Korrekturhinweis und Übergang zu Kapitel 10
Ja, wir kommen jetzt zu Kapitel zehn. Allerdings möchte ich noch eine Korrektur anbringen, da sich in Kapitel neun im Skript ein Schreibfehler eingeschlichen hatte. Dort ging es um die Gibeoniter, Holzhauer und Wasserschöpfer für den Altar.
Ich hatte die Stellen in Kapitel neun angegeben, und es sollte richtig heißen: 2. Samuel 21 sowie 1. Chronik, daneben ebenfalls 2. Samuel 21.
Nun lese ich weiter in Kapitel zehn. Josua ist also mit dem Volk Israel zurückgekehrt nach Gilgal, Vers 15.
Die Verfolgung der fünf Könige und die Bedeutung der Steine
Und jetzt geht es weiter in Vers 16:
Jene fünf Könige aber flohen und versteckten sich in der Höhle bei Makeda. Es wurde Joshua berichtet und gesagt: Die fünf Könige sind gefunden worden, versteckt in der Höhle bei Makeda.
Daraufhin sprach Joshua: Wälzt große Steine an den Eingang der Höhle und stellt Männer davor, um sie zu bewachen.
Ihr aber steht nicht still! Jagt euren Feinden nach und schlagt ihre Nachzügler. Lasst sie nicht in ihre Städte kommen, denn der Herr, euer Gott, hat sie in eure Hand gegeben.
Wir haben gesehen, dass das Buch Joshua ein Buch der Steine ist. Wir hatten die Steine vom Himmel in Vers 11 und jetzt diese großen Steine vor den Höhlen, in denen sich diese fünf Könige versteckt haben.
Weiter in Vers 20:
Und es geschah, als Joshua und die Kinder Israel geendet hatten, eine sehr große Niederlage unter ihnen anzurichten, bis sie aufgerieben waren. Die Entronnenen von ihnen entkamen aber und kamen in die festen Städte.
Da kehrte das ganze Volk in Frieden zu Joshua zurück, in das Lager nach Makeda. Niemand spitzte seine Zunge gegen die Kinder Israel.
Und Joshua sprach: Öffnet den Eingang der Höhle und bringt diese fünf Könige aus der Höhle zu mir heraus.
Sie taten so und brachten diese fünf Könige aus der Höhle zu ihm heraus: den König von Jerusalem, den König von Hebron, den König von Jamut, den König von Lachis und den König von Eglon.
Joshuas Befehl und die Hinrichtung der Könige
Und es geschah, als sie diese Könige zu Josua herausgebracht hatten, dass Josua alle Männer Israels rief. Er sprach zu den Anführern der Kriegsleute, die mit ihm gezogen waren: „Tretet herzu, setzt eure Füße auf die Hälse dieser Könige!“
Sie traten herzu und setzten ihre Füße auf ihre Hälse. Josua sprach zu ihnen: „Fürchtet euch nicht und erschreckt nicht! Seid stark und mutig, denn so wird der Herr allen euren Feinden tun, gegen die ihr kämpft.“
Danach erschlug Josua sie, tötete sie und hängte sie an fünf Bäume. Sie hingen an den Bäumen bis zum Abend.
Zur Zeit des Sonnenuntergangs gab Josua den Befehl, sie von den Bäumen herunterzunehmen und in die Höhle zu werfen, wo sie sich versteckt hatten. Man legte große Steine an den Eingang der Höhle, die bis zu diesem Tag dort sind.
So werden auch sie nach ihrem Tod an ein Holz gehängt, aber noch vor Sonnenuntergang abgenommen, in Übereinstimmung mit dem Gebot aus 5. Mose 21. Dort steht, dass ein Fluch Gottes nicht über Nacht an einem Holz hängen soll, um das Land nicht zu verunreinigen.
Dann legte man wieder diese großen Steine vor den Eingang der Höhle.
Die Eroberung von Makeda und die sprachliche Erläuterung zum Schwertgebrauch
Und Josua nahm an jedem Tag Makkedah ein und schlug es mit der Schärfe des Schwertes. Den König, die Stadt und alle Seelen, die darin waren, verbannte er. Er ließ keinen Entronnenen übrig. Ebenso handelte er mit dem König von Makkedah, wie er es mit dem König von Jericho getan hatte.
Eine sprachliche Erläuterung: Erstaunt es nicht, dass es heißt, er schlug es mit der Schärfe des Schwertes? Mit einem Schwert sticht man doch, aber es heißt immer wieder, sie schlugen mit der Schärfe des Schwertes. Das ist so zu verstehen: Im Nahen Osten kannte man das gerade Schwert erst ab etwa 1200 v. Chr. Also gegen Ende der Richterzeit oder während der Richterzeit war das dann anders.
Davor war das gerade Schwert unbekannt. Man benutzte ein gekrümmtes Schwert und schlug damit, anstatt zu stechen. Zum Beispiel schlug man damit auf Rüstungen aus Riemen oder Leder ein. Deshalb heißt es sprachlich immer wieder, dass mit der Schärfe des Schwertes geschlagen wird.
Die Wende kam mit der großen Einwanderung der Philister aus der Ägäis, aus dem Mittelmeerraum. Sie waren ursprünglich von dort gekommen und wanderten dann in den Gazastreifen ein. Es gab schon Philister zur Zeit Abrahams, aber die große Einwanderungswelle fand in der Zeit der Richter, etwa um 1200 v. Chr., statt.
Durch sie wurde das gerade Schwert, das schon lange in Europa bekannt war, im Nahen Osten eingeführt. In der Bibel spielt dieser Wechsel zwischen dem geraden und dem krummen Schwert eine wichtige Rolle im Buch der Richter.
Dort wird berichtet – wir versetzen uns deutlich in die Zeit nach Josua – in Richter 3,12:
„Und die Kinder Israel taten wiederum, was böse war in den Augen des Herrn. Und der Herr stärkte Eglon, den König von Moab, wider Israel, weil sie taten, was böse war in den Augen des Herrn. Er versammelte zu sich die Kinder Ammon und Amalek, zog hin und schlug Israel. Sie nahmen die Palmenstadt in Besitz, und die Kinder Israel dienten Eglon, dem König von Moab, achtzehn Jahre.“
Die Bedeutung des Abfalls Israels und die Geschichte Ehuds
Im Buch der Richter sehen wir, dass Israel begann, den wahren Gott zu verlassen. Daraufhin gab Gott sie in die Hände ihrer Feinde und erlaubte, dass umliegende Völker Israel besiegen und unterdrücken konnten. Gott ist gerecht.
Er hatte durch Israel die Kanaaniter unter Josua bestraft. Doch als Israel sich von Gott abwandte, wurden sie wiederum durch diese umliegenden Völker bestraft. Im Buch der Richter wird insgesamt sieben Mal beschrieben, wie Israel abgefallen ist und daraufhin traurige Konsequenzen erleiden musste.
Hier handelt es sich um die zweite Geschichte eines Abfalls. Die Not führte Israel dazu, den wahren Gott wieder zu suchen und zu ihm zu schreien. So lesen wir in Vers 14: „Und die Kinder Israel schrien zu dem Herrn“, nachdem die Ammoniter und Amalekiter ihnen die Palmenstadt weggenommen hatten.
Man muss sich vorstellen, dass die Palmenstadt Jericho das Symbol des Sieges Israels war. Sie fiel in die Hände ihrer Feinde, und Israel wurde achtzehn Jahre lang unterdrückt. Diese Situation bewog sie zur Umkehr. Das war Gottes Ziel: dass sie umkehren.
Weiter heißt es: „Und der Herr weckte ihnen einen Retter, Ehud, den Sohn Geras, einen Benjaminiter, einen Mann, der links war.“ Die Kinder Israel sandten durch ihn ein Geschenk an Eglon, den König von Moab.
Ehud fertigte sich ein Schwert mit zwei Schneiden an, das eine Elle lang war. Dieses gürtete er unter seinem Rock an seiner rechten Hüfte. Von dort aus setzte die Geschichte ihren Lauf fort.
Ehuds Überraschungstaktik und die militärische Neuerung
Dieser Eglon vollbringt militärgeschichtlich etwas Unglaubliches. Er besitzt ein gerades Schwert, das im Nahen Osten damals unbekannt war. Dieses Schwert versteckt er unter seinem Kleid.
Hinzu kommt, dass er Linkshänder war. Als er zum König von Moab geht und sagt: „Ich habe ein Wort Gottes an dich“, muss man sich vorstellen, wie seine linke Hand unauffällig über das Schwert streicht. Das wirkt nicht verdächtig, denn normalerweise wäre es verdächtig, wenn die rechte Hand über das Schwert geht, um es zu ziehen. Da Eglon Linkshänder ist, wirkt seine Bewegung ganz unverdächtig.
Das krumme Schwert, das im Nahen Osten bekannt war, konnte man nicht so gut unter der Kleidung verstecken. Das gerade Schwert hingegen war dafür besser geeignet. Das war das Besondere. Eglon greift nach dem Schwert, und die weitere Geschichte beschreibt, wie er den Feind mit diesem Schwert in den Unterleib sticht.
Das ist etwas völlig anderes: Das Schwert wurde normalerweise zum Schlagen benutzt, hier jedoch zum Stechen. Das war eine totale Überraschung, denn damals war diese Art von Waffe im Nahen Osten nicht üblich.
Man muss erklären, dass die Philister um 1200 v. Chr. in das Gebiet von Israel kamen und dieses gerade Schwert mitbrachten. Es verschaffte ihnen eine enorme militärische Überlegenheit. Deshalb wurden die Philister ab dieser Zeit zum großen Problem für die Israeliten. Wenn man an Simson denkt, sieht man, welche Rolle die Philister spielten. Auch später unter Saul und David waren die Philister das Problem.
Man kann sagen, dass die Philister in militärischer Hinsicht mit der Einführung des geraden Schwertes überlegen waren. Noch bevor das gerade Schwert allgemein eingeführt wurde, kannte Ehud diese Neuerung bereits. Das gerade Schwert spielt in seiner Geschichte eine ganz besondere Rolle. Gerade durch dieses Schwert errang er den Sieg.
Diese Ausführung soll erläutern, warum es heißt, dass sie „mit der Schärfe des Schwertes geschlagen haben“. Das ist auch ein Hinweis auf die Exaktheit des biblischen Textes. Die Bibel spricht zur richtigen Zeit davon, dass man mit dem Schwert geschlagen hat. Und zur richtigen Zeit kommt die Veränderung mit dem geraden Schwert hinzu.
Das sind Feinheiten, die die moderne Archäologie entdeckt hat. Sie zeigen, dass die Bibel sehr akkurat, genau und präzise in all ihren Beschreibungen ist.
Weitere Eroberungen unter Josua und der Sieg durch Gott
Ich lese Vers 20:
Und Josua und ganz Israel mit ihm zogen von Makeda nach Libna und kämpften gegen Libna. Der Herr gab auch diese Stadt in die Hand Israels samt ihrem König. Sie schlugen die Stadt mit der Schärfe des Schwertes und töteten alle Seelen, die darin waren. Er ließ keinen Entronnenen übrig und tat dem König so, wie er es mit dem König von Jericho getan hatte.
Josua und ganz Israel mit ihm zogen von Libna nach Lachis. Dort belagerten und bekämpften sie die Stadt. Der Herr gab Lachis in die Hand Israels. Auch hier betone ich: Nicht sie haben das geschafft, sondern der Herr gab es in ihre Hand. Sie nahmen Lachis am zweiten Tag ein und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes. Wieder wurden alle Seelen, die darin waren, getötet, ganz wie bei Libna.
Damals zog Horam, der König von Gezer, herauf, um Lachis zu helfen. Aber Josua schlug ihn und sein Volk, bis kein Entronnener übrigblieb.
Josua und ganz Israel mit ihm zogen von Lachis nach Eglon. Sie belagerten und bekämpften es. Sie nahmen es an jenem Tag ein und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes. Alle Seelen, die darin waren, wurden an jenem Tag vernichtet, so wie sie es bei Lachis getan hatten.
Josua und ganz Israel mit ihm zogen von Eglon nach Hebron hinauf. Sie kämpften gegen Hebron, nahmen es ein und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes, samt seinem König und allen seinen Städten – das sind die Tochterstädte – und allen Seelen, die darin waren. Er ließ keinen Entronnenen übrig, ganz wie bei Eglon. Er vernichtete die Stadt und alle Seelen, die darin waren.
Josua und ganz Israel mit ihm wandten sich nach Debir und kämpften gegen die Stadt. Sie nahmen sie ein samt ihrem König und allen seinen Städten. Sie schlugen sie mit der Schärfe des Schwertes und vernichteten alle Seelen, die darin waren. Er ließ keinen Entronnenen übrig. So wie er es bei Hebron getan hatte und bei Libna mit ihrem König, so tat er es auch bei Debir und seinem König.
Josua schlug das ganze Land – das Gebirge, damit ist das Zentralgebirge von Israel gemeint, und der Süden, hebräisch Negev. Die Wüste im Süden Israels heißt Negev-Wüste, was „Süden“ bedeutet. Es ist jedoch nicht einfach ein allgemeiner Begriff für „Süden“. Man kann zum Beispiel nicht sagen „Negev Amerika“ für Südamerika. Dafür verwendet man das Wort „Drom“. „Drom Amerika“ heißt Südamerika. Negev bezeichnet speziell die südliche Gegend Israels, und genau das ist hier gemeint.
Die Niederung, das heißt auf Hebräisch Scheffela, ist das Tiefland westlich der jüdischen Berge. Josua schlug auch die Abhänge und alle ihre Könige. Er ließ keinen Entronnenen übrig und vernichtete alle Lebewesen, so wie der Herr, der Gott Israels, geboten hatte.
Josua schlug sie von Kadesch-Barnea in der Negev-Wüste bis Gaza. Dabei umfasste er das ganze Land Goschen – nicht zu verwechseln mit Goschen in Ägypten, das fruchtbare Land im Nildelta, wo Israel gewohnt hatte. Dieses Goschen liegt im Land Kanaan, von Goschen bis Gibeon.
Alle diese Könige und ihr Land nahm Josua auf einmal ein, denn der Herr, der Gott Israels, kämpfte für Israel. Das ist ein ganz zentraler Satz: Es war das Gericht Gottes und nicht das Gericht Israels.
Josua und ganz Israel mit ihm kehrten in das Lager nach Gilgal zurück.
Die geistliche Bedeutung von Gilgal und Ausblick auf Kapitel 11
In Kapitel 10, Vers 9, geht es um die Eroberung Südkanaans. Nun folgt mit Kapitel 11 eine wichtige Wende: Es handelt sich um die Eroberung von Nordkanaan. Dabei wird erneut betont, dass sie nach Gilgal zurückkehren. Gilgal ist der Ort des Sieges.
Das müssen wir uns immer wieder vor Augen halten: Wenn wir in unserem Glaubensleben Sieg haben wollen, müssen wir gewissermaßen immer wieder zurückgehen nach Gilgal. Dort wurde die Schande Ägyptens abgewälzt. Dieses Zurückkehren hilft uns auch dabei, eine richtige geistliche Haltung gegenüber anderen Menschen zu bewahren.
In 2. Petrus 1 wird über geistliches Wachstum gesprochen. Dabei werden auch Hindernisse genannt, die das geistliche Wachstum verhindern können. Ich möchte besonders auf einen Punkt hinweisen. Ab Vers 3, Kapitel 1, beschreibt Petrus in seinem zweiten Brief, was alles nötig ist, um geistlich wachsen zu können: Erkenntnis, Enthaltsamkeit, Gottesfurcht und mehr. Er zählt all diese Dinge auf und sagt schließlich in Vers 9: „Denn bei welchem diese Dinge nicht sind, der ist blind, kurzsichtig und hat die Reinigung seiner vorigen Sünden vergessen.“
Wenn wir als Gläubige uns nicht mehr bewusst sind, was der Herr uns alles vergeben hat, entwickeln wir uns in eine falsche Richtung. Dann werden wir auch anderen Menschen gegenüber gnadenlos. Wenn man jedoch immer bewusst ist, was der Herr einem vergeben hat, ist man viel eher bereit, anderen zu vergeben und ihnen Vergebung zu wünschen.
Es ist also verheerend, wenn man die Reinigung seiner früheren Sünden vergisst. Dieses Zurückkehren nach Gilgal wird uns hier als Bild vorgestellt. Es bedeutet, immer wieder an den Ort zurückzukehren, an dem man sich bewusst macht: Was hat der Herr mit meiner Vergangenheit getan? Er hat die ganze Schande Ägyptens abgewälzt. Das gibt einem die richtige geistliche Haltung, um voranzugehen.
Die Eroberung Nordkanans und die Rolle von Hazor
In diesem Kapitel werden die überwältigenden Siege im Nordkanan vorgestellt. Auch hier gibt es wieder einen Zusammenschluss vieler Königreiche, die gegen Israel vorgehen wollen. Der bedeutendste Herrscher in Kanaan, besonders im Norden, war Jabin von Hazor. In Vers 10 wird ausdrücklich erwähnt, dass Hazor die Hauptstadt all dieser Königreiche im Norden war.
Noch einmal zur Organisation Kanaans: Es gab dort jeweils einen König pro Stadt, und um diese Städte herum lagen Tochterstädte, die zu einem Königreich gehörten. Das Oberhaupt all dieser Stadtkönigreiche mit ihren Tochterstädten war Hazor. Diese Stadt mit ihren Tochterstädten bildete also das Oberkönigreich der Königreiche in Nordkanaan.
Kapitel 11, Vers 1: Und es geschah, als Jabin, der König von Hazor, davon hörte, dass er zu Jobab, dem König von Madon, sandte, sowie zum König von Akschaf und zu den Königen, die nördlich im Gebirge waren, und in der Ebene südlich von Kinneroth, in der Niederung und im Hügelgebiet von Dor im Westen, zu den Kanaanitern im Osten und im Westen, zu den Amoritern, zu den Hethitern, den Perisittern und den Jebusitern im Gebirge, und zu den Hewittern am Fuß des Hermon im Land Mitzpa.
In der Einführung habe ich bereits einiges zur Geografie erklärt. Der hohe Berg Hermon, der bis auf 2.214 Meter ansteigt, liegt ganz im Norden Israels. Die Hewitter am Fuß des Hermon im Land Mitzpa werden hier ebenfalls erwähnt.
Diese Könige zogen aus, sie und alle ihre Lager mit ihnen. Es war ein großes Volk, so zahlreich wie der Sand am Ufer des Meeres, mit vielen Pferden und Wagen. Alle diese Könige versammelten sich und lagerten gemeinsam am Wasser Merom, um gegen Israel zu kämpfen.
Das Wasser Merom existiert heute nicht mehr. Es war ein Gewässer nördlich vom See Genezareth, im heutigen Hulatal. Für diejenigen, die schon in Israel waren und bis nach Tel Dan im Norden gegangen sind, führt der Weg durch das Hulatal.
Das Hulatal ist ein Vogelparadies. Ein großer Teil der Vögel aus Europa zieht nicht über Gibraltar nach Afrika. Auch nicht alle fliegen direkt über das Mittelmeer, da dieser Weg recht gefährlich ist. Einige stürzen auf der Reise nach Afrika ab und landen im Mittelmeer. Ein bedeutender Zugstrom aus Europa führt über die Landbrücke Israel nach Afrika. Deshalb wird Israel auch als das Vogelland bezeichnet.
Wer Vögel liebt und beobachten möchte, sollte nach Israel reisen, besonders ins Hulatal, dort wo das Wasser Merom war. Es ist beeindruckend, wie Millionen von Vögeln auf ihrem Weg nach Afrika und zurück ziehen. Bei uns singt man dazu: „Alle Vögel sind schon da.“ Das war eine kleine Anmerkung zum Wasser Merom.
Gottes Zusage und der Sieg am Wasser Merom
Vers 6: Da sprach der Herr zu Joshua: Fürchte dich nicht vor ihnen. Es ist eindrücklich, wie oft Joshua nicht nur gesagt wird: Sei stark und mutig, sondern auch: Fürchte dich nicht, fürchte dich nicht. Diese Zusagen dürfen wir auch für uns nehmen. Denn Hebräer 13 sagt uns, dass diese Verheißungen an Joshua auch für uns Gläubige in der Gemeinde gelten.
Der Herr sagt weiter: Fürchte dich nicht vor ihnen, denn morgen um diese Zeit will ich sie allesamt erschlagen und vor Israel hingeben. Das "Ich" ist hier im Hebräischen besonders betont – ich, der Herr.
Ihre Pferde sollst du lähmen und ihre Wagen mit Feuer verbrennen. Joshua und das ganze Kriegsvolk kamen plötzlich über sie am Wasser Merom und überfielen sie. Der Herr gab sie in die Hand Israels, und sie schlugen sie und jagten ihnen nach bis Sidon, also bis hinauf in den heutigen Libanon, bis Sidon, der großen Stadt, und bis Misrephot Mayim sowie bis in die Talebene von Mitzbe im Osten. Dabei blieb kein Entkommener übrig.
Joshua tat ihnen so, wie der Herr ihm gesagt hatte: Er lähmte ihre Pferde und verbrannte ihre Wagen mit Feuer. In jener Zeit kehrte Joshua zurück und nahm Hazor ein. Den König von Hazor erschlug er mit dem Schwert, denn Hazor war vorher die Hauptstadt all dieser Königreiche.
Sie schlugen alle Seelen, die darin waren, mit der Schärfe des Schwertes und verbannten sie. Nichts Lebendiges blieb übrig. Hazor verbrannte Joshua mit Feuer.
Alle Städte dieser Könige samt ihren Königen nahm Josua ein, schlug sie mit der Schärfe des Schwertes und verbannten sie, so wie Mose, der Knecht des Herrn, es befohlen hatte.
Nur die Städte, die auf ihrem Hügel standen, verbrannte Israel nicht. Diese wurden ausgenommen, aber das verbrannte Joshua.
Archäologische Erkenntnisse zu Hazor
Für „Hügel“ steht hier nicht das übliche Wort, sondern „Tell“. Das ist kein natürlicher Hügel, sondern ein Zivilisationsschutthügel, auf dem Städte lagen. Solche Hügel hat man normalerweise nicht verbrannt. Aber von Hazor wird gesagt, dass Hazor verbrannt wurde.
Wir machen ein bisschen Archäologie. Auf dem Bild sehen wir den Tell von Hazor aus der Luft. Das ist kein natürlicher Hügel, sondern ein Zivilisationsschutthügel. Man kann dort „Kuchenstücke“ herausschneiden und die verschiedenen Schichten unterscheiden, wie ich das bereits erläutert habe.
Nun geht man in die Schichten der Mb2b, das heißt mittlere Bronzezeit 2b. Das ist die Zeit, die in der säkularen Archäologie auf circa 1550 v. Chr. datiert wird. Und wie wir wissen, wenn man die Zahlen der Bibel ernst nimmt, war der Auszug aus Ägypten 1606 v. Chr. und 40 Jahre später, 1566 v. Chr., begann die Eroberung Kanaans. Diese dauerte sechs Jahre unter Joshua, also bis 1560 v. Chr.
In Hazor wurden große Grabungen durchgeführt. Was hat man festgestellt? In der mittleren Bronzezeit 2b gab es eine gewaltige Katastrophe. Der Tell wurde mit einem gewaltigen Feuer verbrannt. Man hat in Stratum 16 – Stratum heißt Schicht, also in der Kuchenschicht Nummer 16 – eine Brandschicht von einem Meter gefunden. Das ist die Brandschicht von Joshua.
Hier sehen wir Hazor im Detail. Unsere Filmleute haben das mit einer Drohne in diesem Jahr möglich gemacht. Das war schon lange mein Wunsch, Hazor von oben zu fotografieren, und das wurde jetzt mit dem Filmteam realisiert. Man sieht den Tempel, zu dieser Zeit den kanonischen Tempel. In dieser Ecke hat man einen Teil des Palastes aus dieser Zeit ausgegraben. Das ist ein Palastraum von König Jabin aus Joshua 11.
Nochmals: Hier ist der Tempel, der Götzentempel, und dort in der Ecke sind Gebäude des Palastes von König Jabin damals. Allerdings hat man hier auch noch einen Palast ausgegraben, der aus späterer Zeit stammt und eindeutig ein kananitischer Palast ist.
Das ist ein bisschen Archäologieunterricht: Typisch für die Kanaaniter ist das Bauen mit Steinen, Lehmziegeln und Holz in Kombination. Dieser Palast wurde unter einem Dach freigelegt, das vor Regen schützt, damit die Funde nicht verwittern. Er ist eindrücklich mit diesen drei Baumaterialien gebaut worden und ist klar kananitisch.
Wenn ich nun behaupte, das sei der Palast von Jabin und die Israeliten unter Joshua hätten Hazor erobert, dann passt es doch nicht, dass danach wieder ein kananitischer Palast dort steht, oder? Doch, es stimmt genau. Joshua 11 zeigt, wie Hazor damals von König Jabin erobert wurde.
Wenn wir aber weiterlesen im Buch Richter und zur Geschichte von Deborah, der Richterin, kommen (Richter 4), was lesen wir dort? Die Israeliten litten unter … ja, schlagen wir es auf. Eben, Gott ist gerecht: Als Israel untreu wurde, bestraften andere Völker Israel.
In Richter 4, Vers 1 steht: „Und die Kinder Israel taten wiederum, was böse war in den Augen des Herrn. Ehud war gestorben, der Mann mit dem geraden Schwert. Da verkaufte sie der Herr in die Hand Jabins, des Königs der Kanaaniter, der zu Hazor regierte. Sein Heeroberster war Sisera, und er wohnte zu Haroschet-Goyim. Die Kinder Israel schrien zu dem Herrn, denn er hatte neunhundert eiserne Wagen und bedrückte die Kinder Israel zwanzig Jahre mit Gewalt. Deborah, eine Prophetin, die Frau Lapidotz, richtete Israel in jener Zeit. Sie wohnte unter der Deborahpalme zwischen Rama und Bethel auf dem Gebirge Ephraim. Die Kinder Israel gingen zu ihr hinauf zum Gericht.“
Da haben wir es: Jabin, der König der Kanaaniter, der zu Hazor regierte. Die Bibel macht klar, Israel hatte Hazor erobert und zerstört, aber diesen Sieg nicht genutzt, indem sie dort Wohnsitz nahmen. Die Kanaaniter bauten Hazor danach wieder als kananitische Stadt auf.
Darum finden wir hier den späteren Palast, und das ist der Palast von diesem Jabin – nicht zu verwechseln mit Jabin aus Joshua 11. Der König von Hazor heißt Jabin, und in Richter 4 heißt der König auch Jabin. Geht das?
Ja, ich kann es noch komplizierter machen. Bei den Ausgrabungen wurde auch eine kleine Tontafel entdeckt, die im Israel-Museum in Jerusalem ausgestellt ist. Sie wird auf eine noch ältere Zeit datiert als dieser Jabin aus Joshua 11, und dort wird ebenfalls ein Jabin erwähnt.
Geht das, Jabin, Jabin, Jabin? Natürlich! Die Engländer wissen das: George, George, George; Wilhelm, Wilhelm, George, George – genau so ist das hier. Man könnte höchstens ableiten, dass Jabin ein beliebter Herrschername in Hazor war.
Mindestens drei Belege haben wir dafür. Es ist schon ein Problem: Manchmal sagen Leute, wenn der Ehemann etwas zum zweiten Mal gemacht hat, „Du machst das immer!“, obwohl es erst zweimal war. Aber wenn man es dreimal macht, kann man wirklich sagen „immer“.
Es ist also schon wiederholt geschehen. Das weist darauf hin, dass dieser Name eine gewisse Vorliebe in Hazor aufwies.
Die Wiederbesiedlung Hazors und die biblische Chronologie
Wenn wir kurz bei Deborah bleiben: König Jabin, der zur Zeit von Deborah lebte, hatte seinen Palast hier. Auch Hazor wurde dann erobert, und dieser Tell kam in den Besitz der Israeliten. In späterer Zeit kann man auf dem Tell erneut die Kultur der Israeliten nachweisen. Es ist also genau so, wie die Bibel es berichtet.
Hazor befindet sich in der späteren Zeit eindeutig in israelitischer Hand. So lesen wir zum Beispiel in 1. Könige 9,15: „Und dies ist die Sache mit der Frohn, welche der König Salomo aushob, um das Haus des Herrn zu bauen und sein Haus und das Mello und die Mauer von Jerusalem und Hazor und Megiddo und Gezer.“ Salomo führte große Bauarbeiten in Jerusalem durch, aber auch in Hazor, Megiddo und Gezer. Die Präsenz Israels in dieser späteren Zeit ist somit auch archäologisch belegt. Die Funde stimmen genau mit den biblischen Berichten und der zeitlichen Abfolge überein.
Ich lese nun weiter in Vers 14. Zuvor hatten wir einen Exkurs zum Wort „Hügel“ gemacht, weil hier „Tell“ steht. Außerdem möchte ich noch etwas aus Vers 11 nachholen: „Und Hazor verbrannte er mit Feuer.“ Es wird jedoch ausdrücklich in Vers 13 gesagt, dass Israel nur die Städte verbrannte, die auf ihren Hügeln standen. Hazor ist hier eine Ausnahme – es wurde von Josua verbrannt.
Das ist wichtig, denn manchmal wird behauptet, dass an verschiedenen Orten in Israel keine Brandspuren gefunden wurden, die auf eine Eroberung durch die Israeliten hinweisen. Das darf man aber nicht erwarten, denn nur bestimmte Städte wurden von Israel verbrannt. Viele Städte wurden nicht zerstört, sondern so übernommen, wie sie waren, damit die Israeliten sie bewohnen konnten.
Hier sieht man wieder, dass Kritiker ermutigt werden sollten, die Bibel genau zu lesen. Es steht ja klar, dass nicht alle Städte verbrannt wurden, sondern nur bestimmte. Jericho zum Beispiel, wo Brandspuren gefunden wurden, und Hazor, wo eine Ascheschicht nachgewiesen wurde.
Man muss die Bibel zuerst genau lesen, wenn man sie kritisieren will. Mark Twain hat einmal gesagt – oder zumindest wird ihm ein ähnliches Zitat zugeschrieben –, wenn jemand in der Bibel Fehler finden will, wird er sehr bald feststellen, dass die Bibel Fehler bei ihm findet. So funktioniert das.
Mark Twain selbst soll gesagt haben, dass ihm nicht die Bibelverse Bauchweh bereiten, die er nicht versteht, sondern gerade die, die er versteht. Das ist ebenfalls ein guter Satz.
Das Gericht Gottes und die Einheit von Altem und Neuem Testament
Vers 14: Und alle Beute dieser Städte sowie das Vieh plünderten die Kinder Israel für sich. Doch alle Menschen schlugen sie mit der Schärfe des Schwertes, bis sie sie vertilgt hatten. Sie ließen nichts übrig, was Odem hatte.
Wie der Herr Mose seinem Knecht geboten hatte, so gebot Mose Joshua, und so tat Joshua. Er ließ nichts fehlen von allem, was der Herr Mose geboten hatte.
Es ist ein schreckliches Gericht. Dennoch sagen manche: „Seht ihr, im Alten Testament haben wir einen strafenden Gott, aber das ist ein ganz anderer Gott als im Neuen Testament. Dort haben wir einen Gott der Liebe.“
Der Pfarrer aus Hessen, Wilhelm Busch, der im Nazireich mit den Menschen zu tun hatte, erlebte, dass viele das Alte Testament hassten. Sie nannten den Gott des Alten Testaments einen rächenden Jachwe-Gott.
Einmal sagte er jemandem: „Hören Sie mal, ich habe dich eh und je geliebt, aus lauter Güte habe ich dich zu mir gezogen.“ Das steht in Jeremia 31. „Sehen Sie, das ist eben der liebende Gott im Alten Testament!“
Doch er fügte hinzu: „Jetzt sage ich Ihnen noch etwas: Es ist schrecklich, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“ Das ist der rächende Gott aus dem Alten Testament, wie es in Hebräer 10 heißt.
Der Gott im Alten Testament ist derselbe Gott wie im Neuen Testament. Und Gott ist Liebe. Übrigens heißt es nicht „Gott ist die Liebe“, sondern „Gott ist Liebe“ – ohne Artikel.
„Gott ist die Liebe“ wäre eigentlich passend zum Hinduismus: Gott ist in allem drin, auch in der Liebe. Alles ist Gott, überall ist Gott, und jeder Mensch ist Gott. Das ist Hinduismus.
Aber es heißt „Gott ist Liebe“. Das bedeutet, dass das Wesen Gottes Liebe ist. Gott ist ein Gott, der in seinem ganzen Wesen Liebe ist.
Das steht in 1. Johannes 4. Im gleichen Brief, Kapitel 1, heißt es auch: „Gott ist Licht, und keine Finsternis wohnt in ihm.“
Gott ist also absolut gerecht und auch unbestechlich. In seiner Gerechtigkeit muss er jedes Unrecht bestrafen. Aber weil er Liebe ist, möchte er das nicht.
Dieser Widerspruch wurde durch Golgatha gelöst. Am Kreuz von Golgatha hat Gott den Herrn Jesus mit fremder Schuld und fremden Sünden beladen und bestraft, damit er uns nicht bestrafen muss.
Alle Menschen, die sich mit diesem Opfer eins machen und es für sich in Anspruch nehmen – indem sie sagen: „Der Herr Jesus ist für meine persönliche Schuld gestorben“ – denen rechnet Gott das Opfer von Golgatha zu.
Diese Menschen werden nicht nur verschont, sondern sie werden ewiges Glück in alle Ewigkeit in der Gemeinschaft mit diesem Gott der Liebe erleben.
Diejenigen aber, die diesen einzigen Ausweg ablehnen, kommen selbst unter das Gericht. Darum spricht das Neue Testament auch von einem Gericht.
In der Offenbarung heißt es, dass unsere heutige Kultur des Todes oder das Leben nicht mehr einfach so geschützt wird. Der gefährlichste Ort ist der Mutterleib.
Diese Kultur wird unter das Gericht Gottes kommen. Schauen wir in das Neue Testament, Offenbarung 16. Dort geht es um das siebte Schalengericht.
Das ist das letzte Gericht, bevor Jesus dann persönlich als Richter der Welt erscheinen wird. In Offenbarung 16, Vers 17 heißt es:
„Und der siebte Engel goss seine Schale in die Luft aus, und es kam eine laute Stimme aus dem Tempel hervor, von dem Thron her, die sprach: Es ist geschehen.“
Und es geschahen Blitze, Stimmen und Donner. Ein großes Erdbeben ereignete sich, wie es nicht geschehen ist, seitdem Menschen auf der Erde sind – ein so großes Erdbeben.
Die große Stadt wurde in drei Teile geteilt, und die Städte der Nationen fielen.
Ein kurzer Satz, „Die Städte der Nationen fielen“ – aber was bedeutet das? Berlin wird fallen in Schutt und Asche. Bern, Washington – ja, alle Städte der Nationen werden fallen durch dieses Erdbeben.
Es wird so schlimm sein, wie es seit Menschengedenken noch nie geschehen ist. Es wird schrecklicher sein als alle Bewegungen in der Sintflut, als die Kontinentalplatten in unglaubliche Bewegung kamen.
Alle Kulturen werden so zusammenbrechen. Was ist das bei Joshua im Vergleich dazu?
Aber das steht im Neuen Testament, wo Gott besonders als der Gott vorgestellt wird, der bereit war, alles zu geben, indem er seinen einzigen Sohn in das Gericht auf Golgatha gab.
Die Konsequenz ist: Wenn der Mensch das ablehnt und in seiner Sünde verharrt – in Unmoral, wie die Kanaaniter, ohne Lebensschutz für die Kinder – dann wird dieses Gericht einmal kommen.
Und es steht vor der Tür.
Die vollständige Eroberung und die Verhärtung der Herzen
Gehen wir zurück zu Josua, Kapitel 11, Vers 16:
Und Josua nahm dieses ganze Land ein: das Gebirge und den ganzen Süden, das ganze Land Goschen, die Niederung, die Scheffela und die Ebene, die Arawa, das Gebirge Israel und seine Niederung – vom kahlen Gebirge, das nach Seye aufsteigt, bis Ba'al Gad in der Talebene des Libanon, am Fuß des Berges Hermon.
Alle ihre Könige ergriff er, erschlug sie und tötete sie. Lange Zeit führte Josua Krieg mit all diesen Königen. Es gab keine Stadt, die sich den Kindern Israel friedlich ergab.
Das ist schon bemerkenswert. Die hätten sich friedlich ergeben können, aber sie taten es nicht. Keine Stadt ergab sich friedlich den Kindern Israel – mit Ausnahme der Hewiter, die in Gibeon wohnten. Also Josua 9 war die absolute Ausnahme.
Diese Hewiter wurden verschont. Sie hätten auch ohne ihren hinterhältigen Trick verschont werden können. Sie hätten auf andere Weise kommen und sich der Wahrheit Gottes unterstellen können. So hätten sie ebenfalls Verschonung erfahren, wie Rahab und ihre ganze Familie.
Hier wird uns erklärt: Keine Stadt gab sich den Kindern Israel friedlich hin, außer den Hewittern in Gibeon. Alle anderen Städte nahmen sie mit Krieg ein.
Jetzt folgt ein interessanter Satz: Denn vom Herrn war es, dass sie ihr Herz verhärteten zum Kampf mit Israel, damit sie verbannt würden, ohne dass ihnen Gnade widerfuhr, sondern damit sie vertilgt würden, so wie der Herr Mose geboten hatte.
Wie müssen wir diesen Vers verstehen? Der Herr hat ihre Herzen verhärtet – das heißt, sie konnten keine Buße tun und keinen Frieden mit Israel schließen.
Das Thema des verhärteten Herzens am Beispiel des Pharao
Ich möchte an dieser Stelle etwas weiter ausholen. Das Thema des verhärteten Herzens ist das zentrale Thema in 2. Mose Kapitel 1 bis 12. Israel befindet sich in Ägypten, Mose geht zum Pharao und fordert: „Lass mein Volk ziehen“, so hat der Herr gesagt. Doch der Pharao fragt: „Wer ist der Herr?“ In dieser ganzen Geschichte lesen wir, wie der Pharao, der Herrscher von Ägypten, immer wieder sein Herz verhärtet. Schließlich führt ihn diese Verhärtung ins Unglück, und er kommt in 2. Mose 15 im Roten Meer, im Schilfmeer, ums Leben.
Dabei ist es sehr wichtig zu beachten, wie oft und wann genau das Herz des Pharao verhärtet wird. Wir lesen in 2. Mose, wie der Pharao sein Herz verhärtet hat. Schlagen wir auf in 2. Mose 7, Vers 1, da wird es zum ersten Mal erwähnt: „Und das Herz des Pharao verhärtete sich“, als Mose das Zeichen mit dem Stab machte, der sich in eine Schlange verwandelte und dann wieder zurück in einen Stab. Sein Herz verhärtete sich.
Man kann sich in der Bibel jedes Mal markieren, wenn das nächste Mal erwähnt wird, dass der Pharao sein Herz verhärtet. Dann wird man sehen, dass er insgesamt zu zwölf Gelegenheiten sein Herz verstockte. Am Ende fiel er ins Unglück und kam im Roten Meer ums Leben.
Ein ganz wichtiger Punkt ist folgender: Ich habe es in meiner Bibel deutlich angestrichen, 2. Mose 9, Vers 12: „Und der Herr verhärtete das Herz des Pharao, und er hörte nicht auf sie, so wie der Herr zu Mose geredet hatte.“ Gott hat also sein Herz verhärtet. Das geschah aber nicht beim ersten Mal, auch nicht beim zweiten Mal, sondern erst beim siebten Mal.
Das bedeutet, dass der Pharao für die Verhärtung seines Herzens von Nummer eins bis sechs selbst verantwortlich war. Das ist sehr entscheidend: Wenn ein Mensch mit dem Wort Gottes konfrontiert wird, hat er die Chance zur Umkehr. Er kann sich demütigen, Buße tun, seine Schuld vor Gott bekennen und Vergebung annehmen.
In Hiob 33, Vers 29 lesen wir, dass Gott es poetisch ausgedrückt zwei- oder dreimal mit einem Menschen versucht, um ihn davon abzuhalten, ins Verderben zu rennen. Zwei- oder dreimal ist ein poetischer Ausdruck, der betonen soll, dass Gott mindestens dreimal mit jedem Menschen spricht. Das ist ein sogenannter Zahlenspruch. Wahrscheinlich könnten viele sagen, dass Gott sie mehr als dreimal gerufen hat, bis sie endlich ihr hartes Herz geöffnet haben. Aber es ist eine Garantie, dass Gott mindestens dreimal bei jedem Menschen ruft, weil er möchte, dass alle gerettet werden (1. Timotheus 2,4).
Es gibt jedoch einen Moment, an dem es zu spät ist. Deshalb sagt der Hebräerbrief wiederholt: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht.“ Es kann also einmal zu spät sein.
Was beim Pharao auffällt, ist, dass er nicht einfach nur dreimal sein Herz verhärtet hat, bevor Gott es verhärtete, sondern zweimal, dreimal. Es ist also sogar das doppelte Maß von dem, was in Hiob 33, Vers 29 genannt wird.
Ein weiteres interessantes Detail ist, dass das Thema „verhärtetes Herz“ auch in der ägyptischen Religion eine wichtige Rolle spielt. Die alten Ägypter lehrten dies, wie man in den Totenbüchern der Ägypter nachlesen kann. Im Ägyptischen Museum in Berlin gibt es eine Ausstellung, die besonders den Tod in Ägypten behandelt. Dort sind viele Särge aus ägyptischen Gräbern zu sehen, und an der Wand hängt ein Original des Totenbuchs mit Zeichnungen.
Die ägyptische Vorstellung war, dass der Pharao nach dem Tod ins Jenseits geht und vor dem Richter im Jenseits, dem Gott Osiris, erscheint, der auf einem Thron sitzt. Vor ihm wird dem Pharao eine Liste seiner Vergehen vorgelegt. Die Ägypter lehrten, dass der Pharao alles abstreitet und ständig behauptet: „Das habe ich nicht getan“, oder „Das ist nicht mein Vergehen.“
Doch es gibt ein Problem: Das Herz sagt gegen einen selbst aus. Auf einer Darstellung sieht man eine Waage, auf der das Herz liegt, und auf der anderen Seite eine Feder. Die Feder ist im Ägyptischen das Zeichen für Wahrheit. Das soll ausdrücken, dass das Herz die Wahrheit sagt.
Das ist verheerend, denn wenn man ins Jenseits geht und dann alles abstreitet, sagt das eigene Herz gegen einen aus. Die Ägypter lehrten, dass man vor dem Verderben gerettet wird, wenn man das Herz verhärtet wie Stein, damit es nicht gegen einen aussagt.
Dazu übten sie eine spezielle Steinmagie aus. Sie nahmen Skarabäen und machten damit Magie, damit das Herz des toten Pharao hart wie Stein wird und nichts aussagt. So sollte der Pharao gerettet werden.
Hier sieht man die Pointe in 2. Mose: Der Pharao verhärtet sein Herz immer wieder, bis schließlich auch Gott sein Herz verhärtet. Dadurch fällt der Pharao ins Unglück. Man wird nicht durch ein verhärtetes Herz gerettet.
Die biblische Lehre zur Umkehr und das Ende der Gnadenzeit
Jetzt wenden wir uns den Sprüchen zu. Die biblische Lehre unterscheidet sich deutlich von der ägyptischen Denkweise. In Sprüche 28,13 heißt es: „Wer seine Übertretungen verbirgt, wird kein Gelingen haben; wer sie aber bekennt und lässt, wird Barmherzigkeit erlangen.“
Wir müssen uns vor Gott beugen, unsere Sünden bereuen, sie bekennen und vor allem auch lassen. Es geht nicht einfach darum, wie manche denken, zur Beichte zu gehen, dann wieder zu sündigen und erneut zur Beichte zu gehen. Das ist genau das Gegenteil von dem, was die Bibel lehrt. Wer seine Sünden bekennt und aufgibt, wird Barmherzigkeit erfahren.
Gerade Rettung ist nur möglich, wenn das Herz sich nicht verhärtet. Deshalb heißt es im Hebräerbrief: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht!“
Nun lesen wir, wie Gott das Herz der Kanaaniter verhärtet hat. Das hängt damit zusammen, dass die Gnadenzeit für sie zu Ende war. Es gibt einen Moment, an dem es zu spät ist und das Herz sich verhärtet hat. Vor diesem Zeitpunkt wird ausdrücklich gewarnt: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört…“
Diese Warnung ist auch wichtig, wenn wir das Evangelium weitergeben. Wir müssen den Menschen sagen, dass sie ihre Entscheidung nicht hinausschieben sollen. Niemand hat die Garantie, morgen noch zu leben. Dann kann es zu spät sein, denn der Mensch kann sich nur während seines Lebens bekehren. Danach ist es zu spät.
Wir wissen außerdem nicht, ob unser Herz sich nicht schon verhärtet hat, sodass wir gar nicht mehr umkehren können. Das ist der Ernst der Sache. Ich erinnere mich noch daran, wie vor Jahrzehnten das Jans-Team aus Kanada in Europa evangelisierte. Viele Menschen kamen damals durch sie zum Glauben. Dabei wurde die Dringlichkeit betont, sich heute zu entscheiden, und davor gewarnt, diese Entscheidung aufzuschieben, weil das Herz sich verhärten könnte.
Gott gab den Kanaaniter diese Gnadenzeit, aber der Zeitpunkt kam, an dem die Tür zuging. Es gibt ein „zu spät“. Das erklärt auch der Herr Jesus in den Evangelien. Er spricht immer wieder davon, dass die Tür eines Tages geschlossen wird. Dann werden die Menschen davor stehen, anklopfen und sagen: „Wir haben nicht gehört, wie du in unseren Straßen gepredigt hast, und wir haben mit dir gegessen.“
Natürlich hat Jesus in den Straßen Israels gepredigt und sogar auf Einladung von Pharisäern mit ihnen gegessen. Doch das rettet niemanden. Niemand kann später sagen: „Ich war doch so oft bei der Predigt und fand es interessant, was aus der Bibel erzählt wurde.“ Das rettet niemanden.
Man muss durch die Tür eintreten, und das bedeutet Buße tun. Sonst gibt es ein „zu spät“. Für Kanaan war dieses „zu spät“ gekommen, und Gott hatte ihr Herz verhärtet, damit sie verbannt würden, ohne dass ihnen Gnade widerfuhr. Stattdessen sollten sie vernichtet werden, wie es der Herr Mose geboten hatte.
Das ist eine ernste Botschaft im Alten und im Neuen Testament. Wir müssen die ganze Wahrheit verkünden. Wir können nicht nur das erzählen, was die Menschen gerne hören. Nein, wir müssen alles sagen – die ganze Wahrheit.
Abschluss mit Gebet
Wir wollen jetzt noch mit einem Gebet schließen.
Herr Jesus, wir danken dir, dass dein Wort so klar spricht und uns die Wahrheit offenbart. Danke, dass wir um diese Dinge wissen dürfen – zum einen um den Ernst der Zeit der Gnade, zum anderen aber auch um die Tatsache, dass diese Gnadenzeit ein Ende haben wird.
Du siehst auch all die Menschen, die uns ganz besonders am Herzen liegen und die noch nicht errettet sind. Deshalb möchten wir jetzt, solange noch Gnadenzeit ist, für sie eintreten. Wir bitten dich, an ihren Herzen zu wirken. Bewahre sie davor, dass der Tag kommt, an dem sie so verhärtet sind, dass sie nicht mehr umkehren können.
Schenke uns Gnade, deine frohe Botschaft mit Überzeugung und Freude weiterzugeben, damit wir Menschen für dich gewinnen können. Amen.
