Einführung in die Sendschreiben der Offenbarung
Wir befinden uns in Offenbarung Kapitel 2 und 3 und studieren die Sendschreiben. Zunächst lesen wir in Offenbarung 2 die Verse 12 bis zum Ende des Kapitels.
Wer möchte den Text bitte vorlesen? Es wäre gut, wenn die Person direkt am Mikrofon steht, damit auch die Hörer der digitalen Aufnahme den Text gut verstehen können.
Sendschreiben an die Gemeinde in Pergamon
Und dem Engel der Gemeinde in Pergamon schreibe: Dies sagt der, der das zweischneidige, scharfe Schwert hat:
Ich weiß, wo du wohnst, dort, wo der Thron des Satans ist. Du hältst meinen Namen fest und hast den Glauben an mich nicht verleugnet – auch nicht in den Tagen des Antipas, meines treuen Zeugen, der bei euch, dort, wo der Satan wohnt, ermordet worden ist.
Aber ich habe ein Weniges gegen dich: Du hast solche, die die Lehre Bileams festhalten. Bileam lehrte Balak, eine Falle für die Söhne Israels zu stellen, damit sie Götzenopfer aßen und Unzucht trieben. Ebenso hast du solche, die in gleicher Weise die Lehre der Nikolaiten festhalten.
Tut nun Buße! Wenn ihr das nicht tut, so komme ich bald zu euch und werde Krieg mit ihnen führen – mit dem Schwert meines Mundes.
Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem werde ich von dem verborgenen Manna geben. Außerdem werde ich ihm einen weißen Stein geben, auf den ein neuer Name geschrieben steht, den niemand kennt außer dem, der ihn empfängt.
Sendschreiben an die Gemeinde in Thyatira
Und dem Engel der Gemeinde in Thyatira schreibe: Dies sagt der Sohn Gottes, der Augen hat wie eine Feuerflamme und Füße gleich glänzendem Erz.
Ich kenne deine Werke, deine Liebe, deinen Glauben, deinen Dienst und dein Ausharren. Ich weiß, dass deine letzten Werke mehr sind als die ersten. Aber ich habe etwas gegen dich: Du lässt das Weib Isebel gewähren, die sich eine Prophetin nennt. Sie lehrt meine Knechte und verführt sie, Unzucht zu treiben und Götzenopfer zu essen.
Ich gab ihr Zeit, damit sie Buße tue. Doch sie will nicht Buße tun an ihrer Unzucht. Siehe, ich werfe sie aufs Bett. Und die, welche Ehebruch mit dir treiben, werden in große Bedrängnis kommen, wenn sie nicht Buße tun von ihren Werken.
Ihre Kinder werde ich mit dem Tod töten. Alle Gemeinden werden erkennen, dass ich es bin, der Nieren und Herzen erforscht. Und ich werde euch jedem nach euren Werken geben.
Euch aber sage ich, den übrigen in Thyatira, allen, die diese Lehre nicht haben und die die Tiefen des Satans, wie sie es nennen, nicht erkannt haben: Ich werfe keine andere Last auf euch.
Haltet fest an dem, was ihr habt, bis ich komme. Wer überwindet und meine Werke bis ans Ende bewahrt, dem werde ich Macht über die Nationen geben. Er wird sie hüten mit eisernem Stab, wie Töpfergefäße zerschmettert werden, wie auch ich es von meinem Vater empfangen habe. Und ich werde ihm den Morgenstern geben.
Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Gemeinden sagt.
Dreiteilung der Offenbarung und Bedeutung der Sendschreiben
Wir haben gesehen, dass die Offenbarung aus drei Teilen besteht. In Kapitel 1, Vers 19 sagte Herr Jesus zu Johannes: Schreibe nun, was du gesehen hast, was ist und was geschehen wird nach diesem. Das ist die Dreiteilung.
Was du gesehen hast, bezieht sich auf die Erscheinung des Herrn Jesus als König und Richter der Welt, wie er sich in Kapitel 1 vorstellt. Zweitens: Was ist? Drittens: Was geschehen wird nach diesem?
Wir haben gesehen, dass Kapitel 4, Vers 1 genau so beginnt. Kann das jemand vorlesen? Kapitel 4, Vers 1? Ja, dort finden wir genau diesen Ausdruck: was nach diesem geschehen muss. Das entspricht dem dritten Teil, also dem, was geschehen wird nach diesem.
Was wir ab Kapitel 4 finden, ist alles noch zukünftig. All diese Gerichte, die besonders ab Kapitel 6 beschrieben werden – Kapitel 7, 8, 9, 10 und so weiter – das sind alles Gerichte, die erst in der Endzeit unmittelbar vor der Wiederkunft von Jesus Christus als König der Welt stattfinden werden. Das ist also noch zukünftig.
Aber jetzt bleibt noch der zweite Teil: Was ist? Das bezieht sich auf das, was zwischen Kapitel 4 und Kapitel 1 liegt. Kapitel 1 ist das, was du gesehen hast. Kapitel 4 beginnt mit dem, was nach diesem geschehen muss. Dann sind also Kapitel 2 und 3 dieser Teil: Was ist?
Hier finden wir sieben Briefe, sieben Sendschreiben an sieben Gemeinden, die zur Zeit der Abfassung der Offenbarung, im Jahr 95 nach Christus, zur Zeit von Johannes in Kleinasien existierten. Der Herr gibt also Botschaften an sieben Gemeinden, die damals existierten und ganz unterschiedliche Schwierigkeiten und Probleme hatten.
Aber wir haben gesehen, dass die Offenbarung grundsätzlich ein prophetisches Buch ist. Deshalb haben diese Sendschreiben zusätzlich eine prophetische Bedeutung. Das ist eigentlich für einen erfahrenen Bibelleser nichts Besonderes: Ein Text hat eine geschichtliche Bedeutung plus eine prophetische Bedeutung. Denn das ist durch die ganze Bibel hindurch so der Fall.
Beispiele für doppelte Bedeutung in der Bibel
Zum Beispiel lesen wir ganz am Anfang der Bibel von Kain und Abel. Kain ermordete seinen Bruder Abel, und dadurch wurde Kain unstet und flüchtig.
Das hat einen prophetischen Sinn: Kain ist ein Bild des Volkes Israel. Sein Name bedeutet „erworbener Gewinn“. Gott sagt im Psalm 73: „Ich habe Israel gewonnen, erworben aus Ägypten.“ Somit steht Kain für das Volk Israel, das auserwählte Volk.
Abel hingegen war Hirte von Beruf. Er ist ein Bild des Herrn Jesus als guter Hirte. Kain tötet Abel. So hat die Mehrheit des Volkes Israel Jesus Christus, der als Messias und guter Hirte gekommen war, verworfen. Deshalb wurde Jesus gekreuzigt.
Die Folge war, dass ab dem Jahr 70 das jüdische Volk weltweit unter allen Völkern zerstreut wurde. Dies entspricht genau der Parallele zu Kain, der von da an unstet und flüchtig wurde.
Man kann durch das ganze Alte Testament gehen: Die Geschichten haben eine historische Bedeutung, sie sind ganz wörtlich so geschehen. Zusätzlich haben sie eine prophetische Bedeutung.
Ein zweites Beispiel ist die Geschichte von Joseph. Er wurde von seinen Brüdern verworfen, später aber von ihnen wiedererkannt und als Herrscher anerkannt. In dieser Geschichte finden wir etwa dreihundert Parallelen zu Jesus Christus.
Darum ist es keine Überraschung, dass auch im Neuen Testament dieses Prinzip der doppelten Bedeutung zu finden ist. Die Sendschreiben hatten eine konkrete Bedeutung für die sieben Gemeinden, an die sie gerichtet waren. Gleichzeitig haben sie eine prophetische Bedeutung.
Die sieben Sendschreiben in Kapitel 2 und 3 der Offenbarung beschreiben in der Reihenfolge, wie sie in der Bibel vor uns stehen, sieben Epochen der Kirchengeschichte – von der Zeit der Apostel bis heute.
Die Reihenfolge der Sendschreiben als Kirchengeschichte
Das Staunliche ist eben, dass es schön aufgeht. Wenn man darüber nachdenkt – darüber haben wir uns auch Gedanken gemacht –, sage ich das für diejenigen, die nicht dabei waren:
Um sieben Gemeinden eine Reihenfolge zuzuordnen, gibt es insgesamt 5040 Möglichkeiten. Man könnte Ephesus ans Ende setzen und Laodizea an den Anfang, aber man könnte auch die anderen ganz anders anordnen. In der Mathematik nennt man das die Fakultät von sieben, geschrieben als sieben mit Ausrufezeichen. Das rechnet man so: eins mal zwei mal drei mal vier mal fünf mal sechs mal sieben. Das ergibt 5040 Möglichkeiten.
Und die einzig richtige Reihenfolge ist genau die, die der Abfolge der Kirchengeschichte entspricht.
Wir haben bereits gesehen, dass Ephesus die Gemeinde ist, die die erste Liebe zu Jesus Christus verlassen hat. Dennoch prüft sie, ob die Leute, die sich Apostel nennen, wirklich echte Apostel sind, und lehnt die falschen Apostel ab. Hier finden wir die Gemeinde, wie sie zur Zeit von Johannes war. Sie war quasi immer noch biblisch ausgerichtet, aber es hatte bereits einen Niedergang stattgefunden: die erste Liebe wurde verlassen. Äußerlich ist alles weitgehend korrekt und richtig. Doch die Herzensverbindung zu Jesus Christus ist so, dass er nicht mehr den ersten Platz einnimmt. Diese Gemeinde wird zur Umkehr aufgerufen.
Dann sehen wir in Vers 8 Smyrna, die verfolgte Gemeinde. Der Herr macht dieser Gemeinde Mut, treu zu sein bis in den Tod. Jemand liest noch einmal vor, Vers 9 am Anfang und Vers 10 am Schluss: „Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut, du bist aber reich.“ Und dann der Schluss von Vers 10: „Sei treu bis zum Tod, und ich werde dir den Siegeskranz des Lebens geben.“
Smyrna – Die verfolgte Gemeinde
Jawohl. Die Zeit ab Johannes war geprägt von schweren Christenverfolgungen im Römischen Reich. Insgesamt gab es unter etwa zehn Kaisern Verfolgungen, beginnend bei Nero bis hin zu Diokletian.
Der Herr sagt hier in Offenbarung 2,10 am Schluss: „Ihr werdet Drangsal haben zehn Tage.“ Damit sind zehn schwere Wellen von Verfolgungen gemeint, die über die Christen gekommen sind.
Der Name Smyrna bedeutet Myrrhe. Myrrhe ist ein bitteres Harz, das austritt, wenn man die Myrrhenpflanze anschneidet. Der Saft fließt heraus, ähnlich wie das Blut bei einer Verletzung, und hat einen bitteren Geschmack. In der Bibel symbolisiert die Myrrhe immer wieder die Bitterkeit des Todes.
Daher passt der Name Smyrna sehr gut zu dieser verfolgten Gemeinde. Kirchengeschichtlich charakterisiert diese Zeit die Phase vom ersten bis zum dritten Jahrhundert, bis zum Jahr 312. Danach kam die konstantinische Wende, die wir bereits im Zusammenhang mit Pergamos betrachtet haben.
Sendschreiben an die Gemeinde in Pergamon – Die Zeit der Vermischung
Ab Kapitel 3, Vers 12 kommt Pergamos. Liest jemand bitte nochmals die Verse 12 und 13?
Dem Engel der Gemeinde in Pergamon schreibe: Dies sagt der, der das zweischneidige, scharfe Schwert hat: Ich weiß, wo du wohnst, wo der Thron des Satans ist. Und du hältst meinen Namen fest und hast den Glauben an mich nicht verleugnet, auch in den Tagen des Antipas, meines treuen Zeugen, der bei euch, wo der Satan wohnt, ermordet worden ist.
Ja, bis hierhin. Also, der Herr macht eigentlich einen Vorwurf, indem er in Vers 13 sagt: „Ich weiß, wo du wohnst, wo der Thron des Satans ist.“ Natürlich sagt die Bibel, dass Satan der Fürst dieser Welt ist (Johannes 12,31) und nach 2. Korinther 4,4 sogar der Gott dieser Welt. Die Christen sind gewissermaßen als Fremdlinge in dieser von Satan beherrschten Welt. Aber Philipper 3,20 macht klar: Unser Bürgertum ist in den Himmeln, von wo wir auch unseren Herrn Jesus Christus erwarten.
Also ist der Christ gewissermaßen ein Fremdling hier auf Erden und weiß: „Ich bin Zeuge hier, aber meine wirkliche Heimat ist im Himmel.“ Nun sagt der Herr zu dieser Gemeinde: „Ich weiß, wo du wohnst, wo du zuhause bist.“ Da könnte man denken: Ja gut, auch wir Christen, die unser Bürgertum im Himmel haben, müssen ja irgendwo in dieser Welt wohnen, wir sind ja irgendwo zuhause.
Aber gerade in der Offenbarung finden wir in den späteren Kapiteln immer wieder diesen Ausdruck für die Gottlosen, die unter das Gericht kommen: Sie werden genannt „die, welche auf der Erde wohnen“. Das Typische der Gottlosen ist, dass hier auf Erden ihr Zuhause ist, mit dem Himmel haben sie nichts zu tun. Und von den Christen sollte das eben in diesem Sinn nicht gesagt werden können, dass sie hier wirklich zu Hause sind.
Der Herr sagt: „Ich weiß, wo du wohnst, wo der Thron des Satans ist.“ Im Vers 12 stellt er sich ja vor, und zwar auf eine Art, die besondere Bedeutung hat für das, was folgt: „Dies sagt der, der das scharfe zweischneidige Schwert hat.“ Jesus kann ganz genau trennen zwischen dem, was nicht zusammengehört. Dieses zweischneidige Schwert macht auch ganz klar, wo die Gläubigen hingehören und wo die Welt ist.
Aber hier sagt der Herr: „Ich weiß, wo du wohnst, wo der Thron des Satans ist. Du bist da, wo Satan herrscht, gewissermaßen zu Hause.“ Und das war der große Punkt, die große Wende mit Konstantin. Die letzte Verfolgungswelle war die unter Diokletian, die zehn Jahre dauerte und im ganzen Römischen Reich stattfand. Dann war es vorbei, und Konstantin kam an die Macht. Er machte aus dem Christentum eine erlaubte Religion. Bald darauf wurde diese erlaubte Religion die Staatsreligion des Römischen Reiches.
Plötzlich war es gesellschaftlich und politisch ein Vorteil, Christ zu sein. Denn Konstantin sorgte dafür, dass Christen in hohe Ämter und Positionen im Römischen Reich gelangten. Plötzlich fragte man sich: Was ist denn jetzt? Früher waren wir verfolgt, die Dummen, die Ausgestoßenen, die nichts zu sagen hatten. Nun sind wir die, die das Sagen haben im Römischen Reich.
Da kam die Idee auf: Oh, das ist wahrscheinlich jetzt die Zeit, in der Jesus Christus seine Herrschaft über diese Welt aufrichtet. Er ist zwar nicht zurückgekehrt, das passt nicht ganz zum Bibeltext, nicht wahr? Die Bibel sagt immer, Jesus Christus wird zurückkehren und dann die Herrschaft über die Welt ergreifen. Nein, aber vielleicht muss man das alles nicht so wörtlich nehmen mit der Rückkehr Christi, sondern sagen, jetzt regiert Christus vom Himmel aus durch die Christen. Dadurch entstand eine Vermischung von Staat und Glauben.
Kaiser Konstantin betrachtete sich sogar als Oberhaupt der Kirche – also den Titel, der Jesus Christus allein gehört. In Kolosser 1 wird Jesus als das Haupt der Gemeinde, der Kirche, genannt. Diesen Platz riss sich Konstantin an. Im Licht dessen ist das ganz dramatisch: Der Herr hat das zweischneidige Schwert, das zwischen heilig und unheilig trennt, und er sagt: „Ich weiß, wo du wohnst, wo der Thron des Satans ist.“
Nun folgt aber ein Lob. Was ist das Lob? Im gleichen Satz heißt es: „Hältst du meinen Namen fest und hast den Glauben an mich nicht verleugnet.“ Jawohl, die Zeit der konstantinischen Wende, also das 4. Jahrhundert, war eine dramatische Zeit. Politisch wurde alles ganz anders, die Situation der Christen veränderte sich völlig.
Jetzt konnten plötzlich teure Kirchen gebaut werden. Früher begnügte man sich mit Versammlungen in Privathäusern oder sogar in Katakomben. Jetzt wurde alles pompös. Gleichzeitig erlebte das Christentum einen zweiten Frontalangriff. In dieser Zeit wurde plötzlich in Frage gestellt, dass Jesus Christus Gott ist. Im ganzen Römischen Reich wurde das zum Diskussionsthema, auch bei Nichtchristen.
Wie siehst du das mit der Frage: Ist Jesus Christus dem Vater gleich oder nicht? Ist Jesus ein Geschöpf oder Gott? Es kamen massenweise falsche Lehrer, die in verschiedenen Variationen die Gottheit Christi in Frage stellten. Ein besonders bekannter war Arius, der die Irrlehre der Arianer brachte: Jesus Christus sei die erste Schöpfung Gottes, durch die er alles erschaffen habe. Jesus sei zwar der Schöpfer aller Dinge, aber selbst ein Geschöpf, einfach das erste Geschöpf.
In dieser Zeit gab es auch treue Leute, die einen entschiedenen Kampf führten, um diese Irrlehren zu widerlegen. Diese Irrlehren arbeiteten mit Wortklauberei, auf subtile Art. Es ging darum, die Ehre von Jesus Christus herabzuziehen. Besonders bekannt war Athanasius. Dieser Mann kannte die Bibel sehr gut, um diese Irrlehren zu widerlegen und klar zu zeigen, dass Jesus Christus der ewige Gott ist.
Er machte das nicht nur akademisch, sondern es war ihm ein Herzensanliegen zu zeigen: Wenn ihr die Lehre über Jesus Christus als wahrer Gott und wahrer Mensch aufgebt, verliert ihr den Erlöser. Es geht um alles oder nichts. So war es ein enormer Kampf. Schließlich wurde das Konzil von Nicaea einberufen. Das war ein sogenanntes ökumenisches Konzil.
Was bedeutet „ökumenisch“? Ökumenisch kommt vom griechischen Wort für den Erdkreis. Ein ökumenisches Konzil betrifft also die gesamte Christenheit auf der ganzen Erde. Vertreter aller Ortskirchen kamen zusammen, allerdings nicht alle mit Rang und Bedeutung. Dort wurde die Frage behandelt: Ist Jesus Christus wirklich ewiger Gott und dem Vater gleich, ewig, allmächtig, allwissend?
Das war eine Zeit schrecklicher Intrigen und Kämpfe. Schließlich beschloss das Konzil um 320 n. Chr., aufgrund der Schrift erkannt und bekannt, dass Jesus Christus dem Vater gleich ist, der ewige Gott. Das war ein Wunder, denn angesichts des damaligen geistlichen Zustands der Kirche, die schon im Niedergang war, hätte man denken müssen, das kommt nicht durch. Trotzdem kam es durch.
Heute gibt es Leute, die sagen, das Konzil von Nicaea habe diese Lehre erfunden, Jesus Christus sei der ewige Gott. Nein, sie haben das nicht erfunden, sondern bekannt gemacht, was die Bibel schon längst lehrte.
Was können wir als Beweis anführen, dass Jesus Christus wirklich Gott ist? Ist es für uns ausreichend, dass er Gott genannt wird? Das ist für mich zu schwach. Ich würde alle Argumente zusammennehmen. Gott der Vater sagt von Jesus Christus: „Schwert, erwache, wieder meinen Hirten, wieder den Mann, der mein Genosse ist.“ Tatsächlich heißt es „mein Genosse“ – Amit, Amiti –, was „mein Gleichgestellter“ bedeutet.
Ich möchte es noch klarer haben. Schlagen wir Hebräer 1, Vers 8 auf. Liest du gerade vor, Andreas? Ich rede schon von Vers 6.
Ja, bitte.
„Wenn er aber den Erstgeborenen wieder in den Erdkreis einführt, spricht er: Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten. Und in Bezug auf die Engel zwar spricht er, der seine Engel zu Winden macht und seine Diener zu einer Feuerflamme. In Bezug auf den Sohn aber: ‚Dein Thron, o Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und ein Zepter der Aufrichtigkeit ist das Zepter deines Reiches.‘“
Jawohl. Warum hast du diese Stelle angeführt? Kannst du das ausführen?
Gott spricht in Bezug auf den Sohn: „Dein Thron, o Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Man muss sich vorstellen, wie dramatisch das ist: Hier spricht Gott, der Vater, seinen Sohn Jesus Christus an und nennt ihn „O Gott!“ Das ist enorm.
Übrigens, was wir auch gelesen haben: Gott der Vater sagt in Bezug auf Jesus Christus, Vers 6 am Schluss: „Alle Engel Gottes sollen ihn anbeten.“ Wir wissen, dass schon das Gesetz Mose, die Tora, sagt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm dienen.“ Das ist jener Vers, den der Herr Jesus in Matthäus 4 bei der Versuchung zitiert, als der Teufel angebetet werden wollte. Jesus antwortet: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm dienen.“ Niemandem gebührt Anbetung außer dem ewigen Gott.
Aber hier sagt der Vater: „Alle Engel Gottes sollen den Sohn anbeten.“ Und er nennt ihn „O Gott.“ Ein Arius damals sagte: Natürlich ist Jesus Christus Gott, aber seit wann? Seit er von Jehova erschaffen wurde. Er nennt Jesus Christus Gott, aber einen Gott, der nicht ewig ist, ist kein Gott. Man kann nicht irgendwann ins Dasein kommen und dann Gott werden. Dann ist man kein Gott.
Manchmal wird gesagt: „Ja, aber schließlich heißt es vom Teufel, er sei der Gott dieser Welt“ (2. Korinther 4,4). Ja gut, der Gott dieser Welt, den die Welt verehrt und dem sie gehorcht, aber das heißt nicht, dass der Teufel Gott ist. Die Buddhisten in Thailand sagen auch: „Das ist ein Gott, und das ist ein Gott, und das ist ein Gott“, und sie beten sie an. Aber sie würden nie sagen, wenn sie den König verehren, dass dieser von Ewigkeit her ist. Für sie kann Gott auch ein Wesen sein, das irgendwann entstanden ist.
In der Bibel ist Gott natürlich der ewige Gott. Wie können wir beweisen, dass Jesus wirklich ewig ist? Johannes 1,26 ist auch noch zu schwach. Noch stärker ist Johannes 1, Vers 2. Dort kann man jeden Gegner in die Zange nehmen, und er kommt nicht mehr heraus. Ich habe noch nie einen erlebt, der da herauskommt. Die Gegner ziehen sich einfach zurück und sagen nichts mehr.
Lesen wir Johannes 1, Verse 1 bis 3, wo Jesus Christus als das Wort genannt wird. Liest jemand?
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist.“
Hier wird in Vers 3 bezeugt, dass das Wort, Jesus Christus, alles erschaffen hat. Alles wurde durch dasselbe gemacht. Jetzt könnte jemand sagen: Ja, natürlich, Jesus Christus hat alles erschaffen. Das haben wir ja gesagt. Das hat Arius auch gelehrt, nur dass er selbst die erste Schöpfung sei.
Ja gut, aber der Satz ist nicht fertig: „Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist.“ Der Text sagt, es gibt nichts, auch nicht etwas, das je ins Dasein gekommen ist, das nicht durch Jesus Christus, das Wort, ins Dasein gekommen ist.
Das ist so kompliziert formuliert, damit es ganz eindeutig wird und niemand sagen kann: „Alles heißt weitgehend alles.“ Nein, hier wird erklärt, dass „alles“ wirklich jedes Ding einschließt und kein Ding ausschließt. „Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist.“
Wenn Jesus Christus die erste Schöpfung Gottes gewesen wäre, dann gäbe es etwas, das geworden ist, das aber nicht durch ihn geworden ist. Das ist wirklich wichtig, dass man da keine Sprosse der Leiter verpasst. Es ist Logik pur.
Übrigens, das Wort hier als Name für Jesus Christus heißt Logos. Jesus Christus ist der Logos, und von daher kommt auch „Logik“. Der Logos Jesus Christus hat alles erschaffen. Darum ist auch das ganze Universum vernünftig und mathematisch beschreibbar. Das ist alles, weil der Logos das gemacht hat. Er hat alles gemacht; es gibt nichts, das je geworden ist, das nicht durch ihn geworden wäre. Also Logik: Er ist ewig, ohne Anfang und ohne Ende.
Im Englischen ist das schon korrekt, denn auf Deutsch ist das Wort sächlich, aber Logos auf Griechisch ist eigentlich männlich. So könnte man auf Deutsch auch übersetzen: „Im Anfang war der Logos, und der Logos war bei Gott, und der Logos war Gott. Dieser war im Anfang bei Gott. Alles wurde durch ihn, durch den Logos, und ohne ihn wurde auch nicht eines, das geworden ist.“ Das ist kein Problem. Im Englischen heißt es „the Word“ und wird dann als männlich „he“ bezeichnet. Das ist eigentlich noch klarer als im Deutschen.
Wenn man das verstanden hat, ist klar, dass das, was das Konzil von Nicaea bekannt gemacht hat, nicht erfunden, sondern aus der Bibel bekannt war. Das war absolut richtig. Und es war ein Wunder, dass das damals überhaupt durchgekommen ist.
Das ist eigentlich das, was in 2. Thessalonicher 2 steht. Der Apostel Paulus sagt: In der heutigen Zeit ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam. Die Gesetzlosigkeit wird sich in der Christenheit immer mehr ausbreiten, bis zum Höhepunkt, wenn in der Zukunft der Antichrist kommt.
Dann kommt in dieser Zeit auch der totale Abfall in der Christenheit. Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit breitet sich aus. Aber sagt Paulus in 2. Thessalonicher 2, es ist der, der zurückhält. Und der hält auch zurück, dass der Antichrist erscheinen kann. Erst wenn der, der zurückhält, weg ist, kann der Antichrist kommen.
In der Christenheit ist eine Kraft da, die zurückhält, sagt Paulus. Und er sagt es männlich: der, der zurückhält. Das ist der Heilige Geist, der das Böse immer wieder zurückgehalten hat. So hat der Heilige Geist bewirkt, dass im 4. Jahrhundert das Zeugnis über die Person des Herrn Jesus aufrechterhalten werden konnte.
Damals wäre die ganze Christenheit in die schlimmste Irrlehre abgeglitten. Wenn sie dort Arius angenommen hätte, dann hätte die Christenheit Jesus Christus verloren und einen anderen Jesus geglaubt als den der Bibel.
Das war übrigens damals schon bei den germanischen Stämmen der Fall. Die germanischen Stämme waren von Wulfila missioniert worden, der die gotische Bibel übersetzte. Er leugnete die Gottheit Christi. So waren die germanischen Stämme damals alle wie Zeugen Jehovas. Sie glaubten nicht an Jesus Christus als Gott.
Aber auch dort wirkte Gott ein Wunder. In der weiteren Geschichte kam es bei den germanischen Stämmen zu einer Wende, und sie verwarfen die arianische Lehre. Menschlich gesprochen undenkbar. Die germanischen Stämme, besonders Deutschland, spielten später eine zentrale Rolle in der Kirchengeschichte.
Zum Beispiel beim Centrum Ansardes, wo die Reformation entstand. Die Reformation ging von den Germanen aus und bekam weltweite Bedeutung. Aber später kam auch die Bibelkritik aus Germanien, die ärgste Bibelkritik.
Die ganze Kirchengeschichte hindurch waren die Germanen von Bedeutung. Dort wirkte Gott das Wunder, dass sie die Irrlehre verwarfen. Das kann man nur durch den Heiligen Geist erklären, der der „der, der zurückhält“ ist. Er wirkte auf Erden, neben dem Fortschreiten des Bösen.
Jetzt lesen wir nochmals Offenbarung 2, Vers 13: „Ich weiß, wo du wohnst, wo der Thron des Satans ist. Und du hältst meinen Namen fest und hast den Glauben an mich nicht verleugnet, auch in den Tagen des Antipas, meines treuen Zeugen, der bei euch, wo der Satan wohnt, ermordet worden ist.“
Der Herr lobt also: „Du hältst an meinem Namen fest.“ Der Name drückt die Person aus, was eine Person ist. Die Namen Gottes beschreiben, wer Gott ist. Der Herr sagt: „Du hältst an meinem Namen fest und hast meinen Glauben, also den Glauben an mich, nicht verleugnet.“ Und zwar auch in dieser schwierigen Zeit, in der es so viele Angriffe gab, auch in den Tagen, in denen Antipas, mein treuer Zeuge, war.
Antipas heißt „einer gegen alle“. So waren zum Beispiel Athanasius und andere ganz isoliert; sie mussten gegen das Böse ankämpfen.
Wurde damals auch die ewige Sohnschaft des Herrn Jesus in Frage gestellt? Ja, es gab auch die Lehre der Kathalen, die sagten, er sei erst bei seiner Menschwerdung Sohn geworden. Genau, insofern war das mit eingeschlossen, denn er existierte ja nicht von Ewigkeit hier. Also war er auch nicht von Ewigkeit der Sohn.
Es gab auch die Lehre, dass er erst bei der Taufe am Jordan Gottes Sohn geworden sei, als Gott sagte: „Dies ist mein geliebter Sohn.“ Unter all diesen Irrlehren gab es also auch diese, dass er Sohn erst später geworden sei und nicht, wie die Bibel sagt, von Ewigkeit her Gottes Sohn ist.
Psalm 2 bezieht sich auf die Menschwerdung des Herrn Jesus. Der Herr Jesus wurde von Gott als Mensch gezeugt und war darum als Mensch Gottes Sohn. Aber wir müssen unterscheiden, dass er auch als Gott von Ewigkeit her Gottes Sohn war.
Das sieht man ganz eindrücklich in Hebräer 5. Können wir das kurz aufschlagen? Hebräer 5, Vers 7. Liest du vor, Andreas?
„Der in den Tagen seines Fleisches, da er sowohl bitten als auch flehen konnte, den, der ihn aus dem Tod zu erretten vermochte, mit starkem Geschrei und Tränen dargebracht hat und um seiner Frömmigkeit willen erhört worden ist, obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam lernte.“
Und noch Vers 9:
„Und vollendet worden ist er allem, die ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden.“
Hier wird gesagt, dass Jesus Christus den Gehorsam gelernt habe. Das bedeutet: Jesus Christus war von Ewigkeit her dem Vater und dem Heiligen Geist gleich. Er musste nie gehorchen. Aber er erniedrigte sich freiwillig und nahm Knechtsgestalt an (Philipper 2,5). Er wurde ein wirklicher Mensch und begab sich freiwillig in eine Stellung des Gehorsams.
Das war für ihn etwas völlig Neues. Nicht, dass er nicht gehorchen wollte, aber das Neue war, zu gehorchen – eine neue Erfahrung. Der Text sagt: „Obwohl er Sohn war, hat er den Gehorsam gelernt.“ Wenn man behaupten würde, Jesus Christus sei erst als Mensch Gottes Sohn geworden, müsste man sagen: Weil er Sohn war, hat er den Gehorsam gelernt, denn als Sohn hat er eine Stellung des Gehorsams gegenüber dem Vater.
Aber der Text sagt: „Obwohl er Sohn war, hat er den Gehorsam gelernt.“ Das ist erstaunlich und zeigt, dass der Begriff Sohn Gottes nichts mit Unterwerfung zu tun hat. Seine Menschwerdung aber schon. Wie du ja angeführt hast, wurde er als Mensch von Gott gezeugt und nahm eine Stellung des Gehorsams und der Unterwerfung ein.
Zurück zu Offenbarung 2: So eindrücklich ist einerseits die Vermischung mit der Welt, aber andererseits wirkt Gott in der gleichen Zeit, dass an seinem Namen festgehalten wurde.
Übrigens, damit wir uns nicht missverstehen: Wir evangelischen oder evangelikalen Christen anerkennen nicht die Konzile. Ich muss das erklären, weil ich jetzt so positiv über das Konzil von Nicaea gesprochen habe. Das war eine Schwierigkeit für die Reformatoren.
Die Reformatoren merkten, dass die Bibel die einzige Autorität ist, nicht der Papst, nicht die Kardinäle, nicht die Bischöfe, auch nicht die Konzile. Aber sie sagten: Wir glauben an das Bekenntnis von Nicaea. Wir glauben auch an das, was später bekannt wurde, zum Beispiel 382 n. Chr. das Konzil von Konstantinopel, das erklärte, dass der Heilige Geist Gott ist.
Wir glauben daran und auch an den Beschluss des Konzils von Ephesus (etwa 451), wo bekannt wurde, dass Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person ist. Aber die Reformatoren machten klar: Wir glauben nicht, weil ein Konzil das bekannt hat. Konzile haben keine Autorität. Wir glauben das, weil es mit der Bibel übereinstimmt.
Es ist wichtig, diesen Unterschied festzuhalten. Gott hat in seiner Souveränität so gewirkt, dass diese Bekenntnisse zur richtigen Lehre über Jesus Christus und Gott führten. Aber die Konzile selbst haben keine Autorität. Nur weil es in Johannes, Hebräer und der ganzen Bibel steht, glauben wir das. Das ist ein ganz wichtiger Punkt.
Jetzt eine Frage zur Aussage „Ich weiß, wo du wohnst, wo der Thron des Satans ist“: Hätte das nicht auch damit zu tun, dass in Pergamon dieser Pergamonaltar stand und die Götzenverehrung dort war?
Ja, natürlich. Das haben wir in einer früheren Bibelklasse schon behandelt. Vielleicht warst du nicht dabei.
Wo ist denn jetzt der Thron des Satans? In Berlin? Ich weiß, im Pergamonmuseum steht dieser Hochaltar für den höchsten Gott der Römer, für Zeus, ausgestellt. In der Hitlerzeit wurde er von Pergamon geholt und wieder aufgebaut.
Es besteht ein direkter Bezug. Es gab damals viele Götzentempel in Pergamon, aber der Pergamonaltar war wirklich für den obersten Gott der griechisch-römischen Götter. Wir wissen aus 1. Korinther 10, dass hinter all den Götterstatuen dieser Welt Dämonen stehen. Hinter diesen Götterstatuen, die einen höchsten Gott darstellen, steckt Satan selbst.
Darum ist der Bezug sehr direkt: „Ich weiß, wo du wohnst, wo der Thron des Satans ist.“ Das ist der genaue Bezug zum „Thron des Satans“ erstmals.
Oder dass es mit der Götzenverehrung oder dem höchsten Götzen zu tun hat?
Ja, das kann ich bestätigen, das hängt zusammen.
Noch etwas? Ja, natürlich, weil hinter den Herrschern dieser Welt geistliche Mächte, also Engelsfürsten, stehen. Darum heißt es in Epheser 6,10: „Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern.“ Und es heißt wieder: die Weltbeherrscher dieser Finsternis, die Kosmokratoren.
Im Buch Daniel, Kapitel 10, lesen wir von einem Fürsten von Persien. Es ist klar, dass das ein gottwidriger Engel, also ein dämonischer Engelfürst ist. Ein Engel Gottes sagt, er habe mit ihm gekämpft und werde noch mit dem Fürsten von Griechenland kämpfen. Glücklicherweise stand Michael, einer der ersten Engel, ihm im vorherigen Kampf bei, sodass er siegen konnte.
Das zeigt, dass an der Spitze der Völker dämonische Mächte stehen. Gerade beim Römischen Reich sagt der Teufel in der Versuchungsgeschichte, dass er ihm den ganzen Erdkreis gezeigt habe. „Eukumenä“ war speziell der Begriff für das Römische Reich.
In der Weihnachtsgeschichte (Lukas 2) wollte Kaiser Augustus den ganzen Erdkreis (Eukumenä) einschreiben. Der Teufel sagt: „Mir sind all diese Königreiche der Eukumenä gegeben. Wenn du mich anbetest, werde ich dir die Macht geben.“ Jetzt weiß man, wer hinter Kaiser Tiberius zur Zeit der Versuchungsgeschichte stand.
Das ist bis heute von Bedeutung. Es gibt Völker, die das bewusster wahrnehmen. Zum Beispiel in Thailand: Auf allen Regierungsdokumenten findet man einen Cherub abgebildet – ein menschenähnliches Wesen mit Flügeln. Das ist der Prasaiyam, so nennen die Thais diesen Engelfürsten. Die Thais sagen, dieser Engelfürst habe Thailand bewahrt, sodass es nie von den Engländern beherrscht wurde, im Gegensatz zu Burma und anderen Ländern in Asien, die von Fremden beherrscht wurden.
Thailand blieb immer frei. Das Wort „Thai“ heißt ja „frei“ – Thailand ist Freiland. Die Thais sagen, Prasaiyam gibt ihnen die Macht, die sie freigehalten hat. Prasaiyam wird in Thailand angebetet. Das kann einem schaudern, denn wir wissen, dass es ein satanischer Geist ist. Aber sie sind sich dessen bewusst.
Wenn wir uns das bewusst wären, würden wir viel mehr verstehen, warum in der Politik so vieles geschieht, wie es geschieht. Das sind geistliche Mächte der Bosheit, die wirken.
Dass alle Obrigkeit von Gott eingesetzt ist, ist vielleicht noch eine wichtige Ergänzung. Das könnte einen Konflikt ergeben, nicht wahr? Paulus sagt in Römer 13, dass alle Regierungen von Gott eingesetzt sind. Er sagte das gerade zur Zeit von Kaiser Nero, einem schrecklichen Mann, der die erste Christenverfolgung im Römischen Reich begann.
Paulus sagte dennoch: Die Obrigkeit ist von Gott eingesetzt, und wir Christen sind verpflichtet, uns dem Staat zu unterstellen. Das erklärt die Vermischung: Einerseits ist die Institution von Gott gewollt, andererseits sind Engelfürsten die Führer, die Politik beherrschen wollen und in ihrem Sinn regieren.
Das ist kein Gegensatz. Die Regierung als Institution ist von Gott gewollt und muss von Christen respektiert werden. Es gibt nur den Ausnahmefall, wenn die Regierung etwas verlangt, das gegen das Gewissen geht. Dort dürfen wir nicht gehorchen, sondern Gott mehr als den Menschen.
In der deutschen Verfassung gibt es sogar eine spezielle Klausel, die genau dafür gedacht ist. Wenn der Staat etwas verlangt, das gegen das Gewissen geht, gibt die Verfassung die Möglichkeit, einen Ausweg zu finden. Das hängt mit der besonderen Geschichte Deutschlands zusammen.
Das ist fantastisch, was ihr in der Verfassung habt: In Fällen, wo eine Regierung gottwidrig wird, gibt es einen Weg, dem Unrecht mit staatlicher Genehmigung zu widerstehen. Grandios!
Wollen wir zurückgehen oder hat jemand noch eine Frage? Bei dieser Erklärung muss man davon ausgehen, dass hinter europäischen Regierungen auch geistige Mächte, also Dämonen, stehen.
Ja, natürlich.
Schlechte Aussicht?
Ja, aber das war schon immer so. In 1. Timotheus 2 ruft uns Paulus als Christen auf, für alle in Hoheit zu beten. Der Geist Gottes ist da. Der, der das Böse zurückhält, wirkt auch in dieser Beziehung.
Darum konnte der Antichrist noch nicht kommen, weil der Heilige Geist noch da ist. Erst wenn er bei der Entrückung mit der Gemeinde weggeht, kommt es zur Eskalation des Bösen.
Gott wirkt, und der Heilige Geist wirkt. Trotzdem hat der Mensch auch eine eigene Eigenverantwortung. Es sind diese dämonischen Mächte, die wirken. Darum finden wir in der Politik Gutes und Schlimmes. Das erklärt die ganze Vermischung.
Es ist wunderbar, dass wir als Christen durch das Wort Gottes eine solche Aufklärung über die wahren Hintergründe des Staatswesens und der Gesellschaft haben. So können wir das, was viele heute verwirrt, einordnen.
Gut, jetzt gehen wir weiter. Jetzt kommt aber wieder etwas Negatives.
Kritik an der Gemeinde in Pergamon
Vers 14, wer liest? Aber ich habe ein Weniges gegen dich, dass du solche dort hast, welche die Lehre Bileams festhalten, der den Ball erklärte: eine Falle vor die Söhne Israels hinzustellen, so dass sie Götzenopfer essen und Unzucht treiben. So hast auch du solche, die in gleicher Weise die Lehre der Nikolaiten festhalten.
Tue Buße, wenn aber nicht, so komme ich dir bald und werde Krieg mit ihnen führen mit dem Schwert meines Mundes.
Götzenopfer, Hurerei und dann noch diese Lehre der Nikolaiten. Und der Herr sagt: „Ich habe ein Weniges wider dich.“ Eigenartig. Wie steht das in anderen Übersetzungen? Ein Kleines – das ist auch verwirrend, nicht wahr? Weiter? Niemand hat eine Fußnote?
Es ist so: Der griechische Ausdruck heißt nicht nur ein Kleines, ein Kurzes, nicht nur ein Weniges, sondern ein Kurzes. Also habe ich etwas wider dich, das man in wenigen Worten sagen kann. Der Ausdruck bezeichnet hier nicht, wie wichtig oder unwichtig das ist, was kommt, sondern wie kurz gesagt das Ganze ist.
Und der Herr kann es wirklich in einem Satz sagen: Dass du solche dort hast, welche die Lehre Bileams festhalten, denen Bileam erklärte, ein Ärgernis vor die Söhne Israels zu legen, Götzenopfer zu essen, Hurerei zu treiben.
Bileam, das war ja dieser schreckliche Prophet und auch Wahrsager, den die Moabiter holten vom Euphrat, als die Israeliten gerade davorstanden, ins verheißene Land zu gehen, in den zwanzig Kapiteln von 4. Mose.
Dieser Prophet Bileam wurde gerufen, er solle Israel verfluchen, weil die Moabiter Angst vor Israel hatten. Sie wussten, was mit den Ägyptern geschehen war, und jetzt sind die Israeliten da. Die Moabiter wollten, dass Israel ausgerottet wird.
Da sollte dieser Prophet Israel verfluchen. Und Bileam war bereit dazu, weil er Geld für diesen geistlichen Verfluchungsdienst angeboten bekam. Gott hat ihm aber ganz klar gesagt: Du darfst nicht gehen. Er drängte, bis Gott ihm schließlich sagte: Geh.
Doch später kam das Gericht über ihn, und sein Leben wurde dafür bestraft.
Nochmals zurück: Er ging also und versuchte, Israel zu verfluchen. Gott ließ das aber nie zu. Dieses Volk, das Gott erwählt hat, wird Gott niemals verfluchen. Das ärgerte Bileam sehr.
Jetzt dachte er: Was mache ich? Mein Geld will ich. Dann gab er dem König von Moab den Rat: „Sieh, ich kann Israel nicht verfluchen. Das geht nicht. Man kann Gottes auserwähltes Volk nicht verfluchen.“ Das ist legitim.
Aber du musst sie zu einem Götzenfest einladen. Wenn sie mitmachen, kommen sie automatisch unter das Gericht Gottes.
So lehrte Bileam, ein Ärgernis, das bedeutet auf Griechisch einen Fallstrick, ein Skandalon, vor die Söhne Israels zu legen: Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben.
Die Israeliten wurden zu einer Party eingeladen, einer nationalen Party der Moabiter. Dort wurde Fleisch gegessen, das zuvor den Göttern geopfert worden war. Dieser Götzenkult war auch mit Prostitution verbunden.
Viele Israeliten gerieten dadurch in Fall. Daraufhin kam ein schreckliches Gericht: Gott tötete 24 Israeliten.
Da kam ein gewisser Fluch, aber eben weil sie sich der Sünde hingegeben hatten, kam der Fluch.
Jetzt haben wir hier solche, die die Lehre Bileams festhalten, um Christen einen Fallstrick zu legen, damit sie in den Götzendienst fallen.
Genau in dieser Zeit der konstantinischen Wende, um 375, wurde offiziell die Heiligenverehrung eingeführt. Man sollte also auch Heilige verehren.
397 wurde als Folge der Heiligenverehrung auch der Reliquienkult eingeführt. Überreste von verstorbenen Bischöfen und Menschen, die als Heilige angesehen wurden, wurden als wundertätig verehrt.
Dadurch kam ein ganz magisches Denken in die Kirche hinein.
431 wurde Maria, die Mutter Jesu, als Mutter Gottes bezeichnet und als Gottesgebärerin. So wurde auch der Marienkult als wirklicher Götzendienst eingeführt.
Das entspricht genau dem, was gesagt wird: Den Christen wurde eine Falle gestellt, dass sie begannen, Götzendienst zu treiben.
Dann wird noch gesagt: Du hast auch solche, welche die Lehre der Nikolaiten festhalten.
Nikolaos war im ersten Jahrhundert ein Irrlehrer, ein gnostischer Irrlehrer, der auch die Gottheit Christi leugnete.
Genau das war dann auch das große Problem im vierten Jahrhundert.
Glücklicherweise sagt der Herr: Tue nun Buße!
Im Blick auf die Lehre der Nikolaiten, die Leugnung der Gottheit Christi, gab es eine Wende.
Was aber die Lehre Bileams anbetrifft, das sollte für die Christenheit, auch für die weiteren Jahrhunderte, eine erschreckliche Falle sein.
Wir werden gleich im nächsten Sendschreiben Thyatira sehen, dass die päpstliche Kirche ab dem fünften Jahrhundert beschrieben wird. Dort wird alles noch viel schlimmer.
Pergamos ist gewissermaßen die Epoche der Vorbereitung, damit die päpstliche Kirche mit noch mehr Lehren aufgebaut werden konnte.
Ja, aber jetzt müssen wir Pause machen.
Zusammenfassung und Ausblick
Nun haben wir gesehen, welche Bedeutung das Sendschreiben von Pergamos in der Kirchengeschichte hat. Einerseits betrifft es den Götzendienst, insbesondere das Essen von Götzenopfer, andererseits auch das Problem der Hurerei. Dieses Problem trat besonders durch das Aufkommen des Zölibats auf.
Das Zölibat begann bereits im zweiten Jahrhundert, sich einzuschleichen, und erreichte im dritten Jahrhundert seinen Höhepunkt. Das heißt, zwischen 200 und 299 n. Chr. begann sich diese Entwicklung in der Christenheit auszubreiten. Gerade mit der konstantinischen Wende wurde es zu einem richtigen gesellschaftlichen Trend.
Damals war es „in“, in die Wüste hinauszugehen als Eremit, als Einzelgänger aus der Gesellschaft auszusteigen. Man kann sich das etwa vorstellen wie in den 68er-Jahren, als es für viele drängend war, ein Hippie zu werden, barfuß zu laufen, um Mutter Erde möglichst nahe zu sein, und in zerrissenen Jeans aus der profitorientierten und leistungsorientierten Gesellschaft auszusteigen.
Damals war der Trend, in die Wüste zu gehen. Diese Eremiten mussten übrigens auch keine Steuern mehr bezahlen. Das war ein Nebeneffekt, aber für viele ein großer Anreiz. Der Apostel Paulus hat das vorausgesagt in 1. Timotheus 4. Ich möchte das kurz vorlesen:
„Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen und sich irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen zuwenden werden, durch Heuchelei von Blütenrednern, die in ihrem eigenen Gewissen gebrannt sind. Sie verbieten zu heiraten und Speisen zu genießen, die Gott geschaffen hat, damit sie mit Danksagung empfangen werden von denen, die gläubig sind und die Wahrheit erkennen. Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut und nichts ist verwerflich, wenn es mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und Gebet. Wenn du dies den Brüdern vor Augen stellst, wirst du ein guter Diener Jesu Christi sein, der sich nähert mit den Worten des Glaubens und der guten Lehre, der du nachgefolgt bist.“ (1. Timotheus 4,1-6)
Hier ist es sehr hilfreich, eine gute Übersetzung zu haben. Es heißt „in späteren Zeiten“. Manche Übersetzungen sprechen von „in den letzten Zeiten“, aber das ist nicht korrekt. Der griechische Ausdruck „hysteros“ bedeutet „das Dahinterstehende“ oder „das Spätere“ und ist nicht dasselbe wie „eschatos“, das „Letzte“ bedeutet.
Das finden wir zum Beispiel in 2. Timotheus 3,1, wo der Apostel Paulus über die Endzeit spricht: „Dieses aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten da sein werden; denn die Menschen werden eigenliebig sein, geldliebend, prahlerisch usw.“ Hier geht es um die Endzeit, die in der Bibel – schon im Alten Testament – die Zeit bezeichnet, wenn die Juden aus aller Welt wieder in ihr Land heimkehren, die Wüste zum Blühen bringen und den Staat gründen. Darum können wir sagen, dass wir heute in der Endzeit, in den letzten Tagen leben.
In 1. Timotheus 4 heißt es jedoch „in den späteren Zeiten“, also in den Zeiten nach der apostolischen Zeit. Der letzte Apostel war Johannes, der ungefähr im ersten Jahrhundert starb, nachdem er etwa fünf Jahre vorher die Offenbarung verfasst hatte.
Der Apostel Paulus sagt also, der Geist sagt ausdrücklich, dass in den späteren Zeiten etliche vom Glauben, also vom biblischen Glaubensgut, abfallen und sich betrügerischen Geistern und Lehren der Dämonen zuwenden.
Was lehren diese Dämonen? Erstens verbieten sie zu heiraten. Das ist der erste Punkt. Also ihre Lehre ist heuchlerisch und frömmlerisch. Zweitens gebieten sie, sich von Speisen zu enthalten. Das bedeutet Fasten oder noch stärkere Askese.
Das Heiraten wird als etwas Negatives angesehen – das ist der Gedanke des Zölibats. Und die Enthaltung von Speisen ist eine Form der Askese. Das ging Hand in Hand mit dem Leben in der Wüste. Man meinte, wenn man nicht heiratet, erreiche man einen höheren geistlichen Stand, sei heiliger als die Verheirateten. Ebenso erhofft man sich durch Speiseverzicht einen höheren geistlichen Verdienst.
Genau das war der Hintergrund. Viele gingen in die Wüste hinaus. Wenn es überall Eremiten gab, waren sie auch nicht mehr allein, und so gründete man Klöster – für Männer als Mönche und für Frauen als Nonnen. Diese Institution entstand so, wurde aber später ein Fallstrick, weil viele dadurch moralisch zu Fall kamen.
Der Apostel Paulus erklärt, dass Heiraten tatsächlich ein Schutz gegen Unzucht ist. Bitte nicht falsch verstehen: Man soll nicht heiraten, nur um Unzucht zu vermeiden. Wenn die Ehe nicht aus Liebe und Überzeugung geschlossen wird, ist sie nichts wert. Aber wir lesen in 1. Korinther 7,1-5:
„Was aber das betrifft, wovon ihr mir geschrieben habt, das Problem der Unzucht in Korinth: So ist es gut für einen Menschen, keine Frau zu berühren. Aber um der Hurerei willen habe ein jeder seine eigene Frau, und eine jede habe ihren eigenen Mann. Der Mann leiste der Frau die eheliche Pflicht, gleicherweise aber auch die Frau dem Mann. Die Frau hat nicht Macht über ihren eigenen Leib, sondern der Mann; gleicherweise aber hat auch der Mann nicht Macht über seinen eigenen Leib, sondern die Frau. Entzieht euch nicht einander, es sei denn nach Übereinkunft eine Zeit lang, damit ihr zum Beten Muße habt. Und kommt wieder zusammen, damit euch der Satan nicht versucht wegen eurer Unenthaltsamkeit.“
Hier wird betont, dass die Sexualität in der Ehe ausgelebt werden muss. Es ist nicht richtig, wenn sie unterdrückt wird. Die gegenseitige Macht über den Körper zeigt eine Art Gleichberechtigung im sexuellen Bereich, auch wenn der Mann das Haupt in der Ehe ist.
Wenn in der Ehe Enthaltsamkeit praktiziert wird, besteht die Gefahr, dass man in Versuchung gerät und in Unzucht fällt. Das war für viele eine Klippe, die der Teufel geschickt gelegt hat. So fielen manche, die meinten, einen heiligeren Weg zu gehen, in die Hurerei.
In diesem Zusammenhang muss man auch das heutige Problem der Pädophilie, des Missbrauchs und der Homosexualität in der katholischen Kirche sehen. Diese Klippe wurde damals gelegt. Es ist die Lehre des Bileam, ein Fallstrick, der einerseits durch Götzendienst mit Heiligenverehrung und Marienverehrung führt, andererseits zur Unzucht.
Der Herr hat ein Wort dazu: Warum wird den falschen Lehren Vorzug gegeben, indem man sagt, es sei besser, nicht verheiratet zu sein, so wie er? Der Apostel Paulus zeigt, dass es in der Christenheit möglich ist, den Weg der Ehelosigkeit zu gehen, wie er es selbst getan hat.
Er sagt, weil die Zeit gedrängt ist, hat der Ledige mehr Zeit als jemand, der Kinder versorgen muss. Das ist bewusst männlich formuliert, denn auch Männer sollten helfen, sonst werden die Frauen überfordert. Das erfordert Zeit, Kraft und Einsatz. Der Ledige hat diese Belastungen nicht.
In 1. Korinther 7,7 heißt es: „Denn ich wollte, dass alle Menschen wären wie ich; aber jeder hat seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so.“ Gnadengabe bedeutet hier ein unverdientes Geschenk. Der eine hat die Gabe, ehelos zu bleiben, der andere die Gabe, eine Ehe einzugehen.
Dieser Weg der Ehelosigkeit ist also kein Weg höherer Heiligkeit, wie es die dämonischen Lehren behaupten. Wer merkt, dass Ehelosigkeit nicht sein Weg ist, soll heiraten. Das wird in Vers 8 und 9 erklärt:
„Ich sage aber den Ledigen und den Witwen, es ist gut für sie, wenn sie bleiben wie ich. Wenn sie sich aber nicht enthalten können, so sollen sie heiraten; denn heiraten ist besser, als in Glut zu geraten.“
Der Weg der Ehelosigkeit ist also nur für die, die von Gott die Begabung dazu erhalten haben. Das wurde aber falsch dargestellt als ein höherer heiligkeitsmäßiger Weg, was zur Klippe wurde. Darum nennt Paulus das Lehren von Dämonen.
Die Entwicklung begann schon im zweiten Jahrhundert, als man sich fragte, wie es mit dem Abendmahl am Sonntagmorgen ist. Derjenige, der das Abendmahl austeilt, durfte in der Nacht davor keinen ehelichen Verkehr haben, sonst galt er als unwürdig. Daraus entstand das Verbot, in der Nacht vor dem Sonntag Geschlechtsverkehr zu haben.
Mit der Zeit kam die Überlegung auf, am besten überhaupt nicht zu heiraten, wenn man das Abendmahl austeilt. So entstand der Trend zur Ehelosigkeit. Erst im Jahr 1074 wurde in der katholischen Kirche das Gebot erlassen, dass Priester ehelos bleiben müssen. Dieses Gebot ist also erst etwa tausend Jahre alt.
Der Zölibat war lange Zeit kein Muss, sondern eher etwas Minderwertiges. Woher kommt das? Es stammt aus der griechischen Philosophie Platons. Platon lehrte, dass alles Materielle minderwertig sei. Das Wahre und Wertvolle seien die Ideen im Jenseits, wobei die höchste Idee das absolute Gut, also Gott, sei.
Da das Materielle minderwertig sei, müsse der Mensch vom Materiellen zum Geistigen aufsteigen. Diese Idee kam durch die Gnostiker, zum Beispiel die Nikolaiten im ersten Jahrhundert, die behaupteten, Jesus Christus sei nicht wirklich Mensch geworden, sondern habe nur einen Scheinleib gehabt.
Sie leugneten also die Menschwerdung Jesu. Diese Irrlehren brachten den Gedanken ein, dass das Körperliche und Materielle schlecht sei. Daraus entstand die Idee, dass Sexualität in der Ehe zwar nötig sei zur Fortpflanzung, aber eigentlich minderwertig sei.
Diese Gedanken stammen nicht aus dem Neuen Testament. Dort lesen wir in Hebräer 13,4: „Die Ehe sei geehrt in allem, auch die Sexualität mit Hochachtung.“ Die griechische Philosophie drang im zweiten und dritten Jahrhundert immer mehr in die Kirche ein und führte zu einer platonischen Überfremdung.
So kamen diese dämonischen Lehren hinein, die bis heute vielen zum Fallstrick geworden sind. Darum sagt der Herr: „Du hast aber auch solche, die die Lehre des Bileam festhalten, der den Bileam lehrte, ein Ärgernis und einen Fallstrick vor die Söhne Israels zu legen, Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben.“
Der Teufel hat gesehen, dass er die Christenheit mit Verfolgung nicht zerstören kann. Im Gegenteil, die Christen wurden dadurch immer gläubiger. Deshalb änderte er seine Strategie mit der konstantinischen Wende.
Noch etwas zum Fasten: Im Alten Testament ist Fasten nur am Jom Kippur geboten (3. Mose 16). Später erfand man im Judentum weitere Fastentage, besonders nach der Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar. Diese Fastentage werden in Sacharja erwähnt. Gott nimmt immer wieder Bezug darauf und warnt davor, Fasten als Verdienst anzusehen.
Jesaja beschreibt ausführlich, was wahres Fasten ist. Aus dem Gedanken des Fastens entstand schnell eine Verbindung zum neuplatonischen Denken: Materie ist minderwertig, auch Nahrung ist minderwertig, man sucht geistige Nahrung.
So nimmt der Feind biblische Gedanken und entwickelt sie zu etwas völlig Verdrehtem weiter. Ebenso wurde 1. Korinther 7, die biblische Lehre über Ehelosigkeit, von neuplatonisch beeinflussten Leuten missbraucht, um zu behaupten: „Seht, es steht in der Bibel, es ist besser, nicht zu heiraten.“
Der Teufel ist hinterhältig: Mit einem Körnchen Wahrheit bringt er Irrtum hinein. Das war auch hier so.
Nun noch zur Enthaltung von Speisen. Paulus schreibt in 1. Timotheus 4, dass es Leute gibt, die behaupten, man müsse vegetarisch leben. Die Behauptung, Jesus habe kein Fleisch gegessen, ist eine Lüge. Diese Lehre gehört ebenfalls zu den falschen Lehren, die sich von Speisen enthalten.
Gott hat die erste Nahrung im Bund mit Adam vegetarisch eingesetzt (1. Mose 1,30-31). Aber im Bund mit Noah, der mit der ganzen Erde geschlossen wurde und solange gilt, wie die Erde besteht, erlaubte Gott den Menschen, von allem Fleisch zu essen (1. Mose 9).
Dabei gab es eine Ausnahme: Das Blut soll ausgegossen und nicht als Nahrung zurückgenommen werden. Gott erlaubt also bis heute Fleischessen, auch im tausendjährigen Reich wird das so sein. Das Blut darf jedoch nicht gegessen werden.
Manche Übersetzungen schreiben, man solle Fleisch essen. Das kommt daher, dass die hebräische Jussiv-Form sowohl einen Befehl als auch eine Erlaubnis ausdrücken kann. So ist es auch in 3. Mose 11, wo Gott den Israeliten erlaubt, bestimmte Tiere zu essen. Es ist aber keine Vorschrift, sondern eine Erlaubnis.
Blut wird für uns Christen heute verboten. Blutwurst oder Rotwurst sind also nicht erlaubt. Im Bund mit Noah hat Gott das so vorgeschrieben, und 1. Mose 9 macht klar, dass dieser Bund mit der ganzen Erde geschlossen wurde und weiterhin gilt.
In Apostelgeschichte 15 ging es um die Frage, ob Heiden, die gläubig geworden sind, beschnitten werden müssen gemäß dem Gesetz Mose und dem Bund vom Sinai. Dort wurde klar gesagt, dass die Heiden nicht unter dem Bund vom Sinai stehen, der nur mit Israel geschlossen wurde.
Darum sollen sie sich enthalten von Hurerei, von Götzenopfer, von Blut und von Ersticktem. Hurerei und Götzenopfer beziehen sich auf den Bund mit Adam, der immer noch gültig ist, und in dem Gott die Einehe eingesetzt hat. Unzucht, also Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe, ist nicht erlaubt.
Götzenopfer beziehen sich darauf, dass Gott der eine wahre Gott ist und keine Gemeinschaft mit anderen Göttern erlaubt. Das Enthalten von Blut und Ersticktem bezieht sich auf den Bund mit Noah, der weiterhin gültig ist.
Ersticktes ist Fleisch von Tieren, die durch Fallen gefangen wurden und nicht fachgerecht geschlachtet sind, sodass das Blut nicht ausfließen konnte. Christen dürfen so etwas nicht essen.
Ich wurde in Thailand mit diesem Thema konfrontiert. Dort spielt Blut in der Ernährung eine große Rolle. Viele Rezepte enthalten Blut, und es gibt Probleme, wenn jemand sich weigert, Blut zu essen, weil er sonst aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wird.
Das ist eine schwierige Situation. Manche trinken sogar rohes Blut nach der Schlachtung. Ich musste ihnen sagen, dass das nicht erlaubt ist, auch wenn es kulturell schwer durchzusetzen ist.
Ein weiteres Thema ist Schweinefleisch. Im Gesetz Mose, im Bund vom Sinai, ist Schweinefleisch ausdrücklich verboten (3. Mose 11). Dieser Bund gilt aber nur für Israel.
Der Apostel Paulus sagt in 1. Timotheus 4,4: „Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts ist verwerflich, wenn es mit Danksagung empfangen wird.“ Christen dürfen also Schweinefleisch essen. Dieses Verbot war nur für Israel.
Man muss also unterscheiden, mit wem die Bündnisse geschlossen wurden: Der Bund mit Adam und der Bund mit Noah gelten für die ganze Menschheit, der Bund mit Israel am Sinai nur für Israel.
In Thailand fragte man mich auch, ob man Schlangen essen darf. Sie essen dort gerne Schlangen, auch Königskobras. Ich erklärte, dass Schlangen Geschöpfe Gottes sind und gegessen werden dürfen.
Allerdings haben Tiere auch symbolische Bedeutungen. Die Schlange erinnert an die Versuchung im Garten Eden, der Löwe symbolisiert Jesus Christus als König der Welt. Schweine sind ein Bild für Menschen, die in Sünde leben, weil sie gerne im Dreck wühlen.
Schweine sind aber keine hässlichen Tiere, Gott hat sie so geschaffen, um uns eine Lektion zu erteilen. Darum darf man Schlangen, auch Königskobras, essen, aber das Blut darf man nicht essen.
In unseren Schlachthöfen wird das Rind durch einen Bolzen betäubt, dann wird die Halsschlagader geöffnet, und das Blut fließt ab. Beim Schächten wird keine Betäubung vorgenommen, was ich persönlich bevorzuge, da die Betäubung einen Schlag auf den Kopf bedeutet.
Beim Schächten werden beide Halsschlagadern geöffnet, sodass das Gehirn sofort nicht mehr mit Blut versorgt wird und das Tier unempfindlich wird. Beim Schwein ist das anders: Es hat vier Halsschlagadern, zwei hinten, sodass das Gehirn weiterhin mit Blut versorgt wird und das Tier empfindet.
Bei koscheren Tieren wie Rind, Schaf oder Ziege sind nur zwei Halsschlagadern vorhanden, die mit einem Schnitt geöffnet werden. Das Gehirn wird so unempfindlich gemacht. Das ist ein wichtiger anatomischer Unterschied.
In Israel entspricht ein koscheres Steak dem, was wir gewohnt sind. Es bleiben immer Restblut in den Kapillaren, das lässt sich nicht vermeiden. Es geht aber darum, dass beim Schächten das Blut abgelassen wird und nicht als Nahrung aufgenommen wird.
Das Blut ist das Symbol des Lebens, sagt Mose in 3. Mose 17. Wenn wir schlachten, drücken wir aus, dass wir das Leben, auch das Leben der Tiere, nicht in der Hand haben. Gott hat uns erlaubt zu schlachten, und als Ausdruck dafür lassen wir das Blut ausfließen und essen es nicht.
Zweitens war es ein Gehorsamstest. Wie bei der vegetarischen Nahrung in Eden: „Alles dürft ihr essen, aber von einem Baum nicht.“ Bei Noah: „Von allem Fleisch dürft ihr essen, aber nicht das Blut.“
Drittens wollte Gott nicht, dass das Blut etwas Alltägliches wird, das man im Alltag verschlingt. Das Blut sollte das Mittel sein, durch das die Erlösung durch seinen Sohn zustande kommt.
Indem wir das Blut nicht als alltägliche Nahrung essen, drücken wir unsere Achtung vor dem Gedanken aus, dass Gott durch das Blut die Erlösung schaffen wollte.
So habe ich das den Thais erklärt. Sie wollten noch mehr wissen, aber das sind die Hauptgründe.
Wir sind jetzt eigentlich schon durch, obwohl wir viele Exkurse gemacht haben. Ich denke, diese sind wichtig. Wenn man sieht, dass Offenbarung Kapitel 2 und 3 die ganze Kirchengeschichte vorstellt, versteht man die Geschichte ganz anders.
Sie wird mit den Augen Jesu Christi dargestellt. Jeder Verfasser einer Kirchengeschichte beschreibt Dinge, die ihm wichtig sind, darum ist jede Kirchengeschichte etwas anders. Hier aber sehen wir die Geschichte durch die Augen des Herrn Jesus, und wir können viel lernen.
Zweitens wird dadurch auch klar, dass die Offenbarung nicht erst in der Endzeit aktuell werden sollte, wenn die Gerichte kommen. Wir haben gelesen in Offenbarung 1,1:
„Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss.“
Und Vers 3:
„Glückselig, der liest und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe.“
Das bedeutet, die Offenbarung sollte nicht erst in der Endzeit erfüllt werden, sondern begann mit dem Zeitalter von Ephesus, dann Smyrna, Pergamos, der Zeit der katholischen Kirche im Mittelalter (Thyatira), der Reformation (Sardes), der Erweckungsbewegung (Philadelphia) und schließlich dem Abfall der Gemeinden (Laodizea).
Vor kurzem schrieb mir jemand aus England, der durcheinander war wegen der Prophetie. Er fragte, wie das sein könne, dass es heißt „was bald geschehen muss“, und ob das nicht noch 2000 Jahre dauern könne.
Ich erklärte ihm, dass es sofort losging, weil Offenbarung Kapitel 2 und 3 auch Prophetie enthalten, die von der Zeit Johannes an bis in die letzten Tage gilt.
Zum Abschluss wollen wir beten:
Herr Jesus, wir danken Dir für Dein Wort. Wir danken Dir, dass wir sehen dürfen, dass es die Wahrheit ist, auf der wir unser Leben aufbauen können, wie auf einen Felsen und nicht auf Sand.
Danke, dass Dein Wort sich durch alle Zeiten als wahr erwiesen hat. Wir danken Dir, dass Dein Wort uns hilft, unsere schwierige Zeit einordnen zu können und dass wir nicht durcheinanderkommen durch all das, was heute geschieht.
Du siehst, wie viele Menschen in unserer Gesellschaft heute sagen, sie verstehen nicht mehr, was geschieht. Du hast uns Dein Wort gegeben, das uns den Weg weist und eine Lampe für unseren Fuß ist.
Du hast uns alle Hilfsmittel gegeben, damit wir bewahrt bleiben können vor allen Arten von Verführung, mit denen wir konfrontiert sind.
Jetzt möchten wir uns Dir anbefohlen wissen, dass Du Deine gute Hand über uns alle hältst und uns weiterhin auf Deinem Weg führst.
Amen.