Einführung in das Thema biblische Chronologie
Wir haben heute Morgen das Thema biblische Chronologie vor uns. Vielleicht hatte man beim Erhalt der Einladung zum heutigen Bibelstudentag den Gedanken, dass dies ein etwas trockenes Thema sein könnte. Doch ich hoffe, wir werden sehen, dass es ein sehr spannendes Thema ist, das sogar eine fundamentale Bedeutung in der Bibel hat.
Das Wort Chronologie bedeutet eigentlich nichts anderes als die Wissenschaft vom Zeitablauf. „Chronos“ steht für Zeit in ihrem Verlauf, und „Logie“ bedeutet Wissenschaft.
In der Bibel gibt es eine durchgehende Chronologie, die vom Anfang des Alten Testaments bis ins Neue Testament reicht, ohne Lücken. Es gibt kein anderes altes Volk, das eine solche Chronologie überliefert hätte wie Israel mit der Bibel. Keine Religion kennt ein derart zusammenhängendes Zeitsystem, zum Beispiel schon gar nicht im Koran oder im Islam. Ebenso wenig in den viel älteren Religionen wie dem Buddhismus oder Hinduismus, wo man sich ohnehin nicht stark für Ereignisse in Raum und Zeit interessiert, sondern vielmehr für Mythologie.
Was wir hier haben, ist also absolut einzigartig. Kein Volk, kein antikes Dokument enthält eine solche Chronologie. Daher lohnt es sich, zunächst ein paar Gedanken über die Zeit zu machen.
Die Bibel beginnt bereits mit einer Zeitrechnung, als die Schöpfung in sieben Schöpfungstage eingeteilt wird, ganz am Anfang. Beim vierten Schöpfungstag sagt Gott in 1. Mose 1,14: „Es werden Lichter an der Ausdehnung des Himmels, um den Tag von der Nacht zu scheiden, und sie seien zu Zeichen und zur Bestimmung von Zeiten und Tagen und Jahren, und sie seien zu Lichtern an der Ausdehnung des Himmels, um auf die Erde zu leuchten.“
Es war also so, und Gott machte die zwei großen Lichter: das große Licht zur Beherrschung des Tages und das kleine Licht zur Beherrschung der Nacht sowie die Sterne. Gott hat von Anfang an die Sternwelt eingesetzt, um Zeiten und Zeitabschnitte zu messen und zu bestimmen. Das beginnt mit dem Tag, geht weiter über den Monat und dann das Jahr und so weiter.
Dies war Gottes Wille: von Anfang an die ganze Heilsgeschichte, die in 1. Mose 1 beginnt, in ein Zeitsystem hineinzulegen.
Gott selbst ist der Zeit nicht unterworfen. Etwa siebentausend Mal wird Gott im Alten Testament genannt, auch hebräisch „Yahweh“ oder manchmal in der Kurzform „Jah“. Das bedeutet „der Ewigseiende, der Unwandelbare“.
Gott ist der Zeit nicht unterworfen, genauso wenig wie er dem Raum unterworfen ist. Einstein hat deutlich gemacht, dass Zeit und Raum direkt zusammenhängen. Doch Gott ist nicht dem Raum unterworfen, denn er ist der Allgegenwärtige. Ebenso ist er nicht der Zeit unterworfen, denn er ist der Ewige.
Die Zeitgebundenheit der Geschöpfe und die Bedeutung der Prophetie
Aber alle seine Geschöpfe hat er der Zeit unterworfen, übrigens auch die Engel.
Denn in Daniel 10 entschuldigt sich ein Engel bei Daniel, dass er nicht schon vor drei Wochen gekommen war, als Daniel zu Gott betete. Er war aufgehalten von einem anderen Engelsfürsten und konnte deshalb erst 21 Tage später erscheinen. Das macht deutlich, dass Engel ebenfalls Zeit und Raum unterworfen sind.
Auch der Satan sagt in Hiob 1 vor Gott, dass er vom Durchstreifen der Erde herkomme, also mitnichten allgegenwärtig ist. Darum wissen Geschöpfe auch nicht die Zukunft. Sie können nur ahnen, spekulieren, aber nur der Gott der Bibel allein kennt die Zukunft.
Deshalb ist auch die Prophetie ein so wichtiges Thema in der Bibel. Sie erweist den Gott der Bibel als den Autor der Schrift, der hinter den Bibelschreibern stand und als Einziger über Raum und Zeit steht.
Wir können uns das vielleicht ganz menschlich veranschaulichen: Die Heilsgeschichte ist etwa so wie ein langer Tisch vor uns. Ganz am Anfang steht die Schöpfung, dann der Sündenfall, später die Sintflut, dann Abraham und so weiter. Alles liegt auf einem Tisch, für Gott ist alles gleichzeitig gegenwärtig.
So nennt er sich in 2. Mose 3 „Ich bin“. Er ist und kann daher alles überschauen: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Für uns aber ist das alles ein Ablauf, der nacheinander kommt.
Schön ist es aber, dass wir als Geschöpfe, die auf Gott vertrauen und ihm glauben, mit dem Psalmisten sagen dürfen: Psalm 31,16 „In deiner Hand sind meine Zeiten, errette mich aus der Hand meiner Feinde.“
Also die ganze Zeit, auch in unserem Leben, alles ist in Gottes Hand. Er hat einen festen Plan, einen Ratschluss auch für unser Leben.
Mose dichtete während der Wüstenwanderung den Psalm 90. Dort sagt er von dem Ewigen ein Gebet, das Mose, der Mann Gottes, spricht: „Herr, du bist unsere Wohnung gewesen von Geschlecht zu Geschlecht. Ehe die Berge geboren waren und du die Erde und den Erdkreis erschaffen hattest, ja, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott. Du lässt den zum Staub zurückkehrenden Menschen sagen: Kehrt zurück, ihr Menschenkinder! Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der gestrige Tag, wenn er vergangen ist, und wie eine Wache in der Nacht.“
Gott ist die Zuflucht für die vergänglichen Menschen, die auf ihn vertrauen. Darum sagt Mose vertrauensvoll: „Herr, du bist unsere Wohnung gewesen von Generation zu Generation“, in dem Ablauf der Geschlechter.
Gott hat einen festen Zeitplan. So lesen wir in Galater 4,4: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau.“
Oder in der Elberfelder Übersetzung: „Als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn.“
Nicht irgendwann ist Christus gekommen, sondern als die Zeit nach Gottes Plan erfüllt war.
In Römer 5,6 lesen wir: „Denn Christus ist, da wir noch kraftlos waren, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben.“
Nicht irgendwann, sondern zur bestimmten Zeit in der Chronologie Gottes mit dieser Schöpfung und dieser Welt.
Im Blick auf die Endzeit lesen wir im Alten Testament immer wieder von der Zeit, die festgesetzt ist. Ich gebe nur eine Stelle als Beispiel: Daniel 9,27. Es geht um die siebzigste Jahrwoche vor der Wiederkunft Christi. Dort heißt es am Schluss: „Und wegen der Beschirmung der Gräuel wird ein Verwüster kommen, und zwar bis zur Vernichtung, und das Festbeschlossene wird über das Verwüstete ausgegossen werden.“
Festbeschlossenes – das heißt also Ereignisse in der Zukunft, die ganz fixiert sind. Sie können nicht rückgängig gemacht oder aufgehoben werden, sondern sie kommen so, wie Gott es fest beschlossen hat.
Ausgangspunkt der Chronologie: Der Untergang Jerusalems 586 v. Chr.
Ja, in diesem Sinn wollen wir uns an die Chronologie heranmachen. Ich beginne jedoch nicht mit Punkt eins auf dem Blatt, sondern mit Punkt zwölf: dem Untergang Jerusalems im Jahr 586 vor Christus.
Dieses einschneidende Ereignis, als die Babylonier die auserwählte heilige Stadt zerstörten, wird datiert in 2. Könige 25,8 auf das neunzehnte Jahr Nebukadnezars. Gemäß 2. Könige 25,2 war das das elfte Jahr Zedekias, des letzten Königs von Juda.
Nun, das können wir ganz genau auf 586 v. Chr. festlegen. Warum? Von Nebukadnezar selbst haben wir aus der Zeit Keilschriftüberlieferungen, die babylonische Chronik, welche genau diese Ereignisse berichtet, wie Nebukadnezar Israel erobert hat.
Rund um das Ereignis von 586 gibt es eine sehr genaue Chronologie. Die Babylonier haben inschriftlich gleichzeitig verschiedene astronomische Ereignisse aus dem Leben Nebukadnezars festgehalten, wie Planetenkonstellationen und Ähnliches.
Diese können wir heute mithilfe von Computern genau nachrechnen und so feststellen, wann diese Ereignisse tatsächlich stattfanden. Dabei kommt nur das Jahr 586 vor Christus als das neunzehnte Jahr Nebukadnezars in Frage.
Gerade dadurch, dass Gott die Sternenwelt und die Planetenwelt nach 1. Mose 1 für die Festlegung und Bestimmung von Zeiten eingesetzt hat, können wir klar festlegen: Das ist das Jahr der Zerstörung Jerusalems gewesen.
Mit anderen Worten, hier haben wir einen ganz entscheidenden Schnittpunkt zwischen biblischer und außerbiblischer Chronologie. Von diesem Zeitpunkt an können wir die Zahlen in der Bibel zurückrechnen und von dort aus auch in die spätere Zeit voranschreiten.
Von Adam bis Noah: Die vorsintflutlichen Patriarchen
Ja, das wollen wir mal vor Augen haben. Dann beginnen wir unter Punkt eins, wo wir den Titel haben: „Von Adam bis Noah“.
Aus 1. Mose 5 entnehmen wir folgende Jahreszahlen. Ich lese beispielhaft vor: 1. Mose 5,3: „Und Adam lebte hundertdreißig Jahre und zeugte einen Sohn in seinem Gleichnis, nach seinem Bild, und gab ihm den Namen Seth. Und die Tage Adams, nachdem er Seth gezeugt hatte, waren achthundert Jahre. Er zeugte Söhne und Töchter. Alle Tage Adams, die er lebte, waren neunhundertdreißig Jahre, und er starb.“
Auf dem Blatt haben wir erstens Adam mit hundertdreißig Jahren – das war der Zeitpunkt, als er Seth zeugte. Dann plus achthundert, so lange lebte er danach. Die Gesamtzahl seines Lebens beträgt also neunhundertdreißig Jahre, also 930 Jahre.
In 1. Mose 5 haben wir die Geschlechterfolge von Adam bis auf Noah, insgesamt zehn Generationen. Jedes Mal sind diese Jahreszahlen so angegeben wie bei Adam. Deshalb ergibt sich auf dem Blatt diese Zahlenzusammenstellung.
Nun können wir aber Folgendes festhalten: Die Sintflut folgte als Ereignis bei Noah, der zehnte Generation nach Adam. Noah war sechshundert Jahre alt, als die Sintflut kam (1. Mose 7,6). So können wir diese Zahlen zusammenrechnen. Das ergibt: Von der Erschaffung Adams bis zum Ausbruch der Sintflut vergingen tausendsechshundertfünfzig Jahre.
Ich habe gezeigt, wie man das zusammenrechnet: hundertdreißig, das Alter von Adam bei der Zeugung von Seth, plus hundertfünf, das Alter von Seth bei der Zeugung von Enosch, plus neunzig, plus siebzig, plus fünfundsechzig, plus hundert zweiundsechzig, plus fünfundsechzig, plus hundert siebenundachtzig, plus hundert zweiundachtzig, und bei Noah muss man plus sechshundert rechnen.
So kommen wir auf insgesamt tausendsechshundertfünfzig Jahre.
Bedeutung der Namen von Adam bis Noah
Ganz kurz zur Bedeutung dieser Namen von Adam bis Noah. Ich fasse mich kurz, da ich das bereits früher an einem Bibelschultag erklärt habe, als wir den Ersten Mose durchgingen. Diese zehn Namen sind auch in 1. Chronik 1,1-3 zusammengestellt.
Adam bedeutet auf Hebräisch „Mensch“. Set heißt „Ersatz“ und stammt vom hebräischen Wort für „schieden“, „setzen“ oder „stellen“ ab. Enosch bedeutet gemäß der Wurzel Anasch „sündiger Mensch“. Kenan leitet sich von einer Wurzel ab, die „Schmied“ bedeutet, aber eine andere gleichklingende Wurzel heißt „weinen“. Daher übersetze ich Kenan mit „weinender“. Mahallel ist einfach zu übersetzen: „Gott ist lobenswürdig“. Von „Halal“, dem Wortstamm, von dem „Halleluja“ kommt, bedeutet es „loben“. Yeret bedeutet „Abstieg“ und stammt von Jarad ab, was „herabsteigen“ heißt.
Henoch bedeutet „Geweihter“ oder „Hingegebener“. Methusalah kann man übersetzen als „Mann des Wurfgeschosses“. „Metu“ heißt „Mann“, „Schalach“ bedeutet „werfen“. „Met-u-Schallach“ kann man auch mit „Ist er tot, so wird er es senden“ übersetzen. Lamech bedeutet gemäß dem arabischen „Dschilmek“ „gewalttätiger Mensch“. Noah heißt „Trost“ oder „Ruhe“.
Aus diesen Namen lässt sich eine Evangeliumsbotschaft ableiten. Wir machen das ähnlich wie Daniel, der die Schrift an der Wand „Bei Belsazar: mene, mene, tekel, ufarsin“ hatte und jedes Wort nach der Wortwurzel deutete, um daraus einen Satz zu bilden. So setzen wir zusammen:
Der Mensch Adam kam in die Stellung eines sterblichen Sünders, Enosch, er weinte, Kenan, der lobenswerte Gott, Mahallel, stieg herab, Jered, er lebte in geweihter Hingabe, Henoch. Sein Tod sendet, Metuschellach, dem gewalttätigen Menschen, Lamech, Trost und Ruhe, Noah.
Das höchste Alter eines in der Bibel erwähnten Menschen erreichte Methuselah mit 969 Jahren (1. Mose 5,27). Wenn man die Chronologie nach diesen Zahlen genau durchrechnet, ergibt sich, dass Methuselah im Jahr der Flut starb. Sein Name bedeutet „Wenn er stirbt, so sendet er es“ oder „Sein Tod sendet bewirkt“. Genau in dem Jahr, als er starb, schickte Gott die Sintflut als Gericht.
In 2. Petrus 2,4 wird Noah als „der Achte“ genannt – ein eigentümlicher Name. Man hat vermutet, dass dies bedeutet, es waren insgesamt acht Personen, die in der Arche überlebten: Noah, seine drei Söhne und deren Frauen. Aber Noah wird einfach „der Achte“ genannt. Wenn wir diese zehn Generationen durchrechnen, sehen wir, dass es immer einen der vorsintflutlichen Patriarchen gab, der der Älteste war und geistlich die höchste Verantwortung trug. In den Generationen von Adam bis Noah gab es acht Personen, die jeweils die Ältesten waren.
Auf dem Blatt Nummer sieben und bei Lamech, Nummer neun, habe ich die Namen schwarz hervorgehoben, um zu zeigen, dass Jered Henoch überlebte, weil Henoch entrückt wurde. Methuselah, der älteste in der Bibel genannte Mann, überlebte seinen Sohn Lamech. Wenn man also diesen Wegzählt, hat man effektiv acht solcher Führer, und Noah war der Achte, man könnte sagen geistlicher Patriarch. So wird er in der Bibel genannt: Noah, der Achte.
Judas erwähnt in seinem Brief eine Prophetie von Henoch, die dieser noch vor seiner Entrückung geweissagt hat. Er spricht darin über das zweite Kommen von Jesus Christus in Macht und Herrlichkeit. Als vorsintflutlicher Prophet spricht Henoch bereits über das zweite Kommen Jesu in Herrlichkeit zum Gericht. In Judas Vers 14 heißt es: „Es hat aber auch Henoch, der siebente von Adam, von diesem geweissagt und gesagt: Siehe, der Herr ist gekommen inmitten seiner heiligen Tausende, Gericht auszuführen usw.“ Henoch, der siebente von Adam – wir sehen auf unserer Auflistung, dass Henoch die siebte Generation ab Adam ist.
So übergehen wir nun dieses erste Zeitalter von Adam bis Noah und kommen zweitens zur Periode von Noah bis Abraham.
Von Noah bis Abraham: Die Generationen nach der Sintflut
Auch hier finden wir wieder zehn Generationen, ganz parallel zu 1. Mose 5. Daraus entnehmen wir aus 1. Mose 11,10-26 und den Angaben in 1. Mose 21,5 sowie 25,7 folgende Jahreszahlen:
Sam war 102 Jahre alt, als er seinen Sohn Apakschat zeugte. Danach lebte er noch 500 Jahre, was zusammen 602 Jahre ergibt. Hier liegt ein Schreibfehler vor.
Apakschat lebte 35 Jahre, zeugte einen Sohn und lebte dann noch 403 Jahre, das ergibt 438 Jahre. So lassen sich diese Zahlen schön bis auf Abraham fortführen.
Nun müssen wir aber Folgendes beachten: 1. Mose 11,10 sagt, dass Sem Apakschat zwei Jahre nach der Flut zeugte. Das heißt, wenn wir die Zeit von der Sintflut bis Abraham berechnen wollen, müssen wir für die Generation von Sem zwei Jahre einsetzen. Danach folgen Apakschat mit 35, dessen Sohn mit 30 und so weiter.
Es gibt jedoch ein Problem: Es steht nicht genau, wann Abraham von seinem Vater Terach, der neunten Generation, gezeugt wurde. Man könnte denken, hier gibt es eine Lücke in der Chronologie. Doch wenn wir den Text genau lesen, stellen wir fest, dass Terach, Abrahams Vater, in Haran mit 205 Jahren starb (1. Mose 11,32). Abraham verließ Haran und ging ins Land Kanaan. Laut 1. Mose 12,4 war er damals 75 Jahre alt.
Daraus ergibt sich: Terach war bei Abrahams Geburt 130 Jahre alt. So können wir nun Folgendes zusammenrechnen: 2 + 35 + 30 + 34 + 30 + 32 + 30 + 29. Hier habe ich versehentlich einen kleinen Fehler gemacht. Statt 130 muss man 70 plus 70 plus 75 schreiben, was insgesamt 367 ergibt.
Damit ist keine weitere Korrektur mehr nötig. Die Zeitspanne von der Sintflut bis Abraham beträgt also 367 Jahre.
Wir stellen fest, wenn wir diese Zahlen von Sem bis Abraham betrachten, dass das Lebensalter deutlich abnimmt. Während die vorsintflutlichen Patriarchen sehr alt wurden, der älteste sogar 967 Jahre (beachten Sie, keiner wurde tausend), gehen die Lebensalter nach der Flut deutlich zurück.
Sem wurde noch 600 Jahre alt, Apakschat 438, Schelach 433, Eber 464, Peleg 239, Reu 239, Serug 230, Nahor 148, Terach 205. Abraham, wie wir später sehen werden, wurde noch 175 Jahre alt.
Das Alter dieser Patriarchen nimmt also langsam ab und nähert sich immer mehr dem, was für uns heute normal ist. In der heutigen Zeit gibt es kaum Menschen, die die Grenze von 120 Jahren überschreiten. Es gibt nur wenige Ausnahmen, aber 120 Jahre gelten praktisch als Grenze, die kaum überschritten wird.
Es fällt also auf, dass diese Lebensalter abnehmen, bis sie in eine vertraute Größenordnung kommen. Mose schreibt einige Jahrhunderte nach Abraham im Psalm 90: „Unsere Lebenstage sind siebzig Jahre, und wenn es hochkommt, achtzig Jahre.“ Er selbst wurde noch 120 Jahre alt. Doch für Israel schreibt er bereits die übliche Lebenserwartung von 70 oder 80 Jahren vor.
Man muss bedenken, dass die Zeitgenossen in Ägypten damals eine durchschnittliche Lebenserwartung von etwa 30 Jahren hatten. Das wissen wir durch Zahlenangaben in den ägyptischen Chronologien der Pharaonen. Diese Lebenserwartung war deutlich niedriger.
Israel hatte jedoch von Gott gegebene Gesetze, die vorgesehen waren, damit das Volk lange im Land lebt. Deshalb hatte Israel gegenüber den anderen Völkern eine deutlich höhere Lebenserwartung.
Übrigens lassen sich die abnehmenden Lebensalter der Patriarchen nach der Flut mit einer Exponentialfunktion beschreiben. Eine Exponentialfunktion ist in der Mathematik eine Kurve in einem Koordinatensystem mit einer x- und einer y-Achse. Dabei handelt es sich um Gleichungen mit x in der Potenz, zum Beispiel x².
Diese Abnahme entspricht einer umgekehrten Exponentialfunktion, was erstaunlich ist. Mit kleinen Abweichungen, die in der Natur üblich sind, kann man dies nachlesen bei Siegfried Scherer, einem Biologieprofessor, in seinem Buch „Die Suche nach Eden“, Seite 170.
Diese Entdeckung ist ein starkes Argument für die Echtheit der Zahlenangaben in der Bibel. Denn im Altertum waren solche Exponentialfunktionen in Israel unbekannt.
Wie sollten diese Zahlen also so zufällig genau in diese Kurve passen? Sie waren echt. Einige zeitabhängige biologische Prozesse lassen sich gerade mit Exponentialfunktionen beschreiben. Das weist auf einen noch weitgehend unbekannten biologischen Prozess hin, der für diese Abnahme verantwortlich ist.
Eine Teilerklärung ist die Tatsache, dass die Wasserschicht über der Erde, die seit dem zweiten Schöpfungstag existierte, als Wasserdampf in einer Höhe ab 3000 Metern eine Art Strahlenschutz bot.
Vor der Sintflut sorgte diese Wasserschicht für ein gleichmäßiges Klima auf der ganzen Erde – ein Treibhauseffekt – und gleichzeitig für einen starken Schutz gegen gefährliche Strahlen, die mit dem hohen Alter der Menschen zu tun hatten.
Während der Sintflut stürzten diese Wasser in den 40 Tagen und 40 Nächten herab. Deshalb heißt es in der Bibel: „Nur dort taten sich die Fenster des Himmels auf.“ Dieser Ausdruck wird später nie mehr für Regen verwendet.
Er taucht nur noch in Malachi in einem bildlichen Sinn auf, wo Gott sagt, sie sollen ihn prüfen, dass er die Fenster des Himmels öffnet und ihnen Segen gibt.
Von Abraham bis zum Auszug aus Ägypten: Die Zeitspanne und wichtige Ereignisse
Ja, nun kommen wir zum nächsten Punkt: Drittens, von Abraham bis zum Auszug aus Ägypten.
Wir haben bereits errechnet, wie viele Jahre nach Tara Abraham geboren wurde. Ich nehme das schon einmal vorweg: Wenn wir alles so weiterrechnen bis zur Zerstörung Jerusalems im Jahr 586 v. Chr., ergibt sich für Abrahams Geburt das Jahr 2111 v. Chr. Abraham wurde also am Ende des dritten Jahrtausends vor Christus geboren.
Wir haben bereits gesehen, dass Abraham 75 Jahre nach seiner Geburt in Kanaan einzog. Gott hatte ihn aus Ur in Chaldäa, dem heutigen Südirak, berufen, und so ging er ins Land Kanaan. Gott hatte ihm versprochen, dass er noch Nachkommen bekommen werde, aber Abraham musste jahrelang warten, und es kam kein Kind.
So heiratete Abraham mit fünfundachtzig Jahren die Ägypterin Hagar (1. Mose 16,3). Das können wir auf das Jahr 2026 v. Chr. datieren. Schließlich wurde Isaak geboren, als Abraham hundert Jahre alt war (1. Mose 21,5). Daraus errechnen wir als Geburtsjahr Isaaks das Jahr 2011 v. Chr.
Wenige Jahre später wurden Hagar und Ismael ausgetrieben, und zwar damals, als Isaak entwöhnt wurde. Ismael hatte ihn verspottet (1. Mose 21,9-21). Im Galaterbrief wird diese Geschichte sogar so umschrieben: Ismael habe Isaak verfolgt, aber es war nur ein Verspotten, ein Auslachen (Galater 4,29). Das kann uns zeigen, dass wir auch hier in unseren Breitengraden durchaus im biblischen Sinn Verfolgung haben, nämlich dann, wenn wir verspottet werden.
Ich werde noch zeigen, wie man das errechnen kann: Das war also fünf Jahre nach der Geburt Isaaks, also 2006 v. Chr., als Isaak entwöhnt wurde. Es fällt uns auf, dass das ein bisschen spät für eine Entwöhnung ist. In milchischen Ländern war es üblich, Kinder von eins bis drei Jahren zu stillen. Aber das war ja schon ein spezieller Fall: Die Mutter war 90, der Vater 100, und sie bekamen ein Kind. Es war ein Wunder Gottes.
So versteht man, dass sich Sarah wahrscheinlich nicht so gut abgelöst hatte, jetzt, wo sie endlich stillen konnte. Stellen wir uns vor: Eine 95-jährige Frau stillt noch ein fünfjähriges Baby. Das erklärt ein wenig den Grund für das Spotten von Ismael. Das ist der Hintergrund, und dann wurde er vertrieben.
Wenn wir weitergehen in der biblischen Geschichte: Isaak heiratet mit vierzig Jahren, also vierzig Jahre nach seiner Geburt (1. Mose 25,20). Das bringt uns auf das Jahr 1979 v. Chr. Die Geburt der Zwillinge Esau und Jakob erfolgte zwanzig Jahre später (1. Mose 25,26), also im Jahr 1959 v. Chr.
Abraham stirbt hundertfünfundsiebzig Jahre nach seiner Geburt (1. Mose 25,7). So kommen wir auf das Jahr 1936 v. Chr. als Todesjahr.
In der Geschichte Jakobs lesen wir, wie Jakob fliehen muss. Er geht nach Paddan-Aram zu seinem Onkel Laban, und zwar im Alter von 77 Jahren. Jetzt wird es ein bisschen schwieriger, hier kann man nicht einfach so schnell auf diese Jahreszahl kommen. Ich habe hier ein Sternchen vor Jakob gesetzt, und etwas weiter unten im Text sieht man ein Sternchen mit folgender Erklärung:
Joseph, einer der Söhne Jakobs, war dreißig Jahre alt, als er vor dem Pharao stand und seine Träume deutete (1. Mose 41,46). Dann kamen – ich setze natürlich jetzt ständig die biblische Geschichte voraus, also mindestens den Sonntagsschulstoff – nach sieben Jahren Überfluss war Joseph siebenunddreißig (1. Mose 41,53). Danach kamen die Jahre der Hungersnot.
Im zweiten Jahr der Hungersnot kam Jakob nach Ägypten. Da war er gemäß 1. Mose 47,9 130 Jahre alt. Nun wird klar: Das war im neununddreißigsten Lebensjahr Josephs. Jakob war folglich bei der Geburt Josephs einundneunzig Jahre alt.
Aber vorher hatte Jakob Laban vierzehn Jahre gedient für Rahel und Lea, und da wurde Joseph geboren. So ergibt sich, dass Jakob mit siebenundsiebzig Jahren nach Paddan-Aram ging.
Man könnte oberflächlich gesehen schnell denken, hier bricht die zusammenhängende Chronologie plötzlich ab. Aber wenn wir in den Geschichten alle Zahlen, die da einfach so vorkommen und scheinbar nebensächlich sind, festhalten, erhalten wir am Schluss eine durchgehende Chronologie von Abraham über Isaak und Jakob bis zu Joseph.
Josephs Tod erfolgte mit 110 Jahren (1. Mose 50,26). So können wir das Todesjahr Josephs auf 1750 v. Chr. errechnen.
Übergang zum Auszug aus Ägypten und die Bedeutung der 430 Jahre
Nun, da wir am Ende des ersten Buches Mose angekommen sind, wollen wir hier die Brücke zum Auszug aus Ägypten schlagen, wie er im zweiten Buch Mose beschrieben wird. Zunächst müssen wir herausfinden, wann Mose geboren wurde.
Auf der nächsten Seite betrachten wir Punkt vier: „Vom Einzug Abrahams nach Kanaan“ (1. Mose 12,4-5) und die unmittelbar danach erfolgte Bundesverheißung Gottes an Abraham in Sichem, dem heutigen Nablus (1. Mose 12,6-8). Gleich darauf ging Abraham wegen einer Hungersnot nach Ägypten hinab und wohnte dort eine gewisse Zeit (1. Mose 12,9-20).
Von diesem Ereignis – dem Einzug Abrahams, der Bundesverheißung in Sichem und dem Aufenthalt in Ägypten – bis zum Auszug der Israeliten aus Ägypten (2. Mose 12) und der darauf folgenden Gesetzgebung am Sinai (2. Mose) liegt eine Periode von 430 Jahren. Woher nehme ich das?
Im Galaterbrief 3,16 schreibt der Apostel Paulus: „Dem Abraham aber waren die Verheißungen zugesagt und seinem Samen.“ Damit ist die Verheißung des Messias und des Segens für Israel gemeint. Paulus betont, dass die Verheißungen Abraham und seinem Samen zugesagt wurden – nicht „und den Samen“ im Plural, sondern als Einzahl, nämlich einem Samen, welcher Christus ist.
Paulus erklärt weiter, dass ein von Gott zuvor bestätigter Bund das 430 Jahre später entstandene Gesetz nicht ungültig macht oder die Verheißung aufhebt. Der Bund, den Gott mit Abraham in Sichem schloss und später in mehreren Phasen bestätigte, wird also nicht aufgehoben durch den späteren Bund am Sinai.
Der Bund mit Abraham war bedingungslos: Israel sollte Segen und das Land erhalten. Der Bund am Sinai hingegen hatte Bedingungen, und wegen dieser Bedingungen hatte Israel alle Vorrechte verspielt. Der Galaterbrief macht also deutlich, dass der Bund mit Abraham und der Bund am Sinai zwei parallele Dinge sind. Die Zeitspanne dazwischen beträgt 430 Jahre.
Das hilft uns, eine schwierige Stelle in 2. Mose 12,40-41 besser zu verstehen. Dort heißt es: „Die Wohnzeit der Kinder Israel (hebräisch benei Yisrael, einfach Israeliten) in Ägypten betrug 430 Jahre. Und es geschah am Ende der 430 Jahre, am selben Tag, dass alle Heere des Herrn aus dem Land Ägypten auszogen.“ Das war im Monat Nisan.
Man könnte meinen, diese 430 Jahre beziehen sich nur auf die Zeit, in der Israel als Volk in Ägypten lebte. Doch Mose rechnet hier bereits ab Abraham, der ja zu diesem Volk gehört. Die gesamte Wohnzeit beginnt mit Abrahams Aufenthalt in Ägypten, kurz nach seinem Einzug in Kanaan, und reicht bis zum Auszug der Israeliten. Das sind die 430 Jahre.
Diese Aussage wird noch durch eine dritte Stelle untermauert: 1. Mose 15,13. Dort bestätigt Gott den Bund mit Abraham, den er schon in Sichem geschlossen hatte. Vers 13 lautet: „Und er sprach zu Abraham: Gewisslich sollst du wissen, dass dein Same ein Fremdling sein wird in einem Land, das nicht das ihre ist, und sie werden ihnen dienen und sie werden sie bedrücken 400 Jahre. Aber ich werde die Nation auch richten, welcher sie dienen werden, und danach werden sie ausziehen mit großer Habe. Und du wirst zu deinen Vätern eingehen in Frieden und in gutem Alter begraben werden.“
Hier ist von 400 Jahren die Rede, nicht von 430. Doch beachten wir: Diese Prophetie richtet sich nicht an Abraham selbst, sondern an seine Nachkommenschaft. „Gewisslich sollst du wissen, dass dein Same ein Fremdling sein wird.“ Das ist der Hauptpunkt.
Wer war zunächst der Same Abrahams? Isaak. Letztlich führt dies bis auf Christus zurück, denn der Ausdruck „Same“ meint hier auch ihn. In diesem Zusammenhang heißt es also, dass Abrahams Same ein Fremdling sein wird – es geht um Isaak.
Ein Ausleger hat darauf hingewiesen, dass diese Prophetie sprachlich eine Introversion darstellt. Darum habe ich es so gegliedert:
A: „Gewisslich sollst du wissen, dass dein Same ein Fremdling sein wird in einem Land, das nicht das ihre ist.“
B: „Und sie werden ihnen dienen, und sie werden sie bedrücken.“
A: „Vierhundert Jahre.“
Wir sehen hier die Geschichte des Samens Abrahams, der ein Fremdling sein wird. Diese ganze Zeit der Fremdingschaft umfasst 400 Jahre.
In dieser Geschichte wird die Nachkommenschaft einem fremden Volk dienen, als Sklaven und grausam unterdrückt. Wo beginnen diese 400 Jahre? Sie beginnen mit der Erweisung Isaaks als Same. Isaak wurde geboren, doch es gab noch einen anderen Sohn, Ismael.
Wann wurde klar, dass Isaak der alleinige Erbe ist? Erst als Ismael ausgestoßen wurde – bei der Entwöhnung Isaaks. Interessanterweise wird Ismael noch in 1. Mose 17,23 als Sohn Abrahams bezeichnet, doch ab der Austreibung (1. Mose 21,9) wird er nur noch „Sohn der ägyptischen Magd“ genannt.
Mit der Austreibung wurde klar: Isaak ist der Same, der Erbe. So können wir vom Auszug aus Ägypten 400 Jahre zurückrechnen. Das entspricht dem Alter Isaaks, als er fünf Jahre alt war.
Abraham war bei Isaaks Geburt 100 Jahre alt, 25 Jahre davon war er bereits im Land, und dann kommen fünf Jahre dazu bis zur Austreibung Ismaels, also der Entwöhnung Isaaks. Das sind 30 Jahre. Von diesem Zeitpunkt an werden die 400 Jahre der Fremdingschaft gerechnet.
Die Nachkommen Abrahams kamen später nach Ägypten. Wenn wir in 1. Mose 15,14 weiterlesen, sagt Gott: „Aber ich werde die Nation auch richten, welcher sie dienen werden.“ Das ist eine Prophetie auf die zehn Plagen über Ägypten.
Weiter heißt es: „Und danach werden sie ausziehen mit großer Habe.“ Der Exodus der Kinder Israel erfolgte, nachdem sie reich beschenkt wurden von den Ägyptern. Diese forderten sie heraus, was als Raub bezeichnet wird – der Lohn für unbezahlte Arbeit. Gott will, dass Arbeit gerecht bezahlt wird.
„Und danach werden sie ausziehen mit großer Habe. Und du wirst zu deinen Vätern eingehen in Frieden und in gutem Alter begraben werden. In der vierten Generation werden sie hierher zurückkehren, denn die Ungerechtigkeit der Amoriter, des Hauptvolks der Kanaaniter im Land, ist bisher noch nicht voll.“
Hier wird also gesagt, dass der Auszug in der vierten Generation geschieht. Das stellt uns vor ein Problem: Von Abraham aus gerechnet sind es 400 Jahre – das passt mit der Entwöhnung Isaaks bis zum Auszug.
Aber vier Generationen? Die Israeliten, also Jakob und seine Söhne mit ihren Familien, gingen nach Ägypten. Ihr Aufenthalt dort betrug effektiv 215 Jahre, gerechnet ab dem Einzug Jakobs.
Nach der Bibel sind das genau vier Generationen. In 2. Mose 1,2 wird einer der zwölf Söhne genannt: Levi. Von Levi heißt es in 2. Mose 6,16-20, dass sein Sohn Kehat hieß, Kehat zeugte Amram, und Amram zeugte Mose. Mose zog aus. Das sind genau vier Generationen: Levi, Kehat, Amram, Mose.
Diese vier Generationen beziehen sich jedoch nur auf die 215 Jahre ab dem Einzug Jakobs nach Ägypten.
So haben wir hier eine stimmige Prophetie, die die 400 Jahre umfassend erklärt.
Der Auszug aus Ägypten fand im Jahr 1606 v. Chr. statt. Von dort aus gerechnet ergeben 400 Jahre das Jahr 2006 v. Chr. für die Entwöhnung Isaaks und die Einsetzung als Alleinerbe.
Schlussbemerkung und Pause
Jetzt ist Zeit für eine Pause von einer Viertelstunde.