Guten Morgen. Ich möchte alle begrüßen, und wir fahren gleich weiter in 1. Samuel 4.
Ich lese ab Vers 12 den Bericht des Benjaminiters, der sich aus dem Krieg losgerissen hatte und Eli, dem Hohenpriester, die Botschaft von den Ereignissen bringen wollte.
Ein Mann von Benjamin lief aus der Schlachtordnung und kam an jenem Tag nach Shiloh. Seine Kleider waren zerrissen, und Erde lag auf seinem Haupt. Als er kam, siehe, da saß Eli auf einem Stuhl an der Seite des Weges und spähte, denn sein Herz war bang wegen der Lade Gottes.
Als der Mann kam, um es in der Stadt zu berichten, schrie die ganze Stadt. Eli hörte den Schall des Geschreis und sprach: „Was bedeutet dieser Schall des Getümmels?“
Der Mann eilte herbei, kam zu Eli und berichtete es ihm. Eli aber war achtundneunzig Jahre alt, seine Augen waren starr, und er konnte nicht sehen.
Der Mann sprach zu Eli: „Ich bin der, der aus der Schlachtordnung gekommen ist, und ich bin heute aus der Schlachtordnung geflohen.“
Eli fragte: „Wie stand die Sache, mein Sohn?“
Der Mann antwortete: „Israel ist von den Philistern geflohen, und es hat eine große Niederlage unter dem Volk stattgefunden. Auch deine beiden Söhne, Hofni und Pinihas, sind tot, und die Lade Gottes ist genommen.“
Als Eli die Lade Gottes erwähnte, fiel er rücklings vom Stuhl an der Seite des Tores. Er brach sich das Genick und starb. Der Mann war alt und schwer, und Eli hatte Israel vierzig Jahre gerichtet.
Und seine Schwiegertochter, die Frau Pinehas, war schwanger und kurz vor der Geburt. Als sie die Nachricht hörte, dass die Lade Gottes genommen worden war und dass ihr Schwiegervater und ihr Mann tot seien, sank sie nieder und gebar. Ihre Wehen überfielen sie.
Zur Zeit ihres Sterbens sprachen die Frauen, die um sie standen: „Fürchte dich nicht, denn einen Sohn hast du geboren.“ Doch sie antwortete nicht mehr und nahm es nicht zu Herzen.
Sie nannte den Knaben Ikawot und sagte: „Die Herrlichkeit ist von Israel gewichen, weil die Lade genommen wurde.“ Sie sprach dies wegen ihres Schwiegervaters und ihres Mannes. „Die Herrlichkeit ist von Israel gewichen, denn die Lade Gottes ist genommen“, sagte sie.
Es ist ganz dramatisch, was hier geschildert wird. Wir haben dies bereits früher gelesen, wie Eli einen solchen Schock erlitt, als er hörte, dass die Bundeslade genommen worden war. Man sieht deutlich, wo sein Herz war. Er war der Hohepriester in Schilo, und dieser Ort lag ihm sehr am Herzen, auch wenn er in seiner Aufgabe als Richter Israels schwer versagt hatte.
Seine zwei Söhne hatte er irgendwie aufgegeben, denn wir sehen nicht, dass er zusammenbrach, als er von ihrem Tod hörte. Aber sobald er von der Bundeslade Gottes hörte, die genommen worden war, war das zu viel für ihn. Er brach zusammen und starb.
Und nun lesen wir zum ersten Mal von der Schwiegertochter, von einer Frau von Pinehas. Bisher haben wir nur gesehen, dass dieser Pinehas ein schrecklicher Unzüchtiger war, doch er war verheiratet.
Es ist ja so, dass Heirat eigentlich ein Schutz gegen Unzucht ist. Das schreibt nämlich der Apostel Paulus in 1. Korinther 7. Die Korinther hatten ihm einen Brief geschrieben und darin einige Fragen rund um das Thema Ehe, Scheidung, Wiederverheiratung und Ehelosigkeit gestellt. Er antwortet:
„Was aber das betrifft, wovon ihr mir geschrieben habt, so ist es gut für einen Menschen, keine Frau zu berühren.“
Er sagt also, der Weg der Ehelosigkeit ist grundsätzlich ein guter Weg. Im weiteren Verlauf des Kapitels erklärt er jedoch, dass es besondere Gnade und Voraussetzungen braucht, diesen Weg zu gehen. Es ist eine große Chance, die er selbst als Apostel wahrgenommen hatte. Er war unverheiratet und konnte dadurch viel mehr Kraft in seinem Leben direkt für das Werk des Herrn, für die Arbeit des Herrn einsetzen.
Aber er erklärt auch: „Um der Hurerei willen“ – Hurerei meint grundsätzlich in der Bibel Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe, außerhalb dieses von Gott vorgesehenen geschützten Rahmens – „habe ein jeder seine eigene Frau, und eine jede habe ihren eigenen Mann.“
Hier sehen wir ganz eindeutig, dass die Monogamie, also die Heirat von einem Mann und einer Frau, durch die Bibel gelehrt wird.
Dann erklärt er, wie diese Ehe denn aussehen soll. Zuerst lese ich nach dem Minderheitstext und dann nach dem Mehrheitstext:
„Der Mann leistet der Frau die eheliche Pflicht, ebenso aber auch die Frau dem Mann. Die Frau hat nicht Macht über ihren eigenen Körper, sondern der Mann, ebenso aber hat auch der Mann nicht Macht über seinen eigenen Körper, sondern die Frau. Entzieht euch einander nicht, es sei denn etwa nach Übereinkunft eine Zeit lang, um zum Beten Muße zu haben, und kommt wieder zusammen, damit der Satan euch nicht versuche wegen eurer Unenthaltsamkeit. Dies aber sage ich aus Nachsicht, nicht befehlsweise. Ich wünschte aber, alle Menschen wären wie auch ich selbst. Aber jeder hat seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so.“
Die Ehelosigkeit wird hier als eine Gnadengabe beschrieben. Es ist das Wort Charisma. Charisma heißt im Griechischen Charis – Gnade – und ma ist immer eine Handlung. Charisma ist also eine Gnade, die Gott gibt, ein Gnadengeschenk, ein unverdientes Geschenk.
Wir sehen also: Der Weg der Ehe ist ein Charisma, und der Weg der Ehelosigkeit auch. Man ist eigentlich charismatisch, wenn man nicht verheiratet ist und nach dem Plan Gottes diesen Weg geht, und man ist charismatisch, wenn man den Weg in der Ehe geht.
Doch diese Ausdrücke sind völlig missbraucht worden, und darum kann man nicht so sprechen. Ich wäre jetzt völlig missverständlich, wenn ich das nicht noch klären würde, dass ich das eben nicht anders meine.
Auch die geistlichen Gaben in 1. Korinther 12-14 werden mit diesem Ausdruck Charisma bezeichnet. Das heißt einfach eine geistliche Befähigung, die Gott den Gläubigen gibt, die wir aber nicht verdient haben. Das Wort wird weiter gebraucht, nicht nur für Gaben des Dienstes, sondern eben auch für die Ehe. Und es gibt sogar noch mehr.
Ich wollte eigentlich darauf eingehen: Die Ehe ist ein Schutz gegen Unzucht. Aber es ist dann auch wichtig, dass die Ehe wirklich gelebt wird.
Es hat sich richtig eingebürgert, diese Lesart: „Der Mann leiste der Frau die eheliche Pflicht.“ Das klingt ja nicht gerade sehr romantisch. Aber die Ehe sollte romantisch sein am Anfang und romantisch bleiben. Das hängt davon ab, ob wir investieren, damit sie romantisch bleibt.
Der Mehrheitstext, also die große Masse der Handschriften, hat hier nicht „eheliche Pflicht“, sondern „der Mann gebe der Frau die geschuldete Zuneigung“. Da steht das Wort „euneia“ – Zuneigung. Das bedeutet auch Liebe, Gunst, Freundlichkeit, Sympathie, Teilnahme, Anhänglichkeit, Ergebenheit.
All das ist in dem Begriff drin. Es geht also nicht um eine trockene Pflicht, sondern um etwas, das mit Liebe, Gunst, Sympathie, Teilnahme und Anhänglichkeit zu tun hat. So ist die Sexualität nicht etwas Isoliertes. Sie hängt zusammen mit einer engen Freundschaftsbeziehung in der Ehe. Dann wird sie etwas Schönes, bleibt etwas Schönes und ist ein enormer Schutz gegen Missbrauch.
Aber Pinehas war verheiratet, und trotzdem war das für ihn keine Grenze. Er hat massenweise Frauen in Shiloh missbraucht und seinen Bruder ebenso. Sehr, sehr ernst und schlimm.
Das kommt aus seiner Gottlosigkeit heraus, die ihm direkt im Wort zugeschrieben wird: keine Ehrfurcht vor Gott, einfach ein freches Darüber hinweggehen, was die Heilige Schrift sagt. Es ist ein Elend für sich.
Jetzt kommt diese Schwiegertochter vor. Was hat sie gelitten unter diesem Pinehas! Aber ihre Anhänglichkeit war immer noch da, auch gegen diesen untreuen Mann.
Als sie von seinem Tod hört, ist es ein Schock für sie. In ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft kommen plötzlich die Wehen. Es ist ein bekanntes Phänomen, dass Wehen durch solche Ereignisse ausgelöst werden können. Sie stirbt bei dieser Geburt.
Offensichtlich war sie noch fähig, im Geburtsverlauf einen Namen zu geben. Sehr ungewöhnlich. Niemand heißt „I-Kawod“ (Vers 21).
Das heißt nämlich „I“ nicht, und „Kawod“ heißt Herrlichkeit. Nicht Herrlichkeit zum Beispiel – unmöglich sagt man auf Hebräisch „I-Efschar“. „Efschar“ heißt möglich, „I-Efschar“ unmöglich; „I-Kawod“ Herrlichkeit.
Man muss wissen, der Ausdruck „Kavod“ (Herrlichkeit) bezeichnet ganz speziell in der Bibel die Schechinah. Der Ausdruck Schechinah kommt in der Bibel nie vor. Die Rabbiner haben diesen Ausdruck benutzt, um die Wolke, die herrliche Wolke, die über der Stiftshütte und dem Salomonstempel war, und nachts eine Feuersäule, zu beschreiben.
In der Bibel wird diese immer wieder beschrieben als die Herrlichkeit des Herrn.
Schlagen wir die Bibel auf, 2. Mose 40. Nachdem die Stiftshütte vollständig aufgebaut und eingerichtet war, geschah das Ereignis, das in 2. Mose 40,34 beschrieben wird: „Und die Wolke bedeckte das Zelt der Zusammenkunft, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Wohnung. Mose konnte nicht in das Zelt der Zusammenkunft hineingehen, denn die Wolke ruhte darauf, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Wohnung.“
Ganz klar ist hier, dass die Herrlichkeit die Wolke und Feuersäule ist. Diese Frau realisiert, dass die Bundeslade gestohlen wurde, ihr Mann gestorben ist und auch ihr Schwiegervater, der hohe Priester, gestorben ist. Sie sagt, der Sohn solle Ikabod heißen. Für sie war klar: Mit dem Weggang der Bundeslade durch den Raub der Philister verschwand auch die Wolke der Herrlichkeit. Das Zeichen der Gegenwart Gottes in Israel verschwand.
Das war eine Zeit, in der die Herrlichkeit Gottes nicht mehr in der Mitte Israels war. Das zeigt uns, dass dies ein ganz dramatischer Einschnitt war. Es war keine Nebensache, die da geschehen ist. Diese Frau hat das realisiert. Das Schreckliche war, dass Gott weggeht.
Die Bundeslade selbst war ein Symbol und hatte keine eigene Kraft. Deshalb war es Aberglaube zu glauben, man müsse die Bundeslade einfach ins Kriegsgebiet bringen, um zu siegen. Aber diese Frau hatte einen weiteren Blick. Sie sah, dass es letztlich nicht um den Gegenstand an sich geht, sondern um die Verbindung dieses Gegenstandes mit der Gegenwart Gottes mitten in Israel.
So sehen wir, dass das, was hier geschieht, sehr dramatisch ist. Man kann sagen, wir befinden uns in der Endzeit der Stiftshütte in Chilo. In einer weiteren Phase, im Zusammenhang mit dem Tod Sauls, sollte die Stätte Chilo auch noch zerstört werden, wie wir bereits in Psalm 78 gelesen haben. Das führte quasi zum Ende des Gottesdienstes in Chilo, und die Wolke der Herrlichkeit verschwand.
Das erinnert uns natürlich an eine spätere Zeit. In Hesekiel 8 bis 11 werden die letzten Tage des Salomontempels beschrieben. Dort schildert der Prophet, wie die Herrlichkeit Gottes, die Schechina, ganz zögerlich den Tempel in Jerusalem verlässt. Sie geht aus dem Allerheiligsten hinaus, stellt sich auf die Schwelle des Hauses Gottes. Der ganze innere Vorhof wird erleuchtet.
In einer weiteren Phase sieht man, wie die Schechina schließlich zum Osttor geht, das heute das zugemauerte goldene Tor ist. Von dort ging die Schechina hinüber auf den Ölberg und verschwand dann. Ab da gab es keine Schechina mehr in der Mitte Israels. Damit begann die Zeit der Nationen. Israel sollte von den Völkern beherrscht werden, und die Schechina war nicht mehr da.
Nach der babylonischen Gefangenschaft durften die Juden zwar zurückkehren und den Tempel wieder aufbauen. Doch die Schechina kehrte nicht zurück. In Esra 3 wird beschrieben, wie sie zuerst den Altar bauten und sofort mit den Opfern begannen. Aber es gab kein Feuer mehr vom Himmel.
Ich war bei der Stiftshütte, als alles bereit war. In 3. Mose kam ein Feuer vom Himmel und entzündete das erste Opfer. Dieses Feuer musste auf dem Brandopferaltar über die Jahrhunderte erhalten bleiben. Die Rabbiner nannten es esch mischamayim, das heißt „Feuer vom Himmel“. Als sie aus Babylon zurückkehrten, gab es dieses Feuer nicht mehr, keine Schechina und weitere wichtige Dinge fehlten. Das war sehr demütigend.
Doch der Prophet Hesekiel durfte beschreiben, dass in der Endzeit alles anders sein wird. Gott wird Israel wiederherstellen und den Messias senden. Dieser wird in Hesekiel 37,24 als „Mein Knecht David“ bezeichnet. Dort heißt es: „Mein Knecht David wird König über sie sein, und sie werden alle einen Hirten haben.“ In Vers 25 steht: „Sie werden in dem Land wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe, worin eure Väter gewohnt haben. Sie werden darin wohnen, sie und ihre Kinder und Kindeskinder bis in Ewigkeit. Mein Knecht David wird ihr Fürst sein in Ewigkeit.“
„Mein Knecht David“ ist eine Bezeichnung für den Messias, der selbst Sohn Davids sein wird.
Worauf will ich hinaus? Der Tempel, der dann gebaut wird – beschrieben in Hesekiel 40, 41 und 42 – wird von der Herrlichkeit Gottes erfüllt sein. In Hesekiel 43 heißt es: „Und er führte mich zum Tor, dem Tor, das nach Osten sah.“ Das ist das Osttor, heute das goldene Tor, das hier beschrieben wird.
Diese Stelle sieht der Prophet im Neuen Tempel. „Und siehe, die Herrlichkeit des Gottes Israels kam von Osten her, und ihr Rauschen war wie das Rauschen großer Wasser. Die Erde leuchtete von seiner Herrlichkeit. Das Aussehen des Gesichts, das ich sah, war wie das Gesicht, das ich gesehen hatte, als ich kam, um die Stadt zu verderben. Es waren Gesichter wie das Gesicht, das ich am Fluss Kebar gesehen hatte. Ich fiel nieder auf mein Angesicht, und die Herrlichkeit des Herrn kam in das Haus, den Weg des Tores, das nach Osten gerichtet war. Der Geist hob mich empor und brachte mich in den inneren Vorhof, und siehe, die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus. Ich hörte einen, der aus dem Haus zu mir redete, und ein Mann stand neben mir.“
So sieht Hesekiel, wie die Schechina am Anfang des Tausendjährigen Reiches in den Tempel zurückkehren wird, in den dritten Tempel.
Wir haben also von dem Untergang des Salomontempels eine Zeit ohne die Herrlichkeit Gottes bis in die Zukunft, wenn Gott sein Volk offiziell wieder als sein Volk im Land annimmt und anerkennt.
Man kann diese Zeit vom Untergang des Salomontempels bis zum Kommen des Königs David, des Messias, auch als die Zeit der Nationen bezeichnen. In dieser Zeit herrschen die Nationen, und Israel ist ihnen unterstellt. Dann kommt der König David, der Messias, und mit ihm der neue Tempel, in dem die Herrlichkeit zurückkehrt.
So können wir die Zeit der Nationen auch als die Zeit von Ikabod, also „keine Herrlichkeit“, bezeichnen.
Ja, was hier geschieht, ist sehr bedeutsam. Alle weiteren Kapitel bis hin zu König Saul, der dann beschrieben wird, sind eigentlich eine Vorschattung dieser späteren Zeit, die als Ikavod bezeichnet werden kann. Am Ende dieser Zeit, ohne die Herrlichkeit Gottes, kommt in Israel ein König, der eine Katastrophe sein wird.
Saul ist somit ein Vorgeschmack auf den Antichristen, der Israel ins Verderben führen wird. So führte Saul Israel ins Verderben, es gab viel Landverlust und einen schrecklichen Krieg, den sie verloren. Doch dann kommt David. Das ist ein Hinweis darauf, dass am Ende der Zeit von Ikavod der Messias für Israel kommt. Er wird zuerst eine Davidsregierung ausüben.
David führte viele Kriege und ihm wurde gesagt, dass er nicht den Tempel bauen darf, sondern sein Sohn. Das bedeutet, David war ein Vorbild auf den Herrn Jesus, der kommen wird, um in vielen Schlachten alle Feinde Gottes zu besiegen. Danach wird er eine Salomonsregierung aufrichten – eine Herrschaft des Friedens und der Gerechtigkeit.
Salomo war kein Kriegsmann oder oberster General wie David. Er hatte Frieden, war aber ein weiser Richter, der im Tribunal Gerechtigkeit übte. Das wird der Herr Jesus nach den Schlachten am Ende der Drangsalzeit tun. Dann wird er schließlich alle Kriege beschwichtigen, und alle Nationen werden nach Jerusalem versammelt vor sein Tribunal im Tal Josaphat kommen (Joel 4).
Matthäus 25,31 beschreibt: Wenn der Sohn des Menschen kommen wird und auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzt, wird er alle Nationen versammeln und richten – genauso wie Salomo. Salomo baute den Tempel, und die Rückkehrer aus dem Exil kamen zurück. Ebenso wird Jesus nach Sacharja 6 den Tempel bauen. Das bedeutet, er wird den bereits gebauten dritten Tempel, den der Antichrist verunreinigen wird, reinigen, wieder einweihen und nach den Plänen Hesekiels ausbauen.
Dieser Ausbau umfasst sogar einen dritten Vorhof, der heute gar nicht gebaut werden könnte, da man dafür alle Täler in Jerusalem aufschütten müsste, um eine Plattform von eineinhalb mal eineinhalb Kilometern zu schaffen. Doch Jesus wird das umsetzen. Danach wird Hesekiel 43 die Wolke der Herrlichkeit zurückkehren sehen.
Das zeigt, dass es sich hier nicht einfach um eine biblische Geschichte handelt, sondern dass alles eine tiefe Bedeutung hat. Hier erleben wir genau die Zeit, in der die Herrlichkeit Gottes von Shiloh weggeht. Ebenso verschwand sie vom Salomonischen Tempel. Dadurch versteht man die Analogie noch besser.
In Jeremia 7 sagt Gott zu den abergläubischen Israeliten zur Zeit Jeremias: Sie sollen nicht sagen „Der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn“, als wäre das eine Garantie dafür, dass die Babylonier sie nicht besiegen würden, nur weil sie den Tempel Salomos haben. Dieser Tempel wird sie nicht retten. Gott sagt durch Jeremia: „Geht nach Shiloh und seht, was ich dieser Stätte getan habe.“ So sollte es auch mit dem Salomonischen Tempel geschehen.
Das war eine Belehrung für spätere Generationen. Traurigerweise lernen Menschen oft nicht aus der Geschichte – und zwar nicht nur aus der allgemeinen, sondern aus der biblischen Heilsgeschichte. Das führt zu einer Katastrophe.
Was hier dramatisch geschieht, ist eine Vorschattung von Hesekiel 8 bis 11, wo die Herrlichkeit Gottes von Israel weichen sollte, im Zusammenhang mit dem Salomonischen Tempel und hier im Zusammenhang mit der Stiftshütte und der Bundeslade.
Zweimal wird es gesagt, was diese Schwiegertochter sprach: Vers 21: „Die Herrlichkeit ist von Israel gewichen, weil die Lade Gottes genommen war.“ Und in Vers 22: „Die Herrlichkeit ist von Israel gewichen, denn die Lade Gottes ist genommen.“
Und jetzt gehen wir weiter mit Kapitel 5. Ich lese ab Vers 1:
Die Philister hatten die Lade Gottes genommen und brachten sie von Ebenezer nach Aschdod. Aschdod ist eine der fünf Hauptstädte der Philister. Die Philister, wie ich erklärt habe, sind aus der Ägäis eingewandert, und zwar über Ägypten.
Sie kamen zuerst aus der Ägäis, also heute dem Mittelmeer, aus der Inselwelt des Mittelmeers. Von dort wanderten sie nach Ägypten ein. Das wird uns erklärt in 1. Mose 10 in der Völkertafel, und es wird auch wieder in den Propheten Amos darauf Bezug genommen. Danach zogen sie entlang des Mittelmeers in das Gebiet des heutigen Gazastreifens und seiner Umgebung ein.
Man beachte: Beim Auszug aus Ägypten wird gesagt, dass Gott Israel nicht den Weg der Philister führte. Stattdessen führte er sie einen Umweg, sodass sie durch das Rote Meer gehen mussten. Das diente als Barriere, damit sie in der Wüste nicht schnell wieder nach Ägypten zurückkehren konnten, sobald Schwierigkeiten auftraten. Alle Verbindungen zu Ägypten sollten abgebrochen werden. Deshalb gingen sie durch das Rote Meer und wurden auf einem ganz anderen Weg ins verheißene Land geführt.
Die Philister hingegen verließen Ägypten und zogen direkt entlang des Mittelmeers in das Land Kanaan ein. Dort nahmen sie das Gebiet beim Gazastreifen in Besitz und bewohnten es. So sind die Philister eigentlich ein Bild von Namenschristen. Sie sind zwar aus Ägypten ins verheißene Land gegangen, haben aber nicht die Erfahrung mit dem Roten Meer gemacht.
Paulus sagt: "Ich bin der Welt gekreuzigt." Der Gang durch das Rote Meer wird in 1. Korinther 10 als eine Taufe bezeichnet, als ein Bild für das Sterben mit Christus und das Auferstehen, wie es in der Taufe dargestellt ist. In Galater 6 sagt Paulus: "Die Welt ist mir gekreuzigt, und ich der Welt." Hier hat es einen echten Bruch mit der Vergangenheit gegeben.
Das singen wir auch in einem Lied: "Die Welt liegt hinter mir, nie mehr zurück, nie mehr zurück." Die Philister hingegen sind solche, die keinen Bruch mit dem alten Leben gemacht haben. Man kann sagen, sie sind mit dem alten Leben ins verheißene Land gegangen.
So sind die Philister ein Bild für Namenschristen, die für das Volk Gottes immer wieder eine schwere und gefährliche Bedrohung darstellten. Man muss auch bedenken, dass Namenschristen sehr gefährlich für Christen sein können. Gerade wenn man den Zustand der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) betrachtet, ist das sehr philistäisch.
Dort werden alle Grundwahrheiten der Bibel in der liberalen Theologie geleugnet: die Inspiration der Bibel, die Gottessohnschaft Christi, die Bedeutung des Opfertods Christi. Auch alle moralischen Grundsätze der Bibel werden über Bord geworfen. Sie machen sogar bei der Gender-Ideologie mit, die eine tödliche Ideologie ist, um das Christentum zu zerstören. Das ist Philistäer.
Nun versteht man den Zusammenhang besser. Ich gebe das nur als Hinweis für das Bibelstudium.
In der Geschichte Abrahams sehen wir, wie die Philister wiederholt Brunnen von Abraham verstopft haben. Der Brunnen, das Wasser im Brunnen, ist ein Bild für das Wort Gottes. Epheser 5,25 spricht davon, dass der Herr Jesus uns reinigt mit Wasser durch das Wort. Dieses Wort ist unsere tägliche Erfrischung, das, was wir zum Leben brauchen – wie die Brunnen für Abraham.
Doch die Philister haben diese Brunnen verstopft. Das ist genau das, was zum Beispiel die liberale Theologie macht: Sie verstopft das Wort Gottes, sodass die Menschen die vier Evangelien nicht mehr kennen. Diese Evangelien sind Augenzeugenberichte, inspiriert und zeigen uns, wer Jesus Christus ist.
Die liberale Theologie sagt jedoch, dass nicht Matthäus und Johannes die Evangelien geschrieben haben, sondern spätere Generationen Legenden ausgearbeitet haben. Den historischen Jesus müsse man erst herausfiltern. Aber diesen historischen Jesus findet man nicht in den Evangelien. So verstopfen sie die Brunnen.
Umso schöner ist es zu sehen, wie Abrahams Sohn Isaak diese verstopften Brunnen wieder ausgegraben hat. Das muss die nächste Generation tun. Viele Brunnen des Wortes wurden durch die Philister verstopft, und sie müssen wieder freigelegt werden, um zur Quelle des Wortes Gottes zurückzukehren.
Ja, das war ein kleiner Exkurs, um die Bedrohung durch die Philister, die wir im ersten Buch Samuel sehen, in einem breiteren Hintergrund zu erläutern.
Die Philister hatten die Lade Gottes genommen und brachten sie von Ebenezer nach Aschdod. Aschdod war eine der fünf Hauptstädte der Philister, die auf der Karte verzeichnet sind. Die anderen vier Hauptstädte waren Aschdod, Gat, Ekron, Aschkelon und Gaza.
Vers 2
Die Philister nahmen die Lade Gottes und brachten sie in das Haus Dagons, den Tempel ihres Gottes Dagon, und stellten sie neben die Statue Dagons. Diese Geschichte erinnert an die Erzählung von Simson. Simson wurde durch seine Untreue schwach, von den Philistern gefangen genommen und im Haus Dagons, also im Dagon-Tempel, festgebunden. Dort wurden ihm die Augen ausgestochen. Er sollte mit einem Saiteninstrument spielen und so für Unterhaltung sorgen – eine Form von Gottesdienst, wie die Philister ihn verstanden.
Dagon war offensichtlich ein sehr bedeutender Gott der Philister. Die Lade wurde also in das Haus Dagons, den Dagon-Tempel, gebracht und neben Dagon gestellt.
Am nächsten Morgen, als die Philister früh aufstanden, fanden sie Dagon auf seinem Angesicht auf der Erde vor der Lade des Herrn liegen. Sie richteten die Statue wieder auf ihren Platz.
Doch am darauffolgenden Morgen lag Dagon erneut auf seinem Angesicht vor der Lade des Herrn, diesmal jedoch mit abgehauenem Haupt und beiden Händen auf der Schwelle. Nur der Rumpf war noch an der Statue vorhanden. Wörtlich steht dort, dass der Dagon, also der Rumpf, ohne Hände und Kopf zurückblieb.
Aus diesem Grund betreten die Priester Dagons und alle, die in das Haus Dagons gehen, bis zum heutigen Tag nicht die Schwelle des Tempels in Aschdod.
Es handelt sich also um einen verlassenen Tempel, ähnlich wie in Richter 16 beschrieben.
Diese Tempel waren übrigens anders gebaut als die kanaanitischen Tempel, was sehr interessant ist. Im heutigen Stadtgebiet von Tel Aviv, das sich im Laufe der Zeit ausgedehnt hat, wurde ein Philistertempel ausgegraben. Dort erkennt man zwei zentrale Säulen, die das Dach getragen haben.
Das erklärt, warum in Richter 16 beschrieben wird, dass Simson, als er wiedererstarkt war, seine Hände ausstreckte und diese zwei Säulen einriss. Dadurch brach das ganze Dach zusammen, mit allen Menschen, die sich darauf befanden.
Diese Bauweise ist eine architektonische Besonderheit der Philister. Im Gegensatz dazu sind die ausgegrabenen kanaanitischen Tempel anders gebaut.
Manche Leute haben gesagt, dass diese Beschreibung unglaubwürdig sei, dass zwei Säulen ein ganzes Dach tragen und einstürzen könnten – das sei eine Erfindung der Bibel. Doch die Bibel ist hier präzise: Sie erwähnt zwei Säulen bei den Philistern, und dann stürzt alles zusammen. So ist es tatsächlich gewesen.
In dieses Haus Dagons, den Dagon-Tempel, wurde die Bundeslade gebracht. Ähnlich wie bei Simson geschieht hier eine Verhöhnung des wahren Gottes durch die Bundeslade, die dorthin gebracht wird – eine Verhöhnung des Gottes Israels.
Das lässt Gott nicht ungestraft, doch davon mehr nach der Pause.
Jetzt folgt eine Viertelstunde Pause.
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