Ich möchte alle ganz herzlich zu diesem Bibelstudientag begrüßen. Heute Morgen haben wir das Thema „Von Ur nach Salem“ vor uns, und wir gehen auf den Spuren Abrahams. Es geht um geistliche Lektionen aus der Geschichte Abrahams, die für uns heute relevant sind.
Nach strenger biblischer Chronologie, die alle Zahlen in der Bibel ernst nimmt und sie in einem geschlossenen System widerspruchsfrei zusammenfügt, kommen wir als Geburtsjahr Abrahams in Ur in Chaldäa auf das Jahr 2111 v. Chr. Er lebte also in den Jahrhunderten gleich nach der Sintflut.
Ich lese aus 1. Mose 11,27: „Und dies sind die Geschlechter Taras. Tara zeugte Abram, Nahor und Haran. Haran zeugte Lot, und Haran starb vor dem Angesicht seines Vaters Tara in dem Land seiner Geburt, zu Ur in Chaldäa.“
Historischer und archäologischer Hintergrund zu Abraham und Ur
Es gab zehn Generationen von Adam bis Noah. Dann kam die Sintflut, und danach geht es weiter mit Noahs Sohn Sem bis Abraham – wieder zehn Generationen.
Man beachte die letzten vier Generationen: Nummer sieben ist Serug, dann Nahor, Terach und Abraham. Zwischendurch machen wir immer ein paar archäologische Streiflichter. Die Namen Serug, Nahor, Terach und Abraham sind typisch für die Zeit um 2000 vor Christus. Das ergibt sich aus den Zeugnissen der altasyrischen und babylonischen Texte, die man ausgegraben hat.
Das ist wichtig, weil in der liberalen Theologie und Bibelkritik oft behauptet wird, dass diese patriarchalen Geschichten reine Erfindungen aus dem ersten Jahrtausend vor Christus seien. Hier muss man sagen: Das waren aber sehr gute Erfinder. Sie wussten noch über tausend Jahre nach den angeblichen Ereignissen genau, welche Namen man wählen musste, damit sie mit der damaligen Zeit übereinstimmen.
Wir haben den Bibeltext gelesen, der von der Stadt Ur in Chaldäa spricht. Chaldäa ist die Bezeichnung für den heutigen Südirak und wird in der Bibel auch genannt, ebenso wie das Land Sinear oder Babylonien. Ur liegt etwa 150 Kilometer westlich von Basra. Im Gegensatz zu Ur bei Haran, das in den Ebla-Tafeln erwähnt wird, handelt es sich hier um Ur in Chaldäa.
Bei den Ausgrabungen in Ur haben zunächst Taylor, von 1854 bis 1855, bedeutende Arbeit geleistet. Später, nach dem Ersten Weltkrieg, gruben Thompson und Hall von 1918 bis 1919 dort. Der berühmteste Ausgräber war dann Sir Leonard Woolley, der zwischen 1922 und 1934, also zwischen den beiden Weltkriegen, sehr umfangreiche Grabungen durchführte. Dadurch wurde uns Ur aus der Bibel durch die Archäologie viel nähergebracht.
Heute wissen wir, dass zur Zeit Abrahams der Euphrat in der Nähe der Stadtmauern vorbeifloss. Der Verlauf des Euphrat hat sich inzwischen deutlich verändert. Dadurch hatte man von Ur aus Zugang zum Meer. Auch die Küstenlinie war damals ganz anders. Von Ur aus gab es einen schnellen und einfachen Zugang zum Meer, was ideal für den Handel war.
Um 2100 vor Christus war Ur die reichste Stadt Mesopotamiens, die reichste Stadt im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris. Es war eine Stadt der Kunsthandwerker und Kaufleute. Die Bewohner verachteten Nomaden, die am Rande der Wüste lebten, zutiefst.
Diese Information ist interessant, weil wir später noch sehen werden, wie Abraham schließlich bereit wurde, eine Art Nomade zu werden. Das war jedoch keineswegs das, was seine Gesellschaft hochachtete.
Hier sehen wir die Zikkurat von Ur. Eine Zikkurat ist ein religiöser Stufenturm zur Verehrung von Göttern der Natur. Die Zikkurat von Ur war nichts anderes als eine Nachbildung des einstigen Turmes von Babel, der jedoch nie vollendet wurde.
Man hat das gesamte Tempelgebiet in Ur, also um diesen Stufenturm herum, freigelegt. Auch Teile der Wohn- und Gewerbeviertel der Stadt wurden ausgegraben. So entdeckte Leonard Woolley auch den Königsfriedhof aus der Zeit Abrahams mit Kunstschätzen aus Gold, Silber, Bronze und Edelsteinen.
Ebenso gehören Tausende von Keilschrifttafeln zu den Fundgegenständen aus Ur. Es handelt sich dabei um Verwaltungsaufzeichnungen, aber auch um literarische Texte. Diese reichen bis in die Zeit des vierten Jahrhunderts vor Christus.
Religiöse und kulturelle Hintergründe Abrahams Herkunft
Hier in Josua 24 haben wir ein Zeugnis aus späteren Jahrhunderten über Vater Abraham. Josua sagte nämlich am Landtag von Sichem im 16. Jahrhundert vor Christus, also einige Jahrhunderte nach Abraham, Folgendes:
So spricht der Herr, der Gott Israels: Eure Väter wohnten vor Alters jenseits des Stroms, Tarah, der Vater Abrahams und der Vater Nahors, und sie dienten anderen Göttern. „Und ich nahm Abraham, euren Vater, von jenseits des Stromes und ließ ihn durch das ganze Land Kanaan wandern, und ich vermehrte seinen Samen und gab ihm Isaak.“
Hier wird uns mitgeteilt, dass Ur in Chalder jenseits des Euphrats lag. Das entspricht heute nicht mehr den geografischen Verhältnissen, denn vom Land Israel oder von der Wüste Sinai aus gesehen, liegt Ur diesseits des Euphrats. Aber wir wissen, wie sich der Verlauf der Kanäle des Euphrats geändert hat, und damals, zur Zeit Abrahams, war Ur tatsächlich jenseits des Euphrats.
Was wir hier weiter erfahren, ist, dass Abraham ein Götzendiener war. Auch Tarah diente anderen Göttern. Das wird auch in Josua 24,14 nochmals bestätigt:
„Und nun fürchtet den Herrn und dient ihm in Vollkommenheit und in Wahrheit und tut die Götter hinweg, welchen eure Väter jenseits des Stromes und in Ägypten gedient haben, und dient dem Herrn. Und wenn es euch übel ist, dem Herrn zu dienen, so erwählt euch heute, wem ihr dienen wollt: den Göttern, welchen eure Väter gedient haben, die jenseits des Stromes wohnten, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt. Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“
Auch hier wird nochmals gesagt, dass die Vorfahren Abraham und Tarah anderen Göttern gedient haben, und zwar den sumerischen Göttern. Denn Ur war damals eine sumerische Stadt. Das bedeutet übrigens nicht, dass Abraham ein Sumerer war, denn seine Familie ist offensichtlich dort eingewandert. Aber die Kultur war sumerisch.
Übrigens finden wir in diesem Text drei Religionen, die ein Problem für Israel waren. Einerseits die sumerische Religion, der Abraham und Tarah gedient hatten. Zweitens die Religion der Ägypter, denen die Nachkommen Abrahams dienten, nachdem Jakob und seine Familie wegen der Hungersnot nach Ägypten gezogen waren. Israel fiel nämlich völlig in den ägyptischen Götzendienst.
Schließlich wird hier noch erwähnt, dass sie sich entscheiden müssen, ob sie den Göttern der Amoriter, in deren Land sie wohnen, dienen wollen. Die Amoriter als Hauptstamm der Kanaaniter stehen für all diese Ureinwohner des Landes Kanaan. Es geht also um die kanaanitische Religion.
Diese drei Religionen waren eine große Gefahr in der Geschichte Israels. Aber hier werden all diese Religionen abgelehnt. Josua sagt: „Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“ Das ist völlig inkompatibel mit den anderen Religionen.
Wir sehen jedoch, dass es für Israel in Zeiten, als sie in den Götzendienst fielen, kein Problem war, sowohl kanaanitischen Göttern zu dienen als auch ägyptischen, wie zum Beispiel dem goldenen Kalb. Es war auch kein Problem, sumerische Götter zu übernehmen. Das ist typisch für falsche Religionen: Sie können beliebig vermischt werden.
Für Buddhisten ist es zum Beispiel kein Problem, auch hinduistische Elemente aufzunehmen, etwa die Thai-Massage. Das ist eine buddhistische Massage, die aber eigentlich aus dem Hinduismus stammt und nach der Ayurveda-Methode der Hinduisten praktiziert wird. Das ist für sie kein Problem.
Man kann Hinduismus und Buddhismus beliebig zusammenmischen und auch andere Religionen noch dazu. Darum trifft man auch Buddhisten, die sagen, Jesus sei ihnen wichtig und sie verehren ihn auch. Nur stellt sich dann die Frage, welcher Jesus gemeint ist. Sicherlich nicht der Jesus, der sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“
Das ist typisch für falsche Religionen: Sie können sich beliebig ändern und mit anderen Religionen vermischen. Der Glaube der Bibel ist hingegen inkompatibel und unvereinbar mit allem anderen. Darum sagt Josua: „Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen.“
Ur war die Stadt des Mondgottes. Der Hauptgott von Ur, obwohl viele Götter verehrt wurden, war der sumerische Mondgott Nanna. Ihm wurden fast alle göttlichen Eigenschaften zugesprochen, wie in Hymnen belegt, die man durch die Archäologie gefunden hat. Dort wird behauptet, Nanna, der Mondgott, habe sich die Stadt Ur als seine Stadt auserwählt.
Die bereits erwähnte ausgegrabene Zikkurat in Ur war eine Zikkurat zu Ehren des Mondgottes. Es handelte sich um einen Stufenturmtempel mit drei Stockwerken, der gewissermaßen ein künstlicher Tempelberg sein sollte, weil die Landschaft im Südirak sehr flach ist. Oben auf dem Tempelberg befand sich dann ein Haus. Das war das Allerheiligste für den Mondgott, der dort als Geist herabkommen sollte – so war es die Vorstellung der Sumerer.
Götzendienst und Abwendung vom Schöpfer
In Römer 1 lesen wir, wie sich die Völker nach der Sintflut vom einen wahren Gott abgewandt haben. Stattdessen begannen sie, die Kräfte in der Natur zu verehren – die Schöpfung anstelle des Schöpfers. In Römer 1,24 heißt es: „Darum hat Gott sie, diese Völker, auch dahingegeben in den Gelüsten ihres Herzens in Unreinigkeit, ihre Leiber untereinander zu schänden, welche die Wahrheit Gottes in die Lüge verwandelt und dem Geschöpf mehr Verehrung und Dienst dargebracht haben als dem Schöpfer, welcher gepriesen ist in Ewigkeit. Amen.“
Hier wird deutlich, dass laut der Bibel die Verehrung der Schöpfung anstatt des Schöpfers Götzendienst ist. Deshalb ist es auch sehr gefährlich, wenn heute oft von der Ehrfurcht vor der Schöpfung gesprochen wird, ohne den Schöpfer auch nur mit einem Wort zu erwähnen. Dann nimmt die Schöpfung den Platz des Schöpfers ein. Wenn ein Biologielehrer interessante Dinge über Tiere und Pflanzen erzählt und sagt, wie wunderbar die Natur eingerichtet ist, dann ist das hundertprozentiger Götzendienst. Denn der Natur werden Eigenschaften zugeschrieben, die nur der Schöpfer besitzt und die allein ihm gebühren.
Ich lese weiter in 1. Mose 11, Vers 29: „Und Abram – Abram war der frühere Name Abrahams, erst später wurde sein Name in Abraham geändert – und Nahor nahmen sich Frauen. Der Name der Frau Abrahams war Sarai, der Name der Frau Nahors Milka, die Tochter Harans, des Vaters der Milka und des Vaters der Jiska.“ Sarai war unfruchtbar; sie hatte kein Kind.
Es ist sehr interessant, dass Mose uns das so aufgeschrieben hat. Wenn man den Hintergrund kennt, nämlich die Lehre der Sumerer, dass Nanna Menschen und Tiere zahlreich macht, folgt daraus, dass Nanna völlig versagt hat, denn Sarai war unfruchtbar. Trotzdem waren Abraham und Sarai Verehrer des Mondgottes. Auch der Name Abram, den er in Ur und Chaldäa trug, ist interessant. Abram heißt „erhabener Vater“: „Ab“ oder „Av“ bedeutet Vater, „Ram“ heißt erhaben. Doch was ist ein erhabener Vater ohne Kinder? Das geht nicht. Später wird der wahre Gott Abraham einen neuen Namen geben. Er heißt dann nicht mehr Abram, sondern Abraham – „Vater einer Menge“. Als solcher wird er schließlich Vater Isaaks und damit Vater des Volkes Israel, einer Nation, die groß werden sollte und die auserwählte Nation Gottes wurde.
Es ist klar, dass der Mond Sarai nicht fruchtbar machen konnte. Mindestens seit der Mondlandung 1969, aber schon früher durch diverse Sonden, ist bekannt, dass der Mond ein toter Stein ist: staubbedeckt und voller Löcher, ein völlig zerschlagenes, zerfurchtes Gesicht. Wie soll so ein toter Stein eine Frau fruchtbar machen?
Dann kam die große Wende. Abrahams Berufung wird in 1. Mose 12, Vers 1 beschrieben: „Der Herr nun hatte zu Abram gesagt.“ Hier sehen wir, dass dieser Satz im Plusquamperfekt übersetzt ist. In manchen Bibelübersetzungen steht „Der Herr sprach zu Abram“, im Hebräischen heißt es „Wajoma Adonai“. Je nach Zusammenhang kann das im Deutschen mit Präteritum („Der Herr sprach“ oder „sagte“) oder mit Plusquamperfekt („hatte gesagt“) übersetzt werden. Es gibt verschiedene Beispiele im Alten Testament, wo diese Verbform, die „Vajigdol“-Form, zwingend mit Vorzeitigkeit übersetzt werden muss. Hier ist das auch der Fall, wie ich gleich zeigen werde.
Mose greift hier zeitlich in 1. Mose 12, Vers 1 nochmals zurück und beschreibt, was der Herr zu Abraham gesagt hatte, als er noch in Ur war, bevor er nach Haran auszog. Nochmals: „Der Herr nun hatte zu Abraham gesagt: ‚Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Haus in das Land, das ich dir zeigen werde. Ich will dich zu einer großen Nation machen, dich segnen, deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen. In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.‘“
Stephanus erklärt die genaue chronologische Abfolge. In seiner Rede vor dem Sanhedrin in der königlichen Säulenhalle des Tempels sagte er Folgendes: Ich lese Apostelgeschichte 7,2-3: „Der Hohepriester aber sprach: ‚Ist denn dieses also?‘ Stephanus aber sprach: ‚Brüder und Väter, hört! Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham, als er in Mesopotamien war, ehe er in Haran wohnte, und sprach zu ihm: Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und komm in das Land, das ich dir zeigen werde.‘“
Hier macht er klar, dass die Berufung aus 1. Mose 12, Vers 1 in Ur stattfand, noch vor seinem Aufenthalt in Haran. Wenn man 1. Mose 11 einfach liest, könnte man leicht zu einer falschen Schlussfolgerung kommen. Doch zum Beispiel hat die Schlacht der Zweitausend das in Vers 1 sehr gut mit Plusquamperfekt übersetzt, und so wird es für den Bibelleser sofort klar.
Ich lese weiter in Apostelgeschichte 7,4: „Da ging er aus dem Land der Kaldäer und wohnte in Haran. Von da übersiedelte er, nachdem sein Vater gestorben war, in dieses Land, in welchem er jetzt wohnt. Er gab ihm kein Erbe darin, auch nicht einen Fußbreit, und er verhieß es ihm zum Besitztum zu geben und seinem Samen nach ihm, als er kein Kind hatte.“
Wir sehen, Abraham wurde ein Nomade im Land der Verheißung. Doch uns fällt noch mehr auf: Stephanus sagt, der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham. In 1. Mose 12 haben wir nur gelesen, dass Gott zu ihm gesprochen hat, aber hier wird klar, dass es nicht nur eine Audition war, dass er die Stimme Gottes hörte, sondern auch eine Vision. Er sah die Herrlichkeit Gottes, der Gott der Herrlichkeit erschien ihm.
Wenn wir an eine andere Erscheinung des Gottes der Herrlichkeit denken, im Zusammenhang mit der Bekehrungsgeschichte von Saulus, der zum Paulus wurde, müssen wir Folgendes beachten: Apostelgeschichte 22,13. Paulus gibt sein Zeugnis und sagt, als er die Christen verfolgte und gegen Damaskus kam, hatte er eine Begegnung mit dem Auferstandenen. Er sagt: „Vom Himmel her kam ein Licht, das den Glanz der Sonne übertraf, welches mich und die mit mir reisten, umstrahlte.“ Paulus erklärt, das war um Mittag, wenn die Sonne besonders stark und intensiv ist, und das in Damaskus. Doch dieser Glanz übertraf den Glanz der Sonne.
Wenn man sich nun vorstellt, das aschfahle Licht des Vollmondes – die Sumer nannten Nanna „die Herrlichkeit des Himmels“ –, was ist das im Vergleich zu diesem Licht, das den Glanz der Mittagssonne übertraf? So erschien der Gott der Herrlichkeit Abraham.
Wir haben bereits in 1. Mose 12, Vers 1 gelesen: „Und der Herr hatte zu Abraham gesagt: Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft.“ Auf Hebräisch steht hier „Lech Lecha“. „Lech“ allein heißt schon „Geh“. Warum „Lech Lecha“? „Lecha“ heißt „für dich“. Das ist eine Ausdrucksweise, die man auch heute noch im modernen Hebräisch benutzt. Man kann „Lech“ sagen, aber auch „Lech Lecha“. Das ist intensiver und bedeutet „Geh in deinem eigenen Interesse.“ Es ist gut für dich, wenn du gehorsam bist.
Daraus lernen wir etwas: Natürlich war es für Abraham schwer, der ein reicher Bürger von Ur war, auszuziehen und ein verachteter Nomade in den Augen der Leute von Ur zu werden. Aber Gott sagt, es ist gut, wenn du gehst. So können wir uns immer wieder sagen: Wenn wir Gottes Gebote befolgen, auch wenn es uns schwerfällt, ist es immer gut für uns – „Lecha“, für dich, in deinem eigenen Interesse.
Weiter haben wir in dieser Berufung gelesen, dass Gott Abraham viele Nachkommen verspricht, nicht nur ein Kind, damit Sarai nicht mehr unfruchtbar ist. Gott sagt in Vers 2: „Ich will dich zu einer großen Nation machen.“ Seine Nachkommenschaft soll nicht nur eine Nation werden, sondern eine große Nation. Und zwar nicht irgendeine große Nation, sondern das auserwählte Volk Gottes, das Volk, das der wahre Gott als sein besonderes Volk bezeichnen sollte.
Noch mehr: In dieser Verheißung erklärt Gott: „Und du sollst ein Segen sein.“ Am Schluss von Vers 3 heißt es: „Und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.“ Damit deutet Gott bereits an, was er später Abraham und den Propheten Israels noch ausführlicher offenbaren wird: Aus diesem auserwählten Volk soll der Messias kommen, der Erlöser und Retter der Welt. Er soll ein Segen sein, nicht nur für Israel, die Nachkommen Abrahams, sondern ein Segen für alle Völker der Welt.
Hier erkennen wir, dass die Erwählung Israels nicht die Verwerfung der anderen Völker bedeutet. Das wird oft falsch verstanden. Ich kenne jemanden, den Vater einer gläubigen Frau in unserer Gemeinde, der richtig zornig wird, wenn man über Israel, das auserwählte Volk, spricht. Er versteht es falsch und meint, Gott lehne alle anderen Völker ab. Das ist aber nicht der Fall.
Gott hat zwar nach der Sintflut und dem Turmbau von Babel und der Sprachenverwirrung die Völker ihre eigenen Wege gehen lassen. Aber in 1. Mose 11 hat Gott 70 Namen aufschreiben lassen, im Zusammenhang mit allen Völkern dieser Welt. 1. Mose 11 kann man als das Missionsdokument Gottes im Alten Testament ansehen. Es zeigt: Obwohl Gott die Völker gehen ließ und sie in der Folge alle falschen Religionen aufbauten, hat er sie nie vergessen.
Darum wird im nächsten Kapitel, Kapitel 12, Israel auserwählt, und die Verheißung gegeben, dass aus diesem Volk der Messias kommen wird als Segen – aber ein Segen für alle Völker. So sehen wir: Die Erwählung Israels ist die Chance für alle anderen Völker der Welt.
Abraham hat das auch verstanden. Der Herr Jesus sagt über zweitausend Jahre später in Johannes 8,56: „Abraham, euer Vater, frohlockte, dass er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich.“ Abraham hat verstanden, dass der Messias kommen wird, und er freute sich darüber.
Im Kern haben wir in 1. Mose 12 bei der Berufung Abrahams und Israels bereits die Botschaft von Johannes 3,16: Dort steht nicht, dass Gott Israel geliebt hat – obwohl das auch stimmt –, sondern: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“ Das war Gottes Plan von Anfang an. Es ist nicht plötzlich ein neuer Plan im Neuen Testament, sondern das Alte Testament bereitet das alles vor: ein Segen für die ganze Welt.
Abraham ist ausgezogen, er war gehorsam. Das wird schön betont in Hebräer 11,8, wo die Glaubenshelden des Alten Testaments behandelt werden: „Durch Glauben war Abraham, als er gerufen wurde, gehorsam auszuziehen an den Ort, den er zum Erbteil empfangen sollte, und er zog aus, ohne zu wissen, wohin er komme.“
Hier lohnt es sich, ein bisschen griechische Grammatik zu lernen. Wir haben vorher schon Hebräisch gelernt, jetzt die Sprache des Neuen Testaments. „Als er gerufen wurde“ ist im Griechischen ein Partizip Präsens, das Hauptverb „er war gehorsam“ ist Aorist-Indikativ.
Die griechische Grammatik funktioniert so: Ein Partizip im Aorist und dann das Hauptverb würde Vorzeitigkeit bedeuten („Nachdem er gerufen worden war, war er gehorsam“). Ein Partizip Futur würde Nachzeitigkeit ausdrücken. Hier steht aber das Partizip Präsens, und das drückt Gleichzeitigkeit aus. Das bedeutet: Abraham wurde gerufen, und da war er auch gehorsam.
Man kann sich gut vorstellen, dass Abraham auch eine Bedenkzeit von sechs Monaten hätte nehmen können: Soll ich wirklich alles verlassen, diesen Luxus, diese Hochkultur von Ur, und gehen? Aber Abraham war wirklich sofort gehorsam. Das ist für Gott sehr schön, wenn wir nicht lange zögern und widerwillig sind, sondern mit Freude auf Gottes Ruf sofort antworten.
Der Auszug aus Ur und die Schwierigkeiten unterwegs
Aber gehen wir zurück zu 1. Mose 11,31. Dort lesen wir genau, wie es vor sich ging, als Abraham auszog.
Tara nahm seinen Sohn Abraham und Lot, den Sohn Harans, seines Sohnes Sohn, sowie Sarah, seine Schwiegertochter, die Frau seines Sohnes Abraham. Sie zogen gemeinsam aus Ur in Chaldea, um in das Land Kanaan zu gehen. Sie kamen bis Haran und wohnten dort. Die Tage Taras waren zweihundertfünf Jahre, und Tara starb in Haran.
Jetzt sehen wir, wer damals die Führung übernahm: Es war nicht Abraham, sondern sein Vater Tara. Das ist eigenartig, nicht wahr? Und ein großes Problem, denn Gott hatte gesagt: „Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Haus.“ Er hätte also seinen Vater Tara verlassen müssen. Aber nein, Tara geht mit, und noch schlimmer, er übernimmt sogar die Führung.
Söhne sollen doch ihre Väter ehren – ja, natürlich. Aber es geht nicht darum, dass Abraham seinen Vater nicht geehrt hätte, wenn er ohne ihn gegangen wäre, denn Gott wollte das so. Abraham war schon längst erwachsen, schon einige Jahrzehnte alt, und da muss man sich schon einmal von zu Hause abgelöst haben.
Es gibt viele erwachsene Söhne, die verheiratet sind und sich nie von zu Hause abgelöst haben. Da erklärt die Mutter, welche Vorhänge man haben muss. Das ist ein Beispiel zum Lachen, aber es gibt auch solche Fälle, die nicht zum Lachen sind. Das ist ein echtes Problem für viele Ehen, dass diese Ablösung nicht geschehen ist. Das ist unbiblisch, denn im Schöpfungsbericht erklärt uns Mose am Schluss von 1. Mose 2: „Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein.“
Gott will, dass diese Ablösung geschieht. Das ist ganz wichtig, damit die neue Familie eine neue Einheit bildet und sich selbständig entwickeln kann. Wenn das nicht vollzogen wird, ist das gegen Gottes Plan. Es gibt so viele Eheprobleme, die gar nicht sein müssten. Es gibt ja schon andere Probleme, zum Beispiel wegen der Zahnbürste, wie sie aufgestellt wird, oder Dinge, die einfach am Boden liegen bleiben. Aber zu diesem Problem muss man nicht noch weitere machen, die gar nicht nötig sind.
Noch ein Problem: Das war Ungehorsam. Abraham war gehorsam, aber gleichzeitig auch ungehorsam, als er Tara mitnahm. Der Bibeltext sagt noch mehr: „Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Haus in das Land, das ich dir zeigen werde.“ Er musste das Vaterhaus verlassen, Tara, aber auch die Verwandtschaft. Wir haben gelesen, dass Lot, sein Neffe, auch mitging. Das hätte nicht so sein dürfen.
Hier sehen wir, wie die Bibel realistisch ist. Sie verherrlicht nicht Menschen, indem sie einfach ausblendet, was nicht so gut war. Das ist typisch für die Geschichten der Völker, ihre Legenden und Mythen von großen Vorfahren: Dort werden nur ihre Vorzüge vorgestellt, aber ihre Verfehlungen und Schwächen nicht. Das ist ein Argument für die Glaubwürdigkeit der Bibel, dass es in ihr ganz anders ist.
Abraham wird so beschrieben, wie er war. Auch König David und Salomo werden so beschrieben. Nichts wird beschönigt. Das spricht für die Wahrheit der Bibel und ist ein deutlicher Kontrast zu den Überlieferungen der Völker rund um Israel und weltweit.
Man kann gehorsam und gleichzeitig auch ungehorsam sein. Aber das hat Folgen. Wenn wir weitergelesen haben, sehen wir, sie wollten an das Ziel, das Land Kanaan, gehen. Aber der Bibeltext sagt in 1. Mose 11,31: „Und sie kamen bis Haran und wohnten dort.“ Sie blieben in Haran, im heutigen Südtürkei, hängen.
Es war naheliegend, dass sie in die Türkei hinaufgingen aus dem Südirak, denn der Weg vom Südirak direkt ins Land Kanaan wäre durch die Wüste gegangen, durch die sogenannte syrische Wüste. Das ist ein sehr gefährlicher Weg, eine tödliche Wüste. So war es üblich im Altertum: Wenn man aus dem Gebiet des Irak in das Gebiet des späteren Landes Israel gehen wollte, machte man den Umweg nach Norden, nämlich über den fruchtbaren Halbmond.
Das fruchtbare Gebiet hat die Form eines Halbmondes, daher der Name „fruchtbarer Halbmond“. Von Ur aus konnte Abraham dem Lauf des Euphrats folgen, wo immer Wasser war, und in die heutige Südtürkei nach Haran. Von dort aus konnte er dann wieder über das fruchtbare Gebiet nach Südwesten hinabsteigen. Aber sie blieben in Haran hängen.
So sehen wir: Ungehorsam führt dazu, dass wir im geistlichen Leben blockiert werden. Es geht nicht mehr weiter. Aber schließlich ging es doch weiter – aber es brauchte viel. Denn in Vers 32 lesen wir: „Und die Tage Taras waren zweihundertfünfundfünfzig Jahre, und Tara starb in Haran.“ Sein Vater musste sterben, und erst dann ging die Reise weiter.
Der Ungehorsam musste in den Tod gehen. Tara wurde 205 Jahre alt, was für die damalige Zeit noch möglich war. Noah wurde ja sehr alt, aber in den zehn Generationen von Sem bis Abraham ging das Alter kontinuierlich zurück. Man kann all diese Zahlen gut in eine negative exponentielle Funktion einzeichnen.
Im Altertum kannte man Exponentialfunktionen nicht – das ist eine Entdeckung der modernen Mathematik der letzten Jahrhunderte. Wenn liberale Theologen sagen, das sei phantasievoll am Schreibtisch aufgeschrieben worden, muss man den Kopf schütteln. Wie hätten sie wissen sollen, wie sie diese Lebensalter darstellen sollten?
Viele biologische Vorgänge können gerade mit Exponentialfunktionen beschrieben werden. Die Tatsache, dass diese Zahlen mit kleinen Abweichungen einer Exponentialfunktion entsprechen, zeigt, dass ein biologischer Prozess vorliegt, der dazu führte, dass das Alter nach der Flut kontinuierlich sank.
Es ging weiter bergab: Nach dem Auszug aus Ägypten, um 1606 v. Chr., schreibt Mose im Psalm 90, dass die Lebenstage siebzig Jahre sind, und wenn es hochkommt, achtzig Jahre. Mose selbst wurde noch 120 Jahre alt. Die Lebenserwartung der Israeliten lag damals bei 70 bis 80 Jahren, was angesichts der Umwelt erstaunlich ist.
Aus den Pharaonenlisten wissen wir, dass die Lebenserwartung in Ägypten damals bei etwa 30 Jahren lag, ähnlich wie heute in der Dritten Welt. Das ist erstaunlich, aber das Alter sank einfach. Heute kann die Grenze von 120 Jahren kaum noch überschritten werden. Dahinter liegt ein biologischer Prozess.
Damals wurde Tara noch 205 Jahre alt, Abraham, die nächste Generation, wurde nur 175 Jahre alt. Wir haben also eine Zwischenstation in Haran, im heutigen Südtürkei. Interessant ist, dass dort der Mondgott speziell verehrt wurde. Mit Haran kamen sie vom Regen in die Traufe – das war nicht Gottes Ziel.
Haran war im Altertum ein Handelszentrum, aber von 1800 bis 800 v. Chr. war dieser Ort verlassen. Das ist interessant, wenn man bedenkt, dass die Abrahamsgeschichte angeblich erst über tausend Jahre später erfunden sein soll. Die Autoren wussten genau, welche Namen für die Zeit um 2000 v. Chr. passten.
So passen die Puzzleteile wunderbar zusammen. Die Bibel behält immer Recht. Wir mussten nie die Bibel revidieren, sondern nur wissenschaftliche Erkenntnisse.
Ab jetzt wurde die Blockade gelöst: Tara ging in den Tod. Das ist eine erste Auferstehungserfahrung im Leben Abrahams. Im Leben Abrahams gibt es drei Auferstehungserfahrungen. Tara starb, und dann begann das Leben mit Gott für Abraham richtig.
Das können wir übertragen: Wenn wir ungehorsam gegenüber Gottes Wort waren, müssen wir erkennen, dass der Ungehorsam in den Tod gehen muss. Wir müssen diesen Ungehorsam Gott bekennen im Gebet nach 1. Johannes 1,9: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“ Dann können wir weitergehen, die Blockade wird gelöst, und wir erleben eine Art Auferstehung, sodass das geistliche Leben wieder richtig weitergeht.
Schließlich kam Abraham ans Ziel, 1. Mose 12,4. Nach strenger biblischer Chronologie war das im Jahr 2036 v. Chr.: „Abram ging hin, wie der Herr zu ihm geredet hatte, und Lot ging mit ihm. Abram war 75 Jahre alt, als er aus Haran zog. Abram nahm Sarai, seine Frau, und Lot, seines Bruders Sohn, und alle ihre Habe, die sie erworben hatten, und die Seelen, die sie in Haran gewonnen hatten, und zogen aus, um in das Land Kanaan zu gehen, und sie kamen in das Land Kanaan.“
Das Ziel war erreicht. Abraham war bereit, die Stadt des Mondgottes und ihren ganzen Luxus aufzugeben. Er kam in das Land.
In Hebräer 11,9 lesen wir: „Durch Glauben hielt er sich im Land der Verheißung wie in einem Fremden auf und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung; denn er erwartete die Stadt, welche Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.“
Abraham wusste um die Stadt im Himmel, die Gott gebaut hatte – das himmlische Jerusalem. Im Alten Testament ist das irdische Jerusalem, das zur Zeit Abrahams Salem hieß, ein Abbild der himmlischen Stadt.
Abraham lebte wie ein Nomade im verheißenden Land. Er wusste, Gott hatte es ihm und seinen Nachkommen verheißen, aber noch nicht so, dass er es konkret in Besitz nehmen sollte. Er wusste, dass er, wenn er von dieser Erde weggeht, in die himmlische Herrlichkeit einziehen wird.
Also tauschte er Ur, einen hoffnungslosen Ruinenort, gegen die Stadt, die heute noch im Himmel steht: das himmlische Jerusalem. Die Beschreibung des neuen Jerusalems in Offenbarung 21, eine symbolische Beschreibung der Gemeinde, gibt uns einen Eindruck von der Herrlichkeit dieser himmlischen Stadt.
Weiter in 1. Mose 12,6: Dort wird die erste Ortschaft erwähnt, die Abraham im verheißenden Land erreichte. „Abraham durchzog das Land bis zum Ort Sichem, bis zur Terebinthe Moreis. Die Kanaaniter waren damals im Land. Der Herr erschien Abraham und sprach: ‚Deinem Samen will ich dieses Land geben.‘ Er baute dort dem Herrn, der ihm erschienen war, einen Altar.“
Wir haben nichts davon gelesen, dass Gott Abraham in Haran erschienen wäre, als das Problem des Ungehorsams bezüglich Tara noch nicht gelöst war. Aber jetzt, wo er das Ziel erreicht hat, erscheint der Herr.
Das heißt, Abraham war gehorsam, und nun konnte er Neues von der Herrlichkeit des Herrn sehen. So wird es auch bei uns sein: Wenn wir gehorsam sind und Ungehorsam aus unserem Leben entfernen, werden wir neue Herrlichkeiten des Herrn beim Lesen der Bibel entdecken.
Gott spricht zu ihm und gibt ihm eine neue Verheißung: Seine Nachkommenschaft soll dieses Land bekommen. Wo gab Gott diese Verheißung? In Sichem.
Sichem ist heute Nablus, die größte Palästinenserstadt im sogenannten besetzten Westjordanland. Die Weltgemeinschaft unter Führung der UNO sagt, die Juden hätten kein Anrecht auf das Westjordanland, schon gar nicht auf Nablus, auf Sichem.
Aber die Bibel erzählt uns einfach, dass Abraham ins verheißene Land kam – und zwar ausgerechnet nach Sichem. Nicht etwa nach Haifa oder Tel Aviv, die etwas gemäßigteres Klima haben, sondern genau nach Sichem. Dort sagt Gott: „Deinem Samen will ich dieses Land geben.“
Wir sehen, die Weltgemeinschaft stellt sich gegen Gottes Wort. Das sind nicht einfach politische Dinge, sondern Weltpolitik, die sich gegen Gottes Autorität auflehnt.
Abraham baut dort dem Herrn, der ihm erschienen war, einen Altar. Ausgerechnet in Nablus errichtet Abraham ein Heiligtum unter freiem Himmel, um Gott zu danken, dass dieses Land seiner Nachkommenschaft zugesagt ist.
Wir springen zeitlich einige Jahrhunderte später, nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten, nach der 40-jährigen Wüstenwanderung und nach der Eroberung Kanaans.
Joshua bringt das Volk Israel nach Sichem, dem heutigen Nablus, und hält dort im Westjordanland den Landtag ab. Er erklärt dem Volk Israel, dass die Verheißung sich erfüllt hat: „Deinem Samen will ich dieses Land geben.“
Er fordert das Volk auf, Gott gehorsam zu sein, denn Gott hat Israel nach dem Auszug aus Ägypten das Gesetz am Sinai gegeben und mit Israel einen Bund geschlossen.
Dieser Bund war zweiseitig, im Gegensatz zum früheren Bund mit Abraham, der nur einseitig bezüglich der Landverheißung war. Beim Bund vom Sinai heißt es: Wenn ihr treu seid, könnt ihr in diesem Land bleiben. Wenn ihr aber von Gott weggeht und sein Wort nicht beachtet, verliert ihr das Land.
Joshua 24,26 berichtet: „Und Joshua schrieb diese Worte in das Buch des Gesetzes Gottes, und er nahm einen großen Stein und richtete ihn dort auf unter der Terebinthe, die beim Heiligtum des Herrn steht. Und Joshua sprach zu dem ganzen Volk: ‚Siehe, dieser Stein soll Zeuge gegen uns sein; denn er hat alle Worte des Herrn gehört, die er mit uns geredet hat. Er soll Zeuge gegen euch sein, damit ihr euren Gott nicht verleugnet.‘“
Dieser große Stein steht als Mahnmal für das Gesetz vom Sinai. Achtung: Wenn ihr nicht gehorsam seid, werdet ihr das Land Israel verlieren.
Dieser Stein wurde beim Heiligtum des Herrn aufgestellt. Was ist das Heiligtum des Herrn? Ein oberflächlicher Bibelleser denkt an die Stiftshütte, das transportable Heiligtum aus der Wüste, aber das stand damals in Silo (Josua 18), nicht in Sichem.
Das Heiligtum des Herrn bei der Terebinthe, die schon in 1. Mose 12 erwähnt wurde, ist der Ort, an dem Abraham den Altar gebaut hatte. Genau dort, in den archäologischen Schichten darüber, stellte Joshua diesen Stein auf.
Dieser Stein wurde bei Ausgrabungen in Sichem im 20. Jahrhundert gefunden. Im Buch der Richter wird dieser Stein nochmals erwähnt, ebenso das Haus Millo, ein späterer Götzentempel, der ebenfalls ausgegraben wurde.
Der Stein steht genau vor dem Haus Millo, und die Steinaufschüttung heißt Millo. Alles passt wunderbar zusammen. Es ist fantastisch, dass dieser Stein in Nablus steht. Wenn die Palästinenser wüssten, was er bedeutet...
Gut, wenn sie es wüssten, könnten sie nicht mehr sagen, die Juden hätten kein Recht auf das Land. Denn dort unten sind die Schichten des Heiligtums Abrahams, und der Bund, den Gott mit Abraham geschlossen hat, war ein Gnadenbund.
Gott hat verheißen, dass die Nachkommenschaft dieses Land ohne Bedingung bekommt. Die Bibel macht klar: Aufgrund des Bundes vom Sinai hat Israel sein Land verloren und war fast 2000 Jahre lang zerstreut.
Aber aufgrund des Abrahambundes erfüllen sich die Verheißungen der Propheten, dass Gott sein Volk unverdienterweise wieder aus allen Völkern sammelt, um sie in ihr Land zurückzubringen (Hesekiel 36,24). Dort heißt es ausdrücklich: „Es ist nicht wegen euch, sondern um meiner Ehre willen bringe ich euch zurück.“
So haben wir hier ein eindrückliches Zeugnis für die Wahrheit des Wortes Gottes in Sichem – wenn die UNO es nur wüsste.
Vor der Pause hatten wir gerade über den Stein in Sichem gesprochen, den Joshua aufgestellt hatte. Hier ein Bild davon, das ich leider nicht weitergeben kann, aber ich habe das Recht, es zu präsentieren.
Das ist der originale Stein Joshuas in Sichem, und gleich darunter sind die Schichten, die in die Zeit Abrahams führen, wo das Heiligtum unter freiem Himmel war, der Altar, an dem Abraham Gott für die Landverheißung dankte.
Hier sehen wir das Westjordanland, das sogenannte besetzte Westjordanland, und man sieht die Stadt Nablus im Norden desselben.
Weiter in 1. Mose 12,8: „Und Abraham brach auf von dort nach dem Bergland ostwärts von Bethel und schlug sein Zelt auf, Bethel gegen Westen und Ai gegen Osten. Er baute dort dem Herrn einen Altar und rief den Namen des Herrn an. Abraham zog weiter, immer weiter ziehend zum Negev.“
Jetzt geht er ins Bergland. Die Berge Israels befinden sich auf einer Kette von Norden nach Süden. Das biblische Israel, wie es im Alten Testament besiedelt war, reichte von Beerscheba bis Dan.
Wenn es um die Berge Israels geht, dann ist das im Wesentlichen das heutige Westjordanland, das in Hesekiel mehr als 20 Mal speziell erwähnt wird.
In einem neuen Buch, das vorhin angekündigt wurde („Wir leben wirklich in der Endzeit“), gibt es einen ausführlichen Teil über die Berge Israels und was Gott prophetisch darüber sagt, gerade im Blick auf das Westjordanland.
Abraham geht also ausgerechnet von Nablus, Sichem, weiter ins Bergland, also ins Westjordanland, und kommt in die Gegend von Bethel und Ai, Städten, die im heutigen Westjordanland liegen. Dort baut er einen zweiten Altar, um Gott zu danken, dass dieses Land seinen Nachkommen gehören soll.
Dann zieht er weiter bis zum Negev, dem Gebiet südlich von Beerscheba.
Bethel heißt auf Hebräisch „Haus Gottes“ und Ai bedeutet „Steinhaufen“ oder „Trümmer“. Abraham baut diesen Altar also im Spannungsfeld zwischen „Haus Gottes“ und „Steinhaufen“.
Daraus können wir etwas Praktisches ableiten: Wenn man heute über Gemeinde nachdenkt, in einer Zeit, in der die Gläubigen weltweit so zerspalten sind und die Einheit der Heiligen kaum noch zu sehen ist, weil so viele Irrtümer in die Christenheit gekommen sind, hat man manchmal Mühe, das Haus Gottes so zu sehen, wie Gott es geplant hat.
Man vergleicht die Situation mit dem, was Menschen daraus gemacht haben, und das gleicht einem Steinhaufen.
Da könnte sich jemand zurückziehen und sagen: „Es geht heute einfach nicht mehr.“ Aber es geht trotzdem. Wir sind in diesem Spannungsfeld: Einerseits Gottes Ratschluss über sein Haus (Bethel), andererseits die entstellte Praxis (Steinhaufen).
Im Spannungsfeld zwischen Bethel und Ai hat Abraham seinen Altar gebaut und Gott angebetet. Anbetung im Spannungsfeld zwischen Bethel und Ai.
Weiter in Vers 10: „Es entstand aber eine Hungersnot im Land, und Abraham zog nach Ägypten hinab, um sich dort aufzuhalten, denn die Hungersnot war schwer im Land.“
Abraham war am richtigen Ort, wo Gott ihn haben wollte. Und es gibt Probleme – enorme Probleme. Ist das möglich? Ja, natürlich. Wenn wir am richtigen Ort sind und den Weg des Herrn gehen, heißt das nicht, dass wir keine Probleme mehr haben.
Paulus sagt in 1. Korinther 16, dass ihm eine große und wirkungsvolle Tür in Ephesus geöffnet wurde, und gleich danach: „Und der Widersacher sind viele.“
Keine Widersprüche, kein Gegensatz. Wir können den Weg des Herrn gehen und erleben, wie er Türen öffnet, und trotzdem sind Hindernisse und Schwierigkeiten da.
Grundsätzlich ist es nicht überraschend, dass eine Hungersnot entstehen kann.
Es kann auch sein, dass Probleme wegen Ungehorsam in unserem Leben entstehen. Darum müssen wir uns immer wieder fragen: Will Gott uns mit einer Schwierigkeit auf etwas aufmerksam machen, das wir nicht ernst genommen haben?
Abraham hätte sich fragen können: Gibt es etwas in meinem Leben, das nicht stimmt?
Ja, natürlich. Die Sache mit Lot wurde nie geregelt. Gott sagte nicht nur: „Geh aus deines Vaters Haus“, sondern auch: „Geh aus deiner Verwandtschaft.“
Vater Tara ist in Haran gestorben, das Problem ist nicht mehr vorhanden, aber Lot ist noch immer bei Abraham, und das war falsch. Gott wollte ihm etwas zeigen.
Wie können wir auf solche Zucht Gottes im Leben reagieren? Wir können uns beugen und die Dinge bereinigen, oder wir können einfach davonlaufen. Abraham ging davon – wörtlich lief er davon – nach Ägypten. Dort wollte Gott ihn nicht haben, sondern im Land Kanaan.
Interessant ist, dass geografisch „hinab“ nach Ägypten auch geistlich einen Abstieg im Leben Abrahams bedeutet.
Weiter ab Vers 11: „Als er nahe daran war, nach Ägypten zu kommen...“
Sie hatten bereits die gefährliche Sinaiwüste durchquert. Die ist sehr gefährlich.
Ich hatte einen Bekannten, einen syrischen Bruder, der in einer drusischen Familie aufwuchs und in Galiläa unter Arabern evangelisierte. Viele kamen durch ihn zum Glauben.
Er war ein einfacher Mann, der nicht viel Bibelwissen hatte, aber das, was er wusste, erzählte er weiter, und viele bekehrten sich.
Ich lernte ihn als alten Mann kennen. In seiner Jugend, bevor er gläubig wurde, wollte er sein Glück in Europa machen. Er ging von Syrien zu Fuß durch Palästina – damals gab es noch keinen Staat Israel, das Land hieß Palästina – und mit einigen Männern durch die Sinaiwüste.
Sie alle starben auf dem Weg, nur Bruder Nofe erreichte Ägypten.
Das illustriert, wie gefährlich die Reise durch die Sinaiwüste war.
In Ägypten traf er auf die alliierten Truppen der Engländer, die ihm sagten, er könne nicht weiterreisen wegen des Weltkriegs. Er machte den Umweg nach Südafrika, verbrachte dort die Regenzeit, kaufte auf dem Markt eine Bibel, bekehrte sich und blieb in Ägypten, wo er Kontakt zu Brüdergemeinden bekam.
Dann ging er zurück und evangelisierte in Galiläa, wo eine schöne arabische Gemeinde entstand.
Diese kleine Geschichte zeigt, wie gefährlich der Weg von Abraham durch die Sinaiwüste war.
Sie waren nahe daran, Ägypten zu erreichen, also dem Nildelta.
Da sprach Abraham zu Sarai, seiner Frau: „Siehe, ich weiß, dass du eine Frau von schönem Ansehen bist. Wenn die Ägypter dich sehen, werden sie sagen: ‚Sie ist seine Frau‘, und sie werden mich erschlagen, aber dich leben lassen. Sage, du seist meine Schwester, damit es mir wohl ergehe um deinetwillen und meine Seele am Leben bleibe.“
Abraham wusste, dass seine Frau schön war. Sie kam gerade ins Land. Abraham war 75 Jahre alt, Sarai war etwa 10 Jahre jünger, also 65.
Sie war so schön, dass Abraham Angst hatte, die Ägypter würden sie wegnehmen.
Sarah muss ein Phänomen in Sachen Schönheit gewesen sein, denn auch die Rabbiner preisen ihre außergewöhnliche Schönheit.
Er sagt: „Ich weiß, dass du eine Frau von schönem Ansehen bist.“
Seine Überlegung: Sarah war tatsächlich seine Halbschwester, wie wir aus anderen Bibelstellen erfahren.
Vor 4000 Jahren war das noch möglich, enge Ehebeziehungen dieser Art waren noch erlaubt.
Nach dem Auszug aus Ägypten um 1606 v. Chr. listete Gott in 3. Mose 18 alle nahen Verwandtschaftsverhältnisse auf, die für eine Ehe verboten sind.
Eine Cousine darf man noch heiraten – auch nach Schweizer Recht ist das erlaubt, allerdings mit einem gewissen Risiko wegen genetischer Schäden. Darum wird heute empfohlen, bei einer Cousinen-Ehe einen Gentest machen zu lassen.
Man muss aber nicht unbedingt die Cousine heiraten; man kann den Genpool durch neue Gene auffrischen.
Sarah war seine Halbschwester, das war also keine Lüge.
Abraham wies sie an, das zu sagen, damit die Leute denken, sie sei nicht seine Ehefrau. So sieht man, man kann mit der Wahrheit lügen.
Das bedeutet nicht, dass wir allen Leuten alles sagen müssen. Das müssen wir nicht und sollen wir auch nicht.
Vor Jahren, als man in der Sowjetunion Bibeln schmuggeln musste, musste man den Zöllnern nicht sagen, was man im Auto hatte. Wenn jemand fragte: „Haben Sie Bibeln?“, dann war es nicht richtig zu lügen, aber man konnte sagen: „Schauen Sie doch nach.“
Das war eine bewusste Aussage, um Menschen in die Irre zu führen. So kann man mit der Wahrheit lügen.
Der Ungehorsam Abrahams, Lot mitzunehmen, führte zu einer neuen Sünde: Er wies seine Frau an zu lügen.
Wie geht es weiter? Vers 14: „Als Abraham in Ägypten ankam, sahen die Ägypter, dass die Frau sehr schön war. Die Fürsten des Pharao sahen sie und priesen sie dem Pharao. Die Frau wurde in das Haus des Pharao geholt. Er tat Abraham Gutes um ihretwillen und gab ihm Kleinvieh, Rinder, Esel, Knechte, Mägde, Eselinnen und Kamele.“
Der liebe Bruder von Sarai bekam riesige Hochzeitsgaben. Die hohen Minister Ägyptens waren beeindruckt von Abrahams Frau.
Interessant ist, dass Sarah im Neuen Testament in 1. Petrus 3 im Zusammenhang mit dem Thema Schmuck der Frauen erwähnt wird.
Dort heißt es: „Der Schmuck der Frau soll nicht äußerlich sein mit Gold und Kleidern, sondern der verborgene Mensch des Herzens.“
Diese Stelle ist kein Verbot von Schmuck, ebenso wie 1. Timotheus 2,8 kein Verbot ist, aber beide stellen den Schmuck an den richtigen Platz.
In jeder Kultur gibt es Maß und Übermaß. In Italien ist es etwas anders als in der Schweiz oder Deutschland, aber überall gibt es Übermaß.
Wenn jemand zu viel Gold und Brillanten trägt, sinkt der Wert der Person – weil man zum Ausdruck bringt, man brauche so viele Brillanten, um den Wert zu steigern. In Wirklichkeit gibt es eine Inflation.
Das wird dort erklärt: Der wahre Schmuck ist der innere Schmuck, und das gibt eine ganz besondere Schönheit. Diese Schönheit kommt auch dann heraus, wenn jemand Gesichtsfehler hat.
Es ist eigenartig, was ein Mensch ausstrahlen kann.
Allerdings gibt es auch Menschen mit einer seltsamen Ausstrahlung: Sie können faszinieren, aber man merkt, dass etwas nicht stimmt.
Der verborgene Mensch des Herzens ist eine Ausstrahlung, die ein Mensch hat, weil er in Gemeinschaft mit dem Herrn lebt, ihn liebt und ihm gehorsam ist. Das wird sichtbar.
Das kann durch Übermaß an Schmuck oder Schminke verdeckt werden.
Es gibt kein biblisches Verbot gegen Schmuck, aber es hilft, ihn an den richtigen Platz zu setzen.
1. Petrus 3 erwähnt gottesfürchtige Frauen wie Sarah, gerade im Zusammenhang mit Schönheit und Schmuck. Sarah war wirklich außergewöhnlich schön.
Noch mit 65 Jahren war sie so schön, dass der König von Ägypten sie heiraten wollte. Später wollte der König von Philistäa sie heiraten – unglaublich!
Nun sind wir durch Abraham plötzlich sehr reich in Ägypten.
Vers 17: „Der Herr schlug den Pharao und sein Haus mit großen Plagen um Sarais willen, der Frau Abrams.“
Eine schreckliche Plage kam über die Königsfamilie Ägyptens. Gott griff ein.
Das war eine Katastrophe gewesen, denn es war seine Verheißung, dass von Abraham und Sarah ein Kind kommen sollte – von dieser unfruchtbaren Frau –, um zu zeigen, dass der Mondgott Nanna nichts ist, aber der wahre Gott Sarah ein Kind geben kann.
Gott wartete bis Sarah 90 Jahre alt war. Hätte sie mit 65 ein Kind bekommen, wäre es nur ein ungewöhnlicher Fall gewesen.
Andere Frauen haben ihre Periode noch mit 50, 55 oder 60. Warum sollte das mit 65 nicht möglich sein?
Aber Gott wartete so lange, bis klar war: Biologisch geht das nicht mehr.
Das Volk Israel sollte ein biologisches Wunder sein. Auch der Leib Abrahams sollte abgestorben sein, wie Römer 4 sagt.
Ein Mann kann länger zeugungsfähig sein als eine Frau gebären kann. Charlie Chaplin wurde mit 80 noch Vater.
Abraham sollte 100 Jahre alt werden, damit klar wurde, es ist ein doppeltes biologisches Wunder: Der Vater konnte nicht mehr, die Mutter konnte nicht mehr, und trotzdem entstand das Volk Israel.
Gott hatte verheißen, über diese Linie sollte der Messias kommen.
Satan wollte mit Ägypten eingreifen und Gottes Plan zerstören.
Darum griff Gott mit den Plagen ein.
Vers 18: „Der Pharao ließ Abram rufen und sprach: ‚Was hast du mir da getan? Warum hast du nicht gesagt, sie ist deine Frau? Warum hast du gesagt, sie ist meine Schwester, so dass ich sie mir zur Frau nahm? Nun sieh, da ist die Frau, nimm sie und geh!‘ Der Pharao entbot ihm Männer, die ihn und seine Frau und alles, was er hatte, geleiteten.“
Ich bin beeindruckt! Schon damals war Ägypten voller tierköpfiger Götter mit Menschenleib. Ägypten war längst im tiefsten Götzendienst nach der Sintflut versunken.
Trotzdem war die Ehre so hoch, dass der Pharao wusste: Wenn das Abrahams Frau ist, kann ich sie nicht heiraten und gibt sie ihm freiwillig zurück.
Ich war auch beeindruckt in Indien: Das Land ist voller falscher Götter und in tiefer Finsternis, die Menschen sind gebunden an die Geisterwelt.
Trotzdem ist es für die Mehrzahl der Hindus ganz klar, dass man als Mann seiner Frau treu bleibt und umgekehrt. Das erwartet man.
Man fragt sich, woher diese Moral kommt, wenn sie im Westen so kaputtgegangen ist.
Das ist beschämend für Europa, das eine christliche Vergangenheit hatte und Gottes Werte für Ehe und Familie kannte. Seit den 68er-Jahren ist vieles kaputt gemacht worden.
Der Ungehorsam Lot mitzunehmen führte dazu, dass Abraham ungehorsam war, nach Ägypten ging und seine Frau zur Lüge anleitete. Schließlich hat er gelogen, denn der Pharao sagt: „Warum hast du gesagt, sie sei meine Schwester?“
Das brachte Schande über Abraham, der als Zeuge Gottes in der Welt war, ein Mann, der den wahren Gott kannte.
Er hatte keinen Missionsauftrag in Ägypten, sondern in Kanaan. Wenn ein Missionar am falschen Ort ist, kann er dort trotzdem Zeugnis sein. Abraham brachte Schande über Gottes Zeugnis.
Jetzt sehen wir die Wiederherstellung: In Kapitel 13,1 heißt es: „Abraham zog herauf aus Ägypten, er und seine Frau und alles, was er hatte, und Lot mit ihm.“
Das ist immer noch nicht geklärt.
Er zog nach Süden, hebräisch „Negev“, die Wüste im Süden. Abraham war sehr reich an Vieh, Silber und Gold.
Warum wird das so betont? Er war doch schon vorher reich, auch in Ur in Chaldea.
Ausgrabungen in Ur durch Leonard Woolley zeigten, dass der Mittelstand dort in Häusern mit etwa zehn Zimmern lebte.
Abraham gehörte nicht zum Mittelstand, sondern zur Oberschicht. Er war schon reich und hatte in Haran noch mehr dazugewonnen.
Nach dem Ägyptenaufenthalt wird gesagt, Abraham war sehr reich, weil er Hochzeitsgeschenke erhalten hatte. Der Pharao gab ihm nur die Frau zurück, aber nicht die Geschenke.
Er war sehr reich an Vieh, Silber und Gold. Er zog von Negev bis Bethel, zu dem Ort, wo sein Zelt am Anfang stand, zwischen Bethel und Ai, zur Stätte des Altars, den er zuvor selbst gemacht hatte, und rief dort den Namen des Herrn an.
Er kehrte an den Ort zurück, von dem er ausgegangen war und abgewichen ist. Das ist bei einer Wiederherstellung wichtig: Wenn ein Gläubiger schwer gefallen ist, bereut er oft zuerst die direkten Umstände und bekennt sie Gott im Gebet.
Das ist aber zu wenig. Man sollte sich überlegen, wo man angefangen hat abzuweichen.
Wenn so etwas wie Ehebruch geschieht, ist das eine Entwicklung, die langsam beginnt. Überzeugungen weichen auf, Gedanken und Blicke gehen voraus.
Man muss zurückgehen, wo es begann.
Erst dann kann man von wirklicher Wiederherstellung sprechen.
Wenn man vom Weg abweicht, ist der Abstand anfangs klein, aber nach Kilometern wird er immer größer.
Wiederherstellung bedeutet, dass man bis zum Anfang zurückgeht.
Abraham baut wieder einen Altar und ruft den Namen des Herrn an. Das ist schön.
In Ägypten wurde kein Altar erwähnt – was auch Bedeutung hat, denn was der Heilige Geist nicht sagt, ist auch wichtig.
Weiter in Vers 5: „Auch Lot, der mit Abram zog, hatte Kleinvieh, Rinder und Zelte. Das Land ertrug es nicht, dass sie zusammen wohnten, denn ihre Habe war groß, und sie konnten nicht zusammen wohnen.“
Es gab Streit zwischen den Hirten von Abrams Vieh und den Hirten von Lots Vieh. Die Kanaaniter und Perisiter wohnten damals im Land.
Jetzt gibt es Streit. Warum? Es gab vorher keinen Streit, obwohl sie schon reich waren.
Abraham war noch reicher, und jetzt entstand das Problem.
Lot war auch ein gläubiger Mann, und zwischen Lots Hirten und Abrahams Hirten gab es Streit.
Das ist eine Schande für Gottes Zeugnis. Sie standen als Zeugen inmitten abgefallener Völker, die sich vom wahren Gott abgewandt hatten und Baal, El, Aschera, Astarte und andere Scheusale verehrten.
Wenn Gottes Zeugen streiten, ist das eine Katastrophe.
Das ist eine Verkettung: Abraham nahm Lot mit, das war falsch. Dadurch ging er nach Ägypten, log, wurde reich und durch den Reichtum entstand Streit.
Die Kanaaniter und Perisiter wohnten damals im Land.
In der bibelkritischen Literatur sagen manche Theologen, das sei ein Fehler im Text.
Das zeigt, dass sie kein geistliches Verständnis haben.
1. Korinther 2,14 sagt: „Der natürliche Mensch nimmt nicht an, was der Geist Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit und kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird.“
Der Geistliche beurteilt alles.
Wir dürfen uns nicht beeindrucken lassen, wenn liberale Theologen über die Bibel urteilen. Sie sind moralische Leichtgewichte und können nicht erklären, was die Bibel wirklich bedeutet.
Selbst für einfache Gläubige ist es naheliegend: Sie streiten, und die Kanaaniter und Perisiter wohnen im Land.
Das Streitgeschehen wird von den Heiden wahrgenommen, auch wenn es keine Zeitungsartikel gibt. Die Ungläubigen schweigen oft, aber sie haben es bemerkt und denken etwas dabei.
1. Mose 13,8: „Da sprach Abram zu Lot: ‚Lass kein Gezänk sein zwischen mir und dir und zwischen meinen Hirten und deinen Hirten; denn wir sind Brüder. Ist nicht das ganze Land vor dir? Trenne dich doch von mir! Willst du zur Linken, so will ich mich zur Rechten wenden; willst du zur Rechten, so will ich mich zur Linken wenden.‘“
Abraham ist bereit, sich von Lot zu trennen. Das hätte er schon längst in Ur in Chaldea tun sollen. Dort hätte er sich verabschieden müssen.
Aber jetzt tut er es wenigstens.
Was können wir daraus ableiten? Das war eine göttliche Trennung.
Es gibt gottgewollte Trennungen.
Die Bibel warnt vor ungöttlichen Trennungen unter Gläubigen. Es gibt viele Gründe für Trennung, die nicht biblisch sind.
Aber es gibt biblische Gründe für Trennung, etwas, das heute kaum noch Thema ist.
Heute spricht man von Allianz, Ökumene und sogar Ökumene der Religionen.
Aber wo hört man heute eine Predigt über Absonderung nach 2. Korinther 7 oder 2. Timotheus 2 oder Hebräer 13? Diese Themen hört man kaum noch.
Dabei gibt es im Neuen Testament klare Belehrungen über Trennung, z. B. 2. Korinther 6.
Dort heißt es, man soll sich von Ungläubigen trennen, wenn man Gemeinde bildet.
Das heißt nicht, dass wir keinen Umgang mit Ungläubigen haben dürfen – wir haben normalen Umgang, auch mit Unzüchtigen (1. Korinther 5).
Aber wenn man mit Ungläubigen zusammen Gemeinde bildet, wie es in der Volkskirche der Fall ist, ist das nicht biblisch.
In 2. Timotheus 2 geht es um Irrlehren, und es wird gesagt, wir sollen uns von ihnen trennen.
Es geht nicht um Details, z. B. unterschiedliche Meinungen über die Bedeutung der Edelsteine in Offenbarung 21.
Das sind keine Trennungsgründe.
Aber bei handfesten Irrlehren, die die Autorität der Bibel in Frage stellen oder die Frage der Errettung verschleiern, oder bei der Person Jesu Christi – ob er ewiger Sohn Gottes ist oder nicht – da gibt es keine Kompromisse.
2. Timotheus 2 sagt klar, dass man sich von solchen Lehren trennen muss.
Hebräer 13 macht deutlich: Wo Christus verworfen ist, muss man sich trennen.
Der Apostel Paulus sagt, Jesus Christus ist hinausgetan worden, hat außerhalb der Tore Jerusalems gelitten, und gläubige Juden durften nicht mehr am Gottesdienst im Tempel teilnehmen. Sie mussten sich trennen.
Das sind klare Stellen über biblische Trennung.
Abraham hat sich getrennt.
Aber er hat ein großes Herz: Er sagt zu seinem Neffen, Lot, du kannst wählen, wohin du gehst.
Das ist beeindruckend. Er macht nicht Streit, sondern trennt sich liebevoll und würdevoll.
Vers 10: „Lot hob seine Augen auf und sah die ganze Ebene des Jordan, die ganz bewässert war, bevor der Herr Sodom und Gomorra zerstörte, gleich dem Garten des Herrn, wie das Land Ägypten bis nach Zoar hin.“
Lot wählte die ganze Ebene des Jordan und zog ostwärts. Sie trennten sich. Abraham wohnte im Land Kanaan, Lot in den Städten der Ebene, schlug Zelte bis nach Sodom auf. Die Leute von Sodom waren böse und große Sünder vor dem Herrn.
Lot schaut auf die fruchtbare Ebene, die Arawah, die bis heute 400 Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Der Jordan fließt ins Tote Meer.
Sodom und Gomorra lagen am Südende des Toten Meeres auf der jordanischen Seite. Es gab fünf Städte: Sodom, Gomorra, Adama, Zeboim und Zoar. Sie lagen an Wadis, die Wasser von den Bergen brachten. So konnte man dort bewässern.
Das Klima war damals milder als heute.
Ich kann mir vorstellen, wie ich mit meiner Frau Miriam eine Bergtour vom Toten Meer über Gedi bis zur Quelle und weiter bis zum Hari Shahi gemacht habe.
400 Meter Höhendifferenz, sehr romantisch, empfehlenswert.
Von oben hat man Blick über das ganze Tote Meer.
Lot sah diese Ebene und dachte: „Das ist wie Ägypten, mit Kanälen und Bewässerung.“
Aber er ging nicht nach Sodom, der schlimmen Stadt, sondern schlug Zelte bis dorthin auf, blieb aber getrennt von Sodom.
Das ist der Anfang einer bösen Familiengeschichte: Lot, Ägypten, Lüge, Reichtum, Streit, und dann geht er nach Sodom statt zurück nach Ur.
In 1. Mose 13,12 heißt es, Lot wohnte „bis nach Sodom“. In 1. Mose 14,12 heißt es schon, er wohnte in Sodom.
In 1. Mose 19,1, als die Engel kommen, geht der Herr nicht zu Lot, sondern nur zu Abraham. Die zwei Engel gehen zu Lot, und es heißt, er saß im Tor von Sodom. Dort waren im Altertum die Gerichte.
Lot wurde Richter, aber man akzeptierte ihn nicht in Sodom. Die bösen Leute von Sodom sagten, dieser Fremde wolle Richter spielen.
Das ist, als käme jemand aus Indien in die Schweiz und wolle Bezirksrichter werden – Neid und Ablehnung wären sicher.
Lot hatte gute Gründe: Er wollte durch sein Richteramt Moral in die Stadt bringen.
Er schaffte es nicht, Sodom wurde zerstört.
Man könnte sagen, es ist falsch, wenn ein Christ in ein solches Amt geht. Man muss sagen, wenn der Herr keinen Auftrag gibt, ist es falsch.
Lot hatte keinen Auftrag in Sodom, er sollte in Ur sein.
Wenn man am falschen Ort Zeuge sein will, ist das gefährlich für sich und die Familie.
In 1. Mose 13,14 spricht der Herr zu Abram, nachdem Lot sich getrennt hatte: „Hebe deine Augen auf und schau von dem Ort, wo du bist, nach Norden, Süden, Osten und Westen; denn das ganze Land, das du siehst, will ich dir und deinem Samen geben auf ewig. Ich will deinen Samen machen wie den Staub der Erde, so dass, wenn jemand den Staub der Erde zählen kann, auch dein Same gezählt wird.“
„Mache dich auf und durchwandle das Land nach seiner Länge und Breite; denn dir will ich es geben.“
Abraham schlug Zelte auf und wohnte unter den Terebinthen Mamres bei Hebron. Dort baute er dem Herrn einen Altar.
Jetzt war er gehorsam, das Problem Lot war gelöst, und der Herr sprach ausführlicher als je zuvor zu ihm.
Er sagt: Schau den ganzen Segen an, schau in alle Himmelsrichtungen, deine Nachkommenschaft wird das Land bekommen.
Darum wandelt Abraham als Nomade im Glauben, denn alles hat der Herr gegeben.
In Hebron baut Abraham den dritten Altar. Es gibt in seinem Leben vier Altäre.
Bei seinem Sohn Isaak gibt es vier Brunnen, und beim Enkel Jakob vier Steine, die wichtige Stationen im Leben der Patriarchen sind.
Jetzt der dritte Altar, in Hebron, der zweitgrößten Palästinenserstadt im besetzten Westjordanland – ausgerechnet dort!
Das sollte Zwangslektüre für alle UNO-Abgeordneten sein.
Hebron heißt auf Hebräisch „Gemeinschaft“. Dort, wo das Problem gelöst ist, beginnt die Gemeinschaft Abrahams mit dem Herrn in neuer Dimension.
Wir haben nicht mehr viel Zeit, darum eine Übersicht:
1. Mose 14: Abraham rettet Lot.
1. Mose 15: Gott bestätigt seinen Bund mit Abraham, den er in 1. Mose 12 in Sichem geschlossen hatte.
1. Mose 16: Abraham heiratet Hagar. Traurig, denn sie warteten Jahre und bekamen kein Kind.
Dann kam Abrahams Idee, Sarahs Idee: Sie sagte, er habe eine ägyptische Magd, Hagar. Nach damaligen Gesetzen konnte die Herrin eine Sklavin heiraten, und das Kind der Sklavin wurde der Herrin zugerechnet.
Das war heidnisches Denken, und Polygamie war von Anfang an gegen Gottes Plan. Gott schuf einen Mann und eine Eva, nicht zwei.
Das gehörte zum Bund mit Adam, den Gott mit der Menschheit machte. Monogamie ist von Anfang an festgeschrieben.
Der Erste, der das durchbrach, war Lamech, ein gottloser Nachkomme Kains.
Jetzt finden wir ein zweites Beispiel: Abraham heiratet Hagar. Gott sprach 13 Jahre lang nicht mehr mit Abraham, keine Kommunikation mehr.
Ich frage mich, woher Abraham eine ägyptische Magd aus Ur in Chaldea hatte. Ach so, die bekam er als Geschenk vom Pharao.
Wäre er nie in Ägypten gewesen, hätte er Hagar nie geheiratet, und Ismael wäre nicht gekommen.
Aus Ismael entstand später der Islam. Arabische Stämme im heutigen Saudi-Arabien gehen auf Ismael zurück.
Aus dieser Linie kam der Islam mit seinem Hass gegen Israel bis heute.
Dieser ganze Konflikt zwischen dem Westen, Israel und der islamischen Welt sind Folgen von Abrahams Ungehorsam vor 4000 Jahren.
1. Mose 17: Gott bestätigt seinen Bund und führt den Beschneidungsbund ein.
Oh, hätten wir mehr Zeit, das wäre ein spannendes Thema, auch politisch aus biblischer Sicht.
Gott bestätigt seinen Bund.
1. Mose 18: Gottes Besuch in Hebron.
1. Mose 19: Gericht über Sodom.
Lot wird gerettet, aber seine Frau kommt um, und die Töchter waren so verdorben, dass sie Inzest mit ihrem betrunkenen Vater begingen.
Daraus entstanden die Stämme Ammon und Moab, später Erzfeinde Israels.
Die Bibel sagt, Lot war ein echter Gläubiger, der tief gesunken ist – Folge von Sodom.
Wenn man dort keinen Auftrag hat, ist Sodom gefährlich, auch für Gläubige.
1. Mose 20: Abraham bei den Philistern.
1. Mose 21: Isaak wird geboren, 25 Jahre später, als biologisch nichts mehr zu erwarten war.
Gott erfüllt seine Verheißung und zeigt, dass Nanna nichts ist, aber der Herr Kinder geben kann, wenn es biologisch nicht mehr geht.
Der Höhepunkt in Abrahams Glaubensleben: Isaac ist da, der ihm die Verheißungen von Land, Volk und Messias begreiflich macht.
Gott fordert Abraham auf, Isaak zu opfern, noch bevor er Nachkommen hatte.
Abraham sattelt frühmorgens sein Tier und reist ins Land Moria.
Das Land Moria ist das Gebiet um den Berg Moria, der spätere Tempelberg, meist Zion genannt.
Heute heißt der Nachbarhügel, der Südwesthügel Jerusalems, Zion, aber das ist eine nachbiblische Bezeichnung.
In der Bibel sind Berg Moria und Berg Zion gleichbedeutend.
Am Südabhang des Berges war die kleine Stadt Salem, wo König Melchisedek residierte.
In 1. Mose 14,18 sehen wir, wie Abraham früher nach Salem kam und Kontakt mit diesem gläubigen König hatte, der den wahren Gott verehrte, obwohl Kananiter.
In Kapitel 22 sagt Gott: „Geh in das Land Moria und opfere deinen Sohn auf einem der Berge, den ich dir zeigen werde.“
Nicht auf dem Berg Moria selbst, sondern auf einem der unbekannteren Berge dort.
Das könnte der Ölberg sein oder der Südwesthügel, später Zion genannt. Dort setzte der Herr später das Abendmahl ein.
1. Mose 22,2: „Nimm deinen Sohn Isaak, deinen einzigen, den du lieb hast, und ziehe hin in das Land Moria und opfere ihn als Brandopfer auf einem der Berge, den ich dir sagen werde.“
Es ist falsch, zu sagen, Isaak sollte auf Moria geopfert werden.
Die islamische Meinung, dass Ismael dort geopfert werden sollte (im Felsendom), ist ebenfalls falsch.
Der Bibeltext sagt: „auf einem der Berge, den ich dir sagen werde.“
Im letzten Moment wurde Isaak verschont. Der Engel des Herrn, der Gesandte des Herrn (Malach Adonai), griff ein.
Malach Adonai bedeutet „Bote des Herrn“ – Gott, der von Gott gesandt ist.
Viele Stellen zeigen, dass der Malach Adonai der Sohn Gottes ist, der Gott offenbart.
Gott kann nur durch den Sohn gesehen werden.
Im Neuen Testament heißt es: „Wer den Sohn hat, hat den Vater.“ Es wird nie gesagt: „Wer den Vater hat, hat den Sohn.“ Gottes Offenbarung geht immer über den Sohn.
So verhinderte der Malach Adonai, dass Isaak geopfert wurde.
Das Opfer Isaaks hätte uns nichts genutzt, denn er war ein Sünder. Ein Sünder kann nicht für Sünder sterben.
Der Malach Adonai, der Sohn Gottes, wurde später Mensch und starb für unsere Sünden als der Vollkommene.
Abraham durfte schließlich ein Widder opfern.
Er gab diesem Ort einen Namen: Adonai-ir-Ej, „Der Herr wird ausersehen“ (1. Mose 22,14).
War es ausersehen? Ja, auf dem Weg fragte Isaak: „Vater?“ Abraham antwortete: „Siehe, das Holz und das Feuer. Wo aber ist das Schaf zum Brandopfer?“
Er sagte: „Gott wird sich ersehen, das Schaf zum Brandopfer, mein Sohn.“
Mose erklärt: „Daher wird heute gesagt: Auf dem Berg des Herrn wird ersehen werden.“
Man wusste, dass auf diesem Berg das wahre Opfer des Messias stattfinden wird.
Wenn jemand fragt, wo Adonai-ir ist, können wir sagen: Der Text macht klar, dass es auf einem der Berge rund um Berg Moria ist.
So ist es geschehen: Der Herr Jesus starb etwa 500 Meter westlich vom Felsendom, dem höchsten Punkt des Moria-Berges, vor den Toren Jerusalems auf Golgatha.
1. Mose 22,18: „In deinem Samen sollen gesegnet werden alle Nationen der Erde.“
Im Singular bedeutet das den Messias, Christus.
Christus sollte kommen, um für unsere Sünden zu sterben.
Der Segen sollte zu allen Völkern der Welt kommen, über die Linie Abraham, Isaak, Jakob, Juda, König David, weiter bis Maria und Jesus Christus.
So wurde es wahr.
Die Bezeichnung des kommenden Erlösers als Segen für die ganze Welt.
Darum gab der Herr Jesus seinen Jüngern den Auftrag, diese frohe Botschaft in Jerusalem, Judäa, Samaria und bis ans Ende der Erde zu verkündigen.
In den letzten 2000 Jahren wurde diese Botschaft auf allen fünf Kontinenten allen Nationen verkündigt.
Überall, wo Menschen sich bekehrten, erfuhren sie den Segen Abrahams.
Auf diesem Berg baute Abraham seinen vierten Altar.
Dort, wo später Golgatha war.
Hebräer 13,12: „Darum hat auch Jesus, damit er durch sein eigenes Blut das Volk heiligte, außerhalb des Tores gelitten.“
Im Leben Abrahams sehen wir diese Verkettung, die uns warnt: Wir dürfen Sünden nicht leicht nehmen, denn sie haben Auswirkungen, auch auf unsere Kinder und Kindeskinder.
Auf der anderen Seite wissen wir, dass der Herr gnädig ist, vergibt und wiederherstellt.
Er führt uns zurück in seine volle Gemeinschaft, so wie Abraham in Hebron in voller Gemeinschaft mit Gott war.
Das ist die wiederherstellende Gnade Gottes, die für uns so wertvoll sein muss wie im Lied „Amazing Grace“ – erstaunliche Gnade.
Aber es hilft uns, die Gnade nicht billig werden zu lassen, sondern zu wissen: Wir können mit der Sünde nicht spielen, denn sie hat Auswirkungen.
Die ganze Welt spürt die Auswirkungen aus dem Leben Abrahams.
So können wir viele Lektionen lernen – von Ur bis Salem.
