Eine kurze Wiederholung, damit ich merke, ob sich bei euch etwas gefestigt hat oder behalten wurde: Erzählt mal dem Mussolini, dem Venito – warum hat Gott in die Mitte der Bibel das dickste Buch gepackt? Warum? Was will er uns damit sagen? Dass wir mehr singen sollen. Das Lob Gottes soll einen breiten Raum bei uns einnehmen.
Das dickste Buch der Bibel sind die Psalmen, und es steht zentral in der Bibel. Wisst ihr noch, welcher Psalm der kürzeste und welcher der längste ist? Sehr gut! Welcher ist der längste? Und was steht genau dazwischen? Psalm 118. Die Mitte, die arithmetische Mitte der Bibel, ist genau dort zu finden: Psalm 118, Vers 8.
Dann haben wir gesagt: Moment mal, Gott redet in der Geschichte, Gott redet durch die Propheten. Aber in den Psalmen reden doch eigentlich Menschen zu Gott – ein Echo von der Erde. Wie kann man dieses Dilemma lösen? Ist es trotzdem das Wort Gottes, das wir in den Psalmen lesen? Weil, Anna? David sagt das wortwörtlich so: Ich war nur ein Kanal, meine Zunge hat Gott gebraucht. Ich wurde inspiriert durch Gottes Geist.
Okay, heute möchte ich euch auf eine Spur bringen, die es in sich hat. Schlagt bitte Johannes 19,18 auf. Wählt den Vers einfach mal vor: Johannes 19,18.
Dort steht: "Dort kreuzigten sie ihn, und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte."
Wenn ich jetzt Mel Gibson wäre, hätte ich hier geschrieben: "Sie kamen an den Hügel Golgatha, dann rammten sie diesen Pfahl in die Erde. An den Querbalken nagelten sie Jesus fest, und zwar mit zwei Nägeln, die so lang waren, dass bei den Hammerschlägen Jesus schrie und sich vor Schmerzen wandte. Dann richteten sie das Kreuz auf und zogen es hoch."
Aber hier steht nur: "Wo sie ihn kreuzigten." Punkt. Es wird gar nicht ausgeschmückt, nicht weiter erläutert. Der Bericht in den Evangelien ist sehr knapp, und wir schauen fast gar nicht in das Herz des Herrn Jesus.
Viele Christen sagen, Gott habe in den Psalmen niedergelegt, wie es dem Herrn Jesus wirklich zumute war. Andere meinen: "Das geht doch gar nicht, die Psalmen stammen ja von vor tausend Jahren."
Darum soll es heute Vormittag gehen: Darf man die Psalmen wirklich auf Jesus beziehen? Geht das, oder ist das nur eine Art Hokuspokus?
Wer liest da bitte vor? Matthäus 13,34-35? Die Rede ist ganz von Jesus. Wir gleichen seine Worte mit der gesamten Schrift ab. Ohne Gleichnisse spricht er nicht zu ihnen, weil damit erfüllt wird, was durch den Propheten gesagt ist: „Ich will meinen Mund öffnen mit Gleichnissen, ich will verkündigen, was verborgen war seit Grundlegung der Welt.“
Der Herr sagt hier also, dass er in Beispielen, Bildern und Gleichnissen zu euch spricht. Das geschieht, weil erfüllt werden soll, was durch den Propheten verkündet wurde. Welcher Prophet war das? Habt ihr eine Fußnote in eurer Bibel? Psalm 78. Aha, interessant.
Jesus behauptet hier, dass wir in den Psalmen Prophetie finden. Was dort steht, ist eine Ankündigung dessen, was noch kommen wird. Die Psalmisten waren nicht nur Liedermacher, sondern auch Propheten, so steht es hier.
Übrigens wird kein anderes Buch des Alten Testaments so häufig im Neuen Testament zitiert wie die Psalmen. 112 Mal hat man Bruchstücke und Zitate aus den Psalmen im Neuen Testament gefunden – 112.
Für die Schreiber im Neuen Testament war klar: Was hier in den Psalmen steht, muss sich noch erfüllen. Das sind alles Ankündigungen.
Bisschen sehr blass. Catch Twenty Two – kennt das jemand? Das ist irgendein Kriegsfilm, aber dieser Ausdruck „Catch Twenty Two“ ist eine Redewendung im englischsprachigen Raum. Wisst ihr, wofür? Für ein Dilemma, für eine Misere, für eine unauflösbare Situation, für so eine Zwickmühle. Das ist wieder so ein Catch 22.
Ich weiß nicht, woher das rührt, aber es ist so eine Redewendung. Und ich werde heute mit euch so ein Dilemma, so einen Fall gleich schildern – Catch 22.
Jetzt kommt eine Sache, über die ich so gestaunt habe in der Vorbereitung. Wir gehen jetzt in das Johannes-Evangelium. Ich habe das neuerlich in Gebeltsberg in der Jugendstunde gesagt: In den ersten zwölf Kapiteln des Johannes-Evangeliums ist Jesus im Volk, unter vielen Menschen. Dann, ab Kapitel 13, geht er mit seinen Jüngern in den Obergemach. Er ist mit ihnen ganz alleine. Und dann, in Kapitel 17, ist er ganz allein vor dem Vater in seinem hohenpriesterlichen Gebet.
Also erst unter vielen, dann mit seinen Jüngern (Kapitel 13 bis 17), und dann ist er allein vor dem Vater. Und in diesen Kapiteln passiert Folgendes:
Ich brauche jetzt immer Leute, die das einfach frisch vorlesen. Johannes 13, Vers 18:
„Ich lehne mich von euch ein, ich weiß, welcher ich erwähnt habe, doch muss die Schrift erfüllt werden: Der mit mir das Brot isst, hat seine Ferse gegen mich erhoben.“
Ich weiß genau, welcher der Verräter ist, ich kenne den Geheimagenten. Aber es muss so sein, weil… damit was? Damit die Schrift erfüllt wird. Welche Schrift? Habt ihr einen Vermerk, habt ihr eine Parallelstelle?
Psalm 41, Vers 10:
„Der mit mir das Brot isst, der hat seine Ferse gegen mich erhoben.“
Also, der hat gerade so eine Heimtücke, so eine Hinterlist, so einen Fussaustreter gegen mich vor. Johannes 13, Vers 18.
Dann, an diesem gleichen Abend, in der gleichen Rede, Johannes 15, Vers 26:
„Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht…“
Bist du im Kapitel 16?
Nein, ich suche den Vers, „damit aber erfüllt würde, was in Ihrem Gesetz geschrieben steht.“
Ah, danke, Entschuldigung. Doch, ich meinte Johannes 15, wirklich!
„Aber es soll das Wort erfüllt werden, das in Ihrem Gesetz geschrieben steht: Sie hassen mich ohne Ursache.“
Ohne Ursache gehasst. Und das ist ein Zitat aus Psalm 35, Vers 19.
Auch? Ah gut.
Also an seinem letzten Abend sagt der Herr: Das, was in dem Psalm steht, muss sich erfüllen. Das, was da geschrieben steht, „ohne Ursache gehasst“, muss ich erfüllen.
Und dann kommt noch Johannes 17, Vers 12. Da ist Jesus allein vor dem Vater und betet:
„Als ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ist verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde.“
Bingo! Da steht es zum dritten Mal im Johannes-Evangelium. Und jedes Mal referenziert der Herr Jesus eine Stelle aus den Psalmen.
Hier sagt er, es muss dieser Sohn des Verderbens in Erscheinung treten. Das steht ausführlich in Psalm 109. Über zehn Verse wird mit Judas praktisch geschildert, Psalm 109, Verse 6 bis 19, über dreizehn Verse.
Das ist in seiner eigenen Ankündigung, dass er sagt: Hört mal, habt ihr das in dem Psalm nicht gelesen?
Und jetzt blenden wir über und kommen an sein Kreuz. Er hängt dort, kann nichts mehr tun, um etwas zu erfüllen. Dann steht da in Johannes 19, Vers 23-24: „Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und über mein Gewand das Los geworfen.“ Dies taten die Kriegsträcher.
Und das steht in welchem Psalm? Psalm 22. Die Soldaten haben das wie ferngesteuert gemacht, denn sie kannten die Schrift ja gar nicht.
Ein paar Verse weiter, Johannes 19, Vers 28: „Nach diesem, da Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er: ‚Mich dürstet.‘“
Dann entstand ein Gefäß mit Essig, und einer tauchte ein Büschel hinein, drückte es mit einem Schwamm, der hier war, in seinen Mund. Denn in Psalm 69 steht, dass sie ihm bei seinem Durst Essig zu trinken gaben.
Die dritte Stelle, ich habe sie gerade hier falsch abgeschrieben, ist Johannes 19, Vers 31-33. Das Krasseste: Da kamen Soldaten und sahen die Beine des Ersten und des Anderen ganz unvollständig. Als sie zu Jesus kamen und sahen, dass er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht.
Vielleicht hatten sie schon mit dem Hammer ausgeholt, doch dann sagt der eine: „Stopp, der ist doch schon mausetot, du brauchst nicht mehr zu schlagen.“
Das war noch einmal so eine Art letzter Gnadenakt. Denn man zertrümmerte den Gekreuzigten die Unterschenkel, damit sie sich nicht mehr abstützen konnten, um Luft zu holen. Aber bei Jesus war das nicht nötig, weil er schon tot war.
Denn in den Psalmen heißt es, kein Bein von ihm wird zerbrochen werden, Psalm 34, Vers 21.
Also, ihr merkt die Spurensuche: Dreimal sagt Jesus, die Schrift muss erfüllt werden. Und jedes Mal referenziert er eine Stelle aus den Psalmen. Auch am Kreuz selbst, als er hängt, wird dreimal gesagt: „Das musste so sein, weil genau so steht es in den Psalmen. Das musste sich erfüllen.“
Deshalb dürfen wir mit Fug und Recht die Psalmen nehmen und übertragen, was Gott angekündigt hat und was sich hier erfüllen soll.
Das ist wirklich beeindruckend, diese Spur!
Erst als Jesus auferstanden war und seine Jünger sich die Augen rieben, dachten sie, die Geschichte sei zu Ende. Plötzlich stand er wieder mitten unter ihnen.
In Lukas 24 setzt er sie auf diese Fährte. Das hatten wir gestern schon kurz erwähnt, und zwar in Lukas 24, Verse 26 und 27. Die Jünger sind komplett frustriert und gehen zurück nach Emmaus. Sie denken, das war's. Dann kommt diese Stelle hier, Lukas 24, Verse 25 und 26:
„Er sprach zu ihnen: ›O ihr Unverständigen und zu trägen Herzen, um alles zu glauben, was die Propheten geredet haben! Muss nicht der Christus dies erleiden und so in seine Herrlichkeit eingehen?‹“
Ausgehend von Mose und allen Propheten erklärt er ihnen in allen Schriften, was ihn selbst betrifft. Er zitiert das Alte Testament und sagt: „Kommt, da steht doch alles schon genau so geschrieben.“
Auch in Vers 44 finden wir das Gleiche noch einmal. Als die Jünger beisammen sind, spricht er zu ihnen:
„Dies sind meine Worte, die ich zu euch redete, als ich noch bei euch war, dass alles erfüllt werden muss, was über mich geschrieben steht – im Gesetz Moses, in den Propheten und in den Psalmen.“
Das ist für uns die Legitimation: Die Psalmen, obwohl sie tausend Jahre älter sind als Jesus, zeigen uns Fährten zum Kreuz, zu Jesus und zu dem, was er uns bedeutet.
Noch eine verblüffende Sache, über die ich bei der Vorbereitung gestaunt habe: Psalm 118, Vers 14. Sobald ihr ihn gefunden habt, einfach frisch vorlesen.
Stimmen des Jubels und des Heils erfüllen in den Zeiten der Gerechten die Rechte des Herrn von den Siegern. Weiter noch? „Meine Stärke, mein Gesang ist der Herr.“ Man kann es auch wörtlich einsetzen: „Mein Psalm, das ist Gott selbst.“ Gott ist mein Psalm.
Psalm 118, Vers 14; 2. Mose 15, Vers 2: „Er ist meine Stärke, mein Loblied und mein Heil, mein Gott, ich will ihn preisen, den Gott meines Vaters, erheben will ich ihn.“ Gott ist mein Psalm, Mose.
Und jetzt noch Jesaja 12, Vers 2. Ich finde es klasse, wenn sie raschelt und hier mitmacht.
Jesaja 12, Vers 2: „Vertraue und fürchte dich nicht, denn ja, der Herr ist meine Stärke und mein Gesang, der Herr ist zu meiner Rettung geworden.“
Dreimal finden wir diesen Vers: Gott ist meine Stärke, und er ist mein Psalm; Gott ist meine Stärke und mein Lobgesang; Gott ist meine Stärke, er ist mein Lied. In Mose, in den Propheten und in den Psalmen – in allen drei Schriftteilen des Alten Testaments.
Und jedes Mal steht da nicht nur „Gott ist mein Psalm“, sondern als Beifügung steht jedes Mal auch dabei: „Er ist mir zur Rettung geworden.“ Mose, Propheten und die Psalmen. Er ist der Psalm und er ist die Rettung.
Im Hebräischen heißt das Joshua, Jehoshua, was „Retter“ oder „Rettung“ bedeutet. Ich finde es faszinierend: Alles, was wir in der Bibel finden – in den Psalmen, in den Propheten, in Mose – deutet darauf hin, dass Gott uns zur Rettung geworden ist. Deshalb soll er auch unser Psalm sein, unser Lobpreis.
Kaum war der Herr auferstanden und in den Himmel aufgefahren, begann auch Petrus, die Bibel zu lesen. Vorher war er Fischer und hatte wahrscheinlich wenig Ahnung von den Schriften. Ob er überhaupt eine eigene Bibel besaß, ist fraglich. Vielleicht besuchte er samstags die Synagoge.
Doch dann, in Apostelgeschichte 1,16, fängt er zum ersten Mal an, die Bibel zu zitieren: „Ihr Männer und Brüder, es musste dieses Schriftwort erfüllt werden, dass der Heilige Geist durch den Mund Davids vorausgesagt hat über Judas, welcher denen, die Jesus gefangen nahmen, zum Wegweiser wurde.“
Petrus erinnert sich: Das stand doch schon in den Psalmen. Judas, dieser Sohn des Verderbens, der Verräter, der die Verse gegen Jesus erhoben hat, wird erwähnt. Außerdem heißt es als Nebensatz, dass sein Amt ein anderer empfangen soll. Das lesen wir etwas später in der Apostelgeschichte. All das steht im Psalm 109. Petrus musste nur nachschlagen, und da war es.
Also braucht man einen Ersatzmann. Judas hat sich das Leben genommen, und nun muss jemand sein Amt übernehmen. Die Psalmen dienen hier als eine Art Drehbuch, denn dort steht schon alles.
Es gibt Dutzende messianische Psalmen, also Lieder, die sagen, dass der König, der Retter, der Messias, der Christus kommen wird. Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, beim Bibellesen in den Psalmen neben die Verse zu markieren, die eindeutige Hinweise auf Jesus enthalten. Ich ziehe dort einen roten Doppelstrich, damit es mir sofort ins Auge fällt.
Messianische Psalmen sind zum Beispiel Psalm 2, 8, 16, 21, 22, 23, 24, 40, 41, 45 und viele weitere. Diese Psalmen haben eine doppelte Botschaft: Der Retter wird kommen, er wird herrschen, mächtig und gewaltig sein.
Andere Psalmen sagen jedoch, dass er leiden wird, in die Pfanne gehauen, verschmäht, verfolgt, geächtet und erniedrigt sein wird. Das konnten die Juden damals nicht miteinander vereinbaren. Was denn nun? Niedrig oder herrlich? Ein Gesalbter oder ein Galgenvogel?
Wir merken, dass diese Psalmen wie maßgeschneidert sind, als wären sie dem Herrn Jesus auf den Leib geschrieben. Wenn er kommt, kann er sie sich anziehen. All das stand doch von Anfang an geschrieben.
Bevor wir jetzt eine kleine Pause machen und vielleicht auch gemeinsam eine Runde an der frischen Luft drehen, um etwas frische Luft zu schnappen und dann noch Kaffee oder Tee trinken, möchte ich eine sehr, sehr wichtige Sache ansprechen.
Im Alten Testament gibt es zwei Passagen, die besonders eindrucksvoll sind. Sie schildern haargenau, was Gott vorhatte, um uns Menschen zu retten und uns zur Rettung zu werden. Die eine Passage ist Jesaja 53, die kennen wir alle, oder? Die andere ist Psalm 22. Jesaja 53 und Psalm 22.
Auf der Folie habe ich euch Folgendes gezeigt: David schrieb Psalm 22, Jesaja schrieb Kapitel 53. Beide erkannten nur einen kleinen Ausschnitt, einen winzig kleinen Fetzen dessen, was da vor sich ging. Sie hatten sozusagen ein Puzzle in der Hand, verstanden aber selbst nicht das ganze Bild. Erst später, im Neuen Testament, werden diese Puzzlestücke zusammengesetzt, und das vollständige Bild entsteht.
Wenn man Jesaja 53 liest, und vielleicht habt ihr es ungefähr vor dem inneren Auge oder Ohr, dann steht dort, dass er entsetzlich entstellt sein wird. Habt ihr schon mal einen Toten gesehen? Die wenigsten Toten sind entstellt, meistens nur Gewaltopfer oder Unfallopfer. Da steht, er war ein abscheulicher Anblick, so dass man sich wegdrehte (Jesaja 53,3). Sein Aussehen war so entstellt (Jesaja 52,14). Er war verwundet, zerschlagen und zerfetzt (Jesaja 53,5). Er wurde misshandelt (Jesaja 53,7). Außerdem steht dort, dass er sein ganzes Blut verloren hat, es vollständig ausgeschüttet hat – vollständiger Blutverlust (Jesaja 53).
Doch es gibt viele Tote, die so zugerichtet sind: Gewaltopfer, Unfallopfer, Kriegsopfer. Aber eine Stelle in der Bibel zeigt noch viel mehr. Sie zeigt nicht nur, dass Jesus ein Gewaltopfer sein würde, sondern dass er gekreuzigt werden würde. Diese Stelle ist Psalm 22.
Psalm 22 – und ich hoffe, ihr habt das Blättchen gestern oder heute schon einmal angeschaut, es wurde auch einzeln nach Sarah und Tati verteilt – zeigt uns nicht nur, dass er entstellt, verwundet, zerschlagen und sein Blut verschüttet wurde. Psalm 22 zeigt uns noch viel mehr: Es ist wie ein Drehbuch von Golgatha.
Bevor wir jetzt damit anfangen, möchte ich euch eine Geschichte erzählen. Martin Luther nahm sich vor, ich glaube, es war in der Passionszeit, also in der Zeit vor Ostern, den Psalm 22 aufmerksam und ausgiebig zu studieren.
Er nahm einen Scheffel Salz, ein Leib Brot, einen Krug Wasser und schloss sich in sein Studierzimmer ein. Er sagte: „Stört mich jetzt mal nicht.“ Ein Tag verging, die Nacht kam, doch Martin kam nicht heraus.
Am zweiten Tag war weiterhin nichts zu hören oder zu sehen. Martin blieb in der Stube. Am dritten Tag wurden die Angehörigen unruhig. Sie klopften an die Tür, rüttelten daran und riefen, doch es kam keine Antwort.
Schließlich riefen sie einen Schlosser, um die Tür aufzubrechen. Sie dachten, er sei tot. Doch dann fanden sie Martin Luther auf den Knien liegen. Er sagte: „Meint ihr denn, es sei etwas Geringes, was ich mir vorgenommen habe? Ich habe Psalm 22 studiert.“
Das wollen wir jetzt gleich zusammen machen. Aber vorher machen wir eine Pause, laufen die Shoppenrunde und machen einen Kaffeestopp.