Ich möchte alle herzlich begrüßen, die heute Nachmittag neu dazugekommen sind.
Wir befinden uns in unserer fortlaufenden Studie des Buchs Sacharja bereits im vierten Teil. Heute wollen wir die Kapitel sieben, acht und weitere betrachten. Wer das Skript vor sich hat, sieht zunächst die Übersicht über das Buch Sacharja.
Dieses Buch stammt aus der Zeit um 520 vor Christus. Das war genau die Zeit, als das jüdische Volk den zweiten Tempel in Jerusalem baute. Einige Jahre zuvor waren sie aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt und konnten bei Null neu anfangen.
In dieser Zeit wurde der zweite Tempel errichtet. Der Prophet Sacharja unterstützte zusammen mit Haggai das Volk bei diesem Projekt. Beide ermutigten die Menschen, dieses Werk zur Ehre Gottes durchzuführen.
Überblick über den Aufbau des Buchs Sacharja
Nun zum Aufbau des Buchs: Wir haben zwei Hauptteile. Der erste Teil, Römisch I, umfasst die Kapitel 1 bis 8. Heute betrachten wir die letzten beiden Kapitel dieses Teils, nämlich Kapitel 7 und 8.
In den Kapiteln 1 bis 6 haben wir ausführlich acht Nachtgesichter, also acht Visionen im Traum, betrachtet, die Zacharja gesehen hatte. Diese Visionen beziehen sich auf das Volk Israel und seine wunderbare, von Gott versprochene Zukunft.
Jetzt kommt gewissermaßen ein weiterer Teil hinzu, der ebenfalls zu diesem großen ersten Teil gehört. Es sind Belehrungen über Trauer und Freude, die in den Kapiteln 7 und 8 behandelt werden. Dieses Thema wurde durch eine Frage zum Fasten ausgelöst. Wir werden gleich den Text lesen, Kapitel 7, Verse 1 bis 3.
Gott gibt daraufhin vier Antworten zur gleichen Frage. Manchmal kann man eine Frage mit einer kurzen Antwort beantworten. Doch oft, wenn der Herr Jesus gefragt wurde, antwortete er ausführlicher als die Frage selbst. Zum Beispiel in der Ölbergrede: Die Jünger stellten vier Fragen, und der Herr gab viel, viel mehr Antworten, als sie gefragt hatten.
Hier ist es ähnlich: Es wird eine Frage gestellt, und der Herr gibt gleich vier Antworten.
Der zweite Hauptteil umfasst dann die Kapitel 9 bis 14 und ist folgendermaßen aufgebaut: Erstens wird uns der verworfene Messias vorgestellt, sein erstes Kommen, das in den Kapiteln 9 bis 11 beschrieben ist. Zweitens folgt der angenommene Messias mit seinem zweiten Kommen in den Kapiteln 12 bis 14.
Ich hoffe, dass wir heute Nachmittag die Kapitel 7 und 8 durcharbeiten können, diese Belehrungen über Trauer und Freude. Danach beginnen wir im zweiten Hauptteil mit dem Thema „Der verworfene Messias – sein erstes Kommen“. Das wird natürlich erst beim nächsten Mal sein.
Ich freue mich ganz besonders darauf, die Schlusskapitel zu behandeln, die Zacharja wirklich krönend abschließen: Der angenommene Messias und sein zweites Kommen in Macht und Herrlichkeit.
Verbindung von erstem und zweitem Kommen des Messias
Wir werden sehen, dass bereits im ersten Teil, in dem es um den verworfenen Messias und sein erstes Kommen geht, auch ein Ausblick auf sein zweites Kommen gegeben wird. Man kann diese beiden Ereignisse einfach nicht voneinander trennen oder auseinanderreißen; sie gehören untrennbar zusammen.
Ebenso werden wir dort, wo es speziell um den wiedergekommenen Messias geht, auch auf sein erstes Kommen zurückblicken. Das erste und das zweite Kommen gehören eben zusammen.
Jetzt lese ich aus Sacharja 7. Auf dem Skript, wenn man ein bisschen weiterblättert, habe ich meine eigene Übersetzung von Sacharja wiedergegeben. Sie ist noch wörtlicher als die bewährte Elberfelder Übersetzung. Was noch dazu kommt: Ich habe bewusst dort, wo Sacharja in Gedichtform schreibt, die Verszeilen, so wie sie im Hebräischen sind, deutlich kenntlich gemacht. Das ist im Druck sichtbar, und deshalb braucht es natürlich viel mehr Platz.
Darum umfasst das gesamte Skript elf Seiten. Ich gebe zu, das ist ein bisschen viel, aber was man normalerweise in Druckausgaben findet – es gibt Ausnahmen, aber normalerweise nicht – ist ein fließender Text. Dabei ist es schwierig, die Verszeilen zu erkennen. Es ist jedoch ganz wichtig, dass man erkennt, wo die Verszeilen sind. Das hilft uns, wie wir sehen werden, den Text besser zu verstehen.
Selbst dort, wo es beginnt, in Kapitel 7, Vers 1, haben wir Fließtext bis Vers 3. Das bedeutet, dass dies auch auf Hebräisch normaler Prosatext ist, also so, wie man ganz normal spricht. Danach, bei den Antworten, wird es poetisch. Dort sieht man die kurzen Verszeilen deutlich.
Historischer Hintergrund und erste Frage zum Fasten
Sacharja 7,1:
Im vierten Jahr von Darius, dem König, geschah das Wort des Ewigen zu Sacharja am vierten Tag des neunten Monats, im Kislev.
Zu dieser Zeit hatten die Leute von Bethel den Saäser und den Regem Melech sowie ihre Männer gesandt, um das Angesicht des Ewigen zu erflehen. Sie sprachen zu den Priestern, die dem Haus des Ewigen angehörten, und zu den Propheten: „Soll ich im fünften Monat weinen und mich enthalten, so wie ich es schon viele Jahre getan habe?“
Wenn man im Skript weiterblättert und die Seiten offen hält, sieht man, dass ich zu jedem Vers kurze Bemerkungen gemacht habe.
Zu Vers 1:
Die Prophetie wird hier genau datiert auf November 518 v. Chr. Der jüdische Monat Kislev entspricht in unserem Kalender etwa dem November. Das vierte Jahr von Darius, dem persischen König, entspricht somit 518 v. Chr.
Zu dieser Zeit waren sie bereits zwei Jahre damit beschäftigt, den zweiten Tempel wieder aufzubauen. Sie hätten jedoch schon viel früher damit beginnen können. Die babylonische Gefangenschaft endete im Herbst 539 v. Chr., und die Juden konnten zurückkehren. Dies wird im Buch Esra, Kapitel 1, Vers 2, beschrieben. Ein Überrest von etwas mehr als 40.000 Personen kehrte zurück.
Wenn man die Männer, Frauen und Kinder zusammenzählt, waren es vielleicht etwa 200 Juden, die aus der babylonischen Gefangenschaft in das Land ihrer Väter heimkehrten.
Das Erste, was sie taten, wird in Esra 3 beschrieben: Sie bauten den Altar und begannen sofort wieder mit dem Gottesdienst und dem Opfern von Tieren.
Im nächsten Jahr legten sie den Grundstein für das Haus Gottes. Doch dann wurde es schwierig. Feinde versuchten, das Bauprojekt zu stoppen, und das gelang ihnen schließlich. Die Juden konnten Kontakt mit dem persischen König aufnehmen, und dieser verfügte einen Baustopp.
Dann traten die Propheten Haggai und Sacharja auf. Sie ermutigten das Volk, den Tempel wieder aufzubauen und den Baustopp nicht zu akzeptieren. Das Gebot Gottes war höher als das Gebot der Menschen.
Durch die Ermutigung von Sacharja und Haggai, die selbst wieder am Tempel mitarbeiteten, gewann das Volk neuen Mut. Kurz darauf gab der neue König Darius offiziell die Erlaubnis: „Natürlich dürft ihr den Tempel wieder aufbauen!“
In den Archiven ist zu sehen, dass König Kyros, der das Ende der babylonischen Gefangenschaft herbeigeführt hatte, bereits die Erlaubnis gegeben hatte. Mehr noch, er hatte den Befehl erteilt, den Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen.
Doch zuerst mussten sie dem Gebot Gottes gehorsam sein. Als sie das taten, öffnete Gott die Tür zum Wiederaufbau.
Der Wiederaufbau begann also, und Sacharja I erschien gerade in diesem zweiten Jahr von Darius, als der Wiederaufbau wieder in Gang kam. Ermutigt durch Sacharja und Haggai begann es in Sacharja I.
Ab jetzt sind wir nicht mehr im zweiten Jahr von Darius, sondern im vierten Jahr, im November, im Kislev.
Nun kam eine Frage von den Leuten aus Bethel auf. Bethel ist eine Ortschaft nördlich von Jerusalem, etwa 18 Kilometer entfernt. Je nachdem, wo man misst, nimmt man heute einfach die Hauptstraße Nummer 60 und fährt nach Bethel. Es ist ein kurzer Weg mit dem Auto.
Diese Leute aus Bethel werden übrigens schon in Esra 2,28 erwähnt. Unter den Rückkehrern aus Babylon wird diese Gruppe genannt, die in Bethel Wohnsitz nahm. Auch in Nehemia 7,32 werden sie erwähnt.
Bethel ist ein besonderer Ort. Dort hatte Vater Jakob übernachtet, als er Hals über Kopf vor Esau ins Ausland fliehen musste. Dort erschien ihm der Herr im Traum mit einer Himmelsleiter.
Am Morgen sagte Jakob: „Wie furchtbar ist dieser Ort! Das muss das Haus Gottes sein!“ Bethel bedeutet „Haus Gottes“. Wie furchtbar ist dieser Ort!
Bedeutung von Bethel und die Frage nach dem Fasten
Ja, es ist so: Das Haus Gottes sollte ein Ort sein, an dem wir uns wohlfühlen und zu Hause sind. Epheser 2 spricht am Schluss davon, dass die Gläubigen als Hausgenossen Gottes bezeichnet werden.
Wenn man seinen Vater so brutal angelogen hat wie Jakob und das Leben nicht geordnet ist, kann die Gemeinschaft mit Gott nicht genossen werden. In einem solchen Fall wird das Haus Gottes zu einem furchterregenden Ort. So war es bei Jakob. Er ging weiter nach Aram im Norden, nach Syrien, zu seinem Onkel Laban. Dort lernte er, was es bedeutet, wenn man jemanden brutal anlügt. Er wurde von Laban auf hässlichste Weise betrogen und immer wieder hereingelegt.
Diese Zeit dauerte zwanzig Jahre, in denen Gott ihn durch schwere und schmerzliche Wege erzog. Schließlich kehrte Jakob wieder zurück ins Land. Als er auch in seiner Familie bereit war, aufzuräumen, kam er zurück nach Bethel. Dieser Ort Bethel ist also eine ganz wichtige Ortschaft.
Die Leute von Bethel hatten eine besondere Frage. Sie schickten eine Gesandtschaft zu den Priestern nach Jerusalem, wo der Zweite Tempel im Bau war. Die Priester dienten bereits, denn der Opferdienst war von Anfang an aufgenommen worden. Bevor das Tempelhaus gebaut war, hatten sie schon mit dem Opferdienst begonnen, der Altar war schnell gebaut.
Sie fragten diese Priester, die eine besondere Aufgabe in der Vermittlung zwischen dem Volk und Gott hatten. Zweitens fragten sie die Propheten in der Mehrzahl. Wir wissen, dass Haggai und Sacharja zu dieser Zeit in Jerusalem tätig waren.
Sie wollten wissen, wie es mit dem Fasten sei. In den vergangenen Jahrzehnten hatten sie viel gefastet. Dabei wird das Fasten im fünften Monat erwähnt – das war ihre Frage, ob sie dieses Fasten weiterführen sollten. Es gab jedoch noch weitere Fastentage, denn in Gottes Antwort wird auch der siebte Monat erwähnt.
Ich lese gleich weiter die erste Antwort Gottes: Da geschah das Wort des Ewigen zu mir, dem Achaia, indem er sagte: Sprich zu dem ganzen Volk des Landes und zu den Priestern, indem du sagst: Wenn ihr trauernd gefastet habt im fünften und im siebten Monat und zwar diese siebzig Jahre lang, habt ihr wirklich für mich gefastet? Und wenn ihr esst und trinkt, seid nicht ihr die Essenden und die Trinkenden? Kennt ihr nicht die Worte, die der Ewige durch die früheren Propheten gesprochen hatte, als Jerusalem bewohnt und ruhig war und ihre Städte ringsumher und der Negev und die Scheffeler bewohnt waren?
Die vier Fastentage und ihre Bedeutung
Das ist die erste Antwort, und Gott erwähnt also außer dem fünften Monat, vor dem sie damals gerade standen – es war ja der vierte Monat. Sie wussten, dass im fünften Monat wieder dieses jährliche Fasten stattfindet. Sollen wir das weiterführen?
Ich muss jetzt hier erklären: In den Kapiteln sieben und acht werden insgesamt vier Fastentage erwähnt, die man eingeführt hatte wegen der babylonischen Gefangenschaft. Diese vier Fastentage erinnern an ganz bestimmte Ereignisse im Zusammenhang mit der Zerstörung Jerusalems. Gott hatte diese Fastentage nicht vorgeschrieben, sondern man hat sich damals im Judentum überlegt: Diese schlimmen Tage wollen wir nicht vergessen, und deshalb werden wir jedes Jahr fasten.
Jetzt müssen Sie sich vorstellen: Die Menschen sind zurückgekehrt, sie bauen den zweiten Tempel, und nun stellt sich die Frage, ob sie mit diesem Brauch weitermachen sollen. Dieser Brauch steht ja im Zusammenhang mit der Zerstörung des Salomontempels. Müssen wir also weiterhin fasten, jetzt wo der zweite Tempel gebaut wird? Das ist eine sehr gut verständliche Frage.
In der Fußnote vier bei Sacharja 7,5 habe ich einige Erklärungen zu den Fastentagen hinzugefügt und auch auf Sacharja 8,19 verwiesen. Dort werden noch zwei weitere Fastentage genannt, so dass wir insgesamt vier Fastentage haben.
Der Fastentag im vierten Monat ist am neunten Tag des Monats Tammuz. Er erinnert an die Zerstörung der Mauer Jerusalems – den Moment, als die Babylonier begannen, die Stadtmauer zu zerstören. Dieser Tag wurde speziell als Fastentag eingeführt. Ich habe dazu die Parallelstellen Jeremia 39,2 und Jeremia 52,6-7 hinzugefügt.
Dann gibt es das Fasten im fünften Monat, das hier als erstes Mal in der Frage vorkommt. Das ist der Monat Aw, am neunten Tag, der normalerweise auf Juli fällt. Dieser Tag erinnert an die Zerstörung des Tempels.
Man lese dazu 2. Könige 25,8-9 und Jeremia 52,12-13. In diesen beiden Stellen wird berichtet, wie ein hoher Militär von König Nebukadnezar von Babylon am siebten Tag des Monats Aw zu den Truppen rund um Jerusalem kam. An der anderen Stelle wird gesagt, er kam am zehnten Tag des Monats zu den Truppen. In beiden Stellen wird berichtet, wie der Tempel und die Stadt zerstört und verbrannt wurden.
Man denkt vielleicht, das sei ein Widerspruch – siebter Tag, zehnter Tag. Nein, die eine Stelle fokussiert darauf, dass der hohe Militär Nebusaradan am siebten Tag gerade bevor der entscheidende Moment der Zerstörung des Tempels kam, nach Jerusalem kam. Er ging aber schnell wieder weg. Am zehnten Tag kam er dann wieder.
Am neunten Tag wurde der Tempel mit Feuer verwüstet, und das wird im Talmud, im Traktat Ta’anit 29a, berichtet. Am neunten Aw fand also die Zerstörung des Tempels statt. In den genannten Stellen wird nicht direkt erwähnt, wann die Zerstörung war, sondern nur, wann Nebusaradan kam – das erste Mal am siebten Tag, das zweite Mal am zehnten Tag. Das war also gerade nach dem Tag, an dem das Herzstück, der Tempel, mit Feuer getroffen wurde. Am zehnten Tag kam Nebusaradan wieder zu den Truppen, um sie zu unterstützen.
Der neunte Aw wurde somit zum Tag der Zerstörung, und das jüdische Volk beachtete diesen Tag besonders, fastete und trauerte.
Man muss sich vorstellen: Später wurde der zweite Tempel, der zur Zeit des Herrn Jesus stand, im Jahr 70 nach Christus durch die Römer verwüstet. In diesem Krieg, der 140 Tage dauerte und bei dem mehr als eine Million Juden in Jerusalem starben, war der besondere Tag, an dem ein römischer Soldat entgegen den Befehlen des Generals Titus einen Feuerpfeil auf den Tempel schoss, der neunte Aw. Der zweite Tempel ging also am genau gleichen Kalendertag unter wie der erste.
Darum blieb der neunte Aw in der weiteren Geschichte des jüdischen Volkes bis heute der Fasten- und Klagetag um den zerstörten Tempel – sowohl des Salomontempels als auch des zweiten Tempels.
Es ist ganz eigenartig, dass dieser Tag auch in der späteren jüdischen Geschichte wichtig blieb. Zum Beispiel bei der großen Vertreibung der Juden aus Spanien im Jahr 1492. Diese Vertreibung war sehr schlimm; Hunderttausende von Juden wurden vertrieben. Man sagte ihnen: Entweder werdet ihr Katholiken oder ihr werdet vertrieben. Und das geschah am neunten Aw.
In der gleichen Epoche gab es auch die Vertreibung der Juden aus England und aus Frankreich – und bei beiden Vertreibungen war es ebenfalls am neunten Aw.
Später, im zwanzigsten Jahrhundert, erhielt Heinrich Himmler 1941 den offiziellen Erlass von der Hitlerregierung, die Vernichtung der Juden durchzuführen. Auch dieser Erlass fiel auf den neunten Aw.
Man könnte noch viele weitere Beispiele nennen. Dieser neunte Aw hat es also schon in sich.
Nun zur Frage: Soll im fünften Monat weiterhin gefastet werden oder nicht?
Ich erkläre noch die anderen Fastentage.
Wir haben also die Zerstörung der Mauer Jerusalems am neunten Tammuz, die Zerstörung des Tempels am neunten Aw im fünften Monat, und dann den siebten Monat, Tischri, am dritten Tag, der an die Ermordung Gedalias erinnert.
Ich habe hier die Stellen 2. Könige 25,25-26 und Jeremia 41,1ff. hinzugefügt. Das ist eine ganz schlimme Geschichte: Gedalia war ein treuer Mann Gottes. Nach der Zerstörung Jerusalems setzte Nebukadnezar diesen treuen Mann als Statthalter unter babylonischer Oberherrschaft in Mizpa ein. Doch Gedalia wurde ermordet. Man kann sagen, es war ein Bürgerkrieg unter den Juden damals. Auch dieser Tag wurde als Fastentag aufgenommen.
Dann gibt es das Fasten im zehnten Monat, das an den Beginn der Belagerung Jerusalems erinnert. Ich habe dazu 2. Könige 25,1 und Jeremia 39,1 hinzugefügt. Die Truppen kamen nach Jerusalem und begannen die Belagerung. Auch dieser Tag wurde festgehalten.
Nun lesen wir noch Sacharja 8,19, damit man diese vier Fastentage vor Augen hat.
Das Wort des Herrn, ich lese ab Vers 18:
"Und das Wort des Herrn der Heerscharen erging an mich, indem er sprach:
So spricht der Herr der Heerscharen:
Das Fasten des vierten und das Fasten des fünften und das Fasten des siebten und das Fasten des zehnten Monats wird dem Haus Juda zur Wonne und zur Freude und zu fröhlichen Festzeiten werden."
Hier sind also alle vier Fastentage aufgeführt.
Gottes Gegenfrage zum Fasten und Bedeutung des Fastens
Das war jetzt ein bisschen viel Stroh, also ein wenig mühsam mit all den Erklärungen. Aber wenn man diese Vorarbeit geleistet hat, versteht man, worum es wirklich geht.
Gott stellt in seiner Antwort eine Gegenfrage. In der ersten Antwort sagt er nämlich: Wenn ihr trauernd im fünften und siebten Monat gefastet habt – und zwar diese siebzig Jahre lang – habt ihr wirklich für mich gefastet?
Vielleicht haben wir in unserer Erziehung gelernt, dass Gegenfragen unhöflich sind. Das kann sein. Es gibt unhöfliche Momente, in denen Menschen nicht antworten wollen und deshalb eine Gegenfrage stellen. Das ist dann nicht höflich. Aber man kann nicht sagen, dass Gegenfragen grundsätzlich unhöflich sind. Manchmal sind sie unbedingt nötig.
Darum sehen wir auch im Neuen Testament, dass der Herr Jesus dieses Mittel bereits verwendet hat. Er wurde gefragt und stellte eine Gegenfrage. Zum Beispiel wurde ihm eine Fangfrage gestellt: Darf man dem Kaiser Steuer bezahlen?
Das war eine Falle. Wenn er „Ja“ gesagt hätte, hätte man ihn als Verräter anklagen können, der mit den Römern zusammenarbeitet. Hätte er „Nein“ gesagt, wäre er als Rebell gegen die Besatzungsmacht dargestellt worden.
Der Herr Jesus nutzte das Mittel der Gegenfrage und fragte: Wessen Bild ist auf dem Denar abgebildet? Es war das Bild des Kaisers. Daraufhin sagte er: Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört. Damit war die Sache erledigt.
Hier stellt Gott also ebenfalls eine Gegenfrage: Wenn ihr fastet, sollt ihr das weiterhin tun? Er sagt: Ja, wenn ihr wirklich für mich gefastet habt. Aber habt ihr das auch wirklich für mich getan? Oder war es nur für euch selbst?
Wo es nur ein Ritual war, ist die Antwort klar. Aber auch wenn es ernst gemeint war, dann war es ja eigentlich nicht für Gott. Gott hat keinen Vorteil davon, wenn jemand fastet. Das Fasten dient vielmehr dazu, sich wirklich auf etwas zu konzentrieren.
Wenn man einmal zusammenrechnet, wie viel Zeit wir für Frühstück, Mittagessen und Abendessen benötigen – ich hätte beinahe gesagt „verlieren“, aber das ist falsch im Zusammenhang mit Essen – dann ist das unglaublich viel Zeit.
Dazu kommt noch das Abwaschen und Verräumen. Wenn man das an einem Tag einfach weglässt, gewinnt man enorm viel Zeit. Und genau darum geht es beim Fasten: diese Zeit ausnahmsweise anders zu nutzen.
Man muss ja essen, aber zwischendurch mal aussetzen, das geht. Ich habe das auch bei den Tamilen gelernt. Eine tamilische Gruppe aus der Schweiz hat mich eingeladen. Diese christlichen Tamilen in der Schweiz kommen aus Lausanne und wohnen überall im Land, zum Beispiel in Zürich. Alle haben gefastet.
Das ist natürlich sehr einfach. Dann braucht man keine Logistik mit dem Essen, und es kostet nichts. Es wird alles viel billiger. So etwas könnten wir vielleicht auch an einem Bibelschultag einführen. Vielleicht käme dann weniger Essen zusammen.
Ich sage nur: Man gewinnt unglaublich viel Zeit und kann sich auf das Wesentliche konzentrieren. Gott sagt: Habt ihr das für mich gemacht? Ihr habt es doch nicht für euch gemacht.
In Vers 6 heißt es: Und wenn ihr esst und wenn ihr trinkt, seid nicht ihr die Essenden und ihr die Trinkenden? Beim Essen ist es ja dasselbe. Wir essen nicht, weil Gott etwas davon hat, sondern weil wir es brauchen. Wir müssen unseren Hunger stillen, Nährstoffe und Ballaststoffe aufnehmen.
Auch beim Trinken brauchen wir die notwendige Flüssigkeit. Aber das machen wir nicht für Gott, sondern für uns selbst. Gott sagt: Genauso wie beim Essen ist es auch beim Fasten. Ihr fragt, ob ihr weitermachen sollt. Habt ihr es wirklich für mich getan?
Dann kommt ans Licht: Wenn jemand meint, durch Fasten etwas bei Gott verdienen zu können, irrt er sich. Gott will das nicht. Es geht wirklich darum, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und Zeit zu gewinnen.
Es ist nicht so, dass wir durch diese Leistung des Verzichts bei Gott Punkte sammeln können. Punkte sammeln kann man bei Coop und Migros, aber nicht auf diese Weise bei Gott.
Diese Belehrung ist sehr wichtig. Das sollten nicht nur die Leute von Bethel wissen. Darum lässt Gott durch den Propheten sagen: Sprich zu dem ganzen Volk des Landes und zu den Priestern, was du sagen sollst. Also ganz Israel soll wissen, was da gefragt wurde.
So ist es oft: Manche Menschen haben biblische Fragen und stellen sie. Aber es sind oft Fragen, die eigentlich alle Gläubigen wissen sollten, nicht nur wenige. Das ist nur ein Beispiel.
Die Leute von Bethel hatten speziell diese Frage. Aber Gott gibt die Antwort für ganz Israel. Deshalb musste der Prophet diese Antwort aufschreiben und im Wort Gottes verankern. So ist diese Antwort wichtig, nicht nur für ganz Israel, sondern für die ganze Welt.
Zum Thema Fasten kann man nichts verdienen.
In Vers 7 heißt es: Kennt ihr nicht die Worte, die der Ewige durch die früheren Propheten gesprochen hat? Gott verweist auf das, was die Propheten vor der babylonischen Gefangenschaft gelehrt hatten, als alles noch schön war.
Damals war das Gericht Gottes noch nicht über Juda gekommen. Jerusalem war bewohnt und ruhig, ebenso die Städte in Juda rund um Jerusalem. Es ging alles gut.
Sogar der Negev, der Süden des Landes Israel, war bewohnt. Der Negev ist das Wüstengebiet ab Beerscheba. Auch die Scheffela, vielleicht in manchen Bibelübersetzungen als „Niederung“ bezeichnet, war bewohnt.
Heute nennt man das Unterland. Es entspricht den Westabhängen der jüdischen Berge bis zum Mittelmeer. Auch die ganze Ebene, auf der heute Tel Aviv liegt – der Großraum Tel Aviv – ist die Scheffela in der Bibel.
Dort lebten viele Menschen. Gott fragt: Denkt ihr nicht an diese Propheten? Sie hatten gesagt, man müsse auf Gottes Wort hören und gehorchen. Dann wäre die Gefangenschaft nicht gekommen und diese Fastentage wären nicht nötig gewesen.
Aber man hat nicht auf Gottes Wort gehört. Darum ist es wichtig, nicht nur sagen zu können: Ich habe oft gefastet, sondern wirklich auf Gottes Wort zu hören. Das ist das Entscheidende.
Und das ist die erste Antwort über das Fasten.
Zweite Antwort: Aufruf zu Wahrheit und Barmherzigkeit
Aber jetzt kommt eine zweite Antwort. Das sind die Verse acht bis vierzehn. Ich lese:
Und das Wort des Ewigen – jedes Mal, wenn im Text „Ewige“ oder „der Ewige“ mit Großbuchstaben steht, ist das einfach die Übersetzung des Namens Yahweh. Das ist der Eigenname Gottes. Er bedeutet „der Ewige“, „der Ewigsein“ oder „der Unwandelbare“. Luther hat diesen Namen mit „Herr“ und Großbuchstaben wiedergegeben. Das ist auch gut und hätte ich genauso machen können. Aber „der Ewige“ ist auch schön, weil es korrekt ist.
In der Synagoge wird der Name Yahweh aus Ehrfurcht nie ausgesprochen. Der Vorleser, der Chasan, liest stattdessen immer „Adonai“, und das heißt „Herr“. So weiß man, dass es sich um den Eigennamen Gottes handelt.
Und das Wort des Ewigen geschah zu Zacharja, indem er sagte: „So spricht der Ewige der Heerscharen.“ Man merkt, dass bei jeder Antwort der Satz gleich beginnt: „Und das Wort des Ewigen geschah.“ Daher kommt die Einteilung in vier Antworten. Zum Beispiel steht bei Vers 4: „Da geschah das Wort des Ewigen zu mir.“ Und hier wieder: „Und das Wort des Ewigen geschah zu Zacharja.“ Die dritte Antwort findet sich in Kapitel 8, Vers 1: „Und es geschah das Wort des Ewigen.“ Und schließlich das vierte Mal in Kapitel 8, Vers 18: „Und es geschah das Wort des Ewigen.“
Das ist wie ein Refrain. Beim Bibellesen lohnt es sich, auf solche Refrains zu achten, denn dadurch erkennt man die von Gott gewollte Einteilung eines Bibeltextes. Die Kapitel wurden ja erst viel später eingeführt. Sie sind eine gute Hilfe, um Bibelstellen zu finden, aber sie sind nicht inspiriert und manchmal auch nicht optimal.
Darum ist es hilfreich, die Einteilung des Textes zu finden, so wie Gott sie selbst gemacht hat. Das erleichtert das Verständnis sehr. So sieht man zum Beispiel, dass es in Sacharja 7 und 8 vier Antworten gibt, die man voneinander unterscheiden sollte.
Wenn man zum Beispiel das Hohelied studiert, sieht man dort einen Refrain, der dreimal vorkommt: „Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems, bei den Gazellen und bei den Hindinnen des Feldes.“ Dann sagt sie weiter: „Weckt nicht auf und erweckt nicht die Liebe, bis es ihr gefällt.“ Dieser Refrain kommt dreimal vor und teilt das Hohelied in vier Strophen. Das ergibt sich erst, wenn man den Refrain entdeckt hat.
Der Refrain ist übrigens sehr wichtig, besonders in der heutigen Zeit der Genderideologie. Die junge, verheiratete Braut Sulamit spricht zu ihren Freundinnen, den Töchtern Jerusalems, und sagt: „Ich beschwöre euch, dass ihr die Liebe nicht weckt.“ Das bedeutet, man soll bei Kindern das Thema Liebe und Sexualität nicht künstlich früher aufwecken, als es durch die normale Entwicklung geschieht und als die Kinder von sich aus Fragen stellen.
Wenn die Fragen kommen, sollen die Eltern diese ehrlich und altersgerecht beantworten, ohne die Kinder zu überfordern. Denn eine Überforderung auf diesem Gebiet kann im schlimmsten Fall zu Fehlentwicklungen führen. Darum heißt es: „Ich beschwöre euch.“ Das ist kein bloßer Ausdruck, sondern ein Schwur vor Gott, die Liebe nicht zu wecken oder aufzuwecken.
Sie sagt: „Ich beschwöre euch bei den Gazellen und bei den Hindinnen des Feldes.“ Das sind Hirschkühe. Wer schon Gazellen in freier Wildbahn beobachtet hat, weiß, dass man sich nicht bewegen darf, nicht rascheln oder reden, sonst schauen sie und sind sofort weg. Man muss also ganz besonders vorsichtig sein.
Das gilt auch für die Hirschkühe. Die Entwicklung ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich: Manche sind etwas frühreif, andere kommen später. Aber man soll diese Entwicklung nicht beeinflussen.
Wir wissen, dass die ganze Genderideologie Kinder in übelster und brutalster Weise schon vom Kleinkindalter an sexuell „aufwecken“ will. Dabei handelt es sich oft um ausgebildete Sexualpädagogen.
Ich frage mich dann: Wie viele Kinder haben diese Pädagogen schon selbst aufgezogen? Ich habe meine Kinder richtig erzogen, ihre Entwicklung miterlebt und gesehen, wie unterschiedlich Kinder sind. Jedes Kind muss anders erzogen werden, bis zum Erwachsenenalter. Auch wenn sie heiraten, ist man hoffentlich noch mit gutem Rat dabei.
Man sieht also, wie schädlich es ist, wenn Kinder zu früh sexuell „aufgeweckt“ werden.
Das war jetzt ein Exkurs von Zacharja zum Hohelied, nur um zu zeigen: Ein Refrain ist nicht einfach nur ein Strich, der einen neuen Abschnitt anzeigt. Er ist grundlegend wichtig, um die Botschaft des Buches zu verstehen.
Im Hohelied zeigt der Refrain, dass die Liebe zwischen Mann und Frau in der Ehe sich so entfalten kann wie eine Blume. Dabei ist es wichtig, den Refrain zu beachten.
Was heute oft geschieht, ist, als würde man eine Rose sehen, deren Knospen noch ganz geschlossen sind, und man denkt: „Was steckt da drin? Ist sie kaputt?“ So behandeln manche unsere Kinder – das geht überhaupt nicht.
Schon durch einen Refrain lernt man so etwas. Das findet man auch in anderen Bibelbüchern, zum Beispiel im Buch Zephanja. Es ist ein kurzes Buch, aber auch dort gibt es Refrains, die das Buch einteilen, so wie der Heilige Geist es will.
Man muss beim Lesen aufmerksam sein und auf solche Ausdrücke wie „das Wort geschah“ achten. So kommt man auf die Idee: „Aha, das sind vier Antworten.“
Jetzt schauen wir uns Antwort zwei an:
Und das Wort des Ewigen geschah zu Zacharja, indem er sagte: „So spricht der Ewige der Heerscharen: Richtet ein Gericht der Wahrheit und übt Bundestreue und Barmherzigkeit einer gegen den anderen. Unterdrückt nicht die Witwe und den Weisen, den Fremden und den Elenden. Habt keine bösen Gedanken gegeneinander in euren Herzen!“
Aber sie weigerten sich, aufzumerken. Sie boten einen verhärteten Nacken dar. Ihre Ohren machten sie stumpf und wandten sich ab vom Hören. Ihr Herz machten sie zu einem Diamanten, fern vom Hören des Gesetzes und der Worte, die der Ewige der Heerscharen durch seinen Geist und die früheren Propheten sandte.
So entstand ein großer Zorn seitens des Ewigen der Heerscharen. Es geschah, wie er gerufen hatte, und sie hörten nicht.
„So werdet ihr rufen, und ich werde nicht hören“, spricht der Ewige der Heerscharen. „Ich werde euch unter alle Nationen zerstreuen, die ihr nicht kanntet. Das Land wird zur entsetzlichen Wüste ohne Hin- und Herziehende. So macht ihr das Land der Köstlichkeit zu einer entsetzlichen Wüste.“
Gericht über Israel und Zerstreuung
Diese Antwort baut auf das auf, was in der ersten Antwort bereits angedeutet wurde. In Vers 7 stellen wir die Frage: Kennt ihr nicht die Worte, die der Ewige durch die früheren Propheten gesprochen hat? Nun wird hier wiederholt, was Gott damals schon gesagt hatte, nämlich in den Versen 9 bis 19. Gott ruft dazu auf, dass man sich im öffentlichen Leben nach seinen Geboten richten soll. Aber auch im privaten Leben, im Umgang mit dem Nächsten, gilt dies.
Richtet ein Gericht der Wahrheit! Das bezieht sich ganz speziell auf das öffentliche Leben, insbesondere auf die öffentliche Rechtsprechung. Diese soll sich nicht einfach danach richten, wie gut der Rechtsanwalt ist oder wer die Fälle geschickt drehen kann.
Ein junges Mädchen sagte meiner Frau, sie wolle Staatsanwältin werden. Meine Frau antwortete: „Ja, aber Rechtsanwälte müssen auch lügen.“ Darauf erwiderte sie: „Nein, nein, ich werde Staatsanwältin. Das sind die, die Leute ins Gefängnis bringen, und die Rechtsanwälte sind diejenigen, die sie wieder herausholen.“ Das ist natürlich etwas überspitzt formuliert.
Doch diese Aussage gilt für alle: für Rechtsanwälte ebenso wie für Staatsanwälte. Richtet ein Gericht der Wahrheit! Es muss dem entsprechen, was tatsächlich geschehen ist, und nicht dem, was nicht geschehen ist. Es geht nicht darum, dass der Rechtsanwalt versucht, möglichst viele Punkte einzubringen, um den Staatsanwalt zu verwirren, damit das Urteil zu seinen Gunsten ausfällt.
Es gibt tatsächlich Taktiken, wie man vorgehen muss, so ein Rechtsanwalt zu mir. Nach den Standards unserer Gesellschaft – und dieser Rechtsanwalt war kein Christ – gilt: Gott fordert im öffentlichen Leben eine Rechtsprechung, die der Wahrheit entspricht und den biblischen Maßstäben gerecht wird.
Dies gilt auch für den Umgang mit den Mitmenschen. Man soll Barmherzigkeit und Bundestreue üben – einer gegen den anderen. Das bedeutet auch, nicht ständig die Idee zu haben, wenn jemand etwas nicht tut, sofort vor Gericht zu gehen. Stattdessen braucht es Barmherzigkeit.
Bundestreue wird auch mit Güte übersetzt. Das hebräische Wort Chesed bedeutet Bundestreue, Güte und auch Loyalität. Diese Werte sollen im zwischenmenschlichen Umgang herrschen – einer gegen den anderen.
Weiter heißt es: Unterdrückt nicht die Witwe, den Waisen, den Fremden und den Elenden. Das geschieht oft gerade vor Gericht, wenn diese benachteiligt werden. Und auch soll kein Böses des einen gegen den anderen in euren Herzen sein. Im alltäglichen Leben und im öffentlichen Leben soll man nach der Wahrheit leben. Das ist Gottes Wille.
Darum heißt es in Vers 8b: So spricht der Ewige der Heerscharen. Man kann diesen Satz grammatikalisch sowohl im Präsens als auch in der Vergangenheit übersetzen. Es wäre hier besser, ihn in der Vergangenheit zu übersetzen, denn in Vers 11 wird angeschlossen: „Aber sie weigerten sich aufzumerken.“
Das jüdische Volk im Allgemeinen hat nicht auf Gottes Wort gehört und es nicht umgesetzt. Ihr Herz wurde hart wie ein Diamant. Hier wird ein Werkstoff erwähnt, der auf der Erde als der härteste gilt. Alle Stoffe werden nach ihrer Härte in Kategorien von eins bis zehn eingeteilt, wobei der Diamant die Härtestufe zehn hat.
Wie schleift man Diamanten? Man schleift sie mit Diamanten, da es innerhalb der Diamanten noch Unterschiede in der Härte gibt. Es gibt nichts anderes, womit man Diamanten schleifen könnte.
Gott sagt, ihr Nacken sei hart wie ein Diamant, ihre Ohren hätten sie stumpf gemacht. Sie wollten nicht hören auf das Gesetz, das schon lange aufgeschrieben war, aber auch nicht auf die biblischen Propheten, die vor der babylonischen Gefangenschaft auftraten.
So entstand großer Zorn seitens des Ewigen der Heerscharen. Deshalb kam es zur babylonischen Gefangenschaft und damit auch zu den Fastentagen. Gott sagt, damals, als es zu spät war, haben sie gerufen, aber Gott hörte nicht mehr. Das Gericht wurde vollzogen.
Weiter heißt es: „Ich zerstreute sie unter alle Nationen, die sie nicht kannten, und das Land wurde zur entsetzlichen Wüste ohne Hin und Herziehende.“ So machten sie das Land der Köstlichkeit zu einer entsetzlichen Wüste.
Zerstreuung und ökologische Verwüstung des Landes Israel
Das ist interessant, was hier steht: „Und ich zerstreute sie unter alle Nationen.“ Damals kamen sie ja in die babylonische Gefangenschaft und kehrten später wieder zurück.
Wenn wir in 5. Mose 28 schauen, hat Mose die babylonische Gefangenschaft vorausgesagt – und zwar fast tausend Jahre, bevor sie in Erfüllung ging. In Kapitel 28, Vers 36 heißt es: „Der Herr wird dich – ich wiederhole – 5. Mose 28, Vers 36: Der Herr wird dich und deinen König, den du über dich setzen wirst, zu einer Nation wegführen, die du nicht gekannt hast, du noch deine Väter.“
Das hat sich mit der Wegführung nach Babylon erfüllt. Später, im selben Kapitel, 5. Mose 28, Vers 63-64, sagt Mose: „Und der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde, und du wirst dort anderen Göttern dienen, die du nicht gekannt hast, du noch deine Väter, Holz und Stein. Und unter jenen Nationen wirst du nicht rasten, und deine Fußsohle wird keine Ruhestätte finden. Der Herr wird dir daselbst ein zitterndes Herz geben, erlöschende Augen und verschmachtende Seele. Dein Leben wird schwebend vor dir hängen, und du wirst dich fürchten, Nacht und Tag, und deinem Leben nicht trauen. Am Morgen wirst du sagen: Wäre es doch Abend, und am Abend wirst du sagen: Wäre es doch Morgen, wegen der Furcht deines Herzens, womit du dich fürchtest, und wegen des Anblicks deiner Augen, den du erblicken wirst.“
Sehen wir hier die Wegführung unter alle Völker, die sich ab dem Jahr 70 nach Christus erfüllt hat, nachdem der Tempel am 9. Av zerstört worden war.
Nun, kurz nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft, heißt es: „Und ich zerstreute sie unter alle Nationen, die sie nicht kannten.“ Wie passt das zusammen? Man muss die jüdische Geschichte genau betrachten.
Damals kam das Volk nach Babylon. Man kann nicht einfach sagen, sie kamen alle zurück, sondern nur ein Überrest kehrte zurück. Das waren etwa zweihunderttausend Menschen. Viele blieben jedoch weiterhin in der babylonischen Gefangenschaft. Darum spielt das Buch Esther erst später, und im Buch Esther sollten die Juden im gesamten Persischen Reich vernichtet werden.
Das Persische Reich erstreckte sich damals von Afrika, Ägypten über den Nahen Osten bis nach Indien, bis zum Indus oder sogar darüber hinaus. Die Juden waren überall, weil viele nicht heimgekehrt waren, sondern im Ausland blieben. Nur ein Überrest ging zurück ins Land, um dem Messias bei seinem ersten Kommen auf dem Esel zu begegnen, wie wir es gleich noch in Sacharja 9 lesen werden.
Da die Mehrheit den Messias ablehnte, kam die Zerstörung des zweiten Tempels am 9. Av. Von da an wurde das jüdische Volk unter alle Nationen zerstreut. Die Juden, die in der Zerstreuung in Babylon geblieben waren und sich weiter zerstreut hatten, wurden von dort aus weiter verteilt.
Es gab Juden, die bis ins 20. Jahrhundert in Babylon blieben, zum Beispiel die Familie von Shlomo Hillel. Er war einige Zeit Vorsitzender der Knesset. Ihre Generationen gehen zurück bis zur babylonischen Gefangenschaft im heutigen Irak. Die Hillels kehrten nie zurück nach Israel. Erst Shlomo Hillel selbst zog im 20. Jahrhundert nach Israel.
Die babylonische Gefangenschaft dauerte also bis ins 20. Jahrhundert. Im 20. Jahrhundert zogen fast alle Juden aus dem Irak weg. Heute leben dort nur noch wenige, vielleicht zwanzig bis dreißig Juden. Die babylonische Gefangenschaft endete praktisch erst, als die letzten etwa 150 Juden im 20. Jahrhundert aus dem Land gingen, viele davon nach Israel.
Ich kenne einen guten Freund in Israel namens Mizrachi, was „der Östliche“ bedeutet. Sein Vater ist ein irakischer Jude. Die babylonische Gefangenschaft reichte also sehr weit.
In der Zwischenzeit zogen Juden, die in Babylon waren, durch weitere Verfolgungen bis nach Indien. Im frühen Mittelalter wanderten Juden sogar bis nach China, nach Kaifeng. Dort gibt es heute noch Juden, allerdings mit asiatischen Gesichtszügen. Das passiert, wenn man sich ein wenig mischt.
So hat die babylonische Gefangenschaft eine Fortsetzung erfahren. Das jüdische Volk wurde über die ganze Welt zerstreut – sowohl die Nachkommen derer, die zurückgingen ins Land, als auch die Nachkommen derer, die nie heimkehrten.
Es ist wichtig zu erkennen, dass die babylonische Gefangenschaft und die Zerstreuung ab dem Jahr 70 zusammengehören. Das ist wichtig beim Studium der Propheten, da diese Ereignisse oft zusammen betrachtet werden. Sie gehören einfach zusammen.
Darum heißt es hier: „Und ich zerstreute sie unter alle Nationen, die sie nicht kannten.“ Weiter wird gesagt: „Und das Land wurde zur entsetzlichen Wüste, ohne Hin- und Herziehende. So machten sie das Land der Köstlichkeit zu einer entsetzlichen Wüste.“
Bereits in den Jahrzehnten der babylonischen Gefangenschaft wurde das Land Israel verwüstet. Das hatte ökologische Folgen, weil die Menschen weggeführt wurden und das Land verwilderte. Nach dem Jahr 70 wurde das Land Israel schrittweise zu einer totalen Wüste.
Was hier gesagt wird, hat sich also erfüllt – sowohl durch die babylonische Gefangenschaft als auch durch die weltweite Zerstreuung. Besonders nach der Zerstörung Jerusalems und des Tempels durch die Römer im Jahr 70. Die Römer zerstörten die Umwelt bewusst und fällten Bäume, um eine ökologische Katastrophe zu verursachen. Diese Politik der verbrannten Erde sollte nicht nur die betroffene Generation bestrafen, sondern auch die folgenden.
Die Juden bauten Jerusalem wieder auf. Es kam zu einem Aufstand unter Kaiser Hadrian von 132 bis 135 nach Christus. Die Römer zerstörten Jerusalem erneut und verwüsteten das Land noch einmal. Durch diese zwei Kriege erlebte das Land Israel eine enorme ökologische Verwüstung.
Doch das war nicht alles. Später kamen die Muslime nach dem Tod von Muhammad im Jahr 632. Bereits 638 marschierten sie aus der arabischen Halbinsel in Jerusalem ein. Bald darauf bauten sie den Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelplatz.
Die Araber betrieben keinen Ackerbau, sondern brachten Ziegen- und Schafherden mit. Diese grasten auf fruchtbarem Land. Wer das kennt, weiß: Besonders Ziegen fressen die Grasnarbe bis auf den Boden ab. So kann fruchtbares Land im Nahen Osten sehr schnell zur Wüste werden. Das ist ein großes Risiko für Länder rund ums Mittelmeer, zu denen auch Israel gehört.
Die Araber verwüsteten das Land auf diese Weise stark. Später, als die Türken als Muslime über Israel herrschten, erhoben sie Baumsteuern. Man musste für jeden Baum Steuern zahlen. Was macht man, wenn man keine Steuern zahlen will? Man fällt die Bäume. So wurde das Land noch mehr zerstört.
Im 19. Jahrhundert, als die große Eisenbahn im Nahen Osten gebaut wurde, brauchte man Brennholz für die Dampflokomotiven. Dafür wurden sogar die Wälder in der Charonnebene abgeholzt.
So sank das Land, das hier als „Land der Köstlichkeit“ bezeichnet wird, in Stufen. Am Ende von Vers 14 wird deutlich: Das ist nicht die Schweiz, sondern das Land Israel. Das Land der Köstlichkeit in Daniel, das Land der Zirde in Daniel 11, ist Israel, das zu einer entsetzlichen Wüste wurde.
Jedes Wort hat sich eindrücklich erfüllt. Als der Tiefpunkt der ökologischen Zerstörung des Landes der Köstlichkeit im 19. Jahrhundert erreicht war, kamen die ersten jüdischen Siedler aus dem Norden, aus Russland. Sie begannen, das Land mit Kibuzim und anderen landwirtschaftlichen Kooperationen wieder aufzubauen.
Dritte Antwort: Gottes Eifer um Zion und die zukünftige Wiederherstellung Jerusalems
Ja, wir kommen zur dritten Antwort, Sacharja 8,1-17.
Und es geschah das Wort des Ewigen der Heerscharen, indem er sprach: So spricht der Ewige der Heerscharen: Ich habe um Zion geeifert, mit großem Eifer, und mit großem Grimm habe ich um Es geeifert. So spricht der Ewige: Ich kehre nach Zion zurück, ich werde wohnen in Jerusalem, und Jerusalem wird genannt werden die Stadt der Wahrheit und der Berg des Ewigen der Heerscharen, der Berg der Heiligkeit.
So spricht der Ewige der Heerscharen: Es werden noch sitzen Greise und Greisinnen in den Straßen Jerusalems, ein jeder mit seinem Stab in seiner Hand, vor Menge an Tagen. Und die Straßen der Stadt werden voll sein von Knaben und Mädchen, die spielen auf ihren Straßen.
So spricht der Ewige der Heerscharen: Wenn es ein Wunder ist in den Augen des Überrestes dieses Volkes in jenen Tagen, wird es auch ein Wunder sein in meinen Augen, Spruch des Ewigen der Heerscharen.
So spricht der Ewige der Heerscharen: Siehe, ich rette mein Volk aus dem Land des Aufgangs, also aus Osten, und aus dem Land des Sonnenuntergangs, aus dem Westen. Und ich werde sie herbeibringen, und sie werden wohnen inmitten Jerusalems, und sie werden mir zum Volk sein, und ich werde ihnen zum Gott sein, in Wahrheit und in Gerechtigkeit.
So spricht der Ewige der Heerscharen: Stärkt eure Hände, die ihr in diesen Tagen hört diese Worte aus dem Mund der Propheten, die zu der Zeit wirkten, als der Grund des Hauses des Ewigen gelegt wurde. Das ist ein Hinweis auf Haggai und Sacharja, des Tempels, um ihn zu bauen. Denn vor jenen Tagen gab es keinen Lohn für die Menschen und Lohn für das Vieh, und für den Aus- und Eingehenden gab es keinen Frieden vor dem Bedränger. Ja, ich ließ alle Menschen los, den einen gegen die anderen.
Nun aber, nicht wie in den früheren Tagen will ich sein dem Überrest dieses Volkes, Spruch des Ewigen der Heerscharen, sondern die Saat des Friedens, der Weinstock, er wird seine Frucht geben, und das Land wird seinen Ertrag geben, ja, der Himmel wird seinen Tau geben, ja, ich werde erben lassen den Überrest dieses Volkes, alles dieses, und es wird geschehen:
So wie ihr wart ein Fluch unter den Nationen, Haus Juda und Haus Israel, also werde ich euch retten, und ihr werdet ein Segen sein. Fürchtet euch nicht, stärkt eure Hände, denn so spricht der Ewige der Heerscharen: So wie ich plante zum Unglück für euch, als eure Väter mich erzürnten, spricht der Ewige der Heerscharen, und ich es mir nicht gereuen ließ, also plane ich wiederum, in jenen Tagen Gutes zu tun an Jerusalem und an dem Haus Juda.
Fürchtet euch nicht, dies sind die Dinge, die ihr tun sollt: Redet Wahrheit an jedem seinen Nächsten, und mit Wahrheit und mit einem Rechtsentscheid des Friedens richtet ihn euren Toren, an jedem das Böse für seinen Nächsten. Plant es nicht in euren Herzen, und einen Schwur des Betrugs liebt nicht, denn all dies ist es, was ich hasse, Spruch des Ewigen.
Das ist die ganze dritte Antwort.
Nun, hier wird erklärt, dass Gott ein Herzensanliegen hat in Bezug auf Jerusalem und in Bezug auf den Tempelberg in Jerusalem. Gott sagt, das sagt er in Vers 2, in Vers 3 sagt er: „Ich werde wieder in Jerusalem wohnen.“ Ja, wie war es damals? Der Tempel war ja im Bau, der Gottesdienst war bereits in Betrieb. War Gott nicht da?
Nun, wir wissen, über der Stiftshütte war diese wunderbare Wolke am Tag und nachts Feuersäule. Die Rabbiner nannten diese Erscheinung, die in der Bibel genannt wird, die Herrlichkeit Gottes (2. Mose 40). Die Rabbiner nannten das die Schechina. Und Schechina, also ein Wort, das nicht in der Bibel vorkommt, aber weil man das so oft hört, erkläre ich es: Schechinah kommt von Schachan, das heißt „wohnen“. Also die Schechinah ist quasi der sichtbare Ausdruck „Gott wohnt da in der Stiftshütte“. 2. Mose 40 beschreibt, wie die Wolke der Herrlichkeit die Stiftshütte erfüllt.
Und dieselbe Wolke und Nachtfeuersäule war in der ganzen Zeit über dem Salomonstempel, von Anfang an. Aber kurz vor der Zerstörung Jerusalems und des Tempels am 9. Av 586 v. Chr. ging diese Wolke der Herrlichkeit vom Tempel weg. In Hesekiel 8 bis 11 kann man das nachlesen: Man sieht diese Herrlichkeit Gottes im Vorhof, im inneren Vorhof, und dann verschiebt sie sich, und schließlich geht sie durch das Osttor hinaus, hinüber zum Ölberg und dann weg.
Und diese Wolke der Herrlichkeit kam nicht mehr zurück, als die Juden heimkehrten und den zweiten Tempel bauten. Und das war natürlich eine große Enttäuschung, ein Schmerz. Dieses sichtbare Zeichen der Gegenwart Gottes war nicht mehr da.
Aber Gott sagt hier: „Ich kehre nach Zion zurück und werde wohnen in Jerusalem. Und Jerusalem wird genannt werden die Stadt der Wahrheit und der Berg des Ewigen der Heerscharen, der Berg der Heiligkeit.“ Das ist der Tempelberg in Jerusalem, der in der Bibel genannt wird Berg Zion und manchmal auch Berg Moria, das ist dasselbe.
Heute nennt man einen Nachbarhügel auch Berg Zion, darf man ja nicht verwechseln. Also nicht dieser Berg vor dem Zionstor in der heutigen Altstadt ist der Berg Zion der Bibel, sondern der Tempelberg ist in der Bibel der Berg Zion.
Und jetzt sehen wir, diese Prophetie geht nicht auf die Zeit von Sacharja, sondern auf die Endzeit. Da wird Gott wieder wohnen in Jerusalem. Aber Gott sagt einfach: Ich kehre nach Zion zurück, ich werde wohnen in Jerusalem. Er sagt jetzt hier noch nicht, wann das geschehen wird, aber es ist zukünftig.
Und wir müssen daran denken: Man wartete nach dem Buch Sacharja einige Jahrhunderte, und dann kam der Herr Jesus. Und mit seinem Kommen kam wirklich die Herrlichkeit Gottes. Johannes schreibt in Johannes 1,14: „Und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, die Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Und er ging in den zweiten Tempel. Immer wieder war er dort zu sehen und auch zu hören, er predigte im zweiten Tempel.
Aber schließlich hatte der Sanhedrin ihn im Tempel zum Tod verurteilt. Kajafas, in der offiziellen Sanhedrin-Zusammenkunft am Morgen Karfreitag, hat ihn zum Tod verurteilt. Und so konnte das, was Gott angekündigt hat, dass er wiederkommt und er wird wohnen in Jerusalem, nicht erfüllt werden.
Aber diese Zusagen stehen fest, und darum wissen wir: Sie werden sich erst erfüllen bei dem zweiten Kommen. Und darum sind dann auch die folgenden Kapitel, Sacharja 9 bis 11 (erstes Kommen), Sacharja 12 bis 14 (zweites Kommen), so wichtig. Das hängt alles miteinander zusammen.
Nun, das ist eine wunderbare Verheißung. Gott hat ein ganz besonderes Anliegen für Jerusalem und für den Tempelberg. Das ist natürlich eine Botschaft, die all die Leute, die an die Ersatztheologie glauben, einfach nicht verstehen. Die sagen, Israel ist vorbei, all diese Verheißungen für Israel sind vorbei, das hat alles die Kirche, die Gemeinde geerbt.
Nein, hier heißt es, dass Gott eifert um Zion, um den Tempelberg, und er wird dorthin kommen und wohnen! Das sind Verheißungen, und wenn Gott etwas verheißt, dann erfüllt er es auch.
Und dann wird eben weiter beschrieben in Vers 4 und 5, wie dann eine wunderbare Zeit in Jerusalem sein wird, wo die Generationen vereint sind in Jerusalem. Es werden noch sitzen Greise und Greisinnen in den Straßen Jerusalems, ein jeder mit seinem Stab in seiner Hand, vor Menge an Tagen. Und dann die junge Generation der Heranwachsenden, und die Straßen der Stadt werden voll sein von Knaben und Mädchen, die spielen auf ihren Straßen.
So idyllisch! Und das ist Gottes Plan für die Zukunft, wenn der Messias ein zweites Mal kommen wird, wie wir gleich noch sehen werden.
Und in Vers 6 sagt Gott: Wenn das für euch etwas Unmögliches ist, wenn es ein Wunder ist in den Augen, also was sowieso so nie in Erfüllung gehen wird, dann sagt Gott: Wenn es für euch ein Wunder ist, wird es auch ein Wunder sein in meinen Augen.
Nein, natürlich nicht, denn Gott kann alles, jawohl, und so wird er das auch erfüllen.
Wie? Vers 7: Siehe, ich rette mein Volk aus dem Land des Aufgangs und aus dem Land des Sonnenuntergangs. Also Gott wird sein Volk sammeln von Osten her und auch von Westen her.
Ich habe dann bei den Notizen zu den einzelnen Versen noch hingeschrieben, ergänzend Nord und Süd, Nord und Süd. Das wird einfach anderswo noch hinzugefügt, und zwar – ja, ich habe es nur in Gedanken im Kopf hinzugefügt – schlagen wir auf Jeremia 31.
Das wollte ich noch ins Skript hineinsetzen, jetzt kann man es einfach hineinschreiben.
Vers 8: Siehe, ich bringe sie aus dem Land des Nordens und sammle sie von dem äußersten Ende der Erde, unter ihnen Blinde und Lahme, Schwangere und Gebärende allzumal, in großer Versammlung kehren sie hierher zurück.
Das ist die angekündigte Rückkehr aus dem Norden.
Und jemand könnte sagen: Ja gut, das Land des Nordens, das könnte auch der Libanon und Syrien sein. Und wenn man noch ein bisschen großzügiger ist, das könnten auch die türkischen Juden sein, die heimkehren.
Aber die Bibel sagt hier: Ich bringe sie aus dem Land des Nordens und sammle sie von dem äußersten Ende der Erde.
Ja, jetzt muss man mal auf der Karte oder auf dem Globus von Jerusalem ganz gerade hinaufgehen bis in den äußersten Norden, und dann ist man in Russland.
Und es ist so, dass in dieser Rückkehr der Juden bis heute ein Drittel, also über eine Million, aus dem Land des Nordens, aus Russland, aus der ehemaligen Sowjetunion oder als Nachfolger dann GUS, gekommen sind.
Also das Land des Nordens hat es absolut drin.
Und schauen wir noch mehr: Unter ihnen Blinde und Lahme. Das wäre in früheren Jahrhunderten gar nicht denkbar gewesen.
In früheren Jahrhunderten war es ja nicht einmal für die, die gut gehen konnten, möglich, dass man als Volk wieder zurückkehrte.
In den vergangenen 2000 Jahren haben das immer wieder Juden versucht, heimzukehren ins Land der Väter. Da hat es mal eine Expedition gegeben von ein paar Hundert, aber viele sind unterwegs gestorben.
Das war früher gar nicht realisierbar, dass ein weltweit zerstreutes Volk so wieder heimkehren würde.
Das ist erst möglich geworden in unserer Zeit mit den modernen Reisemitteln.
Und gut, das wusste man ja im Judentum: In der Endzeit werden wir nach Hause fliegen wie Tauben, ja, so steht es in Jesaja, wie Tauben zu ihren Schlägen.
Und man konnte sich das einfach nicht vorstellen.
Darum konnte ja im Mittelalter ein falscher Messias auftreten im heutigen Nordirak unter den kurdischen Juden, und der hat gesagt: Ich kann fliegen.
Dann kann er ja das möglich machen, was die Propheten gesagt haben, wir werden dann am Schluss heimfliegen ins Land.
Und in hellen Mondnächten ist er dann von einem Baum zum anderen gesprungen.
Und die Leute haben gesagt: „Wow, der Messias kann fliegen!“ Und plötzlich ist er verschwunden, die ganze Erwägung ist zusammengebrochen, und man hat gemerkt, das war ein Betrug.
Aber wirklich die Zeit kam, wo Flugzeuge eine Riesenrolle gespielt haben in der Heimkehr der Juden ins Land.
Und das machte es möglich, dass auch Blinde heimkehren konnten vom Ende der Erde und Lahme und Schwangere.
Ja gut, da hat sogar die Fluggesellschaft ein Problem, ja?
Ja, aber Schwangere und Gebärende allzumal.
Und dann heißt es: In großer Versammlung kehren sie hierher zurück.
Ja, wirklich, über eine Million.
Jedes Wort ein Volltreffer.
Und dann möchte ich noch erwähnen Jesaja 43,5: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir. Vom Aufgang her werde ich deinen Samen bringen“, also von Osten her, „und vom Niedergang her werde ich dich sammeln“, also von Westen, genauso wie das in Sacharja steht.
Ab jetzt kommt noch hinzu: „Ich werde zum Norden sagen: Gib heraus!“ und zum Süden: „Halte nicht zurück, bringe meine Söhne von fern her und meine Töchter vom Ende der Erde!“
Also man merkt hier, der Norden ist ein bisschen schwierig. Da muss Gott sagen: Gib heraus!
Und tatsächlich: Die Sowjetunion musste sie hiergeben.
Es gab ja einen großen Exodus.
Plötzlich in den 1970er Jahren hat die Sowjetunion viele russische Juden gehen lassen, das war eine Überraschung.
Aber übrigens, zur gleichen Zeit durften auch ganz viele Russlandsdeutsche gehen.
Da sind viele Russlandsdeutsche damals schon gekommen, und der Rest kam dann nach dem Sturz der Sowjetunion 1991 und folgende.
Aber eben, weil Gott gesagt hat, zum Norden: Gib heraus! Und sie sollen auch von Süden herkommen.
Ja, Süden wäre auch Ägypten, ja, ja, ja.
Aber hier steht: Bringe meine Söhne von fern her und meine Töchter vom Ende der Erde!
Jetzt muss man mal auf dem Globus von Israel wirklich gerade runterstechen, Linie runterziehen, wo endet man? Südafrika!
Nicht wahr, gerade von Israel runter, kommt nach Südafrika, jawohl, und in unserer Zeit sind viele südafrikanische Juden heimgekehrt, wirklich vom Ende der Erde.
Aus allen Himmelsrichtungen hat Gott sie geholt, und zwar Westen.
Ja, man muss mal auf einer Weltkarte von Israel gerade rüberstechen, ja, da kommt man so auf das Mittelmeer, und dann dort bei Gibraltar vorbei, und dann ist man in den USA.
Ja, natürlich, von Amerika sind sie gekommen, aus dem Westen, zu Abertausenden.
Und natürlich sind sie auch vom Sonnenaufgang hergekommen, aber eben nicht nur aus Irak und aus Persien und aus Indien, sondern auch aus Thailand und von den Philippinen und so weiter und auch aus China.
Also grandios, wie sich das Wort erfüllt hat, und Gott...
Ich fasse das hier einfach zusammen mit Ost und West in Sacharja.
Bevor wir Pause machen, möchte ich noch ein gutes Ende finden.
Vers 8 erklärt dann: Ich werde sie herbeibringen, und dann werden sie wohnen inmitten von Jerusalem.
Und dann wird auch eine ganz neue Beziehung entstehen.
Gott sagt: Sie werden mir zum Volk sein, und ich werde ihnen zum Gott sein in Wahrheit und in Gerechtigkeit.
Also es wird mit Israel eine völlige Wiederherstellung geben.
Aber das ist damals nicht geschehen, als erst Babylon zurückkehrte.
Aber für die Zukunft ist es vorausgesagt, dass ganz Israel bekehrt sein wird, wenn der Messias kommt.
Wir werden später sehen in Sacharja 13,8 wird erklärt, wie das geht: In der großen Drangsal unmittelbar vor dem Kommen des Messias auf dem Ölberg werden zwei Drittel der Bevölkerung im Land umkommen.
Aber ein Drittel wird sich bekehren.
Nach den heutigen Zahlen wären das schon zwei Millionen, und die wird Gott anerkennen als sein Volk.
Darum steht in Römer 11,25: „Und dann wird ganz Israel gerettet werden.“
Weil dieser Drittel, der überlebt, wird dann das ganze Volk sein, aber alle bekehrt und wiedergeboren.
Und dann wird Gott eben sie annehmen als sein Volk, und er ihr Gott.
Genau wie das steht in Sacharja 13,8: Zwei Drittel werden umkommen, ein Drittel wird sich bekehren, und sie werden mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein.
Also der Vers wird erklärt durch den späteren Vers 13,8.
Und dann sagt Gott: Ja, das soll euch ermutigen, stärkt eure Hände, die ihr in diesen Tagen hört diese Worte.
Obwohl es auf spätere Zeiten hingeht, soll das Wort Gottes uns ermutigen für jetzt.
Es ist zum Beispiel auch wichtig, wenn man die Offenbarung liest und weiß, das kommt ja alles erst in der Zukunft.
Aber Gott sagt uns diese zukünftigen Dinge, um uns jetzt Mut zu machen für unseren Weg.
Und das war damals schon so.
Vers 10 erklärt dann: Israel hat in der früheren Zeit viel, viel Trauriges erlebt, Frustrierendes, kein Lohn für die Menschen, kein Lohn für das Vieh, kein Friede vor dem Bedränger, die Menschen gehen einer auf den anderen los.
Aber Gott sagt, es soll anders kommen in der Zukunft.
Und zwar wird Gott diesen Segen geben.
Vers 12: Ein wunderbarer landwirtschaftlicher Segen für das Reich des Messias, für das tausendjährige Reich.
Sondern die Saat des Friedens, der Weinstock, er wird seine Frucht geben, und das Land wird seinen Ertrag geben, und der Himmel wird seinen Tau geben.
Ja, ich werde erben lassen den Überrest dieses Volkes, alles dieses.
Früher, sagt Gott, ward ihr ein Fluch, und dann werdet ihr ein Segen sein, und zwar das zwölfstämmige Volk Israel.
Es heißt hier Haus Juda, das sind die zwei Stämme, und Haus Israel, das sind die zehn Stämme.
Und Vers 14 erklärt: Genauso wie Gott sein prophetisches Wort erfüllt hatte mit Gericht früher, wird er das gute Wort über sie ausüben.
Vers 15: Und dann schließt sich der Kreis mit den frühen Versen.
Gott hat gesagt, ihr müsst im öffentlichen und im privaten Leben auf das Wort Gottes hören.
Und jetzt wird genau das mit anderen Worten nochmals wiederholt.
Dies sind die Dinge, die ihr tun sollt: Redet Wahrheit an jedem mit seinem Nächsten.
Und übrigens, das wird zitiert in Epheser 4,25 und direkt bezogen auf die Gemeinde.
Und da lernen wir: Obwohl dieses Wort zu Israel gesprochen wird, hat das auch eine Bedeutung für die Gläubigen der Gemeinde jetzt.
So muss man das Wort Gottes richtig anwenden.
Es gibt Dinge, die kann man von Israel nicht auf die Gemeinde anwenden.
Wenn Gott sagt, wenn ihr treu seid, werdet ihr von Krankheit verschont werden, das Neue Testament gibt diese Beheizung nicht für die Gemeinde.
Aber dieser Befehl an Israel: Redet Wahrheit an jedem mit seinem Nächsten, das gilt auch für die Gemeinde.
Und darum müssen wir dieses Wort direkt auf uns anwenden und hat die volle Kraft auch für uns.
Und mit Wahrheit und mit einem Rechtsentscheid des Friedens richtet in euren Toren, im öffentlichen Leben, an jedem das Böse für seinen Nächsten.
Plant es nicht in euren Herzen.
Da kommt der böse Gedanke aus der sündigen Natur hervor, ein jeder das Böse für seinen Nächsten.
Der Satz ist nicht vollständig auf Hebräisch, und dann kommt: Plant es nicht in euren Herzen.
Sowas verurteilen, wenn es aufkommen will, und einen Schwur des Betrugs liebt nicht, denn all dies ist es, was ich hasse, Spruch des Ewigen.
Dann, nach der Pause, kommen wir zur vierten Antwort.
Vierte Antwort: Von Trauer zu Freude und die zukünftige Erweckung der Nationen
Jetzt kommen wir schneller voran, weil die schwierigen Dinge erklärt sind. Nun kann man ganz schnell aufbauen.
Wir kommen zur vierten Antwort. Die Technik ist jetzt auch so weit. Wir lesen in Kapitel 8, Verse 18-23:
„Und es geschah das Wort des Ewigen, des Herrn der Heerscharen, zu mir, indem er sprach: So spricht der Ewige, der Herr der Heerscharen: Das Fasten des Vierten, das Fasten des Fünften, das Fasten des Siebten und das Fasten des Zehnten Monats soll dem Haus Juda zum Frohlocken werden, zur Freude und zu Festzeiten des Guten. Doch die Wahrheit und den Frieden lieben sie.“
Wir sehen, diese vierte Antwort baut wieder auf dem auf, was schon vorher erklärt worden ist. Eine Antwort führt uns weiter zur vollständigen Beantwortung. Wir haben schon gesehen, dass Gott vorhat, für Israel eine wunderbare Zukunft zu bauen. Nun wird erklärt, dass eine Zeit kommen wird, in der all diese Trauertage verschwinden sollen.
Denn wenn der Messias, also der Herr Jesus, im tausendjährigen Friedensreich seine Herrschaft über die ganze Erde haben wird, dann wird das eine Zeit der Freude für die ganze Erde sein. All diese Trauerzeiten werden dann ihre Bedeutung verlieren.
Es wird nochmals hinzugefügt: „Doch die Wahrheit und den Frieden lieben sie.“ Damit wird betont, was eigentlich schon vorher klargemacht worden ist: Für Gott war dieses Fasten an sich gar nicht wichtig. Was ihm wichtig war, war, dass man auf Gottes Wort hört.
Es ist ja so, dass man diese Fastentage überhaupt erst einführen musste, weil man nicht auf Gottes Wort hörte. Das Gericht Gottes kam über Israel, und das führte dazu, dass solche Fastentage eingeführt wurden.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Diese Fastentage waren, wie schon gesagt, nie von Gott vorgeschrieben worden für Israel. Auch das Fasten des Neunten Av, das bis heute im Judentum besonders wichtig ist – das Trauern und Wehklagen um den Verlust des Tempels – hat Gott nicht angeordnet.
Man kann sagen, das war eine kulturelle Einrichtung des Volkes Israel. Aber nicht alles, was kulturell eingerichtet ist, ist falsch. Es gibt gute und schlechte Gewohnheiten. Die schlechten sollte man ablegen, die guten sind gut. Warum sollte man sie abschaffen, wenn sie gut sind?
Wichtig ist: Hier sagt Gott, diese Fastentage habt ihr eingerichtet, und sie waren nicht eigentlich für mich. Daraus kann man nicht ableiten, dass alles, was nach Ritual aussieht, unnötig sei. Nein, hier sagt Gott, dass diese Fastentage einmal aufhören werden, weil sie etwas waren, das er gar nicht eingerichtet hatte.
Aber das kann man nicht einfach auf andere Dinge übertragen. Wenn heute zum Beispiel gesagt wird, 1. Korinther 11 sei für die Gemeinde in der Anfangszeit eine gute Sache gewesen, weil es kulturell war, aber heute habe es keine Bedeutung mehr, dann ist das falsch.
Denn das, was Gott für die Gemeinde eingerichtet hat, kann man nicht mit der Begründung ablehnen, es sei nur kulturell. Gott hat hier die Fastentage abgetan, weil sie von Menschen eingerichtet wurden. Aber wenn Gott etwas eingesetzt hat, kann man es nicht so einfach wegwerfen. Das ist ein wichtiger Unterschied.
Wir lesen weiter in Vers 20:
„So spricht der Ewige, der Herr der Heerscharen: Noch wird es geschehen, dass Völker kommen werden und Bewohner vieler Städte, und die Bewohner der einen Stadt werden zur anderen gehen und sagen: ‚Lasst uns doch gehen, um das Angesicht des Ewigen anzuflehen und den Ewigen, den Herr der Heerscharen, zu suchen. Ich will auch gehen!‘ Und viele Völker und gewaltige Nationen werden kommen, um den Ewigen, den Herr der Heerscharen, in Jerusalem zu suchen und um das Angesicht des Ewigen anzuflehen.“
So spricht der Ewige, der Herr der Heerscharen:
„In jenen Tagen werden zehn Männer aus allen möglichen Sprachen der Nationen den Rockzipfel eines jüdischen Mannes ergreifen und sagen: ‚Wir möchten mit euch gehen, denn wir haben gehört, Gott ist mit euch.‘“
Hier wird eine Prophetie auf die Zukunft gerichtet. Es geht um die Tatsache, dass es nach der Entrückung der Gemeinde eine gewaltige Erweckung unter den Nationen geben wird.
Das lesen wir auch in Offenbarung 7, ab Vers 9. Johannes sieht eine unzählbare Schar aus allen Nationen, Völkern, Stämmen und Sprachen, die ihre Gewänder im Blut des Lammes gewaschen haben.
Von ihnen heißt es, sie gingen durch die große Drangsal hindurch – das sind die dreieinhalb letzten Jahre, bevor Jesus Christus als König und Richter der Welt wiederkommen wird.
Wie wird es zu dieser Erweckung kommen? Die Menschen, die das Evangelium vor der Entrückung gehört und abgelehnt haben, werden danach keine Möglichkeit zur Bekehrung mehr haben. Die Gnadenzeit für sie wird enden, so wie die Tür für die fünf törichten Jungfrauen im Gleichnis in Matthäus 25 zuging.
In 2. Thessalonicher 2, Verse 9 bis 12 heißt es:
„Deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns, damit sie alle der Lüge glauben, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, um gerettet zu werden.“
Diejenigen, die das Evangelium gehört und abgelehnt haben, werden durch den Irrwahn des Antichristen mitgerissen.
Aber all die Menschen, die das Evangelium bis dahin noch nicht gehört haben, werden noch eine Möglichkeit zur Bekehrung erhalten. So wird eine unzählbare Schar aus allen Nationen zum Glauben kommen.
In Offenbarung 7 gibt es zwei Gruppen. Ich habe bisher nur über Verse 9 bis 14 gesprochen, das ist der Überrest aus den Nationen – die unzählbare Schar aus allen Völkern, Stämmen und Sprachen.
In den Versen 1 bis 8 wird die Versiegelung der 144.000 aus Israel vorgestellt.
Nach der Entrückung der Gemeinde wird es also eine Erweckung in Israel und eine Erweckung unter den Nationen geben, die das Evangelium bisher nicht gehört haben. Diese werden sich bekehren.
Genau das wird hier vorgestellt: Diese unzählbare Schar wird aufbrechen und nach Jerusalem ziehen.
In Vers 21 heißt es: „Lasst uns doch gehen, um das Angesicht des Ewigen anzuflehen und den Ewigen, den Herr der Heerscharen, zu suchen.“
Man hört einen einzelnen sprechen: „Ich will auch gehen!“ Und viele Völker werden folgen.
Das entspricht genau Offenbarung 7, Vers 9, wo Johannes eine unzählbare Volksmenge sieht, mit Palmen in ihren Händen.
Schauen wir das kurz an:
„Nach diesem sah ich, und siehe, eine große Volksmenge, die niemand zählen konnte, aus jeder Nation, aus Stämmen, Völkern und Sprachen, stehend vor dem Thron und vor dem Lamm. Sie waren bekleidet mit weißen Gewändern und hatten Palmen in ihren Händen. Und sie riefen mit lauter Stimme: ‚Das Heil unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm!‘
Alle Engel standen um den Thron her, ebenso die Ältesten und die vier lebendigen Wesen. Sie fielen vor dem Thron auf ihre Angesichter und beteten Gott an und sprachen: ‚Amen!‘“
Vers 13:
„Und einer von den Ältesten fragte mich: ‚Wer sind diese, die mit weißen Gewändern bekleidet sind? Woher sind sie gekommen?‘ Ich antwortete ihm: ‚Mein Herr, du weißt es.‘ Er sprach zu mir: ‚Das sind die, die aus der großen Drangsal kommen. Sie haben ihre Gewänder gewaschen und weiß gemacht im Blut des Lammes. Darum stehen sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel.‘“
Frage: Sieht Johannes diese Volksmenge auf der Erde oder im Himmel? Es heißt, sie stehen vor dem Thron. Aber was bedeutet das? Vor dem Thron im Himmel oder auf der Erde?
Es ist auf der Erde.
Ein wichtiger Schlüssel beim Lesen der Offenbarung ist, darauf zu achten, wenn Personen um den Thron herum beschrieben werden, dann sind sie im Himmel.
Johannes kommt in Offenbarung 4 in den Himmel und sieht den Thron Gottes. Er sieht die vier lebendigen Wesen, die Cherubim, um den Thron, die 24 Ältesten um den Thron und viele Engel.
Wenn er Menschen auf der Erde beschreibt, die Gläubige sind, sagt er, sie stehen vor dem Thron. So wie der Prophet Elia, der sagte: „Der Herr, vor dessen Angesicht ich stehe.“ Sein Leben war bewusst in Gemeinschaft mit Gott, hier auf der Erde. Er sah sein Leben als Stehen in der Gegenwart Gottes.
So werden gläubige Menschen in der Offenbarung beschrieben: Sie stehen vor dem Thron.
Darum heißt es hier in Vers 9: „Aus jeder Nation, aus Stämmen, Völkern und Sprachen stehend vor dem Thron, bekleidet mit weißen Gewändern und Palmen in ihren Händen.“
Im Kontrast dazu heißt es von den Engeln und Ältesten: „Sie standen um den Thron her.“
Wenn nur „vor“ steht, ohne „um“, dann ist es auf der Erde. Wenn „um“ steht, dann ist es im Himmel.
Das ist ein hilfreicher Schlüssel zur Unterscheidung.
Johannes sieht, dass diese Menschen aus der großen Drangsal kommen. Sie sind im Tempel und dienen Gott Tag und Nacht in seinem Tempel – dem Tempel in Jerusalem.
In Sacharja wird beschrieben, wie sich die Menschen aus allen Nationen versammeln und sagen: „Ich will auch gehen.“
Es wird eine riesige Einwanderung geben. Sie werden nach Jerusalem zurückkehren, um dort den König zu begrüßen, ihn anzuflehen und den Ewigen, den Herr der Heerscharen, in Jerusalem zu suchen.
Juden werden dann sehr begehrt sein. Zehn Männer aus allen möglichen Sprachen werden einen Juden am Rockzipfel packen und sagen: „Wir haben gehört, dass Gott mit euch ist.“ Das ist dieser Überrest.
Sie möchten mit den Juden gehen.
Hier sehen wir, dass Juden eine Sonderstellung haben werden.
Nun wird auch wieder klar, wie wichtig es ist, in der Bibel die verschiedenen Zeiten klar zu unterscheiden.
Heute, in der Gemeinde Gottes seit Pfingsten, gilt Galater 3: Dort ist weder Jude noch Grieche, sondern alle sind eins in Christus.
In der heutigen Gemeinde gehören alle bekehrten Juden und alle bekehrten Nichtjuden dazu. Niemand hat Vorrang durch seine Abstammung.
Man hat in der Gemeinde keinen besonderen Platz, nur weil man jüdische Vorfahren hat.
Das ist so.
Aber eine schlechte Nachricht für diejenigen, die der Ersatztheologie anhängen und sagen, Israel habe alles verloren und das sei vorbei: Nein.
Gott hat in Römer 11,25 verheißen: Wenn die Vollzahl der Nationen eingegangen ist – das heißt, die Zahl, die Gott festgelegt hat, wird zum Glauben kommen und zur Gemeinde gehören –, dann wird ganz Israel gerettet werden.
Dann kommt diese Rettung, und es wird wieder einen Unterschied geben auf der Erde zwischen Israel, dem irdischen, auserwählten Volk, das Gott als sein Volk offiziell anerkennen wird, und den übrigen Nationen.
Darum sehen wir, dass es eine Zeit geben wird, in der man einen Juden ergreifen will. Zehn aus den Nationen.
Heute ist das genau das Gegenteil: Kein Volk wird weltweit so gehasst und geschmäht wie das jüdische Volk, das Volk Israel.
Aber das wird sich ändern.
Das führt uns nun zum zweiten Hauptteil.
Beginn des zweiten Hauptteils: Der verworfene Messias und die prophetische Last über die Nationen
Der verworfene Messias – Sein erstes Kommen, Kapitel 9 bis 11
Ich lese ab Vers 1:
Der Ausspruch des Wortes des Ewigen geht über das Land Chadrach, und Damaskus ist sein Ruheort. Der Ewige hat ein Auge auf die Menschen, auf alle Stämme Israels und auch auf Hamad, das daran angrenzt, sowie auf Tyrus und Zidon, weil sie sehr viel Weisheit haben.
Tyrus hat sich eine Feste gebaut und Silber angehäuft wie Staub, Gold wie Dreck der Straßen – einmal bis hierher. Das ist der Ausspruch des Wortes des Ewigen.
Das Wort „Ausspruch“ heißt im Hebräischen „Massa“. Nach dem Wörterbuch bedeutet es „Ausspruch“ oder auch „Last“. Es ist dasselbe Wort. Hier bezeichnet es einen Ausspruch Gottes, der gleichzeitig eine schwere Last für die Feinde Gottes ist. Er lastet als Gerichtswort auf ihnen. Darum muss man diese Doppelbedeutung im Auge behalten.
Es geht jetzt um das Land Chadrach. In der Fußnote meiner Übersetzung wird erklärt, dass Chadrach Hattarika entspricht. Das ist eine Stadt und das Land darum herum im Norden von Hamad, also in Syrien. Es handelt sich hier um eine Prophetie über Syrien.
Weiter geht diese Last hinunter auf Damaskus, die Hauptstadt von Syrien damals und heute. Dann wird erklärt, dass der Ewige sich für die ganze Welt interessiert, nämlich für die Menschen im Allgemeinen und dann auch für das Volk Israel.
Dieses Wort Gottes richtet sich auch auf Hamad, das daran angrenzt. Hamad kennt man heute durch die traurigen Jahre der jüngsten Vergangenheit besser als Hama. Hama heute, diese Stadt in Syrien, entspricht dem biblischen Hamad. Wir haben hier also drei Bereiche in Syrien, über die das Gerichtswort Gottes kommt.
In Vers 2 geht es von Syrien weiter hinunter in den Libanon. Dort werden Tyrus und Sidon erwähnt. Es wird gesagt, dass sie sehr viel Weisheit haben. Das ist ganz ironisch gemeint. Betont wird, was Tyrus aufgebaut hat: einen solchen Reichtum, dass Gold für sie wie Dreck wurde.
Wenn zu viel da ist, sinkt der Wert, nicht wahr? Tyrus hat so viel Gold und Silber angehäuft, dass es für sie, übertrieben ausgedrückt, wie Straßendreck geworden ist.
Was hier beschrieben wird, ist der Feldzug Alexanders, Alexander des Großen. Nach der Schlacht von Issos, einer ganz entscheidenden Schlacht in der Geschichte, konnte Alexander einen weiteren Feldzug machen. Er eroberte Syrien, den Libanon und kam dann auch nach Israel und zum Gazastreifen.
Darum werden hier jetzt Städte beschrieben: von Syrien oben Hattarika, Damaskus, Hama (Hamad), dann Tyrus und Sidon. In Vers 4 heißt es weiter:
„Siehe, der Herr wird es einnehmen und seine Macht im Meer schlagen, und es wird durch Feuer verzehrt werden. Siehe, Aschkalon wird es sehen und sich fürchten, auch Gaza wird sehr zittern, und Ekron. Denn getäuscht ist seine Hoffnung. Unvertilgt wird der König aus Gaza sein, und Aschkelon wird nicht mehr bewohnt sein.“
Diese Philisterstädte im Bereich des heutigen Gazastreifens und Umgebung bekamen Angst, als sie sahen, wie Alexander eine Stadt nach der anderen erfolgreich eroberte. Er kam auch nach Tyrus, dieser reichen Stadt, die er sensationell eroberte.
Tyrus war eine Stadt der Phönizier. Phönizier sind Kanaaniter im Libanon. Im ersten Jahrtausend vor Christus dominierten sie die Weltwirtschaft. Sie waren sehr gut im Schiffsbau. Die Schiffe der Phönizier waren fähig, im ganzen Mittelmeerraum herumzufahren, bis nach Spanien, nach Tarsis (im heutigen Spanien). Sie bauten in Carthago eine Kolonie auf. Dort nennt man diese Kanaaniter aus dem Libanon die Punier.
Punier sind im Prinzip genau dasselbe wie Kanaaniter aus dem Libanon. Sie beherrschten den Welthandel im Mittelmeer und darüber hinaus im gesamten Mittleren Osten. Sie handelten mit Purpur, Metall (Gold, Silber), aber auch Eisen und Bronze. So bauten sie einen großen Reichtum auf und waren stolz auf ihr Wissen in Wirtschaftskunde.
Doch dann, man lese Hesekiel 26, 27, 28: Das war zur Zeit der babylonischen Gefangenschaft, als Hesekiel über Tyrus sprechen musste. Die Tyrer hatten sich riesig gefreut, als die Botschaft kam, Jerusalem sei gefallen (586 v. Chr.). Für sie war das eine Sensation: „Endlich sind die weg!“
Warum? Jerusalem konnte die Handelsrouten kontrollieren, von Ägypten her und auch von der saudischen Halbinsel. Durch die strategische Position Jerusalems hatte die Stadt eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung. Als das wegfiel, wussten die Tyrer, dass sie noch mehr Finanzen bekommen würden.
Dann musste der Prophet Hesekiel ankündigen, dass die Babylonier gegen sie kommen würden. Tatsächlich kam Nebukadnezar gegen Tyrus und belagerte die Stadt dreizehn Jahre lang – eine schreckliche Zeit.
Die Tyrer hatten vorgelagert eine Insel vor ihrer Stadt. Diese Insel war für sie sensationell, denn unmittelbar vor der Küste von Tyrus im Süden Libanons ist das Wasser nicht sehr tief – schlecht für die Schifffahrt. Die Insel aber war so beschaffen, dass das Wasser dort gleich auf zweihundert Meter Tiefe abfiel, ideal für Schiffe.
Als Nebukadnezar die Stadt belagerte, brachten die Tyrer ihren ganzen Reichtum mit kleinen Schiffen auf die Insel. Nebukadnezar zerstörte die Stadt, doch die Tyrer konnten auf der Insel sagen: „Hallo, wir haben unseren Reichtum rübergeschafft.“
Nebukadnezar hatte also dreizehn Jahre Kriegsarbeit. Soldaten kosten Geld. Normalerweise werden Soldaten nach einer Eroberung ausgezahlt. Doch nach dreizehn Jahren konnte er das Heer nicht bezahlen.
Im Propheten Hesekiel wird erklärt, dass Gott Nebukadnezar für seine Arbeit durch Ägypten entlohnen wird. Nebukadnezar zog dann nach Ägypten und hatte dort mehr Erfolg.
Die Tyrer waren also auf der Insel. Doch Hesekiel 28 sagt, dass ganz Tyrus ins Meer geworfen werden wird. Das erfüllte sich damals nicht vollständig. Nebukadnezar zerstörte die Stadt, aber die Tyrer waren auf der Insel.
Man musste Geduld haben, denn in Hesekiel 27 wird erklärt, dass Gott Feinde wie die Wellen des Meeres in Phasen bringt. Das war nur die erste Phase der Prophetie. Weitere Phasen sollten folgen.
Tatsächlich kam Alexander. Er sagte sich: „Die Stadt auf der Insel holen wir uns auch.“ Er ließ einen Damm bauen, 800 Meter lang durchs Meer, sechzig Meter breit. Das Material? Alt-Tyrus konnte er verwenden – all die Ruinen.
Er baute den Damm und ging mit hohen Türmen, auf jeder Etage mit Kriegsmaterial und Soldaten, über den Damm hinüber. Die Türme waren höher als die Mauern von Neu-Tyrus auf der Insel. So besiegte er die Stadt.
Es ist unglaublich, was Alexander gemacht hat. Alles war vorausgesagt in der Prophetie. Das stürzte Tyrus in Armut und Bedeutungslosigkeit.
Wir müssen daran denken: Wir sind hier um 518 v. Chr., also lange vor der Schlacht von Issos 333 v. Chr.
„Siehe, der Herr wird es einnehmen und seine Macht im Meer schlagen, und es wird durch Feuer verzehrt werden.“
Dreißigtausend Männer, alte Männer, Frauen und Kinder gingen in die Sklaverei. Achttausend Tyrer kamen ums Leben, zweitausend wurden gekreuzigt – furchtbar.
Doch es erfüllte sich genau, dass diese Macht im Meer geschlagen werden sollte. Diese Nachricht kam natürlich auch ohne moderne Medien sofort nach Gaza.
Darum heißt es in Vers 5: „Siehe, Aschkalon wird es sehen und sich fürchten, auch Gaza wird sehr zittern.“
So zog Alexander weiter und konnte eine Ortschaft nach der anderen erobern.
Interessant ist, dass Jerusalem hier nicht erwähnt wird.
Tatsächlich kam es in Jerusalem ganz anders. Als Alexander nach Jerusalem kam, ging der damalige Hohepriester Jadua zu ihm hinaus mit dem Buch Daniel.
Josephus Flavius berichtet dies in „Jüdische Altertümer“, Buch 11, Kapitel 8, Abschnitt 5.
Dort wird beschrieben, dass Alexander sagte, er habe im Traum einen Mann mit Kopfschmuck und Edelstein auf der Brust gesehen.
Jadua zeigte ihm die Stelle im Buch Daniel, wo Alexander der Große vorausgesagt wurde. Das freute Alexander riesig.
Das ist eine schlechte Nachricht für liberale Theologen, die das Buch Daniel auf das zweite Jahrhundert vor Christus herunterdatieren wollten.
Wir haben die geschichtliche Überlieferung bei Josephus Flavius, der im vierten Jahrhundert schrieb. Dort zeigt Jadua Alexander das Buch Daniel.
Man sagt dann: „Oh, das ist einfach nicht historisch. Josephus Flavius hat irgendetwas geschrieben. Wenn es nicht passt, ist es falsch.“
Jerusalem wird hier also nicht unter den Städten verzeichnet, die unter das Gericht kommen.
In Vers 6 heißt es weiter:
„Und ein Bastard wird wohnen in Aschtot, und ich werde den Hochmut der Philister ausrotten, und ich werde seine Blutschuld aus seinem Mund hinwegtun und seine Gräuel zwischen seinen Zähnen. So wird auch er übrig bleiben für unseren Gott, und er wird sein wie ein Tausendschaftsführer in Juda und Ekron wie der Jebusiter.
Ich will mich lagern für mein Haus gegen ein Heer, gegen den Hin- und Herziehenden, und kein Bedränger wird mehr über sie herziehen.“
Das bezieht sich in Vers 8 auf Jerusalem, den Ort, wo Gott sein Haus hat.
In der Prophetie, wenn das Thema Philister zur Zeit Alexanders des Großen behandelt wird, wird jetzt der Sprung bis in die Endzeit gemacht.
Gott wird Jerusalem schützen, so dass es nie mehr von Feinden durchzogen wird.
Dann wird erklärt, dass die Philister, die damals Gottes Gericht erduldet haben, ihren Hochmut ausgerottet bekommen.
Mit den Philistern wird etwas geschehen. Auch dort wird es einen Überrest geben, der umkehren wird und im tausendjährigen Friedensreich eine besondere Stellung einnehmen wird.
Übrigens: Wenn da „Philister“ steht, was heißt das auf Arabisch? Philastini.
Was heißt auf Arabisch „Palästinenser“? Filastili.
Im Arabischen verwendet man dasselbe Wort für Philister und für Palästinenser.
Auch unser Wort „Palästinenser“ bedeutet eigentlich „Philister“ – einer aus dem Land der Philister, Philistea.
Schon im Altgriechischen sagt man anstatt Philistea „Palästina“.
Das sieht man in der alten griechischen Literatur. Sprachlich ist das also dasselbe: Palästinenser = Philister.
Hier heißt es von den Philistern: „Ich werde seine Blutschuld aus seinem Mund hinwegtun und seine Gräuel zwischen seinen Zähnen.“
Dieser bissige Philister war auf das Blut der Juden aus. Gott wird diese Blutschuld wegnehmen, die Gräuel von Terror und grässlichen Morden zwischen seinen Zähnen.
So wird auch er übrig bleiben für unseren Gott.
Ein Überrest wird zu dieser unzählbaren Schar der Nationen gehören.
Das ist eine wunderbare Botschaft für die Palästinenser.
Sie werden sogar eine besondere Stellung in Israel bekommen.
Er wird sein wie ein Tausendschaftsführer in Juda und Ekron.
Wieder Jebusiter.
Jebusiter waren die kanaanitischen Ureinwohner Jerusalems.
Dazu müssen wir Ezekiel 47 lesen, wo die Landteilung im tausendjährigen Friedensreich beschrieben wird.
Dort werden die Grenzen Israels im tausendjährigen Friedensreich genannt.
In Kapitel 47, Vers 21 steht:
„Und dieses Land sollt ihr unter euch verteilen nach den Stämmen Israels.
Und es soll geschehen, euch und den Fremdlingen, die in eurer Mitte wohnen und dort Kinder gezeugt haben, sollt ihr es als Erbteil verlosen.
Euch seien sie wie Eingeborene unter den Kindern Israels.
Mit euch sollen sie um ein Erbteil losen inmitten der Stämme Israels.
Und es soll geschehen, in dem Stamm, bei dem der Fremdling wohnt, sollt ihr ihm sein Erbteil geben, spricht der Herr, der Ewige.“
Hier wird von Nichtisraeliten gesprochen, genannt Fremdlinge, die in der Mitte Israels wohnen.
Es wird spezifiziert, welche Kinder in eurer Mitte gezeugt wurden, also solche, die schon mindestens zwei Generationen im Land vertreten sind.
Diese werden einen besonderen Platz in Israel bekommen.
Das ist eine Zusage für Palästinenser.
Doch ich muss die ganze Wahrheit sagen.
Schlagen wir noch Hesekiel 25 auf.
Ich war im Libanon mit einer Gruppe Brüder zusammen am Tisch und habe über die Bibel gesprochen.
Dann habe ich diesen libanesischen Brüdern diese Stelle vorgelesen, im Blick auf den Gazastreifen.
Ich sehe das nach Jahren noch vor mir – dieses Gesicht und wie sie sich anschauten.
In Hesekiel 25, Vers 15 steht:
„So spricht der Herr, der Ewige: Weil die Philister mit Rachsucht gehandelt und Rache geübt haben mit Verachtung des Lebens (Nefesh, Seele und Leben),
darum zur Zerstörung in ewiger Feindschaft!
Darum spricht der Herr, der Ewige:
Siehe, ich werde meine Hand gegen die Philister ausstrecken, und ich werde die Keretiter ausrotten und den Überrest an der Küste des Meeres vertilgen.
Ich werde durch Züchtigungen des Grimmes große Rache an ihnen üben, und sie werden wissen, dass ich der Herr bin, wenn ich meine Rache über sie bringe.“
Es gibt eine Verwüstung des Gazastreifens, und das wird hier genannt: „der Überrest an der Küste des Meeres.“
In der Parallelstelle in Zephanja 1 und folgende wird über den Landstrich am Meer gesprochen, den Gott verwüsten wird.
Auch hier wird das Gericht kommen wegen des Judenhasses.
Man sieht das Programm der Hamas: Rachsucht handeln, Rache üben, mit Verachtung des Lebens zur Zerstörung in ewiger Feindschaft.
Ein schreckliches Gericht wird kommen.
Aber aus diesem Volk wird Gott einen Überrest herausretten, der umkehren wird.
Es ist sehr wichtig, für Israel und das jüdische Volk zu beten.
Aber es ist auch wichtig, für die Palästinenser und überhaupt für alle Menschen zu beten, wie es in 1. Timotheus 2 heißt – also auch im Allgemeinen für die Araber.
Ich hatte einen bekannten Bruder namens Nofel, einen Mann in Galiläa, der dort eine Brüdergemeinde in Qaryassiv aufgebaut hat.
Ich kannte ihn als alten Mann. Er ging regelmäßig in den Gazastreifen, per Taxi, in die Häuser, und verkündigte dort das Evangelium.
Er hatte ein echtes Anliegen für die Menschen, für die Palästinenser im Allgemeinen, besonders für die im Gazastreifen.
Gott möchte das Heil für alle und bietet es allen Menschen an.
Das ist ein wunderbarer Text: Der Überrest, der nichts mehr zu tun haben wird mit dem Hass und den Gräueln zwischen den Zähnen, wird für unseren Gott übrig bleiben.
Gott wird diesen Arabern sogar einen besonderen Platz inmitten Israels im tausendjährigen Friedensreich geben.
Nun kommt Vers 9:
„Denn nun habe ich mit meinen Augen hingesehen.
Frau Locke, siehe, Tochter Zion, jauchze, Tochter Jerusalem!
Siehe, dein König kommt zu dir.
Gerecht und mit Rettung begabt ist er.
Demütig ist er und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen, einem Jungen der Eselinnen.“
Wir haben die Zeit Alexanders des Großen gesehen, seine Feldzüge, die auch im Buch Daniel mit vielen Details beschrieben werden.
Dann haben wir den Sprung in die Endzeit gesehen.
Gott sagt, dass auch die Menschen aus dem Gebiet von Gaza eine Zukunft haben.
Es wird einen Überrest geben, der zur Ehre Gottes bleiben wird.
In Vers 8 haben wir gesehen, dass Gott den Ort seines Hauses, also Jerusalem, schützen wird.
Jetzt spricht er zu dieser Stadt: Sie soll sich freuen, denn der Messias kommt auf einem Esel!
Wir wissen, dass der Herr Jesus am Palmsonntag auf einem Esel in Jerusalem einzog.
Dort erfüllte sich diese Prophetie.
Die Menschen jubelten und begrüßten ihn als Messiaskönig.
Doch der Herr Jesus wusste, dass das alles oberflächlich war.
Darum weinte er an diesem Tag, als er einzog, über Jerusalem.
Wenn man an diesen Tag denkt, an den Ruf: „Frau Locke, siehe, Tochter Zion, Tochter Jerusalem“, dann weint Jesus, weil er weiß, dass fünf Tage später die Menge vor Pilatus rufen wird: „Kreuzige ihn!“
Die Freude, zu der hier aufgerufen wird, sollte eine echte Freude über den König sein.
Dann folgt das Wort „Siehe“, das besonders die Aufmerksamkeit wecken soll.
Wir sollten die Bibel aufmerksam lesen.
Wenn im Bibeltext „Siehe“ steht, müssen wir besonders genau hinschauen.
„Dein König kommt zu dir.“
An diesem Tag ist der Mann, der nach seiner Geburt in Bethlehem in eine Krippe gelegt wurde, so unköniglich auf einem Esel reitend als König eingezogen.
Er wird vorgestellt als gerecht, mit Rettung begabt und demütig.
Fünf Tage später sollte er das Heil der Welt zustande bringen.
Im Talmud, im Traktat Sanhedrin, wird diskutiert, dass es einen Widerspruch gibt.
In Sacharja steht, er kommt auf einem Esel.
In Daniel steht, er kommt auf den Wolken des Himmels.
Dann wird versucht, eine Erklärung zu geben: Wenn wir unwürdig sind, kommt er auf einem Esel; wenn wir würdig sind, auf den Wolken des Himmels.
Diese Erklärung ist falsch, aber nicht schlecht.
Es sind keine zwei Möglichkeiten, sondern beim ersten Kommen sollte der Messias auf einem Esel kommen, beim zweiten Kommen auf den Wolken des Himmels.
Als er auf dem Esel kam, war die Masse unwürdig.
Wenn er auf den Wolken des Himmels kommen wird, wird dieser Überrest, der ganz Israel ausmacht, ihn begrüßen mit „Willkommen, der da kommt im Namen des Herrn.“
Sie werden auf ihn blicken, den sie durchbohrt haben.
Wenn jemand fragt: „Was sind das für Wunden zwischen deinen Händen?“, wird er sagen: „Das sind die Wunden, die mir geschlagen wurden im Haus derer, die mich lieben.“
Dann werden sie ihn lieben.
Ich habe hier schon vorausgegriffen, Sacharja 12 und 13 gehören dazu. Ich kann es nicht unterlassen. Es gehört alles zusammen.
Noch etwas: Hier wird von einem Esel und einem Füllen gesprochen.
Tatsächlich haben die Jünger in Matthäus 21 ein Füllen losgebunden und auch die Mutter mitgenommen.
Der Herr benutzte beide.
Er saß auf dem Füllen, aber benutzte beide.
Wie das geht? Es funktioniert wirklich.
Ich habe im Frühjahr ein schönes Bild gesehen: Beim Ölberg ritt ein Araber auf einem Esel, aber nur seitlich, mit beiden Füßen auf einer Seite. Ziemlich cool, so konnte er runterreiten.
Man kann auf der Mutter reiten und die Füße auf dem Füllen haben.
Jesus hat das wörtlich erfüllt. Die Eselin und der Füllen wurden beide benutzt bei seinem Einritt.
Er kam nicht auf einem Kriegsross. Das wird beim zweiten Mal sein, offenbar.
In Offenbarung 19, Vers 11 wird beschrieben, dass er auf einem weißen Pferd kommen wird.
Aber jetzt kam er als Retter, darum auf einem Esel.
In Vers 10 heißt es:
„Und ich werde die Wagen ausrotten aus Ephraim und die Pferde aus Jerusalem.
Es wird ausgerottet werden der Kriegsbogen.
Er wird Frieden reden den Nationen.
Er wird herrschen von Meer zu Meer und vom Strom bis zu den Enden der Erde.“
Ephraim sind die zehn Stämme, Jerusalem die Hauptstadt der zwei Stämme.
Gott wird Israel so zur Ruhe bringen, dass sie keine Armee mehr brauchen.
Darum wird auch der Kriegsbogen ausgerottet.
Man braucht keine Maschinerie mehr für Pfeile.
Übrigens heißt ein Raketenprogramm in Israel „Chetz“, und „Chetz“ heißt Pfeil.
Der Zusammenhang zwischen Pfeilbogen und Pfeil ist sehr nahe bei der Rakete und ihrer Abschussrampe.
Das ist dasselbe Grundprinzip.
So wird der Kriegsbogen ausgerottet.
Der Herr Jesus wird Frieden reden zu allen Nationen, die übrig bleiben.
Er wird über die ganze Erde herrschen, von Meer zu Meer – Mittelmeer, Atlantik, Pazifik.
Die ganze Welt wird er regieren, vom Strom (Euphrat) bis zu den Enden der Erde, das sind von Israel aus gesehen die am weitesten entfernten Teile des Festlandes.
In Vers 11 heißt es:
„Auch du, um des Blutes deines Bundes willen, entlasse ich deine Gefangenen aus der Grube, in der kein Wasser ist.
Kehre zur Festung zurück, ihr Gefangenen der Hoffnung!
Auch verkündige ich euch heute: Das Doppelte werde ich dir vergelten.“
Es ist fünf Uhr gewesen, jetzt verschiebe ich das auf das nächste Mal.
Diese Verheißung gibt Gott dem gläubigen Überrest, der in der Zeit der Drangsal nach Jordanien fliehen wird.
Sie werden dann zurückkehren nach Jerusalem.
Sie werden aufgerufen: „Kehret zur Festung zurück, ihr Gefangenen der Hoffnung!“
Sie werden zurückkehren.
Dann werden sie in die Endkämpfe eingreifen, wenn Jesus auf dem Ölberg und in Harmagedon kommt.
Sie werden so erfolgreich sein.
Das ist nur ein Teaser für das nächste Mal.
Dann schauen wir uns das genauer an.
In Vers 14 heißt es:
„Und der Ewige wird über ihnen erscheinen, und sein Pfeil wird ausfahren wie der Blitz.
Der Herr, der Ewige, wird das Schofahorn blasen und wird einhergehen in den Stürmen des Südens, des Negevs.“
Jesus wird auf den Wolken des Himmels kommen.
Sie werden als Bodentruppe in die letzten Ereignisse der großen Drangsal eingreifen.
Der Herr wird quasi wie die Luftwaffe über ihnen sein und sie stützen.
In Vers 15 heißt es weiter:
„Der ewige Herrscher wird einen Schutz über sie halten.“
Wie die Luftwaffe, die für Bodentruppen ganz entscheidend ist, damit sie Schutz von oben bekommen.
Dann heißt es weiter:
„Sie werden verzehren und zertreten die Schleudersteine.“
Wie hat man das früher gemacht? Schleudersteine auffangen?
Das ist nicht so bekannt.
Wenn man Schleudersteine abschießt, werden sie nicht aufgefangen, sondern man muss sie einfach in Schutz bringen.
Heute ist es so, dass Geschosse abgefangen werden, zum Beispiel mit dem Iron Dome System.
Hier heißt es wörtlich im Hebräischen, sie werden verzehren, also essen.
Das Wort für Essen, Verzehren, Fressen.
Sie werden verzehren und zertreten die Schleudersteine.
Das ist wirklich sehr aktuell.
Das schauen wir uns noch genauer an, ab Vers 11, beim nächsten Mal.