Einführung und Fragestellungen zum Thema Fundamentalismus
Guten Abend, meine Damen und Herren. Ich möchte Sie alle ganz herzlich zu diesem Abendvortrag mit dem Titel „Wie gefährlich sind christliche Fundamentalisten?“ begrüßen.
Ich lese Ihnen kurz vor, wie der Vortrag auf dem Einladungsflyer angekündigt wurde. Alle sprechen von Fundamentalismus und seinen Bedrohungen. Was ist Fundamentalismus? Was glauben christliche Fundamentalisten? Ist christlicher Fundamentalismus eine Gefahr für die westliche Gesellschaft und ihre Bildungsinstitutionen? Ist Fundamentalismus wissenschaftsfeindlich? Warum sind Fundamentalisten keine Evolutionisten, sondern Kreationisten? Gibt es einen Zusammenhang zwischen islamischem und christlichem Fundamentalismus?
Der 11. September 2001 brachte eine bedeutende Wende in der Geschichte des Abendlandes. An diesem Tag fanden die fatalen Angriffe auf die Twin Towers in New York statt. In aller Munde war die Aussage, dass islamische Fundamentalisten dafür verantwortlich seien. Das wurde als eine deutliche Gefahr für die Sicherheit der westlichen Welt angesehen.
Nun sprechen alle von islamischen Fundamentalisten, doch inzwischen haben manche bemerkt, dass es nicht nur islamische Fundamentalisten gibt. Es gibt auch christliche Fundamentalisten, und diese sind in der westlichen Welt bereits zahlreich vertreten, während die islamischen Fundamentalisten erst am Einwandern sind. Viele denken daher, es ist längst höchste Zeit, aufzuwachen und diese Gefahren zu erkennen.
Historische Entwicklung des christlichen Fundamentalismus
Um zu erklären, was christlicher Fundamentalismus ist, muss ich zunächst etwas geschichtlich zurückblicken. Wir gehen ins neunzehnte Jahrhundert zurück.
Das neunzehnte Jahrhundert war geprägt von der aufkommenden Evolutionslehre von Charles Darwin (1809–1882) und auch von der Bibelkritik in der Theologie. Stellvertretend habe ich hier das Bild von Julius Wellhausen (1844–1918) gewählt. Wellhausen war Theologieprofessor und versuchte von innen heraus, das Christentum zu zerstören.
Er behauptete, die fünf Bücher Mose seien eine Fälschung. Die ganze Bibel beginne also bereits mit einer Fälschung unter falschem Namen. Mose habe diese Bücher gar nicht geschrieben. Andere Professoren wie Deuet, Graf und viele weitere förderten diese Bibelkritik im neunzehnten Jahrhundert stark.
Auf diese Weise wurden viele Pfarrer ausgebildet, denen das Vertrauen in die Bibel genommen wurde. Gleichzeitig, unter dem Einfluss der Evolutionstheorie von Darwin ab 1859, sagte man: Die ersten Kapitel der Bibel mit dem Schöpfungsbericht können wir moderne Menschen heute natürlich nicht mehr so glauben. Diese Berichte seien überholt.
Wenn schon die ersten zwei Kapitel der Bibel für moderne Menschen nicht mehr glaubwürdig sind, was sollen wir dann vom Rest halten? Bereits im neunzehnten Jahrhundert begannen diese Ideen, in die bestehenden Kirchen einzudringen. Es zeichnete sich die Gefahr ab, dass das Christentum von innen heraus aufgelöst wird.
Man wollte das Christentum in eine neue Form umwandeln, in der man nicht mehr das glaubt, was die ersten Christen geglaubt haben – das, was Jesus Christus gelehrt hat. Stattdessen versuchte man, das Christentum aus modernen Ideen ganz neu zu formen.
Widerstand gegen Bibelkritik und Entstehung des Fundamentalismus
Nun, zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts gab es eine Gruppe bekannter christlicher Gelehrter in Amerika und England, die sich öffentlich gegen das Eindringen bibelkritischer und liberaler Lehren in die Kirchen wandten.
Unter diesen vielen Gelehrten möchte ich zwei besonders hervorheben, die Sie hier sehen: Robert Dick Wilson (1856–1930). Er war ein Genie, der 45 Sprachen und Dialekte lernte. Er sagte sich: „Ich will alle Bibelsprachen gründlich kennen.“ Dazu gehörten Hebräisch, Griechisch, Aramäisch und auch alle Sprachen, in die die Bibel vor und nach der christlichen Zeit bis zum Jahr 600 übersetzt worden ist. Sein Anliegen war es, in diesen Fachgebieten besser zu sein als alle Kritiker.
Wilson teilte sein Leben in drei Abschnitte ein. Im ersten Abschnitt wollte er alle diese Sprachen lernen und sich so gut ausbilden, wie er nur konnte. In den weiteren Abschnitten plante er, das Gelernte anzuwenden und schließlich in Büchern zu veröffentlichen. Er konnte dies tatsächlich so umsetzen. Sein Leben verlief genau so, wie er es sich vorgestellt hatte. Übrigens konnte er schon als Student das Neue Testament auf Hebräisch auswendig. Damals war Hebräisch noch kaum eine lebendige Sprache – heute wird der Begriff „lebendig“ für sie verwendet, was damals unglaublich war.
Eine weitere Person aus dieser Gruppe war Sir Robert Anderson, der Chef von Scotland Yard (1841–1918). Er war auch ein Bibellehrer, hat verschiedene Bibelkommentare geschrieben und wurde besonders durch seine Arbeit im Zusammenhang mit dem Königlichen Observatorium in Greenwich berühmt. Anderson rechnete die Prophetie des Buches Daniel über das Kommen von Jesus Christus genau nach. Astronomisch genau wies er nach, dass die Bibel vorausgesagt hat, dass Jesus Christus am 6. April 32 nach Christus als Fürst nach Jerusalem kommen wird. Er konnte das sehr eindrucksvoll darlegen. Sein Buch ist bis heute ein Klassiker, der Originaltitel lautet The Coming Prince.
Solche Leute haben sich gegen das Eindringen dieser neuen Theorien gewehrt und gesagt: „Diese Theorien haben gar keine wissenschaftliche Basis.“ Das wollten sie den Menschen auch zeigen. So begann man in den Jahren 1910 bis 1915 eine Taschenbuchreihe mit zwölf Bänden herauszugeben, die den Titel The Fundamentals – The Testimony for the Truth trug. Dabei handelt es sich um eine Sammlung vieler Aufsätze von all diesen gelehrten Männern.
Sie können diese Werke übrigens heute nachlesen. Das Werk ist unter einer Internetadresse downloadbar. Es gibt darin ganz fantastische kurze Artikel zu allen möglichen Themen im Zusammenhang mit der Glaubwürdigkeit der Bibel und den Grundlagen des christlichen Glaubens, die niemals aufgegeben werden dürfen.
Bedeutung der Fundamente im Glauben und die Buchreihe „The Fundamentals“
In den Psalmen des Alten Testaments findet man den Vers Psalm 11,3: „Wenn die Fundamente umgerissen werden, was soll der Gerechte tun?“
Diese Worte haben sich einige Menschen zu Herzen genommen und gesagt: Genau in dieser Situation befinden wir uns heute. Man versucht, die Fundamente des christlichen Glaubens zu zerstören und umzustürzen.
Übrigens verstehen Sie jetzt auch, warum auf der Einladung das Bild vom schiefen Turm von Pisa gewählt wurde. Dieser Turm ist schief, weil er nicht auf einem festen Fundament aus Fels gebaut wurde, sondern auf Sand. Wenn das Fundament nicht trägt, dann ist alles Weitere ebenfalls in Frage gestellt.
Also: Wenn die Fundamente umgerissen werden, was soll der Gerechte tun?
Diese Menschen haben beschlossen, eine Buchreihe zu veröffentlichen. Zwei sehr reiche Christen legten 1909 einen großen Geldbetrag beiseite, um dieses Buchprojekt zu finanzieren. Ziel war es, diese Bücher an Pastoren, Sonntagsschullehrer und Missionare zu verteilen. In der Folge wurde die Buchreihe weltweit millionenfach verbreitet. Sie trägt den Titel „The Fundamentals“.
In dieser Reihe wird gezeigt, dass die Bibel Gottes Wort ist. Sie ist auch heute noch glaubwürdig und absolut zuverlässig. Jesus Christus ist für unsere Sünden am Kreuz gestorben. Diese grundlegende Lehre des Evangeliums gilt nach wie vor. Er ist auferstanden – wörtlich, nicht im übertragenen Sinn – und er wird wiederkommen, so wie es die Bibel sagt und Jesus Christus versprochen hat.
Man sagte sich auch, dass es in der modernen Zeit möglich ist, alles zu glauben, was in der Bibel steht, ohne mit den Fakten der Wissenschaft in Konflikt zu geraten. Deshalb war es wichtig, dass in dieser Buchreihe eine ganze Reihe von wirklich großartigen Wissenschaftlern der damaligen Zeit mitwirkten. Für sie war der Glaube an die Bibel und die Wissenschaft völlig vereinbar.
Nach dem Erscheinen dieser Buchreihe begann man, Christen, die weiterhin an den ursprünglichen Glauben der ersten Christen festhielten, „Fundamentalisten“ zu nennen. Dieser Begriff entstand also aufgrund der Buchreihe „The Fundamentals“ – auf Deutsch „Die fundamentalen Wahrheiten“.
Wir halten fest: Als der Begriff „Fundamentalisten“ am Anfang des 20. Jahrhunderts entstand, bezeichnete er Christen, die das ursprüngliche Christentum festhalten und auch ausleben möchten.
Ausweitung des Fundamentalismusbegriffs auf andere Religionen
Es vergingen Jahrzehnte. 1959 fand die islamische Revolution im Iran statt. Der Schah wurde vertrieben, und es herrschte eine grauenhafte Zeit des Chaos in diesem Land. Doch die Muslime, die diese Revolution ausgelöst hatten, waren sich bewusst, was sie taten.
Diese Revolution sollte eine Vorzeige-Revolution sein. Sie sollte nun in allen anderen muslimisch geprägten Ländern stattfinden. Die bestehenden Regierungen, die nicht wirklich nach dem Islam regierten, sollten gestürzt werden. An ihre Stelle sollten Regierungen treten, die sich wirklich nach dem Koran und dem Leben von Muhammad, dem Gründer des Islams, ausrichten.
Im Zusammenhang mit dieser Rückbesinnung auf den alten Machtanspruch des Islams durch Mohammed begann man ab 1979 in den Medien, den Begriff „Fundamentalismus“ beziehungsweise „Fundamentalisten“ auch auf gewalttätige Muslime anzuwenden.
Es vergingen wieder einige Jahre, und dann ereignete sich dieses Ereignis in Nordindien. Am 6. Dezember 1992 wurde die Babri-Moschee in Ayodhya durch militante Hindus zerstört. Sie behaupteten, an der Stelle, an der diese Moschee stand, sei Krishna vor 900 Jahren geboren worden. Deshalb müsse die Moschee weg, und man wolle dort wieder einen Tempel errichten.
Das war eine sehr schlimme Sache. Bei diesem Aufruhr gab es etwa zweitausend Tote, hauptsächlich hunderte Muslime. Von da an wurde in den Medien der Begriff „Fundamentalisten“ beziehungsweise „Fundamentalismus“ auch auf gewalttätige Hindus angewandt.
Nun ist das natürlich ein Problem in der Sprache: Wenn man ein Wort sehr breit verwendet, verliert es immer mehr an Sinn. Alle jungen Leute, die etwas von Schlumpf und Schlümpfen verstehen, diesen Comics über eigenartige Zwerge, wissen das eigentlich ganz gut.
Diese Schlümpfe, diese Witzfiguren in der Comicserie, „schlumpfen“, wenn sie backen. Wenn sie in den Wald gehen, um einen Baum zu fällen, dann gehen sie in den Wald, um zu schlumpfen. Wenn einer auf einer Flöte spielt, dann schlumpft er auf der Flöte. Und wenn sie miteinander Streit haben, dann schlumpfen sie miteinander.
So bedeutet „schlumpfen“ eigentlich alles.
Wir haben also festgestellt, dass das Wort „Fundamentalismus“ heute alles Mögliche bedeuten kann. Darum könnten wir es auch ersetzen. Ich würde vorschlagen, dass man in den Medien anstelle von „Fundamentalismus“ zwischendurch auch von „Schlumpfismus“ spricht.
Was bedeutet „Schlumpfismus“? Nun, das Gleiche wie „Fundamentalismus“. Und „Fundamentalismus“ kann eben alles Mögliche bedeuten. So könnte man die Leute, die man als Fundamentalisten bezeichnet, auch als Schlumpfisten bezeichnen. Aber darunter ist dann alles Mögliche zu verstehen.
Biblische Perspektive auf Fundamentalismus: Das Gleichnis vom Hausbau
Wenn wir dem Begriff Fundamentalismus einen Sinn geben wollen, können wir dies im Rahmen der Bibel tun. Dabei möchte ich auf das Fundamentalistengleichnis von Jesus Christus verweisen, das am Ende der Bergpredigt steht.
Sie sehen hier übrigens den Berg der Seligpreisungen. Wir befinden uns ganz oben. Etwas weiter unten, immer noch am Berg, gibt es eine riesige Ebene. Nach Lukas hatten sich dort sechzigtausend Menschen versammelt. Jesus Christus predigte von diesem Ort aus, am See in Nazaret im Norden Israels, und hielt die Bergpredigt.
Am Schluss der Bergpredigt sagt er in Matthäus 7,24-27:
„Jeder nun, der irgend dieser meine Worte hört und sie tut, den werde ich einem klugen Mann vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute. Und der Platzregen fiel hernieder, die Ströme kamen, die Winde wehten und stürmten gegen jenes Haus; es fiel nicht, denn es war auf den Felsen gegründet.
Jeder aber, der diese meine Worte hört und sie nicht tut, wird einem törichten Mann verglichen, der sein Haus auf den Sand baute. Und der Platzregen fiel hernieder, die Ströme kamen, die Winde wehten und stießen an jenes Haus; es fiel, und sein Fall war groß.“
Das Symbol des Felsens können wir in der Bibel sehr einfach deuten. Es gibt viele Stellen, die das klar machen. Zum Beispiel spricht 1. Korinther 10,4 über den Fels und erklärt dort: „Der Fels aber war Christus.“
In diesem Gleichnis geht es also um Menschen, die ihr Leben auf Christus, auf Jesus Christus, gründen. Er ist die Basis, das Fundament ihres Lebens. Diese Menschen hören seine Worte und setzen sie auch um. Menschen, die nur hören, aber nicht handeln, bauen zwar auch auf ein Fundament, doch dieses ist Sand. Wenn dann die Stürme des Lebens kommen, kracht das Haus plötzlich zusammen, weil es kein stabiles Fundament hat.
Wir bauen unser Leben alle auf irgendwelche Fundamente. Die Frage ist jedoch, ob diese Fundamente gerade in schwierigen Zeiten, bei Nöten in der Familie, Krankheit oder Tod, noch tragen oder nicht. Das ist die große Frage.
Man kann sagen: Fundamentalisten sind alle, denn alle bauen auf einem Fundament. Aber die entscheidende Frage ist, welches Fundament es ist. Ist es solide, der Fels, oder ist es wie Sand, der keine Stabilität bringt?
Interessant ist, dass dieses Fundamentalistengleichnis am Ende der Bergpredigt steht. In der Bergpredigt hat Jesus Christus konkret erklärt, wie seine Nachfolger leben sollen. Zum Beispiel sagt er in Matthäus 5,44:
„Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und betet für die, die euch beleidigen und verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters seid, der im Himmel ist. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“
Wenn also ein Fundamentalist gewalttätig ist – ein christlicher Fundamentalist –, dann ist er kein wahrer Fundamentalist. Er kann gar nicht Fundamentalist sein und zugleich gewalttätig.
Die Frage stellt sich: Waren die Menschen in der Zeit der Kreuzzüge Fundamentalisten? Ganz sicher nicht. Sie haben sich nicht an diese Worte der Bibel gehalten. Vielleicht haben sie in der Kirche von den Worten Jesu gehört, aber sie haben sie nicht umgesetzt.
Biblisch gesehen ist nur der ein Fundamentalist, der die Worte Jesu hört und sie auch tut. Das Wesen der Nachfolge von Jesus Christus ist diese Gnade gegenüber den Menschen. Warum? Weil jeder Christ weiß, dass Gott ihm in seinem Leben so viel vergeben hat. Wie kann er dann hart gegen andere sein, wenn er weiß, wie viel ihm selbst vergeben wurde und wie viel er falsch gemacht hat?
Dieser Zusammenhang ist wichtig: „Jeder nun, der meine Worte hört und sie tut“, das ist jemand, der sein Leben, seine Existenz auf den Felsen, eben auf Christus, gründet.
Fundamentalismus im Islam und Auslegungsprinzipien des Korans
Im Koran finden sich für Fundamentalisten auch klare Anweisungen zum Verhalten. Muhammad war der einzige Religionsgründer, der tatsächlich, kann man sagen, berufsmäßig General war.
In Sure 2,217 heißt es: „Der Kampf ist euch vorgeschrieben. Und es gefällt euch nicht? Es gibt Muslime, die nicht kämpfen und nicht gewalttätig sein möchten. Und es gefällt euch nicht? Aber vielleicht missfällt euch etwas, was gerade gut für euch ist. Und vielleicht liebt ihr etwas, was euch gerade schädlich ist. Allah weiß es, ihr aber wisst es nicht.“
Wenn man zuhause in einer Koranausgabe nachschlägt und dann Sure 2,217 sucht, kann es sein, dass man denkt: „Oh, das war aber schön gelogen, da steht etwas ganz anderes.“ Das liegt daran, dass es von Koranausgabe zu Koranausgabe Unterschiede in der Verszählung gibt. Ein Tipp ist, etwa fünf Verse davor und fünf Verse danach zu lesen. Dann wird man den Inhalt finden. Im Prinzip steht dort dasselbe, nur die Zählungen unterscheiden sich – das muss man einfach wissen.
Ein weiteres Beispiel, wieder zitiert nach der Koranausgabe des Goldmann-Verlages, ist Sure 29,4: „Bekämpft sie!“ Es geht um die Nichtmuslime, und zwar so lange, bis der Versuch aufgehört hat und Allahs Religion gesiegt hat. Es gibt also Kampf gegen die Nichtmuslime, und das Endziel ist, dass die Religion Allahs die ganze Welt beherrschen soll.
Wenn sich ein Muslim an diese Dinge hält, dann ist er ein Fundamentalist, da er auf das Fundament des Islams zurückgreift. Glücklicherweise gibt es viele Muslime, die moderat sind, nicht kämpfen wollen und nicht aggressiv sind. Diese müsste man eigentlich als extrem betrachten, denn der Kampf ist im Zentralislam gefordert. Wer sich nicht daran hält, bewegt sich in den Randgebieten des Islams.
Heute werden jedoch gerade umgekehrt die Gewalttätigen als Extremisten bezeichnet. Vom Koran her gesehen ist das jedoch nicht so. Die Fundamentalisten wissen natürlich genau, dass es so im Koran steht.
Man kann auch sagen: Es gibt Koranverse, die zu Freundlichkeit gegenüber anderen auffordern. Das ist richtig. Ein ganz wichtiges Auslegungsprinzip für den Koran ist, dass in den üblichen Koranausgaben am Anfang der Suren erklärt wird, ob der Vers in der Zeit, als Muhammad in Medina war, offenbart wurde oder ob er aus der mekkanischen Zeit stammt, als Muhammad in Mekka war.
Das ist wichtig, denn in der Zeit in Medina hatte Muhammad noch nicht so viel Macht. Dort finden sich freundlichere Verse. Als er später in Mekka die ganze Macht bekam, kamen die aggressiveren Verse.
Ein weiteres wichtiges Prinzip ist: Wenn zwei Verse im Koran einander widersprechen, gilt der später geoffenbarte Vers. Man kann nicht sagen, die freundlichen Verse gelten, die späteren nicht. Nein, die späteren Verse heben die früheren auf.
Das gilt auch für ganz andere Themen. Immer das, was später gegeben wurde, ist gültig und annulliert das andere in dem Sinn.
Und diese Kampfverse sind eben die späteren und somit gültig.
Kritische Fragen an christliche Fundamentalisten und die Ablehnung der Evolutionstheorie
Wir wollen sechs kritische Fragen an Christen richten, die im biblischen Sinn Fundamentalisten sein möchten. Das bedeutet, sie wollen ihr Leben auf das Fundament von Jesus Christus stellen und so leben, wie es in der Bibel und besonders in der Bergpredigt dargelegt ist.
Viele Menschen denken, Fundamentalisten seien engstirnig, weil sie Dinge glauben, die in der modernen Zeit kaum noch akzeptiert werden. Deshalb seien sie auch leicht verletzbar, wenn man ihnen kritische Fragen stellt. Das mag sein – ich weiß nicht, wen Sie kennen. Menschen sind verschieden: Einige können Auseinandersetzungen besser akzeptieren, andere ziehen sich eher zurück. Das ist menschlich.
Die Bibel sagt jedoch, dass Christen immer bereit sein sollen, auf kritische Fragen einzugehen. Der Apostel Petrus schreibt in 1. Petrus 3,15: „Seid aber jederzeit bereit zur Verantwortung gegen jeden, der Rechenschaft von euch fordert über die Hoffnung, die in euch ist.“ Die Hoffnung, von der hier die Rede ist, ist die christliche Hoffnung, die Gläubige in ihren Herzen tragen.
Christen sollen also immer wieder bereit sein, denen, die kritische Fragen haben, bereitwillig Auskunft zu geben: Warum glaubt ihr das? Warum tut ihr das? Warum denkt ihr so und so?
Eine erste kritische Frage heute Abend lautet: Ist die Ablehnung der Evolutionslehre nicht ganz offensichtlich Wissenschaftsfeindlichkeit?
Wir stellen uns diese Frage, die sehr aktuell ist. Im Herbst hat der Europarat im Blick auf 47 Nationen Europas eine Resolution gefasst, die alle Länder vor Fundamentalisten warnt, die heute noch an die Schöpfung glauben und dabei überzeugt sind, dass das wissenschaftlich sei. Diese Fundamentalisten lehnen die Evolutionslehre ab, und das müsse bekämpft werden.
Man dürfe auf keinen Fall im Schulunterricht in Europa im Fach Wissenschaft über Schöpfung sprechen. Es solle nur über Evolution gesprochen werden. Natürlich gibt es in Europa Religionsfreiheit, und im Religionsunterricht darf man über die Schöpfung sprechen. Dabei zwinkert man aber leicht mit den Augen und sagt: Wir wissen, dass das alles heute überholt ist.
Aber auf keinen Fall sei nur die Evolutionslehre wissenschaftlich.
Sie können das im Internet nachschauen. Geben Sie bei einer Suchmaschine „Europarat“ oder „Europäisches Parlament“ ein, denn auch die EU hat diese Resolution durchgesetzt. Geben Sie dann „Kreationismus“ ein, und Sie werden entsprechende Informationen finden.
Dort wird auch gesagt, dass die Evolutionslehre ganz wesentlich das Fundament für unsere moderne Gesellschaft sei. Sie sei fundamental wichtig, auch für Fundamentalisten.
Wir haben ja gesagt: Alle haben ein Fundament, aber ob es Fels oder Sand ist, ist eine andere Frage.
Nun lehnen Christen, die wirklich an die Bibel glauben, auch heute noch die Evolutionslehre ab. Haben sie Gründe dafür?
Wissenschaftliche Argumente gegen die Evolutionstheorie
Im Jahr 1953 führte Stanley Miller seine berühmten Experimente im Labor durch. Diese Experimente sollten beweisen, dass Leben aus toter Materie von selbst entstehen könne. Sie sehen hier seine Apparatur. Er hat auch noch andere Anordnungen gemacht, ganz interessante Versuche im Labor. Dabei konnte er zeigen, dass unter bestimmten Umständen Aminosäuren entstehen – die kleinen Bausteine, die in lebenden Zellen benötigt werden. Diese Aminosäuren bilden sich also selbst im Labor.
Seither wird verkündet, auch in Schulen, dass die Evolution wissenschaftlich bewiesen sei. Heute könne man zeigen, wie Leben von selbst entstehen kann, ohne Gott. Wer das ablehnt, gilt als wissenschaftsfeindlich.
Der Vortrag ist allgemein verständlich, aber manchmal denke ich mir, ein Vortrag sollte für zwölfjährige Kinder verständlich sein. Albert Einstein sagte einmal, alles, was man erklärt, solle so erklärt werden, dass sogar die eigene Großmutter es versteht. Seine Großmutter war keine gebildete jüdische Frau, und das finde ich fantastisch.
Manchmal darf ein Vortrag aber auch etwas komplizierter werden, für die Leute, die sich besonders dafür interessieren. Die anderen müssen sich dabei nicht deplatziert fühlen. Jeder braucht ein bisschen was. Manchmal bekommen Kinder etwas mit den Schlümpfen mit, und die Studenten dann mit der Chemie.
Im Experiment von Stanley Miller gab es Methan (CH4), Wasser (H2O), Ammoniak (NH3) und Energie. Er erzeugte eine Art Blitze im Versuch. Damit wollte er zeigen, dass im Urozean, als es noch kein Leben auf der Erde gab, diese Stoffe vorhanden gewesen sein müssen: Methan, Wasser, Ammoniak und natürlich Blitze.
Dann geschieht folgende Reaktion: Sie sehen, was da entsteht – eine Aminosäure, ein Baustein der lebenden Zellen. Das war alles wunderbar, damit haben wir kein Problem.
Aber jetzt geht es weiter. Was jetzt kommt, ist etwa Folgendes: Jemand hat sich einen Backstein gebastelt und denkt nun, es sei eine kleine Sache, daraus eine ganze Fabrikanlage mit aller Infrastruktur zu bauen. So ist das.
Diese Aminosäuren müssen nämlich zu Ketten verbunden werden, und zwar zu ganz komplizierten Ketten, damit daraus Proteine entstehen. Proteine sind molekulare Maschinen in den Zellen, sehr wichtige Bausteine. Es gibt noch andere wichtige Sachen, aber das ist etwas ganz besonders Wichtiges.
Diese Aminosäuren müssen sich nun miteinander verketten. Hier haben wir eine Aminosäure, dort eine andere. Sie müssen sich verbinden. Nun sehen Sie die Reaktion, die nach rechts verläuft: Zwei Aminosäuren haben sich verknüpft, und das nennt man ein Dipeptid – zwei Aminosäuren zusammen.
Jetzt haben wir schon den Anfang der Proteine. Nun brauchen wir nur noch etwa 1500 Aminosäuren, oder? Diese zwei können sich auch noch mit einer weiteren Aminosäure verbinden. Dann entsteht ein Tripeptid, und so weiter.
Aber es ist so: Jedes Mal, wenn sich zwei Aminosäuren verbinden, entsteht ein Abfallstoff. Nichts Verdächtiges, nur ein bisschen Wasser (H2O). Das ist jedoch äußerst problematisch. Im Urozean, in der Ursuppe, gab es ohnehin schon viel Wasser.
Dieses Wassermolekül zerstört das Dipeptid wieder und spaltet es zurück in zwei Aminosäuren. Darum habe ich hier auch einen Pfeil darüber gesetzt, denn diese Reaktion ist reversibel. Sie läuft vorwärts und wieder rückwärts.
Natürlich, wenn jemand das im Labor macht, setzt er sein Know-how ein. Er würde das Wasser sofort entfernen und den Prozess von vorne beginnen. So arbeitet man im Labor.
In der Natur gibt es aber niemanden, der das Wasser entfernt und den Vorgang wiederholt. Das geht nicht. Das heißt, die Ketten brechen ständig wieder ab. In der Natur ist es unmöglich, dass diese langen Ketten entstehen.
Aus rein naturwissenschaftlicher Sicht ist die Entstehung von Leben vollkommen unmöglich. Wer trotzdem glaubt, dass Leben von selbst in der Natur entstanden ist, handelt antiwissenschaftlich. Er akzeptiert nicht, dass das Massenwirkungsgesetz in der Chemie sagt: Nein, es geht nicht. Und er glaubt trotzdem etwas, was naturgesetzlich unmöglich ist. Das ist unwissenschaftlich.
Kommen wir also zum nächsten Thema: Existiert Gott?
Argumente für die Existenz Gottes
Im Römerbrief, Kapitel 1, Vers 20, gibt Paulus eine interessante Antwort. Er spricht über Gott und sagt, dass das Unsichtbare von ihm – sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit – von der Erschaffung der Welt an im Geschaffenen mit dem Verstand wahrgenommen wird. Dadurch seien die Menschen ohne Entschuldigung.
Paulus meint also, dass der Mensch mit seinem Verstand erkennen kann, dass die Logik in der Schöpfung und der Natur von jemandem stammt, der Wissen und Logik in die Schöpfung hineingesetzt hat. So kann der Mensch mit seinem Verstand erkennen, dass Gott existiert.
Ich habe hier ein interessantes Buch: „Charles Darwin – Mein Leben: Die vollständige Autobiographie“ aus dem Insel Verlag, das dieses Jahr erschienen ist. Darin schreibt Darwin auf Seite 102: Ein anderer Grund für den Glauben an die Existenz Gottes, der mit der Vernunft und nicht mit Gefühlen zusammenhängt, scheint mir mehr ins Gewicht zu fallen. Dieser Grund ergibt sich aus der extremen Schwierigkeit oder eigentlich Unmöglichkeit, sich vorzustellen, dass dieses gewaltige, wunderbare Universum einschließlich des Menschen mit seiner Fähigkeit, weit zurück in die Vergangenheit und weit voraus in die Zukunft zu blicken, nur das Ergebnis blinden Zufalls oder blinder Notwendigkeit sei. Wenn ich darüber nachdenke, sehe ich mich gezwungen, auf eine erste Ursache zu zählen, die einen denkenden Geist hat. Nicht ein unpersönlicher Gott, sondern einen denkenden Geist, gewissermaßen dem menschlichen Verstand analog, und ich sollte mich wohl einen Theisten nennen.
Darwin erklärt weiter, dass er beim Schreiben seines ersten Evolutionsbuchs so gedacht habe, aber mit der Zeit habe er diesen Glauben immer mehr verloren und Zweifel bekommen. Er beschreibt, wie das geschehen ist. Einige Zeilen weiter schreibt er: „Ich kann nicht so tun, als sei es mir möglich, auch nur ein Funkenlicht in so abstruse Probleme zu bringen. Das Mysterium, das Geheimnis vom Anfang aller Dinge, können wir nicht aufklären. Und ich jedenfalls muss mich damit zufrieden geben, Agnostiker zu bleiben.“ Das heißt, ein Mensch, der sagt: Ich weiß es einfach nicht. Aber sein Verstand sagt ihm, es gibt Gott. Das ist faszinierend – Charles Darwin.
Ich möchte Ihnen nun auf ganz einfache Art zeigen, wie man als Physiker beweisen kann, dass es Gott geben muss. Ganz einfach: Anhand der Physik können wir zeigen, dass die Welt einen Anfang gehabt hat. Warum? Das ganze Weltall besteht aus Materie und Energie – einer unglaublichen Menge! Übrigens ist Materie nur eine besondere Form von Energie. Energie kann sich in Materie verwandeln und umgekehrt. Darum habe ich das hier mit einer alkalischen Batterie verglichen, die ein bestimmtes Maß an Energie hat.
Stellen Sie sich eine voll aufgeladene Batterie vor. In der Physik gibt es zwei fundamentale Gesetze: Der erste Satz der Thermodynamik, der Energieerhaltungssatz, besagt, dass keine neue Energie aus dem Nichts entsteht. Noch nie wurde beobachtet, dass plötzlich neue Energie aus dem Nichts entsteht. Es gibt nur die Energie, die bereits da ist – es geschieht keine Schöpfung.
Der zweite Satz der Thermodynamik besagt verallgemeinernd, dass die Menge der nutzbaren Energie stets abnimmt. Setzen wir die Batterie zum Beispiel in einer Fotokamera ein: Beim Auslösen wird Energie in den Blitz umgewandelt. Danach wird die Energie der Batterie in kinetische Bewegungsenergie umgewandelt und so weiter. Das geht so lange, bis die Batterie leer ist. Die Energie geht nicht verloren, sondern wird umgewandelt. Aber die Menge der nutzbaren Energie nimmt ab.
So ist es auch mit dem Weltall. Man kann sich das Weltall wie eine Batterie vorstellen, die zwar noch nicht leer ist, deren nutzbare Energie aber immer abnimmt. Unsere Sonne brennt Tag für Tag aus. Das bedeutet zwingend, dass das Weltall einen Anfang gehabt haben muss. Wenn Sie eine halbvolle Batterie haben, wissen Sie, dass sie einen Anfang gehabt haben muss.
Nun stellt sich die Frage: Geschah der Anfang durch Schöpfung oder durch Evolution? Interessanterweise wurde seit 1948 die Urknalltheorie bei Evolutionisten immer populärer. Früher behaupteten die Kommunisten in der Sowjetunion, Materie sei ewig. Das kann heute niemand mehr mit gutem Gewissen vertreten, denn die beiden Hauptsätze der Thermodynamik zeigen, dass Materie nicht ewig sein kann. Sie muss einen Anfang gehabt haben.
Nun sinkt die „Batterie“ des Universums langsam. Die Evolutionisten erklärten das natürlich ohne Gott. Sie entdeckten Folgendes: Ihr Lichtpunkt hier ist eine Galaxie mit etwa hundert Milliarden Sternen. Die Rotverschiebung des Lichts ferner Galaxien zeigt, dass diese Galaxien sich von uns entfernen. Das deutet darauf hin, dass sich das Weltall ausdehnt. Gestern war es kleiner als heute, morgen wird es größer sein als heute.
Daraus folgten die Überlegungen: Wenn das Weltall sich ausdehnt, muss es einmal einen Anfang gehabt haben. Rechnet man zurück, war einmal alles an einem Punkt zusammengefasst. So entstand die Urknalltheorie. Aus dem Nichts seien vor 13,7 Milliarden Jahren Materie, Raum und Zeit entstanden. Stellen Sie sich vor, es gab damals nichts – keinen Raum, keine Zeit, keine Materie. Und dann: Aus dem Nichts kam plötzlich alles heraus, und das Universum begann sich auszudehnen.
Evolutionisten sagen auf die Frage, wo der Urknall stattfand: Überall. Wir sind Splitter dieses Urknalls. Die ganze Materie, aus der wir bestehen, war damals da. Und aus dem Nichts kam sie, und dann dehnte sie sich aus.
Als Christen haben wir hier ein großes Problem. Wir schätzen die Naturwissenschaft, die sich vor allem seit der Reformation entwickelt hat. Die Reformatoren betonten, die Bibel sei Gottes Wort und ermutigen uns, Gottes Werke in der Natur zu erforschen. Das hat die Wissenschaft gefördert.
Doch die Urknalltheorie widerspricht dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik. Naturgesetzlich entsteht nicht plötzlich etwas aus dem Nichts. Das geht gar nicht. Der erste Satz sagt: Aus Nichts entsteht Nichts. Wer trotzdem an den Urknall glaubt, handelt nicht wissenschaftlich.
Man sagt also, am Anfang sei alles aus einem Punkt herausgekommen – das totale Chaos. Aus diesem Chaos habe sich dann immer höhere Ordnung entwickelt, bis zu uns. Unser Gehirn ist das Komplizierteste, was wir kennen. Doch das widerspricht dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, der besagt, dass in der Natur Ordnung stets nach Unordnung strebt. Unordnung strebt nicht nach mehr Ordnung, sondern genau umgekehrt – das erlebt jede Hausfrau täglich.
Wir können also sagen: Die Evolution steht im offensichtlichen Widerspruch zu den Naturgesetzen. Sind wir wissenschaftsfeindlich, wenn wir diese Dinge ablehnen?
Man könnte fragen: Wie ist das möglich? Diese Leute sind doch nicht dumm. Nein, sind sie nicht. Aber sie sind nicht alle gleich ehrlich, wie zum Beispiel Richard Lewontin, geboren 1929, ein großer Evolutionist unserer Zeit und Professor für Genetik an der Harvard University. Am 9. Januar 1997 schrieb er in einer Buchbesprechung zu Carl Sagans Buch „The Demon Haunted World“: „Unsere Bereitschaft, wissenschaftliche Behauptungen gegen unseren gesunden Menschenverstand zu akzeptieren, ist der Schlüssel zum Verständnis des wirklichen Kampfes zwischen Wissenschaft und dem Übernatürlichen. Wir stellen uns auf die Seile der Wissenschaft, trotz der offensichtlichen Widersinnigkeiten einiger ihrer Konstrukte, weil wir uns a priori, das heißt von vornherein, dem Materialismus verpflichtet haben. Nur die Materie ist Wirklichkeit, Gott gibt es nicht.“
Das ist erstaunlich. Es gibt wirklich Leute, die so ehrlich sind und das sagen. Aber nicht alle würden das so formulieren.
Die Evolution ist ein riesiges Gedankengebäude, wie ein Wolkenkratzer. Ich habe einmal in Tel Aviv ein Foto von einem solchen Gebäude gemacht. Tel Aviv wurde 1909 gegründet – das ist jetzt 100 Jahre her. Das ist übrigens die Stadt in Israel, in der sich die Leute vergnügen. In Jerusalem beten sie, in Haifa arbeiten sie. Das sind die drei großen Städte.
Dieser Turm in Tel Aviv ist auf Sand gebaut. Wenn ich wissen möchte, ob es in diesem Gebäude Strom gibt, könnte ich jede Wohnung und jeden Raum überprüfen. Das wäre viel Arbeit. Das Einfachste ist, zuerst in den Keller zu gehen und am Hauptschalter zu prüfen, ob Strom anliegt. Wenn dort kein Strom ist, kann ich mir die Arbeit sparen.
Wir waren gerade im Keller und haben geschaut, wie die Welt nach der Evolution entstanden sein soll – dort ist kein Strom. Auch weiter oben, wo das Leben aus toter Materie entstanden sein soll, gibt es keinen Strom. Sie können weitergehen, auf jeder Etage gibt es keinen Strom.
Nun können wir Christen, die heute noch an die Bibel glauben und in verschiedenen Berufen arbeiten – als Lehrer, Hausfrauen, Verkäuferinnen, Wissenschaftler – durch den Europarat und das Europäische Parlament in eine Ecke gedrängt werden. Diese Leute gelten als unwissenschaftlich und werden nicht ernst genommen. Doch wir haben gesehen: Die Evolutionslehre ist eigentlich eine Religion. Und zwar eine absurde Religion.
Ich möchte erklären, was ich damit meine. Ich bin Dozent unter anderem für alte Religionen im Umfeld Israels – Ägypten, Sumer, Babylon, Assyrien, Kanaan und so weiter. Dort muss ich meinen Studenten eine Einführung in die ägyptischen Schöpfungsvorstellungen geben. Im heliopolitanischen Schöpfungsmythos beginnt alles mit dem höchsten Gott der Ägypter, dem Sonnengott Atum, der plötzlich erscheint. Atum heißt auf Altägyptisch „der sich selbst erschafft“. Ganz am Anfang erscheint er aus dem Nichts und erschafft sich selbst. Dann erschuf er andere Götter, wie die Himmelsgöttin und die Gottheit der Erde.
Das ist interessant, denn die Parallelen sind deutlich. Die Evolution ist eigentlich nichts anderes als die Vergötterung des Nichts. Das ist das Höchste, aus dem alles gekommen ist – dann Raum, Zeit und Materie. Genauso wie in Ägypten zuerst Atum kommt und dann die anderen Götter.
Im hermopolitanischen Schöpfungsmythos Ägyptens gibt es verschiedene Götterpaare ganz am Anfang, bevor die Welt entstand: Niaut und Niaut, ein Gott und eine Göttin, sind die Götter des Nichts. Hu und Hauhet sind die Götter von Raum, Ausdehnung und Zeit. Nun und Naunet sind die Götter der Urmaterie, die sie sich als Urwasser vorstellten.
Diese Parallelen sind erstaunlich. Man kann also Evolutionist sein, einfach die Wörter austauschen, und man ist ein ägyptischer Priester.
Nun kommt natürlich die kritische Frage, die auch Richard Dawkins gestellt hat: Wenn ihr an Gott glaubt, dann verschiebt ihr nur alles. Wer hat Gott erschaffen?
Die Bibel erklärt, dass Gott Zeit und Raum nicht unterworfen ist. Er ist nicht Teil dieser Natur. Alle Götter im Hinduismus, Buddhismus und in Stammesreligionen sind Naturkräfte und somit Teil der Natur. Aber der Gott der Bibel ist Zeit und Raum nicht unterworfen.
Darum wird er in Offenbarung 1, Vers 4 genannt: „der da war, und der da ist, und der da kommt.“ Fast 7.000 Mal im Alten Testament wird er „Yahweh“, der Ewigseiende und Unwandelbare, genannt. In der Lutherbibel wird dieser Name jeweils mit „HERR“ in Großbuchstaben übersetzt, sodass man erkennt, dass es sich um Yahweh handelt.
In Jeremia 23,24 sagt Gott: „Erfülle ich nicht den Himmel und die Erde, spricht der Ewige.“ Er ist nicht Teil der Natur, aber überall allgegenwärtig – im Diesseits und auch im Jenseits.
In 2. Petrus 3,8 heißt es: „Bei dem Herrn sind tausend Jahre wie ein Tag und ein Tag wie tausend Jahre.“ Das bedeutet, dass er der Zeit nicht unterworfen ist.
Früher konnte man sich so etwas nicht vorstellen. Wie kann die Zeit für Gott anders verlaufen? Die Zeit geht doch vorwärts: Jetzt ist neun Uhr, und sie vergeht unaufhaltsam.
Wir mussten bis ins 20. Jahrhundert warten, um das wissenschaftlich zumindest ein wenig besser zu verstehen. Albert Einstein zeigte, dass Zeit direkt mit Materie und Raum zusammenhängt. Alles, was es im Weltall gibt, ist an Raum und Zeit gebunden.
Darum beziehen sich die Gesetze der Physik auf alles, und alles muss einen Anfang haben. Es gibt nichts, das wir sehen oder anfassen können, was ewig wäre. Alles ist zeitlich und hatte einen Anfang.
Gott jedoch ist nicht Teil von Raum und Zeit und hat deshalb keinen Anfang. Auf ihn können die ersten beiden Hauptsätze der Thermodynamik nicht angewendet werden. Diese gelten nur für Dinge, die wie eine Batterie funktionieren.
Ich komme später noch einmal kurz auf dieses Thema zurück. Nun folgt eine kurze Unterbrechung von wenigen Minuten.
Historische Belege für die Existenz Jesu Christi
Wir kommen zu einer weiteren kritischen Frage: Hat Jesus Christus wirklich gelebt? Das ist eine berechtigte Frage.
Der Fragesteller weiß natürlich, dass in der Bibel von Jesus Christus gesprochen wird und dass es die Evangelien gibt – vier Lebensberichte von Jesus Christus. Er geht jedoch davon aus, dass diese keine Augenzeugenberichte sind, entgegen ihrer eigenen Aussage und entgegen dem Zeugnis der frühesten Christenheit.
Es gibt aber auch außerbiblische Zeugnisse. Zum Beispiel bei Tacitus, einem römischen Geschichtsschreiber, der von 36 bis 100 nach Christus lebte. In seinem Werk Annalen, Buch 15, Abschnitt 44, schreibt er über die Christen in Rom im Zusammenhang mit dem Brand von Rom in den sechziger Jahren des ersten Jahrhunderts. Dort heißt es: „Dieser Name stammt von Christus, der unter Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden war.“
Wir wissen, dass Pontius Pilatus Prokurator in Judäa war, und zwar von 26 bis 36 nach Christus, genau so, wie es in der Bibel steht. Das war zur Zeit von Kaiser Tiberius (Lukas 3).
Josephus Flavius, ein jüdischer Historiker, der von 37 bis 100 nach Christus lebte, hat verschiedene Bücher geschrieben, unter anderem „Jüdische Altertümer“. In Buch 18, Abschnitt 63, spricht er über die Zeit von Jesus Christus. Im Zusammenhang mit der Zeit von Pontius Pilatus schreibt er, dass Jesus ein weiser Mensch war. Etwas weiter heißt es: „Und als Pilatus auf Hinweis unserer führenden Männer ihn zum Kreuz verurteilte.“
Es gibt also keinen Grund, an der Geschichtlichkeit Jesu zu zweifeln – dass er gelebt hat, in Israel aufgetreten ist und schließlich gekreuzigt wurde. Dies ist auch außerbiblisch klar belegt.
Zuverlässigkeit und Überlieferung der Bibel
Wir können also schon zur Frage fünf übergehen: Wurde die Bibel verfälscht? Es gibt viele Leute, die sich fragen, ob die Bibel nicht ständig abgeschrieben wurde und dadurch Fehler entstanden sind. Genau wie wir früher als Schüler von der Wandtafel abgeschrieben haben und dabei Fehler gemacht haben. Heute machen wir das ja auch noch, allerdings gibt es inzwischen Korrekturprogramme. Diese helfen aber auch nur bedingt.
Das ist natürlich ein Problem. Nun die Frage: Kann man überhaupt davon ausgehen, dass es heute noch die ursprüngliche Bibel gibt? Wenn Christen sagen, sie glauben, was in der Bibel steht, aber es ist ja gar nicht mehr die gleiche Bibel wie damals, als sie geschrieben wurde – was nützt das dann? Das ist eine berechtigte Frage.
Kurz zum Grundwissen: Die Bibel ist folgendermaßen aufgebaut. Das Alte Testament ist eine Sammlung von 39 Büchern und wurde in der Zeit vor Jesus Christus geschrieben. Vor etwa 2000 Jahren kam Jesus Christus, und seine Nachfolger haben dann das Neue Testament geschrieben. Das ist eine Sammlung von 27 Büchern, die zwischen 32 und 100 nach Christus verfasst wurden.
Nun wollen wir uns mit den Schriften des Neuen Testaments auseinandersetzen, also mit dem zweiten Teil. Heute stehen uns 5.760 griechische Manuskripte zur Verfügung. Diese stammen aus allen Jahrhunderten: vom ersten Jahrhundert, den ältesten, über das zweite, dritte, vierte, fünfte Jahrhundert und so weiter bis ins fünfzehnte Jahrhundert. Danach wurde die Buchdruckerkunst erfunden, und man begann, die Bibel zu drucken.
Zusätzlich gibt es noch zehntausend Manuskripte der antiken Übersetzungen, also Übersetzungen aus den ersten Jahrhunderten ins Lateinische, ins koptische ägyptische Dialekt oder ins Syrische und so weiter. Hier sehen Sie ein Beispiel einer Handschrift: den Codex Sinaiticus, der um 350 nach Christus geschrieben wurde.
Wir haben also eine solche Fülle von Handschriften. Natürlich haben die Leute Schreibfehler gemacht, genau wie wir. Aber selbst wenn wir früher von der Wandtafel abgeschrieben haben, konnten wir doch später die Hefte unserer Mitschüler vergleichen. Wenn sich 20 Mitschüler einig sind, dass ein Wort mit „tz“ geschrieben wird, dann kann man davon ausgehen, dass sie Recht haben und man selbst wahrscheinlich falsch abgeschrieben hat.
So ist es auch bei den Bibelhandschriften. Wenn tausend Handschriften einer Stelle im Johannesevangelium denselben Text haben, dann ist klar, dass ein oder zwei abweichende Handschriften Abschreibfehler enthalten. Das ist das Fantastische: Wenn man so viele Handschriften hat, kann man die Fehler leicht erkennen. Das ist sonst selten der Fall. Bei klassischen Werken von Cicero oder Caesar, zum Beispiel dem Gallischen Krieg, hat man oft nur ein Dutzend Handschriften.
Ich erinnere mich noch aus der Schule: Niemand zweifelte daran, dass wir Cicero-Briefe lesen. Alle Schüler waren sich einig. Doch sobald es um das Neue Testament geht, fragt man sich, ob wir wirklich sicher sind, dass der Text ursprünglich ist. Ja, natürlich! Wir haben Tausende von Handschriften, die wir vergleichen können. Wenn die Mehrheit übereinstimmt, dann hat eine einzelne abweichende Handschrift einen Fehler.
Wir können also wirklich bis in den Wortlaut und sogar bis in die Orthografie hinein sagen, wie das Neue Testament ursprünglich aufgeschrieben wurde. Das ist fantastisch!
Hier noch ein Beispiel einer Handschrift: der P46, eine Sammlung von Paulusbriefen. Diese wurde vor einigen Jahren von einem Koreaner namens Kim datiert. Ich habe persönlich mit ihm telefoniert. Er konnte zwar kaum Deutsch, hat aber in Deutschland Forschung betrieben. Er konnte die Handschrift klar auf 75 bis 100 nach Christus datieren. Das ist eine Handschrift aus dem ersten Jahrhundert.
Wenn dann Romane wie „Sakrileg“ von Dan Brown auftauchen und behaupten, die Kirche hätte die Bibel im vierten Jahrhundert verändert, dann mag er zwar ein guter Romanschreiber sein, aber von Bibelhandschriften hat er wirklich keine Ahnung. Man sollte sich nicht an Romanen orientieren, wenn es um historische Fragen geht.
Wir können ihm zeigen, dass die Handschriften vor dem vierten Jahrhundert dieselbe Botschaft enthalten wie die späteren. Es hat nie eine Revision der Bibel im vierten Jahrhundert gegeben – überhaupt nie.
Nun zum Alten Testament: Hier haben wir Tausende hebräische Handschriften, vor allem aus dem Mittelalter. Diese nennt man den masoretischen Text. Die Rabbiner, die diesen Text abgeschrieben haben, nannte man Masoreten, das heißt Überlieferer. Sie zählten zum Beispiel Buchstaben, um in der Kopie nachzuzählen, ob die Anzahl übereinstimmt – zum Beispiel in den fünf Büchern Mose.
Sie zählten auch Wörter in der ganzen Bibel und kontrollierten so ihre Abschriften. Sie wussten zum Beispiel, dass der Buchstabe Aleph 42 Mal vorkommt, der Buchstabe Bet (das ist B auf Hebräisch) 38 Mal. Wenn es in einer Abschrift nicht stimmte, konnte man die Fehlerquelle suchen.
In der rabbinischen Literatur aus der Antike gibt es einen Satz, in dem ein Rabbiner einen Abschreiber der Bibel warnt, dass er aufpassen muss, keinen einzigen Buchstaben zu verändern. Denn wenn man einen Buchstaben der Bibel verändert, ist man ein Zerstörer der Welt.
Wenn Leute mit einer solchen Einstellung abgeschrieben haben, war das ein bisschen anders als bei uns in der Schule damals.
Seit 1947 und in den folgenden Jahren wurden Handschriften aus der Wüste Judäa gefunden, in den Höhlen von Qumran am Toten Meer und zusätzlich im Wadi Murabba'at in Massada auf der Bergfeste. Diese Handschriften stammen aus dem ersten Jahrhundert vor Christus, dem zweiten Jahrhundert vor Christus, und wir können sehen, wie sorgfältig diese Juden abgeschrieben haben.
Sie hatten Ehrfurcht vor dem Bibeltext, weil sie überzeugt waren, dass es Gottes Wort ist. Das durfte nicht verändert werden, es musste für spätere Generationen bewahrt werden.
Schon der Prophet Jesaja sagte um 700 vor Christus in Jesaja 40,8: „Das Gras ist verdorrt, die Blume ist abgefallen, aber das Wort unseres Gottes besteht in Ewigkeit.“
Darum können wir sagen: Ja, wir haben eine ganz zuverlässige Basis für unseren Glauben.
Erfüllte Prophetie als Kennzeichen der Bibel als Gottes Wort
Ja, jetzt kommt die letzte Frage: Wie kann man erkennen, dass die Bibel Gottes Wort ist?
Man könnte sagen, die Bibel ist ein interessantes Buch, das sehr genau überliefert wurde. Aber Menschen können ja irgendetwas schreiben. Ein ganz wichtiges Kennzeichen dafür, dass die Bibel Gottes Wort ist, ist die erfüllte Prophetie.
Schauen Sie zum Beispiel im Internet nach dem Buch „The Fundamentals – The Testimony for the Truth“. Dort finden Sie ausgezeichnete Artikel zum Thema erfüllte Prophetie, die als Gottes Siegel auf der Bibel gelten.
Wir haben gesehen, dass wir in Raum und Zeit leben. Die Zeitachse besteht aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Als Menschen können wir in Bezug auf die Gegenwart und die Vergangenheit ziemlich zuverlässige Aussagen machen. Aber wenn es um die ferne Zukunft geht, versagt der Mensch kläglich, wenn er zuverlässige Aussagen machen soll. Das liegt daran, dass wir als Geschöpfe an Raum und Zeit gebunden sind. Die Zeit vergeht weiter, und wir rennen ihr hinterher.
Ein Beispiel für das Problem menschlicher Prophetie gab es auf der Weltausstellung 1893 in Chicago. Dort erklärten Spezialisten, damals Sozialexperten, wie es in hundert Jahren sein wird. Erstens: Die Menschen werden hundertfünfzig Jahre alt werden. Zweitens: Regierungen werden es immer einfacher haben, weil sich wahre Größe immer Richtung Einfachheit entfaltet. Drittens: Gefängnisse werden kaum noch gebraucht werden. Viertens: Ehescheidungen werden nicht mehr nötig sein. Damit meinten sie nicht, dass die Leute nicht mehr heiraten, sondern dass sie die Probleme lösen können.
Wir haben bereits gesehen, dass die Bibel uns zeigt: Gott ist nicht an Raum und Zeit gebunden. Im Gegensatz zu den Göttern der Evolution, den Göttern des Hinduismus, der Stammesreligionen, des Buddhismus und so weiter, ist er der Ewigseiende, der Unwandelbare, der da war, der da ist und der da kommen wird.
Deshalb kann er die Zukunft perfekt voraussagen. Man kann sich die ganze Weltgeschichte vorstellen wie auf einem Tisch ausgebreitet: Am Anfang der Welt, am Ende der Welt und dazwischen die ganze Geschichte. Und jetzt, zum Beispiel im Jahr 2009 in Erlinsbach, steht für Gott alles klar vor Augen. So kann man sich das menschlich ein bisschen vergegenwärtigen.
Im Buch des Propheten Hesekiel finden Sie 77-mal den Refrain in kleinen Variationen: „Ihr werdet erkennen, dass ich der Ewige bin.“ Gott sagt etwas voraus und erklärt, wenn es zur Erfüllung kommt, dann werdet ihr erkennen, dass ich der Ewige, Yahweh, der Gott der Bibel bin. So können wir Gott erkennen.
Dieser Gott der Bibel fordert die Götter der anderen Religionen heraus. In Jesaja 41,23 heißt es: „Verkündet das Späterkommende! Damit wir erkennen, dass ihr Götter seid.“
Herr Schwein, in Griechenland gab es ja die Orakel. Diese hatten das Motto, so wenig Aussagen wie möglich zu machen und diese so nebelig wie nur möglich zu formulieren. Ein König ging einmal zum Orakel von Delphi und fragte: „Soll ich in den Krieg ziehen?“ Das Orakel antwortete: „Du wirst ein Königreich zerstören.“ Fantastisch, dachte der König, und zog in den Krieg. Er verlor jedoch.
Als er sich beschwerte, sagte man ihm: „Wir haben ja nicht gesagt, welches Königreich.“
Die Bibel ist das einzige Buch der Welt, das absolut zuverlässige und detaillierte Aussagen über die Zukunft machen kann. Das finden Sie nicht im Koran, in den Büchern der Hindus, im Buddhismus und so weiter. Nirgends. Das ist absolut einzigartig.
Messianische Prophetie und Erfüllung in Jesus Christus
Jesus Christus – ich spreche hier kurz über die messianische Prophetie, die durch sein Kommen vor zweitausend Jahren erfüllt wurde. Über dreihundert Prophezeiungen aus dem Alten Testament beziehen sich auf den Messias. Der Messias ist der verheißene Erlöser für Israel und alle Völker, und Jesus Christus hat diese Voraussagen tatsächlich erfüllt. Das lässt sich nachweisen.
Zum Beispiel hat Sir Robert Anderson den genauen Zeitpunkt, wann Jesus Christus, der Messias, kommen sollte, astronomisch exakt nachgerechnet. Unter diesen 300 Prophezeiungen gibt es solche wie: „Der Messias, der Erlöser, wird ein Nachkomme von König David sein, er wird in Bethlehem geboren werden, und er wird von seinem eigenen Volk abgelehnt werden.“ Das ist eigenartig, denn sie warteten auf den kommenden Erlöser, und wenn er kam, verwarfen sie ihn. Das war vorausgesagt – wieder eine klare Erwartung, das ist Prophetie.
Auch die Kreuzigung wurde bis ins Detail von David vorhergesagt. Dass darauf die Zerstörung Jerusalems und des Tempels folgen sollte, ist ebenfalls beschrieben. Das geschah alles im Jahr siebzig nach Christus. Zudem wurde vorausgesagt, dass die Juden unter alle Völker zerstreut werden würden. Ab dem Jahr siebzig sind die Juden tatsächlich weltweit zerstreut worden, und dass sie dort ständig verfolgt werden würden, hat sich ebenfalls erfüllt. So können wir mit vielen weiteren Beispielen fortfahren: ganz konkrete Aussagen, die sich historisch nachweislich erfüllt haben.
Ein anderes Thema ist die Prophetie über die Weltgeschichte, die vor allem im Buch Daniel zu finden ist. Ich habe darüber ein Buch geschrieben, ebenso über die messianische Prophetie, und dort kann man das im Detail nachlesen. Das Buch Daniel wurde im sechsten Jahrhundert vor Christus verfasst. Anhand der Weltgeschichte lässt sich zeigen, wie sich über zweihundert exakte Prophezeiungen erfüllt haben – über das Schicksal von Babylon, das Weltreich Babylon, Persien, Griechenland, Rom, über Syrien, Ägypten und Israel. Das ist einfach fantastisch.
Im Moment schreibe ich ein Buch über die Endzeit: Leben wir wirklich in der Endzeit? Dabei weiß ich, dass sich seit dem Beginn der Rückkehr der Juden ins Land ihrer Vorfahren im Jahr 1882 bis heute mehr als hundertsechzig präzise Prophezeiungen erfüllt haben. Wir können das sogar in unserer Zeit nachvollziehen. Früher hätte jemand sagen können, vielleicht wurde die Prophetie erst nach der Erfüllung geschrieben. Aber uns ist klar, dass die Bibel schon lange existiert.
Jetzt erfüllt sich vieles vor unseren Augen: Die Rückkehr der Juden aus aller Welt ins Land ihrer Vorfahren ist ohne Parallele in der Weltgeschichte. Außerdem wurde vorausgesagt, dass dieser Staat nach langer Staatenlosigkeit wieder gegründet werden würde. Die Wüste soll wieder aufblühen, alttestamentliche Städte erwachen erneut zum Leben, und Hebräisch wird wieder gesprochen. Das musste so kommen, denn es gab nie zuvor eine Sprache, die nach tausend Jahren Tot wieder lebendig geworden wäre.
Weiter heißt es, dass die umliegenden Völker Israel ausrotten wollen. Wir alle haben vom Nahostkonflikt gehört. Auch die dramatische Befreiung des Tempelbergs wurde vorausgesagt – und vieles mehr.
Jesaja 53 und die Bedeutung des Kreuzestodes Jesu
Ich möchte schließen mit ein paar Prophezeiungen über das Kommen von Jesus Christus und die Bedeutung seines Kommens, insbesondere in Verbindung mit seinem Tod am Kreuz für unsere Sünden. Er wurde auf dem Fundament eines Felsens gekreuzigt. Der Prophet Jesaja hat dies im Detail vorausgesagt, und zwar in Jesaja 53. Dieses Kapitel wurde etwa siebenhundert Jahre vor Christus geschrieben.
Wir besitzen eine vollständige Jesajarolle aus Qumran, Höhle 1, die aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus stammt. Ich habe das nachgelesen: In dieser Rolle ist die gesamte Prophetie enthalten, einschließlich des ganzen Textes von Jesaja 53. Gemäß den alten Rabbinern im Judentum wurde dieses Kapitel ebenfalls so interpretiert, dass es vom Messias spricht. Das ist also keine christliche Nachinterpretation.
Ich lese nur ein paar Verse vor; am besten lesen Sie dieses Kapitel zu Hause. Es ist ein unglaubliches Kapitel. Heute gibt es etwa 400 Juden, die glauben, dass Jesus Christus der Retter ist. Wenn man ihre Geschichten hört, wie sie zum Glauben gekommen sind, ist jede anders. Für die meisten spielt dieses Kapitel jedoch eine Schlüsselrolle.
Ich erinnere mich, als ich Kantonsschüler war, traf ich in Zürich einen orthodoxen Juden, mit dem ich über den Messias sprechen wollte. Zusammen lasen wir dieses Kapitel. Nach dem Lesen sagte er: „Das ist ja unglaublich, wie das wirkt.“ Jesaja beschreibt den Messias so: Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann, der Schmerzen und Leiden vertraut war. Wie jemand, vor dem man das Angesicht verbirgt, war er verachtet, und wir hielten ihn für nichts.
Jesaja beschreibt die Zukunft in prophetischer Vergangenheitsform – ein Kunstgriff der hebräischen Propheten. „Fürwahr, er hat unsere Leiden getragen, und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen. Wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden. Doch dem Herrn gefiel es, ihn zu zerschlagen; er hat ihn leiden lassen. Wenn seine Seele das Schuldopfer gestellt haben wird, so wird er Samen sehen, er wird seine Tage verlängern, also wieder leben, und das Wohlgefallen des Herrn wird in seiner Hand gedeihen. Von der Mühsal seiner Seele wird er Frucht sehen und sich sättigen. Durch seiner Erkenntnis wird mein gerechter Knecht die Vielen zur Gerechtigkeit weisen, und ihre Missetaten wird er auf sich laden.“
Er sollte wie ein Opfertier sterben – für unsere Sünden. Im Judentum hat man immer Opfer dargebracht, doch das geschah im Blick auf den kommenden Retter, der einmal die Strafe, die wir in Ewigkeit verdient haben, auf sich nehmen würde. So wurde Jesus Christus von Gott geschlagen am Kreuz und von Gott verlassen am Kreuz, damit er immer bei uns ist.
Es ist so einfach: Wie kann man sein Haus auf den Felsen gründen? Indem man seine persönliche Schuld im Gebet ganz offen und ehrlich Gott bekennt. Man muss keine schönen Worte machen oder vorgefertigte Gebete sprechen. Man sollte einfach wirklich ehrlich mit Gott reden, ihm bekennen, was man im Leben falsch gemacht hat, und zeigen, dass man seine Vergebung braucht.
Wenn wir dann Gott danken, dass er Jesus Christus geschickt hat, wird er uns die ganze Schuld vergeben. So können wir unsere Existenz auf den Felsen Jesus Christus gründen – als Fundament. Nicht, um noch mehr Streit in dieser Welt zu bringen, sondern um etwas von dem Frieden, den wir mit Gott erfahren, auch unseren Mitmenschen weiterzugeben.
Wenn Menschen sich feindlich gegen uns verhalten, hat der Herr in der Bergpredigt erklärt: Betet für die, die euch schmähen, und segnet sie!
Ich möchte schließen mit 1. Korinther 3,11: „Ein anderes Fundament kann niemand legen außer dem, das gelegt ist, welches ist Jesus Christus.“