.
Die Muslime meinen, das sei Muhammad. Und dann sagen sie: „Ja, Ismail war ja der Bruder von Isaak, und es heißt ja ‚aus deinen Brüdern erwecken‘.“ Hier spricht Mose das ganze Volk Israel an und sagt: „Aus euren Brüdern“, das heißt aus der Mitte dieses Volkes. Der Messias sollte ja nicht aus einem anderen Volk kommen, sondern er sollte aus dem Samen von Isaak kommen und eben nicht aus der Linie von Ismail.
Er sollte dann weiter aus der Linie von Jakob kommen und nicht von Esau, wie Herodes später, der aus der Linie von Esau war und jahrelang König über die Juden war, durch Rom eingesetzt. Aber der Messias sollte nicht aus Esau kommen, sondern aus Jakob.
Jakob hatte zwölf Söhne, aber der Messias sollte nicht aus Ruben, Gad oder Issachar kommen, sondern aus Juda. Und in Juda nicht aus irgendeiner Familie, sondern aus der Familie von König David. Das ist gemeint: aus der Mitte ihrer Brüder sollte eben der Prophet kommen.
Diese Abstammung kann Muhammad nicht vorweisen. Ja, der Messias ist König, Priester und eben nach 5. Mose 18 auch Prophet. Als Prophet sollte er kommen, um göttliches Licht in unsere Finsternis hineinzubringen, um uns aufzuzeigen, dass wir Sünder vor Gott sind, schuldig, dass wir Vergebung brauchen.
Als Priester sollte er sich selbst opfern, nicht wie die aronitischen Priester ein anderes Opfer, ein Tieropfer, sondern er selbst. Das haben wir ja gesehen im Zusammenhang mit Psalm 110: Er sollte Priester sein nach der Ordnung Melchisedeks.
Als solcher sollte er sich selbst opfern, wie es Jesaja 53 beschreibt: „Wenn seine Seele das Schuldopfer gestellt haben wird, so wird er Samen sehen“ (Jesaja 53,10). Er sollte sich selbst opfern und so das Problem unserer Schuld lösen.
Wenn das Problem der Schuld gelöst ist, dann brauchen wir Führung. Dafür ist er König, um uns den Weg der Erlösten, der Gerechten, zu führen. So brauchen wir jedes Amt. Es ist etwas ganz Wunderbares, dass das alles in ihm vereinigt ist. Ja?
Die Bedeutung des Titels „Spross“ für den Messias
Wieso wird der Titel „Spross“ in Verbindung mit diesen drei Ämtern genannt, die selbst auch antwortende Titel sind? Bedeutet das, dass eine Art organisches Gemeinwesen in diesen Ämtern keine Ausrüstung hat? Nein, das mit dem Spross weist natürlich auf seine Menschheit hin.
Ja, genau, er sollte als Mensch Priester sein, der sich opfert. Er konnte ja als Gott nicht sterben, und darum musste er Mensch werden, damit er überhaupt sterben konnte. Und als Mensch wird er auch König sein, denn das ist Gottes Antwort darauf, dass der Herr Jesus sich als Mensch so tief erniedrigt hat bis zum Tod am Kreuz. Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm einen Namen gegeben, der über allen Namen ist. So lesen wir es in Philipper 2,5-11.
Deshalb hat Gott ihm den höchsten Platz als König gegeben. Und da steckt natürlich noch mehr drin. Eben, ihr kennt den Mann, sein Name ist Spross.
Wann hat sich erfüllt, dass der Messias Spross heißt? Nazarener. Wer jetzt nicht weiß, was dahintersteckt, hat viele Fragen. Wie soll man einen Zusammenhang machen zwischen Nazarener und Spross? Wer hilft?
Spross heißt, Herr Bärsch-Näzer, Näzer, Näzer, ja, und? Daher kommt Herr Spross.
Nazareth heißt also auf gut Deutsch Spross, Sprossling oder Zweigling. „Näzer“ heißt Spross, Zweig, und kommt übrigens von einer Wurzel „nazar“, die man im Arabischen kennt. Das heißt „grün sein“. Also Näzer ist Spross, aber mit dem Unterton eines grünen Sprosses.
Jetzt verstehen wir auch besser, warum der Herr Jesus in Lukas 23 zu den Frauen, die über ihn wehklagen, als er auf dem Weg nach Golgatha war, sagte (Lukas 23,28-31):
„Töchter Jerusalems, weinet nicht über mich, sondern weinet über euch selbst und eure Kinder! Denn wenn man dies mit dem grünen Holz tut, was wird mit dem Dürren geschehen?“
Er vergleicht sich mit dem grünen Holz, und die Sünder beschreibt er als dürres Holz.
So heißt also Nazareth Sprosslingen, Spross, und Jesus Christus war bekannt nicht als Jesus der Bethlehemiter, obwohl er in Bethlehem geboren wurde. Aber er war nur eine kurze Zeit dort, danach kam der Aufenthalt in Ägypten und bald darauf die Rückkehr. Dann gingen die Eltern Joseph und Maria nicht mehr nach Bethlehem, sondern nach Nazareth.
Der geschichtliche Hintergrund ist folgender: König Herodes hatte in einem Wutanfall kurz vor seinem Tod nochmals das Testament geändert und einen anderen Sohn eingesetzt als den, der vorgesehen war. Dieser Sohn war bekannt als besonders blutrünstig wie sein Vater.
Deshalb steht in Matthäus 2, als Joseph zurückkam und nach Bethlehem gehen wollte, dass er hörte, dass eben der andere König geworden war. Er fürchtete sich, dorthin zu gehen, und ging darum nach Norden, nach Galiläa, wo ein anderer Sohn von Herodes herrschte, der moderater war. So gingen sie nach Nazareth.
Jesus Christus lebte also die größte Zeit seines Lebens in Nazareth und war deshalb überall bekannt als Jesus der Nazaräer. Jedes Mal, wenn man ihn so nannte, erfüllte man das Wort: „Siehe, ein Mann, sein Name ist Spross.“
Auch interessant: Als über dem Kreuz letztlich stand „Jesus von Nazareth, König der Juden“ – als Name Jesus der Nazaräer, Jesus der Spross.
Man muss gut bedenken, dass Nazareth keinen besonders guten Namen hatte und nicht besonders wohlklingend war. Erstens findet man diese Ortschaft im Alten Testament nirgends. Zweitens ist sie in der Geschichte Israels relativ spät entstanden.
Zur Zeit Jesu war das ein kleiner Ort, aber ganz besonders ärmlich. Wir wissen, dass damals Leute in Höhlen in Nazareth wohnten. Woran denkt man biblisch, wenn man von Höhlenmenschen hört? Nicht gerade etwas sehr Lobenswertes.
In Hiob 30,6-8 werden Höhlenmenschen beschrieben: „In grausigen Klüften müssen sie wohnen, in Erdlöchern und Felsenhöhlen. Kinder von Verworfenen, Kinder von Ehrlosen, sind sie hinausgepeitscht aus dem Lande.“
Also sind die Höhlenmenschen in der Bibel diejenigen, die sich nicht durchsetzen konnten, die verworfen waren und darum in solchen Löchern wohnen mussten.
Jetzt versteht man auch besser, warum Nathanael, als er hörte, dass Jesus Christus von Nazareth kommt, so reagierte.
In Johannes 1,45-46 sagt Philippus zu Nathanael: „Wir haben den gefunden, von welchem Moses im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesus, den Sohn des Joseph, von Nazareth.“
Nathanael antwortete: „Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?“
Was sagt Philippus? „Komm und sieh!“ – ein bekannter rabbinischer Ausdruck, um auf ein biblisches Thema aufmerksam zu machen.
In Johannes 1,39 fragen zwei Johannesjünger Jesus: „Wo hältst du dich auf?“ Er antwortet mit diesem rabbinischen Wort: „Kommt und seht!“
Dann machte Nathanael die Begegnung mit diesem Mann aus Nazareth und erkannte: „Du bist der König Israels.“
Das ist also dieser Mann, sein Name ist Spross.
Unsere inneren Augen sind von Natur aus verschlossen, und von Natur aus wissen wir nicht, wer Jesus Christus wirklich ist. Darum steht in Sacharja 6,12: „Siehe, ein Mann, sein Name ist Spross!“ Das ist ein Befehl, ein Aufruf, unsere Aufmerksamkeit auf diesen einen Mann zu richten, den von Gott Gesandten, den Retter.
„Zemach“ ist das hebräische Wort für Spross. Es gibt mehr als ein Wort auf Hebräisch für Spross. Es gibt auch das Wort „Näzer“.
Wo kommt das im Alten Testament vor? Wir haben das schon früher besprochen, das ist alles Repetition, aber das ist gut, denn Wiederholung bewirkt, dass es hängenbleibt.
Jesaja 11,1 lautet: „Und ein Spross wird hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Schössling aus seinen Wurzeln. Auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn.“
Der Heilige Geist mit seinen sieben Namen – und wir wissen, dass Öl im Alten Testament ein Bild für den Heiligen Geist ist, auch im Neuen Testament.
Der Messias sollte nicht einfach mit Olivenöl gesalbt werden, wie die Hohenpriester, Könige und Propheten, sondern mit dem Geist Gottes.
Jesaja 11,1 spricht von einem Reis, der aus dem Stamm Isais hervorgeht, und einem Näzer, der aus seinen Wurzeln Frucht bringen wird. Also Schössling oder Spross ist auch hier möglich zu übersetzen.
Es ist das Wort „Nezer“ und in Sacharja das Wort „Zemach“.
So war das natürlich ein bisschen geheimnisvoll. Überall hörte man von Jesus, dem Nazaräer, und da musste man schalten: Nazaräer, Spross, Spross, das hatten wir ja schon in Sacharja, Zemach.
Diese Verbindung musste man machen, dieses Wortspiel.
In Jesaja 11 wird er genannt der Schössling aus seinen Wurzeln, Netzer.
Siehe, ein Mann – da wird seine Menschheit betont, so wie sie im Lukas-Evangelium beschrieben wird.
Darum hat Lukas, der Arzt, auch am ausführlichsten über die Geburt Jesu berichtet, in Lukas 2.
Siehe, ein Mann.
In Sacharja 3,8 heißt es: „Siehe, ich will meinen Knecht, Spross genannt, kommen lassen.“
Wieder dieser Befehl: „Siehe!“ – richte deine Aufmerksamkeit auf diese Person, meinen Knecht, den Nazaräer.
Da wird betont, dass er kommen wird, um zu dienen, sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.
So beschreibt das Markus-Evangelium den Herrn Jesus ganz speziell als Knecht.
Darum wird im Markus-Evangelium auch nichts über die Geburt berichtet, nichts über ein königliches Geschlechtsregister.
Das Markus-Evangelium beginnt nach wenigen Versen Einleitung gleich mit dem Dienst des Herrn Jesus, eben weil es dort um den Knecht Gottes geht.
Jetzt, in Sacharja 6, diese Krone auf dem Haupt von Jeshua – wo sollte diese dann gelagert werden? Im Tempel.
Wo steht das? In Sacharja 6,14: „Man hat sie in der Eingangshalle des Tempels.“
Dort gab es oben über dem Eingang kleine Fenster, und dort wurde die Krone hineingestellt. Das war ein Weihgeschenk für den Tempel.
Gerade am Eingang gab es noch ein anderes Weihgeschenk, nämlich im zweiten Tempel einen goldenen Weinstock, einen gigantisch großen Weinstock mit Trauben und Blättern, alles aus Gold.
Das waren diese Weingeschenke, die der Herr mit den Jüngern zusammen begutachtete in Lukas 21.
Können wir kurz nachschlagen? Lukas 21, Vers 5:
„Es wurde über den Tempel mit schönen Steinen und Weihgeschenken gesprochen. Er sagte: Diese Dinge, die ihr seht, Tage werden kommen, in denen nicht ein Stein auf dem anderen gelassen wird, der nicht abgebrochen werden wird.“
Der Herr macht klar, der Tempel wird zerstört werden, weil er als Messias verworfen war.
Er sagt dies im Zusammenhang mit den Dingen, die sie sehen: den Weinstock, den goldenen Weinstock, und oben im Fensterchen die Krone.
Das war eigentlich seine Krone, aber er wurde nicht anerkannt als König Israels.
Er konnte auch sagen: „Ich bin der wahre Weinstock“ (Johannes 15,1). „Ihr seid die Reben, und ohne mich könnt ihr nichts tun.“
Diese Weingeschenke wiesen alle auf ihn hin, als Messias, der wirklich Frucht gebracht hat, war er.
Israel wird im Psalm 80 mit einem Weinstock verglichen, der aber keine Frucht brachte.
Der Herr konnte sagen, er ist der wahre Weinstock, weil er die Frucht gebracht hat in seinem Leben zur Ehre Gottes, die Israel als Volk nicht gebracht hatte.
Also wies alles auf ihn hin, aber er war verworfen.
Er sagt: „Diese Dinge, die ihr seht, den Tempel mit den schönen Steinen und Weihgeschenken“ – das waren gigantische Steine, die größten Bausteine waren über 500 Tonnen schwer. Daher wird alles abgebrochen werden.
Da haben wir nochmals einen direkten Bezug zum Thema der Krone des Hohenpriesters in Sacharja 5, denn die wurde im Tempel aufbewahrt.
Im Buch der Makkabäer wird berichtet, dass im zweiten Jahrhundert vor Christus, als Antiochus Epiphanes den Tempel entweiht hatte, diese Krone von den Syrern gestohlen wurde.
Man kann nicht belegen, ob nach dem Tod von Antiochus die Krone wieder zurückerstattet wurde oder ob eine neue nachgemacht wurde.
Aus dem Talmud, im Traktat Middot, der die Maße des Tempels zur Zeit Jesu beschreibt, wissen wir, dass die Krone in den Fensterchen beim Eingang nach Sacharja 6 stand.
Das kann zur Zeit Jesu noch das Original gewesen sein oder eine Nachbildung, nachdem der Tempel durch die Makkabäer um 164 vor Christus wieder eingeweiht wurde.
Diese Gedenkkrone hat der Herr mit den Jüngern angeschaut und gesagt: „Diese Dinge, die ihr seht, der ganze Tempel wird verwüstet werden, weil er als König und auch als Priester verworfen worden war.“
Der Name des Hohenpriesters Jeshua ist auch ein gewisser Hinweis auf Jesus.
Ich würde sagen, noch viel mehr als ein gewisser, so eindrücklich.
Warum? Weil es die gleiche Bedeutung hat wie Jesus.
Aber wieso klingt Jesus anders als Jeshua?
Jesus ist nicht eine Übersetzung von Jeshua, sondern die griechische Aussprache.
Die Griechen haben in ihrem Alphabet keinen Sch-Laut, den wir im Deutschen haben.
Im Griechischen wird ein „sch“-Laut mit einem „s“ wiedergegeben.
So entsteht Jesu.
Griechische Männernamen enden typischerweise auf „s“.
Darum sagt man nicht einfach Mose, eigentlich wäre es Mosche, aber im Griechischen macht man Mose, weil man nur das Sigma hat, um diesen Laut wiederzugeben.
Man sagt also Moses.
Ähnlich bei Jesaja, eigentlich müsste man Jeschaja sagen, aber es heißt Jesaja, Jesajas, Jeremias, Elija, Elias – alle mit „s“.
Darum gibt es nicht Jesua oder Jesu, sondern Jesus.
Es ist derselbe Name, nur so, wie ein Grieche ihn vor zweitausend Jahren ausgesprochen hätte.
Jehoschua ist die Langform, Jeshua die Kurzform.
„Je“ ist eine Abkürzung von „Jeho“, das ist eine Abkürzung von „Yahweh“, der Ewige.
„Shua“ heißt Rettung.
Im hebräischen Text heißt der Hohepriester Jeshua, nicht Jehoschua.
Jesua ist die Abkürzung.
Jesus ist einfach die Wiedergabe dieser Abkürzung.
Also genau derselbe Name.
Der Hohepriester, der da gekrönt wurde, ist ein Vorbild und ein Hinweis auf den kommenden Messias und trägt effektiv denselben Namen.
Der Name Jesus wurde im Alten Testament nicht mitgeteilt.
Man konnte nicht ableiten, dass der Messias einmal Jeshua heißen würde.
Jesua als Priester ist ein Hinweis auf den kommenden Messias.
Viele andere Namen des Messias werden genannt: starker Gott, wunderbarer Berater usw., aber nicht Jeshua.
Warum? Das war schon prophetisch angekündigt.
Das steht in Lukas 1.
Aber wo genau im Alten Testament steht, dass es erst dann eröffnet wird?
Jesaja 49.
Gottes Knecht-Gedichte weisen auf den Messias hin.
Der Messias spricht selbst in Vers 1:
„Hört auf mich, ihr Inseln, und gebt acht, ihr Völker in der Ferne! Der Herr hat mich von Mutterleib an berufen und meinen Namen von Mutterschoß an bekannt gemacht.“
Aha, das sollte nicht Jahrhunderte vorher geschehen, sondern in Verbindung mit der Zeit der Empfängnis im Mutterleib Mariens.
Darum war der Name unbekannt, aber er sollte unbekannt bleiben bis zur Zeit der Erfüllung, wenn der Messias in die Welt kommt.
Schauen wir in Lukas 2, acht Tage nach Weihnachten, die Beschneidung.
Lukas 2,21:
„Als acht Tage vollendet waren, dass man ihn beschneiden sollte, wurde sein Name Jesus genannt, der von dem Engel genannt worden war, ehe er im Mutterleib empfangen wurde.“
Gerade unmittelbar bevor er im Mutterleib empfangen wurde, hat Gott diesen Namen ausgedrückt.
Das war die Zeit von „Mutterleib an“, aber nicht vorher.
Darum wird man im Alten Testament vergeblich eine prophetische Aussage über den Eigennamen Jesus suchen.
Der Herr Jesus wurde am achten Tag beschnitten, und das ist im Judentum der Moment, in dem man dem Kind den Namen gibt.
Interessant: Wenn es nach dem Kölner Landgericht ginge, wäre das gar nicht möglich gewesen.
Es ist unglaublich, wenn man darüber nachdenkt, dass der Herr Jesus beschnitten wurde.
Gerade in der Vorweihnachtszeit wird an vielen Orten von ausgezeichneten Barockorchestern und guten Chören das Weihnachtsoratorium aufgeführt.
Dann hört man den Evangelisten, den Tenor, der den Bibeltext singt, die ganze Weihnachtsgeschichte, und es kommt Vers 21:
„Und als acht Tage erfüllt waren, dass man ihn beschneiden sollte, wurde sein Name Jesus genannt.“
Die moderne Welt hat eine innere Ablehnung der Beschneidung, wie sie im Judentum vorgeschrieben ist.
Die meisten wissen gar nicht, woher diese Abneigung tatsächlich kommt.
Interessant ist, dass das Kölner Landgericht die Beschneidung als illegal bezeichnete.
Das war bereits die zweite Instanz, denn ein anderes Kölner Gericht hatte den Arzt, um den es damals ging, freigesprochen.
Diese Richter betonten, dass es gesundheitliche gute Gründe gibt, Kinder zu beschneiden.
Sie wussten das alles.
Aber der Staatsanwalt, der im ersten Gericht abgeblitzt war, klagte den Arzt wegen Beschneidung an.
Das Kölner Landgericht gab dem Staatsanwalt Recht.
Das ist Unrecht.
Diese Entscheidung geht zurück auf eine juristische Arbeit eines Jura-Professors aus dem Jahr 2008.
In Deutschland ist eine leichte Körperstrafe für Kinder strafbar.
Dann darf man erst recht ein Kind nicht beschneiden.
So lautete die Argumentation.
Zuerst wurde das Gesetz geändert, so dass man Kinder nicht mehr so erziehen durfte, wie es früher üblich war.
Der nächste Schritt war: Wenn man Kinder schon nicht bestrafen darf, etwa mit einem Klaps, dann erst recht nicht beschneiden.
Der Clou an der Sache ist, dass dieser Jura-Professor Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung ist.
Das ist eine aggressive Atheistenvereinigung, die vor kurzem auch Richard Dawkins mit einem Preis ausgezeichnet hat.
Diese Leute haben eine intensive Ablehnung der Bibel und allem, was mit Gott zusammenhängt.
Wenn sie sich gegen die Beschneidung wenden, wenden sie sich damit eigentlich gegen den Bund, den Gott mit Abraham geschlossen hat.
Dieser Bund wurde durch die Beschneidung bestätigt, siehe 1. Mose 17.
Was beinhaltet dieser Bund, der Abrahamsbund?
Gott sagt zu Abraham: „Ich werde dich zu einer großen Nation machen“, nämlich zum Vater des auserwählten Volkes Israel.
Das war ein Versprechen des Abrahamsbundes.
Zweitens das Land Israel: „Ich werde deiner Nachkommenschaft das ganze Land Kanaan geben auf ewig“ (1. Mose 17).
Drittens Segen für die ganze Welt: Der Messias wird aus Israel hervorkommen und ein Segen für alle Völker sein, die sich bekehren.
Jetzt versteht man, welcher Geist hinter diesen Leuten steckt, die gar nicht wissen, gegen was sie eigentlich kämpfen.
Sie sind letztlich gegen den Abrahamsbund.
Mit all diesen Punkten haben sie Probleme: Erstens, dass Israel das ganze Land Kanaan haben soll – das ist für sie unakzeptabel.
Zweitens, dass Israel das auserwählte Volk ist – das ist für sie ein Gräuel.
Drittens, dass aus diesem Volk der Retter kommt für alle Völker – auch das ist für sie ein Gräuel.
Sie wissen nicht, welcher Geist sie antreibt.
Sie sagen zwar als Atheisten, es gibt keinen Gott, aber in Wirklichkeit sind sie Diener des Gottes dieser Welt, wie der Teufel genannt wird in 2. Korinther 4.
Das nur als kleine Einlage, weil wir vom Namen Jesu bei der Beschneidung ausgegangen sind.
Beziehungsweise: Der Islam ist eine Kopie der Wahrheit.
Der wahre Glaube hat ein Buch von Gott, die Bibel.
Sie haben auch ein Buch, aber ein anderes, den Koran.
Der wahre Glaube hat den Propheten, das ist der Herr Jesus.
Sie haben auch einen Propheten, der über allem steht, aber es ist nicht der Herr Jesus, sondern Muhammad.
Der wahrgläubige Christ kennt einen Gott, aber in der Gottheit sind drei Personen: Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Der Islam kennt auch einen Gott, aber der ist nicht Vater und hat keinen Sohn.
Der wahre Glaube kennt Jesus Christus, der am Kreuz gestorben ist.
Der Islam kennt auch einen Jesus, sie nennen ihn Isa, und im Koran heißt es ausdrücklich, er sei nicht am Kreuz gestorben.
So viele Kopien, aber genau mit der Abänderung.
Sie haben viele Dinge übernommen, zum Beispiel auch die Bedeckung der Frau, aber daraus eine Verhüllung gemacht.
Im 1. Korinther 11 wird im Zusammenhang mit dem Christentum nur von einem Bedecken gesprochen, nicht von einem Verhüllen.
Auch die Beschneidung haben sie übernommen, aber das Gebot geht zurück auf die Bibel.
Gott hat in der Bibel dem Volk Israel das Land Israel verheißen, aber die Palästinenser fordern es für sich ein.
Man merkt: Da sind unglaubliche Parallelen beziehungsweise Gegensätze.
Wenn du schon das mit der muslimischen Beschneidung erwähnst: Sie ist nicht vorgeschrieben, wann sie geschehen soll.
Im Koran steht das nicht, aber in den Hadithen, den Überlieferungen, die auf Muhammad zurückgehen, ist das vorgeschrieben.
Das kann irgendwann geschehen, meist mit neun Jahren, zehn bis zwölf ist üblich.
In der Bibel ist es vorgeschrieben am achten Tag nach der Geburt.
Wenn in der Schweiz eine Nationalrätin im Parlament einen Vorstoß macht, dass die Beschneidung bei Kleinkindern nicht mehr erlaubt werden soll, sondern erst, wenn das Kind sich äußern kann, zum Beispiel ab sechs Jahren, dann sind die Muslime fein raus.
Das Judentum hat das Problem, denn es muss am achten Tag sein.
Man darf auch nicht verschieben, wenn der achte Tag auf den Sabbat fällt.
Das Beschneidungsgebot steht höher als das Sabbatgebot.
Das sagte der Herr Jesus selbst in Johannes 7: „Ihr beschneidet auch am Sabbat ein Kind, weil dieses Gebot höher steht.“
So haben wir einen Frontalangriff auf das Judentum, jetzt in der Schweiz.
In Deutschland ist das Problem inzwischen gelöst worden.
Das nur als kleiner Zwischensatz.
Jetzt machen wir 20 Minuten Pause und gehen dann weiter.
Wir gehen jetzt von Sacharja 6 weiter nach Sacharja 9.
Ich habe erklärt: Die Kapitel 1 bis 6 bilden zusammen einen Block, die acht Nachtgesichte Zacharias, und dann den Anhang mit der Krone des Hohenpriesters.
Kapitel 7 und 8 bilden einen Block für sich.
Es geht um die Frage von Trauer und Fasten.
Es wird erklärt, dass Israel an bestimmten Tagen fasten und trauern soll, die an schwere Ereignisse in der Geschichte Israels erinnern.
Aber wenn der Messias herrschen wird auf Erden, wird alle Trauer Israels in Wonne und Freude verwandelt.
Dann kommt der dritte Hauptteil in Sacharja: Kapitel 9 bis 11.
Dort finden wir zahlreiche prophetische Hinweise auf das erste Kommen des Herrn Jesus als leitender Messias.
Anschließend folgt wieder ein Block: Kapitel 12 bis 14.
Dort finden wir besonders Prophezeiungen auf das zweite Kommen des Herrn Jesus als herrschender Messias.
Im Block, wo viel über das erste Kommen gesprochen wird, finden wir in Vers 9 einen gewaltigen Aufruf an Jerusalem.
Sacharja 9,9:
„Siehe, dein König wird zu dir kommen.“
Hier wird der Messias als König vorgestellt, so wie er im Matthäusevangelium beschrieben wird.
Markus zeigt ihn als Knecht, Lukas als Mensch (Sacharja 6: „Siehe ein Mann, sein Name ist Spross“), und hier Matthäus: „Siehe, dein König wird zu dir kommen.“
Es gibt eine interessante Stelle im Talmud.
Der Talmud ist das wichtigste theologische Werk im Judentum nach der Bibel.
Er wurde etwa von 200 bis 500 nach Christus geschrieben.
Dort gibt es viele Traditionen und Auslegungen zum Alten Testament, die bis in die alttestamentliche Zeit zurückgehen.
Eine interessante Stelle bespricht diese Prophetie.
Für die Rabbiner war von Alters her klar: Sacharja 3 spricht vom Messias, Sacharja 6 spricht vom Messias, und auch Sacharja 9,9 spricht vom Messias.
Aber die Frage ist: Warum steht hier, er kommt auf einem Esel? In Daniel 7 kommt er auf den Wolken des Himmels.
Daniel 7,13-14:
„Ich schaute in Gesichten der Nacht, und siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie der Sohn eines Menschen, und er kam zu dem Alten an Tagen, und man brachte ihn vor ihm.
Ihm wurde Herrschaft, Ehre und Königtum gegeben, und alle Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm.
Seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergeht, und sein Königreich wird nicht zerstört.“
Der Messias wird als König beschrieben, der auf den Wolken des Himmels kommt.
In Sacharja steht, er kommt auf dem Esel.
Die Rabbiner fragten sich: Wie sollen wir das erklären?
Sie sagten: Das sind zwei Möglichkeiten.
Wenn wir treu sind und die Tora einhalten, dann wird der Messias auf den Wolken des Himmels kommen.
Wenn wir untreu sind und die Gebote der Tora nicht beobachten, dann wird der Messias auf einem Esel kommen.
Fast richtig!
Man braucht das Licht des Neuen Testaments, um Gottes Gedanken wirklich zu verstehen.
Das Neue Testament macht klar: Nein, es sind nicht zwei Möglichkeiten.
Gott sagt nicht: „Siehe, dein König kommt auf einem Esel“ und meint damit nur eine Möglichkeit.
Wenn Gott sagt, er kommt auf einem Esel, dann kommt er wirklich auf einem Esel.
Wenn er sagt, dass er mit den Wolken des Himmels kommt, dann wird er mit den Wolken des Himmels kommen.
Aber das erste Mal sollte er so kommen als Retter, als Retter der Welt.
Hier steht „gerecht“ und „ein Retter ist er“.
Er kommt nicht auf einem Schlachtross, sondern demütig auf einem Esel reitend.
In Matthäus 11 am Schluss sagt der Herr Jesus: „Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.“
Er hat sich so tief erniedrigt und den Platz eines Knechtes eingenommen.
In Philipper 2,5-10 wird eine siebenfache Erniedrigung des Herrn beschrieben.
Bis Nummer sechs heißt es, er war gehorsam bis zum Tod, aber nicht irgendein ehrenvoller Tod, sondern das Schändlichste, was denkbar war: der Tod am Kreuz.
Dann steht: „Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen ist.“
Also zuerst kommt er als der Demütige, der sich bis zum Letzten erniedrigt.
Dann wird er von Gott erhöht.
Beim zweiten Mal kommt er in Macht und Herrlichkeit als König über alle Könige auf den Wolken.
Er ist aber bereits auch auf einem Esel in Jerusalem eingeritten, beim Palmsonntag.
Das war die Erfüllung von Sacharja 9.
Beim ersten Mal, als er kam als Retter der Welt, kam er auf dem Esel.
Wenn er als König der Welt kommen wird, dann auf den Wolken des Himmels und auf einem weißen Schlachtross.
Gibt es Pferde im Himmel? Das würde viele Mädchen freuen.
Ja, natürlich gibt es Pferde im Himmel.
Offenbarung 19,11:
„Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, heißt Treu und Wahrhaftig.“
Er kommt auf einem weißen Pferd, und alle Erlösten werden mit ihm kommen, alle Heiligen.
Sacharja 14,3 und folgende sagen, dass auch sie auf weißen Pferden kommen.
Was sind das für Pferde?
Ich war als kleines Mädchen fasziniert von Pferden, die man als intelligent mit leuchtenden Augen beschreibt.
Diese Pferde sind noch viel intelligenter.
Psalm 18 beschreibt das Kommen des Messias als Richter der Welt aus dem Himmel.
Psalm 18,7 ff.:
„In meiner Bedrängnis rief ich zum Herrn, und ich schrie zu meinem Gott.
Er hörte aus seinem Tempel meine Stimme, und mein Schrei vor ihm drang an sein Ohr.
Da ließ seine Stimme erschallen mit Hagel und Feuerkohle.“
Das ist ein prophetisches Gebet des gläubigen Überrestes Israels, der in der Zukunft durch die schwerste Bedrängnis gehen wird, wenn die Welt sich gegen Israel wendet.
Sie schreien zum Herrn, und er hört.
Dann kommt die Antwort.
Hier steht nichts von einem Pferd, aber dass der Herr auf einem Cherub fährt.
Cherubim gehören zu den mächtigsten Engeln.
In Hesekiel 28,12 ff. erfahren wir, dass Satan vor seinem Fall als Cherub geschaffen wurde, als Musikerengel im himmlischen Tempel.
Cherubim werden in Hesekiel 1 und weiteren Kapiteln mit verschiedenen Gesichtern beschrieben: wie ein Kalb, wie ein Löwe, wie ein Adler, wie ein Mensch.
Manchmal haben sie vier Gesichter, an anderer Stelle zwei.
Eine weitere Erscheinungsform ist als Pferde.
Diese Cherubim werden als Schlachtpferde in Erscheinung treten.
So wird der Herr beim zweiten Kommen auf einem weißen Pferd erscheinen.
Beim ersten Mal kam er auf einem ganz schlechten Esel.
Die Rabbiner hatten fast Recht: Es sind nicht zwei Möglichkeiten, sondern zwei verschiedene Erscheinungen des Messias.
Damals, als er kam, haben sie die Tora nicht beobachtet.
Die Masse hat ihn als Messias abgelehnt und verworfen.
Da kam er auf einem Esel.
Wenn er in der Zukunft kommen wird, am Ende der großen Drangsal, wenn die islamische Welt von Norden her Israel überrennt, werden zwei Drittel der Bevölkerung ums Leben kommen (Sacharja 13,8), und ein Drittel wird sich bekehren.
Dieses Drittel wird schreien, dass der Messias vom Himmel kommt und sie retten wird.
Dann werden sie ihn annehmen.
Dann kommt er nicht auf einem Esel, sondern auf den Wolken des Himmels.
Ein eindrückliches Gebet, wie er aus dem Himmel kommen soll.
Jesaja 64,1-3:
„Oh, dass du vom Himmel herabkommst und vor deinem Angesicht die Berge erzittern.“
Sie beten nicht, dass er in Bethlehem geboren werde – das war beim ersten Mal.
Dann rufen sie, dass er vom Himmel kommt, mit den Wolken des Himmels.
Sacharja schrieb um 520 v. Chr. für die Generation von Juden, die aus Babylon heimkehrten.
Sie wussten, dass der Messias nicht in Babylon geboren wird, sondern in Bethlehem, siehe Micha 5,1.
Sie gingen zurück ins Land, um dem Messias zu begegnen.
Sacharja ruft Jerusalem auf: „Tochter Zion, jauchze! Tochter Jerusalem, siehe, dein König kommt!“
Muss man das noch befehlen? Das wäre wie Kindern zu befehlen, sich über Süßigkeiten zu freuen.
Wieso muss Jerusalem aufgerufen werden, sich zu freuen?
Schauen wir, wie es in der Weihnachtsgeschichte in Matthäus 2 war.
Matthäus 2,1-3:
„Da Jesus geboren war in Bethlehem, kamen Magier aus dem Morgenland, um ihn anzubeten.
Als König Herodes das hörte, erschrak er, und mit ihm ganz Jerusalem.
Er berief alle hohen Priester und Schriftgelehrten zusammen und fragte sie, wo der Christus geboren werden sollte.“
Die Magier wussten nicht genau, wo er geboren war.
Sie wussten nur, dass er im jüdischen Land geboren sein musste.
Sie fragten: „Wo ist der König der Juden?“
Jerusalem sollte doch jauchzen.
Aber Vers 3 sagt: „Als König Herodes das hörte, erschrak er, und mit ihm ganz Jerusalem.“
Das wird im Weihnachtsoratorium von Bach schön vertont.
Für Herodes war das ein Schrecken.
Obwohl die Magier aus Persien kamen, hatten sie mit ihrer Frage einen Stich ausgelöst.
„Wo ist der König der Juden?“
Im Alten Testament wird kein König von Juda „König der Juden“ genannt.
Das erste Mal wurde dieser Titel Jahrzehnte vor Christi Geburt vom römischen Senat einem edomitischen Strohmann verliehen.
Jetzt kommen die Magier und fragen nicht nach dem vom Senat ernannten König, sondern nach dem geborenen König.
Das löste Schrecken in Jerusalem aus.
Der Prophet sagte: „Tochter Zion, jauchze! Tochter Jerusalem, siehe, dein König kommt!“
Aber sie war nicht bereit, den König zu empfangen.
33 Jahre später, als der Herr Jesus am Palmsonntag auf dem Esel nach Jerusalem einzog, schrie die Volksmenge freudig.
Matthäus 21,8-11 beschreibt den Einzug.
Die Volksmenge macht mit, man hat den Eindruck, sie sind bereit.
Fünf Tage später schreit die Menge vor Pilatus: „Kreuzige ihn!“
Das zeigt, was der Mensch ist, besonders in der Masse: wie knetbare Masse.
In unserer Kultur ist man stolz auf Demokratie.
Aber wie funktioniert das?
Es geht darum, wer am meisten Geld hat, um Plakate aufzustellen und Fernsehprogramme zu schalten.
Dann sagt man den Leuten, was sie wählen sollen, und sie tun es.
Das heißt Demokratie.
So verformbar ist die Masse.
Sie jubeln und schreien mit, und einige Tage später sind sie weg.
Wo sind diese Leute, die so enthusiastisch beim Einzug waren?
Keiner hat für den Herrn gesprochen.
Sie haben den Befehl des Propheten nicht umgesetzt: „Tochter Zion, jauchze!“
Fünf Tage nach seinem Einzug wurde er gekreuzigt.
Der Herr ist diesen Weg gegangen, um das Problem unserer Schuld zu lösen, als Priester, der sich selbst opferte.
Nun können wir zu Kapitel 11 gehen.
Eigentlich müsste man das ganze Kapitel anschauen, es ist eine Einheit.
Der Messias spricht in diesem Kapitel und stellt sich als Hirte Israels vor.
Er kam, um das Volk Israel zu weiden.
Dann sagt er, die große Masse der Schafe wurde seiner überdrüssig und wollte ihn gar nicht.
Sacharja 11,7 ff.:
„Ich nahm mir zwei Stäbe, den einen nannte ich Freundlichkeit, den anderen Verbindung.
Ich weidete die Schafe und tilgte die drei Hirten in einem Monat aus.
Meine Seele wurde ungeduldig über sie, doch ihre Seele wurde meiner überdrüssig.
Ich will euch nicht mehr weiden.
Was stirbt, mag sterben, was verkommt, mag verkommen.
Die Übrigbleibenden sollen eines des anderen Fleisch fressen.
Ich zerbrach meinen Stab Freundlichkeit, um meinen Bund mit allen Völkern ungültig zu machen.
Die Schafhändler erkannten, dass es des Herrn Wort war.
Ich sagte zu ihnen: Wenn es recht ist in euren Augen, gebt mir meinen Lohn, wenn nicht, lasst es bleiben.
Sie wogen meinen Lohn ab: dreißig Silberschäkel.
Der Herr sprach zu mir: Wirf ihn dem Töpfer hin, den herrlichen Wert, den ich euch wert bin.
Ich nahm die dreißig Silberschäkel und warf sie ins Haus des Herrn zum Töpfer hin.
Dann zerbrach ich meinen zweiten Stab Verbindung, um die Bruderschaft zwischen Juda und Israel ungültig zu machen.“
Das war jetzt eine Einführung.
Nächstes Mal schauen wir das ausführlicher an, um den ganzen Zusammenhang von Sacharja 11 zu verstehen.
Der Messias wird hier als Hirte Israels vorgestellt.
Er hat zwei Hirtenstäbe: Freundlichkeit (Huld) und Verbindung (Bande).
Der Hirte ist enttäuscht, weil die Herde ihn nicht will.
In Vers 8: „Meine Seele wurde ungeduldig über sie.“
Die Ungeduld hängt damit zusammen, dass die Herde seiner überdrüssig wurde.
Stellt euch einen Hirten mit einer Schafherde vor, und die Schafe wollen den Hirten nicht.
Es gibt aber eine Gruppe, die anders ist: die „Schafhändler“ oder „Elenden der Schafe“ (Vers 11).
Das ist eigenartig übersetzt.
In den Psalmen werden die Treuen, die Demütigen, die dem Herrn die Treue halten, so beschrieben.
Diese kleine Minderheit in Israel hat den Messias erkannt.
Sie verstehen, was geschehen ist.
Er zerbricht zuerst den Stab Freundlichkeit.
Die Elenden der Herde erkennen, dass es das Wort des Herrn ist.
Man muss Josephus Flavius lesen.
Er schrieb zwei Bücher über die jüdische Geschichte und den jüdischen Krieg.
Er beschreibt den Untergang Jerusalems im Jahr 70 und die jüdischen Altertümer.
Er beschreibt die verschiedenen Gruppen im Judentum und die unglaublichen Streitigkeiten unter ihnen.
Heute ist es im Judentum verbreitet zu sagen, Jerusalem sei 70 zerstört worden wegen Streitigkeiten.
Gott hat diese Streitigkeiten und Uneinigkeit unter dem Volk gerichtet.
Streit ist schlimm, Uneinigkeit auch.
Die Juden mussten fast 70 Jahre nach Babylon in die Gefangenschaft, weil sie Götzendienst betrieben hatten.
Der wahre Gott wurde verworfen und falsche Götter angenommen.
Dafür kamen sie fast 70 Jahre in Gefangenschaft.
Dann durften sie heimkehren.
Aber jetzt gab es Streit, und Israel verlor das Land für fast 2000 Jahre und wurde weltweit zerstreut.
Kann das die Ursache gewesen sein?
Die Rechnung geht nicht auf.
Wir können zeigen: Nein, damals kam der Messias und wurde von der Masse verworfen.
Deshalb wurde das Volk weltweit zerstreut.
Die Streitigkeiten hatten Bedeutung.
Der Herr sagt, wegen dieser Ablehnung zerbrach er den Hirtenstab Freundlichkeit.
Die folgenden Jahrzehnte bis 70 waren Jahrzehnte des ewigen Streitens.
Das hat sich erfüllt.
Aber das war nicht die Ursache für die Katastrophe 70 und die Zerstreuung.
Die Treuen erkannten, dass es das Wort des Herrn war.
Weiter in Vers 12:
Damit der Messias merkt, dass die meisten in der Herde ihn gar nicht wollen.
Es ist wie in Lukas 19, da sagen die Leute: „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche.“
Gut, dann bin ich bereit abzudanken.
Wenn man als Hirte gearbeitet hat, möchte man einen Lohn für die geleistete Arbeit.
Das ist normal.
Man muss nicht warten, bis die Marxisten kamen, um zu wissen, dass gerechte Löhne richtig sind.
Die Israeliten in Ägypten arbeiteten lange ohne Lohn.
Darum sagte Gott beim Auszug: Ihr müsst bei den Nachbarn Gold und Silber einfordern.
Die gaben es gern, um endlich zu gehen nach den zehn Plagen.
Das war der Lohn für die nicht bezahlte Arbeit.
Gott will gerechte Löhne.
Der Messias hat gearbeitet, drei Jahre lang, überall gepredigt.
Die Masse will ihn nicht.
Er sagt: Gebt mir meinen Lohn.
Was geben sie?
Dreißig Silberschäkel.
Dreißig Silberschäkel war der Preis, den die jüdische Führung damals Judas für den Verrat gab.
Warum genau dreißig?
Zwanzig Silberschäkel waren der Preis, für den Joseph nach Ägypten verkauft wurde.
Dreißig ist der Preis für einen Sklaven, aber in welchem Zustand? Tot.
Das war das Haftpflichtgesetz in 2. Mose 21.
Wenn ein Stier eines Bauern einen Sklaven stößt und tötet, muss der Besitzer dreißig Silberschäkel bezahlen.
Das war ein hoher Preis, aber Haftpflicht für einen toten Sklaven.
Sie wählten genau diesen Preis für Judas.
Das war die ironische Antwort des Herrn.
Vers 13:
Das ist pure Ironie.
Was für ein wunderbarer Preis!
So viel achtet ihr den Messias für seine Arbeit.
Dann wurde das Geld ins Haus des Herrn geworfen, zum Töpfer hin.
Wie geht das?
Die führenden Priester sagten Judas, sie geben ihm dreißig Silberschäkel für den Verrat.
Judas machte das, weil er geldliebend war.
Nach der Tat bekam er Gewissensbisse und wollte das Geld nicht mehr.
Er kam zurück zu den Priestern.
Matthäus beschreibt das.
Sie sagten: Nein, das wollen wir nicht, das Blutgeld darf man nicht in den Tempel geben.
Judas war verzweifelt, nahm das Geld, warf es in den Tempel und ging.
Er erhängte sich.
Die Priester sagten: Nein, das Geld nicht, das Blutgeld.
Sie hatten die Sache veranlasst.
Sie sammelten das Geld und sagten, sie können es für einen guten Zweck einsetzen.
Es gab einen Töpfer außerhalb Jerusalems, der ein billiges Landstück hatte, wo er missratene Töpfe wegwarf.
Sie kauften das Unterste an Immobilien als Begräbnisstätte für die Armen.
So bekam der Töpfer die dreißig Silberschäkel.
Die dreißig Silberschäkel, dieser herrliche Preis, wurden geworfen, wie Judas es tat, ins Haus des Herrn, zum Töpfer hin.
Der Messias zerbrach dann den zweiten Stab, die Bande, um die Bruderschaft zwischen Juda und Israel zu brechen.
Diese Bande wurde gebrochen.
Ab dem Jahr 70 wurden die Juden zerstreut über alle fünf Kontinente.
Welche Brüderschaft hatten die Juden in Thailand, Jemen, Argentinien, Chile, China, Südafrika?
Sie wurden zerstreut, alle Verbindungen und Gemeinschaften wurden abgebrochen.
Das war eine Einführung.
Nächstes Mal fahren wir weiter, um den ganzen Zusammenhang von Sacharja 11 zu verstehen.
Zum Schluss wollen wir beten:
Herr Jesus, wir preisen dich, dass wir dein Wort haben dürfen und dich dadurch immer besser kennenlernen.
Du bist jetzt nochmals vor uns gestanden als der gute Hirte, der bereit war, für seine Schafe alles zu tun, sogar den Tod zu sterben.
Du hast dein Leben für die Schafe gegeben, um uns zu retten.
Wir preisen dich dafür.
Du siehst auch all die Menschen um uns herum, die dich ablehnen, wie die Schafe in Sacharja 11.
Wir bitten dich, dass du uns hilfst, die frohe Botschaft von dir weiterzutragen.
Hilf uns, Menschen einzuladen, dass ihnen die Augen aufgehen, damit sie sehen, wer du wirklich bist.
Dass sie dich als Retter und Sohn Gottes erkennen.
Gerade jetzt sind viele Menschen offener als sonst.
Gib uns eine offene Tür und hilf uns, treue Zeugen für dich, den Retter, zu sein.
Amen.
Die Krone des Hohen Priesters und ihre Bedeutung im Tempel
In Sacharja 6 wird die Krone auf dem Haupt von Jeshua erwähnt. Die Frage ist, wo diese Krone dann gelagert wurde. War es im Tempel? Wo steht das genau? Im Vers 14 wird beschrieben, dass die Krone in der Eingangshalle des Tempels aufbewahrt wurde. Dort gab es über dem Eingang kleine Fenster, und in eines dieser Fenster wurde die Krone hineingestellt. Es handelte sich um ein Weihgeschenk für den Tempel.
Direkt am Eingang gab es noch ein anderes Weihgeschenk, nämlich im zweiten Tempel einen goldenen Weinstock. Dieser Weinstock war gigantisch groß, mit Trauben und Blättern, alles aus Gold gefertigt. Diese Weingeschenke betrachtete der Herr zusammen mit den Jüngern in Lukas 21. Können wir kurz dort aufschlagen?
Dieser Abschnitt bezieht sich auf einen Dienstag, den Vorkarfreitag. An diesem Tag war der Herr den ganzen Tag über im Tempel und hatte Diskussionen mit verschiedenen Gruppen des Judentums, wie den Sadduzäern, Pharisäern und anderen. Es wurde an diesem Tag klar, dass er von der gesamten Führerschaft Israels als Messias abgelehnt wurde.
In Lukas 21, Vers 5 lesen wir: „Es wurde gesagt, dass der Tempel mit schönen Steinen und Weihgeschenken geschmückt sei.“ Der Herr sprach: „Diese Dinge, die ihr seht, Tage werden kommen, in denen nicht ein Stein auf dem anderen gelassen wird, der nicht abgebrochen werden wird.“ Damit macht der Herr klar, dass der Tempel zerstört werden wird, weil er als Messias verworfen wurde.
Dies sagt er im Zusammenhang mit den Dingen, die sichtbar sind: dem goldenen Weinstock und der Krone im kleinen Fenster. Die Krone war eigentlich seine Krone, doch er wurde nicht als König Israels anerkannt. Er konnte ihnen auch sagen: „Ich bin der wahre Weinstock“ (Johannes 15,1). „Ihr seid die Reben, und ohne mich könnt ihr nichts tun.“
Diese Weingeschenke wiesen alle auf ihn hin als den Messias, der wirklich Frucht brachte. Israel wird im Psalm 80 mit einem Weinstock verglichen, der jedoch keine Frucht brachte. Der Herr konnte sagen, dass er der wahre Weinstock ist, weil er Frucht zu Ehren Gottes brachte, was Israel als Volk nicht geschafft hatte.
Alles wies also auf ihn hin, aber er wurde verworfen. So sagt er: „Diese Dinge, die ihr seht“ – die Weingeschenke und der Tempel mit den schönen Steinen. Es wird gesagt, dass der Tempel mit schönen Steinen und Weihgeschenken geschmückt sei. Diese Steine waren gigantisch; die größten Bausteine wogen über 500 Tonnen. Daher wird alles abgebrochen werden.
Hier gibt es einen direkten Bezug zum Thema der Krone des Hohenpriesters in Sacharja 6, denn diese wurde im Tempel aufbewahrt. In den Büchern der Makkabäer wird berichtet, dass im zweiten Jahrhundert vor Christus, als Antiochus Epiphanes den Tempel entweihte, diese Krone von den Syrern gestohlen wurde.
Es ist nicht sicher, ob die Krone nach dem Tod von Antiochus wieder zurückgegeben wurde oder ob eine neue angefertigt wurde. Aus dem Talmud, im Traktat Middot, wissen wir, dass zur Zeit Jesu die Maße des Tempels genau aufgeschrieben wurden. Dort steht, dass die Krone nach Sacharja 6 in den Fenstern beim Eingang aufbewahrt wurde.
Das kann zur Zeit Jesu noch das Original gewesen sein oder eine Nachbildung, nachdem der Tempel durch die Makkabäer um 164 vor Christus wieder eingeweiht worden war. Diese Gedenkkrone betrachtete der Herr mit den Jüngern und sagte: „Diese Dinge, die ihr seht, der ganze Tempel wird verwüstet werden, weil er als König und auch als Priester verworfen wurde.“
Die Bedeutung des Namens Jeshua und seine Verbindung zu Jesus
Der Name des Hohenpriesters Jeshua ist auch ein deutlicher Hinweis auf Jesus, oder?
Ich würde sogar sagen, er ist weit mehr als nur ein Hinweis – er ist sehr eindrücklich. Warum? Weil der Name Jeshua die gleiche Bedeutung hat wie Jesus, oder?
Ja, genau. Aber warum klingt Jesus dann anders als Jeshua?
Jesus ist nicht einfach eine Übersetzung von Jeshua, sondern die griechische Aussprache des Namens. Im griechischen Alphabet gibt es keinen Sch-Laut, wie wir ihn im Deutschen kennen. Deshalb wurde der Sch-Laut in einer fremden Sprache im Griechischen oft mit einem „s“ wiedergegeben. So entsteht aus Jeshua im Griechischen Jesu.
Außerdem enden griechische Männernamen typischerweise auf ein „s“. Deshalb sagt man nicht einfach Mose, obwohl eigentlich Mosche richtig wäre. Im Griechischen wird daraus Mose, aber da man für Männernamen gerne ein „s“ am Ende hat, wird daraus Moses.
Ähnlich verhält es sich mit Jesaja, der eigentlich Jeschaja heißt. Im Griechischen wird daraus Jesaja, mit einem „s“ am Ende: Jesajas, Jeremias, Elija, Elias – sie alle tragen dieses „s“. Deshalb gibt es nicht Jesu oder Jesua, sondern Jesus.
Das ist aber genau der gleiche Name. Es ist keine Übersetzung, sondern einfach die Art, wie ein Grieche den Namen Jeshua vor etwa zweitausend Jahren ausgesprochen hätte.
Jehoshua ist die Langform, Jeshua die Kurzform, nicht wahr? Jeho ist eine Abkürzung von Yahweh, was „der Ewige“ bedeutet, und Shua bedeutet „Rettung“. Im hebräischen Text heißt der Hohepriester nicht Jehoshua, sondern Jeshua. „Je“ ist einfach die Abkürzung von Jeho, also ist Jeshua die Kurzform.
Jesus ist einfach die griechische Wiedergabe dieser Abkürzung Jeshua. Es ist also genau derselbe Name. Der Hohepriester, der dort gekrönt wird und ein Vorbild sein soll, ein Hinweis auf den kommenden Messias, trägt tatsächlich denselben Namen.
Aber der Name Jesus wird im Alten Testament nicht genannt. Man konnte daraus nicht ableiten: „Aha, der Messias wird einmal Jeshua heißen.“ Es ist klar, dass Jeshua als Priester ein Hinweis auf den kommenden Messias ist. Doch der Name Jesus wurde verschwiegen.
Viele andere Namen des Messias werden genannt, wie „starker Gott“, „wunderbarer Berater“ und so weiter, aber nicht Jeshua. Warum? Das war schon prophetisch angekündigt.
Genau, der Name wurde erst zu gegebener Zeit offenbart. Das steht zum Beispiel in Lukas 1. Aber wo im Alten Testament steht, dass der Name erst dann offenbart wird?
In Jesaja 49, den sogenannten „Gottes Knecht“-Gedichten, die auf den Messias hinweisen. Dort spricht der Messias selbst in Vers 1 und sagt: „Hört auf mich, ihr Inseln, und gebt acht, ihr Völker! Von Geburt an hat mich der Herr berufen und meinen Namen von Mutterschoß an bekannt gemacht.“
Das bedeutet, dass der Name nicht Jahrhunderte vorher bekannt sein sollte, sondern erst in Verbindung mit der Zeit der Empfängnis im Mutterleib Marias.
Darum war der Name unbekannt, aber er sollte bis zur Zeit der Erfüllung unbekannt bleiben – bis der Messias in die Welt kommt.
Schauen wir mal in Lukas 2: Gerade acht Tage nach Weihnachten kam die Beschneidung.
In Lukas 2, Vers 21 steht: „Und als acht Tage vollendet waren, dass man ihn beschneiden sollte, wurde sein Name Jesus genannt, der von dem Engel genannt worden war, ehe er im Mutterleib empfangen wurde.“
Ja, unmittelbar bevor er im Mutterleib empfangen wurde, hat Gott diesen Namen verkündet. Das entspricht genau der Zeit „von Mutterleib an“, aber nicht früher.
Deshalb wird man im Alten Testament vergeblich nach einer prophetischen Aussage über den Eigennamen Jesus suchen.
Der Herr Jesus wurde am achten Tag beschnitten, und im Judentum ist das auch der Moment, in dem man dem Kind den Namen gibt.
Die Bedeutung der Beschneidung und aktuelle Herausforderungen
Übrigens interessant: Nach dem Kölner Landgericht wäre die Beschneidung gar nicht möglich gewesen. Es ist ja erstaunlich, wenn man bedenkt, dass auch der Herr Jesus beschnitten wurde.
Gerade in der Vorweihnachtszeit wird an vielen Orten das Weihnachtsoratorium von ausgezeichneten Barockorchestern und guten Chören aufgeführt. Dabei hört man den Evangelisten, meist ein Tenor, der den Bibeltext der gesamten Weihnachtsgeschichte singt. In Vers 21 heißt es: „Und als acht Tage erfüllt waren, dass man ihn beschneiden sollte, da wurde sein Name Jesus genannt.“
Die moderne Welt hat oft eine innere Ablehnung gegenüber der Beschneidung, so wie sie in der Bibel für Israel vorgeschrieben ist. Die meisten wissen jedoch gar nicht, woher diese Abneigung wirklich kommt.
Interessant ist, dass das Kölner Landgericht die Beschneidung als illegal einstufte. Dies war bereits die zweite Instanz, denn zuvor hatte ein anderes Kölner Gericht den betreffenden Arzt freigesprochen. Diese Richter betonten sogar, dass es gesundheitliche gute Gründe gibt, Kinder zu beschneiden. Sie führten all diese Argumente auf und waren gut informiert.
Der Staatsanwalt, der in diesem Verfahren zunächst gescheitert war, klagte den Arzt wegen der Beschneidung weiter an. Das Kölner Landgericht gab dem Staatsanwalt Recht. Dies war zwar juristisch falsch, basierte aber auf einer Arbeit eines Jura-Professors aus dem Jahr 2008. In dieser Arbeit wurde argumentiert, dass in Deutschland leichte Körperstrafen für Kinder verboten sind. Daraus folgte die Schlussfolgerung, dass man ein Kind erst recht nicht beschneiden darf.
Zuerst wurde das Gesetz dahingehend geändert, dass man Kinder nicht mehr so erziehen durfte, wie es früher üblich war. Der nächste Schritt war dann, dass man Kinder nicht bestrafen darf, nicht einmal mit einem Klaps. Daraus wurde abgeleitet, dass man sie erst recht nicht beschneiden darf.
Der Clou an der Sache ist, dass dieser Jura-Professor Mitglied des Beirats der Giordano Bruno Stiftung ist. Diese Stiftung ist eine aggressive Atheistenvereinigung, die vor kurzem auch Richard Dawkins mit einem Preis ausgezeichnet hat. Viele ihrer Mitglieder lehnen die Bibel und alles, was mit Gott zu tun hat, intensiv ab.
Wenn sie sich gegen die Beschneidung wenden, wenden sie sich damit eigentlich gegen den Bund, den Gott mit Abraham geschlossen hat. Dieser Bund wurde durch die Beschneidung bestätigt, wie es in 1. Mose 17 beschrieben ist.
Was beinhaltet dieser Bund, der sogenannte Abrahamsbund? Erstens sagt Gott zu Abraham: „Ich werde dich zu einer großen Nation machen“, und zwar zum Vater des auserwählten Volkes Israel. Das war ein Versprechen des Abrahamsbundes.
Zweitens das Land Israel: Gott verspricht, Abraham und seiner Nachkommenschaft das ganze Land Kanaan auf ewig zu geben (1. Mose 17). Die große Nation wird in 1. Mose 12 erwähnt, das Land Israel in 1. Mose 17.
Drittens der Segen für die ganze Welt: Der Messias wird aus Israel hervorkommen und ein Segen für alle Völker sein, für alle, die sich bekehren.
Jetzt versteht man, welcher Geist hinter diesen Leuten steckt, die gar nicht wissen, gegen was sie eigentlich kämpfen. Sie sind letztlich gegen den Abrahamsbund.
Mit all diesen Punkten haben sie Probleme: Erstens, dass Israel das ganze Land Israel haben soll, das Land Kanaan – das ist für sie unakzeptabel. Zweitens, dass Israel das auserwählte Volk ist – dieser Gedanke ist für sie ein Gräuel. Drittens, dass aus diesem Volk der Retter für alle Völker kommt – auch das ist für sie ein Gräuel.
Sie wissen nicht, welcher Geist sie antreibt. Obwohl sie als Atheisten behaupten, es gäbe keinen Gott, sind sie in Wirklichkeit Diener des Gottes dieser Welt, wie der Teufel in 2. Korinther 4 genannt wird.
Das nur als kleine Einlage, weil wir vom Namen Jesu bei der Beschneidung ausgegangen sind.
Bezüglich des Islams: Er ist eine Kopie der Wahrheit. Der wahre Glaube hat ein Buch von Gott, die Bibel. Die Muslime haben auch ein Buch, aber ein anderes – den Koran.
Der wahre Glaube hat den Propheten, den Herrn Jesus. Die Muslime haben auch einen Propheten, der über allem steht, aber es ist nicht der Herr Jesus, sondern Muhammad.
Der wahre Glaube kennt einen Gott in der Dreieinigkeit: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Der Islam kennt auch einen Gott, aber dieser ist nicht Vater und hat keinen Sohn.
Der wahre Glaube kennt Jesus Christus, der am Kreuz gestorben ist. Der Islam kennt auch Jesus, den sie Isa nennen, doch im Koran steht ausdrücklich, dass er nicht am Kreuz gestorben sei.
So viele Kopien, aber immer mit Abänderungen.
Sie haben beispielsweise auch die Bedeckung der Frau übernommen, aber daraus eine Verhüllung gemacht. Im 1. Korinther 11 wird im Zusammenhang mit dem Christentum nur von einem Bedecken gesprochen, nicht von einem Verhüllen.
Ebenso haben sie die Beschneidung übernommen, doch dieses Gebot geht auf die Bibel zurück.
Gott hat in der Bibel dem Volk Israel das Land Israel verheißen. Die Palästinenser fordern es jedoch für sich ein. Dabei erkennt man die unglaublichen Parallelen beziehungsweise Gegensätze.
Wenn schon die muslimische Beschneidung erwähnt wird: Sie ist nicht genau vorgeschrieben, wann sie geschehen soll. Im Koran steht das nicht ausdrücklich, aber in den Hadithen – den Überlieferungen, die auf Muhammad zurückgehen – ist das festgelegt.
Dort ist die Beschneidung vorgeschrieben, aber sie kann zu verschiedenen Zeiten erfolgen. Üblich ist ein Alter von neun bis zwölf Jahren.
In der Bibel hingegen ist die Beschneidung am achten Tag nach der Geburt vorgeschrieben.
Nun ist es so, dass in der Schweiz eine Nationalrätin im Parlament einen Vorstoß macht, die Beschneidung bei Kleinkindern zu verbieten. Stattdessen soll man warten, bis das Kind sich selbst äußern kann, etwa mit sechs Jahren.
Damit wären die Muslime fein raus, denn ihre Beschneidung erfolgt später. Das Judentum hat jedoch ein Problem, weil die Beschneidung am achten Tag stattfinden muss. Sie darf auch nicht verschoben werden, wenn der achte Tag auf den Sabbat fällt.
Das Beschneidungsgebot steht höher als das Sabbatgebot. Das sagte der Herr Jesus selbst in Johannes 7: „Ihr beschneidet auch am Sabbat ein Kind“, weil dieses Gebot höher steht.
So erleben wir einen Frontalangriff auf das Judentum, zum Beispiel in der Schweiz. In Deutschland ist das Problem inzwischen gelöst worden.
Das nur als kleiner Zwischensatz.
Überblick über die Kapitelblöcke in Sacharja und Beginn von Kapitel 9
Jetzt machen wir 20 Minuten Pause und gehen danach weiter. Wir setzen unseren Blick von Sacharja 6 bis Sacharja 9 fort.
Ich habe erklärt, dass die Kapitel 1 bis 6 zusammen einen Block bilden. Diese acht Nachtgesichte Sacharjas werden durch einen Anhang mit der Krone des Hohen Priesters abgeschlossen. Die Kapitel 7 und 8 bilden wiederum einen eigenen Block. Hier geht es um die Frage von Trauer und Fasten. Es wird erklärt, dass Israel an bestimmten Tagen fasten und trauern soll. Diese Tage erinnern an schwere Ereignisse in der Geschichte Israels. Doch es wird auch gesagt, dass, wenn der Messias auf Erden herrschen wird, alle Trauer Israels in Wonne und Freude verwandelt wird.
Der dritte Hauptteil in Sacharja umfasst die Kapitel 9 bis 11. Dort finden wir zahlreiche prophetische Hinweise auf das erste Kommen des Herrn Jesus als leitender Messias. Anschließend folgt ein weiterer Block, die Kapitel 12 bis 14. In diesem Abschnitt finden sich besonders Prophetien über das zweite Kommen des Herrn Jesus als herrschender Messias.
In dem Block, der sich mit dem ersten Kommen beschäftigt, finden wir in Vers 9 einen gewaltigen Aufruf an Jerusalem. Wer liest? Jawohl, wieder haben wir diesen Befehl: Siehe! In den vorherigen messianischen Stellen hatten wir immer „Siehe“. Zum Beispiel: „Ich will meinen Knecht, Spross genannt, kommen lassen“ (Sacharja 3,8). In Sacharja 6,12 heißt es: „Siehe, ein Mann.“ Und jetzt, in Sacharja 9,9, steht: „Siehe, dein König wird zu dir kommen.“
Hier wird der Messias als König vorgestellt, so wie er im Matthäusevangelium speziell beschrieben wird. Im Markus-Evangelium ist er der Knecht: „Siehe, mein Knecht.“ Im Lukas-Evangelium wird er als Mensch bezeichnet, was Sacharja 6 entspricht: „Siehe, ein Mann, sein Name ist Spross.“ Und hier, im Matthäusevangelium, heißt es: „Siehe, dein König wird zu dir kommen.“
Die Erwartung des Messias im Talmud und seine zwei Erscheinungen
Im Talmud, dem wichtigsten theologischen Werk des Judentums nach der Bibel, findet sich eine sehr interessante Stelle. Der Talmud wurde etwa von zweihundert bis fünfhundert nach Christus verfasst. Er enthält viele Traditionen und Auslegungen zum Alten Testament, die bis in die alttestamentliche Zeit zurückreichen.
In einer bestimmten Stelle wird eine Prophetie besprochen, die für die Rabbiner von Alters her klar war: Sacharja 3 spricht vom Messias, Sacharja 6 ebenso, und auch Sacharja 9,9. Die Frage war jedoch, warum dort steht, dass der Messias auf einem Esel kommt. In Daniel 7 dagegen erscheint er auf den Wolken des Himmels.
Diese Stelle in Daniel 7 ist die Prophetie der vier Weltreiche: Babylon, Persien, Griechenland und Rom. Schließlich heißt es in Daniel 7, Verse 13 und 14: „Ich schaute in Gesichten der Nacht, und siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie der Sohn eines Menschen, und er kam zu dem Alten an Tagen, und man brachte ihn vor ihn. Und ihm wurde Herrschaft und Ehre und Königtum gegeben. Und alle Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergeht, und sein Königreich so, dass es nicht zerstört wird.“
Hier wird der Messias als König beschrieben, der auf den Wolken des Himmels kommen wird. Doch in Sacharja steht, dass er auf einem Esel kommt. Die Rabbiner fragten sich, wie das zu erklären sei. Sie sagten, es gebe zwei Möglichkeiten: Wenn das Volk treu ist und die Tora einhält, dann wird der Messias auf den Wolken des Himmels kommen. Wenn das Volk aber untreu ist und die Gebote der Tora nicht beachtet, dann wird der Messias auf einem Esel kommen.
Doch das Neue Testament klärt auf, dass es nicht zwei Möglichkeiten sind. Gott sagt nicht: „Siehe, dein König kommt auf einem Esel reitend“ und meint damit nur eine Option. Nein, wenn Gott sagt, er kommt auf einem Esel, dann kommt er wirklich auf einem Esel. Und wenn er sagt, dass er mit den Wolken des Himmels kommt, dann wird er auch so kommen.
Das erste Mal sollte er als Retter kommen, gerecht und demütig. Er kommt nicht auf einem Schlachtross, sondern auf einem Esel, demütig und ruhig reitend. In Matthäus 11 sagt Jesus am Schluss: „Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.“ Er hat sich tief erniedrigt und den Platz eines Knechtes eingenommen.
In Philipper 2, Vers 5 wird ebenfalls beschrieben, dass Jesus nicht daran festhielt, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst erniedrigte. Philipper 2, Verse 5 bis 9 beschreiben eine siebenfache Erniedrigung des Herrn. Bis Vers 6 heißt es, er war gehorsam bis zum Tod – nicht irgendeinem ehrenvollen Tod, sondern dem schändlichsten, dem Tod am Kreuz. Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen ist.
Zuerst sollte er also als der Demütige kommen, der sich bis zum Letzten erniedrigt, und dann wird er von Gott erhöht. Beim zweiten Mal kommt er in Macht und Herrlichkeit als König über alle Könige auf den Wolken.
Doch er ist bereits auf einem Esel in Jerusalem eingezogen – beim Laubhüttenfest? Nein, das war nicht das Laubhüttenfest, sondern Palmsonntag. Das war die Erfüllung von Sacharja 9,9. Beim ersten Mal kam er als Retter der Welt auf einem Esel. Wenn er als König der Welt kommen wird, dann wird er auf den Wolken des Himmels erscheinen – und auf einem Schlachtross.
Welche Farbe hat dieses Pferd? Weiß. Gibt es Pferde im Himmel? Das würde viele Mädchen sehr freuen. Ja, natürlich gibt es Pferde im Himmel.
In Offenbarung 19, Vers 11 heißt es: „Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, heißt Treu und Wahrhaftig.“ Er selbst kommt auf einem weißen Pferd, und alle Erlösten werden mit ihm kommen. Auch Sacharja 14, Vers 3 und folgende sagen, dass die Heiligen auf weißen Pferden kommen werden.
Was sind das für Pferde? Als kleines Mädchen konnte man sich Pferde als lebendige Tiere mit leuchtenden Augen vorstellen. Doch diese Pferde sind viel intelligenter. Vergleichen wir das mit Psalm 18, so sehen wir, was dahintersteckt.
König David beschreibt dort das Kommen des Messias als Richter der Welt aus dem Himmel. In Psalm 18, Vers 7 und folgende heißt es: „In meiner Bedrängnis rief ich zum Herrn, und ich schrie zu meinem Gott. Er hörte aus seinem Tempel meine Stimme, und mein Schrei vor ihm drang an sein Ohr.“
Dies ist ein prophetisches Gebet des gläubigen Überrestes Israels, der in der Zukunft durch die schwerste Bedrängnis gehen wird, wenn die Welt sich gegen Israel wendet. Sie schreien zum Herrn, und er hört.
Was ist dann die Antwort? „Da ließ seine Stimme erschallen mit Hagel und Feuerkohle.“ Hier steht zwar nichts von einem Pferd, aber es wird gesagt, dass der Herr auf einem Cherub fährt.
Cherubim gehören zu den mächtigsten Engeln. In Hesekiel 28, ab Vers 12, erfahren wir, dass Satan vor seinem Fall als Cherub geschaffen wurde – als Musikerengel im himmlischen Tempel. Seine Tamburine und Flöten waren bei ihm.
Cherubim werden in Hesekiel 1 und weiteren Kapiteln beschrieben als Wesen mit verschiedenen Gesichtern: wie ein Kalb, wie ein Löwe, wie ein Adler und wie ein Mensch. Sie können unterschiedlich aussehen, manchmal mit vier Gesichtern, manchmal mit zwei.
Eine weitere Erscheinungsform ist die als Pferde. So sind das also Cherubim, die als Schlachtpferde in Erscheinung treten werden. So wird der Herr beim zweiten Kommen auf dem weißen Pferd erscheinen.
Beim ersten Mal kam er jedoch auf einem einfachen Esel. Die Rabbiner hatten fast Recht: Es sind nicht zwei Möglichkeiten, sondern zwei verschiedene Erscheinungen des Messias.
Damals, als er kam, hielt das Volk die Tora nicht ein, und die Masse lehnte ihn als Messias ab. Deshalb kam er auf einem Esel. Wenn er aber in der Zukunft am Ende der großen Drangsal kommt – wenn die islamische Welt von Norden her Israel überrennen wird und zwei Drittel der Bevölkerung ums Leben kommen, wie Sacharja 13, Vers 8 sagt – dann wird sich ein Drittel bekehren.
Diese, die umkehren, werden schreien, dass der Messias vom Himmel kommt und sie retten wird. Sie werden ihn annehmen, und dann wird er nicht auf einem Esel kommen, sondern auf den Wolken des Himmels.
Das Gebet um das Kommen des Messias vom Himmel
Ein eindrückliches Gebet zeigt sich in Jesaja 64, in dem beschrieben wird, wie er vom Himmel, aus den Wolken, kommen soll. Dort beten sie in Vers 1 nicht darum, dass er in Bethlehem geboren werde – das war beim ersten Mal der Fall –, sondern sie bitten, dass er vom Himmel herabfahre.
Wer liest Jesaja 64,1-3? Dort heißt es: „Taten vollbringst du, die wir nicht erwarteten, und die niemand von uns vernahm. Kein Ohr hörte, kein Auge sah einen Gott außer dir.“ Ja, bis zu diesem Punkt. In Vers 3 heißt es weiter: „Oh, dass du herniederführst und vor deinem Angesicht die Berge erbebten!“
In der Zukunft werden sie nicht mehr rufen, dass er aus Bethlehem komme. Nein, das war damals, als er auf dem Esel einzog, vorbei. Stattdessen werden sie rufen, dass er aus dem Himmel kommt, mit den Wolken des Himmels.
Ein weiteres Detail: Zacharja schrieb um 520 v. Chr. für die Generation von Juden, die aus der babylonischen Gefangenschaft heimgekehrt waren. Diese Juden wussten, dass sie zurück ins Land ihrer Väter gingen, um dem Messias zu begegnen. Sie wussten, dass der Messias nicht in Babylon geboren werde, sondern in Bethlehem – das wussten sie aus Micha 5,1. Also kehrten sie zurück, um dem Messias zu begegnen.
Zacharja sagt: „Ruft Jerusalem auf!“ Das ist ein Befehl. „Verlocke laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt.“ Muss man das noch befehlen? Das wäre, als würde man Kindern sagen, sie sollen sich freuen, wenn sie Süßigkeiten bekommen. Das ist doch selbstverständlich. Aber warum muss Jerusalem aufgefordert werden, sich zu freuen, wenn der Retter kommt?
Schauen wir, wie es in der Weihnachtsgeschichte in Matthäus 2 war. Wer liest Matthäus 2,1? Dort heißt es: „Sie sahen den Morgenstern und kamen, um ihn anzubeten.“ Als König Herodes das hörte, erschrak er – und mit ihm ganz Jerusalem. Er berief alle hohen Priester und Schriftgelehrten des Volkes zusammen und fragte sie, wo der Christus geboren werden sollte.
Der König wird geboren, über fünfhundert Jahre nach der Prophetie von Zacharja. Doch die meisten wussten nichts davon. Ausländer aus Persien kamen nach Israel, nach Jerusalem. Ich sage Perser, weil im Bibeltext von Magiern aus dem Morgenland die Rede ist. Magier (griechisch Magoi) ist ein persisches Wort. Daher wissen wir, dass es persische Astronomen waren, die nach Israel kamen.
Sie fragten am Königshof nach dem Ort der Geburt. Sie wussten nicht, wo genau er geboren war, nur, dass es im jüdischen Land sein musste. Sie fragten: „Wo ist der König der Juden?“ Nun müsste doch Jerusalem jauchzen. Aber in Vers 3 heißt es: „Als König Herodes das hörte, erschrak er – und mit ihm ganz Jerusalem.“
Das Erschrecken war nicht nur bei Herodes zu spüren. Für ihn ist es verständlich, dass er erschrickt, weil jemand seine Stellung infrage stellt. Aber es heißt, ganz Jerusalem erschrak mit ihm. Das wird im Weihnachtsoratorium von Bach so schön vertont: Der Evangelist, der Tenor, singt: „Als König Herodes das hörte, erschrak er – und mit ihm ganz Jerusalem.“ Dann folgt das Rezitativ der Altstimme: „Warum erschreckt ihr, da ihr euch doch freuen solltet, dass der König gekommen ist?“
Das war ein Schrecken für ganz Jerusalem. Für Herodes war es ein Schrecken, denn obwohl die Perser ganz unbedarft fragten, lösten sie mit ihrer Frage einen Stich aus: „Wo ist der König der Juden?“ Wie kamen sie auf diesen Ausdruck „König der Juden“? Im Alten Testament wird kein König von Juda so genannt – weder David noch sein Sohn Rehabeam oder andere.
Der erste bekannte Gebrauch dieses Titels war Jahrzehnte vor Christi Geburt, als der römische Senat einen edomitischen Strohmann ernannte, also einen Mann, der politisch für sie nützlich war, zum König der Juden. Dieser Titel wurde vom Senat vergeben.
Jetzt kommen die Magier und fragen nicht nach dem König, der vom römischen Senat ernannt wurde, sondern nach dem, der geboren wurde – der von seinem Wesen her König der Juden ist. Das erklärt, warum Herodes erschrak, und mit ihm ganz Jerusalem.
Der Prophet hatte gesagt: „Jauchze, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir.“ Doch Jerusalem war nicht bereit, den König zu empfangen.
33 Jahre später, als Jesus am Palmsonntag auf einem Esel nach Jerusalem einzog, schrie die Volksmenge freudig. Schauen wir dazu in Matthäus 21, ab Vers 1. Dort wird berichtet, wie Jesus vom Ölberg kam. Wer liest Matthäus 21,8-11? Die Volksmenge nahm an diesem Einzug teil, und man hat den Eindruck, sie seien bereit.
Doch fünf Tage später schrie die Menge vor Pilatus, er solle gekreuzigt werden. Das zeigt, wie der Mensch, besonders in der Masse, ist – wie eine formbare Masse.
Das sehen wir auch in unserer Kultur. Europa ist stolz auf seine Demokratie. Doch wenn man genau hinschaut, funktioniert das oft so: Wer am meisten Geld hat, kann Plakate aufstellen und Fernsehprogramme schalten. Dann sagt man den Menschen, wen sie wählen sollen, und sie tun es meist. Das ist aber keine echte Demokratie. Demokratie bedeutet, dass das Volk selbst denkt und wählt.
So sehen wir, wie verformbar die Masse ist: Sie schreien und jubeln, und wenige Tage später sind sie verschwunden. Auch wenn nicht gesagt wird, dass es genau dieselben Leute waren, die beim Einzug jubelten, wo waren sie dann, als Jesus vor Pilatus stand? Keiner erhob seine Stimme zugunsten Jesu.
So haben sie den Befehl des Propheten nicht wirklich erfüllt: „Jauchze, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem!“ Fünf Tage nach seinem Einzug wurde Jesus gekreuzigt.
Doch der Herr ging diesen Weg, um das Problem unserer Schuld zu lösen – als Priester, der sich selbst opferte.
Einführung in Sacharja Kapitel 11: Der Messias als Hirte Israels
Und dann können wir mit Kapitel elf weitermachen. Eigentlich müsste man das ganze Kapitel betrachten, denn es ist eine Einheit für sich. In diesem Kapitel spricht der Messias und stellt sich als Hirte Israels vor. Er kam, um das Volk Israel zu weiden. Doch dann sagt er in diesem Kapitel, dass die große Masse der Schafe schließlich seiner überdrüssig wurde und ihn gar nicht mehr wollte.
Lesen wir ab Vers 7: Dort spricht der Herr Jesus, der sich im Johannes-Evangelium Kapitel zehn als der gute Hirte bezeichnet. Liest jemand ab Sacharja 11,7?
„Der Schafhändler, und ich nahm mir zwei Stäbe. Den einen nannte ich Freundlichkeit, den anderen Verbindung, und ich weidete die Schafe. Ich tilgte die drei Hirten in einem Monat aus, und meine Seele wurde ungeduldig über sie, doch ihre Seele wurde meiner überdrüssig. Da sagte ich: ‚Ich will euch nicht mehr weiden. Was stirbt, mag sterben, und was verkommt, mag verkommen, und die Übrigbleibenden sollen eines des anderen Fleisch fressen.‘ Ich nahm meinen Stab Freundlichkeit und zerbrach ihn, um meinen Bund ungültig zu machen, den ich mit allen Völkern geschlossen hatte. So wurde er an jenem Tag ungültig gemacht. Und es erkannten die Schafhändler, die auf mich achteten, dass es das Wort des Herrn war. Ich sagte zu ihnen: ‚Wenn es recht ist in euren Augen, gebt mir meinen Lohn, wenn aber nicht, lasst es bleiben.‘ Und sie wogen meinen Lohn ab: dreißig Silberschäkel. Da sprach der Herr zu mir: ‚Wirf ihn dem Töpfer hin, den herrlichen Wert, den ich ihnen wert bin.‘ Und ich nahm die dreißig Silberschägel und warf sie in das Haus des Herrn, dem Töpfer, hin. Dann zerbrach ich meinen zweiten Stab Verbindung, um die Bruderschaft zwischen Juda und Israel ungültig zu machen. Und der Herr sprach zu mir: ‚Ja, bis dahin, das reicht.‘“
Wir beginnen heute einfach mit diesem Kapitel, doch ich möchte es beim nächsten Mal noch ausführlicher anschauen, damit wir das ganze Kapitel in der Übersicht verstehen. Nun gehen wir gleich auf den Kern des Kapitels ein.
Erstens: Der Messias wird hier vorgestellt als der Hirte über Israel. Er hat zwei Hirtenstäbe. Der eine Stab heißt Huld oder Freundlichkeit, der andere Verbindung oder Bande. Der Hirte ist ganz enttäuscht über diese Herde. Wo sehen wir das? In der Mitte von Vers 8: „Und meine Seele wurde ungeduldig über sie.“ Diese Ungeduld beim Hirten hängt damit zusammen, dass auch ihre Seele seiner überdrüssig wurde. Die Masse der Herde wollte den Hirten gar nicht. Stellen Sie sich einen Hirten mit einer Schafherde vor, und die Schafe wollen den Hirten gar nicht. Das ist natürlich traurig, nicht wahr?
Es gibt aber in dieser Herde eine Gruppe, die anders ist. Sie werden in Vers 11 die Schafhändler genannt. Das ist eine eigenartige Übersetzung: „Schafhändler“ – eigentlich „die Elenden der Schafe“, Vers 11. Dieser Ausdruck wird auch in den Psalmen verwendet, um besonders die Treuen, die Demütigen zu beschreiben, die dem Herrn die Treue halten. Das ist quasi die kleine Minderheit in Israel, die den Messias erkannt hatte. Von ihnen heißt es, dass sie verstehen, was da geschehen ist.
Der Messias zerbricht zuerst den Stab Freundlichkeit, und die Elenden der Herde, das sind die Treuen, erkennen das. „Und als erkannten die Elenden der Herde, die auf mich achteten“, ja, das sind die, die ihn anerkennen, „dass es das Wort des Herrn war.“ Sie realisieren, dass dies die Erfüllung der Prophetie ist.
Man muss einmal Josephus Flavius lesen. Er hat zwei Bücher geschrieben, besonders über die jüdische Geschichte: den jüdischen Krieg und die jüdischen Altertümer. Wenn Josephus Flavius die Jahre vor der Zerstörung Jerusalems im Jahr siebzig beschreibt, schildert er die verschiedenen Gruppen im Judentum und die unglaublichen Streitigkeiten unter ihnen.
Heute ist es im Judentum sehr verbreitet, wenn man fragt, warum Jerusalem im Jahr siebzig zerstört wurde und die Juden weltweit zerstreut wurden, dann lautet die Antwort oft: „Weil so viele Streitigkeiten da waren.“ Gott hat quasi diese Streitigkeiten und die Uneinigkeit unter dem Volk gerichtet.
Streit ist etwas Schlimmes, ja, und Uneinigkeit auch. Aber wenn man bedenkt, dass die Juden damals fast siebzig Jahre nach der babylonischen Gefangenschaft wieder in Gefangenschaft mussten, dann war der Grund Götzendienst. Der wahre Gott war verworfen, und falsche Götter wurden angenommen. Dafür kamen sie fast siebzig Jahre in die Gefangenschaft, durften dann aber wieder heimkehren.
Nun aber gab es Streitigkeiten, und Israel verlor das Land für fast zweitausend Jahre und wurde weltweit auf alle fünf Kontinente zerstreut. Kann das die Ursache gewesen sein? Irgendwie geht die Rechnung nicht auf, nicht wahr? Tatsächlich können wir zeigen: Nein, damals kam der Messias, und er wurde von der Masse verworfen. Deshalb wurde das Volk weltweit zerstreut.
Aber die Streitigkeiten hatten schon ihre Bedeutung. Der Herr sagt nämlich hier: Eben wegen dieser Ablehnung hat er den Hirtenstab Freundlichkeit zerbrochen. Die folgenden Jahrzehnte bis zum Jahr 70 waren Jahrzehnte des ewigen Streitens. Das hat sich so erfüllt. Aber man kann nicht sagen, dass dies die Ursache für die Katastrophe im Jahr 70 und die weltweite Zerstreuung war. Das ist die Erfüllung hier.
Die Treuen aber haben erkannt, dass dies das Wort des Herrn ist. Sie haben realisiert, was sich da prophetisch erfüllt.
Weiter in Vers 12: Damit merkt der Messias, dass die meisten in der Herde ihn gar nicht als Hirten wollen. Es ist genau so, wie es in Lukas 19 steht: Da sagen die Leute, „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche.“ Ja gut, dann bin ich bereit, abzudanken.
Aber wenn man als Hirte gearbeitet hat, möchte man auch einen Lohn für die geleistete Arbeit erhalten. Das ist ganz normal. Man muss nicht warten, bis die Marxisten kamen, um zu wissen, dass gerechte Löhne richtig sind. Das wusste man schon immer aus der Bibel.
Zum Beispiel die Israeliten in Ägypten haben so lange ohne Lohn gearbeitet. Darum hat Gott gesagt: Beim Auszug müsst ihr von den Nachbarn Gold und Silberschalen und alles Mögliche einfordern. Die Nachbarn gaben es gern, damit sie endlich nach den zehn Plagen gehen konnten. Das war der Lohn für die nicht bezahlte Arbeit.
Gott will gerechte Löhne, das ist klar. Nun hat der Messias gearbeitet, und was passiert? Diese drei Jahre, in denen er im ganzen Land umherzog und überall predigte, wollte die Masse ihn gar nicht. Er sagt dann: Gut, machen wir Abrechnung, gebt mir meinen Lohn.
Und was geben sie ihm als Lohn? Dreißig Silberschäkel. Die jüdische Führung damals war bereit, Judas für diesen Betrag zu bezahlen, damit er den Messias verrät. Warum gerade dreißig? Sie hätten ihm auch zwanzig geben können.
Die Rabbiner damals kannten das Alte Testament genau. Woran denkt man, wenn jemand zwanzig Silberschäkel sagt? Man verbindet das mit Joseph, dem Patriarchen, der für zwanzig Silberlinge nach Ägypten verkauft wurde. Das wäre eine Beziehung gewesen.
Aber dreißig Silberschäkel? Was kommt einem da in den Sinn? Der Preis für einen Sklaven, aber in welchem Zustand? Tot. Das war das Haftpflichtgesetz in 2. Mose 21. Wenn ein Stier eines Bauern einen Menschen tötet, dann musste der Besitzer dreißig Silberschäkel als Entschädigung zahlen. Das war ein hoher Preis, aber eben der Preis für einen toten Sklaven.
Und so wählten sie ausgerechnet dreißig Silberschäkel, um Judas für den Verrat zu bezahlen. Für sie war der Messias so viel wert wie ein toter Sklave.
Darum sehen wir die ironische Antwort des Herrn in Vers 13. Wer liest?
Das ist pure Ironie: „Was für ein wunderbarer Preis! So viel achtet ihr den Messias für seine Arbeit.“ Dann wird diese Geldsumme genommen und ins Haus des Herrn geworfen, dem Töpfer hin.
Wie geht das? Der herrliche Preis kommt in den Tempel, dann zum Töpfer. Wir wissen, wie die Erfüllung war: Die führenden Priester sagten Judas, sie geben ihm dreißig Silberschäkel, damit er den Messias verrät. Judas macht das, weil er sehr geldliebend war.
Nach der Tat kommen eigenartige Gewissensbisse, und er will das Geld nicht mehr. So ein großer Betrag, aber jetzt ist ihm das Geld zuwider. Er bringt es zurück zu den Priestern. Das Matthäusevangelium beschreibt das so: Die Priester sagen, nein, wir wollen das Geld nicht, es ist Blutgeld. Man darf es nicht im Tempel annehmen.
Judas ist verzweifelt, nimmt das Geld, wirft es in den Tempel und geht dann, um sich zu erhängen. Die Priester sagen: Nein, das Geld nicht, das Blutgeld.
Dabei hatten sie die ganze Sache veranlasst. Sie durften das Geld nicht als Gabe im heiligen Haus Gottes annehmen. Sie sammelten es zusammen und sagten, sie könnten es für einen guten Zweck verwenden.
Es gab einen Töpfer außerhalb Jerusalems, der ein billiges Grundstück hatte, auf dem er missratene Töpfe und Scherben wegwarf. So kauften sie das unterste Grundstück als Begräbnisstätte für Arme.
So bekam dieser Töpfer schließlich die dreißig Silberschäkel. So ist es gegangen: Die dreißig Silberschäkel, dieser herrliche Preis, wurden geworfen, wie Judas sie ins Haus des Herrn warf, dem Töpfer hin.
Über diesen Umweg des Hauses Gottes kamen sie schließlich in die Hände des Töpfers für dieses Armenbegräbnis.
Dann sagt der Messias: „Und ich zerbrach auch meinen zweiten Stab, die Bande, um die Brüderschaft zwischen Juda und Israel zu brechen.“ Diese wurde gebrochen, und ab dem Jahr siebzig begann ein Prozess, bei dem das ganze Volk Israel zerstreut wurde – über alle fünf Kontinente hinweg.
Welche Brüderschaft hatten die Juden in Thailand noch mit denen in Jemen? Oder die in Jemen mit denen in Argentinien und Chile? Welche Verbindung hatten sie noch mit denen in China und Südafrika? Sie wurden zerstreut, alle Gemeinschaft und Verbindung wurde abgebrochen, weil dieser zweite Stab, die Bande, zerbrochen wurde.
Das war jetzt eine Einführung. Nächstes Mal fahren wir dann weiter, damit wir den ganzen Zusammenhang von Sacharja Kapitel 11 verstehen.
Schlussgebet
Wollen wir zum Schluss noch beten?
Herr Jesus, wir preisen Dich, dass wir Dein Wort haben dürfen und Dich dadurch immer besser kennenlernen. Du bist jetzt am Ende nochmals vor uns gestanden als der gute Hirte, der bereit ist, für seine Schafe alles zu tun, sogar den Tod auf sich zu nehmen.
Du hast Dein Leben für die Schafe gegeben, um uns zu retten, und wir preisen Dich dafür. Du siehst auch all die Menschen um uns herum, die Dich ablehnen, genauso wie die Schafe in Sacharja 11.
So bitten wir Dich, dass Du uns hilfst, die frohe Botschaft von Dir weiterzutragen. Lass uns Menschen einladen, damit ihnen die Augen aufgehen und sie erkennen, wer Du in Wirklichkeit bist. Hilf ihnen, Dich als Retter und als Sohn Gottes anzunehmen.
Gerade jetzt in dieser Zeit sind viele Menschen offener als sonst im Jahresverlauf. Du gibst uns dadurch eine offene Tür. Hilf uns, treue Zeugen für Dich, den Retter, zu sein.
Amen.
