Wir wollen heute Nachmittag das Thema der Zufluchtsstädte studieren, und zwar nach Joshua 20. Das Buch, das uns die Landnahme nach dem Auszug aus Ägypten und der vierzigjährigen Wüstenwanderung beschreibt, stellt uns dieses Thema der Zufluchtsstädte in Kapitel 20, Vers 1 so vor.
Der Herr redete zu Joshua und sprach: „Redet zu den Kindern Israel und sprecht: Bestimmt euch die Zufluchtsstädte, von denen ich durch Mose zu euch geredet habe, damit dahin fliehe ein Totschläger, der jemanden aus Versehen, unabsichtlich erschlagen hat. Diese Städte sollen euch zur Zuflucht vor dem Bluträcher sein. Er soll in eine von diesen Städten fliehen, am Eingang des Stadttors stehen und vor den Ohren der Ältesten jener Stadt seine Sache vorbringen. Sie sollen ihn zu sich in die Stadt aufnehmen und ihm einen Ort geben, damit er bei ihnen wohne.
Wenn der Bluträcher ihm nachjagt, sollen sie den Totschläger nicht in seine Hand ausliefern. Denn er hat seinen Nächsten unabsichtlich erschlagen und ihn vorher nicht gehasst. Er soll in jener Stadt wohnen, bis er vor der Gemeinde zu Gericht gestanden hat, bis zum Tod des Hohen Priesters, der in jenen Tagen sein wird. Dann mag der Totschläger zurückkehren und in seine Stadt und in sein Haus kommen, in die Stadt, aus der er geflohen ist.
Sie heiligten Kedesch in Galiläa, im Gebirge Naphtali, und Sichem – das heißt heute Schrem –, Kedesch, Schrem im Gebirge Ephraim. Außerdem Kirjat Arba, das ist Hebron – heute Hevron genannt – im Gebirge Juda. Jenseits des Jordan, von Jericho im Osten, bestimmten sie Bezer in der Wüste, in der Ebene vom Stamm Ruben, Ramoth in Gilead vom Stamm Gad und Golan in Basan vom Stamm Manasse.
Das waren die bestimmten Städte für alle Kinder Israel und für den Fremden, der in ihrer Mitte weilte. Damit jeder dahin fliehe, der jemanden aus Versehen erschlagen würde, damit er nicht durch die Hand des Bluträchers sterbe, bis er vor der Gemeinde gestanden habe. (Josua 20)
Wir haben gerade gelesen, dass Josua den Auftrag gibt, Zufluchtsstätten einzurichten, und dass Gott bereits zu Mose darüber gesprochen hatte. Schlagen wir dazu 4. Mose 35 auf, wo Gott am Ende der Wüstenwanderung zu Mose gesprochen hat.
In 4. Mose 35 wird zunächst grundsätzlich über 48 Städte der Leviten gesprochen, die sie im Land erhalten sollen. Aus diesen 48 Städten werden sechs speziell als Zufluchtsstädte ausgewählt.
Ich lese aus 4. Mose 35, Vers 9:
„Und der Herr redete zu Mose und sprach: Redet zu den Kindern Israel und sprecht zu ihnen: Wenn ihr über den Jordan in das Land Kanaan zieht, so sollt ihr euch Städte bestimmen. Zufluchtsstädte sollen sie für euch sein, damit ein Totschläger dahin fliehen kann, der einen Menschen aus Versehen erschlagen hat. Die Städte sollen euch zur Zuflucht sein vor dem Bluträcher, damit der Totschläger nicht sterbe, bevor er vor der Gemeinde zum Gericht gestanden hat.
Die Städte, die ihr geben sollt, sollen sechs Zufluchtsstädte für euch sein. Drei Städte sollt ihr diesseits des Jordan geben und drei Städte im Land Kanaan. Zufluchtsstädte sollen sie sein für die Kinder Israel, den Fremden und den Beisassen in ihrer Mitte. Diese sechs Städte sollen zur Zuflucht sein, damit jeder dorthin fliehen kann, der einen Menschen aus Versehen erschlagen hat.
Wenn er ihn aber mit einem eisernen Werkzeug geschlagen hat, so dass er gestorben ist, so ist er ein Mörder. Der Mörder soll gewiss getötet werden. Wenn er ihn mit einem Stein geschlagen hat, den er in der Hand führte und wodurch man sterben kann, so ist er ein Mörder. Der Mörder soll gewiss getötet werden. Oder wenn er ihn mit einem hölzernen Werkzeug geschlagen hat, das er in der Hand führte und wodurch man sterben kann, so ist er ein Mörder. Der Mörder soll gewiss getötet werden.
Der Bluträcher soll den Mörder töten. Wenn er ihn antrifft, soll er ihn töten. Wenn er ihn aus Hass gestoßen oder mit Absicht auf ihn geworfen hat, so dass er gestorben ist, oder ihn aus Feindschaft mit seiner Hand geschlagen hat, so soll der Schläger gewiss getötet werden. Er ist ein Mörder. Der Bluträcher soll den Mörder töten, wenn er ihn antrifft.“
Hier wird also klargestellt, dass die Zufluchtsstädte nicht für Mörder bestimmt sind, sondern nur für Totschläger.
In Vers 22 heißt es:
„Wenn er ihn aber versehentlich und nicht aus Feindschaft gestoßen hat oder ohne Absicht irgendein Werkzeug auf ihn geworfen hat oder ohne es zu sehen irgendein Stein, wodurch man sterben kann, auf ihn gefallen ist, so dass er gestorben ist, und er ihm nicht feind war und seinen Schaden nicht suchte, so soll die Gemeinde zwischen dem Schläger und dem Bluträcher nach diesen Rechten richten.
Die Gemeinde soll den Totschläger aus der Hand des Bluträchers erretten und ihn in seine Zufluchtsstadt zurückbringen, wohin er geflohen ist. Er soll darin bleiben bis zum Tod des Hohenpriesters, der mit heiligem Öl gesalbt wurde.
Wenn aber der Totschläger die Grenze seiner Zufluchtsstadt verlässt, wohin er geflohen ist, und der Bluträcher ihn außerhalb der Grenze findet und tötet, so hat der Bluträcher keine Blutschuld. Denn der Totschläger soll in seiner Zufluchtsstadt bis zum Tod des Hohenpriesters bleiben.
Nach dem Tod des Hohenpriesters darf der Totschläger in das Land seines Eigentums zurückkehren. Dies soll euch eine Rechtssatzung sein für eure Geschlechter in all euren Wohnsitzen, für jeden, der einen Menschen erschlägt.“
Weiter heißt es:
„Auf die Aussage von Zeugen soll man den Mörder töten. Aber ein einzelner Zeuge kann nicht gegen einen Menschen aussagen, dass er sterben soll. Und es soll keine Sühne für die Seele eines Mörders angenommen werden, der schuldig ist zu sterben. Er soll gewiss getötet werden.
Auch sollt ihr keine Sühne annehmen für den in seine Zufluchtsstadt Geflüchteten, damit er vor dem Tod des Hohenpriesters nicht zurückkehrt, um im Land zu wohnen.
Ihr sollt das Land nicht entweihen, in dem ihr wohnt, denn das Blut entweiht das Land. Für das Land kann keine Sühnung getan werden wegen des Blutes, das darin vergossen worden ist – außer durch das Blut dessen, der es vergossen hat.
Ihr sollt das Land nicht verunreinigen, in dem ihr wohnt, in dessen Mitte ich wohne. Denn ich, der Herr, wohne inmitten der Kinder Israel.“
Wir haben hier eine sehr ausführliche Anweisung Gottes im Hinblick auf das verheißene Land vor uns. Wir befinden uns in 4. Mose 35, am Ende der vierzigjährigen Wüstenwanderung. Dort wurde alles im Zusammenhang mit dem verheißene Land geklärt.
Schon direkt nach dem Auszug aus Ägypten finden wir einen wichtigen Hinweis in 2. Mose 21. In Kapitel 20, wo die Zehn Gebote stehen, ist für unseren Zusammenhang besonders das sechste Gebot von Bedeutung: „Du sollst nicht töten!“ (2. Mose 20,13). Die Fußnote der Elberfelder Bibel weist hier darauf hin, dass es auch „Du sollst nicht morden“ heißen könnte. Das ist eine sehr wichtige Fußnote, denn das ist die korrekte Übersetzung.
Warum wurde das nicht direkt im Text übernommen? Das zeigt, wie schwierig es ist, Bibelübersetzungen im Alltag zu erstellen. Meist übersetzt man die Bibel für ein Volk, das bereits Bibelübersetzungen kennt. Dadurch prägen sich bestimmte Bibelworte über die Zeit ein und werden fest in der Sprache verankert. Im deutschsprachigen Raum ist die Lutherbibel ein Beispiel dafür. Viele feste Ausdrücke sind dort einfach eingebürgert – sogar bei Menschen, die die Bibel gar nicht lesen, kennen sie typische Formulierungen der Lutherbibel.
Dort steht eben „Du sollst nicht töten“. Das hebräische Wort „razach“ bedeutet jedoch typischerweise „illegal töten“, also „morden“. Immer wieder bekommt man Anfragen, zum Beispiel per E-Mail, warum in der Bibel steht „Du sollst nicht töten“, obwohl dort auch von geschlachteten Tieren die Rede ist. Das ist ein eigenes Thema bezüglich des Umgangs mit Tieren.
Außerdem wird oft gesagt, dass es nicht sein kann, dass die israelische Armee nach Gaza einrückt und Terroristen tötet. In den vergangenen Monaten sind etwa 13 Hamas-Terroristen getötet worden. Das widerspricht doch dem Gebot „Du sollst nicht töten“ beziehungsweise „Du sollst nicht morden“. Doch Gott hat der Obrigkeit das Schwert gegeben.
Diese Tatsache ist schon in 2. Mose angedeutet, wird in 4. Mose 35 bestätigt und auch in Josua 20 erwähnt. Im Neuen Testament findet sich die Erklärung dazu in Römer 13. Dort geht es um die Obrigkeit und die Tatsache, dass Gott die Obrigkeit verordnet hat – bereits ab dem Bund mit Noah in 1. Mose 9. Dazu kommen wir gleich noch.
In Römer 13, Vers 4 heißt es: „Denn sie, die Obrigkeit, ist Gottes Dienerin dir zum Guten. Wenn du aber Böses verübst, so fürchte dich, denn sie trägt das Schwert nicht umsonst. Sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe für den, der das Böse tut.“ Deshalb ist es notwendig, untertan zu sein – nicht nur aus Angst vor Strafe, sondern auch aus Gewissensgründen. Man entrichtet Steuern, weil die Obrigkeit Gottes Beamte sind, die unablässig tätig sind.
Gott hat der Obrigkeit das Schwert gegeben. Ich lese weiter ab Vers 1: „Jede Seele sei den obrigkeitlichen Gewalten untertan, denn es gibt keine Obrigkeit außer von Gott. Diejenigen aber, die bestehen, sind von Gott eingesetzt. Wer sich daher der Obrigkeit widersetzt, widersteht der Anordnung Gottes. Die aber widerstehen, werden ein Urteil über sich bringen. Denn die Regenten sind nicht ein Schrecken für das gute Werk, sondern für das Böse. Willst du dich aber vor der Obrigkeit nicht fürchten, so übe das Gute, und du wirst Lob von ihr haben, denn sie ist Gottes Dienerin, dir zum Guten. Wenn du aber Böses verübst, so fürchte dich, denn sie trägt das Schwert nicht umsonst.“
Die Obrigkeit hat von Gott die Schwertgewalt erhalten. Die Gemeinde oder Kirche hat diese Schwertgewalt nicht bekommen. In Epheser 6, Vers 12 heißt es: „Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern.“ Die Gemeinde hat also keinen Kampf gegen Menschen und kein Recht, das Schwert in die Hand zu nehmen. Die Obrigkeit hingegen schon.
Deshalb trägt die Obrigkeit auch die Verantwortung, die Bürger zu schützen. Das ist die biblische Grundlage im Neuen Testament für Polizei und Armee. Diese haben den Auftrag, die Bürger eines Landes zu schützen.
Was Israels Armee in den vergangenen Monaten getan hat, diente dem Schutz der eigenen Bürger. Die Hamas sollte bestraft werden, damit sie das, was sie am 7. Oktober 2023 verübt haben, nie wieder tun können. Das ist das Ziel, das die Regierung gesetzt hat.
Wichtig ist aber, dass man erkennt: Die Bergpredigt ist kein Regierungsprogramm. Die Bergpredigt (Matthäus 5 bis 7) ist die Erklärung des Herrn Jesus, wie seine Nachfolger handeln sollen. Sie zeigt, wie die Gläubigen der Gemeinde leben sollen, die keinen Kampf gegen Fleisch und Blut haben.
Man darf diese Lehren nicht auf die Regierung übertragen. Das ist ein schwerer Irrtum.
Und darum, zurückkommend auf 2. Mose 20: Wenn jemand argumentiert, dass Israel in der Bibel den Auftrag hatte, an bestimmten Orten Krieg zu führen, und das als Mord bezeichnet, ist das nicht korrekt. Es handelt sich dabei nicht um Mord, sondern um Krieg. Die Zehn Gebote verbieten das Morden, also das illegale Töten.
Diese Regelung basiert bereits auf dem Bund mit Noah. Wenn wir kurz in 1. Mose 9 nachschlagen, sehen wir das genauer. Ich lese ab Vers 3, damit der Zusammenhang klar wird:
„Alles, was sich regt und lebt, soll euch zur Speise sein. Wie das grüne Kraut gebe ich es euch alles.“
Schon nach Vers 2 geht es um Tiere, die gegessen werden dürfen. Das verbirgt Gott in seinem Bund mit Noah, der mit Noah und der ganzen Erde geschlossen wurde, wie man in den weiteren Versen sieht. Dieser Bund gilt mit der ganzen Erde, solange die Erde besteht. Deshalb hat dieser Bund bis heute Gültigkeit.
In Vers 4 heißt es weiter: „Nur das Fleisch mit seiner Seele, seinem Blut sollt ihr nicht essen.“ Und dann wird in Vers 5 und 6 erklärt: „Euer Blut, nach euren Seelen, werde ich fordern. Von jedem Tier werde ich es fordern und von der Hand des Menschen, von der Hand eines jeden Menschen seines Bruders werde ich die Seele des Menschen fordern. Wer Menschenblut vergießt, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden, denn im Bild Gottes hat er den Menschen gemacht.“
Damit sehen wir: Tiere dürfen gegessen und geschlachtet werden. Wenn also jemand sagt, in den Zehn Geboten stehe „Du sollst nicht töten“, und daraus folgert, dass man keine Tiere schlachten darf und vegetarisch leben muss, ist das nicht biblisch.
Die einzige Einschränkung bei der Fleischnahrung, die Gott im Bund mit Noah gibt, ist, dass man das Blut nicht essen soll. Das heißt, wenn ein Tier geschlachtet wird, darf das ausgeflossene Blut nicht erneut für Nahrungsmittel verwendet werden. Es soll ausfließen, so wie Gott es hier geboten hat.
Weiterhin wird gesagt, dass, wenn jemand einen Menschen tötet, er unter das Gericht Gottes fällt und als Mörder den Tod verdient. Besonders wichtig ist Vers 6: „Wer Menschenblut vergießt, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden.“
Hier wird Noah und seinen Söhnen klargemacht, dass Gott in der weiteren Zeit keine direkte Regierung ausübt. Das bedeutet: Wenn jemand ein Kapitalverbrechen wie Mord begeht, kann man nicht darauf warten, dass Gott direkt eingreift. Stattdessen hat Gott diese Aufgabe dem Menschen übertragen. Damit hat er die Regierung eingesetzt, sodass Menschen über Menschen regieren.
Gott hat der Obrigkeit das Schwert gegeben, aber nicht einfach jedem Bürger. Das ist wichtig. Die Polizei hat das Gewaltmonopol, der normale Bürger hingegen nicht – glücklicherweise. Sonst wären wir unseres Lebens nicht mehr sicher.
Warum können wir also meistens auch abends unbekümmert auf die Straße gehen? Weil das Gewaltmonopol beim Staat liegt, der so für Stabilität sorgt. Und das kommt von Gott.
Nun hat sich in der Folgezeit das Problem ergeben, dass die Menschen versucht haben, das umzusetzen, indem sie sagten, der nächste Verwandte sei der Hauptverantwortliche, um bei Mord Vergeltung zu üben. Das führte dazu, dass es den Bluträcher gab. Diese Praxis ist heute noch an gewissen Orten und in bestimmten Kulturen üblich, zum Beispiel bei den Beduinen. Dort übt die Verwandtschaft quasi die Blutrache aus. Das kann jedoch sehr verheerend sein.
Gott hat deshalb dieses Gesetz mit den Zufluchtsstädten gegeben, um zu verhindern, dass die Sache mit dem Bluträcher großen Schaden anrichtet. Dadurch wurde die Blutrache deutlich eingeschränkt.
Noch etwas: Wir haben gelesen, dass die Todesstrafe nur ausgeübt werden darf, wenn es mindestens zwei Zeugen gibt. Zum Beispiel in 4. Mose 35 wird das nochmals deutlich. Dort heißt es in Vers 30: Jeder, der einen Menschen erschlägt, soll auf die Aussage von Zeugen getötet werden. Ein einzelner Zeuge kann jedoch nicht gegen einen Menschen aussagen, dass er sterben soll. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Damit wurde gefordert, dass es eine gerichtliche Entscheidung geben muss und nicht ein einzelner Bürger entscheiden kann: „Der hat das gemacht und darum hat er die Todesstrafe verdient.“
Das Gesetz Mose will hier mit den Zufluchtsstädten einen Riegel vorschieben. Wenn jemand aus Versehen jemanden getötet hat und die Verwandtschaft sofort Generalverdacht schöpft, dass er es absichtlich getan hat und ein Mörder ist, konnte dieser sofort in die Zufluchtstadt fliehen. Die Bürger und die Regierung dort mussten den Verdächtigen vor Übergriffen schützen.
Das ist auch der Punkt in 5. Mose 19, wo es ebenfalls um die Zufluchtsstädte geht. Auch dort hat Gott durch Mose Anweisungen gegeben. Ab Vers 1 kann man das ganze Kapitel lesen. Ich zitiere nur einige Verse daraus:
„Wenn der Herr, dein Gott, die Nationen ausrotten wird, deren Land der Herr, dein Gott, dir gibt, und du sie vertreibst und in ihren Städten und Häusern wohnst, so sollst du dir drei Städte aussuchen inmitten deines Landes, das der Herr, dein Gott, dir gibt, um es zu besitzen. Du sollst dir den Weg dorthin herrichten und das Gebiet deines Landes, das der Herr, dein Gott, dir als Erbteil geben wird, in drei Teile teilen. Das soll geschehen, damit jeder Totschläger dorthin fliehen kann.“
Wenn man weiterliest, kommt später das Gesetz in Vers 15: Ein einzelner Zeuge soll nicht gegen jemanden auftreten wegen irgendeiner Ungerechtigkeit oder Sünde. Eine Sache soll erst auf zweier oder dreier Zeugenaussage hin bestätigt werden.
Dann wird außerdem festgelegt: Ein ungerechter Ankläger wird das Urteil erhalten, das er fälschlich gegen einen anderen vorbringen wollte. Dort heißt es:
„Wenn ein ungerechter Zeuge gegen jemanden auftritt, um ein Vergehen gegen ihn zu bezeugen, sollen die beiden Männer, die den Streit haben, vor den Herrn treten, vor die Priester und die Richter, die in jenen Tagen da sein werden. Die Richter sollen genau nachforschen, nicht nur ungefähr, sondern eine klare gerichtliche Untersuchung durchführen. Wenn sich herausstellt, dass der Zeuge ein falscher Zeuge ist und Falsches gegen seinen Bruder bezeugt hat, sollt ihr ihm tun, wie er seinem Bruder zu tun beabsichtigte. Du sollst das Böse aus seiner Mitte wegschaffen.“
Es geht also auch darum, einen Riegel vorzuschieben gegen die Meinung: „Wir brauchen wenigstens zwei Zeugen, aber das kriegt man auch noch hin, noch einen zweiten falschen Zeugen aufzutreiben.“ Die Warnung lautet: Wenn sich bei klarer gerichtlicher Untersuchung herausstellt, dass es eine Lüge war, werden die falschen Zeugen bestraft.
Das sollte Gerechtigkeit und Sicherheit in Israel vermitteln.
Nun wollen wir uns eine Stelle in 2. Mose 21 ansehen, die ich bisher noch nicht gelesen habe. Zuvor habe ich bereits das Gebot „Du sollst nicht töten“ aus 2. Mose 20 erläutert. Gleich nach dem Auszug aus Ägypten finden wir einen Hinweis auf die Sicherung durch die Zufluchtsstädte.
In 2. Mose 21,12 steht: „Wer einen Menschen schlägt, dass er stirbt, soll gewiss getötet werden. Hat er ihm aber nicht nachgestellt, und Gott hat es seiner Hand begegnen lassen, so werde ich dir einen Ort bestimmen, wohin er fliehen soll. Und wenn jemand gegen seinen Nächsten vermessen handelt, dass er ihn umbringt mit Hinterlist, von meinem Altar sollst du ihn wegnehmen, dass er sterbe.“
Das mit dem Altar ist hier besonders interessant, denn es macht deutlich: Nach dem Auszug aus Ägypten wurde die Stiftshütte gebaut, doch es gab noch keine Zufluchtsstätte. Was hätte jemand tun können, wenn während der Wüstenwanderung genau so etwas passierte? Zum Beispiel, wenn jemand mit einem Hammer arbeitet, das Eisen sich löst und an den Kopf eines anderen schlägt, der dadurch stirbt.
Die Angehörigen hätten sofort Mord vermutet. Doch es war kein Mord. Trotzdem hielten sie es für Mord. In einem solchen Fall konnte der Täter in die Stiftshütte fliehen und sich am Altarhorn festhalten. Das war quasi ein Zufluchtsort.
Gott sagt jedoch in 2. Mose 21, dass er einen Ort bestimmen werde, wohin der Täter fliehen soll. Das ist bereits für die Zeit nach der 40-jährigen Wüstenwanderung gedacht, wenn das Volk in das Land Kanaan einzieht. Dann sollte die Stiftshütte in Shiloh aufgestellt werden (Josua 18).
Wer aber in Beersheba wohnte, hatte einen sehr weiten Weg bis nach Shiloh. Deshalb hat Gott die Zufluchtsstädte bestimmt: drei auf dieser Seite des Jordans und drei auf der anderen Seite. So hatte man von jedem Punkt im Land möglichst einen schnellen Zugang. Man musste also nicht erst zur Stiftshütte oder später zum Tempel in Jerusalem gehen.
Die Zufluchtsstädte sollten damit die Zuflucht am Altar der Stiftshütte und des Tempels ersetzen.
Wenn man eine Karte zur Hand nimmt, sieht man die Verteilung: Westlich vom Jordan im Norden Kedesch, in der Mitte Sichem und südlich Hebron. Auf der anderen Seite des Jordans liegen Golan, Ramot Gilead und Bezer. So sind sie gut im Land verteilt, damit man von jedem Ort einen kurzen Weg hat – oft nicht mehr als etwa 55 Kilometer.
Noch etwas Wichtiges: Der Weg zu den Zufluchtsstädten musste ganz speziell vorbereitet werden. Das lesen wir in 5. Mose 19,2: „So sollst du dir drei Städte aussondern inmitten deines Landes, das der Herr, dein Gott, dir gibt, es zu besitzen. Du sollst dir den Weg dahin zurichten.“
Das bedeutet, man sollte einen Weg speziell herrichten. Im Judentum wurde darauf geachtet, dass dieser Fluchtweg keine Hindernisse hatte, sodass man sehr schnell vorankam. Der Weg war mit Schildern versehen, auf denen „Miklat“ stand – das heißt Zufluchtsstätte oder Stätte der Zuflucht.
So wusste man immer, dass man auf dem richtigen Weg war. Überall wurden Brücken gebaut, wo man über Bäche, Wadis oder Flüsse gehen musste. Der Weg war gut erreichbar.
Im Judentum wurde sogar so praktiziert, dass zwei Schriftgelehrte den Verdächtigen begleiteten. Falls unterwegs der Bluträcher auf den angeblichen Mörder traf, sollten sie ihn überreden: „Bitte lass ihn gehen, lass ihn noch bis zur Zufluchtsstätte kommen.“ Dort kam der Täter vor Gericht, und die Sache wurde geklärt.
So wurde das in der Praxis umgesetzt – auf der Grundlage, den Weg zur Zufluchtsstätte gut vorzubereiten.
Wir machen im Moment ziemlich trockene Arbeit. Es ist immer ein bisschen schwierig für mich, die Grundlagen aufzubauen, denn das Ziel ist es schließlich, dass wir dort Perlen einsammeln können. Aber es braucht einfach Arbeit. Ohne diese Arbeit geht es nicht, und wir können erst später ernten. Das gehört alles dazu. Aber wir werden auch sehen, was das Schöne bedeutet – dieses Zurichten des Weges.
So, und jetzt gehen wir zurück zu Josua 20. Worum geht es hier? Es geht um Situationen im Leben. Das Gefühl ist, alles ist normal, alles gut, und dann kommt etwas ganz Unvorhergesehenes ins Leben hinein. Zum Beispiel bei der Arbeit mit einem Werkzeug: Das Eisen löst sich und trifft ausgerechnet jemanden am Kopf, und er stirbt. Wenn einem so etwas passiert, fühlt man sich schlecht und ist am Boden zerstört. Aber man weiß genau, dass es wirklich keine Absicht war. Trotzdem weiß ich, dass es in meiner Verantwortung liegt, und plötzlich gerät man in eine Drangsal.
So gibt es das immer wieder im Leben: Es geht irgendwie gut, und plötzlich, ganz unverhofft, kommt eine Drangsal, eine Not ins Leben. Dann gibt es diese Zufluchtsstätte – also einen Ort, an dem man weiß, jetzt aber wirklich Vollgas geben, keine Zeit mehr verlieren, dorthin gehen. Das ist natürlich ein schöner Hinweis auf Gott, auf den Gott, wie er uns in der Bibel vorgestellt wird.
Ich möchte dazu aus Psalm 46 lesen. Jetzt beginnen wir schon, etwas zu genießen. Gott wird so vorgestellt in Psalm 46, Vers 2: „Gott ist uns Zuflucht und Stärke, eine Hilfe, reichlich gefunden in Drangsalen.“ Dieser Ausdruck „reichlich gefunden“ ist ein bisschen schwierig. Die Fußnote in der Elberfelder Bibel erklärt: „oder leicht zu finden, eigentlich sich finden lassend.“ Also, Gott ist eine Zuflucht, und es ist eine Zuflucht, die sich finden lässt.
Da können wir daran denken, wie das eben praktisch umgesetzt wurde: Die Wege zu den Zufluchtstädten waren mit Schildern angegeben, Hindernisse auf dem Weg wurden im Voraus weggeräumt, Brücken wurden gebaut – eben damit man so schnell wie möglich zu dieser Zuflucht kommen konnte.
Dann lese ich aus Psalm 71, Vers 7: „Vielen bin ich wie ein Wunder, du aber bist meine starke Zuflucht.“ Gott als Zuflucht. Und schon vorher in Vers 3: „Sei mir ein Fels zur Wohnung, zu dem ich stets gehen kann. Du hast geboten, mich zu retten, denn du bist mein Fels und meine Burg. Mein Gott, errette mich aus der Hand des Gottlosen, aus der Faust des Ungerechten und des Gewalttätigen, denn du bist meine Hoffnung, Herr, ewiger, meine Zuversicht von meiner Jugend an.“
Und dann Psalm 91, Vers 2 – ich lese schon Vers 1: „Wer im Schutz des Höchsten sitzt, wird bleiben im Schatten des Allmächtigen. Ich sage von dem Herrn: meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, auf ihn will ich vertrauen.“
Gehen wir in den Psalmen noch ein bisschen zurück, Psalm 57, Vers 1 und 2: „Sei mir gnädig, o Gott, sei mir gnädig, denn zu dir nimmt Zuflucht meine Seele, und ich will Zuflucht nehmen zum Schatten deiner Flügel, bis das Verderben vorübergezogen ist. Zu Gott dem Höchsten will ich rufen, zu dem Gott, der es für mich vollendet.“
Und schließlich auch Psalm 59, Vers 17: „Ich aber will singen von deiner Stärke und am Morgen jubelnd preisen deine Güte, denn du bist mir eine hohe Festung gewesen und eine Zuflucht am Tag meiner Bedrängnis!“
Noch Psalm 61, Vers 3: „Vom Ende der Erde rufe ich zu dir, wenn mein Herz verschmachtet. Du wirst mich auf einen Felsen leiten, der mir zu hoch ist, denn du bist mir eine Zuflucht gewesen, ein starker Turm vor dem Feind.“
Also, all diese Stellen – und es gäbe ja noch so viele weitere – zeigen uns die geistliche Bedeutung der Zufluchtstädte. Gott lädt uns ein, sobald wir in Nöte hineinkommen. Gerade Nöte, die ganz unversehens und wie aus heiterem Himmel kommen, um in ihm Zuflucht zu finden.
Das ist wirklich ein ganz eigenartiges Gefühl, wenn so plötzlich aus heiterem Himmel etwas kommt. Für uns war das damals 2009 so schrecklich. Wir waren unterwegs in der Wildnis von Kanada, auf dem Weg nach Fort Francis. Dort wurde im Radio angekündigt, dass es Vorträge geben würde. Ich ging zu einer Tankstelle, um das Telefon zu benutzen, und da rief mich mein Bruder an und sagte: „Dein älterer Sohn ist tot.“ Plötzlich, völlig unvorbereitet. Er war ja nicht krank, es war ein Unfall. Und das ist genau diese Situation: Das Eisen löst sich, und plötzlich, aus einer Situation, in der man sich gut fühlte, passiert etwas Schreckliches.
Da war der Herr gewissermaßen diese Zufluchtsstadt für uns. Aber es geht nicht automatisch. Wir müssen wirklich auf diesem vorbereiteten Weg jagen, jagen, jagen, bis man die Zufluchtsstadt erreicht. Das ist wichtig. Es braucht diese Energie, wirklich zu dieser Zufluchtsstadt hinzugehen und die Distanz zu überwinden. Das ist auch eine Aktivität von unserer Seite.
Wenn wir aber gesehen haben, dass der Herr eine solche Zuflucht ist, dann ist es interessant, dass wir diese Zufluchtstädte einerseits mit absolutem Vorrang auf den Herrn selbst beziehen können.
Der Herr Jesus ist der gute Hirte, und niemand ist wie er. Doch er hat auch Menschen eingesetzt, die einen Hirtendienst ausüben sollen. Diese sollen dem Oberhirten oder Erzhirten, wie er in 1. Petrus 5,4 genannt wird, gleichen und dasselbe tun, was Jesus tut.
So ist es auch bei den Zufluchtsstädten. Vor kurzem haben wir uns im Rahmen einer Zusammenkunft von jungen Leuten Gedanken darüber gemacht, was ein Mann nach Gottes Gedanken ist. Dabei haben wir erst die erste Hälfte behandelt und noch nicht das betrachtet, was in Jesaja 32 steht.
Dort wird ein Mann nach Gottes Gedanken beschrieben. Zuerst wird der Herr Jesus, der Messias und König, dargestellt. In Jesaja 32,1 heißt es: „Siehe, ein König wird regieren in Gerechtigkeit, und die Fürsten werden nach Recht herrschen.“ Im Tausendjährigen Reich wird der Herr Jesus regieren. Er wird Fürsten unter sich haben, die mit verteilten Aufgaben herrschen.
Wie werden diese beschrieben? In Vers 2 heißt es: „Und ein Mann wird sein wie ein Bergungsort vor dem Wind und ein Schutz vor dem Unwetter, wie Wasserbäche in dürrer Gegend, wie der Schatten eines gewaltigen Felsens in lechzendem Land.“ Vier Kennzeichen für einen Mann nach Gottes Plan werden hier genannt.
Er soll wie ein Bergungsort sein. Stellen wir uns eine Situation vor: Ein schrecklicher Sturmwind weht. Nicht ein angenehmer, kühlender Wind, sondern ein Sturm, vor dem man Schutz sucht. Ein Bergungsort vor dem Wind ist ein Ort der Sicherheit.
Das hebräische Wort für Wind, „Ruach“, bedeutet auch Geist. In Epheser 4 wird davon gesprochen, wie falsche Lehren wie Winde sind, die die Gläubigen hin und her treiben. Ein Mann soll Sicherheit vermitteln im wilden Tosen solcher Winde, die verwirren und falsche Lehre bringen. So soll ein Mann sein: ein Bergungsort vor dem Wind.
Zweitens soll er ein Schutz vor dem Unwetter sein. Wenn man spazieren geht und plötzlich ein Sturm aufkommt, ist es gut, einen Zufluchtsort zu haben, wo man die Tür schließen und in Sicherheit sein kann. So soll ein Mann sein: ein Bergungsort und Schutz vor dem Unwetter.
Der dritte Vergleich lautet: Wie Wasserbäche in dürrer Gegend. Wenn man in der Wüste verirrt ist und zu wenig Wasser hat, ist es unglaublich wertvoll, erfrischendes Wasser zu finden. Wasser wird dann zu etwas Überaus Wertvollem – obwohl es eigentlich immer wertvoll ist.
Der vierte Vergleich lautet: Wie der Schatten eines gewaltigen Felsens in lechzendem Land. Man stelle sich vor, man wandert in der judäischen Wüste. Das ist etwas ganz anderes als in den Alpen. Dort sind 100, 200 oder 300 Höhenmeter anstrengend, aber in der Wüste unter der starken Sonne braucht man viel mehr Energie.
Bei solchen Wanderungen gibt es oft keinen Schatten. Man läuft in der prallen Sonne, ohne Unterbrechung. Wenn man dann einen gewaltigen Felsen findet, der Schatten spendet, ist das eine große Erleichterung. Diese Vergleiche zeigen, wie wir anderen Gläubigen Zuflucht und Sicherheit vermitteln sollen – ähnlich wie die Zufluchtsstädte.
Ich möchte hier besonders auf den Apostel Paulus hinweisen und wie wichtig es ihm war, die Gläubigen zu festigen und zu stärken. Er spricht in Epheser 4 davon, dass die Gläubigen nicht mehr hin und her geworfen werden sollen von jedem Wind der Lehre, der durch die Verschlagenheit der Menschen zu listig ersonnenem Irrtum kommt.
In Apostelgeschichte 15,41 lesen wir: „Er durchzog aber Syrien und Zilizien und befestigte die Versammlungen.“ Paulus vermittelte Festigkeit. Es gibt Verkündiger des Wortes, die es besonders interessant finden und als Zeichen von Vertrauen sehen, wenn die Zuhörer reif und erwachsen sind und verschiedene Theorien und Meinungen verbreiten können. Doch das kann Gläubige ins Schleudern bringen.
Das ist sehr problematisch, wenn Gläubige ins Schleudern geraten und mit gewissen Gedanken nicht mehr zurechtkommen. Ich habe vor kurzem eine E-Mail erhalten, in der jemand schrieb, dass er etwas angehört habe und nun total im Glauben ins Schleudern gekommen sei.
Man kann sagen: Warum hast du dir das angehört? Man muss ja nicht alles im Internet anhören. Dort gibt es viel Schleudergefahr. Doch wenn es passiert ist, stellt sich die Frage, wie man wieder Festigkeit vermitteln kann.
Das war dem Apostel Paulus sehr wichtig. In Apostelgeschichte 16,5 heißt es weiter: „Die Versammlungen nun wurden im Glauben befestigt und wuchsen täglich an Zahl.“ Wieder geht es um die Festigkeit, die vermittelt werden soll.
Schon früher, auf der ersten Missionsreise, lesen wir in Apostelgeschichte 14,21-22: „Und als sie jener Stadt Derbe das Evangelium verkündigt und viele zu Jüngern gemacht hatten, kehrten sie nach Lystra und nach Ikonium und nach Antiochien zurück und befestigten die Seelen der Jünger. Und sie ermahnten sie, im Glauben zu verharren und dass wir durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen müssen.“
Auch hier wurden die Seelen der Jünger befestigt. Das weist besonders auf das innere Seelenleben und Gefühlsleben hin, das manchmal durcheinanderkommen kann. Es ist eine wichtige Aufgabe, dass die Seelen der Jünger Festigkeit, Beruhigung und Sicherheit erhalten.
Dabei wird auch darauf hingewiesen, dass man keine falschen Erwartungen haben darf. Manchmal erwarten wir vom Herrn etwas, was er uns gar nicht versprochen hat. Wenn man zum Beispiel erwartet, der Herr bewahre uns vor großen Schwierigkeiten, lernen wir hier, im Glauben zu verharren – trotz aller Trübsale.
Sie ermahnten die Jünger, im Glauben zu bleiben und zu erkennen, dass wir durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen müssen. Man darf nicht denken, gemäß dem Wohlstandsevangelium sollte es uns immer gut gehen. Solche Erwartungen führen zu Enttäuschungen.
Doch diese Enttäuschungen müssten nicht sein, wenn man richtig belehrt wird. Das gehört zum Befestigen dazu: auf falsche Erwartungen hinzuweisen, um Enttäuschungen zu vermeiden.
Gehen wir zurück zu Josua 20. Noch etwas zum Thema Bluträcher: Es geht hier genau um die Problematik eines Bluträchers, der innerlich voll Zorn ist, weil sein Verwandter ums Leben gekommen ist. Vielleicht hat er sogar einen gewissen Stolz und denkt: „Ich werde das jetzt gerecht regeln.“
Dieser Bluträcher hat also eine totale Aversion gegen den Verdächtigten. Die Sache ist aber noch gar nicht geklärt. Das wird erst in der Zufluchtsstadt endgültig entschieden. Trotzdem ist der Bluträcher überzeugt, dass der Verdächtige sterben muss, noch bevor er die Zufluchtsstadt erreicht hat.
Diese Zuflucht der Bluträcher ist in gewisser Hinsicht eine Parallele zu Satan. Er wird im Griechischen „Diabolos“ genannt. Wenn im Neuen Testament von „Teufel“ die Rede ist, steht dort das Wort „Diabolos“, zum Beispiel in Markus 12. Was bedeutet „Diabolos“? Es heißt „Durcheinanderbringer“.
Ich lese im Lexikon: „Verleumder“ – das stimmt auch, oder? Ja, es ist so. Das Wort setzt sich zusammen aus „Dia“ und „Bolos“. „Dia“ heißt „durch“ und „Bolos“ bedeutet „werfen“. Interessanterweise ist „Bolos“ verwandt mit unserem deutschen Wort „Ball“. Man kann sich vorstellen, jemand wirft einen Ball durch einen Porzellanladen – das ist wirklich ein Durcheinanderbringer, ein solcher „Diabolos“.
„Diabolos“ ist das normale griechische Wort für Verleumder und feindlichen Ankläger. Der Ursprung des Wortes ist also „Durcheinanderbringen“. Wenn man verleumdet, richtet man ein totales Chaos unter den Menschen an. Es ist unglaublich, welchen Schaden falsche Beurteilungen und falsche Meinungen über jemanden anrichten können – bis hin zu Gemeindespaltungen. Das ist zutiefst teuflisch.
Der Teufel bemüht sich ständig, die Gläubigen vor Gottes Thron anzuklagen. Es war nicht nur im Buch Hiob so, dass der Satan vor Gottes Thron erscheint. Das geschieht durch die ganze Menschheitsgeschichte hindurch, auch heute noch. Es wird ein Ende nehmen. Gerade bevor die große Drangsalzeit beginnt, wird der Teufel definitiv aus dem Himmel geworfen, sodass er nie mehr als „Diabolos“, als Ankläger der Gläubigen, auftreten kann.
Schlagen wir auf, Offenbarung 12. Wir sehen dort Krieg im Himmel. Das gibt es, ja, aber nur beschränkt, denn in Ewigkeit wird es nicht mehr so sein. Offenbarung 12, Vers 7: „Und es entstand ein Kampf im Himmel. Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen, und der Drache kämpfte mit seinen Engeln, doch er gewann nicht die Oberhand. Auch wurde ihre Stätte nicht mehr im Himmel gefunden, und es wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, welcher Teufel, Diabolos und Satan genannt wird – das ist das hebräische Wort für Teufel, Satan –, der den ganzen Erdkreis verführt; er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm hinabgeworfen.“
Hier wird klar: Nicht nur Satan hat Zugang, sondern auch die gefallenen Engel, die Dämonen, haben noch Zugang zu Gottes Thron – auch heute noch. Aber Michael und alle Engel Gottes, die ihm militärisch unterstellt sind, werden den Teufel überwinden. Das zeigt, dass der Teufel nicht eine Art Gegengott ist. Er ist ein Geschöpf, ein Engel mit hoher Rangordnung, ein Cherub nach Hesekiel 28, also ein besonderer Thronengel Gottes. Aber er kann von einem anderen Engel, Michael, besiegt werden. Das ist sehr wichtig zu sehen.
Michael wird ihn und die Dämonen definitiv aus dem Himmel hinauswerfen. Lesen wir weiter in Offenbarung 12, Vers 10: „Und ich hörte eine laute Stimme im Himmel sagen: Nun ist das Heil und die Macht und das Reich unseres Gottes und die Gewalt seines Christus gekommen; denn hinabgeworfen ist der Verkläger unserer Brüder, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagte.“
Jetzt sieht man, wofür der Teufel Zeit einsetzt: Er redet ständig gegen uns. Und er findet natürlich auch Anlass bei uns allen. So verklagt er uns vor Gott. Wenn er das tut, müssen wir wissen, dass er das auch uns gegenüber tut. Dazu gehören auch die folgenden Pfeile, von denen in Epheser die Rede ist, wo es heißt: Mit dem Schild des Glaubens, der den ganzen Menschen deckt, sollen wir die feurigen Pfeile des Bösen auslöschen.
Diese feurigen Pfeile sind nicht nur Zweifel, wenn plötzlich Zweifel im Glauben aufkommen. Sie können zum Beispiel auch zermürbende Selbstanklagen sein, bei denen man sich schließlich sagt: „Ich bin eigentlich der Hinterletzte. Gibt es überhaupt ein Recht für mich zu leben?“ Es ist unglaublich, was in der Seele eines Gläubigen abgehen kann. Aber das sind eben auch solche Pfeile des Bösen, die uns in der Gedankenwelt angreifen und anklagen. Und das tut der Teufel eben auch vor Gottes Thron.
Glücklicherweise können wir weiterlesen in Offenbarung 12, Vers 11: „Und sie haben ihn überwunden um des Blutes des Lammes und um des Wortes ihres Zeugnisses willen, und sie haben ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod.“
Darum seid fröhlich, ihr Himmel und die ihr in ihnen wohnt, fröhlich, weil der Teufel jetzt definitiv draußen ist und nicht mehr zurückkommt. Wehe der Erde und dem Meer, denn der Teufel ist zu euch hinabgekommen und hat große Wut, da er weiß, dass er wenig Zeit hat.
Dieser Sturz wird dann auslösen, dass die große Drangsal, der letzte und schrecklichste Weltkrieg, ausbricht – ein Krieg, der die Menschheit an den Rand der Selbstzerstörung bringen wird. Der Teufel wird dann wütend sein. Aber die Gläubigen haben ihn überwunden um des Blutes des Lammes willen.
Wenn wir solche massiven Anklagen und feurigen Pfeile erhalten, dürfen wir uns immer wieder vor Augen führen: Der Herr Jesus hat mit seinem Blut bezahlt, und das hat wirklich jeden Schaden gut gemacht. Das Blut des Herrn Jesus hat uns gerechtfertigt. Das Blut Christi rechtfertigt, sagt Römer 5; das heißt, er hat uns gerecht gemacht. Rechtfertigen heißt, jemanden als gerecht erklären – so, als hätten wir nie gesündigt.
Wenn wir uns so sehen, wie Gott uns sieht, hilft das, solche feurigen Pfeile besser mit dem Schild des Glaubens abzuwehren. Wir sehen, was wir durch den Glauben an den Herrn Jesus geworden sind und wie komplett und vollständig diese Reinigung und Erlösung ist. Wir sehen uns so, wie Gott uns sieht: in Christus, mit seiner Herrlichkeit bekleidet, wie Epheser 1, Vers 7 sagt: „Angenehm gemacht in dem Geliebten.“
Dann heißt es auch: „Sie haben ihn überwunden um des Wortes ihres Zeugnisses willen.“ Ein Gläubiger kann an einen Punkt kommen, an dem er so am Boden ist, dass er sich fragt, ob er nicht aufhören will. Aber dann sieht er wieder, dass noch Arbeit zu tun ist. Wir müssen unser Zeugnis weiterführen, die Gläubigen ermutigen und die Ungläubigen aufrufen, bei dem Herrn Jesus Zuflucht zu finden. Das gibt Motivation, um wirklich weiterzugehen. Wir haben einen Auftrag, und der ist in Gottes Augen wichtig. So kann man überwinden um des Wortes ihres Zeugnisses willen.
Gehen wir zurück zu den Zufluchtsstätten in Josua 20 und schauen uns die Namen dieser Zufluchtstädte an. Ganz im Norden, im Westen, haben wir Kedesch in Galiläa, im Gebirge Naftali. Kedesch bedeutet „Heiligtum“. Das ist ein wunderbares Bild vom Herrn Jesus, der Zufluchtsort ist. Er war in seinem Leben so vollkommen heilig, dass er seinen Gegnern sagen konnte, in Johannes 8: „Wer von euch überführt mich der Sünde?“ – und niemand konnte ihm antworten.
Wenn wir den Herrn Jesus so anschauen in den Evangelien, wie vollkommen er war und wie er mit den Menschen umging und mit jedem Menschen auf eine andere Art sprach, so, dass es diesem Menschen angemessen war, könnten wir denken: „Ich verkrieche mich am besten. Herr Jesus ist so vollkommen, aber bei mir sehe ich das ganz anders – eben er der Heilige.“
Das hatten wir schon im Zusammenhang mit der Bekehrung. Schlagen wir Jesaja 64, Verse 4 und 5 auf: „Und wir sind allesamt wie ein Unreiner geworden, und alle unsere Gerechtigkeiten sind wie ein unflätiges Kleid; wir verwelken alle wie ein Blatt, und unsere Ungerechtigkeiten rafften uns dahin wie der Wind.“
Das ist, wenn man wirklich seine Sündhaftigkeit und Verdorbenheit erkennt. Dann kann man so sprechen: „Wir sind allesamt wie ein Unreiner geworden.“ Man beachte, dass es nicht heißt „Ungerechtigkeiten“, sondern „unsere Gerechtigkeiten sind wie ein unflätiges Kleid.“ Das heißt, wenn man erkennt, dass sogar das, woran man früher stolz war, was man an Gerechtigkeit in dieser Welt beiträgt, vor Gott gar nicht zählt. Auch das ist wie ein schmutziger Lumpen.
Wie soll man in Kedesch Zuflucht suchen, wenn man sich so sieht, wie Gott uns sieht? Bedenkt man auch Römer 7 im letzten Abschnitt, wo Paulus nach der Bekehrung solche inneren Kämpfe beschreibt: Er möchte das Richtige tun, tut aber immer wieder das Falsche. Er ist so enttäuscht von sich, dass er sagt: „Ich elender Mensch, wer wird mich retten von diesem Leib des Todes?“
Wenn man dann auf den Herrn Jesus schaut und in Kedesch Zuflucht nimmt, lernt man, sich so zu sehen, wie wir es in Jesaja 61 finden. Schlagen wir Jesaja 61, Vers 10 auf: „Hoch erfreue ich mich im Herrn, meine Seele soll frohlocken in meinem Gott; denn er hat mich bekleidet mit Kleidern des Heils, den Mantel der Gerechtigkeit mir umgetan, wie ein Bräutigam den Kopfschmuck nach Priesterart anlegt und wie eine Braut sich schmückt mit ihrem Geschmeide.“
Hier geht es um das Bewusstsein, dass der Herr alle unsere Kleider ausgewechselt hat. Wir tragen nicht mehr das unflätige Kleid aus Jesaja 64, Vers 5, sondern jetzt die Kleider des Heils aus Jesaja 61, Vers 10. Das sind die weißen Priestergewänder im Bild. Sie sprechen von der geschenkten Gerechtigkeit und der völligen Vergebung, durch die uns ewige Rettung zuteilwurde.
Wenn man sich dessen bewusst ist, darf man diese Kleider aus Gnade tragen, diesen Mantel der Gerechtigkeit. Das führt dazu, dass man beginnt, sich zu freuen: „Hoch erfreue ich mich im Herrn, meine Seele soll frohlocken in meinem Gott.“ Das ist Zuflucht in Kedesch.
Dazu möchte ich noch aus den Psalmen lesen, zuerst Psalm 96, Vers 6: „Majestät und Pracht sind vor seinem Angesicht, Stärke und Herrlichkeit in seinem Heiligtum.“ So sehen wir Gott als Zufluchtsort Kedesch.
Dann Psalm 63, Vers 3: „So wie ich dich angeschaut habe im Heiligtum, um deine Macht und deine Herrlichkeit zu sehen.“ Hier sehen wir jemanden, der in Kedesch angekommen ist.
Aber in Vers 2 desselben Psalms sieht man, dass David noch auf dem Weg ist, auf dem bereiteten Weg hin nach Kedesch. Er war in der Wüste Judäa. Psalm 63, Vers 1-2: „Gott, du bist mein Gott, früh suche ich dich. Es dürstet meine Seele nach dir, nach dir schmachtet mein Fleisch in einem dürren und lechzenden Land ohne Wasser.“
David ist gewissermaßen noch auf dem Weg und hat Kedesch noch nicht erreicht. Es ist ein Weg, der Energie braucht, um voranzukommen. Man könnte nach zehn Kilometern denken: „Jetzt mag ich nicht mehr.“ Aber wie gut, wenn man dann Ermutigung bekommt: „Geh weiter!“ Nach zwanzig Kilometern denkt man: „Jetzt ist endgültig Schluss.“ Aber man geht weiter, nochmals 30 Kilometer.
Die maximale Entfernung zwischen zwei Zufluchtstädten betrug bis zu 110 Kilometer. Im Zwischenbereich konnte man sich entscheiden, ob man zur näheren Zufluchtstadt geht. Doch es braucht Ermutigung: „Geh, geh, geh!“ Schließlich kommt man an.
David, der sich so nach dem Herrn sehnt, ist in Vers 2 noch nicht angekommen, aber in Vers 3 heißt es: „So wie ich dich im Heiligtum angeschaut habe, um deine Macht und deine Herrlichkeit zu sehen.“ Da ist er gewissermaßen heimgekehrt in Kedesch und kann sich an dem Herrn freuen. Auf dem Weg war das noch nicht so.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch eine erstaunliche Stelle aus Hebräer 6 anführen, bevor wir eine Pause machen. Es ist keine einfache Stelle, aber wir wollen diesen Schatz heben.
Hebräer 6, Vers 18: „Damit wir durch zwei unwandelbare Dinge, nämlich durch das, was Gott sagt und verspricht, und dadurch, dass Gott Dinge, die er gesagt hat, sogar noch durch einen Schwur zusätzlich unterstreicht – damit haben wir, die wir Zuflucht genommen haben, einen starken Trost, um die vor uns liegende Hoffnung zu ergreifen, die wir als einen sicheren und festen Anker der Seele haben, der auch in das Innere des Vorhangs hineingeht, wohin Jesus als Vorläufer für uns hineingegangen ist, der Hohepriester geworden ist in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.“
Hier geht es um das Heiligtum. Jesus ist im Himmel, im himmlischen Tempel, im himmlischen Heiligtum. Er ist uns vorausgegangen, nachdem er gestorben, auferstanden und in den Himmel gefahren ist. Er ist uns vorausgegangen in das himmlische Kedesch, das Heiligtum.
Wir hier auf der Erde haben bei ihm Zuflucht gesucht und ergriffen die vor uns liegende Hoffnung (Vers 18). Wir wissen, dass einmal alle unsere Nöte enden werden. In der himmlischen Herrlichkeit werden alle Nöte enden. Es wird auch so sein, wie in Offenbarung 21 beschrieben, wo es heißt, dass Gott alle Tränen von ihren Augen abwischen wird. Es wird eine Zeit kommen, in der es keine Traurigkeit mehr geben wird. Doch das ist noch Zukunft.
Wir haben Zuflucht genommen zu dieser vor uns liegenden Hoffnung. Der Apostel sagt, dass wir diese Hoffnung als einen sicheren und festen Anker der Seele haben, der auch in das Innere des Vorhangs hineingeht, wohin Jesus als Vorläufer für uns eingegangen ist.
Eigenartig, jetzt spricht er über einen Anker – das Thema Schifffahrt. Aber hier geht es doch um das Priestertum, denn Jesus ist als unser Hoherpriester vorausgegangen ins himmlische Kedesch, ins Heiligtum. Wie kann man Nautik, also die Kunst der Schifffahrt, mit Priestertum verbinden? Ich erkläre das.
Hier wird der feste Anker erwähnt, und die Tatsache, dass der Herr Jesus als Vorläufer für uns hineingegangen ist. Das griechische Wort für Vorläufer ist ein Wort für ein kleines Schiff. Da haben wir wieder Nautik, Schifffahrt, aber verknüpft mit dem Heiligtum.
Dieses Schifflein, das hier Vorläufer genannt wird, war in gefährlichen Schiffshäfen der Antike sehr wichtig. Dort gab es Klippen und Untiefen. Wenn ein großes Schiff in den sicheren Hafen kommen wollte, bestand die Gefahr, dass es zerschellt wird. Das Risiko war groß.
Deshalb kam das Vorläuferschifflein dem großen Schiff entgegen. Dort wurde der Anker des großen Schiffs aufgenommen. Das Vorläuferschiff ging dann sicher zwischen den Klippen hindurch und zog das große Schiff in den Hafen, ohne dass es zu einer Katastrophe kam.
Man denke an den Schiffbruch vor Malta in Apostelgeschichte 27. Dramatisch, wie kurz vor dem Ankommen alles zusammenbricht. Die Insel Malta heißt eigentlich Melite und ist nicht die heutige Insel Malta, sondern dieselbe wie Kefalonia, eine griechische Insel.
Das Vorläuferschifflein sorgt für Sicherheit und ein sicheres Ankommen.
Was ist aber die Verbindung zum Heiligtum? Der Herr Jesus ist als Hoherpriester in das Heiligtum eingegangen. Aus der rabbinischen Literatur wissen wir, dass man im Judentum an Jom Kippur, dem großen Versöhnungstag, dem Hohenpriester ein Seil an das Bein band.
Offensichtlich hat man die Erfahrung gemacht, dass der Hohepriester an Jom Kippur manchmal starb, weil das Opfer unwürdig dargebracht wurde. Wer kann dann die Leiche evakuieren? Niemand darf ins Allerheiligste außer dem Hohenpriester – und das nur einmal am Jom Kippur.
Darum war das Seil da, um den Hohenpriester evakuieren zu können. Ich kann die Stelle in der rabbinischen Literatur belegen. Ich habe sie in meinem Buch „Der Messias im Tempel“ aufgeführt, nach langem Suchen. Denn in vielen Büchern wird das behauptet, aber ohne Quellenangabe. Das ist gefährlich, wenn man schöne Beispiele liest, ohne Beleg, und sie dann zitiert, nur um später festzustellen, dass es Fake ist.
Ich habe über das Tempelinstitut in Jerusalem die Stelle gefunden. Damals telefonierte ich mit Rabbiner Richmond. Er wusste selbst nicht, wo die Stelle in der rabbinischen Literatur ist, fand sie aber schließlich über jemanden anderen. Das hat mich sehr gefreut! Es ist kein Märchen, sondern Tatsache.
Der Apostel Paulus, der ohne Zweifel den Hebräerbrief geschrieben hat, nimmt das auf, dreht es aber um: Der Herr Jesus ist als Vorläufer ins Allerheiligste, ins himmlische Kedesch, hineingegangen – nicht, um herausgezogen zu werden, sondern um uns nachzuziehen.
Das ist grandios, diese Umkehrung!
Darum gibt es die Verbindung mit der Schifffahrt: Das Vorläuferschiff nahm den Anker eines großen Schiffs auf und führte es sicher in den Hafen. So wird der Herr Jesus uns sicher nach Kedesch führen, damit wir das Ziel erreichen.
Sie haben hoffentlich alle gute Voraussetzungen, um einen guten Dessert zu genießen.
Aber auf dem Weg war das noch nicht so. In diesem Zusammenhang möchte ich noch eine ganz erstaunliche Stelle aus Hebräer 6 anführen. Danach machen wir Pause. Diese Stelle soll quasi den Höhepunkt noch vor der Pause darstellen. Es ist keine einfache Stelle, aber wir wollen diesen Schatz heben.
Hebräer 6,18: „Damit wir durch zwei unwandelbare Dinge, nämlich durch das, was Gott sagt und verspricht, und dadurch, dass Gott seine Worte sogar durch einen Schwur zusätzlich unterstreicht – wobei es unmöglich ist, dass Gott lügt – einen starken Trost haben, die wir Zuflucht genommen haben zum Ergreifen der vor uns liegenden Hoffnung.“
Diese Hoffnung haben wir als einen sicheren und festen Anker der Seele, der auch in das Innere des Vorhangs hineingeht, wohin Jesus als Vorläufer für uns eingegangen ist. Er ist der hohe Priester geworden in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.
Hier geht es also um das Heiligtum. Jesus ist im Himmel, im himmlischen Tempel, im himmlischen Heiligtum. Nachdem er gestorben, auferstanden und schließlich in den Himmel gefahren ist, ist er uns vorausgegangen in das himmlische Kedäsch, das Heiligtum.
Wir hier auf der Erde haben bei ihm Zuflucht gesucht und die vor uns liegende Hoffnung ergriffen (Vers 18). Wir wissen, dass einmal alle unsere Nöte enden werden. In der himmlischen Herrlichkeit wird es keine Nöte mehr geben. Es wird auch die Erfüllung dessen geben, was in Offenbarung 21 steht: „Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.“ Es wird eine Zeit kommen, in der es wirklich keine Traurigkeit mehr geben wird. Aber das liegt noch in der Zukunft.
Wir haben Zuflucht genommen zu dieser vor uns liegenden Hoffnung. Der Apostel sagt, dass wir diese Hoffnung als einen sicheren und festen Anker der Seele haben, der auch in das Innere des Vorhangs hineingeht, wohin Jesus als Vorläufer für uns eingegangen ist.
Eigenartig ist, dass hier von einem Anker gesprochen wird – das Thema Schifffahrt. Doch gleichzeitig geht es um das Priestertum. Jesus ist als unser hoher Priester vorausgegangen ins himmlische Kedäsch, ins Heiligtum.
Wie kann man Nautik, also das Fachgebiet der Schifffahrt, mit Priestertum verbinden? Ich erkläre das: Hier wird der feste Anker erwähnt und die Tatsache, dass Jesus als Vorläufer für uns hineingegangen ist.
Das Wort „Vorläufer“ im Griechischen bezeichnet ein kleines Schiff. Hier haben wir also wieder Nautik, Schifffahrt, aber verbunden mit dem Heiligtum.
Dieses kleine Schiff, das als Vorläufer bezeichnet wird, war in gefährlichen Häfen der Antike sehr wichtig. Dort gab es Klippen und Untiefen. Wenn ein großes Schiff in einen sicheren Hafen einlaufen wollte, war die Gefahr eines Schiffbruchs groß. Das Vorläuferschiffchen kam dem großen Schiff entgegen. Dort wurde der Anker des großen Schiffs aufgenommen. Das Vorläuferschiff ging sicher durch die Klippen und zog das große Schiff in den Hafen, ohne dass es zu einer Katastrophe kam.
Man denke an den dramatischen Schiffbruch vor Malta in Apostelgeschichte 27. Kurz vor dem Ankommen zerschellte das Schiff. (Malta heißt eigentlich Melite und ist nicht die heutige Insel Malta, sondern eine griechische Insel, ähnlich wie Cephalinia.) Genau dort geschah das Unglück.
Das Vorläuferschiffchen sorgte für Sicherheit und ein sicheres Ankommen.
Wie aber ist die Verbindung mit dem Heiligtum? Jesus ist als hoher Priester in das Heiligtum eingegangen. Aus der rabbinischen Literatur wissen wir, dass im Judentum am Jom Kippur, dem großen Versöhnungstag, wenn der Hohepriester einmal ins Allerheiligste durfte, ihm ein Seil an das Bein gebunden wurde.
Offensichtlich hatte man die Erfahrung gemacht, dass das Opfer manchmal unwürdig dargebracht wurde und der Hohepriester starb. Wer kann dann noch die Leiche evakuieren? Niemand darf außer dem Hohepriester selbst ins Allerheiligste – und das nur einmal im Jahr.
Diese Tatsache ist belegt, und ich kann die Stelle in der rabbinischen Literatur zeigen. Ich habe sie auch in meinem Buch „Der Messias im Tempel“ aufgeführt, nach langem Suchen, bis ich diesen Beleg gefunden habe.
Viele Bücher behaupten zwar, dass es so war, aber ohne Quellenangabe. Das ist gefährlich. Man liest schöne Beispiele ohne Beleg, zitiert sie und später stellt man fest, dass es falsch ist. Irgendjemand hat es in die Welt gesetzt, und es wird ständig abgeschrieben.
Das passiert nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch bei renommierten Kommentaren. Deshalb war es mir wichtig, dem nachzugehen. Schließlich fand ich die Stelle über das Tempelinstitut in Jerusalem.
Damals telefonierte ich mit Rabbiner Richmond. Er wusste auch nicht genau, wo die Stelle in der rabbinischen Literatur zu finden ist, aber schließlich fand er sie über einen anderen.
Das hat mich sehr gefreut! Das ist kein Märchen, sondern Tatsache: Das Seil war da, um den Hohenpriester evakuieren zu können.
Der Apostel Paulus, der ohne Zweifel den Hebräerbrief geschrieben hat, nimmt das auf, dreht es aber um.
Jesus ist als Vorläufer ins Allerheiligste, ins himmlische Kedäsch, hineingegangen, um uns nachzuziehen. Nicht, damit er aus dem Allerheiligsten herausgezogen wird.
Das ist grandios, diese Umkehrung.
Darum gibt es diese Verbindung mit der Schifffahrt. Das Vorläuferschiff nahm auch ein Seil von einem großen Schiff und führte es sicher in den Hafen.
So wird Jesus uns sicher nach Kedäsch führen, damit wir das Ziel erreichen.
Sie haben hoffentlich alle gute Voraussetzungen, um einen guten Dessert zu essen.
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