Einführung zum Thema Heiliger Geist
Guten Abend, meine Damen und Herren, liebe Geschwister, liebe Freunde!
Gestern Abend haben wir mit dem zweiteiligen Thema über den Heiligen Geist begonnen. Dabei haben wir uns mit der Frage beschäftigt, wer der Heilige Geist ist. Heute geht es darum, was er tut.
Der heutige Vortrag ist zwar in sich geschlossen, doch es ist wichtig, dass wir in der Auseinandersetzung mit dem Heiligen Geist aufeinander achten. Grundlegend wichtig ist natürlich das, was wir gestern betrachtet haben: Wir haben versucht, die biblische Lehre über den Heiligen Geist näher zu verstehen. Das Wesen des Heiligen Geistes, wer er ist und wie er ist, bildet die Grundlage dafür, alles andere über ihn zu verstehen – auch sein Handeln.
Wenn wir wissen, wer der Heilige Geist ist, können wir auch seine Handlungsweise besser nachvollziehen. Heute beschäftigen wir uns mit einer Übersicht über sein Wirken im Alten Testament und im Neuen Testament. Dadurch wird es für uns viel direkter und anschaulicher.
Schon vorweggenommen können wir sehen, dass der Heilige Geist im Lauf der Heilsgeschichte nicht immer gleich gehandelt hat. Gestern haben wir gesehen, dass der Heilige Geist Gott ist. Er ist ewig, ohne Anfang und ohne Ende, er ist Yahweh, das heißt der ewig Seiende, Unwandelbare.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Gott immer gleich handelt. Er ist immer derselbe, aber er handelt nicht immer gleich.
Das Wirken des Heiligen Geistes im Alten Testament
Schöpfung und Erhaltung des Lebens
Darum lautet der erste Untertitel: Sein Wirken zur Zeit des Alten Testaments.
Bereits im Schöpfungsbericht wird der Heilige Geist erwähnt. Er schwebte über dem Wasser der Urfluten. In Hiob 33,4 wird ausdrücklich gesagt, dass der Heilige Geist den Menschen erschaffen hat.
Wir haben jedoch gestern gesehen, dass die ganze Trinität, der dreieine Gott, an der Schöpfung beteiligt war. Hiob 33 macht aber deutlich, dass der Heilige Geist mitgewirkt hat – mit Schöpfergewalt.
Psalm 33 betont ebenfalls, dass die Himmel durch den Hauch erschaffen wurden. Wir haben gestern gesehen, dass das hebräische Wort „Ruach“ den Geist seines Mundes meint.
Ferner ist der Heilige Geist auch Erhalter des Lebens in der Schöpfung. So sagt Elihu in Hiob 34,14, dass es der Geist Gottes ist, der den Menschen am Leben erhält.
Der Heilige Geist ist somit Schöpfer und Erhalter.
Der Geist Gottes vor der Sintflut
Später in der alttestamentlichen Heilsgeschichte finden wir den Geist Gottes erneut in 1. Mose 6 erwähnt. Wir folgen einfach den Stellen nach, an denen der Heilige Geist genannt wird. Das bedeutet natürlich nicht, dass er in der übrigen Zeit nicht gewirkt hätte. Unser Ziel ist es jedoch, zu sehen, wie der Heilige Geist im Alten Testament dargestellt wird.
In 1. Mose 6,3 heißt es: "Und der Ewige sprach: Mein Geist soll nicht ewiglich mit dem Menschen rechten, da er ja Fleisch ist, und seine Tage seien hundertzwanzig Jahre." Diese Stelle macht deutlich, dass Gottes Geist hundertzwanzig Jahre lang an der gottlosen Menschheit vor der Sintflut gewirkt hat. Er sollte sie von der Sünde überzeugen und auf die Notwendigkeit der Buße hinweisen, bevor das endgültige Gericht kam.
Das steht im Einklang mit 2. Petrus 2,5, wo es heißt, dass Noah damals der Prediger der Gerechtigkeit war. Noah predigte also in der Kraft des Geistes Gottes. Die hier genannten 120 Jahre sind die bezeichnende Zeitdauer vor der Sintflut, während der der Geist Gottes durch Noah wirkte.
Einige Ausleger meinen, diese Zeitangabe bedeute, dass die Menschen von nun an nur noch bis zu 120 Jahre alt werden sollten. Das stimmt jedoch nicht, denn viele der nachsintflutlichen Patriarchen wurden weit über 120 Jahre alt.
Übrigens findet sich diese Auslegung auch in einem der Manuskripte aus Höhle vier in Qumran. Ein über zweitausendjähriger Kommentar erklärt die 120 Jahre ebenfalls als Gnadenzeit in den Tagen Noahs.
Die Predigt Christi an die Geister zur Zeit Noas
Erster Petrus 3,18-20 ist in diesem Zusammenhang interessant, denn dort wird auf dasselbe Thema angespielt. Es handelt sich um eine sehr schwierige Stelle. Schauen wir uns den Text an:
„Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auch dass er uns zu Gott führe, getötet nach dem Fleische, aber lebendig gemacht nach dem Geiste.“
Bis zu diesem Punkt ist der Text noch relativ klar. Christus ist als Stellvertreter am Kreuz gestorben. Er ist als Mensch nach dem Fleische gestorben und durch den Heiligen Geist in seiner Kraft auferweckt worden. Das hatten wir auch schon gestern angedeutet.
Nun geht es weiter: „in welchem Geiste er auch hinging und predigte den Geistern, die im Gefängnis sind, welche einst ungehorsam waren, als die Langmut Gottes harrte in den Tagen Noahs, während die Arche zugerichtet wurde, in welche wenige, das sind acht Seelen, durch Wasser gerettet wurden.“
Viele Ausleger haben diesen Satz so verstanden, dass Christus nach seinem Tod ins Totenreich gegangen sei und dort den Menschen gepredigt habe. Dadurch hätten diese Menschen noch eine zweite Chance oder überhaupt eine Chance zur Bekehrung erhalten.
Das ist jedoch problematisch, denn die Heilige Schrift kennt keine Möglichkeit zur Bekehrung nach dem Tod. Im Hebräerbrief heißt es: „Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben“ (Hebräer 9,27). Das Prinzip lautet: Einmal sterben, danach das Gericht. Eine Reinkarnation oder eine zweite Chance nach dem Tod gibt es nicht.
Aus diesem Grund wurde auch die Annahme abgelehnt, dass Menschen, die das Evangelium zu Lebzeiten nicht gehört haben, es noch einmal im Totenreich hören könnten. Außerdem spricht Petrus hier nur über die Menschen zur Zeit Noahs, und diese haben das Evangelium gerade durch Noah gehört.
Oft wird diese Stelle auf alle Menschen bezogen, die noch nie etwas gehört haben. Doch hier geht es ausschließlich um die Menschen zur Zeit Noahs.
Der Text muss also besser so verstanden werden: Der Herr Jesus ist durch den Heiligen Geist auferweckt worden. Aber in diesem Geist hat er schon damals gepredigt – nämlich durch Noah während der 120 Jahre, in denen Gottes Langmut in den Tagen Noahs harrte, während die Arche gebaut wurde.
Jetzt sind diese Menschen im Gefängnis, im Totenreich, dort, wo die Verlorenen auf das Gericht warten.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Angenommen, ich erzähle heute Hans von einer guten Botschaft. Zwei Tage später kommt Hans ins Gefängnis wegen eines nachgewiesenen Delikts. Dann kann ich sagen, ich habe Hans im Gefängnis das Evangelium verkündigt. Natürlich war ich nicht im Gefängnis bei ihm, sondern ich habe Hans vor seiner Gefängnisstrafe das Evangelium verkündet.
Genau so ist es hier: Der Herr ist zu den Geistern gegangen, die jetzt im Gefängnis sind. Er hat ihnen damals, zur Zeit Noahs, gepredigt und ihnen die Möglichkeit zur Umkehr gegeben.
Der Heilige Geist während der Wüstenwanderung Israels
Später finden wir den Heiligen Geist im Alten Testament in Verbindung mit der Wüstenwanderung Israels. Die Stellen auf dem Blatt zeigen, dass Nehemia 9 darüber spricht und Jesaja 63, dass der Heilige Geist Israel während der Wüstenwanderung unterwiesen hat. Er befand sich in ihrer Mitte und brachte sie schließlich zur Ruhe.
Auch in Bezug auf die Zeit der Wüstenwanderung gab der Heilige Geist Bezalel, Elben Uri und anderen handwerkliche Weisheit bei der Herstellung von Tempelgeräten und Priestergewändern. Er gab ihnen also erfinderische Weisheit, wie es in 2. Mose 31,28 und 35 zum Bau der Stiftshütte beschrieben wird.
In diesem Zusammenhang ist besonders auf die Herstellung des goldenen Leuchters hinzuweisen. Gerade Bezalel sollte den ersten goldenen Leuchter herstellen. Dieser musste in getriebener Arbeit, nicht gegossen, gefertigt werden.
Was weiter deutlich wird: Die Arme des Leuchters waren hohl, denn das hebräische Wort „kanä“ meint ein Rohr, das hohl ist. Es gibt heute keinen Handwerker, der das hinbekommen würde. Also in Schmiedearbeit, in Hämmerarbeit einen goldenen Leuchter mit hohlen Rohren herzustellen, ist eine besondere Kunst.
Bezalel, Sohn Uri, hat es mit der Weisheit des Heiligen Geistes geschafft. Wir sehen daran, dass die Vorstellung, göttliche Weisheit sei nur in einem geistlichen Bereich und habe nichts mit dem natürlichen Bereich zu tun, eigentlich nicht biblisch ist. Diese Spaltung ist sehr griechisch.
Der Geist Gottes gab ihm konkrete Handwerkerweisheit, um etwas herzustellen, das dreitausend Jahre später, ja sogar dreieinhalbtausend Jahre später, niemand heute schaffen würde.
Der Geist Gottes in der Geschichte Josephs und bei den Propheten
Und so sehen wir später – oder besser gesagt, früher –, in 1. Mose 41,38, in der Geschichte Josephs, dass der Pharao Joseph mit der Traumdeutung beauftragte. Das hätte ich eigentlich schon früher auf dem Blatt einfügen sollen. Alle Magier Ägyptens waren nicht fähig, den Traum zu deuten, aber Joseph konnte es durch den Geist Gottes.
Ganz allgemein kann man sagen, dass der Heilige Geist unzählige Menschen zum Prophetendienst ausrüstete und sie antrieb. Neben all den Stellen auf dem Blatt lesen wir besonders die Stelle in 2. Petrus 1,21. Dort heißt es: „Denn die Weissagung wurde niemals durch den Willen des Menschen hervorgebracht, sondern heilige Männer Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geist.“ Das ist gewissermaßen die Überschrift über all das Wirken der Propheten im Alten Testament.
Ich habe im Folgenden versucht, alle Stellen aufzuführen, in denen ausdrücklich gesagt wird, dass der Heilige Geist durch bestimmte Propheten wirkte. Oft wird es nicht explizit erwähnt, doch 2. Petrus 1,21 macht dies zur Selbstverständlichkeit.
So wurden zum Beispiel die 70 Ältesten zur Zeit Moses, die Mose in 4. Mose 11 zur Weissagung leitete, durch den Geist Gottes befähigt. Ebenso Bileam, dieser heidnische Seher, Saul, David, die Boten Sauls, Elija und Elisa, Amasai, Yahasiel und Zechariah – das sind eher unbekanntere Propheten –, dann auch Daniel und ausdrücklich Micha. Das sind die meisten, bei denen es ausdrücklich erwähnt wird. Die Liste ist zwar nicht ganz vollständig, aber nahezu.
Außerdem wird ausdrücklich gesagt, dass der Heilige Geist David bei der Planung des Salomontempels inspirierte. Alle architektonischen Pläne für den ersten Tempel aus Stein wurden durch David vorbereitet, und das geschah durch den Heiligen Geist. Auch hier sieht man, wie konkret die Weisheit des Geistes im Bereich der architektonischen Planung ist.
Der Geist Gottes befähigte auch Mose und Josua zu ihrem Dienst als Volksführer. Das bedeutet, dass auch die politische Weisheit, die damals dafür nötig war, durch den Geist Gottes gegeben wurde.
Ausdrücklich wird außerdem gesagt, dass die Richter Gideon, Jephtha und Simson durch den Heiligen Geist gestärkt wurden – sowohl zum Kampf als auch zum Sieg.
Die Thronwagenvision Hesekiels und die Gegenwart des Geistes in Israel
Später, in Hesekiel 1, Verse 12 und 20, wird der geheimnisvolle Cherubim-Thronwagen Gottes vorgestellt. Hesekiel sieht in der Vision einen Wagen mit Rädern – ganz geheimnisvolle Räder. Auf diesem Wagen, der aus Engelwesen besteht, aus Cherubimwesen, sieht er einen Thron, und auf dem Thron sitzt Gott.
Von diesem Thron heißt es in Hesekiel in den genannten Versen, dass der Heilige Geist es war, der diesen Thronwagen führte. Diese Thronwagenvision ist sehr, sehr wichtig, denn sie wurde zu einer Zeit gegeben, in der für Israel alles am Boden lag: babylonische Gefangenschaft. Hesekiel sieht in der Vision, dass Gott noch auf dem Plan ist und alles ihm untertan ist. Gott sitzt auf seinem Thron, auch wenn es äußerlich hoffnungslos aussieht.
Weiter sieht Hesekiel, dass Gottes Thron nicht statisch an einem Ort fixiert ist, sondern auf einem Wagen steht. Welche Königin der Geschichte hatte einen Thron auf einem Wagen? Das ist doch ein Kuriosum, zeigt aber, dass Gott ein dynamischer Gott ist. Wer in der Geschichte eingreift, handelt und geht vorwärts. Und zwar geht dieser Thronwagen immer vorwärts. Es wird gesagt, in welcher Richtung er auch fährt, es ist immer vorwärts, nie rückwärts.
Denn Gott muss nie Buße tun und bereuen, was er getan hat. Gott kann immer geradeaus gehen. Bei uns Menschen ist das ganz anders. Wir müssen dauernd korrigieren und umkehren. Aber der Thronwagen, der durch den Geist Gottes geleitet wird, muss nie etwas bereuen. Er geht immer geradeaus.
Wenn Menschen sich so betrachten, dann ist das etwas Hässliches, Widerliches. Denkt man nur an das Comeback von Edith Piaf in den sechziger Jahren: Die Frau war vielleicht vierzig Jahre alt, sah aber damals aus wie eine alte Frau, gekennzeichnet von Drogen. Und da hat sie gesungen – und das war autobiographisch – „Rien de rien, non, je ne regrette rien“. Man erinnert sich daran, ja, und ich höre es. Myriam Mathieu hat das dann nachgemacht und ist berühmt geworden. Sie wusste auch, was sie so gut sagen konnte, hinten.
Also, was heißt das? Nichts, gar nichts bereue ich in meinem Leben. Das ist so widerlich, so schändlich. Aber für Gott ist es so: Gott muss nie etwas bereuen. Sein Thronwagen, geführt durch den Heiligen Geist, geht nach vorne, geht dem Ziel entgegen.
Weiter in Hesekiel finden wir, wie der Geist Hesekiel Kraft gibt, aufzustehen. Hesekiel wird geführt, zum Beispiel in Hesekiel 37, Vers 1, und immer wieder in seinen Visionen entrückt. Ich habe eine ganze Reihe von Stellen hier aufgeführt.
In den letzten Propheten finden wir ihn wieder, in Haggai 2. Dort sagt Gott zu dem armen Volk, das aus Babylon zurückgekehrt war und den zweiten Tempel bauen sollte: „Mein Geist besteht in eurer Mitte“ – der Heilige Geist ist in der Mitte von Israel. Übrigens zu einer Zeit, in der sie die sichtbare Wolken- und Feuersäule nicht mehr hatten. Trotzdem war im zweiten Tempel, auch ohne Schechina, der Heilige Geist gegenwärtig in der Mitte des Volkes.
Und Sacharja, das haben wir ja schon gestern ein bisschen angesehen, in Sacharja 4: Dort ist es wiederum der Geist Gottes, der die scheinbar unüberwindbaren Problemberge Israels zur Zeit Zerubbabels überwinden konnte.
Wie kam der Heilige Geist über Menschen im Alten Testament?
Jetzt stellen wir uns die Frage: Wie kam der Heilige Geist über Menschen zur Zeit des Alten Testaments? Es ist interessant, dem nachzugehen, wie die Bibel verschiedene Ausdrücke verwendet.
Zum Beispiel heißt es in Richter 3 von einem Richter, wie der Geist Gottes über ihn kam. Im Hebräischen wird der Ausdruck „hay'al“ verwendet, was wörtlich „wurde auf“ bedeutet. Dieser Ausdruck kommt immer wieder vor: Der Geist Gottes kommt über jemanden.
In Richter 6,24, bei Gideon, heißt es wörtlich, „der Geist bekleidete ihn“. Wie ein Gewand kam er über ihn. In der Elberfelder Übersetzung steht: „Er kam über ihn“, aber wörtlich heißt es „Lawasch“ – „bekleidete ihn“.
Ein dritter Ausdruck, wörtlich übersetzt, lautet „Er drang durch auf“ oder „geriet über“. Das wird bei Simson in Richter 14 und in 1. Samuel 10 und 11 von Saul gesagt. Auffällig ist, dass dies ein sehr spezieller Ausdruck ist: „Er drang durch auf sie“. In beiden Fällen handelt es sich um Menschen, deren Leben nicht rein war.
Das Leben Simsons war nicht rein vor Gott, ebenso das Leben Sauls. Und da heißt es nicht einfach, er bekleidete ihn oder kam über ihn, sondern „drang durch auf ihn“. Also hat Gott in seiner Souveränität ausnahmsweise auch solche Instrumente benutzt. Das war aber mit einer Überwindung verbunden.
Man kann sagen, es geschah gegen den Widerstand, denn diese Menschen waren nicht klar vor Gott. Das sind Ausnahmefälle, denn normalerweise waren Propheten im Alten Testament Menschen, die ein gottgeheiligtes Leben führten. Nur so konnte der Geist Gottes wirken.
Aber Gott ist souverän und hat hier diese Ausnahmefälle gemacht. Darum ist der Ausdruck umso beachtenswerter.
In Hesekiel 2 wird gesagt, dass der Geist Gottes in Hesekiel hineinkam. Im Hebräischen steht „b“, was „kam in“ bedeutet. Oder in Hesekiel 11,5 heißt es, der Heilige Geist fiel auf Hesekiel.
Eine wichtige Beachtung bei all diesem Kommen des Geistes im Alten Testament ist die Tatsache, dass er oft nur zeitweise über die Propheten oder in die Propheten kam.
Darum sagt David in Psalm 51,13, nachdem er schwer gesündigt hatte: „Nimm den Geist deiner Heiligkeit nicht von mir.“ David war ein Prophet, durch den der Geist Gottes viel wirkte. Als er in Sünde fiel, musste er Angst haben, dass der Heilige Geist sich von ihm wegwendet. Deshalb bat er so inständig.
Das war auch normal, selbst wenn keine Sünde vorlag. In Hesekiel finden wir mehrere Stellen: In Kapitel 2, Vers 2, kam der Geist Gottes in Hesekiel hinein. Aber schon in Kapitel 3, Vers 24, kam er wieder in ihn – also war er in der Zwischenzeit weg. Und in Kapitel 11, Vers 5, kam er erneut auf ihn.
Das zeigt deutlich: Obwohl Hesekiel in der Bibel als ein Mann Gottes vorgestellt wird, der ein gottgeweihtes Leben führte, war der Heilige Geist nicht kontinuierlich in ihm.
Wir werden sehen, dass dies ein wichtiger Unterschied zu dem ist, was wir dann im Neuen Testament finden.
Nächster Punkt: Der Heilige Geist in den prophetischen Aussagen des Alten Testaments.
Prophetische Aussagen über den Heiligen Geist im Alten Testament
Wir haben das schon gestern näher betrachtet: Der Heilige Geist, wie er in Jesaja 11,1-2 beschrieben wird, wird in seiner ganzen Fülle auf dem Messias ruhen. Das war also angekündigt. Die Fülle des Geistes wird auf dem Messias ruhen.
Es war auch angekündigt, dass ein Tag kommen würde, an dem der Geist Gottes über ganz Israel ausgegossen werden sollte. Wir lesen aus Sacharja 12, einer Stelle, die ich besonders schätze und die mir besonders nahegeht. Dort heißt es in Vers 10: „Am Ende der Zeiten werde ich über das Haus Davids und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen. Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und über ihn wehklagen, gleich der Wehklage über den Eingeborenen, und bitterlich über ihn Leid tragen, wie man bitterlich über den Erstgeborenen Leid trägt.“
Diese Stelle wird übrigens auch im Talmud messianisch ausgelegt. Es heißt, dass die überlebenden Juden dann auf ihn blicken werden, den sie durchbohrt haben. In dieser Zeit wird eine nationale Umkehr geschehen bei all denen, die noch überleben. Dann wird der Geist Gottes über Israel ausgegossen werden.
Joel geht noch weiter. In Joel 2,28 – oder, wenn Sie eine andere Bibelausgabe haben, in Kapitel 3, Vers 1 – heißt es Folgendes: Ich muss betonen, dass das, was vorher in Joel beschrieben wird, ein Angriff ist: eine riesige Armee aus dem Norden wird Israel in der Endzeit völlig überrennen. Aus einem Land, das wie der Garten Eden ist, wird ein verbranntes Land. Diese Prophetie hat sich in der Vergangenheit noch nie erfüllt. Sie ist zukünftig und bezieht sich auf die große Drangsal.
Dann lesen wir in Joel 2,28 beziehungsweise 3,1: „Danach wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch. Eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Greise werden Träume haben, eure Jünglinge werden Gesichte sehen. Selbst über die Knechte und über die Mägde werde ich meinen Geist ausgießen in jenen Tagen.“
Das geht weiter: Nicht nur über Israel wird der Geist ausgegossen, sondern über alles Fleisch. Es geht also um eine Geistesausgießung, die internationale, weltweite Bedeutung haben wird. Nach dem Textzusammenhang von Joel bezieht sich das auf die Zeit nach der großen Drangsal.
Wir kommen darauf zurück, denn im Neuen Testament wird diese Stelle auf Pfingsten angewendet.
Noch ein letzter Punkt: Gott wird nach Ezechiel 36 und 37 den Israeliten in der Endzeit seinen Geist in der letzten Phase der Wiederherstellung ins Innere geben. Also wird die Innenwohnung des Heiligen Geistes für Israel verheißungsvoll sein.
Das Wirken des Heiligen Geistes im Neuen Testament
Die Bedeutung im Leben Jesu
Wir setzen die Betrachtung der Heilsgeschichte fort und gelangen zum Neuen Testament. Dabei beschäftigen wir uns mit der Bedeutung des Heiligen Geistes im Leben des Herrn Jesus.
Zunächst wird in Matthäus 1 und Lukas 1 betont, dass der Mensch Jesus durch den Heiligen Geist gezeugt wurde.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist sein Alter von etwa dreißig Jahren, als er im Jordan getauft wurde. Dabei kam der Heilige Geist wie eine Taube auf ihn herab (Matthäus 3 und die parallelen Stellen).
Unmittelbar danach wird berichtet, wie der Geist Jesus führte. In einem Evangelium heißt es, dass der Geist ihn trieb; im anderen wird beschrieben, wie er ihn in die Wüste führte, wo er vierzig Tage verweilte. Der Mensch Jesus wurde also durch den Heiligen Geist geführt. Der Geist ruht auf dem Messias.
In Lukas 4,14 wird betont, dass Jesus in der Kraft des Geistes nach Galiläa zurückkehrte. Noch zuvor heißt es allgemein in Lukas 4,1, dass Jesus voll Heiligen Geistes war – ein Zustand, der als kontinuierlich dargestellt wird.
Der Herr Jesus selbst betonte gegenüber den Pharisäern in Matthäus 12, dass er durch den Geist Gottes Dämonen austrieb.
Die Bedeutung des Heiligen Geistes in der Gemeindezeit
Und nun kommen wir zur Bedeutung des Heiligen Geistes in der Zeit der Gemeinde. Die Gemeinde entstand am Pfingsttag, im Jahr 32 nach Christus. Wenn Sie das Jahr 33 angeben, ist das kein Problem; wir meinen dasselbe Pfingsten, das in Apostelgeschichte 2 beschrieben wird. Dort kam der Heilige Geist vom Himmel auf die Erde.
Das Neue Testament betont, dass nun der Geist Gottes in der Gemeinde wohnt, die als Tempel Gottes verstanden wird. Ich lese aus 1. Korinther 3,16: Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Der Apostel Paulus spricht hier zur Gemeinde in Korinth, also zur örtlichen Gemeinde. Der Geist Gottes wohnt örtlich in der Gemeinde in Korinth.
Epheser 2,22 beschreibt die Gemeinde jedoch nicht nur örtlich, sondern als etwas Weltweites. Auch dort wird die Gemeinde als eine Behausung Gottes im Geist bezeichnet. Gott wohnt also in der örtlichen Gemeinde, aber auch weltweit in der Gemeinde Gottes. Alle Erlösten zusammen bilden heute diesen Tempel Gottes.
In 2. Thessalonicher 2 wird erklärt, dass der Heilige Geist die volle Entfaltung des antichristlichen Bösen zurückhält. Zwar wird der Heilige Geist dort nicht ausdrücklich erwähnt, sondern Paulus sagt den Thessalonichern, dass der Antichrist kommen wird. Doch sie wissen, was jetzt zurückhält, damit der Antichrist zu seiner Zeit offenbart wird.
Als Bibelleser denkt man: Die Thessalonicher wussten das, aber wir möchten es genauer verstehen. Der, der zurückhält, ist jetzt noch da, bis er weg ist. Es wird einmal sächlich gesagt: „das, was zurückhält“, und einmal männlich: „der, welcher zurückhält“. Ich habe gestern erklärt, dass das Wort Geist im Griechischen, Pneuma, sächlich ist.
Wenn Paulus sagt „das, was zurückhält“, meint er das Wort Pneuma, Geist, mit der Betonung darauf, dass der Heilige Geist Gottes Kraft ist. Wenn dann aber gesagt wird „der, welcher zurückhält“, wird betont, dass der Heilige Geist eine Person ist, Gott, eine individuelle Person.
Es kommt nichts anderes in Frage, was das Böse heute zurückhalten kann und dann plötzlich weggehen wird, als der Heilige Geist, der in der Gemeinde wohnt. So kann man wirklich sagen, dass der Geist Gottes eine gewaltige Bedeutung für die Gemeinde als Kollektiv hat.
Epheser 4,3 sagt: Es ist der Heilige Geist, der die Einheit unter den Erlösten wirkt. Dort wird über die Einheit des Geistes gesprochen. Es heißt, diese Einheit müssen wir nicht produzieren, sondern bewahren. Interessant ist, dass Ökumene ein menschlicher Versuch ist, Einheit durch Kompromisse herzustellen – Kompromisse, die das Wort brechen.
Doch es wird gesagt, die Einheit des Geistes ist das, was der Geist wirkt. Wir müssen diese Einheit bewahren, und zwar „im Bande des Friedens“. Es werden auch Langmut und weitere Tugenden erwähnt. Es braucht viel Geduld unter den Erlösten, damit die Einheit, die der Heilige Geist wirkt, wirklich bewahrt werden kann. Sonst wird sie in der Praxis zerrissen.
Inspiration der Heiligen Schrift durch den Heiligen Geist
Ein ganz wichtiger Punkt ist, dass die Reihenfolge der Bibeltexte niemals als eine Gewichtung ihrer Bedeutung zu verstehen ist. Es ist vielmehr der Heilige Geist, der die gesamte Bibel – sowohl das Alte als auch das Neue Testament – inspiriert hat.
Ich verweise auf die Stelle in 2. Timotheus 3, wobei ich bereits ab Vers 14 lese: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast. Und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die vermögen, dich weise zu machen zur Seligkeit durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.“
Alle Schrift ist von Gott eingegeben. Es ist deutlich, dass die heiligen Schriften, die Timotheus von Kind auf kannte, das Alte Testament waren. Doch in Vers 14 sagt Paulus: „Bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem...“ Im Griechischen steht hier eine Mehrzahlform. Im Deutschen ist das nicht erkennbar, aber es bedeutet „von welchen Leuten du gelernt hast“. Timotheus lernte von Paulus und verschiedenen anderen neutestamentlichen Zeugen.
Von Kind auf kannte er das Alte Testament. So haben wir hier neutestamentliche und alttestamentliche Offenbarung, die in Vers 16 zusammengefasst werden: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben.“ Damit wird also auch die neutestamentliche Offenbarung eingeschlossen.
Wichtig ist, dass im Griechischen für „eingegeben“ das Wort Theopneustos verwendet wird. Das bedeutet so viel wie „Gott gehaucht“ oder „Gott gegeistet“. Das ist natürlich kein deutsches Wort, aber es verdeutlicht, dass das Wort „Geist“ darin enthalten ist und dass dieses „Gott Gehauchte“ vom Heiligen Geist kommt.
Ganz wichtig ist auch, dass hier nicht gesagt wird, die Bibelschreiber seien inspiriert gewesen. Das ist zwar auch richtig, wie 2. Petrus 1,21 belegt, aber diese Stelle geht noch weiter. Sie sagt nämlich, dass die Schrift selbst, das Geschriebene, von Gott gegeistet, von Gott gehaucht ist. Das bedeutet, dass alles, was im Grundtext der Bibel aufgezeichnet wurde, das inspirierte Wort Gottes ist.
Man könnte sonst sagen: „Ja, der Apostel Paulus war inspiriert, aber beim Abfassen seiner Briefe hat er eben auch sein eigenes, sehr menschliches und allzu menschliches hineingebracht.“ Nein, das, was geschrieben ist, ist vom Heiligen Geist eingegeben.
Es wird betont: alle Schrift. Also nicht nur einzelne Stellen oder Paulus’ Briefe, sondern alle Schriften sind durch den Geist Gottes gehaucht. Der Herr Jesus hat in seinen Abschiedsreden im Johannesevangelium, Kapitel 14 bis 16, gesagt:
In Johannes 14,26: „Wenn der Heilige Geist kommt, wird er euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ Das hat sich dann in der inspirierten Abfassung der Evangelien niedergeschlagen. Es war die Erinnerung an die Worte des Erlösers.
In Johannes 15,26 sagt der Herr Jesus: „Der Geist wird von mir zeugen.“ Dieses Zeugnis finden wir kristallisiert in der Schrift, besonders in der Apostelgeschichte. Dort sind die ersten drei Jahrzehnte der Weltmission durch den Heiligen Geist beschrieben.
Johannes 16,13 erklärt der Herr Jesus: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, doch ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen sein wird, so wird er euch in alle Wahrheit führen.“ Das hat sich besonders in der Abfassung der Briefe im Neuen Testament niedergeschlagen. Dort finden wir die Lehre der neutestamentlichen Apostel und Propheten.
Viele Dinge, die man in den Evangelien noch nicht findet, sind in den Briefen enthalten – Dinge, die die Jünger damals noch nicht ertragen konnten.
In Johannes 16,14 sagt der Herr Jesus: „Das Kommende wird er euch verkündigen.“ Das hat sich besonders im letzten Bibelbuch, der Offenbarung, niedergeschlagen. Natürlich gibt es auch prophetische Abschnitte in den Briefen, aber so akzentuiert wie in der Offenbarung ist das dort nicht.
Die Gemeinde hat als Kollektiv die ganze Offenbarung Gottes – Altes und Neues Testament – empfangen, abgeschlossen und durch den Heiligen Geist inspiriert. An dieses Wort hat sich der Geist Gottes gebunden. Er löst sich nicht mehr von diesem Wort.
Das Wirken des Heiligen Geistes in der Zeit der Gemeinde ist daher eng verbunden mit der vollendeten schriftlichen Offenbarung Gottes.
Die Bedeutung des Heiligen Geistes für die Welt und den Einzelnen heute
Das Wirken des Geistes in der Welt
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Bedeutung des Heiligen Geistes für die Welt in der heutigen Zeit. Der Herr Jesus sagt in Johannes 16, dass, wenn der Heilige Geist kommt, er die Welt überführen wird von Sünde.
Die Macht Gottes hat in den vergangenen zweitausend Jahren dazu geführt, dass so viele Menschen aus der Finsternis und der Sünde zu einer echten Umkehr, Reue und Bekehrung gefunden haben. Dieses gewaltige Wirken des Geistes Gottes begann am Pfingsttag, als 3000 Menschen umgekehrt sind.
Ich habe kürzlich eine Zahl gehört: Man geht davon aus, dass in China täglich etwa zehn Menschen zum Glauben kommen. Die Christen im Untergrund in China werden auf etwa 60 Millionen geschätzt. Das ist mehr als die Mitglieder der Kommunistischen Partei, die nur 40 Millionen zählt.
Die Gemeinden in China wachsen enorm. Dort gibt es etwa eine halbe Million vollzeitliche Evangelisten, die mit einer Bibel in der Tasche zu Fuß von Ort zu Ort gehen. Bekannt ist die Biografie eines Chinesen, die vor einiger Zeit im ZLV veröffentlicht wurde. Er war mehrfach in Arbeitslagern, weil sein schweres Vergehen darin bestand, 2000 Gemeinden in China gegründet zu haben.
Das Wirken des Geistes Gottes ist wirklich überwältigend. Dieses Beispiel zeigt nur einen Teil davon, denn das Wirken des Heiligen Geistes ist weltweit zu spüren. In den vergangenen zweitausend Jahren hat der Geist Gottes Millionen von Menschen zur Buße geführt.
Das ist die Bedeutung des Heiligen Geistes für die Welt.
Die Bedeutung für den einzelnen Erlösten
Jetzt, nachdem wir die Bedeutung für die Gemeinde als Kollektiv betrachtet haben, interessiert uns natürlich besonders auch die Bedeutung für die Welt. Vor allem aber die Bedeutung für den einzelnen Menschen, und zwar zunächst bei der Errettung und danach im weiteren Leben als Erlöster.
Punkt eins ist, dass die Neugeburt durch Gottes Wort wirkt. Dazu lese ich eine eindrückliche Stelle aus Titus 3:
„Als aber die Güte und Menschenliebe unseres Heilandgottes erschien, errettete er uns nicht aus Werken, die in Gerechtigkeit vollbracht sind, wie wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes, welchen er reichlich über uns ausgegossen hat durch Jesus, unseren Heiland.“
Diese Erneuerung des Heiligen Geistes bei der Wiedergeburt ist also sein Werk.
1. Petrus 1,23 betont: „Und diese Wiedergeburt geschieht durch das Wort Gottes.“
Der Heilige Geist benutzt also das geschriebene Wort Gottes, um die Wiedergeburt – oder besser gesagt Neugeburt, damit keine Verwechslung mit Reinkarnation entsteht – zu bewirken. So wirkt der Heilige Geist.
Der Heilige Geist wohnt im einzelnen Erlösten
Nächster Punkt: Der Heilige Geist nimmt Wohnung im einzelnen Erlösten.
Wir haben zuvor in 1. Korinther 3 gelesen, dass der Heilige Geist in der örtlichen Gemeinde wohnt. Im gleichen Brief sagt der Apostel Paulus noch etwas anderes, und das ist gewaltig: „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden. Verherrlicht nun Gott in eurem Leib.“ (1. Korinther 6,19-20)
Der Heilige Geist wohnt also im Körper des Einzelnen. Jeder einzelne Erlöste ist ein Tempel Gottes. Daran denkt man viel zu wenig. Ich denke dabei gerade zum Beispiel an den Morgen beim Waschen. Warum nicht gerade in solchen Momenten daran denken: „Wisset ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist?“
Man bekommt dadurch einen ganz anderen Bezug zu seinem eigenen Körper und zu dem, was er in Gottes Augen bedeutet. Das Wohnen, das Innenwohnen des Heiligen Geistes, ist heute so allgemein, dass Römer 8, Vers 9 sagt: „Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.“
So sehen wir diesen revolutionären Wechsel vom Alten zum Neuen Testament. Im Alten Testament war es etwas Außergewöhnliches, wenn der Geist Gottes über einzelne Menschen kam. Heute ist es das Normalste schlechthin.
Der Herr Jesus sagt in Johannes 14, Vers 16: „Er wird bei euch sein in Ewigkeit.“ Das ist gewaltig. Die alttestamentliche Furcht von David, „Nimm den Geist deiner Heiligkeit nicht von mir“, ist im Neuen Testament nicht mehr berechtigt. Der Geist wird bei euch sein in Ewigkeit.
Auch hier zeigt sich wieder ein ganz gewaltiger, heilsgeschichtlicher Wechsel.
Empfang des Heiligen Geistes in der Apostelgeschichte
Zum Empfang des Heiligen Geistes ist noch Folgendes zu sagen, wenn wir die Apostelgeschichte durchgehen. Sie finden das auch unter Punkt zwei auf dem Blatt.
Bei den Juden kam der Heilige Geist nach der Taufe. Petrus sagt: „Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.“ Die Reihenfolge lautet also: Buße, Umkehr, Treue, Bekenntnis der Schuld, Taufe, Empfang des Heiligen Geistes.
Dann finden wir aber, wenn wir weiterlesen in Apostelgeschichte 8, diese großen Massenbekehrungen in Samaria. Dort heißt es, dass der Heilige Geist erst nach der Taufe und nach der Handauflegung durch zwei Apostel über sie kam. Das ist eigenartig, denn es brauchte sowohl Taufe als auch Handauflegung.
Wenn wir aber in der Apostelgeschichte weiterlesen – die sich ja zügig liest wie ein Roman – finden wir in Apostelgeschichte 10, Vers 44, dass Petrus im Haus des römischen Hauptmanns Cornelius predigt und plötzlich der Heilige Geist über die Anwesenden kommt. Die jüdischen Gläubigen, die dort sind, sind entsetzt. Sie fragen sich: Wie ist das möglich?
Petrus sagt daraufhin: „Kann man ihnen denn die Wassertaufe verweigern, wenn sie doch den Heiligen Geist empfangen haben?“ Also werden auch sie getauft.
Wir finden also verschiedene Situationen. Nun können wir eine Lehre daraus machen, ganz nach unserer eigenen Vorstellung: Wer möchte, dass der Heilige Geist nach der Taufe empfangen wird, stützt sich auf Apostelgeschichte 2. Wer unbedingt die Versiegelung durch Handauflegung eines Apostels fordert, stützt sich auf Apostelgeschichte 8. Und wer von all dem nichts wissen will, stützt sich am besten auf Apostelgeschichte 10.
Die Verwirrung ist damit perfekt. Aber wichtig ist Folgendes: Die Apostelgeschichte ist grundsätzlich ein Geschichtsbuch, daher heißt sie im Deutschen auch Apostelgeschichte. Sie zeigt uns, wie Gott gehandelt hat – und Gott hat nicht immer gleich gehandelt.
Wo finden wir die allgemeinen Prinzipien, die allgemeine Lehre? In den Briefen der Apostel und Propheten. Dort finden wir das allgemeine Prinzip in Epheser 1, Vers 13. Paulus sagt dort: „In ihm seid auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, gehört habt, und nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung.“
Es heißt nicht: „Nachdem ihr getauft worden seid“ oder „nachdem ihr Handauflegung bekommen habt“, sondern einfach „nachdem ihr geglaubt habt“ versiegelt.
Wie sollen wir die Unterschiede erklären? Eigentlich ist es einfach: Die Juden, die gerade kurz vorher die Kreuzigung erlebt hatten in Jerusalem, mussten durch die Taufe zeigen, dass ihre Umkehr kein leeres Lippenbekenntnis war, sondern echt.
Man muss wissen: Wenn ein Jude sich heute bekehrt und glaubt, dass Jesus der Messias ist, ist das normalerweise in seiner Familie eine Katastrophe. Aber es gibt noch Hoffnung. Nun kommt der Tag, an dem er sich taufen lässt – dann ist alles vorbei.
Nach rabbinischer Lehre können dann all die Flüche aus 5. Mose 28 über ihn kommen. Die Rabbiner haben gelehrt, dass das eine Sünde ist, die in Ewigkeit nicht mehr vergeben wird. Wenn also jemand sich auf Jesus Christus taufen lässt, ist das der totale Bruch.
Das wurde von den Juden damals als Beweis für ihre Umkehr gefordert. Dann bekamen sie den Heiligen Geist.
Die Samariter waren ein Mischvolk mit israelitischem und viel heidnischem Blut. Sie waren dauernd im Streit mit den Juden. Johannes 4 erklärt, dass es keinen Verkehr zwischen Juden und Samaritern gab.
Nun kommen die Samariter zum Glauben. Das wäre die Gefahr gewesen, dass hier die erste Kirchenspaltung geschieht. Die Samariter hätten sagen können: „Ja gut, die Juden, das interessiert uns nicht. Wir sind jetzt eine Gemeinde hier für uns, in Samaria. Das hat nichts zu tun mit der Gemeinde in Jerusalem.“
Sie bekehrten sich, ließen sich taufen, erhielten aber den Heiligen Geist nicht. Dann kamen zwei Apostel, Petrus und Johannes, aus Jerusalem. Sie mussten das Zeichen der Identifikation vollziehen: die Handauflegung. Das heißt: „Wir sind eins.“
Dann bekamen sie den Heiligen Geist. Sobald sie also ihre Einheit und Verbindung mit den Gläubigen aus Jerusalem bekannt hatten, bestätigte Gott das mit der Gabe des Heiligen Geistes.
Aber als die hundertprozentigen Nichtjuden, die Römer bei Cornelius, zum Glauben kamen, galt nichts von alledem. Sobald sie glaubten, bekamen sie den Heiligen Geist.
Der Heilige Geist als Siegel und Pfand der Erlösten
Der Heilige Geist ist das Siegel und das Unterpfand der Erlösten. Von dem Siegel haben wir gerade in Epheser 1,13 gelesen: "Ihr seid versiegelt durch den Heiligen Geist."
Was bedeutet das? Wenn Gott etwas versiegelt, dann ist es etwas ganz Besonderes. In der Archäologie wurden in den vergangenen Jahrzehnten etwa siebenhundert hebräische Siegel entdeckt. Das zeigt die große Bedeutung, die diese Siegel in der Geschichte Israels hatten.
Man muss immer bedenken, dass das, was man in der Archäologie findet, nur ein verschwindend kleiner Teil von dem ist, was einst wirklich existierte. So hat man Siegel von bestimmten Königen gefunden, die wir aus der Bibel kennen, ihre persönlichen Siegel. Zum Beispiel ist kürzlich das Siegel von Ahasja bekannt geworden, mit einem Fingerabdruck darauf.
Möglicherweise handelt es sich dabei um den authentischen Fingerabdruck von König Ahasja aus der Bibel. Außerdem wurde das Siegel von Baruch, dem Schreiber des Propheten Jeremia, gefunden – ebenfalls ein authentisches Siegel.
Wenn Menschen, insbesondere Könige, etwas versiegeln, hat das eine sehr große und stolze Bedeutung. Wenn jedoch Gott etwas versiegelt, dann ist niemand fähig, dieses Siegel zu brechen.
In Offenbarung 5 wird von einem Buch mit sieben Siegeln gesprochen. Dort wird gefragt, wer würdig ist, dieses Buch zu öffnen. Es gibt kein einziges Geschöpf im Himmel noch auf Erden, das würdig ist, das Siegel zu brechen. Allein das Lamm Gottes, das überwunden hat, kann die Siegel brechen.
Das heißt also: Wenn Gott einen Menschen mit dem Heiligen Geist versiegelt, dann gibt es kein Geschöpf – sei es Satan oder ich selbst – das dieses Siegel je brechen kann. Gott selbst bricht es nicht, weil er sich damit selbst bestätigt und verpflichtet hat.
Der Besitz des Heiligen Geistes ist somit auch die Garantie des Heils in Christus. Darum heißt es in Epheser 4,30, dass man versiegelt ist "auf den Tag der Erlösung hin."
Das ist gewissermaßen die Garantie, dass man an der Entrückung einmal mit dabei sein wird. Deshalb wird der Heilige Geist auch als Pfand bezeichnet. Gott gibt uns ein Pfand, das uns die Garantie gibt, dass wir das endgültige und volle Heil empfangen werden.
Die Salbung mit dem Heiligen Geist
Nächster Punkt: Er ist die Salbung. In 2. Korinther 1,21-22 und 1. Johannes 2 wird deutlich, dass wir mit dem Heiligen Geist gesalbt sind. Im Alten Testament wurden Könige, Priester und Propheten gesalbt. Deshalb ist die Salbung mit dem Heiligen Geist etwas ganz Wichtiges. Sie zeigt deutlich, dass wir Könige sind.
Es gab eine Zeit, in der ich nicht wusste, dass ich ein König bin. Doch ich weiß es jetzt. Die Offenbarung 1,5 sagt klar, dass die Erlösten zu einem Königtum und zu Priestern gemacht sind, und zwar für Gott, unseren Vater. Wir sind Könige, allerdings haben wir das Erbe noch nicht angetreten. Deshalb muss man mit der Herrschaft noch ein wenig warten.
Wenn ich mit dem Zug durch die Gegend fahre oder mit dem Flugzeug über ein schönes Land fliege, kann ich daran denken, dass all dies meinem Vater gehört.
Weiterhin sind wir Priester. Das gibt uns die Grundlage, heute von einem allgemeinen Priestertum zu sprechen. Jeder Erlöste ist Priester. Es gibt keine Trennung zwischen Klerus und Laien. Jeder Erlöste ist Priester und auch Prophet.
Prophet bedeutet vor allem, Sprachrohr Gottes zu sein. So möchte der Heilige Geist jeden Erlösten gebrauchen, um Sprachrohr Gottes zu sein. Das muss nicht ein langer Vortrag sein. Es können auch nur fünf Worte sein. Paulus sagt, er möchte lieber fünf verständliche Worte sagen als zehntausend unverständliche.
Fünf Worte wie: "Der Herr ist mein Hirte." Wenn sie im richtigen Moment der richtigen Person gesagt werden, können sie wirken wie eine Bombe. Ob am Krankenbett, in der Gemeinde oder anderswo – jeder Erlöste ist Sprachrohr Gottes und gesalbt mit dem Heiligen Geist.
Die Taufe mit dem Heiligen Geist
Weiter, in der Kraft des Heiligen Geistes ist der Erlöste in den Leib Christi hineingetauft.
Wir kommen langsam in Zeitnot, daran bin ich bei meinen Vorträgen gewohnt. Also, 1. Korinther 12,13 heißt es: „Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden.“ Das ist die Taufe mit dem Heiligen Geist.
Der Ausdruck „in einem Geist“ bedeutet wörtlich „in der Kraft dieses einen Geistes“ ist das geschehen. Nun, was ist die Taufe mit dem Heiligen Geist? Am besten liest man alle Stellen darüber. Ich habe hier auf dem Blatt alle sieben Stellen erwähnt, mehr gibt es nicht.
Zunächst kann man sich das ganz gut merken. Es ist wichtig, viele Dinge auswendig zu lernen, denn dann kann man sie immer wieder als Munition im richtigen Moment gebrauchen. Also, die sieben Stellen können wir uns gut einprägen.
In allen vier Evangelien, in denen Johannes der Täufer auftritt, kommt das vor. Johannes der Täufer sagte: „Ich taufe euch mit Wasser, der nach mir kommt, wird euch mit Heiligem Geist taufen.“ Das sind die vier Stellen am Anfang der Evangelien.
Wir gehen zur Apostelgeschichte 1: Bevor der Herr Jesus in den Himmel fährt, sagt er: „In kurzer Zeit werdet ihr mit dem Heiligen Geist getauft werden.“ Man fragt sich: Was ist das? Taufe mit dem Heiligen Geist. Und dann kommt Pfingsten.
In Apostelgeschichte 11,16 erinnert sich Petrus nochmals an die Verheißung, die der Herr in Apostelgeschichte 1 gegeben hatte.
Und jetzt kommen wir schon zur siebten Stelle, 1. Korinther 12,13. Das ist die einzige Stelle, wo wirklich gesagt wird, was das bedeutet. Denn dort wird hinzugefügt: „Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden.“ Das wird sonst nirgends gesagt. Das ist die abschließende Stelle.
Nun muss ich erklären, dass das griechische Wort „baptizo“ (taufen) von den Griechen auch im Sinn von „färben“ benutzt wurde. Wenn man einen Stoff in rote Farbe eintauchte, nannte man das taufen. Oder wenn ein Schiff unterging, war das auch eine Taufe.
Bei den alten Griechen bedeutete es, etwas in ein anderes Element hineinzuführen, zum Beispiel Holz ins Wasser. Die Grundbedeutung ist also das Hineinführen in ein anderes Element.
Und nun haben wir hier eben die eigentümliche Aussage: Nicht Taufe im Wasser, sondern in der Kraft des Heiligen Geistes getauft zu einem Leib, das heißt, in den Leib Christi hineingeführt.
Die Taufe des Heiligen Geistes ist kein ekstatisches Erlebnis, bei dem das Bewusstsein eingeschränkt wird. Das haben wir gestern gesehen, dass das ein absolut heidnisches Kennzeichen ist.
Vielmehr ist die Taufe mit dem Heiligen Geist das Hineinführen in ein neues Element, nämlich in den Leib Christi.
Wer nicht mit dem Heiligen Geist getauft ist, der ist gar kein Christ. Denn ein echter Christ ist ein Glied am Leib Christi.
Das wird gerade den Korinthern gesagt. Wir alle – und dabei gab es bei den Korinthern so viele fleischliche Christen, was eigentümlich ist – aber sie waren alle mit dem Geist zu einem Leib getauft.
Die fortgesetzte Bedeutung des Heiligen Geistes im Leben des Erlösten
Die fortgesetzte Bedeutung im Leben des Erlösten
Wir haben bereits gesehen, dass der Heilige Geist gemäß Johannes 14,16 beim Erlösten in Ewigkeit bleibt. Ferner betonen Epheser 6 und Judas 21, dass er die Kraft zum Beten ist. Dort wird über das Beten im Geist gesprochen, was bedeutet, dass der Heilige Geist es überhaupt erst möglich macht, dass wir beten können.
Vor kurzem war ich bei einer Familie eingeladen, zusammen mit einem israelischen Drehbuchautor, einem Bekannten. Wir sprachen über vieles, darunter auch über den Glauben. Er fragte mich, da er eigentlich gern einmal zu uns in die Gemeinde kommen wollte, es aber nicht möglich war: „Was habt ihr für Gebetsbücher?“ Ich antwortete, dass wir keine Gebetsbücher haben. Das konnte er kaum fassen. Er sagte, das gehe doch nicht, keine Gebetsbücher zu haben. Ich erklärte ihm, dass wir Liederbücher haben, aber das Beten sei bei uns eigentlich ganz spontan. Wir beten nicht vorgegebene Gebete, sondern ganz direkt aus dem Herzen heraus. Das konnte er fast nicht glauben. In den Synagogen, an die er gewöhnt war, gab es Gebetsbücher, nach denen man betete. Frei zu beten müsse ja ein Chaos sein. Aber ich sagte ihm, dass wir keinen Chaos haben. Der Heilige Geist ist die Kraft zum Beten, darum brauchen wir keine Gebetsbücher mehr in der Gemeinde.
In 2. Korinther 13,14 wird von der Gemeinschaft des Heiligen Geistes gesprochen. Der Heilige Geist will Gemeinschaft mit jedem einzelnen Erlösten haben. Das drückt sich zum Beispiel in Römer 8,26 aus, wo gesagt wird, dass er uns im Gebet vertritt. Dort heißt es: Wenn wir nicht wissen, was wir beten sollen, verwendet sich der Geist in unaussprechlichen Seufzern. Das ist übrigens nicht Zungenrede, denn Zungenrede hört man, während diese unaussprechlichen Seufzer nicht artikuliert sind. Das hat überhaupt nichts mit Zungenrede zu tun. Der Heilige Geist vertritt uns im Gebet, oft wissen wir gar nicht, was wir beten sollen. Viele Gefahren in unserem Leben sind uns nicht bewusst, und wir kämen gar nicht auf die Idee, für sie zu beten. Der Heilige Geist betet für uns.
Das führt uns zum nächsten Punkt: Er ist der von Herrn Jesus in Johannes 14,16 angekündigte Parakletos, was mit Advokat, Fürsprecher, Helfer oder Tröster übersetzt wird. Er setzt sich völlig für uns ein, wie ein Advokat. Ein Advokat macht das für Geld, der Heilige Geist aber tut es, weil er uns liebt. Er setzt sich ein, als wäre er selbst in unserer Situation. Das ist der Beistand des Heiligen Geistes.
Weiter lesen wir in Römer 8,16: „Der Geist bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.“ Man kann das auch übersetzen mit „Der Geist zeugt mit unserem Geist“ oder „Der Geist bezeugt unserem Geist“. Grammatikalisch sind beide Übersetzungen möglich. Ich plädiere jedoch stark dafür, dass der Sinn ist: Der Heilige Geist macht unserem menschlichen Geist klar und deutlich, dass wir Kinder Gottes sind. Er schafft die Überzeugung der Gotteskindschaft.
Daher wird er auch der Geist der Sohnschaft genannt. Ich lese das noch vor: Römer 8,15: „Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wiederum zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in welchem wir rufen: Abba, Vater!“ Der Geist selbst zeugt mit unserem Geist oder bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.
Sohnschaft wird im Englischen mit „adoption“ übersetzt, und das ist auch korrekt. Das griechische Wort „hyothesia“ meint die Einsetzung in die Sohnesstellung durch Adoption. Wir sind alle adoptierte Menschen, habt ihr das gewusst? Alle, die das erlebt haben, sind sozusagen ein ganzer Saal voller adoptierter Leute – adoptiert von Gott.
Aber das ist nicht das Gleiche wie Gotteskindschaft. Wie wird man ein Kind Gottes? Durch Neugeburt. Die Gotteskindschaft geschieht durch Neugeburt, die Sohnschaft durch Adoption. Das sind zwei Seiten derselben Medaille. Die Gotteskindschaft war schon vorhanden, bevor wir geboren wurden, sogar im alten Leben. Dann kam die Gotteskindschaft, und dies wird nochmals durch die Adoption ausgedrückt.
Es gab eine Zeit, da hatten wir keine Beziehung zu Gott. Jetzt sind wir aus diesem hoffnungslosen Zustand in eine Beziehung zu Gott als Söhne und Töchter versetzt worden. Das geschah durch Adoption. Wir sind adoptiert durch Neugeburt – das sind die zwei Seiten. Wenn man ein Kind adoptiert, ist das etwas Schönes und Gewaltiges, aber man kann es nicht durch Geburt adoptieren. Das konnte nur Gott mit uns.
Der Geist bewirkt also, dass wir Gott „Abba, Papa“ nennen können. Kein Jude würde es wagen, Gott „Abba“ zu nennen. „Avinu sche baschamayim“, das betet man – „Unser Vater, der du bist in den Himmeln“ –, aber nie „Abba“, denn das heißt „Papa“. Das gilt als zu intim, so darf man den Ewigen nicht nennen.
Die Bibel sagt jedoch, dass wir, die wir den Geist der Sohnschaft haben, es dürfen. Denn der ewige Sohn Gottes hat schon vorher in Markus 15 in Gethsemane gebetet: „Vater, alles ist dir möglich.“ Er hatte diese Beziehung von Ewigkeit her, und in diese Intimität hat er uns hineingeführt. Das ist Sohnschaft, und das wird durch den Heiligen Geist erlebt.
Weiter heißt es in Epheser 6,17: „Werdet erfüllt mit dem Geist.“ Ganz wichtig: Im Griechischen ist die Zeitform ein Durativ, das bedeutet, dass man immer wieder neu erfüllt werden soll, nicht nur ein für alle Mal.
Ich habe weitere Stellen aufgeführt: Apostelgeschichte 4,8; 4,31; 13,9. Diese Stellen sind zum Teil ungenau übersetzt. Dort bedeutet es genau, dass man in dem Moment mit dem Heiligen Geist erfüllt wurde. Sogar bei Paulus, in Apostelgeschichte 13,9, wurde er plötzlich vom Heiligen Geist erfüllt und wirkte daraufhin etwas. Es ist also ein Phänomen, das sich im Leben des Gläubigen wiederholt.
Zu beachten ist der Unterschied: Es gibt einen anderen Ausdruck, der Menschen in der Bibel als „voll Heiligen Geistes“ bezeichnet. Ich habe eine ganze Reihe von Stellen aufgeführt, zum Beispiel Apostelgeschichte 6,5 und 11,24. Dieser Ausdruck bezeichnet einen Zustand. Das heißt, ein Erlöster, der unter der dauernden Führung und Zucht des Heiligen Geistes steht, ist ein Mensch, von dem man sagen kann, er ist voll Heiligen Geistes.
Aber sobald wir irgendeinen Dienst tun sollen, sei er noch so klein – ein Wort Gottes weitergeben oder einen praktischen Dienst leisten –, brauchen wir immer wieder neu die Erfüllung mit dem Heiligen Geist. Das heißt, es ist eine momentane Kraftwirkung, die der Geist gibt, um diesen speziellen Dienst auszuführen.
Es sind also zwei Dinge, die man gut unterscheiden muss.
Ganz allgemein wird gesagt in 2. Korinther 3,6 und Philipper 3,3, dass wir durch den Geist Gottes dienen. Er gibt überhaupt die Kraft, um dienen zu können.
Der Herr Jesus sagt in Apostelgeschichte 1,8, dass der Heilige Geist die Kraft sein wird, um das evangelistische Zeugnis in der Welt abzulegen. Er ist es, der zum Beispiel die Menschenfurcht in uns überwinden kann.
Johannes 14,13 sagt, der Heilige Geist führt in die ganze Wahrheit, erinnert, lehrt, verkündigt das Kommende und verherrlicht die Person des Sohnes Gottes.
In 1. Korinther 12-14 sehen wir, dass der Heilige Geist eine Vielfalt geistlicher Wirkungen bewirkt.
Johannes 4,23-24 erklärt, dass man nur durch den Geist Gott wahrhaftig anbeten kann.
Römer 8,2 sagt, dass es der Heilige Geist ist, der freimacht.
2. Korinther 3,17 sagt sogar: „Denn wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“ Wirklich befreites Christentum erleben wir dort, wo der Heilige Geist wirken kann.
Diese Freiheit zeigt sich nach dem Prinzip von Römer 8,4. Dort sagt Paulus, dass die Menschen, die nach dem Geist wandeln, in ihnen die gerechte Rechtsforderung des Gesetzes erfüllt wird. Das heißt, ein Mensch, der sich durch den Heiligen Geist leiten lässt, lebt automatisch gemäß dem, was das Gesetz als gerecht vor Gott hingestellt hat. Ohne selbst unter dem Gesetz zu stehen.
Wenn die Bibel sagt: „Du sollst nicht Ehebrechen“, dann macht das ein Christ nicht, nicht weil er unter dem Gesetz der Zehn Gebote steht, sondern weil der Heilige Geist das bewirkt. Und noch viel mehr: Es gibt Leute, die brechen die Ehe nicht, haben aber trotzdem Streit mit ihrem Ehepartner. Der Heilige Geist wirkt mehr. Er bewirkt auch eine aufbauende Liebesbeziehung in der Ehe.
Das Wirken des Geistes geht also weit über das Gesetz hinaus. Das erklärt auch Galater 5,17: Wer in der Kraft des Heiligen Geistes lebt, vollbringt nicht mehr die Lust des Fleisches, also das böse Verlangen in uns, das wir zwar täglich spüren, dem wir aber nicht mehr gehorchen müssen.
Römer 8,14 sagt, der Heilige Geist führt.
Römer 9,1 zeigt, dass er auf das Gewissen einwirkt.
Römer 15,16 sagt, er heiligt.
Apostelgeschichte 9,31 berichtet, dass er Trost schenkt.
Römer 14,17 sagt, dass er Gerechtigkeit in unserem Leben wirkt.
Und dann die neunfache Frucht aus Galater 5,22: Freude, Liebe usw.
Er wirkt auch Hoffnung, wie in Römer 15,13 beschrieben.
Wir kommen zum letzten Punkt: Er wirkt die Erwartung auf die Wiederkunft Christi, wie Offenbarung 22,17 sagt: „Und der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es hört, spreche: Komm! Und wer dürstet, komme; wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst.“
Vers 20 sagt: „Der diese Dinge bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald. Amen. Komm, Herr Jesus!“
Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit allen.
Der Heilige Geist ruft hier auf der Erde, dass wir dem Herrn Jesus entgegenkommen, und die Brautgemeinde sagt: Komm!
Wenn die Entrückung geschieht, wird der Heilige Geist mit der Braut weggehen, und dann kommt die volle antichristliche Entfaltung.
So sehen wir, dass unser Zeitalter, das Zeitalter der Gemeinde, ein überragendes Zeitalter ist, das durch die Wirkung des Heiligen Geistes gekennzeichnet ist – eine Wirkung, die einzigartig ist.
Es ist nicht so, dass es in den zweitausend Jahren keine Zeichen und Wunder gegeben hätte. Diese finden wir ganz intensiv in der Anfangszeit. Mit dem Wegsterben der Apostel ist das kirchengeschichtlich dann massiv abgeklungen.
Aber die Wirkung des Geistes Gottes war in den zweitausend Jahren durchgehend da. Die Wirkungen, die wir gefunden haben, waren durchgehend vorhanden.
Man kann also nicht sagen, die Reformatoren hätten nichts vom Heiligen Geist gewusst. Der Geist, der sich an sein Wort gebunden hat, hat in der Reformation zum Beispiel einen Durchschlag bewirkt, der seinesgleichen sucht. Aber es war eben die Wirkung durch das Wort.
Diese Wirkung können wir heute immer noch haben – in unserem persönlichen Leben und ganz besonders im Blick auf das Erwarten der baldigen Wiederkunft Christi.
Schlussgebet
Wir wollen zum Schluss noch beten.
Herr Jesus, es ist gewaltig zu sehen, wie du an uns gedacht hast und uns bevorzugt hast. Du hast uns gegenüber früheren Heilszeitaltern vorgezogen, indem du uns deinen Geist gegeben hast.
Wir bitten dich, dass jeder von uns, der dein Eigentum ist, die Wirkung des Geistes in seinem Leben noch mehr erfahren kann. Lass den Heiligen Geist nicht durch Sünde dauernd betrübt oder gedämpft werden. Stattdessen wollen wir ein Leben der Hingabe und der Heiligung führen, damit du deine Kraft in uns voll entfalten kannst.
Was wir erleben, geschieht nicht durch Heer oder Gewalt, sondern durch deinen Geist. Gepriesen seist du dafür. Amen.