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3. Mose, Teil 1/3

3. Mose, Teil 1/3, 3. Mose 1,1-5

Ich möchte meinerseits alle recht herzlich begrüßen. Wir haben heute Morgen die beiden Bücher 3. und 4. Buch Mose vor uns. Zu Beginn möchte ich die Eingangsverse in 3. Mose 1 lesen: «Und der HERR rief Mose, und redete zu ihm aus dem Zelt der Zusammenkunft und sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen. Wenn ein Mensch von euch dem HERRN eine Opfergabe darbringen will, so sollt ihr vom Vieh, vom Rind- und Kleinvieh, eure Opfergabe darbringen. Wenn seine Opfergabe ein Brandopfer ist vom Rindvieh, so soll er sie darbringen, ein männliches ohne Fehl; an den Eingang des Zeltes der Zusammenkunft soll er sie darbringen, zum Wohlgefallen für ihn vor dem HERRN. Und er soll seine Hand auf den Kopf des Brandopfers legen, und es wird wohlgefällig für ihn sein, um Sühnung für ihn zu tun. Und er soll das junge Rind schlachten vor dem HERRN, und die Söhne Aarons, die Priester, sollen das Blut herzubringen und das Blut ringsum an den Altar sprengen, der an dem Eingang des Zeltes der Zusammenkunft ist. Und er soll dem Brandopfer die Haut abziehen und es in seine Stücke zerlegen. Und die Söhne Aarons, des Priesters, sollen Feuer auf den Altar legen und Holz auf dem Feuer zurichten; und die Söhne Aarons, die Priester, sollen die Stücke, den Kopf und das Fett auf dem Holze zurichten über dem Feuer, das auf dem Altar ist. Und seine Eingeweide und seine Schenkel soll er mit Wasser waschen; und der Priester soll das Ganze auf dem Altar räuchern: es ist ein Brandopfer, ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem HERRN.»

Die innere Ordnung der Bücher Mose

Das 1. Buch Mose zeigt uns ja die Verdorbenheit des Menschen durch die Sünde. Es zeigt uns, wie Gott alles gut, ja, sehr gut, erschaffen hatte und wie der Mensch alles durch seine Rebellion gegen Gott zerstört, kaputt gemacht hat. Der Tod kam als Folge der Sünde in die Welt. Und so beginnt das 1. Buch Mose, kann man sagen, mit Gottes Herrlichkeit. Man denke nur an Psalm 19: «Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes und die Ausdehnung verkündet seiner Hände Werk.» So beginnt das 1. Buch Mose mit der Schöpfung, mit der Herrlichkeit Gottes, und auch mit dem Leben aus Gott (Kapitel 2). Gott haucht Adam den Odem des Lebens ein. Es beginnt auch mit der Weite des Paradieses, des Gartens Gottes, und der Gemeinschaft des Menschen mit Gott. Aber dieses Buch endet mit dem Tod in der Fremde, in Ägypten, in der Enge eines Sarges. «Und Joseph starb, 110 Jahre alt, und sie balsamierten ihn ein, und man legte ihn in eine Lade in Ägypten.» (1. Mose 50, 26) Also das Buch beginnt mit Leben und endet mit Tod. Es beginnt mit der Weite des Gartens in Eden und endet mit der Enge eines Sarges. Es beginnt mit dem Menschen in Gemeinschaft mit Gott und es endet mit der Entfremdung in Ägypten. Der große Wendepunkt im 1. Buch Mose ist Kapitel 3, der Sündenfall.

Und nun gehen wir zum 2. Buch Mose. Das Thema hier ist die Erlösung durch das Blut des Lammes. Und zwar beginnt das Buch da, wo das 1. Buch Mose aufhört. Es beginnt mit einem Volk in der Fremde in Ägypten und zwar in der Enge der Sklaverei. In Kapitel 1 wird das Volk gedrückt, beengt. Es beginnt auch mit dem Verhängnis des Todes. «Jeden Sohn, der geboren wird, sollt ihr in den Strom werfen, jede Tochter aber sollt ihr leben lassen.» (2. Mose 1, 22) Aber dieses Buch endet mit Gottes Herrlichkeit und zwar zu Hause, ganz wörtlich, es geht ja um die Stiftshütte am Ende des 2. Buches Mose. Ein Volk wird aus der Fremde heim geführt nach Hause, in die Gemeinschaft mit Gott zurück. Ich lese 2. Mose 40, 34: «Und die Wolke bedeckte das Zelt der Zusammenkunft, und die Herrlichkeit Jehovas erfüllte die Wohnung. Und Mose konnte nicht in das Zelt der Zusammenkunft hineingehen; denn die Wolke ruhte darauf, und die Herrlichkeit Jehovas erfüllte die Wohnung.» Also es endet mit der Herrlichkeit Gottes, das heißt, mit dem, was den Anfang des 1. Buches Mose charakterisiert hat, die Herrlichkeit Gottes. Also wir sehen ganz klar die Gegenbewegung. Das 1. Buch Mose beginnt mit der Herrlichkeit Gottes und endet mit dem Verhängnis des Todes in der Entfremdung und in der Enge. Das 2. Buch Mose beginnt genau an dieser Stelle und endet mit der Herrlichkeit Gottes; ein Volk, das nach Hause geführt ist. Das Kapitel, das den großen Wendepunkt ermöglicht ist 2. Mose 12, das Passah. Und da wird zum ersten Mal in der Bibel in Verbindung mit Opfern das Blut erwähnt. Im 1. Buch Mose gibt es eine ganze Reihe Stellen, die über Opfer sprechen, aber das Blut wird in Verbindung mit dem Opfer nie erwähnt. In 1. Mose 9 steht es in Verbindung mit dem Fleisch, das gegessen wird. Da geht es nicht um Opfer. Das Blut in Verbindung mit Opfern wird im 2. Buch Mose zum ersten Mal erwähnt und da so ausgeprägt. Das Blut muss an die Türpfosten gestrichen werden. Gott sagt in 2. Mose 12, 13: «Und das Blut soll euch zum Zeichen sein an den Häusern, worin ihr seid; und sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen.» Es geht hier also um das Lamm Gottes, das es ermöglicht, dass Menschen aus der Sklaverei, aus dem Elend des Todes und der Entfremdung herausgeführt werden, nach Hause kommen zur Herrlichkeit Gottes.

Jetzt kommt das 3. Buch Mose und das ist das Buch der Gemeinschaft mit dem heiligen Gott in der Anbetung. Das Buch heißt auf hebräisch «vajiqra» und bedeutet «und er rief». Das ist wirklich das erste Wort im hebräischen Text. Wörtlich steht da: «vajiqra el-moscheh», er rief zu Mose, «vajdabber Adonaj elav», und es redete der HERR zu ihm, «meohel moed», aus dem Zelt der Zusammenkunft, «lemor», folgendermaßen. Also, das erste Wort, und er rief, «vajiqra», ist ungewöhnlich. Normalerweise lesen wir in den fünf Büchern Mose, dass Gott spricht. Und Gott redete zu Mose oder redete zu Aaron, «vajdabber», aber hier haben wir «vajiqra», Gott ruft. Das ist mehr. Und so können wir das wie folgt umschreiben. Wir haben hier Gottes Ruf zur Begegnung mit ihm, im Anschauen der Herrlichkeit Gottes, im stellvertretenden Opfer, in Absonderung von aller Art des Bösen. Die ersten sieben Kapitel des 3. Buches Mose behandeln das Thema der Opfer. Gott spricht, kann man sagen, über seinen Sohn und seine Dahingabe. Hier haben wir den Ruf an ein erlöstes Volk, das heimgekehrt ist. Dieses erlöste Volk wird von Gott gerufen ganz nahe in seine Gegenwart zu kommen, um ihm diese Opfer, die von seinem Sohn sprechen, darzubringen. Diese Darbringung der Opfer sprechen also von Anbetung. Ich lese dazu aus 1. Petrus 2. Da sehen wir, was die neutestamentliche Entsprechung ist. 1. Petrus 2, 4-5: «Zu welchem kommend, als zu einem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar, werdet auch ihr selbst, als lebendige Steine, aufgebaut, ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlannehmlich durch Jesus Christus.» Die Anbetung im Neuen Testament wird also hier genannt: Darbringung geistlicher Schlachtopfer. Was hier in 3. Mose in den Opfern symbolisch ausgedrückt wird, das bringt der Erlöste heute in der Anbetung dar, indem er von dem Herrn Jesus, seinem Opfer und den Einzelheiten seines Opfers, vor Gott spricht. Und das wünscht Gott, dass wir mit ihm Gemeinschaft haben, indem wir vor ihm über seinen Sohn reden. Wie gesagt, also, es ist Gottes Ruf zur Begegnung mit ihm, im Anschauen der Herrlichkeit Gottes im stellvertretenden Opfer. Und nun, wichtig, in Absonderung von aller Art des Bösen. Die Wörter heiligen, heilig, Heiligtum, Allerheiligstes kommen im 3. Buch Mose etwa 150 Mal vor. Das sind also ganz charakteristische Wörter. Und die Wurzel davon «kadasch» bedeutet absondern, auf die Seite stellen. Also heilig sein bedeutet, reserviert, auf die Seite gestellt sein, für Gott. Das heißt, weg vom Bösen, hin zu Gott. Wenn man sich nur vom Bösen trennen will, nicht hin zu Gott, dann führt das zur Heuchelei und Pharisäismus. Aber Absonderung ist immer positiv, weg vom Bösen, hin zu Gott. Und das wird hier also ganz besonders betont: Gott möchte ein heiliges Volk, das zu ihm kommt.

Wir könnten so zu jedem der ersten drei Bücher Mose einen Titelvers als Titel darüber setzen. Zu 1. Mose setze ich als Überschrift Psalm 51, 5-6: «Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt, und ich habe getan, was böse ist in deinen Augen; damit du gerechtfertigt werdest, wenn du redest, rein erfunden, wenn du richtest. Siehe, in Ungerechtigkeit bin ich geboren, und in Sünde hat mich empfangen meine Mutter.» Das ist ja das Buch der Verdorbenheit des Menschen durch die Sünde. Dann das zweite Buch Mose. Darüber würde ich einen Vers aus dem Buch der Erlösung durch das Blut des Lammes setzen, Jesaja 43, 1: «Und nun, so spricht der HERR, der dich geschaffen, Jakob, und der dich gebildet hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.» Die hebräische Bezeichnung für das zweite Buch Mose ist auch wieder aus dem ersten Vers genommen; es heißt schlicht «schemot», Namen. Das Buch beginnt ja mit: Und dies sind die Namen… Und dann kommen die Namen der zwölf Söhne Israels. Tja, zuerst wird das Volk mit Namen genannt, dann wird gezeigt wie es unter der Sklaverei des Pharao steht, geknechtet und unter dem Schicksal des Todes. Aber Gott ruft dieses Volk heraus und macht es zu seinem eigenen Volk. Später in 2. Mose 28 muss dann der Hohepriester im Haus Gottes die Edelsteine tragen auf seinem Herzen, zwölf Edelsteine, und auf jedem dieser Steine steht einer dieser zwölf Namen. Und dann zwei Edelsteine auf den Schultern, sechs und sechs Namen dieser zwölf Söhne Israels. Da sehen wir, wie bedeutsam dieser Ausdruck «schemot», Namen, ist im zweiten Buch Mose. Gott sieht dieses Volk; er kennt es in der Fremdherrschaft in Ägypten, führt es hinaus, um es zu einem erlösten Volk zu machen. Und diese Namen sollten in der Gegenwart Gottes auf dem Herzen des Hohenpriesters und auf seinen Schultern stehen. «Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.» Nun ein Vers als Titel über das dritte Buch Mose; diesmal aus dem Neuen Testament, wo der ewige Sohn zum Vater betet und sagt: «Vater, ich will, dass die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, auf dass sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.» (Johannes 17, 24) Also, dieser Gedanke: Ich will, dass sie bei mir seien, wo ich bin, auf dass sie meine Herrlichkeit schauen. Und das ist ja für die Zukunft gedacht, aber, was wir da in

  1. Mose haben, das ist eigentlich eine Vorwegnahme dieses Anschauens der Herrlichkeit des Sohnes Gottes in den Opfern und das eben in seiner Nähe, in seiner Gemeinschaft.

Noch ein interessanter Punkt: Das dritte Buch Mose wurde im Monat Nissan verfasst, im Jahre 02, wenn wir vom Auszug aus Ägypten an rechnen, das dann somit im Nissan des Jahres 0 stattfand. Und dann Nissan 02 ist genau die Zeit in der das dritte Buch Mose verfasst wird. Und zwar, schauen wir in 2. Mose 40, 17 haben wir eine Zeitangabe: «Und es geschah im ersten Monat, im zweiten Jahre, am Ersten des Monats, da wurde die Wohnung aufgerichtet.» Also wurde die Wohnung am 1.1.02 aufgerichtet. Und wenn wir noch die Zeitangabe in 4. Mose 1 aufschlagen, Vers 1: «Und der HERR redete zu Mose in der Wüste Sinai im Zelte der Zusammenkunft, am Ersten des zweiten Monats, im zweiten Jahre nach ihrem Auszuge aus dem Lande Ägypten und sprach:» Das ist also der 1.2.02. Dann liegt dazwischen genau dieser Monat Nissan. Und in diese Zeit fallen all die Offenbarungen des dritten Buches Mose hinein. Es ist der Monat der Erlösung, denn im Monat Nissan hat Gott Israel aus Ägypten geführt, auf der Grundlage des Passahlammes. Und jetzt ist das bereits ein Jubiläum und genau für dieses Jubiläum in diesem Monat Nissan gibt Gott die Anweisungen für Gemeinschaft mit ihm und für die Opfer insbesondere.

Die Opfer (3. Mose 1-7)

Auf dem Schema auf dem Blatt sehen wir, dass das Brandopfer in 3. Mose 1 behandelt wird. Und dann gibt es noch das Gesetz des Brandopfers, in Kapitel 6, 1-6. Da werden ergänzende Klarstellungen im Blick auf das Brandopfer mitgeteilt. Dann kommt das Speisopfer in 3. Mose 2 und das Gesetz dazu in 3. Mose 6, 7-16. Danach kommt das Friedensopfer in 3. Mose 3 und das Gesetz zum Friedensopfer in 3. Mose 7, 11-38. Dann folgt das Sündopfer in 3. Mose 4, 1 - 5, 13 und das Gesetz dazu in 3. Mose 6, 17-23. Das Schuldopfer wird beschrieben in 3. Mose 5, 14-26 und die Gesetze dazu in 3. Mose 7, 1-10. Also wir sehen, es gibt fünf verschiedene Opfer. Aber wichtig festzuhalten, es sind vier verschiedene blutige Opfer: Das Brandopfer, das Friedensopfer, das Sündopfer und das Schuldopfer. Das Speisopfer ist unblutig und ist ein Opfer, das eigentlich – es gibt eine kleine Ausnahme – immer blutige Opfer begleiten muss. Also die blutigen Opfer wurden von Speisopfern begleitet, das heißt, zusammen mit ihnen dargebracht.

Jetzt wollen wir uns Gedanken machen über die Bedeutung der Opfer. Was konnte man schon im Alten Testament darüber wissen? Sehr viel. In Psalm 40 haben wir einen Psalm von David vor uns. Aber wenn man den Psalm liest, wird klar, hier spricht David nicht über seine eigenen Erfahrungen. Genauso wie man das merkt, wenn man z.B. Psalm 22 liest, wo es heißt: «Sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben.» Da ist klar, das ist nicht David, der hier spricht. Und im Judentum hat man übrigens bei Psalm 22 auch ganz klar gelehrt, dass das vom Messias spricht, der für unsere Sünden stirbt. So findet man das im rabbinischen Kommentar. Nun, das ist analog in Psalm 40, 7: «Da sprach ich: Siehe, ich komme, in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben.» Da spricht also jemand, der in die Welt kommt und sagt, von mir steht schon in der Bibel. Das konnte David nicht sagen. Aber das bezieht sich auf den Messias. Und was sagt er noch? Nehmen wir die Verse davor noch hinzu. Vers 6: «An Schlacht- und Speisopfern hattest du keine Lust; Ohren hast du mir bereitet: Brand- und Sündopfer hast du nicht gefordert. Da sprach ich: Siehe, ich komme, in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben. Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust; und dein Gesetz ist im Innern meines Herzens.» In Hebräer 10 erklärt der Apostel Paulus, dass dieser Psalm 40 eben auf das Kommen des Herrn Jesus in diese Welt hinweist und in welchem Moment sich das erfüllt hat. Hebräer 10, 5: «Darum, als er in die Welt kommt, spricht er: Schlachtopfer und Speisopfer hast du nicht gewollt, einen Leib aber hast du mir breitet;» Also er erklärt, das hat der Herr Jesus gesprochen in dem Moment, als er als Mensch in diese Welt kam, als ewiger Sohn; er hat ja nie aufgehört Gott und ewiger Sohn zu sein. Konnte er sprechen, als Kindlein? Und als ewiger Sohn spricht er, als er in die Welt kam: «Schlacht- und Speisopfer hast du nicht gewollt, einen Leib aber hast du mir bereitet; an Brandopfern und Opfern für Sünde hast du kein Wohlgefallen gefunden. Da sprach ich: Siehe, ich komme (in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben), um deinen Willen, oh Gott zu tun.» Dann wird erklärt: «Indem er vorher sagt: Schlachtopfer und Speisopfer und Brandopfer und Opfer für die Sünde hast du nicht gewollt, noch Wohlgefallen daran gefunden» (die nach dem Gesetz dargebracht werden), sprach er dann: «Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun. (Er nimmt das erste weg, auf dass er das Zweite aufrichte.)» Er nimmt das erste weg, also diese Opfer aus 3. Mose 1-7, die eigentlich nur Bilder sind, auf dass er das Zweite aufrichte. Vers 10: «Durch welchen Willen wir geheiligt sind durch das ein für allemal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi.» Er sagt, das ist nicht das eigentliche, das du gewollt hast. Er sagt, natürlich hat Gott diese Opfer eingerichtet, aber das war nicht der letzte Sinn, sondern Gott hat durch diese Opfer hingeschaut auf das eigentliche Opfer des Herrn Jesus. Und so sagt er, das ist nicht was du gewollt hast, sondern was du gewollt hast ist mein Opfer und darum komme ich, um mich als Opfer, und zwar als Erfüllung für Brand-, Speis-, Friedens-, Sünd- und Schuldopfer, zu geben. Übrigens noch ein kleines Detail. In Hebräer 10 wird ja ein bisschen anders zitiert. Es heißt dort: «Einen Leib hast du mir bereitet», während in Psalm 40 steht: «Ohren hast du mir bereitet». Ganz wörtlich steht sogar im hebräischen Text: «Ohren hast du mir gegraben». Die alte Elberfelder Übersetzung hat dort eine Fußnote (die Schlachter auch). Nun, die Übersetzung: «Einen Leib hast du mir bereitet», ist sachlich perfekt. Und zwar ist es so, wenn der Embryo im Mutterleib gebildet wird, ist er ja zuerst ein ungeformtes Knäuel. Ich meine, wenn die befruchtete Zelle, die Zygote, sich teilt, wieder teilt und wieder teilt, gibt es einen Zellhaufen. David nennt diesen in Psalm 139, 15 «golem», ungeformte Masse, Knäuel. «Deine Augen sahen meinen «golem» und in dein Buch waren sie eingeschrieben, die Lebenstage, die gebildet werden sollten...» und so weiter. Aber dann, in einer ganz frühen Phase, beginnen sich Furchen zu bilden. Und diese Furchen werden dann weiter gebildet zu den Gehörgängen. Das heißt, in einer sehr, sehr frühen Phase der Embryonalbildung im Mutterleib werden die Gehörgänge gebildet. Und wenn also in Psalm 40 der Herr Jesus sagt: «Ohren hast du mir gegraben», geht es genau darum, wie Gott ihn bereitet hat im Mutterleib und natürlich im Blick darauf, dass er ein Leben des Gehorsams führen wird. Und dieser Gehorsam wird ihn das Leben kosten, weil er sich als Opfer hingeben wird. Er wurde Mensch, um als Mensch sterben zu können. Also das konnte man bereits aus dem Alten Testament erfahren.

Dann Jesaja 53. Das ist ja ein ganz gewaltiges Kapitel, das eigentlich schon in Kapitel 52, Vers 13, beginnt. Alle Rabbiner vor dem Mittelalter haben erklärt, dass hier von dem Messias die Rede ist. Sogar im Talmud steht das. Und es gibt so viele Zeugnisse in der breiten rabbinischen Literatur, die erklären, dass Jesaja 53 vom Messias spricht, der für unsere Sünden leiden wird. Und nun, hier in Jesaja 53, 10 lesen wir: «Doch dem HERRN gefiel es, ihn zu zerschlagen, er hat ihn leiden lassen. Wenn seine Seele das Schuldopfer gestellt haben wird, so wird er Samen sehen, er wird seine Tage verlängern; und das Wohlgefallen des HERRN wird in seiner Hand gedeihen.» Also hier haben wir ausdrücklich den Begriff aus 3. Mose «ascham», das ist das Schuldopfer, das vierte dieser blutigen Opfer. Der Messias wird hier als Schuldopfer gesehen. Das ist also ein Begriff aus dem Opferdienst und eigentlich sehen wir das auch schon in Vers 7: «Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, gleich dem Lamme, welches zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern; und er tat seinen Mund nicht auf.» Auch hier wird der Messias mit einem Opfertier verglichen, das abgeführt wird zur Schlachtung. Und hier wird ausdrücklich klar gemacht, es geht um ein Opfer für Sünden. Vers 5: «...doch um unserer Übertretungen will war er verwundet, um unserer Missetat willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden. Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns ein jeder auf seinen Weg, Und der HERR hat ihn treffen lassen unser aller Ungerechtigkeit.» Also hier wird alttestamentlich ganz klar gedeutet, was diese Tieropfer im 3. Mosebuch bedeuten. Sie weisen hin auf das, was Gott eigentlich wollte, nämlich das wirklich Sünden wegnehmende Opfer seines Gesalbten, seines Messias. Aber es ist wichtig zu sehen, dass das nicht einfach nachträglich deutlich gemacht worden ist im Neuen Testament, sondern bereits das Alte Testament über die Bedeutung der Tieropfer aufklärt.

Das Brandopfer

Brandopfer heißt auf Hebräisch «olah». Das heißt eigentlich wörtlich «das Aufsteigende». «Alah» heißt hinaufgehen, hinaufsteigen. «Olah» ist das aufsteigende, man ergänze Opfer. Im Neuen Testament, das ja Griechisch geschrieben wurde, heißt dieses Opfer «holokautoma». «Holo» bedeutet ganz oder vollständig, also das ganz oder vollständig verbrannt werdende und man ergänze wieder Opfer. Dieses Opfer wurde nämlich ganz für Gott geopfert; niemand durfte von diesem Opfer etwas essen; es war ganz für Gott bestimmt. Es wird ausdrücklich gesagt, es ist ein Opfer zur Verherrlichung Gottes. Wir haben in 3. Mose 1, 9 gelesen: «Ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem HERRN.» Da geht es um das Stieropfer. Dann kommt das Brandopfer als Schaf, vom Kleinvieh, und da heißt es in Vers 13: «ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem HERRN.» Und dann geht es um das Taubenopfer als Brandopfer und da steht in Vers 17 am Schluss: «Es ist ein Brandopfer, ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem HERRN.» Der Ausdruck lieblichen Geruchs dem HERRN, auf hebräisch «reach nichoach», heißt ganz wörtlich: zum Geruch der Ruhe für den HERRN, für den Ewigen. «Reach nichoach», ein Geruch der Ruhe. «Nichoach» ist eigentlich verwandt mit dem Wort «Noach», was ja Trost, Ruhe bedeutet. Schon bei Noah wird mehrmals ein Wortspiel gemacht im Zusammenhang mit der Sintflutgeschichte. Die Arche landet schließlich auf dem Gebirge Ararat. Und da heißt es: «Die Arche ruhte auf dem Gebirge Ararat». Das ist das verwandte Wort mit «Noach», ruhen= «lanuach». Und dann bringt er Opfer dar, nachdem er ausgestiegen ist und da heißt es: «Und der HERR roch den lieblichen Geruch», oder wörtlich: «den Geruch der Ruhe», «reach nichoach». Und Gott sagt, ich werde nie mehr tun, wie ich getan habe, und die Erde mit einer weltweiten Flut bestrafen. Also es ist das Opfer, wo Gott vollkommene Ruhe darin findet. Man kann dabei denken an das schöne Lied: «Auf dem Lamm ruht meine Seele». Und da heißt es weiter im Text: «Da, wo Gott mit Wonne ruht, bin auch ich zur Ruh' gebracht.» Also das stellt uns hier das Opfer dar, das Gott so zum Wohlgefallen war, dass Gott mit diesem Opfer völlig zufrieden gestellt ist, völlig zur Ruhe kommt. Und wir werden gleich sehen, dass auch der, der das Opfer bringt, selbst völlig zur Ruhe gelangt. Es wird gesagt in Vers 4, «das Opfer ist da, um Sühnung zu tun». Das überrascht, weil hier in 3. Mose 1 in Zusammenhang mit dem Brandopfer nie von Sünde gesprochen wird. Kein einziges Wort von Sünde oder Ungerechtigkeit. Warum heißt es denn zur Sühnung? Nun, wir müssen diesen Ausdruck genau untersuchen. Sühnung zu tun heißt auf hebräisch «lechapper», «alav» über ihm. Das heißt wörtlich: «Um über ihm zuzudecken». Also Sühnen heißt zudecken. Das Opfer deckt gewissermaßen den Menschen, der vor Gott mit diesem Opfer kommt, zu. Ja und wenn Gott eben zudeckt mit dem Opfer des Herrn Jesus, dann wird eben diese Herrlichkeit dieses Opfers dem, der es darbringt, zugerechnet. Er wird gewissermaßen damit bekleidet. Und darum lesen wir auch am Schluss von 1. Mose 1, 3: «An den Eingang des Zeltes der Zusammenkunft soll er sie darbringen, zum Wohlgefallen für ihn vor dem HERRN.» Also die Herrlichkeit des Opfers deckt ihn zu und Gott sieht den, der da kommt, gewissermaßen bekleidet mit der Herrlichkeit des Brandopfers.

Neutestamentlich ausgedrückt, Epheser 1, 6: «Er hat uns angenehm gemacht in dem Geliebten.» Es gibt auch die Übersetzung: «Er hat uns begnadigt in dem Geliebten», aber das griechische Wort für begnadigt bedeutet auch angenehm, lieblich gemacht. Er hat uns angenehm gemacht in dem Geliebten. Also wenn wir als Erlöste vor Gott kommen, sieht uns Gott bekleidet mit der Herrlichkeit seines Sohnes. Das ist unsere Stellung in Christus. Das ist die Stellung des Erlösten. «Wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung» (2. Kor. 5, 17). Und so oft kommt dieser Ausdruck vor: In Christus, in Christus. Wir sind in Christus bekleidet mit dem Brandopfer. Interessant ist ja folgendes. Ich habe ja gesagt, von dem Brandopfer durfte niemand etwas essen; es war ganz für Gott. Aber ein kleines Detail, in Vers 6 am Schluss steht doch: «Und er soll dem Brandopfer die Haut abziehen und es in seine Stücke legen.» Und später wird erklärt, die Haut ist für die Priester. Was macht man mit einer Tierhaut von einem Stier oder von einem Schaf? Ja, da kann man auch Kleider daraus machen. Zum Beispiel die typische Kleidung für Propheten waren ja Schafskleider. Darum warnt ja eben der Herr Jesus in Matthäus 7 vor den falschen Propheten in Schafskleidern, die eben nur das typische Kleid des Propheten tragen, aber in Wirklichkeit Lügner sind. Ja, und so bedeutet das, eben die Haut, die der Priester benutzen konnte für alltägliche Kleidung, ihr habt Christus angezogen. In Galater 3, 27 finden wir zum Beispiel diesen Ausdruck, wo es um die Taufe geht: «Denn so viele euer auf Christus getauft worden sind, ihr habt Christus angezogen.» Man fragt sich übrigens, hier so nebenbei gesagt: Warum wird hier von anziehen gesprochen in Verbindung mit der Taufe? Wo ist da der Zusammenhang? Bei der Taufe geht es doch um das Eintauchen ins Wasser und wieder Heraufkommen, Gestorben und Auferstanden mit Christus. Das hat eben alles seine Bedeutung. Wenn der Täufling aus dem Wasser kommt, was macht er dann? Dann zieht er sich um. Und die neuen Kleider, die er dann anzieht, auch die haben eine Bedeutung. Ihr habt Christus angezogen. Das Brandopfer um Sühnung zu tun für ihn zum Wohlgefallen für ihn vor dem HERRN. Jetzt verstehen wir diesen Ausdruck besser, viel konkreter, hoffe ich, als zuvor.

Noch ein wichtiger Punkt ist die Handauflegung. Es wird gesagt, der Mensch, der das Opfer bringt, muss seine Hand auflegen, 3. Mose 1, 4. «Samach» = auflegen ist ein starker Ausdruck. Es ist nicht nur einfach so einmal die Hand auf den Kopf tun. Sondern «samach» bedeutet «aufstützen». Man muss sich also mit seinem ganzen Gewicht auf den Kopf des Tieres aufstützen. Und Handauflegung bedeutet in der Bibel Identifikation. Und das folgt ja sehr klar aus dem, dass der Opfernde sein Gewicht auf das Opfer drückt und dann wechseln die beiden. Das Brandopfer ist ein Opfer, das noch nie gesündigt hat, Tiere können ja nicht sündigen und es musste ja ein Opfer sein ohne Fehl. Jetzt wechseln die beiden. Durch die Identifikation wird diese Herrlichkeit des Opfers dem Opfernden zugerechnet zum Wohlgefallen für ihn vor dem HERRN. Wir werden gleich noch sehen bei den Opfern, wo Sünde eine Rolle spielt, da geht es in die andere Richtung. Der Sünder stützt seine Hände auf und übergibt die Sünde auf das Opfer. Und dann stirbt das Opfer und nicht der Opfernde. Also Handauflegung bedeutet Identifikation. Auch im Neuen Testament. Deshalb wird ja zum Beispiel gesagt in 1. Tim 5: «Lege niemandem vorschnell die Hände auf und habe nicht Anteil an fremder Sünde.» Also durch das Symbol der Handauflegung drückt man aus, ich identifiziere mich mit dieser Person. Als zum Beispiel die Gemeinde in Antiochien, (Apostelgeschichte 13, 1ff) als Paulus und Barnabas die Hände aufgelegt hatten, sagten sie damit: Wir als Gemeinde stehen hinter eurem Missionsdienst, wir machen uns eins mit eurer Arbeit. Und wenn Paulus in 1. Tim 5 sagt, dass er niemandem schnell die Hände auflegen soll, dann verknüpft er das gleich auch mit der Warnung: «und habe nicht Teil an fremder Sünde». Also durch die Identifikation mit jemandem, der in der Sünde lebt, identifiziert man sich eben mit seinem sündigen Leben und das soll unbedingt vermieden werden. Vielleicht hier auch ein kleiner Hinweis. Es wird ja so viel Unfug gemacht mit Handauflegung in der charismatischen Bewegung. Völlig unbesehen werden da anderen die Hände aufgelegt, vollkommen unbiblisch. Und es ist eben so, man kann sich dadurch auch mit jemandem identifizieren, der einen fremden Geist hat. In 2. Korinther 11 sagt ja Paulus zu den Korinthern: «Wenn ihr einen anderen Geist empfangen würdet, so ertragt ihr das gut.» Und eben durch diese Identifikation macht man sich eins und es ist ja interessant, dass sehr oft dann Leute anfangen in Zungen zu reden, ich meine das Lallen, nicht das biblische Sprachenreden. Also dies Lallen kommt plötzlich, nach Handauflegung. Nicht immer, aber sehr oft, und das zeigt uns eben, das ist eine sehr ernste Sache diese Identifikation. Damit kann man nicht spielen. Ja, also diese Identifikation ist wunderbar in Zusammenhang mit den Opfern und wir denken da an Galater 2, 20: «Ich bin mit Christus gekreuzigt.» Wieso kann Paulus das sagen? Weil durch die Bekehrung und durch den Glauben an den Sohn Gottes sind wir mit ihm identifiziert. Sein Tod ist unser Tod, ich bin mit Christus gekreuzigt.

Nun ist es so, jedes der vier Evangelien weist eine Parallele auf mit den vier blutigen Opfern. Und welches Evangelium zeigt uns ganz besonders die Seite des Brandopfers? Das ist ganz klar das Johannesevangelium, das so oft von Herrlichkeit und von Verherrlichen spricht. Ich möchte einen Schlüsselvers aufzeigen. In meinem Büchlein Einführung in die vier Evangelien habe ich das ein wenig detaillierter dargelegt. Der Herr Jesus stellt sich bereits hinter das Kreuz, da am Vorabend der Kreuzigung. Johannes 17, 4: «Ich habe dich verherrlicht auf der Erde. Das Werk habe ich vollbracht, welches du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte.» Ich habe dich verherrlicht auf der Erde, das ist das Brandopfer. Und interessant, im Johannesevangelium wird die Finsternis am Kreuz nicht genannt. Es geht hier eben um das Brandopfer, das Opfer zur Verherrlichung Gottes.

Das Friedensopfer

In Kapitel 3, 1 wird das Friedensopfer «zevach schelamim» genannt, Schlachtopfer des Friedens. Übrigens, wenn einfach über Schlachtopfer darbringen gesprochen wird, was in anderen Stellen in der Bibel oft geschieht, dann ist damit speziell das Friedensopfer gemeint. Also auch in Hebräer 10 ist mit dem dort erwähnten Schlachtopfer speziell das Friedensopfer gemeint. Eben weil es auch ausdrücklich «zevach» heißt, Schlachtopfer. Dieses Wort «schelamim», es hängt ja zusammen mit «schalom», Frieden, ist sehr, sehr reich. Es bedeutet also Friedensopfer, aber auch Dank-, Rettungs-, Wohlstands-, Gemeinschafts-, Freudschaftsopfer. Schalom ist nicht einfach nur Friede, sondern es beinhaltet auch das Wohlergehen und den Wohlstand. In 3. Mose 7, 12 wird es «zevach toda» genannt und bedeutet einfach Schlachtopfer des Dankes, gut deutsch, Dankopfer. Und im Neuen Testament wird es im Griechischen einfach kurz «thysia», Schlachtopfer, genannt (z.B. 1.Kor 10, 18; Kolosser 1, 20; Römer 5, 1 und 1. Johannes 1, 5). Und Kolosser 1, 20 zeigt uns eigentlich neutestamentlich dieses Friedensopfer in dem Herrn Jesus, wenn wir dort lesen: «..denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen, indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes, durch ihn, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln.» Das umschreibt also wunderbar das Friedensopfer: indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes.  Römer 5, 1 zeigt uns eigentlich auch das Werk des Herrn Jesus als Friedensopfer, wenn der Apostel Paulus erklärt: «Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.» Übrigens der Ausdruck «gerechtfertigt worden sind» ist im Griechischen ein Aorist. Das ist eine Zeitform, die bedeutet, die Handlung wird als punktuell beschrieben. Nicht wahr, man kann eine Handlung beschreiben, die gewohnheitsmäßig andauert, also die immer wieder stattfindet. Da nimmt man dann nicht Aorist, sondern Imperfekt. Aber wenn man eine Handlung aus der Vergangenheit beschreibt, die nur einmal stattfand und abgeschlossen ist, dann benutzt man Aorist. Und hier haben wir Aorist: Da wir nun gerechtfertigt worden sind. Das ist eine punktuelle Handlung, kein Prozess, der weitergeführt wird. Und damit kann man die ganze Rechtfertigungslehre der katholischen Kirche am Boden zerstören, mit diesem einen Vers. Denn die Irrlehre der römisch-katholischen Kirche über die Rechtfertigung besagt, der Mensch wird durch Glauben gerechtfertigt, aber Tröpfchenweise. Mit jeder Teilnahme an der Messe, mit jedem guten Werk wird wieder so ein Tröpfchen der Gnade, der Rechtfertigung hinzugegeben. Also die Rechtfertigung ist ein Prozess, der das ganze Leben hindurch andauert und auch dann noch nicht abgeschlossen ist. Es geht im Fegefeuer weiter. Bis endlich die Seele aus dem Fegefeuer springt. Dann erst kommt die Rechtfertigung zum Abschluss. Aber hier haben wir einen Aorist, das heißt, Gott hat uns in einem Akt für gerechtfertigt erklärt durch Glauben. Und so haben wir einen Zustand, Frieden mit Gott. Der Herr Jesus ist auch hier das Friedensopfer. Im Lukasevangelium finden wir ganz speziell den Herrn Jesus dargestellt als das Friedensopfer, denn dort geht es ganz besonders um Frieden, um Gemeinschaft mit Gott durch Christus. Zum Beispiel finden wir nur dort die Verkündigung der Engel: «Frieden auf Erden!» Und wir haben grad im Lukasevangelium viele Geschichten, die man nur dort findet, wo der Herr Jesus zu jemandem auf Besuch geht - Zum Beispiel die Geschichte von Zachäus: «Heute muss ich in dein Haus einkehren» - und dann findet dieser Einzelne Frieden mit Gott. Und so kann man für sich selber diese Geschichten heraussuchen. In meinem Büchlein Einführung in die Evangelien stelle ich das so zusammen. Und zum Beispiel auch die Geschichte von dem Schächer, der im letzten Moment noch angenommen wird, findet man nur im Lukasevangelium. Hier finden wir den Herrn Jesus also als das vollkommene Friedensopfer. Und übrigens finden wir im Lukasevangelium diesen eigentümlichen Ausdruck, dass Gott auf Besuch gekommen ist. Lukas 1, 78: «durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes, in welcher uns besucht hat der Aufgang aus der Höhe, um denen zu leuchten, die in Finsternis und Todesschatten sitzen, um unsere Füße zu richten auf den Weg des Friedens.» Gott kommt auf Besuch! Und dann beschreibt Lukas ganz viele Geschichten, wie der Herr Jesus ganz persönlich zu Menschen auf Besuch geht. Und das Ziel war, um unsere Füße auf den Weg des Friedens zu bringen durch das Friedensopfer.

Das Sündopfer

Das Sündopfer heißt auf Hebräisch «chattath». Das ist das gleiche Wort wie für Sünde. Also bei «chattath» muss man immer vom Zusammenhang her entscheiden, ob es Sünde oder Sündopfer bedeutet. Im Neuen Testament wird es auf griechisch «peri hamartias» genannt, für Sünden. Da muss man dann ergänzen: Opfer für Sünden. In Hebräer 10, 6 oder Römer 8, 3 zum Beispiel, wenn Paulus sagt: «Denn das dem Gesetz Unmögliche, tat Gott, indem er seinen eigenen Sohn in Gleichheit des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend, «peri hamartias», die Sünde im Fleisch verurteilte». Also dieser Ausdruck dort in Römer 8 besagt, dass Gott seinen Sohn als Sündopfer geschickt hat. Ja, das Sündopfer zeigt uns ganz besonders die Verdorbenheit der sündigen Taten. Und dieses unschuldige Opfer, wurde dann durch Handauflegung, indem der Schuldige seine Sünde bekannte, mit diesem identifiziert. Und so wurde das Opfertier für Gott so abscheulich, dass vorgeschrieben wurde, es muss außerhalb des Lagers geopfert werden. (vergleiche 3. Mose 4, 12 und 21.) Also das Sündopfer durfte nicht auf dem Altar, wie das Brand- oder Friedensopfer, dargebracht werden, sondern man musste außerhalb des Lagers, das bedeutet außerhalb des Bezirkes der Stiftshütte und des Bereichs, wo die Israeliten in der Wüste damals lagerten, dieses Opfer darbringen. Bezogen auf Jerusalem später mit dem Tempel hat man das immer so verstanden, dass außerhalb des Lagers, außerhalb des Tempelbezirks und außerhalb der Stadtmauer von Jerusalem bedeute. Die Rabbiner haben Jerusalem bezeichnet als das Lager. Also außerhalb des Lagers war außerhalb der Stadt. Für Gott ist Sünde so schlimm. Und jetzt verstehen wir auch, warum der Herr Jesus außerhalb des Lagers gelitten hat. Er wurde ja im Tempel zum Tode verurteilt, in der königlichen Säulenhalle, wo der Sanhedrin war. Er wurde aus dem Tempel hinausgetan, dann zu Pilatus gebracht und nach der Verurteilung unter Pilatus wurde er außerhalb der Stadt auf Golgatha gekreuzigt. Und so hat der Herr Jesus eben auch das Sündopfer erfüllt, indem er diesen Platz außerhalb des Lagers eingenommen hat.  Hebräer 13, 11-13 nimmt darauf Bezug, dass Sündopfer außerhalb des Lagers geopfert werden müssen und dass der Herr Jesus eben außerhalb des Lagers gestorben ist. Zum Sündopfer ein ganz zentraler Vers, 2. Korinther 5, 21: «Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.» Die Sünde in der Einzahl bedeutet im Neuen Testament sehr oft nicht eine bestimmte Tatsünde, sondern die Sünde als böse Natur im Menschen. Römer 5, 12 lehrt ja, dass seit dem Sündenfall die sündige Natur Adams von Generation zu Generation weitervererbt wird. Und die Sünde spüren wir als Kraft in uns, die uns zum Negativen, zum Bösen drängen will. Böse Gedanken kommen aus dieser Sünde in uns hervor. Und hier wird nun erklärt, dass der Herr Jesus, der Sünde nicht kannte. Er war vollkommener Mensch, aber er hatte diese sündige Natur von Adam nicht. Aber am Kreuz hat Gott den Herrn Jesus so mit uns, mit unserem sündigen Wesen identifiziert, das heißt juristisch so erklärt, als wäre er die Ursache gewesen von all dem Bösen in unserem Leben. So hat Gott ihn zur Sünde gemacht und das ist auch der Grund, warum Gott ihn dann in den Stunden der Finsternis verlassen hat, wo der Herr Jesus geschrien hat: «Eli, Eli, lama sabachthani?». Das ist aramäisch und bedeutet: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» Gott hat ihn verlassen, in dem Moment, wo er der Sündenträger und zur Sünde gemacht wurde. Und Gott hat eine Finsternis über das Land gebracht, nicht, weil Gott in der Finsternis nichts sehen würde. In Psalm 139 steht: «Würde Finsternis um mich herum sein, es wäre für dich wie der helle Tag.» Aber er brachte die Finsternis im Blick auf die Menschen. Nicht wahr, bei einem Unfall, wo jemand stirbt, da ist man sofort mit einer Decke bereit und deckt die Person zu, um sie den Blicken der Schaulustigen zu entziehen. Und Gott hat eine Finsternis gebracht, damit niemand von den Menschen das schmerzentstellte Gesicht des Erlösers sehen könnte, als er zum Sündenträger wurde. Das sollte niemand sehen. Der Herr Jesus zur Sünde gemacht, er wurde das Sündopfer für uns. Nach der Pause werde ich dann kurz erklären, warum man das Sündopfer speziell im Markusevangelium findet und dann gehen wir noch weiter zum Schuldopfer.

Bibelstellen  3. Mose 1, 1-5, 13 und 3. Mose 6, 1-23 und 3. Mose 7, 11-38

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