
Jetzt geht es um Bewunderung und Wertschätzung. Ihr erinnert euch sicher an den ersten Abend, oder? Einer der vier Feinde unseres Herzens ist Neid und Eifersucht. Es gibt keinen einzigen Menschen, der nicht mehr oder weniger damit kämpft.
Neid entsteht immer dann, wenn jemand anderes erfolgreicher, schneller, besser oder schöner ist als ich. Und ich mir damit schwer tue.
Wie erkenne ich Neid in meinem Herzen? Erinnert ihr euch? Ich erkenne Neid daran, wenn ich mich darüber freue, dass jemand, der erfolgreicher ist als ich, versagt oder verliert. Wenn mir das Freude bereitet, ist das ein Zeichen dafür, dass ich neidisch bin. Denn warum sollte man sich darüber freuen, wenn ein anderer versagt? Das ist völlig irrational.
Wenn man sich darüber freut, ist das ein klares Zeichen für Neid. Neid und Eifersucht sind ungute Feinde, weil sie uns eher hässlich machen. Obwohl Neid irrational ist, ist er dennoch sehr real im Leben.
Die einzige wirksame Gegenwaffe, um Neid zu überwinden, ist, Anerkennung, Komplimente und Bewunderung gegenüber meinem Nächsten auszusprechen – besonders gegenüber dem, den ich beneide.
Erinnert ihr euch? Wenn ihr jemanden beneidet, dann geht hin und macht ein Kompliment, auch wenn ihr euch nicht danach fühlt. Es wird eurem Herzen guttun. Und...
Ich möchte heute Abend mit einer Botschaft aus dem Hohelied abschließen. Das ist ein Buch im Alten Testament. Wie viele von Ihnen kennen das Hohelied? Nicht viele, würde ich sagen, vielleicht ein Drittel.
Das Hohelied war für Juden früher verboten zu lesen, bis sie dreißig Jahre alt waren – genauso wie das Buch Ezechiel. Es war verboten, weil es sehr deutlich um Sex in der Ehe geht. Das wird ganz poetisch, aber auch sehr kraftvoll beschrieben: wie schön er sie findet, wie schön sie ihn findet und wie schön Sex ist.
Darum durften sie es früher nicht lesen. Jetzt wissen Sie genau, was Sie heute Nacht lesen.
In dem Buch Hohelied geht es um zwei Personen, nämlich König Salomo und seine Geliebte, die er später geheiratet hat. Ihr Name ist Sulamit.
Wenn man das Hohelied liest, kann man eine Sache nicht übersehen: Die beiden Verliebten überschütten sich gegenseitig mit Komplimenten, Bewunderung und Wertschätzung. Das ist eine Lektion, die man aus diesem Buch der Bibel lernen kann – nämlich sich gegenseitig wertzuschätzen und zu bewundern.
Wenn ich jetzt daraus vorlese, wird der eine oder andere vielleicht sagen, das ist eine etwas gewagte Sprache. Aber man darf nicht vergessen: Das wurde vor dreitausend Jahren geschrieben, es ist antike Literatur. Zweitens ist es poetisch, und drittens wurde es im hebräischen Umfeld verfasst, also in einer anderen Kultur.
Lesen wir, was im Hohelied Kapitel 4, Vers 1 über sie gesagt wird. Er spricht hier über sie, und Ehemänner sollten zuhören. So sollte kein Mann über eine Frau reden.
„Siehe, schön bist du, meine Freundin, siehe, du bist schön.“ Wichtig ist, dass er das zu der Frau sagt, die ihm gehört. Ich kann das nicht oft genug betonen. Vor zwanzig Jahren habe ich ihr das einmal gesagt, und es war gut, es wieder einmal zu tun.
„Deine Augen leuchten wie Tauben hinter einem Schleier hervor, dein Haar ist wie eine Herde Ziegen.“ Spätestens hier bekommt sie eine kleine Rüge, wenn man ihr so etwas sagt. Aber genau das meine ich: Das ist poetisch. Man kann ja auch andere Worte verwenden.
„Es ist wie eine Herde Ziegen, die vom Gebiet Gilead hüpfen. Deine Zähne sind wie eine Herde frisch geschorener Schafe, die aus der Schwemme hervorkommen. Jeder Zahn hat einen Zwilling, keiner fehlt, und keiner ist beschädigt.“
„Wie ein karmesinroter Schnur sind deine Lippen, und dein Mund ist lieblich. Wie eine Granatapfelscheibe schimmert deine Schläfe hinter deinem Schleier hervor. Dein Hals ist wie ein Turm Davids, der rund gebaut ist; tausende Schilde hängen daran, alle Schilde von Helden. Deine zwei Brüste sind wie zwei Kitzer, Zwillinge von Gazellen, die in den Lilien weiden.“
So bewundert er sie in poetischer Sprache. Er findet kaum Worte, um zu beschreiben, wie schön und besonders sie ist.
Nun kommen wir zu dem, was sie über ihn sagt, im Hohelied 5, Vers 10:
„Mein Geliebter ist weiß und rot, hervorragend unter Zehntausenden. Sein Haupt ist feines, gediegenes Gold, seine Locken sind Dattelsprossen, schwarz wie der Rabe. Seine Augen sind wie Tauben an Wasserbächen, in Milch gebadet. Seine Zähne sitzen fest in der Fassung, seine Wangen sind wie ein Balsambeet, das Würzkräuter sprießen lässt. Seine Lippen sind Lilien, die von flüssiger Myrrhe triefen.“
Und dann sagt sie zum Schluss noch zu ihm im Vers 16:
„Sein Gaumen ist Süßigkeit, und alles an ihm ist begehrenswert. Das ist mein Geliebter, und das ist mein Freund, ihr Töchter Jerusalems.“
Das heißt, sie spricht so über ihn.
Und wenn man etwas von dem Buch lernt – abgesehen von der Sprache und der Poesie – dann ist es Folgendes: Gegenseitige Bewunderung und Wertschätzung sind nicht nur für das Eheleben wichtig, sondern für das Gemeindeleben insgesamt.
Eine Ehe soll idealerweise eine Gemeinschaft der Liebe sein. Ebenso soll jede Kirchengemeinde idealerweise eine Gemeinschaft der Liebe sein.
Der Grund, warum das oft nicht der Fall ist, ist ganz einfach: Wir geben Neid und Eifersucht in unseren Herzen Raum und verweigern uns gegenseitig Bewunderung und Wertschätzung.
Die Botschaft für diese Stunde lautet, glaube ich, Simon: Wenn Bewunderung und Wertschätzung verloren gehen, dann geht auch die Liebe verloren. Das ist ganz, ganz wichtig.
Wenn Bewunderung verloren geht, wenn ihr euch nicht mehr bewundert, dann weiß ich: Da ist keine Liebe mehr. Das lernen wir von der Bibel.
Wenn man Liebe überhaupt messen kann, dann vielleicht an diesem Kriterium: Wie viel Bewunderung und Komplimente gibst du deinem Ehepartner? Das entscheidet darüber, wie viel Liebe in deiner Beziehung ist.
Und allgemein, ganz unabhängig davon, ob du verheiratet bist oder nicht: Wie viel Wertschätzung drückst du deinen Eltern, deinen Kindern oder deinen Kollegen aus? Wo dies fehlt, gibt es keine Liebe.
Wo Wertschätzung und Bewunderung fehlen, geschieht Folgendes: Es baut sich Distanz auf. Das gilt in Ehen, aber auch in Firmen und Familien.
Es entsteht eine Fremdung. Man wird sich immer fremder, man redet übereinander statt miteinander – ein typisches Zeichen. Man fängt an, seine eigenen Wege zu gehen. Der eine tut das, der andere das.
Kritik wird wichtiger als Lob, und Eigeninteresse wichtiger als das Miteinander. Das Problem dabei ist, dass dieser Prozess meist schleichend verläuft. Am Anfang merkt man es gar nicht. Und plötzlich stellst du dir die Frage: Wo sind wir eigentlich angekommen?
Weißt du, was einer der Gründe dafür ist? Ihr habt euch gegenseitig keine Bewunderung mehr ausgesprochen. Dann wird es immer kälter, die Liebe erkaltet.
Vielleicht merkst du, dass sich in deiner Ehe oder Familie über die letzten Monate oder Jahre Distanz aufgebaut hat.
Übrigens, was ist Liebe eigentlich? Liebe ist nichts anderes als die Sehnsucht nach Beziehung.
Und was ist Sünde? Sünde ist nichts anderes als Entfremdung oder Zerstörung von Beziehung. Darum ist die erste Sünde diejenige, bei der sich der Mensch von Gott entfremdet hat. Der Mensch hat gesagt: „Gott, du kannst mal stecken bleiben.“ Die Beziehung ist zerbrochen – das ist Sünde. Sünde ist, wenn Beziehungen zerbrochen sind.
Wisst ihr, was automatisch passiert? Da müssen wir uns nicht anstrengen: Beziehungen zu vernachlässigen. Das geschieht ganz von selbst.
Wenn wir uns dessen nicht bewusst werden, gehen wir einfach unsere eigenen Wege. Jeder geht dann für sich, und das passiert von alleine.
Es ist die Liebe, die uns dazu zwingt, immer wieder auf den anderen zuzugehen. Sie bringt uns dazu, Bewunderung auszudrücken und den anderen wahrzunehmen.
Und das nächste Thema ist Simon, der erste Streit, den wir jetzt im Hohelied zwischen diesen zwei Personen, Salomo und der Sulamit, lesen. In den ersten drei Kapiteln finden wir nur Komplimente und Bewunderung. Im Kapitel vier und vor allem im Kapitel fünf erleben wir dann den ersten Streit.
Es ist faszinierend, wie die Bibel uns zeigt, wie man mit einem Streit oder Konflikt umgehen soll. In den ersten drei bis vier Kapiteln haben sie geheiratet – das kannst du selbst daheim nachlesen. Im fünften Kapitel sind sie bereits verheiratet und alles ist benannt. Dann kommt er zu seiner Geliebten nach Hause, und folgendes geschieht: Er steht vor einer verschlossenen Tür. Im Hohelied 5,2 steht: „Ich schlief, aber mein Herz war wach; siehe, mein Geliebter klopft. Öffne mir, meine Schwester, meine Freundin, meine Taube, meine Vollkommene!“
Er bittet sie, die Tür zu öffnen, und sagt: „Was ist denn, mein Kopf ist voller Tau, meine Locken sind voll von Tropfen der Nacht; hat es dir wehgetan?“ (Hohelied 5,3). Sie liegt bereits im Bett, er klopft nass vor der Tür. Sie antwortet: „Ich habe meinen Leibrock schon ausgezogen, wie soll ich ihn wieder anziehen? Ich habe meine Füße schon gewaschen, wie soll ich sie wieder beschmutzen?“ Sie sagt weiter, dass andere auf sie warten, und dass sie schon im Bett liegt. Sie fühlt sich ausgezogen und abgelehnt.
Die Frage ist: Wie geht man mit so einer Situation um, wenn man sich nach einer Beziehung sehnt, der andere aber blockt? Genau das geschieht hier. König Salomo hätte die Wachen holen und sagen können: „Aufbrechen, das mache ich nicht mehr mit!“ – so wie ein John Wayne im Western. Aber er tut etwas ganz anderes. Und genau das zeigt uns, wie man biblisch mit einem Konflikt umgeht. Es ist faszinierend, was wir aus dieser Geschichte lernen dürfen.
Das fasziniert mich so am Wort Gottes: Die Bibel erklärt uns nicht nur, wie wir von Sünden erlöst werden und mit Jesus versöhnt leben können. Sie zeigt uns auch, wie wir täglich in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen leben sollen.
In 2. Timotheus 3,16 steht ein sehr wichtiger Vers: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.“ Das heißt, die ganze Schrift ist von Gott gegeben. Das ist nicht irgendein Wort, sondern Gottes Wort. Es dient dazu, uns zu überführen, zu ermutigen und zu korrigieren. Das Schönste daran ist: Gott sagt uns nicht nur, was wir tun sollen, sondern er gibt uns auch die Kraft, es zu tun. Das haben wir bereits am ersten Abend besprochen.
Jetzt schauen wir uns den richtigen Umgang mit Streit an. Im Hohelied finden wir eine Geschichte dazu. Ich habe übrigens eine Serie von einem gewissen Jürgen Fischer gehört – ich kenne ihn nicht persönlich – der neun Punkte zum Hohelied aufgezählt hat. Diese habe ich mehr oder weniger übernommen, etwas anders formuliert, aber sie haben mir sehr gefallen.
Die Bibel erzählt immer in Geschichten, weil man sich Geschichten viel leichter merkt. Deshalb ist das Hohelied auch nicht systematisch mit Punkt eins, Punkt zwei, Punkt drei aufgebaut, sondern es erzählt eine Geschichte. So lernt man die Lektionen leichter.
Wie geht man mit einem Streit richtig um? Obwohl es hier um einen Ehestreit geht, gelten die Prinzipien für jeden Streit.
Die erste Lektion finden wir in Hohelied 5,6: „Ich öffnete meinem Geliebten, aber mein Geliebter wandte sich ab und ging weiter.“ Die Lektion lautet: Fange keinen Streit an, sondern geh einfach einmal weg. In Sprüche 17,14 heißt es: „Der Anfang eines Streits ist wie das Loslassen von Wasser; bevor der Streit losbricht, lass ab.“ Bevor ein Streit richtig entbrennt, ist es besser, einmal weiterzugehen.
Das Gute am Streit ist, dass du merkst, wann er kommt. Es ist der Moment, in dem Enttäuschung, weil der andere dich verletzt hat, in Zorn und Aggression übergeht, die Temperatur steigt – du merkst, jetzt wird es kritisch. Dann ist es gut, einfach einmal weiterzugehen. Von keinem Streit, das tut Salomo.
Die zweite Lektion: Der enttäuschte Salomo begegnet dem anderen mit Liebe. Das ist sehr lieblich beschrieben in Hohelied 5,4: „Mein Geliebter streckte seine Hand durch die Öffnung, und meine Gefühle für ihn wurden erregt. Ich stand auf, um meinem Geliebten zu öffnen; meine Hände tropften von Myrrhe, meine Finger von flüssiger Myrrhe, als ich sie auf den Riegel legte.“
Das ist poetisch, aber man muss verstehen, dass Myrrhe damals ein Symbol für Liebe war. Früher gab es keine Visitenkarten, aber man erkannte jemanden an seinem Duft. Obwohl sie ihn abgewiesen hat, hinterlässt er ein Zeichen der Liebe. Er deckt es nicht zu, sondern geht weiter und zeigt Liebe.
In Sprüche 17,9 steht: „Wer Vergehen zudeckt, der sucht Liebe.“ Liebe deckt also nicht immer auf, sondern deckt auch zu. Es ist noch keine Versöhnung, aber ein guter Anfang.
Im Hohelied 5,6 heißt es weiter: „Ich war außer mir, dass er weg war; ich suchte ihn, doch ich fand ihn nicht; ich rief ihn, doch er antwortete nicht. Die Wächter der Stadt fanden mich, schlugen mich und verwundeten mich; sie nahmen mir meinen Überwurf weg.“
Das führt zur dritten Lektion: Überlasse Gott das Gericht über falsches Verhalten und Sünde. Wenn du in einer Beziehung verletzt wirst, schlag nicht mit Gleichem zurück. Überlasse es Gott, mit dem anderen umzugehen. Gott vergibt gerne, aber Sünde bleibt nicht ohne Konsequenzen. Salomo tut nicht Gleiches mit Gleichem zurück, sondern geht weiter und vertraut darauf, dass Gott sich um den anderen kümmert.
Das ist eine wichtige Lektion im Streit: Du musst nicht selbst Rechenschaft oder Rache nehmen, sondern kannst es Gott überlassen. Wenn es zu kalt wird, mach die Tür wieder zu, wenn es wärmer wird, öffne sie.
Die Sulamit sucht auf dem Weg ihren Geliebten, wird aber geschlagen – sie bezahlt einen Preis. Wenn man sich vom Partner distanziert, verliert man den Schutz des Partners und leidet Schmerz. Das lernen wir hier.
Die vierte Lektion lautet: Lass dir helfen. Auf der Suche nach ihrem Geliebten trifft sie in Hohelied 5,8 andere Frauen und bittet sie um Hilfe: „Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems, wenn ihr meinen Geliebten findet, was wollt ihr ihm sagen? Dass ich krank bin vor Liebe?“
Es ist nicht verkehrt, um Hilfe zu bitten, wenn man Probleme in der Beziehung hat. Im Hohelied werden oft „die kleinen Füchse“ erwähnt, die die Weinberge verderben (Kapitel 2,15). Das sind die kleinen Probleme, die einen Streit auslösen können. Es ist gut, Hilfe zu suchen, bevor die Katastrophe eintritt.
Die Töchter Jerusalems sind hier gute Seelsorgerinnen, die Fragen stellen. Eine Seelsorge soll vor allem Fragen stellen.
Im Vers 10 schwärmt die Sulamit von ihrem Geliebten: „Mein Geliebter ist weiß und rot, hervorragend unter Zehntausenden.“ Sie beschreibt seine besonderen Eigenschaften.
Eine Frage an die, die verheiratet sind und vielleicht gerade Streit mit dem Ehepartner haben: Wenn dich jemand fragt, was dein Mann oder deine Frau für ein Typ ist, was antwortest du? Im Streit tendiert man oft dazu, negativ zu sprechen. Doch es ist wichtig, an die guten Seiten des anderen zu denken und gut über ihn zu reden.
Ein Freund von mir, der inzwischen geschieden ist, hat einmal gesagt, er rede grundsätzlich nicht mit Freunden über seine Ehe. Ich halte das nicht für weise, denn manchmal ist ein Rat sehr hilfreich. Leider suchen viele Menschen erst Hilfe, wenn schon alles kaputt ist. Es ist besser, Hilfe zu suchen, bevor es zu spät ist.
Die fünfte Lektion lautet daher: Denke im Streit an die guten Dinge des anderen. Wenn du gut über den anderen redest, entsteht der Wunsch nach Zweisamkeit. Wenn du nur negativ denkst und sprichst, wächst die Distanz.
Im Hohelied gibt sie ihrem Geliebten nur Komplimente und drückt ihre Bewunderung aus. Das erzeugt den Wunsch, wieder zusammen zu sein.
Es ist auch hilfreich, mit der Person zu reden, nicht nur über sie.
Im Hohelied 5,16 heißt es: „Sein Gaumen ist Süßigkeit, alles an ihm ist begehrenswert; das ist mein Geliebter, das ist mein Freund, ihr Töchter Jerusalems!“
In Kapitel 6, Vers 1 fragen sie: „Wohin ist dein Geliebter gegangen, du Schönste unter den Frauen?“
Sie antwortet in Vers 2: „Mein Geliebter ist in seinen Garten hinabgegangen, zu den Balsambäumen, um in den Gärten zu weiden und Lilien zu pflücken.“
Sie weiß genau, wo er ist, obwohl sie ihn sucht. Das zeigt, dass die Distanz vor allem innerlich war. Sobald du innerlich beginnst, gut über den anderen zu denken und zu sprechen, hast du die Distanz überwunden.
Im Neuen Testament kennen die meisten die Geschichte vom verlorenen Sohn (Lukas 15). Der Sohn entfernt sich vom Vater, verschwendet sein Erbe, doch der Vater liebt ihn immer gleich und empfängt ihn freudig zurück. Nur der Sohn hat sich entfernt und die Liebe des Vaters nicht erfahren können.
Genauso gilt Gottes Liebe für jeden von uns gleich. Die Frage ist nur, ob wir zu ihm kommen, um diese Liebe zu erleben.
Hans-Joachim Eckstein schrieb: „Mögen wir uns auch tausend Schritte von Gott entfernt haben, so bedarf es dank der Liebe Gottes nicht mehr als eines einzigen Schrittes, um zu ihm zurückzukehren.“
Vielleicht bist du jahrelang von Gott weggelaufen, doch seine Liebe bleibt gleich.
Die sechste Lektion im Streit lautet: Der verletzte Liebhaber zieht sich nicht zurück. In Kapitel 6, Vers 2 heißt es: „Mein Geliebter ist in seinem Garten hinabgegangen, um in den Gärten zu weiden und Lilien zu pflücken.“ Er ist da und wartet auf sie.
Persönlich fällt mir das am schwersten. Ich wohne zum Beispiel mit einer Frau zusammen, die auch streitet. Ich gehe Streit eher aus dem Weg, aber ich ziehe mich nicht nur zurück, ich entferne mich auch von ihr, weil ich denke, sie soll merken, dass ich nichts mehr mit ihr zu tun haben will.
Das ist nicht klug. Salomo hat das nicht getan. Er ist geblieben, wo er hingehört. Sie wusste genau, wo er war. Das ist eine wichtige Lektion. Ich brauche Jesus, denn mein Stolz ist zu groß, und ich will, dass der andere genauso leidet wie ich. Aber Salomo tut das nicht – das lernen wir aus der Bibel.
Die siebte Lektion lautet: Es wird nicht nachgetragen. Interessant ist, wie Salomo reagiert, nachdem sie zurückkommt. In Kapitel 6, Vers 4 sagt er: „Schön bist du, meine Freundin, anmutig wie Jerusalem, furchterregend wie Kriegsscharen!“
Hier steht Jerusalem für Eleganz und Kriegsscharen für Stärke. Salomo bestätigt ihr, dass sie eigenständig, stark und schön ist. Ihr Fehlverhalten hat ihre Schönheit und Stärke nicht gemindert.
Sie muss sich nicht unterwerfen oder betteln, sondern er spricht ihr Wert und Würde zu – so wie am ersten Tag. Das ist eine wichtige Lektion: Wir dürfen Fehler des Partners nicht benutzen, um ihn fertigzumachen. Jeder macht Fehler, aber wir sollen dem anderen den Wert zusprechen wie am Anfang.
Die achte Lektion lautet: Versöhnung kann man nicht erkaufen. Nachdem sie zurückkehrt und er sie bestätigt, sagt er in Vers 5: „Wende deine Augen von mir ab, denn sie verwirren mich. Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die vom Gilead herabsteigen.“
Er meint: Schau mich nicht so an, weil ich dann gleich mit dir schlafen will. Was lernen wir daraus? Bei Versöhnung ist Sex nicht das Wichtigste.
Die Gefahr ist, dass Versöhnung nur durch Sex erkauft wird. Ich habe mit einem Mann gesprochen, der im Rotlichtviertel gearbeitet hat. Er sagte, die einzige Genugtuung für Prostituierte sei, dass der Mann nicht alles bekommt, was er will, sondern dafür bezahlen muss.
Salomo will hier keinen Sex, sondern versichert ihr, dass er sie um ihrer selbst willen liebt. Sie muss sich nichts erkaufen. Er betont ihre Einzigartigkeit.
Die neunte und letzte Lektion lautet: Übernimm Verantwortung für Fehler und mach es wieder gut. In den Versen 11 und 12 heißt es: „Wiederum ging ich in den Nussgarten hinab, um die jungen Triebe des Tales zu betrachten, ob der Weinstock treibt, ob die Granatapfelbäume blühen. Ich setzte mich, ich weiß nicht wie, mein Verlangen auf die Prachtwagen meines edlen Volkes.“
Das ist poetisch, aber es bedeutet: Sie geht in den Garten, wie bei der Hochzeitsnacht, und ihr Verlangen für den anderen wird neu entfacht.
Das Schöne ist: Wenn man sich darauf einlässt, entsteht eine neue Tiefe der Beziehung, die man vorher nicht kannte. An diesem Punkt ist jeder Streit zu Ende.
Das Gute an einem Streit ist, dass er wiederkommen kann – und mit jeder Auseinandersetzung besteht die Chance, dass die Beziehung noch tiefer wird als zuvor. Manchmal findet man erst im Streit zur ersten Liebe zurück.
Darum sollte man Streit vermeiden – man soll nicht Streit suchen, damit es besser wird, das ist Unsinn. Aber wenn man streitet, soll man weise damit umgehen und den Streit nutzen, um die Liebe des Partners neu zu entdecken.
Zum Schluss noch ein Gedanke zu Jesus, unserem Bräutigam. Für diejenigen, die die Bibel nicht lesen, ist das vielleicht neu. Im Neuen Testament wird Jesus manchmal als Bräutigam dargestellt, und die Gläubigen als Braut. Das ist ein Bild für die Beziehung zwischen Gott und Mensch.
Gott wird im Alten Testament manchmal Vater genannt, manchmal Mutter, Freund, Bruder – und auch Bräutigam. Wir sind mit Christus verheiratet. Deshalb tragen Nonnen oder Diakonissenschwestern einen Ehering, weil sie mit Christus verheiratet sind.
Jesus als Bräutigam ersehnt sich nur nach dir.
In den letzten Wochen habe ich mich gefragt: Was ist in meinem Leben unaufgebbar? Du kannst das auch praktisch machen: Überlege, wenn du nur drei Dinge für dein Zuhause behalten dürftest, was wären das? Was würdest du aufgeben?
Ich habe darüber nachgedacht: Mein Laptop, meine Bücher, meine Ausrüstung – das sind praktische oder emotionale Dinge. Aber was ist wirklich unaufgebbar?
Für mich ist es Jesus Christus. Ich kann mir keinen Tag ohne ihn vorstellen. Paulus sagt: „Mein Leben ist Christus.“ So sehe ich das auch.
Am Dauernhof ist für uns Christen unaufgebbar, dass wir uns treffen, auf Jesus hören und miteinander beten. Wenn wir das aufgeben, haben wir alles verloren.
Es ist wichtig, Friedenstifter zu sein und anderen von Jesus zu erzählen. Wenn wir damit aufhören, verlieren wir alles. Das Haus oder Besitz sind nicht so wichtig, das ist alles aufgebbar.
Treue in der Lehre der Apostel, in der Gemeinschaft, im Brotbrechen und Gebet ist unaufgebbar. Wenn wir das aufgeben, haben wir alles verloren.
Zum Schluss noch ein letzter Gedanke: Was ist für Gott unaufgebbar? Wenn du Gott fragen würdest, was er nicht entbehren kann, würde er sagen: „Ich kann dich nicht entbehren.“
In Römer 8,31-32 heißt es: „Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein? Er hat nicht einmal seinen eigenen Sohn verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben.“
Gott hat alles gegeben, um dich zu gewinnen. Für Gott bist du unaufgebbar.
Das ist die gute Botschaft des Evangeliums. Gott hat sein Leben in Jesus hingegeben, weil er dich liebt und ohne dich nicht leben will.
Das ist der Grund, warum wir ABS machen, warum es den Dauernhof gibt und wofür mein Herz schlägt. Ich wünsche mir, dass alle Menschen Jesus kennenlernen. Es gibt nichts Größeres.
Ich möchte beten:
Lieber himmlischer Vater, es ist so gewaltig zu sehen, dass wir für dich unaufgebbar sind. Du bist wie der Bräutigam, der uns nachgeht, der auf uns wartet, der uns liebt, ermutigt und sein Leben für uns gibt.
Herr, wir wollen dieses Angebot nicht versäumen, zu dir zurückzukehren, heim zum Vater, dorthin, wo wir hingehören. Denn zu dir gehören wir, und du willst uns.
Danke, Herr, für alle, die jetzt zu dir zurückgekommen sind, jeden Einzelnen. Du kennst unsere Nöte, unsere Beziehungen, wo es nicht gut läuft, wo wir Tränen weinen, verzweifelt und enttäuscht sind.
Herr, wir wissen, wir brauchen dich, deine Gnade und deine Liebe, denn wir haben sie selbst nicht.
Ich bete, dass wir vergeben können, anderen vergeben und Vergebung annehmen. Dass wir Anerkennung und Wertschätzung aussprechen und ausdrücken, damit Neid und Gier nicht überhandnehmen.
Ich bete, dass wir durch deine Liebe großzügige Menschen werden, die ein Segen für andere sind und über uns hinausblicken – auf den anderen und auf dich.
Vater, nur du kannst uns das schenken, selbst können wir es nicht.
Wir bitten dich und dürfen erwarten, dass du es schenkst, weil du ein großer Gott bist.
Danke für diesen Abend, danke für deine Liebe zu uns. Sprich uns jeden Tag neu an, egal wo wir stehen und was wir tun.
Dies mein Gebet, im Namen Jesu, Amen.
Und da haben wir eine Geschichte im Hohelied. Ich habe übrigens eine Serie über das Hohelied gehört, die von einem gewissen Jürgen Fischer stammt. Ich kenne ihn persönlich nicht, aber er hat dort neun Punkte aufgezählt. Diese habe ich mehr oder weniger übernommen, wenn auch ein wenig anders. Mir hat sehr gefallen, wie er das dort dargestellt hat.
Die neun Punkte sind die erste Lektion und die Punkte zwei bis neun. Manchmal vergisst man solche Punkte leicht. Deshalb erzählt die Bibel immer in Geschichten, denn Geschichten merkt man sich viel leichter.
Deshalb ist der Zoll auch für Kinder geeignet. Wenn ein Kind fünf oder sechs Jahre alt ist, ist der Zoll vielleicht eine Gute-Nacht-Geschichte. Der Zoll ist nicht systematisch aufgebaut, also nicht so, dass Punkt eins das ist und Punkt zwei das, sondern man erzählt eine Geschichte. Geschichten merkt man sich besser als systematische Punkte.
Ich werde nun die neuen Lektionen anhand dieser Geschichte erzählen. Wie geht man mit einem Streit richtig um? Es geht hier zwar um einen Ehestreit, aber die Prinzipien gelten für jeden Streit.
Die erste Lektion, die wir lernen, steht im Kapitel 5, Vers 5 – beziehungsweise in Vers 6. Dort lesen wir: „Ich öffnete meinen Geliebten, sie hat sich dann noch einmal überlegt, aber mein Geliebter hat sich abgewandt und ist weitergegangen.“
Die erste Lektion lautet: Simon, fange keinen Streit an. Geh einfach einmal weg.
Dazu gibt es einen wichtigen Vers in Sprüche 17, Vers 14. Dort lernen wir: „Wie einer, der Wasser entfesselt, der Wasser loslässt, so ist der Anfang eines Streits.“ Bevor also der Rechtsstreit richtig losbricht, lass ab.
Das heißt: Bevor ein Streit richtig beginnt, ist es klüger, einmal weiterzugehen.
Weißt du, was das Gute am Streiten ist? Du merkst, wann er kommt. Es ist der Moment, in dem die Enttäuschung – weil der andere dich verletzt hat – in Zorn und Aggression übergeht. Die Temperatur steigt, und du spürst, dass es jetzt kritisch wird.
Wenn du also merkst, dass ein Streit aufkommt, ist das gut. Was tust du dann? Geh einfach einmal weiter.
Keinen Streit anfangen – das tut der Weise, das tut Salomo.
Die zweite Lektion
Als der enttäuschte Salomon in dem Fall war, begegnete der enttäuschte Mann im Streit dem anderen mit Liebe. Das ist ganz lieblich beschrieben, und zwar im Hohelied Kapitel 5, Vers 4:
„Mein Geliebter streckte seine Hand durch die Öffnung, da wurden meine Gefühle für ihn erregt. Ich stand auf, um meinem Geliebten zu öffnen, da tropften meine Hände von Myrrhe, meine Finger von flüssiger Myrrhe, als ich sie legte in die Griffe des Riegels.“
Das ist zum einen poetisch, zum anderen muss man verstehen, dass es früher so war: Du hattest keine Visitenkarten. Vor dreitausend Jahren gab es so etwas noch nicht. Das Gewisssein, dass jemand da war, beruhte auf anderen Zeichen. Zum Beispiel trug jemand Myrrhe im Säckchen oder ein anderes Gewürz. Der Geruch, wenn er am Griff war, gab dem anderen die Gewissheit, dass er wirklich da war.
Das ist einfach kulturell bedingt und kann man nachlesen – eine ganz interessante Sache. Myrrhe im Hohelied ist ein Symbol für Liebe. Das heißt, obwohl sie ihn abgewiesen hat, hinterlässt er ein Zeichen der Liebe für sie. Er deckt es nicht auf, er macht es nicht fertig, sondern er geht weiter und hinterlässt ein Zeichen der Liebe.
Sprüche 17, Vers 9 haben wir schon genannt, und die zweite Stelle ist, was ich gerade gesagt habe, Sprüche 17,9:
„Wer Vergehen zudeckt, der strebt nach Liebe.“
Das heißt, Liebe deckt nicht immer auf, Liebe deckt auch zu. Es ist noch keine Versöhnung, sie sind noch nicht versöhnt, aber es ist ein guter Anfang.
Was dann geschieht, lesen wir im Hohelied Kapitel 5. Nachdem sie bemerkt hat, dass er weg ist, dass er nicht mehr da ist, heißt es in Vers 6: „Ich öffnete meinem Geliebten, aber mein Geliebter hat sich abgewandt und war weitergegangen. Ich war außer mir, dass er weg war; ich suchte ihn, doch ich fand ihn nicht; ich rief ihn, doch er antwortete mir nicht. Es fanden mich die Wächter, die die Stadt durchstreiften; sie schlugen mich und verwundeten mich. Die Wächter der Mauern nahmen mir meinen Überwurf weg.“
Was bedeutet das? Das ist die dritte Lektion, die wir lernen: Überlasse Gott das Gericht über falsches Verhalten und Sünde. Das heißt, wenn du in einer Beziehung verletzt wirst, schlag nicht mit Gleichem zurück. Du solltest nicht denken: „Du hast mir das angetan, also tue ich das auch, weil du es verdient hast.“ Stattdessen überlasse es Gott, mit dem anderen umzugehen.
Unser Gott ist ein Gott, der Sünde gerne vergibt, aber er ist auch ein Gott, der uns erzieht. Sünde bleibt nicht ohne Konsequenzen. In diesem Fall sagt Salomo: „Ich tue nicht Gleiches mit Gleichem zurück, ich gehe weiter, und Gott wird sich um den anderen kümmern.“ Das ist eine ganz wichtige Lektion, die man im Streit lernen sollte. Ich muss nicht selbst Rache üben oder Rechenschaft fordern, sondern ich kann es Gott überlassen.
Die Sulamith sucht in diesem Abschnitt ihren geliebten Herzen, aber sie wird geschlagen. Das heißt, sie bezahlt einen Preis dafür. Das ist auch so, wenn man sich in einer Ehe vom Partner distanziert: Man verliert den Schutz des Ehepartners. Man leidet Schmerz und verliert den Schutz des Partners. Das lernen wir genau hier. Sie hat ihn abgewiesen, er ist weitergegangen, und sie hat den Schutz verloren.
Die vierte Lektion lautet: Lass dir helfen. Auf dem Weg, auf der Suche nach ihrem Geliebten, trifft sie im Hohelied 5, Vers 8, ein paar Frauen. Sie sagt: „Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems, wenn ihr meinen Geliebten findet, was wollt ihr ihm ausrichten? Dass ich krank bin vor Liebe?“
Was hat dein Geliebter einer anderen Frau voraus? „Du Schönste unter den Frauen, was hat dein Geliebter einem anderen Geliebten voraus, dass du ihn so beschwörst?“ Die Sulamith wendet sich an andere Frauen und bittet sie um Hilfe. Es ist nicht verkehrt, um Hilfe zu bitten, wenn man Probleme in der Beziehung hat.
Im Hohelied liest man interessanterweise, dass es oft die kleinen Dinge sind, die in Beziehungen Schaden anrichten. Das Hohelied nennt sie „die kleinen Füchse“. Kapitel 2, Vers 15 sagt zum Beispiel: „Fangt uns die Füchse, die kleinen Füchse, die die Weinberge verderben.“
Bei Streit, auch in Ehen, ist meistens klar: Am Anfang stehen die kleinen „Füchse“, die den ganzen Weinberg zerstören. Deshalb ist es gut, Hilfe zu suchen, und man sollte sich dafür nicht schämen.
Ein Freund von mir, der inzwischen leider geschieden ist, sagte einmal, er rede prinzipiell nicht mit seinem Freund über seine Ehe, weil das nichts mit ihm zu tun habe. Ich weiß nicht, ob das weise ist, denn manchmal kann ein Rat sehr hilfreich sein – vielleicht nicht immer, aber manchmal.
Meistens suchen Menschen erst Hilfe, wenn eigentlich schon alles zerbrochen ist, gerade in Ehesachen. Wenn alles schon kaputt ist, dann ist oft nicht mehr viel zu retten. Deshalb ist es gut, Hilfe zu suchen, bevor eine Katastrophe eintritt. Die meisten Probleme kann man eigentlich gut lösen.
Die Töchter Jerusalems, die hier um Hilfe gebeten werden, sind gute Seelsorger. Sie stellen eine Frage: „Was hat dein Geliebter einem anderen voraus?“ Eine Seelsorge soll in erster Linie Fragen stellen.
Im Vers 10 schwärmt die Sulamith von ihrem Wirbelwind, ihrem Geliebten. Sie sagt: „Sie fragen ja, was hat dein Geliebter, wieso suchst du nur so? Mein Geliebter ist weiß und rot, er ist hervorragend unter Zehntausenden.“ Dann beschreibt sie in einer langen Liste, was er alles Besonderes ist.
Eine Frage an dich: Für die, die verheiratet sind und vielleicht gerade Streit mit dem Ehepartner haben: Wenn dich eine Frau fragt, was für ein Typ dein Mann ist, oder wenn es ein Mann ist, was für ein Typ deine Frau ist – was antwortest du? Wenn alles gut ist, ist das ja nicht so schwierig. Aber wenn man im Streit ist, ist das, was man sagt, positiv oder negativ? Oder sagt man: „Da muss ich mal nachdenken.“ Rede ich mir das Gute schön oder denke ich nur an das Schlechte?
Ich war einmal bei einem Ehepaar, das große Probleme hatte. Der Mann schimpfte nur über seine Frau. Ich sagte ihm: „Wenn du wirklich weißt, dass es gut wird, dann hör auf, schlecht über sie zu reden – vor anderen Menschen.“ Sicher, irgendwann passiert das mal, aber er machte weiter. Kurz darauf ließen sie sich scheiden.
Darum die fünfte Lektion: Im Streit denke an die guten Dinge des anderen. Wo man gut ist, ist es nicht schwierig, das zu sehen. Im Streit ist es eine gute Sache, an die guten Seiten des anderen zu denken und gut über ihn zu sprechen. Denn wenn ich das tue, entsteht der Wunsch nach Zweisamkeit.
Wenn du nur negativ über den anderen denkst und sprichst, wird die Distanz immer größer. Darum gibt sie im Streit nur Komplimente. Sie sagt nur Gutes. Indem sie das tut, entsteht in ihr der Wunsch, mit ihm zusammen zu sein.
Wenn du im Streit liegst, merke dir: Es ist ganz hilfreich, an all die Eigenschaften zu denken, die du schätzt und bewunderst. So wirst du anfangen, anders über die Person zu denken.
Eine weitere Hilfe ist: Redest du mit der Person oder nur über die Person? Es ist besser, mit der Person zu reden, nicht über sie. Das sind einfache Hilfen, die wir aus der Bibel lernen. Es ist faszinierend, wie Gott uns hilft, in guten Beziehungen zu leben.
Dann gibt es eine interessante Passage im Hohelied 5, Vers 16. Dort sagt sie: „Sein Gaumen ist Süßigkeit, alles an ihm ist begehrenswert. Das ist mein Geliebter, das ist mein Freund, die Töchter Jerusalems.“
Im Kapitel 6, Vers 1 fragen sie: „Wohin ist dein Geliebter gegangen, du Schönste unter den Frauen?“ Jetzt wollen sie wissen, wohin er gegangen ist, denn sie sucht ihn ja. „Wohin hat dein Geliebter sich gewandt, dass wir ihn mit dir suchen?“
In Vers 2 heißt es: „Mein Geliebter ist in seinen Garten hinabgegangen zu den Balsam-Pflanzen.“ Sie wissen genau, wo er ist. Warum sagt sie das? Ich glaube, die Distanz war innerlich. Sobald du innerlich beginnst, gut über den anderen zu denken und zu reden, hast du die Distanz bereits überwunden. Du bist innerlich wieder bei ihm.
Ein Beispiel aus dem Neuen Testament: Die berühmteste Geschichte ist wahrscheinlich die vom verlorenen Sohn. Viele kennen sie. Der Vater hat zwei Söhne, er liebt beide. Ein Sohn will das Erbe, bevor der Vater gestorben ist, haut ab, verschwendet das ganze Geld und wäre fast verhungert. Dann kommt er zurück. Der Vater sieht ihn von weitem, läuft ihm entgegen, umarmt ihn, kleidet ihn neu und feiert ein großes Fest, weil der Sohn wieder da ist.
Was lernen wir daraus? Nur der Sohn hat sich vom Vater entfernt. Die Liebe des Vaters blieb immer dieselbe. Sie hat sich nie geändert. Nur der Sohn konnte diese Liebe nicht erfahren, weil er selbst weggegangen war.
Die Liebe Gottes gilt für jeden von uns gleichermaßen. Er hat jeden von uns gern. Die Frage ist nur, ob wir zu ihm kommen. Wenn nicht, erleben wir die Liebe nicht. Das ist der Punkt.
Hans Joachim Eckstein hat es schön formuliert: „Mögen wir uns auch tausend Schritte von Gott entfernt haben, so bedarf es dank der Liebe Gottes nicht mehr als eines einzigen Schrittes, um zu ihm zurückzukehren.“ Vielleicht bist du seit zehn Jahren von Gott weggelaufen, hast dich nicht um ihn gekümmert, aber er ist da, denn seine Liebe bleibt immer gleich.
Die sechste Lektion im Streit ist: Der verletzte Liebhaber hat sich nicht zurückgezogen. Wir lesen in Kapitel 6, Vers 2: „Mein Geliebter ist in seinen Garten hinabgegangen zu den Balsam-Pflanzen, um in den Gärten zu weiden und Lilien zu pflücken.“ Er ist da und wartet auf sie.
Ich muss ehrlich sagen, das fällt mir persönlich am schwersten. Ich wohne zum Beispiel mit einer Frau zusammen, die auch so streitet. Ich bin jemand, der Streit eher aus dem Weg geht. Aber ich gehe nicht nur dem Streit aus dem Weg, ich ziehe mich auch zurück. Ich denke: „Wenn sie so blöd ist, soll sie merken, dass ich nichts mehr mit ihr zu tun haben will.“ Das heißt, ich entferne mich von ihr.
Aber eigentlich ist das nicht klug. Mirlen, vom Hohelied, hat das nicht getan. Er ist immer da geblieben, wo er hingehört hat. Sie wusste genau, wo er war. Er hat sich nicht von ihr entfernt. Das ist eine gute Lektion.
Da brauche ich auch Jesus, denn mein Stolz ist oft zu groß. Ich denke: „Nein, ich bin verletzt, mein Stolz ist verletzt, sie soll das genauso spüren wie ich.“ Aber er tut das nicht. Das lernen wir aus der Bibel.
Die siebte Lektion ist: Es wird nicht nachgetragen. Interessant ist, wie Salomo reagiert, nachdem sie zurückkommt. In Kapitel 6, Vers 4 sagt er zu ihr: „Schön bist du, meine Freundin, so anmutig wie Jerusalem, furchterregend wie Kriegsscharen.“
Man muss die Sprache verstehen: Jerusalem steht hier für Eleganz, Kriegsscharen für Stärke. Indem Salomo diese Ausdrücke verwendet, sagt er ihr, dass sie ein eigenständiges, starkes und schönes Gegenüber ist. Ihr Fehlverhalten hat in seinen Augen nichts von ihrer Schönheit und Stärke genommen.
Sie muss sich nicht unterwerfen oder betteln, dass er ihre Autonomie annimmt. Stattdessen bestätigt er sie in ihrer Stärke und Schönheit.
Das ist eine ganz wichtige Lektion: Wir dürfen die Fehler des Partners nicht verwenden, um ihn fertigzumachen. Dein Partner macht Fehler, so wie du auch. Leider tun wir oft so, dass wir sagen: „Jetzt hat er mal diesen Fehler, und jetzt gebe ich ihm das zurück.“
Stattdessen sollten wir dem anderen Wert und Würde zusprechen, wie am ersten Tag. Salomo spricht zu ihr genauso wie in der Hochzeitsnacht. Das ist der Schlüssel.
Die achte Lektion lautet: Versöhnung kann man nicht erkaufen. Ein interessanter Vers. Nachdem sie zu ihm zurückkehrt und er sie bestätigt, sagt er in Vers 5: „Wende deine Augen von mir ab, denn sie verwirren mich. Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die vom Gilead heruntersteigen.“
Er sagt: „Schau mich nicht so an, weil ich mit dir gleich ins Bett gehen will.“ Was lernen wir daraus? Bei Versöhnung ist Sex nicht das Wichtigste.
Die Gefahr besteht darin, dass man sich nur durch Sex versöhnt. Gerade in einer Ehe kann das dazu führen, dass der andere glaubt, Versöhnung sei käuflich.
Ich habe einmal mit einer Prostituierten gesprochen, die im Rotlichtviertel arbeitete. Ich fragte sie, wie sie es aushält, jeden Tag mit perversen Männern zu schlafen. Sie sagte, die einzige Genugtuung sei, zu wissen, dass der Mann nicht alles bekommt, was er will – er muss dafür bezahlen.
Salomo will hier keinen Sex, sondern er will versichern, dass er sie um ihretwillen liebt. Sie kann und muss sich nichts erkaufen. Er liebt sie einfach, weil sie ist, und nicht, weil sie etwas tut. Er versichert ihr noch einmal, wie einzigartig sie ist.
Die neunte und letzte Lektion lautet: Übernimm die Verantwortung für Fehler und mach es wieder gut. Wir lesen in den Versen 11 und 12: „Wiederum in den Nussgarten ging ich hinab, um die jungen Triebe des Tales zu besehen, ob der Weinstock treibt, ob die Granatapfelbäume blühen. Ich setzte mich, ich weiß nicht wie, mein Verlangen auf die Prachtwagen meines edlen Volkes.“
Das ist wieder sehr poetisch und schwer zu verstehen, wenn man es nicht ein bisschen studiert. Was sie damit sagt, ist: „Ich ging in den Nussgarten, wie bei der Hochzeitsnacht, das Bild vom Garten, und ich weiß nicht wie, aber mein Verlangen ist neu entfacht – für mein Gegenüber.“
Das Schöne daran ist: Wenn man sich darauf einlässt, entsteht eine neue Tiefe in der Beziehung, die man vorher nicht kannte. Und spätestens an diesem Punkt ist jeder Streit zu Ende.
Das Gute an einem Streit ist: Er kommt irgendwann wieder. Jeder Streit beinhaltet eine Chance – nämlich, dass die Beziehung sogar noch tiefer werden kann als zuvor. Manchmal findet man erst in einem Streit, wenn man ihn richtig durchlebt, zur ersten Liebe zurück.
Darum sollte man zum einen versuchen, Streit zu vermeiden. Man muss nicht Streit suchen, damit es besser wird – das ist Unsinn. Aber wenn man streitet, sollte man weise damit umgehen und den Streit nutzen, um die Liebe des Partners neu zu entdecken und zu erkennen.
Zum Schluss noch ein letzter Gedanke: Jesus, unser Bräutigam. Für diejenigen, die die Bibel nicht lesen, ist das vielleicht neu. Für die, die die Bibel kennen, wissen sie es: Im Neuen Testament wird Jesus manchmal als Bräutigam dargestellt, und die Gläubigen sind die Braut.
Das ist ein Bild für die Beziehung zwischen Jesus, Gott, und dem Menschen. Gott wird manchmal Vater genannt, sehr oft. Manchmal wird Gott im Alten Testament auch als Mutter bezeichnet, manchmal als Freund, manchmal als Bruder, und manchmal als Bräutigam. Wir sind die Braut.
Das heißt, wir sind mit Christus verheiratet. Deshalb tragen Nonnen oder Diakonissenschwestern einen Ehering – sie sind mit Christus verheiratet. Das ist das Bild aus der Bibel. Jesus als Bräutigam ersehnt sich nur nach dir.
In den letzten Wochen habe ich mich mehrmals gefragt: Kann ich weitermachen? Was ist eigentlich in meinem Leben unaufgebbar? Du kannst das einmal praktisch machen: Frag dich, wenn du nach Hause kommst, wenn du nur drei Dinge für dein Haus behalten dürftest, was würdest du aufgeben und was behalten?
So denkst du darüber nach, was für dich wirklich wichtig ist. Bei mir sind es zum Beispiel meine beiden Hunde, mein englischer und mein deutscher Schäferhund. Die habe ich schon so lange, und sie sind mir ans Herz gewachsen. Das ist eine emotionale Sache. Der Laptop ist praktisch, aber nicht so wichtig. Die Turnschuhe oder Kletterausrüstung sind auch nicht so wichtig.
Frage dich: Was sind die drei Dinge, ohne die ich nicht leben kann? Ich muss ehrlich sagen, eines, ohne das ich nicht leben kann, ist Jesus Christus. Ich kann mir keinen Tag vorstellen, ohne ihn zu leben.
Paulus hat einmal gesagt: „Mein Leben ist Christus.“ Ich müsste lügen, wenn ich es anders sagen würde. Die Beziehung zu Jesus ist das Wichtigste. Solange ich gesund bin und leben darf, kann ich mir das nicht anders vorstellen.
Was ist für uns am Dauernhof unaufgebbar? Der Kletterturm ist aufgebbar, den brauchen wir nicht. Viele Dinge brauchen wir nicht. Aber was unaufgebbar ist, ist, dass wir uns treffen, auf Jesus hören und miteinander beten. Wenn wir damit aufhören, haben wir alles verloren.
Wichtig ist auch, dass wir Friedensstifter sind und anderen von Jesus erzählen. Wenn wir damit aufhören, haben wir alles verloren. Ob wir das Haus haben oder nicht, ist nicht so wichtig. Das ist alles aufgebbar.
Unaufgebbar ist, dass wir treu bleiben in der Lehre der Apostel, in der Gemeinschaft der Geschwister und im Brotbrechen und Gebet. Wenn wir das aufgeben, haben wir alles verloren.
Und noch ein letzter Gedanke: Was ist für Gott unaufgebbar? Wenn du Gott fragen würdest: „Was gibt es ohne das du nicht leben kannst?“, weißt du, was Gott antwortet? „Ich kann nicht ohne dich leben.“ Du und ich sind für Gott unaufgebbar.
Im Römerbrief 8,31-32 steht: „Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein? Er hat nicht einmal seinen eigenen Sohn verschont, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben.“ Das heißt, Gott hat alles gegeben, was er ist und hat, um dich zu gewinnen.
Für Gott bist du unaufgebbar. Das ist die gute Botschaft des Evangeliums. Um dich zu gewinnen, hat Gott sein eigenes Leben in Jesus hingegeben. Ohne dich will er nicht leben.
Für Gott bist du unaufgebbar. Das ist die Botschaft, die wir den Menschen sagen wollen, damit sie gerettet werden und zum Glauben an Jesus finden. Das ist der Grund, warum wir ABS machen, warum es den Dauernhof gibt und wofür mein Herz schlägt.
Ich wünsche mir, dass alle Menschen das Schönste erleben, was ihnen passieren kann: Jesus kennenzulernen. Es gibt nichts Größeres.
Ich möchte nur beten: Lieber himmlischer Vater, es ist so gewaltig zu sehen, dass wir für dich unaufgebbar sind. Du bist wie der Bräutigam, der uns nachgeht, der auf uns wartet, der uns liebt, der uns ermutigt und sein Leben für uns gibt.
Herr, wir wollen dieses Angebot nicht versäumen. Wir wollen zu dir zurückkehren, heimgehen zum Vater, dorthin, wo wir hingehören. Denn zu dir gehören wir, du willst uns. Dafür danke ich dir.
Herr, danke für die Menschen, die jetzt wiedergekommen sind, jeden einzelnen. Du kennst unsere Nöte, du weißt um unsere Beziehungen, wo es nicht gut läuft, wo wir Tränen weinen, verzweifelt sind oder enttäuscht.
Herr, wir wissen, wir brauchen dich. Wir brauchen deine Gnade, deine Liebe. Wir haben es oft selbst nicht. Ich bete, dass wir vergeben können, anderen vergeben und Vergebung annehmen.
Ich bete, dass wir Anerkennung und Wertschätzung aussprechen und ausdrücken, damit Neid und Gier nicht überhandnehmen. Ich bete, dass wir durch deine Liebe großzügige Menschen werden, die ein Segen für andere sind, und dass wir über uns hinausblicken können – auf den anderen und auf dich.
Vater, nur du kannst uns das schenken. Selbst können wir es nicht. Wir bitten dich darum und dürfen erwarten, dass du es uns schenkst, weil du ein großer Gott bist.
Danke dir jetzt für diesen Abend, danke für deine Liebe zu uns. Erneuere uns jeden Tag neu, egal wo wir stehen und was wir tun.
Dies ist mein Gebet, im Namen Jesu. Amen.
Und dann sagt sie im Vers 10 – und da schwärmt sie jetzt von ihrem Geliebten – da sagt sie: „Sie fragen ja, was hat dein Geliebter, wieso suchst du nur so?“
„Mein Geliebter ist weiß und rot, er ist hervorragend unter Zehntausenden.“
Dann beschreibt sie in einer langen Liste, was er alles Besonderes ist.
Eine Frage an dich: Für diejenigen, die verheiratet sind und vielleicht gerade Streit mit ihrem Ehepartner haben – wenn dich eine Frau fragt, was für ein Typ dein Mann ist, oder wenn es ein Mann ist, der fragt, was für ein Typ deine Frau ist, was antwortest du?
Wenn man gut miteinander ist, ist das ja nicht so schwierig. Aber wenn man im Streit ist, ist das, was sie sagt, positiv oder negativ? Oder sagt man: „Da muss ich mal nachdenken. Rede ich mir das Gute ein oder sehe ich das Schlechte?“
Ich war einmal bei einem Paar, Contis, die wirklich Probleme in der Ehe hatten. Es war schon ziemlich tragisch, aber er hat nur geschimpft über sie.
Dann habe ich gesagt: „Wenn du wirklich weißt, dass es gut wird, dann musst du aufhören, schlecht über sie zu reden – vor anderen Menschen.“
Sicher hat er das irgendwann verstanden, aber er hat trotzdem weitergemacht. Ich habe dann gefragt, warum er das immer noch tut, und kurz darauf ließen sie sich scheiden.
Darum die fünfte Lektion: Im Streit denke an die guten Dinge des Anderen.
Weißt du, wenn man gut miteinander ist, ist es ja nicht schwierig. Aber im Streit ist es eine gute Sache, was wir vom Hohelied lernen: an die guten Seiten des Anderen zu denken und weiter gut über ihn zu sprechen.
Denn indem ich das tue, entsteht der Wunsch nach Zweisamkeit. Wenn du über den anderen nur negativ denkst und redest, wird die Distanz immer größer.
Darum, gerade in Zeiten des Streits – wie sie es dann tut – gibt sie nur Komplimente, es ist alles nur gut.
Indem sie das tut, entsteht in ihr der Wunsch, mit ihm zusammen zu sein.
Und darum, wenn du im Streit liegst mit jemandem, merke dir bitte Folgendes: Es ist sehr hilfreich, an all die Eigenschaften zu denken, die du schätzt und bewunderst.
Du wirst anfangen, über die Person anders zu denken.
Was auch eine Hilfe ist: Redest du mit der Person oder redest du nur über die Person?
Es ist besser, nicht über die Person zu reden, sondern mit der Person zu reden.
Das sind einfache Hilfen, die wir alle aus der Bibel lernen.
Es ist faszinierend, wie Gott uns dabei hilft, in guten Beziehungen zu leben.
Eine interessante Passage findet sich im Hohelied 5,16. Dort heißt es: „Sein Gaumen ist Süßigkeit, alles an ihm ist begehrenswert. Das ist mein Geliebter, das ist mein Freund, ihr Töchter Jerusalems.“
Im Kapitel 6, Vers 1 wird dann gefragt: „Wohin ist dein Geliebter gegangen, du Schönste unter den Frauen? Wohin hat dein Geliebter sich gewandt, dass wir ihn mit dir suchen?“ Hier wird also danach gefragt, wo der Geliebte hingegangen ist, denn sie hat ihn verloren und sucht ihn nun.
Im Vers 2 des gleichen Kapitels antwortet sie: „Mein Geliebter ist in seinen Garten hinabgegangen zu dem Balsambeten.“ Man könnte meinen, sie weiß genau, wo er ist, und bittet um Hilfe bei der Suche. Warum sagt sie das so? Ich glaube, die Distanz war innerlich. Sobald man innerlich beginnt, gut über den anderen zu denken und von ihm zu sprechen, hat man die Distanz bereits überwunden. Man ist innerlich wieder bei ihm.
Ein bekanntes Beispiel aus dem Neuen Testament ist die Geschichte vom verlorenen Sohn, die wohl die meisten kennen. Ein Vater hat zwei Söhne und liebt beide. Einer der Söhne verlangt das Erbe, noch bevor der Vater gestorben ist, verlässt das Haus und verschwendet das ganze Geld. Schließlich ist er fast am Verhungern. Dann kehrt er zurück, und der Vater sieht ihn von weitem, läuft ihm entgegen, umarmt ihn, kleidet ihn neu ein und feiert ein großes Fest, weil der Sohn wieder da ist.
Was wir aus dieser Geschichte lernen können, ist: Nur der Sohn hat sich vom Vater entfernt. Die Liebe des Vaters aber ist immer dieselbe geblieben und hat sich nie geändert. Nur der Sohn konnte diese Liebe nicht erfahren, weil er selbst vom Vater weggegangen war.
Die Liebe Gottes gilt für jeden von uns gleichermaßen. Er hat jeden von uns gern. Die Frage ist nur, ob wir zu ihm kommen. Wenn nicht, erleben wir diese Liebe nicht. Das ist der entscheidende Punkt.
Hans Joachim Eckstein hat es auch so schön ausgedrückt: Mögen wir uns auch tausend Schritte von Gott entfernt haben, so bedarf es dank der Liebe Gottes nicht mehr als eines einzigen Schrittes, um zu ihm zurückzukehren. Vielleicht bist du schon zehn Jahre von Gott weg gelaufen. Du bist ihm nicht entkommen. Du baust dir nur um, und da ist er, denn seine Liebe zu uns bleibt immer gleich.
Dann haben wir die sechste Lektion im Streit: Der verletzte Liebhaber hat sich nicht zurückgezogen. Wir lesen im Hohelied Kapitel 6, Vers 2: Mein Geliebter ist in seinen Garten hinabgegangen, zu den Balsamsträuchern, um in den Gärten zu weiden und Lilien zu pflücken. Er ist da und wartet auf sie.
Ich muss ehrlich sagen, persönlich fällt mir das am schwersten. Ich wohne zum Beispiel mit einer Frau zusammen, die auch so streitet. Ich bin jemand, der Streit eher aus dem Weg geht. Aber ich gehe nicht nur dem Streit aus dem Weg, sondern ich ziehe mich von ihr zurück. Ich denke dann: Wenn sie so blöd ist, soll sie merken, dass ich nichts mehr mit ihr zu tun haben will. Das heißt, ich gehe nicht nur dem Streit aus dem Weg, sondern entferne mich von ihr.
Aber eigentlich ist das nicht sehr klug. Mirlen, der Liebhaber im Hohelied, hat das nicht getan. Er ist immer dort geblieben, wo er hingehört hat. Sie wusste genau, wo er zurückkommen würde. Sie wusste, wo er ist. Er hat sich nicht von ihr entfernt.
Das ist eine gute Lektion zu lernen. Und dafür brauche ich auch Jesus, denn mein Stolz ist zu groß. Ich denke oft: Nein, ich bin verletzt, und mein Stolz ist verletzt. Ich sage mir: Nein, sie hat das nicht verdient, sie soll das genauso spüren wie ich und so weiter. Aber er tut das nicht. Das lernen wir aus der Bibel.
Die siebte Lektion lautet: Es wird nicht nachgetragen. Siebte – Es wird nicht nachgetragen.
Interessant ist, wie Salomon reagiert, nachdem sie zurückkommt. Wir lesen in Kapitel 6, Vers 4: Er sagt zu ihr einfach: „Schön bist du, meine Freundin, anmutig wie Jerusalem, furchterregend wie Kriegsscharen.“
Hier muss man die Sprache verstehen. Er spricht über Jerusalem und über Kriegsscharen. In dieser Sprache stehen Städte wie Jerusalem für Eleganz, während Kriegsscharen für Stärke stehen.
Indem Salomon diese Ausdrücke verwendet, sagt er ihr, dass sie ein eigenständiges, starkes und schönes Gegenüber ist. Ihr Fehlverhalten hat in seinen Augen nichts von ihrer Schönheit genommen und nichts von ihrer Stärke.
Sie muss sich jetzt nicht unterwerfen oder darum bitten, dass er ihre Autonomie annimmt. Stattdessen bestätigt er sie in ihrer Stärke und ihrer Schönheit.
Das ist eine ganz wichtige Lektion: Wir dürfen den Fehler des Partners nicht benutzen, um ihn fertigzumachen. Dein Partner macht Fehler, so wie du. Leider tun wir dann oft so, als würden wir sagen: „Jetzt hat er mal diesen Fehler gemacht, und jetzt gebe ich ihm mit dem Fehler zurück.“
Stattdessen sollten wir dem anderen den Wert und die Würde zusprechen, wie am ersten Tag. Salomon spricht zu ihr genauso, wie er es in der Hochzeitsnacht getan hat.
Das ist der Schlüssel.
Dann die achte Lektion: Versöhnung kann man nicht erkaufen. Ein ganz interessanter Vers.
Nachdem sie zu ihm zurückkehrt und er sie bestätigt, sagt er zu ihr in Vers 5: „Wende deine Augen von mir ab, denn sie verwirren mich. Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die vom Gilead heruntersteigen.“
Er meint damit: Schau mich nicht so an, weil du mich mit deinem Blick verwirrst, als ob ich gleich mit dir ins Bett gehen würde.
Was wir daraus lernen, ist: Bei Versöhnung ist Sex nicht das Wichtigste. Die Gefahr besteht nämlich darin, dass, wenn man sich versöhnt und das nur durch Sex geschieht – zum Beispiel in einer Ehebeziehung – der andere glaubt, Versöhnung könne man erkaufen.
Ich habe einmal mit einer Dirne gesprochen, die im Rotlichtviertel gearbeitet hat. Ich fragte sie, wie sie es aushält, jeden Tag mit perversen Männern zu schlafen. Sie sagte, die einzige Genugtuung, die sie als Prostituierte hat, sei zu wissen, dass der Mann nicht alles bekommt, was er will, sondern dafür bezahlen muss. Das ist ihre Genugtuung.
Und Ado Salomon will da keinen Sex, sondern er will nur versichern, dass er sie um ihretwillen liebt. Sie kann und muss sich nichts erkaufen. Er liebt sie einfach, weil sie ist – und nicht, weil sie etwas tut.
Er versichert ihr noch einmal, wie einzigartig sie ist.
Und nun zur neunten und letzten Lektion: Übernimm die Verantwortung für Fehler und mach sie wieder gut.
Wir lesen dazu in Vers 11 und 12: „Wiederum in den Nussgarten ging ich hinab, um die jungen Triebe des Tales zu besehen, um zu sehen, ob der Weinstock treibt, ob die Granatapfelbäume blühen usw.“
Ich setzte mich – ich weiß nicht wie – mein Verlangen auf die Prachtwagen meines edlen Volkes.
Dieser Text ist sehr poetisch und auch schwierig zu verstehen, wenn man ihn nicht ein wenig studiert. Was damit gemeint ist, ist Folgendes: Ich ging in den Nussgarten, wie bei der Hochzeitsnacht als Bild vom Garten, und sage dann, ich weiß nicht wie, aber mein Verlangen ist wieder neu entfacht – für mich selbst, für mein Gegenüber.
Das Schöne daran ist: Wenn man sich darauf einlässt, weiß man gar nicht genau, wie es geschieht, aber es entsteht eine neue Tiefe der Beziehung, die man vorher gar nicht kannte. Und spätestens an diesem Punkt ist jeder Streit zu Ende.
Darum ist das Gute an einem Streit, dass das nächste Jahr wieder einmal kommt. Jeder Streit beinhaltet eine Chance, nämlich dass die Beziehung sogar noch tiefer werden kann als zuvor.
Manchmal findet man erst in einem Streit, wenn man ihn richtig durchlebt, zur ersten Liebe zurück.
Deshalb sollte man zum einen versuchen, Streit zu vermeiden. Man braucht nicht Streit zu suchen, damit es besser wird – das ist Unsinn. Aber wenn man streitet, dann sollte man weise sein im Umgang damit und den Streit nutzen, um die Liebe des Partners neu zu entdecken und zu erkennen.
Und dann noch ein letztes Thema, dann bin ich fertig: Jesus, unser Bräutigam. Für diejenigen, die die Bibel nicht lesen, ist das wahrscheinlich neu. Für die, die die Bibel lesen, wisst ihr es: Im Neuen Testament wird Jesus manchmal als der Bräutigam dargestellt, und die Gläubigen sind die Braut.
Das ist ein Bild für die Beziehung zwischen Jesus, für Gott und den Menschen. Gott wird manchmal als Vater bezeichnet, sehr oft. Manchmal wird Gott im Alten Testament auch dreimal als Mutter beschrieben. Manchmal wird Gott Freund genannt, manchmal Bruder, und manchmal wird Gott als der Bräutigam dargestellt – und wir sind die Braut.
Das heißt, wir sind mit Christus verheiratet. Darum tragen zum Beispiel Nonnen oder Diakonissenschwestern einen Ehering, weil sie mit Christus verheiratet sind. Das ist das biblische Bild. Und Jesus als der Bräutigam sehnt sich nur nach dir.
Noch etwas: In den letzten Wochen habe ich mich aus verschiedenen Gründen mehrmals gefragt: Kannst du weitermachen, Simon? Was ist eigentlich in meinem Leben unaufgebbar?
Anja, du kannst das einmal ganz praktisch machen: Frag dich einmal, wenn du nach Hause kommst, wenn du nur drei Dinge für dein Haus behalten dürftest – was würdest du aufgeben und welche drei Dinge würdest du behalten?
So denkst du darüber nach: Mein Haus, was hält es? Was weiß ich heute? Zum Beispiel meine zwei Biven, mein englischer und mein deutscher Bive. Die habe ich schon etwas angekratzt, und um die war mir wohl leid, weil sie mein Laptop hatten und beschrieben haben, und ich kenne das. Das ist eine emotionale Sache. Der Laptop ist eine praktische Sache, aber er war auch gut.
Oder die Turnschuhe, Kletterausrüstung oder so – das war nicht schlecht. Das sind so die kleinen Dinge. Aber dann frage ich mich: Was wären die drei wesentlichen Dinge, ohne die ich nicht leben kann?
Ich muss ganz ehrlich sagen: Eines, von dem ich mir nicht vorstellen kann, ohne das zu leben, ist Jesus Christus. Ich kann mir ehrlich keinen Tag vorstellen, ohne ihn zu leben.
Paulus hat einmal gesagt: Mein Leben ist Christus. Und ich müsste lügen, wenn ich es anders sagen würde. Die Beziehung ist so eine Lehre. Solange sie sein darf und ich sein darf, kann ich mir das nicht anders vorstellen.
Und solange ich gesund sein darf – was mich auch freut – will ich einfach mal darüber nachdenken, ohne was ich nicht leben könnte.
Ich denke mir: Was ist am Dauernhof unaufgebbar? Der Kletterturm ist aufgebbar, den brauchen wir nicht. Viele Dinge brauchen wir nicht.
Aber weißt du, was unaufgebbar ist? Am Dauernhof und als Christen ist es unaufgebbar, dass wir uns treffen, auf Jesus hören und miteinander beten. Wenn wir das aufhören, haben wir alles verloren. Das ist unaufgebbar.
Was für uns wichtig ist: dass wir Friedensstifter sind und anderen von Jesus erzählen. Wenn wir damit aufhören, dann haben wir alles verloren. Das ist unaufgebbar.
Ob wir das Haus haben oder nicht, ist nicht so wichtig. Das ist alles aufgebbar.
Dass wir treu bleiben in der Lehre der Apostel, in der Gemeinschaft der Geschwister, im Brotbrechen und Gebet – das ist unaufgebbar. Wenn wir das aufgeben, haben wir alles verloren.
Und dann noch ein allerletzter Gedanke, das nächste Thema, und das ist etwas ganz besonders Schönes.
Wisst ihr, was für Gott unaufgebbar ist? Das ist mein letzter Gedanke. Was ist für Gott unaufgebbar? Wenn du Gott fragen würdest: „Gott, was gibt es, ohne das du nicht leben kannst?“ Weißt du, was Gott antwortet? „Du! Ich kann ohne dich nicht leben.“ Du und ich sind für Gott unaufgebbar.
Im Römerbrief Kapitel 8, Verse 31 und 32 steht es schön: „Gott ist für uns, wer kann da noch etwas gegen uns ausrichten?“ Er hat ja nicht einmal seinen eigenen Sohn verschont, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben. Das heißt, Gott sagt: „Ich gebe alles, was ich bin und habe, damit ich dich gewinne.“
Das bedeutet, für Gott bist du unaufgebbar. Und das ist die gute Botschaft des Evangeliums. Um dich zu gewinnen, hat Gott sein eigenes Leben in Jesus hingegeben. Ohne dich will er nicht leben.
Für Gott bist du unaufgebbar. Und das ist die Botschaft, die wir den Menschen sagen wollen, damit sie gerettet werden und zum Glauben an Jesus finden. Das ist der Grund, warum wir ABS machen, warum es den Dauernhof gibt und wofür mein Herz schlägt.
Das wünsche ich mir für alle Menschen. Es ist das Schönste, was dir passieren kann, wenn du Jesus kennenlernst. Es gibt nichts Größeres.
Ich möchte nur beten, lieber himmlischer Vater. Es ist einfach so gewaltig zu sehen, dass wir für dich unaufgebbar sind. Du bist wie der Bräutigam, der uns nachgeht, der auf uns wartet, der uns liebt, der uns ermutigt und der sein Leben für uns gibt.
Herr, so soll niemand von uns dieses Angebot versäumen, sondern zu dir zurückkehren, heimgehend zum Vater, dorthin, wo wir hingehören. Denn zu dir gehören wir, du willst uns. Dafür danke ich dir.
Herr, danke für die Menschen, die auch jetzt wiedergekommen sind, jeden einzelnen. Du kennst unsere Nöte, du weißt um unsere Beziehungen, besonders dort, wo es nicht gut geht. Du weißt, wo wir Tränen weinen, wo wir verzweifelt sind und wo wir enttäuscht sind.
Herr, wir wissen, wir brauchen dich. Wir brauchen deine Gnade, deine Liebe, denn wir haben sie selbst nicht. Ich bete, dass wir vergeben können, anderen vergeben und Vergebung annehmen.
Ich bete, dass wir Anerkennung und Wertschätzung aussprechen und ausdrücken, den anderen gegenüber, damit nicht Neid und Gier überhandnehmen. Ich bete, dass wir durch deine Liebe großzügige Menschen werden, die ein Segen für andere sind.
Dass wir über uns hinausblicken können, auf den anderen und auf dich. Vater, nur du kannst uns das schenken; selbst können wir es gar nicht. Wir bitten dich darum und dürfen erwarten, dass du uns das schenkst, weil du ein großer Gott bist.
Danke dir jetzt für den Abend, danke dir für deine Liebe zu uns. Erfrische uns jeden Tag neu, egal wo wir stehen und was wir tun.
Dies ist mein Gebet, im Namen Jesu, Amen.