Einführung: Jerusalem als Symbol von Frieden und Konflikt
Guten Abend, meine Damen und Herren, ich begrüße Sie alle herzlich zu diesem hochaktuellen Thema: Jerusalem – Hindernis auf dem Weg zur Völkerverständigung und zum weltweiten Frieden?
Jerusalem ist eine einzigartige Stadt, keine Stadt gleicht ihr. Sie gehört zu den ältesten Städten der Welt. Ihre Geschichte ist geprägt von Glanz und Herrlichkeit, aber auch von Blut und Tränen – eine Geschichte ohne Parallele.
Auch der Name ist sehr speziell. Auf Hebräisch sagt man „Jeruschalajim“, was dasselbe bedeutet wie Jerusalem. Es heißt so viel wie „Stadt oder Gründung des Friedens“. Doch wir erkennen: Keine andere Stadt der Welt stellt die Frage nach einem Hindernis auf dem Weg zur Völkerverständigung und zum weltweiten Frieden so prägnant wie gerade Jerusalem, die Stadt des Friedens.
Auch die geografische Lage Jerusalems ist einzigartig. Die Stadt befindet sich an einem Knotenpunkt der drei Kontinente Europa, Afrika und Asien. Deshalb versteht man, warum im Prophetenbuch Hesekiel 5,5 geschrieben steht: „So spricht der Herr, der Ewige: Dies ist Jerusalem. Ich habe es mitten unter den Nationen gegründet und Länder um es herum.“
Die jüdische Hauptstadt und ihre historische Bedeutung
Im Jahr 1049 v. Chr., nach strenger biblischer Chronologie, erhob König David, der König Israels, Jerusalem zur Hauptstadt des zwölfstämmigen Volkes. Damals war Jerusalem eine Stadt auf dem Südabhang des Berges Zion. Daher können wir sagen, dass Jerusalem seit über dreitausend Jahren die jüdische Hauptstadt ist.
Heute würde man den Teil Jerusalems, in dem sich der Millo befindet, als Ostjerusalem bezeichnen. Millo bedeutet auf Hebräisch „Aufschüttung“ oder „Auffüllung“. Dieser Ausdruck kommt siebenmal im Alten Testament vor. Die gigantische Steinaufschüttung in Jerusalem geht auf König David zurück. Was man hier sieht, ist allerdings nur die Hälfte, denn die Aufschüttung erstreckt sich noch weiter nach unten. Bisher wurde jedoch nur die obere Hälfte ausgegraben.
Unmittelbar oberhalb dieses Millos, das wir hier sehen, hat ab 2005 eine der führenden Archäologinnen, Eilat Mazar, die Überreste von Davids Palast gefunden. Diese riesigen Steine wirken vielleicht nicht so beeindruckend, wenn man sie isoliert betrachtet. Vergleicht man sie jedoch mit Steinen aus anderen Epochen, erkennt man, dass es sich um Palaststeine von König David handelt.
Sein Sohn, der weise Salomo, baute als Nachfolger auf dem Thron im Jahr 1013 v. Chr. den ersten jüdischen Tempel auf der Berghöhe des Zionshügels. Gemäß dem biblischen Gesetz durfte es nur einen jüdischen Tempel geben, und dieser durfte nur an diesem Ort stehen.
Heute sehen wir den Tempelplatz mit den beiden islamischen Gebäuden, dem Felsendom und der Al-Aqsa-Moschee. An dieser Stelle stand der eine Tempel, der nach der Bibel nur hier gebaut werden durfte. Das jüdische Volk sollte nur einen Tempel besitzen, im Gegensatz zu den anderen Völkern ringsherum, die viele Tempel und viele Götter hatten.
Israel sollte mit diesem einen Tempel an diesem einzigen auserwählten Ort bezeugen, dass es nur einen wahren Gott gibt.
Jesus Christus und die Erfüllung der Prophezeiungen
Jetzt machen wir in der Geschichte einen Sprung von tausend Jahren. Vor zweitausend Jahren wurde Jesus Christus geboren – zwölf Kilometer südlich von Jerusalem, in Bethlehem, das wir im Bild im Vordergrund sehen.
Jesus Christus erfüllte durch sein Kommen damals insgesamt über dreihundert Prophezeiungen aus dem Alten Testament über den Messias. Der Messias im ersten Teil der Bibel, der vor Christus geschrieben wurde, ist der verheißene Erlöser. Die Propheten sagten, dass eines Tages der Erlöser aus dem Volk Israel hervorkommen wird. Er wird auch der Erlöser für alle Völker der Welt sein.
Jesus Christus erfüllte also über dreihundert Prophezeiungen. Er musste zum Beispiel in Bethlehem geboren werden und nicht irgendwo anders. Auch sein Dienst und Auftreten waren bis ins Detail prophezeit, sogar der genaue Zeitpunkt seines Kommens nach Jerusalem. Alles hat sich wortwörtlich erfüllt.
Bleiben wir zunächst bei der Geburt in Bethlehem. Vierzig Tage später musste Maria, wie jede Mutter, die einen Sohn geboren hatte, ein Opfer bringen – ein Entbindungsopfer in Jerusalem. Weil sie so arm war, durfte sie kein Lamm bringen. Hätte sie ein Lamm gebracht, hätte sie in den innersten Vorhof gehen dürfen, zum Altar. Da sie aber so arm war, durfte sie nur das Mindestopfer bringen: zwei Tauben.
Bei diesem Opfer musste man keine Hände auflegen, deshalb musste sie nicht in den innersten Vorhof gehen. Stattdessen wartete sie auf einer Treppe, bis ein Priester die Vollendung des Opfers ankündigte. Heute wissen wir ganz genau, wo sie stand, weil wir alle Tempelgebäude wieder rekonstruieren konnten.
Diese Treppe, die heute zur sogenannten Muslimplattform beim Felsendom hinaufführt, ist exakt die riesige Treppe, die vom Frauenvorhof in den innersten Vorhof führte. Dort oben stand Maria und wartete, bis das Opfer vollendet war.
Zu dieser Gelegenheit, also etwas mehr als einen Monat nach der Geburt, konnten sie noch ein weiteres Gebot erfüllen. Jeder israelitische Knabe, der Erstgeborene in der Familie war, musste ein bestimmtes Entgelt bezahlen. Die Eltern führten das Kind deshalb in dieses Torgebäude. Wir wissen heute genau, welches Gebäude das auf dem Tempelplatz war.
Maria und Joseph traten dort ein (siehe Lukas 2). Dann kam Simeon, ein Priester, nahm das Kind in die Arme und segnete die Eltern. All das geschah hier.
In Jerusalem war Jesus Christus also immer wieder zu sehen. Er hielt auch lange Predigten auf dem Tempelplatz, die im Neuen Testament, in den Evangelien, aufgezeichnet sind.
Am Ende seines Lebens wurde er vor den Sanhedrin geführt, in der königlichen Säulenhalle. Das war der oberste Gerichtshof, der genau auf dem Tempelplatz lokalisiert werden kann. Man sieht dort die El-Aksa-Moschee und den Felsendom.
Dort verurteilte der Hohepriester Caiaphas Jesus Christus zum Tod. Er wurde der römischen Besatzungsmacht übergeben, und die Römer kreuzigten ihn schließlich auf dem Golgatha-Felsen draußen vor dem Gennator im heutigen Ostjerusalem.
Die Bedeutung des Leidens und Sterbens Jesu
Nun, auch das war alles im Alten Testament prophezeit. In Daniel 9,26 heißt es, der Messias werde weggetan werden und nichts haben. Wichtig ist, dass hier nur einfach erklärt wird, dass der Messias sterben wird. Es wird jedoch nicht erklärt, warum er sterben soll und was der tiefere Sinn dahinter ist.
Im Lied am Anfang haben wir gehört, dass man nach dem tieferen Sinn in der Bibel forschen soll. Dieser tiefere Sinn wird in einem anderen alttestamentlichen Kapitel erklärt: Jesaja 53. Dort wird das Leiden und Sterben von Jesus Christus bis in alle Einzelheiten siebenhundert Jahre vor Christus vorausgesagt. Diese Prophezeiung hat sich erfüllt.
Weiter wird in diesem Kapitel erklärt, dass Jesus Christus, der Messias, nicht einfach nur so sterben wird. Er wird sterben für unsere Sünden – der Gerechte für uns Ungerechte – damit er uns zu Gott führt. Er sollte mit fremder Schuld beladen werden, und Gott sollte ihn strafen.
In den drei Stunden der Finsternis ist das geschehen, als er geschrien hat: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Er wurde von Gott verlassen, damit Gott für immer bei uns sei, wenn wir unsere persönliche Schuld Gott im Gebet, verbunden mit echter Reue, bekennen.
Im persönlichen Gebet braucht es keinen Mittler. Wenn wir dieses Opfer des Messias für uns persönlich in Anspruch nehmen, wird es uns zugerechnet, und Gott vergibt uns die ganze Schuld.
Das ist die frohe Botschaft von Jesus Christus, dem Erlöser für Israel und alle Völker.
Die Zerstörung Jerusalems und die Zerstreuung Israels
In Daniel 9,26 heißt es: Der Messias wird weggetan werden und nichts haben. Die Mehrheit seines eigenen Volkes lehnte ihn damals als Messias ab. Im weiteren Verlauf dieses Textes steht auch, welche Folgen dies haben würde: Das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören.
Die Stadt Jerusalem, in der der Messias sterben sollte, würde verwüstet werden – ebenso der Tempel in Jerusalem. Dies ist ein historisches Faktum. Im Jahr 17 nach Christus zerstörten die Römer Jerusalem und den zweiten Tempel. Die Spuren dieser Zerstörung sind bis heute sichtbar.
Damit erfüllte sich auch, was Mose in 3. Mose 26,31 vorausgesagt hatte. Durch ihn spricht Gott: „Und ich werde eure Städte zur Öde machen und euer Heiligtum verwüsten, und ich werde das Land verwüsten, dass eure Feinde, die darin wohnen werden, sich darüber entsetzen sollen.“
Das Land würde zerstört werden, nicht nur Jerusalem und der Tempel. Und genau das geschah. Das sind historische Tatsachen. Ab dem Jahr 17 nach Christus begann ein jahrhundertelanger Prozess, in dem das einst so fruchtbare und wunderschöne Land Israel zu einer Wüste wurde – zu einer Wüste und einem Sumpf.
Die Stelle sagt auch voraus, dass dann andere, feindliche Völker kommen würden, um in diesem Land zu wohnen: „Und ich will das Land verwüsten, dass eure Feinde, die darin wohnen werden, sich darüber entsetzen sollen.“
Weiter heißt es: „Euch aber werde ich unter die Nationen zerstreuen, und ich werde das Schwert hinter euch herziehen, und euer Land wird eine Wüste sein und eure Städte eine Öde.“
Ich lese noch aus 5. Mose 28,64: Der Chasan in der Synagoge – das ist der Mann, der den Bibeltext nicht einfach vorliest, sondern singt. Es ist eine ganz spezielle Art des jüdischen Singens. Und er darf das nur mit gedämpfter Stimme vortragen, weil man weiß, dass sich alles so schrecklich erfüllt hat.
Dort steht: „Und der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde. Und unter jenen Nationen wirst du nicht rasten, und deine Fußsohle wird keine Ruhestätte finden. Und der Herr wird dir daselbst ein zitterndes Herz geben, erlöschende Augen und verschmachtende Seele. Dein Leben wird schwebend vor dir hängen, und du wirst dich fürchten Nacht und Tag und deinem Leben nicht trauen. Am Morgen wirst du sagen: Wäre es doch Abend! Und am Abend wirst du sagen: Wäre es doch Morgen! – wegen der Furcht deines Herzens, womit du dich fürchtest, und wegen des Anblicks deiner Augen, den du erblicken wirst.“
Man könnte meinen, das habe jemand geschrieben, der in einem Konzentrationslager war. Aber nein, das war Mose, der das 1566 vor Christus aufschrieb. Und wir können das im Alten Testament in jeder Bibel nachlesen – ob reformiert oder katholisch, das spielt keine Rolle, es ist die gleiche Bibel.
Das jüdische Volk wurde tatsächlich durch alle Jahrhunderte hindurch gehasst und verfolgt, nicht erst im zwanzigsten Jahrhundert. Es war stets auf der Flucht, von einem Ghetto zum anderen. Insgesamt gibt es eine Blutspur von 13 Millionen Toten unter dem jüdischen Volk vom ersten Jahrhundert bis in unsere Zeit.
Sie wurden wörtlich zerstreut von einem Ende der Erde bis zum anderen. Wenn Jerusalem gewissermaßen der Mittelpunkt ist – der Knotenpunkt der drei Kontinente –, dann ist es für Gott der Mittelpunkt.
Die Juden wurden von Argentinien bis nach China, Thailand und Indonesien zerstreut, von Alaska, Kanada und den USA bis Australien und Neuseeland, sowie von Schweden und Norwegen bis nach Südafrika. Jedes Wort hat sich wörtlich erfüllt. So hat dieses Volk das Land und die Stadt Jerusalem verloren.
Die prophetische Verheissung des Überrests und der Rückkehr
Ein ganz wichtiges „Aber“ muss ich an dieser Stelle anbringen: In Jesaja 6 hat der Prophet, etwa siebenhunderte Jahre vor Christus, vorausgesagt, dass es im Land immer eine Restbevölkerung geben wird. Der Faden mit dem eigenen Land und der eigenen Stadt wird nie völlig abgerissen werden.
In Jesaja 6 geht es darum, dass Gott als Gericht über sein Volk eine geistliche Verblendung bringt, sodass sie den Messias nicht erkennen. Der Prophet fragt daraufhin: „Wie lange, Herr?“ Und Gott antwortet, dass die Verblendung so lange andauern wird, bis die Städte verwüstet sind, ohne Bewohner, die Häuser leer und das Land öde und verwüstet ist. Die Menschen werden weit entfernt sein, und viele verlassene Orte werden mitten im Land liegen.
Diese Verblendung soll andauern, während das Land Israel sich immer mehr von den Juden entvölkert. Immer weniger Juden bleiben, und das Land selbst wird in einem Prozess zunehmend zur Wüste.
Der Text geht weiter und spricht davon, dass noch ein Zehntel übrigbleibt. Wenn 90 Prozent der Juden das Land verloren haben, ist noch ein Zehntel darin, ein Rest. Doch auch dieser Zehntel wird wiederum vertilgt werden, „gleich der Terpbinte und gleich der Eiche“. Wenn diese gefällt sind, bleibt ein Wurzelstock zurück, ein heiliger Same ist sein Wurzelstock.
Das bedeutet: Selbst zehn Prozent sind noch zu viel, es wird weiter zurückgehen. Aber es bleibt ein Überrest, so wie bei einem großen Baum. Die Terpbinte sieht ähnlich aus wie eine Eiche, ist aber keine Eiche. Wenn sie fällt, bleibt ein Wurzelstock zurück, und so bleibt ein Überrest im Land.
Dies sind auch historische Fakten. Das jüdische Volk hatte immer einen Überrest durch alle Jahrhunderte hindurch, bis ins zwanzigste Jahrhundert.
Ganz besonders wichtige Orte dieser zweitausend Jahre jüdischer Präsenz sind Städte in Galiläa, wie Safed und Tiberias am See Genezareth, sowie Jerusalem – übrigens auch Ostjerusalem – und Hebron. Ostjerusalem und Hebron liegen beide im sogenannten besetzten Westjordanland.
Der Faden ist also nie abgebrochen. Niemand könnte sagen: „Was wollen die Juden eigentlich in diesem Land? Das haben sie den Palästinensern weggenommen.“ Nein, sie waren immer da. Zwar wurden die meisten vertrieben, aber ihre Verbindung blieb immer bestehen – so, wie die Prophetie es vorausgesagt hatte.
Die muslimische Eroberung Jerusalems und die religiöse Bedeutung
Und wirklich, im Jahr 638 nach Christus kamen die ersten Muslime nach Jerusalem. Mohammed starb im Jahr 632 auf der arabischen Halbinsel. Seine Nachfolger wollten die Welt erobern und unter den Islam bringen. So wurde in der Folge der gesamte Nahe Osten erobert, ebenso Nordafrika. Das Ziel war die ganze Welt.
Sechs Jahre nach dem Tod Mohammeds erreichten die Muslime Jerusalem, eroberten die Stadt und bauten um das Jahr 682 den Felsendom auf die Bergspitze von Zion. Für Schweizer ist das natürlich nur ein Hügel, aber auf Hebräisch sagt man „Haar“, auch für einen Hügel, und das ist das Wort für Berg.
Doch warum genau an diesem Ort? Dort stand das Allerheiligste des Tempels, schon zu Salomos Zeiten. Dort errichteten sie diese Kuppel über dem Felsen. Jeden Tag wird dort fünfmal „Allahu Akbar“ verkündet. Das heißt nicht „Allah ist groß“, denn das wäre „Allahu Kabir“, sondern „Akbar“ bedeutet „größer“ – größer als der Gott im Judentum und im Christentum.
Darum wurde die Kuppel genau über diesem Felsen gebaut. Man achtete darauf, dass die Kuppel in Jerusalem höher steht als die Kuppel der Grabeskirche über Golgatha, wo Jesus Christus gestorben war. Dies sollte die Überlegenheit über das Christentum dokumentieren.
Wenn man nun sagt, „Aber es ist doch der gleiche Gott“, wie kann man dann „Allahu Akbar“ sagen? Ist es nicht derselbe Gott wie im Christentum und Judentum? Wenn Sie das sagen, dann sollten Sie einmal auf den Tempelberg gehen. Falls Sie mitkommen würden, würde ich Sie vorher unterweisen.
Schauen Sie: Wenn man dort hinaufgeht und die Kontrolle passiert, darf keine Bibel mitgenommen werden. Wenn Sie sagen, Sie hätten ein christliches Liederbuch dabei, wird das nicht erlaubt. Es ist nichts erlaubt! Man darf als Nicht-Muslim nur zu bestimmten Zeiten auf den Tempelberg gehen, aber keine Bibel mitnehmen und auch nicht dort beten.
Sobald jemand eine Gebetshaltung einnimmt, kommen die Muslime sofort und unterbinden das. Wer also glaubt, es sei der gleiche Gott, muss erklären, wie das zusammenpasst.
So ist es ab dem Jahr 638 nach Christus gekommen. Das jüdische Volk, zerstreut in aller Welt, sehnte sich jedoch zurück nach Zion, um eines Tages wieder dorthin zu gehen.
Die jüdische Sehnsucht nach Jerusalem und die biblischen Verheissungen
Jerusalem ist von so großer Bedeutung, dass man sich das kaum vorstellen kann, wenn man Schweizer oder Deutscher ist. Im Psalm 137, im Alten Testament der jüdischen Bibel – das ist dasselbe Alte Testament wie in jeder reformierten oder katholischen Bibel – steht: „Wenn ich dein vergesse, Jerusalem, so versage meine rechte Hand ihren Dienst. Es klebe meine Zunge an meinem Gaumen, so dass ich fast verdurste, wenn ich deiner nicht gedenke, wenn ich Jerusalem nicht erhebe über die höchste meiner Freuden.“
Jeder Jude weiß natürlich, dass eine Hochzeit ein sehr glückliches Fest ist. Dabei besteht die Gefahr, dass man die Freude an der Hochzeit und an seinem Ehepartner höher stellt als Jerusalem. Deshalb ist es üblich, bei jeder Hochzeit an die Zerstörung des Tempels im Jahr 70 zu gedenken. Während der Feierlichkeiten nimmt jemand ein Glas und wirft es zu Boden. Damit wird daran erinnert, dass Jerusalem zerstört wurde und man um diese Stadt trauern muss. Diese Sehnsucht nach Jerusalem ist die größte des jüdischen Volkes.
Im Vergleich dazu findet sich im Koran, dem heiligen Buch der Muslime, das Wort „Jerusalem“ kein einziges Mal. Auch der arabische Ausdruck „Al-Quds“ – die Heilige, wie Jerusalem genannt wird – kommt nicht vor. Ebenso wenig wird „Zion“ erwähnt, der Tempelberg, wo alles begann, mit Jerusalem und dem Palast von König David. Diese Tatsachen sollten auch in der UNO bekannt gemacht werden.
Das jüdische Volk hatte eine klare prophetische Verheißung: Diese Sehnsucht nach Zion hat einen Sinn. Es wird eine Zeit kommen, in der sie aus aller Welt zurückkehren werden. Früher konnte man sich das kaum vorstellen. Wie kann es sein, dass ein ganzes Volk, zerstreut von Argentinien bis Indonesien, von Nordamerika bis Neuseeland und Australien, wieder heimkehrt?
Doch so steht es in der Bibel, im 9. Jahrhundert vor Christus, geschrieben im Buch Amos 9,14: Gott spricht durch den Propheten: „Ich werde das Schicksal meines Volkes Israel wenden. Es wird einmal anders kommen. Wir werden nicht mehr einfach von einem Ghetto zum anderen fliehen müssen, weil alle uns hassen, einfach weil wir Juden sind! Ich werde das Schicksal meines Volkes Israel wenden, und sie werden die verwüsteten Städte aufbauen und bewohnen, Weinberge pflanzen und deren Wein trinken, Plantagen anlegen und deren Frucht essen. Ich werde sie in ihrem Land pflanzen, und sie sollen nicht mehr herausgerissen werden aus ihrem Land, das ich ihnen gegeben habe, spricht der Herr, dein Gott.“
Wir sind heute sehr privilegiert, denn wir leben in der Epoche, in der sich all dies erfüllt hat. Auch in Hesekiel 36,24 findet sich diese Verheißung, die im 6. Jahrhundert vor Christus gegeben wurde: Dass das jüdische Volk heimkehren wird. Noch bemerkenswerter ist, dass diese Prophetie 600 Jahre vor der weltweiten Zerstreuung des jüdischen Volkes gegeben wurde. Hier wird bereits gesagt, dass sie weltweit heimkehren werden.
Das ist Prophetie, wie sie in keiner anderen Religion und in keinem anderen heiligen Buch irgendeiner Religion zu finden ist – nur in der Bibel. Dadurch erkennt man, dass durch die Bibel der ewige Gott spricht, der nicht Raum und Zeit unterworfen ist.
Die moderne Rückkehr und die Gründung des Staates Israel
Und nun, geschichtlich betrachtet, ist es ein Fakt: Ab 1882 begannen Juden in riesigen Einwanderungswellen, in das Land zurückzukehren. Sie fuhren zurück, um sich denen anzuschließen, die die ganze Zeit schon dort geblieben waren.
Das ging so weiter bis 2017. Bis heute sind drei Millionen Juden aus allen fünf Kontinenten und aus circa 130 Ländern zurückgekehrt.
Als die Ersten zurückkehrten, kamen sie in das Osmanische Reich der Türken. Dieses Reich war ein Kalifat, ein islamischer Staat. Heute spricht man oft vom „islamischen Staat“. Damals gab es ihn tatsächlich noch. Wie wir gleich sehen werden, gab es ihn mit einigen Unterbrechungen nicht mehr, aber damals war das Osmanische Reich der Türken eben genau das.
Dann kam der Erste Weltkrieg. Dieses islamische Reich der Türken, das den gesamten Nahen Osten beherrschte, stellte sich auf die Seite Deutschlands. Sie hätten sich auch auf die Seite Englands stellen können, da sie auch Beziehungen zu den Entente-Mächten, so nannte man die Alliierten, hatten. Doch sie entschieden sich für Deutschland.
Daraufhin griffen die Engländer und Franzosen das Osmanische Reich an. Es war ein furchtbarer Krieg, und dieses Osmanische Reich, das man hier auf der Karte sieht, wurde vernichtet. Noch während des Krieges gaben die Engländer die Balfour-Erklärung heraus, die man hier sieht.
Das war ein Versprechen an das jüdische Volk: In der Region Palästina dürfen die Juden wieder einen Staat gründen. Das steht dort ausdrücklich.
Nach dem Krieg gründete man den Völkerbund, den Vorläufer der UNO. Der Völkerbund trat zusammen und erkannte in Sanremo die Balfour-Deklaration als Völkerrecht an.
In diesem Jahr wird das hundertjährige Jubiläum gefeiert. Man sieht es dort oben: 2. November 1917 – Anfang November. 100 Jahre Balfour-Erklärung, das Versprechen, das völkerrechtlich anerkannt wurde, den Juden in Palästina die Gründung eines Staates zu ermöglichen. Damals war das Gebiet Palästina ein großes Gebiet, größer als man landläufig denkt.
Denn hier gehörten nicht nur der Gazastreifen und das Westjordanland dazu, sondern auch ganz Jordanien. Leider steht in der Balfour-Deklaration nicht, wie die Grenzen eines jüdischen Staates innerhalb Palästinas aussehen sollten. Es war einfach eine grundsätzliche Erklärung.
Der Völkerbund beauftragte England damit, für Palästina eine gute völkerrechtliche Lösung zu suchen. England nahm das an und vollzog 1921 die erste Teilung Palästinas.
England übergab dem Emir Abdullah 77 Prozent von Palästina – alles östlich des Jordans wurde abgetrennt und den arabischen Palästinensern gegeben. Auch die Juden nannte man damals Palästinenser. Ein palästinensisches Volk gab es nicht. Diesen Ausdruck kennt man erst seit 1967, nach dem Sechstagekrieg. Aber alles der Reihe nach.
1946 wurde dieser Teil Palästinas unabhängig und nannte sich Jordanien. Es war also ein palästinensischer Staat mit 77 Prozent des ursprünglichen Palästinas.
Nun muss ich noch erklären, was aus den Türken und ihrem Osmanischen Reich geworden ist. Das Osmanische Reich wurde 1922 aufgelöst. Es gibt es nicht mehr.
Die Türken gründeten ein Nachfolgerreich, und zwar 1923 die moderne Türkei. Damals war Mustafa Kemal Atatürk ganz wichtig. Er wollte nicht mehr, dass das Land ein islamisches Reich ist, sondern ein säkulares, modernes Land – die moderne Türkei.
Jetzt versteht man auch, warum es keinen islamischen Staat mehr gab. Das war natürlich nicht zur Freude aller Muslime, was Atatürk gemacht hat. Das verstehen wir.
Und so versteht man besser, was heute mit Erdogan passiert. Aber das ist nicht unser Thema. Nur so am Rande: In Vorlesungen muss man immer auch Querbezüge zu anderen Gebieten herstellen – das gehört dazu.
Der Holocaust und die Gründung Israels durch die UNO
Und dann kam der Zweite Weltkrieg, von 1939 bis 1945. Wieder waren alle fünf Kontinente betroffen. In Europa wurden in dieser Zeit sechs Millionen Juden vernichtet, vergast und erschossen – unfassbar.
Als der Krieg vorbei war und im Frühjahr 1945 bei uns die Kirchenglocken läuteten, wurden die Konzentrationslager geöffnet. Nun standen diese ausgemergelten, ausgehungerten Überlebenden vor einer ungewissen Zukunft. Was sollte aus ihnen werden?
In dieser Zeit wurde der Völkerbund abgeschafft, da er den Zweiten Weltkrieg nicht verhindern konnte. Stattdessen wurde eine neue Organisation gegründet: die UNO. Diese wollte nun einen Schritt vorwärts machen.
Ende November 1947 kam es zu einer UNO-Sitzung, die beschloss, den Juden die Gründung eines eigenen Staates in Palästina zu erlauben. Allerdings sagte die UNO, dass sie nicht das gesamte Gebiet, das noch übrig war, also 23 Prozent, geben würde. Stattdessen erhielten die Juden die blauen Gebiete auf der Karte, da diese damals besonders von Juden besiedelt waren. Dazu gehörten auch die Negev-Wüste, wo ohnehin nur wenige Menschen lebten. Insgesamt wurden 12,6 Prozent des Landes für einen Judenstaat vorgesehen.
Die Mehrheit der zivilisierten Nationen stimmte unter dem Eindruck der Judenvernichtung, des sogenannten Holocaust, für die Schaffung eines Judenstaates. Diese Entscheidung war mutig, obwohl die islamische Welt dagegen protestierte. Es wurde erklärt, dass das nicht akzeptabel sei. Ganz Palästina sei Teil eines Kalifats gewesen, und was einmal unter einem Kalifat, einem islamischen Staat, stand, dürfe niemals von Nicht-Muslimen regiert werden.
Es gehe nicht darum, wie viel Land aufgeteilt werde, sondern darum, dass die Juden überhaupt nichts bekommen dürften und keinen eigenen Staat gründen sollten. Wenn die UNO dies dennoch zulasse, drohten sie, die Juden zu vernichten.
Diese Drohung kam 1947, nur zwei Jahre nachdem die Konzentrationslager in Europa geöffnet worden waren. Der Holocaust an den Juden sollte also fortgesetzt werden.
Der Unabhängigkeitskrieg und die Teilung Jerusalems
Und dann kam der 14. Mai 1948. Ben Gurion, der erste Ministerpräsident von Israel, verkündete an diesem Freitagnachmittag, kurz bevor der Schabbat um sechs Uhr abends begann, den neuen Start über das Radio: „Hier startet Israel. Zweitausend Jahre sind vergangen. Wenn für Gott die Zeit gekommen ist, kann niemand ihm widerstehen.“ So wurde Israel Realität.
Die Engländer zogen an diesem Tag ihre letzten Soldaten und Truppen ab. Während Ben Gurion den Staat ausrief, massierten sich an den vorgesehenen Grenzen neun arabische Armeen, um den totalen Krieg zu beginnen und die Juden auszurotten – alle Juden sollten ins Meer getrieben werden.
In der Nacht vom 14. auf den 15. Mai begann der sogenannte Unabhängigkeitskrieg. Es war ein totaler Krieg. Israel verfügte damals fast über keine schweren Waffen, nur über wertlose Gewehre und kaum Flugzeuge. Demgegenüber standen neun offizielle Armeen mit Luftwaffe und Artillerie: Irak, Jordanien, Syrien, Libanon, Ägypten, Saudi-Arabien, Jemen und weitere Länder eröffneten den Vernichtungskrieg gegen Israel.
Doch nach einem Jahr überlebte Israel und ging sogar als Sieger aus dem Krieg hervor – mit Landgewinn. Damals erfüllte sich, was bereits in der Bibel für diese Zeit vorausgesagt war. In Psalm 83, Vers 4, heißt es über die Feinde Israels rundherum: „Kommt und lasst uns sie vertilgen, dass sie keine Nation mehr seien, dass nicht mehr gedacht werde des Namens Israel.“ Es ist erstaunlich, wie aktuell die Bibel ist – oft sogar aktueller als die Zeitung von morgen.
Im Juli 1949 erzwang die UNO einen Waffenstillstand. Die Folgen des Krieges waren, dass Israel die rötlich markierten Gebiete zu dem blauen Gebiet hinzuerwarb. Diese Linien sind heute als die sogenannten Waffenstillstandslinien von 1947 bekannt. Darüber wurde immer wieder in den Zeitungen berichtet. Nun wissen wir genau, was das bedeutet: Es ist das, was die UNO vorgesehen hatte, plus das im Vernichtungskrieg eroberte Gebiet.
Nun aber etwas Wichtiges: Jordanien konnte mit seinen Verbündeten das grün markierte Gebiet erobern. Die UNO wollte daraus später einen zweiten arabischen Palästinenserstaat gründen. Jordanien jedoch eroberte dieses Gebiet und annektierte es 1950. Sie erklärten: „Das ist jetzt Jordanien, darüber diskutieren wir nicht mehr.“
Der Gazastreifen wurde einfach von Ägypten übernommen. Es gab jedoch Juden in Ostjerusalem, zum Beispiel im jüdischen Viertel der Altstadt. Diese wurden im Krieg getötet oder vertrieben. Ebenso wurden Juden im Westjordanland getötet oder vertrieben. Damit wurde das Westjordanland mit Ostjerusalem „judenrein“ – um einen Ausdruck der Nazis zu verwenden.
Jerusalem wurde durch eine Mauer geteilt, ähnlich wie Berlin. Kein Jude konnte mehr zur Klagemauer in Ostjerusalem gehen, um dort zu beten – bei diesem Überrest des alten Tempels.
Die internationale Statusfrage Jerusalems und der Weg zum Sechstagekrieg
Jetzt muss ich noch etwas ganz Wichtiges erklären. Ich gehe nochmals zurück zu dem zweiten Teilungsplan, den die UNO damals für Palästina beschlossen hat. Im November 1947, also vor 70 Jahren, hat die UNO entschieden, einen jüdischen Staat zu schaffen. Dieses Jahr ist also ein Jubiläumsjahr für Israel, denn es sind 70 Jahre seit dem Teilungsplan vergangen.
Die UNO hatte damals das blaue Gebiet den Juden zugewiesen. Aus dem übrigen Gebiet sollte später ein zweiter palästinensischer Staat entstehen. Jerusalem sollte jedoch eine internationale Stadt werden. Das heißt, sie sollte weder den Juden noch den Arabern gehören, sondern international verwaltet werden. Eine solche internationale Stadt gibt es sonst kaum, das war also eine sehr spezielle Regelung.
Nach 1948 war Jerusalem in Ost- und Westjerusalem geteilt. Ostjerusalem war nicht Teil des jüdischen Staatsgebiets. Das wurde zu einem großen Problem im Unabhängigkeitskrieg 1948, in dem die Araber versuchten, alle Juden zu vernichten. Aus Ostjerusalem konnten sie die Juden vertreiben oder töten, doch die israelische Armee versuchte während des Krieges, durch feindliches Gebiet nach Jerusalem zu gelangen, um die dort eingeschlossenen Menschen mit Nahrung zu versorgen und sie am Leben zu erhalten.
Der Weg nach Jerusalem führte durch ein tiefes Tal, das immer höher in die Berge hinaufführte. Auf den Berghöhen lagen die arabischen Kämpfer, die die Juden, sobald sie mit Lebensmitteln kamen, beschossen. Dabei kamen viele Juden ums Leben. Wenn man heute mit dem Auto oder Bus vom Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv nach Jerusalem fährt, nimmt man die Autobahn Nummer eins und fährt durch dieses Tal. Neben der Straße sind noch heute Fahrzeuge aus dem Krieg sichtbar, die an diesen grausamen Konflikt erinnern.
Nach dem Krieg war Ostjerusalem in der Hand Jordaniens und wurde durch eine Mauer abgetrennt. Die Araber hatten zwar nicht geschafft, die Juden zu vernichten, aber sie wollten es später noch einmal versuchen. In den folgenden Jahren rüsteten die Sowjetunion und die arabischen Staaten mit modernen Waffen auf und schickten Militärberater.
1967 waren die Araber sich sicher, Israel zerstören zu können. Sie waren der Meinung, eine totale Übermacht zu besitzen. So erklärte zum Beispiel Syriens Präsident Nur-Eddin Mustafa al-Ad-Dassi am 22. Mai 1966: „Wir wollen einen totalen Krieg ohne Einschränkungen, einen Krieg, der die zionistische Basis zerstören wird.“
Am 20. Mai 1967, wenige Tage vor dem Sechstagekrieg, sagte Hafiz al-Assad, damals Verteidigungsminister Syriens und später Staatschef: „Unsere Streitkräfte sind nun voll bereit, dem Akt der Befreiung den Anstoß zu geben und die zionistische Anwesenheit im arabischen Heimatland in die Luft zu jagen. Ich als Militär glaube, dass die Zeit gekommen ist, den Vernichtungskrieg zu führen.“
Ein drittes Zitat stammt vom 27. Mai 1967. An diesem Tag verkündete Gamal Abdel Nasser, der damalige arabische Führer und Präsident Ägyptens: „Unser Hauptziel besteht in der Vernichtung Israels.“ Dieses Treffen fand im Hotel Palästin in Alexandria statt. Ich habe dort vor Jahren einmal etwas im Restaurant getrunken. Damals, bei diesem Gedanken, war es ein seltsames Gefühl, denn in diesem Hotel wurde die Vernichtung Israels beschlossen.
Psalm 83, Vers 4 lautet: „Kommt und lasst uns sie vertilgen, dass sie keine Nation mehr seien, dass nicht mehr gedacht wird des Namens Israel.“ Diese Worte spiegeln genau die Sprache von Gamal Abdel Nasser wider.
Israel wusste, dass dieser totale Krieg kurz sein musste, denn sie hatten zu wenig Treibstoff, während die Araber genügend hatten. Deshalb startete Israel am 5. Juni 1967 den Überraschungsangriff. Die israelische Luftwaffe flog im Tiefflug unter den Radaranlagen hindurch nach Ägypten und schoss dort die geparkten Flugzeuge eines nach dem anderen ab.
Innerhalb weniger Stunden war die gesamte ägyptische Luftwaffe, die mehr Flugzeuge hatte als Israel, ausgeschaltet. Dabei starben hundert ägyptische Piloten, doch viele Flugzeuge wurden leer abgeschossen. Dasselbe geschah in Syrien. Auch dort flog die israelische Luftwaffe im Tiefflug unter dem Radar hindurch, schoss die Militärflugzeuge ab und zerstörte Start- und Landebahnen. So hatten Ägypten und Syrien innerhalb von Stunden keine Möglichkeit mehr, mit Flugzeugen zu starten.
Die israelischen Luftwaffenangriffe erstreckten sich auch auf den Irak, wo ebenfalls ein Teil der Luftwaffe zerstört wurde, sowie auf Jordanien. König Hussein warnte: „Wenn du von Jordanien her uns angreifst, wirst du schwere Konsequenzen erleiden.“ Dennoch eröffnete König Hussein die dritte Front und beschoss Israel über die Mauer, die Jerusalem teilte, mit schweren Waffen und Artillerie.
Daraufhin erhielt ein Fallschirmspringertrupp auf dem Skopusberg den Befehl, die Altstadt und den Tempelberg zu erobern. Das geschah am 7. Juni, einem Mittwoch. Der Krieg hatte am Montagmorgen begonnen, und am Mittwoch gelang die Eroberung der Altstadt und des Tempelbergs.
Die Klagemauer ist ein originaler Überrest des einstigen Tempels. Man kann sich kaum vorstellen, wie es damals war, an dem Ort, wo der Tempel stand und wo die Väter gewesen waren. Auf dem Tempelberg sieht man die Eroberer. Dieses Ereignis erfüllt die prophetischen Worte aus Psalm 126. In der Prophetie wird oft etwas Zukünftiges so beschrieben, als ob es gerade geschehe, weil der Prophet es in einer Vision sah.
Psalm 126 beschreibt, wie der Herr das Schicksal Zions wendet. Zions Schicksal ist das des Tempelbergs in Ostjerusalem. Nach fast zweitausend Jahren wurde das Schicksal dieses Berges gewendet. „Da waren wir betrübt, da wurde unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Jubels. Da sagte man unter den Nationen: Der Herr hat Großes getan an ihnen, der Herr hat Großes an uns getan, wir waren fröhlich.“
Die Fallschirmspringer, die als Bodentruppen eingedrungen sind, kamen nicht aus der Luft herab, sondern drangen durch das Stephans-Tor ein. Kurz darauf kamen weitere Truppen nach, darunter Moshe Dayan, der damalige Verteidigungsgeneral, und Rabin, der spätere Ministerpräsident. Sie alle waren bei der großen Parade in Jerusalem dabei.
Nach sechs Tagen war an allen Fronten Ruhe eingekehrt, und die Übermacht der Araber war besiegt. Am Sonntag, dem siebten Tag nach dem Krieg, wurde das Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet.
Es gab auch eine große Parade am Himmel, den Sechstagekrieg betreffend. Vor einigen Tagen war ich am Yom Yerushalayim in Jerusalem, dem jährlichen Gedenktag für Jerusalem. Dort sah man ebenfalls Flüge am Himmel, allerdings nicht so spektakulär wie damals. Es wäre schön gewesen, das noch einmal zu erleben.
Im Sechstagekrieg eroberte Israel die gesamte Sinai-Halbinsel von Ägypten, einschließlich des Gazastreifens, den die Ägypter zu sich zählten. Außerdem eroberte Israel das gesamte Westjordanland mit Ostjerusalem sowie die Golanhöhen von Syrien.
Unglaublich: Auf einen Schlag wurde Israel dreimal so groß wie zuvor. Die Fläche wuchs von etwa 20.000 auf 60.000 Quadratkilometer. Das entspricht ungefähr der Hälfte der Fläche der Schweiz. Die Schweiz ist zwar klein, hat aber viele Viertausender, weil sie ein kleines Land ist. Würde man unser Land ausbreiten, wäre es so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Israel ist also ein sehr kleines Land, etwa halb so groß wie die Schweiz, aber nun dreimal so groß wie vorher.
In diesem Moment, als eine Nation zum zweiten Mal überlebt hatte, bekam die Landeshymne Israels eine ganz neue Bedeutung. Der Text lautet: „Solang im Herzen drin sich eine jüdische Seele noch sehnt und vorwärts hin nach Osten ein Auge nach Zion späht, so lang ist unsere Hoffnung nicht verloren.“ Diese Hoffnung aus zweitausend Jahren war nun erfüllt: ein freies Volk in unserem Land, im Lande Zion und Jerusalem.
Musikalische Darstellung der Geschichte Israels
An dieser Stelle unterbreche ich kurz den Vortrag, um meine Rhapsodie vorzustellen, die ich über die Hatikwa komponiert habe. Sie stellt musikalisch die gesamte Geschichte von zweitausend Jahren dar – von der Zerstörung Jerusalems bis zur Rückkehr und der Staatsgründung als Erfüllung des prophetischen Wortes.
Ich erkläre kurz, damit man versteht, was man hört. Dann sieht man die ganze Geschichte musikalisch vor dem inneren Auge.
Die Rhapsodie beginnt mit den Glocken am Ende des Zweiten Weltkrieges. Es sind die Glocken der Kirchen bei uns, die läuten, und die Konzentrationslager werden geöffnet. Danach erklingt die Frage: „Solang im Herzen drinnen eine jüdische Seele sich noch sehnt nach Zion, solang ist unsere Hoffnung nicht verloren, dass wir wieder ein freies Volk sind in unserem Land, im Lande Zion und Jerusalem.“
Man hört diese Melodie nochmals, danach folgen Variationen, die die gesamten zweitausend Jahre darstellen – bis hin zur Judenvernichtung im Dritten Reich und dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Dabei hat man den Eindruck: Wohin geht die Musik?
Ich komponiere nie atonal. Das wäre aus biblischer Sicht das Überschreiten einer roten Linie. Ebenso ist in der Unterhaltungsmusik der monotone, immer gleiche Grundrhythmus ein Überschreiten dieser roten Linie.
Ich verhülle die Tonart, sodass man nicht mehr genau hört, ob die Musik in D-Moll oder in H-Moll ist, oder wo sie sich befindet. Das soll die Orientierungslosigkeit zeigen, wie sie empfunden wurde, als die Lager geöffnet wurden.
Dann kommt noch einmal das Thema der Hatikwa zurück. Es stellt die Staatsgründung als Erfüllung des prophetischen Wortes dar.
Die Wiedervereinigung Jerusalems und aktuelle Konflikte
Und nun kommen wir zum Schluss. Wir sehen, dass Israel 1967 als Nation überlebte und Jerusalem, diese geteilte Stadt, wiedervereinigt wurde. Die Mauer wurde abgerissen. Heute, wenn man dort spazieren geht, fährt auch die Straßenbahn durch die Stadt. Man würde nicht glauben, dass dort einst eine Mauer stand.
In diesem Jahr feiert man 50 Jahre Wiedervereinigung Jerusalems seit dem Sechstagekrieg. Ich habe gesagt, dass das Jahr am 5. Juni begann, aber die Feier wird erst übernächste Woche stattfinden. Das liegt daran, dass der 5. Juni im jüdischen Kalender ein ganz bestimmter Tag im Monat Iyar ist. Dieser fällt in unserem Kalender umgerechnet dieses Jahr auf übernächste Woche, Ende Mai.
Es geht wirklich um den Sechstagekrieg. Es wird eine große Feier in Jerusalem geben. Sogar Veteranen des Sechstagekrieges werden an der Klagemauer auftreten – historisch pur. Ich meine, diese Menschen leben auch nicht mehr sehr lange.
Psalm 122 sagt prophetisch: „Unsere Füße werden in deinen Toren stehen, Jerusalem, Jerusalem, die du aufgebaut bist als eine fest in sich vereinigte Stadt.“ Warum steht das so in der Bibel? Das Wort im Hebräischen bedeutet „vereinigt“ oder „zusammengefügt“, also zu einer geschlossenen Stadt gemacht. Genau das ist hier geschehen.
Es gibt nur wenige Städte auf der Welt, auf die das zutrifft – Städte, die einmal geteilt waren und dann wieder zusammengefügt wurden. Berlin zum Beispiel, aber eben auch Jerusalem. Die Bibel sagt: eine fest in sich vereinigte Stadt.
Das ist eine große Feier für das jüdische Volk weltweit und für das jüdische Volk in Israel. Aber da wäre nicht die UNO. Die UNO hat sich schon Ende letzten Jahres eingeschaltet. Vielleicht hat man es mitbekommen: Die UNESCO, also die Institution der UNO für Bildung, Kultur und Wissenschaft, hat eine Erklärung herausgegeben.
Darin wird Israels Besatzungsmacht von Ostjerusalem aufgefordert, sich endlich richtig zu benehmen und ganz klar diese islamischen Städte zu akzeptieren. Es wird kein Bezug darauf genommen, dass dort ein jüdischer Tempel war. Die gesamte jüdische Vergangenheit wird geleugnet.
Wenn man von der Wissenschaft herkommt und diese Dinge mit Jerusalem betrachtet, fragt man sich: Was? Die UNO, eine Institution für Kultur und Wissenschaft, begibt sich auf ein solches Niveau? Das ist ja unglaublich. Sie haben ihre Glaubwürdigkeit wirklich preisgegeben.
Vor einigen Tagen, am Yom Ha'atzmaut, dem Unabhängigkeitstag, der an die Staatsgründung Israels erinnert – der nach dem jüdischen Kalender ebenfalls nicht auf den 14. Mai fällt – waren wir gerade dort, als diese Feier stattfand. An diesem Tag kam die UNESCO nochmals mit einer Resolution bezüglich Ostjerusalem.
Der Tempelberg wird darin gar nicht jüdisch anerkannt. Wir haben hier ein Problem: Die Weltgemeinschaft kontra Bibel.
Das ist ganz etwas Gefährliches, denn in der Bibel sagt Gott in Sacharja 2,12 zum jüdischen Volk, dass er es auserwählt hat. Nicht, weil dieses Volk besser wäre als die anderen, sondern weil aus diesem Volk der Erlöser für alle Völker kommen sollte.
Darum hat Gott gesagt: „Wer euch, Israel, antastet, tastet meinen Augapfel an.“ Und ich sage Ihnen: Wenn jemand da hineinfingert, wird er mich nicht ruhig erleben.
Gott sagt: Wer euch antastet, tastet seinen Augapfel an. Immer wenn man Israel angreift, macht man etwas sehr Gefährliches.
Noch etwas: Gott hatte zu Abraham, dem Stammvater Israels, gesagt – in Bezug auf ihn und seine Nachkommenschaft Israel: „Ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen.“ Das kommt automatisch als Segen Gottes.
Nicht, dass man dadurch gerettet wird – das geschieht nur durch Glauben an Jesus Christus, der für unsere Sünden in Jerusalem gestorben ist. Aber einen Segen erhält man, und wer ihn verflucht, den wird Gott verfluchen.
Das hat sich durch die ganze Geschichte hindurch bestätigt. Ich kann Ihnen Beispiele nennen, angefangen vor etwa 3600 Jahren in Ägypten, als die Israeliten versklavt wurden und das ägyptische Reich zusammenbrach.
Weiter geht es mit dem Zusammenbruch des assyrischen Reiches, des babylonischen Reiches, des persischen Reiches, des griechischen Reiches und so weiter.
Bis in die moderne Geschichte: Als die Nazis sechs Millionen Juden angetastet hatten, brach das Nazireich, das eigentlich tausend Jahre hätte dauern sollen, nach nur zwölf Jahren zusammen – mit sechs Millionen Toten, Vermissten und Verwundeten in Deutschland und den von Deutschland besetzten Gebieten.
So eindrücklich: Wer dir flucht, den werde ich verfluchen.
Die Wiederkunft Jesu Christi und das endgültige Gericht
Jesus Christus wird nach der Bibel wiederkommen – ausgerechnet in Jerusalem, und zwar in Ostjerusalem, hier auf dem Ölberg (Sacharja 14,3). Der Herr wird ausziehen und gegen jene Nationen kämpfen, die in der Zukunft noch gegen Israel kommen werden. Seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem gegen Osten liegt.
Wir stehen auf dem Tempelberg und blicken hinüber zum höchsten Punkt des Ölbergs. Nun könnte jemand denken: Jesus Christus wird irgendwann einmal kommen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als Jugendlicher die Bibel studierte. Mit 14 Jahren begann ich, die Bibel intensiv zu lesen. Man sagte mir, ich müsse für die Schule lernen. Das hatte ich bereits getan. Dennoch nahm ich mir Zeit, die Bibel zu studieren, denn das war mir wichtiger als die Schule.
Dabei stieß ich auf Joel 3. Dort hört man die Stimme des Herrn Jesus Christus, des Messias, der sagt: „Denn siehe, in jenen Tagen und zu jener Zeit, wenn ich das Schicksal Judas und Jerusalems wenden werde, dann werde ich alle Nationen versammeln und sie in das Tal Josaphat hinabführen. Dort werde ich mit ihnen rechten über mein Volk und mein Erbteil Israel, welches sie unter die Nationen zerstreut haben, und mein Land haben sie geteilt.“
Wir sagten uns: Das steht ja da. Wenn das Schicksal Judas, des jüdischen Volkes, und der Stadt Jerusalem eine Wende erfährt. Diese Wende begann als ein Prozess im Jahr 1882. Dann kam eine weitere Wende, als der Staat Israel 1948 gegründet wurde. Und 1967 folgte die Wende, als Ostjerusalem, ganz Jerusalem, wieder befreit und vereinigt wurde – bis heute.
Doch hier sagt der Messias: „In jenen Tagen und zu jener Zeit, wenn das geschieht, dass dieses Schicksal gewendet wird, dann werde ich alle Nationen in das Tal Josaphat hinabführen und dort mit ihnen rechten.“ Ja, dann wird er dort sein. Wir befinden uns im Tal Josaphat, das auch Tal Kidron genannt wird, früher auch Tal Chave oder Königsteil. Das ist das Tal Kidron. Dort wird Jesus Christus sein.
Wenn er auf dem Ölberg kommt, muss man nur den Ölberg hinuntergehen, um ihn im Tal Josaphat zu sehen. Dort wird er schließlich alle Völker versammeln und zur Rechenschaft ziehen. Es heißt: „Ich werde dort mit ihnen rechten über mein Volk und mein Erbteil Israel.“ Die Frage wird sein: Was habt ihr mit den Juden gemacht?
Weiter wird ausdrücklich gesagt: „Und mein Land haben sie geteilt.“ Wann wurde das Land geteilt? Die erste Teilung fand 1921 statt, als England mit dem Mandat des Völkerbundes betraut wurde. Die zweite Teilung erfolgte 1947 durch die UNO-Versammlung.
Gott wird die Völker dieser Welt zur Rechenschaft ziehen, wie sie sich zu Israel verhalten haben. Es ist ganz wichtig, dass die Bibel klar macht: Einmal wird jeder Mensch – nicht nur die, die gerade leben, sondern auch die bereits Verstorbenen – vor Jesus Christus, dem Richter, erscheinen und Rechenschaft ablegen müssen.
Die allerwichtigste Frage wird sein: Wie hast du dich dem jüdischen Volk gegenüber verhalten? Noch wichtiger ist die Frage, wie du dich gegenüber Jesus Christus verhalten hast, der aus diesem Volk gekommen ist, um der Retter der Welt zu werden. Hast du ihn als persönlichen Retter angenommen? Bist du mit deiner Schuld zu ihm gekommen, hast sie bereut und den Opfertod von Jesus Christus für dich in Anspruch genommen? Oder bist du gleichgültig mit einem kalten Herzen daran vorbeigegangen?
Das ist die große Frage, und sie wird über unser ewiges Schicksal entscheiden. Die Bibel sagt: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab“ (Johannes 3,16). Nicht nur Israel hat er geliebt, sondern alle Völker.
Gott lädt jeden ein, zu ihm zu kommen. Es heißt weiter: „Damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“ Das ist die gute Nachricht, die wir heute weitergeben können.
Wer seine persönliche Schuld Jesus Christus im Gebet bekennt und dieses Opfer von Golgatha für sich in Anspruch nimmt – weil Gott dort stellvertretend die Strafe getragen hat, die wir verdient hätten: die ewige Strafe im Feuersee –, der erhält Vergebung. Jesus trug diese Strafe in den Stunden der Finsternis, als Gott ihn verließ und er schrie: „Eli, Eli, lama sabachtani?“ – „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Er war verlassen, damit er immer bei uns sein kann.
So wird jeder einmal Rechenschaft über sein Leben und seine Entscheidung ablegen müssen – so oder so. Für Jesus Christus bedeutet das ewiges Leben und ewige Sicherheit. Wer jedoch ohne Entscheidung weitergeht, hat damit schon entschieden – gegen ewiges Verderben und gegen die Gemeinschaft mit Gott.
Jesus Christus wird dann alle Probleme lösen, wenn er wiederkommt. All die Probleme, die wir Menschen nicht lösen konnten, die die EU nicht lösen konnte, die Schweiz nicht, wir nicht, die UNO nicht – er wird sie lösen (Sacharja 14,9). Und der Herr wird König sein über die ganze Erde.
Schlussgebet
Ich möchte zum Schluss noch mit uns beten.
Herr Jesus Christus, danke, dass wir die Bibel haben. Danke, dass wir durch erfüllte Prophetien und durch die Geschichte, die ihre Glaubwürdigkeit zeigt, verstehen dürfen, dass die Bibel Gottes Wort ist.
Danke, Herr Jesus, dass wir in diesem Buch die wunderbare frohe Botschaft finden: dass wir Frieden mit Gott bekommen können.
Und Herr Jesus, ich möchte dich bitten, für jeden, der hier ist und noch nicht sagen kann, dass er Frieden mit Gott durch Jesus Christus hat. Sprich du zu jedem Herzen und lass es nicht zur Ruhe kommen, bis es zur Ruhe kommt in dir.
Danke, dass du heute noch rufst und dass es heute noch möglich ist zu kommen. Vielleicht ist es morgen zu spät. Danke, dass es heute möglich ist, zu kommen und die Vergebung der ganzen Schuld des Lebens in Anspruch zu nehmen sowie die Gabe des ewigen Lebens.
Gepriesen seist du. Amen.