
Und nun fahren wir weiter.
Der Herr sprach zu Samuel: „Höre auf die Stimmen des Volkes in allem, was sie dir sagen. Denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, damit ich nicht mehr König über sie sein soll.
Gemäß allen Taten, die sie getan haben von den Tagen an, als ich sie aus Ägypten heraufgeführt habe, bis auf diesen Tag, in dem sie mich verlassen und anderen Göttern gedient haben, so tun sie auch dir.
Und nun höre auf ihre Stimme. Nur zeuge ernstlich gegen sie und tue ihnen die Weise des Königs kund, der über sie herrschen wird.“
Wir sind hier an einem ganz dramatischen Ort angelangt: Israel verwirft Gott als König.
Gerade haben wir in Vers 8 gelesen, wie Gott an die Zeit von Ägypten erinnert – an den Exodus, den Auszug aus Ägypten bis auf die Tage Samuels. Man könnte sagen, es ist ein heilsgeschichtlicher Rückblick.
Diese Zeit bildet nämlich eine ganz besondere Einheit im Heilsplan Gottes.
Es gibt genau ein Zeitalter. Die gesamte Heilsgeschichte ist in sieben Heilszeitalter eingeteilt, und zwar nach einem strengen Plan Gottes.
Ein Heilszeitalter beginnt mit einem Bund Gottes mit den Menschen und immer mit einem Segen. Im Laufe der Zeit jedoch folgt ein Niedergang, weil die Menschen Gott gegenüber untreu werden. Dieser Niedergang wird so schlimm, dass das Heilszeitalter schließlich mit Gericht und Fluch endet.
Das ist konsequent so durch die ganze Bibel hindurch zu beobachten. Manche behaupten, der Dispensationalismus sei eine Erfindung des 19. Jahrhunderts und habe mit der Bibel nichts zu tun.
Oft wissen die meisten jedoch gar nicht, was Dispensationalismus eigentlich bedeutet. Was heißt das Wort Dispensation? Es ist ein Fremdwort für Zeitalter, für ein Heilszeitalter. Im Lateinischen bedeutet Dispensatio ein Zeitalter, das mit einer bestimmten Gesetzmäßigkeit und Verwaltung verbunden ist.
Und dieses Wort kommt tatsächlich in der Bibel vor, natürlich in der lateinischen Bibel. Ich schlage kurz in Epheser 1 auf. Dort spricht der Apostel Paulus über das tausendjährige Friedensreich. Er nennt es „die Fülle der Zeiten“, weil es die Zeitalter hier auf der Erde zum Höhepunkt führen soll, und zwar ganz am Ende.
In Epheser 1, Vers 10 spricht er vom Willen und Plan Gottes „für die Verwaltung der Fülle der Zeiten“. Paulus sagt, es gehe darum, alles unter einem Haupt zusammenzubringen, nämlich Christus, das, was in den Himmeln und das, was auf der Erde ist. Die „Fülle der Zeiten“ ist also das letzte, krönende Zeitalter hier auf der Erde. Dafür hat Gott vorgesehen, dass Christus einmal alles regieren wird. Er wird das Haupt sein, und sowohl Himmel als auch Erde werden unter seiner Regierung verbunden sein.
In Vers 10 heißt es weiter „für die Verwaltung“ oder man kann auch das griechische Wort „eukonomia“ mit „Haushalt“ übersetzen, also „Haushalt der Fülle der Zeiten“. Dieses Wort wird in der lateinischen Vulgata-Übersetzung mit „dispensatio“ übersetzt, was „Verwaltung“ bedeutet.
Das Wort „eukonomia“ kann auch bedeuten: Hausgesetz. Es setzt sich zusammen aus „oikos“ (Haus) und „nomos“ (Gesetz), also „Hausgesetz“. Und so ist es ja auch: In jedem Haus gilt eine bestimmte Hausordnung. Das muss man den Kindern beibringen. Es ist immer sehr schwierig, wenn sie sagen: „Aber er, der da aus der anderen Familie, der darf das.“ Dann muss man erklären: „Ja gut, die Eltern haben das so beschlossen, und bei ihm im Haus gilt das. Aber bei uns ist es anders.“ So gibt es von Haus zu Haus unterschiedliche Hausordnungen.
Wir sehen, dass es für das tausendjährige Reich eine ganz bestimmte Hausordnung und Gesetzmäßigkeit gibt. Zum Beispiel wird Gott dann immer direkt eingreifen, wenn Unrecht auf der Erde geschieht.
Heute ist das noch nicht so. Manche Dinge geschehen, und die Menschen fragen: Warum greift Gott nicht ein? Warum stoppt er nicht sofort das Unrecht, das hier und dort passiert? Gott greift nicht ein. Er wird einmal eingreifen, doch es ist eine Frage der Zeit. Aber jetzt geschieht das nicht.
Im tausendjährigen Reich wird diese Frage nie offen bleiben. Gott wird seine Gerechtigkeit immer durchsetzen. In diesem Reich wird die Gerechtigkeit Gottes hier auf Erden herrschen.
Darum hat die Verwaltung, die Dispensatio, der Fülle der Zeiten, eine ganz bestimmte Ordnung. Dieses zukünftige Zeitalter steht im Kontrast zu früheren Zeitaltern.
Nicht wahr, es gibt Christen, die sagen, Dispensationalismus und die Einteilung in verschiedene Zeitalter seien völlig unbiblisch.
Dabei muss man wissen, dass man das mit zwei Bibelstellen sofort widerlegen kann.
In Epheser 1,21 spricht der Apostel über den Herrn Jesus, der auferstanden ist, zur Rechten Gottes sitzt und den höchsten Platz innehat. Dort heißt es: Über jedes Fürstentum, jede Gewalt, Kraft, Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird – nicht nur in diesem Zeitalter, sondern auch im zukünftigen.
Hier wird über dieses Zeitalter und das zukünftige Zeitalter gesprochen. Das griechische Wort „Aion“ bedeutet ein Zeitalter, das von bestimmten Grundsätzen geprägt ist. Dieses Wort enthält also eine Unterscheidung zwischen dem Zeitalter, in dem wir jetzt leben, und dem zukünftigen Zeitalter.
Diese Redeweise findet sich auch in den rabbinischen Schriften wieder. Im Judentum kennt man ebenfalls die Unterscheidung zwischen diesem Zeitalter und dem zukünftigen, das heißt Ha Olam Hazä und Ha Olam Haba.
Das hebräische Wort „Olam“ entspricht genau dem griechischen Wort „Aion“. Mit dem zukünftigen Zeitalter wird auf die Zeit hingewiesen, in der der Messias einmal als König über diese Erde herrschen wird.
An dieser Stelle haben wir also zwei Zeitalter, nicht wahr? Nun gehen wir ein bisschen weiter, zu Epheser, Philipper und Kolosser. Dort spricht der Apostel Paulus über das Geheimnis „Christus in euch“. Er sagt, diese Wahrheit war in früherer Zeit verborgen, ist aber nun im Neuen Testament offenbart worden.
Das beschreibt er so in Kolosser 1,26: „das Geheimnis, das von den Zeitaltern und von den Geschlechtern her verborgen war, jetzt aber seinen Heiligen offenbart worden ist.“
Merken wir uns: Über die Vergangenheit spricht er in der Mehrzahl von den Zeitaltern. In der Schule haben wir gelernt, dass es im Deutschen Singular und Plural gibt. Singular bezeichnet Dinge, die nur einmal vorkommen, Plural dagegen zwei oder mehr – also auch drei, vier oder tausend und mehr.
Wenn hier also von den Zeitaltern die Rede ist, dann sind das mindestens zwei vergangene Zeitalter. Die Kombination aus Kolosser 1,26 und Epheser 1,21 ergibt somit mindestens vier Zeitalter.
Das meint man mit Dispensationen. Der Dispensationalismus ist die Lehre von den biblischen Heilszeiten. Damit ist klar, wie man sagen kann, Dispensationalismus sei eine menschliche Erfindung und habe mit der Bibel nichts zu tun. Das ist genau das, was die Bibel lehrt.
Die Erkenntnis ist besonders beeindruckend, wenn man feststellt, dass es in der Bibel tatsächlich sieben Zeitabschnitte gibt. Diese sind so aufgebaut, dass sie jeweils mit einem Bund Gottes und einem Segen beginnen. Dann folgt die Untreue der Menschen, die immer schlimmer wird. Schließlich beendet Gott dieses Zeitalter durch ein Gericht. Was mit Segen begann, endet also mit Fluch.
Es beginnt ganz am Anfang der Bibel: Gott erschafft die ganze Schöpfung wunderbar. Er erschafft das erste Menschenpaar, Adam und seine Frau. Mit ihnen schließt Gott einen Bund. In Hosea 6 wird ausdrücklich vom Bund mit Adam gesprochen. Zwar beginnt alles mit Segen, denn Gott segnet das Ehepaar (1. Mose 1). Doch dann kommt der Sündenfall. Der Mensch wird untreu, bricht den Bund, und von da an geht es nur noch abwärts. Das Böse nimmt immer mehr zu, bis Gott schließlich durch das Gericht der Sintflut dieses erste Zeitalter beendet. Was mit Segen begann, endet mit Fluch.
Gleich danach schließt Gott mit Noah in 1. Mose 9 einen neuen Bund. Er segnet Noah und seine Söhne. Doch auch dieser Bund wird gebrochen. Noah, ein treuer Mann, beginnt sich zu betrinken. Sein Sohn Ham benimmt sich auf schändliche Weise gegenüber seinem Vater. Die Nachkommen vermehren sich, lösen sich aber immer mehr von Gott. Sie wollen Gottes Gebot, das im Bund mit Noah festgelegt wurde, nicht einhalten. Dieses Gebot verlangte, dass sie sich zerstreuen und über die ganze Erde verteilen. Stattdessen wollen sie zusammenbleiben an einem Ort. Sie bauen die Stadt Babel und den Turm.
Dieser Turm war ein Bauwerk für Abgötterei, eine sogenannte Zikkurat. Deshalb muss Gott schließlich eingreifen. Nimrod, dessen Name „Lasst uns rebellieren“ bedeutet, führt die Rebellion gegen Gott an. Gott greift ein und richtet durch die Verwirrung der Sprachen. So endet auch dieser Abschnitt: Was mit Segen begann, endet mit Fluch. Die Menschheit wird schließlich über die ganze Erde zerstreut, weil Gott es erzwingt.
Gleich darauf beruft Gott Abraham. Mit ihm schließt Gott einen neuen Bund und segnet ihn. Doch auch bei den Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs geht es abwärts. In dieser Familie läuft vieles ganz, ganz falsch. Schließlich ziehen die Nachkommen von Abraham, Isaak und Jakob nach Ägypten.
Was geschieht dort? Sie passen sich so sehr der Kultur an, dass sie die Götter der Ägypter anzubeten beginnen. Hesekiel 20 und Hesekiel 23 berichten davon. Deshalb muss Gott erneut eingreifen und richtet Gericht. Er lässt sein auserwähltes Volk in die Hand der Ägypter fallen. Jeder neugeborene Junge sollte in den Nil geworfen werden. So endet auch dieses Zeitalter mit Abraham, das mit Segen begann, mit Fluch und Gericht in der Fremde Ägyptens.
Aber danach beruft Gott Mose, und er führt das Volk aus Ägypten heraus.
Nun kommen wir zu dem Zeitalter, das in 1. Samuel 8 beschrieben wird, nämlich von dem Exodus bis zu den Tagen Samuels, als das Volk einen König verlangt. Was macht Gott in dieser Zeit? Am Sinai schließt er einen Bund mit Israel und segnet das Volk. Doch schon bald zeigt sich die Untreue der Menschen: Israel begeht die Sünde mit dem goldenen Kalb.
Während der gesamten Wüstenwanderung gibt es ständig Aufbegehren und Murren. Schließlich bringt Gott das Volk ins Land der Verheißung. Nach sechs Jahren Eroberung dauert es noch vierzehn Jahre, bis der Abfall bestraft werden muss – mit Kuschan Rischatein beginnt die Richterzeit.
In der Zeit der Richter erleben wir ein ständiges Abfallen: Gott zeigt Gnade, dann fällt das Volk wieder ab – sogar noch tiefer. Gott gibt erneut Gnade, doch das Volk fällt wieder ab, und so weiter.
Man könnte meinen, Gott wollte damals, als er den Bund mit Israel am Sinai schloss, König sein. Er errichtete eine Theokratie, eine Gottesherrschaft. Durch die Bibel wollte Gott regieren. Die Richter sollten jeweils anhand der Bibel erklären, was Gott zu einem bestimmten Fall sagt.
Doch nun sind wir an dem Punkt angekommen, an dem das Volk sagt: „Wir wollen einen König, wir wollen so sein wie die anderen Völker.“ Das war ein großes Problem. Gott sagt: „Sie haben mich verworfen, dass ich nicht mehr König über sie sein soll.“
Und jetzt, nach diesem Schema, was muss kommen? Das Gericht Gottes.
Und da schlagen wir auf Hosea 13,11 nach. Das hilft uns, die Tragweite von 1. Samuel 8 in ihrer vollen Tiefe zu verstehen.
Hosea 13,11 lautet: „Ich gab dir einen König in meinem Zorn und nahm ihn weg in meinem Grimm.“ Das Volk fordert einen König, und Gott sagt: „Gut, Samuel, setze einen König ein.“ In 1. Samuel 8,9 heißt es: „Höre auf ihre Stimme!“ Am Schluss von 1. Samuel 8,22 sagt Gott nochmals zu Samuel: „Höre auf ihre Stimme und setze einen König über sie ein.“
Doch dieser König sollte das Gericht Gottes sein, das das Zeitalter der Theokratie abschließt. Gott gab ihm einen König in seinem Zorn und nahm ihn schließlich auch wieder weg, in seinem Grimm.
Wie war das hier auf dem Bild, das ich für 1. Samuel 8 gewählt habe, wo der König verlangt wird? Es ist der König nach dem Herzen der Menschen. Wir werden gleich noch sehen, wie sympathisch Saul war, so sehr, dass die Menschen sagen mussten: „Das ist der ideale Mann für uns.“ Wir werden all seine Vorzüge gleich noch kennenlernen.
Aber Saul war nicht der König nach dem Herzen Gottes, sondern nach dem Herzen der Menschen. Saul führt schließlich das Volk Israel in einen Krieg gegen die Philister, in dem Israel total verliert. Israel verliert große Teile seines Landes. Die Philister können viele israelitische Gebiete erobern, übrigens bis nach Beth She’an.
Auf dem Bild sieht man den Zivilisationsschutthügel des alttestamentlichen Beth She’an. Beth She’an liegt südlich vom See Nezareth. Das Philisterland war im heutigen Gazastreifen und der Umgebung. Die Philister gelangen bis nach Beth She’an.
Am Ende von 1. Samuel stirbt der König im Krieg, und zwar durch Selbstmord. Saul begeht Selbstmord, und seine Leiche wird von den Feinden an die Stadtmauern von Beth She’an aufgehängt. Damit endet dieses Zeitalter mit Gericht – mit der Leiche des Königs nach dem Herzen der Menschen an den Stadtmauern von Beth She’an.
Was hier jetzt kommt, ist ein Gericht – und das ganz nach dem bekannten Schema.
Was geschieht danach? Ich greife jetzt vor, geschichtlich gesehen: Danach erwählt Gott David als König. Dieser ist jedoch nicht mehr der König nach dem Herzen der Menschen, sondern der König nach dem Herzen Gottes.
Wenn wir kurz in Apostelgeschichte 13 nachschlagen, erläutert Paulus dort die Heilsgeschichte ab den Erzvätern und dem Auszug aus Ägypten und führt sie weiter. Zunächst bis zu David, in Apostelgeschichte 13, Vers 22. Ich lese des Zusammenhangs wegen ab Vers 20:
„Und danach, während 450 Jahren, gab er ihnen Richter bis auf Samuel, den Propheten. Von da an begehrten sie einen König, und Gott gab ihnen Saul, den Sohn des Kis, einen Mann aus dem Stamm Benjamin, vierzig Jahre. Nachdem Gott ihn weggetan hatte – wie Hosea 13 sagt: ‚Ich nahm ihn weg in meinem Grimm‘ – erweckte er ihnen David zum König. Dem er auch Zeugnis gab und sprach: ‚Ich habe David gefunden, den Sohn Isais, einen Mann nach meinem Herzen, der meinen ganzen Willen tun wird.‘“
Das ist eine Zusammensetzung aus zwei Zitaten: Psalm 89, Vers 21 („Ich habe David gefunden“) und 1. Samuel 13, Vers 14.
David ist der König nach den Gedanken Gottes. Mit König David schließt Gott einen Bund. Psalm 89 spricht am Anfang über diesen Bund mit David. Dieser Bund beinhaltet, dass von König David einmal der Messias abstammen wird, der am Ende der Tage über die ganze Erde regieren wird. Er wird aus der Dynastie Davids hervorgehen.
Leider sehen wir, dass das, was mit Segen begann, abwärts geht. David versagt in seinem Leben schwer. Sein Sohn Salomo, der am Anfang so voller Weisheit war, verstrickt sich ebenfalls in der Sünde. Nach ihm wird Israel in zwei Nationen gespalten: die Zehnstämme und die Zweistämme. Dies geschieht alles wegen der Sünde Israels.
Es geht immer weiter abwärts, bis Gott schließlich eingreifen muss – mit Gericht. Die zehn Stämme werden deportiert nach Assyrien, und die zwei Stämme werden deportiert nach Babylon. Sie kommen unter die Oberherrschaft der Babylonier.
Und dann schließt Gott nach diesem Gericht und diesem Fluch erneut einen Bund, und zwar den Bund mit Zedekia. Dieser ist den meisten unbekannt.
Der Bund mit Zedekia wird in Hesekiel 17 ausführlich beschrieben. Er beinhaltet Folgendes: Zedekia musste anerkennen, dass die Babylonier die Oberherren sind. Von nun an regieren die Heidenvölker. Die Dynastie von König David wird nicht mehr zur Weltherrschaft gelangen. Stattdessen müssen sie die Oberherrschaft der Heiden anerkennen.
Zedekia hat diesen Bund gebrochen und rebellierte. Er hoffte, dass die Ägypter zu Hilfe kommen würden, um das babylonische Joch abzuschütteln. Doch das war falsch. Dadurch kam es zum Untergang von Jerusalem und des Tempels.
Damit begann ein neues Zeitalter, das der Herr Jesus in Lukas 21 als die Zeiten der Nationen bezeichnet. Daniel, als Prophet in Babylon, musste diese Dinge klären. Jetzt ist die Zeit des babylonischen Weltreiches. Danach folgt ein anderes Reich, das medopersische, dann das griechische Reich und anschließend das römische Reich.
In der Offenbarung wird gezeigt, dass das römische Reich drei Phasen hat: Es war, es ist nicht und es wird wieder hervorkommen. Diese Erkenntnisse lernen wir ganz am Schluss aus dem Buch Daniel. Dann wird der Messias kommen, dieses letzte Reich in seiner letzten Form vernichten und sein Herrschaftsreich aufbauen.
So sehen wir, dass dieses Zeitalter bereits mit dem Bund mit Zedekia beginnt und sich über die Zeiten der Nationen erstreckt. Am Ende wird die große Drangsal über die Welt kommen, der größte Weltkrieg. Dieses Zeitalter endet mit Gericht. Auf dem Höhepunkt erscheint der Richter der Welt, Jesus.
Dann richtet er das tausendjährige Reich auf, das zukünftige Zeitalter. Dieses beginnt nach Jeremia 31, wo es heißt, dass Gott mit Israel einen neuen Bund schließen wird. Nicht mehr so wie damals, als er sie aus Ägypten herausführte.
So sehen wir, dass das tausendjährige Reich das siebte Zeitalter ist. Ganz nach dem Schema beginnt es mit einem Bund und, wie Jeremia 31 und folgende zeigen, mit Gottes Segen.
Wenn man das tausendjährige Reich studiert, wird man sehen, dass es auch dort abwärts geht. Diejenigen, die in das Reich hineingehen, werden zwar alle von neuem geboren sein. Wer nicht von neuem geboren ist, sagt der Herr Jesus in Johannes 3, wird nicht in das Reich Gottes eingehen.
Diese Menschen aus den Nationen und aus Israel werden Nachkommen haben. Diese Nachkommen werden sich nicht automatisch bekehren. Viele werden sich einfach mit Schmeichelei dem König unterwerfen.
Wenn die Zeit vorbei ist, während der der Teufel gebunden sein wird, wird er am Ende wieder freigelassen. Dann wird er alle diese Nachkommen, die sich nicht bekehren, zum letzten Aufstand verführen. Dieser Aufstand wird in Psalm 20 als der Aufstand von Gog und Magog bezeichnet.
Dieser letzte Aufstand wird mit Feuer vom Himmel gerichtet werden. Danach folgt das Endgericht sowie ein neuer Himmel und eine neue Erde. Alles geschieht konsequent nach diesem Schema.
Und wenn ich das manchmal so erlebe, wie Gläubige sagen: Ja, das ist Sensationalismus, und diese Einteilung ist Phantasie, dann frage ich mich, ob es Zufall ist, dass man in der Bibel studiert und entdeckt, dass es sieben solcher neuen Zeitabschnitte gibt.
Es ist konsequent: Bund und Segen, Niedergang durch die Untreue des Menschen und am Schluss Gericht und Fluch – und dann wieder ein Bund durch die ganze Bibel hindurch.
Jetzt kann man natürlich fragen: Ja, und wo ist da die Gemeinde geblieben? Die Gemeinde wird in Epheser 3 als ein Geheimnis beschrieben, das von Ewigkeit her im Herzen Gottes verborgen war. Dieses Geheimnis hat er erst im Neuen Testament den Aposteln völlig geoffenbart.
Das ist in dem Sinn ein überraschender Einschub in die Zeiten der Nationen hinein, und zwar von Pfingsten bis zur Entrückung. Das ist eine totale Überraschung, weil die Gemeinde eben ein himmlisches Volk ist. Sie hat nicht teil an diesen sieben irdischen Bündnissen.
Aber die Gemeinde wird eben da hineingeschoben, sodass man nur sagen kann: Welch ein Reichtum, welche Tiefe der Weisheit Gottes – wie unergründlich sind seine Wege!
Ja, und um das noch etwas zu unterstreichen: Ich habe gesagt, dieses Zeitalter ist das Zeitalter, in dem wir jetzt leben.
Da könnte jemand sagen: Ja, aber das ist doch das Zeitalter ab Pfingsten. Nein!
Der Herr Jesus sagt nämlich schon in Matthäus 12, vor dem Kreuz, dass diese Sünde, die Lästerung des Geistes – also die bewusste Verwerfung des Messias – nicht vergeben werden wird, weder in diesem Zeitalter noch in dem zukünftigen. Er benutzt dabei den gleichen Ausdruck: haolam ha-seh und haolam ha-ba.
Wenn er also vor dem Kreuz von „diesem Zeitalter“ spricht, muss das schon vorher gewesen sein. Ja, natürlich. Seit wann? Seit dem Bund mit Zedekia.
Das ist es. Dieser Bund wird übrigens auch in 2. Chronik 36 erwähnt, wie Nebukadnezar Zedekia beim Gott Israels schwören ließ, dass er sich den Babyloniern unterwirft.
In Hesekiel 17 nennt Gott diesen Bund „mein Bund“. Das ist ein menschlicher Bund, „mein Bund“.
Dann ergibt das ganze Puzzle ein klares Bild.
Und natürlich gibt es einige Bücher über Dispensationen, die die Einteilung etwas anders vornehmen. Das ist auch verständlich, denn es gibt immer wieder bestimmte Einschnitte, bei denen man denken kann, hier beginnt ein neues Zeitalter.
Die Einteilung mit Bund und Segen, Niedergang, Gericht und Fluch wiederholt sich konsequent. Diese Einteilung stimmt auch mit allen relevanten Bibelstellen überein, zum Beispiel mit Matthäus 12, wo der Herr Jesus dieses Zeitalter bereits vor dem Kreuz nennt. Das ist wichtig und einfach fantastisch zu sehen.
Dadurch versteht man besser, was hier vor uns liegt. Wir befinden uns am Ende dieses Zeitalters der Theokratie, der Gottesherrschaft, die mit dem Bund Gottes am Sinai begann. Gott wollte König sein und nannte sein Volk eine königliche Nation.
Schlagen wir auf bei 2. Mose 19, Vers 4, wo Gott zu Israel spricht:
2. Mose 19,4: Ihr habt gesehen, was ich an den Ägyptern getan habe, wie ich euch auf Adlersflügeln getragen und zu mir gebracht habe. Nun aber, wenn ihr fleißig auf meine Stimme hört und meinen Bund haltet, sollt ihr mein Eigentum sein aus allen Völkern. Denn die ganze Erde gehört mir. Ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein.
Ein Königreich, Israel – und wer ist der König? Gott.
Doch heute sehen wir, dass die Israeliten sagen, sie wollen nichts Besonderes mehr sein. Sie wollen wie die anderen Nationen sein. Ich wiederhole nochmals 1. Samuel 8,5: „Nun setze ein König über uns ein, der uns richtet, wie alle anderen Nationen.“
Sie wollten so sein wie die anderen Völker und verwarfen damit ihr Vorrecht, das auserwählte Volk zu sein. Das war sehr schwerwiegend. Gott sagt zu Samuel, der über diesen Vorschlag erschüttert war: „Schau, sie haben nicht dich verworfen, sondern mich. Sie wollen nicht mehr, dass ich König über sie bin.“
Schauen wir noch in 1. Samuel 8,19: „Aber das Volk weigerte sich, auf die Stimme Samuels zu hören, und sprach: ‚Nein! Ein König soll über uns sein, damit auch wir wie alle Nationen sind und unser König uns richtet, vor uns herzieht und unsere Kriege führt.‘“
Sie weigerten sich also, sich von den letzten Richtern noch korrigieren zu lassen. Sie wollten wie die anderen Nationen sein. Deshalb kam das Gericht über sie.
Wichtig ist also: Sie wollten keinen König, weil sie dachten, dass es irgendwie schon in Gottes Ratschluss enthalten sei, dass es einmal Könige in Israel geben sollte. Schlagen wir mal auf: 1. Mose 17,6. Dort geht es um den Bund Gottes mit Abraham. In Kapitel 17, Vers 6 sagt Gott: „Und ich werde dich sehr, sehr fruchtbar machen, und ich werde dich zu Nationen machen, und Könige sollen aus dir hervorkommen.“ Das sagt Gott zu Abraham.
Sie hätten damals sagen können: „Das ist es, Gott hat ja damals gesagt, Könige sollen aus Abraham hervorkommen, also das möchten wir jetzt gerne.“ Schauen wir noch im gleichen Kapitel, Vers 16. Ich lese ab Vers 15: 1. Mose 17,15: „Und Gott sprach zu Abraham: Abraham, Sarai, deine Frau sollst du nicht mehr Sarah nennen, sondern Sarah, Fürstin, soll ihr Name sein. Ich werde sie segnen, und auch von ihr gebe ich dir einen Sohn, und ich werde sie segnen, und sie wird zu Nationen werden. Könige von Völkern sollen aus ihr kommen.“
Abraham und Sarah werden aus dieser Verbindung Könige hervorbringen.
Dann weiter: 1. Mose 35,11. Dort sind wir in der Zeit von Vater Jakob. Ich lese ab Vers 10: „Und Gott sprach zu ihm: Dein Name ist Jakob. Dein Name soll fortan nicht Jakob heißen, sondern Israel soll dein Name sein.“ Und er gab ihm den Namen Israel. Gott sprach zu ihm: „Ich bin Gott, der Allmächtige. Sei fruchtbar und mehre dich! Eine Nation und eine Schar von Nationen sollen aus dir werden, und Könige sollen aus deinen Ländern hervorkommen.“
Da haben wir es.
Ganz wichtig: Die Argumentation des Volkes war nicht: „Wir berufen uns auf Gottes Verheißungen an Abraham, Sarah und Vater Jakob.“ Stattdessen sagten sie: „Wir möchten sein wie alle Nationen.“ Sie wollten einen König nach ihren eigenen Vorstellungen. Nicht mehr dieses mühsame „Einer erklärt uns, was in der Bibel steht, und wenn wir das dann einhalten, funktioniert es.“ Wenn die Leute eben das tun, was recht ist in ihren Augen, wie es im Refrain des Richterbuches wiederholt steht, dann funktioniert es eben nicht, und es gibt Chaos.
Nein, sie wollten wirklich sein wie die anderen. Sie mussten nicht mehr denken, und ein König nach ihren Gedanken sollte alles entscheiden.
Das ist der entscheidende Punkt, um zu verstehen, warum nach dieser Katastrophe mit Saul – der, wie gesagt, an den Mauern von Betjean als Leiche baumelnd endet – Gott danach David als König erwählt.
Jetzt ist es richtig! Es ist etwas ganz anderes. Die Zeit war gekommen für den König, den Gott vorgesehen hatte in seinem Plan.
Man sieht hier, dass man dem Zeitplan Gottes nicht vorausgreifen darf. Auch in unserem Leben müssen wir warten, bis die Zeit Gottes gekommen ist, und nicht seiner Zeit vorausgreifen. Das war verheerend. Die Motivation und die Gedanken, die damit verbunden waren, waren falsch.
Hätten sie Geduld gehabt, wäre der Moment gekommen, in dem Gott einen ganz anderen König nach seinen Gedanken gewählt hätte.
Das ist ein sehr wichtiger Punkt, um die Zusammenhänge im ersten Buch Samuel wirklich biblisch, also geschichtlich, gut zu verstehen.
Jetzt machen wir eine Viertelstunde Pause.
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