Einführung in die messianische Prophetie und Psalm 8
Wir beschäftigen uns mit messianischer Prophetie im Alten Testament. Wir haben begonnen mit den messianischen Psalmen, zunächst Psalm 2. Letztes Mal haben wir mit Psalm 8 begonnen. Nun lesen wir den ganzen Psalm nochmals durch.
Psalm 8, Vers 1:
Wer liest bitte?
Temporleiter:
Nach der Gittit, ein Psalm von David:
Herr, unser Herr, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde, der du deine Hoheit gelegt hast auf die Himmel.
Aus dem Munde der Kinder und Säuglinge hast du Macht gegründet, um deiner Bedränger willen, um zum Schweigen zu bringen den Feind und den Rachgierigen.
Wenn ich anschaue deine Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast, was ist der Mensch, dass du sein gedenkst, und des Menschensohn, dass du dich um ihn kümmerst?
Denn du hast ihn wenig geringer gemacht als Engel, mit Herrlichkeit und Pracht hast du ihn gekrönt.
Du machst ihn zum Herrscher über die Werke deiner Hände. Alles hast du unter seine Füße gestellt:
Schafe und Rinder allesamt und auch die Tiere des Feldes, Vögel des Himmels und Fische des Meeres, die die Pfade der Meere durchziehen.
Herr, unser Herr, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde!
Ja, danke.
Wir haben letztes Mal gleich mit dem Zentrum begonnen, und zwar mit Vers fünf.
Wo wird dort der Messias ausdrücklich erwähnt?
Ja, genau. Ben Adam steht hier, wie wir letztes Mal gesehen haben, im Gegensatz zum Menschen an sich.
Unterschiedliche Begriffe für „Mensch“ im Hebräischen und ihre Bedeutung
Was bedeutet das Wort „Enosch“ hier für Mensch? Es gibt verschiedene Wörter für Mensch im Hebräischen. „Adam“ bedeutet Mensch, ebenso „Enosch“. Doch was ist der Unterschied zwischen diesen beiden Ausdrücken?
Im Deutschen haben wir nur ein Wort für Mensch. Die Wurzel von „Anasch“ bedeutet sterblich, böse sein, schwach sein. „Enosch“ beschreibt also den Menschen mit dem Nebenbegriff des Sterblichen und Bösen.
Hingegen bezeichnet „Adam“ den Menschen schon im Schöpfungsbericht. Es beschreibt den Menschen so, wie er aus der Hand Gottes hervorgegangen ist. Das Wort ist abgeleitet von der Wurzel „Adam“, die „rot sein“ bedeutet.
Wo liegt der Zusammenhang dieser Wurzel? Rot, Erde, rot. „Adama“ ist die rote Ackererde. Gott hat den Menschen aus dem Erdboden gemacht, und wir bestehen aus genau den Atomen, die es in der Erde gibt.
„Adama“ ist die Terra rossa. Wann ist die Erde rot? Wenn sie eisenhaltig ist, also durch das Eisen. Daher ist „Adam“ von Erdboden abgeleitet und könnte im Deutschen mit „Erdling“ übersetzt werden. Doch es bezeichnet den Menschen so, wie er aus der Hand Gottes gekommen ist. Er war noch kein „Enosch“. „Enosch“ wurde der Mensch erst durch den Sündenfall.
Die Bedeutung des Menschen und des Messias angesichts des Universums
Hier haben wir einen deutlichen Gegensatz: Was ist der Mensch? Wie klein ist der Mensch, wenn man sich mit dem Weltall beschäftigt? Wenn ich den Himmel betrachte, deine Fingerwerke, wird mir bewusst, wie klein und begrenzt wir sind.
Beim Anblick des gestirnten Himmels wird deutlich, wie winzig der Mensch im Vergleich zur Schöpfung ist. Da stellt sich die Frage: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst? Was ist schon der gefallene Mensch, dass Gott überhaupt an ihn denkt, angesichts der Größe der Schöpfung?
Doch dann heißt es: Und was ist der Menschensohn, dass du auf ihn achtgibst? Das ist nun der Messias, der sich selbst so gering gemacht hat, so tief hinabgeneigt. Der Psalmist will damit ausdrücken, wie der Messias sich erniedrigt hat, obwohl er doch der ewige Sohn Gottes ist. Und das ist das Erstaunliche.
Wie groß ist das Weltall? Ich meine das, was bisher sichtbar gemacht werden konnte. Wir haben ja nicht die Unendlichkeit gesehen, sondern nur das, was wir beobachten können. Man hat fotografiert von Entfernungen, die für unser Verständnis kaum noch nachvollziehbar sind: sieben Millionen oder sogar 13 Milliarden Lichtjahre.
Sieben Lichtjahre wären noch sehr nah. Doch es sind viel mehr – nämlich 13 Milliarden Lichtjahre. Ein Lichtjahr ist keine Zeitangabe, sondern die Distanz, die das Licht in einem Jahr zurücklegt. Das Licht bewegt sich mit etwa 300.000 Kilometern pro Sekunde, das sind siebenmal um die Erde in einer Sekunde. Ein Lichtjahr entspricht also der Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt. Und davon sind es 13 Milliarden.
Das bedeutet: Der Radius des sichtbaren Universums von der Erde aus in alle Richtungen beträgt 13 Milliarden Lichtjahre. Der Durchmesser des bisher fotografierten Weltalls liegt bei etwa 26 Milliarden Lichtjahren.
Doch der Sohn Gottes ist nicht vom Rand des sichtbaren Weltalls gekommen, sondern aus dem Jenseits. Er ist nicht irgendwo hingegangen, sondern genau in unsere Welt gekommen. Das ist einzigartig. Golgatha hat es nur einmal gegeben und wird es nur einmal geben.
Der Sohn Gottes ist Mensch geworden auf diesem kleinen, scheinbar unbedeutenden Planeten und hat sich so tief herabgeneigt. Er wurde Mensch, in Bethlehem geboren. Darum sagt der Psalmist: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Sohn, dass du auf ihn achtgibst? Er hat sich so tief erniedrigt.
Gottes Allgegenwart und die Menschwerdung des Messias
Der Ewige, der von sich selbst sagt in Jeremia 23,23-24: „Bin ich nun ein Gott aus der Nähe, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott aus der Ferne? Oder kann sich jemand im Schlupfwinkel verbergen, und ich sehe ihn nicht? Spricht der Herr. Bin ich es nicht, der den Himmel und die Erde erfüllt?“
In diesem ganzen bisher beobachteten Universum – und es ist ja nicht das Ende dessen, was man gesehen hat – darf ich mich noch erinnern: Als Jugendlicher sprach man von einem Universum mit fünf Milliarden Lichtjahren, heute sind es dreizehn Milliarden. Man hat also immer mehr gesehen. Es ist nur theoretisch das Ende, doch die entferntesten Galaxien, die man jetzt durch das Hubble-Teleskop sichtbar machen konnte, geben noch so ein schwaches Licht ab, dass man sich das bildhaft vorstellen kann.
Zum Vergleich: Eine glühende Zigarette auf dem Mond entspricht ungefähr der Lichtstärke der schwächsten Galaxien, die man noch sehen konnte. Man kann sich vorstellen, wie wenige Photonen dann noch auf die Erde kommen, wenn jemand auf dem Mond eine Zigarette rauchen würde. Und trotzdem konnte dieses Licht noch sichtbar gemacht werden. Man realisiert hier, dass man effektiv an den absoluten Grenzbereich des Machbaren gestoßen ist.
Ja, das Weltall ist noch größer, und Gott sagt: „Erfülle ich nicht den Himmel und die Erde?“ Der allgegenwärtige Gott wurde Mensch, und als Mensch ist der Herr Jesus nicht allgegenwärtig. Als Mensch war er wirklich nur an einem Ort.
Daher auch die Frage: „Was ist der Menschensohn, dass du auf ihn achtest?“ Im Neuen Testament finden wir diesen Ausdruck „der Sohn des Menschen“ immer wieder als einen Titel des Messias. Diesen Titel finden wir häufig in den Evangelien, zum Beispiel in Lukas 19,10. Dort ist die Geschichte mit Zachäus, dem schuldbeladenen Zöllner, der Herr ist zu diesem nach Hause gegangen. Es heißt: „Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist.“
Ja, der Herr verwendet diesen Titel „Ben Adam“ als Selbstbezeichnung, an vielen Stellen „der Sohn des Menschen“. Und wir sehen: Mensch ist hier Einzahl – Sohn des Menschen.
Messianische Titel und ihre Bedeutung
Ich habe bereits beim letzten Mal auf Epheser 3 hingewiesen, wo wir den Ausdruck „Söhne der Menschen“ als Bezeichnung für die Menschen schlechthin finden. Schlagen wir einmal Epheser 3, Vers 5 auf. Dort steht: „Dass in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht zu erkennen gegeben wurde, wie es jetzt seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist geoffenbart worden ist.“
Der Zusammenhang ist hier, dass es um das Geheimnis des Christus geht, das im Alten Testament geheim gehalten wurde. Gott hat dieses Geheimnis niemandem geoffenbart; es war verborgen in Gott. Aber mit Pfingsten, mit dem Kommen des Heiligen Geistes, hat Gott es den Aposteln offenbart.
In den früheren Generationen, vor Pfingsten, hat Gott den Menschen dieses Geheimnis nicht gesagt. Das wird hier so ausgedrückt: Es wurde den „Söhnen der Menschen“ nicht kundgetan. Nun sind wir alle Söhne oder Töchter der Menschen, weil wir von zwei Menschen abstammen – einem Vater und einer Mutter.
Der Messias wird jedoch „Sohn des Menschen“ genannt, weil er nur von einem Menschen abstammen sollte, nämlich von Maria. Dieser messianische Titel „Sohn des Menschen“ – im Deutschen oft auch „Menschensohn“ genannt – betont die Jungfrauengeburt, die übernatürliche Geburt des Erlösers.
Frau Präsidentin, ich finde es auch sehr treffend, was in Vers 4 gesagt wird: Nicht deiner Muskeln oder sonst etwas, sondern deiner Fingerwerk. Es ist, als wäre das für Gott eine Fingerarbeit gewesen. Wenn man darüber nachdenkt, wie groß das Weltall ist, ist diese Formulierung eine Untertreibung, die zugleich etwas sehr Starkes verdeutlicht. Sie zeigt, wie gewaltig Gottes Macht ist.
Und wenn man bedenkt, wie viele Sterne es gibt – das lassen wir für das nächste Mal –, so sind sie effektiv unzählbar. Doch das ist einfach das Werk seiner Finger.
Wenn es aber um die Erlösung geht, mussten die Hände des Herrn Jesus durchbohrt werden. Er musste in den Tod gehen und Mensch werden. Das war für die Schöpfung nicht nötig. Die Schöpfung entstand, indem Gott einfach sprach. Das ist sein Fingerwerk.
Die Erlösung hingegen erforderte die Menschwerdung Gottes und den Tod des Messias. Das zeigt den Gegensatz zwischen der Schöpfermacht einerseits und der Erlösung andererseits. Die Erlösung hat eine noch viel höhere Dimension.
Darauf kommen wir gleich in Vers 5 zurück.
Die Erniedrigung und Erhöhung des Messias
Wer liest nochmals Vers 5? Oder einfach den nächsten Vers, das kann auch Vers 6 sein, je nach Zählung. Psalm 8, ja. Wer liest nochmals den nächsten Vers?
Wenn du ihn ein wenig geringer gemacht hast als Engel, mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt.
Jawohl, dieser Vers wird im Neuen Testament zitiert, im Hebräerbrief. Das wollen wir kurz aufschlagen, weil wir dort die Auslegung des Heiligen Geistes haben. Das ist ja das Idealste, was wir haben können: eine Auslegung des Alten Testaments durch den Geist Gottes selbst.
Und das geschieht sehr oft, wenn wir bedenken, dass im Neuen Testament etwa dreihundert Verse aus dem Alten Testament zitiert werden. Dazu gibt es noch viel mehr Anspielungen auf bestimmte Stellen im Alten Testament. So sind es dann deutlich mehr. Aber schon 300 direkte Zitate zeigen, wie Altes und Neues Testament ganz direkt miteinander verwoben und verknüpft sind.
Im Neuen Testament finden wir die Auslegung des Heiligen Geistes, und das hilft uns, zu lernen, wie man das Alte Testament auslegen muss. Auf diese Weise werden wir angewiesen, wie man mit dem Alten Testament umgehen soll.
In diesem Sinne wollen wir das auch aufschlagen, Hebräer 2, Verse 5-9. Lest jemand?
„Den Nichtengeln hat er den zukünftigen Erdkreis unterworfen, von dem wir reden. Es hat aber irgendwo jemand bezeugt und gesagt: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, oder des Menschen Sohn, dass du auf ihn achtest? Du hast ihn ein wenig unter die Engel erniedrigt, mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt. Du hast alles unter seine Füße gelegt, denn indem er ihm alles unterwarf, ist ja nichts übrig, das ihm nicht unterworfen wäre. Jetzt aber sehen wir ihm noch nicht alles unterworfen. Wir sehen aber Jesus, der ein wenig unter die Engel erniedrigt war, wegen des Todesleidens, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, damit er durch Gottes Gnade für jeden den Tod schmückte.“
Denn es geht ihm schließlich nicht mehr.
Zuerst kommt das Zitat, in Versen 6 bis 7 wird der Bibeltext zitiert, aus Psalm 8, Vers 5-7. Und dann kommt die Auslegung. Da wird erklärt, weshalb der Herr Jesus unter die Engel erniedrigt worden ist.
Nämlich? Durch sein Menschsein? Steht das hier so? Nein, aber das denkt man sich. Ja, aber was sagt der Bibeltext selbst an dieser Stelle? Damit er für jeden den Tod schmückte. Wegen des Todesleidens. Ja, wegen des Todesleidens. Das ist der Punkt.
Das hängt natürlich schon mit der Menschwerdung zusammen. Engel können nicht sterben. Jesus ist ein Mensch geworden und ist als Mensch in den Tod gegangen. Damit hat er für eine kurze Zeit eine Stellung eingenommen unter den Engeln, denn Engel sterben nicht.
Und das hilft uns übrigens auch richtig zu verstehen, wenn es heißt im Psalm 8: „Denn ein wenig hast du ihn unter die Engel erniedrigt“ – oder man kann auch übersetzen: „Denn eine kleine Zeit hast du ihn unter die Engel erniedrigt.“ Was ist jetzt richtig?
Das Hebräische lässt sich im Prinzip auf beide Arten übersetzen. Aber aus Hebräer 2 wird klar, dass es sich auf das Todesleiden bezieht. Jesus war im Tod während drei Tagen. So ist der Sinn: für kurze Zeit unter die Engel erniedrigt.
Also es geht nicht um den Grad, sondern um die Dauer: für kurze Zeit unter die Engel erniedrigt, nämlich da, als er gestorben ist.
Herr Liby, ich habe eine Luther-Übersetzung, und da heißt es: „Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.“ Ja, da sind jetzt zwei Übersetzungsfehler drin. Aber beide sind verständlich, denn das Wort heißt eben „wenig“ oder „kurze Zeit“.
Jetzt haben wir gesehen, man sollte übersetzen: der richtige Sinn ist offensichtlich „für kurze Zeit“. Und das Zweite ist „unter Gott erniedrigt“. Schon letztes Mal wurde gefragt: Wie ist das eigentlich mit diesem Ausdruck? Im Hebräischen steht hier was? Mag sich jemand erinnern? Elohim.
Was bedeutet Elohim? Nein, nicht Herr. Es ist das Wort für – man kann übersetzen – Gott. Also der Schöpfungsbericht beginnt: Bereshit bara Elohim – Im Anfang schuf Gott.
Aber dieser gleiche Ausdruck wird auch verwendet für Engel. An diversen Stellen werden sie genannt „Söhne Elohims“, Bnei Elohim. Das ist auch ein Ausdruck für Engel. Und auch Richter in Israel werden Elohim genannt.
Also Elohim drückt jemanden aus, der eine übergeordnete Position hat.
Ich kann das ganz kurz zeigen mit den Richtern in Psalm 82. Ja, da könnte immer noch ein Zweifel sein. Ich gebe noch eine bessere Stelle an, die ganz eindeutig ist, und zwar 2. Mose 21, Vers 6. Da geht es um das Gesetz über den hebräischen Sklaven.
Wenn der ausgedient hat, soll er vor die Richter kommen.
Liest jemand 2. Mose 21, Verse 5-6?
„Was aber der Sklave sagt: Ich liebe meinen Herrn, meine Frau und meine Kinder, ich will nicht als Freier ausziehen. So soll ihn sein Herr vor Gott bringen und ihn an die Tür oder an den Türpfosten stellen, und sein Herr soll ihm das Ohr mit einem Pfriem durchbohren. Dann soll er ihm für ewig dienen.“
Jawohl, und da steht jetzt eben Elohim. „So soll ihn sein Herr vor die Elohim bringen und ihn an die Tür oder an den Pfosten stellen.“
Haben alle Übersetzungen „Gott“? In den verschiedenen Übersetzungen? Hat niemand „Richter“?
Richter, ja, also. Die alte Eberfelder hat auch hier übersetzt: „Mit Richtern, so soll ihn sein Herr vor die Richter bringen und ihn an die Tür oder den Pfosten stellen.“
Dann 22,8 ist das nochmals so. Da geht es um ein Gesetz im Zusammenhang mit Diebstahl.
„Wenn der Dieb nicht gefunden wird, so soll der Besitzer des Hauses vor die Richter treten, ob er nicht seine Hand nach der Habe seines Nächsten ausgestreckt hat. Bei jedem Falle von Veruntreuung betreffs eines Ochsen, eines Esels, eines Stück Kleinvieh, eines Kleides, betreffs aller Verlorenen, wovon man sagt, das ist es, soll die Sache vor die Richter kommen. Wenn die Richter schuldig sprechen, der soll seinem Nächsten das Doppelte erstatten.“
Ja, steht da immer noch Gott? Also Gott auch zum Teil. Ja gut, aber hier wird ja klar, dass jetzt da ein Richter gemeint ist, vor den man treten muss.
22, Vers 9: „Schluss von Vers 9: soll die Sache vor die Richter kommen. Wenn die Richter schuldig sprechen, der soll seinem Nächsten das Doppelte erstatten.“
Das sind die Richter, die Elohim genannt werden.
Um das noch zu bestätigen: Ich habe Psalm 82 erwähnt. Dort werden die Richter von Gott angesprochen: „Ihr seid Götter, Elohim.“
Und der Herr Jesus in Johannes 10 nimmt diese Stelle auf und sagt: „Ja, wenn schon die Menschen, an die das Wort Gottes gerichtet wurde, Götter genannt werden, wie könnt ihr euch aufregen, wenn ich mich Sohn Gottes nenne?“
Da macht er klar diesen Bezug, dass Elohim ganz klar eine Bezeichnung ist für die Richter, die in ihrer Stellung über die anderen Menschen gesetzt sind.
So ist also dieser Ausdruck eben auch ein Begriff, nicht nur für Gott, sondern auch für Engel.
Aber welcher Ausdruck wird nie für Menschen verwendet? Nur für Gott. Yahweh, genau.
Das heißt auf Deutsch? Ja, der Ewigseiende, der Unwandelbare, genau.
Also das ist dann ein Begriff, der nie zweideutig sein kann.
Aber Elohim kann eben auch Engel bezeichnen oder sogar Menschen in einer höheren Position, Richterposition.
Ja, und darum ist also das Korrekte übersetzt in Psalm 8: Du hast ihn für kurze Zeit unter die Engel erniedrigt.
Man kann auch argumentieren, im Neuen Testament ist ja dieses Zitat tatsächlich so wiedergegeben, Hebräer 2, Vers 7: „Denn ein wenig hast du ihn unter die Angeloi“ – und Angeloi ist nun das typische, eindeutige Wort für Engel.
Also der Heilige Geist selber im Neuen Testament bestätigt: Elohim in Psalm 8 muss man hier mit Angeloi, mit Engel, übersetzen.
Ja, und wir gehen zurück zu Hebräer 2.
Die Auslegung hier macht also klar, was gemeint ist mit diesem Erniedrigen: wegen dem Tod, kurze Zeit im Tod.
Aber hier wird auch gezeigt, dass der Herr Jesus in den Tod gegangen ist, und darum ist ihm diese Ehre und Herrschaft zuteil geworden.
Ich lese nochmals Vers 8:
„Indem er ihm alles unterworfen hat, hat er nichts gelassen, das ihm nicht unterworfen wäre. Jetzt aber sehen wir ihm noch nicht alles unterworfen. Wir sehen aber Jesus, der ein wenig unter die Engel, wegen des Leidens des Todes, erniedrigt war, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.“
Also als Belohnung für seine tiefste Erniedrigung hat Gott Jesus Christus mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt und ihm die Herrschaft übergeben.
Und so können wir sagen: In Psalm 8 haben wir sowohl den herrschenden als auch den leidenden Messias vor uns.
Zwei Messiasvorstellungen im Judentum und ihre Vereinigung im Christus
Ich habe in anderen Zusammenhängen auch schon gesagt, an einer Bibelklasse im Judentum hat man festgestellt, dass es Stellen gibt, die von einem Messias sprechen, der regiert, und andere, die von einem Messias sprechen, der leidet.
Das hat dazu geführt, dass die alten Rabbiner zur Überzeugung kamen oder auf den Gedanken kamen, es gibt zwei verschiedene Messias: einen leidenden und einen herrschenden. Den leidenden nannte man Messias, Maschiach ben Joseph, und den herrschenden Maschiach ben David, Messias, Sohn des David.
Jetzt wird in Psalm 8 dieser Erniedrigte, der in den Tod gehen soll, von Gott mit Herrlichkeit und Pracht gekrönt. Das ist die Folge seines Leidens. Weil er der leidende Messias wurde, soll er der herrschende werden.
Man liest das nochmals in Psalm 8, um diesen Zusammenhang wirklich klar vor Augen zu haben, besonders in den Versen 6 und 7:
„Du hast ihn wenig geringer gemacht als Engel, mit Herrlichkeit und Pracht krönst du ihn, du machst ihn zum Herrscher über die Werke deiner Hände, alles hast du unter seine Füße gestellt.“
Ja, das ist sein Auftrag. Jetzt soll er alles beherrschen, und das ist die Folge seines Leidens.
So ist der Herr Jesus eben beides: Er ist der Maschiach ben Joseph, denn sein juristischer Vater hieß Joseph. So finden wir in Johannes 1 Jünger, die sagen: „Wir haben den Messias gefunden, den Sohn Josephs.“ Er heißt also der Maschiach ben Joseph.
In diesem Sinn kann ich die Stelle schnell angeben: Johannes 1, Vers 45. Dort spricht Philippus zu Nathanael:
„Wir haben den gefunden, von dem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben: Jesus, den Sohn Josephs von Nazareth.“
Also Ben Joseph, Sohn Josephs.
Jesus ist gleichzeitig Maschiach ben David, denn über Maria, deren Stammbaum bis auf König David zurückgeht, ist er tatsächlich ein biologischer Nachkomme Davids.
Ich betone „biologischer Nachkomme“, denn mir wurde in der letzten Bibelstunde die Frage gestellt, auch privat: Kann man sagen, dass die Fruchtzelle von Maria, das Ei, tatsächlich eine Rolle gespielt hat in der Menschwerdung Jesu? Oder entstand das Kind einfach durch Gottes übernatürliches Wirken in ihrem Mutterleib?
Ja, das spielte absolut eine Rolle, denn der Herr Jesus kommt ausdrücklich aus dem Samen Davids. So steht es in 2. Timotheus 2, Vers 8:
„Halte im Gedächtnis Jesus Christus, auferweckt aus den Toten, aus dem Samen Davids, nach der Verkündigung des Evangeliums.“
Das reicht: „aus dem Samen Davids“. Das zeigt ganz klar, dass er wirklich biologisch als Mensch ein Nachkomme Davids ist.
Aber eben nicht wie wir von zwei Menschen, denn wir haben das Erbgut von zwei Menschen bekommen. Er ist der Sohn des Menschen.
Um das vielleicht noch zu unterstreichen, schauen wir auf Psalm 132. Dort finden wir Gottes Versprechen an David, dass von ihm der Messias abstammen soll. Das wird dort sehr interessant ausgedrückt.
Psalm 132, Vers 11:
„Von Davids, deines Knechtes, Willen weiche nicht ab das Angesicht deines Gesalbten.“
Im nächsten Vers heißt es:
„Der Herr hat David geschworen in Wahrheit, er wird nicht davon abweichen: Von der Frucht deines Leibes will ich auf deinen Thron setzen.“
„Von der Frucht deines Leibes“ zeigt ganz klar, dass der Herr Jesus ein wirklicher Mensch geworden ist.
Die Sündenlosigkeit des Messias und die Weitergabe der Sünde
Aber dann stellt sich die Frage: Was ist mit der Sünde? Das böse Wesen wurde ja von Adam seit seinem Fall von Generation zu Generation weitervererbt, und diese Erbsünde haben wir von ihm geerbt. So lehrt Römer 5,12 und folgende, dass die Sünde, also die sündige Natur, in alle Generationen eingedrungen ist.
Der Herr Jesus hingegen war vollkommen, ein vollkommener Mensch. Das heißt, Sünde war nicht in ihm. Das wird ausdrücklich gesagt in 1. Johannes 3,5 am Schluss: „Und Sünde ist nicht in ihm.“ Also gab es bei ihm keine solche Übertragung.
Nun stellt sich die Frage: Wie wird das Böse biologisch weitergegeben? Offensichtlich erben Menschen das Erbgut von Vater und Mutter, und damit auch die Sünde. Aber bei der Menschwerdung des Sohnes Gottes war das eben nicht so.
Man muss das nicht unbedingt theoretisieren. Es ist nicht so, dass die Frau die Sünde überträgt, sondern es kommt nur durch den Mann. Das wäre zwar schwierig zu beweisen, aber es ist nicht unmöglich. Man kann es nicht einfach als fertige Tatsache hinstellen, aber es ist durchaus denkbar.
Auf jeden Fall war Maria selbst eine Sünderin. Die katholische Lehre, dass sie sündlos gewesen sei, ist eine menschliche Irrlehre. Die Bibel lehrt jedoch ganz klar, dass der Sohn Gottes vollkommen war und keine Sünde in sich hatte – als Menschensohn.
In Psalm 8 wird deutlich: Der leidende Messias ist derselbe wie der herrschende Messias. Was uns hier auch klargemacht wird, ist die Reihenfolge: Zuerst musste er leiden, und dann sollte er herrschen.
Die Propheten und die Offenbarung des Leidens und der Herrlichkeit Christi
Dazu können wir 1. Petrus 1 heranziehen. Es geht hier um die Propheten, die im Alten Testament den kommenden Erlöser prophezeit haben. Für diese Propheten war das nicht immer leicht, denn sie verstanden nicht alles, was ihnen mitgeteilt wurde.
Liest jemand bitte 1. Petrus 1, Verse 9-12 vor?
Die Propheten suchten und forschten im Hinblick auf die Errettung der Seelen, die durch den Glauben geschieht. Sie wollten wissen, auf welche Zeit oder auf welchen Zeitpunkt der Geist Christi, der in ihnen war, hindeutete, als er die Leiden ankündigte, die auf Christus zukommen sollten, und die Herrlichkeiten danach.
Ihnen wurde offenbart, dass sie nicht für sich selbst, sondern für euch dienten. Was euch jetzt verkündet worden ist, wurde durch diejenigen übermittelt, die euch das Evangelium im Heiligen Geist gepredigt haben, der vom Himmel gesandt ist. In diese Dinge wollen sogar Engel hineinschauen.
Die Propheten haben also über den kommenden Christus, den Messias, gesprochen und wollten wissen, auf welche Zeit sich das bezieht. Zum Beispiel fragte sich David im Psalm 8, wann der Menschensohn für kurze Zeit geringer gemacht wird als die Engel und wann ihm alles unter die Füße gestellt wird, damit er als Herrscher eingesetzt wird. Zwischen diesen Ereignissen liegen mindestens zweitausend Jahre.
Das war also nicht klar, wann was genau passiert. Interessant ist, wie Petrus hier bezeugt, dass der Geist Gottes auf die Leiden hinwies, die auf Christus kommen sollten, und auf die Herrlichkeiten danach. Zuerst Leiden, dann Herrlichkeit.
Das lässt sich auch aus dem Alten Testament ableiten. Zum Beispiel beschreibt Jesaja 53 die Leiden des Messias. Danach wird deutlich, dass er wieder leben wird und Gott ihm die Beute und die Herrschaft übergibt. Am Ende von Jesaja 53 wird klar: zuerst leiden, dann herrschen.
Aus dieser Erkenntnis leitet das Neue Testament einen wichtigen Grundsatz ab, auch für Christen, die Christus nachfolgen. In Apostelgeschichte 14 hat Paulus auf seiner ersten Missionsreise verschiedene Gemeinden gegründet. Später besuchte er sie erneut, um die jungen Gläubigen im Glauben zu stärken.
Die zentrale Aussage seiner Belehrung wird in Apostelgeschichte 14, Vers 22 zusammengefasst. Kann das bitte jemand vorlesen?
Dort heißt es: Sie stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, im Glauben zu verharren. Dabei sagten sie, dass wir durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes hineingehen müssen.
Das bedeutet: Zuerst kommen viele Not und Trübsal, und danach das Reich Gottes, die Königsherrschaft.
So ist also das Prinzip: Christen haben keine Verheißung, dass ihr Leben einfach sein wird. Sie haben auch keine Verheißung, dass es ohne Krankheit und Leid geht. Aber sie wissen, dass danach die Herrlichkeit kommt.
Genauso wie Jesus zuerst gelitten hat und dann in die Herrlichkeit eingegangen ist, gilt dieser Grundsatz auch für seine Nachfolger.
Deshalb erkennt man, wie problematisch es ist, wenn heute Prediger behaupten, Christen sollten nicht mehr krank werden. Man müsse einfach den Siegespreis in Anspruch nehmen. Oder dass Christen nicht arm sein dürfen und wer arm ist, habe keinen Glauben auf die Verheißungen Gottes gesetzt. Das ist alles Unsinn.
Die Bibel sagt nicht, dass es unmöglich ist, dass Christen reich werden. Aber es gibt keine Verheißung dafür. Das ist der entscheidende Punkt.
Darum ist diese Lehre so schädlich.
Es kann auch sein, dass jemand sein ganzes Leben fast keine gesundheitlichen Probleme hat. Man fragt sich dann, warum gerade diese Person und nicht ich. Das liegt an Gottes Souveränität.
Man kann aber nicht behaupten, Christen hätten einen Anspruch auf Gesundheit. Wenn Gott sie uns schenkt, sollen wir ihm danken.
Kehren wir nun zurück zu Psalm 8.
Die Herrschaft des Messias und der Auftrag des Menschen
Zuerst leiden und dann herrschen. Nun kann jemand nochmals die Verse 7 bis zum Schluss lesen: „Zum Herrscher über die Berge deiner Hände, alles hast du unter seine Füße gestellt, Schafe und Rinder allesamt und auch die Tiere des Feldes, Vögel des Himmels und Fische des Meeres, die Pfade der Meere durchziehen. Herr, unser Herr, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde!“
Hier wird das Tausendjährige Friedensreich beschrieben. Herr Jesus wird ein zweites Mal kommen, und als Richter der Welt von Jerusalem aus eine Herrschaft des Friedens und der Gerechtigkeit über die ganze Erde aufrichten. Das wird hier beschrieben, wie er die ganze Erde beherrschen wird.
Erkennen wir in der Formulierung eine Anspielung auf den Schöpfungsbericht? Ja, oder nicht? Und wenn ja, welche Stelle? Die Frage war suggestiv, aber die zweite Frage lautet: Wo im Schöpfungsbericht finden wir das? Hier heißt es „Herrscher über die Werke deiner Hände“. Wo genau finden wir das im Schöpfungsbericht? Gerade nach der Erschaffung des Menschen.
Schlagen wir das auf: 1. Mose 1,26. Dort wird die Erschaffung des Menschen beschrieben. Jemand liest bitte vor, und zwar bis Vers 28:
„Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns ähnlich sei. Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen. Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn, als Mann und Frau schuf er sie. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, und füllt die Erde, und macht sie euch untertan. Und herrscht über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen!“
Der Mensch, Adam – hier steht für „Mensch“ das Wort Adam – wurde eingesetzt als Herrscher über den Planeten. Aber nicht als Zerstörer. Der Ausdruck „herrschen über die Fische des Meeres und über das Geflügel des Himmels“ beinhaltet kein tyrannisches Herrschen, sondern ein wohlbedachtes Führen und Leiten.
Das war Satan ein Dorn im Auge. Deshalb finden wir schon in Kapitel 3 des ersten Buches Mose die Versuchungsgeschichte, wie Satan in Gestalt der Schlange die ersten Menschen, Mann und Frau, zu Fall bringt. So gerät der Mensch unter die Herrschaft Satans. Dadurch hat der Mensch seine ursprüngliche Position verloren.
Darin liegt die ganze Problematik: Der Mensch hat offensichtlich Mühe, mit der Erde richtig umzugehen und die Erde sowie alle Ressourcen zu verwalten. Das liegt daran, dass der Mensch unter der Macht Satans steht. So nennt der Herr Jesus den Satan „den Fürsten dieser Welt“.
Dieser Ausdruck kommt zum Beispiel in Johannes 12,31 vor. Für diejenigen, die es nachschlagen wollen: „Er ist der Fürst dieser Welt.“ Nachdem Jesus als Menschensohn in diese Welt kam, wird in der Versuchungsgeschichte berichtet, dass Satan ihm ein Angebot macht. Er soll vor ihm niederknien und ihn anbeten, dann würde er ihm alle Reiche der Welt geben.
Schlagen wir Matthäus 4,8 auf. Jemand liest bitte vor:
„So zeigte ihm der Teufel alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.“
Noch weiter, Vers 10:
„Da spricht Jesus zu ihm: Geh hinweg, Satan! Denn es steht geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.“
Jesus weist Satan zurück. Satan ist der Fürst dieser Welt. Einen noch schrecklicheren Namen trägt er in 2. Korinther 4,4: „Der Gott dieser Welt, der die Gedanken der Ungläubigen verblendet hat.“
Was steht da als „Gott“ im Urtext? Es ist das griechische Wort Theos.
Ich habe noch eine Frage zu 1. Mose 1,26. Dort heißt es: „Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen.“ Wie steht das bei Ihnen? Das ist ebenfalls im Plural.
Manche erklären das als Pluralis Majestatis, was orthodoxe Juden gerne sagen. Oder sie behaupten, Gott spreche hier mit den Engeln zusammen. Doch das kann nicht sein, denn die Engel haben ja nicht den Menschen erschaffen. „Lasst uns Menschen machen“ ist ein echtes Problem.
Man möchte es mit Pluralis Majestatis erklären. Für diejenigen, die das nicht wissen: Das ist die „Wir“-Form, die als Würdeform für die Einzahl benutzt wird, ähnlich wie der Papst sagt: „Wir haben beschlossen“, obwohl er allein beschlossen hat.
Doch im Althebräischen lässt sich dieser Gebrauch nicht nachweisen. Die „Wir“-Form als Würdeform für die Einzahl gibt es dort nicht.
Natürlich bleibt nur noch die Erklärung, dass die Bibel, auch im Alten Testament, bezeugt, dass es nur einen Gott gibt. Aber in der Gottheit sind drei Personen zu unterscheiden. So spricht hier der dreieine Gott: „Lasst uns Menschen schaffen in unserem Bild.“ Übrigens heißt es auch „in unserem Bild“. Dann wären wir auch im Bild der Engel geschaffen, was komisch wäre.
Gott ist auch der Heilige Geist. Ganz genau.
Nun haben wir gesehen: Satan ist zum Herrscher über diese Erde geworden. Der Herr Jesus ist gekommen, um zu leiden. Aber er wird wiederkommen. Bei seiner Wiederkunft wird er was mit Satan machen?
Er wird ihn in den Abyssus, den Abgrund, werfen – für tausend Jahre. Dann wird der Herr Jesus die Herrschaft über die Erde antreten. Diese Herrschaft wird hier beschrieben.
Das, was der ursprüngliche Mensch, Adam, hätte tun sollen, aber verloren hat, indem er ein Sünder wurde, soll der Ben Adam, der Menschensohn, einmal übernehmen.
Das aber nur auf der Grundlage, dass er für kurze Zeit in den Tod gegangen ist. Seine Erlösung, sein Erlösungswerk am Kreuz, ist die Grundlage dafür, dass dieses Friedensreich, in dem Satan keine Rolle mehr spielen kann, kommen wird.
So sehen wir: Indem der Herr Jesus in den Tod gegangen ist, hat er Satan besiegt. Das war der gewaltigste Sieg aller Zeiten.
Siehe Hebräer 2,14. Das sollten wir noch vor der Pause erwähnen.
Der Sieg über den Teufel durch den Tod Christi
Hebräer 2,14: Lest jemand vor: Weil die Kinder aus Fleisch und Blut sind, hat auch er in gleicher Weise daran Anteil gehabt. So konnte er durch den Tod den zunichtemachen, der die Macht des Todes hat, nämlich den Teufel.
Vers 15: Und um alle zu befreien, die durch die Furcht vor dem Tod ihr Leben lang der Knechtschaft unterworfen waren.
Jesus hat also durch den Tod den zunichtemacht, der die Macht des Todes hatte, das ist der Teufel. Diese Wahrheit wird eindrücklich illustriert durch die Besiegung Goliaths.
David schlägt Goliath, doch er tötet ihn nicht sofort mit dem Stein. Er schleudert zuerst den Stein, und Goliath fällt bewusstlos zu Boden. Aber wie tötet David ihn letztlich? Mit dem Schwert. Und zwar mit welchem Schwert? Mit Goliaths eigenem Schwert.
David nimmt also das Schwert, das Symbol des Todes, von Goliath und erschlägt ihn damit. So wird der zunichtemacht, der die Macht des Todes hatte, nämlich der Teufel, und alle werden befreit, die ihr Leben lang der Sklaverei unterworfen waren.
Israel war wie gebannt und lebte in ständiger Angst vor Goliath. Dann kam David und befreite ganz Israel aus dieser Todesangst vor dem Riesen.
Die Parallelen sind hier sehr eindrücklich. Doch David wurde zunächst nicht König. Es folgte eine lange Zeit der Verfolgung und Verwerfung.
Manche wählten damals, mit David diese Verwerfung zu teilen. Später aber wurde David dennoch König und von allen anerkannt.
So sehen wir bei David eine Zeit der Verwerfung, ein Bild für den verworfenen und leidenden Messias. Doch später sollte David herrschen.
Der Zusammenhang ist auch deshalb wichtig, weil der Messias vom Geschlecht Davids stammen sollte, als Sohn Davids.
Die Parallele zeigt sich auch darin, dass David eine Zeit des Leidens durchmachen musste, bevor die Zeit des Herrschens kam.
Jetzt ist also die Zeit des Herrschens, die Zeit des Sieges und der Freude – die „Kuchenzeit“.
Psalm 8, Vers 3 und die Macht Gottes im Lobpreis
Wir haben noch gar nichts über Psalm 8, Vers 3 gesagt. Wer liest diesen Vers vor?
Dort heißt es: „Aus dem Munde der Kinder und Säuglinge hast du Macht gegründet und um deiner Bedränger willen, um zum Schweigen zu bringen den Feind und den Rachgierigen.“ Man kann diesen Vers auch so übersetzen: „Hast du Macht gegründet“ oder „Lob gegründet“. Wörtlich bedeutet das hebräische Wort „Os“ Stärke.
Wir verstehen diesen Ausdruck besser, wenn wir zum Beispiel Psalm 150, Vers 2 betrachten: „Lobet ihn wegen seiner Machttaten! Lobet ihn nach der Fülle seiner Größe!“ Das Lob drückt aus, wie mächtig Gott ist. Es zeigt, wie groß Gott ist. So kann man den Vers aus Psalm 8, Vers 3 zusammenfassen: „Hast du Macht gegründet“ heißt, dass das Lob von der Macht und der Größe Gottes spricht.
Dieser Vers wird im Neuen Testament zitiert. Weiß jemand, wo genau? Ich höre das: Matthäus 21. Wir befinden uns hier am Montag vor der Kreuzigung, genauer gesagt in der Chronologie der letzten Woche, der Leidenswoche.
Liest jemand Matthäus 21, Vers 12 und folgende? Dort steht: Jesus ging in den Tempel Gottes hinein und trieb alle hinaus, die im Tempel verkauften und kauften. Er stieß die Tische der Wechsler um und die Stühle der Taubenverkäufer. Dann sprach er zu ihnen: „Es steht geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus genannt werden. Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.“
Dann kamen Blinde und Lahme in den Tempel zu ihm, und er heilte sie. Als aber die obersten Priester und die Schriftgelehrten die Wundersagen hörten, die die Kinder im Tempel riefen und sprachen: „Hosianna dem Sohn Davids!“, wurden sie entrüstet und sprachen zu ihm: „Hörst du, was diese sagen?“
Jesus aber antwortete ihnen: „Ja, habt ihr noch nie gelesen? Aus dem Mund der Unmündigen und Säuglinge hast du ein Lob bereitet.“ Danach verließ er sie und ging hinaus zur Stadt, nach Bethanien, wo er übernachtete.
Hier sehen wir also die Tempelreinigung, und zwar die zweite. Die erste Tempelreinigung fand ganz am Anfang des öffentlichen Dienstes von Jesus statt, wie wir in Johannes 2 lesen. Diese hier ist die letzte, die zweite Tempelreinigung in der Leidenswoche.
Nur im Markus-Evangelium finden wir genaue Angaben zur Chronologie. In Matthäus ist nicht klar, ob die Tempelreinigung am gleichen Tag stattfand oder später, nach dem Einzug in Jerusalem, der in den Versen davor beschrieben wird. Dort heißt es einfach: „Und Jesus trat in den Tempel.“
Im Markus-Evangelium werden die genauen Zeitangaben hinzugefügt, sodass eine strikte Chronologie dieser Tage möglich ist. Erstaunlich ist auch, dass diese Ereignisse ab dem Einzug nach Jerusalem am Palmsonntag wunderbar mit den Psalmen übereinstimmen, insbesondere mit den Tagespsalmen im Judentum.
Für jeden Tag der Woche ist ein bestimmter Psalm festgelegt. So wird zum Beispiel Psalm 24 im Tempel immer am Sonntag gesungen. Wenn man diese ausgewählten Psalmen mit den Tagen der Leidenswoche vergleicht, fällt auf, dass sie genau zum Thema des jeweiligen Tages passen.
Psalm 24 sagt zum Beispiel: „Ihr Tore Jerusalems, öffnet euch, damit einziehe der König der Herrlichkeit.“ Am Sonntag zog der König nach Jerusalem ein, am Palmsonntag. So geht es die ganze Woche hindurch weiter.
Wir sind hier am Montag, und an jedem Tag geschehen ausgesprochen wichtige Dinge. Man kann übrigens messen, wie wichtig diese letzte Woche ist, an dem Umfang, den sie in den Evangelien einnimmt.
Ich habe einmal ausgezählt und festgestellt, dass über dreißig Prozent des Textes der Evangelien sich mit der letzten Woche beschäftigen. Wenn man also sagt, die Evangelien seien eine Biografie des Lebens Jesu, muss man sich darüber im Klaren sein, dass sie sich stark auf die letzte Woche fokussieren.
Die Bedeutung der Tempelreinigung und der königliche Anspruch Jesu
Und nun diese Tempelreinigung war ganz wichtig aus folgendem Grund: Am Sonntag, am Tag davor, kommt der König nach Jerusalem. Die ganze Volksmenge begrüßt ihn frenetisch mit dem Gruß aus Psalm 118: „Gepriesen oder Willkommen seid ihr da! Kommt im Namen des Herrn!“ Das war der Gruß, den man sagen sollte, wenn der Messias einmal kommt, aus Psalm 118, Vers 26.
Gesegnet, Baruch! heißt gesegnet oder gepriesen. Aber die Wendung „Baruch haba“ ist ein fester Ausdruck im Hebräischen und bedeutet „Willkommen“. Wenn man zu jemandem in Israel zu Besuch geht, wird man an der Tür mit „Baruch haba“ begrüßt, oder wenn es mehrere sind, „Bruchim habaim“ – gesegnet die Kommenden, das heißt willkommen. „Baruch haba b’schem Adonai“ heißt: Willkommen ist der Messias, der kommt im Namen des Herrn.
In Markus, in der Parallelstelle beim Einzug nach Jerusalem, wird deutlich, dass es schon Abend war, als der Herr Jesus sich den ganzen Tempel anschaut und dann zum Ölberg geht. Dort hat er sich einige Gedanken gemacht, aber es war nicht mehr die Zeit für eine Handlung. Am nächsten Morgen geht er schnurstracks in die Verkaufshalle und treibt die Verkäufer hinaus.
Der König hätte das eigentlich schon am Sonntag tun sollen, aber es war zu spät, darum geschieht es am nächsten Tag. Wo haben diese Wechsler und Händler ihren Job ausgeübt? Im Tempel? Ja, aber noch genauer? In der Halle Salomos? Nein. Doch, aber welche Säulenhalle? Es gab viele Säulenhallen, aber die heißt die königliche Säulenhalle. Das ist nicht dieselbe wie die Salomonshalle. Die Salomonshalle ist entlang der Ostmauer gebaut, aber die königliche Säulenhalle war eine Basilika am Südende des Tempelplatzes, über die ganze Breite des Tempelplatzes hinweg.
Das Wort Basilika kommt von Basileus, was königlich bedeutet. In der Antike hatte eine Basilika zwei Funktionen: Markt und Gericht. Das passt genau hier. Es war eine öffentliche Halle, speziell für Markt und Gericht. Und wenn in einer Stadt ein König auftrat, konnte er dort seinen pompösen Auftritt vollführen.
Jetzt versteht man, dass es ein pompöser Auftritt war – pompös im Sinne einer Machtdemonstration. Der Messias kommt in die königliche Säulenhalle und treibt alle Händler hinaus, obwohl diese die Erlaubnis vom Hohen Priester und vom Sanhedrin, dem obersten Gericht, hatten. Das heißt, dieser Mann aus Nazareth stellt sich gegen den obersten Gerichtshof Israels und sogar gegen den Hohen Priester. Das müsste eigentlich den Tod bedeuten, außer dieser Mann hat eine höhere Position als der Hohe Priester und der Sanhedrin.
Durch diese Handlung konnte niemand mehr neutral bleiben. Das zwang den Sanhedrin zu einer Entscheidung: Entweder ist der Mann der Messias oder er ist des Todes. Das war also eine ganz entscheidende Sache.
Übrigens, bei der ersten Tempelreinigung hat der Herr Jesus nicht denselben Vorwurf gemacht. Er sagte nicht: „Macht nicht das Haus meines Vaters ...“ Nein, viel schöner ist der Ausdruck: „Macht nicht das Haus meines Vaters zu einem Kaufhaus!“ Das ist schon ein Unterschied. Nicht jedes Kaufhaus ist eine Räuberhöhle, manchmal schon, aber nicht unbedingt.
In Johannes 2,16 heißt es: „Und zu den Taubenverkäufern sprach er: Nehmt dies weg von hier, macht nicht das Haus meines Vaters zu einem Kaufhaus.“ Kaufhaus – und jetzt ist es manchmal nützlich, das zurück ins Hebräische zu übersetzen. Das Wort für Kaufhaus ist „Chanut“, und genau das ist der Ausdruck im Talmud für die königliche Säulenhalle. Die wird „Chanut“ genannt, das Kaufhaus, denn dort wurden Opfer verkauft.
Nicht nur dort konnte man Opfertiere kaufen, auch auf dem Ölberg. Das war praktisch, wenn man zum Beispiel von Nazareth kam. Einen Stier den ganzen Weg mitzunehmen, wäre kompliziert gewesen. Da kaufte man besser einen Stier auf dem Ölberg.
Was der Herr sagt, ist: Nicht hier im Tempel, denn das war im Bereich des Vorhofs der Heiden, wo Heiden, die den wahren Gott kennenlernen wollten, beten sollten. Dort braucht es andächtige Ruhe und nicht das Geschrei der Händler. Der Herr sagt: Das geht nicht im Tempel. Es ist nicht grundsätzlich gegen den Verkauf, wenn dieser mit guten und richtigen Mitteln geschieht. Aber der Tempel ist kein „Chanut“, kein Kaufhaus.
Drei Jahre später ist der Vorwurf viel schwerwiegender. Er spricht hier von einer Räuberhöhle. Das wissen wir auch aus der rabbinischen Literatur: Es gibt Klagen, dass völlig überhöhte Preise für Opfer verlangt wurden. Man bot nicht nur eine Dienstleistung an, die an sich nicht falsch gewesen wäre, sondern man versuchte auf ungerechte Weise Geld zu machen. Das hat der Herr hier verurteilt.
Es geht also noch weiter: Nicht nur ist das nicht der richtige Ort, obwohl der Sanhedrin es erlaubt hatte, sondern es ist vollkommen korrupt, was hier geschieht. Damit wurde auch das oberste Gericht in seiner moralischen Integrität infrage gestellt.
Das Ganze ist noch dramatischer: Viele Blinde und Lahme kommen, und der Herr heilt sie. Das ist genau das, was vom Messias in Jesaja vorausgesagt wurde. Schlagen wir mal auf Jesaja 35 auf. Dort geht es um das Kommen Gottes in diese Welt. Jesaja 35, Vers 4: „Sag zu denen, die ein ängstliches Herz haben: Seid stark, fürchtet euch nicht! Siehe, da ist euer Gott.“
Lesen wir Vers 5: „Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet. Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch und jauchzen wird die Zunge des Stummen.“
Er wird durch diese Heilungen bestätigt als der Messias. Gott kommt. Einerseits wird er als Richter vorgestellt: „Rache kommt, die Vergeltung Gottes.“ Andererseits als Retter: „Er selbst kommt und wird euch retten.“ Das wird für den Sanhedrin immer schwieriger. Die Zeichen sind klar.
Was sie besonders ärgert, sind die Kinder im Tempel, die „Hoschi anna, Leven David“ schreien – „Gib doch Rettung, Hoschi anna!“ Das ist ein Hilferuf an Gott, „Gib doch Hilfe oder Rettung dem Sohn Davids“, also dem Messias. Die Kinder im Tempel bezeichnen Jesus Christus als den König in der königlichen Säulenhalle.
Das gibt der ganzen Szene die Pointe. Übrigens, „Hoschi anna“ kommt auch in Psalm 118 vor. Das hängt alles zusammen mit dem Einzug nach Jerusalem. Dort heißt es: „Gepriesen sei der, der kommt im Namen des Herrn.“
Lesen wir Psalm 118, Verse 25 und 26: „Ach, Herr, hilf doch! Ach, Herr, gib doch Gelingen! Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn! Vom Haus des Herrn aus haben wir euch gesegnet.“
Verse 25: „Ach Herr, hilf doch!“ heißt auf Hebräisch „Anna Adonai hoschi anna, anna Adonai hatzlich anna.“ Man merkt, das klingt fast gleich. Es bedeutet: „Rette uns, gib Wohlfahrt.“ Das ist der messianische Hilferuf nach Gott. Dann folgt der Willkommensgruß: „Willkommen, der da kommt im Namen des Herrn!“ Und dann wird gesagt: „Wir haben euch gesegnet vom Haus des Herrn aus“, also vom Tempel.
Jetzt sind wir wieder im Tempel, und der König, der am Tag zuvor als Messias begrüßt wurde, wird von den Hohenpriestern über die Kinder geärgert, die ihn als Messias preisen, als den Sohn Davids. Die Kinder rufen wieder „Hoschi anna, Leven David“. Die Hohenpriester werden unwillig und sagen: „Hörst du nicht, was die sagen?“
Daraufhin begründet Jesus das mit Psalm 8. Lest das noch einmal! Ist „Hoseanna“ gleich „Hoschi anna“? Ja, „Hoseanna“ ist einfach die griechische Aussprache von „Hoscheanna“. Das ist eigentlich dasselbe.
Die Griechen haben im Alphabet keinen „sch“-Laut, nur ein „s“. Die Hebräer sagen „ho-schi-an-na“, aber die Griechen können das nicht aussprechen. Im Neuen Testament, das ja auf Griechisch geschrieben ist, wird das hebräische „ho-schi-an-na“ als „Hosianna“ geschrieben. Das „s“ steht also für den „sch“-Laut.
Das ist auch bei anderen Ausdrücken so, zum Beispiel beim Schrei Jesu am Kreuz auf Aramäisch: „Eli, Eli, Lema Schabachtani“. Im Griechischen steht dort „Lama, Sabachtani“. Viele lesen „Sabachtani“, aber eigentlich heißt es auf Aramäisch „Schabachtani“. Das „Ch“ wird im Griechischen als „k“ ausgesprochen, also gibt es „Sabachtani“. Man sollte nicht „Sabachtani“ sagen, sondern „Schabachtani“.
So erklärt sich der Unterschied zwischen „Hosianna“ und „Hoschi anna“: Es ist das Gleiche, nur unterschiedlich ausgesprochen.
Wie antwortet nun der Herr Jesus auf den Vorwurf? Lesen wir Matthäus 21,16 in der Mitte: „Habt ihr nie gelesen: Aus dem Mund der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet?“ Das ist Psalm 8.
Das ist ein Vorwurf: Habt ihr nie die Bibel gelesen? Ihr regt euch so auf, obwohl ihr genau das hört, was vom Messias in Psalm 8 gesagt wird. Ihr bekommt Schlag auf Schlag Hinweise, dass er der Messias ist.
Dieses Zusammentreffen ist bedeutsam: Er kommt vom Ölberg am Palmsonntag, und genau an diesem Tag singt der Priesterchor Psalm 24: „Ihr Tore, öffnet euch, hebt eure Häupter, damit einziehe der König der Herrlichkeit!“
Ausgerechnet an diesem Tag, wo das geschieht, wird das im Tempel gesungen. Am nächsten Tag reinigt er die Basilika und heilt Blinde und Lahme. Dann kommt noch die Kinderschar, die nicht organisiert war, aber genau im richtigen Moment erscheint. Die Kinder schreien aus Glauben, sie haben den Messias erkannt. Die Führer aber lehnen ihn ab.
So kann der Herr auf Psalm 8 hinweisen, und dann heißt es: „Und er verließ sie und ging weg.“ Das zeigt die innere Erregung des Herrn über diese Verstocktheit.
Am nächsten Tag kommt er wieder. Jeder Tag ist ein Volltreffer, und der Priesterchor kommentiert jeweils, was an dem Tag geschehen ist – bis zur Kreuzigung und Auferstehung.
Wie hängen die Tage mit den Psalmen zusammen? Psalm 24 war für Sonntag. Psalm 8 für Montag? Nein, das war ein anderer Psalm. Vielleicht sollten wir uns dafür extra Zeit nehmen, um diese Psalmen im Rahmen der messianischen Zahlen genauer anzuschauen. Das würde sich lohnen.
Vielleicht auch gleichzeitig die Übereinstimmung mit den Schöpfungstagen. Es stimmt nämlich mit jedem Schöpfungstag überein. Der erste Schöpfungstag ist welcher Wochentag? Sonntag. Und was geschieht dort am Sonntag? Am ersten Tag kommt das Licht in die Finsternis.
Der Herr Jesus kommt vom Ölberg her, vom Osten in diese Stadt der Finsternis, wo die Führer den Messias hassen und ablehnen. Das Licht von Osten her kommt in die Finsternis hinein.
Am fünften Tag, am Freitag – nur so andeutungsweise, damit man sich darauf freuen kann – wird der Mensch erschaffen. Das Neue Testament erklärt, dass der Ausführende in der Schöpfung der Sohn Gottes war. Der Sohn Gottes haucht den Odem des Lebens in Adam, der aus Erdboden gebildet wird, und Adam wird eine lebendige Seele.
Und was geschieht am Freitag? Man bringt ihn um. Die Söhne Adams ermorden den Sohn Gottes. Das ist dramatisch, diese Gegenüberstellung.
So ist es mit jedem Schöpfungstag und all diesen Tagespsalmen der Woche. Das hat mit der Auferstehung zu tun, denn am dritten Tag ist der Herr auferstanden – das war Sonntag.
Was geschieht da? Gleich wie bei der Weltschöpfung: Am Sonntag kam das Licht in die Welt. An der Auferstehung kam, wie Paulus beschreibt in 2. Timotheus 1, dass er Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht hat. Da kam Leben in die Welt.
Der Herr Jesus kommt dann am Abend, als die Jünger in einem Raum beieinander sind, die Türen verschlossen. Er kommt trotz verschlossener Türen in ihre Mitte und sagt: „Schalom, Aleichem!“ – Friede euch.
An diesem Tag hat der Chor gesungen: „Ihr Tore, öffnet euch, damit einziehe der König der Herrlichkeit!“ Der König der Herrlichkeit kommt in die Mitte der Jünger, obwohl die Türen verschlossen sind.
Die Parallelen sind überall, es geht bis zum Letzten. Zum Schluss noch Psalm 8 abschließend.
Psalm 8 als Lobpreis auf Gottes Herrschaft und die Rolle des Menschen
Vers 1 ist einfach, oder Vers 2, je nach Zählung. Er beschreibt die Herrschaft Gottes im Tausendjährigen Reich: „Herr, unser Herr, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde, der du deine Majestät gestellt hast über die Himmel.“ Das ist quasi wie ein Refrain, denn dieser Satz wird dann nochmals in Vers 9 wiederholt: „Herr, unser Herr, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde.“
Der Refrain ist ein Lob über Gottes Herrschaft im Tausendjährigen Reich. Danach wird erklärt, wie die Kinder die Feinde zum Schweigen gebracht haben. Genau das ist an diesem Montag geschehen: Die führenden Priester und Schriftgelehrten wurden durch die lobpreisenden Kinder zum Schweigen gebracht.
Der Psalmist fragt sich dann, wenn er das ganze Weltall betrachtet, wie es sein kann, dass Gott an den Menschen denkt, der doch so klein ist. Besonders der Menschensohn hat sich tief erniedrigt – für kurze Zeit sogar tiefer als die Engel, wegen des Todes. Doch der Psalmist erklärt weiter: „Mit Herrlichkeit und Pracht hast du ihn gekrönt.“ Das ist die Antwort auf seine Erniedrigung.
Darum wird der Herr Jesus in der Zukunft über die ganze Erde herrschen. Er wird den Herrscherauftrag erfüllen, den Adam bekommen, aber sehr schnell wieder verloren hatte – an Satan. Diesen Auftrag wird der Sohn des Menschen, der Ben Adam, im tausendjährigen Reich erfüllen. Das ist der Gedankengang des Psalms.
Gibt es bis dahin noch Fragen? In der Textvariante im Vers 3 heißt es: „Hast du Macht gegründet?“ oder „Hast du die Grundmauern einer Festung gelegt?“ Würdest du das auch so sehen, oder ist das eher nicht die richtige Antwort? Nein, das ist natürlich aus einem bestimmten Grund.
„Aus Stärke“ hat diesen Übersetzer daran erinnert, dass eine Festung ja auch ein starkes Gebäude ist. Das Wort „gründen“ ist effektiv das hebräische „Jasad“, was bedeutet, die Grundlage für ein Gebäude oder Ähnliches zu legen. Das hat ihn dazu verleitet, an eine Festung zu denken.
Aber der Kommentar des Heiligen Geistes im Neuen Testament macht auch hier wieder klar, worauf hingewiesen wird. Wörter haben oft eine Bedeutungsbreite, aber nicht alle Bedeutungen sind in einem bestimmten Textzusammenhang richtig. Darum kommt es nie gut heraus, wenn jemand, der kein Englisch kann, einen englischen Brief mit einem Wörterbuch übersetzt. Da können böse Missverständnisse entstehen, weil ein Wort in einem bestimmten Zusammenhang eine Spezialbedeutung hat.
So ist hier die Bedeutung ganz klar auf das Lob Gottes ausgerichtet. Das wird zusätzlich durch das Neue Testament bestätigt.
Noch etwas? Die Psalmen, die an jedem Wochentag gesungen wurden, haben ja nichts mit der Bibel zu tun oder mit dem Alten Testament, oder damit, wie Gott das vorgeschrieben hat. Die jüdische Liturgie enthält ja auch viel Menschenwerk. Ja, das ist so, der Misslocher ist im Alten Testament nicht vorgeschrieben. Er findet sich übrigens auch noch in den heutigen Sitturim – so nennt man die Gebetsbücher im Judentum. Dort sind diese Tagespsalmen ebenfalls enthalten.
Aber das findet man bereits in der Septuaginta. Die Septuaginta ist die älteste Übersetzung des Alten Testaments, und zwar auf Griechisch. Sie wurde im dritten Jahrhundert vor Christus übersetzt. Diese Bibel benutzten auch die Apostel, wenn sie auf Griechisch predigten.
Darum sind viele Verse aus dem Alten Testament im Neuen Testament mit der Septuaginta zitiert – nicht immer, aber oft. In der Septuaginta steht im Psalm 24 in der Überschrift „für den ersten Wochentag“. Das findet man auch bei anderen solchen Psalmen. Das zeigt, dass dieser Gebrauch zumindest bis in vorchristliche Zeit zurückreicht.
Das Erstaunliche ist, dass Gott die letzte Woche seines Sohnes auf dieser Erde genau so geführt hat, dass diese Psalmen berücksichtigt wurden. Damit will ich nicht sagen, dass es inspiriert war, dass die Psalmen so und so sein sollten. Aber es war von Gott anerkannt und wurde so benutzt, um zu seinem Volk zu sprechen. Auf diese Weise konnten sie es verstehen.
Das sieht man übrigens bis heute. Zum Beispiel sind immer wieder genau am Purimfest entscheidende Dinge geschehen, auch in der jüngsten Geschichte. Nur als Beispiel: Da kann man sich fragen, ob das Zufall ist. Nein, es ist kein Zufall, denn so hat das Volk Israel genau verstanden, was Gott ihnen sagen wollte.
Das wurde auch klar, zum Beispiel im Golfkrieg 1991. Der Krieg endete am 27. und 28. Februar – genau an den zwei Tagen von Purim. An diesen Tagen zogen die Alliierten in Kuwait City ein, und die Raketenangriffe von Saddam Hussein wurden gestoppt.
Das hat man in Israel sehr gut verstanden, denn das Purimfest ist das Fest, an dem Gott sein Volk vor den Feinden bewahrt hat und ihnen in seiner Gnade das Überleben ermöglicht hat. So wurde das dort interpretiert: Am Purimfest hörte die Raketenbedrohung aus dem Irak auf.
Es waren genau 39 Raketen. In Israel wurde sofort an die 39 Schläge der Tora gedacht – die höchste Zahl, wie jemand geschlagen werden darf. Die Zahl 39 gab sofort die Assoziation, dass es die Schläge Gottes seien. Man stellte auch fest, dass am meisten Tel Aviv betroffen war, die gottlose Stadt des Vergnügens.
So spricht Gott, damit sein Volk es verstehen kann. Das ist Gottes Herablassung, wenn er so spricht, dass man es auch versteht.
Noch etwas? Vielleicht eine Anmerkung dazu: Vorher, als Jesus in den Tempel ging, traten Lahme und Blinde zu ihm. Das war auch die Antwort auf die Frage, die Johannes der Täufer gestellt hatte, als er im Gefängnis war. Er hatte gefragt: „Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ Normalerweise hätte man erwartet, dass Jesus sagt: „Ja, ich bin es.“ Stattdessen hätte er sagen sollen: „Seht die Lahmen und Blinden, die geheilt werden, und den Armen wird das Evangelium verkündigt.“ Die Aussender konnten damit etwas anfangen.
So hat Jesus die messianischen Zeichen als Bestätigung genommen, und diese sollten für sich sprechen.
Noch etwas anderes? Wir hatten vorhin in der Pause über die Jungfrauengeburt gesprochen. Dabei kam der Gedanke auf, man könne nicht einfach nur die Chromosomen zusammenzählen, und das sei dann der Mensch. Der Mensch ist mehr als die Summe seiner Gene. Würdest du das auch so sehen, dass da der Odem des Lebens oder der Geist des Menschen noch da ist?
Ja, das ist so. Es ist ja noch nicht so lange her, dass in den Medien verkündet wurde, das gesamte Genom sei entschlüsselt. Das war wieder so ein überheblicher journalistischer Spruch. Was hat man da entschlüsselt? Man wusste jetzt genau, welche Moleküle in welcher Reihenfolge das gesamte DNA-Molekül ausmachen. Aber was die einzelnen Bausteine bedeuten, weiß man immer noch nicht.
Das ist so, als hätte jemand die 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets gelernt und könnte nun das Alte Testament lesen, aber kein Wort verstehen. Man versteht nur ab und zu mal ein Wort. Von manchen Stellen weiß man, was sie bedeuten und welche Auswirkungen sie haben, aber von der gesamten DNA weiß man noch lange nicht alles. Das bleibt ein Geheimnis.
Es ist auch ein Geheimnis, ob wirklich alles nur in der DNA programmiert ist. Denn die DNA von Affen und Menschen ist gar nicht so weit auseinander. Wo ist dann der Platz, um den gesamten Sprachapparat und die Sprachsoftware zu programmieren?
Es ist wohl viel komplizierter. Es gibt nicht nur eine Programmierung auf DNA-Ebene, sondern auch interaktive Prozesse auf einer höheren Ebene. Zum Beispiel ein befruchtetes Ei im Reagenzglas: Dort gibt es nur einen Zellklumpen, aber nie ein Baby. Wenn das Ei in der Gebärmutter eingenistet ist, entsteht ein Baby mit Armen und Beinen. Im Reagenzglas passiert das nicht. Warum?
Offensichtlich gibt es eine Interaktion zwischen Gebärmutter und Erbgut, die zur richtigen Entwicklung führt. Diese Ebenen sind noch nicht erforscht.
Es sollte uns nicht wundern, wenn zukünftige Entdeckungen zeigen, dass die DNA nur die Basis ist, aber das Ganze auf einer höheren Ebene programmiert wird. Das wird der Mensch wohl nie ganz verstehen.
Das ist wie in der ganzen Schöpfung. Ein schönes Wort dazu findet sich im Prediger. Damit können wir schließen.
Prediger 8, Vers 17: „Da habe ich bezüglich des ganzen Werkes Gottes gesehen, dass der Mensch das Werk nicht zu erfassen vermag, welches unter der Sonne geschieht, indem der Mensch sich abmüht, es zu suchen, aber es nicht erfasst. Und selbst wenn der Weise es zu erkennen meint, vermag er es doch nicht zu erfassen.“
Ist das nicht wunderbar? Also, dann wetten wir noch.
