Begrüßung und Einführung in das Thema
Ich möchte alle herzlich begrüßen, die heute Nachmittag neu zu uns gestoßen sind. Hand Ali ist platt überkomm, Hand hoch Ali Hans.
Das Thema heute Nachmittag ist das fünfte Buch Mose, das Buch Deuteronomium. Wir haben nun alle Bücher Mose in der Übersicht durchgearbeitet, wenn der Nachmittag vorbei ist. Zunächst beginnen wir nochmals mit einer Übersicht über die Abfolge der ersten fünf Bücher der Bibel.
Wir haben an den vergangenen Bibelstudientagen gesehen, dass es eine innere Logik in der Unterteilung der Schriften Moses in fünf Bücher gibt. Das erste Buch Mose zeigt uns mit der Beschreibung des Sündenfalls, der die von Gott vollkommen erschaffene Natur beschreibt, die Verdorbenheit des Menschen durch die Sünde.
Der Mensch hat alles, was Gott sehr gut gemacht hat, zerstört und verdorben. Das ist die große Botschaft des ersten Buchs Mose. Das zweite Buch Mose zeigt den Ausweg aus der Not. Es beschreibt den Auszug aus Ägypten und die Erlösung durch das Blut des Lammes, durch das Blut des Passalammes.
Gott zeigt, wie der Mensch aus der Not der Sünde und des Todes auf der Grundlage eines Stellvertreters Befreiung erfahren kann. Das zweite Buch Mose führt ein Volk in die Gemeinschaft zurück zu Gott. Es endet mit dem Haus Gottes, der Stiftshütte.
So wie der Mensch im ersten Buch Mose aus der Gemeinschaft im Garten Eden entfremdet wurde, so findet er im zweiten Buch Mose zurück. Daran schließt das dritte Buch an. Es geht dort um die Gemeinschaft mit dem heiligen Gott in der Anbetung.
Das vierte Buch Mose beschreibt ausführlich die Wüstenwanderung Israels. Dabei geht es darum, wie ein erlöstes Volk durch eine Welt von Schwierigkeiten, Anfechtungen und Nöten hindurchgehen muss.
Das fünfte Buch Mose enthält die Belehrung über Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes. Im vierten Buch Mose wird viel über Ungehorsam gesprochen, und es werden viele traurige Geschichten erzählt. Das fünfte Buch Mose zeigt nun, dass der Mensch, wenn er wirklich treu in den Wegen Gottes geht, im Gehorsam gegenüber Gottes Wort auch Gottes Segen erfahren kann.
Neutestamentlich könnte man das fünfte Buch Mose mit Johannes 14,21.23 überschreiben. Jesus sagt: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, der ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbar machen.“
Weiter heißt es: „Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.“
Ort, Datum und Autorschaft des fünften Buches Mose
Einige Bemerkungen über Ort, Datum und Autorschaft.
Heute haben wir uns mit Bibelauslegung beschäftigt und gesehen, wie wichtig es ist, sich beim Lesen eines Bibelbuches folgende Fragen zu stellen: Wo wurde das Buch geschrieben? Zu welcher Zeit? Wer hat es verfasst?
Die Antworten finden wir im Buch selbst. Dort begegnen wir dem Volk Israel am Ende der vierzigjährigen Wüstenwanderung. Mose hielt gerade am Eingang zum verheißenden Land acht Abschiedsreden.
Der Ort ist also die Arawah. In vielen Übersetzungen heißt es „in der Ebene“, aber es handelt sich nicht um irgendeine Ebene. Das hebräische Wort Arawah bezeichnet die Tiefebene der Jordansenke. Diese ist der tiefste Punkt der Erde, etwa 400 Meter unter dem Meeresspiegel – also eine ganz besondere Ebene.
In der Arawah, jenseits des Jordans, also im heutigen Jordanien, gegenüber von Jericho im Land Moab, hielt Mose am Eingang zum verheißenden Land diese acht Abschiedsreden.
Ich lese aus 5. Mose 1,1: „Dies sind die Worte, welche Mose zu ganz Israel geredet hat, jenseits – oder je nach Übersetzung – des Jordan, in der Wüste, in der Ebene, das heißt in der Arawah, Suf gegenüber, zwischen Paran und Tophel und Laban und Hazeroth und die Sahaw.“
Und in Vers 3 heißt es: „Und es geschah im vierzigsten Jahr, im elften Monat, am ersten des Monats, da redete Mose zu den Kindern Israel, nach allem, was der Herr ihm an sie geboten hatte.“
Wir können das Geschehen also genau datieren: erster Tag, elfter Monat, vierzigstes Jahr.
Wer ist der Autor? Die Reden wurden von Mose gehalten. Doch auch die Verfasserschaft wird im Buch selbst erwähnt. So heißt es in 5. Mose 31,24: „Und es geschah, als Mose geendet hatte, die Worte dieses Gesetzes in ein Buch zu schreiben bis zu ihrem Schluss, da gebot Mose den Leviten, welche die Lade des Bundes des Herrn trugen, und sprach: Nehmt dieses Buch des Gesetzes und legt es zur Seite der Lade des Bundes des Herrn, eures Gottes!“
Diese Stelle macht deutlich, dass Mose auch dieses Buch verfasst hat.
Das Kapitel 34 beschreibt den Tod Moses. Hier müssen wir nicht annehmen, dass Mose auch dieses Kapitel geschrieben hat. Nach rabbinischer Überlieferung war es Josua.
Die 33 Kapitel davor stammen jedoch von Mose selbst. Das ist wichtig, denn die liberale Theologie leugnet die Autorschaft der fünf Bücher Mose. Sie spricht Mose diese zu und datiert sie um viele Jahrhunderte später.
Das fünfte Buch Mose wird beispielsweise auf das Jahr 621 v. Chr. datiert, also als eine Fälschung aus der Zeit des Königs Josia. Damals wurde das Buch im Tempel entdeckt. Die liberale Theologie behauptet in völliger Frechheit, es sei keine Entdeckung gewesen, sondern das Buch sei in dieser Zeit unter dem Namen Moses als Fälschung herausgegeben worden.
Im Neuen Testament hingegen werden die fünf Bücher Mose immer wieder zitiert und eindeutig Mose selbst zugeschrieben.
Titel und Struktur des fünften Buches Mose
Nun wenden wir uns den Besonderheiten des fünften Buchs Mose zu. Im Hebräischen heißt es nicht einfach „fünftes Buch Mose“. Diese Bezeichnung ist eine spätere Erfindung und nicht besonders sinnvoll, wenn man die Bücher nur durchnummeriert.
Im Judentum haben alle Bücher Mose einen Titel, der aus den ersten Versen des Textes stammt. Hier, ganz am Anfang in Vers 1, steht „Elle hadwarim“, was „Dies sind die Worte“ bedeutet. Deshalb wird das Buch kurz „Hadwarim“, also „Die Worte“, genannt. Wenn man den längeren Titel verwenden möchte, sagt man „Elle Hadwarim“, also „Dies sind die Worte“.
Ich habe bereits erwähnt, dass es in diesem Buch um acht Reden geht, die Mose hält. Es handelt sich um Belehrungen über den Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes. Das Wort Gottes steht also im Mittelpunkt, und der Titel „Hadwarim“ passt wunderbar – es ist wirklich das Buch des Gehorsams.
In der ältesten griechischen Übersetzung der Bibel, der Septuaginta, die um 280 v. Chr. in Alexandria von Juden angefertigt wurde, wurde der Titel mit „Deuteronomion“ übersetzt. Das bedeutet auf Griechisch „Wiederholung“ oder auch „Kopie“. Dieser Begriff stammt aus 5. Mose 17,18, wo gesagt wird, dass ein König, wenn er einmal herrschen wird, eine Kopie dieses Buches anfertigen und täglich daraus lesen soll. Das Wort „Kopie“ wurde dort mit „Deuteronomion“ übersetzt.
Der Titel ist gar nicht schlecht, denn Mose wiederholt am Ende der Wüstenwanderung nochmals all die Gesetze, die Gott Israel in der Wüste gegeben hat. Er stellt sie Israel also nochmals ganz neu vor. Wichtig ist dabei, dass es keine bloße Wiederholung ist, sondern dass die Gebote aus der Situation der Wüste auf die neue Situation im Land übertragen werden.
Dieser Wechsel von einem Volk in der Wüste zu einem Volk, das ins verheißene Land einzieht, war ein kritischer Moment, wie wir noch sehen werden. Es galt zu wissen, wie man die Dinge, die man in der Wüste gewohnt war, nun im verheißene Land ausführen soll. Es geht also um eine Auslegung des Gesetzes durch Mose.
Ein wichtiges Wort finden wir in 5. Mose 1,5: „Diesseits“ oder auch „jenseits des Jordan“, im Land Moab, fing Mose an, dieses Gesetz auszulegen, indem er sprach. Das Wort „auslegen“ bedeutet hier erklären. Das fünfte Buch Mose legt also die früheren Gesetze aus 2. Mose bis 4. Mose aus.
Das fünfte Buch Mose spricht an verschiedenen Stellen über sich selbst. In Kapitel 17,18 finden wir das Königsgesetz. In Vers 14 heißt es: „Wenn du in das Land kommst, das der Herr, dein Gott, dir gibt, und es besitzt und darin wohnst, und sagst: Ich will einen König über mich setzen, gleich allen Nationen, die ringsum sind.“
Das nimmt die Geschichte aus dem ersten Buch Samuel um Jahrhunderte vorweg. Denn Jahrhunderte später kam dann dieser Wunsch tatsächlich auf. Hier wird bereits geregelt, wie das gehen soll und was der König alles tun soll.
In Vers 18 heißt es weiter: „Es soll geschehen, wenn er auf dem Thron seines Königreichs sitzt, so soll er sich eine Abschrift dieses Gesetzes in ein Buch schreiben, aus dem, was vor den Priestern, den Leviten, liegt. Und es soll bei ihm sein, und er soll alle Tage seines Lebens darin lesen, damit er den Herrn, seinen Gott, fürchten lernt, um alle Worte dieses Gesetzes und diese Satzungen zu beobachten und zu tun.“
Tägliches Bibellesen wurde hier vom König verlangt, er sollte täglich im fünften Buch Mose lesen, eben in dem Buch des Gehorsams.
Weiter in 31,24 wird erklärt, dass Mose alles bis zum Schluss, also bis Kapitel 33, in ein Buch geschrieben hat. Dann wird in Vers 26 gesagt, dass dieses Buch neben die Bundeslade gelegt werden soll.
In 28,58 heißt es: „Wenn du nicht darauf achtest, alle Worte dieses Gesetzes zu tun, die in diesem Buch geschrieben sind, und diesen herrlichen und furchtbaren Namen des Herrn, deines Gottes, fürchtest, so wird der Herr deine Plagen und die Plagen deiner Nachkommenschaft außergewöhnlich machen.“
Das fünfte Buch Mose wird hier also nochmals ausdrücklich erwähnt.
Weiter in 29,26 lese ich ab Vers 24: „Ihr kommt in das Land, aber wenn ihr ungehorsam seid, wird der Herr euch aus diesem Land wieder hinauswerfen. Dann werden die anderen Völker sich fragen, warum ihr aus dem Land hinausgeworfen wurdet.“
Mose erklärt hier schon, bevor Israel ins Land ging, was die Völker sagen werden, wenn Israel aus dem Land vertrieben ist. Alle Nationen werden sagen: „Warum hat der Herr dieses Land so behandelt? Warum diese große Zorneswut?“
Man wird sagen: „Darum, dass sie den Bund des Herrn, des Gottes ihrer Väter, verlassen haben, den er mit ihnen gemacht hatte, als er sie aus Ägypten herausführte. Sie gingen anderen Göttern nach und beteten sie an, Göttern, die sie nicht kannten und die er ihnen nicht zugeteilt hatte.“
Darauf entbrannte der Zorn des Herrn über dieses Land, sodass er den ganzen Fluch über dasselbe brachte, der in diesem Buch geschrieben ist. Der Herr hat sie herausgerissen aus ihrem Land im Zorn und Grimm und großem Unwillen und hat sie in ein anderes Land geworfen, wie es bis heute ist.
Das ist gewaltig, wenn man an die zweitausend Jahre Staatenlosigkeit des jüdischen Volkes denkt – von 70 nach Christus bis ins zwanzigste Jahrhundert. Das ist tatsächlich so gekommen. Die Völker haben sich gefragt: Warum sind die Juden auf alle fünf Kontinente zerstreut worden? Warum findet man sie in den USA, in Südamerika, in Afrika, in Europa, im fernen Osten und in Australien? Warum wurden sie aus ihrem Land vertrieben?
In der ganzen Welt wurde die Bibel in den vergangenen zweitausend Jahren verbreitet, und man wusste, dass es im fünften Buch Mose steht. Das war schon damals vorausgesagt.
Es ist dramatisch, wenn man bedenkt, dass Mose schreibt: „Man wird einmal sagen, schaut mal, im fünften Buch Mose steht das, und es ist so gekommen.“
Nebenbei sei erwähnt, dass das fünfte Buch Mose auch in Qumran gefunden wurde, in den Höhlen von Qumran. Es war dort ein besonders beliebtes Buch, denn man fand sehr viele verschiedene Fragmente davon. Diese wurden in den Höhlen im Jahr 68 nach Christus aufbewahrt.
Die Zerstreuung in alle Welt begann ab dem Jahr 70 in einem jahrhundertelangen Prozess. Niemand kann also sagen, dass das Buch später aufgeschrieben und dann als Prophetie ausgegeben wurde – das ist unmöglich. Wir haben Abschriften vom fünften Buch Mose aus vorchristlicher Zeit.
Das ist also eine recht dramatische Angelegenheit, würde ich sagen. So viel zum fünften Buch Mose über das fünfte Buch Mose.
Die acht Reden Moses und ihr Inhalt
Die acht Reden sind folgende:
Kapitel 1, Verse 1 bis 4,43: Hier gibt Mose einen Rückblick auf die 40 Jahre Wüstenwanderung.
Die zweite Rede beginnt in Kapitel 4,44 und reicht bis Kapitel 26. Diese ist die längste. Mose wiederholt die Gesetze, darunter die Zehn Gebote, und legt sie detailliert aus. Er erklärt, wie diese im Land und in der neuen Situation angewandt werden müssen.
Dann folgt die dritte Rede in Kapitel 28 und 29. Sie enthält eine ernste Warnung, auf Gottes Wort zu hören.
Die vierte Rede umfasst die Kapitel 29 bis 30. Hier wird ein neuer Bundesschluss mit Israel vollzogen. Die Generation des Auszugs ist inzwischen gestorben. Keiner aus dieser Generation durfte ins Land gehen, außer Joshua und Kaleb. Nun wurde der Bund vom Sinai gewissermaßen mit der Kindergeneration, die inzwischen erwachsen geworden ist, nochmals geschlossen – am Eingang zum verheißenden Land, auf den Ebenen von Moab.
Die fünfte Rede findet sich in Kapitel 31, Verse 1 bis 23. Dort gibt es verschiedene spezifische Ermahnungen für Israel.
Die sechste Rede umfasst Kapitel 31, Verse 24 bis 29. Hier werden bestimmte Vorschriften gegeben.
Ganz besonders schön ist das Lied von Mose, der siebte Teil, in den Kapiteln 31 bis 32.
Die achte Rede ist in Kapitel 33, wo der Segen ausgesprochen wird.
Anschließend folgt noch das Kapitel mit dem Tod Moses.
Diese acht Reden bilden den Kern der Worte, die Mose sprach.
Der Gegensatz zwischen dem ersten und fünften Buch Mose
Jetzt ist es interessant, das erste Buch dieses Blocks von fünf Büchern mit dem letzten zu vergleichen. Im ersten Buch Mose finden wir, wie die Schlange Gottes Wort als Lüge bezeichnete. Die Schlange sagte ausdrücklich zu Eva, Gott habe gesagt, ihr werdet sterben, wenn ihr von diesem Baum esst. Das ist überhaupt nicht wahr.
Die Schlange behauptete: „Ihr werdet sein wie Gott, und das möchte Gott nicht. Gott ist ein Lügner, Gottes Wort ist Lüge.“ Diese Lüge brachte den Fall und den Fluch über die ganze Schöpfung.
Nun schließt das fünfte Buch Mose an und zeigt: Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes bringt Segen. Wie zeigt das Mose? In den ersten vier Kapiteln gibt er einen Rückblick auf die Wüstenwanderung. Dort zeigt er: „Schaut mal, an all den Stationen, wo ihr Gott untreu geworden seid, hat das schwere Konsequenzen gehabt.“
Immer wenn ihr in der Wüstenwanderung Gott gehorsam gewesen seid, habt ihr auch Gottes Segen erlebt. Besonders in 5. Mose 28 finden wir eine Prophetie über die gesamte zukünftige Geschichte Israels bis ans Ende. Mose zeigt prophetisch: Wenn Israel Gott gehorsam ist, wird der Segen über es kommen. Wenn sie ungehorsam sind, wird der Fluch über sie kommen.
Es hat sich alles, jedes Wort, in 5. Mose 28 erfüllt. Mose illustriert anhand der Geschichte und der Prophetie, dass Gehorsam Segen bringt und Ungehorsam Fluch – als Antwort auf die Lüge der Schlange.
Im ersten Buch Mose wird uns gezeigt, wie der Mensch in einem herrlichen, reich bewässerten Garten durch Ungehorsam zu Fall gekommen ist (1. Mose 2,3). Im fünften Buch Mose wird der Mensch in der Wüste, in der Arawa, zum Gehorsam gegenüber Gottes Wort aufgerufen. Es ist also ganz interessant, diesen Gegensatz zu sehen.
Daran können wir gleich anfügen, dass der Herr Jesus bei seiner Versuchung in der Wüste, aber auch auf dem Berg und im Tempel, auf der Zinne des Tempels, jedes Mal gegenüber Satan aus dem fünften Buch Mose, dem Dokument des Gehorsams, zitiert hat.
Ich habe hier auf dem Blatt alle Stellen angegeben. Matthäus 4,1-10 beschreibt die Versuchungsgeschichte. Nachdem der Herr Jesus vierzig Tage in der Wüste gewesen war, werden uns die drei letzten Versuchungen gezeigt. Interessant ist auch die Parallele: Die 40 Tage der Versuchung und die 40 Jahre Wüstenwanderung Israels.
Der Herr Jesus zitiert jedes Mal aus 5. Mose, zum Beispiel aus Kapitel 8,3, 6,13 und 6,16 (hier liegt ein Schreibfehler vor). So besiegte er den Satan.
Verheißung des Landes und Bedeutung des Landes
Noch etwas: In 1. Mose wird uns ausführlich beschrieben, wie Gott Abraham, dann Isaak und Jakob mehrmals das Land Kanaan verheißen hat – für die Erzväter und ihre Nachkommen. Ich habe hier eine ganze Fülle von Stellen aus 1. Mose 12, 13, 15, 17, 21, 26 und 28 angeführt. Gott verhiess im Ersten Buch Mose das Land Kanaan.
Und nun, im Fünften Buch Mose, sehen wir die Erfüllung: Die Nachkommenschaft Abrahams über Isaak und Jakob steht jetzt am Eingang zum verheißenden Land, gerade gegenüber Jericho, um es in Besitz zu nehmen.
Noch etwas: In 1. Mose beginnt das Jahr mit der Schöpfung. Gottes Wort brachte die ganze Schöpfung ins Dasein. Gott sprach, und es geschah. Im Fünften Buch Mose wird gezeigt, dass Gottes Wort sich in der ganzen Schöpfung erfüllt. Zum Beispiel in 5. Mose 28,64 sagt Mose voraus, was geschehen wird, wenn Israel Gott nicht gehorcht:
„Der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde. Du wirst dort anderen Göttern dienen, die du nicht gekannt hast, du noch deine Väter, Holz und Stein. Unter jenen Nationen wirst du nicht rasten, und deine Fußsohle wird keine Ruhestätte finden. Der Herr wird dir dort ein zitterndes Herz geben, erlöschende Augen und eine verschmachtende Seele. Dein Leben wird schwebend vor dir hängen, und du wirst dich fürchten, Nacht und Tag, und deinem Leben nicht trauen. Am Morgen wirst du sagen: ‚Wäre es doch Abend!‘, und am Abend wirst du sagen: ‚Wäre es doch Morgen!‘, wegen der Furcht deines Herzens, mit der du dich fürchtest, und wegen des Anblicks deiner Augen, den du erblicken wirst.“
Das jüdische Volk wurde unter alle Völker zerstreut. Dies geschah in einem jahrhundertelangen Prozess ab dem Jahr 70 nach Christus. Die Bilanz sind dreizehn Millionen Tote von damals bis heute. Man könnte bei diesen Versen meinen, Mose wäre in den Konzentrationslagern gewesen und hätte die Bilder vor Augen gehabt.
Aber der Herr sagt: Unter allen Völkern, von einem Ende der Erde bis zum anderen, wird sich all diese Prophetie erfüllen. Gottes Wort erfüllt sich in der ganzen Schöpfung.
Gefahr des Übergangs zur Agrarwirtschaft und Götzendienst
Ich habe bereits darauf hingewiesen: Der Übergang von der Wüste ins Land war ein ganz kritischer und sehr gefährlicher Schritt.
Warum? Weil Israel dabei war, von einer reinen Viehzüchtergesellschaft zu einer Agrarwirtschaft überzugehen. Und warum ist das gefährlich? Bei der Agrarwirtschaft in Kanaan ist man vom Regen abhängig. Wenn der Regen ausbleibt – was im Nahen Osten immer wieder vorkommen kann – hat das erhebliche Folgen. Anders als hier, wo Regen auch dann fällt, wenn man ihn nicht unbedingt will, kann das Ausbleiben des Regens dort eine echte Katastrophe bedeuten. Es führt zwangsläufig zu Hungersnot.
Im Gegensatz dazu war Ägypten, wo Israel herkam, nicht vom Regen abhängig. Dort gibt es im Vergleich fast keinen Regen. Ägypten hat den Nil, der das Wasser aus Schwarzafrika bringt. In den Tropen regnet es regelmäßig, und so ist der Nil gewissermaßen der Lebensspender für Ägypten, unabhängig vom Regen. Deshalb finden wir in der biblischen Geschichte, zum Beispiel bei Abraham, der wegen Hungersnot in Kanaan nach Ägypten zog, eine Flucht in dieses Land. Auch die Geschichte von Josef zeigt, wie man in Ägypten Zuflucht fand – alles wegen des Nils.
Kanaan hingegen ist ganz anders. Dort besteht die Gefahr, dass die Menschen in der Notsituation, die durch die Abhängigkeit vom Regen entsteht, anderswo Hilfe suchen. Die Kanaaniter entwickelten einen furchtbaren, abscheulichen Fruchtbarkeitskult mit Tempelprostitution – so schlimm, wie wir uns das kaum vorstellen können. Man wusste zwar immer, dass es schlimm war, aber im 20. Jahrhundert wurden bei Ausgrabungen in Ugarit in Nordsyrien etwa 15.000 kanaanitische Tafeln gefunden.
Der Inhalt dieser Tafeln ist entsetzlich. Es handelt sich um eine regelrechte perverse Pornografie von Texten, die man sich kaum vorstellen kann. Die Kanaaniter versuchten durch Unzucht die Fruchtbarkeitsgötter, wie Baal, zu bewegen, Regen und Fruchtbarkeit zu schenken.
Israel war also in großer Gefahr, in genau denselben Kult zu fallen, wenn sie in die neue Situation im Land kamen. Deshalb wird in 5. Mose an vielen Stellen eindringlich vor Götzendienst gewarnt.
Wir wissen, dass dies in der Geschichte Israels zum Problem Nummer eins wurde. Bis zum babylonischen Exil war Götzendienst, insbesondere der Baalskult, immer wieder die Falle, in die viele Generationen Israels gerieten.
Übrigens habe ich gesagt, Israel sei eine Agrarwirtschaftsgesellschaft geworden, aber das gilt nur zum Teil. Das Land Kanaan ist ein interessantes Land. Es besteht teilweise aus sehr fruchtbarem Land, vor allem im Norden, das sich gut für Landwirtschaft eignet. Der Süden hingegen ist die Wüste Judäa.
Das hebräische Wort für Wüste Judäa, „Midbar“, bedeutet eigentlich Weideland oder Weidesteppe. Es handelt sich also nicht um eine tote Wüste, sondern um eine Landschaft, die sich gut für Kleinviehzucht eignet, vor allem für Schafe und Ziegen.
Im Nahen Osten muss man das genau unterscheiden. Schafe und besonders Ziegen fressen die Grasnarbe sehr stark ab und beißen tief nach unten. Innerhalb kurzer Zeit können Ziegen fruchtbares Land in eine Wüste verwandeln. Deshalb muss man Landwirtschaft und Kleinviehzucht strikt trennen.
Das verheißene Land war so aufgeteilt, dass ein Teil hervorragend für Agrarwirtschaft geeignet war, während die Wüste Judäa ideal für Kleinviehzucht war. Bethlehem liegt zum Beispiel genau an der Grenze zur syridäischen Wüste. David war ein Schafhirte und zog mit seinen Schafen immer wieder in die Wüste Judäa.
So war das Land Israel ein Land, das von Milch und Honig floss. Dieser Ausdruck kommt am häufigsten im 5. Mose vor. Er beschreibt ein Land, das von Milch und Honig floss. Der Honig meint dabei nicht unbedingt Bienenhonig. Es war kein Land, in dem man ständig von Bienen gestochen wurde. Vielmehr bezeichnet „Honig“ auch verdickte Fruchtsäfte.
Diese Beschreibung bezieht sich auf das Agrarwirtschaftsland. Die Wüste war das Land der Schafe und Ziegen, wo Milch floss. So zeigt sich die Zweiteilung in Gottes Plan für das auserwählte Land: ein Land, das von Milch und Honig floss.
Aber gerade das Nordland war besonders gefährlich wegen des Götzendienstes.
Bundesschluss am Eingang zum Land und Gehorsam
Der nächste Punkt auf dem Blatt habe ich bereits angedeutet. Hier, am Eingang zum Land, erneuerte Mose den Bund vom Sinai mit der zweiten Generation. Die erste Generation des Auszugs war bis auf Josua, Kaleb und natürlich Mose gestorben. Doch Mose starb auch bald nach dieser Rede.
In 5. Mose 11,26 lesen wir: „Siehe, ich lege euch heute Segen und Fluch vor: den Segen, wenn ihr den Geboten des Herrn, eures Gottes, gehorcht, die ich euch heute gebiete, und den Fluch, wenn ihr den Geboten des Herrn, eures Gottes, nicht gehorcht und von dem Weg abweicht, den ich euch heute gebiete, um anderen Göttern nachzugehen, die er nicht kennt. Und es soll geschehen, wenn der Herr, dein Gott, dich in das Land bringt, wohin du kommst, um es in Besitz zu nehmen, so sollst du den Segen erteilen auf dem Berg Gerizim und den Fluch auf dem Berg Ebal.“
In Vers 32 heißt es weiter: „Und so achtet darauf, alle die Satzungen und die Rechte zu tun, die ich euch heute vorlege.“
Dann lesen wir in Kapitel 27,9-10: „Und Mose und die Priester, die Leviten, redeten zu dem ganzen Israel und sprachen: Schweige und höre, Israel! Wenn man gut zuhören will, muss man selbst schweigen. Schweige und höre, Israel! An diesem Tag bist du dem Herrn, deinem Gott, zum Volk geworden. So gehorche der Stimme des Herrn, deines Gottes, und tu seine Gebote und seine Satzungen, die ich dir heute gebiete.“
Die zweite Generation wird hier gewissermaßen zum Volk Gottes gemacht.
In 5. Mose 29,1 lesen wir: „Das sind die Worte des Bundes, welchen der Herr im Land Moab dem Mose geboten hat, mit den Kindern Israel zu machen, außer dem Bund, den er am Horeb mit ihnen gemacht hatte.“ Hier wird deutlich, dass es sich um eine Bündniserneuerung mit der zweiten Generation handelt.
Wenn man die häufigen Wörter im fünften Buch Mose betrachtet, fällt auf, dass das hebräische Wort „Schama“ etwa fünfzigmal vorkommt. Es bedeutet „hören“ im Sinne von auf Gottes Wort hören oder Gottes Wort gehorchen. Dieses Wort steht für Gehorsam und ist sehr typisch.
Ein Beispiel ist 5. Mose 6,1: „Und dies sind die Gebote, die Satzungen und die Rechte, welche der Herr, euer Gott, geboten hat, euch zu lehren, damit ihr sie tut, in dem Land, wohin ihr hinüberzieht und es in Besitz nehmt, auf dass du den Herrn, deinen Gott, fürchtest alle Tage deines Lebens, um alle seine Satzungen und seine Gebote zu beobachten, die ich dir gebiete, damit du und dein Sohn und deines Sohnes Sohn leben und deine Tage verlängert werden. So höre, Israel, Schama, und achte darauf, sie zu tun, damit es dir wohlgeht.“
Auch in 5. Mose 28,1 wird zum Hören aufgerufen. Insgesamt erscheint das Wort „Schama“ etwa fünfzigmal im Sinn von Gehorsam.
Etwa fünfzigmal kommt auch das Wort „Schamar“ vor, das im Sinne von Gottes Wort beobachten, achten, halten und bewahren verstanden wird. Ein Beispiel ist 5. Mose 4,40: „Und beobachte, Schamar, seine Satzungen und seine Gebote, die ich dir heute gebiete.“ Hier bedeutet es, die Gebote einzuhalten und zu bewahren.
Das Wort „Sachar“ taucht etwa vierzehnmal im Sinne von Gedenken auf. Es bedeutet, sich an das zu erinnern, was Gott getan hat.
Zum Beispiel in 5. Mose 5,15: „Und gedenke, dass du ein Knecht gewesen bist im Land Ägypten und dass der Herr, dein Gott, dich mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm von dort herausgeführt hat.“
Oder in 5. Mose 8,2, das besonders wichtig ist: „Du sollst gedenken, Sachar, des ganzen Weges, den der Herr, dein Gott, dich hat wandern lassen diese vierzig Jahre in der Wüste, um dich zu demütigen, um dich zu versuchen, um zu erkennen, was in deinem Herzen ist, ob du seine Gebote beobachten würdest oder nicht.“
Dann wird erklärt: „Schaut, wie Gott euch in den Nöten der Wüstenwanderung dauernd versorgt und getragen hat. Gedenkt!“
Aufbewahrung und öffentliche Lesung des Buches
Etwas ganz Besonderes am Fünften Buch Mose ist das Gebot, das wir bereits in den Kapiteln 31,24-27 gelesen haben. Dort steht, dass dieses Buch ins Allerheiligste gebracht werden sollte, neben der Bundeslade. Dieses Dokument des Gehorsams musste dort gelagert werden. Es wird ausdrücklich gesagt, dass es „zum Zeugnis gegen Israel“ dienen soll. Gott wusste, dass Israel ungehorsam sein würde und dass all diese Katastrophen der Zerstreuung unter alle Völker kommen würden. Deshalb sollte im Tempel dieses Buch als Dokument aufbewahrt werden.
Übrigens wurde das Fünfte Buch Mose später, in der Zeit von Josia, also während der Königszeit, bei einer Tempelrenovierung des Salomonischen Tempels wiedergefunden. Es kam damals ans Licht. Dabei handelte es sich um den Autographen, also das Original, das Mose selbst geschrieben hatte. Dieses Original wurde fast tausend Jahre später entdeckt.
In 2. Könige 22,8 können wir das kurz nachlesen. Wir befinden uns im Jahr 621 v. Chr., als Josia eine Erweckung erlebte. Der Tempel Salomos wurde erneuert, ausgebessert und gereinigt. Der Hohepriester Hilkija sprach zu Schaffan, dem Schreiber. Von diesem Schaffan wurde ein Siegel gefunden, das seine Existenz belegt. (Ein Fingerabdruck wurde zwar von einem anderen Schreiber, einem Schreiber des Buches Jeremia, entdeckt, aber nicht von Schaffan.)
Hilkija sagte zu Schaffan: „Ich habe das Buch des Gesetzes im Haus des Herrn gefunden.“ Hilkija gab das Buch an Schaffan, und dieser las es. Dann wurde es vor dem König vorgelesen. Josia zerriss daraufhin seine Kleider und sagte: „Wir haben ja gar nicht danach gehandelt. Jetzt muss Gottes Gericht über uns kommen.“ Weil er sich demütigte, verschonte Gott Josia.
Dieses Beispiel zeigt eindrücklich, wie wichtig das Fünfte Buch Mose sowohl in der Stiftshütte als auch im Tempel Salomos war.
Eine weitere Gesetzgebung in Kapitel 31, Verse 10 bis 13 fordert, dass das Fünfte Buch Mose alle sieben Jahre in einer Großlesung vor den Ohren des ganzen Volkes verlesen werden sollte. Dabei sollten ausdrücklich alle anwesend sein: Erwachsene, Kinder, Kindlein und Fremde in Israel.
Ich lese: „Mose schrieb dieses Gesetz nieder und übergab es den Priestern, den Söhnen Levis, welche die Lade des Bundes des Herrn trugen, und allen Ältesten von Israel. Und Mose gebot ihnen und sprach: ‚Am Ende von sieben Jahren, zur Zeit des Erlassjahres, am Fest der Laubhütten, wenn ganz Israel kommt, um vor dem Herrn, deinem Gott, zu erscheinen, an dem Ort, den er erwählen wird, sollst du dieses Gesetz vor ganz Israel lesen, vor ihren Ohren. Versammle das Volk, die Männer und die Frauen und die Kindlein und einen Fremdling, der in deinen Toren ist, damit sie hören und lernen und den Herrn, euren Gott, fürchten und darauf achten, alle Worte dieses Gesetzes zu tun. Und ihre Kinder, die es nicht wissen, sollen es hören, damit sie den Herrn, euren Gott, fürchten lernen, alle Tage, die ihr in dem Land lebt, wohin ihr über den Jordan zieht, um es in Besitz zu nehmen.‘“
Also wurde das Fünfte Buch Mose alle sieben Jahre höchst feierlich verlesen. Jeder in Israel sollte es kennen, sogar die Fremden, die in Israel lebten. Jede Generation sollte es von Kindesbeinen an hören.
Königsgesetz und tägliches Lesen
Ich habe bereits erwähnt, dass das Königsgesetz in 5. Mose 17,18-20 die Anfertigung einer speziellen Kopie des Gesetzes für den König in Israel fordert.
Jeden Tag soll der König daraus lesen. Er muss nach diesem Gesetz leben und darf nicht davon abweichen, weder nach rechts noch nach links. Es wird betont, dass dies notwendig ist, damit er sich nicht über seine Brüder erhebt.
Das Wort Gottes führt uns zur Demut, weil wir uns dadurch im Licht Gottes sehen. Wenn wir uns nur mit unseren eigenen Augen betrachten, entsteht oft ein verzerrtes Selbstbild. Das kann zu Hochmut führen. Andererseits kann es auch zu einem Minderwertigkeitskomplex kommen.
Beides ist eine Verdrehung der Realität. Wenn wir jedoch Gottes Wort lesen, erhalten wir das richtige Selbstbild.
Ankündigung des Messias als großer Prophet
Dann etwas Weiteres, das ganz speziell für den Fünften Mose ist: die Ankündigung des Messias als großer Prophet. In 5. Mose 18,15 heißt es:
Zunächst wird erklärt, dass die Kanaaniter furchtbare Esoteriker und Okkultisten sind. Sie beschäftigen sich mit Spiritismus, Wahrsagerei, Mediumismus und ähnlichen Praktiken. Israel soll das auf keinen Fall tun, also niemals solche Informationen aus dem Jenseits holen, wie es die Kanaaniter tun.
Im Anschluss daran heißt es in Vers 15: „Einen Propheten aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern, gleich mir, wird der Herr, dein Gott, dir erwecken. Auf ihn sollt ihr hören.“ Dies bezieht sich auf alles, was du vom Herrn, deinem Gott, am Horeb begehrt hast – am Tag der Versammlung, als du sprachst: „Ich möchte nicht weiter die Stimme des Herrn, meines Gottes, hören, und dieses große Feuer möchte ich nicht mehr sehen, damit ich nicht sterbe.“ Der Herr antwortete darauf: „Gut ist, was sie geredet haben.“
Die Menschen hatten große Angst, die direkte Stimme Gottes am Sinai zu hören und die furchtbaren Feuererscheinungen zu sehen. Sie sagten, das möchten sie nicht mehr erleben. Gott sagt daraufhin: „Gut, einen Propheten gleich dir will ich ihnen erwecken, aus der Mitte ihrer Brüder. Ich will meine Worte in seinen Mund legen, und er wird zu ihnen sprechen, alles, was ich ihm gebieten werde. Und es wird geschehen: Der Mann, der nicht hört auf meine Worte, die er in meinem Namen reden wird, von dem werde ich es fordern.“
Das ist der Messias, der Prophet, der wie Mose Gesetzgeber und Volksführer sein sollte – darum ein Prophet gleich mir.
Ganz deutlich sehen wir zum Beispiel in Apostelgeschichte 3, dass sich diese Stelle auf Jesus Christus bezieht. Petrus zitiert diese Stelle und sagt in Bezug auf Jesus Christus, den Messias: „Moses hat schon gesagt: Einen Propheten wird euch der Herr, euer Gott, aus euren Brüdern erwecken, gleich mir. Auf ihn sollt ihr hören in allem, was er zu euch reden wird. Es wird aber geschehen, jede Seele, die nicht auf jenen Propheten hören wird, soll aus dem Volk ausgerottet werden.“ Petrus bezieht diese Prophezeiung ganz klar auf Jesus Christus.
Weiter sehen wir, dass das Volk Israel damals eine klare Vorstellung von dieser Stelle über den Propheten hatte. Zum Beispiel in Johannes 6,14, beim Wunder der Brotvermehrung. Dort sehen wir die Reaktion des Volkes: Als die Leute das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: „Dieser ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll.“ Es war im Tempel, Jesus Christus war auch am Laubhüttenfest. Einige aus der Volksmenge sagten, als sie diese Worte von Jesus hörten: „Dieser ist wahrhaftig der Prophet.“ Andere sagten: „Dieser ist der Christus, der Messias.“ Diese Prophetie war also ein bekannter Begriff in Israel.
Allerdings findet man in der rabbinischen Literatur beides: solche, die diese Stelle auf den Messias bezogen, und solche, die nicht unbedingt eine messianische Bedeutung in diesen Versen sahen.
Das sieht man auch in Johannes 1, als Johannes der Täufer auftrat – das war eine Sensation in Israel, weil man seit Jahrhunderten keine solchen Propheten mehr gehabt hatte. Ich lese Johannes 1,19: „Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden, also die führenden Juden aus Jerusalem, Priester und Leviten, sandten, damit sie ihn fragen sollten: Wer bist du?“
Er bekannte und leugnete nicht: „Ich bin nicht der Christus, der Messias.“ Sie fragten ihn: „Was denn, bist du Elias?“ – mit Bezug auf das letzte Kapitel im Alten Testament, Maleachi 4, das sagt, dass Elias noch kommen sollte. Manche meinten, der Elija aus dem Buch der Könige, der in den Himmel gefahren ist, würde wiederkommen. Johannes antwortete: „Ich bin es nicht.“ Dann fragten sie weiter: „Bist du der Prophet?“ Er antwortete: „Nein.“
Sie sprachen nun zu ihm: „Wer bist du, damit wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben? Was sagst du von dir selbst?“ Er sprach: „Ich bin die Stimme eines Rufenden in der Wüste.“ Damit macht er gerade den Weg des Herrn, wie Jesaja der Prophet gesagt hat; er bezieht sich auf Jesaja 40.
Aber hier sehen wir, wie teilweise unterschieden wird zwischen dem Propheten und dem Christus, dem Messias.
Wichtig ist: Wir haben in 5. Mose 18 gelesen, dass Gottes Wort im Mund dieses Propheten sein wird. Er wird alles verkündigen, was Gott ihm aufträgt. Und wer nicht auf diesen Propheten hört, kommt unter Gottes Gericht!
Das fünfte Buch Mose fokussiert also ganz speziell auf das Kommen des Messias und den Gehorsam Israels Gott und seinem Wort gegenüber. Letztlich wird Israels Gehorsam getestet werden: Werden sie auf den Propheten hören oder nicht? Nicht auf irgendeinen Propheten, sondern auf den Propheten.
Wir haben gelesen, es wird geschehen: Wer nicht auf die Stimme dieses Propheten hört, von dem werde ich es fordern durch Gericht.
Im Anschluss an diese Verse wird vor falschen Propheten gewarnt (5. Mose 18,20-22). Das wird auch schon in 5. Mose 13,1-5 thematisiert.
Interessant ist, dass es dort zwei verschiedene Typen von falschen Propheten gibt. In 5. Mose 13 heißt es: Wenn ein Prophet kommt und ein Zeichen voraussagt, das eintrifft, aber er verführt euch zu anderen Göttern, dann ist er ein falscher Prophet – auch wenn das, was er sagte, eingetroffen ist. Wenn seine Lehre falsch ist, dann hat die erfüllte Prophetie keinen Wert.
In 5. Mose 18 wird am Schluss gesagt: Wenn ein Prophet kommt und im Namen Gottes spricht, aber die Voraussage trifft nicht ein, dann ist er ein falscher Prophet. Wenn auch nur eine Aussage nicht eintrifft, ist er ein falscher Prophet. In jedem Fall steht darauf die Todesstrafe.
Das ist interessant, denn heute erleben wir in der Christenheit ein Aufwachen neuer Propheten und eine Überfülle von Falschprophezeiungen. Die Gemeinde hat keinen Auftrag, die Todesstrafe auszuüben – das habe ich heute Morgen schon erwähnt. Die Gemeinde hat den Auftrag, Zucht zu üben, aber es geschieht oft nichts.
Man sagt dann, das seien halt Amerikaner, die manchmal ein bisschen übertreiben. Doch man kann keinen Propheten damit entschuldigen und sagen, es sei typisch für die Galiläer, die vielleicht mehr sprechen als die Jerusalemiter. Das geht nicht!
Eine einzige Aussage, die nicht eintrifft, ist der Beweis, dass es sich um einen falschen Propheten handelt. Dieser Maßstab bei der Prüfung der Propheten ist nicht geringer geworden.
Das fünfte Buch Mose als Buch des Landes
Ja, dann zum nächsten Punkt: Man kann sagen, dass das fünfte Buch Mose im eigentlichen Sinn das Buch des Landes ist. Circa 159 Mal wird das Land, das verheißene Land, darin erwähnt. Ich habe das mal ausgezählt. Circa 125 Mal bezieht sich das Wort „Erez“ (Land auf Hebräisch) auf das verheißene Land.
Dann gibt es noch ein anderes Wort, „Adama“ (Erbbodenland), das sich etwa 34 Mal auf das verheißene Land bezieht. Das Volk steht also am Eingang des Landes. Es soll hineingehen, die Gesetze dort anwenden und warten, bis der Prophet kommt. Diesem müssen sie gehorsam sein. Andernfalls droht eine Katastrophe, eine nationale Katastrophe.
Gut, es ist zehn nach fünf, wir machen jetzt Pause. Vor der Pause sind wir bei dem Thema stehen geblieben: Das fünfte Buch Mose ist das Buch des Landes. Damit zusammenhängt gleich der nächste Punkt auf unserem Blatt.
Der auserwählte Ort für den Gottesdienst
Das fünfte Buch Mose erwähnt 21 Mal den auserwählten Ort für den Gottesdienst im Land – den Ort, an dem Gott seinen Namen wohnen lässt. Auf dem Blatt sind alle 21 Stellen angegeben. Beispielhaft lesen wir aus Kapitel 12, Vers 4.
Wir müssen uns klar vor Augen halten: Die Stiftshütte wurde von Ort zu Ort transportiert. Sie war ein transportabler Tempel, ein Elementbau, ideal für die Wüstenwanderung. Doch jetzt, im Land, sollte Israel ansässig werden. Dort sollte es schließlich einen einzigen Ort für die Anbetung geben, den der Herr auserwählen wird.
In 5. Mose 12,4 heißt es: „Den Herrn, euren Gott, sollt ihr nicht also tun, sondern den Ort sollt ihr aufsuchen, den der Herr, euer Gott, aus allen euren Stämmen erwählen wird, um seinen Namen dahin zu setzen, dass er dort wohne. Und dahin sollst du kommen.“
Weiter heißt es in Vers 11: „Der Ort, den der Herr, euer Gott, erwählen wird, seinen Namen da selbst wohnen zu lassen, dahin sollt ihr alles bringen, was ich euch gebiete, eure Brandopfer und eure Schlachtopfer, eure Zehnten und das Hebopfer eurer Hand und alle Auswahl eurer Gelübde, die ihr dem Herrn geloben werdet. Und ihr sollt euch freuen vor dem Herrn, eurem Gott.“
In Vers 13 wird gewarnt: „Hüte dich, dass du nicht deine Brandopfer an jedem Ort opferst, den du siehst, sondern an dem Ort, den der Herr in einem deiner Stämme erwählen wird. Dort sollst du deine Brandopfer opfern und dort alles tun, was ich dir gebiete.“
Dieser Ort wird also mehrfach erwähnt – dreimal, siebenmal und insgesamt 21 Mal. Doch Mose nennt nie den Namen des Ortes. Einzig in 5. Mose 17,8 wird gesagt, man solle hinaufziehen zu diesem Ort. Ganz am Schluss, wenn es um Streitigkeiten geht, heißt es: „So sollst du dich aufmachen und an den Ort hinaufziehen, den der Herr, dein Gott, erwählen wird.“ Dort soll dann auch das höchste Gericht in Israel seinen Sitz haben.
Das hebräische Wort für „hinaufziehen“ ist „Allah“. Es weist darauf hin, dass es sicher nicht ein Ort in der Ebene sein wird – zum Beispiel nicht in der Scheffela, der Arawa oder im Tal Jesreels mit der Megiddo-Ebene. Der Ort muss also irgendwo oben liegen.
Noch mehr erfahren wir in 5. Mose 33,12 (hier korrigiert von Vers 12, da es sich um den Segen über die zwölf Stämme Israels handelt): Von Benjamin heißt es: „Von Benjamin sprach er: Der Liebling des Herrn, in Sicherheit wird er bei ihm wohnen, er beschirmt ihn den ganzen Tag, und zwischen seinen Schultern wohnt er.“
Hier müssen wir genau lesen: Wer wohnt zwischen seinen Schultern? Manche könnten spontan denken, Benjamin wohnt zwischen den Schultern des Herrn – quasi wie ein Kind, das auf dem Rücken gebunden ist. Doch es ist anders: Benjamin ist der Liebling des Herrn, und in Sicherheit wird der Herr bei ihm wohnen. Er beschirmt Benjamin den ganzen Tag, und zwischen seinen Schultern wohnt er.
Später stellte sich heraus, dass der Tempelberg Zion geografisch so gelegen ist, dass die Grenze zwischen den Stammesgebieten von Juda und Benjamin genau über den Berg verläuft. Das Tempelhaus lag im Gebiet von Benjamin, der Altar im Gebiet von Juda. Somit ging die Grenze zwischen Juda und Benjamin zwischen Tempelhaus und Altar hindurch.
So wohnte das Tempelhaus in Benjamin, und der Herr wohnte zwischen den beiden „Schultern“ – den Schulterabhängen des Berges Zion, dem Südabhang und dem Nordabhang. Das hebräische Wort „Ketef“ für Schulter wird auch für Abhänge von Bergen verwendet. Man spricht heute noch von „Ketef Hinom“, einem Abhang außerhalb der Altstadt von Jerusalem, dem „Schulter von Hinom“.
Gott wird also zwischen den Schultern Benjamins wohnen. So wusste man, dass im Gebiet von Benjamin auf einem Berg der Herr wohnen wird.
Diese Grenze wird beschrieben in Josua 15,8. Das Buch Josua ist ein fantastisches Geographiebuch Israels. Das wird Thema beim nächsten Bildschulunterricht sein, wenn wir mit Josua fortfahren. Dort finden wir eine Fülle geografischer Besonderheiten.
In Josua 15,8 wird die Grenze des Stammes Juda beschrieben: „Die Grenze stieg das Tal des Sohnes Hinnoms hinauf, das Hinnomtal außerhalb der heutigen Altstadt, nach der Südseite der Jebusiter, das ist Jerusalem. Die Grenze stieg zu dem Gipfel des Berges hinauf, welcher vor dem Tal Hinnom gegen Westen und am Ende der Talebene der Rephaim gegen Norden liegt. Und die Grenze zog sich herum von dem Gipfel des Berges nach der Quelle des Wassers Nephthoach und lief nach den Städten des Gebirges Ephrons hin.“
Wir merken, dass zweimal der Gipfel des Berges erwähnt wird. Das ist der Berg Zion, und der Gipfel ist der Felsen heute in der Oma-Moschee, im Felsendom. Das ist die natürliche Bergspitze des Tempelbergs, des Berges Zion, 753,7 Meter über dem Meeresspiegel.
Dieser Fels wird im Bibeltext ausdrücklich erwähnt: der Gipfel des Berges. Dort ging die Grenze vorbei, sodass auf dem Berggipfel Salomo das Allerheiligste auf dem Felsen baute. Man sieht heute noch die Vertiefung für die Bundeslade, genau zweieinhalb auf eineinhalb Ellen. Der Altar stand davor, auf der anderen Seite der Grenze.
In Kapitel 18, Vers 16 wird das Umgekehrte beschrieben, nämlich die Grenze von Benjamin, damit der Grenzverlauf nochmals wiederholt wird: „Die Südseite fing an am Ende von Kirjat-Jerim, auch heute eine Stadt, ein Ort ganz in der Nähe von Jerusalem. Die Grenze lief aus nach Westen hin und nach der Quelle des Wassers Nephthoach. Die Grenze stieg hinab zu dem Ende des Berges, welcher vor dem Tal des Sohnes Hinnoms in der Talebene der Rephaim gegen Norden liegt. Sie stieg das Tal Hinnom hinab nach der Südseite der Jebusiter.“
Das ist genau die Gegenbeschreibung der Grenze für Benjamin. Das sind die Hinweise, die man im fünften Buch Mose findet, aber ganz klar wurde es erst in der Zeit Davids offenbart.
David eroberte um 1040 vor Christus Jerusalem, eine jäbusitische Enklave. Durch prophetische Offenbarung wurde ihm klar gemacht: Das ist der Ort, den der Herr auserwählt hat und von dem er einundzwanzig Mal im fünften Buch Mose sprach.
Wir lesen aus Psalm 132,13: „Denn der Herr hat Zion erwählt, hat es begehrt zu seiner Wohnstätte. Dies ist meine Ruhe immerdar, hier will ich wohnen, denn ich habe es begehrt.“
Dieser Psalm ist von David. Vers 1 sagt: „Gedenke, Herr, dem David alle seine Mühsal.“ Ganz klar eine prophetische Offenbarung. Gott sagte: „Dies ist meine Ruhe, da will ich wohnen“ – der Berg Zion.
Hier muss ich vielleicht noch erklären: Heute, wenn man nach Jerusalem geht, heißt der Nachbarhügel „Zionsberg“. In biblischer Zeit hieß er nicht Zion. Zion war in biblischer Zeit der Tempelberg. Erst in nachbiblischer Zeit, etwa Ende des ersten Jahrhunderts nach Christus, wurde dieser Nachbarhügel „Zion“ genannt.
Ich spreche darum von Zion 1, dem Tempelberg, und Zion 2, dem nachbiblischen Zionsberg. Das ist wichtig, weil dort das urchristliche Quartier war. Auch der Obersaal, wo der Herr das letzte Abendmahl einsetzte, liegt auf Zion 2. Die Geistesausgießung an Pfingsten fand ebenfalls auf Zion 2 statt.
Aber wichtig ist: In der Bibel ist Zion der Tempelberg. Gott hat ihn erwählt.
Interessant ist Folgendes: Wenn man eine Karte der zwölf Stämme Israels betrachtet, sieht man, wie zentral dieser Ort liegt. So können die Nordstämme nicht sagen, die Südstämme seien bevorzugt. Sie müssen nicht so weit reisen, und die Lage ist ausgewogen.
Es ist auch interessant, dass eine Stadt und sogar der Tempel so gelegen sind, dass sie auf der Grenze zwischen zwei Stämmen liegen. So kann kein Stamm behaupten, das Ganze gehöre nur ihm. Juda und Benjamin mussten es zusammen teilen.
Der Herr aber hat gesagt, er wohnt in Benjamin „zwischen seinen Schultern“.
Warum ist es so wichtig, immer diesen einen Ort zu haben? Das sollte ein Zeugnis für die umliegenden Völker sein: Es gibt nur einen Gott und somit nur einen Ort der Anbetung. Die Heiden haben viele Götter und daher viele Tempel, Israel aber nur einen einzigen Tempel.
Heute gibt es ein weltpolitisches Problem: Die Al-Aqsa-Moschee in der Intifada drückt das Zentralproblem des Nahostkonflikts aus. Die Al-Aqsa-Moschee ist die Südmoschee auf dem Tempelberg. Es geht heute um den Kampf um Jerusalem – nicht einfach um Jerusalem, sondern um den Tempelplatz, um Zion 1.
Interessant ist, dass die Juden kein Ausweichmöglichkeit haben. Es gibt keine Alternative zu Zion 1. Im Jahr 70 nach Christus wurde Jerusalem durch die Römer zerstört, und die Juden verloren ihren Tempelberg. Seitdem haben sie keinen Tempel mehr, weil es keine Alternative gibt.
Sie hätten auf den fünf Kontinenten der Welt viele Grundstücke finden können für einen jüdischen Tempel. Land gibt es genug. Aber es gibt nur diesen einen Ort.
Das hat die Tora, das fünfte Buch Mose, vor dreieinhalbtausend Jahren festgelegt: Hüte dich, deine Brandopfer nicht an irgendeinem anderen Ort darzubringen, sondern nur an dem Ort, den der Herr erwählen wird.
Dieses Gesetz wurde gegeben, bevor das eigentliche Problem entstand – im siebten Jahrhundert nach Christus, als die Muslime den Tempelberg besetzten.
Das ist typisch im Islam: Wo Muslime Gebiete anderer Völker eroberten, bauten sie gerne ihre Heiligtümer genau an den Orten, die den Völkern heilig waren.
Deshalb wurde die Oma-Moschee auf die Bergspitze von Zion 1 gesetzt. Gleich im Süden, dort, wo die königliche Säulenhalle war und wo der Herr Jesus vor Kajafas stand, wurde die Al-Aqsa-Moschee gebaut. Das ist quasi der Ort, an dem der Messias durch den Hohenpriester zum Tod verurteilt wurde.
Heute erleben wir die Al-Aqsa-Intifada, und die ganze Welt ist ratlos, wie dieses Problem zu lösen ist. Das sind dramatische Dimensionen.
Die Muslime haben immer wieder genau diese Orte besetzt. Sie hätten ihre Oma-Moschee auch irgendwo anders bauen können. Doch sie bauten sie genau beim Allerhöchsten.
Das jüdische Volk ist durch die Tora gebunden. Es gibt keinen anderen Ort.
Dieses Gesetz aber hat Mose 2200 Jahre früher gegeben, als die Muslime den Tempelberg besetzten.
Wir sehen also, wie aktuell das fünfte Buch Mose ist – in jeder Hinsicht: praktisch, prophetisch, politisch, wie man will.
Gottes Wesen und Anbetung
Das fünfte Buch Mose betont, dass Gott Geist ist. Die Lehre dieses Buches über Gott ist daher sehr beachtlich.
In 5. Mose 4,12 heißt es: „Und der Herr redete zu euch mitten aus dem Feuer, die Stimme der Worte hörtet ihr, aber ihr saht keine Gestalt außer der Stimme.“ Weiter in Vers 15 wird gewarnt: „So hütet eure Seelen sehr, denn ihr habt keinerlei Gestalt gesehen an dem Tag, da der Herr am Horeb mitten aus dem Feuer zu euch redete, dass ihr euch nicht verderbt und euch ein geschnitztes Bild macht, das gleiche ist irgendeines Abbildes, das Abbild eines männlichen oder eines weiblichen Wesens, das Abbild irgendeines Tieres, das auf Erden ist, das Abbild irgendeines geflügelten Vogels, der am Himmel fliegt usw.“
Der Herr Jesus sagt in Johannes 4,24 zu der Samariterin: „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten.“ Diese Aussage hat der Herr aus einem ganz bestimmten Grund zu dieser Frau gemacht. Sie war eine Samariterin. Die Samariter waren ein Mischvolk aus Heiden und etwas israelitischem Blut. Sie galten als Feinde der Juden, besonders nachdem diese aus Babylon zurückgekehrt waren und den zweiten Tempel bauten.
Diese Feindschaft entwickelte sich weiter, und schließlich bauten die Samariter auch einen Tempel – jedoch nicht in Jerusalem, sondern auf dem Berg Garizim. Den Berg Garizim haben wir bereits in 5. Mose kennengelernt, er wird dort mehrfach erwähnt. Die Samariter übernahmen die fünf Bücher Mose von den Juden, deuteten aber diese Stelle anders. Sie behaupteten, der Ort, an dem der Herr seinen Namen wohnen lässt, sei nicht Jerusalem, sondern der Garizim. Ihrer Meinung nach beten die Juden am falschen Ort an, während sie selbst am richtigen Ort, auf dem Garizim, anbeten.
Schauen wir nun in Johannes 4,19. Der Herr hatte zuvor zu der Frau gesagt: „Ruf mal deinen Mann!“ Sie antwortete: „Ich habe keinen Mann.“ Darauf sagte Jesus: „Das ist richtig, du hast keinen Mann. Fünf hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann.“ Die Frau war also fünfmal verheiratet gewesen und lebte jetzt in einer nicht ehelichen Beziehung. Ein Mann im Konkubinat ist zwar ein männliches Wesen, aber kein Ehemann.
Anschließend wechselte die Frau das Thema. In Vers 19 sagt sie: „Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist.“ Dabei deutete sie auf den Garizim. Sie sprach von der Tatsache, dass ihre Vorfahren auf diesem Berg angebetet hatten. Gleichzeitig erwähnte sie, dass die Juden sagen, der Ort, an dem man anbeten müsse, sei Jerusalem. Sie erkannte, dass ein Prophet vielleicht das Auslebensproblem zwischen Juden und Samaritern erklären könnte.
Wie soll man das verstehen? Der Herr antwortete: „Schau, das spielt jetzt bald überhaupt keine Rolle mehr.“ In Vers 21 sagt er: „Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an und wisst nicht was; wir beten an und wissen was, denn das Heil ist aus den Juden gekommen. Aber es kommt die Stunde – und sie ist jetzt –, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter.“
Gott ist Geist, und die, die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten. Jesus klärte also, dass die Samariter keine richtige Beziehung zu Gott haben, weil sie anbeten, ohne zu wissen, was sie tun. Die Juden wissen wenigstens, was sie tun. Doch jetzt kommt ein Wechsel: Bald wird man nicht mehr in Jerusalem anbeten, sondern die wahrhaftigen Anbeter werden Gott in Geist und Wahrheit anbeten.
Hier wird der christliche Gottesdienst vorausgesagt. Der Gottesdienst auf Zion wird enden. Im Jahr 70 wurde der Tempel zerstört, und bis heute ist er nicht wieder aufgebaut worden. Das ist eine interessante Dimension, die hier hervorkommt, gerade in Verbindung mit der Lehre aus dem fünften Buch Mose: Gott ist Geist.
Das ist die große Lehre aus dem fünften Mose. Deshalb kann Gott auch nicht durch ein Bild dargestellt werden.
Der einzige Gott und das größte Gebot
Das Fünfte Buch Mose betont, dass es nur einen einzigen Gott gibt. Ich habe hier einige Stellen aus den Kapiteln vier, sechs, sieben und zehn zusammengestellt. Wir lesen aus Kapitel sechs, Vers vier. Diese Stelle ist übrigens das Glaubensbekenntnis im Judentum. Jeder orthodoxe Jude muss diese Worte täglich aufsagen:
Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist ein Herr. Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.
Im Hebräischen lautet der Text: „Schma Jisrael, Adonai Elohenu, Adonai Echad, wechaweda et Adonai Elohecha becholl evavcha, uvechol nafschecha, uvechol moedecha.“ Das ist das, was jeden Tag wiederholt werden muss.
Es gibt also nur einen Gott. Interessant ist jedoch, dass das Wort „eins“ – „echad“ – im Hebräischen auch eine zusammengesetzte Einheit bedeuten kann. Das Neue Testament lehrt, dass es zwar nur einen Gott gibt, dieser aber in drei Personen existiert. Auch das Alte Testament enthält viele Hinweise, die im Neuen Testament zur Trinitätslehre ausgeführt werden.
Hier kommen wir zum nächsten Punkt: Das, was der Herr Jesus als das größte Gebot bezeichnet hat. In Matthäus 22,35-40 wurde er von einem Gelehrten gefragt, wie er das größte Gebot im Alten Testament versteht. Jesus antwortete, das größte Gebot sei: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen“ (5. Mose 6,4). Und zweitens: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (3. Mose 18,4).
Diese Antwort mag auf den ersten Blick unspektakulär erscheinen, ist aber sehr besonders. In der rabbinischen Literatur wird an verschiedenen Stellen darüber diskutiert, welches das größte Gebot im Alten Testament sei. Wie könnte man die vielen Gebote auf den Punkt bringen? Die Zusammenfassung durch Jesus – Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten als Zusammenfassung der ganzen Tora – findet sich so nicht in der rabbinischen Literatur.
Die Liebe zu Gott wird im Fünften Buch Mose zehnmal erwähnt. Ich habe alle Stellen angegeben: Kapitel 6, Vers 5; Kapitel 10, 11, 13, 19, 30 und weitere. Dabei wird deutlich, dass der Gehorsam gegenüber Gottes Wort nicht der Gehorsam eines Hundes ist, sondern echter Gehorsam aus Liebe.
So schließt sich der Kreis wieder. Ganz am Anfang haben wir gelesen, dass der Herr in Johannes 14,21 sagt: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ Vers 23 ergänzt: „Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten.“
Als Christen stehen wir natürlich nicht unter dem Gesetz vom Sinai. Deshalb können wir nicht einfach alle Gebote aus dem Fünften Buch Mose auf uns übertragen. Doch viele neutestamentliche Gebote stimmen mit denen im Fünften Mose überein. Viele Gesetzesvorschriften vom Sinai finden sich im Neuen Testament auf einer höheren Ebene formuliert.
Darum sagt der Herr: Wer meine Gebote hält – also die Gebote des Messias –, der liebt mich. Und wer mein Wort hält, der liebt mich ebenfalls. Es gibt einen Unterschied zwischen Gebote halten und Wort halten. Gebote sind ausdrückliche Befehle, die klar im Satz formuliert sind. Das Wort halten bedeutet, Gottes Gedanken zu verstehen und danach zu handeln.
Ein Beispiel: Wenn eine Mutter ihrer Tochter sagt, sie solle die Wäsche um fünf Uhr abhängen, und es beginnt schon um drei Uhr zu regnen, dann hängt die Tochter die Wäsche ab. Sie hält zwar nicht das Gebot exakt, aber sie hält das Wort, weil sie weiß, wie die Mutter denkt.
So sehen wir, wie das Fünfte Buch Mose eine enge Beziehung zum Neuen Testament hat. Es betont die Liebe zu Gott. Umgekehrt zeigt dieses Buch Gottes Liebe zu Israel. Eine klassische Stelle ist 5. Mose 7,6. Diese Stelle ist besonders bedeutsam, weil hier das Wort Liebe – „Ahava“ – zum ersten Mal in der Bibel als Hauptwort vorkommt.
„Denn du bist ein heiliges Volk dem Herrn, deinem Gott. Dich hat der Herr, dein Gott, erwählt, ihm zum Volk des Eigentums zu sein, aus allen Völkern, die auf der Erde sind. Nicht weil ihr mehr wärt als alle Völker, hat der Herr sich euch zugeneigt und euch erwählt, sondern weil ihr das Geringste unter allen Völkern seid.“
Israel war ein Sklavenvolk in Ägypten. Die Wahl Israels erfolgte nicht aufgrund ihrer Größe oder Macht, sondern wegen der Liebe Gottes zu ihnen. Das ist die erste Erwähnung von „Ahava“ – Gottes Liebe zu Israel.
Hier finden wir die Begründung für die Auserwählung Israels. Viele Menschen sind darüber verärgert, dass Israel das auserwählte Volk ist. Die souveräne Antwort Gottes lautet: Nicht weil ihr etwas Besonderes seid, sondern weil ich euch geliebt habe. Diese souveräne Liebeswahl Gottes muss der Mensch akzeptieren.
Über dieses Volk wollte Gott alle anderen Völker segnen. Der Messias kam aus Israel, um das Evangelium allen Völkern zu bringen.
Auch in Kapitel 10, Vers 15 wird Gottes Liebe zu Israel betont. Dieses feierliche Buch am Eingang zum verheißenden Land trägt ein besonderes Gepräge: Gott liebt Israel und fordert Israel auf, ihn ebenfalls zu lieben. Israel kann diese Liebe durch Gehorsam zeigen – nicht aus Zwang, sondern aus Liebe zu Gott.
Fluch des Gehängten und Verbindung zu Jesus Christus
Wir beschäftigen uns weiterhin mit Besonderheiten des fünften Buches Mose. Eine interessante Stelle finden wir in Kapitel 21. Dort geht es um den Fluch eines Gehängten.
Wenn ein Mann eine todeswürdige Sünde begangen hat und getötet wird, sollst du ihn an ein Holz hängen. Sein Leichnam darf jedoch nicht über Nacht an dem Holz bleiben. Du sollst ihn unbedingt noch am selben Tag begraben, denn ein Gehängter ist ein Fluch Gottes. Du sollst dein Land nicht verunreinigen, das der Herr, dein Gott, dir als Erbteil gibt. Ein Gehängter steht unter Gottes Fluch.
Das Dramatische daran ist, dass der große Prophet aus 5. Mose 18 gekommen ist. Gott hat gesagt: „Ihr sollt auf alles hören, was er euch sagen wird.“ Doch wir wissen, dass dieser große Prophet an ein Holz gehängt wurde. Das fünfte Buch Mose hatte bereits gesagt, dass der Gehängte unter einem Fluch Gottes steht.
Der Zusammenhang ist klar erkennbar: Der Herr Jesus wurde am Karfreitag an ein Holz gehängt. Danach kamen die führenden Juden zu Pilatus und baten darum, die Gekreuzigten noch vor Einbruch der Dunkelheit abnehmen zu dürfen. Sie wollten verhindern, dass dieser Fluch auf ihr Land kommt. Deshalb sollten die Gekreuzigten unbedingt noch am selben Tag, vor Sonnenuntergang um sechs Uhr, abgehängt werden.
Der Zusammenhang war also ganz deutlich. In Galater 3 wird dies vom Apostel Paulus aufgegriffen. Er sagt etwas Erschütterndes: „Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist. Denn es steht geschrieben: Verflucht ist jeder, der am Holz hängt“ (Galater 3,13, mit Bezug auf 5. Mose 21,23).
Damit der Segen Abrahams in Christus Jesus zu den Nationen kommen kann, empfangen wir die Verheißung des Geistes durch den Glauben. Hier wird deutlich bezeugt, dass Christus ein Fluch geworden ist – aber für uns. Er wurde am Kreuz zum Fluch Gottes, damit der Segen, den Gott Abraham versprochen hat, auf alle Völker kommen kann.
Das lassen wir jetzt offen. Im fünften Buch Mose heißt es auch in 5. Mose 27,26: „Verflucht sei, wer nicht aufrecht hält, die Worte dieses Gesetzes, sie zu tun!“ Und das ganze Volk antwortet: „Amen! So sei es!“ Das fünfte Buch Mose bringt also jeden Menschen unter das Gesetz und somit unter einen göttlichen Fluch. Denn wer auch nur ein Gebot nicht einhält, gerät unter den Fluch Gottes.
Ich habe das einmal mit einem Juden während der Kantonsschulzeit studiert. Ich schlug vor, über den Messias zu diskutieren. Er fand das gut und lud mich zu sich ein. Wir schlugen das fünfte Buch Mose auf und betrachteten diese Stelle: Jeder orthodoxe Jude, der nicht alles einhält – und wer kann das schon? – steht unter dem Fluch.
Doch im gleichen Buch, nur ein paar Kapitel vorher, steht: „Verflucht ist jeder, der am Holz hängt.“ Und nun schau: Christus wurde gekreuzigt, er hing am Holz und wurde zum Fluch, damit wir die Möglichkeit haben, von diesem Fluch des Gesetzes frei zu werden.
Das war keine Erfindung von mir, auch wenn die Argumentation verblüffend ist. Alles stammt aus dem Galaterbrief. Dort sagt Paulus in Galater 3,10: „Denn alle, die aus Werken des Gesetzes sind, stehen unter dem Fluch. Denn es steht geschrieben: Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun.“ Das ist das Zitat aus 5. Mose 27,26.
So führt das fünfte Buch Mose das Thema des Fluches, der auf jedem Juden lastet, hin zum Fluch des Messias und damit zum Segen Gottes durch das Evangelium. Es ist also sehr dramatisch, wie das fünfte Buch Mose das ganze Volk Israel unter die Last des Fluches bringt, um es zwingend zum Messias, dem verheißenden großen Propheten, zu führen. „Ihr sollt auf alles hören, was er sagen wird.“
Segen und Fluch auf den Bergen Garizim und Ebal
Und wenn wir bei diesem Thema Fluch sind, dann führt uns das zum nächsten Punkt: 5. Mose 27. Dort hat Mose angeordnet, dass, wenn ihr ins Land kommt, ihr nach Norden gehen müsst, in das Gebiet von dem Berg Garizim und dem Berg Ebal.
Dort sollt ihr den Fluch aus diesem Buch auf dem Berg Ebal verkündigen. Eine Gruppe muss also dort oben sein und den Fluch ausrufen. Eine andere Gruppe befindet sich auf dem Berg Garizim, dem Berg des Segens, und verkündet den Segen aus dem fünften Mose. Das Volk sollte das alles hören.
Wenn ihr nicht auf alle diese Worte hört, dann werdet ihr aus dem Land hinausgeworfen.
Wo liegen der Berg Garizim und der Berg Ebal? Diese beiden Berge im Westjordanland überragen die Stadt Nablus, biblisch Sichem. Das ist heute eine der größten palästinensischen Städte. Dort musste Israel stehen und den Segen sowie den Fluch aus dem fünften Mose hören.
Das Dramatische ist: Wenn man dort steht und diese Berge betrachtet, merkt man sofort, dass einer höher ist als der andere. Der Berg Garizim liegt 881 Meter über dem Meeresspiegel, der Ebal hingegen 938 Meter. Der Berg des Fluches ist also höher.
Das entspricht übrigens genau der Segen- und Fluchverkündigung in 5. Mose 28. Die Verse 1 bis 14 beschreiben den Segen, die Verse 15 bis 68 den Fluch. Man bemerkt, dass der Berg des Fluches etwas höher ist.
Warum ist das so? Weil Gott wusste, dass niemand dem Fluch in Israel entgehen wird. Das ganze Volk kommt unter den Fluch. Aber das geschah nicht ohne Grund, sondern aus dem, was Paulus in Galater 3 sagt: Das Gesetz war unser Pädagoge auf Christus, den Messias, hin.
Das Gesetz sollte Israel zwingend auf die Erlösung durch den Messias vorbereiten. Also an einem ganz dramatischen Ort, auch heute noch Nablus, Sichem.
Übrigens haben die Samariter als Tempelberg den Berg Garizim gewählt, weil sie den Segen und nicht den Fluch wollten. Darum haben sie das so ausgelegt.
Sie haben sogar die Bibel verfälscht. In den Zehn Geboten, in 2. Mose 20, haben sie ein Gebot eingefügt, das sagt: Du sollst den Herrn auf dem Berg Garizim anbeten.
Hier haben sie also in den fünf Büchern Mose, an den für sie wichtigen Stellen, Veränderungen vorgenommen. Das hat nicht erst mit der Neuen Weltübersetzung begonnen, solche systematischen Arbeiten sind schon älter.
Für diejenigen, die es nicht wissen: Die Neue Weltübersetzung ist die Übersetzung der Zeugen Jehovas und stellt eine systematische Verfälschung von 1. Mose 1 bis Offenbarung 22 dar.
Das beginnt schon in 1. Mose, wo sie anstatt „Der Geist Gottes schwebte über den Wassern“ lieber „Gottes wirksame Kraft schwebte über den Wassern“ übersetzen, weil sie nicht glauben, dass der Geist Gottes eine Person ist.
Ja, gut, lassen wir das.
Prophetischer Überblick mit Segen und Fluch
Der nächste Punkt, 5. Mose 28, gibt eine prophetische Übersicht über ganz Israel und beschreibt die gesamte Geschichte mit Segen und Fluch. Es ist Zeit für eine Pause. Wir setzen um Viertel vor fünf fort. Wir sind alle etwas müde, nehme ich an. Jetzt kommen wir zum letzten Teil.
Vor der Pause haben wir mit dem Titel geendet, der jetzt vor uns steht: „Prophetischer Überblick mit Segen und Fluch“, 5. Mose 28. Es ist ein ganz dramatisches Kapitel. Wenn es in der Synagoge in der jährlichen Lesung dran ist, darf man es nur mit gedämpfter Stimme vortragen. Alle Flüche von Vers 15 bis 68 haben sich in der jüdischen Geschichte so dramatisch erfüllt.
Wir haben ja bereits davon gelesen: „wegen des Schreckens, den deine Augen sehen werden, erlöschende Augen und verschmachende Seele. Am Morgen sagst du: ‚Wäre es doch Abend!‘ und am Abend: ‚Wäre es doch Morgen!‘, wegen der Furcht deines Herzens, womit du dich fürchten wirst, und wegen des Anblicks deiner Augen, den du erblicken wirst, verfolgt unter allen Völkern der Erde.“
Der Segen, der als Folge des Gehorsams gegenüber Gottes Wort in den Versen 1 bis 14 beschrieben wird, hat sich in der Zeit Josuas erfüllt. Das war eine goldene Zeit Israels. Auf dem Blatt habe ich verwiesen auf Josua 21,45 und 23,14. Dort heißt es in 21,45: „Es fiel kein Wort dahin von allen den guten Worten, welche der Herr zu dem Haus Israel geredet hatte; alles traf ein.“
Später unter Salomo erlebte Israel seine höchste Blütezeit. 1. Könige 8,56 sagt, dass in dieser Zeit all diese guten Worte sich erfüllt haben. Aber auch der Fluch hat sich erfüllt. Ich lese 5. Mose 28, Vers 15, nur den Beginn: „Es wird aber geschehen, wenn du nicht der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorchst, dass du darauf achtest, zu tun alle seine Gebote und seine Satzungen, die ich dir heute gebiete, so werden alle diese Flüche über dich kommen und dich treffen.“
Verflucht wirst du sein in der Stadt und verflucht wirst du sein auf dem Feld. Verflucht wird sein dein Korb und dein Backtrug, verflucht wird sein die Frucht deines Leibes und die Frucht deines Landes usw. In diesen Versen wird unter den aufgezählten Flüchen auch der Fluch des Landverlusts beschrieben, und zwar dreimal:
Vers 25 am Schluss: „Und du wirst umhergetrieben werden in allen Königreichen der Erde.“
Vers 36: „Der Herr wird dich und deinen König, den du über dich setzen wirst, zu einer Nation führen, die du nicht gekannt hast.“
Und eine dritte Stelle in Vers 64: „Und der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde.“
Wenn wir die Geschichte Israels überschauen, finden wir drei Wegführungen in die Gefangenschaft. Die erste, wie auf dem Blatt angegeben, war die Wegführung der zehn Stämme durch die Assyrer im Jahr 722 v. Chr. Von da aus haben sich die zehn Stämme zerstreut, sodass man ihre Spuren in der Geschichte zumeist verloren hat. Hier hat sich Vers 25 erfüllt.
Später blieben die zwei Stämme im Süden, Juda und Benjamin, zurück. Diese wurden aber weggeführt in den Jahren 605 bis 582 v. Chr. in die Gefangenschaft nach Babel. Das war das Ende des Königtums. „Der Herr wird dich und einen König, den du über dich setzen wirst, zu einer Nation führen, die du nicht gekannt hast.“
Nach der babylonischen Gefangenschaft kamen sie zurück, bauten den zweiten Tempel und sollten dem Messias begegnen. Als der Messias gekommen war, wurde er von der Masse verworfen, und so kam der dritte Fluch: die Wegführung der Juden unter alle Völker ab dem Jahr 70 n. Chr.
Das sehen wir deutlich. Während es in Vers 36 heißt, „zu einer Nation führen“, heißt es in Vers 64: „Der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde.“ Das hat sich ganz wörtlich erfüllt in einem jahrhundertelangen Prozess ab dem Jahr 70.
Interessant ist aber Folgendes: Der Fluch des Gesetzes nennt keine vierte Wegführung, sondern nur die drei – und diese haben sich alle erfüllt. Eine vierte gibt es nicht. Was wir heute sehen, ist eine große Anzahl von Juden, Millionen, die seit 1882 zurückgekehrt sind ins Land der Väter. Das entspricht ganz den Prophezeiungen im Alten Testament. Eine Fülle von Prophezeiungen spricht davon, und das haben wir auch in 5. Mose.
- Mose spricht also über Landverlust und Zerstreuung unter alle Völker. Ich habe noch eine Reihe weiterer Stellen aus den Kapiteln 4, 11, 28 und 29 gegeben. Aber dann auch von einer Rückkehr ins Land in der Endzeit. Kapitel 4,29 Vers 27 sagt: „Der Herr wird euch unter die Völker zerstreuen.“ Vers 29: „Aber ihr werdet von dort den Herrn, deinen Gott, suchen, und du wirst ihn finden, wenn du mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele nach ihm fragen wirst.“
„In deiner Bedrängnis, und wenn alle diese Dinge dich treffen werden, am Ende der Tage wirst du umkehrend zu dem Herrn, deinem Gott, und seiner Stimme gehorchen. Denn ein barmherziger Gott ist der Herr, dein Gott. Er wird dich nicht lassen und dich nicht verderben und wird des Bundes deiner Väter nicht vergessen, den er ihm geschworen hat.“
Gott sagt also: Ich werde Israel nie aufgeben. Auch wenn sie unter die Völker zerstreut sind, Israel kommt zurück! Hier sehen wir, wie die katholische Theologie und auch die der alten Reformatoren in dieser Hinsicht falsch lag, wenn sie gesagt haben, Israel habe keine Zukunft mehr.
Das fünfte Buch Mose nennt alle drei Wegführungen und spricht: „Am Ende der Zeit bringe ich euch zurück ins Land.“ Ich denke an den Bund mit Abraham, den Bund mit den Vätern. Das war ein Bund aus Gnade, 1. Mose 15. Das ist schon eindrücklich.
Auch in Kapitel 30, Vers 3 spricht Mose von der Rückkehr aus allen Völkern. Vergegenwärtigen wir uns das: Zu der Zeit, als das Volk am Eingang zum Land stand, spricht er bereits von der Rückkehr ins Land. Vers 3 oder Vers 1: „Und es wird geschehen, wenn alle diese Worte über dich kommen, der Segen und der Fluch, die ich dir vorgelegt habe, und du es zu Herzen nimmst, unter all den Nationen, wohin der Herr, dein Gott, dich vertrieben hat, und umkehrst zu dem Herrn, deinem Gott, und seiner Stimme gehorchst nach allem, was ich dir heute gebiete, du und deine Kinder mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele, so wird der Herr, dein Gott, deine Gefangenschaft oder dein Schicksal wenden und sich deiner erbarmen, und er wird dich wiederum sammeln aus all den Völkern, wohin der Herr, dein Gott, dich zerstreut hat.“
„Wenn deine Vertriebenen am Ende des Himmels wären, zum Beispiel in den USA, so wird der Herr, dein Gott, von dort dich sammeln und von dort dich holen, und der Herr, dein Gott, wird dich in das Land bringen, welches deine Väter besessen haben. Und du wirst es besitzen, und er wird dir wohltun und dich mehren über deine Väter hinaus.“
Das ist schon gewaltig. Die endgültige Wiederherstellung aus Gnade auf der Grundlage des Abrahambundes war im fünften Buch Mose bereits deutlich vorausgesagt.
Übrigens präzisiert Hesekiel 37, beziehungsweise Hesekiel 36, dass Gott dieses Volk im unreinen Zustand ins Land zurückführt und dann reinigen wird. Wir haben gelesen in 5. Mose 4: Wenn du in der Endzeit, wenn dich diese Dinge treffen werden – und ganz besonders sind ja diese Flüche in der Nazizeit gekommen, aber nicht nur dann, sondern durch alle Jahrhunderte, dann ganz besonders schrecklich – so sagt der Herr, dass wenn in der Endzeit dich diese Flüche treffen und du umkehrst.
Hesekiel 36 präzisiert, dass das Volk im unreinen Zustand zurückkommt und in der Not im Land schließlich zur Umkehr kommen wird. In diesem Licht müssen wir die Not Israels auch heute sehen. Gott bringt dieses Volk in eine solche Not, dass sie schließlich keinen Ausweg mehr sehen werden als durch Gnade allein.
Das ist in Gottes Regierungswille, damit schließlich diese völlige Wende des Schicksals kommt und er diesem Volk am Schluss mehr wohltun wird, als er den Vätern wohlgetan hat.
Das Lied Moses
Dann kommen wir noch kurz zum Lied Moses. Es ist etwas ganz Besonderes. Mose hat dem Volk ein Lied gelehrt, und ein ganz besonders zu Herzen gehender Vers ist Vers 4, wo es heißt: „Von Gott, der Fels, vollkommen ist sein Tun, denn alle seine Wege sind recht, ein Gott der Treue und ohne Trug, gerecht und gerade ist er.“ Das ist das Lied Moses.
Später, im Zweiten Tempel, zur Zeit des Herrn Jesus und der Evangelien, wurde das Lied Moses jeweils beim Sabbat-Zusatzmorgen-Brandopfer um neun Uhr gesungen. Dann, um drei Uhr beim Sabbat-Zusatzopfer, sang man das Lied des Lammes aus 2. Mose 15.
Johannes sieht in seiner Vision, wie Menschen, die durch die große Drangsal gegangen sind, im Himmel sind, im himmlischen Tempel. Und was machen sie? In Offenbarung 15, Vers 2 heißt es: „Und ich sah, wie ein gläsernes Meer mit Feuer vermischt war, und die Überwinder über das Tier, über sein Bild und über die Zahl seines Namens standen an dem gläsernen Meer. Sie hatten die Harfen Gottes und sangen das Lied Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes und sprachen: Groß und wunderbar sind deine Werke, Herrgott Allmächtiger, gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, o König der Nationen.“
Johannes verstand sofort: Das ist Sabbat, Sabbat im Himmel. Das sind solche, die in der Zukunft durch die größte Drangsal gehen werden, in die Israel hineinkommt. Diese Drangsal ist noch nicht jetzt; sie ist noch nichts im Vergleich zu dem, was für Israel kommen wird. Aber sie führt schließlich zu dieser Umkehr des Überrestes.
Johannes sieht diese Überwinder im Himmel, und sie singen das Lied Moses. Menschen, die die schlimmste Zeit auf Erden erlebt haben, singen ohne jegliche Bitterkeit gegenüber Gott: „Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege.“ Das erinnert an die Stelle, die ich gelesen habe: „Der Fels, vollkommen ist sein Tun, denn alle seine Wege sind recht. Ein Gott der Treue und ohne Trug, gerecht und gerade ist er.“
Gottes Treue wird so eindrücklich bezeugt in 5. Mose, auch wenn das Volk durch Untreue zu Fall kommen wird. In seiner Treue wird er erweisen, dass seine Wege alle gerecht sind und dass er ein Gott der Treue ist.
Strukturvergleich des fünften Buches Mose mit dem Neuen Testament
Nun kommen wir zu einem Strukturvergleich von 5. Mose mit dem Neuen Testament.
Wir haben nämlich drei große Teile:
Mose macht einen Rückblick auf die Wüstenwanderung in den Kapiteln 1 bis 4.
Dann folgen die Gesetze, die grundsätzliche Lehre, in den Kapiteln 5 bis 27.
Und schließlich gibt es einen prophetischen Ausblick in den Kapiteln 28 bis 34.
Beim Rückblick entspricht Teil A dem Ausblick A' von Kapitel 28 bis zum Schluss. Dabei ist die Aufteilung so, dass Mose zuerst besonders über das Versagen Israels in der Wüste spricht (Kapitel 1) und dann über den Sieg (Kapitel 2 bis 4).
Beim Ausblick spricht er zuerst über Gericht und schließlich über die kommende Herrlichkeit Israels.
So können wir sagen: Beim Rückblick haben wir eine Verbindung zu den Evangelien, wo zum Beispiel verschiedentlich gezeigt wird, wie die Jünger versagt haben. Dies gipfelt in der Verleugnung des Petrus.
In der Apostelgeschichte finden wir dann den Sieg. Die Jünger, erfüllt mit dem Heiligen Geist, werden völlig verändert, sodass sie ein Leben des Sieges führen.
Die grundsätzliche Lehre, der Mittelteil, entspricht den Lehrbriefen im Neuen Testament, den 21 Briefen.
Am Schluss, im Ausblick, entspricht das zuerst beschriebene Gericht dem letzten Bibelbuch, der Offenbarung. Kapitel 1 bis 20 beschreibt das Gericht, und Kapitel 21 bis 22 die künftige Herrlichkeit.
Es ist also interessant, diese Analogie im Aufbau im Vergleich mit dem Neuen Testament zu sehen.
Verbindung zu hethitischen Verträgen
Das Folgende steht in engem Zusammenhang. In den vergangenen Jahrzehnten wurden viele Dokumente der alten Hethiter untersucht. Die Hethiter waren ein großes, mächtiges Militärvolk im Nahen Osten. Ihr Zentrum lag in der heutigen Türkei, in Bogazkoy, wo man heute die Ausgrabungen besichtigen kann.
Das hethitische Reich hat sich von der Türkei aus stark im Nahen Osten ausgebreitet. Sie bildeten auch Offiziere aus anderen Ländern aus, zum Beispiel Uriah in der Armee von David, der ein Hethiter war. David wusste genau, warum er einen Hethiter in seiner Armee hatte.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts kannte man die Hethiter eigentlich nur aus der Bibel. Die liberale Theologie behauptete damals, die Bibel sei ein Märchenbuch, weil sie so oft über die Hethiter spricht, obwohl es diese nie gegeben habe. Man hatte in von der Bibel unabhängigen Geschichtsbüchern und in der Archäologie nie etwas von einem hethitischen Volk gefunden.
Diejenigen, die an Gottes Wort glaubten, warteten einfach ab. Ende des 19. Jahrhunderts und besonders Anfang des 20. Jahrhunderts wurden große Ausgrabungen gemacht. Dabei kam die hethitische Kultur als eine Hochkultur ans Licht. Es wurden viele Dokumente aus dem zweiten Jahrtausend vor Christus ausgegraben, die zeigten, wie die Hethiter viele Vasallenverträge mit unterworfenen Völkern schlossen.
Man studierte die Form dieser Verträge und stellte fest, dass ihre Struktur genau dem Aufbau des fünften Buches Mose entspricht. Das fünfte Buch Mose ist also nach hethitischen Verträgen mit Untergebenen gestaltet. Dabei geht es um einen Vertrag, den Gott mit Israel geschlossen hat.
Übrigens werden die Hethiter in den fünf Büchern Mose neunundzwanzig Mal erwähnt (siehe Fußnote zwei für alle Stellen). Das bedeutet, die Bibel ist kein Märchenbuch, sondern kannte das hethitische Volk, das übrigens am Ende des zweiten Jahrtausends vor Christus unterging. Damit verschwand auch diese Vertragsform. Im ersten Jahrtausend vor Christus war die hethitische Vertragsform nicht mehr bekannt. Dennoch ist das fünfte Buch Mose nach dieser Form aufgebaut.
Die Schlussfolgerung lautet: Wenn die liberale bibelkritische Theologie behauptet, das fünfte Buch Mose sei eine Fälschung aus der Zeit Josias, also von 621 v. Chr., dann muss sie erklären, warum es in einer Vertragsform aufgeschrieben ist, die damals gar nicht mehr bekannt war. Die gesamte Struktur des fünften Buches Mose weist darauf hin, dass es ein Buch aus dem zweiten Jahrtausend vor Christus ist. Mose lebte in der Mitte dieses Jahrtausends.
Wir sehen also, wie eine Attacke nach der anderen, die von der bibelkritischen Theologie gegen die Bibel gerichtet war, zurückgewiesen werden muss. Das ist etwas sehr Neues.
Hier auf dem Platz sehen Sie den Aufbau dieser Verträge. Zuerst gab es ein Vorwort, genau wie in 5. Mose 1,1-5. Danach folgt eine geschichtliche Einleitung, die gewissermaßen auf die Vorgeschichte der beiden Vertragsparteien zurückblickt. Das entspricht 5. Mose 1,6-49, wo Mose die vergangene Zeit seit dem Auszug aus Ägypten und der Wüstenwanderung beschreibt.
Dann kommen die Vertragsabmachungen, die genau den Geboten entsprechen, die Mose in den Kapiteln 5 bis 26 aufzählt und vorstellt. Danach folgen in den hethitischen Verträgen Segen- und Fluchankündigungen: Wenn man den Vertrag einhält, gibt es Segen, wenn nicht, Fluch. Das entspricht dem, was wir in den Kapiteln 27 bis 30 finden.
Dann gibt es in den hethitischen Abmachungen einen Ausblick. Dort werden Maßnahmen für die Fortsetzung und den Erhalt des Vertrags getroffen. Zeugen werden aufgerufen, und es wird über die Hinterlegung des Textes sowie seine periodische öffentliche Lesung gesprochen. Das entspricht genau dem, was wir in den Kapiteln 31 bis 33 finden.
Dort werden auch Himmel und Erde als Zeugen aufgerufen, zum Beispiel in Kapitel 32 Vers 1: „Horcht ihr Himmel, und ich will reden, und die Erde höre die Worte meines Mundes!“
Weiterhin sehen wir, dass das fünfte Buch Mose bei der Bundeslade hinterlegt werden musste und alle sieben Jahre öffentlich verlesen wurde. Es geht wirklich ins Detail.
Bis vor wenigen Jahrzehnten behauptete man also, wer noch glaube, dass das fünfte Buch Mose von Mose selbst verfasst wurde, sei wissenschaftlich nicht ernst zu nehmen. Viele Theologen vertreten diese Ansicht noch heute, weil sie es nicht besser wissen.
Das ist ein echtes Problem. Das Studium der Theologie wird oft sehr unabhängig von der Altorientalistik, also der Archäologie des Nahen Ostens, betrieben. Das ist ein echtes Problem.
Es ist einfach so. Wir müssen sagen: Ein schlichter Glaube, der die Bibel so annimmt, wie sie es sagt – nämlich dass Mose dieses Buch geschrieben hat – schützt vor Irrtum. Manchmal muss man eben einfach lange warten, bis die Wissenschaft so weit ist wie der einfältige Glaube.
Der Tod Moses und Übergang zu Josua
Jetzt kommen wir zum letzten Kapitel, 5. Mose 34. Es beschreibt, wie Mose nach Vollendung seiner Reden auf den Berg Nebo steigen muss, um von dort aus ins verheißene Land hinüberzuschauen. Dieser Berg liegt gegenüber von Jericho und ermöglicht bei gutem Wetter einen Blick bis nach Galiläa. Das ist ganz eindrücklich.
Vers 1: "Und Mose stieg von den Ebenen Moabs auf den Berg Nebo, dem Gipfel des Piska, der Jericho gegenüberliegt. Der Herr ließ ihn das ganze Land sehen: das Land Gilead bis Dan, das ganze Naftali, das Land Ephraim und Manasse, das ganze Land Juda bis zum hinteren Meer, das Mittelmeer, und den Süden, den Jordankreis, die Niederung von Jericho, die Palmenstadt bis zu Aar."
Der Herr sprach zu ihm: "Das ist das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen habe, indem ich sprach: Deinem Samen will ich es geben. Ich habe es dir mit deinen Augen sehen lassen, aber du sollst nicht hinübergehen."
Mose, der Knecht des Herrn, starb dort im Land Moab nach dem Wort des Herrn. Er begrub ihn im Tal im Land Moab, Beth Peor gegenüber. Niemand weiß sein Grab bis auf diesen Tag. Mose war hundertzwanzig Jahre alt, als er starb. Sein Auge war nicht schwach geworden, und seine Kraft nicht geschwunden.
Die Kinder Israel beweinten Mose in den Ebenen Moabs dreißig Tage lang. Es waren die Tage des Weinens und der Trauer, in denen Mose vollendet wurde. Und Josua, der Sohn Nuns, war erfüllt mit dem Geist der Weisheit, denn Mose hatte seine Hände auf ihn gelegt. Die Kinder Israel gehorchten ihm und taten so, wie der Herr dem Mose geboten hatte.
Mose repräsentiert das Gesetz. Er sah also mit seinen Augen den ganzen Reichtum der Segnungen Gottes im Land. Außerdem prophezeite er über den Messias, wie wir gesehen haben. So hat das Gesetz Mose auf den Messias hingewiesen und auf all die Segnungen, die der Messias einmal bringen würde.
Das entspricht genau dem Namen "Gesetz". Auf Hebräisch heißt es "Torah", was von der Wurzel "hora" kommt – den Finger ausstrecken, lehren, weisen, hinweisen. Man kann es auch als "Weisung" übersetzen, wie Martin Buber es tut. So weist das Gesetz auf den Erlöser hin. Es wies also auf Jesus Christus und den Segen in ihm hin.
Wir haben gelesen, dass Mose das Land von seinem Standpunkt gegenüber von Jericho sah, der Stadt, die unter den Fluch kommen sollte (Josua 6). Das erinnert uns an den Fluch des Gesetzes (Galater 3,10): Das Gesetz bringt den Menschen unter den Fluch Gottes.
Dritter Punkt: Mose konnte das Volk nicht in das gesegnete Land führen. Das entspricht der neutestamentlichen Lehre, dass das Gesetz niemanden retten kann. In Römer 8,3 heißt es: "Das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er seinen eigenen Sohn sandte als Sündopfer."
Das Gesetz konnte die Menschen nicht in den Segen Gottes führen, sondern nur zum Fluch. Aber es wies auf den Retter hin.
Mose war auf dem Nebo, dem Gipfel des Piska. "Piska" heißt auf Deutsch "Teil" oder "Stück". Hebräer 7,18-19 erklärt: Das Gesetz hat nichts zur Vollendung gebracht. Es konnte niemanden retten, nicht weil das Gesetz nicht gut war, sondern weil das Material nicht gut war.
Wenn Michelangelo aus einem Sandhaufen eine schöne Skulptur machen sollte, geht das nicht. Er braucht Granit dazu. Und wenn das Gesetz aus Menschen, die durch und durch verdorben sind, etwas Gutes machen sollte, funktioniert das nicht, denn das Material ist nichts wert.
Weil das dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott es. Aber Mose hatte Kraft bis zum Ende, wie wir gesehen haben. Er brauchte keine Brille, wenn es damals eine gegeben hätte, mit 120 Jahren. Kraft bis zum Ende.
Das Neue Testament lehrt in Römer 7,12 und 14, dass das Gesetz heilig, gerecht, gut und geistlich ist. Das Gesetz ist göttlich, nicht menschlich.
Nun haben wir gesehen, dass Moses Nachfolger Josua war. Josua führte das Volk ins Land. Auf Hebräisch heißt Josua "Jehoschua". Die griechischen Übersetzer des Alten Testaments, die Septuaginta, aus dem 3. Jahrhundert vor Christus, oft im Neuen Testament zitiert, haben das hebräische Wort Jehoschua mit der Form "Jesus" wiedergegeben.
Darum heißt es zum Beispiel im griechischen Text in Hebräer 4,8, dass Josua wörtlich Jesus heißt. So weist Josua auf wunderbare Weise auf Jesus Christus hin.
So wie Mose das Volk nicht hineinführen konnte, konnte nur Jesus das Volk durch die Erlösung in den Segen führen.
Zwischen Mose und Josua bestand eine vollständige Einheit. Wir haben gelesen, dass Mose Josua die Hände aufgelegt hat. Es geht also um eine Handaufstützung; das Gewicht von Mose wurde gewissermaßen auf Josua übertragen. Völlige Harmonie.
Wir haben heute Morgen auch Johannes 5,46-47 gelesen, wo der Herr Jesus sagt: "Ihr erforscht die Schriften und meint, in ihnen ewiges Leben zu haben. Sie sind es, die von mir zeugen." Mose hat von Jesus geschrieben – völlige Harmonie zwischen Christus und dem Gesetz.
Der Herr Jesus sagt in Matthäus 5,17, dass er nicht gekommen sei, um das Gesetz aufzulösen, sondern um es zu erfüllen. In seinem Leben hat er das Gesetz in seiner ganzen Fülle dargestellt.
Schließlich haben wir gelesen, dass Mose starb und Gott ihn begrub. Das ist außergewöhnlich. In der ganzen Bibel finden wir keine weitere Stelle, in der Gott einen Menschen begräbt.
Warum hat Gott das getan? Weil er wusste, dass die Knochen von Mose Israel garantiert zum Verhängnis des Götzendienstes werden würden. Deshalb hat Gott ihn begraben, sodass niemand Mose finden konnte bis heute.
In diesem Zusammenhang muss die Stelle in Judas 9 gesehen werden. Dort schreibt Judas, dass Satan mit dem Erzengel Michael einen Streit geführt hat um den Leib Moses.
Was interessiert sich Satan für den Leichnam von Mose? Er wollte ihn bekannt machen, um Israel in den Götzendienst zu stürzen. Michael, der nach Daniel 12,1 Fürst für Israel ist und speziell für Israel steht, hat dagegen gekämpft, dass das nie bekannt werden durfte.
Eine Parallele finden wir in 2. Könige 18,4. Dort wird berichtet, wie in der Königszeit die eherne Schlange von Mose als Götzenbild verehrt wurde.
So verstehen wir, warum Gott Mose mit diesem außergewöhnlichen Grab geehrt hat. Die jordanische Archäologie wird Mose nie zutage fördern.
Damit sind wir am Ende angelangt. Das gibt die Brücke zum Buch Josua, das auf Jesus hinweist und das Volk in den Segen Gottes hineinführt.
Wir können die restlichen Minuten für gemeinsames Gebet nutzen. Verschiedene können ganz kurz und möglichst laut beten.
