Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.
Wir wollen noch einmal bitten, Herr: Nun zeig uns dein königliches Walten. Bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh. Du wirst allein ganz recht behalten. Herr, mach uns still und rede du. Amen.
Bedeutung des 9. Novembers für die deutsche Geschichte
Liebe Gemeinde,
die Woche des 9. Novembers liegt gerade hinter uns. Sie wissen, dass dieses Datum für unsere Geschichte eine schicksalhafte Bedeutung hat. Die beiden berühmtesten 9. November, wenn auch nicht die einzigen, sind sicher die Reichspogromnacht 1938 und der Fall der Berliner Mauer 1989.
In der Reichspogromnacht 1938 wurden in Deutschland mehr als 1.400 Synagogen zerstört. Der 9. November 1989 markiert den Fall der Berliner Mauer – jenes Symbol für den zynischen Todesstreifen, der sich mitten durch unser Land zog.
Es ist gut, sich gerade jetzt an 1938 zu erinnern, wo wieder auf deutschen Straßen in Aufmärschen gegen Israel gehetzt wird. Wir brauchen dieses Datum erst recht, zumal viele Verantwortliche und Medienvertreter den Eindruck erwecken, wegzuschauen. Sie schauen weg in Bezug darauf, wer die Gefährder Israels sind.
Karl Lagerfeld, der eigentlich unpolitische Modeschöpfer, hat das Offensichtliche schon vor einigen Jahren so formuliert: Man kann nicht, selbst wenn Jahrzehnte dazwischenliegen, Millionen Juden töten und danach Millionen ihrer schlimmsten Feinde ins Land kommen lassen.
Auch der Rückblick auf 1989, als die Mauer fiel, ist kein Anlass zu beruhigender Nostalgie. Was ist aus diesem begeisterten Anfang von damals geworden, aus unserem Land? Ich weiß noch, wie ich in meiner kleinen Dorfgemeinde als junger Pastor zusammen mit meiner Frau die Kirchenglocken habe läuten lassen. Was ist daraus geworden?
Warnung vor den Folgen des Mauerfalls
Schon anderthalb Jahre nach dem Mauerfall warnte die wohl bekannteste Dissidentin des DDR-Regimes, Bärbel Boley, eindringlich davor, dass die totalitären Methoden der Staatssicherheit noch lange nicht überwunden seien.
Ihre Worte von damals zeigen im Nachhinein eine erschreckende Klarsicht, ähnlich wie man das etwa von George Orwells Roman 1984 kennt. Bärbel Boley meinte, dass alle Untersuchungen und die gründliche Erforschung der Stasi-Strukturen sowie der Methoden, mit denen sie gearbeitet haben und immer noch arbeiten, in die falschen Hände geraten würden.
Man werde diese Strukturen genauestens untersuchen, um sie dann zu übernehmen. Sie würden ein wenig angepasst, damit sie in eine freie westliche Gesellschaft passen. Die Störer werde man nicht unbedingt verhaften, denn es gebe viel feinere Möglichkeiten, jemanden unschädlich zu machen.
Doch die geheimen Verbote, das Beobachten, der Argwohn, die Angst, das Isolieren und Ausgrenzen, das Brandmarken und Mundtotmachen derjenigen, die sich nicht anpassen – all das werde wiederkommen. „Das wird wiederkommen, glaubt mir“, sagte sie. Man werde Einrichtungen schaffen, die viel effektiver und viel feiner arbeiten als die Stasi.
Auch das ständige Lügen werde wiederkommen, ebenso die Desinformation und der Nebel, in dem alles seine Kontur verliert.
Damals, im Jahr 1991, hielten viele ihrer Freunde diese Warnungen für Schwarzmalerei. Dazu gehörte auch Chaim Noll, der heute als Publizist in Israel lebt und das damals notiert hat. Doch heute halten sie diese Einschätzung nicht mehr für übertrieben.
Aktuelle Beispiele von Glaubensverfolgung und Gefangenschaft
Damals hätte sich kaum jemand vorstellen können, dass in der sogenannten Welt des freien Westens jemals ein Pastor ins Gefängnis kommen könnte, weil er sich weigerte, staatlich verordnete Einschränkungen seines Gottesdienstes zu akzeptieren. Das hätte niemand gedacht.
In Deutschland ist so etwas bisher auch nicht vorgekommen. In Kanada jedoch ist es mindestens zwei Kollegen so ergangen: James Coates und Tim Stephens. In Kalifornien wurde ein fast 80-jähriger Pastor, der bekannte John MacArthur, immerhin mit der Möglichkeit seiner Inhaftierung bedroht.
Auch unser Predigttext, die Fortsetzung der Joseph-Reihe, wird uns heute ins Gefängnis führen – in Ägypten, im Land des Pharaos.
Unser Text beginnt damit, dass Josef wegen der Verleumdung einer Ehebrecherin ins Gefängnis kommt. Diese Frau war die Ehefrau seines damaligen Chefs Potiphar. Sie hatte versucht, Josef zu verführen. Josef wehrte sich dagegen und machte nicht mit. Daraufhin diffamierte sie ihn. Wegen dieser falschen Anklage wurde Josef ins Gefängnis gebracht.
Damit beginnt unser Predigttext. Wir gehen damit praktisch noch einmal einige wenige Verse zurück zu dem Punkt, an dem wir letzten Sonntag aufgehört haben, nämlich 1. Mose 39,20: „Da nahm ihn sein Herr und legte ihn ins Gefängnis, in dem des Königs Gefangene waren.“
Josef lag also im Gefängnis. Unser Text endet mit der hektischen Freilassung Josephs auf höchste Weisung, mehr als zwei Jahre später, nämlich in 1. Mose 41,14: „Da sandte der Pharao hin und ließ Josef rufen, und sie ließen ihn eilends aus dem Gefängnis.“
Freiheit hinter Gittern – ein zentrales Thema
Das ist der Rahmen, um den es heute geht. Er setzt in diesem Gefängnis ein, in dem ein frommer, gottesfürchtiger Mann gefangen ist. Der Anlass seiner Gefangenschaft – wie wir bereits gesehen haben – war nicht, dass er etwas Böses getan hätte, sondern etwas Gutes.
Nicht weil er Gott ungehorsam gewesen war, landete er dort, sondern weil er Gott gehorsam war.
Heute werden wir natürlich nicht alle Verse dieses großen Abschnitts auslegen. Einige heben wir uns für den kommenden Sonntag auf. Aber wir müssen das Drama verstehen, das sich in diesem Abschnitt ereignet.
Ich habe versucht, diese Dynamik in einem Titel zu bündeln. Der Titel lautet: Freiheit hinter Gittern.
Das ist die Frage, die wir heute klären müssen: Stimmt das? Ist das realistisch? Gibt es hinter Gittern Freiheit? Gibt es trotz Gittern Freiheit?
Manchem erscheint der Gedanke an das Gefängnis sicher zu fernliegend. Doch ich möchte den Begriff heute weiterfassen – den Begriff Gefängnis.
Mehrdimensionale Bedeutung des Gefängnisses im Text
Im Text werden zwei verschiedene hebräische Vokabeln für Gefängnis verwendet. Die gebräuchlichere von beiden lautet Bor, also wenn man sie in lateinischen Buchstaben ausdrücken würde, Bor.
Dieses Bor, dieses Gefängnis, eignet sich über den realen Knast hinaus auch als Metapher. Die Erstbedeutung dieses Wortes ist eigentlich Zisterne. Man könnte sagen, Joseph ist wieder einmal in einer Zisterne gelandet.
Weil man ausgetrocknete Zisternen damals häufig als Gefängnisse nutzte, entstand daraus die Zweitbedeutung Gefängnis. Doch damit nicht genug: Auf einer dritten Ebene kann Bor schließlich auch noch das Grab oder die Gruft bezeichnen, wie etwa in Psalm 28,1 und an anderen Stellen.
Also: Zisterne, Gefängnis, das Grab. Es war, wie man freier übersetzen könnte, auch ein finsteres Loch. Ein Loch, in dem Josef gewaltsam festgehalten wurde, aus dem er aus eigener Kraft – das wusste er nicht mehr – nicht ausbrechen konnte. Es war nicht abzusehen, wann und ob er je wieder freikommen würde.
Damit, Sie merken es, rückt uns dieses Konzept schon wieder näher. Es gibt viele dunkle Löcher, in denen man festgesetzt sein, sitzen oder eingeschlossen sein kann – obwohl man, wie Joseph, mit Gott rechnet, obwohl man Gott glaubt.
Gefangensein als Metapher für Lebenskrisen
Ich denke an einen lieben Kollegen vor vielen Jahren. Seine Ehefrau war sehr schwer erkrankt, und er erzählte mir davon am Rande einer Konferenz. Sein ganzes Leid fasste er in den Worten zusammen: „Ich bin wie eingeschlossen, ich bin wie eingeschlossen.“
Wenn jemand eine schwere Depression hat, befindet er sich in einem finsteren Loch, in dem er sich wie eingeschlossen fühlt. Eine ausweglose berufliche Situation, in der jemand vielleicht sogar um seine wirtschaftliche Existenz bangt, fühlt sich ebenfalls wie ein Eingeschlossensein an. Auch eine zerbrochene Familienkonstellation, Einsamkeit oder Hilflosigkeit können ein Gefühl des Eingeschlossenseins hervorrufen.
So wollen wir diesen Begriff heute in erweiterter Fassung verstehen. Vielleicht kennen Sie ja jemanden, der in einer solchen Lage Ihre Hilfe braucht. Oder vielleicht fühlen Sie sich selbst an einem bestimmten Punkt wie eingeschlossen.
Dann lassen Sie uns nun gemeinsam bei Gottes Wort anklopfen, um zu erfahren, ob es wirklich Freiheit hinter Gittern gibt.
Gottes Gegenwart trotz Gefangenschaft
Ich lese noch einmal ab Kapitel drei, Vers zwanzig: Dann nahm ihn sein Herr, also Josephs Herr Puttifer, und legte ihn ins Gefängnis, in dem die Gefangenen des Königs waren. Joseph lag dort im Gefängnis.
Aber der Herr war mit ihm, neigte die Herzen ihm zu und ließ ihn Gnade finden vor dem Amtmann über das Gefängnis. So gab der Amtmann ihm alle Gefangenen im Gefängnis unter seine Hand. Alles, was dort geschah, musste durch Joseph geschehen.
Der Amtmann über das Gefängnis kümmerte sich um nichts, denn der Herr war mit Joseph. Was Joseph tat, gelang, oder man könnte auch sagen, es hatte Erfolg.
Es begab sich danach, dass sich der Mundschenk des Königs von Ägypten und der Bäcker an ihrem Herrn, dem König von Ägypten, versündigten. Der Pharao wurde zornig über seine beiden Kämmerer. Er ließ den Obersten über die Schenken und den Obersten über die Bäcker setzen ins Amtmannshaus, ins Gefängnis, wo Joseph gefangen lag.
Der Amtmann gab ihnen Joseph bei, damit er ihnen diente. Sie saßen eine Zeitlang im Gefängnis. In einer Nacht träumten beiden, dem Schenken und dem Bäcker des Königs von Ägypten, jeweils einen eigenen Traum. Jeder Traum hatte seine spezielle Bedeutung.
Joseph sitzt im Gefängnis fest. Er ist also zunächst außer Gefecht gesetzt, wie wir gesehen haben. Daraus folgt jedoch nicht, dass Gott seine Präsenz oder seine Gegenwart zurückgezogen hätte. Es bedeutet nicht, dass Gott eine Pause macht oder aufhört zu handeln. Es bedeutet auch nicht, dass Gott die Hände gebunden wären. Das wird sofort klar.
Denn gleich nach der Mitteilung von Josephs Festsetzung steht unmittelbar im nächsten Vers: Der Herr war mit ihm. Das wird in Vers 23 noch einmal bekräftigt. So sehen wir, dass Gott Joseph nicht aus dem Blick lässt. Das ist sehr beruhigend.
Gott sorgt aktiv dafür, dass Joseph auch hinter geschlossenen Gefängnistüren offene Herzenstüren findet. Hier steht der Satz: Und Gott neigte ihm auch dort die Herzen zu. Geschlossene Gefängnistüren, aber offene Herzenstüren – dafür sorgt Gott. Der Leser spürt sofort: Gottes Plan läuft weiter.
Das ist mein erstes Argument für Freiheit hinter Gittern: Gottes Plan läuft weiter. Joseph können sie ausbremsen, aber Gott nicht. Gott verliert sein großes Ziel keine Sekunde, keine Zehntelsekunde aus dem Blick.
Und Gott hat mit Joseph, wie der weitere Text zeigen wird, auch in den nächsten Wochen noch viel vor. Gottes Plan läuft weiter. Das heißt Gottes Freiheit, Gottes Souveränität. Sein Handeln kann durch keine andere Macht und durch kein noch so finsteres Loch gefährdet oder auch nur eingeschränkt werden.
Das Gute ist: Wir sehen es hier sehr deutlich. Gott verwirklicht seinen Plan nicht nur außerhalb des Gefängnisses, sondern sogar darin, ja sogar durch alles hindurch, was dort im Gefängnis geschieht.
Im Vers 21 heißt es: Der Herr war mit ihm, neigte die Herzen ihm zu und ließ ihn Gnade finden, sodass ihm alle Gefangenen im Gefängnis unter seine Hand gegeben wurden. Alles, was dort geschah, musste durch ihn geschehen.
Das hat Gott schon einmal so arrangiert. Und das ist mein erster Beleg für Freiheit hinter Gittern: Gottes Plan läuft weiter.
Begegnung mit den Mitgefangenen als Teil von Gottes Plan
Vers 1 des nächsten Kapitels, also 40,1, knüpft nahtlos an. Dort stehen nämlich die Worte: „Und es begab sich.“
Warum begab es sich? Weil Gott es so lenkte. Es geschah nicht zufällig, sondern ist sozusagen eine verkappte Formulierung. Es begab sich, Gott fügte es. Es geschah, weil der Herr mit Joseph war.
Plötzlich sehen wir, dass Bewegung in den Knast kommt. Joseph bleibt nicht der einzige Sondergast dort. Zwei Spitzenbeamte werden ihm Gesellschaft leisten.
Spitzenbeamte des Pharaos finden sich plötzlich dort wieder. Offensichtlich wurden sie für falsches Handeln in verantwortlicher Position bestraft. Sie waren beim Pharao in Ungnade gefallen. Hier steht, sie versündigten sich. Es wird nicht gesagt, worin ihre Schuld bestand, aber ihre Karriere hatte einen heftigen Knick bekommen und war plötzlich zu Ende – sowohl für den Obermunschenk als auch für den Oberbäcker.
Getränke und Speisen des Königs waren ein sensibler Bereich. Vielleicht waren die beiden in Verdacht geraten, eine Intrige zu planen, möglicherweise den Pharao zu vergiften. Vielleicht war ein Verdacht auf sie gefallen. Jedenfalls war irgendetwas passiert. Sie hatten das Vertrauen ihres Herrschers verloren, und dieser Herrscher fürchtete wirklich Schlimmstes.
Auf diese Weise sorgt Gott natürlich dafür, dass Joseph den beiden begegnet. Joseph wird quasi zu ihrer Treuung abgestellt, so muss man das hier verstehen. Und das wird sich noch als folgenreich erweisen.
Gottes Plan läuft weiter. Als nächsten Schritt sendet Gott den beiden Spitzenbeamten jeweils einen spezifischen Traum. In Vers 5 steht: „Es träumte ihnen beiden.“
Dieser Traum war natürlich keine psychologische Reaktion oder ein Zufall. Es steht extra, dass jeder Traum seine eigene Bedeutung hatte. Das war schon gezielt. Es war so gefügt, und das wiederum konnte nur von Gott so initiiert worden sein.
Wir merken schon im vierzigsten Kapitel, dass wir als Leser eigentlich keine Minute ohne Hoffnung sind. Wir spüren und sehen, dass Gottes Plan weiterläuft, auch wenn Joseph selbst am Tiefpunkt angekommen ist.
Josephs seelische Lage und geistliche Haltung
Überlegen wir einmal: Zuerst verkauften seine Brüder ihn nach Ägypten. Er verlor dadurch seine Heimat. Dann geriet er in Ägypten in die Mühlen der Justiz und fand sich völlig zu Unrecht im Gefängnis wieder. Somit verlor er auch noch seine Freiheit.
Nun stellt sich die Frage: Was wird Joseph tun? Wird er aufgeben? Wird er schmollend oder zornig gegen Gott reagieren? Was macht er?
Seelisch ist eine Inhaftierung eine extreme Belastung. Das gilt umso mehr, wenn man bedenkt, dass Joseph – wie wir wissen – kein abgebrühter Politiker war. Er war auch kein durch jahrzehntelange Erfahrung gestählter Militär. Er war etwa siebzehn Jahre alt, ein Jüngling, unerfahren.
Aber selbst für einen reiferen Mann muss es unheimlich schwer zu ertragen sein, wenn sich plötzlich die Gefängnistore hinter ihm schließen.
Pastor James Coates hat diese Situation in dem Buch „Gott oder Staat“ beschrieben, das er zusammen mit Nathan Busenitz herausgegeben hat. Coates ist Pastor der Grace Life Church in Edmonton, Alberta.
Wir haben das damals während der Corona-Krise in Kanada verfolgt, als die Behörden massive Einschränkungen des Gottesdienstes verfügten. Sie griffen in einer Weise in die inneren Angelegenheiten der Kirche ein, die auch nach kanadischem Recht eigentlich nicht zulässig ist – genauer gesagt nach Abschnitt 176 des kanadischen Strafgesetzbuches.
Vor allem widersprach dies dem Anspruch Jesu Christi, dass er der Herr der Kirche ist und allein darüber verfügt, wie seine Gemeinde sich versammelt und ihren Gottesdienst feiert.
Mutiger Widerstand gegen staatliche Einschränkungen
In dieser Situation hat sich die Grace Life Church, angeführt von ihrem Pastor, dennoch versammelt. James Coates begründete dies in einer Predigt am 21. Dezember 2020 noch einmal ausführlich.
Ein Zitat aus dieser Predigt lautet: „Wer ist also das Haupt der Gemeinde? Nicht Caesar, nicht Jason Kenney, der damalige Premierminister von Alberta, nicht Dina Hinshaw, die damalige leitende Amtsärztin der Provinz Alberta. Nicht die Ältesten sind das Haupt der Gemeinde, nicht der Pastor ist das Haupt der Gemeinde, es ist der Herr Jesus Christus.“ (Predigt von James Coates am 21. Dezember 2020).
Die Behörden reagierten darauf, indem sie den Druck verstärkten. Es kam zu einer Hetzkampagne in den Medien, die forderten, die Grace Life Church noch härter zu sanktionieren. Der Staat verschärfte seine Maßnahmen deutlich. Anschließend drohte die Polizei Coates mit einer Festnahme, falls er nicht eine Verpflichtungserklärung unterschreiben würde. Darin sollte er sich verpflichten, künftig allen staatlichen Verboten Folge zu leisten.
Dies geschah am 7. Februar 2022. Am darauffolgenden Sonntag, dem 14. Februar, predigte James Coates über Römer 13. Er erklärte, dass Christen sich grundsätzlich dem Staat unterordnen sollen. Gleichzeitig betonte er, dass der Staat sich vor Gott verantworten muss. Er soll die Guten belohnen und die Bösen bestrafen – und nicht umgekehrt. Außerdem hat der Staat die Verantwortung, gewissermaßen Freiheit zu gewähren.
Ich erinnere mich noch genau: Kurz nach dem 14. Februar telefonierte ich mit Benedikt Peters. Er sagte: „Diese Predigt über Römer 13 musst du dir anhören.“ Nach dem Gottesdienst am 14. Februar teilte die Polizei James Coates mit, dass er sich am folgenden Dienstag den Behörden stellen müsse.
Weil Coates sich aus Gewissensgründen weigerte, die Unterwerfungserklärung zu unterschreiben, kam er nach kurzen Verfahren in die Untersuchungshaftanstalt von Edmonton.
Eindrücke aus der Haft – Parallelen zu Josephs Situation
Er beschreibt das in seinem Buch „Gott oder Staat“. Ich lese das hier noch einmal vor, damit wir uns die Situation von Joseph besser vorstellen können.
Die Aufnahmeabfertigung beinhaltete einige ungewöhnliche Schritte. Ich musste beispielsweise die Schnürsenkel meiner Schuhe entfernen. Dies sollte der Gefahr vorbeugen, dass Häftlinge sich damit erhängen. Ein weiterer Schritt war eine Leibesvisitation am nackten Körper. Dabei sollte der ausführende Wächter sicherstellen, dass weder Drogen noch Waffen in die Einrichtung geschmuggelt werden.
Nachdem ich die meisten Aufnahmeschritte durchlaufen hatte, steckte man mich in einen Haftraum, in dem bereits einige andere Häftlinge waren. Einer lag auf dem Boden und schien seinen Drogenrausch auszuschlafen. Später wurde er für ein paar Tage mein erster Zellenkollege.
Jeder Zellenblock bestand aus einem Hauptgeschoss sowie zwei weiteren Stockwerken mit weiteren Zellen. Als wir in unserem Zellenblock eintrafen, rief der Wächter: „Wunderbar, drei Verbrecher frisch von der Straße.“ Es ist schwer, Worte zu finden, um zu beschreiben, wie diese Worte in meinen Ohren klangen.
Und noch ein letzter Auszug: Man stellte mich unter ständige Überwachung. Man befürchtete, dass einer meiner Mithäftlinge mir möglicherweise etwas zuleide tun könnte. Das bedeutete, dass ich meine beiden täglichen Hofgänge nun alleine verbringen musste und dass mein Zellenkollege in eine andere Zelle verlegt wurde. Das Evangelium hatte ich ihm zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise bereits erklärt.
Die Hofgänge waren absolut wichtig, um irgendeine sinnvolle Verbindung zur Außenwelt zu halten.
Kanada im Jahr 2021.
Weitere Fälle von Glaubensverfolgung in Kanada
In Kanada gab es damals einen weiteren Fall, der hier in Deutschland weniger bekannt wurde. Es handelte sich um einen treuen Pastor namens Tim Stephens. Stephens war Pastor der Fairview Baptist Church in Calgary.
Es gibt ein Video, das zeigt, wie die Polizei diesen Pastor vor seiner Kirche festnimmt. Dies geschah vor den Augen seiner weinenden kleinen Kinder, und er wurde wie ein Schwerverbrecher abgeführt.
Die Grace Community Church hat inzwischen einen Film veröffentlicht, der all diese Vorgänge dokumentiert. Der Film trägt den Titel Essential Church.
Trotz der persönlichen Not und der Sorge um die zurückgelassene Familie und Gemeinde blieben die Pastoren zuversichtlich. Sie waren sich sicher – das haben sie später auch noch einmal betont – dass Gott souverän bleibt. Gottes Plan läuft weiter.
Ermutigung und geistliche Haltung im Gefängnis
An seinem ersten Sonntag im Gefängnis hatte Coates die Möglichkeit, mit einem seiner Mitältesten zu telefonieren. Das geschah, als er Freigang hatte, nur wenige Minuten bevor er ihn an diesem Morgen auf der Kanzel vertreten würde.
Dabei ermutigte ihn sein Mitältester noch einmal. Er sagte: „You have only one thing to do: preach and die.“ Also musst du nur eines tun: predigen, predigen und dann Gott die Folgen überlassen. Predige, und mach dir keine Sorgen darüber, was danach geschieht.
Und der Herr hielt sich daran, zumindest für einen sehr jungen Theologen. In seiner Predigt sagte er unter anderem: „Man kann auch mich ruhig wegsperren, aber dann wird ein anderer an meiner Stelle auftreten, dann ein weiterer und noch einer. Gottes Plan läuft weiter.“
Darum gibt es Freiheit hinter Gittern.
Gottes Bote dient weiter – Josephs Dienst im Gefängnis
Aber der Herr handelt nicht nur selbst, sondern er schenkt es in dieser Lage auch dem Joseph, das Richtige zu tun und nicht in Passivität oder Resignation zu verfallen. Deswegen lautet mein zweites Argument für Freiheit hinter Gittern: Gottes Bote dient weiter. Das ist der zweite Punkt.
Schauen Sie, wie es sich mit Vers 6 dann fortsetzt: Als nun am Morgen Joseph zu ihnen hineinkam, also zu den beiden Mitgefangenen, und sah, dass sie traurig waren, fragte er sie und sprach: „Warum seid ihr heute so traurig?“ Sie antworteten: „Es hat uns geträumt, und wir haben niemanden, der es uns auslegt.“
Josef sprach: „Auslegen gehört Gott zu, doch erzählt mir es.“ Da erzählte der Ober-Schenk seinen Traum und sprach zu Josef: „Mir hat geträumt, dass ein Weinstock vor mir wäre, der hatte drei Reben. Er grünte und wuchs und blühte, und seine Trauben wurden reif. Ich hatte den Becher des Pharao in meiner Hand, nahm die Beeren, zerdrückte sie in den Becher und gab den Becher dem Pharao in die Hand.“
Josef sprach zu ihm: „Das ist seine Deutung: Drei Reben sind drei Tage. Nach drei Tagen wird der Pharao dein Haupt erheben und dich wieder in dein Amt einsetzen, sodass du ihm den Becher in die Hand gibst, wie vormals, als du sein Schenk warst.“
Gottes Bote dient weiter. Joseph hilft diesen beiden Männern. Haben sie es gemerkt? Trotz der eigenen seelischen Belastung hat Josef noch in dieser Situation einen einfühlsamen Blick für seine Mitgefangenen. Und er sagt ihnen das auch. Er sah, dass sie traurig waren, und sprach sie an: „Warum seid ihr so traurig?“ Das sagt unheimlich viel über Josef.
Er zerfließt nicht in Selbstmitleid, er vergräbt sich nicht in Grübeleien, er sagt nicht: „Die ganze Welt ist schlecht, und ich will mit nichts mehr etwas zu tun haben.“ Sondern Joseph, das sehen wir hier sehr deutlich, wächst durch Gottes Gnade über seine eigenen Umstände hinaus. Gottes Bote dient weiter.
Wir hatten ja schon vorher am Ende von Kapitel 39 gesehen, dass Joseph auch im Gefängnis schnell wieder im Einsatz war, also dass der zuständige Gefängnisleiter seine organisatorische Begabung, sein glückliches Händchen sehr schnell erkannt hatte. Joseph hat offensichtlich versucht, aus der harten Situation das Beste zu machen. Diese innere Freiheit war ihm geschenkt.
Auch hinter Gittern möge Gott auch uns in unseren Verliesen immer wieder diese innere Freiheit schenken, dennoch zu handeln und das zu tun, was wir tun können, und uns nicht sozusagen in Selbstmitleid einzuschließen.
Weil Joseph sich bewährte, gab ihm der Amtmann dann den Sonderauftrag, die beiden prominenten Häftlinge zu betreuen. Dadurch wiederum fassten der Obermundschenk und der Oberbäcker allmählich – das merkt man hier in der Beschreibung – ein allmähliches Vertrauen zu Josef. Erst dadurch wurde es dann möglich, dass sie ihm schließlich ihren jeweiligen Traum anvertrauten.
Da war schon so ein Stück Vertrauen gewachsen, ihren eigenen Traum dann Josef zu sagen. Dieser Traum, der sie jeweils beunruhigte, konnten sie nicht als Zufall abtun, weil er ja direkt mit ihrem Dienst beim Pharao zu tun hatte. Der Munschank träumte von Weintrauben, und der Bäcker träumte von Körben mit Backwerk – das passt ja.
Als Ägypter waren sie höchstwahrscheinlich mit dieser Vorstellung vertraut, die damals weit verbreitet gewesen ist, nach allem, was wir aus den Quellen wissen: nämlich der Vorstellung, dass der Schlaf den Menschen in Kontakt mit der jenseitigen Welt bringen könne, in der nicht nur die Verstorbenen sind, sondern auch die Götter. Darum gab es Wahrsager und Traumdeuter.
Das sehen wir ja in Kapitel 41 auch beim Pharao, der hatte auch seine Leute dafür. Joseph nutzt nun die Situation, um ihnen ein persönliches Zeugnis zu geben und sie auf die Macht Gottes zu verweisen, also auf die Macht des einen wahren Gottes, dem er vertraute.
Wir hatten ja in Kapitel 39 gesehen, dass er vor diesem heiligen, ewigen, einzigen Gott nicht sündigen wollte, weil er ihn ehrte. Dann sagt Joseph in dieser Situation den beiden, als sie ihn fragen, ob er ihnen helfen könne, den Traum zu deuten: „Auslegen gehört Gott zu.“ Das sind nicht irgendwelche okkulten Traumdeuter.
Das ist Gottes Sache. Josef wusste sicherlich, auch wenn das damals Gott noch nicht offenbart hatte, sondern erst später dem Mose. Aber es war ihm offenkundig deutlich, was dann später noch einmal in 5. Mose 18 ganz deutlich schriftlich ausgedrückt wird: Gott warnt dort (5. Mose 18,10), dass nicht jemand unter euch gefunden werde, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt, Wahrsagerei, Hellseherei, geheime Künste oder Zauberei treibt, Bannungen oder Geisterbeschwörungen vornimmt, Zeichendeuterei betreibt oder die Toten befragt.
Das ist später noch einmal ausdrücklich auch von Gott so formuliert worden. Das macht Joseph nicht. Er sagt, es geht um Gott, und er allein kann das. Er gibt dieses klare Zeugnis.
Das Gefängnis wird so für ihn zu einem Ort des Bekennens. Gottes Bote dient weiter. Vielleicht wird auch dein Verlies für dich zu einem Ort des Bekennens.
Das sehen wir auch daran, dass der Munschank sich später noch daran erinnern wird, in Kapitel 41, dem Pharao gegenüber, an diesen, wie er sagte, hebräischen Jüngling. Er hat gesagt, wo er herkommt, und offenkundig auch, wer der eine wahre Gott ist, an den er glaubt: der Gott, der sich für uns in der Bibel offenbart hat, der Gott, der sein Volk Israel in besonderer Weise auserwählt hat.
Tja, der Gottesbote dient weiter. So haben es auch unsere kanadischen Brüder im Gefängnis gemacht. Gottes Bote dient weiter – das ist Freiheit hinter Gittern.
Jim Coates berichtet zum Beispiel, wie er angesprochen wurde: Manche Häftlinge kamen während ihres Hofgangs zu mir, um mich um Hilfe zu bitten, und ich sprach mit ihnen durch die Zellentür. Der erste Mann, der ratsuchend zu mir kam, hatte seinen fünfjährigen Sohn beim Hausbrand verloren. Das veranlasste ihn, Gott den Rücken zu kehren.
Sein Besuch bei mir stellte mich in eine echt herausfordernde Situation hinein. Doch durch Gottes Gnade war ich in der Lage, ihm Mitgefühl zu zeigen und ihm das Evangelium zu erklären.
Weiter sagte er: Ich hatte auch die Möglichkeit, einen Bibelkreis anzufangen. James Coates war insgesamt etwa einen guten Monat dort. Ein Häftling in der Zelle nebenan war offensichtlich Christ, so wie auch viele andere Häftlinge. Er fragte mich, ob wir gemeinsam die Bibel studieren könnten.
Da Häftlingen nicht gestattet ist, die Zelle eines anderen Häftlings zu betreten, organisierten wir einen Bibelkreis auf der Hauptetage. Ich setzte mich mit meiner Bibel an einen Tisch, und innerhalb einer Minute war der Tisch um mich herum voll besetzt.
Vier oder fünf Mithäftlinge hörten mir regelmäßig zu, wenn ich aus dem Johannisevangelium lehrte. Ich lehrte, wer Christ ist, dass er sowohl Gott als auch Mensch ist. Ich lehrte über die Notwendigkeit der Wiedergeburt und über den guten Hirten. Ich hatte immer eine gebannt lauschende Zuhörerschaft.
Gottes Bote dient weiter. Das ist Freiheit hinter Gittern, die Gott schenkt.
Auch Joseph führt im Gefängnis seelsorgerliche Gespräche. Bei diesen Gesprächen wird ihm zunehmend deutlich, dass die Träume der Beamten wirklich von Gott geschickt wurden. Das wurde für ihn zu einer weiteren Freiheitserfahrung hinter Gittern.
Und das ist mein drittes Argument für Freiheit hinter Gittern.
Gottes Reden geht weiter – die Kraft des Wortes Gottes
Gottes Reden geht weiter
Gottes Reden geht weiter. Das ist das Dritte. Keine menschliche Macht, keine Gewalt kann Gott zum Schweigen bringen. Das hat Paulus genauso erfahren. Er bringt es in diesem wunderbaren Satz aus 2. Timotheus 2,9 auf den Punkt, wo er schreibt: „Ich bin zu dem Zeitpunkt, wo er das schreibt, gebunden wie ein Übeltäter, aber Gottes Wort ist nicht gebunden.“
Gottes Reden geht weiter. Gottes Wort ist unter keinen Umständen gebunden.
Zu Josephs Zeit gab es noch keine Bibel. Damals schickte Gott in bestimmten Situationen Träume. Beide Träume erweisen sich als wahr: Sowohl der Traum des Obermundschenks als auch der Traum des Oberbäckermeisters. Innerhalb kürzester Zeit, innerhalb von drei Tagen, trifft exakt ein, was Joseph den beiden Männern jeweils angekündigt hat. Damit war klar: Joseph bildete sich das nicht ein. Er bildete sich auch nicht ein, selbst eine besondere menschliche Intuition zu besitzen oder gar magische Kräfte. Joseph war sich sicher, dass es Gott persönlich war, der ihm das deutlich gemacht hatte. Das steht ja hier in Kapitel 40, Vers 8 ganz deutlich: Er sagt, die Deutung gehöre Gott zu.
Gott, der persönliche Gott, hat ihn in dieser speziellen Situation wirklich geleitet. Er hat seinen Boten erleuchtet. Gottes Reden geht weiter.
Das hat Joseph den beiden Männern sofort gesagt. Später wird er das auch dem Pharao noch einmal sagen. In Kapitel 41, Vers 16 wird er dem Pharao ganz deutlich sagen: „Verlass dich nicht auf meine Fähigkeiten, das steht nicht bei mir. Gott wird jedoch dem Pharao Gutes verkünden.“ Immer ganz klar.
Joseph heißt sich angewiesen auf Gott. Den Obermundschenk lässt Gott nur ganz kurz von drei Weinreben träumen – das hatten wir gelesen. In diesem Traum drückt er die Weinreben in den Kelch, im Traum wohlgemerkt. Das ist kein Hinweis darauf, dass der Wein, den sie dort tranken, nicht vergoren war. Vielmehr ist es ein Symbol, das er in diesem Traum sieht.
Wir wissen, dass Weinbau und Weintrinken damals in Ägypten eindeutig belegt sind. Das heißt hier nicht, dass bei ihm alkoholfreier Wein war. Aber in diesem Traum wurde ihm deutlich: Du wirst dem Pharao wieder Wein zu trinken geben. Das war die Botschaft. Du wirst wieder in dein altes Amt eingesetzt, so wie du im Traum den Weinbecher dem Pharao in die Hand gibst. So steht es hier.
Ermutigt durch diese hoffnungsvolle Aussicht bittet dann auch der Oberbäcker um Josephs Interpretation – das haben wir noch nicht gelesen – ab Vers 16:
„Als der oberste Bäcker sah, dass die Deutung gut war, sprach er zu Joseph: ‚Mir hat auch geträumt, ich trüge drei Körbe mit feinem Backwerk auf meinem Haupt, und im obersten Korb allerlei Gebackenes für den Pharao. Und die Vögel fraßen aus dem Korb.‘“
Das klingt schon nicht gut.
Joseph antwortete und sprach: „Das ist seine Deutung: Drei Körbe sind drei Tage, und nach drei Tagen wird der Pharao dein Haupt erheben und dich an den Galgen hängen. Die Vögel werden dein Fleisch von dir fressen.“
Und es geschah am dritten Tag: Da beging der Pharao seinen Geburtstag. Er machte ein Festmahl für alle seine Großen und erhob das Haupt des Obersten Schenken und das Haupt des Obersten Bäckers unter seinen Großen – auf unterschiedliche Weise. Er setzte den Obersten Schenken wieder in sein Amt ein, damit er den Becher in des Pharaos Hand reiche. Den Obersten Bäcker ließ er aufhängen, wie Joseph gedeutet hatte.
In diesem Traum des Bäckers war es also auch so, dass er den Korb nicht selbst geleert hat, sondern die Vögel ihn weggenommen haben.
Nachdem Joseph den beiden ihren Traum jeweils ausgelegt hatte, lief der Countdown. Wir wissen nicht, was in dieser Zeit noch zwischen den Männern gesprochen wurde, das wird hier nicht berichtet.
Dann hat sich Josephs Aussage auf erschreckende Weise bewahrheitet. So tragisch dieser doppelte Ausgang war – der eine kam frei, der andere verlor sein Leben – für Joseph musste dieser ganze Vorgang eine starke Ermutigung sein.
Gottes Reden geht weiter.
Ich habe mich nicht getäuscht, ich habe mein Konto nicht überzogen, ich habe nicht in die eigene Tasche gelogen, ich habe mich nicht als Spinner oder Scharlatan erwiesen, sondern es hat sich bewahrheitet, was ich gesagt hatte. Deshalb musste die Quelle Gott gewesen sein, der wahre Gott.
Was die Bibel uns mit dieser Stelle eindeutig nicht lehren will – und das muss ich hier auch ganz deutlich sagen – ist die Erwartung, dass Gott auch heute zu uns durch Träume spricht. Das sagt die Bibel auch sehr deutlich.
Wir haben im Unterschied zu Joseph inzwischen von Gott eine ganze Bibliothek bekommen, nämlich die Bibel mit ihren zahlreichen Büchern. Hier in dieser Bibliothek hat uns Gott seine Wahrheit umfassend offenbart.
In dieser Bibliothek warnt der Herr uns auch ausdrücklich davor, uns auf Träume zu verlassen oder uns an Träumen zu orientieren. Eine Stelle aus 5. Mose 18 hatte ich noch gelesen.
Ein anderes Beispiel ist der Prophet Jeremia, Kapitel 23, ab Vers 27:
„Von den falschen Propheten: Sie wollen, dass mein Volk meinen Namen vergisst über ihren Träumen, die ein jeder dem anderen erzählt, wie auch ihre Väter meinen Namen vergaßen über den Baal. Ein Prophet, der Träume hat, der erzählt Träume.“
Es ist klar, dass es sich hier um Lügenpropheten handelt.
„Wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht. Wie reimen sich Stroh und Weizen zusammen? spricht der Herr.“
Also eine sehr deutliche Warnung an uns – und auch schon an das Volk Israel damals –, uns auf Träume in irgendeiner Weise zu verlassen. Denn Träume sind leicht zu manipulieren, und man weiß nie genau, wo die Einbildung aufhört und die Wahrheit beginnt.
Gott redet zu uns. Gott redet zu uns durch sein Wort. Gottes Reden geht weiter.
Diese Erfahrung durften auch die kanadischen Kollegen im Gefängnis machen: Gottes Reden ging weiter, Gott tröstete, ermutigte und bestärkte sie durch sein Wort. Sie schöpften aus der Bibel und durften im Gebet die Nähe ihres Herrn erfahren.
Gottes Wort ist nicht gebunden. Gottes Reden geht weiter.
Freiheit hinter Gittern.
Erste Ergebnissicherung: Freiheit trotz dunkler Löcher
An dieser Stelle eine erste Ergebnissicherung für uns: Was Joseph im Gefängnis mit Gott erleben durfte, also in diesem Bohr, in diesem Loch, gilt im übertragenen Sinne auch für unsere dunklen Löcher, in denen wir uns gefangen fühlen. Wenn du zu Jesus gehörst, dann bist du diesem Loch niemals ausgeliefert, auch wenn wir uns manchmal so fühlen. Aber du darfst vertrauen.
Erstens: Gottes Plan läuft weiter. Zweitens: Gottes Bote dient weiter. Der Herr will dich auch in dieser Grube trotzdem gebrauchen. Er will uns weiterhin Einsatzmöglichkeiten geben, vielleicht damit wir anderen Zeugnis geben können, dass wir bekennen dürfen, wie Gott uns durchträgt. So lernen wir in einer ganz anderen Weise, in der Abhängigkeit von Gott zu leben.
Gottes Bote dient weiter, Gottes Reden geht weiter. Deshalb ist es so wichtig, dass wir weiter zur Bibel greifen und die Verkündigung der Gemeinde suchen. Wir sollten uns nicht in ein Loch eingraben und sagen: „Es ist jetzt alles so schlimm, ich will keinen mehr sehen.“ Nein, Gottes Reden geht weiter. Wir dürfen uns weiterhin an seine Verheißungen klammern und merken, dass all das auch dann gilt, wenn wir äußerlich von der Erfüllung der Verheißung noch nicht viel sehen.
Joseph war nie machtloser als dort im Gefängnis. Trotzdem war die Erfüllung seiner beiden Träume innerhalb von drei Tagen auch für ihn eine Stärkung. Das hat ihn bestimmt an seine eigenen beiden Träume erinnert, die schon lange zurücklagen. An seine eigenen beiden Träume, die er damals in seiner Heimat geträumt hatte, wie wir das in 1. Mose 37 schon sehen durften.
Ich erinnere noch einmal daran: 1. Mose 37,7, wo er geträumt hat: „Wir banden Garben auf dem Felde, und meine Garbe richtete sich auf und stand. Aber eure Garben stellten sich ringsumher und neigten sich vor meiner Garbe.“ Also er würde für seine Familie noch einmal eine wichtige Bedeutung bekommen. Dass er das schlecht kommuniziert hat, haben wir auch gesagt, aber darauf kommt es jetzt nicht an.
Und in Vers 9 noch einmal: Er hatte einen zweiten Traum, den erzählt er seinen Brüdern und sprach: „Ich habe noch einen Traum. Siehe, die Sonne und der Mond und elf Sterne neigten sich vor mir.“ Wir hatten gesehen, dass das natürlich nicht gerade zu seiner Beliebtheit beitrug. Aber er wird jetzt noch einmal bestärkt gewesen sein: Das wird auch von Gott sein, und das muss auch wahr sein. Und dann werde ich hier wieder rauskommen, dann werde ich hier wieder rauskommen.
Gottes Reden geht weiter. Rauskommen – die Frage ist nur: Wann? Wie lange wird er noch im Gefängnis, in diesem dunklen Loch, aushalten müssen? Wie lange musst du vielleicht noch aushalten?
Immerhin hatte Joseph nach der Begnadigung des Mundschenks jetzt einen Kontaktmann bei Hofe, in der Freiheit. Diesem hatte er kurz vor der Verabschiedung noch einmal folgende Bitte mitgegeben (1. Mose 40,14): „Aber gedenke meiner, wenn es dir wohl geht, und tu Barmherzigkeit an mir, dass du dem Pharao von mir sagst und mich so aus diesem Hause bringst; denn ich bin aus dem Lande der Hebräer heimlich gestohlen worden, und auch hier habe ich nichts getan, weswegen sie mich hätten ins Gefängnis setzen dürfen.“
In der Tat hätte dieser sich jetzt für ihn verwenden können. Aber leider – Sie wissen, was passiert: Der Mundschenk vergaß seinen Helfer. Menschliche Vergesslichkeit, ja. Sobald er aus seiner Zwangslage wieder heraus war, zeigte sich keine Dankbarkeit, kein Mitleid, nur noch kindische Selbstbezogenheit, wie wir in Vers 23 lesen (1. Mose 40,23): „Aber der oberste Schenk dachte nicht an Josef, sondern vergaß ihn.“ Kindische Selbstbezogenheit. Er war raus, alles gut. Was aus Joseph wurde, war ihm völlig egal, völlig egal.
Aber schauen Sie, was dann passiert.
Gottes Wartezeiten sind begrenzt – die Wende naht
Nächster Vers, Kapitel einundvierzig
Nach zwei Jahren hatte der Pharao einen Traum. Er stand am Nil und sah aus dem Wasser sieben schöne, fette Kühe steigen, die auf der Weide im Gras grasten. Nun kommt dieses berühmte Beispiel, den Traum, den die meisten von Ihnen kennen: die sieben fetten Jahre und die sieben mageren Jahre, die dem Land bevorstehen. Darum werden wir uns nächsten Sonntag Gedanken machen.
Aber heute müssen wir unbedingt sehen, was dieser Traum für Joseph bedeutet. Der aufgewühlte Pharao ahnt nach diesem Traum natürlich, dass eine Krise auf seine Herrschaft zukommt, dass eine Krise auf sein Land zukommt. Das ahnt er. Es ist ja auch nicht schwer, das so zu schließen.
Endlich, jetzt spät, aber nicht zu spät, schlägt dem Mundschenk das Gewissen. Er sagt in 41,9: „Da redete der oberste Schenk zum Pharao und sprach: Ich muss heute an meine Sünden denken.“ Meine Mutter hat das auch als Sprichwort gebraucht: „Wenn irgendetwas geschah, da fallen mir alle meine Sünden ein.“ Das ist der Satz hier. Jetzt muss er daran denken: „Auweia, ich habe ihn da hängen lassen.“ Dann berichtet er dem Pharao, was damals vor zwei Jahren im Gefängnis passiert war.
In 41 heißt es: „Als der Pharao zornig wurde damals über seine Knechte und mich mit dem obersten Bäcker ins Gefängnis legte, im Haus des Amtmanns, da träumten wir beiden in einer Nacht, jeder seinen Traum, dessen Deutung ihn betraf. Da war bei uns ein hebräischer Jüngling, des Amtmanns Knecht, dem erzählten wir es, und er deutete uns unsere Träume, jedem nach seinem Traum. Und wie er es uns deutete, so ist es gekommen, denn ich bin wieder in mein Amt gesetzt, aber der Jena wurde aufgehängt.“
Plötzlich geht alles sehr, sehr schnell. Mehr als zwei Jahre lang musste es Joseph wie völliger Stillstand vorgekommen sein. Er sitzt da, ist vergessen, die Tage vergehen, die Wochen, die Monate, das erste Jahr, das zweite Jahr.
Jetzt, in Vers 14, sandte der Pharao hin und ließ Joseph rufen. Sie ließen ihn eilends aus dem Gefängnis, eilends aus dem Loch. Jetzt geht es wirklich schnell.
Das ist mein viertes und letztes Argument für heute, warum Gottes Leute auch hinter Gittern immer auf Freiheit hoffen dürfen. Erstens: Gottes Plan läuft weiter. Zweitens: Gottes Bote dient weiter. Drittens: Gottes Reden geht weiter. Und viertens: Gottes Wartezeiten sind begrenzt. Sie gehen eben nicht endlos weiter. Gottes Wartezeiten sind begrenzt. Sie hören irgendwann auf.
Was macht Gott? Er zwingt jetzt durch den Gang der Dinge den Mundschenk dazu, sich endlich zu erinnern. Und der in Seelennot gestürzte starke Mann des Reiches, nämlich der Pharao, steht so innerlich unter Druck, dass er händeringend den Rat eines hebräischen Jünglings sucht.
„Da war bei uns ein hebräischer Jüngling“, sagt der Obermundschenk. Und der Pharao sagt: Egal wie alt oder jung er ist, egal woher er kommt, es bringt ihn schnell. Und das hat Gott gemacht. Das hat Gott gemacht. Verstehen Sie? Eindrücklicher konnte Gott seinen Boten in der Fremde gar nicht rehabilitieren, als dass der Pharao ihn händeringend rufen lässt.
Das heißt doch: Wenn Gott will, dann geht es manchmal auch sehr schnell. Gottes Wartezeiten sind begrenzt. Er kann auch dich, wenn er will und wenn es gut für dich ist, schnell daraus holen und dir Erleichterung verschaffen – die Freiheit von Gottes Handeln. Und das gilt eben auch für das Tempo von Gottes Handeln.
Dieses Tempo und diese Freiheit Gottes kann selbst durch Gitter nicht ausgebremst werden, niemals! Das ist die Botschaft.
Wenn Gott es will und wenn es gut für dich ist, dann kann Gott dich auch denen gegenüber, die dir Unrecht getan haben, mit Glanz und Gloria rehabilitieren. Er muss es nicht tun und macht es auch nicht immer, aber er kann es.
Josef hatten sie vorher wie einen Verbrecher behandelt, und jetzt rufen sie ihn händeringend als den großen Hoffnungsträger.
In 1. Samuel 2,30 sagt Gott: „Wer mich ehrt, den will ich auch ehren.“ Für dich und für mich kommt es darauf an, dass wir den Herrn ehren, egal was Menschen dazu sagen, egal ob uns das bei Menschen Ehre oder Unehre bringt, völlig egal. Gott sagt: „Wer mich ehrt, den werde ich auch ehren.“
Manchmal macht Gott das sogar auf eine Weise, die uns öffentlich rehabilitiert. Er kann das.
Helmut Frey, der Ausleger, hat über diesen Zusammenhang Folgendes gesagt: Wie verwandelt sich auf einmal die Szene, wenn Gott direkt eingreift. Vorher konnte Joseph in seinem Loch warten, niemand holt ihn raus. Jetzt können sie es plötzlich nicht schnell genug haben.
Sie verwischen noch die Spuren seiner Gefangenschaft, scheren und kleiden ihn, denn es war in Ägyptens Sitte, geschoren vor den Herrscher zu treten. So steht es hier auch: Sie ließen ihn eilends aus dem Gefängnis holen. Er ließ sich scheren, zog andere Kleider an und kam hinein zum Pharao – voll rehabilitiert.
Gottes Wartezeiten sind begrenzt. Aber Gott bestimmt das Timing.
Wäre Josef freigekommen – auch ein interessanter Gedanke – bevor der Pharao diesen Traum hatte, dann wäre Josef, menschlich gedacht, wahrscheinlich nicht mehr zu der folgenden Erfolgsgeschichte gekommen. Hätte er sich zum Zeitpunkt, als der Pharao diesen Traum hatte, möglicherweise schon auf der Heimreise befunden? Wir wissen es nicht.
Natürlich kann man auch fragen: Warum hat Gott dem Pharao diesen Traum, der alles auslöste, nicht zwei Jahre früher geschickt? Warum hat Gott das ganze Szenario nicht zwei Jahre früher beginnen lassen? Das wissen wir nicht.
Aber es gibt einen kleinen Hinweis im Psalm 105, Vers 19. Dort wird auf die Situation von Joseph im Gefängnis Bezug genommen. Es heißt in einer Übersetzung: „Bis das Wort des Herrn ihn läuterte.“ Der Begriff ist nicht ganz einfach, aber offensichtlich waren für diese Läuterung die beiden Jahre nötig.
Offensichtlich hatte Gottes Charakterschulung für Joseph diese Wartezeit eingeplant, aber dann auch pünktlich beendet. Gott hat darauf geachtet, dass Joseph unter der Last nicht zerbrach, sondern am Ende gestärkt aus dieser Zeit hervorging.
Dadurch war Josef auch gerüstet für die großen Aufgaben, die noch kommen sollten.
Das ist wie ein Refrain, der sich durch diese Josefsgeschichte hindurchzieht: Gott kommt spätestens pünktlich. Gott kommt spätestens pünktlich.
Paulus sagt das Gleiche in 1. Korinther 10,13. Dort unterstreicht er diesen Satz deutlich: „Aber Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern er macht, dass die Versuchung ein Ende nimmt, sodass ihr sie ertragen könnt.“
Gott kommt spätestens pünktlich und keine Sekunde zu spät.
Nächsten Sonntag werden wir dann einiges aufgedeckt bekommen, was Gott bei diesem Projekt Josef von Anfang an im Blick hatte. Was Josef noch längst nicht sah, aber was Gott schon längst im Blick hatte.
Heute mussten wir ihn durch diese harten Gefängnisjahre hindurch begleiten. Gerade daran hat Gott uns deutlich gemacht, dass die Freiheit, die Gott seinen Kindern schenkt, auch durch Gitter und finstere Löcher nicht erstickt werden kann. Sie kann nicht erstickt werden, weil Gott einfach so stark ist.
Der Herr Jesus hat es ja auch gesagt: „Wenn euch der Sohn frei macht, dann seid ihr wirklich frei.“
Dafür hat Gott uns heute in seinem Wort vier starke Argumente geliefert:
Erstes Argument: Gottes Plan läuft weiter, auch hinter Gittern. Den kann niemand aufhalten. Wenn du Gottes Kind bist, wenn du zu ihm gehörst, dann bist du drin in diesem Plan. Er wird ihn zum Ziel bringen, auch wenn du jetzt vielleicht den Eindruck hast, es stagniert alles – nein, Gottes Plan läuft weiter.
Zweites Argument: Gottes Bote dient weiter. Du musst dich nicht ergeben, du musst nicht sagen: „Ach, ist doch alles vorbei.“ Und wenn dein Aktionsradius noch so eingeschränkt ist wie bei Josef im Gefängnis, du darfst ihm weiter dienen, sei es in dem kleinen Radius, den Gott dir zurzeit zur Verfügung stellt. Gottes Bote dient weiter, und du musst nicht verzagen oder dich hängen lassen.
Drittes Argument: Gottes Reden geht weiter. Gott spricht weiter zu dir, hält seine Verheißungen fest und wird sie für dich erfüllen. Gott redet weiter zu dir durch sein Wort und ruft dich weiter in seine Gemeinde.
Viertens: Gottes Wartezeiten sind begrenzt. Das hat er garantiert.
Darum haben wir vorhin „Befiehl du deine Wege“ von Paul Gerhardt gesungen. Dort ist in der sechsten Strophe auch von diesem „Bohr“, von diesem finsteren Loch, von dieser dreckigen Höhle die Rede. Paul Gerhardt singt:
„Hoff, o du arme Seele, hoff und sei unverzagt!
Gott wird dich aus der Höhle,
da dich der Kummer plagt,
mit großen Gnadenrücken,
erwarte nur die Zeit,
so wirst du schon erblicken
die Sonnen der schönsten Freud.“
Gottes Wartezeit ist begrenzt. Gott wird dich aus der Höhle holen, da dich der Kummer plagt.
Paul Gerhardt wusste, wovon er sprach: Mit großem Gnadenrücken erwarte nur die Zeit. Gottes Wartezeit ist begrenzt.
Dieses Freiheitsversprechen gilt nicht nur für normale Gefängnisse. Es gilt für alle finsteren Löcher, in denen wir uns eingeschlossen fühlen oder die uns einschüchtern wollen: das Loch der Not, das Loch der Angst, das Loch der Krankheit, das Loch der Arbeitslosigkeit, das Loch finanzieller Probleme – es gilt für alle Löcher.
Gott wird dich aus der Höhle holen, da dich der Kummer plagt, mit großem Gnadenrücken.
Denn Jesus hat gesagt: „Wenn euch der Sohn frei macht, dann seid ihr wirklich frei“ (Johannes 8,36).
Ganz gleich, welche Gitter sonst noch zurzeit in deinem Leben stehen mögen.
Die größte Freiheit durch Jesus Christus
Zum Schluss das größte Loch, das härteste Gefängnis mit den höchsten Stahlzäunen – aus dem Jesus seine Leute ja schon befreit hat. Dieses größte, schlimmste und tiefste Loch war unsere Sünde. Wir hatten nicht die kleinste Fluchtmöglichkeit. Wir waren angekettet hinter dicken Mauern, die uns von Gott trennten.
Warum? Weil wir Gott nicht lieben konnten, weil wir Gott nicht ehren wollten, weil wir blind waren für seine Heiligkeit und weil wir naiv waren in unserer moralischen, stolzen Selbstüberschätzung.
Aber dann ist Jesus – Jesus ist in unser Gefängnis hineingekommen. Jesus Christus hat unsere Fesseln zerschlagen durch seine Vergebung. Er hatte die Vollmacht dazu, weil er am Kreuz schon längst die Strafe für unsere Schuld bezahlt hatte. Er hat die Strafe auf sich genommen, die uns ewig in diesem Gefängnis festgehalten hätte und letztlich in die Hölle geworfen hätte.
Er hat das getan: Er ist in das Gefängnis gekommen und hat deine Fesseln zerschlagen. Wenn euch der Sohn freimacht, dann seid ihr wirklich frei. Das war der größte Befreiungsschlag unseres Lebens.
Deshalb kommt es jetzt für dich alles darauf an, dass du zu Jesus wirklich gehörst. Das ist die entscheidende Frage. Für dich kommt es darauf an, dass du wirklich raus bist aus dem Gefängnis deiner Sünde, weil Jesus sie dir vergeben hat. Dann bist du wirklich frei, selbst hinter Gittern. Dann bist du nie mehr ausgeliefert, niemandem, weil der König der Könige auf dich aufpasst und dich sicher nach Hause bringen wird.
Herr Jesus Christus, dafür danken wir dir, dass du so stark, allmächtig und treu bist und dass deine Zusage wirklich wahr ist: Wer den Sohn freimacht, der ist wirklich frei.
Ach ja, und wir fühlen uns manchmal auch noch so bedroht von diesen Löchern, wir spüren diese Dunkelheit manchmal. Wir müssen wie Josef manches ertragen und Wartezeiten aushalten. Aber hab Dank, dass du da bist und dass hinter Gittern noch deine Freiheit die größere Wirklichkeit ist.
Jesus, wir danken dir, dass du uns herausgeholt hast aus dem schlimmsten aller Gefängnisse – dem Gefängnis unserer Schuld, Gottlosigkeit und ewigen Verdammnis. Herr, lass diejenigen, die noch nicht aus diesem Gefängnis raus sind, ihre Lage erkennen und nach dir als dem einzigen Retter und Befreier schreien.
So wollen wir getrost in alles hineingehen, was in der nächsten Zeit auf uns zukommen wird, Herr. Danke, dass du der König bist, unser König und unser Herr. Amen.