Einstimmung und Begrüßung zum Vortrag über das Erbe der Reformation
Eine schöne Einstimmung mit diesen Klängen von Johann Sebastian Bach – und mir fällt dabei ein: Soli Deo Gloria, allein Gott die Ehre.
Liebe Besucher, liebe Freunde, der wahre Schatz der Kirche ist das allerheiligste Evangelium von der Herrlichkeit und Gnade Gottes. Wer hat das geschrieben oder gesagt? Ich nehme an, Sie vermuten es richtig: der Mönch Martin Luther. Und zwar vor 500 Jahren.
Dieser Satz ist Nummer 62 in einer Disputation mit 95 Sätzen, die bis heute als die 95 Thesen von Wittenberg in die Geschichte eingegangen sind. Ich möchte Sie heute ganz herzlich an diesem wunderschönen Sommertag begrüßen zu diesem Vortrag mit Dr. Roger Liby, unter dem provokanten Titel „Außer Thesen nichts gewesen“.
Für die, die neu da sind: Das Forum, das zu diesem Vortrag eingeladen hat, ist die sogenannte Bibelklasse Bodensee. Diese hat übrigens in diesem Jahr auch ein kleines Jubiläum. Peter war ganz überrascht, als ich ihn fragte, ob er sich dessen bewusst war: 1977 hat alles angefangen – also 40 Jahre Bibelklasse Bodensee.
Christen aus verschiedenen Gemeinden der Region kommen einmal im Monat zusammen, um ihre Kenntnis der Bibel zu vertiefen. Wir sind dankbar, dass Roger seit 35 Jahren – wenn die Geschichte richtig berichtet wird – Referent hier ist. Dafür sind wir ihm wirklich dankbar.
Ja, was ist von der Reformation, diesem ohne Zweifel gewaltigen Werk Gottes, das die Geschichte nicht nur Deutschlands und der Schweiz, sondern weltweit verändert hat, geblieben? Ich denke, das ist die Frage, die uns heute Mittag beschäftigt.
„Das Erbe der Reformation und der moderne Mensch“ ist der Untertitel. Die Reformation ist verklungen, aber das Evangelium, die Botschaft der Gnade Gottes, ist heute noch dieselbe und hat dieselbe Kraft.
Daher ist die entscheidende Frage, die ich jetzt jedem von Ihnen in diesem Vortrag mitgeben möchte, folgende: Damals hat Martin Luther nach langem Herzensringen den Frieden mit Gott gefunden. Haben Sie persönlich auch schon diesen wahren Schatz im Evangelium der Gnade und der Herrlichkeit Gottes gefunden?
Ich möchte zu Beginn beten:
Himmlischer Vater, wir danken Dir für das gewaltige Werk der Reformation, aber noch viel mehr für die wunderbare Botschaft des Evangeliums. Seitdem Du Deinen Sohn ans Kreuz gesandt hast – seit ungefähr 2000 Jahren – läuft diese Botschaft um die Welt und bringt denen, die sie annehmen, in einem bußfertigen Herzen Frieden. So wie es Martin Luther gefunden hat und so wie viele bis heute diesen Frieden finden durften.
Wir danken Dir für Dein Reden und Wirken und beten darum, dass Du auch an diesem Nachmittag zu uns redest und diesen Nachmittag segnest. Amen.
Ja, noch einmal diese Frage im Herzen. Wir sind gespannt auf den Vortrag.
Organisatorisch noch etwas: Der Vortrag ist in zwei Teile geteilt, die jeweils etwa vierzig Minuten dauern. Dazwischen gibt es eine Pause von etwa zehn Minuten. Wer will, kann auch gerne etwas trinken.
Damit möchte ich an Roger weitergeben: Vielen Dank!
Biografie Martin Luthers und Beginn der Reformation
Guten Tag, meine Damen und Herren, ich begrüße Sie herzlich zu diesem Vortrag im Rahmen der 500-Jahr-Feier der Reformation. Es ist für mich etwas Besonderes, dass wir dies hier in den Räumen der evangelisch-lutherischen Pauluskirche in Singen tun können.
Heute geht es um das Thema „Das Erbe der Reformation und der moderne Mensch“ mit dem Untertitel „Außer Thesen nichts gewesen?“. Die Reformation wurde am 31. Oktober 1517 ausgelöst. Somit steht das eigentliche Jubiläum am 31. Oktober 2017 bevor.
Zu Beginn dieses Vortrags möchte ich eine kurze Darstellung der Biografie von Martin Luther geben. Martin Luther lebte von 1483 bis 1546. Er wurde am 10. November in Eisleben geboren, als Sohn eines Bergmanns und einer sehr strengen Mutter, die ihm eine strenge Erziehung angedeihen ließ. Auf dem Bild sehen Sie das Lutherdenkmal in Eisleben, Sachsen-Anhalt.
Der Vater, der Familienvater, wünschte sich, dass seine Kinder ein gutes Leben führen könnten. Ihm war es auch wichtig, dass Martin Luther eine Laufbahn als Jurist einschlägt. Dies begann Martin Luther tatsächlich. Doch dann kam 1505 ein heftiges Gewitter. Ein Blitz schlug in unmittelbarer Nähe von Martin ein, sodass der Luftdruck ihn zu Boden warf. In dieser Todesgefahr gab er ein Gelübde ab: Er würde Mönch werden, wenn er überlebte. Er starb tatsächlich nicht.
Dies führte schließlich zum Eintritt in den Orden der Augustiner-Eremiten in Erfurt – ganz im Widerstreit mit den Vorstellungen seines Vaters. Dieser war zornig, doch Luther hatte sein Gelübde gegeben und hielt daran fest. 1507 wurde er zum Priester der katholischen Kirche geweiht.
Die Augustiner-Eremiten erkannten schnell, dass Martin ein kluger Kopf, sehr begabt und vertrauenswürdig war. 1510 oder 1511, das genaue Jahr ist nicht eindeutig, wurde er auf eine bestimmte Mission nach Rom gesandt. Was er dort erlebte, war sehr bedeutsam.
Martin kam ins Zentrum seiner Kirche. Gerade zu dieser Zeit wurde der Petersdom im Vatikan gebaut – ein gigantisches Bauwerk, das sehr viel Geld erforderte. Gleichzeitig war es die Zeit, in der Tetzel in das Gebiet, das heute Deutschland heißt, kam und Geld durch Ablasshandel sammelte. Aus dieser Zeit stammt der Spruch: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt.“
Martin sah also dieses pompöse Bauwerk in Rom und den Ablasshandel und war erschüttert. Wo steht so etwas in der Heiligen Schrift? Es gibt keinen Ablasshandel in der Bibel. Außerdem konnte er hinter die Kulissen der führenden Leute im Vatikan blicken. Dort sah er schreckliche Dinge, wie weit verbreitete Unzucht. Das alles erschütterte ihn zutiefst. Wie konnte das sein? Wo war die Kirche hingekommen? Das hatte nichts mehr mit dem zu tun, was in der Bibel steht.
Mit diesen Eindrücken kehrte er zurück. Die Augustiner-Eremiten waren überzeugt, dass dieser begabte Martin gefördert werden müsse. Er durfte Theologie studieren. Bereits 1512 wurde Mönch Martin Professor der Theologie in Wittenberg.
Diese Jahre des Lehrens waren auch Jahre des Lernens und intensiven Bibelstudiums. So hielt er Vorlesungszyklen über den Galaterbrief und die Psalmen. Die Jahre als Professor waren ein Ringen um die Wahrheit. Man sieht, dass das Geschehen am Kreuz und die Versöhnung durch Christi Kreuzestod immer mehr zum Mittelpunkt seines Denkens wurden. Dies entdeckte er in der Bibel, die er studierte und gleichzeitig lehrte.
Doch das war verbunden mit schweren inneren Kämpfen. Er war sehr ehrlich zu sich selbst und entsetzt über das, was er in sich feststellte. Sein Beichtvater sagte ihm: „Martin, andere sind viel schlimmer als du.“ Doch das tröstete ihn nicht. Vielmehr stellte er sich die Frage: Ich bin ein Mensch, doch in meinem Innersten bin ich ein verdorbenes Wesen. Wie kann ein Mensch, der innerlich verdorben ist, von einem gerechten und heiligen Gott angenommen werden? Wie kann ein heiliger Gott einem Sünder gnädig sein? Diese Frage quälte ihn zutiefst.
Schließlich kam der entscheidende Durchbruch, das sogenannte Turmerlebnis in Wittenberg. In diesem Turm, den man hier auf dem Bild sieht, las Martin Luther die Bibel. Das genaue Datum ist nicht bekannt, doch Luther bezog sich später oft auf dieses Erlebnis.
Er las im Römerbrief Kapitel 1, Vers 17: „Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.“ Das traf ihn wie ein Blitz – ähnlich wie damals 1505 der Blitz neben ihm einschlug, nur diesmal traf es sein Herz. Es ging um den Glauben, nicht um Werke. Es geht nicht darum, immer mehr Leistungen zu erbringen, um von einem heiligen Gott angenommen zu werden. Nein, es geht um den Glauben an das, was Jesus Christus am Kreuz von Golgatha getan hat. Jesus starb als Lamm Gottes für unsere Sünden, als der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führt.
Martin erkannte: Jesus Christus hat das Urteil, das ich, Martin, verdient habe, auf sich genommen. Deshalb kann Gott mir gnädig sein – nicht wegen meiner Werke, sondern weil ich mein Vertrauen, meinen Glauben auf das setze, was Jesus Christus am Kreuz vollbracht hat. So fand dieser unruhige Mönch innerlich zur Ruhe. „Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.“
Dies führte schließlich zum Beginn der Reformation am 31. Oktober 1517. Martin Luther veröffentlichte seine 95 Thesen. Heute wird in der Forschung diskutiert, ob er diese wirklich an das Portal der Schlosskirche in Wittenberg schlug oder nicht. Das ist nicht ganz klar und für den Kern der Sache auch nicht entscheidend.
Wichtig ist: An diesem Tag übermittelte Luther die Thesen dem Erzbischof von Mainz und Magdeburg, Albrecht von Brandenburg. Das war das Signal zur Reformation. Obwohl es damals keine E-Mails, kein Fax gab, verbreiteten sich die Thesen in kürzester Zeit in ganz Europa. Einer schrieb ab, der andere kopierte, und so gingen die Thesen wie ein Lauffeuer umher.
Hier sehen Sie das Portal der Schlosskirche, das heute symbolisch die Thesen zeigt. Schön gemacht, nicht wahr?
Diese Thesen waren von Luther nicht dazu gedacht, die Kirche zu zerstören. Vielmehr wollte er Thesen aufstellen, um mit Studenten zu diskutieren und zu prüfen, wie weit die Christenheit von der Bibel abgekommen war. Sein Anliegen war, zu den Wurzeln zurückzukehren, zum ursprünglichen Christentum.
Es ging ihm darum, die Kirche zu reformieren, zu restaurieren, zu erneuern und zurückzuführen – nicht sie zu zerstören.
Widerstand gegen Luther und theologische Hintergründe
Nun, ab 1518 wurde der Druck auf Luther deutlich spürbar. Er wurde aufgefordert, seine Thesen zu widerrufen. Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen, stellte sich als Politiker schützend vor Martin Luther. Doch Luther konnte nicht widerrufen.
Ein wichtiges Ereignis im selben Jahr, im April 1518, war das Generalkapitel der Augustiner-Eremiten in Heidelberg. Dort hielt Luther eine Rede über die Liebe Gottes und seine Gnade. Die Eremiten, die zuhörten, waren tief beeindruckt von seinen Worten. In der Folge kam es zu zahlreichen Austritten aus den Klöstern. Mönche erkannten: Was haben wir uns auferlegt? Dinge, die wir gar nicht in der Bibel finden. Wir können Gottes Gnade nicht durch eigenen Verzicht oder Leistung erlangen. Diese Gnade wird frei angeboten jedem, der sie im Glauben annimmt. Diese Gnade führte dazu, dass sie dem Druck des Klosters entkamen.
In diesem Zusammenhang ist es interessant, was die Bibel über Kloster, Mönchtum, Askese und Zölibat sagt. In 1. Timotheus 4,1-5 schrieb der Apostel Paulus etwa im Jahr 63 nach Christus:
„Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen werden, indem sie achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen, die in Heuchelei Lügen reden und ihr Gewissen wie mit einem Brenneisen gehärtet haben, indem sie verbieten zu heiraten und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat zur Annehmung mit Danksagung für die, die glauben und die Wahrheit erkennen.“
Ist das nicht interessant? Das Verbot zu heiraten entspricht genau dem Prinzip des Zölibats. Einer verpflichtet sich zum Zölibat und steht dann unter dem Gebot, nicht zu heiraten. Das Mönchtum ist verbunden mit Mühen der Askese und dem Verzicht auf bestimmte Speisen – genau das wird hier als „gebieten, sich von Speisen zu enthalten“ bezeichnet. Paulus sagt, das sind Lehren von Dämonen, betrügerische Geister.
Das ist schockierend, und man muss wissen: Das steht in jeder katholischen Bibel, auch in der lateinischen Vulgata, die um 400 von Hieronymus übersetzt wurde und die grundlegende lateinische Bibel der römischen Kirche ist. Dort steht es ebenfalls.
Paulus sagt weiter, der Geist sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten – nicht „in den letzten Tagen“ (wie in 2. Timotheus 3, wo „eschatos“ verwendet wird), sondern „in späteren Zeiten“ („hysteros“) – Menschen vom Glauben abfallen werden. Diese späteren Zeiten sind die Epoche nach den Aposteln. Tatsächlich finden sich die Anfänge solcher Lehren schon im zweiten und dritten Jahrhundert der Kirchengeschichte.
Dann wurde es richtig populär, dass Menschen aus der Gesellschaft ausstiegen und als Eremiten in die Wüste gingen. Das hatte auch gesellschaftliche Ursachen: Die Steuern im römischen Reich waren sehr drückend, und wer ausstieg, war davon befreit. Es wurde ein richtiger Trend, immer mehr Menschen taten das. Man dachte, durch das Sichenthalten erreiche man eine höhere geistliche Stufe.
So viele Einzelgänger schlossen sich zusammen und gründeten Klöster.
Wenn man weiter in der Bibel liest, findet man im Hebräerbrief 13,4 zum Thema Zölibat und Ehe:
„Die Ehe sei in allem geehrt und das Ehebett unbefleckt; aber die Unzüchtigen und Ehebrecher wird Gott richten.“
Hier gibt es keine Gedanken, dass Sexualität in der Ehe minderwertig wäre, wie es im zweiten Jahrhundert aufkam. Die Ehe wird in allen Aspekten geehrt, und die Sexualität ist ein Teil der Ehe, von Gott gegeben und Teil seines Plans.
1. Mose 2,24 sagt im Schöpfungsbericht:
„Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden ein Fleisch sein.“
Von Anfang an ist das Gottes guter Plan. Der Hebräerbrief betont, dass die Ehe geehrt ist und das Bett unbefleckt. Missbrauchte Sexualität wird verurteilt. Das griechische Wort „hurr“ bezeichnet jeden Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe. „Hurerei“ und Ehebruch wird Gott richten. Sexualität an sich ist nicht negativ.
Woher kam aber die schlechte Sicht auf Sexualität im zweiten Jahrhundert? Das kam durch den Zeitgeist, insbesondere durch die platonische Philosophie und den Neoplatonismus. Platon lehrte, dass alle materiellen Dinge minderwertig seien, nur Schatten geistiger Ideale im Jenseits. Der Mensch müsse von der niederen Welt aufsteigen und sich vom Körperlichen entfernen. Daraus entstand die Ansicht, dass der Körper und damit auch die Sexualität minderwertig seien. Das hat nichts mit der Bibel zu tun, sondern ist Ausdruck der griechischen Philosophie.
In diesem Zusammenhang spricht Paulus in 1. Timotheus 3 über Bischöfe (Episkopos, Aufseher):
„Der Bischof muss untadelig sein, Mann einer Frau; er muss seine Familie gut führen und seine Kinder in Unterwürfigkeit mit allem Ernst halten. Wenn jemand seine Familie nicht führen kann, wie soll er die Gemeinde Gottes leiten?“
Das steht in jeder katholischen Bibel, auch in der lateinischen Vulgata. Daraus folgt: Ein Bischof muss verheiratet sein und ein vorbildlicher Familienvater, der auch seine Kinder erzieht, gerade in der schwierigen Teenagerzeit. Nur so kann er die Gemeinde führen.
1519 kam es zu den Leipziger Disputationen. Doktor Eck, ein scharfsinniger Vertreter des Vatikans, drängte Luther dazu, die Unfehlbarkeit des Papstes und die Irrtumslosigkeit der Konzilien zu bestreiten. Luther hatte das bis dahin nicht so gesagt, aber Eck merkte, dass Luther wahrscheinlich so dachte, und brachte ihn dazu, es auszusprechen. Das war eine harte Sache. Luther war sprachgewandt und gewandt im Wortspiel, was ihm später bei seiner Bibelübersetzung half. Doch manchmal missbrauchte er diese Begabung und überschritt rote Linien.
1520 kam es zu einer öffentlichen Schriftenverbrennung. Die drei reformatorischen Hauptschriften von Luther – an den christlichen Adel, die babylonische Gefangenschaft der Kirche und von der Freiheit eines Christenmenschen – wurden durch Alejander verbrannt. Doch Luther tat etwas Unerhörtes: Er verbrannte die Bannandrohungsbulle des Papstes. Das war ein Schock für ganz Europa. Der Papst hatte enorme Macht, sogar Kaiser und Könige fürchteten ihn, denn eine Exkommunikation bedeutete den Ausschluss aus der Gesellschaft.
1521 fand der Reichstag in Worms statt. Die führenden Politiker Europas und Vertreter der katholischen Kirche waren versammelt, und Luther stand vor ihnen. Man gab ihm nochmals die Möglichkeit, alles zu widerrufen. Luther bat um eine Nacht Bedenkzeit. Am nächsten Tag sagte er: „Hier stehe ich, Gott helfe mir, ich kann nicht anders.“ Von da an war er vogelfrei. Er konnte fliehen, wurde aber überfallen und auf die Wartburg entführt – von Freunden. Dort änderte er seine Frisur, zog andere Kleider an und nannte sich Junker Jörg.
Auf der Wartburg hatte er Zeit, die Bibel ins Deutsche zu übersetzen. Er benutzte nicht die lateinische Bibel, sondern das griechische Neue Testament von Erasmus, das gerade erschienen war – eine Sensation. Das Interesse an den Originaltexten war wieder erwacht. Später übersetzte er auch das Alte Testament aus dem Hebräischen.
Luthers Anliegen war: Gottes Wort für alle! Zwar gab es zuvor schon deutsche Bibelübersetzungen, doch sie durften nicht verbreitet werden. Die Bibel war nur in Latein zugänglich und nur für den Klerus verständlich. Luther erkannte, dass durch das Lesen der Bibel neue Erkenntnisse aufgingen, die allen zugänglich sein sollten – in gut verständlichem Deutsch, nicht in schlechtem, unverständlichem Deutsch.
Interessant ist die politische Lage: Zur Zeit der Reformation gab es eine gewaltige Konfrontation zwischen dem Islam und dem christlichen Abendland. Die Türken breiteten sich aus und drangen bis nach Belgrad vor. Kaiser Karl V. (1519–1556) musste die Kräfte Europas bündeln, um die Islamische Expansion zurückzudrängen. Im Schatten dieser Bedrohung konnte die Reformation aufblühen, denn eigentlich hätte man sie sofort unterdrücken wollen. Weltgeschichtliche Umstände verhinderten das zunächst.
Heute, 500 Jahre später, gibt es ähnliche Herausforderungen, auch wenn sie anders aussehen. Die demografische Entwicklung und politische Reaktionen sind vergleichbar, doch die heutige Politik scheint die Bedrohung nicht zu erkennen oder zu ignorieren.
1525 heiratete Luther die ehemalige Nonne Katharina von Bora. Damit brach er das Zölibatsgebot und wollte zeigen, dass eine Ehe, die auf dem Evangelium basiert, eine Familie nach christlichen Grundsätzen führen kann. Ein Denkmal der beiden steht in Neukirch.
Am 18. Februar 1546 starb Luther in Eisleben. Sein Dienst war erfüllt. In solchen Zusammenhängen denke ich gerne an die Apostelgeschichte 13, wo Paulus das Leben Davids beschreibt: David diente zu seiner Zeit dem Willen Gottes und starb.
David konnte nicht wählen, wann er lebte, und wir können nicht wählen, in welcher Zeit wir leben. Doch wir haben die Aufgabe, in der Zeit, in der Gott uns stellt, seinem Willen treu zu dienen.
Luther hat seinen Dienst mit ganzem Herzen getan, aber auch Fehler gemacht, sogar große. Ich werde darauf nicht näher eingehen, denn manche betonen nur die Fehler und vergessen sein Evangelium. Es ist eine Frage der Gewichtung. Wichtig ist das Erbe der Reformation.
1545 bis 1563 fand das Konzil von Trient statt. Es wurde einberufen, um die Gefahr der Reformation zu bannen. Die jahrelangen Beratungen führten zu einer lehrmäßigen Antwort auf die reformatorischen Gedanken. Nach römisch-katholischer Lehre sind die Konzilsbeschlüsse unfehlbar und können nicht zurückgenommen werden.
So wurde beschlossen, dass alle verflucht seien, die glauben, man werde allein durch Glauben ohne eigene Leistung errettet. Das widerspricht klar der Bibel, etwa Epheser 2, die sagt: „Ihr seid aus Glauben errettet, nicht aus Werken.“ Doch diese Verfluchung bleibt bestehen.
Wenn heute Erklärungen zwischen Vatikan und lutherischer Kirche oder evangelischen Reformierten stattfinden, wird oft betont, man sei sich nahe und die Unterschiede würden kaum noch gelten. Doch diese Verfluchung bleibt bestehen, da solche Erklärungen nicht unfehlbar sind.
Neben dem Konzil von Trient ist noch der Orden der Jesuiten zu erwähnen. Ignatius von Loyola (1491–1556), ein spanischer Adliger und Zeitgenosse Luthers, hatte 1522 ein prägendes Erlebnis. Er weihte sich Maria ganz und gründete 1534 den Jesuitenorden. Mitglieder müssen besonderen Gehorsam gegenüber dem Papst zeigen.
Das Ziel des Ordens war der Kampf gegen die Reformation, was sich in massiven Verfolgungen äußerte. Der Orden besteht bis heute, und das Ziel der Zerstörung der Reformation wurde nicht aufgegeben.
Jesuiten sind für ihre intellektuelle Schärfe bekannt. Üblich ist, dass sie zwei Studiengänge absolvieren, oft insgesamt 14 bis 15 Jahre. Jesuiten sollen nicht nach Bischofsamt streben, nur auf Aufforderung, und auch nicht Papst werden. Dennoch ist der aktuelle Papst ein Jesuit, der erste Jesuitenpapst, gerade zur Zeit der 500-Jahr-Feier der Reformation. Das ist bemerkenswert.
Jesuiten sind Meister der Dialektik. Ein Bekannter, Manager bei ABB, berichtete, Jesuiten hätten ihm beigebracht, mit Journalisten dialektisch zu sprechen – Antworten geben, ohne wirklich zu antworten. Ein Beispiel: Ein Polizist fragt einen Jesuiten, ob ein Krimineller vorbeigegangen sei. Der Jesuit antwortet: „Nein, da ist kein Krimineller durchgegangen – durch den Ärmel.“ So verwirrend kann Dialektik sein.
Medien fallen oft auf solche Dialektik herein. Beispiel: Der Papst äußerte, Homosexuelle seien wertvolle Menschen. Das ist unbestritten, denn jeder Mensch ist Gottes Geschöpf. Doch manche interpretieren daraus, er verurteile die Praxis der Homosexualität nicht mehr, was er nicht gesagt hat.
Der Papst nähert sich Evangelikalen an, und viele meinen, man könne mit ihm zusammengehen. Das Ziel ist, die Abtrünnigen der Reformation zurückzuführen – nicht durch Verfolgung, sondern durch Dialektik. Diese Strategie wirkt. Manche Pfarrer erkennen das und halten am Erbe der Reformation fest.
Nach diesen biographischen und geschichtlichen Erläuterungen fasse ich zusammen: Der Augustinermönch Martin Luther erkannte, dass sich die Kirche weit vom ursprünglichen Christentum entfernt hatte. Sein Herzensanliegen wurde, zu den Wurzeln zurückzukehren, zur Bibel.
Er prägte den Begriff „sola scriptura“ – allein die Heilige Schrift. Nicht Päpste, Konzilien oder griechische Philosophie bestimmen die Wahrheit, sondern allein die Bibel.
Viele andere Reformatoren wie Zwingli in Zürich, Bullinger, Calvin in Genf, Martin Bucer und Farel führten dieses Anliegen weiter.
Die Reformatoren betonten auch „sola fide“ – allein durch Glauben, nicht durch Werke, was Luther bei seinem Turmerlebnis entdeckte, „sola gratia“ – allein durch Gnade, und „solus Christus“ – allein Jesus Christus als Mittler.
Sie erkannten Gott als Schöpfer, was Wissenschaftlern Mut machte, ihre Arbeit gut zu tun. Die Naturforschung wurde als Erforschung von Gottes Weisheit verstanden. Das erklärt den wissenschaftlichen Fortschritt in reformierten Ländern.
Auch die Musik wurde beeinflusst. Johann Sebastian Bach, der die Bibel studierte und liebte, brachte die europäische Musikgeschichte zum Höhepunkt. Sein Motto war „Soli Deo Gloria“ – allein Gott die Ehre. Seine Musik drückt die Freude des Glaubens und dessen Tiefe aus, ohne Mystik.
Die Reformation veränderte auch den Kirchengesang: Weg von übertrieben langsamen, mystischen gregorianischen Gesängen hin zu freudigen Liedern, die die Gemeinde gemeinsam sang. Beispiel: „Ein feste Burg ist unser Gott“ als Ausdruck des freudigen evangelischen Glaubens.
Doch die katholische Kirche als Machtsystem wollte keine Rückkehr zu „allein die Bibel“. Viele Nonnen und Mönche verließen die Klöster, erkannten Gnade allein durch Glauben. Doch kaum ein Bischof oder höherer Würdenträger trat zur Reformation über. Die Macht war ein großes Hindernis.
Es kam zu Religionskriegen im 16. und 17. Jahrhundert: Schmalkaldischer Krieg, Hugenottenkriege mit Zehntausenden Toten, und der Dreißigjährige Krieg (1618–1648), der Europa zerstörte.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg waren die Evangelischen müde. Die Freude am Bibelstudium war getrübt. In dieser Zeit begann die Aufklärung, in der viele Intellektuelle sich vom christlichen Glauben abwandten.
Ein Beispiel: Voltaire (1694–1778) sagte: „Das Dogma führt zum Fanatismus.“ Für ihn war Christentum gleich Katholische Kirche plus Religionskriege. Doch das war ein Denkfehler. Man muss unterscheiden zwischen dem ursprünglichen Christentum und menschlichen Entstellungen.
Auch Immanuel Kant (1724–1804), aus gläubigem Elternhaus, beschrieb die Aufklärung als „Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“. Unmündigkeit ist das Unvermögen, seinen Verstand ohne Anleitung zu gebrauchen. Selbstverschuldet, wenn es am Mut fehlt, selbst zu denken. Sein Wahlspruch: „Sapere aude“ – wage es, verständig zu sein.
Die Aufklärer sagten: Nicht die Bibel, sondern der Verstand ist die höchste Instanz. Was dem Verstand entspricht, wird akzeptiert, was nicht, wird abgelehnt.
Kant schrieb auch über den Weltfrieden: Wenn wir nur den Verstand gebrauchen, können wir durch Vernunft und Verhandlung Frieden schaffen.
Jesus erzählte das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lukas 15,11ff), das hier passend erscheint: Der jüngere Sohn verlangt sein Erbteil, verlässt den Vater, lebt ausschweifend. Das ist der Ausgang aus der Unmündigkeit.
Der Vater steht für Gott, der Sohn für die Menschen. Die Aufklärungsphilosophen waren Deisten – sie glaubten an einen Gott, der weit entfernt ist und nichts mit dem Leben zu tun hat.
Das Denken des Menschen ist dynamisch. Nach dem 18. Jahrhundert kam das 19. Jahrhundert, das Jahrhundert des Atheismus. Charles Darwin veröffentlichte seine Werke über die Entstehung der Arten und die Abstammung des Menschen, was nahelegte, dass das Leben sich ohne Gott entwickelt hat.
Persönliche Überlegung: Die Evolutionslehre kann man mit einem Stier vergleichen, den man an beiden Hörnern packt. Ein Horn ist die Entstehung von Materie aus dem Nichts ohne Gott – das widerspricht dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik („Aus nichts entsteht nichts“). Das andere Horn ist die Entstehung des Lebens aus toter Materie ohne Gott – chemisch kaum möglich.
Professor Ernest Gahan (1903–1996), Biochemiker, sagte: Es ist absurd zu glauben, dass eine lebende Zelle von selbst entsteht. Dennoch glaubt er daran, da er sich nichts anderes vorstellen kann.
Karl Marx (1818–1883) schrieb 1867 „Das Kapital“ und wollte es Darwin widmen, der ablehnte. Marx sah in Darwin die Grundlage für den Klassenkampf: Kein Gott, Leben entwickelt sich durch den Kampf des Stärkeren gegen den Schwächeren. Das ist die Basis für Sozialismus und Kommunismus.
1917 kam die russische Revolution. Der Kommunismus forderte die Vernichtung des Christentums. 1920 wurde die Abtreibung legalisiert als Befreiung der Frau von sexueller und familiärer Unterdrückung – eine Lehre des Vaterhasses, die sich auch in der Psychologie Freuds zeigt (Ödipuskomplex).
Das 20. Jahrhundert war das schreckliche Jahrhundert mit zwei Weltkriegen und rund 200 Millionen Toten durch Krieg und Verfolgung. Seit der Liberalisierung der Abtreibung 1973 in den USA sind über eine Milliarde Babys abgetrieben worden – mehr als in den Religionskriegen zuvor.
Die Frankfurter Schule (Horkheimer, Adorno, Fromm, Marcuse) entwickelte in den 1920er-Jahren den Neomarxismus, der die Gedanken der 68er-Revolution vorbereitete. Die Revolution von 1968 mit „Sex, Drugs, Rock’n’Roll“ war eine Umsetzung dieser Ideen.
Viele Jugendliche waren enttäuscht vom Rationalismus, den zwei Weltkriege und Umweltprobleme zeigten. Sie suchten Flucht in irrationale Welten: Rockmusik, Drogen, östliche Religionen, Okkultismus, Esoterik, New Age.
Sie forderten den Bruch mit christlichen Werten: sexuelle Perversion, Homosexualität, Auflösung von Ehe und Familie – das heutige Gender-Thema ist die Zuspitzung dieses Neomarxismus. Sie verwenden neue Begriffe wie „Gender Mainstreaming“, um ihre Ziele zu verschleiern.
Heute ist das Drogenproblem unlösbar, viele Ehen scheitern, Patchworkfamilien führen zu Unsicherheiten bei Kindern, Gewalt und Sinnlosigkeit nehmen zu. Abtreibung ist weit verbreitet, der Mutterleib gilt als gefährlichster Ort der Welt.
Sozialgeldbezüge steigen, verbunden mit Depressionen und Krankheiten. Das verbreitete Gefühl der Wertlosigkeit steht im Gegensatz zur biblischen Lehre, dass Gott jeden Menschen mit Plan geschaffen hat.
Politik und Wissenschaft werden zunehmend von diesen Werten beeinflusst, christliche Werte kriminalisiert. Es herrscht ein Totalitarismus im Gewand von Freiheit, Toleranz und Gerechtigkeit, der zur Diskriminierung von Christen führt.
Zum Schluss lese ich das Gleichnis vom verlorenen Sohn aus Lukas 15,11-24:
„Ein gewisser Mensch hatte zwei Söhne. Der jüngere sprach zum Vater: ‚Gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt.‘ Und er verteilte ihnen das Gut. Nach nicht vielen Tagen brachte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste in ein fernes Land. Dort vergeudete er sein Vermögen in ausschweifendem Leben. Als er alles verzehrt hatte, kam eine Hungersnot, und er begann zu leiden.
Er ging zu einem Bürger jenes Landes, der schickte ihn auf die Äcker, Schweine zu hüten. Er begehrte, seinen Bauch mit den Schweinefutter zu füllen, doch niemand gab ihm.
Als er zu sich kam, sprach er: ‚Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Überfluss an Brot, ich aber komme um vor Hunger.‘ Er begann zu denken, nahm die Stöpsel aus den Ohren. Er überlegte und sagte: ‚Ich will zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen. Mach mich wie einen deiner Tagelöhner.‘
Er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er noch fern war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt. Er lief ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
Der Sohn sprach: ‚Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen.‘
Doch der Vater sprach zu seinen Knechten: ‚Bringt das beste Kleid her, zieht es ihm an, gebt ihm einen Ring an die Hand und Sandalen an die Füße. Schlachtet das gemästete Kalb, lasst uns essen und fröhlich sein, denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, war verloren und ist gefunden worden.‘ Und sie wurden fröhlich.“
Diese Wende ist nur durch Umkehr möglich, Heimkehr zum Vater. Hesekiel 33,10 sagt:
„Sprecht und sagt: Unsere Übertretungen und Sünden sind auf uns, und in ihnen schwinden wir dahin. Wie könnten wir leben?“
Francis Schaeffer schrieb in seinem Lebenswerk „How Should We Then Live?“ – „Wie könnten wir denn leben?“ Die göttliche Antwort ist in Hesekiel 33,11:
„So wahr ich lebe, spricht der Herr, ich habe kein Gefallen am Tod des Gesetzlosen, sondern dass er umkehre und lebe. Kehrt um von euren bösen Wegen, warum wollt ihr sterben?“
Wenn wir zurückkehren wie der verlorene Sohn, führt das uns zurück zur Bibel, zu Jesus Christus, der am Kreuz für uns gelitten hat. Er nahm Gottes Zorn über die Sünde auf sich, damit wir frei werden.
Wenn wir uns mit Jesus identifizieren, unsere Schuld bekennen und seine Gnade annehmen, rechnet Gott uns das Erlösungswerk Jesu zu – ohne eigene Leistung, allein durch Glauben, allein durch Gnade, allein durch die Heilige Schrift.
Der Reichtum der Reformation war keine neue Erfindung, sondern eine Wiederentdeckung dessen, was seit jeher in der Bibel stand, aber in der europäischen Geschichte oft verschüttet oder verboten wurde.
Heute haben wir freien Zugang zur Bibel. Es liegt an uns, zurückzukehren, nicht nur zu überlegen, sondern wie der verlorene Sohn aufzustehen und zu gehen.
Dann dürfen wir darauf vertrauen, dass der himmlische Vater uns sieht, innerlich bewegt ist und uns entgegenkommt.
Luther hätte im Turmzimmer auch dieses Gleichnis lesen können. Er fand seine Antwort im Vers: „Der Gerechte wird durch seinen Glauben leben.“ (Römerbrief 1,17)
Gottes Wort kann uns direkt treffen. So auch das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Wir sind gemeint, Gott ruft uns, und heute ist die Möglichkeit zur Umkehr und zur Erfahrung der Gnade Gottes.
Vielen Dank für das Zuhören.
Vielen Dank, Roger, auch von meiner Seite. Ich weiß nicht, wie es Ihnen ging bei der Beschreibung unserer heutigen Zeit und Gesellschaft. Wenn man das isoliert betrachtet, kann man leicht deprimiert werden. Im Alltag sind wir oft so eingebunden, dass uns das nicht bewusst ist. Aber es ist schön, daran erinnert zu werden, dass die Botschaft von der Gnade heute dieselbe ist.
Für mich gibt es kaum ein schöneres Bild von „sola gratia“ als den Vater, der Ausschau hält und dem Sohn entgegenläuft, der es nicht verdient hat.
Ich weiß nicht, was Sie besonders beeindruckt hat, aber eine Szene, die mich sehr berührt hat, ist Martin Luther vor dem Reichstag in Worms, wie er sagt: „Ich kann nicht anders.“ Gott verpflichtet uns, unserem Gewissen zu folgen, auch gegen alle Mächte.
Ich wünsche uns allen, dass wir diesen Mut mitnehmen – zur Stellungnahme gegen Christenverfolgung, gegen die Verwässerung christlicher Werte und gegen den millionenfachen Mord im Mutterleib.
Luther hatte diesen Mut nicht aus sich selbst, sondern durch das Vertrauen und den Glauben an Gott. Das wünsche ich uns.
Ich möchte noch auf zwei Internetseiten hinweisen: Eine mit dem Thema „Außer Thesen nichts gewesen“ als Inhaltsangabe, eine Broschüre eines christlichen Verlags in Deutschland, die wir auch abgestimmt haben. Die Seite ist leicht zu merken.
Eine weitere Webseite behandelt viele Lebensfragen aus biblischer Sicht, gerade in unserer heutigen Zeit, mit hilfreichen Hinweisen und Antworten. Die Seite heißt einfach gott.de.
Ich weiß nicht, ob noch Zeit für Fragen ist.
Frage: Jüdische Lehrer haben gewissermaßen zur Entstehung des Islam beigetragen. Vielleicht könnten Sie sagen, wie Martin Luther gegen den Islam kämpfte, der das Osmanische Reich darstellte, und gegen das Judentum, das ja zum Islam führte, da viele Elemente des Islam aus dem Judentum stammen. Wie hat Luther darauf reagiert?
Antwort: Das ist schwierig kurz zu beantworten, aber ich versuche es.
Ich wiederhole die Frage: Martin Luther war nicht nur mit der Kirche von Rom konfrontiert, sondern auch mit dem Islam und dem Judentum. Wie reagierte er darauf?
Die Juden spielten eine große Rolle in Luthers Leben. Er hoffte, dass nun, da viele Europäer die Gnade Gottes erkennen und Jesus als Retter annehmen, auch bei den Juden eine Erweckung käme. Doch das geschah nicht. Die europäischen Juden änderten sich nicht, was Luther enttäuschte. Das führte dazu, dass er sich in seiner Haltung gegenüber den Juden versündigte.
Wichtig ist: Das entstand nicht aus antisemitischem Denken, sondern aus Enttäuschung. Keine Entschuldigung, aber besser nachvollziehbar.
Erst im 19. Jahrhundert begann sich das zu wenden. Jesaja 6 sagt, dass Israel entvölkert wird und geistlich verblendet ist, bis das Land entleert ist. Das begann nach 70 n. Chr. mit der Zerstreuung der Juden.
Im 19. Jahrhundert kehrten die Juden zurück ins Land Israel, und dort begann die Wende. Tausende Juden, auch Rabbiner, glauben heute an Jesus als Messias. Die messianisch-jüdische Bewegung ist weltweit aktiv. Ich war gerade in Israel und habe dort in einer messianischen Gemeinde gepredigt. Diese Bewegung gibt es auch in den USA und Australien.
Zur Frage zum Islam: Luther sah, wie die römische Kirche von der Bibel abwich, und ebenso die Abweichung Mohammeds von der Bibel. Mohammed kam auf seinen Handelsreisen mit Christen und Juden in Kontakt und interessierte sich für biblische Gedanken. Im Koran wird nur ein Gott erwähnt.
Doch Mohammed wurde von Juden in Mekka und Medina kritisiert, da seine Lehren nicht mit der Bibel übereinstimmten. Er hätte sich korrigieren lassen müssen, tat es aber nicht. Stattdessen lehrte er, Christen und Juden hätten die Bibel verfälscht, weshalb der Koran wahr sei. Hier begann das Problem.
Die Behauptung, Juden seien schuld an der Entstehung des Islam, ist zu einfach. Die Juden nahmen Mohammed nicht als Propheten an, weil seine Lehren nicht biblisch waren.
Mohammed hatte sogar Zweifel, ob seine Offenbarungen nicht dämonischen Ursprungs seien. Er stöhnte wie ein Kamel, was damals als Zeichen von Besessenheit galt. Seine Frau Khadija bestätigte ihm jedoch, dass er richtig liege. Er ließ sich von ihr bestätigen, statt sich korrigieren zu lassen.
Unsere Frauen sollen uns in Richtigem bestätigen, aber uns nicht in Fehlern bestärken.
Das wäre ein ganzer Vortrag für sich.
Wir haben die Zeit überschritten. Vielen Dank für Ihr Kommen.
Weltpolitische Umstände und persönliche Lebensstationen Luthers
Interessant ist, dass genau in dieser Zeit eine weltpolitisch gewaltige Konfrontation zwischen dem Islam und dem christlichen Abendland stattfand. Die islamischen Türken breiteten sich aus. Sie hatten bereits ein islamisches Reich im Nahen Osten und wollten dieses ausdehnen. Das Ziel war schließlich die Eroberung der ganzen Welt und die Unterwerfung der Welt unter den Islam.
So kamen die Türken nach Europa und drangen bis nach Belgrad vor. Dadurch musste Kaiser Karl V., der von 1519 bis 1556 herrschte, die Kräfte der Armeen Europas bündeln, um den Islam zurückzudrängen. Im Schatten dieser islamischen Bedrohung konnte die neue Bewegung richtig aufblühen, also aufgehen wie eine Blume.
Eigentlich hätte man die Reformation sofort bodigen und vernichten wollen. Doch durch diese weltgeschichtlichen Umstände war das in der ersten Zeit nicht möglich. Interessant, nicht wahr? Wenn man bedenkt, dass wir 500 Jahre später wieder ein ähnliches Problem haben. Nur sagen die Türken heute nicht mehr: „Jetzt los mit Schwertgewalt“, sondern sie schicken ihre Leute hierher. Diese haben mehr Kinder als die deutschen Frauen, und das geschieht alles ziemlich von selbst.
Eine Politik, die gar nicht realisiert, was hier geschieht. Die führenden Leute merken gar nicht, was vor sich geht. Kaiser Karl sah wenigstens noch die Bedrohung. Aber die heutigen Verantwortlichen? Ob sie es wissen – ich sage nicht –, aber sie handeln nicht so, als ob sie die Bedrohung erkennen würden. Ich will nicht über die Motive urteilen, aber über die Taten kann man urteilen.
So kam es 1525 zu einer wichtigen Heirat: Luther heiratete die ehemalige Nonne Katharina von Bora. Es war ihm sehr wichtig, damit klarzumachen, dass der Bann des Zölibats durchbrochen war. Er wollte zeigen, was eine Ehe bedeutet, die auf dem Evangelium aufbaut, und wie eine Familie nach christlichen Grundsätzen geführt wird. Er wollte ein Beispiel sein.
Hier sehen wir das Denkmal der beiden in Neukirch. Am 18. Februar 1546 starb Luther in der Lutherstadt Eisleben. Sein Dienst war erfüllt. In solchen Zusammenhängen denke ich gerne an eine schöne Stelle in der Apostelgeschichte, wo der Apostel Paulus das Leben von David beschreibt (Apostelgeschichte 13). Er sagt, David habe zu seiner Zeit dem Willen Gottes gedient – und dann starb er.
David konnte nicht wählen, dass er vor dreitausend Jahren lebte. Und wir können nicht wählen, dass wir um das Jahr 2017 herum leben. Aber Gott hat das bestimmt. Unsere Aufgabe ist es, in der Zeit, in der Gott uns hineingestellt hat, dem Willen Gottes treu zu dienen.
So hat Luther seinen Dienst erfüllt. Er hat ihn mit ganzem Herzen getan. Doch, was ich nur kurz angetönt habe: Er hat auch Fehler gemacht, sogar große Fehler. Das werde ich jetzt nicht ausführlich behandeln, denn es gibt manche, die gerade in diesem Jahr besonders auf seine Fehler eingehen und dabei vielleicht kaum noch etwas von seinem Dienst am Evangelium sagen.
Es ist also eine Frage der Gewichtung. Ich möchte ganz besonders auf das hinweisen, was das Erbe der Reformation war – nicht auf die Fehler, die gemacht wurden.
Reaktion der katholischen Kirche: Konzil von Trient und Jesuitenorden
1545 bis 1563 fand das Konzil von Trient statt. Dieses Konzil wurde einberufen, um die Gefahr der Reformation abzuwenden. Die jahrelangen Beratungen in der Kathedrale von Trient sollten eine lehrmäßige Antwort auf die Gedanken der Reformation sein.
Das Konzil führte schließlich zu einer Erklärung. Nach römisch-katholischer Lehre sind die Erklärungen der Konzilien unfehlbar und können nicht mehr zurückgezogen werden. Es wurde beschlossen, dass alle verflucht sind, die glauben, man könne allein durch Glauben ohne eigene Leistung errettet werden. Dabei sei zum Beispiel Epheser 2 ganz ausdrücklich: „Ihr seid aus Glauben errettet, nicht aus Werken.“ Die Bibel sagt das klar, aber das Konzil verfluchte diejenigen, die allein durch Glauben ohne eigene Leistung errettet werden wollen.
Man kann nun aus biblischer Sicht hinzufügen: Es ist wichtig zu wissen, dass bei den aktuellen Erklärungen zwischen dem Vatikan und der lutherischen Kirche sowie den evangelisch-reformierten Kirchen oft betont wird, dass man sich eigentlich sehr nahe sei. Die Unterschiede würden kaum noch ins Gewicht fallen.
Doch diese Verfluchung bleibt bestehen und kann nicht aufgehoben werden – auch nicht durch eine Erklärung. Denn die heutigen Erklärungen besitzen nicht die Unfehlbarkeit eines Konzils. Es ist wichtig, zu verstehen, wie man solche Erklärungen und Konzile gewichten muss. Diese Verfluchung bleibt bestehen.
Neben dem Konzil von Trient muss noch etwas zu den Jesuiten gesagt werden. Ignatius von Loyola (1491–1556) war ein spanischer Adliger und Zeitgenosse von Luther. Er hatte 1522 ein prägendes Erlebnis und entschied sich, sich ganz dem Dienst Mariens zu weihen, sich Maria völlig hinzugeben – nicht wie Luther, der sich Gott und Jesus Christus hingegeben hatte, sondern Maria.
1534 gründete er den Jesuitenorden. In diesem Orden wird gefordert, dass die Mitglieder dem Papst gegenüber einen ganz besonderen Gehorsam zeigen. Alle Katholiken sind verpflichtet, sich dem Papst zu unterstellen, aber Jesuiten ganz besonders. Das Ziel dieses Ordens war der Kampf gegen die Reformation und deren Zerstörung. Dies äußerte sich in massiven, gewalttätigen Verfolgungen.
Der Orden besteht bis heute, und das Ziel, die Zerstörung der Reformation, wurde nicht aufgegeben. Die Jesuiten betonen, dass man intellektuell sehr versiert sein muss, um Jesuit zu werden. Es ist üblich, dass man zwei Studiengänge absolviert, etwa Medizin und Philosophie, jeweils bis zum Masterabschluss. Das Studium kann so 14 bis 15 Jahre dauern.
Es wurde gesagt, Jesuiten sollten nicht nach dem Bischofsamt streben, nur wenn sie dazu aufgefordert werden, und auch nicht Papst werden. Deshalb gab es bisher keinen Jesuiten-Papst – bis heute. Der derzeitige Papst ist Jesuit, und das gerade zur 500-Jahr-Feier der Reformation. Auffällig ist, dass der Vorgänger noch lebt. Normalerweise stirbt ein Papst und dann wird ein neuer gewählt. Hier trat der Vorgänger zurück und ein Jesuit wurde Papst – und das zur Zeit des 500-jährigen Reformationsjubiläums. Das ist bemerkenswert.
Man muss wissen, dass Jesuiten Meister der Dialektik sind. Ein Bekannter von mir war als Manager bei ABB tätig, einer wichtigen Firma in der Schweiz. Er erzählte, dass sie in der Innerschweiz einen Kurs bei Jesuiten besuchen mussten, in dem ihnen beigebracht wurde, wie man dialektisch mit Journalisten spricht.
Sie lernten, wie man auf Fragen antwortet, ohne wirklich zu antworten. Die Jesuiten gelten als die besten Lehrer darin. Es gibt einen Witz: Ein Polizist verfolgt einen Kriminellen und trifft auf einen Jesuiten. Er fragt: „Ist hier ein Krimineller vorbeigegangen?“ Der Jesuit antwortet mit einem langen Ärmel: „Nein, da ist kein Krimineller durchgegangen.“ Der Polizist will wissen, ob ein Krimineller vorbeigegangen ist, und bekommt eine Antwort, die zwar wahr klingt, aber keine klare Auskunft gibt.
Dieser Mann ist ein Experte der Dialektik. Wenn man die Medien liest, sieht man, wie Journalisten häufig auf ihn hereinfallen. Ein Beispiel: Plötzlich heißt es, dieser Papst äußere sich ganz anders zur Homosexualität als der Vatikan sonst. Er habe gesagt, Homosexuelle seien auch wertvolle Menschen. Wer würde das bezweifeln? Jeder Mensch als Geschöpf Gottes ist wertvoll.
Man denkt dann, er verurteile die Praktizierung der Homosexualität nicht mehr, aber das hat er nicht gesagt. Das ist nur ein Beispiel. Man muss sich bewusst sein, dass er sich den Evangelikalen annähert und diese sagen, er sei ganz anders und man könne mit ihm zusammengehen. Das Ziel ist, dass diejenigen, die in der Reformation weggegangen sind, zurückkehren.
Er erreicht das nicht durch Verfolgung, sondern durch Dialektik – und das funktioniert. Die Evangelikalen reagieren begeistert darauf. Auch in der lutherischen Kirche, zumindest bei führenden Persönlichkeiten, fällt man darauf herein. Wir sehen das vor unseren Augen.
Es gibt aber auch Pfarrer, die genau beobachten, was derzeit geschieht. Das sind oft Innenpfarrer, die noch fest am Erbe der Reformation festhalten.
Zusammenfassung der Reformation und ihrer Grundprinzipien
Ich schlage vor, wir machen hier eine Pause. Nach diesen biographischen Erläuterungen zu Luther und den allgemeinen geschichtlichen Umständen möchte ich hier ein bisschen zusammenfassen.
Wir haben gesehen, dass der Augustinermönch Martin Luther festgestellt hat, dass sich die Kirche weit vom ursprünglichen Christentum entfernt hat. Es wurde ihm zu einem Herzensanliegen, zurück zu den Wurzeln, zurück zur Bibel zu gehen. So schuf er das Schlagwort „sola scriptura“ – allein die Heilige Schrift. Dieses Schlagwort ist ein Begriff, der leicht zugänglich ist und den wichtigen Gedanken ausdrückt.
Damit wollte er betonen, dass nicht die Päpste, nicht die Konzilien und auch nicht die Philosophie der Griechen uns sagen, was die Wahrheit ist. Vielmehr können wir die Wahrheit allein durch die Bibel, durch die Heilige Schrift, erkennen: sola scriptura. Luther und viele andere, die in Europa aufwachten und erkannten, dass es tatsächlich so in der Bibel steht, trugen dieses Anliegen weiter.
So löste beispielsweise Zwingli in Zürich die Reformation aus. Sein Nachfolger Bullinger war noch geistlicher als er und versuchte, die Menschen wirklich zur Bibel zurückzuführen. In Genf machte Calvin dieses Anliegen den Menschen wichtig. An anderen Orten wirkten Martin Bucer und Farel in der französischen Schweiz, in Neuchâtel und so weiter.
Luther hat die Reformation ausgelöst, aber andere führten dieses Anliegen aus Überzeugung weiter, weil sie es in der Bibel so gefunden hatten. Man kann also sagen: Nicht nur Luther, sondern die Reformatoren allgemein betonten „sola scriptura“. Die Bibel ist das einzige Fundament und hat Autorität über alle Bereiche des Lebens.
Nicht so, wie es bisher gelehrt wurde: Die Bibel sei nur zuständig für das, was mit der Gnade, mit Gott und dem Jenseits zu tun hat, und die Philosophie der Griechen für das Diesseitige, für das Wissenschaftliche. Nein, sie erkannten, dass die Bibel allein die Antworten für Glauben, aber auch für Familie, Gesellschaft, Arbeit, Ethik, für richtiges und falsches Handeln und Denken gibt.
Auch Kunst, Wissenschaft, Politik und andere Bereiche werden durch die Bibel abgedeckt. Darüber hinaus betonten die Reformatoren „sola fide“ – allein durch Glauben, nicht durch Werke. Das war die große Entdeckung bei Luthers Turmerlebnis.
Außerdem „sola gratia“ – allein durch Gnade. Wir können Gottes Gunst nicht verdienen, sondern müssen mit Gottes Liebe und Vergebungsbereitschaft rechnen. Nur so können wir zu Gott kommen – allein durch Gnade. Schließlich auch „solus Christus“ – allein Jesus Christus.
Er ist der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen, nicht Maria, nicht die Heiligen, nicht die Priester, nicht die Bischöfe und auch nicht der Papst. Nur Jesus Christus – solus Christus.
Die Reformatoren erkannten auch, dass die Bibel Gott als Schöpfer bezeugt. Das führte dazu, dass sie den Wissenschaftlern Mut machten: Macht eure Arbeit und zwar gut! Das ist ein Ansporn zur wissenschaftlichen Forschung. Wenn wir die Natur erforschen, erforschen wir die Weisheit desselben Gottes, der die Bibel hat schreiben lassen und inspiriert hat.
Das erklärt, warum in den reformierten und evangelischen Ländern Europas der Fortschritt in der Wissenschaft sprunghaft vorangeschritten ist. Aber auch alle anderen Bereiche wurden dadurch beeinflusst.
Zum Beispiel die Musik: Johann Sebastian Bach. Seine Musik kann man unmöglich verstehen ohne die Bibel. Dieser Mann studierte und liebte die Bibel. Wir haben heute noch seine zweibändige Lutherbibel mit zahlreichen Anmerkungen darin.
Bach brachte die Musikgeschichte Europas zum Höhepunkt. Er führte die Entwicklung der mehrstimmigen Musik bis zur Spitze. Seine Motivation war, wie wir schon eingangs gehört haben, „Soli Deo Gloria“ – allein Gott die Ehre. Das schrieb er immer wieder auf die Notenblätter: SDG.
Diese Musik sollte Ausdruck sein für die Freude des Glaubens. Dabei sollen auch Tiefe und Ernsthaftigkeit zum Ausdruck kommen. Die Musik sollte keine Mystik enthalten.
Man muss sich bewusst machen, dass mit der Reformation auch der Gesang in der Kirche völlig verändert wurde. Bis dahin hatte man die Gesänge viel zu langsam gesungen. Nehmen Sie zum Beispiel die gregorianischen Gesänge. Man denkt oft, das seien mystische Lieder, aber man kann sie ganz anders singen. Ein bisschen schneller gesungen, würden sie zu schönen Liedern.
Doch man hatte die gregorianischen Gesänge bewusst übertrieben langsam gesungen, damit das Denken heruntergefahren wird und eine mystische Stimmung entsteht. Darum wurden auch die Kirchenräume abgedunkelt.
Die Reformatoren erkannten: Weg mit dieser Dunkelheit! Dunkelheit ist ja nichts, sondern das Gegenteil von Licht. Deshalb wurden die Kirchenräume plötzlich hell, und die Lieder so freudig.
Ein Lutherlied wie „Ein feste Burg ist unser Gott“ ist der Ausdruck des freudigen evangelischen Glaubens. Dabei wurde betont, dass nicht nur ein paar Mönche vorne singen, sondern die ganze Gemeinde. Das gemeinsame Singen sollte Ausdruck der gemeinsamen Freude am Heil und an der Erlösung sein.
Diese neu entdeckten Dinge in der Musik führten auch zu einer Befreiung der Musik von der Mystik. Das sieht man ganz eindrücklich in Bachs Musik. Er verschmolz Denken und Fühlen in seiner Musik zu einer Einheit.
Die Musik ist nicht mystisch, sondern spricht das Denken an. Denken Sie nur an eine fünfstimmige Fuge. Das ist grandios – reine Mathematik, könnte man sagen, wenn man es als Mathematiker betrachtet.
Doch es ist nicht nur reine Mathematik, denn die Musik spricht das Herz an. Bach konnte Gefühl und Denken verbinden, ohne dass das Gefühl das Denken ausschaltet, wie es früher oft der Fall war.
Religionskriege und ihre Folgen
Und dann kam doch der Schlag gegen diese neue Bewegung. Die katholische Kirche als Machtsystem wollte keine Rückkehr zur Bibel allein.
Es ist interessant: Damals sind Tausende von Nonnen und Mönchen aus den Klöstern hinausgegangen und haben die Freude erkannt – die Gnade Gottes, dass wir allein durch den Glauben an Jesus Christus gerettet werden.
Aber es ist kaum oder fast gar nicht bekannt, dass jemand ab dem Rang eines Bischofs aufwärts damals in der Reformation umgedreht hätte. Das ist schon bemerkenswert. Das Problem der Macht kann wirklich ein Hindernis sein, das Evangelium zu erfassen.
So kam es also zu den Religionskriegen gegen die Reformation im 16. und 17. Jahrhundert. Schreckliche Kriege, wie zum Beispiel der Schmalkaldische Krieg, die furchtbaren Hugenottenkriege, in denen Zehntausende von Hugenotten ums Leben kamen, und dann der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648. Am Ende war Europa am Boden zerstört.
Nun wollen wir die Folgen der Religionskriege betrachten. Nach dem Dreißigjährigen Krieg waren die Evangelischen im Allgemeinen müde. Sie fragten sich: Was soll das eigentlich? Ein Student studiert die Bibel und will genau wissen, wie sie gemeint ist – und dann gibt es Krieg. Die Freude am Bibelstudium war dadurch zerstört.
Genau in dieser Zeit entstand die Aufklärungszeit. Das war eine Epoche, in der sich viele Intellektuelle vom christlichen Glauben abwandten. Ein Beispiel: Der französische Philosoph Voltaire (1694–1778) sagte: „Le Dogme porte le Fanatisme.“ Das bedeutet: Das Dogma führt zum Fanatismus.
Sobald sich Menschen mit der Bibel, Lehrfragen und Dogmen beschäftigen, schlagen sie sich die Köpfe ein, meinte er. Persönlich, wenn wir über Voltaire und uns selbst nachdenken, sehen wir, dass für Voltaire die Rechnung lautete: Katholische Kirche plus Religionskriege gleich Christentum.
Der Mann war sehr klug, aber hier hat er einen großen Denkfehler gemacht. Es stellt sich die Frage: Können wir selbst unterscheiden zwischen dem ursprünglichen Christentum – also Jesus Christus und der Bibel – und dem, wie die Menschen es im Lauf der Jahrhunderte entstellt haben?
Bereits ab dem zweiten Jahrhundert, wie ich erklärt habe, kamen platonische und philosophische Gedanken hinein. Doch das ist nicht Christentum, sondern menschliche Entstellung. Können wir diesen Unterschied machen?
Man trifft immer wieder Leute, die sagen: „Ach, glauben Sie nichts mehr, ich bin ganz enttäuscht. Fromme Leute haben mich tief enttäuscht.“
Dazu muss man sagen: Ja, das stimmt. Menschen enttäuschen uns – das habe ich auch erlebt. Aber Jesus Christus enttäuscht nie. Das ist der Punkt.
Aufklärung und ihre Folgen für den Glauben
Ein weiterer bedeutender Denker dieser Zeit war Immanuel Kant (1724–1804), der übrigens aus einem gläubigen Elternhaus stammte. Er hat die Aufklärung in seiner Schrift „Was ist Aufklärung?“ folgendermaßen beschrieben:
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Anleitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache nicht am Mangel des Verstandes liegt, sondern an der Entschlossenheit und dem Mut, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“
Sapere aude – auf gut Deutsch: Wage es, verständig zu sein. Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen – das ist also der Wahlspruch der Aufklärung.
Die Aufklärer sagten: „Schaut mal, die Bibel ist auch nichts, die Religionskriege haben uns das gezeigt. Nein, was müssen wir tun? Wir brauchen eine andere Führung, nicht die Bibel, sola scriptura, sondern unseren Verstand. Wir müssen einfach denken und unseren Verstand benutzen, der wird uns recht leiten.“ Das ist der Referenzpunkt. Alles, was unserem Verstand entspricht, ist okay, und was unserem Verstand widerspricht, das lassen wir fahren.
Kant hat auch ein Büchlein über den Weltfrieden geschrieben. Er sagte, wenn wir auf dieser Schiene weitergehen, können wir schließlich den Weltfrieden schaffen. Denn der Verstand hilft beim Verhandeln. Da denkt einer so und ich denke so. Jetzt sprechen wir miteinander – vernünftig, nicht wahr? Wir schlagen uns nicht einfach die Köpfe ein. Vernünftig und gut: Du möchtest dies, ich möchte das, dann treffen wir uns in der Mitte. Am Schluss haben wir Frieden. Es ist ganz einfach, wenn man nur den Verstand gebraucht.
Der Herr Jesus erzählte im Neuen Testament ein Gleichnis, das Gleichnis vom verlorenen Sohn, und das kommt mir in den Sinn, wenn ich Kant lese – den Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit.
In Lukas 15,11 lesen wir: „Er sprach aber: Ein gewisser Mensch hatte zwei Söhne. Und der Jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Vater, gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt! Und er teilte ihnen die Habe.“ Nach nicht vielen Tagen brachte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste weg in ein fernes Land.
Das ist der Ausgang aus der Unmündigkeit – weg vom Vater, ich will mein Leben selber bestimmen. In diesem Gleichnis bedeutet der Vater Gott. Dieser jüngere Sohn stellt die Menschen dar. Genau so war es in der Aufklärung: Man wollte sich vom Vater verabschieden und das Leben selbst in die Hand nehmen. Immanuel Kant nennt das die selbstverschuldete Unmündigkeit.
Die Aufklärungsphilosophen im Allgemeinen glaubten an Gott, allerdings an einen Gott, der weit, weit weg ist. Das ist der Gott der Deisten, sagt man. Sie waren Deisten: Sie glaubten, es gibt Gott, irgendwoher muss ja die Welt kommen. Ganz ohne Schöpfergott geht das ja nicht. Aber dieser Gott hat nichts mit unserem Leben zu tun, er ist ganz weit weg von uns. Oder könnten wir sagen: Wir sind ganz weit weg von ihm? Ja, denn der Sohn reiste weg in ein fernes Land – er ging weit weg.
Das Denken des Menschen ist nie stabil, es geht immer weiter, es bewegt sich, da ist eine Dynamik drin. Darum, nach dem achtzehnten Jahrhundert, der Aufklärungszeit, kommt das neunzehnte Jahrhundert – das Jahrhundert des Atheismus. Da ging man so weit weg vom Vater, dass der Vater in seiner Existenz sogar geleugnet wurde.
Charles Darwin veröffentlichte seine Bücher „Die Entstehung der Arten durch natürliche Selektion“ und „Die Abstammung des Menschen“. Damit wollte er nahelegen, dass das Leben sich von selbst entwickelt hat und Gott dafür gar nicht gebraucht wird.
An dieser Stelle einige persönliche Überlegungen, wie man damit umgehen kann, wenn man damit nicht einverstanden ist: Ich habe mir gesagt, man könnte die Evolutionslehre mit einem Stier vergleichen. Wir packen den Stier an seinen beiden Hörnern.
Ein Horn ist eine unglaubliche Schwachstelle in der Theorie: die Entstehung der Materie aus dem Nichts, ohne ewigen Gott. Das andere Horn ist die Entstehung des Lebens aus toter Materie ohne ewigen Gott.
Wir packen den Stier: Das erste Horn können wir zu Boden ringen, wenn wir realisieren, dass die Entstehung von Materie und Energie aus dem Nichts einfach so ohne Schöpfergott nicht möglich ist. Denn das widerspricht den Naturgesetzen. Der erste Hauptsatz der Thermodynamik bedeutet ganz vereinfacht, so dass es ein Grundschüler versteht: Aus nichts entsteht nichts. Das sagt dieser Satz. Und diejenigen, die das anders sehen, müssen damit leben, dass sie sich im Widerspruch zu den Naturgesetzen befinden und gleichzeitig wissenschaftlich sein wollen.
Bei der Entstehung des Lebens aus toter Materie haben wir riesige Probleme in der Chemie. Diese riesigen langen Ketten können ja gar nicht von selbst in der Natur entstehen. Das wissen auch sehr große Evolutionisten, wie zum Beispiel Professor Dr. Ernest Gahan (1903–1996), seinerzeit Biochemiker an der Universität Montpellier in Frankreich. Er hat vor Jahren gesagt, und was er da sagte, ist in der Forschung auch heute noch gültig: Am CERN in Genf sagte er, es sei absurd und absolut unsinnig zu glauben, dass eine lebende Zelle von selbst entstehe, weil es chemisch nicht funktioniert. Diese langen Ketten können einfach nicht so in der Natur entstehen.
Dann sagt er: „Aber dennoch glaube ich es, denn ich kann es mir nicht anders vorstellen.“ Wie ist es möglich, dass ganz gescheite Leute das akzeptieren? Das erklärt sich dadurch, dass sie ganz weit weg vom Vater gegangen sind, in ein fernes Land.
Wir sind immer noch im neunzehnten Jahrhundert, zur Zeit von Darwin. Karl Marx schrieb 1867, nach Darwins erstem Evolutionsbuch, „Das Kapital“ und wollte es Darwin widmen. Darwin lehnte ab, ihm war nicht wohl dabei. Aber Karl Marx sagte: „Darwin ist unser Mann, er gibt uns die Grundlage für die Lehre des Klassengkampfes.“ Darwin habe gezeigt, dass es keinen Schöpfergott braucht. Das ist die Basis für Kommunismus und Sozialismus.
Darwin habe gezeigt: Es gibt keinen Gott, und das Leben entwickelt sich, indem der Stärkere den Schwächeren ausmerzt. Das ist genau das Prinzip des Klassenkampfes. Die Proletarier, die Fabrikarbeiter, die von den bösen Fabrikbesitzern, den Kapitalisten, ausgebeutet werden, müssen den Aufstand machen! Sie müssen die Elite durch eine Revolution stürzen, und dann geht es gesellschaftlich vorwärts, bis wir schließlich zum Sozialismus kommen, staatlich gesteuert. Am Ende erreichen wir das Paradies, wo es keinen Staat mehr gibt, keinen Privatbesitz mehr, alle haben alles gemeinsam, und dann wird Weltfrieden sein.
Darwin zeigt uns dieses Prinzip. Diese Denker hinterließen nachhaltige Auswirkungen. Darwin ist gestorben, Karl Marx ist gestorben, aber 1917 kam es zur russischen Revolution und zur Machtübernahme der Kommunisten. Dieser Kampf war stark motiviert durch Darwin.
Die Geschichte des Kommunismus im zwanzigsten Jahrhundert, das „Schwarzbuch der Kommunisten“, enthält die Zahl von hundert Millionen Toten – unglaublich!
Die Bibel sagt im Buch der Sprüche: „Wie der Mensch denkt, so ist er.“ Es kommt darauf an, wie wir denken. Unser Denken hat Folgen für unser Handeln.
Es war gleich nach der Revolution, in den 1920er Jahren, als das Grundprinzip der Sowjetunion festgelegt wurde: Das Christentum in Russland soll systematisch vernichtet werden, denn die Christen sind ein Hindernis auf dem Weg zum Sozialismus.
Bereits 1917 gab es ein Arbeitsgesetz für Männer und Frauen. 1920 kam die Legalisierung der Abtreibung, und zwar mit dem Ziel, die Befreiung der Frau von sexueller und familiärer Unterdrückung zu fördern.
Nicht nur gegen die Fabrikbesitzer, sondern auch gegen die Patriarchen in der Familie sollten die Frauen kämpfen und sie stürzen. Es ist eine Lehre des Vaterhasses.
Dieser Gedanke kommt auch in der Psychologie von Sigmund Freud ganz klar zum Ausdruck – Stichwort Ödipuskomplex. Auch der Sohn hasste eigentlich seinen Vater, weil er die Mutter für sich möchte.
Ja, es ist ein Jahrhundert des Vaterhasses, und das hängt damit zusammen, dass der jüngere Sohn weit weg von seinem Vater gegangen ist.
Man kann das zwanzigste Jahrhundert als das schreckliche Jahrhundert bezeichnen: Zwei Weltkriege, die einzigen in der Weltgeschichte, fanden in diesem Jahrhundert statt, als die Ideen des 18. und 19. Jahrhunderts die Massen eroberten.
Rund 200 Millionen Tote sind durch Krieg und Verfolgung zu beklagen. Seit der Liberalisierung der Abtreibung, die auch ein Grundanliegen des Sozialismus ist, sind mehr als eine Milliarde Babys abgetrieben worden – seit der Legalisierung der Abtreibung in den USA 1973. Danach folgten Frankreich, Italien und viele weitere Länder.
Unglaublich! Das stellt sogar die Religionskriege der katholischen Kirche gegen die evangelischen in den Schatten.
Moderne Gesellschaft und Wertewandel
Was ist mit dem Verstand? Nun, die Frankfurter Schule wurde gegründet. Denker wie Max Horkheimer, Theodor Adorno, Erich Fromm und Herbert Marcuse haben sich in den 1920er Jahren gesagt: Irgendetwas ist in Russland mit dem Sozialismus schiefgelaufen. Wir müssen Marx neu interpretieren, und zwar ganz speziell im Licht der Psychologie von Freud.
Sie entwickelten dann den Neomarxismus und bereiteten die Gedanken der späteren 68er-Revolution vor. Als es 1968 zur Revolution kam, mit dem Slogan „Sex, Drogen, Rock'n'Roll“, war das genau die Verwirklichung der Pläne dieser Frankfurter Schule. Sie sagten, nicht die Proletarier seien die Revolutionäre, sondern die Randständigen – diejenigen, die Drogen nehmen und aus der Gesellschaft aussteigen. Diese müsse man mobilisieren, um eine neue Gesellschaft zu schaffen.
Diese Revolution der 1960er Jahre erklärt sich so: Viele Millionen Jugendliche waren enttäuscht über die wissenschaftlichen Entwicklungen. Nach zwei Weltkriegen sah man, wozu die Fähigkeit des Denkens geführt hatte – zur Erfindung der schrecklichsten Waffen, wie Chemiewaffen und Atomwaffen. Es folgten der Kalte Krieg, der Vietnamkrieg und die Umweltverschmutzung, die damals zunehmend ins Bewusstsein rückte.
Das führte dazu, dass aus einer Enttäuschung über den Rationalismus – „Gebrauche deinen Verstand, wage es, verständlich zu sein“ – eine Flucht in eine irrationale Welt entstand. Man suchte eine andere Scheinwelt. Genau in dieser Zeit kam die Rockmusik auf, mit den Beatles und den Rolling Stones. Drogen wurden neu entdeckt, ebenso östliche Religionen, Okkultismus, Esoterik und New Age.
Diese Jugendlichen forderten einen Bruch mit den herkömmlichen Werten des Christentums und der Bibel. Sie sagten, sexuelle Perversion sei in Ordnung, Homosexualität ebenfalls, und eigentlich habe die Ehe ausgedient – sie sei ein Auslaufmodell. Sie forderten die Auflösung von Ehe und Familie.
Heute versteht man unter Gender diese ganze Sache als eine Zuspitzung des Neomarxismus. Doch sie sind sehr schlau, ähnlich wie die Jesuiten: Sie nennen sich nicht mehr Marxisten, denn dann wüsste man sofort, woher das kommt. Stattdessen verwenden sie ganz neue Begriffe wie Gender Mainstreaming. Fast niemand weiß, was das bedeutet. Wer es wissen will, muss sich darüber kundig machen.
So geschieht über die Hintertür die Auflösung von Ehe und Familie, Abtreibung, antiautoritäre Erziehung. Und heute, im Jahr 2017, müssen wir sagen: Das Drogenproblem ist unlösbar. Ein großer Teil der Ehen endet in Scheidung.
Vor kurzem las ich einen Artikel in der NZZ. Ich frage mich, was in dieser Zeitung geschehen ist. Früher gab es dort wirklich bodenständige Artikel, einen nach dem anderen. Nun schreibt jemand, dass über 50 Prozent der Ehen geschieden werden. Das Modell Ehe hat eigentlich ausgedient. Das zeigt, dass die Ehe kaum noch etwas wert ist.
Natürlich ist das mit jedem Haushaltsgerät so: Wenn man die Gebrauchsanleitung nicht beachtet, wird selbst ein Mikrowellenofen gefährlich. Mikrowellen sind sehr gefährliche Wellen, das kann ich Ihnen sagen. Man muss die Anleitung beachten. So ist es auch mit der Ehe. Man muss die Gebrauchsanleitung beachten, sonst kann es wirklich ganz traurig ausgehen.
Ebenso wird heute argumentiert, dass ein großer Teil der Ehen in Scheidung endet. Die daraus entstehenden Patchwork-Familien führen zu einer Destabilisierung der Kinder. Sie wissen oft gar nicht mehr, wohin sie gehören. Das ist eine große Not.
Die Gewalt in der Gesellschaft nimmt zu, ebenso das verbreitete Gefühl der Sinnlosigkeit. Die Abtreibungen von 1973 bis heute belaufen sich laut WHO auf mehr als eine Milliarde, mehr als 40 Millionen pro Jahr. Kinder im Mutterleib sind der gefährlichste Ort dieser Welt. Es ist gefährlicher, im Mutterleib zu sterben, als an Krebs zu erkranken. Krebs ist ja ein echtes Problem in unserer Gesellschaft.
Wir sehen zudem eine dramatische Zunahme der Sozialgeldbezüge. Ich betone, dass dies in vielen Fällen eine Folge des modernen Lebensstils ist, verbunden mit Depressionen, dem Post-Abort-Syndrom und Problemen wie Aids, Hepatitis B und C.
Das verbreitete Gefühl von Sinnlosigkeit und Wertlosigkeit entsteht auch dadurch, dass man in der Schule lernt, man sei ein Produkt des Zufalls. Das ist etwas ganz anderes als das, was die Reformatoren gesagt haben. In der Bibel steht, dass Gott uns wollte, dass er mit jedem einen Plan hat und dass wir die Aufgabe haben, in unserer Arbeit Gott zu dienen.
All dies hat sich zugespitzt mit der Werterevolution des Genderismus. Das Ziel ist die völlige Zerstörung der biblischen Sexualmoral und der Familie. In Deutschland wird das stark vorangetrieben durch die Politik, ebenso in der EU und durch die UNO.
Die Freiheit der Religion, das Lebensrecht, die Freiheit in der Erziehung und auch in der Wissenschaft werden immer mehr ausgehöhlt – aber wirklich ganz hinterhältig, über die Hintertür, nicht so direkt, dass man es sofort merkt.
Die christlichen Werte werden mehr und mehr kriminalisiert. Man muss sehr aufpassen, wenn man öffentlich Vorträge hält und wie man sich ausdrückt. Sonst ist es kein Problem, angeklagt zu werden und die Folgen dafür zu tragen.
Es ist ein Totalitarismus im Gang, und zwar im Gewand. Man spricht von Freiheit, Toleranz und Gerechtigkeit. Ausdrücke wie Gleichheit, Antidiskriminierung und Vielfalt sind Begriffe, die genau dazu dienen, die Freiheit, die wir bisher hatten, zu verlieren.
Das führt zu einer Diskriminierung der Christen.
Das Gleichnis vom verlorenen Sohn als Hoffnungssymbol
Und so möchte ich am Schluss das Gleichnis nochmals ganz lesen, aus Lukas 15, Vers 11: Ein gewisser Mensch hatte zwei Söhne, und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: „Vater, gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt.“ Und er teilte ihm die Habe zu.
Nach nicht vielen Tagen brachte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste weg in ein fernes Land. Dort vergeudete er sein Vermögen, indem er ausschweifend lebte. Genau so ist die Geschichte des Abendlandes seit der Aufklärung.
Ja, und jetzt sind wir heute an den Schweinetrögen angelangt. „Als er aber alles verzehrt hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und er selbst fing an, Mangel zu leiden.“ Das sind jetzt all diese gesellschaftlichen Probleme, die unlösbar erscheinen.
Er ging hin und hängte sich an einen der Bürger dieses Landes. Dieser schickte ihn auf seine Äcker, Schweine zu hüten. Er begehrte, seinen Bauch mit den Trieben zu füllen, welche die Schweine fraßen, aber niemand gab ihm etwas.
Als er aber zu sich selbst kam, sprach er: „Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Überfluss an Brot, ich aber komme hier um vor Hunger.“ Er kommt zu sich. Er beginnt zu denken oder, in der heutigen Sprache: Er nimmt die Stöpsel aus den Ohren, die so viele Stunden des Denkens verunmöglicht haben.
So macht er es ständig. Das muss man herausnehmen, damit man zu sich selbst kommt. Dann überlegt er.
Und dann, Vers 18: „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und will zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir.“ Er gibt zu: Dieser Weg, den ich gegangen bin, war falsch. Das ist nicht ganz einfach. Es ist etwas vom Schwersten, weil wir von Natur aus stolze Wesen sind.
„Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen. Mache mich wie einen deiner Tagelöhner.“ Wenn es hier aufhören würde, wäre es traurig. Er hat sich nur gesagt: Ich will.
Aber jetzt kommt Vers 20: „Und er machte sich auf.“ Das ist der Punkt, es ist eine Entscheidung. Er stand auf, machte sich auf und ging zu seinem Vater.
Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt. Merkwürdig, der Vater ist ein Vater, der immer wieder hingegangen ist und geschaut hat: Kommt er? Er kam nicht. Und plötzlich, der Tag kam, er kehrte zurück, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt. Er lief hin, fiel ihm um den Hals und küsste ihn sehr.
Das erinnert doch richtig an Epheser 2, Vers 4: „Gott aber, der da reich ist an Barmherzigkeit, wegen seiner vielen Liebe.“ Der Sohn aber sprach zu ihm: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen.“
Der Vater aber sprach zu seinen Knechten. Er geht gar nicht darauf ein. Ist das nicht wunderbar? Keine Vorwürfe, keine Vorwürfe! Der Vater selber, innerlich bewegt über den, der zurückkehrt, bringt das beste Kleid her und zieht es ihm an. Er tut einen Ring an seine Hand und Sandalen an seine Füße.
Er bringt das gemästete Kalb her, schlachtet es und sagt: „Lasst uns essen und fröhlich sein, denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, war verloren und ist gefunden worden.“ Und sie fingen an, fröhlich zu sein. Eine totale Wende.
Aber diese Wende ist nur möglich durch die Umkehr. Heimkehr bedeutet Umkehr. Hesekiel 33, Vers 10: „Also sprecht ihr und sagt: Unsere Übertretungen und unsere Sünden sind auf uns, und in denselben schwinden wir dahin. Wie könnten wir denn leben?“
Es gibt ein Buch von dem Denker Francis Schaeffer, der viele Bücher geschrieben hat, gerade über die Entwicklung des Denkens im Abendland und eben auch über diesen Werteverlust. Nachdem man in der Reformation wieder zurückkam zur Bibel, hat man die Bibel später über Bord geworfen.
Eines seiner Bücher, das sein Lebenswerk zusammenfasst, heißt im Englischen „How should we then live?“ Woher kommt dieser Titel? Das ist Hesekiel 33: „Wie könnten wir denn leben?“
Und die göttliche Antwort spricht zu ihnen: „So wahr ich lebe, spricht der Herr, der Ewige, ich habe kein Gefallen am Tod des Gesetzlosen, sondern dass der Gesetzlose von seinem Weg umkehre und lebe. Kehrt um, kehrt um von euren bösen Wegen, denn warum wollt ihr sterben?“
Das ist Gottes Antwort. Er möchte, dass wir zurückkehren wie der verlorene Sohn. Diese scheinbare Eskapade mit dem Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit war eine Katastrophe. Aber wir können zurück.
Darum der Untertitel des Vortrags: „Außer Thesen nichts gewesen?“ Fragezeichen. Wenn wir da zurückkehren und uns wieder fragen: Wo finden wir die wirklichen Antworten für unser Leben und für die Ewigkeit? Dann führt das uns zurück zur Bibel, zu Jesus Christus.
Jesus Christus, der da auf dem Golgatha-Felsen vor den Toren von Jerusalem in diesem Steinbruch am Kreuz gelitten hat. Der Sohn Gottes wurde Mensch, damit er für Menschen sterben konnte.
Die Strafe, die ein gerechter, heiliger Gott über die Sünde bringen muss, weil er gerecht ist, hat er auf sich genommen, um uns zu verschonen. Wenn wir uns im Glauben mit Jesus Christus identifizieren, rechnet Gott uns dieses Erlösungswerk von Jesus Christus zu.
Jesus hat bereits Gottes Zorn über die Sünde am Kreuz erduldet. Darum hat er gerufen: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Wenn wir uns mit diesem Opfer identifizieren und die Gnade von Jesus Christus in Anspruch nehmen, unsere Schuld Gott bekennen, dann rechnet uns Gott dieses Werk zu.
Ohne eigene Leistung, durch Glauben allein, durch Gnade allein. Und woher können wir diese Dinge wissen? Allein durch die Bibel, allein durch die Heilige Schrift.
So sehen wir: Dieser Reichtum der Reformation war nicht der Reichtum von gescheiten Leuten, die etwas Neues erfunden haben. Dieser Reichtum war einfach eine Wiederentdeckung von dem, was man ja von Alters her schon in der Bibel hatte.
Aber das wurde in der europäischen Geschichte zugeschüttet, sogar mit Gewalt. Man sagte, die Leute dürfen darin nicht lesen. So wurde die Antwort den Menschen vorenthalten.
Heute haben wir alle freien Zugang zur Bibel. Es wäre so einfach. Aber der Punkt ist: Wollen wir zurückkehren und nicht nur überlegen: Ich will mich aufmachen, sondern wie der verlorene Sohn, der sich aufmachte?
Dann dürfen wir damit rechnen, dass der himmlische Vater so auf uns reagiert wie in dem Gleichnis: innerlich bewegt, sieht er uns, geht uns entgegen. So ist Gott.
Man ist vielleicht erstaunt: Luther hätte doch im Turmzimmer auch dieses Gleichnis lesen können und die Antwort gefunden. Er hat das gefunden durch den Vers: „Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.“
Viele würden sagen: Ich verstehe mir gar nicht diesen Vers. Aber Gott hat dadurch gesprochen. Das ist Gottes Wort. Es kann uns ganz direkt treffen.
So kann uns auch dieses Gleichnis so direkt treffen, dass wir merken: Ich bin gemeint, und Gott ruft mich. Es ist heute die Möglichkeit, zurückzukehren und die Gnade Gottes, die Gnade des Vaters zu erleben.
Das wünsche ich jedem, der hier ist. Vielen Dank für das Zuhören.
Abschluss und Ausblick
Vielen Dank, Roger, auch von meiner Seite. Ich weiß nicht, wie es Ihnen ging bei der Beschreibung unserer heutigen Zeit und Gesellschaft und dieser Entwicklung. Wenn man das so allein anschaut, kann man eigentlich ziemlich deprimiert werden.
Wir sind im Alltag oft so eingebunden, dass wir uns nicht bewusst sind, wie sich die Dinge entwickeln. Aber wenn man mal einen Blick zurückwirft und sieht, wie sich alles entwickelt hat, kann man erschrecken.
Wie schön ist es da, dass wir daran erinnert werden, dass die Botschaft von der Gnade heute dieselbe ist. Für mich gibt es kaum ein schöneres Bild von diesem sola gratia, von dieser Gnade, als den Vater, der Ausschau hält und seinem Sohn entgegenläuft, obwohl dieser das überhaupt nicht verdient hat.
Ich weiß nicht, was Sie beeindruckt hat oder was Sie mitnehmen, aber eine Szene hat mich wirklich sehr beeindruckt: Martin Luther vor dem Reichstag in Worms, wie er da steht und sagt: „Ich kann nicht anders.“ Gott verpflichtet uns seinem Gewissen, und das gegen all diese Mächte, die dort versammelt waren.
Ich wünsche mir, dass wir etwas von diesem Mut mitnehmen und Stellung beziehen zur Christenverfolgung, die es heute mehr denn je gibt, zu diesem Tschendagaga, zu dieser Verwässerung der Werte, sogar antichristlichen Werten, und zu dem millionenfachen Mord im Mutterleib.
Aber diesen Mut hat Luther nicht aus sich selbst gehabt. Er hat ihn im Vertrauen und im Glauben an Gott bekommen. Das wünsche ich uns auch wirklich.
Ich möchte noch auf zwei Internetseiten hinweisen. Eine Seite, die genau dieses Thema oder das Unterthema „Außer Thesen nichts gewesen“ als Inhaltsangabe hat. Das ist leicht zu merken. Man findet dort eine Broschüre von einem christlichen Verlag in Deutschland. Es wurde auch abgestimmt, dass Roger diesen Satz „Außer Thesen nichts gewesen“ verwenden darf. Eine interessante Broschüre also.
Dann gibt es noch eine weitere Webseite, die viele Lebensfragen aus biblischer Sicht aufgreift – gerade in der heutigen Zeit. Lebensfragen, die die Menschen in unserer Gesellschaft beschäftigen, und die hilfreiche Hinweise und Antworten geben.
Das eigentliche Thema ist wirklich Gott, deswegen kann man sich die Webseite auch einfach merken: gott.de.
Ich weiß nicht, ob noch Zeit für Fragen ist.
Eine Frage kam auf: Jüdische Lehrer, die eigentlich dazu beigetragen haben, dass eine islamische Lehre entstanden ist. Vielleicht könnte Herr Hensch oder jemand anderes uns sagen, wie Martin Luther eigentlich gekämpft hat – gegen diese drei Mächte: den Islam, das Osmanische Reich und das Judentum, das ja eigentlich zum Islam geführt hat. Denn viele Elemente, die jetzt im Islam sind, stammen aus dem Judentum. Das wissen wir. Und Martin Luther hat auch dagegen gekämpft. Vielleicht könnten Sie dazu etwas sagen.
Das ist schwierig, ganz kurz zu beantworten, aber ich versuche es. Ich wiederhole die Frage für die, die nicht von Anfang an verstanden haben, worum es geht: Der Fragesteller möchte betonen, dass Martin Luther nicht nur mit der Kirche von Rom konfrontiert war, sondern auch mit dem Islam und dem Judentum. Wie hat Luther darauf reagiert?
Die Juden spielten im Leben von Martin Luther eine große Rolle. Er hoffte, dass jetzt, wo so viele Tausende von Europäern die Gnade Gottes erkennen und Jesus Christus als den einzigen Retter annehmen, auch unter den Juden in Europa eine Erweckung stattfinden würde. Man rechnete damit, dass viele Juden den Messias Jesus erkennen würden.
Aber das geschah nicht. Unter den europäischen Juden gab es keine Veränderung und keine Erweckung in dieser Zeit. Das enttäuschte Luther sehr. Diese Enttäuschung führte dazu, dass er sich in seiner Haltung gegenüber dem jüdischen Volk versündigte.
Wichtig ist: Das entstand nicht aus antisemitischem Denken, sondern aus Enttäuschung. Das ist keine Entschuldigung. Wenn man enttäuscht ist, darf man sich nicht falsch verhalten. Aber es ist nachvollziehbar.
Eine Veränderung kam erst im 19. Jahrhundert – die Zeit war noch nicht reif. In Jesaja 6 steht, dass das Land Israel vom jüdischen Volk entvölkert wird. Das begann nach 70 nach Christus. Immer mehr Juden wurden aus dem Land vertrieben und weltweit zerstreut.
Gott sagt dort: „Ich verblende mein Volk geistlich.“ Der Prophet fragt: „Wie lange?“ Die Antwort lautet: „Bis das Land entleert ist. Und wenn noch ein Zehntel drin ist, wird es noch mehr entleert.“ Solange das Land entleert wird, bleibt die geistliche Blindheit.
Aber ab dem 19. Jahrhundert begannen die Juden, zurückzukehren in das Land ihrer Väter. Dort begann sich die Situation zu wenden. Tausende von Juden kamen zum Glauben an den Messias, auch Rabbiner.
Diese Bewegung hat sich bis heute fortgesetzt. Die messianisch-jüdische Bewegung ist weltweit verbreitet. Ich bin gerade aus Israel zurückgekehrt, wo ich in einer messianischen Gemeinde gepredigt habe. Solche Gemeinden gibt es weltweit, auch in den USA. Im Juli werde ich nach Australien reisen, wo ich von Organisationen eingeladen bin, die besonders unter Juden am „Ende der Welt“ wirken. Weltweit kommen Juden zum Glauben.
Die Reformationszeit war noch nicht die Zeit dafür, und das hatte Luther nicht verstanden: Er musste noch geduldig sein. Jesaja 6 sagt, solange das Land entvölkert wird, bleibt die Blindheit. Aber sobald die Rückkehr beginnt, wendet sich das Blatt. Heute gibt es Tausende von Juden weltweit, die glauben, dass Jesus Christus der Messias ist.
Zur Frage zum Islam: Luther hat gesehen, wie sehr die römische Kirche von der Bibel abwich. Er verstand ebenso die Abweichung Mohammeds von der Bibel. Mohammed war auf seinen Geschäftsreisen von Mekka bis nach Syrien mit Christen und Juden in Kontakt gekommen. Diese Gedanken der Bibel interessierten ihn sehr, denn dort wird nur von einem Gott gesprochen.
Dann erhielt er seine Offenbarungen. Damals sagten ihm Juden in Saudi-Arabien, dass das, was er lehrte, nicht mit der Bibel übereinstimme. Er hätte darauf reagieren müssen und sagen müssen: „Dann ist bei mir etwas falsch.“ Stattdessen begann er zu lehren, dass Christen und Juden die Bibel verfälscht hätten, und deshalb stimme sie nicht mit der koranischen Offenbarung überein. Dort begann das Problem.
Der Fragesteller sagte, die Juden seien schuld daran, dass der Islam entstanden ist. Das kann man so nicht sagen. Die Juden haben Mohammed nicht als Propheten angenommen, weil sie merkten, dass seine Lehren nicht mit der Bibel übereinstimmten.
Das ist ein weiteres Beispiel für eine Lehre, die durch Abweichung von der Heiligen Schrift entstanden ist.
In der Anfangszeit hatte Mohammed sogar Zweifel, ob seine Offenbarungen dämonischen Ursprungs seien. Er lag am Boden und stöhnte wie ein Kamel – ein Phänomen, das damals als Besessenheit bekannt war. Es gab in der arabischen Welt besessene Dichter mit ähnlichen Erfahrungen.
Er fragte sich, ob das vom Satan sei. Seine Frau Khadija, eine reiche Kaufmannsfrau, sagte ihm: „Nein, Mohammed, du bist richtig.“ Er nahm diese Bestätigung an, anstatt sich korrigieren zu lassen.
Unsere Frauen sollen uns dort bestätigen, wo wir richtig liegen, aber nicht dort, wo wir falsch sind.
Das war eine kurze Zusammenfassung. Das Thema wäre eigentlich einen ganzen Vortrag wert.
Wir haben die Zeit überschritten. Nochmals vielen Dank für Ihr Kommen.
Fragen und Antworten zu Luther, Islam und Judentum
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