Guten Abend, ich möchte alle ganz herzlich begrüßen. Wir stehen heute immer noch in Lukas 9. Wir haben bisher alles in der Übersicht bis Kapitel 9, Vers 50 betrachtet, sind aber im Detail noch dabei.
Im Text heißt es: „Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm, das waren Mose und Elija. Sie erschienen in Herrlichkeit und redeten von seinem Ausgang, den er in Jerusalem erfüllen sollte.“ Petrus und seine Gefährten waren vom Schlaf überwältigt. Als sie jedoch erwachten, sahen sie die Herrlichkeit Jesu und die zwei Männer, die bei ihm standen.
Es geschah, dass diese von ihm scheiden wollten. Da sprach Petrus zu Jesus: „Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Lass uns drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.“ Er wusste nicht, was er sagte.
Während er dies redete, kam eine Wolke und überschattete sie. Sie fürchteten sich, als jene in die Wolke hineinkamen. Aus der Wolke kam eine Stimme, die sprach: „Dies ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.“
Während die Stimme erklang, war Jesus allein. Sie schwiegen und sagten in jenen Tagen niemandem etwas von dem, was sie gesehen hatten.
Die Verklärung auf dem Berg und ihre Bedeutung
Es begab sich aber am folgenden Tag, als sie den Berg hinunterstiegen, dass ihm eine große Menge entgegenkam.
Und siehe, ein Mann aus der Volksmenge rief und sprach: Meister, ich bitte dich, sieh doch meinen Sohn an, denn er ist mein einziger. Und siehe, ein Geist greift ihn, und plötzlich schreit er und zerrt ihn hin und her, sodass er schäumt und kaum von ihm weicht, ohne ihn zu misshandeln.
Und ich habe deine Jünger gebeten, ihn auszutreiben, aber sie konnten es nicht. Da antwortete Jesus und sprach: O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, wie lang soll ich bei euch sein und euch ertragen? Bring deinen Sohn hierher!
Noch während er auf ihn zukam, warf der Dämon ihn nieder und zerrte ihn. Aber Jesus befahl dem unreinen Geist, machte den Knaben gesund und gab ihn seinem Vater wieder.
Alle erstaunten über die große Macht Gottes. Als sich nun alle über alles, was Jesus tat, verwunderten, sprach er zu seinen Jüngern: Lasst diese Worte in euren Ohren dringen: Der Sohn des Menschen wird in die Hände der Menschen ausgeliefert werden.
Sie aber verstanden das Wort nicht, und es war ihnen verborgen, sodass sie es nicht begriffen. Sie fürchteten sich, ihn wegen dieses Wortes zu fragen.
Die Unfähigkeit der Jünger und die Herausforderung des Glaubens
Es schlich sich jedoch der Gedanke bei ihnen ein, wer wohl der Größte unter ihnen sei.
Da Jesus die Gedanken ihres Herzens sah, nahm er ein Kind und stellte es neben sich. Er sprach zu ihnen: „Wer dieses Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. Denn wer der Geringste ist unter euch allen, wird groß sein.“
Johannes antwortete darauf und sagte: „Meister, wir sahen jemanden, der in deinem Namen Dämonen austrieb. Wir wehrten es ihm, weil er dir nicht mit uns nachfolgte.“
Jesus sprach zu ihm: „Wehret ihn nicht, denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“
Struktur und Wendepunkt im Lukas-Evangelium
Den fünften Teil stellt das Lukas-Evangelium dar, und zwar in der ersten Hälfte. Der große Wendepunkt im Evangelium liegt zwischen Vers 50 und Vers 51. Mit Lukas 9,51 beginnt der zweite Hauptteil des Evangeliums. Dies ist ein sehr wichtiger Übergang.
Wir haben gesehen, dass in diesem fünften Teil die Abschnitte durch den Heiligen Geist so inspiriert sind, dass es sechs Abschnitte gibt. Diese sind in der Reihenfolge A, B, C angeordnet und spiegeln sich dann in der Reihenfolge C, B, A wider. Diese Struktur ist hilfreich, besonders jetzt, wo wir bei Kapitel 9, Vers 28 angekommen sind.
In diesem Abschnitt geht es um den Berg der Verklärung. Wie wir bereits ausführlich betrachtet haben, ist dieses Ereignis eine Vorwegnahme der Herrlichkeit des Messias in seinem Friedensreich, dem tausendjährigen Reich. Gott hat dieses Ereignis geschenkt, wie wir gesehen haben. Die Bestätigung dafür findet sich in 2. Petrus 1. Dort wird es als Unterpfand genannt, als Bestätigung, dass dieser Jesus von Nazaret, der als leitender Messias gekommen ist, einmal in Macht und Herrlichkeit wiederkehren wird.
Wir haben außerdem gesehen, dass Jesus auf dem Berg verwandelt wird. Sein Angesicht strahlt, und sein Kleid ist weiß und strahlend. Dies zeigt seine Herrlichkeit im tausendjährigen Friedensreich.
Die Wiederkunft Jesu in Macht und Herrlichkeit
Kommen wir kurz zur Offenbarung 19, wo der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit aus dem Himmel erscheint, um Seine Herrschaft als Richter der Welt anzutreten.
Liest jemand Kapitel 19, Vers 11 und folgende:
„Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, heißt der Treue und der Wahrhaftige. In Gerechtigkeit richtet und kämpft er. Seine Augen aber sind wie eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Kronen. Er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt außer ihm selbst. Er ist bekleidet mit einem Gewand, das in Blut getaucht ist, und sein Name heißt das Wort Gottes. Die Heere im Himmel folgten ihm auf weißen Pferden nach, und sie waren bekleidet mit weißer und reiner Leinwand.“
Hier kommt er also auf einem weißen Pferd, was dem weißen Gewand entspricht. Die, die ihn begleiten, sind die Heiligen, die Erlösten. Sie kommen mit ihm in Macht und Herrlichkeit und sind bekleidet mit – welchen Kleidern? Ja, in Vers 14 heißt es: mit weißer, reiner Leinwand.
Hier stellt sich die Frage: Wie sind die Kleider des Herrn? Er trägt ein Gewand, das in Blut getaucht ist. Wie erklärt sich das? Woher kommt dieses Rot an seinem Kleid?
Schlagen wir Jesaja 63 auf. Dort wird ebenfalls die Wiederkunft des Herrn beschrieben. Es gibt viele Beschreibungen seiner Wiederkunft in Macht und Herrlichkeit, besonders in Jesaja, aber auch in allen anderen Propheten.
Die Bedeutung des roten Gewandes bei der Wiederkunft
In Jesaja 63, besonders in den Versen 1 bis 4, finden wir eine eindrückliche Beschreibung. Dort wird gefragt: Wer ist dieser, der von Edom herkommt, von Bosra mit hochroten Kleidern? Er erscheint prächtig in seinem Gewand und tritt stolz auf, erfüllt von der Fülle seiner Kraft.
Die Antwort lautet: Ich bin es, der von Gerechtigkeit spricht und mächtig zum Retten ist. Doch es wird weiter gefragt: Warum ist dein Gewand so rot, und warum sehen deine Kleider aus wie die eines Keltertreters? Diese Frage ist zentral: Warum ist das Gewand rot?
Im weiteren Verlauf heißt es: Ich habe die Kelter allein getreten, und kein Mensch von den Völkern war mit mir. So habe ich sie zertreten in meinem Zorn und zerstampft in meinem Grinsen. Der Saft spritzte an meine Kleider, und ich besudelte mein ganzes Gewand. Denn ich hatte mir einen Tag der Rache vorgenommen, das Jahr meines Erlösten war gekommen.
Bis hierhin ist festzuhalten: Das Kleid ist nicht von Natur aus rot, sondern es ist eigentlich weiß. Ähnlich wie die Erlösten, die auf weißen Pferden kommen und weiße Gewänder tragen.
In Lukas 9 sehen wir diese Herrlichkeit erneut. Er ist der Vollkommene, der Gerechte, der die ewige Gerechtigkeit einführen wird im Tausendjährigen Reich, wie es in Daniel 9 angekündigt ist.
Die Rolle Hesekiels in der messianischen Erwartung
Ja, Manfred? Ich habe einfach Mühe, denn in Hesekiel findet man nichts vom Messias, nichts über sein Wiederkommen oder was er weiß. Es geht wirklich nur um den neuen Tempel.
In Hesekiel wird der Messias beschrieben als „mein Knecht David“. Das wird auch in jeder Rabbinerbibel so erklärt.
Genau das meine ich. Die Endzeitkapitel in Hesekiel sind Kapitel 33 bis 48. Du nimmst aber nur Bezug auf Kapitel 40 bis 48. Das sind der neue Tempel und die neue Landverteilung.
Hesekiel besteht aus drei Teilen: Kapitel 1 bis 24 behandeln den Untergang Jerusalems und des Staates Israel. Der zweite Teil, Kapitel 25 bis 32, ist ein Einschub, in dem sieben heidnische Nationen und Städte prophetisch behandelt werden. Dann folgt der Schlussteil, der sich auf den ersten Teil spiegelt: Kapitel 33 bis 40. Dort geht es um die Wiederherstellung Jerusalems und des Staates Israel.
Das wird als ein Weg beschrieben, als ein Prozess. Einen wichtigen Teil davon sehen wir bereits als erfüllt bis heute. Aber es geht darüber hinaus, über unsere Zeit hinaus, bis ins tausendjährige Friedensreich.
Dort wird das Kommen des Herrn Jesus beschrieben – als das Kommen von David, meinem Knecht.
Ich kann es mal aufschlagen, Kapitel 37. Wir lesen Verse 24 und 25:
„Dass ich meinem Knechte Jakob gegeben habe, in dem auch eure Väter gewohnt haben. Ja, darin sollen sie in Ewigkeit wohnen, sie und ihre Kinder und Kindeskinder, und mein Knecht David soll ihr Fürst sein auf ewig.“
Im nächsten Vers wird gesagt, dass Gott sein Heiligtum in ihre Mitte setzen wird. Dieses Heiligtum wird dann in den Kapiteln 40 bis 48 beschrieben.
Wie ich sagen wollte: Auch im Judentum war das klar. Wenn prophetisch vom Knecht David gesprochen wird, der über Israel regieren wird, dann war damit nicht der alte König David gemeint, der wieder König werden wird. Sondern es ist der große Sohn Davids, der Messias.
Übrigens heißt David auf Deutsch „der Geliebte“. Und Herr Jesus wird im Neuen Testament siebenmal „der Geliebte“ genannt.
Also ist Hesekiel auch ein Ausblick auf sein Kommen in Herrlichkeit.
Mose und Elija als Zeugen der alttestamentlichen Offenbarung
Nun, zurück zu Lukas 9: Dort erscheinen Mose und Elija. Sie erscheinen in Herrlichkeit, das heißt, sie zeigen sich bereits in einem Leib, der dem Herrlichkeitsleib entspricht.
Warum erscheinen diese beiden? Das ist die große Frage. Gibt es eine Antwort? Ja, Gerold? Die Große steht für das Gesetz und die Propheten. Genau. Das Alte Testament wird an manchen Stellen, zum Beispiel in Lukas 16, wie wir später noch sehen werden, als das Gesetz bezeichnet. Damit ist die Tora gemeint, also die fünf Bücher Mose, sowie der Rest, die Propheten.
Das Alte Testament hat den Messias in zweierlei Hinsicht angekündigt. Viele Stellen beschreiben ihn als den leidenden Messias, der für unsere Sünden sterben sollte, etwa in Psalm 22, Jesaja 53, Daniel 9 und anderen Stellen. Andere Texte beschreiben ihn als den herrschenden Messias. Beides wurde sowohl im Gesetz als auch in den Propheten prophezeit.
Der Herr Jesus hat die Prophezeiungen in Bezug auf den leidenden Messias bereits erfüllt. Was die Herrlichkeit betrifft, das steht noch aus. Diese Herrlichkeit wird hier jedoch wie ein Pfand vorweggenommen.
Mose und Elija sprechen zusammen mit Jesus über seinen Ausgang, den er in Jerusalem erfüllen sollte (Lukas 9,31).
Bedeutung des Wortes „Ausgang“ und die Rolle der Jünger
Was bedeutet das Wort Ausgang? Es meint mehr als nur den Weg zum Kreuz. Man könnte sagen, es ist ein Ausgang. Am Kreuz sprechen wir eher von einem Gang hin zum Kreuz, nicht wahr? Aber hier handelt es sich um einen Ausgang.
Weiß jemand, was im Griechischen steht? Ein ganz bekanntes Wort, das fast alle kennen. Nein, nicht „Exit“, sondern „Exodus“. Das ist der griechische Name, den die Übersetzer der Septuaginta – der ältesten Bibelübersetzung aus dem dritten Jahrhundert vor Christus, die von Juden in Ägypten hergestellt wurde – für das zweite Buch Mose benutzt haben. Dieses Buch beschreibt den Exodus, also den Auszug aus der Sklaverei in Ägypten. Es ist ein Bild der Welt hin zur Herrlichkeit Kanaans.
Dieses Wort „Exodus“ wird hier verwendet, um zu zeigen, dass Jesus aus dieser Welt hinweggeht, zurück in die Herrlichkeit. Aber dieser Weg sollte eben über Jerusalem gehen, über das Kreuz.
Dasselbe Wort findet sich auch in 2. Petrus 1,15. Dort spricht Petrus in der Todeszelle in Rom in seinem Testament – der zweite Petrusbrief ist sein letztes Dokument – über seinen Abschied und sein Sterben und benutzt ebenfalls das Wort „Exodus“.
Das ist eigentlich ein wunderbarer Ausdruck: Wenn wir sterben, ist das ein Auszug aus Ägypten in die himmlische Herrlichkeit.
Diesen Exodus haben Mose und Elija als Vertreter der alttestamentlichen Offenbarung mit dem Herrn dort besprochen. Die Jünger, die das Vorrecht hatten, dabei zu sein – Petrus, Johannes und Jakobus – was machen sie? Sie verschlafen es.
So kann man also die Bibel verschlafen. All das, was uns Gott in seinem Wort sagt, kann man verschlafen, indem man es einfach vernachlässigt.
Die Gefahr des geistlichen Schlafs und die Bedeutung des prophetischen Wortes
Und das ist nicht nur eine Möglichkeit, wenn man daran denkt, wie viele Christen zum Beispiel die ganzen Propheten Jesaja, Jeremia und dann schon wieder mehr, aber die prophetischen Abschnitte auch bei Jeremia nicht, Hesekiel und dann die zwölf kleinen Propheten kennen. Das ist völlig, völlig unbekannt. Man kann damit kaum etwas anfangen.
Wenn man bedenkt, dass heute ein sehr großer Teil der Kirchen weltweit die sogenannte Ersatztheologie vertritt, wird Israel als abgeschlossen betrachtet. Die Kirche habe allen Segen von Israel geerbt, und das sei alles. Jesaja spricht jedoch ständig über die Endzeit, über die Wiederherstellung und Heimführung Israels. Das habe alles nichts mit Ereignissen zu tun, die da so stattfinden, sondern sei alles symbolisch auf die Kirche, auf die Gemeinde zu übertragen.
Wo werden diese Übertragungen gemacht? Man muss einfach denken: Wenn Jerusalem steht, dann heißt das die Gemeinde. Wenn Zion steht, dann ist es die Gemeinde. Wenn Israel steht, dann ist es die Gemeinde. Aber wenn man ganz konkret fragt, wo diese Übertragungen auf die Gemeinde gemacht werden, muss man sagen: Das wird meistens gar nicht gemacht. Man sagt einfach, das beziehe sich auf die Gemeinde, aber im Detail können die meisten mit den Abschnitten in den Propheten gar nichts anfangen. Das ist tabu.
Wenn über Jesaja gepredigt wird, dann sind es meist nur diese schönen Verheißungen, wie zum Beispiel: „Fürchte dich nicht, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein“ – so quasi wie Perlen. Aber der Rest bleibt schwarz. Das steht aber in einem Zusammenhang und sagt nichts. Das entspricht ganz dem Bild von Petrus und den anderen zwei Jüngern, die vom Schlaf beschwert sind und das verpassen.
Dann aber kommt es: Als sie völlig aufgewacht waren, da war ein Prozess. Schlafzustand und Wachzustand sind nicht einfach von null auf hundert. Es gibt einen Entwicklungsprozess. Das muss man als Gläubiger durchmachen: dieses Aufwachen aus dem Schlaf, um dann etwas zu sehen – seine Herrlichkeit.
Wir sehen diesen Abschnitt, wo es eben um Herrlichkeit und Leiden geht. Mose und Elija besprechen mit dem Herrn die Leiden in Jerusalem. Der Herr erscheint dort in Herrlichkeit. Dieser Abschnitt ist eng im Zusammenhang mit dem Abschnitt davor zu sehen, gerade mit dem Abschnitt in Versen 18 bis 27. Dort geht es auch um das Thema Leiden und Herrlichkeit, allerdings mit der Betonung auf den Leiden, hier mit der Betonung auf der Herrlichkeit.
Was haben wir dort gesehen? Lies du, Heinz, gerade Vers 26? Nein? Vers 26. Ja: „Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich auch der Sohn des Menschen schämen, wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeit und des Vaters und der heiligen Engel.“
Da spricht er von seiner Herrlichkeit, wenn er kommen wird. Und jetzt haben wir die Erfüllung. Diese drei Jünger dürfen seine Herrlichkeit sehen. Aber dann hat Petrus einen Vorschlag, und zwar für Mose, Elija und für den Herrn. Der Heilige Geist erklärt durch Lukas am Schluss von Vers 33, dass er nicht wusste, was er sagte.
Hier wird ganz klar gesagt, wie falsch das war. Warum war das falsch? Genau, und das ist dann auch die Folge. Es wird ausdrücklich gesagt: Als er dies sagte, kam eine Wolke und überschattete sie. Gott bezeugt aus dieser Wolke: „Dieser ist mein geliebter Sohn, ihn hört!“
Der Sohn Gottes, der Messias, kann überhaupt nicht auf eine Stufe mit Mose und Elija gestellt werden. Dann endet der Abschnitt so schön in Vers 36: „Und als die Stimme erging, wurde Jesus allein gefunden.“ Da haben wir Jesus allein. Und das hatten wir schon im Abschnitt davor. Dieser Abschnitt begann nämlich damit, dass der Herr Jesus allein betete. Jesus allein.
Die Schechina – Gottes Gegenwart in der Wolke
Und jetzt müssen wir uns noch Klarheit verschaffen: Was war denn diese Wolke? Du sagst das einfach so. Kannst du mir kurz noch erklären, was die Schechina ist?
Die Helligkeitswolke, die in der Wüste bei Tag eine Rauchsäule war und bei Nacht eine Feuersäule.
Genau, und zwar Rauch – eine lichte, helle Wolke. Dabei denken wir bei Rauch normalerweise an Schwarz, nicht wahr? Aber man muss an weißen Rauch denken, der strahlt. Also das war diese Wolke am Tag, und nachts war sie eben eine Feuersäule. Das war dann später auch so beim Salomonstempel, nicht wahr? Allerheiligend über der Stiftshütte und später beim Salomonstempel. Nachher ging diese Wolke weg.
Hesekiel Kapitel 8 bis 11 beschreibt, wie sie in Etappen aus dem Salomonstempel weggeht und nie mehr zurückkam. Der zweite Tempel in Jerusalem hatte keine Schechina mehr.
Noch etwas zum Wort: Du benutzt einfach das Wort Schechina, das ist ja Hebräisch. Wo kommt dieses Wort Schechina im Alten Testament vor?
Das ist eine Fangfrage, da muss man aufpassen, wie man antwortet.
Wie? Keinmal. Das ist einfach die Bezeichnung bei den Rabbinern. Die nennen diese Wolke Schechina. Das heißt auf etwas künstlichem Deutsch „die Einwohnung“. Schachan heißt wohnen. Das typische Wort, wenn Gott in der Mitte seines Volkes wohnt, ist Schachan. Die Schechina ist eben quasi das Zeichen, dass Gott da wohnt.
Aber im Alten Testament wird diese Wolke meistens die Herrlichkeit genannt. Einfach die Herrlichkeit.
In 2. Mose 40 kommt die Schechina, nachdem die Stiftshütte vollendet ist, in die Stiftshütte hinein. Dort wird sie die Herrlichkeit genannt: die Herrlichkeit erfüllte das Haus.
Und in Hesekiel, wo die Schechina sehr ausführlich beschrieben wird – wie sie vom Tempel weggeht und dann in der Zukunft zurückkehren wird –, in der Beschreibung des Hesekiel-Tempels (Hesekiel 40 bis 48), sind wir ja wieder bei diesem Thema. Dort wird beschrieben, wie die Schechina von Osten zurückkehrt und in den Endzeit-Tempel hineingehen wird.
Aber eben im zweiten Tempel zur Zeit des Herrn Jesus gab es keine Schechina. Und jetzt erscheint sie hier.
Die Bedeutung des Überschattens und der Wolke in Lukas
Und warum, Jerry, können wir sagen, dass das die Schechina war? Ein wirklich wichtiger Schlüssel ist der Ausdruck „über Schatten“. Epichiazzo, dieser Ausdruck „über Schatten“, wird in 2. Mose 40 in der griechischen Übersetzung, der Septuaginta, verwendet. Diese Übersetzung wird von den Aposteln im Neuen Testament oft zitiert. Dort wird bei dem Kommen der Wolke dieses Wort „über Schatten“ gebraucht.
Dieser Ausdruck „überschatten“ kommt noch einmal im Lukasevangelium vor. Wir können das kurz nachschlagen, Kapitel 1, wo Gabriel Maria ankündigt, dass sie die Mutter des Messias wird. Dann wird erklärt, wie das möglich sein kann, dass sie als Jungfrau Mutter des Messias wird. Lukas 1,35 liest jemand?
„Und der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.“
Da hast du dieses Wort „überschatten“ – das gleiche Wort wie in 2. Mose 40. Dann das gleiche Wort wie in Lukas 1. Das muss man so verstehen, dass also die Schechina, diese Wolke, Maria überschattet hat, und dann wurde sie schwanger.
Nun, hier im Lukasevangelium erscheint diese Wolke der Herrlichkeit noch einmal. Was nur im Lukasbericht erwähnt wird, ist die Tatsache, was mit den Jüngern geschieht. Was machen sie? Im Zusammenhang mit der Wolke gehen sie in die Wolke hinein. Ja, sie fürchten sich, das ist auch richtig im Zusammenhang mit der Wolke. Aber das Besondere ist, sie treten in die Wolke ein.
Woran erinnert das? Im Alten Testament gibt es eine Stelle, an der jemand in die Wolke eintritt. Auf dem Berg war ja auch eine Wolke, und das war die Schechina, die Wolke der Herrlichkeit. Es war keine natürliche Wolke am Sinai, die schwer auf dem Berg lag. Wir können das kurz nachschlagen in 2. Mose 24.
„Als nun Mose auf den Berg stieg, bedeckte eine Wolke den Berg, und die Herrlichkeit des Herrn ruhte auf dem Berge Sinai. Die Wolke bedeckte ihn sechs Tage lang, am siebten Tag aber rief er Mose von der Wolke aus zu. Und die Herrlichkeit des Herrn erschien den Kindern Israel wie ein verzehrendes Feuer oben auf dem Gipfel des Berges. Mose aber ging mitten in die Wolke hinein, als er den Berg bestieg, und Mose blieb vierzig Tage und vierzig Nächte auf dem Berg.“
Mose geht mit Josua auf den Berg, und dann geht er weiter, er geht in die Wolke hinein. Du kannst vielleicht noch lesen aus Kapitel 24, Vers 1:
„Und er sprach zu Mose: Steige herauf zum Herrn, du und Aaron, Nadab und Abihu und siebzig von den Ältesten Israels und betet an von ferne! Aber Mose allein soll sich zu dem Herrn nahen, jene sollen sich nicht nahen, und das Volk soll nicht mit ihnen heraufkommen.“
Niemand sonst durfte mitkommen. Mose, der Vertreter des Gesetzes, durfte in die Wolke hineingehen. Dort erhielt er die Offenbarungen und Gesetze, die wir in den fünf Büchern Mose finden. Einen ganz wichtigen Teil bekam er dort.
Jetzt das Besondere: Die Jünger, die neutestamentlichen Jünger – Petrus, Johannes und Jakobus – dürfen ebenfalls in diese Wolke der Herrlichkeit hineingehen. Sie sind auserwählt, um die neutestamentlichen Zeugen des Messias zu sein.
Es ist beeindruckend, wie sie auf eine Stufe gestellt werden mit Mose, dem Vertreter der Tora. Jesus selbst kann nicht auf die gleiche Stufe herabgezogen werden, das haben wir gesehen. Aber diese neutestamentlichen Zeugen werden sehr wohl auf die Stufe gestellt mit den alttestamentlichen Zeugen, sogar mit dem Vertreter des Gesetzes, Mose.
Die Autorität des Neuen Testaments und die Rolle der Apostel
Eine ganz praktische Auswirkung findet sich in 1. Timotheus 5. Auf den ersten Blick erkennt man den Zusammenhang nicht sofort, aber ich erkläre es.
In 1. Timotheus 5 wird ein Zitat gegeben, das sowohl aus 5. Mose als auch aus dem Lukasevangelium stammt. Liest man nur Vers 18, steht dort: „Denn die Schrift sagt: Du sollst dem Ochsen nicht das Maul verbinden, wenn er trischt, und der Arbeiter ist seines Lohnes wert.“
Diese Aussage ist interessant, denn der erste Teil „Du sollst dem Ochsen, der da drischt, das Maul nicht verbinden“ stammt aus 5. Mose 25,4. Das zweite Zitat „Der Arbeiter ist seines Lohnes wert“ findet sich im Lukasevangelium 10,7.
Das Erstaunliche daran ist, dass Paulus hier zitiert und sagt: „Denn die Schrift sagt...“. Dabei bezieht er sich auf die Tora, das fünfte Buch Mose, und gleichzeitig auf das Lukasevangelium. Beide Zitate stehen auf derselben Ebene. Das Neue Testament ist also nicht weniger inspiriert oder weniger autoritativ als die Tora, die die Grundlage der göttlichen schriftlichen Offenbarung, der Bibel, bildet. Nein, sie sind gleichrangig die Schrift.
So werden diese Zeugen, die Apostel, geadelt, indem sie in diese Wolke hineingehen durften. Sie sollten besondere Zeugen der Herrlichkeit des Herrn Jesus sein. In ihrem Zeugnis sollten sie zeigen, dass Jesus derjenige ist, der die Prophezeiungen erfüllt hat – als der leidende Messias. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis er wiederkommen wird in Macht und Herrlichkeit. Dies haben sie bereits als Vorgeschmack erlebt.
In Lukas 9,36 heißt es am Schluss: „Und sie schwiegen und berichteten in jenen Tagen niemandem etwas von dem, was sie gesehen hatten.“ Es war noch nicht die Zeit. Erst nach der Kreuzigung, der Auferstehung, der Himmelfahrt und Pfingsten begannen sie, das Zeugnis zu geben.
Wir sehen auch, wie wichtig es war, dass drei Personen mitkamen. Denn das Gesetz Mose verlangt vor Gericht in Israel mindestens zwei Zeugen, um glaubwürdig zu sein. In 5. Mose 19,15 steht: „Zwei oder drei Zeugen sind erforderlich.“ Deshalb nahm der Herr Jesus diese drei Zeugen mit.
In der Apostelgeschichte sehen wir dann, wie die Jünger hinausgehen, predigen und verkünden, dass Jesus Christus am Kreuz gestorben ist, die Prophezeiung erfüllt hat und wiederkommen wird. Doch Herodes tötete in Apostelgeschichte 12 den Jakobus.
Von den drei Zeugen, die auf dem Berg den Vorgeschmack auf das tausendjährige Reich erlebt hatten, war somit ein Zeuge weg – es blieben nur noch zwei. Dann heißt es, dass dieser böse König, als er sah, dass es den Leuten gefiel, auch Petrus verhaften ließ und ihn töten wollte.
Was geschah dann? Man könnte denken, einer sitzt im Gefängnis und wird geköpft, aber es passiert nichts. Petrus wird auf ganz ungewöhnliche Weise befreit. Warum? Es war sehr wichtig, dass sein Zeugnis über Jahre hinweg erhalten blieb. Mindestens diese zwei Zeugen konnten also über Jahrzehnte hinweg von diesem Erlebnis auf dem Berg berichten.
Die Heilung des besessenen Jungen und die Unfähigkeit der Jünger
Ja, und jetzt gehen wir weiter, Vers 37: Sie kommen vom Berg herab. Alle Herrlichkeit scheint irgendwie verschwunden zu sein.
Da kommt ein Mann, der den Herrn bittet, seinen Sohn von einem Dämon heilen zu lassen. Was war das Problem? Die Jünger konnten nicht heilen. Genau, die Jünger waren unfähig.
Das ist der Abschnitt B Strich Wunder der Heilung. Das spiegelt sich auch in Abschnitt B, dem Wunder der Brotvermehrung, wider. Dort waren fünftausend Männer plus Frauen und Kinder, und der Herr sagt zu den Jüngern: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Das geht doch nicht, denn die Jünger können nichts.
Hier geht es um einen besessenen Jungen, und die Jünger können nichts tun. Aber der Herr kann es. Es wird ein schwerer Vorwurf gemacht, wie man in Vers 19 (Jesus aber antwortete und sprach: „O ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, bis wann soll ich bei euch sein und euch ertragen?“) sieht. Es lag an den Jüngern und ihrem geistlichen Zustand.
Man sieht, dieses Problem: Die Zeugen waren noch nicht bereit für den Dienst, den sie ab Pfingsten kraftvoll, würdevoll und mit Energie ausüben würden. Sie versagen auf dem Berg, sie schlafen, und unten am Berg sind die Jünger nicht fähig, ihren Auftrag zu erfüllen.
Doch der Herr befreit diesen Jungen aus der satanischen Macht. Die Folge steht in Vers 43: „Es erstaunten aber alle über die große Macht Gottes.“
Als sich alle über alles, was Jesus tat, verwunderten, sprach er zu seinen Jüngern: „Lasst diese Worte in euren Ohren dringen: Der Sohn des Menschen wird in die Hände der Menschen ausgeliefert werden.“ Sie verstanden das Wort nicht, es war vor ihnen verborgen, sodass sie es nicht begriffen. Sie fürchteten sich, ihn wegen dieses Wortes zu fragen.
Auch hier sehen wir nochmals das Versagen der Jünger. Aber in Vers 43 endet der Abschnitt mit den Worten: „Sie erstaunten aber alle sehr über die herrliche Größe Gottes.“
Ob der Herr Jesus auf dem Berg ist oder im Tal – überall wird seine Herrlichkeit gesehen, seine herrliche Größe. Oben haben wir seine Herrlichkeit im Kontrast zu den Jüngern gesehen.
Das Unverständnis der Jünger bezüglich des Leidens
Im nächsten Abschnitt spricht Jesus erneut über die Leiden, die auf ihn zukommen werden, doch die Jünger verstehen es nicht. Auch hier versagen sie wieder. Sie begreifen das Wort nicht, es bleibt ihnen verborgen.
Woran lag es, dass sie das nicht verstanden? Matthäus 17 erklärt, dass es ihr Unglaube war.
Welche Stelle könnte man im Zusammenhang mit dem Thema vorschlagen, warum sie die Dämonen nicht austreiben konnten? Ja, darin haben sie versagt – wegen ihres fehlenden Glaubens. Aber warum haben sie das Wort nicht verstanden, als der Herr sagte, der Menschensohn werde überliefert werden? Im Klartext bedeutet das, dass er als Messias leiden müsse. Doch es heißt, sie verstanden das Wort nicht, es war ihnen verborgen, sie begriffen es nicht.
Man sieht zwar schon vor Pfingsten Menschen, die Dinge verstehen und begreifen konnten. Trotzdem wird ihnen als Vorwurf gemacht, dass sie das Wort nicht verstanden haben und es ihnen verborgen blieb. Warum kam dann später die Wende? Was hielt sie davon ab, es zu verstehen? Dadurch wurde später alles klar, aber sie erlebten einen Schock, als Jesus wirklich am Kreuz starb.
Manche Menschen erleben manchmal einen Schock, um eine Erkenntnis zu begrenzen. Worauf ich hinauswill, ist dieser Punkt: Allgemein war das Thema eines leidenden Messias damals im Judentum nicht beliebt. Alle erwarteten einen herrschenden Messias, der das Joch der Römer abwerfen würde. Unter diesem Eindruck konnten sie einfach nicht verstehen, was Jesus sagte – obwohl es im Alten Testament bezeugt ist, war es ihnen nicht klar.
Man kann es auf den Punkt bringen: Ein wesentlicher Aspekt war der Zeitgeist. Die allgemeine Denkweise war eine andere, und die Jünger waren von diesem Zeitgeist so stark geprägt, dass er sie daran hinderte, die Bibel richtig zu verstehen. Das gilt auch im Hinblick auf die Dämonen.
Die besondere Art von Dämon und die Notwendigkeit von Gebet und Fasten
Es wird gesagt, dass sie es nicht konnten, und dies wurde als Unglaube bezeichnet. Dieses Detail wird im Lukas-Evangelium nicht erwähnt. Deshalb wollte ich eigentlich nicht darauf eingehen, tue es aber dennoch.
Im Markus-Evangelium wird diese Situation besonders hervorgehoben. Die Absicht im Markus-Evangelium unterscheidet sich von der in Lukas. Dort wird genau gesagt, dass es sich bei diesem Dämon um eine spezielle Art handelt. Wir können kurz Markus 9 aufschlagen. Im Zusammenhang mit diesem Dämon fragen die Jünger, warum sie ihn nicht austreiben konnten. In Vers 29 sagt Jesus: „Diese Art kann durch nichts ausfahren, außer durch Gebet und Fasten.“
Diese Art von Dämon war also eine besondere. Was für eine Art es genau war, wird nur im Markus-Evangelium erwähnt, nicht in Lukas. Markus 9,17 liest du, Heinz? Dort heißt es: „Ich habe meinen Sohn zu dir gebracht, der hat einen sprachlosen Geist, und wo immer der ihn ergreift, da wirft er ihn nieder, er schäumt, knirscht mit den Zähnen und wird starr.“
Es handelte sich also um einen stummen Dämon. Ich habe bereits erklärt, dass im rabbinischen Judentum versucht wurde, Dämonen auszutreiben. Ob sie das tatsächlich konnten, ist eine andere Frage, aber sie haben es versucht. Dabei lehrten sie, dass man zuerst den Namen des Dämons erfragen müsse, um ihn dann zu nennen und zu befehlen, auszufahren.
Wenn der Dämon jedoch stumm ist, kann niemand den Besessenen heilen – das war ihre Lehre. Das Interessante ist nun, dass in Matthäus 12 dieses Thema ausführlich behandelt wird. Jesus heilt dort nicht nur einen Stummen, sondern auch einen Blinden. Wir können das kurz aufschlagen. In Matthäus 12 wird ein Besessener geheilt, der blind und stumm war. Vers 22 lautet: „Da wurde ein Besessener zu ihm gebracht, der blind und stumm war, und er heilte ihn, so dass der Blinde und Stumme sowohl redete als auch sah.“
Die Volksmenge staunte und fragte: „Ist dieser nicht etwa der Sohn Davids?“ Man sieht hier die Reaktion der Menschen, die sofort überzeugt sind, dass Jesus der Messias sein muss. „Sohn Davids“ ist ein Titel für den Messias. Warum reagieren sie so? Weil sie gelehrt wurden, dass ein stummer Besessener nicht geheilt werden kann. Wer könnte das dann noch? Nur der Messias.
Jesus aber heilt ihn, und die Pharisäer behaupten daraufhin, dass er dies durch die Kraft des Teufels getan habe. Das war keine Verblendung, sondern eine bewusste Ablehnung und Lästerung des Geistes. Es war eine endgültige Verwerfung des Messias. Deshalb sagte Jesus, dass diese Lästerung gegen den Geist nicht vergeben werde, weil sie eine definitive Ablehnung darstellte.
Wichtig zu betonen ist, dass es nicht um irgendeinen Besessenen ging, sondern um einen, der stumm war. Genau dieses Phänomen war das Problem, mit dem die Jünger konfrontiert waren. Das erklärt, warum sie es nicht konnten. Sie konnten Dämonen austreiben, ja, aber dies war ein spezieller Fall.
Sie hätten es auch in diesem Fall schaffen können. Nun kommt die Antwort aus Matthäus 17: Es war mit Unglauben verbunden. Das macht nochmals klar, wer Jesus ist – im Gegensatz zu allen anderen. Er kann auch ohne langes Fasten und Beten Dämonen austreiben. Er sagte in Markus 9, dass diese Art Dämon nur durch Gebet und Fasten ausfährt, aber er kann es ohne diese Voraussetzungen.
Deshalb wird hier betont, dass alle erstaunt waren und die herrliche Größe Gottes sahen.
Die dramatische Situation des einzigen Sohnes und die heilende Macht Jesu
Aber jetzt ist noch etwas Besonderes zu betrachten. Wer war dieser Besessene? Das war ein ganz besonders dramatischer Fall. Es handelte sich um den einzigen Sohn, und der Vater litt sehr unter der Not mit diesem Kind. Es gab keinerlei Kommunikation zwischen ihnen. Hier haben wir wirklich das Problem einer Kommunikationssperre zwischen den Generationen.
Der Sohn sprach nie mit seinem Vater. Trotzdem kommt der Vater mit diesem Problem zu Jesus. So ist es auch oft, wenn man solche Situationen erlebt – nicht unbedingt mit Besessenheit, aber es ist immer ein Wirken Satans, wenn eine solche Kommunikationssperre zwischen den Generationen besteht. Der Sohn spricht nicht mit dem Vater.
Doch der Vater geht an den richtigen Ort: zu Jesus. Auch wenn die Jünger nicht helfen können, der Herr kann helfen. Das Dramatische ist: Hier haben wir den einzigen, geliebten Sohn des Vaters, und er steht unter der Macht Satans.
Gerade im vorherigen Abschnitt hatten wir den einzigen und geliebten Sohn in Vers 35, als die Stimme aus der Wolke kam: „Dieser ist mein geliebter Sohn, ihn hört, wenn er spricht.“ Dort haben wir einen Sohn, der spricht. Hier hingegen haben wir einen Sohn, der nicht sprechen kann, weil er in der Macht Satans ist.
Der Sohn, der spricht, heilt den Sohn, der nicht sprechen kann. Dadurch wird die herrliche Größe Gottes umso mehr sichtbar.
In Lukas liegt die Betonung besonders auf dem Zustand der Jünger. Sie sind auf dem Berg vom Schlaf beschwert. Die anderen Jünger unten am Berg werden als ein ungläubiges und verkehrtes Geschlecht bezeichnet. Dann spricht Jesus über seine bevorstehenden Leiden, aber sie verstehen das nicht. Sie sind durch den Zeitgeist so stark beeinflusst.
Das dürfen wir nicht unterschätzen: Wie stark der Zeitgeist uns eine „Brille“ aufsetzt, durch die wir die Bibel nicht verstehen. Deshalb ist es sehr wichtig, bewusst gegen den Zeitgeist im eigenen Leben anzukämpfen. Dabei muss man natürlich auch analysieren: Wo bin ich vom Zeitgeist beeinflusst?
Die Erneuerung des Denkens als Weg zum Verständnis
In Römer 12 lesen wir, dass diese Veränderung in uns geschehen soll – und zwar in einem Prozess im Glaubensleben. Es geschieht nicht von einem Tag auf den anderen.
Römer 12,2: „Und passt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern lasst euch in eurem Wesen verändern durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.“
Seid also nicht gleichförmig dieser Welt. Das Wort „Welt“ steht hier nicht für „Kosmos“, sondern für „Aion“ – Zeitlauf. Man kann es auch mit „Zeitgeist“ übersetzen. Ich glaube, der Zeitgeist prägt eine bestimmte Epoche im Denken, in der Mode und Ähnlichem.
Es heißt also: Seid nicht gleichförmig diesem Zeitlauf, diesem Zeitgeist. Sondern werdet verwandelt – im Griechischen ist das ein Prozess, eine ständige Verwandlung durch die Erneuerung eures Sinnes. „Nous“ bedeutet Denken, also ist mit Sinn das Denken gemeint. Das Denken muss durch die Erneuerung eures Denkens umgewandelt werden, damit ihr prüfen könnt, was der gute, wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.
Durch das Lesen der Bibel können wir erkennen, wo unser Denken dem Zeitgeist entspricht und nicht dem Denken Gottes. Wie Paulus sagt in 1. Korinther 2 am Schluss: „Wir aber haben Christi Sinn“ – dort steht auch „Sinn“ als „Nous“. Wir haben die Denkungsart Christi. Wir müssen also in unserem Denken verwandelt werden, damit wir immer mehr so denken, wie der Herr Jesus denkt. Dann ist es möglich, dass wir den Willen Gottes erkennen.
Viele fragen: „Wie kann ich wissen, was Gottes Wille ist? Ich weiß es nicht.“ Das kann daran liegen, dass das Denken nicht erneuert ist. Je mehr das geschieht, desto besser kann man Gottes Willen auch im Einzelnen erkennen lernen.
Das Denken und das Wollen hängen natürlich eng zusammen. Es hängt sehr stark damit zusammen, ob wir auch wollen, so zu denken, wie der Herr will, und uns so verändern lassen.
Im nächsten Abschnitt lesen wir: „Es entstand aber unter ihnen, Lukas 9,46, eine Überlegung, wer wohl der Größte unter ihnen sei.“ Hier sehen wir ein weiteres Hindernis, warum sie nicht erkennen und nicht verstehen konnten: Wenn man sich ständig mit sich selbst beschäftigt und sich mit anderen vergleicht, ist das ein großes Hindernis, um im Glauben weiterzukommen. Sie überlegen, wer größer ist als der andere, wer mehr kann und wer mehr weiß. Das sollte man wirklich zur Seite legen, denn es ist sehr schädlich.
Darum nimmt der Herr Jesus ein Kindlein – nicht nur ein Kind, sondern das griechische Wort meint ein ganz kleines Kind – und sagt, dass dieses Kind im Prinzip das Vorbild ist. Ein kleines Kind hat keine Komplexe, es beschäftigt sich nicht ständig mit seinen Bedürfnissen und vergleicht sich nicht ständig. Das wäre nicht normal und nicht üblich.
So stellt der Herr ein kleines Kind hin und sagt: „Wer irgend dieses Kindlein aufnimmt in meinem Namen, nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. Denn wer der Kleinste ist unter euch allen, der ist groß.“ Demut hilft, das Wort Gottes zu verstehen.
Wir sehen, wie auch dieser letzte Abschnitt A, der Anweisungen an die Zwölf enthält, ähnlich aufgebaut ist wie der erste Abschnitt mit Anweisungen an die Zwölf. Es geht darum, dass die Jünger verwirrt sind über die Pläne Gottes und die Person des Herrn Jesus. Hier hatten wir Herodes, der verwirrt war und wissen wollte, wer dieser Jesus eigentlich ist.
In diesem Abschnitt hat der Herr Jesus die Jünger ausgesandt und davon gesprochen, wer sie aufnimmt. Jetzt geht es darum, ein Kindlein aufzunehmen. Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Aufnehmen eines Kindes und dem Aufnehmen eines Jüngers. Diese Personen sollten sich sehr ähnlich sein – sie sollten sich nicht mit sich selbst beschäftigen.
Der Herr hat den Zwölfen Macht über Dämonen gegeben, und im letzten Abschnitt geht es wieder um das Thema Macht über Dämonen. Johannes antwortete: „Meister, wir sahen jemanden, der in deinem Namen die Dämonen austrieb, und wir wehrten es ihm, weil er dir nicht mit uns nachfolgt.“
Jesus sprach zu ihm: „Wehrt ihm nicht, denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“ Jetzt gibt es also einen anderen, der ebenfalls diese Macht vom Herrn bekommen hat, aber an einem anderen Ort dient. Johannes sagt, sie wollten ihn abhalten, weil er nicht mit ihnen nachfolgt.
In der Elberfelder Bibel steht: „weil er dir nicht mit uns nachfolgt.“ Aber das ist klein gedruckt, um klarzumachen, dass es im Grundtext nicht steht. Im Grundtext steht nur, dass er nicht mit uns nachfolgt. Es geht also nicht darum, dass er Jesus Christus nicht nachfolgt, sondern dass er nicht mit ihnen nachfolgt.
Das ist wichtig: Es darf nicht darum gehen, dass jemand mit uns nachfolgt, sondern wenn er wirklich dem Herrn nachfolgt und einen Dienst hat, müssen wir das akzeptieren. In Römer 14 heißt es auch: „Was richtest du den Hausknecht eines anderen?“ Dort wird gesagt, dass wir andere Diener nicht richten dürfen. Es heißt, er steht und fällt mit seinem eigenen Herrn.
Im Dienst müssen wir festhalten, dass der Diener direkt dem Herrn verantwortlich ist. Man soll sich nicht in den Dienst anderer einmischen – außer es geht um offensichtliche Sünde, wenn Dinge einfach nicht mit dem Wort Gottes übereinstimmen. Aber da muss man sehr zurückhaltend sein.
Dieses Prinzip sehen wir auch in Johannes 21, wo der Herr Jesus Petrus sagt: „Folge mir nach!“ Dann fragt Petrus: „Was ist mit Johannes?“ Jesus antwortet: „Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich wiederkomme, was geht es dich an? Folge du mir nach!“
Auch hier ist der Dienst des Johannes direkt dem Herrn verantwortlich, genauso wie Petrus in seiner Nachfolge und seinem Dienst direkt dem Herrn verantwortlich war.
Es ist nicht zufällig, dass dieser Abschnitt gerade nach dem Abschnitt kommt, in dem die Frage war, wer der Größte ist. Es ging so stark um sie selbst und nicht um den Herrn. Ach David, Jesus allein.
Übergang zum zweiten Hauptteil des Evangeliums
Und dann gehen wir gleich weiter. Noch ein paar Minuten liest du die Verse 50 bis 55. Jetzt kommt die Wende.
Es geschah aber, als sich die Tage seiner Wiederaufnahme in den Himmel erfüllten und er sein Angesicht entschlossen nach Jerusalem richtete, um dorthin zu reisen, da sandte er Boten vor sich her. Diese kamen auf ihrer Reise in ein Samariterdorf und wollten ihm die Herberge bereiten. Aber man nahm ihn nicht auf, weil Jerusalem sein Reiseziel war.
Als aber seine Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: „Herr, willst du, dass wir sprechen, dass Feuer vom Himmel herabfalle und sie verzehre, wie es auch Elia getan hat?“ Er aber wandte sich um und ermahnte sie ernstlich und sprach: „Wisst ihr nicht, welchen Geist ihr habt? Denn der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um die Seelen der Menschen zu verderben, sondern zu erretten.“ Und sie zogen in ein anderes Dorf.
Also, jetzt kommt der zweite Teil im Lukas-Evangelium. Wir haben gesehen, der erste Teil beschreibt, wie der Herr Jesus aus der himmlischen Herrlichkeit in diese Welt gekommen ist. Dabei haben wir zweimal diesen charakteristischen Ausdruck gefunden – nein, dreimal –, dass Gott uns besucht hat. Der Aufgang aus der Höhe hat uns besucht. Das ist dieser erste Teil: Gott kam zu uns auf Besuch.
Aber jetzt geht es darum, dass der Sohn Gottes zurückgeht in die Herrlichkeit. Es geschah, als sich die Tage seiner Aufnahme erfüllten. Und was ist mit „Aufnahme“ gemeint? Die Himmelfahrt, nicht wahr? Wir haben von dem Ausgang in Jerusalem schon gelesen, das bedeutet Tod, aber gleichzeitig dann das Hingehen in die Herrlichkeit.
Hier nun die Aufnahme in die Herrlichkeit. Aber da muss der Herr Jesus über Jerusalem gehen, also zuerst leiden, und dann kommt die Herrlichkeit des Himmels. Nun setzt der Herr ein ganz klares Ziel: Er geht nach Jerusalem, um dort zu sterben, um eben zu leiden, wie er das den Jüngern angekündigt hat, obwohl sie es nicht verstanden haben (Vers 53). Denn sein Angesicht war entschlossen nach Jerusalem gerichtet.
In Jesaja 50 finden wir eine wunderbare messianische Prophezeiung, in der der Herr Jesus sagt: „Ich habe mein Angesicht gemacht wie einen Kieselstein.“ Kieselstein muss man in die Hand nehmen und zerdrücken, so wie man ein Brotstück zerdrückt. Ein Gesicht wie ein Kieselstein bedeutet, dass er entschlossen ist, nichts und niemand kann ihn abhalten, diesen Weg ans Kreuz zu gehen. Auch wenn die Jünger das nicht verstehen, geht er diesen Weg, um dann in die Herrlichkeit zu gelangen.
Von diesem Punkt an wird die ganze weitere Geschichte des Herrn als eine Reise nach Jerusalem beschrieben. Man sieht das daran, dass er die Jünger voraus schickt, um Vorbereitungen zu treffen. Wenn eine große Reisegesellschaft kommt, muss man zuerst die Übernachtungsmöglichkeiten organisieren. Jetzt gehen sie in Richtung Jerusalem.
Dann schauen wir in Vers 57: „Es geschah aber, als sie auf dem Weg dahin zogen.“ Und dann in Kapitel 10, Vers 1: Der Herr schickt noch siebzig andere, je zu zweit, vor seinem Angesicht her in jede Stadt und jeden Ort, wohin er selbst kommen wollte. Man merkt, er ist unterwegs auf der Reise.
Dann kommen verschiedene Leute, die gerne ihm auf diesem Weg nachfolgen möchten, und der Herr sagt, was die Bedingungen sind. Dann kommt ein Gesetzgelehrter, und der Herr erzählt die Geschichte von einem Mann, der auf der Reise war – von Jerusalem nach Jericho – und unter die Räuber fiel.
Da kommen wieder zwei, die auf der Reise waren: ein Levit und ein Priester. Sie helfen ihm aber nicht. Dann kommt ein Samariter, der auf der Reise war, und er kümmert sich um den Geplagten, bringt ihn in die Herberge und sagt: „Ich werde wiederkommen.“
Wir sehen, wie das Thema „auf der Reise sein“ hier eine Rolle spielt.
Und dann, Vers 38 in Kapitel 10: „Es geschah aber, als sie ihres Weges zogen …“ So wird jetzt alles beschrieben als ein Weg in die Herrlichkeit, über die Leiden in Jerusalem.
Die Ablehnung in Samaria und die Gnade Gottes
Aber jetzt haben wir ein Problem in unserem Abschnitt. Der Herr geht durch Samaria. Die Samariter waren ja gegen die Juden. Sie stritten darüber, wo der richtige Ort der Anbetung sei – Garizim oder Jerusalem. Nun kommt ein Jude durch Samaria, und er will nach Jerusalem, also zum vermeintlich falschen Ort. Die Samariter nehmen ihn nicht auf, nicht wahr?
Das erinnert uns an Lukas 2, als der Herr in die Welt kam. Damals nahmen sie ihn auch nicht in der Herberge auf, es war kein Platz. Hier aber hätte es Platz gegeben, doch sie wollen ihn nicht aufnehmen.
Jetzt verstehen wir die Jünger besser. Ich meine, wir können nachvollziehen, warum sie so handeln. Sie machen dasselbe wie Elija. Von ihm war gerade die Rede, jener Elija, der Feuer vom Himmel rief (2. Könige 1). Aber Herr Jesus sagt: Nein, warum nicht?
Später, in Kapitel 10, wenn er die Siebzig aussendet, sagt der Herr Jesus in Vers 12: „Ich sage euch, dass es Sodom an jenem Tag erträglicher ergehen wird als jener Stadt.“ Sodom wurde ja durch Feuer vom Himmel zerstört, nicht wahr? Wir merken diesen engen Zusammenhang.
Der Unterschied ist jedoch, dass es hier um die Samariter geht, und sie haben gar nicht verstanden, wer Jesus ist. Sie dachten nur: „Ja, eben, wir haben Streit mit den Juden.“ Sie erkannten nicht, dass er der Messias ist.
Darum sagt der Herr Jesus: „Sie wissen nicht, was sie tun.“ Aber es gibt noch Gnade für sie. Tatsächlich geht später in Apostelgeschichte 8 Philippus nach Samaria und predigt. Da kommen viele Samariter zum Glauben und erkennen, dass der Herr Jesus der Messias ist.
Glücklicherweise kam kein Feuer vom Himmel. Es war nur eine Zeit, bis ihnen klar wurde, wer dieser Mann ist, der in Samaria Aufnahme suchte. Das ist der Grund: Es war noch nicht die Zeit des Gerichts, sondern die Zeit der Gnade. Deshalb hat der Herr dem Jünger so versagt.
Ja, dann machen wir als Nächstes weiter.
Die Nachfolge Jesu auf dem Weg nach Jerusalem
Auf dem Weg gehen Sie weiter, Vers 57. Dort wollen drei dem Herrn ebenfalls auf diesem Weg nachfolgen.
Doch dieser Weg ist kein leichter. Man muss sich genau überlegen, welche Kosten er mit sich bringt.
Wenn man jedoch bereit ist, diese Kosten zu tragen, dann wird dieser Weg zu einem Exodus in die himmlische Herrlichkeit.