Als ich heute Morgen hierher kam, war ich überrascht über die Konditionen mancher Leute. Ich hätte nicht gedacht, sie heute Morgen hier zu treffen, da ich ungefähr ahne, wann sie ins Bett gegangen sind.
Ich finde es schön, dass viele, die gestern auf der Hochzeit waren, auch heute Morgen hier im Gottesdienst sind. Andere sind zum Teil noch dort, beziehungsweise jetzt in Wassertrüdingen oder im Bett – wie immer auch.
Wir, die wir hier sind, werden uns in den nächsten Sonntagen mit einem Propheten des Alten Testaments beschäftigen, einem sehr bekannten Propheten: Elija. Wenn wir uns mit ihm auseinandersetzen, werden wir merken, dass Elia kein geistlicher Überflieger war. Er hat durchaus seine Tiefs gekannt, und ich finde, das macht ihn so sympathisch. Das wird auch in seiner Biografie deutlich.
Das Neue Testament sagt einmal über ihn, dass er ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen war wie wir – wie du und ich. Das heißt, er konnte von ganzem Herzen lachen. Aber Elia, das sehen wir auch in seiner Geschichte, kannte auch die Tränen.
Was mich an ihm beeindruckt, ist, dass er ein Mann war, dessen Herz wirklich für Gott schlug, für seine Sache. Er hat sich Gott mit Haut und Haaren zur Verfügung gestellt, und Gott hat sein Leben auf einzigartige Weise gebraucht. Elia hat als Prophet im Alten Testament manches erlebt, was kein anderer seiner Berufskollegen neben ihm erlebt hat.
Zum Beispiel waren in den Tagen Elias Wunder an der Tagesordnung. Wenn wir seine Geschichte lesen, merken wir, dass fast ein Wunder das andere jagt. Es gibt vier Zeiten in der Bibel, in denen das so ist. Die Zeit Elias und Elisas ist eine davon. Dann sehen wir es noch bei Mose, oder man hat es vorher bei Mose gesehen, beim Herrn Jesus und in der Offenbarung.
Ansonsten gibt es natürlich Wunder in der Bibel, und Gott wirkt Wunder, aber sie sind nicht an der Tagesordnung wie bei Elia. Das hat er hier erlebt.
Er war auch der Erste, der einen Toten auferweckte. Das hatte es vor seiner Zeit noch nicht gegeben. Außerdem hat er diese Welt nicht auf natürlichem Wege verlassen. Es gab keine Beerdigungsfeier für Elia. Er wurde abgeholt, wie wir lesen, mit einer feurigen Kutsche direkt in den Himmel.
Was an ihm auch einzigartig war im Vergleich zu anderen Propheten des Alten Testaments, war, dass er in Elisa einen direkten Nachfolger hatte. Oft traten die Propheten auf, und dann gab es eine ganze Zeit lang niemanden, der diese Stelle in der Autorität einnahm, wie der Prophet, von dem die Bibel berichtet. Bei Elia war das anders. Er hatte in Elisa einen direkten Nachfolger.
Er hatte außerdem in Johannes dem Täufer einen moralischen Nachfolger, der als jemand bezeichnet wird, der wie der Prophet Elia war. Rein äußerlich hat man Johannes den Täufer auch daran erkannt, dass er fast die gleiche Kleidung wie Elia trug.
Dann entdecken wir Elia im Neuen Testament – wo? Auf dem Berg der Verklärung. Ja, im Jakobusbrief wird er erwähnt, das ist richtig, aber auf dem Berg der Verklärung ist er mit Mose anzutreffen, wie er mit dem Herrn Jesus redet.
Wenn der Herr Jesus seine Jünger fragt: „Was sagen denn die Leute, wer ich bin?“, fällt auch der Name Elia.
Und wir lesen in Maleachi 3,23, dass Elia einen weiteren Nachfolger haben wird, einen moralischen Nachfolger, der auch als Elia bezeichnet wird, für sein Volk Israel. Das steht noch aus, das kommt noch.
Man sieht also, dass Elia jemand ist, dem Gott in seiner Heilsgeschichte einen ganz besonderen Platz gegeben hat. Deswegen wollen wir auch sein Leben anschauen.
Sein Leben wird in 1. Könige 19 und den folgenden Kapiteln beschrieben. Aber ich möchte zunächst erst einmal, um die Situation zu zeigen, bei Kapitel 16 anfangen. Ich habe vorhin 19 gesagt – 1. Könige 17 und 19 sind dann der Karmel, das ist einer der gewissen Höhepunkte.
Also zunächst 1. Könige 16, um die Situation etwas zu erfassen.
Mutiger Zeuge in schwieriger Zeit
Ich habe die Predigt mit dem Satz überschrieben: Sei ein mutiger Zeuge wie Elia. Denn das war er. Sei ein mutiger Zeuge wie Elia.
Dabei ist mir sehr wichtig: Mut heißt nicht, zu sagen „Jetzt komme ich!“, sondern Mut bedeutet, mit schlotternden Knien dazustehen und vielleicht mit klappernden Zähnen zu sagen: „Aber ich sage es jetzt, und ich tue es jetzt.“ Auch wenn es mir überhaupt nicht leichtfällt, nicht den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, sondern das zu tun, wovon ich überzeugt bin, dass Gott es von mir will.
Elia ging es nicht um die eigene Haut, darum, dass er sie zunächst rettet, sondern ihm ging es um Gottes Ehre. Und wir werden in seinem Leben sehen, dass er jemand war, der auch immer wieder um diesen Mut beten musste. Den hatte er nicht in seinen Genen. Da ging es ihm ähnlich wie den ersten Christen, von denen die Apostelgeschichte uns berichtet.
Ich denke da zum Beispiel an Apostelgeschichte 4,29. Dort beten sie, weil sie in Bedrängnis sind, und sie beten – wenn ich es zusammenfasse –: „Herr, du siehst, wie unser Umfeld uns bedroht. Darum gib uns dein Wort in Freimütigkeit zu reden.“ Man könnte auch sagen: „Darum gib uns den Mut, dein Wort zu reden.“ Das hatten sie nicht. Darum mussten sie beten, dass Gott ihnen das schenkt, weil sie nämlich von Natur aus genauso wenig wie wir unerschrockene Helden waren, die gesagt haben: „Wo ist das Problem? Jetzt komme ich!“ Genau das waren sie nicht.
Ich glaube, es gibt auch vieles, was uns Angst machen möchte und uns stumm machen will für Gottes große Nachricht. In diesem Konflikt stand auch immer wieder ein Elia.
Herausforderungen eines gottlosen Umfeldes
Ich denke dabei ganz aktuell an die Plakate, die jetzt in Bremen hängen. Dort kann man lesen: „Religionsfreie Zone“, „Missionierung nicht erwünscht“ oder auf einem Plakat, das die Bibel auf die Schippe nehmen soll, steht: „Homosexualität ist eine Krankheit und die Erde eine Scheibe.“
Das sind also die Plakate, die im Zuge des Christiwilds aufgehängt wurden. Damit wird ganz deutlich demonstriert: „Wir wollen mit diesem Gott nichts zu tun haben, und wir sind gegen diese Christen.“ Ja, so ist es.
Das Evangelium stößt natürlich immer auf Widerstand. Vielleicht müssen wir das auch ganz neu lernen. Bis jetzt hatten wir das 40, 50 Jahre nicht.
Ein mutiger Zeuge zu sein, trotz Gemütsbewegungen und trotz schlotternder Knie – darum geht es. Es geht auch darum, ein Stück weit der Quelle seiner Kraft auf die Spur zu kommen, damit er Zeuge sein konnte.
Zunächst ist einmal die Überschrift noch vorlaufend: Sei ein mutiger Zeuge wie Elijah in einem gottlosen Umfeld.
Zeugnis in alltäglichen Situationen
Sei ein mutiger Zeuge wie Elia in einem gottlosen Umfeld. Heute Morgen hier in der warmen Gemeinde braucht man keinen Mut, um von Jesus zu reden. Vielleicht fahren viele Christen auch von Konferenz zu Konferenz. Dann sind sie immer beschäftigt und brauchen ebenfalls keinen Mut, um von Jesus zu sprechen.
Aber ihr wisst besser als ich: Wenn ihr im Alltag mit Leuten zusammen seid, die absolut nichts von Gottes Wort wissen wollen, dann braucht es oft Mut, zu Gott zu stehen. Menschen, die einen Lachkrampf bekommen, wenn sie hören, dass jemand tatsächlich glaubt, Gott habe ihn geschaffen.
Ein Biologielehrer erzählte mir, dass ein Kollege ihn gefragt hat: „Sag mal, wie denkst du denn darüber? Sollte man im Biologieunterricht etwa auch lehren, dass es einen Schöpfungsbericht gibt?“ Als gläubiger Biologielehrer antwortete er: „Also, ich finde das gut.“ Daraufhin lief dieser Kollege, wie angestochen, durchs Lehrerzimmer und rief: „Hilfe, wir haben einen Kreationisten unter uns!“
In den nächsten Wochen oder Monaten hatte er immer eine Kopie von Artikeln, die die Zeitung vor Ort gegen Kreationisten und den Schöpfungsbericht schrieb. Er sagte, da habe er erst richtig verstanden, wie oft das in der Zeitung steht. Diese Artikel konnte er dann gut aufbewahren und bei seinen Vorträgen als Originalzitate verwenden.
Das sind die einen. Wenn es darum geht, in einem gottlosen Umfeld zu leben, gibt es aber auch andere. Die leben in einem ganz anderen gottlosen Umfeld, in dem es nicht um intellektuelle Auseinandersetzungen geht.
Jemand erzählte mir kürzlich, dass Kollegen ständig Stöhnlaute von ihrem Handy abspielen, die er mit anhören muss. Auch das ist ein gottloses Umfeld, in dem er steht.
Elia stand ebenfalls in einem gottlosen Umfeld. Doch genau das ist der Platz, an dem wir Zeuge sein dürfen. Nicht immer, indem wir mit dem Mund davon sprechen – das auch –, aber nicht nur. Sondern auch, indem wir mit unserem Leben bezeugen, dass es mehr gibt.
Mehr als Arbeit, Spaß haben und Rente. Es ist möglich, eine Beziehung zu Gott zu haben. Und das ist viel mehr wert, als den Seifenblasenzielen dieser Welt hinterherzulaufen.
Der Prediger hat es sehr deutlich gemacht: Man kann diesen Zielen hinterherlaufen, aber sie werden sich schlussendlich in nichts auflösen (Prediger 1,2-11).
Politische und religiöse Lage zur Zeit Elias
Das soll mein Leben deutlich machen: Elijah war ein mutiger Zeuge in einem gottlosen Umfeld. Das verstehen wir besser, wenn wir auch sein zeitgeschichtliches Umfeld genauer betrachten.
Er lebte in Israel, genauer gesagt im Nordreich. Ähnlich wie Deutschland damals waren diese beiden Länder geteilt. Wir Deutschen wissen, dass es möglich ist, eine Nation zu teilen. So gab es das Nord- und das Südreich. Im Nordreich, in dem Elijah lebte, gab es zudem einen Bürgerkrieg. Zwei verschiedene Herrscher versuchten, die Macht an sich zu reißen.
Darüber lesen wir in 1. Könige 16,21-22: Damals teilte sich das Volk Israel in zwei Hälften. Das war keine kleine Gruppe, sondern eine echte Teilung der Volksgruppen. Die eine Hälfte folgte Tibni, dem Sohn des Ginath, um ihn zum König zu machen. Die andere Hälfte folgte Omri. Das Volk, das Omri folgte, war dem Volk Tibnis überlegen. Tibni starb, und Omri wurde König.
Elijah hat also in seiner Zeit einen Bürgerkrieg miterlebt. Er hat von schrecklichen Szenen gehört, und ich bin mir fast sicher, dass er manche davon auch tatsächlich erlebt hat. Im Krieg wird Sünde grenzenlos ausgelebt. Hier ging es um zwei militärische Anführer, die sich durchsetzen wollten. Wir haben gelesen, dass Omri diesen Kampf für sich entschied.
Wenn man das ganze Kapitel liest – was ich hier nicht tun will – sieht man, dass Omri zuvor schon die Hauptstadt eingenommen hatte. Die Hauptstadt hieß Tirza. Omri hat sie eingenommen, und Simri, der Gegenspieler, versteckte sich in Tirza. Er wollte auf keinen Fall in Omris Hände fallen und ließ sich lieber verbrennen. Das sind dramatische Geschichten.
Deswegen war es für Omri sehr einfach, die Hauptstadt einzunehmen. Deshalb sagte er: Wir müssen eine andere Stadt bauen. Er suchte einen Hügel und baute die Hauptstadt auf einem anderen, viel besser befestigten Hügel. Diese Stadt hieß Samaria. Omri gründete also eine neue Hauptstadt – das muss man ihm zugestehen. Bis zu seinem Tod blieb er auf seinem Thron. Niemand stieß ihn von dort herunter, was in Israel keine Selbstverständlichkeit war. Omri war also äußerlich sehr erfolgreich.
Sein Verhältnis zu Gott wird jedoch in 1. Könige 16,25 beschrieben: „Und Omri tat, was böse war in den Augen des Herrn, und zwar schlimmer als alle, die vor ihm gewesen waren.“ Das war das Umfeld.
Dann stirbt Omri, und sein Sohn Ahab wird König. Von ihm heißt es in Vers 30, Kapitel 16: „Und Ahab, der Sohn Omris, tat, was böse war in den Augen des Herrn, mehr als alle, die vor ihm gewesen waren.“ Also noch einmal eine Steigerung der Sünde.
Diese Steigerung gipfelt in der Hochzeit mit Isebel. Isebel führte die Staatsreligion der Baalsanbetung ein. In 1. Könige 18,19 lesen wir – das ist ein Sprung, den wir später noch genauer betrachten werden –, dass 400 Propheten des Baal und 400 Propheten der Aschera regelmäßig am Tisch Isebels saßen.
Das war die Zeit, in der Elijah lebte. Götzendienst war nicht nur salonfähig geworden, sondern wurde von den höchsten Regierungskreisen aktiv gefördert. Es liegt auf der Hand, dass alles, was sich am Gott Israels orientierte, als fundamentalistisch galt. Diese Fundamentalisten musste man zum Schweigen bringen, und das hat Isebel auch getan.
In Kapitel 18, Vers 4 lesen wir, dass sie die Propheten des Herrn ausrottete, bis auf diejenigen, die zum Beispiel Obadja versteckt hatte. Den Mann bewundere ich. Obadja war in der Regierung tätig. Jeden Morgen kam er dorthin und hatte einen Haufen Propheten versteckt, die er versorgen musste. Man kann sich vorstellen, wie angespannt er jeden Tag war und hoffte, dass es nicht auffliegt.
Elijah hatte den Eindruck – und ich glaube zu Recht –, dass er der letzte war, der dem Gott Israels nachfolgte. Das war die Zeit, in der es stand.
Widerstand und Rebellion gegen Gott
Einen Eindruck von dieser Zeit bekommen wir am Ende von Kapitel sechzehn. Dort sehen wir Hiel, den Bethlehemer, der versucht, Jericho wieder aufzubauen.
Jericho war eine Stadt, die unter einem Fluch stand. Gott hatte gesagt, dass jeder, der Jericho wieder aufbaut, seine Söhne verlieren wird. Hiel wagt es dennoch. Er sagt: „Na, das wollen wir doch mal sehen, ob Gott zu seinem Wort stehen kann – falls es ihn überhaupt gibt.“ Also versucht er es.
Sein erster Sohn stirbt. Hiel sagt, das sei Zufall, das könne jedem passieren. Doch dann steht er am Grab seines zweiten Sohnes. Dies zeigt die Rebellion gegen Gott und spiegelt den Geist der Zeit wider, in der Elia lebte.
In dieser Zeit war Elia ein mutiger Zeuge. Ich glaube, die Zeit Elias war deutlich gottloser als unsere heutige Zeit. Die Baal-Religion brachte Esoterik, Sex und buchstäbliches Kindopfer mit sich. All das war Teil dieser Religion.
In diesem Konflikt stand Elia.
Auftreten Elias und seine Botschaft
Und jetzt kommen wir zu Kapitel 1. Elija wird gar nicht vorgestellt, sondern erscheint plötzlich wie ein Paukenschlag. Er ist einfach da.
Wir lesen das in Kapitel 17, Vers 1: „Und Elija, der Tischbieter aus Tischbien in Gilead, sagte zu Ahab: So wahr der Herr, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe, wird in diesem Jahr kein Tau und kein Regen fallen, es sei denn auf mein Wort.“
Den ersten Teil dieses Verses habe ich mit dem Satz überschrieben: „Sei ein mutiger Zeuge wie Elija, indem du dich auf den Herrn konzentrierst.“
Konzentration auf Gott als Quelle der Kraft
An der Himmelfahrtskonferenz hat mir jemand seinen Fotoapparat geliehen, und ich habe einige Bilder von Personen gemacht. Ich fand es sehr interessant, denn ich konnte das sehr plastisch beobachten: Wenn ich auf eine Person scharfstelle, dann ist nur sie scharf in der Porträtfunktion, und alles andere wird unscharf. Wenn ich aber ein bisschen zur Seite rücke, dann wird das ganze Umfeld scharf, während die Person unscharf wird.
Die Frage ist: Was sehe ich scharf? Worauf konzentriere ich mich in so einem gottlosen Umfeld?
Elia hatte keine geistliche Sehstörung. Er sah die Gottlosigkeit und wusste genau, wie seine Zeitgenossen lebten. Aber wisst ihr, was er gemacht hat? Er hat sich vor allen Dingen auf den Herrn konzentriert. Seine Geschichte und das Zeugnis des Neuen Testaments zeigen uns, dass Elia vor allem ein Mann des Gebetes war. Er war im ständigen Gespräch mit Gott.
Ich denke, das können wir aus dem Zusammenhang schon sagen: Bevor Elia hier auftritt, bevor er zu Ahab geht und plötzlich im Palast steht, hat er sich Mut angebetet, wenn ich es mal so formulieren darf. Ihm war auch klar, dass er Ahab nicht einfach provozieren wollte. Das gibt es auch unter Christen: Man geht irgendwo hin, um die anderen ein bisschen zu provozieren, macht sich irgendwann so ein Plakat mit der Aufschrift „Ihr seid alle doof“ und schaut, was passiert. Dann sagt man vielleicht: „Okay, ich leide für den Herrn.“ Das ist natürlich Quatsch.
Elia wusste, dass Gott ihn schickt. Wenn er vor Menschen mutig stehen wollte, wie Elia es hier tut, dann musste er vorher vor Gott gekniet haben. Er durfte Gott im Gebet seine ganze Schwachheit sagen. Er durfte auch mit ihm über seine Ängste sprechen und sagen: „Das macht mir Angst.“ Aber er durfte ihn auch bitten, so wie die ersten Christen es gemacht haben: „Herr, gib mir Freimütigkeit, gib mir den Mut, in deinem Namen zu reden.“
Gott will deinen Mund genauso gebrauchen, wie er den Mund Elias gebraucht hat. Du musst nicht mehr tun als er – deinen Mund ihm einfach zur Verfügung stellen und sagen, was Gott von dir möchte. Und ich darf so immer wieder beten und sagen: „Herr, ich fange jetzt an zu reden. Gib du mir bitte deine Autorität und deine Weisheit.“
Wir lesen von einer sehr bedrängenden Situation, zum Beispiel in Apostelgeschichte 6, wo Stephanus bedrängt wird. Hier geht es also um Lebensgefahr, und er redet. Das geht der Steinigung voraus. Dann heißt es, sie konnten dem Geist und der Weisheit nicht widerstehen, mit der er redete.
Ich bin überzeugt, das war Auswirkung des Gebetes. Sie konnten dem nicht widerstehen, und sie haben ihn deshalb schließlich umgebracht.
Wenn dir der Mut fehlt, Zeuge für Jesus zu sein – und mir fehlt er an vielen Stellen –, dann bete. Das ist der erste Schritt: dass du sagst, „Herr, gib mir den Mut, jetzt von dir zu reden.“ Durch das Gebet konzentrierst du dich automatisch auf den Herrn. Logisch, denn du redest ja mit ihm.
Habt ihr gehört, wie Elia hier beginnt? Er sagt: „Der Gott Israels lebt.“ Das war keine Religion, die er Ahab hier präsentieren musste, sondern das war seine tiefe Überzeugung. Er hatte jeden Tag erfahren, dass er in der Gegenwart des lebendigen Gottes stand.
Elia war sich dessen bewusst, mit wem er hier im Gebet redet. Er redet mit dem Schöpfer des Universums, mit dem Gott, der ein Wort gesprochen hat, und es war da. Mit genau demselben Gott redet er im Gebet. Er redet mit dem Gott, der sagt: „Sollte mir ein Ding unmöglich sein?“ – rhetorische Frage –, natürlich nicht. Gott ist allmächtig.
Elia hatte, um das Beispiel mit dem Fotoapparat zu nehmen, seinen Fokus auf Jesus eingestellt. Deswegen hatte er zwar noch sein gottloses Umfeld im Blick, aber das war nicht mehr sein Fokus.
Elia hat verstanden, was in Jeremia 51,12 steht. Das möchte ich einfach mal vorlesen. Diese Stelle fiel mir in der Vorbereitung ein. Da sagt Gott zu Jesaja: „Wer bist du, dass du dich vor dem Menschen fürchtest, der stirbt, und vor dem Menschenkind, das wie Gras dahingegeben wird? Und dass du den Herrn vergisst, der dich macht, der den Himmel ausspannt und die Grundmauern der Erde legt? Und dass du dich beständig den ganzen Tag vor dem Zorn des Bedrängers fürchtest? Wer bist du?“
Genau das hat Elia gelebt: Er hat Gottes Größe im Auge gehabt. Deshalb wusste er: „Weil ich dem unsterblichen Gott vertraue, muss ich mich nicht an sterbliche Menschen hängen, deshalb muss ich sie nicht fürchten. Weil ich den persönlich kenne, der die Grundmauern der Erde gelegt hat, muss ich den Zorn meines Bedrängers eben nicht fürchten.“
Ich wünsche uns den Blick, den Elia gehabt hat, dass wir immer wieder neu überwältigt sind von Gottes Größe. Dass wir immer wieder neu darüber staunen können, wie groß Gott ist.
Es gibt nichts auf dieser Erde, was ihm vergleichbar wäre. Und es gibt niemanden, der mir das geben kann, was er mir gibt: eine Beziehung zu ihm, eine unglaubliche Geborgenheit und die Gewissheit, dass ich die Ewigkeit mit ihm verbringen werde.
Wo gibt es auf dieser Erde etwas, das ich mit Gott und dem Handeln an meinem Leben, das er tut, vergleichen könnte?
Also stell deinen Fokus genau wie Elia auf Gottes Größe scharf. Du darfst darum beten, ein mutiger Zeuge zu sein. Aber vergiss nie, auch dafür zu beten, dass Gott dir die Augen dafür öffnet, für wen du Zeuge bist.
Sonst kämpfst du an deiner Front und denkst, als guter Christ müsse ich jetzt etwas sagen. Ich glaube, dann läufst du ins Leere.
Wichtig ist, die Größe Gottes vor Augen zu haben. Konzentrier dich auf den Herrn und lass dich nicht von deinem gottlosen Umfeld bestimmen.
Mutige Wahrheiten aussprechen
Wir haben dann in Ersten Könige siebzehn den zweiten Teil gelesen, den ersten Teil, in dem Elia sagt: „Der Gott, vor dem ich stehe.“ Der zweite Teil macht deutlich, dass er hier die Hungersnot ankündigt. Er sagt, es wird in diesen Jahren keinen Tau und keinen Regen geben, es sei denn auf mein Wort.
Sei ein mutiger Zeuge wie Elia, indem du auch unbequeme Wahrheiten ansprichst. Elia kündigt hier – das haben wir schon gesehen – im Auftrag Gottes eine Hungersnot an. Unaussgesprochen ist die Aufforderung an Ahab: „Kehr um, kehr um und tue Buße, vielleicht wird Gott eingreifen.“ Elia ist sehr klar in dem, was er sagt: „Es kommt kein Regen, damit wächst nichts, dann wird es Hunger geben.“
Die Bibel ist sehr klar in dem, was sie sagt, zum Beispiel an dem Punkt, ob ich die Ewigkeit bei Gott verbringe oder nicht. Paulus sagt einmal im Galaterbrief Kapitel 5, nachdem er von Unzucht, Neid, Eifersucht und Zauberei gesprochen hat: „Ich sage euch voraus“, sagt er da, „dass die, die in diesen Sünden leben, das heißt, die Sünden machen dieses Leben aus, das Reich Gottes nicht erben werden.“ Eine eindeutige Aussage. Ich muss wissen, ob ich zu Jesus gehöre oder nicht.
In 3. Mose 18, Vers 22 heißt es gemäß der „Guten Nachricht“ – das ist eine modernere Bibelübersetzung: „Kein Mann darf mit einem anderen geschlechtlich verkehren, denn das verabscheue ich.“ Ich, Gott, sage das hier. Das ist eindeutig, das ist nicht meine Meinung, sondern das, was Gott sagt.
Da muss man sich fragen: Wie willst du das interpretieren? Die Bibel ist sehr klar. Aber solche Stellen zu zitieren, allein sie zu zitieren, braucht zunehmend Mut. Wir sollten uns den Mund nicht verbieten lassen, sondern sagen: „Das sagt Gott, sage nicht ich, das steht hier, das kannst du nachlesen.“
Ich glaube, wir müssen auch neu in den Blick bekommen, unbequeme Wahrheiten auszusprechen, um dem anderen zu helfen – nicht um ihn zu ärgern, sondern um ihm zu helfen. Kann Gott mich gebrauchen, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen, damit der andere sich in seiner Beziehung zu Jesus nicht verläuft und eine tiefere Beziehung zu diesem Herrn bekommt?
Manchmal muss man dem anderen Dinge ansprechen. Aber wisst ihr, ich wünsche mir das in einer Haltung, wie Elia sie hier hatte. Er hat sicher viel mit Gott zunächst auch über die dunklen Dinge geredet, die es im Leben der anderen gab, hat mit Gott darüber gesprochen, bevor er selbst mit ihnen darüber gesprochen hat.
Elia war jemand, das merkt man auch in seiner gesamten Biografie, der innerlich betroffen war von seiner eigenen Botschaft. Er konnte die Gerichtsbotschaft Gottes nicht mit einem überheblichen und kalten Herzen weitersagen, wie Jona das zum Beispiel konnte, der sagte: „Ich wusste, dass du barmherzig bist, und jetzt habe ich es gesagt, und wie stehe ich jetzt da?“ Bei Elia war das ganz anders. Er war innerlich absolut betroffen von dieser Botschaft.
Dass seine Zeitgenossen Gott ablehnten, das hat ihm die Tränen in die Augen getrieben. So hat er sie ermahnt. Und das ist auch die Frage an mich: Wenn ich Sünde ansprechen muss oder wenn ich auch mal sehr ernst ermahnen muss, tue ich das mit dem Herz eines Hirten oder mit dem Herz eines Richters? Das ist ein ganz großer Unterschied.
Spürt man aus meinen ermahnenden Worten die Liebe, oder spürt man Überheblichkeit? So nach dem Motto: „Endlich habe ich etwas bei dir gefunden, und da werde ich jetzt mal drauf herumtippen.“ Ich wünsche mir für mich, unbequeme Wahrheiten nicht unter den Tisch fallen zu lassen, sie mutig anzusprechen, auch wenn danach die Harmonie ein bisschen getrübt sein kann. Das kann passieren, wenn jemand das nicht so annimmt, wie du es dir gewünscht hättest.
Aber um ehrlich zu sein: Gespräche, die wirklich weiterhelfen, sind sehr oft Gespräche, in denen es um unbequeme Wahrheiten geht, um falsche Lebensmuster, falsche Denkmuster, falsche Zugeständnisse in ethischen Fragen oder um Handeln gegen Gottes Willen. Das sind nicht einfache Gespräche, aber wichtige.
Dabei ist es auch wichtig, dass, wenn mir jemand etwas sagt oder wenn ich es dem anderen sage, ich es auch tue. Es gibt auch die Kultur, über Probleme siebenundachtzig Komma fünf Mal zu reden, immer wieder das Gleiche, aber der andere ist nicht bereit, es zu tun, oder ich bin nicht bereit, es zu tun. Dann kann ich es auch bleiben lassen. Solche Gespräche wimmle ich ab und sage: „Dann tu es erst mal, anstatt wir wieder darüber zu reden.“
Elias unbequeme Worte treffen ein: Die Hungersnot ist Gottes Ruf hier, kehrt um! Es war eine äußere Katastrophe, und doch war es Gottes Ruf. Ich bin nicht derjenige, der bei jeder Katastrophe fragt: Was ist denn jetzt Gottes Botschaft durch diese Katastrophe an uns?
Nicht immer kann man diese Botschaft herausfiltern und genau sagen, wie Gott es gemeint hat. Aber es ist gut, die Frage zu stellen: Ist das wirklich Zufall? Wir sehen im Alten Testament oft, dass manche politische Entscheidung, mancher Krieg oder manche Katastrophe in Wirklichkeit Gottes Reden war. Und das haben sie hier in Israel nicht verstanden.
Manchmal muss man das gar nicht so groß aufhängen, so global, sondern kann es sehr lokal bei sich selbst aufhängen. Manchmal gibt es auch Katastrophen, die ein Stoppschild Gottes im eigenen Leben sind. Wo Gott zu mir sagt: „Stopp, das lasse ich zu, damit du jetzt nicht weitergehst.“
Zum Beispiel gab es in Korinth viele Menschen, die viel gottloser waren als die Geschwister, die uns in der Gemeinde in Korinth vorgestellt werden. Doch Gott hat sie gerichtet, damit ihr Geist gerettet wird. So steht es dort. Weil es seine Liebe war, hat er gesagt: „Ich lasse euch nicht einfach laufen.“ Sie sollten kapieren, dass das, was in ihrem Leben passiert war, Gottes Reden zu ihnen war.
Salomo betet interessanterweise in Ersten Könige 8,35 – ich zitiere euch nur: „Wenn der Himmel verschlossen und kein Regen sein wird, weil wir gegen dich gesündigt haben.“ Das bringt genau diese Parallele. Und wenn sie beten, deinen Namen bekennen und von ihrer Sünde umkehren, dann gibst du wieder Regen. Das war Gottes Versprechen.
So hat Salomo sie im Gebet angeleitet. Aber genau das haben sie nicht getan. Sie hatten null Komma null Empfinden für Schuld und waren nicht bereit, sich vor Gott zu demütigen. Deshalb mussten sie drei Jahre und sechs Monate hungern. Das ist eine lange Zeit.
Abhängigkeit von Gott in der Not
Und jetzt die letzten Verse, Kapitel siebzehn, Verse zwei bis sechs:
Und es geschah das Wort des Herrn zu ihm: „Geh von hier fort, wende dich nach Osten und verbirg dich am Bach Krit, der vor dem Jordan ist. Und es soll geschehen, dass du aus dem Bach trinken wirst, und ich habe den Raben geboten, dich zu versorgen.“
Da ging er und tat nach dem Wort des Herrn. Er ging hin und blieb am Bach Krit, der vor dem Jordan ist. Und die Raben brachten ihm Brot und Fleisch am Morgen und Brot und Fleisch am Abend, und aus dem Bach trank er.
Das geschah nach einiger Zeit, da vertrocknete der Bach, denn es war kein Regen im Land.
Übrigens zeigt der letzte Vers, auf den ich jetzt nicht groß eingehen werde, etwas vom Ausmaß der Katastrophe. Denn dieser Text macht deutlich, dass der Krit vom Jordan gespeist wurde, und das zeigt, wie wenig Wasser sie hatten.
Ich habe diese Sätze überschrieben mit „Sei ein mutiger Zeuge wie Elia, indem du abhängig von Gott bleibst“.
Ich finde die Geschichte, die wir hier gelesen haben, sehr faszinierend. Man hört sie vielleicht mal in der Kinderstunde, aber liest sie dann doch relativ selten. Gott selbst bringt zunächst Elia in Sicherheit. Das ist das Normale. Auch Paulus hat sich in Sicherheit gebracht. Es gibt manchmal den Auftrag, man müsse sich nicht in Sicherheit bringen, sondern warten, bis die Leute kommen, die einen gefangen nehmen, aber das ist die Ausnahme.
Elia wird hier in Sicherheit gebracht. Er bekommt den Ort genannt, wo er sich verstecken soll: am Bach Krit. Das war auf der einen Seite eine sehr harte Zeit für Elia, denn er war allein dort, ohne Internet, ohne Zeitung, ohne jegliche Ansprache. Wenn er ins Dorf gegangen wäre, hätte er unter Umständen sein Leben in Gefahr gebracht. Er hatte keinen Menschen, aber er hatte Gott.
Das war die Zeit am Krit. Das heißt, das war für Elia eine sehr entscheidende Erfahrung. Er war völlig abhängig von Gott, und er musste, wenn er sich nicht in Gefahr bringen wollte, an diesem Fluss bleiben.
Manchmal muss Gott uns solche Krit-Erfahrungen geben, damit wir besser begreifen, dass es darum geht, alleine bei Gott zur Ruhe zu kommen und in ihm allein die Erfüllung unseres Lebens zu finden.
Ich greife noch einmal auf den Prediger zurück: Diese äußeren Dinge, von denen der Prediger redet, können mein Leben nicht wirklich erfüllen. Und das musste auch Elia dort an diesem Bach verstehen, dass die Gemeinschaft mit Gott das Entscheidende ist, was sein Leben erfüllen kann.
Und er hat trotz ganz schlimmer äußerer Umstände erlebt, dass die Beziehung zu Gott sein Leben erfüllt und dass er bei ihm geborgen sein kann.
Das kann bei uns ganz anders laufen. Es kann bei uns manchmal auch eine Krankheitszeit sein, die uns zur Ruhe bringt. Eine Kündigung, eine Arbeitsstelle, die uns hilft, neue Perspektiven zu erfassen: Wohin geht eigentlich mein Leben?
Auf jeden Fall will mir so eine Krit-Lebenserfahrung helfen, dass meine Beziehung zu Gott tiefer wird, dass mein Leben sich nicht länger um den Dienst für ihn dreht, sondern um ihn selbst.
Das ist übrigens auch eine sehr entscheidende Frage. Ich las das letztens als Zusammenfassung von einer Konferenz, dass jemand die Frage stellte: „Pass auf, wenn in deiner Gemeinde Leute sind, die sagen: ‚Und das mache ich auch noch‘, dann frag mal nach, wie es ihnen in der Familie geht.“
Manchmal kann Dienst in der Gemeinde Flucht aus der Familie sein – Dienst für Gott. Und hier geht es darum, dass Elia einfach erlebt: Bei Gott allein komme ich zur Ruhe.
Mendelssohn Bartholdy hat in seinem Stück „Elijah“, das ich sehr genial finde, diese Geborgenheit etwas in Worte gefasst. Es ist ein klassisches Stück. Ich weiß nicht, ob es jedem von euch die Klassik ist, aber ich werde diese Passage einfach mal vorspielen, damit ihr sie gehört habt. Und wenn ihr Klassik nicht liebt, es geht vorbei, es ist nicht lange.
Ich finde es sehr gut gelungen, dass er mit Worten von Psalmen diese Geborgenheit ausdrückt, die Elia erlebt, auch da, wo er sich versteckt. Das spiele ich euch vor, und dann mache ich noch kurz weiter, und dann ist Schluss.
Das ist ganz sehr gesteckt. Insofern bitte ich auch Sie, dass die anderen ein bisschen genauer hören. Das hört sich bei einer Stereoanlage noch mal anders an, oder im Konzertsaal, vielleicht auch in unseren neuen Gemeinderäumen noch ein bisschen anders.
Aber vielleicht habt ihr einen Eindruck bekommen. Also wenn man zum Original hört, finde ich, ist es ihm gut gelungen, diese Geborgenheit darzustellen: Du sollst deinen Fuß nicht an einen Stein stoßen, wirklich in der Hand Gottes geborgen zu sein, auch in einer desolaten, schwierigen äußeren Situation.
Ich glaube, das war bei Elia der Fall, weil er in der Abhängigkeit von Gott lebte, und das hat ihm diese Geborgenheit gegeben.
Elia hat sicher nie mehr vergessen, was er da am Bach Krit erlebt hat. Er hat Gott als den kennengelernt, der zugesagt hat: „Ich will dich nicht aufgeben, ich werde dich nicht verlassen.“ Und er hat Gott als den erlebt, der zu seinem Wort gestanden ist, der genau dieses Wort erfüllt hat.
Solche Erfahrungen mit der Treue Gottes mache ich vor allem in Situationen, in denen ich mich von Gott abhängig mache – das heißt, indem ich mich an Gott hänge, nicht „abhänge“, wie die jungen Leute sagen, sondern indem ich mich wirklich an ihn hänge und auf seine Hilfe warte und sie auch erwarte.
Manchmal beten wir ja und erwarten gar nicht, dass Gott eingreift, sondern nur, dass die Zeit gefüllt ist, um eine Gebetszeit zu haben. Dann sagt Jakobus zu uns: „Dann kann man das Beten auch gleich sparen.“ Wenn du in dieser Haltung betest, ist ein Gebet ohne Glauben wie ein Angler ohne Angel: Du siehst zwar die Fische, aber du bekommst keinen von ihnen.
Gott gebraucht manchmal Tiere, um Menschen zu helfen. Ich denke da an den sprechenden Esel bei Bileam oder an die beiden Mutterkühe, die die Bundeslade nach Bet-Schemesch ziehen, obwohl ihre Kälber zuhause brüllend im Stall stehen. Das ist nicht normal, so etwas zu tun.
Und hier sind es Raben. Wenn ihr ein bisschen Biologie kennt, dann wisst ihr, dass Raben Fleisch fressen. Aber diese Raben versorgen Elia in seiner Halbpension. Sie bringen ihm dieses Fleisch unversehrt und sogar noch Brot dazu. Es steht nicht da, woher sie es hatten, aber sie lieferten pünktlich am Morgen und am Abend.
Und dazu kam Quellwasser aus dem Bach. Hier wird also an das Wort erinnert, das wir in der Bergpredigt lesen, wo es heißt: „Euer Vater weiß, dass ihr dies alles bedürft; sorgt euch nicht.“ Das, was ihr essen werdet, ist hier buchstäblich so bei Elia.
Elia war jeden Tag auf Gott angewiesen. Das Brot von gestern konnte er nicht gut leben. Bei ihm ging es um das Brot von heute. Und das ist das Kennzeichen von Abhängigkeit: dass ich heute vom Herrn abhängig bin und von ihm lebe.
Gott greift nicht immer so spektakulär ein wie hier bei Elia. Bei uns benutzt er oft Menschen, die seine Werkzeuge sind, durch die er uns beschenkt, weiterhilft oder ermutigt.
Aber dieses Beispiel macht mir Mut: Wenn es Gott möglich war, Elia durch Raben zu versorgen, dann sollte es ihm möglich sein, auch dich zu versorgen, in dem Gebiet, in dem du sagst: Herr, hier brauche ich deine Hilfe.
Und hier wird diese alte Wahrheit neu deutlich: Unsere Schwierigkeiten sind Gottes Chance, sein Handeln zu erleben. Sie sind auch unsere Chance, sein Handeln zu erleben.
Ich wünsche uns, dass wir uns gespannt darauf einlassen und sagen: Herr, ich bin jetzt wirklich mal gespannt, wie du das löst, aber ich will, dass du es löst. Dafür bete ich.
Wir machen uns oft von so vielen Dingen abhängig. Wir sind für alles versichert: dass die Haare ausfallen, die Zähne wackeln und was weiß ich alles. Aber bin ich abhängig vom Herrn?
Wir machen uns abhängig von unserem Geld, von unserer Gesundheit – „na, ich kann ja noch“ –, aber das kann sehr schnell anders werden.
Ich finde es faszinierend, das wirklich im Alltag zu erleben: Gott versorgt uns. Das können wir auch als Familie wirklich sagen. Er weiß, was wir brauchen, er weiß, was er für gut findet, und er findet Wege, Dinge zu tun, die wir gar nicht für möglich gehalten hätten.
Wir als Menschen haben oft Mühe, uns so bedingungslos an Gott zu hängen und ihm völlig zu vertrauen. Aber wenn ich verstehe, dass meine Abhängigkeit von ihm mein größtes Glück ist, dann habe ich etwas sehr Grundlegendes verstanden.
In Gottes Schule brauchen Menschen oft Jahre, um das zu verstehen. Und oft ist der Weg, dass Gott mir viele Sicherheiten nehmen muss, um mich abhängig von ihm zu machen.
In einem Lied wird das sehr gut ausgedrückt. Da heißt es: „Er nahm uns unsere Kraft; auf keinem anderen Wege hätte er es sonst geschafft.“ Es ist genau das, was Elia hier erlebt.
Das tut uns manchmal echt weh, Sicherheiten loszulassen. Das kann sehr schwierig sein. Aber es ist sehr wichtig, dass ich erlebe, was Elia hier erlebt: Auf Gott ist Verlass.
Und ich werde erst tiefere Erfahrungen mit Gott machen, wenn ich mich bewusst von ihm abhängig mache.
Die Frage muss ich für mich beantworten, und ihr müsst sie für euch beantworten: Was soll ich konkret loslassen, um mich abhängiger von Gott zu machen?
Das ist eine ganz persönliche Frage, aber ich denke, die dürfen wir Gott einfach stellen: Herr, was willst du, dass ich loslasse?
Und ich glaube, das Zeugnis der Abhängigkeit von Gott ist kein Redezeugnis, dass ich sage: „Ja, ja, ich bin so abhängig von Gott.“ Das ist ein Zeugnis des Lebens. Es ist ein Zeugnis der Erfahrung, etwas, das ich jeden Tag mit dem Herrn erlebe.
Dass es eine Herausforderung ist, ihm wirklich in all meinen Bedürfnissen zu vertrauen.
Und hier bin ich wieder am Anfang der Predigt: Abhängigkeit wird deutlich durch Gebet. Denn im Gebet habe ich leere Hände und sage: Herr, du musst diese Hände füllen. Und wenn ich bete, bleibe ich abhängig von ihm.
Also, ich denke, wir haben gemerkt, wir können von Elia manches lernen. Das war ja nur die erste Predigt, da werden weitere folgen.
Es fordert uns heraus, mutige Zeugen für Jesus zu sein – mutige Zeugen in einem gottlosen Umfeld, in dem ich mich auf den Herrn konzentriere, in dem ich auch unbequeme Wahrheiten anspreche und vor allem in dem ich abhängig von Gott bleibe.
Wir wollen jetzt eine kurze Zeit im Gebet für uns in der Stille haben, und Willi wird dann laut abschließen.
