Begrüßung und Einführung in den Predigttext
Guten Abend, ich möchte alle ganz herzlich begrüßen.
Wir befinden uns immer noch in der ersten Strophe des Hohen Liedes, das aus vier Strophen besteht. Wir lesen die letzten Verse dieser ersten Strophe, und zwar von Kapitel 1, Vers 14 bis Kapitel 2, Vers 6. Anschließend folgt der Refrain, den wir ebenfalls lesen, und zwar Vers 7.
Darf ich bitten?
„Eine Zypern-Traube ist mir mein Geliebter in den Weinbergen von Engedi. Siehe, du bist schön, meine Freundin, siehe, du bist schön, deine Augen sind Tauben. Siehe, du bist schön, mein Geliebter, ja, holdselig. Ja, unser Lager ist frisches Grün, die Balken unseres Hauses sind Zedern, unsere Getäfel Zypressen.
Ich bin eine Narzisse von Saron, eine Lilie der Täler. Wie eine Lilie inmitten der Dornen, so ist meine Freundin inmitten der Töchter, wie ein Apfelbaum inmitten der Bäume.
Ich habe mich mit Wonne in seinen Schatten gesetzt und seine Frucht mit meinen Gaumen genossen. Er hat mich in das Haus des Weines geführt, und sein Banner über mir ist die Liebe.
Stärkt mich mit Traubenkuchen, erquickt mich mit Äpfeln, denn ich bin krank vor Liebe.
Seine Linke ist unter meinem Haupt, und seine Rechte umfasst mich.
Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems, bei den Gazellen oder bei den Hirschen des Feldes, dass ihr weder weckt noch stört die Liebe, bis es ihr gefällt.“
Vielen Dank.
Einführung in die Symbolik des Hohen Liedes
Wir haben uns beim letzten Mal Gedanken über Symbole gemacht, weil Symbole gerade im Hohenlied eine sehr große Rolle spielen. Wir haben gesehen, dass man ein Symbol so definieren kann: Ein Symbol ist ein Bild, das einen weitreichenden Gedanken oder mehrere weitreichende Gedanken auf eine sehr begrenzte Form bringt.
Das müssen wir uns auch vor Augen halten, wenn wir jetzt in Vers 14 über die Zypertraube oder den Büschel der Zyperblume lesen. Dabei geht es wieder um Weinberge und Engedi. Was bedeuten diese Symbole?
Später werden wir uns mit Vers 15 beschäftigen, in dem von Augen die Rede ist, die wie Tauben sind. Dann müssen wir uns fragen, was Augen in der Bibel bedeuten und was Tauben symbolisieren. Anschließend geht es um Zedern und Zypressen.
In Kapitel 2, Vers 1, sagt Sulamith: „Ich bin eine Narzisse von Scharon.“ Was ist die Symbolik der Narzisse? Dann sagt sie: „Und auch eine Lilie der Täler.“ Was bedeutet die Lilie in der Bibel? Und so weiter.
Jetzt kommt noch etwas Komplizierteres hinzu. Beim letzten Mal haben wir einfach nur von Symbolen gesprochen. Hier sehen wir jedoch, dass es auch eine Verknüpfung von Symbolen gibt. Sulamith sagt nicht nur: „Mein Geliebter ist mir eine Zypertraube“, sondern eine Zypertraube in den Weinbergen – und zwar nicht irgendwo in den Weinbergen, sondern in den Weinbergen von Engedi.
Deshalb müssen wir diese Symbole miteinander verknüpfen und sehen, welche Botschaft sich daraus am Ende ergibt. Das ist ganz typisch für das Hohelied.
Vielleicht noch ein Beispiel, ich greife voraus: In Kapitel 4 beschreibt Salomo Sulamith. Er sagt in Vers 1: „Siehe, du bist schön, meine Freundin, siehe, du bist schön. Deine Augen sind Tauben.“ Aber er hört nicht auf, sondern sagt: „Deine Augen sind Tauben hinter deinem Schleier.“ Jetzt muss man nicht nur die Bedeutung der Tauben ermitteln, sondern auch die des Schleiers.
Im nächsten Satz heißt es: „Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen.“ Nun geht es um die Symbolik der Haare der Frau, die mit der Symbolik einer Ziegenherde verknüpft wird. Diese Herde lagert an den Abhängen des Gebirges Gilead. Warum wird das noch dazu gesagt?
Wenn er in Vers 2 über die Zähne spricht, sagt er nicht einfach: „Deine Zähne sind wie eine Herde geschorener Schafe“, sondern er fügt hinzu: „die aus der Schwemme heraufkommen, die allesamt Zwillinge gebären, und keines unter ihnen ist unfruchtbar.“ Hier entsteht also eine ganze Verkettung von Symbolen.
Das werden wir jetzt üben, anhand von Kapitel 1, Vers 14.
Die Zyperblume als Symbol für den Messias
Also, sie spricht von einer Zyperblume. Was ist das für eine Blume? Das ist nämlich ein Altername. Ist das gar nicht bekannt? Es ist ein Altername für die Henna-Blume, also für die Blüten des Hennastrauches.
Zypertraube, also die Zyperblume, ist dasselbe wie die Blume des Hennastrauches. Aber sie sagt, er sei eine Zypertraube, und dieses Wort „Traube“ meint eigentlich einen Büschel, also ein ganzer Büschel von Blumen am Hennastrauch. Etwas unpoetisch könnte man sagen: Ein Henner Blumenbüschel ist mir mein Geliebter in den Weinbergen von Engedi.
Nun müssen wir uns zuerst einmal grundsätzlich fragen: Was ist die Bedeutung von Blumen in der Bibel? Ich habe das hier bereits angeschrieben: Blumen sprechen von der Auferstehung. Das heißt, immer nach dem Wintertod. Und das ist auch in Europa ganz naheliegend, denn nach dem Wintertod, wenn die ersten Blumen kommen und ankündigen, dass bald der Frühling in Erscheinung treten wird, dann spricht das von neuem Leben nach dem Wintertod.
In Israel ist das genau so. Die Blumen in Israel nach dem Winter beginnen mit den Blumen des Mandelbaums. Diese beginnen Ende Januar, Anfang Februar zu blühen, und dann kommen die weiteren Blumen. Alles spricht von Auferstehung, von neuem Leben.
Wenn Sulamit auf Salomo hinweist – auf den großen Salomo, den Messias, den Herrn Jesus – und ihn mit einer Blume vergleicht, dann spricht sie von ihm als dem Auferstandenen in der Symbolik der Bibel.
Aber jetzt geht es nicht nur um irgendeine Blume, sondern um die Zyperblume, die Blume des Hennestrauches. Hier auf dem Bild sieht man übrigens, wie diese Blumen in richtigen Büscheln wachsen. Darum wird das in der Elberfelder Bibel mit „Zypertraube“ übersetzt, weil es wie ein Traubenbüschel aussieht. Das ist auch das hebräische Wort, das hier gebraucht wird: Eschkol meint so ein zusammenhängendes Gewächs von einzelnen Trauben.
Der Name der Blume auf Hebräisch, Zyperblume, heißt „Kofer“. Dieses Wort bedeutet anderswo in der Bibel „Sühnung“. Wenn wir in Hiob 33 nachschlagen, da spricht der jüngste Freund Hiobs über den kommenden Messias. Ich lese gleich selbst vor, weil ich das immer wieder unterbrechen muss.
Wir lesen in Hiob 33, Vers 23: Es geht uns als Thema darum, dass Gott Menschen liebt und nicht möchte, dass sie einmal unter sein Gericht kommen. Darum kann er auf verschiedene Weisen mit den Menschen sprechen, auch gerade mit Menschen, die noch nie etwas von der Bibel gehört haben. Davon spricht Elihu.
Dann sagt er in Vers 23: Wenn es nun für ihn, also den sündigen Menschen, einen Gesandten gibt, einen Ausleger – also einen, der von Gott gesandt ist, geschickt in diese Welt –, einen Ausleger, der erklärt, wer Gott ist und wie Gott ist, einen aus Tausend, also einen ganz Einzigartigen, um dem Menschen seine Geradheit kundzutun, also das, was richtig und gerecht ist in den Augen Gottes, so wird er sich seiner erbarmen, sich über den sündigen Menschen erbarmen und sprechen.
Und jetzt spricht der Messias zu Gott, dem Vater: Erlöse ihn, dass er nicht in die Grube hinabfahre. Ich habe eine Sühnung zustande gebracht. Und das Wort „Sühnung“ hier ist „Kofer“.
Jetzt ist es so: Das Wort „Kofer“ kommt von der Wurzel „Kaffar“, das bedeutet „zudecken“. Sühnung bedeutet in der Bibel Folgendes: Der sündige Mensch wird vor Gottes gerechtem Zorn zugedeckt. Der Zorn Gottes trifft nun nicht den Sünder, sondern den, der ihn schützend bedeckt.
So ist der Herr Jesus am Kreuz als der Gerechte für unsere Sünden gestorben. Er hat den Zorn Gottes, den wir in Ewigkeit verdient hätten, auf sich genommen. Darum hat Gott ihn auch verlassen, und er rief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Es war wegen uns und hat uns so zugedeckt, damit wir frei ausgehen könnten. Das ist Sühnung.
Diese Blume heißt also „Kofer“, Sühnung. Das kommt daher, dass man die Blätter zermalen kann und daraus einen Farbstoff herstellt. Dieser Farbstoff ist in der islamisch-arabischen Welt sehr beliebt für Tätowierungen, was das Wort Gottes ganz ausdrücklich ablehnt, wie in 3. Mose beschrieben.
Im Altertum wurde dieser Farbstoff auch zum Färben von Kleidern und von Leder verwendet. Damit man versteht, woher der Name „Kofer“ kommt: Es geht um den Gedanken des Überstreichens, Zudeckens.
Der Heilige Geist benutzt hier dieses Wort „Kofer“, um auf den Messias hinzuweisen, der uns bedeckt hat, um so Sühnung zu bewirken – dasselbe Wort „Kofer“ wie in Hiob 33.
Dazu könnten wir einen Vers aus 1. Johannes 2 lesen. Darf ich bitten, Jerry, uns Verse 1 und 2 vorzulesen?
„Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand gesündigt hat, wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten. Und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für unsere Sünden, sondern auch für die ganze Welt.“
Hier wird Jesus vorgestellt als der, der die Sühnung für unsere Sünden ist – Koferblume. Er wird uns hier in 1. Johannes 2 als Sühnung für uns vorgestellt. Er ist als Auferstandener im Himmel und auch unser Sachwalter, der, wenn Satan die Gläubigen anklagt, die Sache klärt und für uns spricht.
Diese Gedanken sind zusammengefasst in der Zyperblume: Er hat die Sühnung zustande gebracht und ist nun der Auferstandene. Die Blumen sprechen nochmals von seiner Auferstehungsherrlichkeit. Er hat uns zugedeckt und so verschont.
Sühnung darf man nicht mit Versöhnung verwechseln. Versöhnung bedeutet, dass Menschen, die früher Feinde waren, in Freunde umgewandelt werden. Es wird übrigens nie gesagt, dass Gott sich mit uns versöhnt hat. Es wird immer davon gesprochen, dass wir Gläubige mit Gott versöhnt worden sind. Wir waren Feinde Gottes und mussten umgewandelt werden in Freunde. Das ist Versöhnung.
Sühnung bedeutet dagegen „zudecken“, um vor dem Gericht zu schützen, indem das gerechte Gericht zwar ausgeführt wird, aber nicht an den Schuldigen, sondern an den Stellvertreter.
Jetzt wird gesagt: Eine Zypertraube ist mit meinem Geliebten in den Weinbergen von Engedi.
Hier müssen wir wieder zurückdenken: Die Symbolik der Weingärten hatten wir schon in Hoheslied 1. Wovon sprechen die Weingärten beziehungsweise der Wein? Von Freude, wie Prediger 9, Vers 7 klar macht. Der Weinberg ist der Ort, wo die Freude kultiviert wird.
Der Herr Jesus ist die Sühnung für unsere Sünden, ist auferstanden, um in unserem Leben Freude zu bewirken und aufzubauen – aber eben nicht in irgendwelchen Weinbergen, sondern in den Weinbergen von Engedi.
Die Bedeutung von Engedi und der Quelle als Symbol
Und was ist das Besondere an der Ortschaft Engedi? Es ist eine Oase mitten in der heißen Wüste Judäa. Das ist der Ort, wo David zum Beispiel Zuflucht gefunden hat, als er von König Saul verfolgt wurde. Er ging in die Oase Ein Gedi und stieg hinauf bis auf den Steinbockfelsen, so steht es in 1. Samuel 24.
Diese Steinböcke sind heute noch dort vorhanden. Sie sind auch im Namen Ein Gedi enthalten, der nämlich „Ein“ für Quelle und „Gedi“ für Böcklein bedeutet – also „die Quelle des Böckleins“. Die Steinböcke können hier nicht nur auf den Felsen herumkraxeln, sondern auch Wasser trinken aus dieser Quelle von Engedi, die das ganze Jahr über fließt. Es ist also keine Quelle, die nur in der Regenzeit vorhanden ist, sondern eine ganzjährige Quelle.
Dazu können wir gleich Psalm 104, Vers 18 lesen, der über diese Böcke in der Oase Ein Gedi spricht: „Die hohen Berge sind für die Steinböcke, die Felsen eine Zuflucht für die Klippdachse.“ Ja, diese hohen Berge, diese Felsen sind für die Steinböcke eine Zuflucht.
Der Fels spricht in der Bibel natürlich von Christus, wie es in 1. Korinther 10, Vers 4 heißt: „Der Fels aber war Christus.“ So spricht also die Quelle von Engedi von einer Quelle für diejenigen, die auf dem Felsen Christus einen festen Standort gefunden haben.
Wir müssen uns fragen, was die Quelle in der Bibel bedeutet. Die Quelle mit frischem, fließendem Wasser steht für das lebendige Wort in Verbindung mit dem Heiligen Geist – also ganz speziell für den Heiligen Geist. Das wird deutlich in Johannes 7,37: „Am letzten, dem großen Tag des Festes, stand Jesus da und rief: ‚Wenn jemand durstig ist, so komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.‘“ Dies sagte er von dem Geist, den die an ihn Glaubenden empfangen sollten. Denn der Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.
Der Herr Jesus spricht hier also über lebendiges Wasser. Im Hebräischen ist dieser Ausdruck „mayim chayim“ der ganz normale Begriff für frisches Quellwasser, das fließt. „Lebendiges Wasser“ meint also Quellwasser. Genau dieses Thema steckt im Namen „Ein Gedi“.
So spricht es davon, dass der Herr Jesus diese Erfrischung durch den Heiligen Geist bewirkt hat. Der Heilige Geist wurde erst ausgegossen, nachdem Jesus die Sühnung am Kreuz vollbracht hatte. So konnte an Pfingsten der Heilige Geist über die Gläubigen ausgegossen werden – über diejenigen, die auf dem Felsen Christus ihren Standort eingenommen haben.
Ein weiterer Gedanke steckt im Wort „Ein“. Im Hebräischen bedeutet es nämlich nicht nur Quelle, sondern auch Auge. Wie kommt das? Es beruht auf dem Bild, dass die Quelle einem weinenden Auge entspricht, aus dem Wasser fließt.
Daran können wir natürlich an die bewegende Stelle in Hebräer 5, Vers 7 denken. Dort heißt es: „In den Tagen seines Fleisches hat er, als er mit starkem Schreien und Tränen zu dem, der ihn aus den Toten zu erretten vermochte, flehte und bat, wegen seiner Frömmigkeit erhört worden ist. Obwohl er Sohn war, hat er durch das, was er litt, den Gehorsam gelernt.“
Hier wird deutlich, dass Jesus in Gethsemane nicht nur intensiv gebetet hat, so dass sein Schweiß wie Blutstropfen wurde, sondern dass er mit starkem Geschrei und Tränen gebetet hat. Das war, bevor er ans Kreuz ging, die Sühnung bewirkte, am dritten Tag auferstand und uns so die Erfrischung durch die Ausgießung des Heiligen Geistes schenkte.
Der Heilige Geist muss ja nach Johannes 16, Vers 13 Christus verherrlichen. Jesus sagt: „Er wird mich verherrlichen.“ So macht er Jesus groß und erfrischt unsere Seelen durch lebendiges Wasser.
All diese Gedanken sind miteinander verknüpft. „Eine Zypresse ist mir mein Geliebter in den Weinbergen von Engedi.“ Wenn man diese Symbole wirklich gedanklich erfasst hat, kann man sie beim Lesen gut einordnen.
Wir sehen, es ist ständig ein Dialog: Sie spricht, er spricht, sie spricht, er spricht.
Die Augen als Symbol für Treue und Einfalt
Ja, jetzt kommt seine Antwort, Vers 15: "Siehe, du bist schön, meine Freundin, siehe, du bist schön, deine Augen sind Tauben."
Über die Bedeutung der Freundschaft in der Ehe haben wir letztes Mal schon gesprochen. Auch haben wir das Thema behandelt, wie wichtig es ist, dass ein Mann immer wieder sagt, wie schön seine Frau ist. Hier sagt er nur „schön“. In Vers 8 hatte er noch gesagt: „Du Schönste unter den Frauen.“ Zu diesem Thema haben wir letztes Mal einiges gehört und wie wichtig das für das Eheleben ist.
Wenn er hier „schön“ sagt, ist damit schon eingeschlossen, dass sie in seinen Augen und in seinem Herzen die Schönste ist. Aber jetzt sagt er: „Deine Augen sind Tauben.“ Was ist die Symbolik der Tauben? Warum stehen sie für Treue?
Das Typische bei Tauben, genau wie du es sagst, ist, dass sie ein Pärchen bilden und fürs ganze Leben zusammenbleiben. Das ist ungewöhnlich im normalen Tierreich. Bei 95 Prozent der Tierarten bleiben die Tiere nicht ihr Leben lang ein Paar. Aber es sind eben Tiere. Eine Ehe im Tierreich gibt es nicht. Die Ehe hat Gott für den Menschen eingesetzt – für einen Mann und eine Frau, und zwar fürs ganze Leben.
Es gibt jedoch einige Tiere, die sich nicht in der Ehe, sondern in der Treue eingestellt haben. Sie bleiben ein Leben lang zusammen und deshalb sind solche Tiere ein besonderes Symbol für eheliche Treue.
Die eheliche Treue beginnt mit den Augen, eben dieser Fixierung. Es bedeutet nicht, dass man nicht herumschauen darf, aber es dürfen keine falschen Blicke sein. Man kann sehen und sehen. Für die Augen des Mannes ist ganz klar: Das ist die Einzige. Und hier sagt es von ihr, der Frau: Sie ist die Einzige, denn „deine Augen sind Tauben“.
Es gibt noch einen weiteren Grund, warum Augen mit Tauben verglichen werden. Es sind zwei Augen, und ein Pärchen besteht aus zwei Individuen. Das schon einmal: „Deine Augen sind Tauben.“
Das wird auch in Kapitel 4 wiederholt: „Deine Augen sind Tauben.“ Wenn beide Augen ertrinken, sind beide Augen ertrunken. Ja, schön. Wenn sich die Augen nach links bewegen, bewegen sich beide nach links, und wenn nach rechts, dann auch so.
Was sagst du, Carmine?
Nein, ich habe gedacht, wenn sie fliegen, wenn sie heranfliegen – das ist ganz eindrücklich bei den Tauben, dieses Flattern.
Ja, also fliegen, aber ich denke, du willst etwas anderes sagen.
Ja, es hängt schon mit den Flügeln und überhaupt mit den Federn zusammen. Hier sieht man Felsentauben auf dem Bild, und es gibt eine Vielfalt von Farben. Das sind nur ein paar Beispiele, aber es gibt noch mehr.
In Psalm 68 wird zum Beispiel von silberfarbenen Flügeln gesprochen, die auch goldgrün sind. Das wird dort wunderbar beschrieben. Das hängt zusammen mit der Iris. Die Farben der Iris werden hier mit den Farben der Taube verglichen, also das Farbige in den Augen.
Übrigens geht die Bildersprache in Kapitel 5 noch weiter. Dort wird von der Braut, also von der jung verheirateten Sulamit, gesagt, in Kapitel 5, Vers 12: „Seine Augen sind wie Tauben.“ Dann geht es weiter: „An Wasserbächen badend, in Milch eingefasste Steine.“
Jetzt zur Erklärung dieser orientalischen biblischen Symbolik: Tauben – das geht jetzt noch mit den Farben und der Iris. Hier heißt es: „Tauben an Wasserbächen, badend in Milch, eingefasste Steine.“
Hier haben wir wieder eine Verknüpfung von Symbolen. Was das bedeutet, werden wir später besprechen, wenn wir bei Kapitel 5, Vers 12 sind. Aber jetzt geht es erst einmal nur um das Wörtliche. Das muss man zuerst verstehen, bevor man die Übertragung und die Symbolik betrachtet.
Also: Die Augen sind wie Tauben – die Iris, ihre Farben – an Wasserbächen. Das ist die natürliche Feuchtigkeit der Augen. Das ist etwas ganz Wichtiges, dass Augen feucht sind. Wehe, wenn sie zu trocken sind, das ist ganz gefährlich.
In der augenheilenden Kunst ist das eines der wichtigsten Dinge, die dort gelernt werden. Warum sage ich das so? Weil ein Augenarzt mir das so eingetrichtert hat, als ich mal einen Notfall zu ihm gebracht habe. Wir haben stundenlang die Augen eines unserer Kinder ausgewaschen. Er sagte mir: Das Wichtigste ist, befeuchten, befeuchten, befeuchten. Ja, das hat Gott so wunderbar eingerichtet, dass die Augen, wenn sie gesund sind, normal gut befeuchten.
Das ist eben „Tauben an Wasserbächen badend in Milch“. Das ist das Weiße der Augen. Unglaublich, diese Sprache.
Dann „eingefasste Steine“: In den Schädelhöhlen sind diese Augen wie Edelsteine eingefasst. Das ist die Schönheit der Poesie, aber eben nicht nur Schönheit um der Schönheit willen. Schönheit um der Schönheit willen ist ja etwas vom Hässlichsten.
Auch in der Musik, wenn Kunst einfach um der Kunst willen ist, hat sie keinen Sinn. Alles muss zur Ehre Gottes sein. Es muss eine Botschaft zur Ehre Gottes weitergeben. Und das ist eben auch hier: „Deine Augen sind Tauben.“ Das spricht von der Treue von Sulamit. Er weiß, dass ihre Augen ihn als den Einzigen betrachten.
Dazu eine Stelle aus 2. Korinther 11, Vers 3. Jerry, liest du?
„Ich will aber, dass ihr wisst, dass Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, das Haupt der Frau aber der Mann.“
Zweite Korinther 11, nicht Erster Korinther. Habe ich Erster gesagt? Also Zweiter Korinther 11, aber da muss man Vers 2 des Zusammenhangs wegen lesen:
„Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer, denn ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen.“
Ich unterbreche nicht einem Mann, sondern einem Mann. Also die Zahl eins. Lies du nochmals: „Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer, denn ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen.“
„Ich fürchte aber, dass etwas, etwa wie eine Schlange Eva durch ihre List verführte, so ihren Sinn verdorben und abgewandt werde von der Einfalt gegenüber Christus.“
„Denn wenn der, der kommt, einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen anderen Geist empfangt, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so ertragt ihr es gut.“
Hier wird klargemacht: Die Gemeinde ist heute die Braut Christi, verlobt mit Christus, aber eben nur ihm, ganz ihm zu eigen und als keusche Jungfrau rein.
Weiter wird gesprochen von der Einfalt gegenüber Christus. Einfalt bedeutet eben, nur auf ihn fixiert zu sein. Es gibt keine Alternative.
Es ist ganz wichtig, dass man sich das bewusst macht. Das sage ich manchmal, wenn ich Trauungen halte: Wenn die zwei das Ja-Wort feierlich gegeben haben, dann sage ich, dieses Ja-Wort war gleichzeitig auch ein Nein. Und zwar ein Nein in Bezug auf alle, die man früher gekannt hat, alle jetzt für die Frau Männer, die sie früher gekannt hatte, und alle, die sie noch kennenlernen wird.
Das ist ein Nein, denn das Ja ist ein exklusives Ja für diesen Mann. Umgekehrt für den Mann gilt dasselbe. Sein Ja bedeutet ein Nein für alle, die er früher gekannt hat, und für alle, die er noch kennenlernen wird.
Das ist eine Einfalt gegenüber dem anderen. Das bedeutet: Augen wie Tauben.
Hier sagt der Apostel Paulus: „Ich habe Angst um euch, Korinther, dass der Satan euch als Schlange verführen kann und euch wegbringt von diesem klaren Blick auf den Herrn Jesus.“
Er sagt: Wenn einer kommt und einen anderen Jesus predigt, nicht diesen Jesus der Bibel, oder ihr einen anderen Geist empfangt, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, und ihr das ertragt, dann ist das gefährlich.
Es ist die Möglichkeit, dass man sogar einen falschen Geist bekommen kann, und Paulus warnt davor. Das ist natürlich ein ganz aktuelles Thema.
Das hängt damit zusammen: Wenn man einen anderen Geist empfangen oder akzeptieren würde, wäre das Treulosigkeit gegenüber Christus. Dann wären unsere Augen nicht mehr wie Tauben ihm gegenüber.
Wenn wir irgendwelche Kompromisse mit dem Evangelium akzeptieren, ein anderes Evangelium oder einen anderen Jesus, etwa wenn wir akzeptieren, dass seine Gottheit geleugnet wird oder Ähnliches, dann ist das Treulosigkeit ihm gegenüber.
So hat das eine ganz praktische Bedeutung: „Siehe, du bist schön, meine Freundin, siehe, du bist schön, deine Augen sind Tauben.“
Ja, Carlo?
Sie schreibt, dass das Wort „Einfalt“ in einigen Handschriften nicht enthalten sei. In einigen Handschriften fehle es.
Ich kann hier bestätigen: Im Mehrheitstext ist es enthalten. Die Mehrheit der Handschriften bezeugt ganz klar, dass das Wort „Einfalt“ dort steht.
Es bedeutet Reinheit und auch Schlichtheit, Echtheit und Wahrheit. All diese Gedanken sind in diesem Wort eingeschlossen.
Die Natur als Symbol der Zukunft und des Friedensreichs
Ja, jetzt gehen wir weiter. Vers sechzehn: Siehe, du bist schön, mein Geliebter, ja, holzselig, ja, unser Lager ist frisches Grün, die Balken unseres Hauses sind Zedern, unsere Getäfel zypressen.
Dieses jung verheiratete Paar ist in der Natur, und sie genießen die Natur miteinander. Das ist die wörtliche Bedeutung dieses Verses, und es geht um sehr viel Grün. Dieses Grün hat auch eine ganz besondere Bedeutung in Bezug auf Christus.
Die Zukunft, die Jesus Christus bringen wird, wenn er wiederkommt, ist grün. Das ist eine Botschaft für diese Welt – und zwar: Sie ist grün ohne die Grünen. In der Ideologie der Grünen hat der Herr Jesus keinen Platz. Er ist völlig unerwünscht.
In 2. Samuel 23 finden wir die letzten Worte von David. Er spricht dort über die Wiederkunft Christi in Macht und Herrlichkeit, um das tausendjährige Friedensreich aufzurichten. Wir lesen dort Verse 3 und 4:
„Der Gott Israels hat gesprochen, der Fels Israels hat zu mir geredet: Ein Herrscher unter den Menschen, gerecht, ein Herrscher in Gottesfurcht. Er wird sein wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht, ein Morgen ohne Wolken. Von ihrem Glanz, nach dem Regen sprosst das Grün aus der Erde.“
Wenn der Herr Jesus auf dem Ölberg am Tag des Herrn kommen wird, dann wird er gewissermaßen kommen wie das Licht des Morgens, wenn die Sonne im Osten über dem Ölberg aufgeht. Sacharja 14 sagt, dass seine Füße an diesem Tag auf dem Ölberg stehen werden.
Dann heißt es, es wird ein Morgen ohne Wolken sein. Das ist etwas vom Schönsten, was man erleben kann: Man schläft, steht am Morgen auf, macht die Tür auf und sieht einen Himmel, der ganz blau ist – wirklich ohne eine einzige Wolke. So wird diese Zeit sein, wenn der Herr Jesus wiederkommt.
Dann heißt es weiter: „Von ihrem Glanz nach dem Regen sprosst das Grün aus der Erde.“ In der Nacht davor hat es noch geregnet, doch an diesem wolkenlosen Morgen bekommen die Pflanzen durch den Regen einen neuen Schub an Grün. Das ist etwas ganz Herrliches, und genau das ist hier gemeint.
In Jesaja 35 lesen wir, dass die Wüste aufblühen wird. Es gibt so viele Wüstengebiete auf der Welt. Wenn diese einmal nutzbar werden und grün werden, wäre das ein großes Wunder. Die Wüsten der Welt wachsen – das einzige Land, in dem man ganz klar sieht, wie die Wüste zurückgeht, ist Israel. Doch es wird noch mehr kommen.
Jesaja 35, Verse 1 bis 4 sagen:
„Die Wüste und das dürre Land werden sich freuen, und die Steppe wird frohlocken und aufblühen wie eine Narzisse. Sie wird in voller Blüte stehen und frohlocken, ja frohlockend und jubelnd. Die Herrlichkeit des Libanon ist ihr gegeben, die Pracht des Karmel und Sharons werden sie sehen, die Herrlichkeit des Herrn in der Pracht unseres Gottes.
Stärkt die schlaffen Hände und macht fest die wankenden Knie! Sag zu denen, die zaghaften Herzens sind: Seid stark, fürchtet euch nicht! Siehe, euer Gott kommt, Rache kommt, die Vergeltung Gottes. Er selbst kommt und wird euch retten.
Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden. Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und jubelnd wird die Zunge des Stummen sein.“
Wenn Jesus Christus wiederkommt und sein Reich aufrichtet, wird alle Krankheit aus dieser Welt weichen. Aber auch die Wüsten werden aufblühen. Wenn man daran denkt, dass die Sahara einmal aufblühen wird, die Sinai-Wüste, die Wüste Judäa, die Wüste Gobi und so weiter, dann ist das die Zukunft, die verheißene Zukunft.
Die Zukunft der Bibel ist grün. Aber es ist ein anderes Grün, denn es ist auch von innen grün und nicht nur außen grün und innen rot, wie bei manchen Melonen. Das ist das Problem der Grünen: Für viele ist es eine Tarnfarbe, die für Rot innen steht, für Sozialismus und kommunistische Ideen, wo Gottes Wort keinen Platz hat. Das ist das Verderbliche.
Diese Zukunft wird so sein, und das wird im Hohen Lied hier durch die wunderbare Natur beschrieben. „Ja, unser Lager, also unser Bettgestell in freier Natur gewissermaßen, sind sie als junges Paar, ist frisches Grün. Die Balken unseres Hauses sind Zedern, unser Getäfel Zypressen.“
Warum werden gerade diese Bäume genannt? Zedern und Zypressen sind immergrün. Das betont nochmals die Farbe Grün in diesem Vers.
Die Libanon-Zeder wird bis zu fünfzig Meter hoch und kann über tausend Jahre alt werden. Sie passt wunderbar als Symbol für das tausendjährige Friedensreich. Der Baumdurchmesser kann bis zu zwei Meter betragen, in manchen Fällen sogar bis zu fünf Meter. Die Baumkrone ist pyramidenförmig und verleiht dem Baum eine edle und majestätische Ausstrahlung.
Das Holz der Zeder hat einen ganz speziellen Duft. Motten mögen es nicht, und man kann damit sogar Motten im Kleiderschrank vertreiben. Dieser besondere Duft wird später im Hohen Lied erwähnt, wenn vom Duft des Libanon gesprochen wird. Damit ist speziell der Duft des Zedernholzes gemeint.
Die Zypresse ist ein idealer Windschutz, weil sie ein dichtes, nadelähnliches Blätterkleid hat. Man kann sie in ganzen Alleen pflanzen, um Wind abzuhalten.
Manfred, bei mir steht beim Schutz und Versgiftzettel, dass Dachspalier überhaupt sauber sind. Ja, manchmal gibt es Probleme bei der biblischen Biologie. Manche Übersetzungen hatten Schwierigkeiten, bestimmte Arten zu identifizieren. Aber man muss das hebräische Wort „Berot“ wirklich mit Zypressen übersetzen, nicht mit Wacholder.
Das hebräische Wort für Zedern ist ebenfalls hundertprozentig klar. Zypressenholz ist gut haltbar, und darum heißt es hier: „Die Balken unseres Hauses sind Zedern, unser Getäfel“, oder es kann auch der Dachstock gemeint sein. Das hebräische Wort bezeichnet Bretter, die man zum Täfeln an der Wand braucht, oder die Balken eines Dachstuhls. Zypressenholz ist ein gutes Holz. Man hat es auch für italienische Cembali verwendet.
Die Kombination dieser beiden Hölzer ist aus einem weiteren Grund interessant: In 1. Könige 6,15 wird für den Salomonstempel Zedernholz und Zypressenholz verwendet. Dort heißt es: „Die Balken unseres Hauses“, und so haben wir eine Verbindung zum Tempelhaus.
Eigentlich wird die Umwelt, in der der Messias und seine Braut hier vorgestellt werden, als das Haus Gottes gesehen – wie ein Tempel. Ihre Verbindung hat allerheiligen Charakter. Das sage ich nicht ohne Grund.
Schon seit langem wurde darauf hingewiesen, dass zwischen dem Hohelied und dem Allerheiligsten ein besonderer Zusammenhang besteht. Das Allerheiligste heißt auf Hebräisch wörtlich „das Heilige der Heiligen“. Und das Hohelied heißt wörtlich „Das Lied der Lieder“ (Schir Haschirim, Kodesch Hakodaschim), also „das Heilige der Heiligen“.
Salomo hat drei Bücher geschrieben: Prediger, Sprüche (im größten Teil) und das Hohelied. Man kann diese mit der Dreiteiligkeit der Stiftshütte vergleichen:
Der Vorhof entspricht dem Buch Prediger.
Das Heilige entspricht dem Buch der Sprüche.
Das Allerheiligste, das Heilige der Heiligen, entspricht dem Lied der Lieder.
Wenn man im Vorhof der Stiftshütte war, befand man sich unter freiem Himmel, unter der Sonne. 29 Mal sagt Salomo im Buch Prediger „Was unter der Sonne ist“. Er beschreibt dort seine Erfahrungen und wie er die Welt in den Jahren gesehen hat, als er sich ganz von Gott entfernt hatte. Das Leben war schwierig, und er sagt, es sei alles eitel, hohl heißt das. „Eitelkeit der Eitelkeiten“ bedeutet eigentlich „Hohlheit der Holheiten“. Ohne den Herrn hat alles im Leben keinen wirklichen Sinn. Das entspricht dem Vorhof, wo die Dinge mit den Augen des natürlichen Menschen unter der Sonne gesehen werden.
Im Buch der Sprüche haben wir eine ganz andere Situation. Dort geht es um die Weisheit Gottes, die uns für ein praktisches Leben im Alltag gegeben wird. Es werden klare Anweisungen für alle möglichen praktischen Situationen gegeben. Dort wird das Licht Gottes vermittelt. Im Heiligen war der Leuchter, der siebenarmige Leuchter – dieses Licht empfangen wir im Buch der Sprüche.
Im Allerheiligsten aber ist Gott selbst. Erst seitdem der Herr Jesus am Kreuz gestorben ist, wurde der Vorhang zerrissen. So ist der Zugang in die Gegenwart und die tiefste Gemeinschaft mit Gott geöffnet.
Diese tiefste Gemeinschaft wird im Hohelied gezeigt, zwischen Salomo, dem König, dem Messias, und seiner Braut, seiner Frau.
Salomo, Tempel, Zypressenholz und Zedern – all das ist hier miteinander verbunden.
Die Narzisse von Scharon und die Lilie der Täler
Jetzt kommen wir zu Kapitel 2, Vers 1: Ich bin eine Narzisse von Scharon, eine Lilie der Täler.
Zunächst müssen wir verstehen, warum gerade eine Narzisse genannt wird und warum sie von Scharon ist. Hier sehen wir die Narzisse. In der Biologie und im Deutschen nennt man diese Blume Dünentrichter-Narzisse. Sie wächst im Mittelmeerraum an den Küsten. Die Scharon-Ebene ist eine Ebene im Land Israel, am Mittelmeer, nördlich von Tel Aviv bis hinauf nach Haifa. Das ist die Scharon-Ebene.
Auf der Karte, einem NASA-Bild, sieht man den See Genezareth, den Jordan, der durchs Jordantal ins Tote Meer fließt, und diese Ecke hier. Wenn man mit dem Flugzeug nach Israel anfliegt und eine gute Perspektive hat, kann man dieses Horn sehen – das ist ganz klar Haifa. Bis dorthin reicht die Scharon-Ebene, und dort wächst eben diese Dünentrichter-Narzisse, ein schönes weißes Blümchen.
Diese Narzisse besitzt eine Zwiebel, so wie auch die Lilien Zwiebeln haben. Von den Lilien wird gleich noch die Rede sein – es sind also zwei Zwiebelblumen. Die Narzisse heißt hier wie ein Kibbutz in Israel: Chawatzelet Scharon, also die Narzisse von Scharon. „Chawatzelet“ kommt von „Watzal“, was Zwiebel bedeutet, mit einem „Chet“ vorne angehängt. Das gibt es im Hebräischen manchmal, dass ein „Chet“ vor die Wurzel gesetzt wird.
Es handelt sich also um eine Zwiebelblume in der Ebene von Scharon, und sie ist weiß. Auch die Lilie, die später erwähnt wird – die Lilie der Täler – ist eine weiße Lilie. Und wie heißt sie auf Hebräisch? Das wissen einige bestimmt: Shoschanah. Das hat in der griechischen Aussprache zu „Susanna“ geführt. Eine der Jüngerinnen des Herrn hieß Susanna.
Als wir das Lukas-Evangelium vor einiger Zeit durchgenommen haben, hatten wir diese Jüngerin. Im Lukas-Evangelium wird von Frauen gesprochen, die dem Herrn treu nachgefolgt sind und ihm mit ihrer Habe gedient haben. Das ist Lukas 8. Jerry, liest du bitte Verse 1 bis 3?
„Und es geschah danach, dass er nacheinander Stadt und Dorf durchzog, indem er predigte und das Reich Gottes verkündigte. Und die Zwölf waren bei ihm, und einige Frauen, die von bösen Geistern und Krankheiten geheilt worden waren, Maria, genannt Magdalena, von sieben Dämonen ausgefahren, und Johanna, die Frau Chusas, eines Verwandten und Verwalters des Herodes, und Susanna, und viele andere Frauen, die ihm mit ihrer Habe dienten.“
Also diese treue Jüngerin hieß Susanna, und das war natürlich eine Namensgebung mit Erinnerung an Hohelied 2, Vers 1. Das Weiß in beiden Fällen spricht von Reinheit und Treue. Salomo nennt Sulamit immer wieder „Braut“, als Jungverheirateter: „Meine Braut, meine Braut.“
Hier müssen wir nun die Verbindung ziehen zu Offenbarung 19, wo die Hochzeit des Lammes mit der Gemeinde vorgestellt wird. Jerry, liest du bitte Offenbarung 19, Vers 7?
„Lasst uns fröhlich sein und frohlocken und ihm die Ehre geben, denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen und seine Frau hat sich bereitet. Und es wurde ihr gegeben, dass sie sich kleide in feiner Leinwand, glänzend und rein; denn die feine Leinwand sind die Gerechtigkeiten der Heiligen.“
Das ist keine menschliche Erfindung, sondern entspricht Gottes Plan. Ich erinnere mich, dass ich einmal zu einer Hochzeit eingeladen war. Draußen vor der Kirche waren viele Menschen, und die Braut auch. Eine Mutter ging mit ihrem Kind vorbei, und das Kind fragte: „Wieso, Mami, wieso hat die ein so weißes Kleid an?“ Die Frau erklärte: „Weißt du, früher war das so, dass man uns erklärte, man gehe in die Ehe, und das sollte diese Reinheit ausdrücken, so eine gewisse Wehmut.“
Genau das ist der Punkt, den wir jungen Leuten ans Herz legen müssen: Es ist so wichtig, bis zur Ehe zu warten. Das gibt eine gute Basis, damit sich die Sexualität in der Ehe gesund entwickeln kann. Wenn dieses Weiß nicht da ist, ist das eine Belastung, gelinde gesagt. Hier wird das einfach in der Schönheit vorgestellt, wie es nach Gottes Plan sein sollte: Ich bin eine Narzisse von Scharon, eine Lilie der Täler.
Dann kommt gleich die Antwort. Es ist ein ständiger Dialog. Salomo sagt: „Wie eine Lilie inmitten der Dornen, so ist meine Freundin inmitten der Töchter.“
Dieser Kontrast zeigt, was sie ist. In Kapitel 6, Vers 9 sagt er von ihr: „Eine ist meine Taube, meine Vollkommene, die einzige ihrer Mutter, die Auserkorene ihrer Gewährerin.“ Das Wort „Auserkorene“ heißt wörtlich „Bara“, was auch „die Reine“ bedeutet. Man kann „Auserkorene“ übersetzen, aber „Bara“ heißt auch „die Reine“.
Das wird hier mit diesen Blumen dargestellt, und es sind Zwiebelblumen. Diese Zwiebeln speichern Energie während der Winterzeit. Darum können solche Blüten eine Energie entfalten, die schon da ist – gespeicherte Sonnenenergie von früher. So sprechen diese Blumen auch von der Energie des Lebens, einer glücklichen Verbindung, einer glücklichen Ehe.
Dann sagt sie weiter, nachdem er gesprochen hat, Vers 3: „Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Geliebter inmitten der Söhne.“
Warum sagt sie „wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes“? So ist mein Geliebter, eine Erfrischung, die Energie gibt – Fruchtzucker.
Das ist sehr romantisch. Hier spazieren zu gehen, das sind die Wälder der jüdischen Berge heute. Das wurde alles wieder aufgeforstet. Der KKL hat seit über hundert Jahren eine unglaubliche Arbeit geleistet und etwa 240 Millionen Bäume in Israel gepflanzt. Die Wüste ist wirklich aufgeblüht, und man sieht etwas von diesen wunderbaren Wäldern, die wiedergekommen sind, wie sie einst in biblischer Zeit waren.
Wenn man dort spazieren geht, hat man Schatten, es ist schön, es ist romantisch – aber es gibt keine Apfelbäume. Sie sagt also: „Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes.“ Wenn man im Wald geht und plötzlich einen Apfelbaum sieht, von dem man Früchte nehmen kann – richtige Äpfel, nicht nur mindere Qualität – dann ist das etwas Besonderes.
Vor nicht langer Zeit habe ich Äpfel vom Golan gekauft, am Fuß des Golan, von einem Drusen. Die waren fantastisch. Wenn Äpfel Äpfel sind, dann solche.
Das drückt aus, was sie empfindet: „Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Geliebter.“
Sie sagt weiter: „Ich habe mich mit Wonne in seinen Schatten gesetzt.“
Hier müssen wir Psalm 36, Vers 8 lesen. Die Bibel legt die Bibel aus:
„Wie köstlich ist deine Güte, o Gott, und Menschen finden Zuflucht unter dem Schatten deiner Flügel.“
In der prophetischen Bedeutung des Hohen Liedes geht es um den Messias, der Gott und Mensch in einem ist. Menschen nehmen Zuflucht zu deinem Flügelschatten. Im Wald hat man Schatten, aber keine Früchte. Sie sagt also: „Du bist der, der mir beides gibt: Schatten, Schutz vor der stechenden Hitze der Sonne, und Erfrischung durch die wunderbare Frucht.“
Dann Vers 4: „Er hat mich in das Haus des Weines geführt, und sein Banner über mir ist die Liebe.“
„Stärkt mich mit Traubenkuchen, erquickt mich mit Äpfeln, denn ich bin krank vor Liebe!“
Der König führt die Braut in das Weinhaus. Der Wein ist ein Bild der Freude. Dann sagt sie, sein Banner, also seine Fahne über mir, ist die Liebe.
Was ist das Symbol des Evangeliums? Das Banner des Evangeliums ist das Kreuz. Paulus sagt in 1. Korinther 1, Vers 18:
„Das Wort vom Kreuz ist für die Welt Torheit, für die, die verloren gehen; uns aber, die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft.“
Und in 1. Korinther 2 sagt er:
„Ich bin zu euch Korinthern gekommen unter Furcht und Zittern und habe nichts anderes gewusst außer Jesus Christus und ihn als gekreuzigt.“
Das ist ein Hinweis auf das Symbol des Messias: Sein Banner ist das Kreuz des Evangeliums.
Dann sagt sie: „Ich stärke mich mit Traubenkuchen, erquicke mich mit Äpfeln, denn ich bin krank vor Liebe.“
Gibt es Liebeskrankheit? Im Deutschen wird der Ausdruck meist bei Liebeskummer verwendet. Das ist eine Liebeskrankheit und sehr gefährlich. Es gibt viele Todesfälle deswegen. Man kann depressiv werden. Meistens führen Depressionen nicht dazu, dass jemand gewalttätig wird, aber bei Liebeskummer ist es eine gefährliche Krankheit.
Es geht darum, dass ein Mann, den man heiraten möchte, abgelehnt wird oder umgekehrt. Hier aber hat sie ihn, und sie sagt: „Ich bin krank vor Liebe.“
Das ist eine starke Form von Verliebtheit. Das ist für den Körper etwas Stressiges, aber glücklicherweise wird es nicht so empfunden. Im Körper werden Glückshormone ausgeschüttet, Dopamin und Noradrenalin. Das gibt eine hitzige Energie, freudige Erregung und auch vermehrtes Schwitzen. Ein Arzt würde das so beschreiben, aber damit ist die Liebe nicht vollständig beschrieben.
Dieser Zustand kann je nach Situation von einem Jahr bis zu drei Jahren anhalten, wenn man nichts dagegen unternimmt. Dann hört es wieder auf. Man kann aber auch etwas tun, damit es weitergeht – vielleicht etwas ruhiger.
Wenn diese Beruhigung kommt, aber das Verhältnis gepflegt wird, und wir sehen, dass sie die ganze Zeit miteinander sprechen, ist das sehr wichtig. Sie sind ständig im Dialog, wobei es auch Ruhephasen gibt.
Es gibt Menschen, die nur sprechen können, und das ist nicht einfach. Ich bin einmal mit einem Auto gefahren, und der Fahrer redete ununterbrochen. Als wir mal nicht sprachen, fragte er: „Weißt du, du bist nicht verrückt auf mich, oder? Ich empfinde das so: Wenn man nicht mehr redet, hat man etwas gegen den anderen.“
Nein, man muss nicht die ganze Zeit reden, man kann auch einfach mal da sein. So ist es auch zwischen Mann und Frau. Man muss nicht immer reden, aber das Reden ist wichtig. Man kann auch schweigen.
So steht es in Zephanja 3, Vers 17: Gott verlockt über sein Volk und schweigt in seiner Liebe.
Das wird hier übrigens in Vers 6 genau erklärt, wie man sich umarmen muss:
„Seine Linke ist unter meinem Haupt, und seine Rechte umfasst mich.“
Da muss man nicht ständig sprechen. Er ruht in seiner Liebe.
Diese Aufregung kann natürlich auch zu Schlafstörungen führen. Das ist aber keine Krankheit, sondern etwas Positives und Gutes. Es führt dazu, dass man das Hauptaugenmerk auf die positiven Seiten des Ehepartners richtet oder in der Verlobung auf den Bräutigam.
Man kann sehr einfach über alles hinwegsehen, was vielleicht nicht ganz ins Konzept passt. Wenn die Beruhigung kommt, kommen diese anderen Dinge ans Licht, und dann muss man an der Ehe arbeiten. Es geht nicht automatisch.
In dieser Phase hat der Schöpfer den Körper so eingerichtet, dass andere Hormone wichtig werden, wie zum Beispiel Oxytocin. Das ist ein Hormon, das eine feste Bindung unterstützt. Es spielt auch beim Stillen eine wichtige Rolle.
Oxytocin wird bei der Mutter ausgeschüttet, dann kommt der Milchanschuss. Das unterstützt, dass die Mutter eine starke Beziehung zum Kind entwickelt.
Der Herr Jesus sagt das in Psalm 22:
„Du ließest mich Vertrauen fassen an meiner Mutterbrüste.“
In der beruhigenden Phase der Liebe von Mann und Frau wird die Liebe vertieft. Sie ist nicht mehr dauernd so aufgeregt, aber die Gefühle können immer wiederkommen. Das ist nicht gestorben – und weh, wenn es so wäre.
Die Liebe muss gepflegt werden, indem man zusammen Dinge unternimmt.
Wir sehen hier, dass sie auch in die Natur gehen und sich an Zedern, Zypressen, Tauben und Blumen wie Narzisse und Lilie erfreuen. Gemeinsame Interessen fördern das Miteinander und machen es interessant.
In dieser Phase heißt es: „Stärkt mich mit Traubenkuchen.“ Trauben enthalten Fruchtzucker, ebenso Äpfel.
Die fehlende Energie, die beim Verliebtsein verloren geht, muss wieder zugeführt werden.
Das Hohelied ist voll von feinen Belehrungen und Hinweisen, die uns zeigen, was die Beziehung von Mann und Frau nach Gottes Gedanken ist und was sie für die Beziehung zwischen Christus und der Gemeinde bedeutet – ebenso für Christus, den Messias, und den zukünftigen Überrest Israels.
Der Refrain als Ermahnung zum Schutz der Liebe
Ja, und dann kommt der Refrain: „Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems, bei den Gazellen oder bei den Hirschen des Feldes, dass ihr weder weckt noch stört die Liebe, bis es ihr gefällt.“
Das ist wieder diese Ermahnung, dass man bei den Kindern diese Dinge nicht künstlich aufwecken soll. In einer Zeit, in der alles einfach ruhen muss, damit Kinder sich normal entwickeln können, dürfen sie nicht in Schulen gehen, wo ihnen Dinge beigebracht werden, die sie gar nicht verstehen und die sie völlig überfordern.
Was heute als Programm für Sexualaufklärung in der Schule geschieht, ist total unverantwortlich. Das können nur Leute sagen, die nichts von Kindererziehung verstehen und damit auch nicht von Pädagogik. Und diese bezeichnen sich dann auch noch als Sexualpädagogen. Dabei ist ihre Ideologie genau darauf ausgerichtet, Kinder zu beschädigen.
Das Hohelied sagt im Refrain: „Ich beschwöre euch, also ich stelle euch, Töchter Jerusalems, unter Schwur, dass das ja nicht geschieht, dass die Kinder nicht zu früh mit diesen Dingen konfrontiert werden, sodass sie eine Fehlentwicklung erfahren.“
Wenn sich die Kinder aber gesund entwickeln und dann die Zeit kommt, müssen wir den jungen Leuten das zeigen. So, wie es hier heißt: „Ich bin eine Narzisse von Sharon, eine Lilie der Täler.“ Es ist so wichtig, rein in die Ehe zu gehen. Natürlich ist die Gnade Gottes da. Auch wenn diese Dinge nicht so waren und Leute später zum Glauben kommen, gibt es Heilung und Reparatur. Aber manchmal braucht das sehr lange.
Man muss den Leuten, die davorstehen, klar sagen: Das ist der Weg, auf dem wir vorangehen müssen. Dann kann Gott wirklich segnen, und man kann den ganzen Segen und die Schönheit des Hohen Liedes erleben.
Wir sind mit der Zeit durch. Carlo. Oh, dann nächstes Mal. Gut.