Gnade sei mit euch und Friede von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Amen!
Die Bedeutung von Haltbarkeitsdaten für unser Leben
Wenn wir Quark, Joghurt oder andere Frischprodukte einkaufen, schauen wir uns die Verpackung genau an und suchen normalerweise nach ein paar Zahlen. Ich meine das Haltbarkeitsdatum.
Bei uns im Kühlschrank steht zum Beispiel ein Joghurt mit dem Aufdruck 9.8. Das bedeutet, dass er bis nächsten Freitag noch haltbar ist. Danach wird er langsam schlecht.
Bei Lebensmitteln achten wir auf das Haltbarkeitsdatum, um uns nicht den Magen zu verderben. Wir fragen uns: Wie lange werden sie halten? Wie lange werden wir etwas davon haben?
Die meisten anderen Dinge, die wir besitzen – oft viel wertvollere – tragen keinen solchen Aufdruck. Es gibt keine Warnung, die uns schwarz auf weiß an das Ende erinnert.
Wie lange hält unsere Gesundheit? Wie lange hält mein Wohlstand? Wie lange hält der Erfolg an?
Stellen Sie sich vor, an allem, was wir besitzen, stünde so ein Haltbarkeitsdatum. Dann wäre eine Gefahr nicht so groß, nämlich dass wir uns einbilden, diese Besitztümer würden ewig halten.
Wie lange werden sie wirklich halten? Jesus fordert uns auf, diese Frage zu stellen – nach der Haltbarkeit unseres gesamten Besitzes an materiellen und ideellen Gütern.
Warum? Damit wir uns nicht verrechnen und Vorsorge treffen für unser Leben jetzt und in Zukunft.
Teste deine Schätze – das ist die Aufforderung, die uns heute Morgen in diesem Predigttext entgegenkommt.
Einführung in den Predigttext: Matthäus 6,19-24
In diesen Worten von Jesus stecken drei Testfragen, die uns heute Morgen helfen sollen, eine ehrliche Bestandsaufnahme unserer persönlichen Situation vorzunehmen. Wir hören dazu auf das Wort Gottes, auf den nächsten Abschnitt aus der Bergpredigt, Matthäus 6, Verse 19-24, und erheben uns vor dem Wort Gottes.
Jesus sagt: „Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Das Auge ist das Licht des Leibes. Wenn dein Auge lauter ist, das heißt klar, so wird dein ganzer Leib Licht sein. Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, in Wirklichkeit Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein? Niemand kann zwei Herren dienen, entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird an dem einen hängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“
Wir beten: Herr Jesus Christus, hilf uns zu verstehen, welche Fragen du mit diesen Worten an unser Leben stellst, und zeige uns auch die Antwort, die wir brauchen. Herr, verschaffe uns Klarheit über uns selbst und über das, was du willst. Amen.
Nehmen Sie bitte wieder Platz!
Teste deine Schätze!
Zunächst müssen wir klären: Was ist eigentlich mit diesen Schätzen gemeint? Geht es hier nur um Geld, um Häuser, um Grundbesitz? Vers 21 gibt die Auflösung. Dort sagt Jesus: „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ Damit macht Jesus klar, dass es um viel mehr geht als nur um Geldbesitz. Es geht gewissermaßen um alles, woran wir unser Herz hängen können.
Natürlich zählt dazu auch das sogenannte liebe Geld. Wir müssen ja nicht so geldgierig sein wie jener Mann, der in New York von einem bewaffneten Gangster bedroht wurde mit der Frage „Geld oder Leben?“ und der geantwortet haben soll: „Nehmen Sie mein Leben, mein Geld möchte ich unbedingt behalten.“ Andere lässt Geld völlig kalt, sie finden ganz andere Schätze viel attraktiver: Erfolg, Ansehen, Aussehen, Sportlichkeit, Bildung, Kultur, Familie, Gesundheit – alles, woran unser Herz hängt.
Jeder hat da seine Schwerpunkte, aber eines haben diese Schätze alle gemeinsam: Sie sind uns ans Herz gewachsen. Wir können uns ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen, und darum kommen wir meistens gar nicht auf die Idee, sie einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen – unsere Schätze.
Gerade dazu fordert uns Jesus mit diesen Worten auf. Jesus macht das nicht, um uns zu ärgern, sondern weil er uns helfen will. Wir sollen jetzt also mal einen Schritt zurücktreten und uns in Gedanken unsere Schätze vor Augen führen.
Teste deine Schätze!
Die erste Testfrage, die wir hier in diesem Text finden, heißt: Teste deine Schätze – wie lange halten sie sich? Vers 19 sagt: „Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen.“
Man kann also alle Schätze in zwei verschiedene Gruppen einteilen, sagt Jesus. Die eine Sorte von Schätzen sollen wir unbedingt vermeiden, die andere sollen wir unbedingt anstreben. Der Unterschied zwischen beiden Gruppen liegt, wie Sie gemerkt haben, im Haltbarkeitsdatum.
Die einen Schätze werden zerfressen von den Motten und vom Rost, die anderen sind nicht kleinzukriegen von Motten und Rost. Gruppe A sind also die Schätze auf Erden, wie Jesus das nennt. Und da sagt er: „Die Motten und der Rost fressen alles auf.“
Schöne Wollkleider galten damals als Zeichen für besonderen Reichtum, aber die Motten waren stärker. Münzen und Metalle waren so etwas wie Wertpapiere und Geldanlagen, aber früher oder später fielen sie doch dem Rost zum Opfer. Jesus will sagen: Alle Schätze, die diese Erde uns bietet, und sind sie noch so schön und berauschend, sind doch vergänglich. Alle Schätze haben ein unsichtbares Haltbarkeitsdatum, ab dem sie nicht mehr genießbar sind oder gar nicht mehr da.
Es gibt nichts auf dieser Welt, was nicht von den Motten und vom Rost irgendwann aufgefressen wird: Geld, Wohlstand, Schönheit, Bildung, Gesundheit, Familie, Ruhm – wir können das alles eine Zeit lang genießen, aber nichts bleibt ewig. An allem nagt, wie wir sagen, der Zahn der Zeit. Alles ist gefährdet durch Motten, Rost und durch verschiedene Diebe.
Die Inflation kann ein Dieb sein, der uns das Geld wegnimmt, Krankheit kann ein Dieb sein, menschliche Untreue auch. Und selbst was wir bis zum neunzigsten oder fünfundneunzigsten Geburtstag zusammenhalten, wird uns spätestens vom letzten großen Dieb aus den Händen gerissen: dem Tod.
Jesus sagt: Teste deine Schätze – wie steht es mit dem Haltbarkeitsdatum?
Howard Hughes war einer der reichsten und mächtigsten Männer der Welt. Er besaß unter anderem die große Fluggesellschaft TWA und viele andere kleine Firmen – ein Vermögen, man schätzt es auf 2,3 Milliarden. Aber in seinen letzten Lebensjahren wurde sein Leben dunkel und einsam. Er wurde drogenabhängig, gelähmt von einer furchtbaren Angst, und er starb im April 1976 einsam und verlassen, als hoffnungsloser Milliardär.
Wir stehen wahrscheinlich nicht in der Gefahr, als einsamer Milliardär zu sterben, aber wir haben auch genug zu verlieren.
Warum sagt Jesus das? Will er uns unseren Genuss madig machen? Überhaupt nicht! Das wäre ein totales Missverständnis.
Jesus sagt hier nicht, ihr sollt keinen Besitz auf Erden haben. Das sagt er nicht. Jesus sagt nicht, ihr sollt nicht genießen, sondern er sagt: Ihr sollt keine Schätze sammeln. Das heißt, wir sollen unser Herz nicht an unseren Besitz hängen. Wir sollen unsere Hoffnung nicht darauf setzen, wir sollen unsere Gedanken nicht darum kreisen lassen. Wir sollen nicht den Sinn unseres Lebens aufbauen auf diesen weltlichen Gütern, weil sie dazu eben nicht taugen.
Das Problem – Sie haben es gemerkt – ist also nicht unser Besitz, sondern unsere Einstellung zu unserem Besitz. Das ist das Problem.
Die Bibel hat eine ganz unverkrampfte Haltung etwa zu Geld, wenn es auf ehrliche Weise erworben wird. Die Bibel eignet sich also in keiner Weise als Instrument für den Klassenkampf. Abraham und Hiob zum Beispiel waren für ihre Zeit außergewöhnlich reich, und auch später in den christlichen Gemeinden gab es zwar nicht sehr viele, aber doch einige wohlhabende Christen, zum Beispiel Lydia, die Purpurhändlerin, oder auch die Fischer, die waren ja für damalige Verhältnisse so etwas wie Kleinunternehmer.
Nein, nicht der Besitz an sich ist das Problem. Zwei Leute können ein gleich hohes Bankkonto haben und doch ganz anders damit umgehen. Für den einen ist es ein Schatz, der ihn an diese Welt bindet, und er sorgt sich ständig darum und versucht, diesen Schatz zu mehren. Für den anderen ist es ein Geschenk Gottes, und er fragt sich: Wie kann ich dieses Geschenk Gottes sinnvoll einsetzen und auch ihm damit dienen?
Jesus zeigt uns hier: Wer irdische Schätze sammelt, wer nicht an das Haltbarkeitsdatum denkt, der steht am Ende mit leeren Händen da.
Diese Woche sprach ich mit jemandem, der weiß, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Und dann sagte diese Person: „Was hatten wir eigentlich? Das ganze Leben haben wir gearbeitet, ja, und unsere Kinder großgezogen, aber nicht mal für die hatten wir viel Zeit. Und jetzt ist es vorbei.“
Jesus hält uns heute Morgen dazu an, unsere Schätze bei Zeiten zu überprüfen. Und diese erste Testfrage heißt eben: Wie lange halten sie?
Dann nennt Jesus eine zweite Gruppe von Schätzen in Vers 20, die haben eine bessere Qualität. Sie sind nicht anfällig für Motten und Rost, sie können nicht mal von den Dieben weggeklaut werden.
Welche Schätze sind hier gemeint? In Vers 20 sagt Jesus: „Sammelt euch aber Schätze im Himmel.“ Diese ewigen Schätze haben alle mit Gott zu tun. Sie haben kein Haltbarkeitsdatum, weil sie nicht vergehen.
Diese Schätze kann man jetzt noch nicht sehen, das liegt an ihrem Aufbewahrungsort. Sie sind im Himmel, in Gottes ewiger Welt, die wir jetzt mit unseren Augen noch nicht sehen. Aber – und das ist jetzt wichtig – man kann diese Schätze trotzdem jetzt schon rechtmäßig besitzen, gewissermaßen wie einen Gutschein.
An anderer Stelle hat Jesus mal gesagt: Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen Sohn in diese Welt geschickt hat. Er ist für uns gestorben, damit alle, die an Jesus glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Sehen Sie, das ist der Hauptschatz, den uns die Bibel verspricht. Wer sein Leben an Jesus Christus bindet, der bekommt schon jetzt die Eintrittskarte für den Himmel. Er erhält schon jetzt die Garantie, dass er einmal nicht in der Verlorenheit landet, sondern direkt bei Jesus.
Das ist der Hauptschatz: dass wir dabei sein dürfen im Himmel.
Deswegen haben wir ja diese Kinderwoche durchgeführt, um den Kindern deutlich zu machen: Mensch, Gott hat euch so lieb, dass er euch noch viel mehr schenken will als nur das Leben auf dieser Erde. Gott hat euch so lieb, dass er euch einmal ganz direkt bei sich haben wird.
Und dann, zusätzlich zu diesem Hauptschatz, spricht die Bibel noch von einigen Nebenschätzen, die wir bekommen sollen. Gott will uns nicht nur das ewige Leben in seiner unmittelbaren Nähe schenken, sondern er will uns noch zusätzlich belohnen. Das ist erstaunlich.
Alles, sagt die Bibel, was wir aus Liebe zu Gott getan haben, wird nicht vergessen werden. Jeder Mensch, den wir mit Jesus bekannt gemacht haben, jeder, den wir im Glauben stärken konnten, wird uns wie ein Schatz im Himmel wiederbegegnen.
Und was wäre das großartig, wenn Gott auch zu uns sagen würde: „Du warst ein treuer Knecht. Du hast Fehler gehabt, du bist immer wieder schuldig geworden, aber du warst mir treu.“ Was wäre das, wenn Gott uns das sagen könnte: „Du hast deine Begabungen für mich eingesetzt, du hast ernst gemacht mit meinem Wort, du hast der Bibel mehr gehorcht als allen menschlichen Weisheiten.“
„Sammelt euch Schätze im Himmel!“ Diese Schätze werden dem Haltbarkeitstest standhalten, keine Motte und kein Rost können sie annagen.
„Teste deine Schätze“, sagt Jesus. Zu welcher dieser beiden Gruppen gehören sie: Gruppe A oder Gruppe B? Wie lange werden sie halten, deine Schätze?
Und Sie merken, das ist keine Nebenfrage, sondern hier geht es um die große Richtung unseres Lebens.
Woran hängst du dein Herz? Worauf baust du deine Sicherheit? Worum kreist dein Leben?
Es gibt Leute, die halten sich für nüchtern, wenn sie Gott und den Himmel aus diesen Überlegungen ausschließen. So wie jene Wissenschaftlerin: Ihr Kollege war Genforscher, der sich mit Fruchtfliegen in seiner Forschungsarbeit befasste, aber er war zugleich ein überzeugter Christ und hielt deswegen immer wieder Vorträge über den Glauben.
Als seine Kollegin das mitbekam, sagte sie entsetzt zu einem anderen: „Stellen Sie sich vor, der lässt die Arbeit mit Fruchtfliegen im Stich und widmet sich Gott.“ Nun, die Fruchtfliegenforschung in allen Ehren, aber wer sie für wichtiger hält als Gott – ich bitte Sie, der beweist doch eine gewisse Weltfremdheit.
Darum ist die erste Testfrage, die Jesus an unsere Schätze stellt, so nüchtern und so heilsam: Wie lange halten sie? Wie lange werden sie dir erhalten bleiben?
William Kelly hatte das begriffen. Er war ein begabter Theologe im letzten Jahrhundert und wusste: Meine wichtigste Aufgabe ist es, Gottes Wort zu verbreiten.
Eines Tages machte William Kelly die Bekanntschaft mit einigen Theologieprofessoren aus Dublin. Die bemerkten schnell seine Begabung und drängten ihn, er solle doch unbedingt an der Uni bleiben und eine akademische Karriere antreiben.
Aber Kelly zog nicht. Er sagte: „Meine Hauptaufgabe ist es zu predigen.“ Da fragten die Professoren erstaunt: „Aber Mr. Kelly, sind Sie denn gar nicht interessiert, sich in der Welt einen Namen zu machen?“
Darauf erwiderte Kelly: „In welcher Welt, Gentlemen?“ Er wollte sagen: Wenn ich mir in dieser Welt einen Namen mache und den Auftrag vernachlässige, den Gott mir gegeben hat, was bringt mir das in der Ewigkeit? Da ziehe ich doch den Kürzeren.
Das ist die Frage, die Jesus uns vorlegt: In welcher Welt willst du dir einen Namen machen – in dieser oder in der ewigen Welt Gottes?
Teste deine Ziele, teste deine Schätze.
Und dann legt Jesus uns noch eine zweite Frage vor:
Teste deine Schätze, zweitens: Wohin führen sie mich?
Meine Schätze sind ja nicht nur für die Zukunft wichtig, sondern sie prägen mich ja schon heute. Sie führen mein Leben schon heute in eine ganz bestimmte Richtung.
Vers 21 sagt Jesus: „Wo dein Schatz ist, da ist dein Herz.“
Die Bibel sagt, unser Herz ist die Schaltzentrale unserer ganzen Persönlichkeit: unser Denken, unser Wollen, unser Fühlen – das alles ist unser Herz.
Jesus sagt: Woran du deine Person hängst, woran du dein Herz hängst, das wird dein Herz prägen, binden und ausfüllen.
Die Schätze, für die du dich entscheidest, werden deine Persönlichkeit in hohem Maße beeinflussen.
Darum teste deine Schätze: Wohin führen sie dich? Wie beeinflussen sie dich?
Besitz und Wohlstand zum Beispiel können eine starke Faszination auf Menschen ausüben und das Herz eines Menschen total mit Beschlag belegen. Dann dreht sich das Leben immer nur um die Frage: Was kann ich mir heute leisten und wie kann ich morgen noch eins draufsetzen?
Anschaffungen werden immer wichtiger, ein Wunsch jagt den nächsten, und die Schätze des Wohlstandes nehmen das Herz mehr und mehr gefangen. Die Urlaubsreisen werden immer exotischer, und es entsteht eine Bindung an diesen Lebensstil.
„Wo dein Schatz ist, ist dein Herz.“
Teste deine Schätze, sagt Jesus: Wie beeinflussen sie dich? Wohin führen sie dich?
Kann es sein, dass deine Karriere dich so bestimmt, dass deine Familie darüber zerbricht? Kann das sein?
Oder kann es sein, dass deine Familie dich so total mit Beschlag belegt, dass du Gott total vergisst? Dass du sagst: „Ich habe mit meiner Familie so viel zu tun, das ist das Wichtigste, was es gibt. Für Gott ist leider keine Zeit mehr.“ Kann das sein?
Wohin führen dich deine Schätze?
Dein Schatz prägt dein Herz. Und weil dein Herz die Schaltzentrale deines ganzen Lebens ist, prägt dein Schatz auch dein ganzes Leben.
Man könnte sagen: Wie dein Schatz, so ist dein Herz – und wie dein Herz, so ist dein ganzes Leben.
Weil das Herz so entscheidend ist, erklärt Jesus das hier in Vers 22 noch einmal genauer.
Es lohnt sich, sich das noch einmal anzusehen.
Da vergleicht Jesus das Herz mit dem Auge. Das ist auf den ersten Blick etwas kompliziert, aber Sie werden es gleich verstehen.
Jesus sagt: „Das Auge ist das Licht des Leibes.“
Was das Herz für den Menschen ist, das ist das Auge für den Körper.
Das Auge hat eine ganz entscheidende Funktion. Durch das Auge weiß der Fuß, wo er hingehen soll, durch das Auge weiß die Hand, wo sie hinfassen soll.
Wenn unsere Augen nicht funktionieren, dann sind wir hilflos.
Jetzt sagt Jesus: Wenn dein Auge gut funktioniert, dann wird dein ganzer Leib hell sein.
Wenn aber dein Auge finster ist, so wird dein ganzer Leib Dunkelheit sein.
Das heißt: Wenn das Auge richtig funktioniert, kannst du dich gut bewegen mit deinem ganzen Körper.
Aber wenn das Auge getrübt ist, dann entstehen große Probleme für den ganzen Menschen. Leute mit Sehstörungen können ein Lied davon singen.
Jesus meint hier das innere Auge, das Herz.
Er sagt: Wenn unser inneres Auge, unser Herz, lauter ist und klar – das bedeutet einseitig ausgerichtet, zielgerichtet –, also wenn dein inneres Auge, dein Herz, zielgerichtet und einseitig auf Gott ausgerichtet ist, dann kommt das deinem ganzen Leben zugute.
Das heißt: Wenn ihr Hauptaugenmerk auf Gott und den Himmel gerichtet ist, auf die unvergänglichen Schätze, dann wird das euer inneres Auge, euer ganzes Herz bestimmen, und das wird auch euer alltägliches Leben beeinflussen.
Wie denn?
Ihr werdet euch Zeit nehmen, um mit Gott zu sprechen.
Ihr werdet es für wichtig halten, sein Wort in der Bibel zu lesen.
Ihr werdet es wichtig finden, euren Kindern und anderen Menschen von Gott etwas weiterzugeben.
Und ihr werdet auch mit den weltlichen Dingen, mit den vergänglichen Dingen, besser umgehen können.
Sehen Sie, wenn Gott mein Leben prägt, dann werde ich doch nicht weltfremd. Er hat doch schließlich die Welt geschaffen.
Deshalb können wir viele Dinge in dieser Welt viel besser genießen, wenn wir sie in Gottes Sinne verwenden.
Gott macht uns das doch nicht madig. Erst durch Gott bekommen sie den richtigen Stellenwert, weil sie nicht mehr meine Schätze sind, an die ich mich klammere, sondern Geschenke von Gott, für die ich ihm verantwortlich bin.
Vielleicht schenkt Gott Ihnen viel Geld. Dann fragen Sie sich: Warum hat Gott mir das gegeben? Wie kann ich das für ihn einsetzen?
Bestimmt hat Gott Ihnen irgendeine Begabung gegeben. Dann arbeiten Sie daran, feilen Sie das weiter aus und fragen Sie Gott: Herr, warum hast du mir das gegeben? Wofür soll es dir dienen?
Auch als Christ kann es sein, dass ich Karriere mache im Beruf. Aber Karriere ist kein Selbstzweck.
Ich habe vor einigen Wochen mit einem Familienvater gesprochen, der steht vor der Frage, ob er sich selbständig machen soll. Er sagte mir: „Ich möchte das vor Gott prüfen. Ich weiß, wenn ich mich selbständig mache und noch mehr Erfolg habe und es ist nicht Gottes Wille, dann wird es mir schaden.“
Dieser Mann ist sehr begabt, er hat klare Vorstellungen, aber er ist nüchtern genug, um zu wissen: Wenn Gott meinen Plänen nicht zustimmt, dann werden sie mich in die Irre führen.
Deshalb bat er mich: Beten Sie mit für mich, dass ich den richtigen Weg finde und auch in meiner Karriere den Weg gehe, den Gott mich führen will.
So gehen wir um, wenn Gott unser Herz prägt.
Auch Kinder sind dann ein Geschenk, an das wir uns nicht klammern, sondern wir wissen, sie sind eine Leihgabe Gottes, die er uns auf Zeit anvertraut hat.
Und das Wichtigste, was wir unseren Kindern mitgeben können, ist, dass wir sie hinweisen auf Jesus Christus und ihnen glaubwürdig zeigen, dass auch wir den Herrn der Herren ehren und lieben.
Auch als Christen machen wir noch Fehler, auch als Christen haben wir nicht alles im Griff. Aber wir können in die richtige Richtung gehen, weil unser Herz von Gott bestimmt wird.
Jedoch wenn unser Herz von vergänglichen Dingen zugeschüttet wird, wenn es gefesselt ist von Besitz und Ehrgeiz, dann wissen wir nicht mehr, wo es lang geht. Dann werden wir taub für Gott, immun gegenüber seinem Rufen und blind für die wahren Schätze.
Darum sagt Jesus: Teste deine Schätze – wohin führen sie mich? Beeinflussen sie mein Herz so, dass es auf Jesus ausgerichtet ist oder dass es bei den vergänglichen Dingen stehen bleibt?
Wenn das Letztere passiert, sagt Jesus, dann hat das dramatische Folgen.
Fast zum Schluss bringt er noch einmal das Bild mit dem Auge in Vers 23, zweiter Teil:
„Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein?“
Das heißt: Wenn das, was eigentlich die Lichtquelle sein sollte, finster ist, wo willst du dann noch Licht herbekommen?
Wenn der Kompass, den du mit hast im tiefen Wald, nicht mehr ausschlägt, woher willst du dann noch Orientierung haben?
Wenn die einzige Wasserleitung im Haus verstopft ist, wovon willst du dann noch Wasser bekommen?
Was meint Jesus hier? Wenn dein Herz, deine Persönlichkeit, mit der du dich um Gott drehen sollst, von anderen Dingen besetzt ist, wenn dein Herz dich von Gott wegzieht – wie willst du überhaupt noch klarkommen? Welche Chance gibt es für dich überhaupt noch, der Finsternis zu entgehen?
So sehr spitzt Jesus die Situation zu.
Wer die falschen Schätze hortet, sagt er, der wird erstens nicht lange was davon haben.
Und zweitens verbaut er sich schon jetzt sein Herz, sodass es vollgestopft ist mit lauter Dingen, die Gott nicht mehr reinlassen.
Dann kommt der letzte Vers in unserem Abschnitt. Der ist auch ernst, und doch öffnet er noch einmal eine Tür.
Sehen Sie, bis hierher hat Jesus diese beiden Lebensrichtungen aufgezeigt: Will ich mich auf diese Welt verlassen oder auf Gott? Will ich den Himmel anpeilen oder für ewig an dieser Erde kleben bleiben?
Und jetzt ist es so, als ob Jesus uns sagen würde: So, und nun sag du noch mal, nachdem ich dir beide Möglichkeiten vorgelegt habe, welchen Weg willst du wählen?
Das ist die letzte Frage heute Morgen.
Teste deine Schätze und frage dich: Was will ich jetzt?
Jesus stellt uns noch einmal vor die Wahl. Vers 24 sagt er:
„Niemand kann zwei Herren dienen, entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird an dem einen hängen und den anderen verachten.“
Alles, was wir jetzt besprochen haben, schrumpft nun auf diese einzige Frage zusammen: Wem soll mein Leben gehören?
Niemand kann zwei Herren dienen, sagt Jesus.
Unsere deutsche Sprache kann das gar nicht rüberbringen, was hier im Griechischen eigentlich gemeint ist.
Wir können natürlich zwei Arbeitgeber haben, zwei Lehrer haben, zwei Vorbilder haben, aber nicht zwei Herren.
Jesus benutzt hier eine Redewendung, die das Verhältnis zwischen einem Sklaven und seinem Herrn bezeichnet. Er sagt: Niemand kann gleichzeitig zwei Herren als Sklave gehören, genauso wenig, wie jemand gleichzeitig in zwei verschiedene Richtungen laufen kann. Das geht nicht.
Sie können später, wenn Sie die Kirche verlassen, nicht gleichzeitig durch die rechte Außentür und durch die Mitteltür gehen. Das schließt sich gegenseitig aus.
Mit derselben Ausschließlichkeit sagt Jesus: Du kannst nicht zwei verschiedenen Besitzern gehören, du kannst nicht zwei verschiedenen Herren dienen, sondern du musst dich entscheiden zwischen zwei möglichen Besitzern, die einen Anspruch auf dich erheben.
„Ihr könnt nicht Gott dienen und gleichzeitig dem Mammon.“
Und Mammon bedeutet ursprünglich das, worauf man sein Vertrauen setzt, also alles in dieser Welt, worauf ich mein Vertrauen setze.
Weil so viele ihr Vertrauen auf Geld und Besitz setzen, wurde das Wort Mammon später vor allem für Geld und Reichtum verwendet.
Aber Jesus meint das grundsätzlich. Er sagt: Ihr könnt nicht Gott dienen und gleichzeitig eine andere Macht in eurem Herzen dulden.
Niemand kann zwei Herren dienen.
Dann folgt diese typische jüdische Redewendung: „Er wird den einen lieben und den anderen hassen.“
Das heißt: Es muss eine klare Rangfolge geben. Es muss eine ganz eindeutige Entscheidung erfolgen, wem ich den Vorzug gebe, wem ich die Treue schwöre, wem ich den letzten Gehorsam schulde, bei wem ich mich festmache.
Ein kleiner Junge war mit seinem Schlitten auf einer Eisfläche unterwegs. Plötzlich krachte das Eis ein, und er kam gerade noch ein wenig in Richtung Ufer. Dort war ein Strauch, an den er sich mit einer Hand klammern konnte, mit der anderen hielt er den Schlitten.
So hing er in diesem Wasser, umgeben von Eis. Er wollte sich mit der einen Hand ans Ufer ziehen, um den Schlitten mitzunehmen, aber er merkte: „Ich schaffe es nicht.“
Plötzlich wurde ihm klar: Ich muss den Schlitten loslassen, ich muss mit beiden Händen zugreifen, sonst komme ich nicht ans Ufer.
Er wollte den Schlitten so gern mitnehmen, bis er schließlich aufgab, ihn losließ, mit beiden Händen nach dem rettenden Strauch griff und ans Ufer kam.
Das ist die alles entscheidende Frage, die Jesus uns vorlegt: Wem will ich gehören? Was will ich loslassen und was will ich festhalten?
Wenn jemand bisher gelebt hat, ohne diese völlige Unterwerfung unter Jesus, dann wird er jetzt wahrscheinlich denken: Das schaffe ich nie, das ist mir zu steil. Ich bin so eingebaut in mein normales Leben, ich habe mich so gewöhnt an meine alten Schätze, mein Herz ist so voll mit lauter anderen Dingen, da ist kein Platz mehr für Gott, ich schaffe die Kehrtwende einfach nicht.
Darauf würde Jesus sagen: Gerade die Tatsache, dass du das einsiehst, zeigt, dass du auf dem besten Wege bist.
Du musst es nicht allein schaffen. Jetzt gib zu, dass du ohne mich gelebt hast. Gib zu, dass es Schuld war, dass es Sünde war, auch wenn du es nicht besser wusstest. Es war Schuld. Gib zu, bitte mich um Vergebung.
Und alles Weitere kannst du dann mir überlassen.
Du musst mich nicht in dein kleines Leben gewaltsam hineinziehen.
„Du musst mich nur bitten“, sagt Jesus, „hereinzukommen. Du musst mich nur bitten, hereinzukommen, und alles Weitere übernehme ich selbst.“
Vielleicht geht es manchen von Ihnen wie dem kleinen Jungen mit dem Schlitten. Er liebte diesen Schlitten, der war noch ziemlich neu. Vielleicht lieben Sie viele Schätze Ihres alten Lebens, Sie können sich ohne bestimmte Dinge, die Ihnen jetzt wichtiger als Gott sind, Ihr Leben gar nicht vorstellen.
Und doch erspart Jesus Ihnen diesen Schritt nicht. Er sagt: Niemand kann zwei Herren dienen. Sie müssen keine Angst haben.
Jesus will das Gute in Ihrem Leben nicht zerschlagen, sondern er will alles so ordnen, dass Sie sich am Ende noch mehr darüber freuen werden.
Aber er stellt Ihre Bedingung: dass Sie ihm die Kontrolle überlassen, dass Sie ihm den ersten Platz einräumen.
Und im Übrigen: Was können Sie denn verlieren? Das Haltbarkeitsdatum Ihrer weltlichen Schätze läuft sowieso ab.
Jim Elliot, der berühmte Indianermissionar, hatte Recht, als er sein Leben riskierte, um die Auca-Indianer zu missionieren, um sie zu Gott zu rufen.
Als man ihn vor den Gefahren warnte, die da kommen würden, sagte er: „Der ist kein Narr, der hergibt, was er sowieso nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nicht mehr verlieren kann.“
Der ist kein Narr, der sein selbstbestimmtes Leben hergibt, was er sowieso nicht behalten kann auf ewig, um dafür zu gewinnen, was er nie mehr verlieren kann – nämlich das ewige Leben bei Gott, das schon jetzt beginnt.
Was wollen Sie heute gewinnen? Wovon erwarten Sie das große Glück? Wovon erhoffen Sie sich die letzte Geborgenheit?
Testen Sie heute Ihre Schätze: Wie haltbar sind sie? Wo führen sie mich hin?
Und fragen Sie vor allem das Letzte: Was will ich jetzt? Wem will ich gehören?
Wenn Sie diese letzte Frage geklärt kriegen, wenn Sie zulassen, dass Jesus in Ihrem Leben das Sagen bekommt, dann wird sich Ihr ganzes Lebensgefüge Schritt für Schritt ändern.
Sie werden staunen, was Ihr neuer Besitzer, was Jesus alles mit Ihnen vorhat.
Sie werden nicht immer auf Rosen gebettet sein, aber Sie werden ein spannendes Leben bekommen.
Und Sie werden einen Schatz im Himmel haben, einen Schatz, der kein Haltbarkeitsdatum braucht, einen Schatz, den Ihnen niemand mehr wegnehmen kann, einen Schatz, der niemals verfällt, einen Schatz, den Sie auf ewig genießen sollen.
Und das sage ich zum Schluss allen, die schon lange bewusst mit Jesus leben, die ihm vielleicht schon lange angehören, für die die Herrschaftsfrage eigentlich klar ist:
Sollte Gott Ihnen heute gezeigt haben, dass es in Ihrem Leben noch einen Schatz gibt, den Sie vor Gott zurückhalten, sollte Gott Ihnen heute gezeigt haben, dass es in Ihrem Leben noch Ziele gibt, die Jesus zurückdrängen und die seine Herrschaft in Ihrem Leben behindern, dann bitten Sie Jesus heute, dass er Ihnen diese Sache aus der Hand reißt.
Und dann haben Sie wieder beide Hände frei für das, was Jesus Ihnen ganz neu schenken will.
Teste deine Schätze und sammelt euch Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen, denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
Und niemand kann zwei Herren dienen.
Herr, erbarme dich! Amen.
Erste Testfrage: Wie lange halten meine Schätze?
Teste deine Schätze! Die erste Testfrage, die wir hier in diesem Text finden, lautet: Teste deine Schätze – wie lange halten sie sich? Vers 19: Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen.
Man kann also alle Schätze in zwei verschiedene Gruppen einteilen, sagt Jesus. Die eine Sorte von Schätzen sollen wir unbedingt vermeiden, die andere sollen wir unbedingt anstreben. Der Unterschied zwischen beiden Gruppen liegt, wie Sie es gemerkt haben, im Haltbarkeitsdatum. Die einen Schätze werden zerfressen von den Motten und vom Rost, die anderen Schätze sind nicht kleinzukriegen von Motten und Rost.
Gruppe A sind also die Schätze auf Erden, wie Jesus das nennt. Und da sagt er: Die Motten und der Rost fressen alles auf. Schöne Wollkleider galten damals als Zeichen für besonderen Reichtum, aber die Motten waren stärker. Münzen und Metalle waren so etwas wie Wertpapiere und Geldanlagen, aber früher oder später fielen sie doch dem Rost zum Opfer.
Jesus will sagen: Alle Schätze, die diese Erde uns bietet, und sind sie noch so schön und berauschend, sind doch vergänglich. Alle Schätze haben ein unsichtbares Haltbarkeitsdatum, ab dem sie nicht mehr genießbar sind oder gar nicht mehr da sind. Es gibt nichts auf dieser Welt, was nicht von den Motten und vom Rost irgendwann aufgefressen wird.
Geld, Wohlstand, Schönheit, Bildung, Gesundheit, Familie, Ruhm – wir können das alles eine Zeit lang genießen, aber nichts bleibt ewig. An allem nagt, wie wir sagen, der Zahn der Zeit. Alles ist gefährdet durch Motten, Rost und durch verschiedene Diebe. Die Inflation kann ein Dieb sein, der uns das Geld wegnimmt. Krankheit kann ein Dieb sein, ebenso menschliche Untreue.
Und selbst was wir bis zum neunzigsten oder fünfundneunzigsten Geburtstag zusammenhalten, wird uns spätestens vom letzten großen Dieb aus den Händen gerissen: dem Tod.
Jesus sagt: Teste deine Schätze – wie steht es mit dem Haltbarkeitsdatum?
Howard Hughes war einer der reichsten und mächtigsten Männer der Welt. Er besaß unter anderem die große Fluggesellschaft TWA und viele andere kleine Firmen. Sein Vermögen wird auf 2,3 Milliarden geschätzt. Aber in seinen letzten Lebensjahren wurde sein Leben dunkel und einsam. Er wurde drogenabhängig, gelähmt von einer furchtbaren Angst, und starb im April 1976 einsam und verlassen – als hoffnungsloser Milliardär.
Wir stehen wahrscheinlich nicht in der Gefahr, als einsamer Milliardär zu sterben, aber wir haben auch genug zu verlieren.
Die richtige Haltung zu Besitz und Genuss
Warum sagt Jesus das? Will er uns unseren Genuss verderben? Überhaupt nicht! Das wäre ein völliges Missverständnis.
Jesus sagt hier nicht, dass ihr keinen Besitz auf Erden haben sollt. Das sagt er nicht. Er sagt auch nicht, dass ihr nicht genießen sollt. Vielmehr sagt er, ihr sollt keine Schätze sammeln. Das bedeutet, wir sollen unser Herz nicht an unseren Besitz hängen. Wir sollen unsere Hoffnung nicht darauf setzen und unsere Gedanken nicht ständig darum kreisen lassen.
Wir sollen den Sinn unseres Lebens nicht auf diese weltlichen Güter aufbauen, weil sie dafür nicht geeignet sind. Das Problem – Sie haben es bemerkt – liegt also nicht in unserem Besitz, sondern in unserer Einstellung zu diesem Besitz. Das ist das Problem.
Die Bibel hat eine ganz unverkrampfte Haltung zum Geld, wenn es auf ehrliche Weise erworben wird. Sie eignet sich keinesfalls als Instrument für den Klassenkampf. Abraham und Hiob zum Beispiel waren für ihre Zeit außergewöhnlich reich. Auch später gab es in den christlichen Gemeinden zwar nicht sehr viele, aber doch einige wohlhabende Christen, zum Beispiel Lydia, die Purpurhändlerin, oder auch die Fischer. Diese waren für damalige Verhältnisse so etwas wie Kleinunternehmer.
Nein, nicht der Besitz an sich ist das Problem. Zwei Menschen können ein gleich hohes Bankkonto haben und doch ganz unterschiedlich damit umgehen. Für den einen ist es ein Schatz, der ihn an diese Welt bindet. Er sorgt sich ständig darum und versucht, diesen Schatz zu mehren. Für den anderen ist es ein Geschenk Gottes. Er fragt sich, wie er dieses Geschenk sinnvoll einsetzen und damit Gott dienen kann.
Jesus zeigt uns hier, dass wer irdische Schätze sammelt und nicht an das Haltbarkeitsdatum denkt, am Ende mit leeren Händen dasteht.
Diese Woche sprach ich mit jemandem, der weiß, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Diese Person sagte: „Was hatten wir eigentlich? Das ganze Leben haben wir gearbeitet und unsere Kinder großgezogen, aber nicht einmal für sie hatten wir viel Zeit. Und jetzt ist alles vorbei.“
Das hält uns heute Morgen dazu an, unsere Schätze rechtzeitig zu überprüfen. Die erste Testfrage lautet also: Wie lange halten sie?
Die zweite Gruppe von Schätzen: Ewige Werte
Und dann nennt Jesus in Vers 20 eine zweite Gruppe von Schätzen. Diese haben eine bessere Qualität, sind nicht anfällig für Motten und Rost und können nicht von Dieben gestohlen werden. Welche Schätze sind hier gemeint? In Vers 20 sagt Jesus: „Sammelt euch aber Schätze im Himmel.“
Diese ewigen Schätze haben alle mit Gott zu tun. Sie haben kein Haltbarkeitsdatum, weil sie nicht vergehen. Man kann diese Schätze jetzt noch nicht sehen, was an ihrem Aufbewahrungsort liegt: Sie sind im Himmel, in Gottes ewiger Welt, die wir mit unseren Augen jetzt noch nicht sehen können.
Aber, und das ist wichtig, man kann diese Schätze trotzdem schon jetzt rechtmäßig besitzen – gewissermaßen wie einen Gutschein. An anderer Stelle hat Jesus gesagt: Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen Sohn in diese Welt geschickt hat. Er ist für uns gestorben, damit alle, die an Jesus glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.
Das ist der Hauptschatz, den uns die Bibel verspricht. Wer sein Leben an Jesus Christus bindet, bekommt schon jetzt die Eintrittskarte für den Himmel. Er erhält die Garantie, dass er nicht in der Verlorenheit landet, sondern direkt bei Jesus sein wird. Das ist der Hauptschatz: dass wir im Himmel dabei sein dürfen.
Deshalb haben wir diese Kinderwoche durchgeführt, um den Kindern deutlich zu machen: Gott hat euch so lieb, dass er euch noch viel mehr schenken will als nur das Leben auf dieser Erde. Gott hat euch so lieb, dass er euch einmal ganz direkt bei sich haben wird.
Zusätzlich zu diesem Hauptschatz spricht die Bibel noch von einigen Nebenschätzen, die wir bekommen sollen. Gott will uns nicht nur das ewige Leben in seiner unmittelbaren Nähe schenken, sondern uns auch zusätzlich belohnen. Das ist erstaunlich.
Die Bibel sagt: Alles, was wir aus Liebe zu Gott getan haben, wird nicht vergessen werden. Jeder Mensch, den wir mit Jesus bekannt gemacht haben, jeder, den wir im Glauben stärken konnten, wird uns wie ein Schatz im Himmel wiederbegegnen.
Was wäre das großartig, wenn Gott zu uns sagen würde: „Du warst ein treuer Knecht. Du hast Fehler gehabt, du bist immer wieder schuldig geworden, aber du warst mir treu.“ Was wäre das, wenn Gott uns sagen könnte: „Du hast deine Begabungen für mich eingesetzt, du hast es ernst gemeint mit meinem Wort, du hast der Bibel mehr gehorcht als allen menschlichen Weisheiten.“
Sammelt euch Schätze im Himmel! Diese Schätze werden dem Haltbarkeitstest standhalten. Keine Motte und kein Rost können sie annagen.
Die große Lebensentscheidung: Woran hängt dein Herz?
Teste deine Schätze, sagt Jesus. Zu welcher dieser beiden Gruppen gehören sie: Gruppe A oder Gruppe B? Wie lange werden deine Schätze halten? Und sie merken, dass das keine Nebenfrage ist. Hier geht es um die große, große Richtung unseres Lebens.
Woran hängst du dein Herz? Worauf baust du deine Sicherheit? Worum kreist dein Leben? Es gibt Leute, die halten sich für nüchtern, wenn sie Gott und den Himmel aus diesen Überlegungen ausschließen. So wie jene Wissenschaftlerin: Ihr Kollege war Genforscher und beschäftigte sich in seiner Forschungsarbeit mit Fruchtfliegen. Zugleich war er ein überzeugter Christ und hielt deswegen immer wieder Vorträge über den Glauben.
Als seine Kollegin das mitbekam, sagte sie entsetzt zu einem anderen: „Stellen Sie sich vor, der lässt die Arbeit mit Fruchtfliegen im Stich und widmet sich Gott.“ Nun, die Fruchtfliegenforschung in allen Ehren, aber wer sie für wichtiger hält als Gott, ich bitte Sie, der beweist doch eine gewisse Weltfremdheit.
Darum ist die erste Testfrage, die Jesus an unsere Schätze stellt, so nüchtern und so heilsam: Wie lange halten sie? Wie lange werden sie dir erhalten bleiben?
William Kelly hatte das begriffen. Er war ein begabter Theologe im letzten Jahrhundert und wusste: Meine wichtigste Aufgabe ist es, Gottes Wort zu verbreiten. Eines Tages machte William Kelly die Bekanntschaft mit einigen Theologieprofessoren aus Dublin. Sie bemerkten schnell seine Begabung und drängten ihn, doch unbedingt an der Universität zu bleiben und eine akademische Karriere anzustreben.
Aber Kelly zog nicht mit. Er sagte: „Meine Hauptaufgabe ist es zu predigen.“ Da fragten die Professoren ganz erstaunt: „Aber Mr. Kelly, sind Sie denn gar nicht interessiert, sich in der Welt einen Namen zu machen?“ Darauf erwiderte Kelly: „In welcher Welt, Gentlemen?“ Er wollte damit sagen: Wenn ich mir in dieser Welt einen Namen mache und den Auftrag vernachlässige, den Gott mir gegeben hat, was bringt mir das in der Ewigkeit? Da ziehe ich doch den Kürzeren.
Das ist die Frage, die Jesus uns vorlegt: In welcher Welt willst du dir einen Namen machen, in dieser oder in der ewigen Welt Gottes? Teste deine Ziele, teste deine Schätze.
Zweite Testfrage: Wohin führen mich meine Schätze?
Und dann stellt Jesus uns noch eine zweite Frage: Teste deine Schätze. Zweitens: Wohin führen sie mich?
Meine Schätze sind ja nicht nur für die Zukunft wichtig, sondern sie prägen mich schon heute. Sie lenken mein Leben bereits jetzt in eine ganz bestimmte Richtung. In Vers 21 sagt Jesus: „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“
Die Bibel beschreibt unser Herz als die Schaltzentrale unserer ganzen Persönlichkeit – unser Denken, unser Wollen und unser Fühlen. All das ist in unserem Herzen vereint. Jesus sagt, woran du deine Person hängst, woran du dein Herz hängst, das wird dein Herz prägen, binden und ausfüllen. Die Schätze, für die du dich entscheidest, beeinflussen deine Persönlichkeit in hohem Maße.
Darum fordert Jesus uns auf: Teste deine Schätze. Wohin führen sie dich? Wie beeinflussen sie dich?
Besitz und Wohlstand zum Beispiel können eine starke Faszination auf Menschen ausüben. Sie können das Herz eines Menschen völlig in Beschlag nehmen. Dann dreht sich das Leben immer nur um die Frage: Was kann ich mir heute leisten? Und wie kann ich morgen noch eins draufsetzen? Anschaffungen werden immer wichtiger, und ein Wunsch jagt den nächsten. Die Schätze des Wohlstandes fesseln das Herz mehr und mehr.
Die Urlaubsreisen werden immer exotischer, und dadurch entsteht eine Bindung an diesen Lebensstil. „Wo dein Schatz ist, da ist dein Herz“, sagt Jesus.
Teste deine Schätze, wie sie dich beeinflussen und wohin sie dich führen. Kann es sein, dass deine Karriere dich so bestimmt, dass deine Familie darüber zerbricht? Oder kann es sein, dass deine Familie dich so sehr beansprucht, dass du Gott völlig vergisst? Dass du sagst: „Ich habe mit meiner Familie so viel zu tun, das ist das Wichtigste, was es gibt. Für Gott ist leider keine Zeit mehr.“
Kann das sein? Wohin führen dich deine Schätze?
Dein Schatz prägt dein Herz. Und weil dein Herz die Schaltzentrale deines ganzen Lebens ist, prägt dein Schatz auch dein ganzes Leben. Man könnte sagen: Wie dein Schatz ist, so ist dein Herz – und wie dein Herz ist, so ist dein ganzes Leben.
Das Herz als Lichtquelle des Lebens
Und weil das Herz so entscheidend ist, erklärt Jesus das hier in Vers 22 noch einmal genauer. Es lohnt sich, sich das noch einmal anzusehen.
Da vergleicht Jesus das Herz mit dem Auge. Das ist auf den ersten Blick etwas kompliziert, aber Sie werden es gleich verstehen. Jesus sagt, das Auge ist das Licht des Leibes. Was das Herz für den Menschen ist, das ist das Auge für den Körper. Das Auge hat eine ganz entscheidende Funktion. Durch das Auge weiß der Fuß, wohin er gehen soll, durch das Auge weiß die Hand, wo sie hinfassen soll.
Wenn unsere Augen nicht funktionieren, dann sind wir hilflos. Jetzt sagt Jesus: Wenn dein Auge gut funktioniert, dann wird dein ganzer Leib hell sein. Wenn aber dein Auge finster ist, wird dein ganzer Leib Dunkelheit sein. Das heißt, wenn das Auge richtig funktioniert, kannst du dich gut mit deinem ganzen Körper bewegen. Aber wenn das Auge getrübt ist, entstehen große Probleme für den ganzen Menschen. Leute mit Sehstörungen können ein Lied davon singen.
Jesus meint hier das innere Auge, das Herz. Er sagt, wenn unser inneres Auge, unser Herz, lauter ist und lauter, das bedeutet einseitig ausgerichtet und zielgerichtet. Jesus sagt: Wenn dein inneres Auge, dein Herz, zielgerichtet und einseitig auf Gott ausgerichtet ist, dann kommt das deinem ganzen Leben zugute.
Das heißt, wenn ihr Hauptaugenmerk auf Gott und den Himmel gerichtet ist, auf die unvergänglichen Schätze, dann wird das euer inneres Auge, euer ganzes Herz bestimmen. Und das wird auch euer alltägliches Leben beeinflussen. Wie denn? Ihr werdet euch Zeit nehmen, um mit Gott zu sprechen. Ihr werdet es für wichtig halten, sein Wort in der Bibel zu lesen. Ihr werdet es wichtig finden, euren Kindern und anderen Menschen von Gott etwas weiterzugeben.
Außerdem werdet ihr mit den weltlichen Dingen, mit den vergänglichen Dingen, besser umgehen können. Seht ihr, wenn Gott mein Leben prägt, werde ich doch nicht weltfremd. Er hat schließlich die Welt geschaffen. Deshalb können wir viele Dinge in dieser Welt viel besser genießen, wenn wir sie im Sinne Gottes verwenden. Gott macht uns das nicht madig, aber erst durch Gott bekommen die Dinge den richtigen Stellenwert. Sie sind dann nicht mehr meine Schätze, an die ich mich klammere, sondern Geschenke von Gott, für die ich ihm verantwortlich bin.
Vielleicht schenkt Gott euch viel Geld. Dann fragt ihr euch: Warum hat Gott mir das gegeben? Wie kann ich das für ihn einsetzen? Bestimmt hat Gott euch irgendeine Begabung gegeben. Dann arbeitet daran, feilt sie weiter aus und fragt Gott: Herr, warum hast Du mir das gegeben? Wofür soll es Dir dienen?
Auch als Christ kann es sein, dass ich Karriere mache im Beruf. Aber Karriere ist kein Selbstzweck. Ich habe vor einigen Wochen mit einem Familienvater gesprochen, der vor der Frage steht, ob er sich selbständig machen soll. Er sagte mir: Ich möchte das vor Gott prüfen. Ich weiß, wenn ich mich selbständig mache und noch mehr Erfolg habe, und es ist nicht Gottes Wille, dann wird es mir schaden.
Dieser Mann ist sehr begabt und hat klare Vorstellungen. Aber er ist nüchtern genug, um zu wissen: Wenn Gott meinen Plänen nicht zustimmt, werden sie mich in die Irre führen. Deshalb bat er mich: Betet mit für mich, dass ich den richtigen Weg finde und auch in meiner Karriere den Weg gehe, den Gott mich führen will.
So gehen wir um, wenn Gott unser Herz prägt. Auch Kinder sind dann ein Geschenk, an das wir uns nicht klammern. Wir wissen, sie sind eine Leihgabe Gottes, die er uns auf Zeit anvertraut hat. Und das Wichtigste, was wir unseren Kindern mitgeben können, ist, dass wir sie auf Jesus Christus hinweisen und ihnen glaubwürdig zeigen, dass auch wir den Herrn der Herren ehren und lieben.
Auch als Christen machen wir noch Fehler. Auch als Christen haben wir nicht alles im Griff. Aber wir können in die richtige Richtung gehen, weil unser Herz von Gott bestimmt wird.
Wenn unser Herz jedoch von vergänglichen Dingen zugeschüttet wird, wenn es gefesselt ist von Besitz und Ehrgeiz, dann wissen wir nicht mehr, wo es langgeht. Dann werden wir taub für Gott, immun gegenüber seinem Rufen und blind für die wahren Schätze.
Darum sagt Jesus: Teste deine Schätze. Wohin führen sie mich? Beeinflussen sie mein Herz so, dass es auf Jesus ausgerichtet ist, oder bleibt es bei den vergänglichen Dingen stehen?
Die Konsequenzen eines verfinsterten Herzens
Wenn das Letzte passiert, sagt Jesus, dann hat das dramatische Folgen. Fast zum Schluss bringt er noch einmal das Bild mit dem Auge in Vers 23, zweiter Teil. Dort sagt er: „Gucken Sie sich das nochmal genau an: Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein?“
Das heißt: Wenn das, was eigentlich die Lichtquelle sein sollte, finster ist, wo willst du dann noch Licht herbekommen? Wenn der Kompass, den du im tiefen Wald bei dir hast, nicht mehr ausschlägt, woher willst du dann noch Orientierung haben? Wenn die einzige Wasserleitung im Haus verstopft ist, wovon willst du dann noch Wasser bekommen?
Was meint Jesus hier? Wenn dein Herz, wenn deine Persönlichkeit, mit der du dich um Gott drehen sollst, von anderen Dingen besetzt ist, wenn dein Herz dich von Gott wegzieht – wie willst du überhaupt noch klarkommen? Welche Chance gibt es für dich überhaupt noch, der Finsternis zu entgehen? So sehr spitzt Jesus die Situation zu.
Wer die falschen Schätze hortet, sagt er, der wird erstens nicht lange etwas davon haben. Und zweitens verbaut er sich schon jetzt sein Herz, sodass es vollgestopft ist mit lauter Dingen, die Gott nicht mehr reinlassen.
Die Entscheidung: Wem will ich dienen?
Und dann kommt der letzte Vers in unserem Abschnitt. Er ist ebenfalls ernst, öffnet aber noch einmal eine Tür.
Bis hierher hat Jesus zwei Lebensrichtungen aufgezeigt: Will ich mich auf diese Welt verlassen oder auf Gott? Will ich den Himmel anpeilen oder für ewig an dieser Erde kleben bleiben? Am Schluss scheint es, als ob Jesus uns sagen würde: So, und nun sag du noch einmal, nachdem ich dir beide Möglichkeiten vorgelegt habe, welchen Weg willst du wählen?
Das ist die letzte Frage heute Morgen: Teste deine Schätze und frage dich dann, was du jetzt willst. Jesus stellt uns noch einmal vor die Wahl. In Vers 24 sagt er: Niemand kann zwei Herren dienen. Entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird an dem einen hängen und den anderen verachten.
Alles, was wir jetzt besprochen haben, schrumpft nun auf diese einzige Frage zusammen: Wem soll mein Leben gehören? Niemand kann zwei Herren dienen, sagt Jesus.
Unsere deutsche Sprache kann gar nicht richtig rüberbringen, was hier im Griechischen eigentlich gemeint ist. Wir können natürlich zwei Arbeitgeber haben, zwei Lehrer oder zwei Vorbilder, aber nicht zwei Herren. Jesus benutzt hier eine Redewendung, die das Verhältnis zwischen einem Sklaven und seinem Herrn beschreibt. Er sagt: Niemand kann gleichzeitig zwei Herren als Sklave gehören.
Das ist genauso unmöglich, wie wenn jemand gleichzeitig in zwei verschiedene Richtungen laufen will. Das geht nicht. Sie können später, wenn Sie die Kirche verlassen, nicht gleichzeitig durch die rechte Außentür und durch die Mitteltür gehen. Das schließt sich gegenseitig aus.
Mit derselben Ausschließlichkeit sagt Jesus: Du kannst nicht zwei verschiedenen Besitzern gehören, du kannst nicht zwei Herren dienen. Du musst dich entscheiden zwischen zwei möglichen Besitzern, die einen Anspruch auf dich erheben.
Ihr könnt nicht Gott dienen und gleichzeitig dem Mammon. Mammon bedeutet ursprünglich das, worauf man sein Vertrauen setzt – also alles in dieser Welt, worauf ich mein Vertrauen setze. Weil viele ihr Vertrauen auf Geld und Besitz setzen, wurde das Wort Mammon später vor allem für Geld und Reichtum verwendet.
Jesus meint das aber grundsätzlich. Er sagt: Ihr könnt nicht Gott dienen und gleichzeitig eine andere Macht in eurem Herzen dulden. Niemand kann zwei Herren dienen.
Dann folgt diese typische jüdische Redewendung: Er wird den einen lieben und den anderen hassen. Das heißt, es muss eine klare Rangfolge geben. Es muss eine eindeutige Entscheidung erfolgen: Wem gebe ich den Vorzug? Wem schwöre ich die Treue? Wem schulde ich den letzten Gehorsam? Bei wem mache ich mich fest?
Das Bild vom Jungen und dem Schlitten: Loslassen und Festhalten
Ein kleiner Junge war mit seinem Schlitten auf einer Eisfläche unterwegs. Plötzlich brach das Eis ein, und er konnte sich gerade noch ein wenig in Richtung Ufer retten. Dort war ein Strauch, an den er sich mit einer Hand klammern konnte. Mit der anderen hielt er den Schlitten fest. So hing er im eiskalten Wasser, umgeben von Eis.
Er versuchte, sich mit der einen Hand ans Ufer zu ziehen, um den Schlitten mitzunehmen. Doch er merkte schnell: Ich schaffe es nicht. Plötzlich wurde ihm klar, dass er den Schlitten loslassen muss. Er musste mit beiden Händen zugreifen, sonst würde er nicht ans Ufer kommen.
Trotzdem wollte er den Schlitten so gern mitnehmen. Schließlich gab er auf, ließ ihn los, griff mit beiden Händen nach dem rettenden Strauch und schaffte es ans Ufer.
Das ist die alles entscheidende Frage, die Jesus uns vorlegt: Wem will ich gehören? Was will ich loslassen, und was will ich festhalten?
Die Einladung zur Umkehr und das Angebot der Vergebung
Wenn jemand bisher gelebt hat, ohne sich völlig Jesus zu unterwerfen, wird er jetzt wahrscheinlich denken: Das schaffe ich nie, das ist mir zu steil. Ich bin so fest verankert in meinem normalen Leben. Ich habe mich so an meine alten Schätze gewöhnt, mein Herz ist voll mit lauter anderen Dingen. Da ist kein Platz mehr für Gott. Ich schaffe die Kehrtwende einfach nicht.
Darauf würde Jesus antworten: Gerade die Tatsache, dass du das einsiehst, zeigt, dass du auf dem besten Weg bist. Du musst es nicht allein schaffen. Gib jetzt zu, dass du ohne mich gelebt hast. Gib zu, dass es Schuld war, dass es Sünde war, auch wenn du es nicht besser wusstest. Es war Schuld. Bitte mich um Vergebung.
Und alles Weitere kannst du dann mir überlassen. Du musst mich nicht gewaltsam in dein kleines Leben hineinziehen. „Du musst mich nur bitten, hereinzukommen“, sagt Jesus, „du musst mich nur bitten, hereinzukommen, und alles Weitere übernehme ich selbst.“
Vielleicht geht es manchen so wie dem kleinen Jungen mit dem Schlitten. Er liebte diesen Schlitten, der noch ziemlich neu war. Vielleicht lieben auch Sie viele Schätze Ihres alten Lebens. Sie können sich Ihr Leben ohne bestimmte Dinge, die Ihnen jetzt wichtiger als Gott sind, gar nicht vorstellen.
Und doch erspart Jesus Ihnen diesen Schritt nicht. Er sagt: Niemand kann zwei Herren dienen. Sie müssen keine Angst haben. Jesus will das Gute in Ihrem Leben nicht zerschlagen. Er will alles so ordnen, dass Sie sich am Ende noch mehr darüber freuen werden.
Aber er stellt eine Bedingung: Sie müssen ihm die Kontrolle überlassen und ihm den ersten Platz einräumen.
Das ewige Leben als Gewinn und die Aufforderung zur Entscheidung
Und im Übrigen: Was können sie denn verlieren? Das Haltbarkeitsdatum ihrer weltlichen Schätze läuft sowieso ab.
Jim Elliot, der berühmte Indianermissionar, hatte Recht, als er sein Leben riskierte, um die Auca-Indianer zu missionieren und sie zu Gott zu rufen. Als man ihn vor den Gefahren warnte, die auf ihn zukommen würden, sagte er: „Der ist kein Narr, der hergibt, was er sowieso nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nicht mehr verlieren kann.“
Er ist kein Narr, der sein selbstbestimmtes Leben aufgibt, das er ohnehin nicht ewig behalten kann, um dafür zu gewinnen, was er nie mehr verlieren kann – nämlich das ewige Leben bei Gott, das schon jetzt beginnt.
Was wollen Sie heute gewinnen? Wovon erwarten Sie das große Glück? Wovon erhoffen Sie sich die letzte Geborgenheit? Testen Sie heute Ihre Schätze: Wie haltbar sind sie? Wohin führen sie Sie?
Fragen Sie vor allem das Letzte: Was will ich jetzt? Wem will ich gehören?
Wenn Sie diese letzte Frage für sich klären und zulassen, dass Jesus in Ihrem Leben das Sagen bekommt, dann wird sich Ihr ganzes Lebensgefüge Schritt für Schritt ändern. Sie werden staunen, was Ihr neuer Besitzer, Jesus, alles mit Ihnen vorhat.
Sie werden nicht immer auf Rosen gebettet sein, aber Sie werden ein spannendes Leben bekommen. Und Sie werden einen Schatz im Himmel haben – einen Schatz, der kein Haltbarkeitsdatum braucht, einen Schatz, den Ihnen niemand mehr wegnehmen kann, einen Schatz, der niemals verfällt.
Einen Schatz, den Sie auf ewig genießen sollen.
Ermutigung zur Selbstprüfung und Erneuerung der Treue
Und das sage ich zum Schluss allen, die schon lange bewusst mit Jesus leben, die ihm vielleicht schon lange angehören und für die die Herrschaftsfrage eigentlich klar ist.
Sollte Gott ihnen heute gezeigt haben, dass es in ihrem Leben noch einen Schatz gibt, den sie vor Gott zurückhalten, sollte Gott ihnen heute gezeigt haben, dass es in ihrem Leben noch Ziele gibt, die Jesus zurückdrängen und seine Herrschaft in ihrem Leben behindern, dann bitten sie Jesus heute, dass er ihnen diese Sache aus der Hand reißt.
Dann haben sie wieder beide Hände frei für das, was Jesus ihnen ganz neu schenken will.
Teste deine Schätze und sammle dir Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz, und niemand kann zwei Herren dienen.
Herr, erbarme dich! Amen.